AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE CHINA

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER PEKING JUNI 2017

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Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Peking

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AUSSENWIRTSCHAFT UPDATE China (1-3/2017) 

BIP-Wachstum liegt mit 6,9% im 1. Quartal 2017 über den Erwartungen



Chinesischer Außenhandel entwickelt sich dynamisch



Starker Einbruch bei den chinesischen Investitionen im Ausland



Wachstum der österreichischen Warenexporte um 2,3%



Bedeutung des Dienstleistungsverkehrs nimmt weiterhin stark zu

Wirtschaftskennzahlen Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD 2 Bevölkerung in Mio.3 Reales Wirtschaftswachstum in %)4 Inflationsrate (CPI) in %5 Arbeitslosenrate in % (offiziell)6 Wechselkurs der Landeswährung CNY (auch: RMB) zu Euro; 100 CNY =in Euro7 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8

2014

2015

2016

10.535 13.667 1.367,8 7,3 1,6 4,09 13,28

11.186 14.709 1.374,6 6,9 1,7 4,05 14,14

11.326 15.871 1.382,7 6,7 2,1 4,02 13,68

Prognose für 2017 11.579 17.103 k.A. 6,2 2,0 4,3 13,16

2.342 1.959

2.273 1.680

2.098 1.587

2.011 1.528

Rang 2

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Österreichische Warenexporte in Mio. Euro Österreichische Warenimporte in Mio. Euro Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro9 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10

2016

1. Quartal 2017

3.314 7.953 600 383

811 2.082 k.A. k.A.

Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2016: Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2014: Direktinvestitionen aus CN in Ö13, Stand 2016: Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus CN14 Stand 2014: Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:

3.766 Mio. Euro 18.785 1.197 Mio. Euro 728

10. Rang

Quelle: Economist Intelligence Unit ³ Quelle: National Bureau of Statistics of the People’s Republic of China 5 Quelle: Economist Intelligence Unit 6 Quelle: National Bureau of Statistics of the People’s Republic of China; Prognose: Economist Intelligence Unit 7 Quelle: Economist Intelligence Unit, Angaben zum Periodenende 8 Quelle: Weltbank 9-14 Quelle Österreichische Nationalbank 1,2,4

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Veränderung zum Vorjahr in % +2,3 +3,5 +11,7 +19,3

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 1. Wirtschaftslage Spannungsfeld zwischen Restrukturierung und Wachstum

Im Jahr 2016 verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum erwartungsgemäß weiter. Das BIP bewegte sich mit insgesamt 74.412 Mrd. RMB und einem Plus von 6,7% im Rahmen des von der chinesischen Regierung proklamierten Wachstumsziels von 6,5-7%. Für das Jahr 2017 wird ein Wachstum von 6,5% angestrebt. Im 1. Quartal übertraf das Bruttoinlandsprodukt mit einem Wert von 18.068 Mrd. RMB und einem Zuwachs von 6,9% gegenüber der Vorjahresperiode die Erwartungen. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Regierung weiterhin primär am Wachstumsziel orientiert, trotz der proklamierten Reformpläne. Durch ein nachhaltiges, wenngleich langsameres Wirtschaftswachstums soll eine „gemäßigt wohlhabende Gesellschaft“ geschaffen und sozialen Problemen (u.a. einem Anstieg der Arbeitslosigkeit) vorgebeugt werden, die durch eine abrupte Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung zu befürchten wären. Auf dem Weg zu einem stärker konsum- und dienstleistungsgetriebenen Wirtschaftsmodell gilt es, die Balance zu finden zwischen der Umsetzung notwendiger Restrukturierungen wie etwa dem Abbau von Überkapazitäten einerseits und wachstumsstützenden Maßnahmen andererseits.

Stärkung der Binnennachfrage …

Der Inlandskonsum wird durch höhere Ausgaben für Sozialleistungen und Lohnsteigerungen geschürt. Steuersenkungen und Arbeitsplatzschaffungsmaßnahmen wirken sich ebenfalls positiv auf das Verbraucherverhalten aus. Im 1. Quartal 2017 stiegen die verfügbaren Einkommen nominal um 8,5% (real: 7%). Eine für 2018 geplante Einkommenssteuerreform soll die Binnennachfrage zusätzlich steigern. Gleichzeitig wird der Ausgleich des regionalen Einkommensgefälles forciert. Im Jahr 2016 wuchsen die verfügbaren Einkommen von ländlichen Haushalten laut offiziellen Angaben erneut schneller als die der städtischen Haushalte. Der Aufholbedarf ist freilich groß: Die städtische Bevölkerung hatte mit 33.616 RMB (+5,6%) im Jahr 2016 rund 2,7 Mal so viel zur Verfügung wie die ländliche (12.363 RMB, +6,2%). Im Vergleich zum Vorjahr sind die Gehälter erneut weniger stark gewachsen (2015: +6,6% in den Städten und +7,5% in ländlichen Gebieten). Im Zeitraum Jänner bis März 2017 wuchsen die Gehälter mit +6,3% (Stadt) und 7,2% (Land) stärker als in der Vorjahresperiode (+5,8% bzw. +7,0%).

… für die Wirtschaft von zunehmender Bedeutung

Die konsumfördernden Maßnahmen zeigen Erfolg: Die Einzelhandelsumsätze legten 2016 um 10,4% zu und erreichten 33.231 Mrd. RMB, im 1. Quartal 2017 wurde ein weiteres Plus von 10% verzeichnet. Besonders hervorzuheben ist die starke Entwicklung im Online-Handel: Im Jahr 2016 wurden 5.156 Mrd. RMB online umgesetzt, eine Steigerung von 26,2% im Vergleich zum Vorjahr. Im Jänner bis März 2017 stieg der chinaweite Online-Einzelhandelsumsatz von Waren und Dienstleistungen allein um 32,1% auf 1.404 Mrd. RMB. Im Jahr 2016 trugen staatliche und private Konsumausgaben 64,6% zum BIP bei, was einem leichten Rückgang von 2,7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Geringere Gehaltszuwächse ließen die privaten Konsumausgaben 2016 weniger drastisch steigen. Im 1. Quartal 2017 legten die Konsumausgaben wieder deutlich zu und machten 77,2% des BIP aus. Somit war der staatliche und private Konsum ein Hauptfaktor für das erzielte Wirtschaftswachstum.

Dienstleistungen als Säule der Entwicklung

Ein wesentliches Element des Strukturwandels ist auch die steigende Bedeutung des Dienstleistungssektors. Im Jahr 2016 trug der tertiäre Sektor 51,6% zum BIP bei (+7,8%), von Jänner bis März 2017 wurde ein weiteres Plus von 7,7% auf 56,5% Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

5 des BIP erzielt. Zu den am schnellsten wachsenden Dienstleistungssektoren gehören die Finanzbranche, Versicherungen und die Informationstechnologie. Auf die Industrie entfielen im 1. Quartal 2017 38,7% bei einem Umsatzwachstum von 6,4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anteil der Landwirtschaft am BIP lag mit einem Zuwachs von 3% bei 4,8% des BIP. Auch im Außenhandel mit Dienstleistungen verzeichneten chinesische Behörden starke Zuwächse: Die Serviceimporte stiegen in den Monaten Jänner bis März 2017 um 21,9% auf 2,17 Mrd. USD, die Exporte erreichten mit einem Anstieg um 38,3% einen Gesamtwert von 1,48 Mrd. USD. Ein- und Ausfuhren entwickeln sich im 1.Quartal positiv

Chinas Außenhandel mit Waren hatte 2016 erneut mit dem Rückgang der Nachfrage im Ausland und Inland zu kämpfen. Das führte zu einer Minderung des Außenhandelsvolumens um 6,8%. Insgesamt wurden rund 3.685 Mrd. USD im Außenhandel umgesetzt. Der Handelsbilanzüberschuss 2016 betrug rund 511 Mrd. USD. Die chinesischen Exporte fielen dabei um 7,7% auf 2.098 Mrd. USD. Die Exporte nach Europa (-3,4%), Ozeanien (-5,9%), Nordamerika (-6%) und in andere asiatische Staaten (-8,6%) entwickelten sich rückläufig. Starke Rückgänge waren insbesondere bei Ausfuhren nach Lateinamerika (-13,8%) und Afrika (-15%) zu verzeichnen. Gleichzeitig kam es zu einem Rückgang der Importe um 5,5%. Der Gesamtwert der Importe nach China im Jahr 2016 betrug 1.587 Mrd. USD. Aus Lateinamerika wurde um 1,1% weniger importiert, aus Europa um 1,8% weniger, aus Ozeanien um 3% und aus Asien um 5,1% weniger. Große Rückgänge weisen auch die Einfuhren aus Nordamerika (-12,2%) und Afrika (-19%) auf. Im 1. Quartal 2017 gewann der chinesische Außenhandel wieder an Dynamik, was u.a. auf steigende Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Die Exporte stiegen um 8,2% auf 482,8 Mrd. USD, die Importe nahmen um 24% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu und erreichten 417,2 Mrd. USD.

Ausländische Direktinvestitionen nehmen ab

Die großen Absatzchancen ziehen zwar weiterhin ausländische Unternehmen an, im Jahr 2016 stagnierten die ausländischen Direktinvestitionen allerdings. Insgesamt flossen mit 126 Mrd. USD um 0,2% weniger ausländische Direktinvestitionen nach China als im Vorjahr. Auch im 1. Quartal 2017 entwickelten sich die Direktinvestitionsflüsse mit einem Minus von 4,5% weiterhin negativ und erreichten einen Wert von 33,8 Mrd. USD. Hauptinvestor bleibt Hongkong mit einem Anteil von 69,5% (davon ein großer Teil Rückinvestitionen chinesischer Investoren).

Chinesische Investitionen ins Ausland brechen im 1. Quartal ein

Aktivitäten chinesischer Unternehmen im Ausland gewinnen – unterstützt durch diverse Internationalisierungsinitiativen – an Bedeutung. Chinesische Investoren zielen dabei nicht mehr nur auf die Erschließung von Rohstoffen ab, sondern besonders auf den Zugang zu neuen Märkten und Technologien. Laut offiziellen Angaben investierte China 2016 insgesamt 170 Mrd. USD im Ausland, um 44,1% mehr als im Vorjahr. Damit erzielten die chinesischen Investitionsflüsse ins Ausland einen neuen Rekord. Im Vergleich zur Vorjahresperiode halbierten sich die chinesischen Investitionen im Zeitraum Jänner bis März 2017 nahezu um -48,8% und erreichten nur mehr 20,54 Mrd. USD. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der seit Jahreswechsel verstärkt durchgeführten Kapitalverkehrskontrollen zu sehen. Vor allem die Fertigung, Unternehmensdienstleistungen sowie IKT-Dienstleistungen zogen dabei die meisten Investitionen chinesischer Unternehmen an. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

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 2. Besondere Entwicklungen 13. Fünfjahresplan

Der 13. Fünfjahresplan (2016-2020), der Ziele und Richtlinien für die Entwicklung Chinas bis zum Jahr 2020 beinhaltet, wurde durch den Nationalen Volkskongress im März 2016 verabschiedet. Die Regierung bekräftigt darin ihre Entschlossenheit, den bereits begonnenen Reformkurs fortzusetzen. Im Zentrum der Bemühungen steht die Schaffung eines wirtschaftlichen Gleichgewichts und eines nachhaltigen, wenngleich langsameren Wachstums durch die allmähliche Abkehr vom zuvor investitions- und exportgetriebenen Wachstumsmodell und eine gleichzeitig stärkere Konsum-, Innovations- und Dienstleistungsorientierung. Im Fokus stehen unter anderem die Themen Umweltschutz (z.B. Clean Energy), Bevölkerungsentwicklung, Armutsbekämpfung (insb. in ländlichen Gegenden) sowie die Schaffung größerer regionaler Ausgeglichenheit durch Wachstumsinitiativen im Westen des Landes (z.B. Seidenstraßeninitiative). Eine zentrale Bemühung bleibt zudem die qualitative Aufwertung der Industrieproduktion im Rahmen der „Made in China 2025“-Strategie.

Stockender Abbau von Überkapazitäten

Zur Priorität hat die chinesische Regierung auch den Abbau von Überkapazitäten in bestimmten Industrien (z.B. Stahl, Kohle, Zement, Aluminium, Papier, Raffinerien) erklärt. Wenngleich dieses Vorhaben bereits seit geraumer Zeit auf der Agenda steht, lassen nennenswerte Fortschritte – nicht zuletzt aufgrund der damit verbundenen sozialen Risiken – bislang jedoch auf sich warten. So trägt der Wachstumsfokus der chinesischen Regierung weiterhin zum Aufbau von Überkapazitäten bei.

Forderung nach weiterer Marktöffnung

Auch im Hinblick auf die in Aussicht gestellte weitere Marktöffnung und Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen für ausländisch investierte Unternehmen in China blieben einschneidende Reformen bislang aus. Insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl chinesischer Investoren in der EU mahnt die Europäische Handelskammer in China in ihrem aktuellen Positionspapier mehr Reziprozität an. Änderungen der Bestimmungen, die ausländische Investitionen in China regeln, wären vorwiegend kosmetischer Natur. Das Problem wird mit Blick auf die Investitionen im Gesamtjahr 2016 besonders deutlich: Während die Investitionen Chinas in die EU mit 40 Mrd. USD einen neuen Rekordwert erreichten (+77% im Vergleich zum Vorjahr), sind die Investitionen der EU in China auf 8 Mrd. USD (-23%) geschrumpft. Dies entspricht dem niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Vom Jänner bis März zogen die Investitionen der EU in China im Vergleich zum 4. Quartal 2016 wieder leicht an (1,8 Mrd. USD, +5,9%). Die Investitionen Chinas in die EU reduzierten sich im selben Betrachtungszeitraum um -68,4% auf 6,5 Mrd. USD.

Ambitioniertes Wachstumsziel

Das ausgegebene Wachstumsziel von mindestens 6,5% jährlich bis 2020 gilt als durchaus ambitioniert. Entwicklungspotenzial sieht die Regierung vor allem in den Bereichen Innovation und „grüne Entwicklung“. In den kommenden Jahren kann mit einer Reihe an Stimulusmaßnahmen gerechnet werden. Im 13. Fünfjahresplan enthaltene Pläne zum Bau neuer Eisenbahnverbindungen und einer Vielzahl neuer Flughäfen untermauern diese Ankündigungen und lassen erkennen, dass Investitionen trotz der Restrukturierungsbemühungen nach wie vor eine tragende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas Jahren spielen.

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7 Wachstum durch staatliche Investitionen…

Auch die Erfüllung des für 2016 ausgegebenen Wachstumsziels ist nicht zuletzt auf massive staatliche Investitionen im Infrastrukturbereich zurückzuführen. Bis zum Jahresende 2016 stiegen die staatlichen Investitionen um 18,7% im Vergleich zum Vorjahr auf einen Anteil von 35,7% an den Gesamtinvestitionen. Ebenso verhält es sich im 1. Quartal 2017: Die staatlichen Investitionen nahmen um 13,6% zu und erreichten einen Anteil von 35,3% der Gesamtinvestitionen.

… führt zum Aufbau von Schulden im Inland

Ein großer Teil des Wirtschaftswachstums wird auf Kredit finanziert. Gemäß dem Oktoberbericht des IWF beträgt die Gesamtverschuldung Chinas 270% des BIP. Dabei ist China im Ausland nur gering verschuldet, die Schulden werden hauptsächlich im Inland erzeugt. Viele Investitionsgelder fließen in die Staatswirtschaft und führen zum Aufbau weiterer Überkapazitäten, während die Investitionen der Privatwirtschaft nur geringfügig wachsen.

Sinkende Devisenreserven trotz Kapitalverkehrskontrolle

Vor dem Hintergrund eines zum US-Dollar abwertenden Renminbi sieht sich die chinesische Regierung mit einem massiven Rückgang der Devisenreserven und sprunghaft ansteigenden Kapitalabflüssen konfrontiert. Im November 2016 erreichten die Devisenreserven mit 3,1 Bio. USD den niedrigsten Stand seit März 2011. Mit einer Reihe restriktiver Maßnahmen zur Beschränkung des Kapitalverkehrs, die auch die Niederlassungen ausländischer Firmen betreffen, versucht die chinesische Staatsführung, einer weiteren Abwärtsentwicklung entgegenzuwirken. Am 26. Jänner 2017 erließ die chinesische Devisenbehörde (SAFE) neue Regelungen, die u.a. eine Überprüfung der Investitionen chinesischer Firmen ins Ausland und von Dividendenauszahlungen ausländischer Unternehmen über 50.000 USD vorschreiben. Die Ausweitung der Maßnahmen zeigt, dass die Stabilisierung des Renminbi eines der wichtigsten Ziele der Regierung ist. Trotz der Bemühungen der Regierung sinken die Devisenreserven weiterhin und erreichten im März 2017 nur mehr 3 Bio. USD.

Außenhandel mit neuer Qualität

China ist nicht länger verlängerte Werkbank ausländischer Unternehmen, auch nicht mehr nur dankbarer Absatzmarkt für hochwertige ausländische Produkte, sondern tritt zunehmend als Konkurrent ausländischer Anbieter auf. Der Konkurrenzdruck erhöht sich, eine Neuorientierung des Exportgeschäfts ist notwendig, um in einem sich ändernden Umfeld bestehen zu können. Es werden Geschäftsmodelle und Geschäftsfelder wichtig, die noch vor wenigen Jahren eine untergeordnete Rolle spielten.

Peking wird 2022 wieder Olympiastadt

Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Potential der chinesischen Konsumgüter- und Lifestyle-Branche. Einer der Beweggründe für die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die Region Beijing-Yanqing-Zhangjiakou als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2022 auszuwählen, war die langfristige Stärkung der Sport- und Freizeitwirtschaft in China, insbesondere des Wintersports. Das Potenzial der Wintersporttreibenden im Reich der Mitte wird - recht optimistisch - auf über 300 Mio. Personen geschätzt. Der zu erwartende Boom im Wintersportbereich bietet Möglichkeiten für Zulieferungen und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Skigebiete sowie der Ausbildung und Sicherheit im Wintersport, aber auch für den Absatz von Skiausrüstung und Bekleidung.

Chinesische Firmen gehen in die Welt

Die Präsenz chinesischer Unternehmen im Ausland nimmt deutlich zu. Dieser Trend führt zwar einerseits zu mehr Wettbewerb, schafft aber im Gegenzug Chancen für Kooperationen auf Drittmärkten.

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8 So sieht die durch China angestoßene Initiative zur Wiederbelebung des Konzepts der Seidenstraße als Handelsroute zu Land und auf See („Belt and Road“) den Aufbau eines eurasischen Wirtschaftsraumes vor. Infrastrukturprojekte dienen dabei als Initialzündung. Zur Finanzierung wurde im Jahr 2014 ein 40 Mrd. USD schwerer Seidenstraßen-Fond geschaffen. Gemäß Angaben des chinesischen Statistikamtes beliefen sich die Direktinvestitionen chinesischer Investoren entlang der Seidenstraße im Zeitraum Jänner bis April 2017 auf 3,98 Mrd. USD, ein Minus von 18,9% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Mit dem im Mai 2017 in Peking abgehaltenen Belt and Road Forum (BRF) unterstrich die chinesische Regierung ihr Vorhaben, die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder entlang der Seidenstraße weiter auszubauen. Dafür wurden zusätzliche Investitionen angekündigt. Mit den 16 zentral- und osteuropäischen Ländern am Ende der Seidenstraße hat China zudem die „16+1“-Initiative gegründet, an der Österreich als Beobachter teilnimmt. Transport und Infrastruktur zählen zu den Schwerpunkten dieser Initiative ebenso wie Kooperationen in den Sektoren Logistik, Umwelt und Energie, Land- und Forstwirtschaft und Tourismus. Weitere Impulse gehen von der ebenfalls durch China initiierten Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) aus, zu deren insgesamt 57 Gründungsmitgliedern auch Österreich zählt. Die Entwicklungsbank wurde mit einem Startkapital von 100 Mrd. USD ausgestattet und tritt als zusätzliches Finanzierungsinstrument für Infrastrukturprojekte in Asien auf. Bislang wurden 13 Projekte in Tadschikistan, Bangladesch, Pakistan, Indonesien, Myanmar, Oman, Aserbaidschan und Indien genehmigt.

 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Handelsvolumen über 11 Mrd. EUR

Mit einem bilateralen Handelsvolumen von rund 11,3 Mrd. EUR im Jahr 2016 ist China mit Abstand der wichtigste Handelspartner Österreichs in Asien. Weltweit nimmt China den 5. Rang ein, hinter Deutschland, Italien, der Schweiz und den USA. Das Defizit in der Handelsbilanz mit China belief sich auf 4,6 Mrd. EUR.

Strukturwandel bei den Importen

Im ersten Quartal 2017 stieg das Importvolumen um 3,5% auf einen Gesamtwert von rund 2,1 Mrd. EUR. Damit kamen 5,6% der österreichischen Importe aus dem Reich der Mitte. Die wichtigsten Handelswaren, die Österreich in den Monaten Jänner bis März 2017 aus China bezog, waren elektronische Geräte, vor allem Telefone, die in diesem Zeitraum 12,9% der Gesamtimporte ausmachten. Maschinen für die Datenverarbeitung, Bekleidung, Beleuchtungskörper, Spielzeug, Schuhe, aber auch optische Apparate und medizintechnische Instrumente gehören zu den wichtigsten Einfuhrprodukten. Der Trend, dass die Importe von weniger komplexen Produkten wie Bekleidung (-6,4% bzw. +5,0% bei Strickkleidung), Schuhe (-10,4%), Spielzeug (+9,8%), Lederwaren (-3,5%) etc. jeweils fallen bzw. stagnieren, setzte sich im ersten Jahresviertel nur bedingt fort. Im Vergleich zu den Vorjahreszahlen sind größere Streuungen zu erkennen. Anspruchsvollere Produkte wie orthopädische Apparate (+46,4%), Elektromotoren und elektrische Generatoren (+43,8%) sowie Klimageräte (+30,4%) wiederum wiesen hohe Wachstumsraten auf.

Wachstum bei den Exporten

Die österreichischen Exporte entwickelten sich im ersten Quartal 2017 positiv. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ausfuhren um 2,3% auf 810 Mio. EUR. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

9 Wichtige österreichische Exportprodukte nach China sind Maschinen/-teile, Motoren, Kraftfahrzeuge, elektrische Geräte, Messinstrumente und Medizintechnik, Pharmaprodukte und Kunststofferzeugnisse. Während die Ausfuhren von Maschinen und mechanischen Geräten (-27,2%) sowie von Kunststofferzeugnissen (-14,5%) sanken, verzeichneten von den Top 10-Produktgruppen insbesondere Mess- und Prüfinstrumente (HS 90, +49,2%), elektrische Maschinen und Apparate (HS 85, +35,7%) sowie pharmazeutische Erzeugnisse (+20,9%) hohe Zuwächse. Ebenso wiesen synthetische oder künstliche Stapelfasern (+14,2%) ein Wachstum auf. Nach einer Erholung der Ausfuhren von Kraftfahrzeugen (HS 87) fielen dieselben im 1. Quartal 2017 wieder um -20,3% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dienstleistungsverkehr zieht an

Nachdem 2015 die Dienstleistungsexporte nach China im Vergleich zum Vorjahr um 10,2% auf 537 Mio. EUR zurückgegangen waren, entwickelten sie sich 2016 gemäß Angaben der Österreichischen Nationalbank sehr positiv (600 Mio. EUR, +11,7%). Damit lag China als Exportdestination österreichischer Dienstleistungen auf Rang 18. Der Import chinesischer Dienstleistungen steigerte sich ebenfalls um 19,3% auf insgesamt 383 Mio. EUR. Die Dienstleistungsbilanz weist folglich einen Überschuss zugunsten Österreichs von 217 Mio. EUR aus. Auch der Zustrom chinesischer Touristen nach Österreich boomt weiterhin. Die Ankünfte im Jahr 2016 sind im Vergleich zum Rekordjahr 2015 um 2,2% auf 731.100 Personen gestiegen. Damit belegte China 2016 insgesamt Platz 13 unter den ausländischen Herkunftsmärkten in Österreich. Der positive Trend setzt sich auch im 1. Quartal 2017 fort: Sowohl die Ankünfte (rund 137.400) als auch die Nächtigungen (rund 194.500) chinesischer Reisender in Österreich haben mit einem Plus von 45,2% bzw. 43,5% einen enormen Zuwachs zu verzeichnen.

Starkes Wachstum rot-weiß-roter Investitionen

Gemäß Zahlen der Österreichischen Nationalbank haben österreichische Investoren bis Ende 2016 rund 3,77 Mrd. EUR in China investiert. Damit nimmt China über ein Viertel aller österreichischen Investitionen in Asien auf. Im Jahr 2016 war Österreich nach einem Bericht der Rhodium Group nach Deutschland, Frankreich und Großbritannien der viertgrößte Investor der EU-28 in China – eine durchaus bemerkenswerte Entwicklung. Im 1. Quartal 2017 registrierten die chinesischen Behörden bereits acht österreichische Direktinvestitionsprojekte in China mit einem Gesamtvolumen von 36,2 Mio. USD. Im Vergleich zur Vorjahresperiode stellt dies eine Steigerung um das 4,5-fache dar (Q1 2016: USD 8,04 Mio.).

Positive Stimmung unter österreichischen Unternehmen

Die Business Confidence Survey 2017 des AußenwirtschaftsCenters Peking bestätigt das anhaltende Vertrauen der österreichischen Unternehmen in den chinesischen Markt und dessen strategische Bedeutung. Mehr als 93% der befragten Unternehmen (Vorjahr: 82,5%) erwarten trotz Turbulenzen eine positive Entwicklung ihrer Branche in den nächsten zwei Jahren. Ein großer Anteil von 46% der befragten Unternehmen plant in den nächsten zwei Jahren neue Investitionen in China. Eine Reduktion ihrer bestehenden Investitionen in den kommenden zwei Jahren schließen 84% aus, 12% sind noch unentschlossen, lediglich 4% haben vor, ihre Investitionen zurück zu fahren.

Konkurrenz wird härter

90% der Befragten (2016: 88,5%) nehmen die Konkurrenz auf dem chinesischen Markt als signifikante oder sehr signifikante Herausforderung wahr. 43% der Respondenten meldeten, dass inzwischen ihr größter Konkurrent aus China stammt.

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10 China als strategischer Standort …

Trotz der verhaltenen Wachstumsaussichten sehen österreichische Firmen langfristig gute Geschäftschancen in China. Sie heben hervor, dass ihre Präsenz in China die Geschäftsentwicklung in anderen Märkten fördert. 83% (2016: 78%) der befragten Firmenvertreter schätzen ihr Chinageschäft als positiv für die Entwicklung auf Drittmärkten ein. 66% der Unternehmen kooperieren entweder bereits mit chinesischen Unternehmen in Ländern außerhalb Chinas oder sehen in der Zukunft Potential für eine solche Zusammenarbeit.

… und Absatzmarkt

Neben den Effekten auf Drittmärkten bleibt - wenig überraschend - für 90% der befragten Unternehmen die Größe des chinesischen Absatzmarktes, vor allem in Bezug auf die vorhandenen Kunden, entscheidend für ihr Engagement in China. Der Strukturwandel in der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft eröffnet österreichischen Unternehmen neue Chancen. Aus der angestrebten qualitativen Aufwertung der Industrieproduktion und der steigenden Fertigungstiefe ergeben sich Möglichkeiten für Anbieter hochwertiger Maschinen und Anlagen sowie innovativer Technologien in einer Vielzahl von Bereichen. Die rasant voranschreitende Urbanisierung sorgt für eine anhaltende Nachfrage in den Bereichen Infrastruktur und Städtebau. Als Kehrseite des Urbanisierungsprozesses kommt der Entwicklung des ländlichen Raums in China eine immer stärkere Bedeutung zu. Hier kann das Angebot österreichsicher Firmen bei Ausbildungsdienstleistungen sowie Maschinen für die Land- und Forsttechnik punkten. Auch Umwelttechnik, Energie, sowie Life Science und Medizintechnik gelten als attraktiv.

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