Automation und Prozessrechentechnik Sommersemester 2011
Beispiel für die Berücksichtigung von Anlagenfehlern in einer Steuerung
Vorlesung „Automation und Prozessrechentechnik“, Kapitel „Steuerung und Anlagenfehler“ Prof. Dr.-Ing. G. Ackermann, TUHH, 2011
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Aufgabe Steuerung
M Anforderungen an die Steuerung: • Je ein Taster EIN und AUS für den Bediener • Zusätzlicher EIN-Kontakt, für das Einschalten von einer Automatik heraus • Die Steuerung wird aus einer eigenen Stromquelle (Batterie) versorgt • Bei Wiederkehr der Netzspannung nach einem Ausfall soll die Pumpe zeitverzögert gestartet werden, sofern sie vor dem Ausfall lief. • Ein Ausfall der Steuerung oder der Batterie darf nicht zum Stoppen der Pumpe führen. • Die Laufmeldung für die Pumpe darf aus dem Zustand des Hauptschützes abgeleitet werden. Automation darf/soll die Anlage nicht unsicherer machen!
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Technische Lösung EIN
eigene Batterie
EIN für eine Automatik
Stop als Schließer
0V
24 V
SPS EIN HAND
440
Stop
EIN
c1
AUS AUS
EIN und AUS für den Bediener
Start
BLO
d3 d1 c1
ALARM
d3
RUN
d1
c1
M BLOschütz
Watch dog
c1
Stoppschütz
Motorschütz
BLO=Blackout=„440V ausgefallen“ Vorlesung „Automation und Prozessrechentechnik“, Kapitel „Steuerung und Anlagenfehler“ Prof. Dr.-Ing. G. Ackermann, TUHH, 2011
Nach Blackout (BLO) wird zur Vereinfachung sofort gestartet.
Petri-Netz NOT BLO Warten auf RUN EIN
BLO NOT BLO
t>tmax RUN
Bereit, AUS
BLO, RUNNING
BLO,soll EIN AUS NOT BLO RUN Warten auf BLO
AUS AUS
BLO
9
NOT BLO
RUN
NOT RUN
9
RUNNING
AUS RUN
3
NOT RUN
AUS
BLO soll doch AUS!
9) von vielen
Warten auf NOT RUN.
BLO,soll AUS 9
9
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unklarer Zustand
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Mögliche Fehler Energieteil 0V
24 V EIN
SPS
440
Fehlverhalten:
EIN HAND
Stop
a) b)
AUS
EIN Motor startet nicht auf Anforderung Motor stoppt ohne Befehl AUS
c1
Start
Motor startet ohne Befehl; Alarm d3 BLO
d1
kaum alleine ALARM möglich
c1
RUN
d3
d1
c1
c1
M
Abhilfe: Nicht erforderlich. Watch dog
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Petri-Netz NOT BLO
EIN t
RUN
Bereit, AUS
NOT BLO
AUS AUS
BLO
RUN
AUS
AUS BLO,soll EIN NOT BLO RUN Warten auf BLO
BLO
Warten auf RUN
BLO, RUNNING BLO 9
RUN
NOT RUN
9
RUNNING NOT RUN NOT BLO
AUS
soll doch AUS!
9) von vielen
Warten auf NOT RUN.
BLO,soll AUS 9
9
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unklarer Zustand
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Mögliche Fehler Start-Stopp 1 Fehlverhalten: 0V
24 V EIN
Motor stoppt nicht auf Anforderung, 440 mit Fehlermeldung
SPS EIN HAND
Stop
EIN
Motor startet nicht auf Anforderung, mit Fehlermeldung c1
AUS AUS
Start
BLO
Motor startet nicht auf Anforderung, d3 ohne Fehlermeldung d1
Motor stoppt nicht auf Anforderung, c1 d3 d1 c1 ohne Fehlermeldung
ALARM RUN
c1
M
Abhilfe, Verbesserung: Falls erforderlich: Leitungsbruchüberwachung;
Watch dog
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Leitungsüberwachung Für Sensoren z. B.: Sensor mit Gehäuse
R
R1
R1+R2
R2
R1
Leitungsbruch offen sonst. Fehler geschlossen Kurzschluss
Erfordert AD-Wandler (ggf. sehr einfacher Typ) und Stromquelle ausreichender Leistung, Kontaktstrom beachten!
Für Aktuatoren z. B.: Steuerung
Strommessung
(Wenn Schalter offen) I Kurzschluss normal
Erfordert zusätzlichen AD-Wandler (ggf. sehr einfacher Typ).
Leitungsbruch
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Mögliche Fehler Start-Stopp 2 Fehlverhalten: 24 V EIN
0V
Motor stoppt ohne Aufforderung, 440 mit Fehlermeldung
SPS EIN HAND
EIN
Stop
Motor startet ohne auf Anforderung, mit Fehlermeldung c1
AUS AUS
Start
BLO
Motor startet ohne Aufforderung, d3 ohne Fehlermeldung d1
c1
Motor stoppt ohne auf Anforderung, c1 d3 d1 c1 oder startet nicht; ohne Fehlermeldung
ALARM RUN
M
Abhilfe, Verbesserung: Nur begrenzt möglich, z. B. EIN/AUS auf Öffnen überwachen, Leitungsüberwachung
Watch dog
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Mögliche Fehler RUN-Meldung 0V 24 V Fehlverhalten: EIN Scheinbar SPS a) kein Starten des Motors b) EIN Stoppen ohne Befehl Stop HAND EIN c) kein Stoppen des Motors d) AUS Starten ohne Befehl AUS
440
c1
Start
jeweils mit Alarm. BLO
Die Steuerung muss ALARM RUN a) Stoppbefehl (?) b) zunächst nichts(!!) c) nichts (stoppen geht nicht) Watch d) Stoppbefehl dog ausgeben.
d3 d1 c1
d3
d1
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c1
c1
M
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Petri-Netz NOT BLO
Fehler in der RUN-Meldung erfordern unterschiedliche Warten auf Reaktionen RUN EIN t RUN
?!
Bereit, AUS BLO
NOT BLO
BLO, RUNNING BLO 9
AUS AUS
AUS
RUN
AUS BLO,soll EIN NOT BLO RUN Warten auf BLO
BLO
RUN
NOT RUN
9
RUNNING NOT RUN NOT BLO
AUS
soll doch AUS! Warten auf NOT RUN.
BLO,soll AUS 9
Hier könnte ein Stopp-Befehl den Prozess gefährden! 9) von vielen
unklar
9
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Mögliche Fehler 5 24 V EIN
Bei Blackout : Scheinbar stoppen EIN HAND
0V SPS
440
ohne Befehl EIN
Stop
scheinbar Blackout
c1
AUS AUS
Start
BLO
d3 d1 c1
ALARM RUN
d3
d1
c1
c1
M
Watch dog
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Petri-Netz NOT BLO
EIN t
BLO
Warten auf RUN
NOT BLO
RUN
Bereit, AUS
AUS AUS
BLO
AUS
RUN
Blackout nicht erkannt AUS BLO,soll EIN NOT BLO RUN Warten auf BLO
BLO, RUNNING BLO 9
RUN
NOT RUN
9
RUNNING NOT RUN
NOT BLO BLO,soll AUS
AUS Ein unerkannter Blackout führt als dazu, dass •eine Störungsmeldung für den Motor erzeugt wird soll doch AUS! 9) von •und der Wiederanlauf unterbleibt. vielen Warten auf Der Fehler zeigt sich erst bei Eintreten des Blackouts, NOT RUN. also in einer ohnehin schon kritischen Situation! 9 unklar 9
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Petri-Netz NOT BLO
?!
Nur scheinbar Blackout EIN t Bereit, AUS
Warten auf RUN RUN AUS AUS
BLO
RUN
AUS
BLO NOT BLO
AUS BLO,soll EIN NOT BLO RUN Warten auf BLO
BLO, RUNNING BLO 9
RUN
NOT RUN
9
RUNNING
NOT BLO
?! BLO,soll AUS
NOTEine fälschliche Anzeige „Blackout“ bei stehendem oder AUS RUNstartendem Motor führt in der aktuellen Steuerung dazu, dass soll doch AUS! 9) von •ein Starten nicht möglich ist oder vielen Warten auf nicht erkannt würde (!!) und •ein Ausfall der Pumpe NOT RUN. •ein Wiederanlauf ggf. unterbleibt. 9 Alles ohne Alarm, denn für die Pumpensteuerung ist unklar 9 die Blackout-Erkennung ein normaler „Informationseingang“.
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Gefährlichkeit gefährlich, wenn die Funktion (nur) in kritischen Situationen des Prozesses gebraucht wird. ==> Inspektionen!
kritisch, wenn erst bei Funktionsanforderung erkennbar!
Fehlfunktion
Motor stoppt ohne Befehl Motor startet oder stoppt nicht auf Anforderung Blackout nicht erkannt, kein automatischer Wiederanlauf.
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Fazit
Die Reaktion auf fehlerhafte Eingangssignale muss beim Entwurf einer Steuerung unbedingt berücksichtigt werden. Die Bewertung möglicher Fehler ist stark von der Art des gesamten Prozesses abhängig.
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Weitere Planung a) Beschreibung von Automatisierungsaufgaben logische Grundschaltungen logische Abläufe, Bedienabläufe Datenflussdiagramme
Weiteres:
b) Prozessrechner Mikroprozessor Programmierung, SPS Messwertein- und –ausgabe, Steuerung und Regelung mit Prozessrechner Datenübertragung Bussysteme
Mittwoch 13.07.2009 14.15 h Audimax II
c) Automatisierungssysteme Modellierung des Verhaltens technischer Anlagen, Simulation Tests und Fehler
12.07: Sprechstunde im Hörsaal
60 Min. Klausur (Unterlagen, Bücher usw. erlaubt.) Anmeldung: „Während“ der Klausur
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