Newsletter der DGB-Jugend Ausgabe April 2005

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soli aktuell Schöner leben ohne Nazis

inhalt 3 projekte Durchlässiger werden: Die DGBJugend fordert eine Öffnung des Bildungssystems

4 ausbildung + beruf Moderne Zeiten: Der Kommentar zum Jugendschutz

5 thema

Der 8. Mai ist und bleibt ein Tag zum Feiern, meinen Thorsten und Janja von der DGB-Jugend Hamburg.

Von Porto Alegre nach Erfurt: Das Sozialforum in Deutschland

6 azubi-ratgeber Endlich Feierabend: Gesetze zur Arbeitszeit

7 landesbezirke +

Was passierte am 8. Mai? Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der Niederlage des deutschen Faschismus. Dieser Weltkrieg, der mit dem Überfall Deutschlands auf Polen begann, kostete mehr als 50 Millionen Menschen das Leben. Darunter waren allein 20 Millionen Menschen in der damaligen Sowjetunion. Mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch anders Denkende und viele weitere wurden in den Konzentrationslagern ermordet.

gewerkschaften Ein Leben im Flughafen ist kein Leben: Die ver.di-Jugend kämpft für eine Koblenzer Familie Alarm in Brandenburg: Die DGBJugend bittet um Unterstützung gegen Kürzungspläne Tausend Möglichkeiten: Eine neue IG Metall-Dokumentation rechtsextremer Propaganda

Befreiter Reichstag, Berlin 1945

Warum den 8. Mai feiern? Der 8. Mai bedeutete die Befreiung von zwölf Jahren Terrorherrschaft der Nazis. Dieser Tag wurde für Millionen Menschen, die unter dem System zu leiden hatten, zum glücklichsten Tag in ihrem Leben. Häftlinge in Konzentrationslagern, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und politisch anders Denkende hatten nun wieder eine Lebensperspektive. Auch für die deutsche Bevölkerung insgesamt war dieser Tag eine Befreiung, auch wenn viele

im internet »Jugend in Deutschland« war eine Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Jahr 2004 überschrieben. Im März hat die Bundesregierung auf die 225 Einzelfragen geantwortet. Protokolle und Texte gibt’s auf www.dbjr.de/index.php?m=16&id=176

dies anfangs nicht so empfanden. Denn auch für sie endete ein System totaler Überwachung und Kontrolle, des militärischen Drills und der Einschränkungen im alltäglichen Leben. Auch für sie war unter der Nazi-Herrschaft ein Leben in Frieden unmöglich gewesen. Für uns heute ist der 8. Mai deshalb ein wichtiger Tag, weil er uns daran erinnert, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. Der Tag mahnt uns und gibt uns den Auftrag, dafür zu sorgen, dass nie wieder Nazis an die Macht kommen. Wir können nichts dafür, was geschah. Aber wir sind verantwortlich dafür, was in Zukunft passiert! Der 8. Mai macht uns das bewusst. Warum heute noch über Nationalsozialismus reden? Der braune Spuk ist leider nicht vorbei. Im-

mer neue Nazis, ob mit oder ohne Springerstiefel, hetzen gegen Menschen anderer Herkunft oder anderer Meinung. Auch in der übrigen Bevölkerung nehmen menschenfeindliche Einstellungen beängstigend zu. Wilhelm Heitmeyer fand in seiner aktuellen Studie »Deutsche Zustände« heraus: 60 Prozent der Deutschen sind inzwischen der Auffassung, dass hier zu viele »Ausländer« leben. Vor einem Jahr waren es noch 55 Prozent, was auch schon schlimm genug war. Fast 70 Prozent der Deutschen sind der Meinung, die muslimische Kultur passe nicht in die westliche Welt. Auch Obdachlose, Homosexuelle und behinderte Menschen werden zunehmend abgelehnt (vgl. Heitmeyer, 2005: Deutsche Zustände). Was tun? Wenn wir in Freiheit und sozialer Sicherheit leben wollen, müssen wir uns gegen menschenfeindliche Einstellungen wehren. Egal, ob sie von Neonazis oder aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Die Humanität einer Gesellschaft zeigt sich gerade im Umgang mit schwachen Menschen in dieser Gesellschaft. ∏

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kurz + bündig

Gilt jetzt

Berufsbildungsgesetz n Am 1. April ist das neue Berufsbildungsgesetz in Kraft getreten. Unter anderem soll Absolventen schulischer Berufsausbildung der Zugang zur Kammerprüfung erleichtert und die Kooperation zwischen Schule und Betrieb ausgebaut werden. Das Gesetz im Internet: www.bbig-reform.de/documents/ die_reform_berufliche_bildung.pdf. Und die DGB-Stellungnahme: www.bbig-reform.de/documents/BBiG_ Bewertung_DGB.pdf

Prügelstrafe

Schulsitten n Jeder fünfte Hauptschüler hat einen anderen Jugendlichen schon einmal so brutal verprügelt, dass dieser zum Arzt musste. Bei Gesamtschülern haben 14% in den letzten zwölf Monaten eine solche Körperverletzung begangen, bei Gymnasiasten 8%. Dies sind Ergebnisse einer neuen Studie der Ruhr-Universität Bochum. Befragt wurden 4.000 Achtklässler der Ruhrgebietsstadt, das Durchschnittsalter war 14 Jahre.

Ost-Engagement

Politik gegen Abwanderung n Um die Abwanderungswelle der Jugend aus Ostdeutschland zu stoppen, sollen die Kommunen den Nachwuchs mehr einbeziehen. Von Herbst 2003 bis Ende 2004 hatte das Ministerium im Rahmen der Initiative 416 Einzelprojekte in den neuen Bundesländern und Berlin mit 4,24 Mio. Euro gefördert. 13.000 junge Ostdeutsche hatten sich beteiligt. Ergebnisse der Bundesinitiative: www.wir-hier-undjetzt.de

Dickes Problem

Übergewichtige Kinder n Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche in Deutschland gilt als übergewichtig, jeder 13. leidet bereits unter Adipositas (Fettsucht). Und die Quote nimmt weiter zu. Der Neckermann-Versand hat nun erstmals einen Spezialkatalog (»passt.de«) auf den Markt gebracht. Hier finden kräftiger gebaute Kinder Mode, »deren Passform exakt auf ihre Figur zugeschnitten ist«, wie es heißt.

Keine Gebühren

Studi-Protest n Schüler und Studierende wollen eine erneute Protestwelle gegen Studiengebühren starten. Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) hat weitere massive Proteste in ganz Deutschland angekündigt. ABS-Geschäftsführer Sascha Vogt: »Unser Ziel bleibt es, die Einführung von Studiengebühren bundesweit zu verhindern.«

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Ungewollt

Teenie-Schwangerschaft n Immer mehr Teenager in Deutschland werden ungewollt schwanger. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche minderjähriger Frauen ist seit 1996 um 66% gestiegen. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts 7.854 Schwangerschaftsabbrüche bei Frauen unter 18 Jahren. 1996 waren es noch 4.724. Außerdem brachten 2003 fast 7.300 minderjährige Frauen Kinder zur Welt, im Vergleich zu 7.126 vor fünf Jahren. Der Grund: das sinkende Durchschnittsalter beim ersten Geschlechtsverkehr. Es liegt mittlerweile bei 15 Jahren.

Schwerkranke Kinder

Krebs in Europa n Die Zahl der an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen steigt seit den siebziger Jahren an. Dies belegt eine kürzlich veröffentlichte Bestandsaufnahme, die 19 europäische Staaten und insgesamt 63 »Krebsregister« in einem Zeitraum von 30 Jahren umfasst. Darin wurden rund 113.000 Krebserkrankungen von Kindern und 18.243 von Jugendlichen ausgewertet. Den Ergebnissen zufolge stieg der Anteil der Tumorerkrankungen in Europa bei Kindern um 1%, bei Jugendlichen um 1,5%.

Überraschung

Verhütung n Die große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland verhütet beim ersten Mal. 63% der Mädchen und 65% der Jungen verhüten mit Kondom und/oder 33% der Mädchen und 26% der Jungen mit der Pille, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mitteilt. Trotzdem sollen die Heranwachsenden mit stärkerer Aufklärungsarbeit über die Risiken von Nichtverhütung informiert werden. In Umfragen hätten 12% der Mädchen und 15% der Jungen als Grund dafür angegeben, dass der Geschlechtsverkehr »völlig überraschend« gekommen sei. www.abs-bund.de

Austausch

Polen und Deutschland n Im vergangenen Jahr haben über 145.000 junge Menschen am deutsch-polnischen Jugendaustausch teilgenommen, das sind rund 10.000 mehr als ein Jahr zuvor. 2005 stellen beide Länder zusammen 8,67 Mio. Euro für die Arbeit des Deutsch-Polnischen Jugendwerks zur Verfügung. Polen hat seinen Beitrag im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 500.000 Euro erhöht. Das aktuelle Programm des Jugendwerks steht im Zeichen des Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006, das auf Initiative der beiden Regierungen im Mai startet.

Mehr Ausbildung

Soll was nützen n Staregio, das 2003 aufgelegte Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur »Strukturverbesserung der Ausbildung in ausgewählten Regionen«, geht in die dritte Förderrunde: 16 neu in das Programm aufgenommene Projekte gehen an den Start, um in den Schwerpunktbereichen »Zukunftsbranchen und Zukunftstechnologien«, »Unternehmen mit Inhabern/innen ausländischer Herkunft« und »Jugendliche mit besonderem Förderbedarf und Jugendliche mit Migrationshintergrund« für zusätzliche Ausbildungsplätze zu werben. www.staregio.de

UN-Botschaft

Jugend fährt hin n Erstmalig werden im Oktober 2005 zwei Jugendliche die offizielle Delegation Deutschlands zur UN-Generalversammlung begleiten. Aus über 130 Bewerbungen wurden Hanna Labonté und An ne Spiegel ausgewählt. Labonté (20) studiert nach einem Austauschjahr in Neuseeland Ethnologie, Psychologie und Islamwissenschaft in Heidelberg. Sie hat sich in der interkulturellen Jugendarbeit engagiert, organisierte Jugendcamps und ist durch ihre Teilnahme an Model-United-Nations-Veranstaltungen bestens mit den UN-Strukturen vertraut. Spiegel (24) studiert Politikwissenschaft, Philosophie und Psychologie in Mainz und arbeitet in verschiedenen Funktionen bei der Grünen Jugend.

DGB protestiert

Kahlkopfpolitik zu wenig n Die DGB-Bezirksvorsitzenden der neuen Länder haben vor weiteren Kürzungen bei der Jugendarbeit in Ostdeutschland gewarnt. Mit einer »Politik des Kahlschlags« würden die Länder die Demontage gewachsener Strukturen in Kauf nehmen, heißt es in Erklärung der fünf DGB-Vorsitzenden. Nach einem realen Rückgang der Gelder in den vergangenen zehn Jahren um 28% von 229,5 Mio. auf 167,8 Mio. Euro in den neuen Ländern seien weitere drastische Einschnitte in diesem und im kommenden Jahr geplant.

Neues Design

Erfolgreiche Hacker n Hacker haben in den vergangenen Wochen zahlreiche WebSeiten von Neonazis lahm gelegt oder verändert. Aus einem Online-Shop klauten Angreifer sogar hunderte Kundendaten und veröffentlichten sie. Andere Hacker leiteten brisante Daten aus einem nicht-öffentlichen Neonazi-Forum an die Staatsanwaltschaft weiter.

projekte

Durchlässiger werden! Die DGB-Jugend fordert eine Öffnung des Bildungssystems: Nur so kann das Versprechen von Leistungsgerechtigkeit und Chancengleichheit eingelöst werden. Von Marco Frank

wurf nahm diese Intentionen nicht mehr auf. Mit der Reform des Berufsbildungsgesetzes blieb die Bundesregierung damit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück. Ein Berufsbildungsreformgesetz sollte jedoch deutlich machen, welche Zugangsmöglich-

che Stabilität bei weniger Arbeitslosigkeit mit sich bringt. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Aufrechterhaltung sozialer Gerechtigkeit in Bezug auf den Bildungszugang. Im Wettbewerb um die höhere Ausbildung liegen noch immer Kinder aus Elternhäuser vorn, die raditionellen Denkmustern gemäß über eine hohe kulturelle, soziale und mawird auch heute noch der terielle Ausstattung verfügen. Kinder Begriff der Bildung aus Arbeiterfamilien sind gedem der Ausbildung konträr genüber Kindern aus Akagegenüber gestellt, ohne dedemikerfamilien an den ren inhaltliche Verflechtung Hochschulen deutlich unzu berücksichtigen. Das Abitur terrepräsentiert. Trotz der als Wegbereiter zum HochschulAusweitung der Hochschulbilstudium gilt als Synonym der dung bleiben tradierte soziale klassischen Bildung und deklariert bis heuAuswahlmechanismen erhalten. te die »gebildete Persönlichkeit«. Weniger als ein Prozent aller in DeutschGanz anders sieht es im Bereich der land Studierenden sind beruflich Qualifiberuflichen Bildung aus. Von jeher fand zierte ohne formale Hochschulreife. Die die naturwissenschaftliche Begründung in politischen Debatten viel beschworene technischer Zusammenhänge, die ja Leistungsgerechtigkeit und Chancenebenfalls auf theoretischer Basis entgleichheit kann unter diesen Bedingunsteht und damit einer wissenschaftlich gen nicht eingelöst werden. Privilegierte begründeten Untermauerung praktiPositionen in Wirtschaft, Politik, Justiz scher Prozesse dient, weniger Anerund Wissenschaft werden bewahrt und kennung. Sie galt und gilt bis heute in ausgebaut. Chancenungleichheit und erster Linie der Anwendung und Nutverfestigte Machtpositionen prägen so keiten bzw. Durchstiegsmöglichkeiten mit zung bestimmter Vorgaben zur praktidas Gesicht unserer Gesellschaft. einer abgeschlossenen Berufsausbildung schen Arbeit. Diese Art der Arbeit im SinAbsolventenstudien zeigen, dass gerade einschließlich anschließender Berufserfahne von Produktion wiederum wurde immer Hochschulabsolventen, die ihr Studium auf rung bzw. einer bestanschon den unteren soeine berufliche Ausbildung aufgesattelt hazialen Schichten zuge- Bereits während der beruflichen denen Meisterprüfung ben, am Arbeitsmarkt sehr begehrt sind. Erstausbildung erworbene rechnet. Doch damit bestehen. Hierzu zähDies nicht zuletzt, weil sie über ein praktiQualifikationen… wird ein Missverständlen vor allem Anrechsches Verständnis und einen erworbenen nis deutlich: Allgemeinungsmodalitäten. DaErfahrungshorizont verfügen, der es erne Bildung basiert immer auch auf der mit würde nicht nur die formale Zugangsmöglicht, in »realen Kategorien« zu denken Grundlage von spezieller Bildung, also bemöglichkeit verbessert und bundesweit und zu planen. Empirische Untersuchungen ruflicher Bildung. Gleichzeitig ist die beeinheitlich strukturiert, belegen zudem, dass …müssten auf entsprechende rufliche Bildung immer auch eine spezielsondern für Erwerbsdiese Studierenden ihr Studiengänge angerechnet tätige mit abgeschlosle Variante von allgemeiner Bildung. Studium ebenso erfolgwerden können. sener Ausbildung und reich bewältigen wie ihEin modernes Berufsbildungssystem Berufserfahrung auch re Kommilitonen mit muss die Durchlässigkeit zwischen den einein Weg zur Verkürzung von Studienzeiten der klassischen Hochschulreife, dass sie teilzelnen Bildungsabschnitten und Bildungseröffnet. weise sogar die motivierteren und zieloristrukturen besser verknüpfen. Damit soll entierteren Studierenden sind. Die Vorteile verbesserter Durchlässigdie Attraktivität der Berufsbildung als wichkeit im Bildungssystem liegen klar auf der Die DGB-Jugend fordert vor diesem Hintiger Teil lebenslangen Lernens erhöht werHand. Kein Land kann es sich leisten, Potergrund eine Öffnung des Bildungssystems den. In den »Eckwerten Reform berufliche Bildung« hatte das Bundesbildungsministe- tenziale zu verschwenden oder brach lie- für mehr Durchlässigkeit. Sie weist darauf gen zu lassen. Im europäischen Vergleich hin, dass die Bundesregierung mit entsprerium noch auf die Notwendigkeit hingewieliegt Deutschland in Bezug auf die Zahl der chenden Erweiterungen des Berufsbilsen, den Zugang für beruflich Qualifizierte Hochschulabsolventen im unteren Mittel- dungsministeriums auch den eingegangezum Hochschulsystem zu verbreitern und feld. Insbesondere der Vergleich mit den nen Verpflichtungen aus möglichst zu vereinheitlichen. Bereits skandinavischen Ländern wie z.B. Finnland dem Post-Bologna-Prozess während der beruflichen Erstausbildung erzeigt, dass die Erreichung höherer Durch- gerecht werden würde. ∏ worbene Qualifikationen müssten auf entlässigkeit im Bildungssystem mit der Nutsprechende Studiengänge angerechnet Marco Frank ist politischer Referent in zung der Ressourcen aller Teile der Bevölwerden können. der Abteilung Jugend des DGB-Bundeskerung einhergeht und mehr wirtschaftli- vorstandes. Schon der nachfolgende Gesetzesent-

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ausbildung + beruf

Moderne Zeiten Rainer Scholz und Marc Liesching haben mit dem Buch »Jugendschutz« einen wichtigen Kommentar zur aktuellen Gesetzeslage verfasst. estimmungen für den Jugendschutz sind im gesamten Wirtschaftsleben zu beachten – so auch, wenn die Gewerkschaftsjugend vor Ort ein Internetcafé einrichtet. Dem Praktiker wird hier mit dem eher als Handbuch zu bezeichnenden Kommentar eine gute Arbeitsgrundlage geboten, alle mit dem Jugendschutz in Zusammenhang stehenden Fragen zu klären. Eingehend erläutert wird das den modernen Zeiten angepasste, am 1. April 2003 in Kraft getretene neue Jugendschutzgesetz (JuSchG). Anlass der Überarbeitung – nachdem Jahrzehnte im Grunde gar nichts geschehen war – war ein tragisches Ereignis: Der Amoklauf eines 19jährigen Schülers in Erfurt im April 2002.

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Dankenswerterweise beschränkt sich die beim Jugendmedienschutz der Begriff Erläuterung nicht nur auf das Jugend»Schriften« im Mittelpunkt stand, während schutzgesetz, sondern auch auf die jugenddie rot-grüne Bundesregierung eine Abkehr schutzrelevanten Bestimmungen des Strafvom Schriftenbegriff vollzogen und stattgesetzbuches (StGB) sowie des Telediendessen den Begriff »Trägermedien« in das stegesetzes (TDG), des MediendiensteGesetz aufgenommen hat. Eingehend und Staatsvertrages (MDStV) und des Rundverständlich erläutert wird dann, was alles funkstaatsvertrages unter dem Begriff Das Zugänglichmachen von Medien (RStV). Dieses ist »Trägermedien« zu mit kriegsverherrlichendem Inhalt wichtig, da insbeverstehen ist. Ebenverstößt gegen den Jugendschutz. sondere die Regefalls gut dargestellt lungen des Jugendwird der neu als Geschutzgesetzes sowie des ebenfalls erläugenbegriff zu den Trägermedien eingeführterten Jugendmedienschutz-Staatsvertrate Begriff der »Telemedien«. Er umfasst alle ges (JMStV) Bezug auf im Strafgesetzbuch Datenangebote von Texten, sonstigen Zeienthaltene Verbote nehmen. chen, Bildern oder Tönen, welche mittels TeMit der ausgiebigen Erläuterung des lekommunikation elektronisch übermittelt TDG sowie des MDStV ist dem Umstand werden. Hierzu zählen z. B. Angebote zur Rechnung getragen, dass ein großer Teil der Nutzung von Telespielen (Internet-Downjugendmedienschutzrechtlichen Tatbestän- load von Computerspielen) genauso wie de inzwischen überwiegend im Internet beE-Mail-Datenaustausch. deutsam werden. Wer in der Jugendarbeit unterwegs ist, Die Berücksichtigung »moderner Zeikann sich mittels Lektüre klar machen, ten« zeigt z. B., dass vor der Novellierung

» g i r l s ’ day«

Dieses Jahr auch für Jungs Der »Girls’ Day«, mit dem Mädchen an vermeintliche Männerberufe herangeführt werden sollen, ist in diesem Jahr am 28. April. Mit dem bundesweiten Mädchen-Zukunftstag, der zum mittlerweile fünften Mal stattfindet, wolle man Schülerinnen der 5. bis 10. Klassen frühzeitig Perspektiven für naturwissenschaftliche und techniknahe Berufe eröffnen. Zudem werde es erstmals auch eine »Boys’-Komponente« geben, um Jungs für typische Frauenjobs zu be-

geistern: z.B. Krankenschwester oder Friseurin, heißt es. Im vergangenen Jahr hatten 111.000 Mädchen die Chance genutzt, Unternehmen zu besuchen und sich über Berufe wie Kfz-Mechanikerin oder Physikerin zu informieren. Der »Girls’ Day« ist ein gemeinsames Projekt von Bundesregierung, Wirtschaftsverbänden und der Bundesagentur für Arbeit. Auch der DGB öffnet dieses Jahr wieder seine Türen für das Projekt – er gehört neben anderen Organisationen zu den Unterstützern der Aktion. ∏ Infos: www.girls-day.de

1. mai

Dieses Jahr für Würde Das Motto zum 1. Mai 2005 lautet: »Du bist mehr. Mehr als eine Nummer. Mehr als ein Kostenfaktor. Du hast Würde. Zeig sie!«. Die zentrale Kundgebung findet in Mannheim statt. In Zeiten, wo der Abbau von Arbeitnehmerrechten mit dem Shareholder-Value begründet wird, will der DGB den Menschen in den Mittelpunkt aller wirtschaftspolitischen Überlegungen stellen. »Es sind die Arbeitneh-

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merInnen, die den Wohlstand eines Landes begründen«, heißt es beim Gewerkschaftsdachverband. Sie seien es, die sich oft genug ihrem Unternehmen verschrieben – statt derjenigen, die auf immer höhere Aktienkurse spekulierten, ohne dabei Werte zu schaffen. »Es ist daher unabdingbar, die Menschen bei den notwendigen Gestaltungsprozessen mitzunehmen. Sie dürfen nicht nur Kostenfaktor sein in einer auf maximale Renditen orientierten Wirtschaft. Sie dürfen nicht Spielball von Reformen sein, die lediglich Standards kürzen, statt dem Gemeinwohl zu dienen. Deshalb sagen wir: Du bist mehr. Mehr als eine Nummer. Mehr als ein Kostenfaktor. Du hast Würde. Zeig sie!« ∏

wo im Einzelfall bereits die Grenze zur Strafbarkeit überschritten ist. So liegt bereits dann ein Fall für den Staatsanwalt vor, wenn jemand in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommene Trägermedien einem Jugendlichen nicht nur anbietet oder überlässt, sondern auch bereits dann, wenn dieser dem geschützten Personenkreis die Trägermedien sonst »zugänglich macht«. Ebenfalls klargestellt wird auch, dass nach dem Willen des Gesetzgebers nicht nur Medien mit strafbaren Inhalten, wie Gewaltdarstellung, Volksverhetzung und Pornografie, sondern auch »den Krieg verherrlichende Trägermedien« generell unter Minderjährigen nicht verbreitet werden dürfen. Eine Kriegsverherrlichung ist bereits dann gegeben, wenn die Schrecken des Krieges nicht erwähnt, die Opfer und Leiden nicht bewusst gemacht oder durch Verniedlichung und Bagatellisierung eine positive Einstellung der Jugendlichen zum Krieg gefördert wird. Im Rahmen der Kommentierung des § 184 StGB erfolgt auch eine Darstellung der Strafverschärfungen bei Real-Kinderpornografie. Hier wird der Leser noch einmal sehr deutlich daran erinnert, dass nicht nur der Besitz, sondern bereits das »Besitzverschaffen« von Kinderpornografie unter Strafe fällt. ∏ Wolf-Dieter Rudolph Rainer Scholz, Marc Liesching: Jugendschutz. Beck Verlag, München 2004, 4. Aufl., 653 S., 39 Euro

thema

Von Porto Alegre nach Erfurt Das Sozialforum in Deutschland vom 21. bis 24. Juli 2005 – internationaler Austausch vor der Haustür. m 21. Juli ist es soweit: Dann wird das erste Sozialforum in Deutschland (SFiD) seine Pforten öffnen. Erwartet werden bis zu 5.000 Gäste, darunter GewerkschafterInnen, Attac-AktivistInnen, Umweltbewegte, Montags-DemonstrantInnen und natürlich viele, viele weitere politisch interessierte Menschen. Zum SFiD sind alle eingeladen, »die sich auf die Suche nach einer gerechten, friedlichen und ökologischen Gesellschaft machen wollen«, so die Vorbereitungsgruppe. Sozialforen sind eine Plattform, eine Art

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Arena zur Vernetzung von Menschen, Gruppen und Organisationen, die sich der neoliberalen Globalisierung entgegenstellen wollen und für eine gerechtere Welt eintreten. Frei nach dem Motto »Gemeinsam sind wir stark« ist es das Ziel der Sozialforen, Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Akteuren zu finden, um dann Widerstandspotenziale ausloten zu können. Das SFiD gliedert sich thematisch in die vier Bereiche »Arbeitswelt und Menschenwürde«, »Globalisierung und die Rolle Deutschlands in der Welt«, »Menschenrecht und politische Teilhabe« und »eine lebenswerte Welt – anders leben«. Zu diesen Themenbereichen können sowohl Arbeitsgruppen als auch Seminare stattfinden. Arbeitsgruppen sind meist kleinere Veranstaltungen (um die 25 Personen), die von einzelnen Gruppen oder Personen angeboten werden können. Unter Seminaren versteht die Vorbereitungsgruppe des Sozialforums größere Veranstaltungen (80 bis 200 Personen), die von mehreren Gruppen gemeinsam angeboten werden. Das Zusam-

menlegen von Seminaren bzw. die gruppenübergreifende Organisation ermöglicht einen intensiveren Austausch der Teilnehmenden untereinander. So soll verhindert werden, dass mehrere Gruppen parallel über die gleichen Fragen diskutieren, ohne sich mit anderen Gruppen und Spektren darüber auszutauschen und nach gemeinsamen Ansätzen zu schauen. Ziel des Sozialforums ist es schließlich, Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen. Der Sozialforumsprozess begann 2001 mit dem Weltsozialforum im brasilianischen Porto Alegre. Hier entstand die Idee, ein europaweites Sozialforum sowie viele dezentrale Sozialforen zu schaffen. Auch in vielen anderen europäischen Nachbarländern treffen sich bereits Menschen im Rahmen von Sozialforen, um sich auch auf nationaler Ebene austauschen und vernetzen zu können. Fest geplant ist bereits die Eröffnungsveranstaltung: Am Nachmittag des 21. Juli soll Sinn und Zweck des Sozialforums vorgestellt und dieses durch Gäste aus Brasilien oder Indien in den internationalen Prozess der Sozialforenbewegung eingebettet werden. Alle weiteren Veranstaltungen werden gerade geplant, angemeldet oder koordiniert. Es wird nicht nur Seminarveranstaltungen geben – auch viele kulturelle und aktionsbezogene Darbietungen sind geplant. So werden die christlichen Basisgemeinden Gebete und Meditation anbieten, andere Koordinierungstreffen veranstalten. Und die Gewerkschaftsjugend in Erfurt will für gesellige Abende ihren Jugendraum öffnen. Nachdem die Gewerkschaftsjugend in diesem Jahr das erste Mal beim Weltsozialfourm in Porto Alegre mitwirkte und dort Kontakte zu brasilianischen Jugendlichen knüpfte, wird sich die DGB-Jugend auch das Sozialforum in Deutschland nicht entgehen lassen. Derzeit befindet sie sich noch in der Planungsphase und diskutiert, welche Themen sie auf dem SFiD debattieren will, welche Schwerpunkte gesetzt werden und in welcher Form die Veranstaltungen stattfinden sollen. ∏ Berit Schröder Weitere Informationen zu Veranstaltungen und Anmeldungen: www.sozialforum2005.de

sozialforum i

Die Idee »In Deutschland werden unter dem Begriff ›Reformen‹ profitorientierte Interessen mit Maßnahmen durchgesetzt, die zu Lasten der Bevölkerung gehen. Diese Politik führt zu steigender Erwerbslosigkeit, Verarmung und dem finanziellen Kollaps der Kommunen, der Länder und des Bundes. (…) Die sozialen Grundbedürfnisse werden durch Privatisierung öffentlicher Güter sowie der Daseinsvorsorge ausgehebelt. Im Namen der globalen Wettbewerbsfähigkeit und der Konkurrenz aller gegen alle werden Tausende Arbeitsplätze vernichtet. Soziale und demokratische Rechte werden abgebaut. Immer weniger Menschen fühlen sich in ihren Anliegen vertreten. Wir müssen uns selber auf den Weg machen. Wir brauchen dafür ein zivilgesellschaftliches Forum, um uns über verschiedene soziale Milieus hinweg auszutauschen. Dort wollen wir Formen des Widerstands entwickeln und Widersprüche im Streben nach gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten und der Entwicklung von Alternativen überwinden. Dazu bedarf es eines gesellschaftlichen Dialogs in einem offenen Raum jenseits von Parteien und weltanschaulichen Abgrenzungen.« ∏ (Aus dem Aufruf des Sozialforums 2005)

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Das Programm Das Programm soll »die wirklichen Interessen der teilnehmenden Gruppen« widerspiegeln. Als Veranstaltungsformen sind Seminare, Workshops und Konferenzen geplant sowie ein »FrauenRaum« und ein »Offener Raum«. Auf Basis der Rückmeldungen sowie der Diskussionen bei den offenen Treffen des Vorbereitungskreises und der AG Programm wurden bereits die folgenden vier Themenbereiche erarbeitet: ∂ Arbeitswelt und Menschenwürde ∂ Globalisierung und die Rolle Deutschlands in der Welt ∂ Menschenrechte und politische Teilhabe ∂ Eine lebenswerte Welt – anders leben. An gemeinsamen Veranstaltungen ist eine große Open Air-Eröffnungsveranstaltung geplant – »mit viel Kultur und wenigen Redebeiträgen«. Unter dem Titel »Für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Natur« soll sie die Verbindung des Sozialforum 2005 mit dem weltweiten und europäischen Sozialforumsprozess zeigen. Dazu sollen Redner aus Brasilien und Griechenland eingeladen werden. ∏

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azubi-ratgeber

Endlich Feierabend! Alle Azubis haben ein Recht darauf, nur die vertraglich vereinbarten Stunden zu arbeiten. Aber oft heißt es: »Überstunden sind bei uns üblich!« Dabei wird häufig gegen bestehende Gesetze verstoßen.

verständlich auch für den Sonntag und für Feiertage (§17 und § 18). Ausnahmen davon gibt es in Branchen wie der Gastronomie und der Landwirtschaft.

Überstunden müssen dir selbstverständlich besonders vergütet oder in Freizeit ausgeglichen werden, und zwar mit einer angemessenen Zulage. Viele Tarifverträge legen solche Mehrarbeitszuschläge und Spätarbeitszulagen fest. Arbeitszeit für Volljährige Aber auch, wenn kein TarifverAber auch für Azubis über 18 trag einen Zuschlag regelt, gibt es Beschränkungen. Die muss die Bezahlung bei ÜberWas ist Arbeitszeit? tägliche Höchstarbeitszeit liegt stunden mit einem Zuschlag Arbeitszeit ist die Zeit, die du jeden Tag in nach § 3 Arbeitszeitgesetz (Arberfolgen, der sich an tariflichen deinem Betrieb verbringst. Die Pausen ZG) bei acht Stunden. Sie kann Regelungen in ähnlichen Brangehören nicht zur Arbeitszeit. Die Zeiten, aber zeitweise auf zehn StunTermin bei Dr. Azubi. chen orientiert. Wenn die die du in der Berufsschule verbringst, werden verlängert werden. Für vollMit Jula Müller Überstunden in Freizeit ausgeden dir auf die Arbeitszeit angerechnet jährige Azubis gibt es keine geglichen werden, erhältst du einen Zeitzu(zur Anrechnung siehe Wolf-Dieter Rusetzliche Regelung, welche die Fünf-Tageschlag. dolph: »Neue Regelung her! Anrechnung Woche vorschreibt, der Samstag ist im ArbWenn du dich jetzt fragst ob sich Übervon Berufsschultagen«, in Soli aktuell 9ZG ein ganz normaler Werktag. stunden für dich lohnen, rechne dir Folgen01). Deine tägliche oder wöchentliche ArDu kannst also nach dem ArbZG an des aus: Teile deine monatliche Ausbilbeitszeit ist in deinem Ausbildungsvertrag sechs Tagen die Woche insgesamt bis zu 48 dungsvergütung durch 30 Tage. Teile diesen festgelegt. Stunden, zeitweise sogar bis zu 60 Stunden Betrag dann durch deine durchschnittliche Die Arbeitszeit die Woche arbeiÜberstunden? Du machst keine tägliche Arbeitszeit, zum Beispiel acht Stunin deinem Ausbilten. Trotzdem gilt den. Schau dir den Betrag genau an, der zwidungsvertrag wird Ausbildung, um zu arbeiten, sondern… für fast alle volljähschen ein und vier Euro liegen dürfte. Das dabei entweder rigen Azubis ebendurch einen bestehenden Tarifvertrag oder verdienst du als Azubi in der Stunde. Da falls die Fünf-Tage-Woche, weil sie in Tarifdurch die Arbeitzeitgesetze beschränkt. kommt jetzt noch ein Mehrarbeitszuschlag verträgen festgelegt ist. Wenn du weniger als 40 Stunden in der Wodazu, aber auch Auch bei Azu…um zu lernen. Und die normal che arbeiten musst, ist dies ein ziemlich sidann ist es nicht bis über 18 Jahren cheres Zeichen dafür, dass für dich ein Tamuss die Arbeits- vereinbarte Arbeitszeit reicht dafür aus. viel mehr. Jetzt rifvertrag gilt, den deine Gewerkschaft in überlege dir, ob du zeit durch im vordeine Überstunden wirklich ausbezahlt aus feststehende Pausen unterbrochen deiner Branche abgeschlossen hat. oder nicht lieber doch in Freizeit ausgeglisein. Die Pause muss bei einer Arbeitszeit Arbeitszeit für Minderjährige chen haben willst. Auf dein Verlangen hin ist von mehr als sechs Stunden mindestens 30 Für Minderjährige gilt das Jugendarbeitsein Ausgleich der Überstunden in Freizeit Minuten lang sein, bei einer Arbeitszeit von schutzgesetz (JArbSchG). Die Arbeitszeit mehr als neun Stunden mindestens 45 Mimöglich. für Jugendliche ist nach JArbSchG auf acht nuten. Du darfst nicht länger als sechs StunGuter Rat Stunden täglich und auf vierzig Stunden in den ohne Ruhepause beschäftigt werden. Achtung: Wenn du nach der gesetzlich vorder Woche begrenzt. Beträgt die Arbeitszeit Überstunden ohne Ende? geschriebenen Arbeitszeit noch im Betrieb an einzelnen Tagen weniger als acht StunDas mag sich jetzt für viele Azubis seltsam bist und es kommt zu einem Arbeitsunfall, den, können minderjährige Azubis an den anhören, aber: Überstunden kannst du als kannst du richtige Probleme bekommen, anderen Arbeitstagen derselben Woche bis weil die Unfallversicherung der Berufsgezu achteinhalb Stunden beschäftigt werden Azubi – im Gegensatz zu normalen Mitarbeitern – nur freiwillig machen. Warum? Du nossenschaft unter Umständen nicht zahlt. (§ 8 JArbSchG). Das gilt auch, wenn es für machst keine Ausbildung, um zu arbeiten, Falls dein Betrieb sich nicht an das JugendAzubis eine Gleitzeitregelung gibt. sondern um zu lernen – und die normal verarbeitsschutz- oder das Arbeitszeitgesetz Deine Arbeitszeit muss durch im voraus hält, kannst du ihn bei der Gewerbeaufsicht feststehende Pausen unterbrochen werden. einbarte Arbeitszeit reicht aus, um die Lerninhalte zu vermitteln. Daraus ergibt sich anzeigen. Bei einer Arbeitszeit zwischen viereinhalb auch folgender Grundsatz: Auch die ÜberFalls du regelmäßig Überstunden maund sechs Stunden hast du Anspruch auf stunden müssen immer dem Zweck der chen musst, die dir nicht ausbezahlt oder mindestens eine halbe Stunde Pause, bei Ausbildung dienen, d.h. dein Ausbilder oder in Freizeit ausgeglichen werden, schreib längeren Arbeitszeiten muss die Pause mineine ausbildungsbeauftragte Person muss sie dir genau auf – und schreib auch dazu, destens eine Stunde betragen. anwesend sein, wenn du Überstunden leiswas du gemacht hast bzw. wo und mit Zwischen 20.00 und 6.00 Uhr darfst du test! wem. Du kannst die Überstunden nämlich nicht beschäftigt werden. Es gibt jedoch Wenn du Überstunden freiwillig machst, auch rückwirkend geltend machen, evenAusnahmen für bestimmte Gewerbezweige tuell sogar nach dem Ende deiner Ausbil– zum Beispiel Bäcker – und für den Schicht- gilt: Minderjährige dürfen nicht mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten, Volljährige dung. Bei deiner Gewerkschaft kannst du betrieb. normalerweise nicht mehr als 48 Stunden erfahren, wie lange du deine Überstunden Für Jugendliche gilt nach § 15 JArbSchG rückwirkend fordern kannst, bevor sie dir und nur in Ausnahmefällen bis zu 60 Stungrundsätzlich die Fünf-Tage-Woche. Der Samstag ist arbeitsfrei (§ 16). Das gilt selbst- den! verfallen. ∏

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landesbezirke + gewerkschaften

Leben auf dem Flugfeld Seit beinahe zwei Jahren nennt eine Koblenzer Familie einen Flughafen ihr »Zuhause«. Jetzt wird ihnen selbst das Dach über dem Kopf verwehrt. Die ver.di-Jugend setzt sich für sie ein. Von Ringo Bischoff m 10. März 2003 wurde die Bonner Jura-Studentin Gabriela Codreanu (23) gemeinsam mit ihrem Bruder (15) und ihren Eltern überraschend nach Rumänien abgeschoben. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie bereits 13 Jahre in Deutschland, seit 1993 als Staatenlose. Trotz des von Deutschland unterzeichneten Staatenlosenabkommens von 1954, das die Abschiebung Staatenloser untersagt, wurde die Familie vor zwei Jahren gegen ihren Willen nach Bukarest gebracht. Seitdem leben die Codreanus im Wartebereich des Flughafen Bukarest-Otopeni. Sie weigern sich, die rumänische Staatsangehörigkeit wieder anzunehmen und klagen mittlerweile vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof auf ihre Rückkehr nach Deutschland.

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Familie Codreanu

Am Mittag des 24. Januar 2005 spitzte sich die Situation weiter zu. Die Familie wurde von mehr als 30 Polizisten mit Gewalt aus der Wartehalle des Bukarester Flughafen Otopeni gebracht. Der spärliche Besitz der Familie wurde beschlagnahmt, darunter auch Winterkleidung, Decken und Schlafsäcke. Seitdem müssen sich die Codreanus im Freien aufhalten, bei Temperaturen um minus fünf Grad. Selbst aus einem vorübergehenden Unterschlupf in einer Arztpraxis am Flughafen wurden sie vertrieben. Um nachts nicht zu erfrieren und wenigstens für ein paar Stunden Schlaf zu finden, fahren die Codreanus manchmal mit dem Bus durch Bukarest. »Wir sind alle erschöpft, durchgefroren,

Alarm in Brandenburg Die DGB-Jugend bittet um Unterstützung gegen Kürzungspläne des Landes. ie DGB-Jugend Berlin-Brandenburg bittet euch stellvertretend für die im Landesjugendring Brandenburg zusammengeschlossenen Verbände um Hilfe. Warum? Der Brandenburger Landesjugendplan ist zum wiederholten Mal in Gefahr. Nachdem die rot-schwarze Landesregierung schon in den letzten Jahren knapp vier Mio. Euro von vormals 14 Mio. Euro wegkürzte, sollen nun in den Jahren 2005 und 2006 weitere 2,8 Mio. Euro aus dem Landesjugendplan herausgebrochen werden. Bei Berücksichtigung der allgemeinen Preisentwicklung liefe das auf eine faktische Halbierung der Landesförderung für die Kinder- und Jugendarbeit hinaus. Die DGB-Jugend partizipiert am Landesjugendplan als anerkannter Jugendverband und durch die DGB-Jugendbildungsstätte Flecken Zechlin. Die Landesförderung ist damit für die gewerkschaftliche Jugendarbeit in Brandenburg eine wichtige

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Voraussetzung für Qualität und Quantität. Insbesondere im Bereich der außerschulischen Jugendbildung werden hier wichtige Projekte aus der Berufs- und Hochschularbeit, der antirassistischen Jugendbildung und der Vorfeldarbeit an allgemein bildenden Schulen realisiert, die sich in mehr als 20.000 TeilnehmerInnen-Tagen jährlich ausdrücken. Die DGB-Jugend unterstützt und fördert die vom Landesjugendring initiierte Kampagne »Das fehlt noch! Keine Kürzungen im Landesjugendplan!« mit höchster Priorität. »Mit einer Sammelmailaktion treten wir an die Brandenburger Landtagsabgeordneten heran und bombardieren sie mit unseren Forderungen!« (Alexander Fischer, DGB-Jugend). Wichtig ist, dass sich möglichst viele Menschen an der Aktion beteiligen und eine Sammelmail schicken. ∏ Die Teilnahme ist einfach: Unter http://kampagne.ljrbrandenburg.de/mailform/index.php das Mailformular ausfüllen.

erkältet, haben nasse Füße und keinerlei Waschmöglichkeiten. Wir glauben nicht, dass wir lange unter diesen lebensbedrohlichen Bedingungen durchhalten werden«, schreibt Gabriela Codreanu in einer Mail an deutsche Menschenrechtsorganisationen. Mit dem drastischen Vorgehen wollen die Behörden in Bukarest die Familie zwingen, die rumänische Staatsangehörigkeit anzunehmen. Sie drohen, das Eigentum der Codreanus erst dann auszuhändigen, wenn die Familie eine Bukarester Wohnanschrift vorweisen könne. »Das lehnen wir kategorisch ab, zumal unsere Anwesenhei auf dem Bukarester Flughafen durch Zwang zustande kam und diese Ausübung der Staatsgewalt nicht im Rahmen der legalen Bestimmungen erfolgte«, schreibt Codreanu weiter. Menschenrechtsorganisationen und Einzelpersonen unterstützen die Familie in ihrem Anliegen. Das Vorgehen deutscher und rumänischer Behörden ist skandalös. Die Familie muss umgehend nach Deutschland zurückkehren dürfen. ∏ Weitere Infos: www.codreanu.de.tf Ringo Bischoff ist politischer Referent beim ver.di-Bundesvorstand, Ressort Jugend

gegen rechte propaganda

Tausend Möglichkeiten Die neue IG Metall-Dokumentation »Rechtsextremismus« nennt eine große Auswahl an Büchern und Broschüren, Zeitschriften und Internetquellen zum Thema. Und vor allem beschreibt sie erprobte Aktionsformen gegen Rechts. Wer zum Beispiel im Internet Stellung gegen Rechts beziehen will, kann entsprechende Logos und Slogans auf die eigene Homepage zu setzen. »Mit Kolleginnen und Kollegen die geeigneten Grafiken zu entwerfen und zu sammeln macht Spaß und schafft Kontakt untereinander«, heißt es bei der IG Metall-Jugend. Einen ersten Anlaufpunkt hierzu bieten die Grafiken auf der Internetseite www.nazis-raus-aus-dem-Internet.de. Übrigens: Die Dokumentation ist keine abgeschlossene Sache. Sie soll verbessert und ergänzt werden. Deshalb sind Kommentare genauso erwünscht wie neue praktische Tipps, seien es Hinweise auf Literatur oder Broschüren, Veranstaltungen oder Referentinnen und Referenten. ∏ Verwertbares bitte an die E-Mail: [email protected], die Studie steht auf http:// jugend.igmetall.de/content.igmjugend/content. igmjugend_kampagnen.2.2/ zum Download bereit.

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tipps + termine Absender: DGB-Bundesvorstand, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin

w e b -t i p p d e s m o n at s Das Bundesverfassungsgericht hat einstimmig entschieden, dass ein bundesweites Gebührenverbot sowie die Festschreibung von Verfassten Studierendenschaften verfassungswidrig ist. Grund genug, für den freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs), das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) und das Bündnis für Politik und Meinungsfreiheit (PM-Bündnis), die Kampagne gegen Gebühren und für demokratische Hochschulen mit noch größerer Kampfkraft fortzusetzen. Also, los geht’s: Die Proteste der Studierenden stehen an. Wie und wo und wann, findet ihr auf der »Kein Spiel mit Bildung«-Seite! www.kein-spiel-mit-bildung.de

Aktionsakademie von Attac: Nicht nur Labern und tolle Texte schreiben! Über Himmelfahrt sind die Weichen bei Attac wieder auf Aktionen gestellt. Vom 4. bis 8. Mai 2005 findet in Minden zum zweiten Mal die Aktionsakademie statt. Attac-AktivistInnen entwickeln Aktionen, lassen sich von Kampaignern beraten, lernen Klettern, Flugblätter schreiben und vieles mehr. Ziel dieser Konferenz ist es, u.a. eine Kampagne zum Thema globale soziale Rechte und Arbeitsstandards zu entwickeln. Also nichts wie hin.

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Infos: www.attac.de

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»Multikulti ist machbar!« Das glauben die Veranstalter des jährlichen Open-Air-Konzertes am Berg, dem großen Konzert vom 20. bis 21. Mai 2005. Mit dabei: Microphone Mafia, Cucha Candela und natürlich AK 4711. Der Eintrittspreis beträgt im Vorverkauf 18 Euro zuzüglich Gebühren.

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Infos: www.openairamberg.de

Was will Deutschland? Und was wollen die Nachbarn? Ersteres befindet sich im dritten Anlauf zur Weltmacht, und die Nachbarn helfen dabei. So sehen es die AutorInnen um die EU-Abgeordnete Ilka Schröder in ihrem neuen Buch aus dem Hause Konkret.

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Ilka Schröder (Hg.): Weltmacht Europa – Hauptstadt Berlin? Ein EU-Handbuch. Konkret-Verlag, Hamburg 2005, 216 S., 15 Euro

Unter dem Motto »Würde zeigen!« veranstaltet die DGB-Region Westpfalz einen Wettbewerb für digitale Kurzfilme, die sich in Form oder Inhalt mit dem Mai-Motto 2005 des Deutschen Gewerkschaftsbundes beschäftigen.

BUKO 28 – von innerer und äußerer Landnahme. Bei dieser Veranstaltung der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) – vom 2. bis zum 8. Juni 2005 in Hamburg – soll es um »umkämpfte Räume« gehen: »Arbeit, Biopolitik, Kolonialismus«. Diskussion zu antikapitalistischen gesellschaftlichen Alternativen.

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Ein Spot kann zwischen 30 und 120 Sekunden lang sein. Einsendungen an: DGB-Region Westpfalz, Richard-Wagner-Str. 1, 67655 Kaiserslautern. Eingangsschluss: 26. April 2005 um 16 Uhr!

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Verantwortlich für den Inhalt: Ingrid Sehrbrock Herausgeber: DGB-Bundesvorstand, Abt. Jugend, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Tel.: 030 / 240 60 172, Fax: -409 E-mail: [email protected] Internet: www.dgb-jugend.de Druck: toennes druck+medien gmbh, Erkrath Redaktion: Jürgen Kiontke Grafik: Heiko von Schrenk Aboverwaltung: Daniela Linke, Tel.: 030 / 240 60 166, E-mail: [email protected] Gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (BMFSFJ)

Infos: www.buko.info

McPlanet.com – Konsum, Globalisierung, Umwelt. Der Kongress von Attac, BUND und Greenpeace findet dieses Jahr vom 3. bis 5. Juni 2005 in der Universität Hamburg statt, um der Frage nachzugehen: »Wie hängen Umweltzerstörung und Globalisierung zusammen? Und was habe ich damit zu tun?« Kann ich so leben, wie ich will – und reicht es, meinen Müll zu trennen? Wie viel kann ich überhaupt verändern angesichts von Konzernmacht und politischen Blockaden? Oder steckt der Fehler bereits im System? Was geht verloren in der globalen Wirtschaftslogik? Was sind die Alternativen, und was kann ich dafür tun?

Juleica-Fachtag: Der dritte bundesweite Juleica-Fachtag findet am 2. Juni 2005 im Haus der Jugend in Hannover statt. Er wird traditionell vom Landesjugendring Niedersachsen und dem Deutschen Bundesjugendring veranstaltet. Schwerpunktthema: »Perspektiven der Juleica«. Wie immer wird es Vorträge und Diskussionen im Plenum und genug Zeit für Erfahrungsaustausch in Kleingruppen geben.

E-Mail: [email protected], www.mcplanet.com

Infos: www.dbjr.de

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