Bau- und Stadtkultur. Baukultur und Bahn Bahnhofsbauten in der Stadt. Dokumentation der Fachtagung 15. August 2012

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Author: Viktoria Kaufer
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Bau- und Stadtkultur

Baukultur und Bahn – Bahnhofsbauten in der Stadt Dokumentation der Fachtagung 15. August 2012

MIL, Referat 22

Seite 2

Impressum

Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Referat 22 Bautechnik, Energie, Bau- und Stadtkultur Henning-von-Tresckow-Straße 2-8 14467 Potsdam Tel.: 0331 / 866 8132 Fax: 0331 / 27548 2211 E-Mail: [email protected] Fotos: MIL

Berlin, August 2012

Dokumentation der MIL - Fachtagung Baukultur und Bahn am 15.08.2012

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Fachtagung „Baukultur und Bahn“ am 15.08.12 in Brandenburg an der Havel Die gemeinsame Fachtagung der Abteilungen 2 und 4 des MIL zum Themenschwerpunkt „Bahnhofsbauten in der Stadt“ fand in unmittelbarer Nähe zum im Umbau befindlichen Brandenburger Hauptbahnhof statt. Die Tagungsteilnehmer hatten so die Möglichkeit, sich vom Tagungsort aus über den aktuellen Baufortschritt beim Umbau des Empfangsgebäudes zu informieren. Die Moderation der Tagung erfolgte durch Frank Segebade, Leiter des Referats 22 Bautechnik, Energie, Bau- und Stadtkultur im MIL.

Jörg Vogelsänger, Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft Grußwort

Bahnhöfe sind ein Teil unserer Lebenskultur. Wem fallen nicht Kindheitserinnerungen ein, die mit dem Bahn fahren verbunden sind und besonders auch mit den Bahnhöfen selbst. Für eine lange Epoche waren Bahnhöfe die Kathedralen des Fortschritts, und sie brachten eine neue Zeit der Mobilität und des Wohlstands in unser Land.. Bahnhöfe wurden zum Aushängeschild der Städte, ihre Größe und ihre Architektur zeugten von der Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt und auch von der Bedeutung der Stadt, für die sie standen. Der alte Begriff „Empfangsgebäude“ drückt richtigerweise aus, was in zweierlei Richtung passierte: Die Stadt empfing die ankommenden Reisenden ebenso wie die Eisenbahn die Abfahrenden, in weite Ferne oder nur zum Nachbarort. Immer noch prägen die großen Bahnhöfe unsere Stadtlandschaft und auch den ländlichen Bereich. Ganze Städte – wie Falkenberg im Süden oder Wittenberge im Norden – wären ohne die Bahn so nicht entstanden. Bahnhöfe und ihre Bauten sind viel

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gerühmte Denkmäler, teils die belebtesten Orte der Stadt, andernorts aber auch stille Zeugen eines vergangenen Zeitalters. Unsere Bahnhofsgebäude haben eine Chance verdient, und an immer mehr Orten bekommen sie diese Chance. Das gelingt, auch wenn die meisten Bahnhofsbauten für den Verkehr im engeren, technischen Sinne nicht mehr gebraucht werden. Sie bleiben ein wichtiger Ort als Knotenpunkt zwischen Verkehrsarten und manche Stadt wäre ohne ihr Bahnhofsgebäude ein ganzes Stück ärmer. Das MIL ist das Ministerium für Stadt und Verkehr, und es steht für Baukultur. Und dennoch wäre es zu einfach, aufs MIL zu schauen und nach Hilfe und Lösungen für jeden Bahnhof zu rufen. Vor gut fünf Jahren wollte der Vorstand der DB AG mit einem bundesweitem Investorenpaket auch die meisten Brandenburger Empfangsgebäude einer neuen Nutzung durch Veräußerung zuführen - nur 20 Empfangsgebäude im Land sollten im Kernportfolie der DBAG verbleiben – 117 sollten in den Verkauf gehen. Damals haben Land, Städte- und Gemeindebund und Bahn gemeinsam im Potsdamer Kaiserbahnhof eine Informationsveranstaltung mit den Kommunen durchgeführt. Es ging zunächst um Information und Sammeln von Ideen. Mir war aber auch wichtig, dass die DB AG als Eigentümerin hier mit den richtigen Regionalverantwortlichen präsent war, um erste konkrete Kontakte knüpfen zu können. Heute wollen wir versuchen Bilanz zu ziehen und einen Blick auf Erreichtes zu werfen: In vielen Fällen haben unsere Förderprogramme geholfen, Bahnhofsbauten zu sanieren und neuen Nutzungen zuzuführen. Gute Beispiele dafür werden heute vorgestellt. In anderen Fällen haben findige und engagierte Entwickler andere Wege aufgetan, auch ohne die Hilfe des Staates. In allen Fällen heißt der Schlüssel zum Erfolg: Zusammenarbeit. Kommunen, Eigentümer, Nutzer und Verkehrsträger müssen aufeinander zugehen, damit die Bahnhofsbauten lebendige Orte in der Stadt bleiben. Die heutige Veranstaltung will zeigen, dass dies gelingen kann und wie dies gelingen kann. Den Referenten, die uns ihre erfolgreichen Initiativen heute vorstellen, danke ich an dieser Stelle für ihr Engagement. Unsere Welt ist in einem schnellen Wandel begriffen. 20 gute Aufbaujahre liegen hinter uns, neue Herausforderungen liegen vor uns. Wenn wir diese meistern, kann unsere Welt durchaus noch besser werden und unser Leben anregend und ausgefüllt sein, auch wenn manche Stadt weniger Einwohner haben wird als heute und Wirtschaft und Infrastruktur ihr Gesicht verändert haben werden. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass das Gute erhalten bleibt, wir neue Verwendung für das Bewahrenswerte finden und dass es uns gelingt, das Neue mit dem Alten zu verbinden. Ich wünsche dieser Tagung gute Beiträge, angeregte Diskussionen und Impulswirkung für die Bahnhofskultur in unserem Land.

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Dr. Dietlind Tiemann, Oberbürgermeisterin Grußwort

Frau Dr. Tiemann präsentierte mit ihrem Grußwort das Projekt der Bahnhofsentwicklung in Brandenburg an der Havel als Erfolgsgeschichte. Die Stadt Brandenburg an der Havel hat ihre Kräfte und Bemühungen mit Unterstützung des Landes auf die Entwicklung des Hauptbahnhofs und seines Umfelds konzentriert. Grundlage für die Entwicklung des Bereichs war ein Masterplan, der schrittweise konkretisiert wurde. Die Ziele der Stadt umfassten die städtebauliche Entwicklung des Umfelds mit den inzwischen fertig gestellten modernen Neubauten gegenüber dem Empfangsgebäude, die bessere wegemäßige Anbindung des Bahnhofs an die Innenstadt und die funktionale Aufwertung des eigentlichen Bahnhofs. Das größte Problem war für die Stadt der Erwerb des weitgehend leer stehenden Empfangsgebäudes und der Umgang mit den hier noch vorhandenen bahnbetrieblichen Restfunktionen. Dass die Verhandlungen zu einem Erfolg geführt werden konnten, ist letztlich dem Engagement der Leitungsebene von DB Regio zu verdanken. Dass hier nur eine Einzelfallentscheidung zum Erfolg führen konnte, wirft ein kritisches Licht auf die Veräußerungspolitik der DB AG: Die Bahn hätte das geplante Verkaufspaket besser zunächst mit den betroffenen Kommunen und deren Nutzungsvorstellungen abstimmen sollen, anstatt die nicht mehr benötigten Bahnhofsbauten en gros zu veräußern. Welche Folgen dieser Paketverkauf für den Zustand der Bahnhöfe habe, sei am Beispiel des Brandenburger Bahnhofs Kirchmöser zu erkennen. Das historische Gebäude ist verschlossen und verfällt, während die Bahnsteiganlagen und der Bahnhofsvorplatz längs saniert sind

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Dr. Mathias Baxmann, Referent im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum „Was bedeuten Bahnhofsbauten für die Funktion und Identität einer Stadt?“

Herr Dr. Baxmann gab in seinem einführenden Referat einen grundlegenden Überblick über die Bedeutung des Begriffs „Bahnhof“ und über die verschiedenen Bahnhofstypen und ihre beispielhafte Ausprägung im Land Brandenburg. Er verwies auf die Aufgaben der Denkmalfachbehörde bei der Erhaltung und Pflege des hier vorhandenen baukulturellen Erbes. Der Arbeitsschwerpunkt der Denkmalpfleger sei bisher die denkmalrechtliche Erfassung der Bahnhofsgebäude gewesen, weniger hingegen die Auseinandersetzung mit der technischen Infrastruktur, die als Zukunftsaufgabe zu sehen sei. Der Denkmalpflege gehe es allerdings nicht um die beschreibende Erfassung baulicher Zeugnisse, sondern um die Erfassung der gesamten Komplexität des Phänomens Bahnhof. Dazu gehöre auch die Mitbetrachtung der Stadtentwicklung und ihrer Wechselwirkungen zur Entwicklung der Bahnhöfe. Herr Dr. Baxmann erläuterte an verschiedenen Beispielen die Bedeutung von Bahnhöfen für die Stadt und deren Identität. Kritisch nahm er zur fortgeschrittenen Abkoppelung der Verkehrsfunktionen von den Bahnhofsbauten Stellung, die bekanntermaßen Ursache für den zu beklagenden Verfall sei. Herr Dr. Baxmann erläuterte dies an einigen Negativbeispielen, zeigte aber auch Positivbeispiele wie das Bahnhofsgebäude von Bad Saarow (Landkreis Oder-Spree) oder das Bahnbetriebswerk in Wittenberge (Landkreis Prignitz).

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Stefan Wilhelm, Geschäftsführer der Agentur Bahnstadt „Servicestation oder Ruine – Strategien zur Bahnhofsentwicklung“

Herr Wilhelm gab zunächst einen aktuellen Überblick über die Vielfalt der Bahnhofsprojekte im Land Brandenburg, die nach der Abgabe der Empfangsgebäude durch die DB AG schrittweise entstanden ist. Anhand der verschiedenartigen gewerblichen, verkehrlich orientierten und sonstigen öffentlichen Funktionen der wieder genutzten Bahnhofsbauten zeigte Herr Wilhelm, dass grundsätzlich von einer Aufgabe der klassischen Immobilienentwicklung auszugehen sei, nur eben an einem besonderen Standort. Im Land Brandenburg sei inzwischen ein guter Stand bei der Entwicklung und Umsetzung von Bahnhofsprojekten erreicht. In den nächsten Jahren sei mit einer weiteren Dynamik zu rechnen. Neue Ansätze seien dabei auf regionaler Ebene vorhanden, so etwa im Landkreis Potsdam – Mittelmark. Eine Verkoppelung mit der Arbeitsförderung wurde im Rahmen der Revitalisierungsstrategie ermöglicht. Herr Wilhelm zeigte am Beispiel des REVITA- Programms in Sachsen-Anhalt, welche Ergebnisse mit einer gezielten Bahnhofsentwicklung erreicht und wie Vorgaben zur Bahnhofsqualität in die Ausschreibung und Vergabe von Regionalverkehrsleistungen integriert werden könne. Zur Schlüsselrolle der Kommunen im Bereich der Bahnhofsentwicklung stellte Herr Wilhelm abschließend strategische Handlungsempfehlungen vor.

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Andrea Kutzop, Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauwesen in der Stadtverwaltung Brandenburg an der Havel „Neuer Bahnhof – Alte Stadt: Das Beispiel Brandenburg an der Havel“

Frau Kutzop ging in ihrem Referat detailliert auf die einzelnen Planungs- und Realisierungsschritte bei der Neuentwicklung des Bahnhofsumfelds und des Empfangsgebäudes in Brandenburg an der Havel ein. Sie schilderte die langwierigen Planungsprozesse, die für einen Erfolg des Projekts unverzichtbar gewesen seien. Für die Stadt habe es nie eine Alternative zum „dran bleiben“ gegeben. Über die Jahre sei – ausgehend vom INSEK - eine schrittweise Verdichtung der Planungsvorgaben erfolgt. Um die notwendige städtebauliche und gestalterische Qualität bei diesem wichtigen Projekt sicherzustellen, habe es keine Alternative zur Durchführung eines Planungswettbewerbs gegeben. Das Wettbewerbsverfahren habe Vorgaben und Setzungen aus den bereits im Bahnhofsumfeld angelaufenen Vorhaben (Hochbauten, Straßenbahninfrastruktur) berücksichtigen müssen. Im Ergebnis sei eine attraktive Gestaltungslösung gefunden und zur Realisierung vorgesehen worden. Teile dieser Maßnahmen im öffentlichen Raum seien bereits realisiert. Für die am historischen Bauzustand orientierte Sanierung und Umnutzung des Empfangsgebäudes sei mit der Neuausrichtung des EFRE-Stadtentwicklungsfonds auch für Vorhaben kommunaler Unternehmen eine wichtige Finanzierungsvoraussetzung geschaffen worden. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft WOBRA sei nun Bauherr und dabei, das Empfangsgebäude zu einem gemischt genutzten, weitgehend öffentlich zugänglichen Funktionsbau umzugestalten, der viele Serviceeinrichtungen für Bahnkunden enthalten werde, aber auch für den Bahnbetrieb erforderliche Bereiche.

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Michael Preißler, Infrastrukturmanager bei der DB Station & Service AG

Bahnhofsbauten der DB AG

Herr Preißler gab in seinem Beitrag zunächst einen Überblick über den Bestand an Empfangsgebäuden von Brandenburger Bahnhöfen, die im Eigentum der DB AG verbleiben und dementsprechend entwickelt werden sollen. Am Beispiel des Bahnhofs Erkner (Landkreis Oder-Spree) erläuterte Herr Preißler, welche baulichen Maßnahmen zur Anpassung des Bahnhofs an die verkehrliche Funktion einer Verknüpfung von Regional- und S-Bahn an der Peripherie Berlins durchgeführt wurden und wie das denkmalgeschützte Eingangsgebäude aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts grundsaniert und an heutige Funktionsanforderungen angepasst wurde.

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Karl-Heinz Boßan, Geschäftsführer der IGOB Interessengemeinschaft Eisenbahn Berlin-Gorzów Praxisbeitrag Rehfelde an der Ostbahn

Herr Boßan stellte die Interessengemeinschaft Ostbahn vor und berichtete zunächst von den vielfältigen Aktivitäten dieser deutsch – polnischen Initiative zur Stärkung der Verkehrsfunktion der heute noch vorhandenen und im Regionalverkehrs genutzten, aber nicht mehr als Hauptstrecke genutzten Bahnlinie Berlin – Küstrin – Pila (dt. Schneidemühl) als Bestandteil einer Langstreckenverbindung von Berlin nach Danzig vor. Dabei erläuterte er die grundsätzlich unterschiedlichen Rahmenbedingungen einer Aufwertung der Bahnhöfe auf der polnischen bzw. auf der deutschen Seite. In den Brandenburger Anrainergemeinden habe es nach anfänglicher Skepsis einen Anschauungswandel gegeben. Inzwischen seien die Gemeinden bereit, mehr Verantwortung für ihre Bahnhöfe zu übernehmen und auch die Erneuerung und Wiedernutzung der Bahnhofsgebäude als Chance für die eigene Entwicklung zu sehen. Die Gemeinden seien dabei Partner in einem breiten zivilen Bündnis. Die aktuellen Aufgaben und Arbeitsergebnisse wurden von Herrn Boßan am Beispiel des Bahnhofs Rehfelde näher erläutert. Deutlich wurde hier, dass die Erneuerung der technischen Anlagen und des Bahnhofumfelds bereits fertig gestellt waren, als mit der Umnutzung des ehemaligen Empfangsgebäudes für eine gewerbliche Mischnutzung begonnen und erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

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Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB- Betriebsgesellschaft mbH („Niederbarnimer Eisenbahn“) Bahnhofsbauten an der Heidekrautbahn

Einführend erläuterte Herr Bröcker das Streckennetz der Niederbarnimer Eisenbahn („Heidekrautbahn“) und die in den vergangenen Jahren erfolgten bzw. zukünftig anstehenden Veränderungen im Betrieb dieses regionalen Nebennetzes im Landkreis Barnim. Nach der Übernahme der Betriebsaufgaben durch die NEB habe die Befassung mit den vielen kleinen Bahnhofsbauten an den im Regionalverkehr betriebenen Strecken an Bedeutung gewonnen. Herr Bröcker stellte dabei die unterschiedlichen immobilienwirtschaftlichen Voraussetzungen für die Bahnhofsnutzung dar, je nach Lage und Größe der jeweiligen Objekte. Er betonte dabei die Verantwortung des Unternehmens, unpassende Nutzungen zu vermeiden und bei der Vergabe an Nutzer auf Tragfähigkeit der Konzepte zu achten. Hierbei konnte auf Positiv- und Negativerfahrungen der vergangenen Jahre verwiesen werden. Als herausragende Beispiele erläuterte Herr Bröcker die Umnutzung des Bahnhofsgebäudes in Groß Schönebeck für die Naturwacht im Großschutzgebiet Schorfheide–Chorin und die privatöffentliche Mischnutzung des Bahnhofsgebäudes in Wandlitzsee entsprechend der herausragenden Bedeutung dieser Station als Ortsmittelpunkt und touristische Destination.

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Thomas Zenker, Bürgermeister der Stadt Großräschen Praxisbeitrag Bahnhof Großräschen

Herr Bürgermeister Zenker stellte die Sanierung und Umnutzung des Bahnhofs Großräschen an der Bahnlinie Lübbenau – Senftenberg vor. Zunächst ging er auf die Geschichte des Bahnhofs mit seiner bedeutenden Funktion für den Güterverkehr in der Industrieregion der Niederlausitz ein. Mit dem Bedeutungsrückgang als Rangier- und Verladebahnhof habe ein weitgehender Rückbau der Gleisanlagen eingesetzt. Der Verfall der Bahnhofsbauten, der schon zu DDR-Zeiten weit fortgeschritten war, habe sich mit der Aufgabe der letzten betrieblichen Funktionen und der Rückstufung zu einem Regionalverkehrshalt verschärft. Herr Zenker verdeutlichte am Beispiel der gelungenen Umnutzungsbemühungen für das historische Empfangsgebäude, wie wichtig das kommunale Engagement für den Standort Bahnhof und dessen Einbeziehung in das Stadtgefüge ist. In Großräschen ist dies durch konsequente Verknüpfung der Flächenerschließung und - entwicklung im Bahnhofsumfeld im Zuge der von Bund und Land geförderten Stadterneuerung, durch den kommunalen Zwischenerwerb des Empfangsgebäudes und durch die Vermittlung an eine tragfähige gewerbliche Nutzung gelungen. Für das Bahnhofsgebäude selbst mussten dabei kaum öffentliche Mittel eingesetzt werden. Der Standort Bahnhof profitiert heute von der unmittelbaren Nachbarschaft zu weiteren Dienstleistungseinrichtungen und von der Nähe zur Großräschener Innenstadt.

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Friedhelm Müller, Mitarbeiter im Fachbereich Stadtentwicklung, Bau, Wirtschaft, Ordnung und Verkehr in der Stadt Pritzwalk Praxisbeitrag Bahnhof Pritzwalk

Herr Müller beschrieb in seinem Referat die Ausgangssituation bei der Entwicklung des Pritzwalker Bahnhofs. Pritzwalk verfügt als regionaler Bahnknoten in der Prignitz über ein großes repräsentatives Empfangsgebäude aus den 1950er Jahren in deutlicher Randlage zur Innenstadt. Mit dem Bedeutungsverlust der Bahn als Hauptverkehrsträger und dem weitgehenden Wegfall der betrieblichen Funktionen stellte sich auch in Pritzwalk die Frage nach neuen Funktionen für das Empfangsgebäude. Eine Lösung konnte von der Stadt Pritzwalk im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit im Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden“ gefunden werden. Mit Hilfe öffentlicher Investitionsmittel konnte der Weg für eine Verlagerung der Pritzwalker Polizeiwache in das Bahnhofsgebäude frei gemacht werden. http://www.mil.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.300086.de

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Franz-Christoph Grund, Leiter der Bauverwaltung in der Stadtverwaltung Bad Belzig Praxisbeitrag Bahnhof Bad Belzig

Die Stadt Bad Belzig konnte bei der gelungenen Umnutzung des Empfangsgebäudes an der Bahnlinie Berlin – Dessau vom vorangehenden Engagement des Landkreises Potsdam – Mittelmark profitieren, der für alle Bahnhofsbauten im Landkreis eine Potenzialanalyse durchgeführt hat. Für Bad Belzig wurden auf diesem Wege die Entwicklungschancen für das Empfangsgebäude verdeutlicht, die in enger Verbindung zur Stadtfunktion als Kurort und als Mittelpunkt einer touristisch attraktiven Region stehen. Die Stadtwerke Bad Belzig als neuer Eigentümer des Gebäudes nutzen einen Teil der im Obergeschoss entstandenen Büroflächen für den eigenen Bedarf. Im Erdgeschoss ist ein vielfältiges gewerbliches Serviceangebot mit teilweise öffentlichen Funktionen (Touristinformation) entstanden. Das Bahnhofsumfeld wurde auch hier deutlich vor der Erneuerung des Bahnhofsgebäudes den heutigen Funktionsbedürfnissen angepasst. http://www.mil.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.300086.de

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Schlussworte Die Fachtagung wurde mit zusammenfassenden Stellungnahmen der beiden Fachabteilungen Stadtentwicklung und Wohnungswesen bzw. Verkehr des MIL abgeschlossen. Herr Höppe (Referat 43) erinnerte an die MIL- Veranstaltung im Jahre 2008, die damals als Startpunkt für einen längeren Prozess verstanden wurde. Heute sehe man an den hier vorgetragenen Beispielen, dass eine gute Zwischenbilanz erreicht sei. Dennoch bleibe die Vielzahl der Bahnstationen im Land Brandenburg eine Herausforderung auch für das MIL. Grundlage der weiteren Entwicklung der Bahnhöfe sei der Landesnahverkehrsplan: Damit bleibe die Eisenbahn das Rückgrat für die verkehrliche Erschließung nicht nur des Ballungsraums, sondern auch der ländlichen Regionen. Herr Höppe betonte abschließend, dass Bahnhöfe als Ganzes wahrgenommen werden sollten, da sie Stadt und Bahnverkehr miteinander verknüpfen. Um zu Erfolgen bei der Erneuerung und Umnutzung der Bahnhofsbauten zu kommen, seien Zuversicht und ein langer Atem erforderlich. Er verwies dazu auf die MIL-Broschüre „BAHNHOF UND STADT – Ein Leitfaden für die Gestaltung von Bahnhofsumfeldern im Land Brandenburg“: http://www.mil.brandenburg.de/sixcms/detail.php/524535

Herr Segebade wies abschließend auf den Querschnittscharakter des heutigen Tagungsthemas hin und auf die gelungene Zusammenarbeit der beiden Abteilungen des Ministeriums. Aus baukultureller Sicht bleibe die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema „Bahnhofsbauten“ auf der Tagesordnung insbesondere der Städte und Gemeinden. Dabei gehe es auch darum, die immobilienwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, von erfolgreichen Projekten zu lernen und auch die Hemmnisse und Risiken der Umnutzung von Bahnbauten klar zu erkennen. Dazu habe die Fachtagung einen Beitrag leisten können. Herr Segebade dankte den Beteiligten für die interessanten und qualifizierten Referate und den damit geleisteten Beitrag zu einem Fachaustausch zwischen den Praktikern, die aus den dargestellten Beispielvorhaben für die künftigen Aufgaben der Sanierung und Umnutzung von Bahnhofsbauten viele Hinweise und Anregungen mitnehmen dürften.

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Tagesordnung

Baukultur und Bahn: Bahnhofsbauten in der Stadt Fachtagung am 15.08.2012 in Brandenburg a. d. Havel, Bahnhofspassage 4, Tagungszentrum „Lighthouse“ 9.00

Anmeldung

9.30

Begrüßung und Einführung: Herr Minister Vogelsänger, MIL Frau Oberbürgermeisterin Dr. Tiemann, Brandenburg an der Havel

9.45

Einführung: Was bedeuten Bahnhofsbauten für die Funktion und Identität einer Stadt? Herr Dr. Baxmann, BLDAM

10.10 Einführung: Servicestation oder Ruine - Strategien zur Bahnhofsentwicklung Herr Wilhelm, Agentur Bahnstadt 10.35 Neuer Bahnhof – Alte Stadt: Das Beispiel Brandenburg an der Havel Frau Kutzop, Stadtverwaltung Brandenburg an der Havel 11.00 Pause 11.30 Funktionen erhalten und stärken – Bahnhofsinitiativen aus dem Land Brandenburg Praxisbeiträge: Bahnhofsbauten der DB AG, Herr Preißler , DB Station & Service AG Rehfelde an der Ostbahn, Herr Boßan, IGOB Bahnhofsbauten der Heidekrautbahn, Herr Bröcker, NEB 12.15 Bahnhofsbauten: Neue Träger, neue Nutzungen Praxisbeiträge: Großräschen, Herr Bürgermeister Zenker / Herr Heyde, Stadtverwaltung Pritzwalk, Herr Müller, Stadtverwaltung Bad Belzig, Herr Grund, Stadtverwaltung 13.00 Schlussworte des MIL (R.22 und 43) 13.30 Ausklang mit Imbiss 14.30 Ende der Veranstaltung Organisation und Moderation: MIL, Referat 22 Bautechnik, Energie, Bau- und Stadtkultur

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Teilnehmerliste Name

Institution

Albani, Bettina Arndt, Heidi Boßan, Karl-Heinz Böttcher, Michael Bröcker, Detlef Broszinski, Bodo Burau, Wolfgang Cindus, Anja Damaske, Babette Decker, Maud Dörnbrack, Carsten Dr. Baxmann, Matthias

IGOB Interessengemeinschaft Eisenbahn Landkreis Oder-Spree IGOB Interessengemeinschaft Eisenbahn Gemeinde Letschin NEB Betriebsgesellschaft mbH Stadt Doberlug- Kirchhain Amt Neustadt (Dosse) BRAWO Landesamt für Bauen und Verkehr Stadt Jüterbog Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg

Dr. Glowatzki, Harald Dr. Mieth, Stefan Dr. Nelle, Anja B.

Dr. Tiemann, Dietlind Dr. Welter, Thomas Dückers, Wilhelm Effenberger, Ortrud Enzmann, Mike Furcht, Silke Gampe, Jörg Ginten, Johannes Götsche, Simone Grund, Franz-Christoph Gurk, Franziska Heyde, Max Hoja, Christoph Hollemann, Norbert Höppe, Detlef Hutterer, Florian Hüttner, Ines Kauerhof, Uwe Kirst, Susann Knuth, Bernhard Kuhn, Vivien Kumpch, Joachim Kutzop, Andrea Lademann, Holger Leopold, Frank Lüscher, Jens Mathieu, Andreas Morwinski, Gudrun Müller, Friedhelm N. N.

BLDAM - Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

Stadt Hohen Neuendorf MWFK, Ref. 33 Bundestransferstelle Stadtumbau Ost c/o Leibnitz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung

Stadt Brandenburg an der Havel Bund Deutscher Architekten BDA MIL, Ref. 43 Landkreis Prignitz Büro Enzmann Gemeinde Rangsdorf Stadt Finsterwalde Industrie- und Handelskammer Potsdam Gemeinde Rangsdorf Stadt Bad Belzig BLDAM Stadt Großräschen TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung Stadt Senftenberg MIL, Ref. 43 TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung Landkreis Spree -Neiße Landesamt für Bauen und Verkehr Stadt Bad Liebenwerda Stadt Beelitz LPG Landesweite Planungsgesellschaft mbH Allgemeiner Behindertenverband Land Brandenburg e. V. Stadt Brandenburg an der Havel Landkreis Teltow-Fläming Landkreis Spree -Neiße BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH

Stadt Vetschau / Spreewald Stadt Oranienburg Stadt Pritzwalk Stadt Hohen Neuendorf

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Seite 19 Olbrecht, Inge Oltersdorf, Frank Pfefferkorn, Detlef Pinkawa Pönack, Stephan Possenau, Klaus Preißler, Michael Protzmann, Dirk Pust, Christian Raue, Arne Remus, Matthias Richter, Thomas Rochow, Simone Schmidt, Thomas Schneegass, Jörg Schöttler, Dana Schrager, Jörg Schröder, Roland Schultze-Franke, Angela Schütte, Cornelia Schwenck, Verena Segebade, Frank Stäbler, Nicole Steinbrück, Ralf Sterz, Marlies Stricker, Hans-Joachim Tabbert, Detlef Thiel Tschepe, Christfried Weber, Kai Wenzel, Helmut Werneke, Rita Wilhelm, Stephan Wolf, Claudia Zenker, Thomas Zentgraf, Klaus-Dieter

Stadt Kyritz Stadt Oranienburg Stadt Potsdam Gemeinde Schönefeld Stadt Vetschau / Spreewald Stadt Perleberg DB Station&Service AG Amt Joachimsthal (Schorfheide) Amt Friesack Stadt Jüterbog Stadt Rathenow Stadt Bad Liebenwerda Stadt Bernau Stadt Teltow INROS LACKNER AG Stadt Templin Landkreis Dahme-Spreewald LPG Landesweite Planungsgesellschaft mbH MIL, Ref. 22 Stadt Wittstock Stadt Zehdenick MIL, Ref. 22 Allgemeiner Behindertenverband Land Brandenburg e. V. Stadt Storkow (Mark) Stadt Guben MIL, Ref. 22 Stadt Templin BTU Cottbus, Fachausschuss Musteranlagen Stadt Fürstenwalde /Spree Büro Geywitz (MdL) Stadt Lübbenau MIL, Ref. 21 Agentur Bahnstadt GbR Stadt Spremberg Stadt Großräschen Nachhaltige optimierte Systeme - Erde

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