Beratungsstelle Solingen

Wir sind für Sie da

Verbraucherzentrale NRW Beratungsstelle Solingen

Werwolf 2 42651 Solingen Tel.: (02 12) 22 65 76-01 Fax: (02 12) 22 65 76-11 E-Mail: [email protected] l www.verbraucherzentrale.nrw/solingen

Foto: Martin Kempner

WIR ARBEITEN FÜR SIE Mit Rat und Tat an Ihrer Seite

Stellenplan

Dagmar Blum - Leiterin Natacha Thomassin - Verbraucherberaterin Johanne Voß - Verbraucherberaterin Florian Bublies - Energieberater Julia Ogiermann - Umweltberaterin Britta Masuch - Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberaterin Sonja Moritz - Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberaterin Daniela Daub - Bürokraft

Leitung und Verbraucherberatung

Seite 2 | Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016

Weitere Spezialberatungen durch Honorarkräfte 2,00

Energieberatung 0,60 Umweltberatung 1,00 Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung 1,50 - davon Schuldenprävention 0,25 Bürokraft 0,50

Peter Weiner - Verbraucherrecht Corinna Watterlohn - Energie Stefan Klein - Versicherung Martin Reuter - Altersvorsorge, Geldanlage und Immobilienfinanzierung Cornelia Schell - Mietrecht

2016 IM ÜBERBLICK Online shoppen, via Smartphone bezahlen, per Mausklick einen Kredit aufnehmen: Verbraucherprobleme im digitalen Konsumalltag bestimmten unsere Arbeit im vergangenen Jahr. Neue Themen und Anforderungen, ohne dass die Dauerbrenner wie Drücker an der Haustür oder einschüchternde Inkassoforderungen auf dem Rückzug gewesen wären. Vier Jahrzehnte Verbraucherzentrale in Solingen – zum 40. Geburtstag wurden mit Gästen der Stadt Solingen und des Landes NRW Entwicklungen und künftige Anforderungen in den Blick genommen. Eingebettet in das Netzwerk unserer lokalen Kooperationspartner haben wir im vergangenen Jahr viel mehr als „nur Beratung“ auf den Weg gebracht. Mit Vorträgen für ehren- und hauptamtliche Flüchtlingshelfer haben wir uns den Herausforderungen gestellt, die das Verbraucherleben in einer fremden Wirtschaftsordnung mit sich bringt. Die Verbraucherzentrale hat „Schule gemacht“ und in Unterrichtseinheiten Rüstzeug für den Konsumalltag vermittelt. Mit der Polizei und dem Museum Plagiarius haben wir Fake-Shops enttarnt und gegen App-Abzocke via Smartphone wirkungsvolle Sicherungen voreingestellt. Öffentlichkeitswirksam haben wir den richtigen Dreh mitgegeben, um Heizkosten mit Thermostatventilen runterzuregeln. Mit vielen Aktivitäten war die Verbraucherzentrale ein wichtiges „Add-on“ der Daseinsvorsorge in unserer Stadt. Der Erfolg unserer Arbeit fußt ganz wesentlich auf dem Vertrauen, das uns Solinger entgegenbringen. Die Bilanz 2016 ist ein guter Anlass, dafür danke zu sagen: Unseren Kunden, aber auch Politik, Verwaltung, Medien und allen Kooperationspartnern, die unseren Einsatz ermöglicht haben. Auch 2017 sind wir für alle da!

Verbraucherzentrale in Solingen: kurz und knapp

Anfragen von Ratsuchenden - davon Allgemeine Verbraucherberatung - davon Schuldner- und Verbraucher- insolvenzberatung - davon Umweltberatung - davon Energieberatung Veranstaltungskontakte - davon Umweltberatung - davon Energieberatung Internetzugriffe auf die Startseite der Beratungsstelle

13.096 7.252 4.885 360 599 2.999 914 470 4.012

Die häufigsten Verbraucherprobleme: Finanzen Allgemeine Dienstleistungen Telefon und Internet Energie Konsumgüter

54 % 15 % 11 % 6% 5%

Weiterführende Erläuterungen unter: l www.verbraucherzentrale.nrw/erlaeuterung

Die in diesem Bericht gewählten männlichen Formen beziehen weibliche und männliche Personen mit ein.

Ihr Team der Verbraucherzentrale in Solingen

Zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichten wir auf Doppelbezeichnungen. Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 3

MARKT UND RECHT Überraschende Rechnungen, ausgekochte Abzocke. Ob Kunden in der Warteschleife oder Absturz für Verbraucherrechte: Die Verbraucherzentrale war 2016 Anlaufstelle bei enttäuschten Geschäftsbeziehungen.

Doch nicht nur bei der vorbeugenden Fahndung nach Fake-Seiten gab es Unterstützung. Auch für Reingefallene wurde eine Checkliste aufgelegt, um die Schäden durch diese Betrugsmasche zu minimieren. So prüften die Beratungskräfte mögliche rechtliche Schritte. Und die Polizei nahm Strafanzeige wegen Betrugs entgegen. An zwei Tagen waren die Verbraucherzentrale und die Polizei im Solinger Museum Plagiarius mit einem Infostand präsent, um Museumsbesucher, Interessierte und Betroffene über die miesen Maschen der Abzocker zu informieren. Die Mitarbeiter des Museums wiesen zudem auf mögliche Probleme mit Produktund Markenpiraterie beim Shoppen im Netz hin.

Abzocke per Smartphone Unbemerkt Kasse gemacht Achtung: Täuschend echt! Warnung vor Online-Fake-Shops Ob Handtaschen, Designer-Klamotten, High-Tech-Trendprodukte oder Marken-Uhren: Im Internet werben Shops mit verlockenden Waren zum Schnäppchenpreis. Doch längst nicht immer, oder manchmal auch nur als schlechte Kopie, kommen sie nach der Onlinebestellung beim Käufer an. Denn Fälscher bieten auf nachgemachten Shop-Seiten im World Wide Web bloße Fake-Offerten feil – deren Order zumeist nur gegen Vorkasse ausgeführt wird. Unter dem Motto „Achtung! Täuschend echt!“ haben Verbraucherzentrale und Landeskriminalamt Ende 2016 der grassierenden Betrugsmasche den Kampf angesagt. Denn: Wer im Vertrauen auf die Echtheit des Onlineshops den verlangten Betrag für das begehrte Produkt vorab überwiesen hatte, sah das Geld von den Betreibern der Betrugsseiten in der Regel nie wieder.

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Wie erkennt man Fake-Shops im Internet? Aufklärung über Erkennungsmerkmale gab es im Museum Plagiarius bei einer gemeinsamen Aktion von Dagmar Blum, Verbraucherzentrale, Christine Lacroix vom Museum, und Andreas Bredemeier von der Kriminalpolizei (von links).

Gemeinsam hatten Verbraucherzentrale und Landeskriminalamt einen „Steckbrief“ erstellt, um Indizien für Fake-Shops zu erkennen: Kundenunfreundliche Zahlungsarten, fehlende allgemeine Geschäftsbedingungen oder keine Angaben zu Widerrufsmöglichkeiten; auch an Hinweisen auf vertrauenswürdige Gütesiegel mangelt es zumeist.

Ein unbedachter Klick aufs Schließen-Fenster – und die Kostenfalle beim Smartphone schlug zu. Denn bei Anwendungen wie Wettervorhersagen, Rezepten oder Spielen wurden Nutzer nicht nur mit Infos, Service oder Unterhaltung versorgt. Vielmehr genügte das arglose Tippen auf das mitgelieferte Werbebanner oder auf eine sich öffnende Internetseite, um unbeabsichtigt ein kostenpflichtiges Abo zu aktivieren. Von dem angeblichen Vertragsabschluss hatten die Betroffenen erst erfahren, als das Abo-Entgelt einfach über die monatliche Mobilfunkrechnung abgebucht worden war. Die automatische Übermittlung der Rufnummer des Nutzers hatte den Abzockern die Identifizierung des Mobilfunkanbieters ermöglicht und so die Abrechnung über diesen ausgelöst. Zum Weltverbrauchertag am 15. März hat die Verbraucherzentrale über die grassierende Smartphone-Abzocke aufgeklärt.

Die Verbraucherzentrale NRW forderte, dass bei Abschluss eines Mobilfunkvertrags die Drittanbietersperre vom Provider zwingend voreingestellt werden muss. Denn die hat sich bisher als untaugliches Instrument erwiesen, weil viele Smartphone-Nutzer diese Möglichkeit gar nicht kennen und Mobilfunkfirmen darüber auch nicht deutlich informieren. Außerdem müsse künftig in Rechnungen klar benannt werden, wer Inhaber von strittigen Rechnungsposten und damit Ansprechpartner ist.

Mit der Tür ins Haus gefallen

Melissa Flender und Hildegard Lichte holten sich Rat zum Thema Smartphone-Abzocke bei den Beraterinnen Dagmar Blum und Johanne Voß (von links).

Bei einem Aktionstag hat die Verbraucherzentrale hilfreiche Tipps an die Hand gegeben, um Abbuchungen mit der Telefonrechnung durch unbekannte Dritte abzustellen. Wie dafür mit der Einrichtung der Drittanbietersperre technisch einwandfrei Hand angelegt werden kann, haben die Beratungskräfte auch ganz praktisch gezeigt. Daneben hatten sie Musterbriefe parat, um die Drittfirmen im Hintergrund ausfindig zu machen und unklaren Forderungen aus Telefonrechnungen zu widersprechen.

Ein Duo des Verbraucherärgers hat sich auch 2016 wieder vielstimmig zu Wort gemeldet: Drückerkolonnen an der Haustür oder in Fußgängerzonen sowie ungebetene Werber am Telefon. Zeitschriften, Versicherungs- und Finanzprodukte, Energielieferoder Telekommunikationsverträge. Abos für den Bezug von Nahrungsergänzungsmitteln oder Teilnahmen an gewinnträchtigen Lotteriespielen. Schier unerschöpflich scheint der Fundus, mit dem professionelle Verkaufsstrategen ihre Überrumpelungsversuche starteten.

Ein deutlicher Fingerzeig, dass die gesetzlichen Regelungen zur unerlaubten Telefonwerbung dringend nachgebessert werden müssen. Betroffene unterstützte die Verbraucherzentrale mit Musterschreiben, um unberechtigte Forderungen zurückzuweisen.

Trotz des ausdrücklichen Verbots, Werbeanrufe ohne Einwilligung zu tätigen und verschärfter Sanktionen wurden Verbraucher auch 2016 wieder am Telefon zum Abschluss unüberlegter Verträge gedrängt. Und das, obwohl sie – so wurde vielfach im Beratungsgespräch berichtet – einer Telefonwerbung zuvor nicht zugestimmt hatten.

Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 5

Flugverspätungen: Absturz beim Ausgleich

Fallstricke für Flüchtlinge

Wenn der Flieger mit Verspätung abhebt, haben Pauschalurlauber sowohl Ansprüche gegen die Fluggesellschaft als auch gegen den Reiseveranstalter. Doch ab wann der Ausgleich zusteht – da ist die rechtliche Lage kompliziert. Denn während die deutsche Rechtsprechung Verspätungen im Charterflugverkehr als üblich ansieht und in der Regel erst bei mehr als vier Stunden nach dem planmäßigen Take-off einen Reisemangel einräumt, hat der Europäische Gerichtshof in einem Urteil gegen eine Fluggesellschaft den finanziellen Ausgleich bereits auch Fluggästen zugestanden, die ihr Endziel erst drei Stunden oder mehr nach der ursprünglich geplanten Ankunftszeit erreicht haben. In der Rechtsberatung zum Reiserecht standen Fragen zu Ausgleichszahlungen oder auch zu Reisepreisminderungen und Schadenersatz angesichts der unzähligen Verspätungen ganz oben an.

Die Verbindung zu Freunden und Verwandten in der Heimat nicht abreißen zu lassen – dieses Bedürfnis der hier angekommenen Flüchtlinge rief windige Vertreter auf den Plan: Diese jubelten den in unserem Wirtschaftsleben Unerfahrenen in Vertriebsfilialen, in Unterkünften oder an der Haustür kostenträchtige Telefonverträge unter. Denn statt der versprochenen lukrativen Smartphone- oder Tablet-Beigabe hatten sich die unbedarften Geschäftspartner durch ihre Unterschrift zwei oder gar drei Telefonverträge mit regelmäßigen Zahlungspflichten eingehandelt. Das stellten die Betroffenen vielfach jedoch erst bei Zusendung der ersten Rechnungen fest. Nicht zuletzt fehlende oder nur geringe Sprachkenntnisse hatten es leicht gemacht, tatsächliche Vertragsinhalte und die Tragweite von -abschlüssen unausgesprochen zu lassen. Aber auch die Tarifvielfalt im Telekommunikationsmarkt oder wie sich die Modelle Prepaid oder Vertrag unterscheiden – für Flüchtlinge vielfach alles Neuland. Dies ist nur ein Bereich des Konsums, mit dem Flüchtlinge in unserem Wirtschaftssystem konfrontiert werden.

Verbraucher-Rechtsberatung und Rechtsvertretung

Gleichwohl Verspätungen von über vier Stunden regelmäßig als Reisemangel betrachtet werden, bedeutete dies in der Praxis noch längst nicht, dass der Urlauber die ihm zustehenden Zahlungen auch erhielt. Wo gemeinhin für jede Stunde zusätzlichen Wartens fünf Prozent des Tagesreisepreises zugestanden werden und auch eventuelle zusätzliche Kosten – zum Beispiel für ein Taxi – vom Reiseveranstalter zu übernehmen sind, zeigten sich diese vielfach nur zögerlich, Ansprüche auch abzugelten. Und nicht selten wurde versucht, die Rückerstattungen runterzurechnen und nur Teilbeträge zu zahlen. Die Verbraucherzentrale wies hierbei die Route zum Recht auf Reisen.

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Die Verbraucherzentrale hatte daher kommunale Ansprechpartner, Vereine und Zusammenschlüsse ehrenamtlicher Helfer in der Flüchtlingshilfe zielgerichtet über ihre Angebote für das „Ankommen im Verbraucheralltag“ informiert. Zentral dabei: der Aufruf, dass sich Flüchtlingspaten oder -betreuer mit ihren Schützlingen gemeinsam bei akuten Problemlagen schnell an die Beratungsstelle wenden.

Beratungen gesamt 1.270 Telefon/Internet 34 % Allgemeine Dienstleistungen 24 % Finanzen 14 % Konsumgüter 13 % Energie 9% Freizeit 4% weitere Themen* 2% *beinhaltet: Gesundheit, Verkehrsdienstleistungen, Bildung, Sonstiges l www.verbraucherzentrale.nrw/erlaeuterung

VERBRAUCHERBILDUNG Junge Verbraucher: Fit in Sachen Finanzen

Mit Unterrichtseinheiten vielerorts Schule gemacht: Vom sicheren Spaß im Netz bis zum vorbildlichen Ressourcenschutz.

Konsumieren will gelernt sein Ob Wissenswertes rund um die Smartphone-Nutzung oder das kleine Einmaleins bei Rechten und Pflichten im Konsumalltag – in 31 Veranstaltungen verschaffte die Verbraucherzentrale 727 Schülerinnen und Schülern den Durchblick im Konsumalltag. Ein Baukasten verschiedener Lerneinheiten lieferte dazu die passenden Module. Stark nachgefragt wurden die Lerneinheiten der Unterrichtseinheit mit dem Titel „Spaß im Netz – aber sicher!“, in der auch thematisiert wurde, wie Urheberrechtsverletzungen bei YouTube und Co. vermieden werden können. Das Angebot zum sicheren Umgang mit internetfähigen Handys, das auch Kostenfallen von Apps beinhaltet, wurde am häufigsten gebucht. Das Modul „Recht und Pflichten im Konsumalltag“ vermittelte die Basics zu Verträgen. Als zusätzliches Angebot der Verbraucherzentrale in Solingen konnten die „Durchblick-Schulveranstaltungen“ – dank finanzieller Förderung durch eine zweckgebundene Spende der Stadtsparkasse Solingen – an den weiterführenden allgemeinbildenden Solinger Schulen durchgeführt werden.

Musterschüler beim Ressourcenschutz Im Rahmen eines bundesweiten Projekts ermuntert die Verbraucherzentrale NRW Schulen, sich beim Ressourcenschutz zu engagieren. Ein gut funktionierendes System zur Mülltrennung schon im Klassenraum? In der Schulmensa wird auf wertschätzenden

Auszeichnung der Grundschule Kreuzweg als „RessourcenSchule“.

Umgang mit Lebensmittel geachtet? Bei den Schreibmaterialien verdienen sich Recyclingpapiere gute Noten? Schon mit kleinen Maßnahmen können Schüler und Lehrkräfte dazu beitragen, Umwelt und Klima zu schonen. Der Titel „RessourcenSchule“ und damit die Anerkennung für vorbildliches Engagement winken, wenn eine Jury die Aktivitäten bewertet und prämiert hat. Ganz vorn in Solingen mit dabei sind das Gymnasium Schwertstraße und die Grundschule Kreuzweg.

Das kleine Verbrauchereinmaleins rund ums Geld – für 451 junge Leute stand das in 40 Trainingseinheiten auf dem Programm. In einem gemeinsamen Projekt der Verbraucherzentrale und der Stadt Solingen zur Schuldenprävention wurde den 16- bis 24-Jährigen sowie deren Lehrkräften und anderen Multiplikatoren alles Wissenswerte von A wie Ausgabenplanung bis Z wie Zahlungsverzug auf den Weg gegeben. Aber auch Abzocke bei Apps, Kostenfallen beim Onlineshopping oder die solide Finanzplanung für die erste eigene Wohnung wurde in den Veranstaltungen unter die Lupe genommen. Rundum-Vorbereitung war für viele angesagt, weil gleich mehrere Trainingseinheiten gebucht worden waren – Rüstzeug für den eigenverantwortlichen Umgang mit Geld gleichsam „all inclusive“. Durchgeführt wurden die Veranstaltungen im Rahmen von Maßnahmen zum (Wieder)einstieg in den Beruf – in Trägerschaft des Bergischen Instituts für Weiterbildung, des Internationalen Bundes – sowie in Zusammenarbeit mit dem Technischen Berufskolleg, der Caritas und der Deutschen Angestellten Akademie.

So ist es hier selbstverständlich, schon im Klassenraum den Müll zu trennen. Beim Papierschöpfen aus alten Zeitungen lernen sie den Recyclingprozess hautnah kennen. Die Lehrkräfte führen – auch in Zusammenarbeit mit der Umweltberatung – die Schüler spielerisch an Umweltprojekte zum sorgsamen Umgang mit Strom und Wasser oder zur Müllvermeidung bzw. -trennung heran.

Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 7

VERBRAUCHERFINANZEN Existenzrisiken absichern und aufgeblähte Forderungen abwehren. Rund um Haushaltsfinanzen war die Verbraucherzentrale eine gefragte Anlaufstelle.

Konto für alle Top! Das Basiskonto gilt! Das lange Warten auf uneingeschränkte Teilhabe am Zahlungsverkehr hatte 2016 ein Ende: Seit dem 18. Juni gibt es einen gesetzlich geregelten Rechtsanspruch auf ein Basiskonto für jedermann! Und dieser besteht explizit auch für Asylsuchende und Flüchtlinge, die sich berechtigt in Deutschland aufhalten, sowie für Obdachlose. Auch Negativeinträge bei der Schufa und finanzielle Schwierigkeiten sind kein legitimer Grund mehr, die Einrichtung eines Basiskontos zu verweigern. Unfreiwillige Kontolosigkeit – dies war oftmals mit vielschichtigen Problemen verbunden. Denn wer kein Girokonto hatte, war von der Teilhabe am Arbeits- und Wirtschaftsleben ausgegrenzt. Wenn etwa der Lohn bar oder per Scheck ausgezahlt werden musste, bedeutete dies häufig das Aus bei der Jobsuche. Zudem: Für Barein- und -auszahlungen, Überweisungen und andere Geldgeschäfte mussten die Betroffenen bei ohnehin schmalem Budget zusätzlich tief ins Portemonnaie greifen. Allein die Sparkassen mussten in Nordrhein-Westfalen für alle Kunden ihres Geschäftsgebietes ein Guthabenkonto führen – allerdings mit vielen Ausnahmen. Andere Banken zeigten sich bis dato sehr zurückhaltend, wenn bei der Neueinrichtung von Guthabenkonten etwa Negativeinträge bei der Schufa oder andere Indikatoren finanzielle Schwierigkeiten und eine spätere Umwandlung in ein Pfändungsschutzkonto beim potenziellen Kunden vermuten ließen.

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So hatten Betroffene immer wieder Rat gesucht, weil ihnen Banken die Einrichtung eines Girokontos verweigerten. Mit der Umsetzung einer EU-Richtlinie zum „Recht aufs Konto für jedermann“ ab Mitte 2016 sollten solche Ausschlussargumente nun der Vergangenheit angehören. Hier hat sich die langjährige politische Arbeit der Verbraucherzentrale endlich ausgezahlt. Die Beratungsstelle informierte nicht nur über die neue Bankenpflicht, sondern auch darüber, was zur Grundausstattung des Zahlungskontos gehört. Denn vielfach war unbekannt, dass Kunden hierbei nicht nur Geld einzahlen und abheben sowie Lastschriften, Überweisungen und Kartenzahlungen tätigen können. Vielmehr müssen Geldinstitute in der Regel auch die Teilnahme am Onlinebanking ermöglichen. Vor allem jedoch: Für die Führung dieses Basiskontos mit grundlegenden Funktionen dürfen Banken nur ein angemessenes Entgelt verlangen.

Schulden: Fußangel beim beruflichen Neustart Um mit Schulden wieder auf dem Arbeitsmarkt Anschluss zu finden – dabei erweist sich die Last der Verbindlichkeiten für SGB II-Bezieher oftmals als echte Fußangel. Mit einer speziellen Schuldnerberatung für diese Zielgruppe bietet die Verbraucherzentrale – dank finanzieller Förderung durch die Stadt Solingen – unbürokratische und wirkungsvolle Hilfestellung, um Finanzen zu ordnen und Hindernisse für eine erfolgreiche Jobsuche aus dem Weg zu räumen.

Durch die rechtliche Prüfung von Gläubigerforderungen können die finanziellen Verhältnisse geordnet und es kann eine solide Ausgangsposition für tragfähige Verhandlungen mit den Gläubigern geschaffen werden. Zudem können existenzielle Notlagen wie Stromsperren oder Zwangsräumungen durch rechtzeitige Intervention zumeist noch abgewendet werden. Auch die Einrichtung eines P-Kontos kann ein Baustein für den beruflichen Neustart sein.

Ohne lange Wartezeiten erhalten Leistungsempfänger hier schnelle Unterstützung. Denn wenn es zum Beispiel gelingt, unberechtigten Forderungen rechtzeitig zu widersprechen, kann das Schuldenkarussell schon aufgehalten werden.

Garant für die ganzheitliche Analyse der Schuldenursachen ist die „Hilfe unter einem Dach“, die die Verbraucherzentrale mit der vertragsrechtlichen Beratung sowie der Budget-, Versicherungs-, Energie- und Mietrechtsberatung bietet. Betroffenen wird

so wieder Aussicht auf einen nachhaltigen finanziellen Neuanfang vermittelt – was deren Motivation zur Arbeitsplatzsuche nachhaltig stärkt.

entlockt, deren Tragweite den Betroffenen oftmals gar nicht bewusst war.

Auch 2016 hat das Jobcenter erwerbsfähige Leistungsempfänger konsequent zugewiesen, sodass die Verbraucherzentrale anhaltend hohe Anfragen verzeichnet.

In der Rechtsberatung wurde die Rechtmäßigkeit von Forderungen überprüft und Verbraucher wurden bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützt.

Inkassobüros Aufgeblähte Forderungen

Versicherungsinventur Schutz auf dem Prüfstand

Ob die oftmals horrenden Forderungen von Inkassobüros gerechtfertigt sind – viele Ratsuchende wollten auch 2016 hierauf eine Antwort wissen. Denn obwohl das „Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken“ die Gebühren deckeln soll, verlangten Inkassounternehmen immer noch viel zu hohe Beträge allein für die Übersendung einfacher Mahnschreiben.

Mehr als 2.000 Euro geben Bundesbürger im Schnitt pro Jahr für Versicherungen aus. Dennoch sind viele keineswegs gegen Schäden oder Einbußen gut gewappnet. Denn sie haben sich, unerfahren oder schlecht beraten, falsch beziehungsweise bei zu teuren Gesellschaften abgesichert. Nicht viele Policen in der Schublade zu haben, sondern den Versicherungsschutz regelmäßig zu überprüfen und an sich ändernde Lebenssituationen anzupassen, deckt existenzielle Risiken wirkungsvoll ab.

Auch sollten sich Verbraucher bereits zur Zahlung einer Einigungsgebühr verpflichten, wenn sie bloß Mustererklärungen anforderten, um eine Ratenzahlungsvereinbarung anzufragen. Die Höhe der Einigungsgebühr allerdings war nicht immer genannt worden, was dann manch böse Überraschung hervorgerufen hatte. Denn die ohnehin hohen Inkassokosten stiegen durch die Einigungsgebühr noch einmal erheblich an. Dies wirkte sich vor allem beim Einzug von Bagatellforderungen überproportional aus. Auch 2016 war es beim Gros der Inkassounternehmen gängige Praxis, die Ratenzahlungsvereinbarung zu nutzen, um Verbrauchern eine Vielzahl benachteiligender Zusatzvereinbarungen unterzuschieben. Da wurden zum Teil weitere Erklärungen mit weitreichender rechtlicher Bedeutung wie zum Beispiel Anerkenntnisse, Verjährungsverzicht oder sogar Lohnabtretungen

„Richtig versichert – viel Geld gespart“, Edgar Gleisner (von links) ließ seine Versicherungen durch Berater Stefan Klein überprüfen. Leiterin Dagmar Blum hatte zuvor den gewonnenen Beratungsgutschein überreicht.

Dafür hatte die Verbraucherzentrale zur „Versicherungsinventur“ aufgerufen. Einträglicher Nebeneffekt: Bei der Optimierung des eigenen Schutzes lockten vielfach auch Einsparpotenziale von mehreren hundert Euro.

Übrigens: Zwei Solinger konnten sich über eine kostenlose Beratung im Rahmen der Aktionswoche freuen: als Gewinner der Verlosung, die über das Solinger Tageblatt ermittelt wurden.

Kündigen oder Verträge weiterlaufen lassen? Auf Leistungen verzichten oder diese besser erweitern? – die Versicherungsberatung half beim Ordnen und Checken der Vertragsunterlagen. Zudem wurde der persönliche Bedarf ermittelt, um aus der Inventur die passenden (Ab-)Schlüsse zu wählen.

Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 9

ENERGIE Drückermethoden bei Stromverträgen entlarvt. Den richtigen Dreh für energiesparende Einstellungen gezeigt. Und Sparpotenziale vom Keller bis zum Dach für jedes Budget ausgelotet.

Strom und Gas: Windige Geschäfte an Haustür und Telefon Sie klingelten an der Haustür unter dem Vorwand, über neue Preise informieren, eine Energieberatung durchführen oder auch Vertragsdaten abgleichen zu wollen. Dabei ging es doch stets um den Abschluss neuer Lieferverträge. Bisweilen meldeten sie sich unaufgefordert am Telefon und überraschten mit der Nachricht, dass angesichts der anstehenden Gas- oder Strompreiserhöhung der Stadtwerke ein Anbieterwechsel schnell und sorgenfrei echte Ersparnis bringt. Mit solchen unlauteren Anbahnungsmaschen waren unseriöse Direktvertriebler und Telefonwerber im Einsatz, um Strom- und Gaskunden neue Verträge aufzudrängen. Falsche Tatsachen, falsche Preise, falsche Identität – mit diesem Trio an Visitenkarten wurden die Überrumpelungsversuche häufig gestartet. So das Ergebnis einer landesweiten Auswertung von rund 1.500 Anfragen und Beschwerden zu „Drückermethoden an der Haustür und am Telefon“. Mal kamen sie unter „falscher Flagge“ daher und gaben sich als vermeintliche Mitarbeiter der örtlichen Stadtwerke oder anderer bekannter Institutionen aus. Mit dieser seriösen Visitenkarte fassten Umgarnte dann schnell Vertrauen, um sich auf unterbreitete Offerten einzulassen. Auffällig: Meist wurde systematisch durch Vororte oder Stadtgebiete geklingelt, sodass Überrumpelte dann in Wellen auch in der Beratungsstelle nach rechtlichem Rat fragten. Häufig waren mangelnde Sprachkenntnisse von Migranten auch der Schlüssel, um an der Haustür Vertragsabschlüsse unter Dach und Fach zu bringen. Seite 10 | Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016

Unter den Werbern waren sowohl Newcomer der Energiebranche, die im Markt Fuß fassen wollten, als auch Versorger, die auf den Ausbau des Kundenstamms bedacht waren. Mal wurde der Anbieterwechsel als unvermeidlich hingestellt, weil es bald nur noch Ökostrom gebe, mal wurden günstigere Preise für die Kilowattstunde Strom versprochen, die dann aber nur für eine begrenzte Vertragslaufzeit galten. Auch wurden den Kunden fehlerhafte Belehrungen über die Möglichkeit zum Widerruf ausgehändigt. Oder Unternehmen behaupteten, dass die Einwilligung zum Anruf bei einer Teilnahme an einem Gewinnspiel erteilt worden war. Doch nicht nur zu Energielieferverträgen an Haustür und Telefon, sondern auch wenn Versorger unangemessen hohe Vorauszahlungen verlangten, Bonuszahlungen mit fadenscheinigen Argumenten verweigerten oder Guthaben aus Jahresrechnungen nicht sofort auszahlten: die Verbraucherzentrale war 2016 gefragte Anlaufstelle zu den vielfältigen energierechtlichen Problemen sowie bei Fragen zum Anbieterwechsel.

Thermostat-Check Energiesparender Dreh Im Herbst nahmen Solinger ihre Heizkörper-Thermostate in den Blick. Denn bei der landesweiten Aktion „NRW macht den Thermostat-Check“ zeigte die Verbraucherzentrale auf, wie die unscheinbaren Knäufe Mietern wie Eigenheimbesitzern beim Energiesparen helfen. Ganz ohne Komfortverlust geht das mit der richtigen Einstellung nachts und bei Abwesenheit.

Ein Plus fürs Energiesparen Auch zu Themen rund um die Energie haben die Experten der Verbraucherzentrale informiert. In Vorträgen, an Aktionsständen, in Unterrichtseinheiten an Schulen und natürlich in persönlichen Beratungsgesprächen klärten sie auf und gaben individuelle Tipps. Zum Stromsparen etwa, zur planvollen Gebäudesanierung, zum richtigen Heizen oder zu den Ertragschancen einer Photovoltaikanlage auf dem Eigenheim. Ausführliche Beratungen in den Räumen der Verbraucherzentrale oder direkt bei sich zu Hause erhielten 438 Ratsuchende. Solarstrom-Pioniere auf dem Weg zur Unabhängigkeit vom Stromversorger bekamen auf diese Weise ebenso passgenaue Tipps wie Eigenheimbesitzer mit Modernisierungswunsch.

Das von Hand gedrehte Standard-Thermostat leistet dabei ebenso gute Dienste wie programmierbare Modelle und vernetzte Smart-Home-Systeme. An Infoständen, z.B. bei der Immobilienausstellung der Stadtsparkasse Solingen, fanden Interessierte heraus, welche Lösung am besten zu ihren Bedürfnissen passt. Die einfachen Handgriffe für den energiesparenden Austausch konnten direkt an einem echten Thermostat ausprobiert werden.

Schick die Sonne in die Verlängerung „Schick die Sonne in die Verlängerung“ hieß es im Frühjahr in Solingen, als die Verbraucherzentrale Speicher für Solarstrom vom eigenen Hausdach zum Thema gemacht hatte. Denn mit Batteri-

UMWELT UND ERNÄHRUNG en, die den Strom tagsüber speichern, kann die einmal erzeugte Solarenergie auch lange nach Sonnenuntergang noch direkt vor Ort genutzt werden. Staatlich gefördert wird diese Technologie dank sinkender Preise auch für Privathaushalte zunehmend attraktiv. Künftige Speicher-Pioniere erfuhren daher, worauf bei der Auswahl der Batteriesysteme zu achten ist: eine aktuelle Marktübersicht, eine Einkaufs-Checkliste und ein Unabhängigkeitsrechner, mit dem online die Speicherkapazitäten ermittelt werden konnten, waren dabei zentrale Informationsmodule. Die Öffentlichkeitsarbeit zu dieser Kampagne wurde in enger Zusammenarbeit und mit der Unterstützung des Solinger Kompetenznetzwerks für energetische Gebäudemodernisierung (SoKo. Gebäude) umgesetzt.

Thermografie-Aktion Wärmeverlusten auf der Spur Winterliche Wärmeverluste an Solinger Eigenheimen haben die Energieberater der Verbraucherzentrale im Rahmen einer Thermografie-Aktion aufgespürt. Auch dieses Jahr wurde diese Aktion wieder in Kooperation mit dem örtlichen Energieversorger, der Stadtwerke Solingen GmbH, durchgeführt. Auf Basis von vorab erstellten, professionellen Wärmebildern der Gebäude berieten sie Hausbesitzer vor Ort zu den energetischen Schwachstellen der Immobilien. Die auf den bunten Thermografien erkennbaren Problempunkte waren dabei durchaus vielfältig: Sie reichten vom Klassiker der ungedämmten Wände und schlechten Fenster bis zu kurioseren Gründen wie verrutschten Dämmmatten im Dach. Am Ende der ausführlichen Beratung, die natürlich auch die Heizung und weitere Aspekte in den Blick nahm, erhielten die Eigentümer individuelle Sanierungsempfehlungen – zugeschnitten auf ihre persönlichen Wünsche und das jeweilige Haushaltsbudget.

Verpackungsärger Luft gemacht. Mehr Wert fairschenkt. Appetit auf klimagesundes Essen angeregt.

Verpackungsärger Luft gemacht Weniger ist mehr Drei kleine Pralinen verführen extra eingewickelt in folienverschweißter Hochglanzschachtel zum Kauf. Bio-Bananen, Äpfel und Birnen werden trotz harter Schale nochmals in Folie und Pappe verpackt. Kosmetika und Zahnpasta gibt’s häufig nicht nur in Tiegel oder Tube, sondern auch noch von einer Schachtel verhüllt. Unnötige und aufwendige Verpackungen allerdings haben einen doppelten Preis: Der Kunde muss sowohl für das ins Auge fallende Outfit als auch für dessen Entsorgung zahlen. Außerdem kostet die Verpackung unnötig Rohstoffe und Energie. Und: Lufträume in den Verpackungen machen nicht selten mehr Inhalt als tatsächlich vorhanden glauben. Passend zum Motto der Europäischen Woche der Abfallvermeidung „Verpackungsabfälle vermeiden: Weniger ist mehr“ hatte die Verbraucherzentrale aufgerufen, dabei mitzumachen. In Kooperation mit dem Deutschen Hausfrauenbund/Netzwerk Haushalt hat sie aufgezeigt, dass weniger mehr ist. Der Kauf abfallarmer Alternativen oder das Entlarven von Verpackungstricks und „Luftnummern“ gehörten dabei zur Vermeidungsstrategie. Zentraler Baustein der Aktionswoche: Ein Aufruf der Beratungsstelle, Produkte mit überdimensionierten Verpackungen zu melden. Auch Solinger machten dabei ihrem Ärger über die Verpackungsflut Luft.

Evelyn Broch (links) vom DHB/Netzwerk Haushalt und Umweltberaterin Julia Ogiermann zeigten überflüssigen Verpackungsmüll. Foto: Glumm/bgl-Pressedienst

Die Verbraucherzentrale NRW hat Hersteller, deren Verpackungen besonders negativ aufgefallen waren, angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Hierin sollten sie erklären, ob und in welcher Weise die jeweilige Verpackung den Zielen der Verpackungsverordnung entspricht – danach gilt es nämlich, Verpackungsabfälle in erster Linie zu vermeiden. Einige Produzenten haben darauf reagiert und die Verpackung reduziert. Oder sie haben die Anfrage zum Anlass genommen, über das Verpackungsdesign nachzudenken. Die meisten Hersteller sahen jedoch keinen Bedarf zur Reduzierung, allerdings überzeugten deren Argumente die Verbraucherzentrale NRW nicht in jedem Fall.

Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 11

Rücknahme von Elektroschrott Hinweise im Handel Mangelware Kaputter Fön, defekter Toaster, ausrangierter Computer – seit August 2016 müssen auch Händler mit einer Verkaufsfläche über 400 Quadratmetern alte Elektronik zurücknehmen. Bis dahin waren die kommunalen Sammelstellen erste Adresse, um die ausgedienten Haushalts- und Hightech-Geräte sachgerecht zu entsorgen und die enthaltenen wertvollen Rohstoffe wiederzuverwerten. Verbrauchern die Rückgabe durch ein dichtes Netz an Abgabestellen zu erleichtern – so die Zielsetzung des Elektronikund Elektro-Altgeräte Gesetzes. Die Verbraucherzentrale hat im Herbst vor Ort gecheckt, wie die Vorgaben des Gesetzes praktisch umgesetzt werden. Fazit: Die Rücknahme funktioniert in der Regel schon gut, allerdings hapert es beim Großteil noch an der Information über dieses Angebot. Nur wenige Händler machten durch Hinweisschilder oder durch eine ins Auge fallende Rücknahmestelle im Verkaufsraum auf den Service aufmerksam. Zumeist mussten Kunden erst beim Verkaufspersonal gezielt danach fragen. Mit Informationen zu Rückgaberegeln lotste die Verbraucherzentrale zum richtigen Entsorgungsweg: Was zum Elektroschrott zählt und dass bei der Rückgabe von größeren Geräten beim Fachhändler, Kaufhaus oder Baumarkt das Tauschprinzip gilt war hier zum Beispiel zu erfahren. Auch konnten Verbraucher in der Beratungsstelle melden, wenn es Probleme bei der Rückgabe im Handel gab.

Seite 12 | Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016

Rosen besser fairschenken Am Valentinstag werden gern Blumen verschenkt – mit Vorliebe Rosen. Rund 80 Prozent dieser edlen Schnittblumen werden importiert, zum Großteil aus Kenia. Die Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiterinnen dort sind jedoch keineswegs rosig. Die Umweltberatung riet deshalb, ein Herz für Blumen von Fair-Trade zertifizierten Rosenfarmen zu zeigen. Dort gelten klar definierte Standards, die die Lebensund Arbeitsbedingungen der Menschen verbessern und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Damit die Geste der Zuneigung eine Freude für alle Seiten wird, gab es in der Beratungsstelle einen Strauß an Informationen zum Kauf fairer Blumen.

Mehr Wert schenken Mehr Wert schenken – unter diesem Motto warb die Verbraucherzentrale im Dezember in Solingen für mehr Nachhaltigkeit in der Weihnachtszeit.

Mehrwert zu Weihnachten: Umweltberaterinnen Julia Ogiermann und Daniela Kreische gaben Tipps für nachhaltige Geschenke.

Im Mittelpunkt standen leicht umzusetzende Tipps, wie jeder mit Freude schenken und feiern und zugleich Umwelt und Klima etwas Gutes tun kann. So hatte ein in der Beratungsstelle aufgestellter Weihnachtsmann gleich einen nützlichen Hinweis parat: von umweltfreundlicher Dekoration über nachhaltige Präsente bis hin zum klimafreundlichen Festessen. Die ökologisch verträglicheren Alternativen sind dabei zumeist auch besser für Gesundheit und Geldbeutel. Wer beispielsweise auf Deko-Artikel aus Kunststoff verzichtet und stattdessen Naturmaterialien wählt, holt sich auch weniger schädliche Inhaltsstoffe ins Wohnzimmer. Von langlebigen und nützlichen Geschenken hat der

Empfänger mehr als von Verlegenheitskäufen, die schnell in der Ecke oder gar im Müll landen. Alle Tipps gab es ausführlich auch im Internet in einem Online-Adventskalender. Bei Fotoaktionen in der Beratungsstelle und im Reparaturcafé konnten Solinger ihre Ideen für Zeitgeschenke ins Bild setzen und einen Gutschein darüber als Präsent für zu Beschenkende mitnehmen.

Weniger Salz ist mehr

Infostand „Klimaschutz schmeckt“ im Gymnasium Schwertstraße.

Im Frühsommer informierte die Verbraucherzentrale in Solingen mit der Ausstellung „Weniger Salz ist mehr“ zum Thema Speisesalz in der Ernährung. Die Ausstellung zeigte, wie viel Salz in verschiedenen Lebensmitteln enthalten ist und wie der Salzgehalt auf den Lebensmittelverpackungen gekennzeichnet wird. Auch von Beraterin Natacha Thomassin bekamen Ratsuchende Hinweise, um den Salzkonsum auf ein gesundes Maß zu regulieren.

Klimaschutz schmeckt: Klima-gesundes Essen und Einkaufen Landwirtschaft und Ernährung tragen hierzulande etwa zu einem Fünftel zum Treibhauseffekt bei. Doch kaum wird hinterfragt, wie man auch beim Einkaufen und Essen Geschmack am Klimaschutz findet. Dabei ist Fakt, dass die Erzeugung von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukten das Klima um ein Vielfaches mehr belastet als die Produktion pflanzlicher Lebensmittel. Aus Kenia eingeflogene Bohnen verursachen rund 52 Mal mehr Treibhausgase als saisonal geerntete Bohnen aus der Region. Durch die bewusste Auswahl und den saisonalen Einkauf von Lebensmitteln kann jeder also die eigene Klimabilanz deutlich verbessern. Dass es weder schwierig noch teuer und obendrein gesund und lecker ist, das Klima auch in punkto Essen zu schützen, zeigte die Verbraucherzentrale beim Nachhaltigkeitstag im Gymnasium Schwertstraße: In anschaulichen Beispielen für Klima schonende Alternativen sowie in kostenlosen Infos zum Mitnehmen gab es Anregungen, künftig beim Einkaufen und Essen zugleich Klima und die eigene Gesundheit zu schützen.

Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 13

SOLINGEN IM BLICK 40 Jahre Verbraucherzentrale in Solingen Im November hatte die Beratungsstelle Solingen Gäste aus Politik, Verwaltung und Verbänden am Werwolf zu Gast: Die Beratungsstelle feierte ihren 40. Geburtstag. Und das in den gleichen Räumen, in denen 1976 die Einrichtung eröffnet worden war. Zudem ergänzen die Umwelt- und die Energieberatung seit nunmehr 25 Jahren die Arbeit der allgemeinen Verbraucherberatung. NRW-Schulministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann übermittelte die Glückwünsche der Landesregierung: Kompetente Unterstützung bei der Durchsetzung von Verbraucherrechten und der unermüdliche Einsatz, verständlich das Einmaleins des Verbraucherwissens zu vermitteln – das kennzeichne den Arbeitsalltag in der Beratungsstelle.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach (Foto links unten) unterstrich in seinem Grußwort die besondere Bedeutung der Verbraucherzentrale für die Stadt Solingen: Sie sei eine zentrale Einrichtung für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und eine wichtige Kooperationspartnerin. 775.000 Ratsuchende in 40 Jahren – eine beeindruckende Bilanz zeigt, dass Solinger auf ihre Anlaufstelle für Verbraucherfragen zählen.

Feierten das Jubiläum (von links): Umweltberaterin Julia Ogiermann, Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale, Dagmar Blum, Beratungsstellenleiterin, Sylvia Löhrmann, NRW-Ministerin, Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Energieberater Florian Bublies.

Energieberatung im Quartier Im Herbst konnte die Energieberatung mit Förderung der Stadt Solingen erneut eine Quartiersberatung durchführen. Stadtdirektor Hartmut Hoferichter und das „Solinger Kompetenznetz für Gebäudemodernisierung“ unterstützten die Aktion und motivierten die Bürger des Ortsteils Hässten-Dorp, diese Chance auch rege zu nutzen. Mit Erfolg: 29 Energieberatungen wurden im Aktionszeitraum durchgeführt. Ebenfalls großen Anklang fand eine Informationsveranstaltung zur energetischen Sanierung für das Quartier. Bei einem Vortrag und an Thementischen bot sich für Interessierte Gelegenheit zu fundierter Information.

Seite 14 | Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016

Unterstützung für Solinger Flüchtlingshelfer

Kinder sammeln Grüne Meilen

Bereits zum 14. Mal sammelten Solinger Kinder wieder „Grüne Meilen“: Bei der gleichnamigen Kampagne, an der sich auch die Verbraucherzentrale beteiligte, konnten junge Solinger für jeden Weg, der klimafreundlich zu Fuß, mit dem Roller und Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wurde, Grüne Meilen sammeln. Über das Ergebnis von 23.461 Grünen Meilen freuten sich das Organisations-Team der Kampagne und die Kinder des AWO-Familienzentrums Niederstraße.

Informationen beim Nordstadtfest

Infostand beim 1. Solinger Mobilitätsmarkt

Auch eine Gruppe ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer um Koordinatorin Gunhild Hübel-Dorn (3. v. r.), informierte sich in der Beratungsstelle über das Grundwissen des Verbraucheralltags.

Was müssen Geflüchtete für ihren Konsumalltag in ihrer neuen Heimat wissen, um vor Abzocke geschützt zu sein? Gleich mehrfach ging es bei Vorträgen und Veranstaltungen für Flüchtlingshelfer darum, Grundwissen des Verbraucheralltags zu vermitteln. Damit gerüstet können sie ihren Schützlingen Orientierung und erste Hilfestellungen geben. Auch beim Arbeitstreffen für mobile Übersetzer des Integrationsdienstes der Stadt Solingen wurde über die Arbeit der Verbraucherzentrale informiert. Denn die Anwesenheit eines Übersetzer ist im Beratungsgespräch unerlässlich, um bei verbraucherrechtlichen Fragen und Problemen von Geflüchteten zu unterstützen. Darüber hinaus wurde Teilnehmern des Arbeitskreises „Neue Flüchtlingsunterkünfte“ ein Überblick gegeben, bei welchen Problemen Betroffenen in der Verbraucherzentrale geholfen werden kann.

Beim Nordstadtfest drehte sich am Stand der Verbraucherzentrale alles um die Irrtümer des Verbraucheralltags. So hatte zum Beispiel die Mehrheit der Besucher bejaht, dass jeder Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden kann. Und nicht schlecht gestaunt, als Verbraucherberaterin Johanne Voß dies als einen der größten Irrtümer im Verbraucheralltag entlarvte. Spielerisch wurden so die Basics des Verbraucherrechts vermittelt. Kostenfallen und Fehlentscheidungen sollten damit künftig besser vermeidbar sein.

Acht Milliarden Mal nutzen die Deutschen pro Jahr das Auto für eine Kurzstrecke unter einem Kilometer. Umweltberaterin Julia Ogiermann informierte beim 1. Solinger Mobilitätstag über umweltfreundliche Alternativen für kurze Strecken.

Verbraucherzentrale in Solingen | Jahresbericht 2016 | Seite 15

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