Betrieb reduzierte Bodenbearbeitung

Februar 2014  Reduzierte Bodenbearbeitung Schwerpunkt Die Landwirtschaft | 45 | Reduzierte Bodenbearbeitung Bodenbearbeitung Vordruschsaat Von...
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Februar 2014 

Reduzierte Bodenbearbeitung

Schwerpunkt

Die Landwirtschaft

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Reduzierte Bodenbearbeitung Bodenbearbeitung

Vordruschsaat

Von konventionell bis zur Direktsaat  Seite 46

Wenn man vor der Ernte sät  Seite 50

Gewusst wie Verfahren, Kosten und Pflanzenschutz

„Ackern“ ohne Pflug Im Schwerpunkt erfahren Sie mehr über die Systeme der Bodenbearbeitung, ihre Vor- und Nachteile und die Grenzen des Pflanzenschutzes. Ein Kostenvergleich zeigt, wie die Verfahren finanziell punkten. Pflugverzicht bedeutet nicht automatisch, dass man den Boden schon reduziert bearbeitet. Der Schwerpunkt gibt einen Überblick über die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren. Ergebnisse der Vordruschsaat in Niederösterreich zeigen viel Zukunftspotential für diese Anbaumethode. Ein Kostenvergleich erleichtert das Abschätzen, ob für den eigenen Betrieb reduzierte Bodenbearbeitung betriebswirtschaftlich in Frage kommt. Eine Herausforderung bei reduzierter Bodenbearbeitung ist jedenfalls der Pflanzenschutz. Welche Anforderungen Mulchsaat, Strip Till & Co an die Pflanzenschutztechnik stellen, erfahren Sie ab Seite Dazu mehr ab Seite 54.

Strip Till Die Streifensaat ist eine Variante der reduzierten Bodenbearbeitung. Sie kombiniert konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat. Strip Till bietet sich vor allem bei Reihenkulturen mit einem Reihenabstand von bis zu 40 ZentiFoto: agrarfoto.com metern an. 

Kostenvergleich Pflug/Pfluglos Wer liegt bei den Kraftstoff und Arbeitserledigungskosten vorne?  Seite 50

Pflanzenschutztechnik Orientierung bei der Düsenauswahl und Doppelflachstrahldüsen in Injektorausfürhung liegen im Trend Seite 54

Buchtipp Strip Till – Mit Streifen zum Erfolg. Der DLG-Praxisratgeber informiert vom Boden bis zur Maschinenausstattung. Seite 53

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Die Landwirtschaft

Reduzierte Bodenbearbeitung

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bearbeitungsbild der Streifenfräse Ökosem IV Der Horizont wird oberflächlich fein gekrümelt und im Untergrund durch einen Lockerungszinken angehoFoto: LK NÖ/Berndl ben und gelockert. 

Bodenbearbeitung von Konventionell bis zur Direktsaat

Welche Verfahren passen zu meinen Böden und zum Betrieb? Konventionell, konservierend, Streifen- oder Direktsaat - je nach Lage und Betriebsstruktur kann der Landwirt zwischen den vier Systemen wählen. Christoph Berndl und Gottfried Hauer von der Bildungswerkstatt Mold geben einen Überblick über die Verfahren und ihre Stärken und Schwächen. Einen guten Überblick der einzelnen Systeme und Verfahren der Bodenbearbeitung bietet Ihnen die Grafik auf Seite 47. Der Vergleich der Systeme berücksichtigt aber nicht die Intensität im Pflanzenschutz. Außerdem muss man bei der Umstellung auf ein anderes System mit Ertragseinbußen in den Anfangsjahren rechnen, bis sich der Boden auf die neue Bearbeitungssystematik eingestellt hat.

Konventionelle Bodenbearbeitung Das System der konventionellen Bodenbearbeitung ist die klassische und die in Österreich am meisten verbreitete Art den Boden zu bearbeiten. Wenn auch nicht mehr so intensiv als noch

vor einigen Jahren, setzen Landwirte den Pflug aufgrund seiner einfachen Anwendung ein. Der Pflug dämmt Unkraut, - Schädlings,- und Krankheitsdruck sehr gut ein und die Oberfläche ist sauber. Deshalb erfreut sich die wendende Bodenbearbeitung immer noch großen Zuspruches. Der Pflug hat im Gegenzug auch deutliche Mankos. Sie liegen in den Bereichen Schlagkraft, Treibstoffverbrauch und Schonung des Lebensraumes Boden. Nimmt man zum Beispiel die Arbeit von einer Kilowattstunde und pflügt bei mittleren Bodenverhältnissen mit einer Bearbeitungstiefe von 20 Zentimetern, kann man mit dieser einen Kilowattstunde eine Fläche von

50 Quadratmetern bearbeiten. Nimmt man die gleiche Arbeit und verrichtet diese mit einer Direktsämaschine kann man beispielsweise eine Fläche von 350 Quadratmetern bestellen.

Konservierende Bodenbearbeitung Diese Form der Bearbeitung ist als Überbegriff für die reduzierte Bodenbearbeitung zu sehen. Der Eingriff in den Boden soll durch den geringeren Einsatz und das komplette Weglassen der wendenden Bodenbearbeitung verringert werden. Durch diesen Umstand sollen sich wirtschaftliche Vorteile sowie Vorteile für das System „Boden“ ergeben. Die Bearbeitung erfolgt meist in geringeren Tiefen und es wird le-

Reduziert Wichtig ist, die Bedeutung des Wortes „reduziert“ zu berücksichtigen, denn es darf nicht bedeuten, nur weil der Pflug nicht mehr eingesetzt wird, dass automatisch von einer reduzierten Bodenbearbeitung ausgegangen werden kann. Bodenbearbeitung im reduzierten Verfahren bedarf einer langen und überdachten Auseinandersetzung mit den wesentlichen Faktoren Betriebsform, Fruchtfolge, Bodenart, Klima, Bodenbearbeitungsgeräte am Betrieb und mögliche Anschaffungskosten neuer Geräte.

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diglich nach Bedarf in Intervallen tiefer gelockert. Ein weiterer Effekt ist der Erosionsschutz, der durch die oberflächlich verteilten Ernterückstände besteht. Die Sätechnik, die man nun aufgrund der Ernterückstände einsetzt, ist aufwändiger gestaltet als jene der konventionellen Bodenbearbeitung. Zumeist werden Scheibenscharmaschinen eingesetzt, die mit organischer Masse an der Oberfläche besser umgehen können als zum Beispiel Schleppschare.

Pro und Contra Eine langjährige konservierende Bodenbearbeitung verbessert die Bodenstruktur insgesamt. Der Boden kann Starkregen besser aufnehmen und mehr Wasser speichern. Dem gegenüber

Konventionelle Bodenbearbeitung

Reduzierte Bodenbearbeitung

steht ein höherer Aufwand beim Pflanzenschutz und bei der Bestandesführung sowie eine nicht unerhebliche Anforderung an die fachliche Kompetenz des Landwirtes. Schlussendlich muss auch die Fruchtfolge auf die geänderten Bedingungen angepasst werden. Die konservierende Bodenbearbeitung kann aber auch als teilweise Bearbeitungsform in den Betrieb eingegliedert werden. Dabei muss man beachten, dass der Boden sich nie ganz auf die wechselnden Bedingungen von wendender und nicht wendender Bodenbearbeitung einstellen wird. Sich die Möglichkeit jedoch offen zu halten, bei schwierigen Bedingungen doch den Pflug einzusetzen, gibt vielen Betriebs-

Konservierende Bodenbearbeitung

leitern die notwendige Sicherheit für den Einstieg in die konservierende Bodenbearbeitung, obwohl die zusätzlichen Kosten, die der Pflug verursacht, getragen werden müssen.

Strip Tillage Streifenbearbeitung Strip Tillage oder Streifenbearbeitung ist eine Kombination aus konservierender Bodenbearbeitung und Direktsaat. Bei diesem Verfahren bearbeitet man etwa ein Drittel des Ackerbodens konservierend. Zwei Drittel der Fläche bleiben unbearbeitet wie bei der Direktsaat. Das Strip Till Verfahren bietet sich vor allem bei Reihenkulturen an. Reihenabstände ab etwa 40 Zentimetern sind möglich. Es werden nur Streifen bearbeitet,

Streifenbodenbearbeitung/ STRIP TILLAGE

Die Landwirtschaft

in denen künftig Saatgut abgelegt wird. Diese bearbeiteten Streifen sind etwa 20 Zentimeter breit und werden üblicherweise mit Scheibensechen begrenzt, um die gelockerte Erde in der Reihe zu halten und um für die Aussaat genügend Feinerde zu produzieren. Wichtig ist es, bei trockenen Verhältnissen zu arbeiten, um keine Schmierschichten durch den Bearbeitungszinken zu verursachen. Das absetzige Verfahren ist auf schweren Böden zu empfehlen, wo üblicherweise im Herbst gepflügt wurde. Dabei wird im Herbst bereits ein Streifen gelockert. Somit trocknet dieser Streifen im Frühjahr schneller ab und erwärmt sich schneller, weil in den Reihen die Bodentemperatur hö-

Direktsaat/NO TILLAGE (keine Bodenbearbeitung)

STOPPELBEARBEITUNG

 Grubber

Scheibenegge oder Grubber

Kombination von Stoppelbearbeitung und krumentiefer Lockerung

(1 Arbeitsgang (AG) seicht ganzflächig,2 AG tief lockern)  1 AG Kurzscheibenegge, 2 AG Grubber tief lockern

GRUNDBODENBEARBEITUNG Wendende Bearbeitung mit Pflug

 Tiefere Bearbeitung mit Grubber  Keine Bearbeitung AUSSAAT

 Konventionelle Drillsämaschine

 Mulchsämaschine

 Meist durch mulchsaatfähige Einzelkornsätechnik  Bei Raps auch durch Drillsätechnik

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 Direktsämaschine

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Die Landwirtschaft

Reduzierte Bodenbearbeitung

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Technik Von der Aufhängung der Werkzeuge am Geräterahmen ist die Parallelogrammaufhängung die beliebteste, vor allem wenn es um die exakte Bodenanpassung geht und in den bearbeiteten Streifen zusätzlich Dünger ausgebracht werden soll.

Hersteller

Streifenbearbeitung Die Streifenbearbeitung kann eine wertvolle Erweiterung des Spektrums der konservierenden Foto: agrarfoto.com Bearbeitungsverfahren sein, vor allem bei Reihenkulturen.

her ist als zwischen den Reihen. Außerdem schafft die Frostgare gute Saatbedingungen. Sollte der Streifen noch nicht den Vorstellungen des Landwirtes entsprechen, kann er ein weiteres Mal mit dem Strip Till Gerät arbeiten. Dabei kann gegebenenfalls die Sätechnik in Kombination gefahren werden. Beim absetzigen Verfahren besteht die Herausforderung darin, den bereits gezogenen Strei-

fen wieder zu finden, vor allem wenn dazwischen einige Monate vergangen sind. Sinnvoll ist es, dafür automatische Lenksysteme zu verwenden, die den angelegten Streifen wiederfinden und exaktes Säen ermöglichen. Die Streifen muss man beim Anlegen abspeichern und diesen Speicher bei der folgenden Überfahrt wieder aufrufen. Wird der Streifen nicht exakt getroffen und die Sämaschine fährt zwischen den Reihen, ist

dies wie Direktsaat und dies oftmals ohne passende Technik. Wird Strip Till im kombinierten Verfahren (one pass strip till) mit der Sätechnik durchgeführt, ist dabei der größte Vorteil, dass hier keine GPS-Lenksysteme zwingend notwendig werden. In dieser Kombination werden die Reihen gezogen und dahinter in derselben Reihenweite das Saatgut abgelegt. Vor allem auf leichten Standorten ist dies anwendbar.

Neben traditionellen Herstellern aus den USA haben nun auch einige Hersteller aus Europa Geräte in ihrem Angebot. Die Streifenbearbeitung kann eine wertvolle Erweiterung des Spektrums der konservierenden Bearbeitungsverfahren vor allem bei Reihenkulturen sein.

Direktsaat No-Till Keine Bodenbearbeitung Die Direktsaat ist in Bezug auf die Bodenbearbeitung das reduzierteste System, da hier überhaupt keine Bodenbearbeitung im herkömmlichen Sinn stattfindet. Durch spezielle Direktsämaschinen werden Säschlitze

Werkzeuge eines Strip Till Gerätes allgemein gültig

am Beispiel Kuhn Striger

1. Schneiden

Die mittige, gewellte Schneidscheibe schneidet den Boden auf.

2. Räumen von Ernterückständen oder der Zwischenfruchtauflage für einen sauberen Streifen, laufen knapp über dem Boden

Frei beweglicher Sternklutenräumer, der Höhe nach einstellbar.

3. Lockern der Saatfurche – Tiefe wie üblich bei der Grundbodenbearbeitung 4. Düngen anlegen von Unterfuß-Düngerdepots (Mineral- oder Gülledüngung) im Schatten des Lockerungszinkens

Ein steingesicherter Zinken mit der Möglichkeit, hinter dem Zinken mineralisch zu düngen (hier nicht damit ausgestattet).

3 2

6

1

5

5. Formen begrenzen den Streifen seitlich

Gewellte Scheiben mit verstellbarem Anstellwinkel, um die Bearbeitungsbreite einzustellen; gewellte Scheiben erzeugen mehr Feinerde und durchlüften den Boden besser, vor allem bei schwereren Böden ganz wichtig.

6. Krümeln, andrücken, nachbearbeiten

Andruckrolle für die Krümelung und Rückverfestigung, federbelastet.

Kuhn Striger Im November 2013 fand in der Bildungswerkstatt Mold der Kurs „Strip Till in Theorie und Praxis“ statt. Dabei referierte Univ. Prof. Wilfried Hermann von der Universität Hohenheim und berichtete von seinen Praxiserfahrungen vom Versuchsbetrieb. Im zweiten Seminarteil wurden die Geräte Ökosem IV sowie Kuhn Striger in einer Erbsenbegrünung getestet. Diese beiden Geräte wurden von Traktoren (John Deere sowie New Holland) mit RTK Lenksystemen Foto: Autor LK NÖ/Berndl gezogen.

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Reduzierte Bodenbearbeitung

Weitere Herausforderungen stellen Pflanzenschutz, Düngung und Strohmanagement dar. Weltweit werden bis dato über 100 Millionen Hektar

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Strip Till kurz gefasst  Kombination zwischen

Väderstad Tempo Die pneumatische Einzelkornsämaschine bestellt hier auf Foto: LK NÖ/Hauer abgefrosteter Begrünung.

durch dieses System bewirtschaftet. Durch zahlreiche Praktiker wird Jahr für Jahr der Beweis erbracht, dass dieses System auch in Europa, unter Berücksichtigung der dafür notwendigen klimatischen und bodentypischen Bedingungen, funktioniert. Auch in Niederösterreich gibt es schon einen kleinen Kreis an Praktikern, die

Hersteller Strip Till Maschinen Hersteller

Typ

Website

Amazone

Xtill

www.amazone.at

Beckmann Volmer

StripFill

www.beckmann-volmer.de

Dawn

Pluribus

www.dawnequipment.com

Duport

Terminator

www.duport.eu/de, www.hinker.com

Evers

Quarter

www.eversagro.de

Gaspardo

Zebra

www.maschio.de

Horsch

Focus TD

www.horsch2.com

Hörtenhuemer

Öklsem IV

www.hoertenhuemer.at

Köckerling

Master

www.koeckerling.de

Kongskilde

6200 DRY

www.kongskilde.com

Kotte

PreMaister

www.kotte-landtechnik.de

Kuhn

Striger

www.kuhn.com

Kverneland

Kultistrip

www.kvernelandgroup.de

Sly

Strip Cat

www.slyagri.com

Väderstad

StripDrill

www.vaderstad.com/at

Vermac

Orthman 1tRIPr

www.orthmanag.com

Vogelsang

Xtill

www.vogelsang.info

Yetter

Maverick

www.yetterco.com

dieses System der „Bodenbearbeitung“ verfolgen und gerne ihre Erfahrungen preisgeben. Egal welches System der Bodenbearbeitung verfolgt wird, von enormer Bedeutung ist es, sich mit Boden, Pflanze und Kosten intensiv auseinanderzusetzen und bestehende Sichtweisen zu überdenken. Auch wenn schlussendlich vielleicht nur Nuancen am System verändert werden, ist es wichtig, ständig Informationen und Erfahrungen in anderen Bereichen zu sammeln.

konservierender Bodenbearbeitung und Direktsaat  Zeitpunkt der Streifenlockerung ist der Zeitpunkt der ortsüblichen Grundbodenbearbeitung  es darf nicht zu feucht sein – sonst Schmierschichten  Unterfußdüngung, mineralisch sowie Gülle, möglich  die gelockerten Streifen nicht überfahren  Herausforderungen, wie Schnecken, Mäuse, Ausfallgetreide und Fahrspuren bei Verzicht auf Stoppelbearbeitung  Stroh und Boden sauber trennen  Lenksysteme vor allem beim absetzigen Verfahren  hoher Erosionsschutz bei Streifen in Schichtenlinie, kaum Erosionsschutz in Falllinie

Ing. Gottfried Hauer Christioph Berndl Bildungswerkstatt Mold Tel. 05 0259 29502 bzw. 29508 [email protected] [email protected]

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in die Stoppel der Vorfrucht gezogen und die folgende Kultur wird somit angelegt. Durch diese Art der Aussaat erspart sich der Landwirt die gesamte Mechanisierungskette der Bodenbearbeitung. Dieses System findet man hauptsächlich in Gebieten extensiver landwirtschaftlicher Nutzung und geringer Bodenfruchtbarkeit. Aber auch in Europa, vor allem in Spanien und Frankreich, wird die Direktsaat angewendet. Die Probleme, die sich der Direktsaat in Niederösterreich stellen, sind hauptsächlich die späte Erwärmung der Böden im Frühjahr und die teilweise höheren Verdichtungen in der Krume durch Maschinenmasse sowie Sackungsverdichtungen aufgrund der hohen Eigenmasse schwerer Böden.

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Die Landwirtschaft

Reduzierte Bodenbearbeitung

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Vordruschsaat Zwischenfruchtanbau ohne Bodenbearbeitung

Wenn man vor der Ernte sät Der Zwischenfruchtanbau ist in den vergangenen Jahren auch im Trockengebiet ein fixer Bestandteil geworden. LK-Experte Bernhard Scharf informiert über Versuchsergebnisse und Praxistauglichkeit. Neben seiner Vorzeigerolle im ÖPUL mit der besten Akzeptanz in der Bevölkerung, sind auch die vielen Vorteile bekannt und geschätzt. Dazu zählen zum Beispiel Erosionsschutz, Bodenbeschattung, Verbesserung der Bodenstruktur und Verhinderung von Stickstoff-Auswaschung im Spätherbst. Oft werden jedoch aus arbeitstechnischen und betriebswirtschaftlichen Überlegungen der Anbautermin und die Saatstärke nicht optimal gewählt und somit

weiteres Potenzial verschenkt. Vordruschsaaten können hier helfen, Arbeitsspitzen zu brechen, Maschinenkosten zu reduzieren und die Vorteile des Zwischenfruchtanbaues optimal zu nutzen.

Vor der Ernte säen Bei der Vordruschsaat wird das Zwischenfruchtsaatgut vor der Ernte in den stehenden Bestand ausgebracht. Dadurch fällt das Saatgut direkt auf den Boden und wird bei der Ernte mit Spreu und Stroh abgedeckt. Ein Ausstreuen

nach der Ernte ist nicht möglich, da das Saatgut in der Schicht aus Stroh und Spreu hängen bleiben und bei trockenen Bedingungen nicht oder nur ungleichmäßig keimen würde. Hier müsste auf Bodenbearbeitung oder Direktsaattechnik zurückgegriffen werden. Die Ausbringung kann mit herkömmlichen Scheiben- oder Pneumatikdüngerstreuern erfolgen. Bei Mischungen mit unterschiedlichen Korngrößen bietet der Pneumatikstreuer eine zuverlässigere Querverteilung.

Prototyp von APV Da solche Geräte zurzeit am Markt nicht mehr erhältlich sind, hat die Firma APV einen Prototyp entwickelt, der mit den bewährten Pneumatikstreuern der Serie PS arbeitet. Mit diesem Gerät wurden 2013 mehrere Versuche angelegt.

Wie wirkt sich Stroh auf den Feldaufgang aus? Interessant ist die Frage, wie sich der Abtransport oder der Verbleib des Strohs auf den Feldaufgang

Wer liegt vorn Kraftstoff- und Arbeitserledigungskosten

Kostenvergleich Pflug/Pfluglos Hohe Maschinenkosten und die Erosionsgefahr lassen viele Landwirte nach Alternativen zum Pflug suchen. Im Beitrag erfahren Sie, wo nun die Kosten konventioneller Bodenbearbeitungssysteme im Vergleich zu alternativen tatsächlich liegen. Pflug braucht viel Energie Der Pflug greift intensiv in den Boden ein. Je nach Bodenschwere ist ein großer Energieeinsatz in Form von Diesel notwendig. Bei der Auswertung der Arbeitserledigungskosten von 100 niederösterreichischen Betrieben mit Pflugeinsatz wur-

de ein durchschnittlicher Verbrauch von 24 Liter Diesel pro Hektar allein für das Pflügen festgestellt. Die Reparatur- und Verschleißkosten von Traktor und Pflug betrugen im Schnitt 29 Euro pro Hektar, was variable Kosten in Höhe von zirka 60 Euro pro Hektar bedeutet. Die

durchschnittlichen Fixkosten für diesen Arbeitsgang betragen 40 Euro pro Hektar, der Lohnansatz 17 Euro pro Hektar bei zwölf Euro Stundenlohn. Dabei hat der Durchschnittsbetrieb immerhin 31 Hektar gepflügt, bei geringer Einsatzfläche ist mit höheren Kosten zu rechnen.

Arbeitserledigungskosten Unterm Strich verursacht ein Hektar Pflugeinsatz bei den ausgewerteten Betrieben Arbeitserledigungskosten von 120 Euro, wobei die nachfolgende Saatbettbereitung je nach Bodentyp und System zusätzliche Kosten von 27 bis 100 Euro pro Hektar erfor-

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Reduzierte Bodenbearbeitung

Mit Stroh Vorerntesaat mit Strohabdeckung. Im Bild links: Das Zwischenfruchtsaatgut wird vor der Ernte in den stehenden Bestand ausgebracht. Ein Ausstreuen nach der Ernte ist nicht möglich, da das Saatgut in der Schicht aus Stroh und Spreu hängen bleiben und bei trockenen Bedingungen nicht oder nur ungleichFotos: LK NÖ/Scharf mäßig keimen würde.

auswirkt. Dazu wurde auf zwei Weizenschlägen eine Mischung aus 1,5 Kilogramm Mungo (Ramtillkraut), zwei Kilogramm Ölrettich, 2,5 Kilogramm Phacelia, acht Kilogramm Alexandriner‑ klee und 30 Kilogramm Sommerwicke eine Woche vor der Ernte ausgestreut. Auf einem Feld wurde das Stroh anschließend gepresst und abtransportiert, am anderen wurde es bei der Ernte gehäckselt. Trotz der großen Hitze im letzten Som-

mer und der Trockenheit von Anfang Juli bis Mitte August konnte bei beiden Varianten eine flächendeckende Begrünung etabliert werden. Durch die lange Vegetationsperiode konnte bereits ein Teil der Biomasse verholzen. Der höhere Ligninanteil sorgt so für einen langsameren Abbau der organischen Substanz und hat damit einen positiven Effekt auf den Humushaushalt. Während sich auf dem Feld ohne Strohmulch Ölrettich und Phacelia als Hauptkomponenten

Mulchsaat hat hohe Ansprüche an Aussaattechnik Pflug Energieeinsatz hängt von der Bodenschwere ab. Foto: agrarfoto.com

Dieselverbrauch ges. Winterweizenproduktion (l/ha)

dert. Bodenbearbeitungssysteme mit reduzierter Bearbeitung weisen geringere variable Kosten auf, weil mit sinkender Bearbeitungsintensität Dieselverbrauch und Reparaturkosten zurück gehen. Dies zeigt Abbildung 2 deutlich, die Daten stammen aus der KTBL-Datenbank. Treibstoffverbrauch für Pflanzenschutz und Ernte sind eingerechnet, bei der Mulchsaatvariante handelt es sich um eine mit tiefer Lockerung.

Bei Mulchsaat muss die Aussaattechnik größere Ansprüche als bei konventioneller Bo-

Die Landwirtschaft

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Ohne Stroh Vorerntesaat ohne Strohabdeckung - Stroh wurde abtransportiert

durchsetzen konnten, dominierte bei der dichten Strohauflage die Sommerwicke den Bestand. Hieran zeigt sich der deutliche Vorteil von Saatgutmischungen, die auch mit wechselnden Bedingungen am besten mithalten können. In beiden Fällen konnten Ausfallgetreide und Unkräuter wirksam unterdrückt werden. DI Bernhard Scharf Pflanzenbauberater BBK Wr. Neustadt Tel. 05 0259 42021 [email protected]

Kurz gefasst Die Vorerntesaat konnte auch unter schwierigen Bedingungen ihr Potential beweisen. Die Frage, ob die Entwicklung mit oder ohne Stroh besser ist, hängt mehr von den gewählten Kulturen ab als von der Technik. Man kann jedoch sagen, dass die Begrünungskulturen auch ohne dichte Strohdecke keimen konnten und das Stroh der Entwicklung eher förderlich als abträglich ist.

Dieselverbrauch beim konventionellen System (Pflug), Mulchsaat mit tiefer Lockerung und Direktsaat. Beim System Strip Till liegt der Dieselverbrauch zwischen Mulch- und Direktsaat 140 120

120 96

100 80 60 40

102 Pflug

73

77 Mulchsaat

61 37

40

42

mittel

schwer

20 0 leicht

Bodenbearbeitungswiderstand

Direktsaat

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Die Landwirtschaft

Reduzierte Bodenbearbeitung

Pflug Unterm Strich verursacht ein Hektar Pflugeinsatz Arbeitserledigungskosten von 120 Euro, wobei die nachfolgende Saatbettbereitung je nach Bodentyp und SysFoto: LK NÖ tem zusätzliche Kosten von 27 bis 100 Euro pro Hektar erfordert.

denbearbeitung erfüllen. In der Praxis haben sich gezogene Maschinen mit passiver Bodenbearbeitung, wie Kurzscheibenegge oder Zinken durchgesetzt, gebietsweise kommen auch Geräte mit rotierenden Bodenbearbeitungswerkzeugen, wie zum Beispiel Kreiselgrubber, zum Einsatz. Die gezogenen Mulchsämaschinen mit passiver Bodenbearbeitung stehen mit einen Anschaffungswert von 52.800 Euro in den ÖKL-Richtwerten. Ein durchschnittlicher Ackerbaubetrieb erreicht die notwendige Auslastung dieser Technik nicht. In der Praxis gibt es viele Betrie-

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Pfluglos Beim Mulchsaatsystem wird weniger in den Boden eingegriffen, woFoto: LK NÖ/Ratzinger durch Diesel- und Reparaturkosten weit geringer sind.

Strip Till

be, die solch eine Maschine gemeinsam einsetzen. Mittels dargestellter Kalkulation ist ersichtlich, dass die Verdopplung der Einsatzfläche von 100 auf 200 Hektar die Kosten um 18 Euro je Hektar reduziert. Die Einsatzfläche kann zum Beispiel durch eine Maschinengemeinschaft gesteigert werden.

Strip Till als neues Verfahren hat in diversen Versuchen seine pflanzenbaulichen Möglichkeiten unter Beweis gestellt. Derzeit wird es vor allem in den klassischen Reihenkulturen und auch im Raps eingesetzt. Betriebswirtschaftlich erscheint es sinnvoll, die ersten Versuche mit dem System überbetrieblich zu machen und einzelbetriebliche Anschaffungen genau durchzukalkulieren. Die Möglichkeit, Gülle als Depot mit geringen Emissionen auszubringen, kann ein großer Vorteil dieses Systems sein. Die dazu erforderliche

Das Mulchsaatsystem ist in der Praxis etabliert. Sollte bei einzelnen Kulturen ein Pflugeinsatz für sinnvoll erachtet werden, so erscheint es günstig, diese Technik zu mieten oder, wenn kein passender Traktor vorhanden ist, auszulagern.

Technik kann nur überbetrieblich wirtschaftlich eingesetzt werden. Zudem ist die beim abgesetzten System notwendige Anschaffung eines Parallelfahrsystems mit Kosten verbunden. Dieses sollte dann auch bei der Bodenbearbeitung eingesetzt werden.

Direktsaat Beim Direktsaatsystem wird nur minimal in den Boden eingegriffen, wodurch Diesel- und Reparaturkosten weit geringer als bei den übrigen Systemen sind. Der Erfolg der Direktsaat

Kalkulation der Kosten einer Mulchsämaschine gezogen, 3 m Arbeitsbreite Jährliche Auslastung (ha)

100

150

200

250

300

350

400

Anschaffungswert (brutto)



Nutzungsdauer

Jahre

52.800 15

Laufleistung bei Verkauf

ha

1.500

2.250

3.000

3.750

4.500

5.250

6.000

Restwert bei Verkauf



20.000

18.000

16.500

15.200

14.000

13.000

12.000

DER MULTICRACKER VON KERNER

Abschreibung

€/Jahr

2.187

2.320

2.420

2.507

2.587

2.653

2.720

Zinsansatz (3 %)

€/Jahr

1.092

1.062

1.040

1.020

1.002

987

972

■ ■ ■ ■

Für Ihre Bodenbearbeitung die standortangepassten Lösungen

Unterbringung

€/Jahr

Fixkosten pro Jahr

€/Jahr

3.534

3.382

3.460

3.527

3.589

3.640

3.692

Fixkosten pro ha

€/ha

35,3

22,5

17,3

14,1

12,0

10,4

9,2

51,2

38,4

33,1

29,9

27,8

26,2

25,1

Reparaturkosten pro ha (ÖKL)

€/ha

Gesamtkosten Sämaschine

€/ha

255

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Gesamtkosten Arbeitsgang Pflügen (100 nö Betriebe)

Arbeitserledigungskosten (€/ha)

250

200

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0 0

50

100 150 gepflügte Fläche (ha pro Jahr)

hängt stark von der verwendeten Sätechnik (Feldaufgang) und der Fruchtfolge sowie dem Pflanzenschutzmanagement ab. Nachdem die Bodenbearbeitung bei diesem System weitgehend entfällt, fallen weit weniger Traktorstunden pro Hektar an. Einen größeren Traktor benötigt man bei diesem System nur für Aussaat und Abfuhr des Erntegutes. Daher ist auch bei Direktsaat der überbetriebliche Maschineneinsatz sinnvoll.

Auswirkung auf die Produktionskosten Unterm Strich zählen die Produktionskosten pro Einheit,

200

beim Marktfruchtbetrieb zum Beispiel pro Tonne Winterweizen. Sinken die Produktionskosten, rechnet sich die Getreideproduktion bei niedrigeren Erzeugerpreisen.

Abb. kann vom Angebot abweichen.

Aufpreis für Spuranreißer 700,– €* *Unverb. Preisempfehlung + Mwst./Fracht. Gültig in D/AT bis 30.04.2014.

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Die Einsparungen bei variablen und fixen Maschinenkosten übersteigen in der Regel eventuelle Mindererträge durch reduzierte Bodenbearbeitung. Zusätzlich sind die positiven Effekte auf das Bodenleben und –gefüge durch den Pflugverzicht schwer monetär zu bewerten und bleiben daher unberücksichtigt. Bei einer Reduktion der Bearbeitungsintensität gilt es, vorhandene und teure Überkapazitäten bei den Traktoren ab-

zubauen. Aufgrund der kostenintensiven Technik könnte die Auslagerung der Aussaat (Lohnunternehmer, Maschinenring) überlegt werden. DI Gerald Biedermann Referat Betriebswirtschaft Tel. 05 0259 25104 [email protected]

Produktionskosten Mahlweizen bei sechs Tonnen Kornertrag pro Hektar 180 160

162 17

120

151 12

142 12

34

25

120 6 14

48

40

40

33

63

65

65

68

Mulchsaat Gemeinschaft

Direktsaat überbetrieblich

140 Produktionsskosten (€ /t Mahlweizen)

Die Landwirtschaft

33

100 80 60 40 20 0

Lohnansatz eigene Arbeit (12€/h) fixe Maschinenkosten variable Maschinenkosten Betriebsmittelkosten

Pflug

Mulchsaat, Eigenmechanisierung

Bodenbearbeitungssystem

Das Buch „Strip-Till. Mit Streifen zum Erfolg“ zeigt, welche Kulturen sich für dieses Verfahren eignen und auf welchen Böden es einsetzbar ist. Es gibt einen Überblick, wie man angepasst düngt, was beim Pflanzenschutz beachtet werden muss und welche Maschinenausstattung notwendig ist. Der Landwirt kann so Kosten sparen, ohne auf den Ertrag zu verzichten und gleichzeitig seinen Boden vor Erosion schützen. Der Leser erfährt: • was Strip Till ist und welche möglichen Vorteile es gibt. • welche unterschiedlichen Bedingungen für Strip Till in Deutschland und den USA herrschen. • wie Strip Till in die verschiedenen Bodenbearbeitungssysteme einzuordnen ist. • welche Kulturen, Fruchtfolgen, Böden und Standorte sich eignen. • welche Chancen und Herausforderungen sich hinsichtlich Bodeneigenschaften, Pflanzenwachstum und Düngung bieten. • was bei Pflanzenschutz und Ackerhygiene beachtet werden muss. • welche Verfahren und welche Mechanisierung bei StripTill zur Anwendung kommen. Um 7,70 Euro erschienen im DLG-Verlag unter ISBN 978-3-7690-2011-3

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Die Landwirtschaft

Reduzierte Bodenbearbeitung

Februar 2014

Trend geht in Richtung Injektordoppelflachstrahldüsen

Welche Düse(n) für den Pflanzen Wer auf reduzierte Bodenbearbeitung setzt, muss auch beim Pflanzenschutz entsprechend reagieren. Welche Anforderungen Mulchsaat, Strip Till & Co an die Pflanzenschutztechnik stellen, verrät Roman Hauer von der Bildungswerkstatt Mold.  Blattaktive Mittel verlangen

Neben der Mittel- und Terminauswahl beeinflusst auch die Technik den Erfolg beim Pflanzenschutz. Durch richtige Abstimmung von Düsenbauart und -größe, Wasseraufwandmenge und Fahrgeschwindigkeit kann der Landwirt die Anlagerung der Spritzbrühe auf der Zielfläche optimieren. Da der Preis für einen Satz Düsen im Vergleich zu den jährlichen Pflanzenschutzmittelkosten auf einem durchschnittlichen Ackerbaubetrieb verschwindend gering ist, sollte bei der Wahl der Düsentechnik auf keinen Fall gespart werden.

Düsentechnik Injektorflachstrahldüsen sind bei Pflanzenschutzarbeiten in Feldkulturen Stand der Technik. Sie haben mittlerweile die „normalen“ Flachstrahldüsen, das sind die Universalflachstrahldüsen, fast ersetzt. In zahlreichen Versuchen haben Injektorflachstrahldüsen bewiesen, dass die biologische Wirksamkeit bei den meisten Pflanzenschutzmittelanwendungen gegenüber Universalflachstrahldüsen nicht schlechter ist, bei gleichzeitig stark reduzierter Abdrift. Voraussetzung dafür ist, dass man die Düsen im jeweils optimalen Druckbereich einsetzt. Dieser liegt bei den kurzen Injektordüsen zwischen 2,5 bis 4,5 bar und bei den langen Injektordüsen bei vier bis sieben oder acht bar. Mittlerweile ist bei der Düsenauswahl ein gewisser Trend in Richtung Injektordoppelflachstrahldüse festzustellen. Alle namhaften Düsenhersteller bieten mittlerweile eine oder mehrere Aus-

Beim Einsatz mehrerer Düsen sollte eine Doppelflachstrahldüse mit an „Board“ sein. Im Bild eine Lechler IDKT 120 03 für schwierig zu benetzende Zielflächen als Ergänzung zu einer Agrotop Airmix 110 04 und einer Lechler IDN 120 03. Foto: Bildungswerkstatt Mold/Hauer

führungen dieser Technik an. Bringen diese Düsen Vorteile für die Pflanzenschutzanforderungen bei reduzierter Bodenbearbeitung?

Anforderungen bei Herbizidspritzungen Das Ausbringen von Bodenherbiziden im Vorauflauf stellt geringe Anforderungen an die Applikationstechnik. Anzustreben ist eine möglichst gleichmäßige, abdriftarme Verteilung der Spritzbrühe mit einem groben bis sehr groben Tropfenspektrum bei nicht zu geringer Wasseraufwandmenge. Bei reduzierter Bodenbearbeitung mit Mulchsaat ist eine ausreichende Benetzung der Bodenoberfläche durch vermehrte Auflage von Ernterückständen schwieriger zu bewerkstelligen. Hier

reduzieren Doppelflachstrahldüsen durch die Anwinkelung der beiden Spritzfächer in und gegen Fahrtrichtung die Spritzschatten bei der Ausbringung. Sie verbessern somit die Anlagerung gegenüber herkömmlichen Injektordüsen. Da die Wirkung von Bodenherbiziden im Vorauflauf bei vermehrter Mulchauflage auf der Bodenoberfläche doch eingeschränkt sein kann, wird der Termin für die Unkrautbekämpfung bei vielen Betrieben später angesetzt und im Nachauflauf durchgeführt. Blattaktiven Herbiziden wird der Vorzug gegeben. Dabei ist aber zu beachten, dass die Unkräuter unter der Mulchschicht später und ungleichmäßiger auflaufen. Folgende Ansprüche werden dann an die Düsentechnik gestellt:

für eine ausreichende Wirksamkeit einen gleichmäßigen Spritzbelag auf der Blattoberfläche.  Durch das spätere Auflaufen der Unkräuter werden kleine Unkräuter nicht nur von Ernterückständen, sondern teilweise auch von den Kulturpflanzen verdeckt.  Die Größe der Zielfläche (Unkräuter) variiert ziemlich stark. Auch hier trifft man beim Einsatz von Doppelflachstrahlinjektordüsen kleine „versteckte“ Unkräuter und Ungräser besser und auch die größeren Pflanzen auf der Vorder- und Rückseite werden besser benetzt. Ein mittleres Tropfenspektrum im oberen Druckbereich der jeweiligen Düsen sollte man anstreben. Je niedriger dabei die Wasseraufwandmenge gewählt wird, umso mehr sollte man darauf achten, nicht zu grobtropfig zu spritzen.

Nicht selektive Herbizide Beim Einsatz nicht selektiver Herbizide (Glyphosat) vor der Saat sollten folgende Punkte beachtet werden:  Konzentrierte Ausbringung durch nicht zu hohe Wasseraufwandmenge.  Gleichmäßige Benetzung aller grünen Pflanzenteile in und gegen Fahrtrichtung bei mittlerem Tropfenspektrum. Kleinkalibrigen Doppelflachstrahldüsen im mittleren bis oberen Druckbereich sollte hier der Vorzug gegeben werden.

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schutz? Anforderungen bei Fungizidspritzungen Hoher Weizenanteil in der Fruchtfolge und verstärkter Einsatz von reduzierter Bodenbearbeitung in der Produktionstechnik begünstigen das Auftreten der DTR-Blattdürre. Die Fungizidmaßnahmen dafür sollte man je nach Befallsstärke ab dem Zwei-Knotenstadium bis zum Ende des Schossens durchführen. Dabei sollte bei der Ausbringung der Wirkstoff auf die oberen und auf die unteren Blattetagen gebracht werden. Ein ausgewogenes Tropfenspektrum von feinen, mittleren bis groben Tropfen sollte man hier anstreben, um möglichst alle Ebenen des Getreidebestandes gut zu benetzen. Kurze Injektordüsen (auch in Doppelflachstrahlausführung möglich) im mittleren bis oberen Druckbereich bei nicht zu geringer Wasseraufwandmenge werden diesen Anforderungen am ehesten gerecht.

Maisintensive Fruchtfolgen In maisintensiven Fruchtfolgen kann Ährenfusarium bei Getreide, vor allem

Reduzierte Bodenbearbeitung

Weizen und Triticale, gehäuft auftreten. Um hohe Mykotoxingehalte im Erntegut zu verhindern, wird eine gezielte Bekämpfung des Ährenbefalls zum Zeitpunkt der Blüte erforderlich. Zielflächen bei der Ausbringung sind die Ähren und der obere Blattbereich. Dabei ist eine fein- bis mitteltropfige Ausbringung bei nicht zu hoher Wasseraufwandmenge gefragt. Kleinkalibrige Doppelflachstrahldüsen im oberen Druckbereich haben sich hier bewährt.

Injektortechnik in der Praxis Doppelflachstrahldüsen ohne Injektortechnik werden heute kaum mehr eingesetzt, da aufgrund der kleinen Doppelmundstücke die Verstopfungsgefahr sehr groß ist, zum Beispiel besitzt Größe 04 zwei Mundstücke der Größe 02. Diese Düsen produzieren auch ein Tropfenspektrum mit hohem Feintropfenanteil, die Abdriftgefahr ist sehr groß. Die Injektortechnik konnte diese Probleme zum Großteil beseitigen. Es gibt auch die Möglichkeit, Doppelflachstrahlkappen zu verwenden, zum Beispiel Lechler Twin Spray Cap, Agrotop DF/ADF, und darin zwei Injektordüsen einzubauen. Hier ergeben sich vielfältige Variationsmöglichkeiten betreffend Durchflussmengen, Tropfengrößen und Spritzwinkel. Nachteilig ist bei dieser Vorgehensweise, dass die auszubringende Flüssigkeitsmenge je Düsenstock über zwei Dü s e n ö f f nu ng e n dosiert wird. Bei den Injektordoppel-

flachstrahldüsen funktioniert das mit einer Eingangsöffnung. Damit nimmt das Verstopfungsrisiko zu. Die Kombination von Doppelflachstrahlkappe und zwei Injektordüsen, vor allem die lange Bauform, benötigt sehr viel Platz am Gestänge. Das kann in der Praxis Probleme bereiten, vor allem in Verbindung mit Mehrfachdüsenstöcken bei so mancher Gestängeausführung. Zusätzlich zur Anschaffung der Doppelflachstrahlkappe benötigt man die doppelte Anzahl an Düsen und Dichtungen, was sich auch preislich bemerkbar macht. Deshalb wird diese Lösung hauptsächlich von größeren Betrieben mit Spezialkulturen verwendet, zum Beispiel im Gemüsebau. Für den „Standardackerbaubetrieb“ sind daher „kompakte“ Injektordoppelflachstrahldüsen von Interesse.

Symmetrische Injektordoppelflachstrahldüsen  Lecher IDKT, Teejet AITTJ 60, Hardi Minidrift Duo, Albuz AVI Twin, Albuz CVI Twin,  annähernd gleiches Tropfenspektrum wie normale Injektorflachstrahldüse in vergleichbarer Bauart und Größe,  zwei Spritzfächer mit jeweils 30° Winkel in und gegen Fahrtrichtung,  Druckbereich IDKT, Minidrift Duo, CVI Twin: 1 bis 6 bar, optimal 2 bis 4,5 bar,  Druckbereich AITTJ 60, Albuz

Die Landwirtschaft

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AVI Twin: 2 bis 8 bar, optimal 4 bis 7 bar,  abdriftmindernd anerkannt je nach Hersteller und Größe 50, 75 und 90 Prozent

Asymmetrische Injektordoppelflachstrahldüsen  Agrotop Turbodrop HighSpeed, Agrotop Turbodrop ADF, Teejet AI 3070,  Tropfengrößenspektrum High Speed vergleichbar mit langen Injektordüsen,  Tropfengrößenspektrum Teejet AI 3070 vergleichbar mit kurzen Injektordüsen,  asymmetrische Anordnung der Spritzfächer: HighSpeed und Turbodrop ADF 10/50°, AI 3070 30/70°,  Druckbereich HighSpeed: 2 bis 8 bar, optimal 4 bis 7 bar,  Druckbereich AI 3070: 1,5 bis 6 bar, optimal 2 bis 4,5 bar,  HighSpeed verlustmindernd anerkannt, 50, 75 und 90 Prozent,  Turbodrop ADF und AI3070 keine Eintragung als abdriftmindernde Düse, noch in Prüfung.

Abstandsauflagen mit Doppelflachstrahldüsen? Injektordoppelflachstrahldüsen sind je nach Hersteller auch in der 90 Prozent Abdriftminderungsklasse bis Kaliber 02 (Lechler IDKT) eingetragen. Gerade bei Symmetrische Injektordoppelflachstrahldüsen, von links: Lechler IDKT, Albuz AVI Twin, Teejet AITTJ 60 Foto: Bildungswerkstatt Mold/Hauer

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Die Landwirtschaft

Reduzierte Bodenbearbeitung

Beim Einsatz von Doppelflachstrahldüsen zu beachten

AsymMetrische Doppelflachstrahldüsen von Agrotop, Turbodrop HighSpeed und Turbodrop ADF, für höhere Fahrgeschwindigkeiten.Foto: LK NÖ/Hauer

der Behandlung der Randbereiche bei Inanspruchnahme der 90 Prozent Abdriftminderungsklasse lassen sich mit normalen Injektordüsen bei einem vorgeschriebenen Maximaldruck, je nach Düse zwischen 1 und 2,5 bar, mit dem dadurch produzierten sehr groben Tropfenspektrum in Kombination mit niedrigen Wasseraufwandmengen die Anforderungen an die Benetzung meist nicht erfüllen. Auch hier weisen Doppelflachstrahldüsen durch die bessere Belagsbildung Vorteile auf.

Beim Einsatz von Doppelflachstrahldüsen hat man die Möglichkeit, den empfohlenen Zielflächenabstand im Vergleich zu normalen Flachstrahldüsen etwas zu reduzieren. Man sollte hier eher 40 Zentimeter statt der üblichen 50 bis 60 Zentimeter anstreben (Abdriftreduktion). Dies ist durch die größere Spritzbreite der Doppelfächer aufgrund der Abwinkelung zur Senkrechten auch punkto Querverteilung grundsätzlich kein Problem, stellt aber gleichzeitig höhere Anforderungen an die Gestängeführung. Bei Doppelflachstrahldüsen tritt je nach Gestängeausführung der Feldspritze das Problem auf, dass der Spritzfächer in Fahrtrichtung im Mittelteil des Gestänges hinter der Spritze Geräteteile trifft. Als Abhilfe sollte man in so einem Fall im Mittelsegment des Gestänges normale Injektor-

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düsen gleicher Bauart und Größe montieren, die, falls erforderlich, auch dieselbe Abdriftminderungsklasse erreichen.

Symmetrische oder asymmetrische? Bei Fahrgeschwindigkeiten über zehn Kilometer pro Stunde ist bei symmetrischen Doppelflachstrahldüsen der Effekt der Spritzschattenreduktion auf vertikalen Zielflächen entgegen der Fahrtrichtung nicht mehr ausreichend gegeben. Hier sind asymmetrische Doppelflachstrahldüsen im Vorteil, wie zum Beispiel Agrotop Turbodrop HighSpeed. Weiters ist bei diesen Düsen durch den steileren Spritzfächer in Fahrtrichtung (10° anstatt 30°) die Gefahr wesentlich geringer, dass Geräteteile bespritzt werden. Im Geschwindigkeitsbereich bis zehn Kilometer pro Stunde gibt es kaum erwähnenswerte Unterschiede in der Qualität der Belagsbildung von symmetrischen und asymmetrischen Doppelflachstrahldüsen.

Welche Düse(n)? Für den Praktiker stellen sich häufig folgende Fragen: Kann

Kurz gefasst Die Düsenauswahl für Pflanzenschutzarbeiten im Feldbau richtet sich nach den zu behandelnden Kulturen (Zielflächen) und den Abdriftminderungsanforderungen. Injektordüsen sind hierfür Stand der Technik. Die Düsen sollten dabei außerhalb der Randbereiche immer im optimalen Druckbereich gefahren werden, damit eine ausreichende biologische Wirksamkeit der eingesetzten Pflanzenschutzmittel gegeben ist. Doppelflachstrahldüsen in Injektorausführung verbessern die Anlagerung bei schwierig zu benetzenden Zielflächen oder beim Einhalten der Abstandsauflagen der 90 Prozent Abdriftminderungsklasse. Somit sind sie auch für die speziellen Anforderungen des Pflanzenschutzes bei Betrieben mit reduzierter Bodenbearbeitung sehr gut geeignet. Gerade solche Betriebe sollten zumindest eine Doppelflachstrahldüse als Standardausrüstung auf der Feldspritze im Einsatz haben.

Empfehlungen zu Wasseraufwandmenge und Düsengröße je nach Anforderung! Tropfenspektrum

fein- bis mitteltropfig

mittel- bis grobtropfig

grobtropfig

Pflanzenschutzmaßnahme

Tropfengröße

Spritzdruck

WA (l/ha)*

fein fein

hoch hoch

150 - 200 250 - 300

Düsengröße Injektordüsen (6) 7 bis 8 km/h kurz lang 025 - 03 02 - 025 03 - 04 025 - 03 025 - 03

Herbizide, NAK, Zuckerrübe (DF) Kontaktfungizide Getreide späte Fungizidanwendungen Getreide, Ährenbehandlungen (DF) Nachauflaufherbizide Getreide Nachauflaufherbizide Mais

fein

hoch

200

fein - mittel mittel

mittel - hoch mittel - hoch

200 -250

Totalherbizide (Glyphosat) (DF)

mittel

mittel

100 - 200

Rapsfungizide (vor der Blüte) Fungizidanwendungen Getreide bis zum Ende des Schossens Insektizide (DF) Wachstumsregler Rapsblütenbehandlung (DF) Kartoffelfungizide (DF) Sikkation (Kartoffel, Raps) (DF) Bodenherbizide Vorauflauf (Raps, Kartoffel)

mittel

mittel - hoch

mittel

mittel - hoch

mittel mittel mittel - grob mittel - grob mittel - grob

mittel mittel mittel - hoch mittel - hoch mittel

grob

niedrig

025 - 03 - 04 02 - 025 - 03

02 - 025 02 - 025 - 03 015 - 02 025

200 - 300

03 - 04

025 - 03

300 - 400

04 - 05

03 - 04

> 400

05 - 06

04 - 05

250 - 300

04 - 05

03 - 04

*Die Zulassungsbestimmungen für die jeweiligen Pflanzenschutzmittel müssen eingehalten werden. DF Die Verwendung von Doppelflachstrahldüsen ist bei diesen Anwendungen empfehlenswert!

ich meine Kulturen mit einer Düse zufriedenstellend behandeln oder sollte ich lieber auf eine Zwei-Düsen-Strategie zurückgreifen? Welche Düsenbauart(en) und Kaliber sind dafür am besten geeignet? Mögliche Antworten darauf liefert die Tabelle auf Seite 56, die je nach Anwendung und die dafür erforderlichen Tropfengrößen Empfehlungen zu Wasseraufwandmenge und Düsengröße bei Verwendung von kompakten oder langen Injektordüsen gibt. Des Weiteren kann man herauslesen, bei welchen Maßnahmen die Verwendung von Doppelflachstrahldüsen besonders zu empfehlen ist. Ing. Roman Hauer Bildungswerkstatt Mold Tel. 05 0259 29505