AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE KASACHSTAN AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER ALMATY SEPTEMBER 2016

AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE KASACHSTAN AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER ALMATY SEPTEMBER 2016 2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Almaty Wirtschaft...
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AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE KASACHSTAN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER ALMATY SEPTEMBER 2016

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Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Almaty Wirtschaftsdelegierter Mag. Michael Müller T +7 727 2251484 E [email protected] W wko.at/aussenwirtschaft/kz Wirtschaftsdelegierter Stv. MMag. Philipp Winkler T +7 727 2251484 E [email protected] W wko.at/aussenwirtschaft/kz HEAD OFFICE: Dr. Michael Angerer T +43 (0)5 90900/4322 E [email protected]

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AUSSENWIRTSCHAFT UPDATE Kasachstan (1. Halbjahr 2016) 

Kasachstans Wirtschaft stagniert 2016, erholt sich ab 2017



Tengiz und Kashagan Ölfelder stellen Weichen für höhere Ölproduktion



Präsident ernennt neue Regierung



Österreichs Exporte legten im ersten Halbjahr 2016 um +21,6% zu



Vorbereitungen zur österreichischen Beteiligung an EXPO 2017 laufen an

Wirtschaftskennzahlen

Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. US-Dollar1 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in US-Dollar2 Bevölkerung in Mio.3 Reales Wirtschaftswachstum in % 4 Inflationsrate in %5 Arbeitslosenrate in %6 Wechselkurs der Landeswährung (KZT) zu Euro; 1 Euro=in KZT7 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8

2014

2015

Prognose für 2016

Prognose für 2017

218,5 24.560 17,4 4,3 7,3 5,0 221,97 80,281 43,583

174,1 24.318 17,6 1,0 13,8 5,0 371,31 46,294 33,645

123,5 24.510 17,9 0,2 8,3 5,0 370,25 34,985 24,904

139,8 25.027 18,1 1,5 8,1 5,2 341,16 39,609 26,464

Rang 50

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2015

Österreichische Warenexporte in Mio. Euro Österreichische Warenimporte in Mio. Euro

220,5 865,2

Veränderung zum Vorjahr in % -14,3 -47,4

Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10

54 74

-5,3 -22,9

Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2015 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2013: Direktinvestitionen aus Kasachstan in Ö13, Stand 2015: Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus Kasachstan14 Stand 2013: Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:

9 Mio. EUR 343 k.A. k.A.

Rang 51

Quelle: Economist Intelligence Unit Quelle Weltbank 9-14 Quelle Österreichische Nationalbank 1-7 8

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1. Halbjahr 2016

152,0 (+21,6%) 225,2 (-53,2%) 1. Quartal 2016 10 (-28,6%) 17 (-22,7%)

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 1. Wirtschaftslage Schwieriges Jubiläumsjahr 2016

Seit 2014 wird Wachstumsmodell zum Auslaufmodell

Ölpreisverfall: Exporte brechen ein

Landeswährung Tenge hat signifikant an Wert verloren

Kasachstan befindet sich in seinem 25. Jahr der Unabhängigkeit in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. Ein Zusammenspiel externer Faktoren – Verfall der Öl- und Rohstoffpreise, Abschwung in Russland und China – macht sichtbar, wie sehr Kasachstans Wirtschaft vom Rohstoffexport abhängig ist. Die Öl- und Gasindustrie zeichnet sich für etwa 25% der Wirtschaftsleistung und 70% der Exporterlöse verantwortlich. Im September wurde die offizielle BIPWachstumsprognose für 2016 mit +0,5% bestätigt, unabhängige Prognosen reichen von +0,1% (Weltbank) bis zu +1,1% (EBRD). Die ersten sechs Monate 2016 brachten laut offiziellen Angaben ein BIP-Plus von +0,1%. Allgemein wird abhängig von externen Faktoren wie z.B. der Ölpreisentwicklung mit einer langsamen Erholung (2017 BIP Wachstum weniger als +2%) und einem dynamischeren Wachstumspfad ab 2018 gerechnet. Das 17,7 Millionen Einwohnerland Kasachstan zeigte 2015 nur mehr +1% BIPWachstum nach +4,3% 2014. Das Wachstumsmodell der Jahre 2010-2013, als Kasachstan stark von einem günstigen realen Wechselkurs (Terms of Trade) profitiert hat, ist zum Auslaufmodell geworden. 2015 gab es negatives Wachstum in der Industrie (-1,6%), im Bergbau (-2,5%), vielfach Stagnation und nur in der Bauwirtschaft noch ein Plus (+4,3%). Die ersten 8 Monate 2016 brachten weitere Kontraktionen in Industrie (-2,3%) und Handel, aber Wachstum in der Landwirtschaft (+4,9%) und der Bauwirtschaft (+6,7%). Mit dem Verfall der Ölpreise ab dem 2. Halbjahr 2014 sind die Exporte Kasachstan eingebrochen (-43% 2015) und gab es 2015 ein Leistungsbilanzdefizit von -3,3%. Im ersten Halbjahr 2016 setzte sich der Abwärtstrend bei Exporten (-31,7%) und Importen (-28%) fort. Die EIU erwartet für 2016 ein Leistungsbilanzdefizit von -3,4%. Der Tenge (KZT), Kasachstans Landeswährung hat im Jahr 2015 nominell gegenüber dem US-Dollar 85,6% an Wert eingebüßt und der Wechselkurs sich von 182,35 zu 349,12 KZT pro US-Dollar bewegt. Ab März 2016 trat eine Stabilisierung ein (344,87) und im August betrug der durchschnittliche Wechselkurs 1 USD: 344,92 KZT. Im August 2015 hatte die kas. Nationalbank den Wechselkurs nach vorerst schrittweisen Anpassungen des Wechselkurskorridors zum US-Dollar und massiven Stützungskäufen freigegeben und im November 2015 auch die Devisenmarktinterventionen eingestellt. Der Devisenverkehr wurde im Vergleich zu anderen Ländern der Region nicht beschränkt. Eine Abwertung war aufgrund der Ölpreisentwicklung und auch wegen der realen Aufwertung des Tenge gegenüber dem russischen Rubel ab dem 2. Halbjahr 2014 erwartet worden. V.a. für Kasachen in den nördlichen Grenzregionen wurde der billige Einkauf in Russland attraktiv und kasachische Exporteure und Hersteller waren nicht wettbewerbsfähig.

Der Sicherheitspolster ist kleiner geworden

2015 sind die Währungsreserven der Nationalbank um -3,9%, die Reserven des Nationalfonds aufgrund sinkender Dotationen und hoher Budgettransfers um -13,3% gesunken. 2016 trat eine Stabilisierung ein und per August 2016 standen die Währungsreserven bei 30,7 Mrd. US-Dollar und die Reserven des Nationalfonds bei 64,8 Mrd. US-Dollar. Problematisch ist die hohe Verschuldung v.a. großer Staatsunternehmen, sodass 2016 Tilgungs- und Zinszahlungen für Auslandskredite von insgesamt 19,5 Mrd. US-Dollar zu leisten sind.

Bankenprobleme bremsen Investitionen

Mitte Juli hat die Nationalbank Kasachstans entschieden, den Leitzins auf 13% zu senken. Die Kreditvergabe in KZT bleibt aber sehr teuer (Zinsen >20% p.a.), sodass lokale Unternehmen kaum Kreditlinien und Mittel erhalten können. Außerdem hat der lokale Bankensektor mit steigenden Kreditausfällen (NPL) zu Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

5 kämpfen, sodass die kas. Nationalbank die Einführung der Basel III Kapitalisierungsvorschriften von 2019 auf 2021 verschoben hat. Laut Weltbank Angaben ist die Tier 1 Kapitalisierung von 6 der Top 10 Banken im Lande unter 11%. Das Kreditvolumen ist im ersten Halbjahr 2016 um -1,7% gesunken. Den Bankensektor belasten außerdem die hohen Fremdwährungseinlagen (per August 71% der Privat- und 62% der Unternehmenseinlagen).

Abwertung, Inflation und steigende Arbeitslosigkeit dämpfen Kaufkraft

Konservative Bugdetplanung 2017-19

Maßnahmen zur Konjunkturbelebung

Abhängig vom Import vieler Waren des täglichen Bedarfs bedeutet die KZT Abwertung auch einen massiven Kaufkraftverlust für die Bevölkerung und vorhandene Reserven werden sukzessive aufgelöst. Die Inflation betrug mit Jahresende 2015 +13,6 (Nicht Lebensmittel +22,6%) und erreichte im Mai 2016 mit 16,7% wohl den Höhepunkt. Die Arbeitslosenrate steigt, wobei vielfach verdeckt. Die Einzelhandelsumsätze sanken 2015 um -0,7% und in den ersten 8 Monaten um -3,1%, nachdem diese 2010-2014 um durchschnittlich +12,7% wuchsen. Laut offiziellen Angaben sind die Reallöhne im ersten Quartal 2016 um -2,7% gesunken und dieser Trend soll sich auch 2017 noch fortsetzen. Nachdem ein guter Teil der Budgeteinnahmen abhängig von der Öl- und Gasindustrie ist wurde das Staatsbudget seit 2015 einige Male revidiert. Hauptbetroffen waren Investitionsbudgets, da Projekte oftmals vom Zukauf von nun in KZT deutlich teureren Anlagen und Technik aus dem Ausland abhängen. Sozialbudgets wurden bisher von Kürzungen ausgenommen und Gehälter für Staatsbedienstete zwischen 20-30% in KZT angehoben. Am 15. September hat das kasachische Ministerium für Nationalökonomie den Budgetentwurf für 2017-21 vorgestellt, der konservativ auf Basis eines Ölpreises von 35 USD und eines Wechselkurses von 360 KZT zum USD für 2017-19 erstellt wurde. Ziel ist es, das Budgetdefizit (laut EIU 2015 2,2% und Prognose 2016 2,6%) auf 1,2% 2017 und 1% 2019 zu senken. Außerdem sollen die zuletzt stark gestiegenen jährlichen Transfers aus dem Nationalfonds in das Budget um 1,2 Mrd. USD auf 7,1 Mrd. USD sowie die Zusatztransfers für Konjunkturprogramme um 200 Mio. USD auf 2,3 Mrd. USD gesenkt werden. 2015 sind seit 2009 zum ersten Mal die Reserven im Nationalfonds (-13,3%) auf 63, 5 Mrd. USD gesunken. Das noch Ende 2014 konzipierte und für 2015-2017 mit 10 Mrd. US-Dollar aus dem Nationalfonds dotierte Konjunkturprogramm Nurly Zhol („leuchtender Pfad“) wird umgesetzt. Staatliche Mittel stehen vorrangig für sozialen Wohnbau, Straßenbauprojekte, gestützte Kredite für KMU und die EXPO 2017 zur Verfügung. Zuletzt wurden noch 4,4 Mrd. USD (25% der Vermögsnwerte) aus dem staatlichen Pensionsfonds für Budgetausgleich (1,1 Mrd. USD) und für Konjunkturbelebungsprogramme freigegeben, was seitens der Bevölkerung teils Kritik nach sich zog.

 2. Besondere Entwicklungen Neue Regierung unter neuem Vorsitz

Tengiz und Kashagan stellen Weichen für höhere Ölproduktion

Am 13. September hat Präsident Nazarbayev mit Bakhytshan Sagintayev einen neuen Premierminister und folgend eine neue Regierung ernannt. Im Wirtschaftsblock gibt es keine Veränderungen. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 20. März hat die Präsidentenpartei Nur Otan mit 82% der Stimmen wie erwartet die Wahl für sich entschieden. Weiterhin sind auch die Kommunistische Partei sowie die Ak Zhol Partei im Parlament vertreten. Im führenden Industriesektor des Landes gibt es wichtige Weichenstellungen: Tengizchevroil (TCO), ein von Chevron geführtes Konsortium, das das landesweit größte Tengiz Ölfeld betreibt, gab am 5. Juli die finale Investitionsentscheidung für das Future Growth und das Wellhead Pressure Management Project bekannt. Bis 2022 werden 36,8 Mrd. USD in die Ausweitung der Ölförderung von jährlich 27 auf Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

6 39 Mio. Tonnen und die Verlängerung der Lebensdauer des Feldes investiert. Die nationale Öl- und Gasgesellschaft KazMunaiGaz hat im September angekündigt, dass der Betrieb des riesigen Kashagan Ölfelds im kaspischen Meer mit geschätzten Reserven von 8-12 Mrd. Barrel im Oktober wieder aufgenommen werden soll. Der erste Testbetrieb musste 2014 wegen technischer Probleme mit den Pipelines unterbrochen werden. Es bleibt unklar, wann die angepeilte Produktion von 370.000 bpd tatsächlich gefördert wird. Jedenfalls erwartet die kasachische Regierung in der letzten Prognose eine Ölproduktion von 79,5 Mio. Tonnen für 2017 und eine Steigerung auf 86,5 Mio. Tonnen bis 2021. Für 2016 wird mit einer wiederholt sinkenden Produktion (78,9 Mio. Tonnen) gerechnet.

Proteste verhindern Landreform

Mehr als 700 Privatisierungen 2016-2020 geplant

WTO Beitritt bringt wichtige Neuerungen

Mit 100 konkreten Schritten (und Gesetzen) in die Top 30

Eine per Juli 2016 geplante Änderung des Bodengesetzes, um Ausländern die Pacht von landwirtschaftlichen Flächen für 25 statt 15 Jahre zu ermöglichen und auf diese Weise verstärkt Auslandsinvestitionen in diesen Hoffnungssektor zu lenken wurde aufgrund massiver Proteste in einigen Städten Kasachstans im Mai abgesagt und vom Präsidenten im August ein fünfjähriges Moratorium über jedwede Änderung des Bodengesetzes verhängt. Im Zuge der Proteste kam es zu mehr als 1.000 Festnahmen. Unklar bleibt, ob die Proteste spontan und angesichts einer steigenden sozialen Unzufriedenheit stattfanden oder organisiert waren. Am 1. Jänner 2016 sind eine neue Liste von mehr als 700 Privatisierungsobjekten sowie ein Maßnahmenplan der Privatisierung für den Zeitraum 2016-2020 in Kraft getreten. Privatisiert werden sollen die größten staatlichen sowie quasistaatlichen Unternehmen, die in den drei Staatsholdings Samruk-Kazyna, Baiterek und Kaz-Agro zusammengefasst sind, deren zahlreiche Tochterunternehmen, sowie andere staatliche und kommunale Unternehmen. Hintergrund der Privatisierungswelle sind der Wunsch, den hohen Anteil des Staates an der Wirtschaft von derzeit 50% auf bis zu 15% zu senken sowie Einnahmen für das staatliche Budget zu lukrieren. Auch PPP Projekte stehen hoch im Kurs. Am 1. Dezember 2015 wurde Kasachstan das 162. WTO Mitglied und per Jänner 2016 sind für Unternehmen wichtige Neuerungen in Kraft getreten: 1.397 Warenpositionen, u.a. Fleisch, landwirtschaftliche Waren und Transportmittel, können zu einem reduzierten Importzolltarif eingeführt werden. Um damit nicht das einheitliche Zollgebiet der Eurasischen Wirtschaftsunion zu unterlaufen, unterliegt der Weiterverkauf spezifischen Regeln und einer Kontrolle mittels eRechnungen. Die Einführung der unternehmensinternen Versendung wird die Anstellung ausländischer Mitarbeiter bei Niederlassungen vereinfachen. Noch im Vorjahr beschlossen wurden neue Beschaffungsregeln der Staatsholding Samruk Kazyna und ihrer verbundenen Unternehmen, die die bisher geltende 5-10% Preisreduktion vom Angebotspreis heimischer Anbieter/Produzenten („Uslovny diskont“) abschafft. Eine wahre Flut an neuen Gesetzen erfordert eine exakte Prüfung der konkreten Auswirkungen für bestehende und geplante Geschäfte, Projekte und Niederlassungen in Kasachstan. Seit dem Programmstart im Herbst 2013 sind per September im Zuge des 100 konkrete Schritte Programms mehr als 60 Gesetze in Kraft getreten und Änderungen gibt es von A wie Arbeitsgesetzbuch bis Z wie Zivilprozessordnung. Neu sind u.a. eine gesetzliche Krankenversicherung, ein Antikorruptionsgesetz und ein Unternehmergesetzbuch. Diese Maßnahmen sollen Kasachstan helfen, bis 2050 eines der 30 am besten entwickelten Länder der Welt zu werden.

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7 Kasachstans Ratings und Rankings in Bewegung

2017 EXPO, 2018 dann AIFC

Kasachstan ratifiziert neue Partnerschaft mit EU

Zu viele Krisen rund um Kasachstan

Achtungserfolg im Ausland, Zwischenfälle im Inland

Im Februar hat Standard & Poor’s angesichts der Einwirkungen des niedrigen Ölpreises auf Inflation, Wechselkurs und Bankensektor das Credit Rating von Kasachstan von BBB auf BBB- gesenkt. Der Weltbank Doing Business Report 2016 zählt Kasachstan zu den Top 10 Reformländern weltweit und reiht das Land auf Rang 41 (2015: 77). Das World Economic Forum reihte Kasachstan 2015 auf Rang 42 (von 140) der wettbewerbsfähigsten Wirtschaften weltweit. Transparency Internation reiht Kasachstan nun auf Rang 123 (von 168) in seinem Korruptionswahrnehmungsindex. Auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen für und rund um die Weltausstellung EXPO 2017, die mit dem Leitthema Future Energy von 10. Juni bis 10. September 2017 in Astana stattfinden wird. Bisher haben 103 Länder, darunter Österreich, und 18 internationale Organisationen ihre Teilnahme bestätigt. Neben einem Green Technology Center soll das EXPO Gelände ab 2018 für ein neues Astana International Financial Center (AIFC) nach dem Vorbild Dubais genutzt werden. Ein Verfassungsgesetz sieht umfangreiche Präferenzen für Investoren in diverse Finanzdienstleistungen sowie außerdem die Einrichtung eines vom Gerichtssystem Kasachstans unabhängigen Gerichts und ein internationales Arbitragezentrum vor. Mit offizieller Arbeitssprache Englisch soll sich Astana zu einer regionalen Finanzmetropole in Zentralasien bzw. der Eurasischen Wirtschaftsunion entwickeln und Kasachstans Kapitalmarkt stärken. Die Nationalbank und die Börse sollen aber weiterhin in Almaty verbleiben. Das erste vertiefte Partnerschafts- und Kooperationsabkommen (EPCA) der EU mit einem zentralasiatischen Land wurde mit Kasachstan am 21. Dezember 2015 unterzeichnet und von Kasachstan am 28. März ratifiziert und wird bereits vorläufig angewendet. Das Abkommen gewährleistet u.a. bessere rechtliche Rahmenbedingungen für Wirtschaftsbeteiligte in Bereichen wie Handel mit Dienstleistungen, Aufbau und Betrieb von Unternehmen, Kapitaltransfer, Rohstoffe und Energie, öffentliches Beschaffungswesen und geistige Eigentumsrechte. Kasachstan ist durch diverse Krisen in der unmittelbaren Nachbarschaft - Ukraine/Russland Krise, EU/Russland Sanktionen – betroffen. Zwar nicht direkt, da sich alle Sanktionen zu Russland nicht auf die Eurasische Wirtschaftsunion beziehen, aber indirekt durch Transitprobleme, die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft der Region sowie steigende Konkurrenz für lokale Anbieter durch den Zustrom ukrainischer Waren und Firmen auf der Suche nach einem Ersatzmarkt für Russland. Nach Lobbying Bemühungen konnte Kasachstan den gewünschten Erfolg verbuchen: Das Land wird für 2017-18 temporäres Mitglied des UN-Sicherheitsrates. In Aktobe und Almaty kam es im Juni und Juli zu Anschlägen mit mehr als 30 Todesopfern und laut offiziellen Meldungen wurden seit August auch einige geplante Terroranschläge vereitelt. Seitens BMEIA gilt per 26.9. ein guter Sicherheitsstandard (Stufe 1) und es gibt keine Reisewarnung.

 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Österreich nimmt an EXPO 2017 in Astana teil

Die österreichische Bundesregierung hat im Dezember 2015 eine Teilnahme Österreichs an der Weltausstellung EXPO 2017 in Astana mit dem Leitthema Future Energy, die von 10. Juni bis 10. September in Kasachstans Hauptstadt stattfinden wird, beschlossen. WKÖ Vize-Präsident Dr. Richard Schenz wurde zum Regierungskommissär ernannt und beim Gestaltungswettbewerb für die österreichische EXPO Beteiligung konnte sich das Projekt „Mit Herz, Hirn & Muskelkraft“ durchsetzen. Bisher haben 103 Länder und 18 internationale Organisationen ihre Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

8 Teilnahme zugesagt. Für österreichische Unternehmen bietet sich eine exzellente Gelegenheit, Leistungen und Expertise bei einer Kernkompetenz, neuen und alternativen Energietechnologien, im Herzen Eurasiens zu präsentieren.

Hält der Turnaround bei Exporten nach Kasachstan?

Nr. 3 Exportdestination in GUS und Nr. 51 weltweit

Kaum Veränderung bei Warenstruktur im Export

KZT Abwertung verbilligt Investitionen – internationale Konzerne steigen ein

Importe aus Kasachstan sinken mit Ölpreisen

Kasachstan baut Präsenz in Österreich aus

Österreichs Exporte nach Kasachstan stiegen im ersten Halbjahr 2016 überraschend und dank hoher Zuwächse bei Pharmazeutika um +21,6% auf 152 Mio. Euro. Ob dieser Turnaround anhält bleibt abzuwarten, denn es gibt signifikante Risiken angesichts der niedrigen Wachstumsprognose für 2016, Budgetkürzungen und dem Aufschieben von Projekten sowie einer weiteren unsicheren Entwicklung des Tenge Kurses u.a. abhängig von Ölpreis und Rubel Kurs. Bei einer Umfrage des AußenwirtschaftsCenters Almaty bei den österreichischen Niederlassungen in Kasachstan zum Jahresbeginn wurden durchgehend sinkende Umsätze (in Euro, nicht in KZT) für 2016 erwartet. Der Großteil ausländischer Firmen im Land setzt auf Kostensenkungen und Durchtauchen, einige haben aber auch ihre lokale Präsenz geschlossen. Jedenfalls bleibt Kasachstan unangefochten Österreichs drittgrößter Exportmarkt in der GUS hinter Russland und der Ukraine und mit Abstand der größte Handelspartner in Zentralasien. 2015 sanken die österreichischen Exporte im allgemeinen Abwärtstrend in den GUS-Ländern um -14,3% auf 220 Mio. Euro. Dies war das zweite Jahr mit Exportminus nach 2014 (-12%) vom österreichischen Exportrekordwert von 292 Mio. Euro im Jahr 2013. Zum Vergleich: Kasachstans Importe sanken 2015 um insgesamt -27%, Deutschlands Exporte nach Kasachstan sanken um knapp 30% auf 1,2 Mrd. Euro. Die wichtigsten Warengruppen im österreichischen Export waren 2015 Pharmazeutika, diverse Maschinen und Anlagen, Messund Prüfinstrumente, Papier und Pappe, keramische Erzeugnisse und essbare Zubereitungen. Große Abstriche gab es beim Export von Waren aus Eisen und Stahl, die v.a. in die Ölindustrie verkauft werden. Die österreichischen Dienstleistungsexporte beliefen sich 2015 auf 54 Mio. Euro (-5,3%) und im ersten Halbjahr 2016 auf 10 Mio. Euro (-28,6%). Austrian Airlines stellte per Juli den Direktflug Wien-Astana ein, eine Wiederaufnahme per Sommerflugplan 2017 steht im Raum. Das Logistikunternehmen Gebrüder Weiss und die Wiener Petro Welt Technologies AG sind zuletzt mittels Firmenübernahmen in Kasachstan eingestiegen. Damit folgen sie etwa 50 österreichischen Firmen, die mit einer Niederlassung zum Großteil in der südlichen Wirtschaftsmetropole vertreten sind. Einziger österreichischer Großinvestor in Kasachstan bleibt aber die OMV AG. Der hohe Wertverlust des KZT gegenüber US-Dollar und Euro bietet zurzeit vergleichsweise günstige Einstiegschancen für Auslandsinvestoren mit langfristiger Perspektive im Land und der Region. Zuletzt haben z.B. McDonald’s und Carrefour in Kasachstan eröffnet, der Bergbaugigant Rio Tinto hat 2015 Explorationsarbeiten gestartet, es gibt Berichte über neue Projektpläne in der Automobilindustrie (Peugeot, FAW) sowie im Einzelhandel (Ikea, Leroy Merlin, Obi) und seitens chinesischer und italienischer Firmen in der Landwirtschaft. Die österreichischen Importe aus Kasachstan machten 2015 865 Mio. Euro aus und sanken damit parallel zum Ölpreis um -47,4%. Im ersten Halbjahr 2016 setzte sich dieser Trend fort: 225,2 Mio. Eur (-53,2%). Mehr als 98% der Importe entfällt auf Erdöl, andere Einfuhrwaren sind Fisch, unedle Metalle und Eisen und Stahl. Die Dienstleistungsimporte lagen 2015 bei 74 Mio. Euro (-22,9%) und sanken im ersten Halbjahr 2016 weiter auf 17 Mio. Euro (-22,7%). In Salzburg, Kärnten und Vorarlberg werden Honorarkonsulate der Republik Kasachstan eröffnet. Diese und das bestehende Honorarkonsulat in der Steiermark unterstützen die Arbeit der kasachstanischen Botschaft und können Impulse für eine stärkere Kooperation auch auf regionaler Ebene geben. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

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Erholung der österreichischen Exporte erwartet ab 2017

Exakte Potential- und Kundenanalyse, dann Geschäftschancen nutzen

Herabstufung auf 6. OECD Länderkategorie

P.S.: Nicht vergessen: 25 Jahre Unabhängigkeit!

Österreichische und allgemein westliche Importe haben sich durch die KZT Abwertung signifikant verteuert und die Kaufkraft der Unternehmen und privaten Haushalte ist in US-Dollar stark zurückgegangen. Das BIP pro Kopf ist von knapp 13.000 US-Dollar (2014) auf 10.000 US-Dollar (2015) gesunken und wird auch 2016 weiter auf etwa 7.800 USD sinken. Es wird mit einem steigenden importzollfreien Warenangebot aus Russland und der Eurasischen Wirtschaftsunion gerechnet. Auch stellen einige ausländische Hersteller auf eine zentrale Distribution für die Region aus Russland um. In Abhängigkeit vieler externer Faktoren wie u.a. der Entwicklung des Ölpreises, der Wirtschaftsentwicklung in wichtigen Abnehmerländern wie Russland und China rechnen wir mit einer ersten wirtschaftlichen Erholung, Stabilisierung des Wechselkurses und positiver Dynamik der österreichischen Exporten ab dem Jahr 2017. Geschäftschancen gibt es kurzfristig rund um die Fertigstellung diverser Objekte sowie auch zur Durchführung der EXPO 2017 in Astana. Im Zuge des Nurly Zhol Stimulus Programm gehen Mittel in den sozialen Wohnbau, in einzelne Straßenbau- und andere Infrastrukturprojekte entlang der Neuen Seidenstraße. Bei letzterer erwartet sich Kasachstan signifikante Investitionen seitens China sowie der neu geschaffenen Asia Infrastructure Investment Bank (AIIB) und erhofft sich eine Verdoppelung des Eisenbahn Cargo Transits zwischen China und Europa bzw. Iran im Jahr 2016. Ko-Finanzierungen für Projekte gibt es seitens internationaler Finanzinstitutionen z.B. der EBRD im Kommunalsektor. Generell wird mit Wachstum in solchen Wirtschaftssektoren wie Agro- und Nahrungsmittelindustrie sowie bei Dienstleistungen gerechnet. Mit dem niedrigen Tenge Kurs und teuren lokalen Finanzierungen ist es doppelt wichtig geworden, ein attraktives Preis/Leistungs/Finanzierungspaket liefern zu können und lokale Kostenvorteile sowie allfällige Standorte in der Eurasischen Wirtschaftsunion zu nutzen. Die Österreichische Kontrollbank AG hat noch 2015 Kasachstan der OECD und der Wirtschaftsflaute Rechnung tragend von der Länderkategorie 5 auf die Kategorie 6 (von 7) herabgestuft. Damit verringert sich die Deckungsquote für politische Risiken auf 99%. Neben anderen sind auch noch immer Finanzierungen auf Basis der bestehenden 250 Mio. Euro Kreditlinie an die staatliche Entwicklungsbank Kasachstans möglich. Kasachstan feiert am 16. Dezember 2016 25 Jahre Unabhängigkeit. Das AußenwirtschaftsCenter Almaty nimmt dies zum Anlass, in diversen Medien und Kanälen in Kasachstan auf ausgezeichnete österreichische Projekte, gemeinsame Geschäfte und spannende Kooperationen mit lokalen Unternehmen in diesen #25years zurück zu blicken. Erste tolle Beiträge und Fotos von 1991-2016 sind online und die aktive Beteiligung österreichischer Firmen ist gefordert.

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