behalten konnte. Dann erst bemerkte sie, wie erstaunt Alex McKenzie sie anblickte. Habe ich was falsch gemacht?, fragte sie. Im Gegenteil!

behalten konnte. Dann erst bemerkte sie, wie erstaunt Alex McKenzie sie anblickte. „Habe ich was falsch gemacht?“, fragte sie. „Im Gegenteil! Ich hab...
Author: Rudolf Fertig
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behalten konnte. Dann erst bemerkte sie, wie erstaunt Alex McKenzie sie anblickte. „Habe ich was falsch gemacht?“, fragte sie. „Im Gegenteil! Ich habe Jeremy seit dem Tod seiner Mutter nicht von dem Spielzeug trennen können“, erklärte er leise. „Wie haben Sie das jetzt geschafft? Normalerweise lässt er das Kaninchen nur los, wenn er badet. Weil Mr. Tibbles wasserscheu ist, wie Jeremy behauptet. Sie können offensichtlich gut mit Kindern umgehen.“ Shannon schluckte verlegen. Was sie über Kinder wusste, passte auf die Rückseite einer Briefmarke. „Na ja, ich mag Kinder eben“, erwiderte sie zögernd. Das meinte sie ehrlich. Eines Tages würde sie gern welche haben. Bis dahin konzentrierte sie ihre Kinderliebe auf ihre Nichten und Neffen.

Alex schaute seinem Sohn nach. Jeremy steuerte auf einen Weihnachtsbaum zu, der in einer Ecke des Postamtes aufgestellt war. In den Augen des Mannes erkannte Shannon so viel Kummer, dass ihr die Kehle eng wurde. Jetzt vor Weihnachten vermisste er seine Frau bestimmt mehr denn je. „Diese Zeit im Jahr muss für Sie besonders schwierig sein“, sagte sie leise. „Ja. Vor allem für Jeremy. Seine Mutter hat zu Weihnachten mit ihm Kekse gebacken, mit ihm gebastelt, alles schön dekoriert und so. Ich kann ihm das nicht bieten.“ „Warum ist dem Jungen das Stoffkaninchen so wichtig?“, fragte Shannon. „Ich weiß es nicht. Vielleicht finden Sie es ja heraus?“ Sie zuckte die Schultern. Von Kindern verstand sie zwar nichts, aber sie wusste aus eigener Erfahrung, wie es war, seine Trauer in

sich zu verschließen. Den Eindruck hatte sie auch bei Jeremy. Vielleicht konnte sie ihm helfen. „Durch den Umzug ist bestimmt alles noch komplizierter geworden“, meinte sie mitfühlend. „Wenn ich etwas für Sie tun kann, sagen Sie es mir, Dr. McKenzie.“ „Danke für das freundliche Angebot, Miss O’Rourke“, erwiderte Alex höflich. Sein Ton verriet, dass er nicht daran dachte, es jemals anzunehmen. Vielleicht hätte sie ausdrücklich anbieten sollen, auf Jeremy aufzupassen? Nein, zum Babysitter eignete sie sich nicht, egal wie nett der Junge war. „Nennen Sie mich doch Shannon“, bat sie freundlich. „Niemand nennt mich Miss O’Rourke, außer um mich zu ärgern. Nicht einmal die Reporter sind bei Pressekonferenzen so altmodisch höflich.“ „Reden Sie oft mit Reportern?“

„Das gehört zu meinem Job. Ich bin die Public-Relations-Direktorin von O’Rourke Enterprises.“ „Ach so, Sie sind eine von diesen O’Rourkes“, bemerkte Alex. Sie zog die Nase kraus. Ihr ältester Bruder Kane war ein begnadeter Geschäftsmann, der ein Vermögen erarbeitet hatte. Als einer der reichsten Männer des Landes hatte er mehr Aufmerksamkeit von der Presse erfahren als mancher Filmstar. Daher war der Familienname vielen geläufig, vor allem in der Gegend um Seattle. „Entschuldigung“, murmelte Alex. „Sie haben diese Bemerkung sicher satt.“ Sein zögerndes Lächeln ließ ihr Herz schneller schlagen. Das war seltsam, denn er war so gar nicht der Typ Mann, für den sie sich sonst erwärmte. „Na ja, manchmal schon“, gestand Shannon

und rückte in der Schlange weiter zum Schalter vor. Jeremy gesellte sich wieder zu ihnen. Ob er sich noch gut an seine Mutter erinnerte? Bestimmt litt er unter dem Gefühl, sie habe ihn im Stich gelassen. Kinder seines Alters verstanden ja noch nicht, dass Eltern nicht absichtlich starben. „Wie ich gehört habe, unterrichten Sie am College, Dr. McKenzie. Mein Bruder Kane hätte auch gern studiert, aber er musste vor dem Abitur die Schule verlassen, um zu arbeiten.“ „Und ist so zum Milliardär geworden. Ein hartes Schicksal“, meinte Alex ironisch. Shannon wurde wütend. Sie selbst konnte sich über ihre Brüder beschweren, so viel sie wollte, aber niemand anderes durfte Kane kritisieren. Er hatte alles für die Familie getan, sogar seine Träume aufgegeben. Dass