Bibelleitfaden Januar 2011 Selig seid ihr

1 Bibelleitfaden Januar 2011 – Selig seid ihr Vorbereitung: Stuhlkreis, Mitte gestalten, Tücher, Kerze, aufgeschlagene Bibel für den Einstieg Papierst...
Author: Bertold Berg
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1 Bibelleitfaden Januar 2011 – Selig seid ihr Vorbereitung: Stuhlkreis, Mitte gestalten, Tücher, Kerze, aufgeschlagene Bibel für den Einstieg Papierstreifen mit Satzanfängen: „Ich bin glücklich, wenn…“ oder „ Glück ist für mich…“ und eventuell Kopien für das gemeinsame Gebet

1.

Begrüßen und Ankommen

2.

Einstieg: Glückserfahrungen nennen Tn ergänzen für jede/r für sich die auf den Papierstreifen stehenden Satzanfänge, Im Hintergrund kann medidative Musik laufen Anschliessend Austausch darüber Lied: Eines Tages kam einer (sing mit 273)

3. Begegnung mit dem Bibeltext: Matthäus 5,1-12 (Evangelium vom 4. So i.Jk., Lesejahr A, 30.01.2011)

5,1 Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. 2 Dann begann er zu reden und lehrte sie. 3 Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich. 4 Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden. 5 Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben. 6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden. 7 Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden. 8 Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen. 9 Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. 10 Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich. 11 Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. 12 Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

Lesen Wir schlagen in der Bibel das Matthäusevangelium auf, Kapitel 5 Wenn alle aufgeschlagen haben… Wer möchte die Verse von 1-12 langsam und laut vorlesen?

2

Verweilen Wir suchen nun Worte oder kurze Sätze aus dem Text heraus und sprechen sie laut und betrachtend aus. Dabei wiederholen wir das Wort zwei oder drei Mal. Zwischen den Worten legen wir kurze Pausen ein.

noch einmal Lesen Wer möchte noch einmal ganz vorlesen?

Schweigen Nun werden wir für 3 Minuten ganz still und lassen in der Stille Gott zu uns sprechen.

Austausch Jede/jeder teilt in einer ersten Runde mit, wo er/sie hängen geblieben ist, was ihn/sie berührt hat oder wo Fragen entstanden sind – ohne auf die Aussagen der Anderen zu antworten.

Im zweiten Schritt kommen wir miteinander ins Gespräch. Wir tauschen uns darüber aus, was uns im Herzen berührt hat. Welches Wort hat uns persönlich angesprochen?

4.

Impulse

- Matthäus schreibt sein Evangelium, weil er seinen Gemeinden zeigen will, dass das Reich Gottes, das Gottesreich, die Gottesherrschaft die neue Art des Zusammenlebens unter den Menschen sein kann. Er beruft sich auf alles, was gute Könige in Israel durch die Geschichte hindurch versucht, aber nie erreicht haben – dass Gott allein der Herrscher, der König ist, der Gerechtigkeit und Frieden bringt. - Jesus ist der, der uns Menschen diese Gerechtigkeit und den Frieden dieses Gottesreiches erfahrbar macht, sie uns lehrt, sie uns vorlebt. - Die Bergpredigt ist Jesu erste und wichtigste Darstellung des Lebens in diesem Reich. Jesus befreit durch Gottes Kraft sein Volk aus Elend und Krankheit. - Die Bergpredigt wirkt durch die Zusammenstellung wie eine „geschlossene“ Predigt, war aber doch wohl die Sammlung vieler wichtiger Dinge, die Jesus wohl zu verschiedenen Anlässen und an verschiedenen Orten gesagt hatte – aber trotzdem macht das Sinn, diese Worte hier wie in einer Konzentration gemeinsam zu lesen. - Wie Mose die zehn Gebote vom Berg herab brachte, hält Jesus die Predigt am Berg und verkündet dem Volk das „Neue Gesetz“ – die Haltungen, wie Menschen im Reich Gottes zusammenleben sollen. - Es sind eigentlich keine Handlungsanweisungen, was Christen tun sollen, sondern sagen vielmehr, wie es Menschen ergehen wird, die im Reich Gottes leben – sie werden in rechter Beziehung zu Gott und zueinander leben, Trost erfahren, satt werden, Erbarmen finden und Gott schauen und deshalb heissen sie Gottes Kinder, deshalb werden sie „glücklich sein“, denn sie leben unter Gottes Herrschaft und die Erde gehört ihnen. - Die Seligpreisungen enthalten einen neuen Lebenstil, der auf Verwundbarkeit, Selbstentäußerung und Zusammenarbeit beruht anstatt darauf, gewisse Regeln

3 einzuhalten. - Die Seligpreisungen sind keine billige Vertröstung sondern eine Ermutigung für die Menschen – sie stehen am Anfang der Bergpredigt, weil sie eine Zusage enthalten und die viel wichtiger ist, als alles, was danach kommt . - Die Seligpreisungen sind Heilszusagen an die Menschen, die in und an der Welt leiden. Jesus lag alles daran, den Menschen die Nähe und das Angekommensein der Wirklichkeit Gottes direkt und ohne Bedingungen erfahrbar zu machen und zu verkünden. - Die Seligpreisungen sind keine billigen Vertröstungen auf zukünftiges, gar jenseitiges Leben. Sie wollen vilemehr den Menschen, die sich auf die Reich-GottesBotschaft einlassen, Mut zusprechen, trotz der ambivalenten und oft leidvollen Erfahrungen an den Maßstäben dieser göttlichen Welt festzuhalten. Die Seligrufe halten die Sehnsucht und das Streben nach dieser anderen Welt wach. Sie sind somit gerade keine „Ruhigstellung der Leidenden“, sondern eine „gefährliche Erinnerung“, die revolutionäre Kräfte freisetzen kann. Man denke beispielsweise an Oscar Romero oder Martin Luther King, die an dieser Vision einer anderen, gerechteren Welt festhielten und für konkrete Veränderungen kämpften. - Matthäus möchte in seinen Seligpreisungen keine „Regeln für ein geglücktes Leben“ im alttestamentlichen Sinne aufstellen. Vielmehr geht es ihm um eine grundsätzliche Haltung vor Gott, um die Offenheit für die Wirklichkeit Gottes. Wenn wir „alles von Gott erwarten“, mit seiner Gegenwart rechnene, uns von ihm beschenken und zum richtigen und gerechten Handeln befähigen lassen, dann entsteht das Reich Gottes mitten unter uns, schon heute.

Siehe auch: Richard Rohr: Das auferstandene Buch, Herderverlag 1991, S. 35-40 Und: Kath. Bibelwerk (Hg): Die Bergpredigt verstehen, kath.Bibelwerk 1994, S. 30-42

5. Freie Fürbitten Bringen wir unsere Bitten vor Gott, jede und jeder so, wie sie/er es formulieren mag. Guter Gott, du kennst unsere Anliegen und unsere Bitten: die ausgesprochenen und die unausgesprochenen. Gemeinsam tragen wir sie vor dich. Segne und stärke alle, die in deiner Nachfolge zu leben versuchen durch Christus, unseren Herrn. Amen.

6. gemeinsames Gebet Herr, mache, dass meine Augen hell seien, und dass mein offener Blick Hunger nach Einfachheit wecke. Gib, dass er nie getäuscht, nie enttäuscht, nie verzweifelt werde, sondern fähig, zu bewundern, begeistert zu sein, zu betrachten. Gib, dass meine Augen sich zu schließen wissen,

4 um dich besser wiederzufinden, aber dass sie nie sich abwenden von der Welt, weil sie Angst vor ihr haben. Gib, dass mein Blick tief genug sei, um Deine Gegenwart in der Welt zu erkennen und dass meine Augen sich nie schließen vor dem Elend der Menschen. Herr, mein Blick möge nüchtern und fest sein, aber auch das Mitleid kennen, und meine Augen mögen imstande sein zu weinen. Amen. Michael Quoist in: misereor, Liturgische Bausteine 2007, Seite 33

7.

Vater unser

8.

Segensgebet

Gott segne die Erde auf der du stehst. Gott segne die Wege, über denen du gehst. Gott segne das Ziel, für das du lebst. Gott, der Gute, dein Licht und dein Heil, segne dich auch wenn du rastest oder traurig bist. Er segne das, was dein Wille sucht. Er segne das, was deine Liebe braucht. Er segne das, worauf deine Hoffnung ruht. Gott, der sich ganz nach dir sehnt, segne deinen Blick, deinen Schritt und dein Herz. So segne uns Gott, + der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. nach einem alten irischen Segen, in: misereor, Liturgische Bausteine 2007, Seite 31

9. Organisatorisches Nächstes Treffen: Wo/ wann ist das nächste Treffen? Wer hat die Leitung?

5

10. Lied als Abschluss z.B. – Selig seid ihr (Sing mit 155)

11.

Alternativen

1. Lieder: - Bewahre uns Gott (Sing mit 410) - Du bist da wo Menschen leben (Sing mit 415) - Symbolum (Sing mit 402) - Andere Lieder wollen wir singen (Sing mit 322) - Die Sache Jesu braucht Begeisterte (Sing mit 269) - Einfache Dinge machen (Sing mit 333) - Gerechtigkeit bringt Frieden hervor (Sing mit 152) - Keinen Tag soll es geben (Sing mit 334)

2. Selig seid ihr Selig seid ihr Arme Armgemachte Selig seid ihr Reichen Wenn ihr aufhört zu raffen und die Armen teilhaben lasst Gott ist mit euch! Selig seid ihr Weinende Zum Weinen gebrachte Selig seid ihr Glücklichen Wenn ihr euch öffnet und Einfühlung zeigt und Tränen trocknet Gott ist mit euch! Selig seid ihr Gewaltlose Gewalterleidende Selig seid ihr Gewalttätigen Wenn ihr aussteigt aus dem Kreislauf der Gewalt und euch der Opfer annehmt Gott ist mit euch! Selig seid ihr Hungernde, Dürstende

6 Um Brot und Wasser Betrogene Selig seid ihr Satten und Zufriedengestellten Wenn ihr anfangt, einfach und bescheiden zu leben und euch mit allen an einen Tisch setzt Gott ist mit euch! Selig seid ihr Herzlichen Wein ihr euer Herz auftut für die geschundene Kreatur für Mensch und Tier Selig seid ihr Barmherzigen Wenn ihr der Liebe keine Grenzen setzt Und ihr das Elend der Welt verwandelt Gott ist mit euch! Selig seid ihr Friedensmacher Friedensbringer Selig seid ihr Wenn ihr vermittelt zwischen den Zerstrittenen Und euch Tag und Nacht einsetzt Gott ist mit euch! Selig seid ihr Verfolgte und Gejagte, nur deshalb weil ihr Gutes wollt und Gutes tut für die geschundene Kreatur für Mensch und Tier Gott ist mit euch! Selig seid ihr Die ihr euch auf Christus beruft Und Christen seid Zeugen gegen den Tod! Gott ist mit euch! Anton Rotzetter ofm, in: misereor, Liturgische Bausteine 2007, Seite 4/5

3. Das Herz voller Namen Am Ende des Weges wird man mich fragen: Hast du gelebt? Hast du geliebt? Und ich werde, ohne etwas zu sagen, das Herz auftun, voll von Namen. Pedro Casaldáliga in: misereor, Liturgische Bausteine 2007, Seite 9

7 4. Heiliger Boden Wen wir einem anderen Volk einer anderen Kultur einer anderen Religion begegnen ist es unsere erste Aufgabe unsere Schuhe auszuziehen denn der Ort den wir da betreten ist heiliger Boden sonst könnte es sein dass wir die Liebe den Glauben die Hoffnung eines anderen zertreten oder, was noch viel schlimmer wäre vergessen dass Gott schon vor unserer Ankunft dort war Aus Asien, in: misereor, Liturgische Bausteine 2007, Seite 15

5. misereor Hungertuch 2007 „Selig seid ihr“ von LI Jinyuan / VR China Bildbetrachtung oder Meditationen zum Hungertuch durchführen. Das Hungertuch oder Din A 4 Bildblätter können ausgeliehen werden in der Landpastoral Schönenberg Oder erworben werden direkt bei misereor: MVG, Postfach 101545, 52015 Aachen, Tel: 0241-47986100 Oder: [email protected] oder www.misereor-medien.de

6. Bergpredigt und Politik - Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen. Bismarck - Die grossen Konflikte der Zeit wären lösbar, wenn wir Menschen die Kraft fänden, persönlich und politisch gemäß der Bergpredigt zu handeln. Ihren absoluten sittlichen Forderungen zu entsprechen, wäre vielleicht die einzige ausreichende Antwort, um

8 Frieden und Gerechtigkeit zu erlangen. Doch wir Menschen scheitern immer wieder an diesen Forderungen. Richard von Weizäcker, 1993 - Mit der Bergpredigt – gemeint ist: die absolute Ethik des Evangeliums – ist es eine ernstere Sache, als die glauben, die diese Gebote heute gerne zitieren. Mit ihr ist nicht zu spaßen. Von ihr gilt, was man von der Kausalität in der Wissenschaft gesagt hat: sie ist kein Fiaker, den man beliebig halten lassen kann, um nach Befinden einund auszusteigen. Sondern: ganz oder gar nicht, das gerade ist ihr Sinn, wenn etwas anderes als Trivialitäten herauskommen soll. Max Weber, 1844-1920 Mein Entschluss, ganz links aktiv zu werden, wurde im Grunde aus der Enttäuschung darüber geboren, dass das, was in der Bergpredigt steht, nicht ernsthaft von jenen befolgt wird, die sie von Amts wegen auslegen. Herbert Wehner, 1906-1990 Die Idee, die Bergpredigt unmittelbar auf die Aussenpolitik unseres Staates zu übertragen, kann man leicht bewerten, in dem man sie auf den extremen Fall anwendet: Was hätte es dem Frieden genützt, wenn wein ausländischer Staat Hitler oder Stalin auch noch die andere Backe hingehalten hätte? Das sind in ihrer Naivität absurde Vorstellungen, die völlig abstrahieren von der konkreten geschichtlichen Erfahrung. Helmut Schmidt, Interview 1981 Der Friede ist kein Naturzustand, sagt Imanuel Kant. Also braucht es Friedensstifter – Menschen des Ausgleichs, Menschen, die sich mitmenschlich verhalten. Menschen, die nicht auf Vorrechte pochen, sondern sich gerecht gegenüber jedermann und erst recht gegenüber unterdrückten Frauen verhalten. Politiker, die sich unter das Recht stellen und eine internationale Rechtsordnung anstreben. Die Bergpredigt fordert also persönliches und politisches Handeln. Erwin Teufel Aus: Bibel heute 172, 4/2007, S.22/23

Leitfaden zusammengestellt von Utta Hahn