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Bundesweite Aktionen vom 07. bis 14. Mai 2011 Besuchen Sie unsere neue Website www.woche-fuer-das-leben.de www.woche-fuer-das-leben.de Vorwort In...
Author: Albert Müller
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Bundesweite Aktionen vom

07. bis 14. Mai 2011 Besuchen Sie unsere neue Website www.woche-fuer-das-leben.de

www.woche-fuer-das-leben.de

Vorwort

Inhalt

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Engagiert für das Leben: Einsatz mit Gewinn

Vorwort Grundsatzbeiträge

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Engagiert als Christen für das Leben. Moraltheologische Überlegungen zur Motivation ehrenamtlichen Engagements Prof. Dr. Franz-Josef Bormann, Tübingen

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Ehrenamtlich in die Zukunft? Beobachtungen zum Ehrenamt in der Kirche OKR Cornelia Coenen-Marx, EKD Hannover

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Zukunft Ehrenamt Warum sich die Kirche mit der Zukunftsfähigkeit des Ehrenamtes auseinandersetzen muss Prof. Dr. Beate Hofmann, Nürnberg

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Engagiert in der Zivilgesellschaft Merkmale und Entwicklung ehrenamtlichen Engagements – Einblicke in empirische Studien Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, München

Handlungsfelder 16

Hospize – Herbergen am Ende des Lebens Pastor André-Sebastian Zank-Wins (Leitung Diakonie-Hospiz Lichtenberg gGmbH, Berlin)

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Ehrenamtliches Engagement in der Telefonseelsorge Dr. Ingrid Schmeißer, Cottbus

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I. Projektbeispiel: Caritaskreis ermöglicht die würdevolle Bestattung einsamer Menschen II. Projektbeispiel: 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugend III. Projektbeispiel: Sail-Together – Segeln mit und ohne Behinderung

Praxis 26 29 34

Bausteine und Anregungen für die Gemeindearbeit Medienliste – ausgewählte Literatur Impressum

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Dreijahresübersicht

2011

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2012

Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland in jedem Frühjahr mit der Woche für das Leben für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens und für seinen Schutz in allen Lebensphasen. Mit dem Jahr 2011 beginnt ein neuer Dreijahreszyklus, für den das Thema gewählt wurde:

„Engagiert für das Leben“ Beiden großen Kirchen geht es um Achtsamkeit gegenüber dem menschlichen Leben. Sie schauen hin, wo Leben gefährdet ist, weil sie dem Auftrag Jesu Christi folgen. Seine Liebe und Hingabe galt und gilt vor allem denen, die ohne Schutz, in Krankheit und am Rande der Gesellschaft leben. In seiner Nachfolge sind Christinnen und Christen „Engagiert für das Leben“. Bis in die Neuzeit hinein waren es allein die christlich getragenen Einrichtungen – Klöster, Hospize, Mutter- und Bruderhäuser – , die sich um Menschen in Not, um Kranke und Behinderte, um Obdachlose, Gefährdete und Fremde kümmerten. Sie haben Leben geschützt, Menschen mit Nahrung und Unterkunft versorgt, ihnen in Krankheiten beigestanden oder ein Dach über dem Kopf gewährt. Diese „Werke der Barmherzigkeit“ gründen zutiefst im christlichen Glauben. Denn nach christlicher Überzeugung ist jeder Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen (Gen 1,27). Und Jesus identifiziert sich gerade mit denen, deren Würde bedroht ist. Wer ihnen mit Nächstenliebe begegnet, kann darin auch Gott begegnen. Diese Überzeugung von der Heiligkeit und Unantastbarkeit des Lebens hat unser menschliches Miteinander weit über die Kirchen hinaus geprägt. Menschenwürde und Menschenrechte werden in Deutschland von der Verfassung geschützt. Dennoch kann die Menschenwürde auch in unserem Land in vielfältiger Weise verletzt werden. Das gilt besonders am Anfang und Ende des Lebens, wo Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit ganz deutlich sind und der Schutz der Gemeinschaft dringend nötig ist. Das gilt aber auch, wo Fremde verachtet oder Arme an den Rand gedrängt werden. Schon die Bibel erzählt immer wieder von solchen Erfahrungen der Bedrohung. Biblische Geschichten und Beispiele aus der Tradi-

tion sind zugleich starke Impulse, sich für das bedrohte Leben einzusetzen. Die Legende von Martin, dem späteren Bischof von Tours, die in diesem Jahr die Anregung für das Titelmotiv der Woche für das Leben gegeben hat, erzählt, wie der junge Taufbewerber Martin als Soldat hoch zu Ross am Stadttor von Amiens einem frierenden Bettler begegnet und ihm die Hälfte seines Mantels schenkt. Diese Mantelteilung wird in vielen Gegenden Deutschlands alljährlich im November nachgespielt und bleibt so im gesellschaftlichen Bewusstsein. Nicht gespielt wird allerdings, was Martin nach der Legende in der Nacht darauf geschah: Da erschien ihm Christus, mit eben dem Mantelstück bekleidet, das er dem Bettler geschenkt hatte. Diese Geschichte ist vielleicht deshalb zu einer der beliebtesten Legenden des Christentums geworden, weil sie in zweierlei Hinsicht beispielgebend ist: In der Martinsgeschichte findet sich das immer wiederkehrende Motiv der Identifikation Christi mit den Armen, Notleidenden und an den Rand der Gesellschaft Gedrängten sehr anschaulich dargestellt. Wer sich diesen Menschen zuwendet, begegnet Christus selbst. Sich für menschliches Leben und seine Würde einzusetzen, gehört zu den unaufgebbaren Merkmalen unseres Glaubens. Die Martinslegende variiert so das biblische Gleichnis vom Weltgericht (Mt 25,31 – 46). In den Werken der Barmherzigkeit sind Gottes- und Nächstenliebe untrennbar verknüpft. In unserem sozialen Einsatz, mitten in der Welt, können wir Lebenssinn erfahren. Es ist immer und überall möglich, dass wir Christus im Nächsten begegnen. Wie in der Martinsgeschichte, so finden sich auch am Rande unseres eigenen Lebensweges Menschen, die „unter die Räuber gefallen“ (Lk 10,30) sind, Verzweifelte, die unsere Hilfe brauchen. Die ökumenische Aktion Woche für das Leben hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf solche Herausforderungen hinzuweisen. Das Jahresmotto 2011 „Engagiert für das Leben: Einsatz mit Gewinn“ möchte dazu einladen, im Einsatz für andere Christus zu begegnen. Wie Martin es in seinem Traum erfahren hat, dürfen wir sicher sein, dass auch uns das Teilen und der Einsatz für den anderen Christus näher bringt. Eigene Gaben einzubringen und Gutes weitergeben zu können, macht glücklich. Es ist ein Teilen mit Gewinn.

2013 Erzbischof Dr. Robert Zollitsch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Präses Nikolaus Schneider Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

Grundsatzbeiträge

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Engagiert als Christen für das Leben Moraltheologische Überlegungen zur Motivation ehrenamtlichen Engagements Prof. Dr. Franz-Josef Bormann, Tübingen

I. Tebieliträge

atz es GrundThsema freiwitllig zum

emen Engag

Handlungsfelder dürfte es doch eine Reihe von Faktoren geben, die für eine Motivation zu ehrenamtlichen Tätigkeitsformen generell von Bedeutung sind.

Der Sachbezug des Engagements Ein erster wichtiger Faktor ist der Sachbezug des jeweiligen Engagements. Aus der Zielgerichtetheit menschlichen Handelns folgt, dass die inhaltlichen Beweggründe stets einen Spitzenplatz in der Rangfolge der berichteten Handlungsmotive einnehmen. Offenbar engagieren sich Menschen vor allem dann ehrenamtlich, wenn sie bestimmte inhaltlich klar umrissene Missstände beseitigen oder positive Zustände befördern wollen, die ihren spezifischen Wertvorstellungen genau entsprechen, von den bestehenden Institutionen allein jedoch nicht verwirklicht werden (können). Dies gilt für den traditionellen Einsatz zur Linderung einer materiellen, psychischen oder sozialen Notlage Einzelner oder bestimmter Personengruppen ebenso wie für neue Formen ehrenamtlichen Engagements etwa im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes oder der Friedenssicherung. Auch der Einsatz für eine „Kultur des Lebens“ folgt diesem Muster, da der Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod gesamtgesellschaftlich immer mehr unter Druck gerät.

Ehrenamtliches Engagement ist – gerade in Deutschland – keine Selbstverständlichkeit. Zwar liegt die Quote derjenigen, die sich über ihre privaten und beruflichen Verpflichtungen hinaus am gesellschaftlichen Leben beteiligen, mit derzeit 71 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren noch immer erfreulich hoch1, doch engagiert sich nur gut ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger darüber hinaus freiwillig und unentgeltlich, wobei der Großteil dieses Engagements in Vereinen und Verbänden, in öffentlichen Einrichtungen und den Kirchen sowie in kleineren Gruppen, Projekten und Initiativen stattfindet. Da angesichts der Vielfalt ehrenamtlichen Tuns kaum damit zu rechnen ist, dass es einen einheitlichen homogenen Erklärungsansatz dafür geben könnte, warum sich die einen engagieren und die anderen eben nicht, wird man im Blick auf die jeweils einschlägigen Personengruppen und Tätigkeitsfelder auch von jeweils unterschiedlich gelagerten Motivationslandschaften ausgehen müssen. Die

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möglichst unverkürzte Wahrnehmung der verschiedenen Lebenslagen und Beweggründe dürfte immer dann von besonderer Bedeutung sein, wenn es darum geht, die Richtung ehrenamtlicher Aktivitäten gezielt zu beeinflussen. Dies gilt umso mehr, als seit den 1970er-Jahren ein deutlicher Strukturwandel des Ehrenamtes zu beobachten ist, der auch dessen motivationale Grundlagen berührt. Während nämlich traditionelles ehrenamtliches Engagement, das zumeist im Rahmen von Großinstitutionen wie Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Parteien und Gewerkschaften geleistet wird, vor allem durch eine „langfristige Mitarbeit“ sowie „fest organisierte Formen von Kooperation und Arbeitsteilung2“ gekennzeichnet ist, erscheint für das meist befristete und thematisch begrenzte sogenannte „neue Ehrenamt“ eher die mit einer größeren individuellen Gestaltungsfreiheit verbundene Projektbezogenheit sowie das Interesse an der Bewältigung eigener Problemlagen charakteristisch. Ungeachtet dieser markanten Veränderungsprozesse und der ungeheuren Vielgestaltigkeit der jeweiligen

Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Informationen zum 3. Freiwilligensurvey (1999 – 2009) B. Morschner: Altruismus oder Egoismus – Was motiviert zum Ehrenamt?, Diskussionspapier Nr. 20, Bielefeld 2002

man in eine Situation gerät, von der ein Appell an die eigene moralische Sensibilität und Leistungsbereitschaft ausgeht (vergleiche Lk 10,25 – 38). Angesichts der vielfältigen Anreize zur Verdrängung der Verantwortungsübernahme 3 insbesondere im Bereich des kollektiven beziehungsweise institutionellen Handelns stellt das ehrenamtliche Engagement gewissermaßen ein Gegengift gegen die organisierte Verantwortungslosigkeit in der Gesellschaft dar, dem eine wichtige Signal- und Schrittmacherfunktion für die Weiterentwicklung unserer moralischen Infrastruktur zukommt. Dies gilt umso mehr, als sich ehrenamtliche Aktivitäten zumeist subsidiär in lokalen Netzwerken organisieren und damit nicht nur der Ausbreitung einer privatistischen Lebenseinstellung entgegenwirken, sondern auch den Staat davor bewahren, die Eigeninitiative seiner Bürger durch einen fragwürdigen Allzuständigkeitsanspruch zu unterminieren.

Der Kompetenzbezug des Engagements

Ein dritter Motivationsfaktor ist der Kompetenzbezug des jeweiligen Engagements. Menschen engagieren sich verstärkt in den Bereichen ehrenamtlich, in denen sie entweder bereits vorhandene Kompetenzen für andere nutzbar machen oder im Einsatz für andere selbst neue Kompetenzen erwerben können. Da das ehrenamtliche Tun in aller Regel beiden – also sowohl dem Hilfeempfänger wie auch dem Hilfeleistenden – zugutekommt, handelt es sich hierDer Verantwortungsbezug des Engagements bei um einen Einsatz mit doppelten Gewinn. Deswegen Nicht minder bedeutsam ist zweitens der Verantwortungs- greifen auch die landläufigen Debatten um eine ausbezug. Die bloße Wahrnehmung einer Notsituation oder ei- schließlich altruistische oder womöglich latent egoistische nes Missstandes führt nur dann zum eigenen Handeln, Handlungsmotivation im Ehrenamt zu kurz. Der moraliwenn es gelingt, den Zusammenhang mit der persönlichen sche Wert eines kompetenten Einsatzes für Andere wird Verantwortung zu erkennen. Diese Verantwortung muss nicht dadurch gemindert, dass das Engagement dem Helfenden selbst nicht nur Freude und Erfüllung Offenbar engagieren sich Menschen vor allem dann schenkt, sondern auch ehrenamtlich, wenn sie bestimmte inhaltlich klar umrissene neue Erlebnismöglichkeiten erschließt und neue soMissstände beseitigen oder spezifische positive Zustände ziale Kontakte ermöglicht. Am konkreten Einsatz für befördern wollen … den Lebensschutz wird dies besonders deutlich: ihren Grund nicht darin haben, dass man selbst an der Wer sich etwa in einem der zahlreichen Besuchsdienste Entstehung der Notsituation direkt oder indirekt kausal für Alte, Kranke und Behinderte oder gar in einer Hospizbeteiligt war, woraus stets eine besondere Verpflichtung gruppe engagiert, der wird in der helfenden Zuwendung zur Beseitigung oder zumindest Linderung der herbeige- zum Nächsten, die dieser unmittelbar als Verbesserung führten Schäden resultiert. Es reicht vielmehr aus, dass seiner Lebensqualität erlebt, zugleich die Erfahrung

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Vgl. dazu F.-J. Bormann: Wer hat das Böse in der Welt zu verantworten? Unterscheidungen zwischen „Üblem“ und „Bösem“ aus moraltheologischer Sicht, in: K. Berger/H. Herholz/U.J. Niemann (Hg.): Wer verantwortet das Böse in der Welt?, Regensburg 2008, S. 92 – 108

Grundsatzbeiträge

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Ehrenamtlich in die Zukunft? Beobachtungen zum Ehrenamt in der Kirche machen, dass sich auch sein eigener Blick auf Krankheit, Sterben und Tod verändert: Vorhandene Ängste und Unsicherheiten können abgebaut, neue Einsichten und Orientierungen dagegen gewonnen werden.

Der Sinnbezug des Engagements Eng mit dieser Entfaltung und Erweiterung der jeweils vorhandenen Kompetenzen ist schließlich viertens der Sinnbezug ehrenamtlichen Tuns verbunden. Auch wenn die verschiedenen Großbereiche freiwilligen Engagements4 bereits dadurch hinreichend plausibilisiert erscheinen, dass sie elementaren Bedürfnissen des Menschen entsprechen und die Lebenssituation der Hilfeempfänger in der Regel spürbar verbessern, wirft der ehrenamtliche Einsatz nicht selten auch grundlegende Fragen des eigenen Selbst- und Weltverständnisses auf, die eng mit dem Sinnbegriff verbunden sind. Zum einen kann gerade der leidenschaftliche Dienst am Anderen in Grenzsituationen führen, in denen die eigenen Möglichkeiten insofern weit hinter dem Wünschenswerten und eigentlich Notwendigen zurückbleiben, als sie letztlich doch nur den berühmten Tropfen auf den heißen Stein darstellen. Zum anderen hängt das ehrenamtliche Engagement für viele Menschen aber auch eng mit dem eigenen religiösen Glauben zusammen, der für die Beantwortung menschlicher Sinnfragen naturgemäß eine besonders zentrale Rolle spielt. Obwohl man weder ein gläubiger Mensch noch ein Christ sein muss, um den ehrenamtlichen Einsatz zugunsten Dritter als sinnvolle Handlungsoption zu begreifen, weisen die empirischen Befunde doch regelmäßig darauf hin, dass gerade der christliche Glaube ein besonders wirksames Handlungsmotiv darstellt und der Anteil der Christen unter den ehrenamtlich Engagierten besonders groß ist. Offenbar gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen dem religiösen Selbstverständnis der Christen und einem solidarischen Einsatz für Dritte, der bereits im Leben und Werk Jesu von Nazareth selbst grundgelegt ist.

Jesu besondere Nähe und Zuwendung zu den Randexistenzen der Gesellschaft, zu Hungernden, Kranken und Ausgestoßenen zeigt, dass seine Existenz ganz und gar Pro-Existenz, das heißt Sein für die Anderen, war. Hingabe und stellvertretender Einsatz für den Nächsten waren daher in der gesamten Kirchengeschichte die besonderen Erkennungszeichen eines authentischen Christentums. Bis heute fühlen sich Christen auf dem Weg der Nachfolge diesem jesuanischen Vorbild verpflichtet. Der unentgeltliche Einsatz für die Bedürftigen erscheint als besonders qualifizierte Art und Weise, jenes Grundgebot der Gottesund Nächstenliebe in die Tat umzusetzen, an der die Welt die Jünger Jesu erkennen soll. Da der Gott Jesu Christi ein „Freund des Lebens“ ist, wissen sich auch die Christen in besonderer Weise dazu aufgerufen, sich für die Ausbreitung einer Kultur einzusetzen, die von solidarischem Handeln geprägt ist, das letztlich für alle – den ehrenamtlichen Akteur, den direkten Hilfeempfänger wie auch die Gesellschaft insgesamt – einen enormen Gewinn darstellt.

Christlicher Glaube stellt ein besonders wirksames Handlungsmotiv dar.

OKRin Cornelia Coenen-Marx, EKD Hannover

1. Bürgerschaftliches Engagement hat Konjunktur Ob es um die Zukunft der Pflege oder um die Entwicklung der sozialen Stadt in Zeiten leerer kommunaler Kassen geht, ob Schulen den Ausbau zu Ganztagsschulen betreiben oder Firmen Corporate-Social-Responsibility-Projekte auflegen: Überall werben Stiftungen und Organisationen um freiwillig Engagierte. Bürgerschaftliches Engagement hat Konjunktur – und zahlreiche Maßnahmen der öffentlichen Wertschätzung tragen dazu bei. Jährlich veranstaltet das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement die „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“; der Bundespräsident und verschiedene Ministerien vergeben Preise zum Internationalen Tag des Ehrenamts, die Medien veranstalten Themenwochen. Auch der 3. Freiwilligensurvey der Bundesregierung, der vor Kurzem erschien und auf repräsentativen telefonischen Interviews mit 20.000 Befragten beruht, dokumentiert das wachsende Interesse am freiwilligen Engagement. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits 1999 und 2004 durchgeführt, um das ehrenamtliche Engagement in Deutschland quantitativ und auch qualitativ beschreiben zu können und dadurch Entwicklungen aufzuzeigen. Einige der Ergebnisse der letzten beiden Befragungen werden in diesem Artikel vorgestellt. Die jüngste Untersuchung zeigt: Entgegen mancher Klage wächst nicht nur die Bereitschaft, sich zu engagieren, weiter, sondern auch das Image des ehrenamtlichen Engagements ist gestiegen. Zwar erleben viele Menschen eine starke Arbeitsverdichtung und viele Jüngere finden in der sogenannten „Rushhour“ des Lebens kaum Zeit für ehrenamtliches Engagement, weil sie Karriere machen und mobil sein müssen – aber das wird ausgeglichen durch immer mehr ältere Engagierte und auch durch engagierte Familien. Dabei ist ein deutlicher Wertewandel zu erkennen: das Ende der Spaßgesellschaft – eine Bewegung hin zur WirOrientierung. Menschen engagieren sich ganz bewusst für das Gemeinwohl. Die Vorstellung, dass vor allem der Staat mit den Verbänden und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, auskömmlich finanziert, dafür zuständig ist, sozialstaatliches Handeln professionell zu gestalten, trägt nicht mehr. Und es trägt auch nicht die alte Rollenaufteilung, nach der die erwerbstätigen Männer das Geld für diesen Sozialstaat er-

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Wie z. B. Sport und Bewegung, Kirche und Religion, Schule und Kindergarten, sozialer Einsatz, Kultur und Musik sowie Freizeit und Geselligkeit; vgl. dazu: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Informationen zum 3. Freiwilligensurvey (1999 – 2009)

arbeiten, während ihre Frauen sich in Familie und Nachbarschaft und Vereinen ehrenamtlich und kostenlos fürs Soziale engagieren. Frauen suchen Wege, Beruf und Familie zu vereinbaren; sie wollen und müssen für ihre eigene soziale Absicherung erwerbstätig sein. Und wenn sie in Erziehungs- und Pflegeberufen arbeiten, fragen sie, ob die Löhne in diesen Frauenberufen noch gerecht sind. Denn aus den Werken der Nächstenliebe sind längt Dienstleister in der Sozialwirtschaft geworden. Dabei wird immer deutlicher: Eine komplette Professionalisierung und Ökonomisierung der Sorgearbeit in Erziehung und Pflege wird an ihre Grenzen stoßen. Wir brauchen einen neuen Mix aus Professionalität und bürgerschaftlichem Engagement, aus bezahlbaren Leistungen und sozialem Einsatz – eine aktive Bürgergesellschaft. Erwerbstätigkeit, Familienzeit und soziales Engagement müssen ihren Platz haben in den zukünftigen Lebensläufen von Männern und Frauen.

Unterwegs zu einer engagierten Bürgergesellschaft Die neuen sozialen Bewegungen, von der Frauen- über die Hospiz- bis zur Tafelbewegung, zeigen: Längst sind Menschen in diese Richtung unterwegs. Sie schließen sich zusammen – quer zu den alten, konfessionell oder weltanschaulich geprägten Verbändestrukturen. Zum Teil von Sponsoren aus der Wirtschaft unterstützt, wie bei der Tafelbewegung, geben sie auch Kirche und freier Wohlfahrtspflege neue Anstöße. Ehrenamtliche sind die „Detektoren“ für neue soziale Notlagen und offene gesellschaftliche Fragen. Was wären Tageseinrichtungen und Schulen ohne ehrenamtliches Engagement? Was die Palliativstationen und Hospize ohne die Bereitschaft von Menschen, sich ihrer eigenen Sterblichkeit aktiv zu stellen, um das Leben neu zu entdecken? Wie sähe die Integration behinderter Kinder aus ohne den wunderbaren Einsatz der Eltern, die sie trotz vieler schmerzhafter Erfahrungen zur Welt gebracht und erzogen haben? Wer würde die Alzheimer-Erkrankung zum gesellschaftlichen Thema machen, wenn nicht die Angehörigen? Wo fänden überforderte Mütter Halt, wenn nicht in den „Wellcome-Netzwerken“? Ein aktiver Sozialstaat braucht eine engagierte Zivilgesellschaft. Christinnen und Christen tragen Wesentliches dazu bei, indem sie sich gerade da einsetzen, wo Leben bedroht ist – in Schwangerschaft und Krankheit, durch Armut und Krisen.

Grundsatzbeiträge

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Die neue Konjunktur des bürgerschaftlichen Engagements löst aber auch berechtigte Sorgen aus – haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende fürchten, Ehrenamtliche könnten zum „billigen Jakob“ eines ausblutenden Sozialstaats werden, politisch Aktive sorgen sich, dass Gerechtigkeit durch Barmherzigkeit ersetzt wird und es damit zu einem politischen Rollback kommen könnte. Und die freie Wohlfahrtspflege, die Jugend- und Frauenverbände fürchten, dass der Staat mit seinen Programmen zur Förderung der Zivilgesellschaft die bestehende Vielfalt und Freiheit einzuhegen und zu kanalisieren versucht, um mehr Effektivität zu erreichen. Das Bemühen um eine nationale Engagementstrategie, das dem Ehrenamt viel Aufmerksamkeit sichert, muss auch kritisch diskutiert werden. Dabei sind die Kirchen wichtige Partner. Mit ihrer vielfältigen Verankerung im Stadtteil und ihren diakonischen Angeboten sind sie starke Akteure zur Generierung sozialen Kapitals.

2. Kirchen und ehrenamtliches Engagement Von den etwa acht Millionen Freiwilligen in Deutschland sind nach Einschätzung von Prof. Thomas Rauschenbach, der an den Freiwilligenuntersuchungen der Bundesregierung beteiligt war, ungefähr die Hälfte im Umfeld der großen Kirchen aktiv. Leider beruhen solche Zahlen auf Schätzungen, da weder die Konfessionszugehörigkeit der vielen zivilgesellschaftlich Engagierten in den Bereichen Jugend, Kultur und Soziales noch die Trägerstrukturen in der Wohlfahrtspflege oder in Jugendverbänden differenziert erfragt werden. Wenn sich also Freiwillige aus den Kirchen in Jugend- oder Frauenarbeit oder in sozialen Einrichtungen engagieren, werden sie in diesen Untersuchungen nicht als kirchlich Engagierte gezählt. So viel aber lässt sich sagen: Die Zahl der ehrenamtlich Engagierten in den Kirchen ist im deutschen Durchschnitt stabil. Trotz aller Diskussionen um die Erosion der Institutionen – beim Engagement punkten Schule und Kirche seit Jahren. Die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit legt sogar zu. Trotz aller Debatten um das sogenannte „neue Ehrenamt“ wird damit klar: Freiwilliges Engagement braucht haltende Strukturen, einen Rahmen für Anregungen und Begleitung, Orte und Rituale, die Kristallisationskerne bilden. Die Kirchen bieten in Gemeinden, Werken und Verbänden verlässliche und vielfältige Räume für freiwilliges Engagement. Um das auch öffentlich deutlich zu machen, hat die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland das Thema im Jahr 2009 aufgenommen und sich unter dem Motto „Ehrenamtlich. Evangelisch. Engagiert“ mit dem freiwilligen Engagement beschäftigt. „Ehrenamtliches Enga-

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gement ist ein zentraler Ausdruck des Glaubens und unersetzlich für den Zusammenhalt einer Gesellschaft“, heißt es in der Kundgebung der EKD-Synode. „Gerade ein sich immer stärker ausdifferenzierendes und individualisierendes Gemeinwesen ist auf dieses Engagement angewiesen.“ (1) Sich zu engagieren ist Ehrensache – es geschieht freiwillig, öffentlich, gemeinwohlorientiert, unentgeltlich. Soziale Netzwerke geben Menschen Halt und Orientierung.

Der christliche Dienst am Menschen ist zuerst und von Beginn an ehrenamtliches Engagement Die Synodalerklärung verweist auf das Grundprinzip der Reformation, das Priestertum aller Getauften. Ähnlich hat es in der römisch-katholischen Kirche das Zweite Vatikanische Konzil gesehen. Ein früherer Entwurf nahm darüber hinaus Bezug auf die Quellen ehrenamtlichen Engagements im 19. Jahrhundert: Was wären Diakonie und Caritas ohne die Impulse von Johann Hinrich Wichern oder Adolf Kolping? Die informellen Netzwerke, die Vereine und Verbände, bildeten für sie den Kern diakonischer Arbeit. Wichern sprach in diesem Zusammenhang von der „freien Diakonie“ der einzelnen Christinnen und Christen. Die „bürgerliche Diakonie“ von Staat und Kommunen und auch die kirchliche Diakonie verstand er von Anfang an als subsidiär. Die freie Diakonie, schrieb er, verdanke ihren

Kirchen sind starke Akteure zur Generierung sozialen Kapitals. Ursprung und ihre Erhaltung „weder den amtlichen Organen der Kirche als solchen, noch den Organen der bürgerlichen Gemeinde als solchen, sondern einzelnen, freiwillig sich dafür bestimmenden Gliedern des christlichen Gemeinwesens“. Diakonie ist zuerst und von Beginn an ehrenamtliches Engagement, das dann allerdings schon bald und in zunehmendem Maße von hauptamtlich Mitarbeitenden, zunächst von Diakonissen und Diakonen wie von karitativen Orden in der katholischen Kirche, unterstützt und geprägt wurde. Im Zusammenhang mit dem Aufbau des Sozialund Wohlfahrtsstaats in Deutschland wuchsen die Stiftungen, Vereine und Verbände in der Bundesrepublik zu großen Werken und später dann zu sozialwirtschaftlichen Unternehmen. Heute gehören Diakonie und Caritas zu den größten Arbeitgebergruppen in Deutschland. Und auch in

Immer mehr Familienpaten leisten ehrenamtlich Hilfe

den Kirchen in der Bundesrepublik sind Jugend- und Sozialarbeit, aber auch die Erwachsenenbildung dank der Entwicklung des Wohlfahrtsstaats in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts exponentiell gewachsen. Die Kirchen in der DDR allerdings, die auch in ihrer diakonischen Arbeit nur „sozialstaatliche Nischen“ besetzen durften, waren gerade in ihren Gemeinden schon immer auf ein hohes Maß an ehrenamtlicher Arbeit angewiesen. Nach dem Ausbau professioneller und funktionaler Dienste und der Ausdifferenzierung der Fachlichkeit steht nun – bei rückläufigen Kirchensteuern und staatlichen Mitteln – in allen Landeskirchen und Diözesen der „Rückbau“ der hauptamtlichen Organisation auf der Tagesordnung. Darin unterscheiden sich die steuerfinanzierten Kirchen nicht von anderen Teilen des öffentlichen Dienstes, der ebenfalls seine Aufgaben zugunsten von Sozialmarkt und Zivilgesellschaft abgebaut hat. Vielerorts entsteht deshalb der durchaus nicht unberechtigte Eindruck, das Ehrenamt „verdränge“ nun die regulären Beschäftigungsverhältnisse. Und auch Ehrenamtliche fürchten, in eine „Lückenbüßerrolle“ für die fehlenden Hauptamtlichen zu geraten. Sie übernehmen schon jetzt zum Teil Küster- und Sekretariatsdienste, leisten Sozialarbeit in Altenhilfeeinrichtun-

gen und Alltagshilfe in der ambulanten Pflege. Gleichwohl wird es mittelfristig nicht gelingen, die Funktionalität des Hauptamts in das Ehrenamt zu übertragen und den Rückgang an beruflicher Tätigkeit durch freiwillige Dienste auszugleichen. Denn nicht nur die hauptamtliche Struktur der Kirchen verändert sich, auch die Ehrenamtlichen sind nicht mehr „die alten“. Die Engagierten, mit denen wir es schon heute und in der Zukunft zu tun haben, suchen Freiräume für eigene Gestaltungsmöglichkeiten und für ein zugleich sinnvolles und selbstbewusstes Tun, das in der Erwerbsarbeit oft vermisst wird. Sie erwarten Wertschätzung, Zertifikate und Auslagenersatz, klare Vereinbarungen und geklärte Kompetenzen, Fortbildungsangebote und Mitsprachemöglichkeiten. Frauen nach der Kinderphase suchen über das Ehrenamt den beruflichen Wiedereinstieg und Frührentner eine Tätigkeit, bei der sie ihr Know-how einbringen können. Im Konzept des lebenslangen Lernens spiegelt sich die Überzeugung, dass Menschen im Ehrenamt wie im Hauptamt Kompetenzen erwerben können und dass sie ihre Professionalität hier wie da entfalten wollen. Auch Ehrenamtliche übernehmen Führungsaufgaben, sind Mentoren oder Teamleiter. Die alte Trennung, die den Hauptamtlichen die

Grundsatzbeiträge 11

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Professionalität und den Ehrenamtlichen einen Helferstatus zuwies, ist also überholt. Auch deshalb wäre es besser, von beruflicher und freiwilliger Tätigkeit zu sprechen. Um dieses Umdenken sichtbar zu machen, haben einige evangelische Landeskirchen ihre Ehrenamtsstellen bereits in der Personalabteilung angebunden, sie haben Ehrenamtsgesetze verabschiedet und Ehrenamtskontrakte entwickelt und denken sogar darüber nach, ob Ehrenamtliche auch in Mitarbeitervertretungen eingebunden werden könnten. So zeigt sich: Eine Kirche, in der die Zahl der Ehrenamtlichen wächst und die der Hauptamtlichen abnimmt, braucht neue Strukturen auch in ihren Ämtern und Verwaltungen. Ohne Ehrenamtliche kann die Kirche ihren Auftrag nicht erfüllen – ohne Hauptamtliche allerdings lassen sich die dafür nötigen Strukturen und Angebote nicht nachhaltig aufrecht erhalten. Insofern ist darauf zu achten, dass die absehbaren Einschnitte bei hauptberuflichen Fachkräften die Gewinnung, Begleitung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen nicht gefährden. Denn Engagement braucht Andockpunkte, anregende und begleitende Strukturen, fachliche Impulse und Unterstützung sowie einen fördernden Rahmen – also Räume, Finanzen, gesetzliche Grundlagen und Dienststellen.

3. Eine Zukunftsvision Viele Ehrenamtliche haben den Eindruck, dass die Strukturveränderungen in den Kirchen noch viel zu sehr an der Veränderung der bislang von Hauptberuflichen getragenen Organisation orientiert sind. Gerade jüngere Ehrenamtliche verstehen sich längst nicht mehr als Zuarbeiter von wohlfahrtsstaatlichen Organisationen oder als ehrenamtliche „Helfer“ der Kirchen. Anders als im beruflichen Kontext, wo Macht und Hierarchie immer eine Rolle spielen, anders als auf dem Markt, wo alle Leistung einen finanziellen Gegenwert hat und jeder Einsatz unter Tauschgesichtspunkten geschieht, geht es nämlich im Ehrenamt darum, sich persönlich einzubringen und sich mit dem eigenen Tun zu identifizieren. Nicht nur die staatlichen, auch die kirchlichen Versuche, Engagement zu funktionalisieren oder zu kanalisieren, um es angesichts knapper Ressourcen effektiver zu gestalten, müssen deshalb an Grenzen stoßen. Vor diesem Hintergrund haben sich die Teilnehmer der Ökumenischen Ehrenamtstagung in Köln im Januar 2009 mit den Reformprozessen in den Kirchen auseinandergesetzt. Sie forderten eine stärkere Beteiligung der Engagierten an Entscheidungsverfahren über die Zusammenlegung von Seelsorgebezirken und Kirchenkreisen. Dabei gilt für beide Kirchen:

Das Engagement in überschaubaren, lebensweltlichen Kontexten macht ihre Stärke als zivilgesellschaftlicher Akteur aus. Dr. Viva Volkmann, Mitglied des Leitungsgremiums der EKD-Synode, stellte kürzlich ihre Vision einer Ehrenamtskirche 2030 vor: „Im Jahr 2030 bin ich zwei Jahre im Ruhestand und werde in drei Jahren mein 40jähriges Dienstjubiläum als Ehrenamtliche in der Domgemeinde in Verden begehen und dazu einladen. Die neue Generation von Pastoren, die seit fünf Jahren die vakanten Stellen eingenommen haben, wird von den Ehrenamtlichen mit ständig neuen Ideen und Projekten gefordert. Es ist inzwischen gelungen, die dritte Diakonenstelle mit Drittmitteln zu finanzieren. Die einzelnen Pfarrämter sind aufgelöst und zu einem Gottesdienstteam aus Pastoren, Diakonen, Prädikanten, Lektoren und Kirchenmusikern zusammengelegt. Die Strukturen der so reformierten Kirche bieten einen wichtigen Impuls zum Abbau obrigkeitlicher Strukturen. Der neue leitende Präses i. E. unserer Landeskirche hatte zu dem Motto aufgerufen: ‚Das Ehrenamt und die Kirchengemeinden dürfen endlich mündig werden.’ Gelingen konnte dieser Wandel nur durch die Einsicht, einen missionarischen Aufbruch in der ganzen Stadt in Gang zu setzen. Ehrenamtliche kämpfen allerdings noch immer für eine Anerkennung von Ehrenamtszeiten in der Rentenversicherung (vergleichbar den Familien-, Erziehungs- und Pflegezeiten). Dies ist besonders schwierig vor dem Hintergrund der virtuellen Ehrenamtlichen, die im Web 2.0 ohne Anwesenheit Leistungen erbringen, ohne in den Gemeinden sichtbar zu sein. Dies hat in der jüngsten Vergangenheit reichlich Konfliktstoff mit den Älteren gegeben, die das Web 2.0 aus der Kirche verbannen wollen. Ehrenamt sei immer mit Präsenz verbunden und könne nicht virtuell geleistet werden.“

3. Ehrenamtliche in der Kirche: Begriffe und Untersuchungsergebnisse Das Ehrenamt ist in Bewegung. Und dabei spielt das Internet eine zunehmend wichtigere Rolle. Hier organisieren sich soziale Netzwerke und Initiativen, hier bieten Bürgerplattformen Möglichkeiten des Engagements an, hier erscheinen mehr und mehr kirchliche Träger und Agenturen mit Plattformen für Ehrenamtliche und Engagierte. Ja, wie nennen wir eigentlich den Einsatz, von dem hier die Rede ist? Ehrenamt, freiwilliges Engagement oder zivilgesellschaftliches und bürgerschaftliches Engagement? Der zum Teil heftig geführte Streit um die Begriffe löst sich schnell auf, wenn wir nach den hinter der jeweiligen Begriffswahl stehenden Perspektiven und Interessen fragen. So wird im Kontext der freien Wohlfahrtspflege, die inzwischen in

hohem Maße durch berufliche Mitarbeit bestimmt ist, lieber von freiwilligem Engagement gesprochen, um die Aspekte von Selbstbestimmung, freier Entscheidung und Gemeinwohlorientierung in den Vordergrund zu rücken. Im politischen Kontext wird im Zusammenhang mit einem neuen Verständnis eines aktiven Sozialstaats in der Regel von zivilgesellschaftlichem oder bürgerschaftlichem Engagement gesprochen. Und in den Kirchen dominiert zu neunzig Prozent der Begriff Ehrenamt. Es sind drei Faktoren, die das Ehrenamt bestimmen: Das Engagement ist der Ausdruck der eigenen, aktiven Gestaltung des Lebens – entscheidend ist hier das Prinzip der Selbsttätigkeit. Das Engagement erfolgt freiwillig, also aus einer intrinsischen Motivation, ohne Zwang, aber auch ohne monetäre Gratifikation. Das Engagement ist in Strukturen verankert und darin verbindlich und verantwortlich – sei es formal im Sinne eines Wahlamtes, sei es in persönlichen Absprachen in Gruppen und Netzwerken.

Vor allem Verbindlichkeit, Verantwortlichkeit und Zusammenarbeit werden im kirchlichen Kontext besonders betont. Wer sich hier engagiert, zeigt sich denn auch besonders ausdauernd, ist meist weit über zehn Jahre dabei und hat in der Regel eine starke Kirchenbindung. Dabei gilt: 70 Prozent aller engagierten Protestanten bezeichneten ihre Kirchenbindung als „stark“, 23 Prozent immerhin als „mittel“ (2). Das mag auf den ersten Blick nicht verwundern – bemerkenswert ist aber dann doch, dass 51 Prozent der freiwilligen Aktivitäten in der gesamten Gesellschaft – also auch außerhalb der Kirchen und der kirchlichen Wohlfahrtspflege – von Menschen geleistet werden, die sich entweder „stark“ (20 Prozent) oder „mittel“ (31 Prozent) mit einer Kirche verbunden fühlen (3). Offenbar ist der christliche Glaube nach wie vor ein starker Impulsgeber für ehrenamtliches Engagement. Dabei unterscheiden sich Engagierte im Bereich der Kirche in ihren Motiven nur in geringem Maße vom Durchschnitt aller Engagierten. Sie alle wollen „die Gesellschaft zumindest im Kleinen mitgestalten“ (69 Prozent Protestanten gegenüber 66 Prozent) und „mit anderen Menschen zusammenkommen“. In einer Hinsicht allerdings sollte das Ergebnis des jüngsten Freiwilligensurveys der Bundesregierung die Kirchen aufhorchen lassen: Die Zahl der Engagierten, die in der Kirche ihre „Haupttätigkeit“ haben, ist von 15 auf 12 Prozent

gesunken, die Zahl derer, die ihre Zweittätigkeit in der Kirche ausüben, stieg von 10 auf 25 Prozent massiv an. Kirche ist also stark mit der Gesellschaft verbunden: Wer hier ehrenamtlich tätig ist, arbeitet wahrscheinlich auch in Schule oder Sportverein mit.

Jede Anstrengung, das mögliche in ein wirkliches und wirksames Engagement zu verwandeln, ist sinnvoll In der Altersstruktur weichen die kirchlich Engagierten allerdings vom Durchschnitt aller Engagierten außer in einem Segment deutlich ab. Zwar nimmt die Zahl der 14bis 30-Jährigen zu (nämlich um 2,5 Prozent). Die wichtige Altersgruppe der 31- bis 45-Jährigen ist aber unterrepräsentiert – nämlich mit nur 24 gegenüber 32 Prozent in allen Bereichen freiwilligen Engagements. Hier finden wir die Eltern, die sich eher im Kontext Schule und Sport engagieren, aber auch die Generation derer, die schon als junge Leute aus der Kirche ausgetreten sind. Ebenfalls anders als im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt ist die stärkste Zunahme bei den 46- bis 65-Jährigen (um 3 Prozent) zu verzeichnen. Die Altersgruppe der über 65-Jährigen aber ist deutlich überrepräsentiert (22 Prozent; alle Bereiche: 13 Prozent) (4). Deswegen ist es richtig, dass die Kirchen den Blick auf Chancen der dritten Lebensphase richten, wie es jetzt viele tun – denn auch Ältere schauen heute sehr wohl darauf, ob ihre Kompetenzen und Erfahrungen im Ehrenamt zum Zuge kommen. Zugleich gilt es aber, die Anknüpfungspunkte in Kommunions-, Firm- und Konfirmandenunterricht, die kirchliche Jugendarbeit und die Zusammenarbeit mit Schulen im Blick zu behalten, Freiwilligendienste zu fördern und sie für den beruflichen Einstieg fruchtbar zu machen.

Ehrenamtliches Engagement ist ein zentraler Ausdruck des Glaubens. Das freiwillige Engagement in Kirche, Diakonie und Caritas ist noch immer Frauensache – oft auch Hausfrauensache: 70 Prozent der Ehrenamtlichen der Caritas sind Frauen, 56 Prozent davon sind 60 Jahre oder älter (5). Entsprechend gering ist mit 31 Prozent der Anteil der Berufstätigen (6). Und im evangelischen Bereich sieht es nicht anders aus. Während im Durchschnitt aller Bereiche 55 Prozent Männer engagiert sind, sind es in Kirche, Diakonie und Caritas nur 35 Prozent (7). Viele Männer haben den

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Eindruck, ihr berufliches Wissen aus anderen Lebensbereichen sei in der Kirche nicht wirklich gefragt. Wo sie allerdings ein kirchliches Ehrenamt haben – oft in Leitungsgremien – da haben sie auch den Eindruck, ausreichend mitgestalten zu können. Frauen aber finden die Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Kirche nicht wirklich zufriedenstellend. Auf die Frage, ob sie ausreichende Mitgestaltungsmöglichkeiten hätten, antworten 74 Prozent aller Befragten mit Ja – aber nur 61 Prozent der katholischen und 65 Prozent der evangelischen Frauen (8). Eine Studie des Deutschen Caritasverbandes weist auf ein wichtiges organisationsdynamisches Problem der Ehrenamtsarbeit hin: Die Freiwilligen sind zwar sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Hauptamtlichen. Vor allem schätzen sie deren Hilfe und Ansprechbarkeit. „Allerdings haben nur 30 Prozent der Freiwilligen das Gefühl, dass sie für die Hauptamtlichen auch gleichberechtigte Partner sind. Nach ihrem Eindruck werden sie vor allem als Helfer(innen) gesehen, die die Hauptamtlichen entlasten beziehungsweise deren Tätigkeit ergänzen. Diese Einschätzung deckt sich weitgehend mit den Ergebnissen einer ergänzenden Befragung von Hauptamtlichen: Nur jeder Zweite sieht die Ehrenamtlichen als gleichberechtigte Partner.“ (9) Aber nicht nur die verschiedenen Lebensphasen und die Geschlechterrollen, auch die unterschiedlichen Milieus müssen in den Blick kommen, wenn es um das ehrenamtliche Engagement in der Kirche geht. Bürgerschaftliches Engagement in Deutschland ist grundsätzlich stark an einen hohen Sozial- und Bildungsstatus gekoppelt. Formal besser Gebildete sind deutlich überrepräsentiert. 50 Prozent aller Tätigkeiten werden von Menschen mit hohem Bildungsstandard ausgeführt – in der evangelischen Kirche aber sind es sogar 57 Prozent und immerhin 52 Prozent der protestantischen Engagierten (gegenüber 44 Prozent im Durchschnitt) stuften ihre finanzielle Situation im Jahr 2004 als sehr gut oder gut ein. (10) Arbeitslose Jugendliche, Hartz-IV-Empfänger und Migranten sind deutlich unterrepräsentiert. Betrachtet man die Struktur der ehrenamtlich Engagierten im kirchlichen Bereich also nach Alter, Geschlecht, Bildung und sozialem Status, dann wird klar: Die Potenziale zur Ausweitung in andere Zielgruppen sind erheblich. Wie groß das ungenutzte Engagementpotenzial allgemein ist, zeigt auch der 3. Freiwilligensurvey, dessen Ergebnisse nur in Umrissen vorliegen, eindrücklich: Bei allen Nichtengagierten sind es 32 Prozent, bei nicht engagierten Jugendlichen 43 Prozent, bei nicht engagierten älteren

Zukunft Ehrenamt Warum sich die Kirche mit der Zukunftsfähigkeit des Ehrenamtes auseinandersetzen muss Prof. Dr. Beate Hofmann, Nürnberg

Winterspeisung für Arme und Obdachlose in der Paulus-Gemeinde in Berlin-Zehlendorf

Menschen über 60 Jahren 19 Prozent und bei nicht engagierten Arbeitslosen 48 Prozent, die bereit wären, sich zukünftig zu engagieren (11). Berücksichtigt man neben diesem „externen“ noch das „interne“ Engagementpotenzial, also die Bereitschaft der schon Engagierten, ihr Engagement zu erhöhen, dann wird klar, wie sinnvoll jede Anstrengung ist, das mögliche in ein wirkliches und wirksames Engagement zu verwandeln. Damit das gelingt, müssen Gemeinden der Versuchung widerstehen, sich in binnenkirchlichen Milieus einzurichten. Auch der Wettbewerb um die Ehrenamtlichen, die sich meist in verschiedenen Bereichen engagieren, greift zu kurz. Wer sich heute in der Jugendarbeit engagiert, ist vielleicht morgen Elternvertreter in einer Schule. Gemeindeglieder arbeiten auch im Sportverein oder bei der AWO mit. Und die Zahl der Menschen, die mehrere Ehrenämter in unterschiedlichen Organisationen haben, wächst. Die Ergebnisse des 3. Freiwilligensurveys zeigen: Die gestiegene Mobilität dünnt die familiären Netze aus. Die Unterstützungsleistungen im engeren Umfeld sind in den letzten zehn Jahren von 74 auf 64 Prozent gesunken. Gemeinde und Nachbarschaft werden deshalb wieder wichtiger. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass das Engagement im Gemeinwesen, in Schulen und Nachbarschaftsinitiativen wächst. Kirchliche Ehrenamtliche bauen Brücken ins Gemeinwesen: denn Kirchengemeinden sind immer schon da und sie sind gut vernetzt. Das gilt es in Zukunft noch mehr zu nutzen.

4. Religiöse Aspekte der Motivation: spirituelle Begleitung von Engagierten Wenn man Ehrenamtliche fragt, was ihr Engagement ihnen gibt, fallen die Antworten unterschiedlich aus: Das gute Gefühl, gebraucht zu werden, gibt Selbstbewusstsein und Zufriedenheit. Wer sich um andere kümmert, lernt, das eigene Leben mit anderen Augen zu sehen und Belastungen

Weil Weil Weil

Ehrenamtliche das Leben der Kirche gestalten und die theologische Reflexion der gemeinsamen Leitung und der gemeinsamen Aufgaben eine ständige, im Moment vernachlässigte Aufgabe ist, was bei Ehrenamtlichen zu großen Frustrationen führen kann. ein Paradigmenwechsel im Ehrenamt stattfindet, den die Kirche noch nicht ausreichend bewältigt hat. Dadurch droht sie ein großes Potenzial an Ehrenamtlichen zu verlieren oder gar nicht erst zu gewinnen. hier viele Chancen für die Kirche liegen, die noch nicht genug genutzt werden. Kirche muss ihr Licht hier leuchten lassen und darf nicht Möglichkeiten verschlafen, die sich in Politik und Gesellschaft für kirchliches Ehrenamt öffnen werden.

In: Ehrenamt. Evangelisch. Engagiert. 2. Tagung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (25. bis 29. Oktober 2009 in Ulm), S. 9

ins Verhältnis zu den eigenen Chancen und Kräften zu setzen. Eigene Gaben einzubringen und Gutes weitergeben zu können, stellt Menschen hinein in den Kraftstrom des Lebens – und das macht glücklich. Victor Frankl, der Begründer der Logotherapie, hat im Konzentrationslager die Entdeckung seines Lebens gemacht. Alles hänge davon ab, sagt er, ob wir einen Sinn in unserem Leben und auch in unserem Leiden finden. Am Ende kommt es nicht darauf an, wie reich und angesehen wir waren, wie gut wir aussehen, ob wir fit und gesund sind. Es kommt darauf an, ob unser Leben Bedeutung für andere hat – und sei es nur für einen Menschen, den wir lieben. Es kommt darauf an, dass wir unseren Beitrag leisten – und sei er noch so klein –, damit Güte und Gerechtigkeit sich ausbreiten. Wer darauf schaut, erträgt auch Demütigungen, an denen andere zerbrechen. Victor Frankls Studien zeigen: Wer sich auf diese Weise verschenkt, gewinnt Lebensenergie, Geduld und Hoffnung und Widerstandskraft in Krisen, ja sogar Lebenszeit. Wir schöpfen Lebensmut daraus, dass wir nicht nur für uns selber leben. „Gebt, so wird Euch gegeben“, sagt Jesus im Evangelium. „Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in Euren Schoß geben“ (Lk 6,38). Interessanterweise war es nicht die Kirche, die diesen Gedanken

aufgegriffen hat: Der Deutsche Engagementpreis wird unter dem Claim „Geben gibt“ verliehen. Mir fallen dabei Engagierte mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten ein: von Jamie Oliver mit seiner Kinderspeisung bis zu Monika Hauser, die sich für vergewaltigte Frauen einsetzt. Ob Koch oder Gynäkologin, ob Migrantin oder Erwerbsloser: Jeder, der seine Talente einbringt, kann damit sich selbst finden. Die Kirche hat die wichtige Aufgabe, gerade denen, die sich benachteiligt fühlen, zu helfen, ihre Talente zu entdecken und sie nicht zu vergraben.

Leben und Engagement in den Kraftstrom des Glaubens stellen In den 80er-Jahren haben wir in einer Mönchengladbacher Kirchengemeinde einen sogenannten „Gemeindeladen“ gegründet – einen Stadtteilladen mit Bücherei und Café, mit Kleiderkammer und Sozialberatung, der von einem großen ehrenamtlichen Team zusammen mit einer hauptamtlichen Sozialpädagogin geführt wurde. Ich werde nicht vergessen, wie viele Menschen sich dort meldeten, um mitzumachen – darunter viele, die bislang keinen Anknüpfungspunkt in der Gemeinde gefunden hatten. Frauen, die gern für andere Kaffee ausschenkten, andere, die es liebten,

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(1) Kundgebung der EKD, Synode 2009 (2) Grosse, Heinrich W., Freiwilliges Engagement in der Evangelischen Kirche hat Zukunft. Ergebnisse einer neuen empirischen Studie, 2. Auflage, Hannover 2006, S. 9 und S. 36 (3) Grosse, a.a.O., S. 10 (4) Grosse, a.a.O., S. 10 (5) Süßlin nennt gar eine Frauenquote von 79 Prozent bei den ehrenamtlich Aktiven der Caritas. (Siehe: Werner Süßlin, Wer engagiert sich warum bei der Caritas? In: neue caritas 9/2007) (6) a.a.O. (7) Grosse, a.a.O., S. 10 (8) Grosse, a.a.O., S. 13

Merkmale und Entwicklung ehrenamtlichen Engagements – Einblicke in empirische Studien Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, München

Die kirchlichen Bildungsangebote für Ehrenamtliche werden zurzeit auf allen Ebenen ausgebaut und abgestimmt.

Die Gruppe der freiwillig Engagierten untergliedert sich mit Blick auf die Rolle der Kirchenbindung in zwei Gruppen: zur Hälfte in Menschen mit mittlerer oder starker Kirchenbindung, zur anderen Hälfte in Konfessionslose oder allenfalls schwach Kirchengebundene. Demgegenüber haben Nichtengagierte seltener eine starke oder mittlere Kirchenbindung und sind stattdessen häufiger konfessionslos. Auch dies ist ein deutliches Indiz für die anhaltend hohe Bedeutung der Kirchenbindung für das zivile Engagement in Deutschland.

(9) Süßlin, a.a.O. (10) ebenda, S. 11 (11) Freiwilliges Engagement in Deutschland 1999 – 2004. Ergebnisse der repräsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. Durchgeführt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. München 2005, S. 15 f. und S. 213 ff.

Der für die Kirchen eigentlich interessanteste, bislang aber weder diskutierte noch empirisch ausgewiesene Befund zielt unterdessen auf die Größe und Bedeutung der kirchennahen Engagementbereiche in Deutschland insgesamt. Im Unterschied zur bisherigen Rezeption der beiden Freiwilligensurveys von 1999 und 2004, die als eindeutigen Wiederholungssieger zuletzt erneut den Sport mit 11 Prozent vor „Schule und Kindergarten“ mit 7 Prozent und erst an dritter Stelle den

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Mit Blick auf die Konfessionszugehörigkeit zeigt sich, dass Menschen mit einer konfessionellen Zugehörigkeit in der Gruppe der freiwillig Engagierten stärker zu finden sind als in der Gruppe der Nichtengagierten (mit 73 Prozent versus 61 Prozent). Das ist zumindest ein kleiner Hinweis auf die Bedeutung der Konfession für das Zivilengagement in Deutschland, das nicht unterschätzt werden sollte.

Engagementbereich „Kirche und Religion“ ausweisen, gehe ich von der These aus, dass die eigentlichen „Sieger“ in Sachen Zivilgesellschaft und freiwilliges Engagement nach wie vor die kirchennahen Einrichtungen sind.

Es zeigt sich, dass in ihrer Jugend engagierte Erwachsene bei einer ganzen Reihe der abgefragten Tätigkeiten über ein breiteres Spektrum an Erfahrungen und nach ihrer Einschätzung auch über ein Mehr an Kompetenzen verfügen als früher Nichtengagierte. Besonders ausgeprägt sind die Differenzen in puncto Teamarbeit, Lehr- und Trainingstätigkeit sowie Leitungserfahrung und -kompetenz, aber auch in Sachen Organisation, Management und Präsentation. In diesen Bereichen sagt mehr als jede zweite befragte Person, die in ihrer Jugend freiwillig engagiert war, dass sie dies schon einmal gemacht und dabei auch etwas gelernt hat. Infolgedessen sollte künftig verstärkt das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass für viele Menschen das freiwillige Engagement zu einem wichtigen Ort und zu einer wichtigen Gelegenheit der Alltagsbildung und des Kompetenzerwerbs werden kann.

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Mit Blick auf das freiwillige Engagement in den Reihen der Kirche beziehungsweise im Kontext oder Umfeld der Kirche, also etwa bei konfessionellen Wohlfahrtsverbänden oder bei kirchlichen Vereinen oder (Jugend-)Verbänden, lassen sich folgende Ergebnisse festhalten:

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Gerade die Kirche, in der sich viele Ältere engagieren, kann wunderbare Plattformen für Initiativen und für Austausch bieten – nicht nur für ihre „eigenen“ Ehrenamtlichen, sondern auch für die, die aus ihrem Glauben heraus bei anderen Organisationen engagiert sind. Sie brauchen Angebote, um existenzielle und religiöse Erfahrungen in ihrem Engagement verstehen und schätzen zu lernen, sie brauchen Mentorinnen und Mentoren und Rituale, die ihnen helfen, sich auch vor Erschöpfung zu schützen. Mehr noch als in der Erwerbstätigkeit haben wir im freiwilligen Engagement die Chance, unsere Gaben zu entdecken und etwas von dem weiterzugeben, was uns und andere trägt.

Engagiert in der Zivilgesellschaft

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Gabenbeziehungen, auf denen zivilgesellschaftliches Engagement im Wesentlichen beruht, sind immer schon religiös geprägt und durchtränkt – auch wenn sich ihr religiöser Gehalt inzwischen säkularisiert und verflüchtigt hat. Gleichwohl beruhen der Vorbildcharakter und die Anziehungskraft einer Mutter Teresa, eines Franz Alt oder eines Rupert Neudeck genau auf diesem Zusammenhang von Religion, Hingabe und Engagement. Darum hat der Sozialgeschichtler Arnd Bauerkämper recht, wenn er eine Herausforderung für die Kirche darin sieht, die „religiösen Wurzeln der Vorstellungen von Geben und Nehmen kulturhistorisch zu rekonstruieren“. Hier liegt die wichtigste Aufgabe der theologisch und pädagogisch Mitarbeitenden in der Arbeit mit Freiwilligen. Pastoraltheologen und Gemeindepädagoginnen, Diakoninnen und Diakone in Stadtteilkirchen, Mehrgenerationenhäusern und Familienzentren haben nicht nur die Aufgabe, die freiwillig Engagierten im Blick auf Organisationsfragen zu unterstützen. Wichtig ist, dass sie sie auch theologisch und spirituell begleiten und ihnen helfen, ihre eigenen Motivationsquellen zu entdecken und in Zeiten von Zweifel und Müdigkeit zu stärken – ihr Leben und Engagement in den Kraftstrom des Glaubens zu stellen, von dem Victor Frankl spricht. Die kirchlichen Bildungsangebote für Ehrenamtliche werden zurzeit auf allen Ebenen ausgebaut und abgestimmt – das gilt für die Jugendarbeit wie für Mitarbeitende in Leitungsgremien, für das Freiwilligenmanagement wie für Telefonseelsorge und Hospizarbeit. Neben dem Bemühen um Ehrenamtscurricula, Kompetenzentwicklung und Ehrenamtsnachweise dürfen dabei die spirituellen Motivationen, die Frage nach den eigenen Gaben und der eigenen Berufung

nicht zu kurz kommen. Vielleicht ist es an der Zeit, Produktivität in unserer Gesellschaft neu zu definieren. Zur Produktivität gehören nicht nur die bezahlten Leistungen in der Erwerbsarbeit, sondern auch die unbezahlten in der familiären Sorgearbeit wie im Ehrenamt und schließlich, so der Gerontologe Andreas Kruse, auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, mit Erfolg und Scheitern, mit Gaben und Grenzen. Das ist oft erst nach der Erwerbstätigkeit in vollem Maße möglich. Wo Ältere ihre Erfahrungen an Jüngere weitergeben – in Hausaufgabenhilfe und Senior-Service, als „Leihomas“ oder Mentoren, profitieren nicht nur die Betroffenen selbst. Aus dem Miteinander der Generationen im Ehrenamt erwachsen auch neue Kräfte für unsere Gesellschaft – die Fähigkeit zur Selbstverantwortung und zur Mitverantwortung.

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in der Kleiderkammer zu verkaufen, sagten zu mir, sie könnten nicht gut reden und diskutieren – aber Menschen versorgen und schön kleiden, das liebten sie. Bei den Teamsitzungen im „Gemeindeladen“ standen mir oft die Werke der Barmherzigkeit vor Augen, die Diakonie ganz elementar beschreiben – und es ist wohl kein Zufall, dass das Gleichnis vom großen Weltgericht, in dem Jesus sich selbst mit den Armen und Hungrigen, den Kranken und Gefangenen identifiziert, unmittelbar auf das Gleichnis von den anvertrauten Talenten folgt.

Und schließlich will ich noch auf einen Befund hinweisen, der für Kirchen und konfessionelle Wohlfahrtsverbände fast das wichtigste Ergebnis ist: Ehemals Engagierte haben eine fast doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit wie die Nichtengagierten, dass sie beruflich einmal im Feld der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsberufe landen. Insofern ist das freiwillige Engagement ein wichtiges Lernfeld, eine zentrale Zugangsmöglichkeit sowie ein nicht zu unterschätzendes Rekrutierungsfeld für die personenbezogenen „Dienste am Menschen“, in dem die Kirchen und Wohlfahrtsverbände eine wichtige Rolle spielen.

In: Um Gottes Willen? Wir engagieren uns. Dokumentation der Ökumenischen Tagung zum ehrenamtlichen Engagement in Kirche und Gesellschaft (30. – 31.Januar 2009, Köln), S. 20 ff.

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Hospize – Herbergen am Ende des Lebens Pastor André-Sebastian Zank-Wins, Berlin

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ihn“. – Um zu verstehen, was Hospize sind, ist das ein gutes Bild: Ein Hospiz ist eine Herberge für einen geschundenen Menschen am Ende seines Leben. Und wir geben unser „Öl“ und unseren „Wein“, um sein Leiden zu lindern. Im Mittelalter waren Hospize Raststätten für müde und erkrankte Pilger (lat. hospitium = Herberge, Gastfreundschaft). So kann man es sehen: Wir pflegen und begleiten Menschen bis zu ihrem letzten Atemzug. Danach reisen sie weiter und wir verabschieden sie und wünschen ihnen für ihren weiteren Weg Gottes Geleit: „Gott behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“ (Psalm 121)

„Lindert meinen Schmerz …“ Cicely Saunders, die mit der Eröffnung des St. Christopher´s Hospice 1967 in London die moderne Hospizbewegung initiierte, hat uns deutlich gemacht, dass Menschen am Ende ihres Lebens einen mehrfachen Schmerz erleiden, den es zu lindern gilt; sie sprach vom „total pain“, einem totalen Schmerz. Da ist zunächst der physische Schmerz, der nach Linderung verlangt. Jeder von uns, der schon einmal starke körperliche Schmerzen erleiden musste, weiß, wie sehr dadurch die Lebensqualität beeinträchtigt ist. Der Schmerz muss weg! Sterbebegleitung in Hospizen beginnt also zunächst mit der Sorge um den Leib in all seinen Nöten und Bedürfnissen. So spricht man von „Palliativmedizin“ und „Palliativpflege“, der ärztlichen und pflegerischen Kunst, In Hospizen werden Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet. Sterbenskranke erhalten hier bestmögliche medizinische Versorgung und schmerzlindernde Therapien. Auch mit ihren Ängsten und Fragen werden die Menschen nicht allein gelassen: Hospizmitarbieter und ehrenamtlich Engagierte unterstützen die Betroffenen und ihre Angehörigen, sind für sie da, hören zu und betreuen die Sterbenden achtungsvoll in ihrem letzten Lebensabschnitt. Pastor André-Sebastian Zank-Wins, Leiter des Diakonie-Hospizes Lichtenberg in Berlin, gibt einen Einblick, wie tiefschichtig und erfüllend die Aufgabe der Sterbebegleitung in Hospizen ist.

Am Ende des Weges „Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen.“ – Gewaltsam beginnt Jesu Erzählung vom

„barmherzigen Samariter“ (Lukas 10). Und ebenso gewaltsam erleben es Menschen, wenn eine bösartige Krankheit sie überfällt, wenn sie versuchen, noch eine Zeit lang gegen sie anzukämpfen, sich dann aber doch ermattet und geschunden am Rande ihres Lebensweges wiederfinden. Meistens sind es Krebserkrankungen, die Menschen in solch einer Weise aus der Bahn werfen, es können aber auch andere sein. Die Betroffenen durchleben diverse Therapien und darin mühsame Zeiten zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Muthaben und Verzweifeln. Wer in ein Hospiz kommt, hat all dies hinter sich. Wenn wir unsere Gäste im Hospiz fragen, was sie sich am meisten wünschen, dann ist die häufigste Antwort: „Ruhe!“ Und damit ist nicht gemeint: „Lasst mich doch einfach liegen!“ Vielmehr ist da ein großes Verlangen nach Sicherheit und nach Geborgenheit: „Lindert meinen Schmerz und sorgt gut für mich, damit ich in Frieden gehen kann …“ Der Samariter „ging zu [dem Geschundenen], goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte

den geschundenen Körper des Menschen mit einem „Schutzmantel der Linderung zu umhüllen“ (lat. Pallium = Mantel). Und es ist in der Tat eine hohe Kunst, die mit der Erkrankung verbundenen Schmerzen und Begleitsymptome (wie Übelkeit oder Atemnot) erträglich zu machen. Nach vielen Jahren der therapeutischen Forschung und Entwicklung ist es heutzutage zum Glück möglich, nahezu jeden körperlichen Schmerz zumindest so weit zu lindern, dass der Betroffene ihn (er)tragen und (er)leben kann. Ärzte und Pflegende in Hospizen sind entsprechend qualifiziert und kennen sich in dieser speziellen Form der Leibsorge aus, wobei sie auf Erkenntnisse der Schul- und Alternativmedizin sowie auf ganzheitlich ausgerichtete Pflegekonzepte zurückgreifen.

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht Als Zweites ist da der psychische Schmerz, den es zu lindern gilt: Der mit der Krankheit und dem herannahenden Lebensende verbundene Kummer benötigt in erster Linie andere Menschen, um sich auszusprechen. Wenn einen Gefühle von Ohnmacht, Zorn, Angst oder tiefer Verzweiflung überfallen, dann ist es gut, wenn da jemand ist, der einem zuhört und mit einem aushält. Hospiz bedeutet, dass niemand, der es nicht möchte, am Ende seines Lebens allein sein muss. Hospiz bedeutet, dass Angehörige und Nahestehende so da sein können, wie sie und der Betroffene es benötigen. Und Hospiz bedeutet, dass da neben den bezahlten „Profis“ immer auch ehrenamtlich engagierte Menschen sind, die sich Zeit nehmen zum Dasein und Zuhören, eben um psychischen Schmerz zu lindern. Schon Cicely Saunders wusste: Ohne ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht es in der Sterbebegleitung nicht. Jemand, der einen aus freien Stücken besucht und unentgeltlich etwas von sich, seiner Zeit und seiner Zuwendung verschenkt, steht niemals in Verdacht, er käme ja nur, weil er dafür bezahlt würde.

„Wenn es so weit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in dir …“

Im Garten des Diakonie-Hospizes Lichtenberg

… heißt es in einem Gedicht von Friedrich Karl Barth. Man kann es nicht lernen, das „Engelsein“. Doch man kann versuchen, dem anderen nahe zu sein, sich einzufühlen, ihn zu verstehen, ihm ein Gefährte zu sein für ein Stück seines Weges. Paul Sporken, ein niederländischer Sterbeforscher, hat einmal inhaltlich gesagt: „Wer einen

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Hospizwesen in Deutschland Sterbenden begleiten möchte, muss lernen, die ‚zweite Geige’ zu spielen. Die zweite Geige hat die Aufgabe, die Melodiestimme der ersten Geige behutsam zu untermalen, und zwar so, dass diese dadurch umso strahlender zum Leuchten gelangt. Sie selbst aber tritt nur selten zum Vorschein und hält sich dezent zurück“. Wenn wir in der Hospizarbeit ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in umfassenden Kursen auf ihre Tätigkeit vorbereiten, dann geht es genau darum: Wir üben miteinander, die „zweite Geige“ zu spielen. Und das ist überhaupt die wichtigste Qualität, auf die es ankommt: Wer einem Sterbenden hilfreich zur Seite stehen möchte, muss „musikalisch sein“ für den Menschen, sich auf ihn ein- und mit ihm mitschwingen können – und mitunter entsteht aus solch einem Miteinander ein wunderbarer „Klang“.

Ziel der Hospizidee ist es, das Leiden Sterbenskranker zu lindern, ihnen das Verbleiben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen und auch den Angehörigen beizustehen. Hospizarbeit ist Sterbebegleitung durch befähigte ehrenamtliche Hospizhelfer und Hospizhelferinnen. Sie stehen gemeinsam mit Medizinern, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Theologen sterbenskranken Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zur Seite. In Deutschland gibt es heute 1.500 Ambulante Hospizdienste, 162 stationäre Hospize und 166 Palliativstationen in Krankenhäusern. Das erste Kinderhospiz in Deutschland entstand 1998. Träger dieser Einrichtungen sind meist Kirchen oder gemeinnützige Vereine. Quelle: Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.V. (DHPV)

www.hospiz.net Mitarbeiter des Diakonie-Hospizes Lichtenberg

Als zweite große Dame der Hospizbewegung ist die schweizerisch-amerikanische Sterbeforscherin Elisabeth KüblerRoss zu nennen. Ihren „Interviews mit Sterbenden“ (deutscher Titel ihres Buches „On Death And Dying“, 1969) verdanken wir die Erkenntnis, dass es verschiedene Phasen im Erleben eines sterbenskranken Menschen gibt. So gehört es zum gesunden(!) menschlichen Umgang mit jedem schweren Schicksalsschlag, ihn zunächst einmal „nicht wahrhaben zu wollen“, voller „Zorn“ auf ihn zu reagieren, „verhandelnd“ das Beste für sich herauszuholen, sich mut- und kraftlos in „Depression“ zurückzuziehen, aber auch, sich auszusöhnen mit der gegebenen Situation, sie „anzunehmen“. Alle diese Erlebensweisen gilt es im Hospiz behutsam zuzulassen und zu begleiten. Und es sind alle menschlich-emotionalen Kräfte eines Hospizteams gefordert, um diese Bewegungen an der Seite der betroffenen Menschen mitzugehen und mitzu(er)tragen. Aber nur so kann es gelingen, den psychischen Schmerz eines Menschen zu lindern.

Der soziale Schmerz Der dritte Schmerz ist der soziale Schmerz: Mit der Krankheit und dem herannahenden Lebensende verändern sich auch die sozialen Beziehungen. So wünschen sich die meisten, die letzten Lebenstage in ihrer vertrauten Umgebung zu verbringen. Wer aber in ein Hospiz kommt, bei dem ist dies aus bestimmen Gründen nicht mehr möglich. Die eigene Wohnung, das eigene Zuhause für immer zu verlassen, ist ein großer Trennungsschmerz und nur schwer zu ertragen. Hinzu kommt, dass sich Menschen aus dem persönlichen Umfeld mitunter anders verhalten als bislang: Einige ziehen sich zurück und melden sich gar

nicht mehr, obwohl man jahrelang mit ihnen verbunden war. Andere kommen und besuchen einen, doch in ihrer Unbeholfenheit sind sie manchmal kaum auszuhalten. Und dann sind da diejenigen, die meinen, einem alles abnehmen zu müssen; die plötzlich reden, als hätten sie es mit einem Kind zu tun; die versuchen, mit gut gemeinten

Hospizteams versuchen, ihre eigene Spiritualität zu finden, zu leben und zu pflegen. Ratschlägen zu helfen … Für die meisten Hospizgäste sind es am Ende nur wenige Menschen, die sie bei sich haben mögen und die ihnen noch gut tun. Deshalb sind Hospize Orte, an denen auch die Angehörigen und Nahestehenden einbezogen und begleitet werden. Mit Beistellbetten und in separaten Angehörigenzimmern wird ihnen ein Dasein und Mitleben rund um die Uhr ermöglicht. Denn für einen sterbenden Menschen gibt es kaum etwas Wichtigeres als die Nähe eines Vertrauten. Sterbenskranke Menschen wünschen sich häufig, dass man schlicht normal mit ihnen umgeht: „Redet mit mir so, wie ihr auch mit anderen redet! Definiert mich nicht ständig über meine Krankheit! Serviert mir keine ‚Extrawürste’ und fasst mich nicht ständig mit ‚Samthandschuhen’ an. Und lachen dürft ihr auch mit mir!“ Normalität zu leben im Hospiz bedeutet, dem Sterbenden den Status des Exoten zu nehmen und ihn, bei aller nötigen Fürsorge, nicht ständig auf die Rolle des Bedürftigen zu reduzieren.

Warten auf den Übergang Langeweile ist übrigens nicht das Problem von Sterbenden. So bedarf es in Hospizen eigentlich keiner Beschäftigungsangebote, nur um Zeit zu füllen. Ein häufiges Gefühl jedoch ist das des ungeduldigen Wartens: „Ach, hätte ich es nur schon geschafft!“ Der Betroffene ist seines Daseins müde, er ist reisefertig, hat sich von den Menschen und der Welt verabschiedet, und nun steht er auf dem „Bahnsteig“, aber der „Zug fährt nicht ab“… Wenn da dann ein Mensch ist, der sich zu einem gesellt, mit dem man reden, etwas unternehmen, gegebenenfalls „eine rauchen“ kann, dann fällt das Warten leichter. Und Teilhabe ist wichtig. Die Möglichkeit, teilzuhaben, am Alltäglichen und am Besonderen, eben an allem, was da so geschieht in einem Hospiz. Wenn Suppe gekocht wird oder die Musikanlage im Wohnzimmer läuft; wenn Menschen kommen und gehen, wenn Kinder im Haus sind oder welche, die Musik machen; wenn eine Blume gepflanzt wird, wenn gesungen oder gefeiert oder auch eine Andacht gehalten wird … „Ich darf teilhaben und mich einklinken und einbringen, wenn ich es möchte – ich muss es aber nicht!“ „Und ich darf meinen Rhythmus leben, so wie er mir entspricht: Ich darf ausschlafen, wenn ich es möchte, und ich darf auch schon mal die Morgentoilette verweigern, wenn ich dazu gerade keine Lust habe. Ich darf abends warm essen, weil ich das schon immer so getan habe …“ Hospize versuchen, ihre Abläufe und Angebote an den Lebensgewohnheiten ihrer Gäste zu orientieren – sie versuchen, zu ermöglichen, was zu ermöglichen ist. „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“, so lautet Jesu Frage an

den blinden Bartimäus (Markus 10): Bevor man meint, zu wissen, was für den anderen in seiner Situation gut und richtig ist, tut man gut daran, ihn einfach zu fragen!

Fragen nach dem Sinn Und dann ist da noch der spirituelle Schmerz. Auch wenn es uns gelingt, eine Zeit lang den Tod zu verdrängen: Spätestens mit dem Verlust eines nahen Menschen oder dem Einbruch einer schweren Krankheit in unser Leben werden wir uns unserer Endlichkeit schmerzlich bewusst. „Warum?“, das ist die Frage, die sich einem dann stellt. „Warum muss ich so krank sein, ich habe doch immer gesund gelebt? Warum trifft es gerade mich, ich bin doch noch viel zu jung? Macht mein Kranksein einen Sinn? Hat mein Leben bislang einen Sinn gemacht? Und was wird von mir bleiben, wenn ich nicht mehr bin?“ Ob der Betreffende religiös ist oder nicht, die aufkommenden Fragen nach dem „Warum“ und dem „Sinn“ greifen immer über unser irdisches Dasein hinaus. In solch einem Fragen spiegelt sich alle Empörung des Menschen über Krankheit und Tod, all seine Kränkung über die Zumutungen des Ausdem-Leben-gerissen-Seins und des bevorstehenden Sterbens. „Und das soll es nun gewesen sein, mein Leben?“

Die Sterbenden begleiten Für Mitarbeitende im Hospiz stellt sich die Aufgabe, Menschen in ihren spirituellen Suchbewegungen durch Dasein und Zuhören zu begleiten. Wer einem anderen aus seiner

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Ehrenamtliches Engagement in der Telefonseelsorge Lebensgeschichte erzählen kann, der hat eine Chance, in seinen Erinnerungen einen verlorenen Sinn wiederzuentdecken. Vorsicht ist geboten im Geben von Antworten aus der eigenen religiösen Tradition. Eine Antwort, die man selbst für sich gefunden hat, muss noch lange keine Antwort sein für den anderen. Eine Hoffnung, die man selbst in sich trägt, ist deswegen noch lange keine Hoffnung für den anderen. Eine Frau entdeckte einmal für sich: „Ich frage nicht mehr ‚Warum ich?‘, sondern ‚Warum ich eigentlich nicht?‘. Die ganze Welt ist voller Leiden. Das Leid ist der Normalfall, nicht das Glück. Warum ich also nicht?“ Mit ihrer Entdeckung fühlte die Frau sich verbunden mit allen Leidenden auf dieser Erde. Nun war sie nicht mehr allein mit ihrem Schicksal, und damit ging es ihr gut. – Niemand anderes hätte ihr diese Antwort als Möglichkeit von außen auch nur anbieten dürfen.

Der spirituelle Schmerz In seinem spirituellen Schmerz stellt sich für jeden Menschen die Aufgabe, das Ende des eigenen Lebens anzuerkennen in der Gewissheit, grundsätzlich aufgehoben zu sein, bis über den Tod hinaus. „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Schwere nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,10) Interessanterweise fällt es religiösen Menschen nicht leichter als anderen, sich in ihr Schicksal zu fügen. Aber es kann sein, dass es ihnen eine Hilfe ist, sich zu bergen in den vertrauten Texten, Liedern und Gebeten ihrer Tradition. Hospize achten daher auf die religiösen Anbindungen und Gewohnheiten ihrer Gäste und vermitteln auf Wunsch den Kontakt zu Vertretern der jeweiligen Religion. Hospizteams versuchen, ihre eigene Spiritualität zu finden, zu leben und zu pflegen. Für alle Mitarbeitenden ist es wichtig, sich das Gefühl für den Wert und die Kostbarkeit eines Menschenlebens zu bewahren, die eigene Lebensfreude und Lebenshoffnung nicht zu verlieren. Denn mitunter gilt es in Hospizen schlicht, stellvertretend zu hoffen für einen verzweifelten Kranken, für einen trauernden Angehörigen, still und leise einfach da zu sein und für ihn, an seiner statt, zu vertrauen.

Der „Mitarbeiterschmerz“ Als Letztes spricht Cicely Saunders von einem Mitarbeiterschmerz („staff pain“). Gemeint ist der Schmerz, den ein auf Hilfe, Pflege und Zuwendung angewiesener Mensch durch unachtsame und beziehungslose Kommunikation der ihn betreuenden Kräfte erleidet. Wo Ärzte und Pflegen-

de in Fließbandstrukturen an Menschen arbeiten müssen, bleibt es nicht aus, dass diese sich auch „wie am Fließband behandelt“ fühlen. Wenn Mitarbeitende in ihren Kräften ausgebrannt sind (man spricht von „Burn-out“) und daher ihre Geduld und ihre Freude an der Begegnung mit dem Menschen verloren haben, dann bekommt dieser ihre Beziehungsarmut schmerzhaft zu spüren. Hospize sind deshalb darauf bedacht, ihre Mitarbeiterteams zu pflegen. Der Zusammenhang ist einfach: Wenn es den Mitarbeitenden in einer Einrichtung gut geht und wenn sie gerne ihren Dienst versehen, dann tun sie den Menschen, für die sie da sind, ebenfalls gut! Hospize haben deswegen einen Personalschlüssel, der den Mitarbeitenden Zeit einräumt auch für Dasein und begleitende Gespräche. Außerdem erhalten Haupt- und Ehrenamtliche in Hospizen regelmäßig die Möglichkeit, ihre täglichen Belastungserfahrungen im Rahmen einer Supervision zu reflektieren. Und noch eines kommt hinzu: die „Echtheit“ der Begegnungen in einem Hospiz. Die tägliche Erfahrung des Endes menschlichen Lebens eröffnet auch ein Gefühl für die Werte des Lebens: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12) Da wird so manch Großes ganz unwichtig und klein und manch Kleines gewinnt plötzlich an Bedeutung und macht das Leben kostbar. Kaum irgendwo lassen sich so viele Dankbarkeits- und Geschenkerfahrungen machen wie im Umgang mit sterbenden Menschen und ihren Angehörigen.

Die besondere Finanzierungsstruktur „Am nächsten Tag zog [der Samariter] zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir´s bezahlen, wenn ich wiederkomme.“ – Die Versorgung eines Menschen in einem Hospiz kostet Geld. Zur Finanzierung von Hospizen gibt es daher eine bundesweit gültige Regelung im § 39a SGB V, die besagt, dass die anfallenden Kosten zu 90 Prozent von den Kranken- und Pflegekassen getragen werden, zu zehn Prozent jedoch von den Hospizen selbst aufzubringen sind. Hospize sind daher in einem hohen Maß auf Menschen angewiesen, die bereit sind, ihre Tätigkeit mit Spenden zu unterstützen. Durch diese im deutschen Gesundheitssystem einmalige(!) Struktur ist gewährleistet, dass Hospize ihren Geist im Sinne einer bürgerschaftlichen Bewegung behalten, einer Bewegung, die sich aus Leidenschaft für den Menschen engagiert, aus eigenem Anteilnehmen und Angerührtsein und nicht um des Geldes willen. So wie bei dem Samariter: „Als er [den Geschundenen] sah, jammerte er ihn …“

Dr. Ingrid Schmeißer, Cottbus

Seit zwölf Jahren arbeite ich ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge und ich freue mich auf viele weitere Jahre. „Die Telefonseelsorge“ ist ein facettenreiches Gebilde. Die Stellen wurden voneinander unabhängig gegründet und sind deshalb in Struktur und Trägerschaft verschieden. Gemeinsam sind ihnen die ökumenische Grundeinstellung sowie eine fundierte Aus- und Weiterbildung einschließlich regelmäßiger Supervision der ehrenamtlich Mitarbeitenden. Inzwischen gibt es in Deutschland über 100 Telefonseelsorgestellen mit etwa 6.000 Ehrenamtlichen.

schützten Raum – wie unter einer Glocke. Für den Anrufer wird es so leichter, schwierige Themen anzusprechen. Niemand sieht, wenn er weint oder sich schämt, nur die Stimme oder ein Schweigen geben Hinweise. Manchmal leiden wir auch unter dieser Anonymität: Nach manch einem Gespräch würde ich gerne losstürmen und etwas tun, die Hände einsetzen und nicht nur Worte. Es ist gut, dass wir

Meine Motivation Mein Leben als Telefonseelsorgerin begann mit einem Umzug und der Suche nach einer neuen Aufgabe. Ich hatte eine Menge Ideen und Ehrenämter gibt es an jeder Ecke. Bei der Telefonseelsorge hat mich besonders angesprochen, dass mein Mitwirken den Organisatoren sogar eine spezielle Ausbildung wert ist. Diese hatte ich mir allerdings ganz anders vorgestellt. Eher naturwissenschaftlich geprägt, war mir schon das Vokabular in der Auswahltagung fremd. Ich bin beinahe in Panik geraten, weil mir die Fragen so unverständlich waren, aber offenbar habe ich die Kriterien erfüllt. In der Ausbildung wurde viel Gewicht auf das Wahrnehmen eigener und fremder Gefühle gelegt. Selbsterfahrung war bis dahin in meiner Vorstellung gleichbedeutend mit Selbstmitleid und Gejammer. Ich hatte eine Ausbildung zur Beraterin erwartet und habe stattdessen erfahren, was Seelsorge ist. Beraten können andere viel besser, sie müssen dazu ja auch wirklich in ihren jeweiligen Spezialgebieten auf dem Laufenden bleiben. Seelsorge, das habe ich in der Ausbildung gelernt, ist etwas ganz anderes. Hören, mehr als mit den angewachsenen Ohren, hören, was hinter dem Gesagten steht, spüren, fantasieren, was jetzt gut tun könnte, Raum geben, damit ein Gedankengang sich entwickelt, sozusagen eine Rankhilfe für ein sprießendes Pflänzchen bieten. Oder auch den Schmerz des anderen mit aushalten in dem Bewusstsein, durch Zuhören begleiten zu können.

Die Berater der Telefonseelsorge arbeiten ehrenamtlich

uns verpflichten, anonym zu bleiben, uns auf das Telefongespräch zu beschränken. Denn das schützt ja auch: Es schützt mich vor meinem eigenen Helfersyndrom, und es schützt mich auch vor Menschen, die die Rund-um-dieUhr-Bereitschaft der Telefonseelsorge auf mich persönlich übertragen könnten. Und sicher gibt es auch Hilfesuchende, die nicht den Mut finden würden, anzurufen, wenn sie am anderen Ende eine ihnen bekannte Person vermuten.

Dienst für die Anrufenden Anonymität Die Anrufenden bleiben anonym und wir Seelsorgenden auch. Dadurch findet das Gespräch in einer ganz besonderen Atmosphäre statt, die Anonymität bietet einen ge-

Ehrenamtlich Mitarbeitende verpflichten sich mit der Ausbildung zu einer monatlichen Stundenzahl über eine bestimmte Zeit sowie zur Teilnahme an Supervision und Weiterbildung. Ihr Arbeitsplatz ist immer in der Dienststelle: ein gemütlich eingerichtetes Zimmer, Ruhe vor der Außen-

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TelefonSeelsorge Die TelefonSeelsorge ist eine bundesweite Organisation. Rund 8.000 umfassend ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit vielseitigen Lebens- und Berufskompetenzen stehen Ratsuchenden in 105 TelefonSeelsorgestellen vor Ort zur Seite. Der Dienst ist 24 Stunden pro Tag kostenlos aus dem Festnetz und allen Mobilfunknetzen erreichbar. Ein Prozent der Anrufer ist suizidgefährdet. Träger der TelefonSeelsorge sind die beiden christlichen Kirchen in Deutschland, die Evangelische Kirche (www.ekd.de; www.diakonie.de) und die Katholische Kirche (www.dbk.de). Quelle: www.telefonseelsorge.de

welt, dazu ein Ort, um zwischen zwei Gesprächen abzuschalten und Kopf und Herz wieder freizumachen für den nächsten Anruf. Bei jedem Klingeln frage ich mich: „Werden wir gut in Kontakt kommen? Werde ich das oft unausgesprochene Anliegen wahrnehmen?“ Im Gespräch erfahren wir einen winzigen Ausschnitt aus dem Leben eines Menschen, oft nur das, was ihn im Moment gerade bewegt. Die dargestellte Welt ist die Wahrheit für die Dauer des Gesprächs, wie es danach weitergeht, entzieht sich unserer Kenntnis. Manchen Anrufern dagegen ist der Kontakt zu ihrer Umwelt nur sehr schwer möglich. Weil wir für sie die einzigen Gesprächspartner sind, rufen sie häufig an. Und dadurch erfahren wir mehr aus ihrem Leben, die Seelsorge wird hier zur Begleitung, wir kennen die Anruferin und sie kennt einige unserer Stimmen. Wenn sie dann irgendwann aufhört anzurufen, hat sie vielleicht den Weg zurück ins Leben geschafft.

Was treibt Menschen an, ihre Freizeit für die Telefonsorge einzusetzen? Helfen wollen und Liebe zu den Mitmenschen sind die Grundvoraussetzungen und der Antrieb für dieses Ehrenamt. Aber um über Jahre Dienst zu tun, braucht es mehr, und im Laufe der Zeit ändert sich auch die Motivation: Ich bin gekommen, um etwas zu geben, und erfahre nun, dass mir diese Tätigkeit ganz viel gibt. Da sind zum Beispiel Erfolgserlebnisse: besonders gut gelungene Gespräche, in denen sich Anruferin und Seelsorgerin ganz nahe kom-

men. Das sind Geschenke. Eine ganz wichtige Motivation, die uns bei der Stange hält, ist auch die Neugier: Neugier auf jeden einzelnen Dienst, auf jedes einzelne Gespräch und auf jeden einzelnen Anrufenden. Die menschenfreundliche oder christliche Grundeinstellung macht aus Neugier Offenheit und Akzeptanz. Ein weiterer wesentlicher Grund dafür, dass Ehrenamtliche dabeibleiben, ist das Gemeinschaftsgefühl. Schon die Ausbildung prägt die neuen Seelsorger auf die Dienststelle – wie Gänseküken auf das erste sich bewegende Objekt. Später ist es interessant, zu hören, dass an anderen Stellen manches ganz anders gehandhabt wird. Auch der Umgang mit unserer eigenen Anonymität wird durch die Gemeinschaft leichter. Wir leisten so viele Stunden Dienst, es ist ein so wichtiger Teil unseres Lebens, und wir müssen doch vage Antworten geben, wenn Bekannte fragen: „Was machst du eigentlich? Du kannst doch nicht nur zu Hause hocken! Warum hast du keine Zeit? Wo kommst du denn jetzt um diese Zeit her? Wo fährst du denn abends um elf Uhr noch hin?“ Ein „Lohn“ für geleistete Dienste sind für viele auch die Weiterbildungswochenenden. Hier finden sich Antworten, in Rollenspielen kann ein neuer Weg ausprobiert werden, wir erleben die Herangehensweise anderer Ausbilder und Supervisorinnen. Um die Anonymität zu wahren, haben wir das Tagungshaus immer ganz für uns allein. Wir lernen Ehrenamtliche näher kennen, die wir bisher nur kurz beim Ablösen gesprochen haben oder die aus anderen Dienststellen kommen – auch hier spielt die Neugier auf andere Menschen eine Rolle.

Foren: Wie machen es andere? Wen die Neugier noch weiter treibt, der kann sich in den zahlreichen Gremien engagieren. Wir Ehrenamtliche der Telefonseelsorge sind gut vernetzt. Fast jede Dienststelle ist über Delegierte in einem der sieben regionalen Foren vertreten, diese Foren bestimmen wiederum ihre Teilnehmenden für die Bundesvertretung Ehrenamtlicher in Telefonseelsorge und Offener Tür in Deutschland (BETS Deutschland). Ziel der Ehrenamtlichen-Tagungen ist der Austausch über alle Belange unserer Arbeit am Telefon und im Internet. Ergänzend zu den Zusammenkünften der Hauptamtlichen soll damit erreicht werden, dass Kompetenzen und Ideen für die gemeinsame Sache Telefonseelsorge gut genutzt werden. Nach anfänglicher Skepsis sehen die Hauptamtlichen diese Tagungen inzwischen als Gewinn für das Leben in der Stelle, begrüßen und betreuen die Gäste liebevoll und sorgen für die Finanzierung von

Tagungen und Reisekosten. Alle drei Jahre veranstaltet die International Federation of Telefon Emergency Services (IFOTES) einen Kongress – 2010 in Wien, davor unter anderem in Ljubljana, Prato und Sevilla.

nikation auf das Wort reduziert, es gibt kein Gesicht, keine Stimme. Das lässt eine Seelsorge zunächst undenkbar erscheinen – und dann entsteht Tiefe und eine ganz eigene Qualität des Kontaktes.

Neugier auf neue Technik – Seelsorge mittels Chat und E-Mail Für viele Menschen ist Kommunikation per Internet völlig selbstverständlich, und so suchen sie auch Seelsorge und Begleitung in diesem Medium. Andere nutzen diesen Weg, weil der persönliche Kontakt am Telefon für sie eine unüberwindbare Hürde darstellt. Im Internet wird Kommu-

I. Projektbeispiel Aufruf zum Mitmachen: „Nicht mehr allein auf dem letzten Weg“ Caritaskreis der Pfarrgemeinde St. Severin (Köln) ermöglicht die Begleitung „einsamer Beerdigungen“. Immer mehr Menschen sind in den letzten Jahren ihres Lebens allein. Diese Einsamkeit setzt sich bis zum Grab fort. Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand: kleine Familien, kinderlose Ehen, Leben als Single, die steigende Lebenserwartung. Der Lebenspartner stirbt, die Zahl der Freunde nimmt durch den Tod von Jahr zu Jahr ab, neue Freundschaften werden im Alter nur selten geschlossen. Häufig leben alte Menschen in den letzten Jahren ihres Lebens in einem Seniorenheim und/oder auf einer Pflegestation – insbesondere dann, wenn sie alleinstehend sind. Der Umzug ins Altenheim lässt bestehende nachbarschaftliche Beziehungen schnell verkümmern und die Nachricht vom Tode erreicht die ehemaligen Nachbarn nur selten. Das Pflegepersonal hat selten die Zeit, an einem Begräbnis teilzunehmen. Da sehr häufig die

letzten Ersparnisse für die Pflege eingesetzt werden müssen, steht am Ende oft eine Sozialbeerdigung: Einäscherung, anonyme Bestattung, keine einzige Blume. Der Caritaskreis unserer Pfarrgemeinde lädt ein, an „einsamen Begräbnissen“ teilzunehmen, Zeit zu schenken, um der Verstorbenen zu gedenken, zusammen mit den Seelsorgern die Gebete zu sprechen, mit einer Blume zum Ausdruck zu bringen, dass wir als Gemeinde die Menschen nicht vergessen haben und werden. Nach der bisherigen Erfahrung findet etwa einmal im Monat in unserer Pfarrgemeinde eine solche Beerdigung statt. (Seit Beginn der Initiative im März 2009 wurden bisher 17 Beerdigungen begleitet.) Mehr Infos und Kontakt unter:

www.sankt-severin.de

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II. Projektbeispiel

III. Projektbeispiel

Pressemitteilung: 2013 – bundesweite Sozialaktion der katholischen Jugend

Projektskizze: Sail-Together – Segeln mit und ohne Behinderung

Unter dem Titel „Uns schickt der Himmel“ will der BDKJ Hunderttausende junge Menschen für 72 Stunden zum Einsatz für das Gute gewinnen.

Der Verein „Sail-Together“ betreibt in Dortmund ein barrierefreies Segelboot, um auch Menschen mit Behinderungen Zugang zum Segelsport zu ermöglichen.

Zielgruppe: Jugendliche, junge Erwachsene, Menschen mit und ohne Behinderung, Schülerinnen und Schüler.

Die Teilnahme an einem integrativen Segeltörn bedarf oftmals einer Menge Mut. Im alltäglichen Leben bieten sich nur selten solch intensive Berührungspunkte, wie sie sich auf einem gemeinsamen Segeltörn in dem besonderen Lebensraum „Schiff“ von Menschen mit und ohne Behinderung bieten. Durch diesen eingeschränkten Lebensraum ergibt sich ein Umfeld, das Kommunikation, Toleranz und Kooperation erfordert. Die Teilnehmer müssen sich trauen, sich auf Neues, auf Ungewisses und Fremdes einzulassen. Alle Teilnehmer müssen mutig aufeinander zugehen, Ängste überwinden und gemeinsam Hürden – im menschlichen Miteinander, aber auch im wörtlichen Sinn in einer meistens nicht barrierefreien Umwelt – nehmen. Unsere Erfahrung in diesem Bereich hat gezeigt, dass nach einiger Zeit ein beherztes Engagement und eine bemerkbare Bereitschaft zum Miteinander bei allen Teilnehmern entstehen.

Ziele: Gemeinsame Erfahrungen von Menschen mit und ohne Behinderung fördern. Gemeinsam segeln gehen und ein Team werden. Segelkurse auch für Rollifahrer anbieten. Naturerfahrung und sportive Möglichkeiten für die Zielgruppe auf einfache Art und Weise zur Verfügung stellen. Nach einem Segeltörn hat jeder Einzelne durch seinen Mut erfahren, dass Aufeinanderzugehen etwas im Leben verändern kann. Diese Erkenntnisse werden mit nach Hause genommen, können Horizonte im alltäglichen Leben erweitern und an andere Menschen weitergegeben werden. Mut lohnt sich, weil die erworbenen Kompetenzen eine selbstbewusstere Bewältigung von Hindernissen auch in anderen Lebensbereichen zulassen.

Altenberg (Odenthal), 8. Mai. Eine erstmals flächendekkende, bundesweite Sozialaktion für Hunderttausende junge Menschen bringt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) am 2. bis 5. Mai 2013 an den Start. Die Aktion trägt den Titel „Uns schickt der Himmel – 72-Stunden-Aktion des BDKJ“. Das hat die Hauptversammlung heute in Altenberg beschlossen. „In 72 Stunden werden möglichst viele junge Menschen die Welt besser machen“, so BDKJ-Bundesvorsitzender Dirk Tänzler. „Gerade in der derzeitigen Lage wollen wir damit das Zeichen setzen, dass junge Menschen aus christlichem Glauben in Kirche und Gesellschaft viel Positives bewegen.“ Unter dem Motto „Uns schickt der Himmel“ hatten bereits im vergangenen Jahr 100.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus 16 Bistümern bei der BDKJSozialaktion mitgemacht und in 72 Stunden mehr als 1.000 soziale, ökologische und kulturelle Projekte realisiert. Dieser Erfolg ermutigt die katholischen Jugendverbände, die Aktion auf alle Bistümer und damit erstmals auf das gesamte Bundesgebiet auszuweiten. 2013 wird sie mit einem weiterentwickelten Konzept realisiert. Die weitere Planung übernimmt eine Steuerungsgruppe, der neben dem BDKJ-Bundesvorstand Delegierte der BDKJMitglieds- und Diözesanverbände angehören. Die Steuerungsgruppe wird im November eingerichtet.

Als höchstes beschlussfassendes Gremium trifft die BDKJ-Hauptversammlung einmal jährlich grundlegende Entscheidungen für die Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft. Bis Sonntag vertreten dabei mehr als 100 Delegierte der BDKJ-Mitglieds- und Diözesanverbände aus ganz Deutschland die rund 650.000 Mitglieder. Bilder und mehr Informationen gibt es im Blog unter www.bdkjblog.de und www.72stunden.de. Mehr Infos und Kontakt unter:

www.bdkjblog.de / www.72stunden.de

Unsere Wurzeln liegen in der Arbeit der Kontaktstelle Evangelische Jugend Dortmund-Mitte. Bereits Anfang der Achtzigerjahre wurde die Idee verwirklicht, Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam auf eine Freizeit fahren zu lassen. Langjährige Erfahrung in der Gestaltung von Freizeitangeboten mit erlebnispädagogischer Orientierung für Menschen mit und ohne Behinderung prägt die Arbeit in unserem Projekt. Projektbeschreibung: Ein rollstuhltaugliches Segelboot für bis zu drei Rollstühle und drei Laufende wird einschließlich Trailer angeschafft und allen Interessierten zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf werden Kurse und Begleitungen angeboten. Die selbstständige Nutzung ist zu fördern.

Idee und Ziele des Vereins Sail-Together e.V. Der Wunsch, einen barrierefreien Segelkatamaran zu bauen, entstand aus der Begeisterung am gemeinsamen Segeln mit Menschen mit und ohne Behinderung und der Tatsache, dass in Deutschland bislang kein solches Schiff existiert. Durch die uneingeschränkte Hochseetauglichkeit des Katamarans werden integrative Törns mit unseren internationalen Partnern möglich. Der Verein Sail-Together e.V. Sail-Together e.V. ist ein Verein zur Förderung nationaler und internationaler Begegnung und Integration von Menschen mit und ohne Behinderung und wurde im Mai 2001 gegründet. Im Verein Sail-Together e.V. haben sich Menschen mit ohne Behinderung aus der Evangelischen Jugend in Dortmund, Lünen, Leverkusen und der schwedischen Kirchengemeinde in Avesta zusammengeschlossen. Mehr Infos und Kontakt unter:

www.sail-together.de Startschuss für die Vorbereitungen auf die 72-Stunden-Aktion des BDKJ im Jahr 2008

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Bausteine und Anregungen für die Gemeindearbeit Wenn auch Sie in Ihrem Umfeld aktiv werden wollen – hier finden Sie hilfreiche Anregungen und eine Literaturliste für Ihr Engagement

il III. aTxeis Pr

bete, für Ge tur n e g n ra u Anreg dienst, Lite s Gotte

Andacht Matth 25, 14 – 30 Von OKRin Cornelia Coenen-Marx, EKD

Dieses Gleichnis hat Geschichte geschrieben, hat sich tief eingeschrieben in unsere Kultur und prägt das Nachdenken über Politik und Wirtschaft bis heute. Bert Brecht, den ich eigentlich sehr mag, hat diese Geschichte ein „besonderes Verbrechen“ genannt. Schließlich rufe es zu Gewinnstreben und Wucher auf. Frei nach der Melodie: Wer hat, dem wird gegeben. Es sei eben keinesfalls so, als wäre jeder in der Lage, aus seinem Pfund etwas zu machen. „Und die kein Pfündlein haben, was machen denn dann die? Die lassen sich wohl begraben – und es geht ohne sie.“ Auch mancher theologische Ausleger reibt sich daran, dass in der Geschichte, die Matthäus erzählt, keines-

falls alle gleiche Voraussetzungen haben. Der begüterte Herr, der seinen Sklaven sein Vermögen anvertraut, als er außer Land geht, gibt dem einen fünf, dem anderen zwei, dem dritten ein Talent. Bei Lukas, der die Geschichte ebenfalls erzählt, bekommt immerhin jeder das Gleiche – ein Pfund. Allerdings: Ist das tatsächlich gerechter? An der Leistungsgerechtigkeit gemessen, handelt der Herr bei Matthäus sehr umsichtig – er gibt jedem nach seinen Fähigkeiten. Er teilt sein Vermögen auf, zieht sich zurück und lässt es treuhänderisch in den Händen seiner Sklaven. Er traut seinen Knechten Verantwortung zu. Was für ein Risiko! Wer Risiken eingeht, kann scheitern. Das sagt sich offenbar auch der Sklave, der ohnehin nicht so reich ausgestattet ist wie die anderen. Der mit dem einen Pfündlein. Er

hat Angst, am Ende als Verlierer dazustehen. Er fürchtet das Urteil seines Herrn. Und so packt er sein Silber in eine Kiste und vergräbt es. Geht keine Risiken ein, behält saubere Hände, bleibt immer korrekt – und wird am Ende gerade dadurch zum Verlierer. Passt das zu Jesus? Ja, das passt, wenn wir uns lösen von dem Bild des Geldes, mit dem das Gleichnis spielt. Auf den ersten Blick verstehen wir es deshalb nur allzu gut. Schließlich leben wir in einer Geldwirtschaft, in der Vertrauen und Risiko zu Schlüsselworten der Ökonomie geworden sind. Um das Jesuszitat in der Geschichte aufzunehmen: Auch auf der Bank wäre die Rendite jetzt geplatzt. Anders als damals aber lässt sich heute alles ökonomisch bewerten: Sport und Kindererziehung, Kunst und Nachbarschaftshilfe und natürlich auch das ehrenamtliche Engagement. Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche macht es uns schwer, uns vom Symbol des Geldes zu lösen. Bei Jesus geht es aber gar nicht darum, was wir haben, sondern was wir tun. Und es geht auch nicht darum, eine möglichst hohe Rendite zu erreichen und schnell wieder in die Gewinnzone zu kommen, sondern die Liebe zu mehren – wenn nötig, auch mit dem schnöden Mammon. Finden Obdachlose einen Ort? Wie geht es den Kindern, die unter Armut leiden? Kann man menschenwürdig sterben in unserem Land? Das sind die Kriterien, an denen sich am Ende alles entscheidet. Gewinn und Erfolg und ein lohnendes Leben. Davon erzählt Matthäus gleich im Anschluss an diese Geschichte. Noch mehr Druck also? Auch noch als Gutmenschen sollen wir also erfolgreich sein. Und schon wieder macht die Angst sich breit und das Leben wird eng. Aber es geht nicht darum, dass wir die neue Welt bauen, das Reich Gottes – das bleibt Gottes Aufgabe. Es geht einfach nur darum, dass wir etwas machen aus dem, was uns gegeben ist. „Ich sehe es so“, sagte mir gestern jemand hier auf der Tagung. „Du hast nur ein Blatt auf der Hand, und das musst du spielen.“ Der Dichter John Updike, der diese Woche gestorben ist, hat sich wie Bert Brecht mit unserem Gleichnis beschäftigt – vor einem anderen Hintergrund, in einer anderen Tradition. Er hat der Geschichte diese Lektion entnommen: „Lebe dein Leben. Lebe es so, als läge ein Segen auf ihm. Versuche Dein Glück, damit Du Dein Talent nicht in der Erde vermodern lässt.“ Updike war übrigens eine Doppelbegabung – als Kind träumte er davon, Zeichner in den Disneystudios zu werden. Tatsächlich schrieb er dann nicht weniger als zwölf Romane. Er hatte alles auf diese Karte gesetzt und sein Blatt gespielt. Er hat seine Berufung gefunden.

Und wofür schlägt Ihr Herz? Wenn Ihre Träume und Ihr Gewissen mit einer Stimme sprechen, was wünschen sie sich dann? Was man gewinnt, wenn man seinen unverwechselbaren Weg geht, das sieht man an so unterschiedlichen Menschen wie dem Koch Jamie Oliver oder der Ärztin Monika Hauser. Beide haben ihre Berufung gefunden und machen damit auch anderen Mut, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Wie viel Mut es braucht, die eigene Stimme zum Klingen zu bringen, das kann man in dem Film über den schwedischen Kirchenchor miterleben, der mit einem wirklichen Meister arbeitet. Wir sind blockiert, solange wir in der Angst leben – selbst wenn es die Angst vor einem strafenden Gott ist. Ist Ihnen aufgefallen, dass der Herr im Gleichnis gar keine Vorgaben macht, bevor er abreist? Gott gibt uns die Freiheit, etwas aus unseren Talenten zu machen und das Leben zu wagen. Also hören wir auf, uns zu verstecken, unsere Gaben zu vergraben. „Ich konnte mir so klar das Loch ausmalen, das der ängstliche Knecht in die schmutzige Erde grub“, schreibt Updike, „angenehm kühl und feucht an meiner Hand.“ Ein Grab. Wer sein Talent versteckt, ist tot, auch wenn er noch atmet. Gott aber will uns lebendig. „Wenn die Bücher aufgetan werden“, schreibt der Schweizer Theologe und Schriftsteller Kurt Marti in einer seiner Leichenreden; Und siehe! Auf Seite eins: „Habt ihr mich für einen Eckenspäher und Schnüffler gehalten?“ Und siehe! Auf Seite zwei: „Der große Aufpasser oder Unbruder: Eure Erfindung!“ Und siehe! Auf Seite drei: „Nicht Eure Sünden waren zu groß – Eure Lebendigkeit war zu klein. Wenn die Bücher aufgetan werden.“ Also: Lass die Angst hinter dir und lebe dein Leben. Lebe es so, als läge ein Segen auf ihm. So wirst du auch anderen zum Segen werden. Amen.

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Segenswünsche für ehrenamtlich Engagierte Möge Gott dir den Mut schenken, den man braucht für den ersten Schritt, um auf verschlossene Menschen zuzugehen. Möge seine zärtliche Kraft durch dich jene berühren, die dir begegnen und von ihrem Leben erzählen, die sich freuen über dein offenes Ohr. Möge ein guter Rat über deine Lippen kommen, auch wenn du oft nicht weißt, was du sagen sollst, der einem Traurigen ein neues Licht aufgehen lässt. Möge das aufatmende Wehen der Liebe dich beflügeln und dir neue Kraft schenken, wenn eigene und fremde Lasten dich bedrücken. Möge der treue Gott dir den Rücken stärken, wenn andere dir in den Rücken gefallen sind oder Kummer und Sorgen dich beugen. Möge der Glanz der aufgehenden Sonne sich auf deinem Gesicht spiegeln, wenn so manche Schatten deinen Blick trüben. Möge ein Engel der Stärke hinter dir stehen, wenn du Nein sagen musst, um dich abzugrenzen und gut für dich selbst zu sorgen. Möge der Engel der Langmut dich unterstützen, wenn dich deine Aufgaben fordern bis an die Grenzen deiner Belastbarkeit. Möge der Engel des Humors dir Schwung geben und dir zeigen, wie manches spielerisch leichter geht, ohne den Ernst einer Sache zu verraten. Möge der Engel der Musik dich beflügeln, wenn du verstimmt bist und vergessen hast, manchmal ganz einfach auf alles zu pfeifen. Paul Weismantel

Gebet für den Tag

Wecke mich auf, Herr! Wecke auf, was du angelegt in mir! Wecke, was schlummert, was wie zu Eis gefroren und erstarrt, was in der Hast des Alltags vergessen, verschüttet und verstaubt! Wecke mich auf, wie der Frühling Gräser und Blumen zum Sprießen bringt, die Vögel zum Singen, Käfer neu belebt und den Wald grünen lässt! Wecke mich auf wie Lazarus aus dem Grab! Wie du die Ohren der Tauben, die Augen der Blinden geöffnet und zum Leben erweckt hast. Wecke mich auf, Herr! Hole heraus aus der Tiefe, was zum Lichte drängt, was von Angst und Scham zurückgehalten und vom trägen Herzen behindert! Wecke mich auf, Herr! Wecke, rufe, dränge! Locke ganz leise und sacht, was schwach und zart, noch geborgen in meinem Innersten! Mit der Liebe, Wärme sprich es an, wie der Sonnenstrahl den Keim in des Ackers Tiefe! Herr, erspüre du, was ich selber nicht vernehme, nicht zu glauben wage! Mit deiner Künstlerhand berühre meine Saiten und lass sie schwingen, erklingen! Spiel du in mir die Melodie, die jedem vernehmbar wird, alle ergreift und beglückt! Spiel das Lied, das Liebe heißt und selber Leben weckt!

Medienliste – ausgewählte Literatur Hier finden Sie auswählte Literatur rund um das Jahresthema der Woche für das Leben: „Engagiert für das Leben: Einsatz mit Gewinn“. Baldas, Eugen; Beck, Florentine; Plichta, Angela

Freiwilligeneinsätze. Weltweit Leitfaden zu selbstorganisierten Freiwilligendiensten; für Freiwillige & Träger, Vereine, Schulen Verlag interconnections, Freiburg, 2008, 224 S., Abb. (z. T. farbig), kartoniert ISBN 978-3-86040-136-1 15,90 EUR Der praxisorientierte Leitfaden für freiwillige soziale oder ökologische Einsätze im Ausland stellt in einem Überblick die einzelnen Dienste und deren Träger vor, beschäftigt sich mit Motiven und Erwartungen für das ehrenamtliche Engagement, bringt detaillierte Zeitpläne und Checklisten für die Vorbereitung, liefert Einblicke in die Tätigkeitsfelder sowie Projektbeschreibungen verschiedener Aktionen und zeigt, wie die individuelle und institutionelle Nachbereitung nach der Rückkehr aussehen kann. – Wer einen eigenen Auslandseinsatz plant oder selbst in Schulen, Pfarrgemeinden und Vereinen solche Einsätze organisieren möchte, für den ist dieses Buch ein unverzichtbarer Ratgeber.

Die von drei Fachverbänden in der Erzdiözese Köln zusammengestellte Broschüre will einerseits Anstöße für Verbände geben, Ehrenamtliche auf allen Ebenen verstärkt einzusetzen, und andererseits Hilfen anbieten, wie Ehrenamtliche systematisch und koordiniert eingebunden werden können, bis hin zu einem Personalentwicklungsmodell in zehn Schritten. Hinweise auf weiterführendes Material im Internet. – Hilfreich für die Verbandsarbeit.

Haak, Rainer

Freiwillig 100 Möglichkeiten, Gutes zu tun Verlag St.-Johannis-Druckerei, Lahr, 2009 144 S., gebunden ISBN 978-3-501-05361-4 9,95 EUR

P. Helmut Schlegel OFM: Der Sonnengesang, Exerzitien im Alltag mit Franz und Klara von Assisi, Echter Verlag, 2001, S. 46

Schubert, Ulrike (Red.) aus: Paul Weismantel: Wie gut, dass es dich gibt. Ein Dankeschön. 5. Auflage 2007, Schwabenverlag, Ostfildern, S. 19 f. www.pfarrbriefservice.de

Hrg. Diözesan-Caritasverband Köln (Schriftenreihe des Diözesan-Caritasverbandes, Nr. 65) Edition Zweihorn, 2008, 18 S., zahlr. Abb., kartoniert ISBN 978-3-935265-69-0 5,80 EUR

Ehrenamtliches Engagement – tatkräftig, kompetent, kreativ Impulse für die ehrenamtliche Arbeit in den Fachverbänden Sozialdienst Katholischer Frauen, Sozialdienst Katholischer Männer, IN VIA – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Neureichenau

In sechs Kapiteln führt der Theologe und Autor einhundert Beispiele an, wie man seine Freizeit und sein Rentnerdasein für andere und sich selbst emotional gewinnbringend einsetzen kann. In einer Zeit, in der Ehrenamtagenturen wie Pilze aus dem Boden schießen, haben Themen wie Nächstenliebe üben, Menschlichkeit leben und Gutes tun auch heute noch Konjunktur. Rainer Haack vermittelt auf kurzweilige Art die unterschiedlichsten Möglichkeiten des Einsatzes für Kinder, Benachteiligte, Einsame, Trauernde und andere „Bedürftige“. Dabei vergisst er nicht, dass mancher Suchende auch Hinweise braucht, wie er auf der Suche nach seiner Aufgabe fündig werden kann. – Ein kleines, aber feines Buch, das in keiner Bücherei fehlen sollte.

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Cordes, Paul J.

Helfer fallen nicht vom Himmel Caritas und Spiritualität Herder Verlag, Freiburg i. B., 2008, 200 S., gebunden ISBN 978-3-451-29870-7 19,95 EUR Der Autor, bis vor Kurzem Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum, dem kirchlichen Knotenpunkt der Hilfswerke und der Entwicklungshilfe, präsentiert Reflexionen zum tieferen Verständnis des diakonischen Handelns. Seine Aufsätze sind inspiriert von der Enzyklika „Deus caritas est“ Benedikts XVI. Aus deren biblischen und theologischen Fundierungen entwikkelt der Autor Konsequenzen für die Ziele der Caritas und ihrer Akteure, aber auch anderer Aktionsfelder der Kirche. Cordes’ Beiträge werden ergänzt durch Ausführungen des Verfassungsrichters Di Fabio zu „Menschenbild und Motivation“. Zwei Aufsätze, unter anderen von Karl Kard. Lehmann zur deutschen Situation, beschäftigen sich mit dem hauptamtlichen Dienst in der kirchlichen Dienstgemeinschaft. Zwei kleine Texte von Papst Benedikt XVI. verdeutlichen, dass das diakonische Handeln „aus der Dynamik der sich uns mitteilenden Liebe Gottes“ herrührt. – Eine bereichernde Lektüre.

Dausend, Peter (u. a.)

In schwierigen Zeiten Hilft mehr Bürgerengagement? hrsg. von der Union Stiftung, in Zusammenarb. mit SR2 KulturRadio, zu KLAMPEN! Verlag, Springe, 2009, 127 S., gebunden ISBN 978-3-86674-043-3 9,95 EUR Ehrenamtliches Engagement ist nicht nur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bedeutsam und notwendig für unsere Gesellschaft, was gerade den katholisch-öffentlichen Büchereien bestens vertraut ist. Im Rahmen der ARDThemenwoche 2009 wurde dieses Thema aufgegriffen und in unterschiedlichsten Formen vorgestellt. Eine hochkarätig besetzte Expertengruppe (unter anderen Peter

Müller, Heribert Prantl und Hans-Joachim Meyer) hat im Vorfeld bei einem Kongress berichtet und diskutiert. Die Ergebnisse, erweitert um eine Reportage zu den „Tafeln“, sind hier dokumentiert. Die Kapitel enthalten folgende Schwerpunkte: Hilft die Bürgergesellschaft? Engagement und politische Teilhabe, Verhältnis von Bürgergesellschaft und Demokratie, Wiederentdeckung von Gemeinsinn und Zivilcourage. – Das schmale Buch stellt in einer weiten Übersicht den aktuellen Diskussionsstand vor.

Bayer, Bernhard (u. a.)

Kinder- und Jugendhospizarbeit Das Celler Modell zur Vorbereitung Ehrenamtlicher in der Sterbebegleitung hrsg. im Auftr. des Malteser Hilfsdienstes e.V., München, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2009, 192 S., mit CD, kartoniert ISBN 978-3-579-05897-9 19,95 EUR Dieses Buch ist vor allem für Kursleiter konzipiert, die ehrenamtliche Helfer/innen befähigen wollen, lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien zu begleiten und zu unterstützen. Konkret und praxisorientiert werden in fünf Kapiteln (Celler Modell, Planung, Grundkurs: Stärkung und Einübung der Wahrnehmungsfähigkeit, Praktikum: konkrete Situationen, Vertiefungskurs: Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung und Reflexion) grundlegende Aspekte (Rahmenbedingungen, Leitung, persönliche Voraussetzungen der Teilnehmer) sowie die Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer erörtert und gut umsetzbar dargelegt. – Eine hilfreiche Handreichung (mit Gestaltungsvorschlägen, Bibeltexten, Erfahrungsberichten), die durch ihre Vielfalt methodische wie thematische Auswahlmöglichkeiten bietet und durch detaillierte Materialangaben ein differenziertes Vorgehen ermöglicht.

Krauß, Irma

Rettung in der Nacht Sauerländer Verlag, Düsseldorf, 2009, 93 S., kartoniert ISBN 978-3-7941-7082-1 5,00 EUR Viele Jugendliche haben das Bedürfnis, anderen Leuten zu helfen, und engagieren sich im sozialen oder karitativen Bereich. Die Geschichte von Vera, einem jungen Mädchen, das beim Rettungsdienst mitarbeitet und dort sogar noch am Wochenende freiwillig Zwölfstundenschichten macht, rückt einmal ein solches idealistisches Verhalten in den Vordergrund eines mitreißenden Jugendromans. Vera hilft, wenn es ein Einsatz erfordert, auch wenn sich das zunächst eher weniger spektakulär gestaltet. Bei einer wirklich harten Bewährungsprobe – ein Verkehrsunfall mit Toten und Verletzten – merkt Vera, dass Theorie nicht immer weiterhilft, sondern dass man sich auch auf sich selbst verlassen kann. – Das realistische und ohne Schönfärberei geschriebene Taschenbuch fesselt und regt Jugendliche sicher an, über das Thema und ein eigenes Engagement nachzudenken.

Lobkowicz, Marie-Sophie

Es fühlt sich an wie Gott Mit Kindern nach Lourdes pilgern Präsenz-Verlag, Hünfelden, 2010, 173 S., gebunden ISBN 978-3-87630-091-7 18,95 EUR Die Autorin leitet seit Langem den Kinderzug der Malteser, der Jahr für Jahr eine Gruppe geistig und körperlich behinderter Kinder eine Woche nach Lourdes bringt, begleitet von jungen Frauen und Männern, die freiwillig deren Betreuung und Pflege übernehmen. Die Erzählungen konzentrieren sich beispielhaft auf eine Woche in Lourdes einschließlich Hinund Rückfahrt. Die verschiedenen Erlebnisse, die organisatorischen Belange sowie die auftretenden Probleme kommen dabei ebenso authentisch und ohne Umschweife

zur Sprache wie die jeweilige spirituelle Haltung und die Glaubenserfahrungen, die für den schwierigen Dienst erforderlich sind. Auf diese Weise verbinden sich kurzweilige Lektüre und eindrucksvolles Zeugnis gelebten Glaubens. Im Anhang ist ein Teil des Dienstplans abgedruckt. Für Interessierte sind die Voraussetzungen des ehrenamtlichen Einsatzes für Pilgerbegleiter aufgeführt.

Mayer, Günter

Aufsichtspflicht, Haftung, Versicherung für Jugendgruppenleiter Praxisratgeber für Jugendorganisationen. Richtig handeln, wenn was passiert Walhalla Fachverlag, Regensburg, 2003, 4., aktualisierte Aufl., 128 S., kartoniert ISBN 978-3-8029-7438-0 15,50 EUR In Kirchen und Verbänden ist das „Ehrenamt“ geradezu unverzichtbar. Die vielen Gruppenleiter arbeiten unentgeltlich und mit engagiertem Einsatz. Doch wie sieht es aus, wenn jemandem aus der Gruppe ein Unfall widerfährt? Muss eventuell der Gruppenleiter haften? Die Antwort kann „ja“ lauten. Darüber weiß kaum jemand richtig Bescheid. Dieses unverzichtbare Büchlein zeigt deshalb anhand von praktischen Beispielen, wie ein Gruppenleiter handeln muss und wie er haftungspflichtige Fehler vermeiden kann. Es werden Gerichtsurteile erläutert und ein Grundwissen speziell für die Organisationen von Fahrten vermittelt. Besonders eindrucksvoll sind die Praxis-Tipps und die rechtssicheren Musterformulierungen für Fahrten.

Praxis 33

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Mügge, Jutta; Bieger, Eckhard

Coenen-Marx, Cornelia; König, Volker; Eichenhofer, Eberhard; Sommer-Loeffen, Karen

Frantzmann, Heinz-W.; Sommer-Loeffen, Karen; Wolter, Ursula; Buon, Julia S.

Systematische Ehrenamtsarbeit

Ehrenamt

Eine Praxishilfe für Kirche und Diakonie

Das Qualitätshandbuch Freiwilligenmanagement am Beispiel von Diakonie und Kirche

Herausforderung Ehrenamt in der Kirche Ein praktischer Leitfaden. Ideen, Tipps, Lösungen St. Benno-Verlag, Leipzig, 2009, 138 S., gebunden ISBN 978-3-7462-2600-2 2,50 EUR Das Ehrenamt beinhaltet meist eine Leitungsaufgabe. Dieses Buch beantwortet in übersichtlicher Form zahlreiche Fragen, die im Zusammenhang mit der ehrenamtlichen Leitung auftreten: Wie können Gespräche sicher geführt werden? Nach welchen Gesetzmäßigkeiten laufen Gruppenprozesse ab? Welche Entscheidungen muss ich selbst treffen, welche mit der Gruppe und was kann ich nicht entscheiden? Wie kann mit kritischen Situationen, Konflikten und Machtkämpfen umgegangen werden? Wie kann sich die eigene Persönlichkeit mit der Ausübung des Ehrenamtes weiterentwickeln? Die Ausführungen werden durch Beispiele aus der Praxis konkretisiert. Checklisten und Übersichten, zum Beispiel zum Start einer Gruppe und zu verschiedenen Gesprächsanlässen, erleichtern die Umsetzung in der Praxis.

Zulehner, Paul M.; Hennersperger, Anna

Damit die Kirche nicht rat-los wird Pfarrgemeinderäte für zukunftsfähige Gemeinden Schwabenverlag, Ostfildern, 2010, 144 S., gebunden ISBN 978-3-7966-1504-7 13,90 EUR In einem ersten Teil werden die Ergebnisse einer breit angelegten Studie vorgestellt, die sich unter anderen mit folgenden Fragen befasst: Was motiviert Pfarrgemeinderäte zum Engagement und was stärkt ihre Zufriedenheit? Wie verstehen sich Pfarrgemeinderäte selbst? Im zweiten Teil werden weiterführend Perspektiven für eine zukunftsfähige Gemeinde entwickelt und eine Fülle von Anregungen für die Praxis gegeben. Dabei werden Stichworte aus dem ersten Teil aufgegriffen und vertieft. – Die aufschlussreichen Analysen und fundierten, die Gemeindepraxis bereichernden Lösungsansätze machen dieses Buch zur Pflichtlektüre für Pfarrer und Pfarrgemeinderäte.

Verlag Medienverband der Ev. Kirche im Rheinland, Düsseldorf, 2009, 1. Aufl., 226 S., m. Abb., Hardcover, kartoniert ISBN-10: 3876451841 ISBN-13: 9783876451848 16,80 EUR Die Praxishilfe zeigt, wie Ehrenamtsmanagement systematisch in Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen etabliert werden kann. Dabei können Leserinnen und Leser von den Erkenntnissen profitieren, die in einem aktuellen Ehrenamtsprojekt gesammelt wurden: Die evangelische Kirchengemeinde Essen-Schonnebeck hat die zentrale Bedeutung der Ehrenamtsarbeit erkannt und daraus ein Projekt entwickelt. Unterstützt und begleitet wurde die Gemeinde von der Evangelischen Fachhochschule RWL in Bochum, dem Ehrenamtskoordinator der Essener Stadtkirche und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Die Gemeinde reorganisierte ihre Ehrenamtsarbeit, schuf einen festen Arbeitskreis, analysierte ihre Bedarfe, veränderte ihre Öffentlichkeitsarbeit und machte sichtbar, dass ehrenamtliches Engagement alle Felder ihrer Arbeit durchdringt. Und sie investierte viel Kraft in eine Fragebogenaktion, die präzisere Kenntnis über die Motive Ehrenamtlicher und 23 neue Ehrenamtliche gewinnen half Beiträge zur theologischen Begründung und zu gesellschaftlichen Bedingungen freiwilligen Engagements, zu den Chancen, die die städtischen Umbrüche öffnen, zu den Erfahrungen einer Gemeinde beim Umbau ihrer Ehrenamtsarbeit, einen umfänglicher Leitfaden zur systematischen Ehrenamtsarbeit, drei fundierte und lesbare Texte zu Recht, Steuern und Versicherungen und Listen, Formulare und Fragebögen, die in der alltäglichen aber auch ambitionierten Praxis heutiger Ehrenamtsarbeit nützlich sind: Das bietet diese Praxishilfe.

Verlag Diakonie in Düsseldorf, 2007 203 S., gebunden ISBN-10: 3940355003 ISBN-13: 978-3940355003 34,00 EUR

Das Qualitätshandbuch Ehrenamt ist ein umfassender Überblick über die Standards, die die Diakonie in Düsseldorf bei der Arbeit mit Ehrenamtlichen zugrunde legt. Das Buch ist eine Neuauflage mit erheblichen Erweiterungen, insbesondere zur Arbeit mit Ehrenamtlichen in Kirchengemeinden. Wer in einer Einrichtung, einem Verband oder einer Gemeinde Ehrenamtlichkeit mit Managament-Maßstäben neu aufbauen oder reorganisieren möchte, findet einen sehr praxisorientierten Leitfaden, in dem „von null an“ alle wichtigen Schritte beschrieben sind.

Ein Großteil dieser Medienliste wurde freundlicherweise von dem Redaktionsbeirat „Buchprofile / Medienprofile“ des Borromäusvereins und dem Sankt Michaelsbund erarbeitet und der Woche für das Leben zur Verfügung gestellt.

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Impressum Herausgeber Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Kaiserstr. 161 53113 Bonn Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland Herrenhäuser Str. 12 30419 Hannover

www.woche-fuer-das-leben.de Geschäftsstelle Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Bereich Pastoral, Bonn Dr. Hans-Gerd Angel

Die drei Jahresthemen im Überblick Autorinnen und Autoren Prof. Dr. Franz-Josef Bormann, Tübingen OKRin Cornelia Coenen-Marx, Hannover Prof. Dr. Beate Hofmann, Nürnberg Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, München Dr. Ingrid Schmeißer, Cottbus Pastor André-Sebastian Zank-Wins, Berlin

„Engagiert für das Leben: Einsatz mit Gewinn“

2011

Wissenschaftlicher Beirat der Woche für das Leben Prof. Dr. Franz-Josef Bormann, Tübingen Prof. Dr. Andreas Kruse, Heidelberg Dr. Manfred Lütz, Köln Dr. Gotlind Britta Ulshöfer, Frankfurt Dr. Hubert Wissing, Bonn

„Engagiert für das Leben: mit allen Generationen“

2012

Redaktion Pfr. Dr. Thomas Roddey, Bonn Dr. Hans-Gerd Angel, Bonn OKRin Cornelia Coenen-Marx, Hannover Gestaltung faktor – Die Kommunikationsagentur www.em-faktor.de Druck Gmähle-Scheel Print-Medien, Waiblingen-Hohenacker Bildnachweise Illustrationen: Jonas Laugs KNA-Bild (Seite 4, 24) epd-Bild (Seite 9, 12, 26) Diakonie-Hospiz Lichtenberg (Seite 16, 17, 18) TelefonSeelsorge (Seite 21)

Im ersten Jahr des Dreijahreszyklus geht es unter dem Motto „Engagiert für das Leben: Einsatz mit Gewinn“ um den uneigennützigen, unentgeltlichen Einsatz für andere, um soziales Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. Immerhin jede und jeder Dritte in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich – viele davon in den Kirchen, in Diakonie und Caritas. Ihr Einsatz in Krankenhäusern und Hospizen, in Schulen und an Mittagstischen für Kinder trägt entscheidend dazu bei, dass die soziale Stabilität unserer Gesellschaft erhalten bleibt und dass soziale Probleme überhaupt wahrgenommen und thematisiert werden. Mit der Woche für das Leben 2011 lenken wir den Blick auf den persönlichen Einsatz von Christen und verknüpfen uns zugleich mit dem Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit.

2013

Im zweiten Jahr sollen dann das Miteinander und die Solidarität der Generationen hervorgehoben werden. Wir erleben zur Zeit einen rasanten demografischen Wandel in unserer Gesellschaft: Auf der einen Seite haben wir es mit einer ansteigenden durchschnittlichen Lebenserwartung zu tun – wir leben länger und gesünder –, auf der anderen Seite mit einer „Unterjüngung“ – die Zahl der Kinder ist, wie in allen westlichen Gesellschaften, in den letzten Jahrzehnten gesunken. Wie erhalten wir in dieser Situation das gute Miteinander zwischen Alten und Jungen – in den Familien, die zum Teil schon aus vier Generationen bestehen, aber auch in der Gesellschaft – zum Beispiel in den sozialen Sicherungssystemen? Was lernen wir von guten Initiativen – von Mehrgenerationenhäusern, Familienzentren und Tageseinrichtungen, die mit Altenzentren zusammenarbeiten? Das Jahresmotto für 2012 heißt: „Engagiert für das Leben: mit allen Generationen“.

„Engagiert für das Leben: Zusammenhalt gestalten“ Im abschließenden Jahr des Dreijahreszyklus soll dann in den Blick genommen werden, wie das Miteinander vor Ort gelingen kann: in den Kommunen, auf die vielfältige Herausforderungen zukommen, in Vereinen und Verbänden, aber auch und nicht zuletzt in den Kirchen mit ihren Gemeinden und Diensten. Aus vielen Untersuchungen wissen wir, dass gesellschaftliche Institutionen nötig sind, damit wir gemeinsam in der Lage sind, die Werte zu realisieren, für die wir einstehen wollen. 2013 geht es also um Fragen der Subsidiarität, um „Kirche in der Gesellschaft“ und „Gemeinde im Gemeinwesen“. Was kann geschehen, wenn finanziell schwache Kommunen Schwimmbäder und Bibliotheken schließen? Wie können Gemeinden gemeinsam mit anderen das Gemeinwesen gestalten? Welche Infrastruktur brauchen Familien und Ältere für ein gelingendes Leben an ihrem Wohnort? Dafür wurde das Motto gewählt: „Engagiert für das Leben: Zusammenhalt gestalten“.