pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

BILANZ EINER FILMISCHEN INTERVENTION von Dorothee Wenner in Zusammenarbeit mit pong Film GmbH und EYZ MEDIA GmbH "INTERDISZIPLINÄR" war lange Zeit ein Lieblingswort in akademischen Zirkeln und Texten. Inzwischen macht der Begriff auch anderswo Karriere: Dieses Dossier dokumentiert als eine Art Fallstudie die Entstehungsgeschichte und Rezeption des Films "DramaConsult": ein Projekt, das in der sich derzeit stark wandelnden Welt des Dokumentarfilms ein (noch andauerndes) Experiment ist, 'Wirtschaft' und 'Film', 'Kino und Entwicklungszusammenarbeit' zwischen Deutschland und einem afrikanischen Land nicht nur passiv darzustellen und abzubilden. "DramaConsult" war auch als ein filmischer Versuch angelegt, diese Bereiche interdisziplinär zusammenzubringen, aufeinanderprallen zu lassen bzw. miteinander "ins Geschäft zu bringen". Es folgt ein Erlebnisbericht der Regisseurin des Films in Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma pong Film GmbH und der für die Kinotour verantwortliche Agentur EYZ Media. Zur Kenntnisnahme von interessierten Zirkeln aus der Entwicklungszusammenarbeit und der Filmbranche.

NIGERIA - reloaded: Wie alles anfing Nachdem ich im Jahr 2008 einen Dokumentarfilm über die nigerianische Filmindustrie gedreht hatte - "Peace Mission" - war ich mir sicher: Das war's erstmal mit Dreharbeiten in Nigeria. Nicht etwa, weil das Unternehmen ein Flop war oder ich das Interesse an diesem unglaublichen Land verloren hätte. Im Gegenteil: Der Film hatte eine weltweite 'Festivalkarriere' und verkaufte sich an Sender und Vertriebe auf allen Kontinenten, was uns alle erstaunt und erfreut hat. Auf Einladung der African Academy Movie Awards (AAMA) fuhr und fahre ich auch weiterhin regelmäßig nach Lagos.Einmal jährlich zeichnet die African Academy nach dem Modell der "Oscars" die besten afrikanischen Filme aus. Seit inzwischen 10 Jahren gehöre ich zu dieser AAMA-Jury, die von der nigerianischen Produzentin Peace Aniyam-Fiberesima einberufen wird. Es gehört zu den wichtigsten Fundamenten der African Movie Academy, das Filmschaffen von afrikanischen Regisseuren für das afrikanische Publikum zu fördern und zu feiern - als Reaktion auf eine cinematographische Infrastruktur und Realität in Subsahara-Afrika, die bedingt durch den Kolonialismus noch sehr jung und geprägt ist von europäischer Einflussnahme - durch Finanzierungs- und Förderungsmodelle, und durch einen europäischen/ westlichen Filmgeschmack, der ganz erheblich von z.B. dem nigerianischen abweicht. "Wir haben genug Filme von Weißen über Afrika gesehen. Es ist an der Zeit, dass wir unsere eigenen Geschichten erzählen", wird Peace als AAMA-Botschafterin nicht müde zu wiederholen. Und ich finde: Sie hat recht. 1

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

Doch dann trat Matthias Lilienthal, bis 2012 Künstlerischer Leiter des HAU (HebbelTheater am Ufer in Berlin), mit einem Vorschlag auf die Bühne: Er wünschte sich als 'Abschiedsgeschenk' seiner Zeit am HAU eine Zusammenarbeit zwischen RiminiProtokoll (www.rimini-protokoll.de) und mir. Eine Produktion, die die spezifischen Qualitäten des dokumentarischen Theaters der Riminis mit den reichlich chaotischen, aber wild-tollen Erfahrungen meiner "Lovin' Lagos-Centre of Excellence"-Show am HAU 2008 irgendwie zusammenbringen sollte. Nigeria war als Thema also wieder präsent. Lange Abende, rauchende Köpfe: Wir suchten nach einem Themenfeld, relativ frei von den Klischee-Tretminen, die das deutsch-afrikanische Verhältnis medial dominieren (Hunger, Kriege, Katastrophen) – und kamen auf BUSINESS-KULTUR & WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN. Das Sujet, vom deutschen Kulturbetrieb bislang noch kaum erforscht, gewinnt in der Wirtschaft rasant an Interesse und Aufmerksamkeit. Derzeit gibt es kaum Studien von Banken und einflussreichen Beratungsagenturen, die darauf verzichten, die wachsende Bedeutung der Staaten Subsahara-Afrikas als zukünftige "High Potentials" hervorzuheben. Seit Ende 2013 hat Nigeria mit einem nationalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 262 Milliarden US-Dollar bei diesen 'Rankings' sogar Südafrika überholt. Gleichzeitig ist Nigeria ein Land mit schlechter Reputation, um das hierzulande abgesehen von einigen Pionieren die meisten Unternehmer einen großen Bogen machen, aus Angst vor Korruption, Betrug, Millionenverlusten... Im ansonsten ja eher 'nüchternen' Wirtschafts-Milieu kursieren wahre Schauergeschichten über Nigeria, nicht selten mischt sich gar eine stark irrationale Note in die Kommunikation – die 'Angst vor'm schwarzen Mann' bekommt eine neue Relevanz. Ideale Voraussetzungen für uns: Wir hatten ein Thema gefunden, aus dem Rimini-Protokoll das Theaterstück "Lagos Business Angels" entwickelt, parallel dazu entstand "DramaConsult". Ein Film, der nicht aus der 'Außenperspektive' von oder über Nigeria erzählt, sondern vielmehr das Verhältnis zwischen Nigeria und Deutschland auf Augenhöhe beleuchtet – als Fallstudie. PROJEKTENTWICKLUNG Die Finanzierung des Films erfolgte, wie heute üblich, nicht nur aus einer Quelle. Mit tatkräftiger Unterstützung des Projektmentors Lilienthal konnten wir zunächst das Goethe-Institut Lagos als Koproduzenten gewinnen. Mit ZDF/ ARTE hatten wir bereits für "Peace Mission" zusammengearbeitet. Und die Redakteurin Kathrin Brinkmann begeisterte sich auch für eine inhaltliche Fortführung des dokumentarischen NigeriaExperimentes mit dem Thema Business-Kultur. Als vierter Partner beteiligte sich das Medienboard Berlin Brandenburg mit einem bedingt rückzahlbaren Darlehen für Produktionsförderung. Andere blieben skeptisch: Es wurde bald klar, dass das Projekt auch kritische Fragen aufwirft: Zeigen wir ein unrealistisches Bild von Nigeria, das die bestehenden Probleme und Herausforderungen ausblendet? Besteht ein zu starker Fokus auf Außenwirtschaftsförderung? Bedienen wir einen neoliberalen Mainstream? 2

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

Suggerieren wir, dass Wirtschaftsförderung der Königsweg von Entwicklungszusammenarbeit ist? Fragen, die uns bis weit in die Rezeption hinein begleitet haben. Die aber auch zeigen, dass unsere Blickrichtung auf Subsahara-Afrika geprägt ist von Kolonialgeschichte, Nord-Süd-Ausbeutung und nicht zuletzt durch die Medien, in die das urbane, mittelständische Afrika selten Eingang findet. Den (nicht zu negierenden) Bildern von Wildtieren, Kindersoldaten und Armut unter der ländlichen Bevölkerung auch einmal Bilder von selbstbewussten, global denkenden, erfindungsreichen Unternehmern entgegenzusetzen, war eines der Anliegen von DramaConsult. DAS SET-UP Zusammen mit der Außenhandelskammer Lagos, mit dem deutschen Generalkonsulat und dem Netzwerk von Freunden und Bekannten schickten wir einen 'call-for-entries' herum. Wir suchten nach nigerianischen Unternehmern aus allen Branchen, die bereit waren, sich auf folgenden "Deal" einzulassen: Reisekosten & Unterbringung in Deutschland für sechs Wochen, Assistenz bei der Visa-Beschaffung und bei der Kontaktaufnahme zu deutschen "counter-parts" aus den jeweiligen Geschäftsfeldern. Im Gegenzug verlangten wir: eine gute Geschäftsidee – und die Bereitschaft seitens der beteiligten Unternehmer, uns als Filmteam bei ihren Begegnungen dabei zu haben. Sollten durch das Experiment Geschäfte tatsächlich zum Abschluss kommen, würden die Gewinne allein – ohne jede Beteiligung des Filmteams – zwischen den Geschäftspartnern ausgehandelt werden. (eine Regelung, die bei den Nigerianern zunächst auf Unverständnis stieß, dann aber wohlwollend akzeptiert wurde) DIE MITSTREITER In Lagos trafen wir im Goethe-Institut Lagos etwa 40 Unternehmer, die unser lokaler "line-producer" Steph Ogundele in Absprache mit uns kontaktiert hatte – über 200 Personen hatten auf den "call-for-entries" reagiert und sich beworben. Diese erste Begegnung verlief wie das Casting für einen Spielfilm. In die Entscheidung für unsere Protagonisten flossen aber auch Überlegungen ein wie: Welche Branchen sind für unser Vorhaben besonders interessant, weil "relevant" und als filmische Geschichte ergiebig? Es war schwer, eine Entscheidung zu treffen, so viele interessante Leute durften wir kennenlernen – einen Leichenwagenfahrer und einen Bienenzüchter, einen missionarisch veranlagten Priester, einen Fischzüchter usw..... Aber schon fünf Protagonisten sind für einen 80-minütigen Dokumentarfilm eine echte Herausforderung. Diese Personen wurden dann schließlich unsere Partner & Protagonisten: Sam Aniyama, ein gestandener Autoteile-Händler. Alles, was mit Autos zu tun hat, ist in Wirtschaftsbelangen sowohl für Nigeria wie auch für Deutschland relevant. Uns gefiel außerdem, dass Sam über seinen in Berlin lebenden Bruder Dazaa einen Großteil 3

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

seiner Ware bezieht - die engen verwandtschaftlichen Bande zur Diaspora in aller Welt spielen im Außenhandel mit Afrika eine zentral wichtige Rolle. Femi Oladipo, Fabrikant von Herrenmaßschuhen. Einen Unternehmer aus der Modebranche wollte ich unbedingt dabeihaben, weil hierzulande wenig bekannt ist, wie gigantisch dieser Markt in Nigeria ist. Ich zum Beispiel wusste früher nicht, dass ein nigerianischer Geschäftsmann 'of class' etwa 100 Paar Schuhe für die unerlässliche Grundausstattung hält. Dolapo Ajayi, Projektentwickler und Immobilienmakler. Er überraschte und überzeugte uns vom ersten Moment an mit seinem Auftritt – und mit Zahlen: Etwa 18 Millionen Wohneinheiten für untere und mittlere Einkommensschichten würden derzeit in Nigeria gebraucht, so hatte sein Büro ermittelt. In Deutschland hoffte er, Finanziers und Experten für nachhaltiges und ökologisch bewusstes Bauen zu finden, etwa um Klimaanlagen überflüssig zu machen. Er hatte recherchiert, dass Deutschland auf diesem Sektor aktive Player hat. -

-

Biyi Tunji-Olugbodi leitet eine Human Ressource Agentur, die Arbeitskräfte für nigerianische und internationale Firmen in Lagos und ganz Nigeria vermittelt und schult. Leider hatten sich insgesamt nur wenige weibliche Unternehmerinnen beworben, obwohl es derer in Nigeria so viele gibt. Zum Glück gehörte Biyi zu der relativ kleinen Damen-Gruppe unter den Bewerberinnen: Sie schien uns ideal, als "Consultant" die drei Unternehmer Sam, Dolapo und Femi auf die Reise nach Deutschland vorzubereiten, sie dort zu begleiten und zu "coachen". Wir casteten sie in dieser für sie relativ 'natürlichen' Rolle und konnten sie darüber hinaus für die Idee gewinnen, als "Anchor" durch den Film und das Experiment zu führen. Jude Fejokwu ist Markt-Analytiker und erstellt Evaluationen von kleinen und mittelständischen Firmen in Nigeria, zu seinen Klienten zählt unter anderem die 'Nigerian Stock Exchange'. Ein kluger Kopf und Visionär, den wir als Biyis Partner casteten: zwei Consultants, die im Film für die Firma "DramaConsult" arbeiten. Eine Firma, die wir erfunden haben – weil es sie im wirklichen Leben noch nicht gibt. Ihr Auftrag: Drei nigerianische Unternehmer werden nach Deutschland geschickt, um die Potentiale und Schwierigkeiten der deutsch-nigerianischen Wirtschaftsbeziehungen zu erforschen, möglicherweise zum eigenen Vorteil und Gewinn.

INTERACTION Retrospektiv war es viel einfacher als erwartet, für die nigerianischen Protagonisten in Deutschland "Counterparts" zu finden. Wir suchten nach potentiellen Geschäftspartnern aus passenden Branchen, die ebenfalls bereit waren, vor laufender Kamera herauszufinden, ob und wie sie mit Femi, Sam bzw. Dolapo ins Geschäft kommen 4

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

könnten. Wir hatten im Internet recherchiert und im erweiterten Bekanntenkreis gesucht und waren überrascht, wie viele Unternehmer offen auf die Anfrage reagierten – zumeist gar mit einem sehr "un-spezifischen" Interesse an Afrika. Wir haben bei wesentlich mehr Firmen gedreht, als im Film zu sehen sind – aus dramaturgischen Gründen fielen diese Szenen dem Schnitt zum Opfer. Als Erfahrung jedoch fanden wir die Vielzahl der Angebote und das Interesse an unserem Experiment sehr bemerkenswert. Zugegeben: Potentiell hatten alle eher etwas zu gewinnen als wirklich etwas zu verlieren, – außer vielleicht der Reputation, wenn man später mit seinem eigenen Auftritt vielleicht nicht ganz zufrieden war. . Darauf hatten wir gehofft/ gesetzt, und dieses Spiel ging auf. Selbst wenn es nicht zu einem Geschäftsabschluss kommen würde: Imagegewinn, Bekanntmachung von Namen und Firmen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, Weltoffenheit als mediales "trademark" – dazu kann ja heutzutage kaum ein Unternehmer 'nein' sagen. Die Kehrseite dieser vielen positiven Reaktionen bescherte uns ein Problem, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Wir fanden tatsächlich niemanden, der war bereit, über seine/ ihre schlechten Erfahrungen in Nigeria zu sprechen. Wir wussten natürlich nicht nur, dass viele deutsche Firmen in der jüngsten Vergangenheit mit massiven Problemen wie Betrug, Korruption oder Rechtlosigkeit konfrontiert waren und zuweilen schmerzhafte Verluste erlitten hatten, sondern auch, welche Firmen dies betraf. Es war nichts zu machen. Rückblickend betrachtet war es jedoch auch naiv zu glauben, dass ein/e Unternehmer/in, ein/e Abteilungsleiter/in oder Manager/in öffentlich über solche Erfahrungen reden würde. Tatsächlich kann es ja sehr leicht geschäftsschädigend sein, von den eigenen Niederlagen zu berichten, auch wenn man sich ganz und gar schuldlos fühlt. Um die Negativerfahrungen deutscher Unternehmer/innen mit Nigeria dennoch abzubilden haben wir eine Szene gedreht, in der Biyi und Jude aus nigerianischer Sicht über das Problem diskutieren. Dieses Gespräch gehört aus meiner Sicht zu den aufschlussreichsten des Films. Zitat Biyi, aus dieser Szene: Ich sehe das so: Die Zurückhaltung auf Seiten der deutschen Geschäftsleute hat gute Gründe. Niemand, der sich mal die Finger verbrannt hat, gibt gerne zu: Ja, ich habe mir die Finger verbrannt. Schaut man auf das große Ganze, egal ob man Opfer eines Betrugs geworden ist oder nicht – zum Streiten gehören immer zwei! Wenn mich jemand betrügt, muss ich ja vorher auch etwas gierig gewesen sein. Wenn man also zugibt, betrogen worden zu sein, gesteht man seine eigene Gier ein. Das erklärt vielleicht, warum sich die Leute schämen und nicht zugeben wollen: Schaut her! Ich habe mich auf diesen Deal eingelassen, und der ist geplatzt. Und das und das habe ich getan, bis es dazu kam. DIE PRODUKTION Gewiss: Wie bei fast allen Filmen erlebten wir während der Dreharbeiten und in der Postproduktion Abenteuer, über die sich lange erzählen ließe. Schon allein, weil unser erster Drehtag in Lagos mit dem Beginn des landesweiten Generalstreiks aus Anlass 5

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

der Benzinpreiserhöhung zusammenfiel. Biyi war trotz ihrer 'Verkleidung' als einfache Hausfrau auf dem Weg zum Drehort in einen Hinterhalt geraten. Sie kam tränenüberströmt an, unfähig, vor die Kamera zu treten. Wir wurden im Auto mit Steinen beworfen, haben unsere weißen Gesichter auf der Rückbank hinter Rucksäcken und Büschen versteckt – ein in Nigeria übliches Zeichen für Solidarität mit den Streikenden. Um im Hafen drehen zu dürfen, mussten wir einen Herrn mit adidas-aftershave bestechen, aber der fand dann trotzdem, es wäre besser, wenn nur unser schwarzer Toningenieur aus dem Auto aussteigt und ausnahmsweise mal statt unseres weißen Kameramanns zur Kamera greift. Und so weiter... Viele unserer Erlebnisse bei den Dreharbeiten, die Diskussionen mit den Protagonisten, deren Konflikte untereinander sind und waren für uns sehr aufschlussreich – auch im Hinblick auf unser Thema. Tatsächlich wussten wir ja nicht, wie so häufig im Dokumentarfilm, wie die Geschichte ausgehen würde, welche Erfahrungen unsere Protagonisten in Deutschland machen würden. Wir haben einige wunderbare Überraschungen erlebt, es gab aber auch jede Menge Komplikationen (etwa bei der Visa-Beschaffung); – auf einiges waren wir gefasst, doch manche Hürden konnten wir nicht überspringen und mussten nach alternativen Wegen suchen. Ich hoffe jedoch, dass der fertige Film für sich spricht, dass "DramaConsult" die Essenz dieses gemeinsamen Lernprozesses während der Dreharbeiten und der Postproduktion widerspiegelt.

DAS EXPERIMENT GEHT WEITER Wir hatten DramaConsult von Anfang als eine filmische Laborsituation betrachtet, als eine von uns initiierte – und somit fiktive - Konstellation, innerhalb derer reale Personen agieren, in Szenen und Situationen, die man als klassisch dokumentarisch bezeichnen kann. Tatsächlich wurde uns aber erst NACH der Fertigstellung des Films bewusst, wie sehr dieses Experiment auch die Auswertung des Films, – vor allem im deutschen Kino, – beeinflussen würde, sollte, musste. Die erste Herausforderung war, die Texte zum Film zu verfassen und dabei die Verortung zwischen Realität und Fiktion zu berücksichtigen. Natürlich wollten wir in der Ankündigung nicht den Eindruck erwecken, es handele sich um eine wissenschaftliche Abhandlung über das Wirtschaftsverhältnis zwischen Deutschland und Nigeria – garantiert säße man dann abends einsam im Kinosaal. Wir verständigten uns darauf, DramaConsult als eine 'filmische Intervention' anzukündigen und einigten uns auf folgenden Text: In Nigeria zu investieren lohnt sich – davon sind die drei Businessmänner aus Lagos fest überzeugt. Gemeinsam machen sich der Immobilien-Mann Dolapo Ajayi, der Autoteilehändler Sam Aniama und der Hersteller von Maßschuhen Femi Ladipo von der nigerianischen Metropole aus nach Deutschland auf den Weg, um dort Investoren 6

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

und Geschäftspartner für ihr Business zu finden. Nach einem kurzen Briefing durch zwei Unternehmensberater brechen Dolapo, Sam und Femi auf zu ihrer Mission, die für sie zu einem Abenteuer mit offenem Ausgang wird. Sie stürzen sich in Meetings mit Architekten und Schuhdesignern, treffen Frankfurter Banker, Berliner Autoteilehändler und Hamburger Reeder, die seit 175 Jahren im Afrika-Geschäft aktiv sind. Ihnen zu Seite stehen Biyi Olugbodi und Jude Fejokwu, ihre zwei Business-Coaches von DramaConsult. Diese Beratungsfirma wurde eigens für den gleichnamigen Film DramaConsult erfunden und ist Teil der Versuchsanordnung, die der Story des Films zugrunde liegt. DramaConsult inszeniert den Clash zweier Business-Kulturen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: auf der einen Seite der Mut und die Lernbereitschaft der drei Helden, auf der anderen Seite die zwischen Skepsis und Aufgeschlossenheit schwankende Haltung ihrer deutschen Gegenüber. Längst gilt Afrika ja als Wachstumsmarkt, der internationale Wettlauf um afrikanische Aktien, Portfolios und Equity Funds hat begonnen. DramaConsult lässt das Publikum auf unterhaltsame Weise daran teilhaben, wenn sich die nigerianischen und deutschen Protagonisten begegnen und auf neues Terrain vorwagen. Sie lernen dabei so manches über die anderen und auch einiges über sich selbst. Die Distanz zwischen ihnen hat sich am Ende nicht in Luft ausgelöst, ihre Pläne kommen in der Zukunft auf den Prüfstand, aber der weite Weg hat sich für sie sichtbar bereits gelohnt. Auf einem Berliner Schrottplatz finden sich allerhand wertvolle Autoersatzteile, die in einem Container die Reise nach Afrika antreten werden; die Modelle einer Berliner Schuhdesignerin werden vielleicht bald auch in den Geschäften von Lagos zu kaufen sein und ein deutsches Architekturbüro lernt, dass man bei der Planung von Häusern in Lagos die Dienstboten auf keinen Fall vergessen darf. Eine Abenteuerreise im Zeitalter der Globalisierung.

KINOTOUR Nach einer erfreulichen Festivaltournee des Films vor allem durch Afrika, die im Februar 2013 in Ougadougou beim FESPACO-Festival (der wichtigsten Plattform für afrikanisches Kino) begann, hatte ich bereits einen ganz beachtlichen Stapel von Visitenkarten eingesammelt: von Geschäftsleuten aus Südafrika, Burkina Faso, Gabun, Nigeria, Ostfriesland, die mich jeweils baten: wenn ich die "Fortsetzung" des Experiments machen würde, möge ich sie doch bitte berücksichtigen – als Protagonisten. Das bestärkte uns in der Idee zu versuchen, auf einer Kinotournee in Deutschland Menschen, Vereine, Organisationen und Verbände aus jenen kinofernen Zielgruppen zu 7

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

DramaConsult ins Kino zu locken, die sonst nicht zum regulären Verteiler-Kreis von Filmverleihern stehen: Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Handelskammern, Interessierte an der Entwicklungszusammenarbeit, Investoren,... So ein Vorhaben allerdings ist zum einen arbeitsintensiv – da man Neuland betritt –- und zum anderen verursacht es Kosten. Wir brauchten dafür Partner. Zunächst fanden wir EYZ MEDIA GmbH (http://www.eyzmedia.de), eine in Berlin ansässige Agentur, die im Bereich der erweiterten Verleiharbeit in Deutschland Pionierarbeit geleistet hat und auf entsprechende Erfahrungen und Netzwerke zurückgreifen konnte. Das gemeinsam mit EYZ erarbeitete Konzept stieß auf Interesse bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, und so wurde sie zum entscheidenden Partner, um den Plan einer Kinotour umzusetzen. Wir planten im November/ Dezember 2013 eine Tournee durch 12 Städte – ausgehend von wichtigen Standorten und Spielstätten, in denen wir engagierte Kinobetreiber kennen, ohne die sich solche Veranstaltungen nicht durchführen lassen. Als diese feststanden, begann die Recherche nach Partnern, Gästen und Multiplikatoren, um an den einzelnen Orten möglichst präzise Veranstaltungen für die regionalen Besonderheiten und Interessen anbieten zu können. In Freiburg zum Beispiel ging es in Kooperation mit dem ehemaligen GIZ-Mitarbeiter Dr. Manfred Matzdorf und Prof. Dr. Heribert Weiland vom Arnold-Bergstresser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung um die Grau- und Konfliktzone zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaftszusammenarbeit. In Halle/ Saale standen Start-ups und Fördermöglichkeiten im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen im Mittelpunkt des Gesprächs, bei dem Tiemo Ehmke von "icebauhaus e.V. Weimar" und der Ethnologe Norman Schräpel vom Projekt "Adaption und Kreativität in Afrika" an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg auf dem Podium saßen. Auch von den am Film beteiligten Protagonisten kam für die Gästelisten wertvoller Input: In Frankfurt etwa nahm der auf Afrika spezialisierte Investment-Banker Hartmut Sieper nicht nur am Filmgespräch teil, sondern brachte auch zahlreiche seiner Kollegen aus dem Frankfurter Bankenviertel zur Vorstellung mit. Durch Vermittlung von Verena von Beckerath – die Berliner Architektin im Film – kam es zu einer Kooperation mit dem Münchener Architekturmuseum, wo gerade eine Ausstellung zu sozialer Architektur in Afrika stattfand. In Hamburg brachte Steffen Grose, – im Film als Auto-Experte zu sehen,– fast die gesamte Belegschaft der Reederei, für die er tätig ist, mit ins Metropolis-Kino: keine fünf Minuten Fußweg vom Sitz der Firma entfernt, doch niemand aus dem Kollegenkreis war zuvor in diesem Kino gewesen. Der Veranstaltungsablauf war an allen Orten ähnlich: – eine Begrüßung mit kurzer Einführung ins Thema, Filmvorführung, Filmgespräch, gefolgt von informellen 8

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

Gesprächen mit Gästen und interessierten Zuschauern im Kino oder in der Nachbarschaft. Angekündigt und intendiert war, dass sich die Diskussion durchaus auch vom Film fortbewegte. DramaConsult war somit Anlass und Anschub von ganz unterschiedlichen Debatten, die an Einzelaspekte des Films thematisch andockten – gelenkt von den Moderator/innen und angereichert durch die Gäste auf dem Podium sowie durch Fragen aus dem Publikum. Indem wir das Kino als erweiterte Kommunikationsplattform nutzten, begann unser Experiment ein neues Eigenleben zu entwickeln, das ich mit größtem Interesse wahrgenommen habe. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, möchte ich ein paar Beispiele anführen: - in München kam eine Zuschauerin beim Cocktail nach dem Filmgespräch auf mich zu und stellte sich als Kunsthistorikerin vor, die einen Forschungsauftrag in Lagos bekommen hat. Sämtliche Freunde und Kollegen hätten ihr davon abgeraten, diesen anzunehmen. Nach unserer Veranstaltung, so sagte sie irgendwie erleichtert, sei sie nun doch sicher, der Einladung folgen zu wollen... und tauschte fleißig Visitenkarten mit anwesenden Nigeria-Experten aus. - in Hannover fragte ein IHK-Mitarbeiter im Publikum den von uns eingeladenen Podiumsgast Theodore Onyeche, Auslandsbeauftragter vom CUTEC (Clausthaler Umwelttechnikinstitut) und gebürtiger Nigerianer, nach seinen Erfahrungen mit Delegationsreisen. Es folgte eine sehr ehrliche, aber keineswegs nur positive Antwort. Der IHK-Mitarbeiter bekräftigte, dass er und seine Kolleg/innen schon seit längerem das Bedürfnis verspüren, dieses "Reiseformat" modernisieren zu müssen; – die beiden verabredeten sich für weitere Gespräche, zum Ideenaustausch. - in Ludwigsburg kam eine Studentengruppe, die als Maschinenbauer eine Forschungsreise durch West-Afrika planen und baten darum, ihr Vorhaben, ihre Suche mit unserem Netzwerk via Facebook zu verlinken-, Das passierte dann wenig später, als wir in Halle das nahezu perfekt dazu passende Forschungsteam von "icebauhaus e.V." kennenlernten und mit den Ludwigsburgern vernetzen konnten. Schließlich waren einige der Geschäfte, welche die Protagonisten im Film angeschoben hatten, in Gang gekommen. Dolapo Ajayi und der Frankfurter Investmentbanker Hartmut Sieper, die sich über den Film kennengelernt hatten, arbeiten inzwischen an mehreren Projekten zusammen, eines ist zum heutigen Zeitpunkt fast "unterschriftsreif"; Biyi hat nach ihrer Rückkehr aus Deutschland ihre ganze Firma umstrukturiert; die beiden Berliner Architekten haben Nachfolgeprojekte in Nigeria in Planung; ein großes deutsches Wirtschaftsmagazin hat angefragt, ob sie den Fortgang der Projekte dokumentieren könne usw. Natürlich kam die Frage nach dem Status quo bei jedem Filmgespräch auf. Dies war für mich stets Gelegenheit zu betonen, dass es nicht meine vorrangige Absicht gewesen war zu zeigen, was für tolle Geschäftsmöglichkeiten in Afrika brachliegen. Tatsächlich ging es in DramaConsult ja eher darum, Fragen 9

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

aufzuwerfen, die den größeren Kontext der Beziehungen zwischen Deutschland und Nigeria betreffen; die die Komplexität des Themas beleuchten und die politischen, kulturellen und historischen Faktoren ins Bewusstsein rufen, die bei jedem Geschäftsabschluss zwischen Partnern aus zwei Ländern eine Rolle spielen. Was uns bei der Kinotour jedenfalls sehr zugute kam, war der Zeitpunkt: Spätestens seit den Ereignissen im Januar 2011 in Ägypten ist der gesamte afrikanische Kontinent auf der politischen Aufmerksamkeitsskala weit nach oben geschnellt. Lampedusa, Mali, Bangui, Kongo, Sudan als aktuelle Kriegs- und Katastrophenschauplätze haben eine intensive Debatte um das deutsche Verhältnis zu Afrika zur Folge. Sofern man nicht nur in der tagesaktuellen Berichterstattung verharrt, landet man unmittelbar bei Fragen, auf die es keine fertigen Antworten gibt. Vielleicht, weil sie anders und neu gestellt werden müssen? Das zu begreifen ist die "lesson", die ich durch die Arbeit am Film gelernt habe. ECKDATEN DER AUSWERTUNG

FESTIVALAUSWERTUNG Als Ort der Weltpremiere von DRAMA CONSULT wurde das größte afrikanische Filmfestival, FESPACO (Festival Panafricain du Cinéma de Ouagadougou) in Burkina Faso ausgewählt, damit der Film zuerst in einem afrikanischen Kontext gezeigt wurde. Im Februar 2013 fand die Uraufführung statt. Weitere Festivals:      

Durban International Film Festival 24. Internationales Filmfest Emden-Norderney (Deutschland-Premiere, Nominierung DGB-Filmpreis) Zanzibar International Film Festival Festicab Burundi Kerala Film Festival

Im Juli 2013 fand in Kooperation mit dem Goethe-Institut Lagos die Nigeria-Premiere statt, die extensive Berichterstattung und positives Feedback seitens des Publikums in Lagos erzielte.

10

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

KINOAUSWERTUNG IN DEUTSCHLAND: ROADSHOW IN KOOPERATION MIT DER GIZ Zeitraum: 23.10.- 02.12.2013 Stationen:           

Berlin Hackesche Höfe Kino (gewerbliches Programmkino) Frankfurt/Main Orfeos Erben (gewerbliches Programmkino) Münster Cinema (Kommunales Kino) Freiburg Kommunales Kino Freiburg (Kommunales Kino) München Monopol (gewerbliches Programmkino) Hamburg Metropolis (Kommunales Kino) Hannover Kino im Künstlerhaus (Kommunales Kino) Lüneburg Scala Kino (gewerbliches Programmkino) Ludwigsburg Caligari Kino (gewerbliches Programmkino) Halle Zazie Kino & Bar (gewerbliches Programmkino) Bonn Bonner Kinemathek in der Brotfabrik (Kommunales Kino)

Die Auswahl der Städte umfasste Metropolen, Schlüsselstandorte der GIZ und kleinere Städte mit ausgeprägten Zielgruppen wie Student/innen oder afrikanischen Communities. Zuschaueranzahl: ca. 1.000 Das Publikum wies eine Mischung aus Cineasten und auch filmfernen Zuschauern auf, die über die im Film verhandelten Themen (Wirtschaft, Afrika, Entwicklungszusammenarbeit) auf die Veranstaltung aufmerksam geworden sind. Erfreulich war auch in einigen Städten der hohe Anteil an Zuschauern, die aus afrikanischen Ländern stammen. Beteiligte GIZ- Büros: - GIZ-Repräsentanz Berlin (Hauptorganisator) - GIZ-Zentrale Eschborn - GIZ-Zentrale Bonn - GIZ-Landesbüro Baden-Württemberg - GIZ-Landesbüro Bayern

11

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

Kooperationspartner: A. Wirtschaftsverbände, -initiativen und Firmen - Afrikaverein der deutschen Wirtschaft - Initiative der Deutschen Wirtschaft „Afrika kommt!“ - Europlant GmbH - CUTEC – Clausthaler Umwelttechnikinstitut - Firma C. Woermann GmbH - SID Hamburg B. Organisationen der afrikanischen Diaspora - Afrikanischer Dachverband Norddeutschland e.V. - Afrika-Kooperative Münster e.V. C. Industrie- und Handelskammern - DIHK - IHK Bonn/Rhein-Sieg - IHK Hannover - IHK für München und Oberbayern - IHK Nord Westfalen - IHK Reutlingen D. Organisationen und Initiativen der Kultur und Kreativwirtschaft - Afrikamera Filmfestival - Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. - b3 Biennale des bewegten Bildes Frankfurt - Dokville/Haus des Dokumentarfilms - Goethe-Institut - Werkleitz Gesellschaft e.V. - icebauhaus e.V. Weimar E. Universitäten - Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne - Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung an der Universität Freiburg 12

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

- Leuphana Universität Lüneburg F. Politische Einrichtungen - Referat Außenwirtschaft, Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, BadenWürttemberg- Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Das vielfältige Netz an Kooperationspartnern aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen trägt dem interdisziplinären Anspruch des Projekts Rechnung und zeigt die Möglichkeiten des Films, verschiedene Akteure konstruktiv miteinander in einen Dialog zu bringen. ONLINE-AUSWERTUNG (VIDEO ON DEMAND) DramaConsult wurde als sogenannte „Day and Date“-Veröffentlichung zeitgleich zum Kinostart zunächst auf der von EYZ GmbH betriebenen Video on Demand Plattform realeyz.tv weltweit für Privat- und Bildungsnutzung herausgebracht. realeyz.tv ist seit 2009 online und inzwischen der größte in Deutschland ansässige Anbieter von Art House- und Dokumentarfilmen sowie genreübergreifenden Formaten (Experimentalfilm, Medienkunst) für den Online-Home-Entertainmentbereich. Das Subsite von realeyz.tv, realeyz.tv E-Learning, vertreibt über 600 Filme mit Bildungslizenzen online. AUSBLICK Wenn man unsere Erfahrungen mit der Kinoauswertung von DramaConsult als Pilotprojekt ansieht, so kann man, – zumindest aus unserer Perspektive,– von einem Erfolg sprechen. Das allerdings setzt die Akzeptanz voraus, Vorhaben wie das unsere nur teilweise mit den etablierten Evaluationsformen (Zuschauerzahlen, Einspielergebnisse) der Filmauswertung zu messen. Während diese für DramaConsult im Vergleich mit anderen Dokumentarfilmen zwar durchaus zufriedenstellend waren, möchten wir die wertvolleren Ergebnisse eher bei den extrem lebhaften, oft überraschenden und interaktiven Reaktionen der Zuschauer verorten. Und genau darauf möchten wir das möglicherweise zukunftsweisende Ergebnis des Projekts legen: Durchaus in Abweichung von einem Festivalereignis suchten wir mit der Kinotour des Films eher die Einbettung in das normale Kino-Programm. Durch lokal verortete, intensivierte Zielgruppenarbeit waren insbesondere die Filmgespräche auch für viele reguläre Kinogänger stimulierend. Jüngst zeigte ich DramaConsult im Filmclub meiner Heimatstadt, im westfälischen Werne (25.000 Einwohner) vor über 300 Zuschauern. Zugegeben ein Heimspiel, aber eine Zuschauerin erzählte später der Filmclubbetreiberin: Sie und ihr Mann hätten sich nach der Filmankündigung und einer "Google"-Recherche über Nigeria erstmal überlegt, zu schwänzen, wären dann aber 13

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

doch gekommen. Und hätten dann mit anderen Filmclubbesuchern bis tief in die Nacht über Afrika geredet... Auch in der Business Community haben die Diskussionsveranstaltungen zu DramaConsult weiterführende Auseinandersetzungen und Aktivitäten ausgelöst. Neben den bereits erwähnten aus dem Film entstandenen Nachfolgeprojekten erweckte DramaConsult Interesse als „facilitating tool“ und potentielles Lehrmittel. Stellvertretend für viele Teilnehmer/innen aus diesem Bereich bescheinigte Eckhard Heine, EZ-Scout des BMZ bei der IHK Hannover :"Zur Einstimmung von Unternehmensvertretern auf Delegationsreisen geeignet. Ähnliche Formate könnten afrikanische Staaten auch als Imagefilm einsetzen." Somit ist DramaConsult nicht nur als in sich abgeschlossenes Filmwerk informativ. Es bildet auch den Ausgangspunkt eines nachhaltigen deutsch-nigerianisches Netzwerkes, das als Anschauungsobjekt für Akteure der internationalen Wirtschaftsbeziehungen nützlich sein könnte. Zum Abschluss möchte ich den in Nantes und Dakar lehrenden Historiker Ibrahima Thioub sinngemäß zitieren, der schreibt, dass in den ehemaligen Kolonien die Entkolonialisierung auch in den Köpfen längst stattgefunden hat. Bei den ehemaligen Kolonialmächten hingegen stehe sie noch aus. Wie vielseitig sich das Medium Film dazu anbietet, diesen Prozess in Gang zu setzen, haben wir bei dieser Kinotour erlebt. WEITERFÜHRENDE AKTIVITÄTEN 1. Einsatz in der Bildungsarbeit Engagement global Bonn (Aufnahme in den Lehrmaterialbestand)GIZ- Didaktikzentrum in Bad Honnef (Aufnahme in den Lehrmaterialbestand)Hochschule für bildende Künste Hamburg HfbK - (Aufnahme in den Lehrmittelbestand) - Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat angekündigt, den Film zukünftig in internen Weiterbildungen zu nutzen -

Weitere Einsätze sind in Verhandlung und potentielle Interessenten angefragt. Als

-

Verbreitungsmedium wird derzeit Video on Demand genutzt.

2. Präsentation des Films bei Wirtschaftsveranstaltungen oder im Rahmen von Projekten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit - Präsentation des Films im Rahmen der Afrika Roadshow 2013 bei der IHK Hannover 14

pong Film GmbH

EYZ Media GmbH

(Einspielen des Filmtrailers bei passenden Veranstaltungen, Verbreitung des Links zur Filmseite durch "Bildung trifft Entwicklung" sowie durch den IHK-Ausbildungsbreich (für Berufsschullehrer z.B. von Speditionsklassen) - Nutzung von Ausschnitten von DramaConsult als Anschauungsmaterial für ein Immobilienentwicklungsprojekt von Transatlantic Brunel Invesco Limited, Lagos (NGR) unterstützt von Trans Africa Invest, Eltmann (D) http://www.trans-africa-invest.com/de/index.php?fldr=projekte&link=lasacohotel - Bewerbung des Films beim 3. Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforum NRW 2014 http://www.afrika-wirtschaftsforum-nrw.de/start.php (Special Link) 3. Weitere Kinoeinsätze/Filmvorführungen 08.01.2014 Werne 16.01.2014 Hamburg (Hochschule für bildende Künste) 23.01. und 24.01.2014 Schwäbisch Hall, Kino im Schafstall 11.06.2014 Afrika Festival Münster Weitere Filmvorführungen in deutschen Städten wie bspw. Berlin (Nachspiel), Potsdam, Leipzig u.a. sind in Planung. Des Weiteren werden Auswertungsmöglichkeiten in Österreich, Schweiz sowie Mittelund Osteuropa angestrebt, die durch Gespräche bei den Filmbranchentreffs European Film Market (Berlin) und One World International Human Rights Documentary Film Festival/East Doc Platform (Prag) konkretisiert werden. Ausstehend ist die Resonanz auf Einreichungen des Films bspw. beim East End Film Festival London, einem der größten Filmfestivals für unabhängiges Kino in der britischen Hauptstadt. Eine Festivalteilnahme in London wäre eine gute Gelegenheit, bereits recherchierte und angesprochene Kontakte der nigerianischen Business und Educational Communities zu vertiefen. Bei Interesse seitens der GIZ wäre es denkbar, Auslandsbüros und Partnerorganisationen der GIZ in Mittel- und Osteuropa sowie in Großbritannien in diese Aktivitäten einzubinden. Video on demand bleibt ein wichtiger Absatzkanal vor allem im Bildungsbereich, um kinoferne Interessent/innen zu erreichen und die Zielgruppen sukzessive zu erweitern. Denkbar wären auch kombinierte Präsentationsformen wie DVD und Codes mit Streaming- oder Downloadzugängen zu aktuellen Aufnahmen der Businessprojekte. 15