Bildersturm. Trinitatis. fraglose. Das tat. sah von. nem jungen und. Nachwort

St. Ma arkus, Mü ünchen RRISIKO RE ELIGION Bild dersturm Prof. Dr. FFriedhelm Haartenstein 31. Mai 2015 Trinitatis Liebe U Universitättsgemeindee, ...
Author: Calvin Kopp
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St. Ma arkus, Mü ünchen

RRISIKO RE ELIGION Bild dersturm

Prof. Dr. FFriedhelm Haartenstein 31. Mai 2015 Trinitatis

Liebe U Universitättsgemeindee, in eineem vieldeutigen Prossastück voom November 1913 beschreibtt der Dichter Robert W Walser die Macht M der Bilder undd die Irritaation einess gebannteen, geradeezu umgekehrten Blicks: „Ein junnger Mann, an dessen Eleganz, Biildung und Herkunft niemand n zw weifelte und der das fraglosee Glück genooß, zu den gesitteten g M Menschen zu u zählen, erlebte eines Tages, indem er das Völkerkuundemuseum m besuchte, um die A ltertümer zu studieren, folgendess sonderbarees, wenn nicht furchtbares und grauenhaftes Abentteuer. Der ju unge Mann, nachdem err sich mit vielem Interesse in den weitschweifig gen Räumli chkeiten, vollgepfropft v t mit allenn nur erdeenklichen Sehensw würdigkeitenn, umgeschaaut hatte, sstand plötzlich, er wuß ßte nicht wiie, vor einerr uralten hölzerneen Figur, die, so absch hreckend unnd plump siie auch war, einen määchtigen un nd gleich darauf üübermächtiggen Eindruck auf ihn m machte, deraart, daß er sich s durch ddas rohe Gö ötzenbild, denn ein solches war w es, an Leib L und Seeele verzaubbert sah. Deer Atem stoockte ihm, das d Herz nen reißend en Bach, du urch alle klopfte laut, das Blut strömte ihm, gleichh einem anggeschwollen Adern, ddas Haar stiieg ihm zu Berg, die Gllieder zitterrten, und ein ne ungeheu erliche, entsetzliche Lust pacckte ihn jähllings an, sich an den Booden zu werrfen, in die Zerknirschun Z ng und Ernieedrigung, um das furchtbaree Bild, das den Wüste n Afrikas entnommen e worden waar, aufs leb bhafteste anzubetten; Barbareenwonne rieeselte ihm d urch die geblendete un nd der Vernuunft beraub bte Seele. Er stieß einen Schrrei aus, der durch die w weite Halle gräßlich tö önte, und nuur eben so viel Fasm übrig, als nötig war, sich mit ein nem verzweifelten Ruckk aus der schreckensungskraaft blieb ihm erregendden Umdunkelung an das lieblich hhelle Bewuß ßtsein einigeermaßen em porzuraffen n. Das tat er, und mit weitaussholenden sttürmischen Schritten, so, als wenn hinter ihm Feuer ausgeebrochen mmal verlusstig, jagte un nd stürzsei, und allen eifrigeen Interessees für die W issenschafteen mit einem te er gegen die Türee, und erst, als er sich i n freier Luftt befand und sich wiedeer umgeben n sah von lebendigg-tätigen Menschen, M erholte er si ch vom panikartigen Entsetzen, E eeine Geschicchte, die ihn, der sie erlebte, tief nachdeenken machtte, über die ich jedoch den d Leser bittte zu lächeeln.“1

„Vor einem Bild““, so besch hreibt es W Walser mitt satirischeer Zuspitzuung fallen bei einem juungen undd aufgekläärten Mitt eleuropäer für kurze Zeit diee Schrankeen zwischen ZZivilisationn und Wildnis. Im B Bann des Iddols zeigt er Reaktioonen körperlicher Urangsst und Urlust, muss sich zusa mmenreiß ßen um niccht niederrzufallen und u anzubeten angesichhts einer unwiderste u ehlichen Anziehung. A In letzterr Sekunde vermag wie man vor v dem der seiiner Urteilskraft berraubte Bilddungsbefliissene zu fliehen, w 1

Robert W Walser, Prosastücke I, Verlag g Volk und Weelt, Berlin 1978 8, 232-233 (= Robert Walserr, Prosa, Auswahl und Nachwortt von Walter Höllerer, H Bibliothek Suhrkam p 57, Suhrkam mp Verlag, Fran nkfurt a. M. 19976, 129-130).

Feuer flieht und er tritt aus dem Völkerkundemuseum hinaus ins Freie, wo er sich in der Geschäftigkeit der Straße, umgeben von lauter normalen Zeitgenossen, sofort von der Verzauberung erholt, die ihn ergriffen hat. Das Erlebnis versetzt ihn in tiefes Nachdenken, wir Leser aber sollen darüber lächeln... So sind wir am Ende vollends im Spiel und fragen: Sollen wir uns wirklich überlegen fühlen anstatt ebenfalls ins Grübeln zu kommen? Wie kann es sein, dass einer das Museum mit einem Heiligtum verwechselt und mit Haut und Haaren (fast) einem fremden Bild verfällt? Wie kann es sein, dass gebotener Anstand wie gebührender Abstand in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus? „Vor einem Bild“ – so sagen es neuere Theoretiker des Bildes – ist das nichts Ungewöhnliches. Hier kann uns etwas widerfahren, das passiv macht bzw. uns unserer Passivität bewusst werden lässt. Nicht wir betrachten, sondern wir werden angeblickt, affiziert durch ein vollkommen Anderes, das doch seltsam vertraut erscheint wie ein verzerrtes Spiegelbild. Maurice Blanchot beschreibt es so: „Sehen ist Berührung durch Faszination“, ein leiblich empfundener paradoxer „Kontakt auf Distanz“.2 Solche Seh-Erfahrung, so legt es intuitiv das Prosastück „das Götzenbild“ nahe, gehört zum Menschen und ist nicht beschränkt auf bestimmte Kulturen. Bilder können lebendig werden und wir können ihnen verfallen, verstrickt zwischen Distanz und Distanzverlust. Es müssen gar nicht Götterbilder sein. Es kann – ein berühmtes antikes Beispiel – auch mit dem eigenen Spiegelbild geschehen. Unvergesslich die Verse Ovids über den jungen Narcissus, der das eigene (Trug-) Bild begehrt – lebendig tanzend in den Wellen des Wassers – und ihm nicht mehr entkommt, sich buchstäblich nach ihm verzehrt bis zum Tod. Diese Faszination des Bildes, anziehend und manchmal abstoßend, wird heute am „Selfie“, dem ständigen Körperbild-upload, besonders deutlich. In den Münchner Zeitungen war vergangene Woche zu lesen, dass die Polizei zwei junge Mädchen, 12 und 17 Jahre alt, aus einem Eisenbahntunnel geholt hat, die dort – offenbar ohne Sensorium für die tatsächliche Lebensgefahr – „Selfies“ von sich mit Beleuchtung und Stativ aufnehmen wollten. Mit der Bildlust und dem Zusammenfallen von Bild und Körper vollzieht sich ein Verlust der Distanz, der auch gefährlich werden kann. – Gegen „Idolisierung“, gegen das sich Verlieren im Sichtbaren, richten sich religiöse Bilderverbote. Und Akte des Bildersturms versuchen – vergeblich – die Macht der Bilder zu bannen. Risiko Religion. Mit den Anschlägen von Paris im Januar 2015 wurde erstmals die Grenze überschritten, dass Islamisten nicht nur Bildwerke alter Kulturen und anderer Religionen zerstörten wie bei den Buddhastatuen von Bamyian, sondern dass man Künstler mitten in Europa ermordete, weil sie Bilder geschaffen haben, die als Frevel und Provokation empfunden wurden. Wie der Kunsthistoriker Horst Bredekamp herausstellt, ist damit die Frage nach dem Umgang mit Bildern auch für uns wieder zu 2

Vgl. Knut Ebeling, Maurice Blanchot, in: Kathrin Busch, Iris Därmann (Hg.), Bildtheorien aus Frankreich. Ein Handbuch, Eikones, Wilhelm Fink Verlag, München 2011, 73-83: 76 (mit den Nachweisen).

einer Frage von Leben und Tod geworden.3 Der neue Bildersturm, der vor Leib und Leben des Künstlers nicht Halt macht, fordert ein entscheidendes Erbe der Aufklärung heraus: Die Fähigkeit zur Distanz, die erst die Freiheit der Kunst, des Schaffens und des Sehens, ermöglicht. Dazu Bredekamp: „Um unseren Freiraum zu wahren, müssen wir bestehen auf der Distanz von Bild und Körper, Bild und Gott. Wie der Mord an den Zeichnern von Paris gezeigt hat, ist das nun das wichtigste Gebot der Aufklärung: eine Frage von Leben und Tod.“4

Die neue Qualität dieser Frage lässt sich nicht einfach auf den Kultur- und Religionsgegensatz eines „clash of civilizations“ zwischen Abendland und Morgenland, zwischen Christentum und Islam, zurückführen, sondern stellt uns vor die Frage, wie wir es in unserer eigenen Tradition eigentlich mit den Bildern halten und halten wollen. In Judentum und Islam führte nicht jedes beliebige Bild, wohl aber die Möglichkeit seiner kultischen Verehrung zur Abgrenzung und zum Bilderverbot. Für den Kulturwissenschaftlicher Jan Assmann zerstörte das Bilderverbot der monotheistischen Religionen zunächst die Inszenierungen irdischer Mächte als Herrscher des Kosmos: „[...] es entzaubert die Welt, die den Menschen in ihren Bann schlägt und ihn von Gott ablenkt. Ikonoklasmus heißt Theoklasmus: mit den Bildern sollen die Götter zerschlagen werden, die in ihnen angebetet werden.“5

Ein entsprechender Umgang mit Bildern ist dann Teil des in der Perspektive der Autoritäten „richtigen“ Vollzugs religiöser Praxis: Bilder müssen entfernt oder beim Gebet unsichtbar gemacht werden, weil sie ablenken und verführen könnten – so im Islam bis heute.6 Darin ist ein – kaum reflektiertes – Bilderverständnis enthalten, das ihnen erhebliche Macht zuschreibt, dieselbe Macht, die Robert Walsers Prosastück „Das Götzenbild“ karikiert und bestätigt. Das ist offensichtlich im Fall islamistischer Gruppierungen, die dem Bild eine Wirklichkeit (v.a. als Wirkung auf Menschen) zuschreibt, die keinerlei Distanz kennt, wie erneut Horst Bredekamp hervorhebt: „Die neuen Täter unterscheiden nicht zwischen Bild und Gott, Bild und Körper. Sie identifizieren die gezeichneten Figuren des Propheten mit dem Propheten selbst“.7

3

Doppelmord an Mensch und Werk: Interview mit Horst Bredekamp, geführt von Kia Vahland, Süddeutsche Zeitung Nr. 8, Montag, 12. Januar 2015, 9. 4 SZ, 9. 5 Jan Assmann, Die Mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus, Edition Akzente, Carl Hanser Verlag, München 2003, 100. 6 Vgl. Silvia Naef, Bilder und Bilderverbot im Islam. Vom Koran bis zum Karikaturenstreit, Verlag C. H. Beck, München 2007, 11-32, zu den Texten der Tradition; 131-137, zur Gegenwart. 7

Bredekamp, SZ, 9 (vgl. Anm. 3).

Das ist – und darum geht es mir – nicht einfach nur ein vormodernes Konzept, dem gegenüber wir uns immun und überlegen fühlen könnten, über das wir gar lächeln könnten. Die virtuose visuelle Inszenierung von Bilderzerstörungen in Syrien und im Irak durch den sogenannten „Islamischen Staat“ zeigt ja sehr genau, dass mediale Bildermacht einen Nerv unserer eigenen, in rasantem Wandel begriffenen Kultur der Bilder trifft. Im weltumspannenden digitalen Netz ist heute fast jedes Bild verfügbar. Mit dieser grenzenlosen Präsenz schwindet die Unterscheidungs- und Deutungskompetenz „vor dem Bild“. Was bei Ikonen totalitärer politischer Macht wie in Nordkorea oder bei Bildern zur erotischen Stimulierung sofort einsichtig wird, dass es nämlich Bildpräsenz gibt, die Distanz nicht zulassen soll, prägt auch die digitale Alltagskultur. Neben der „Bewegung der Selfies“ kann man auf den „Augenblicksjournalismus“ verweisen, wie er seit dem 11. September 2001 mit den fallenden Türmen von New York Teil unserer Medienkultur geworden ist – die suggestive Unmittelbarkeit unübersichtlicher Live-Bilder, die nichts erklären, sondern – gerade bei Katastrophen und Kriegen – vor allem einer Ästhetik der Überwältigung gehorchen. Hier wünscht man sich die Kraft zur Unterscheidung, zur „Fassungskraft“, die aus der „Umdunkelung“ befreit, um nochmals Robert Walsers Prosastück zu zitieren. Wie verhält es sich hier mit dem jüdisch-christlichen Erbe? Wir haben als Lesung zwei biblische Texte gehört, einen alttestamentlichen, aus Dtn 7, und einen neutestamentlichen aus Joh 2. Beide sind schwierig und gehören zu den oft verdrängten Anteilen unserer Tradition, die zur Gewalt aufrufen (Dtn 7) oder sie als notwendig schildern (Joh 2). In den alttestamentlichen Büchern Dtn-2 Kön findet sich unter anderem eine spezielle „Semantik der Gewalt“ gegen Götterbilder. So heißt es in Dtn 7,1-6, man solle mit den Bewohnern Kanaans keine Verträge schließen, sondern ihre Kultsymbole zerstören: „Vielmehr so sollt ihr mit ihnen verfahren: Ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre Mazzeben zerschlagen, ihre Ascheren umhauen und ihre Götterbilder verbrennen!“ (Dtn 7,5)

Wie es die neuere Forschung zeigt, wird hier nichts anderes dem Bildersturm bzw. Ikonoklasmus anempfohlen als die eigene frühere Religion.8 Archäologisch ist der Befund eindeutig: Nicht ein „reines“ Israel ist in der frühen Eisenzeit von außen in das Land eingewandert. Vielmehr hat es sich im Land selbst entwickelt (Israel und „Kanaan“ ist daher über lange Zeit dasselbe gewesen). Die alleinige JHWHVerehrung ist das Ergebnis einer innerreligiösen Unterscheidung. Deren Endgestalt mag man mit Jan Assmann die „Mosaische“ nennen. Sie entwirft ihre teils „intoleranten“ Geschichtsbilder und Handlungsanweisungen aus einem weiten zeitlichen Abstand zu den Ereignissen. Weder die Einnahme des Landes, noch die Zerstörung der Götterbilder hat jemals so stattgefunden, wie es die Texte darstellen. Aus heutiger Sicht ist es sicher auch erleichternd, dass die religiös motivierte Gewalt mancher biblischer Texte vor allem als rhetorisch erscheint. Die Forschung 8

Zum Folgenden vgl. Friedhelm Hartenstein, Monotheismus und Intoleranz. Überlegungen aus alttestamentlicher Sicht, Glaube und Lernen 26, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, 13-25.

hilft, die Texte als das zu sehen, was sie sehr wahrscheinlich einmal waren: Eine Stütze für die Identität Israels in persischer Zeit. Es ist im Übrigen meines Wissens nicht belegt, dass jemals von Seiten der jüdischen Religion ein Bildersturm oder Gewalt gegen Andersgläubige ausgegangen wären. Ganz anders liegt der Fall des Christentums, das erbitterte Kämpfe um die Frage der Bilder erlebt hat. Ich erwähne nur die Zerstörung altägyptischer Götterbilder unter byzantinischer Herrschaft oder den Bildersturm der Reformation. Auch darin drückte sich das Bewusstsein für die besondere Macht aus, die Bilder über Menschen ausüben können. In Luthers Katechismus wird die Gefahr der Idolisierung, etwa von „Geld und Gut“, als zutiefst menschlich beschrieben: „es klebt und hängt der Natur an bis ins Grab“.9 Selbst das Handeln Jesu wird genau in diesem Zusammenhang in den Evangelien nicht als gewaltfrei geschildert, besonders bei der Tempelreinigung im Johannesevangelium, die wir vorhin als zweite Lesung gehört haben: „Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb alle aus dem Tempel hinaus, die Schafe wie die Ochsen, und den Wechslern schüttete er das Geld aus und stieß ihnen die Tische um.“ (Joh 2,15)

Das ist eine drastische Maßnahme gegen den Fetisch der Ökonomisierung der Religion: Für uns heute gut nachvollziehbar, aber auch Hinweis darauf, dass es zum Risiko der Religion gehört (übrigens auch der polytheistischen), es mit heiligem Ernst bis zum Umsturz kommen zu lassen. Vom Umsturz der Tische im Tempel zum Umsturz von Gesellschaften sind die Übergänge fließend. Es war revolutionär, dass der Monotheismus einen Gott „jenseits“ und „gegen“ die Bilder entdeckte. Kein Bild ist ihm angemessen, aber alle Bilder verweisen indirekt auf ihn. Im Christentum gibt es – anders als in Judentum und Islam – an dieser Stelle den Gedanken der Menschwerdung, der Einkehr Gottes in die Welt. In Jesus von Nazareth teilt er unser Bilderbegehren und verheißt ihm endgültige Erfüllung. Die Geschichte des Christusbildes ist auch eine Geschichte der theologischen Rehabilitierung des Bildes. Gott gibt sich uns als ein Bild, in dem wir uns selbst als von ihm geliebt erkennen können. Das Judentum kennt daneben eine Begründung des Bilderverbots mit der Gottebenbildlichkeit des Menschen. In diesem Licht wäre es unser Geschaffensein als Gegenüber Gottes, das die Bildersehnsucht zu stillen verspricht. Im Islam schließlich, dessen Tradition der Schriftbildlichkeit auf ihre Art die Faszination des Bildes feiert, gibt es auch mystische Bildauffassungen, die denen jüdischer und christlicher Mystik ähneln. In seinem großen Roman „Rot ist mein Name“ schildert der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk wie ein Altmeister der osmanischen Buchmalerei im 16. Jahrhundert einem Schüler von der Erblindung eines Illustrators erzählt: „Er nahm diese neue Lage ergeben wie einer der Allah dienenden Engel hin, sprach nie mehr und malte niemals mehr ein Bild. Mirza Mohammed Haydar Duglat, der Verfasser von Raschids Ge9

Martin Luther, Der Große und der Kleine Katechismus. Augewählt und bearbeitet von Kurt Aland und Hermann Kunst, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983, 10.

schichte, erklärt dies damit, daß ein Illustrator, der in die Landschaft von Allahs unsterblicher

Zeit eingegangen ist, niemals mehr zu jenen Buchseiten zurückkehren kann, die für gewöhnliche Sterbliche angefertigt worden sind, und sagt: Dort, wo die Erinnerungen des blinden Illustrators Allah erreichen, herrscht absolute Stille, beglückendes Dunkel und die Unendlichkeit einer leeren Seite.“10

Die drei monotheistischen Religionen – auch der Islam – teilen neben ihren ikonoklastischen Tendenzen eine Tradition des Bilderdenkens als Grenzabschreitung zum nicht Darstellbaren. Auch daraus könnte die so nötige Kraft zur Unterscheidung zwischen unserem Bilderbegehren und Gott als dem Grund aller menschlichen Kreativität erwachsen. Wenn wir im Bild vor allem uns selbst und unsere Unsterblichkeit suchen, so steht dem jenes nicht von uns gemachte Bild gegenüber, als das Gott den Menschen will, um durch ihn seine Güte darzustellen und in die Welt ausstrahlen zu lassen. Amen.

Nächster Universitätsgottesdienst Intoleranz

14. Juni 2015 Prof. Dr. Winfried Haunerland

Vokal Ensemble München

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Orhan Pamuk, Rot ist mein Name, Fischer Taschenbuch 51014, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 2007, 113.