AUS KLINIK UND PRAXIS

AUS KLINIK UND PRAXIS Unsichtbares Leiden – Therapie traumatisierter Kinder mit Fluchterfahrung Andreas Mattenschlager, Stefanie Nahler und Regine Rei...
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AUS KLINIK UND PRAXIS Unsichtbares Leiden – Therapie traumatisierter Kinder mit Fluchterfahrung Andreas Mattenschlager, Stefanie Nahler und Regine Reisinger

Summary Unseen Suffering – Therapy for Traumatized Refugee Children In March 2015 the psychological counselling service (Psychologische Familien- und Lebensberatung) of Caritas Ulm initiated a psychotherapy project for traumatized minor refugees. Besides individual and group therapy, networking and qualification of qualified personnel and volunteers, in autumn 2015 we started offering our services on-site in a large collective accommodation for asylum seekers in Ulm. This was mainly because – in contrast to unaccompanied, mostly adolescent, minor refugees – our services appeared to reach children only by chance. In our opinion this is mostly due to the fact that children’s suffering is often far less noticed. This paper describes our first year’s project work, followed by reports on the use of psychodrama groups with refugee children and on the therapeutic work in a collective accommodation for asylum seekers. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65/2016, 781-801

Keywords minor refugees – trauma – therapy – on-site counselling – psychodrama

Zusammenfassung Im März 2015 begann an der Psychologischen Familien- und Lebensberatung der Caritas Ulm ein Psychotherapieprojekt für traumatisierte Flüchtlingskinder. Neben Einzelfallarbeit, therapeutischen Gruppen, Vernetzungsarbeit, Qualifizierung von Fachkräften und Ehrenamtlichen, starteten wir im Herbst 2015 mit einem zugehenden therapeutischen Angebot in einer großen Ulmer Gemeinschaftsunterkunft. Letzteres vor allem, weil – im Gegensatz zu den unbegleiteten Jugendlichen – Kinder unsere Angebote nur zufällig erreicht hat. Dies hat unserer Einschätzung nach vor allem damit zu tun, dass der Leidensdruck bei Kindern deutlich weniger wahrgenommen wird. Dieser Beitrag stellt unsere Arbeit im ersten Projektjahr dar. Daran schließen sich Praxisberichte, zum Einsatz von Kinderpsychodrama-Gruppen mit Flüchtlingskindern sowie zugehender therapeutischer Arbeit in einer Sammelunterkunft an. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Schlagwörter minderjährige Flüchtlinge – Trauma – Therapie – zugehendes Angebot – Psychodrama

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Hintergrund

Weltweit sind derzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht (UNHCR, 2015). Die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Die Flucht vor Krieg und Gewalt ist für viele Menschen die einzige Möglichkeit, lebensbedrohlichen Situationen zu entkommen. Allein in Syrien sind seit dem Beginn des Bürgerkriegs mehr als 11.000 Kinder und Jugendliche getötet worden (UNICEF, 2015). Doch auch die Flucht ist für viele Menschen lebensgefährlich, besonders für Kinder und Jugendliche. Die Überquerung der Sahara und des Mittelmeers, Willkür von Schleppern und die oft schutzlose Reise durch viele Länder bedeuten erneut Lebensgefahr und größtes Risiko für die Flüchtlinge. Menschen, die sich auf diesen Weg einlassen, sind getragen von der Hoffnung, eine Chance auf ein Leben in Sicherheit, an einem für sie fremden Ort zu finden. Unbegleitete minderjährige Jugendliche sind zudem die Hoffnungsträger für ihre gesamte Familie, die im Herkunftsland verbleibt. Die Flüchtlinge, die es bis zu uns schaffen, sind erstmal am Ziel. Jedoch ist der gelingende Neustart in einer fremden Kultur alles andere als ein Selbstläufer. Aus diesem Wissen heraus hat sich die Caritas Ulm im Herbst 2014 entschlossen, in Kooperation mit dem Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm, eine bislang in Baden-Württemberg einmalige spezialisierte Anlaufstelle für traumatisierte Flüchtlingskinder aufzubauen. 2

Belastungsebenen von Flüchtlingskindern

Flüchtlingskinder und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gehören zu den verletzlichsten Mitgliedern unserer Gesellschaft. Zwar verbieten sich Verallgemeinerungen – Flüchtlingskinder sind vor allem Kinder – jedoch gibt es eine Reihe von systematischen Belastungsebenen, die beachtet werden müssen, damit eine Integration dieser Kinder in unsere Gesellschaft gelingen kann (s. auch Fegert, 2015). 2.1 Migration Flüchtlingskinder müssen wie andere Migrantenkinder spezifische Herausforderungen lösen (s. auch Weber Bertschi, 2016): sich einen Platz in einer neuen und fremden Kultur suchen und in dieser heimisch werden, eine neue Sprache so gut lernen, dass es damit möglich ist, Schule und Ausbildung zu absolvieren. Gerade die älteren Jugendlichen unter ihnen, welche unter größerer Anstrengung die neue Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Sprache lernen als kleine Kinder, stehen unter immensem Druck. Eigener (und teilweise familiärer) Anspruch, möglichst bald Geld zu verdienen, sowie die komplexen Anforderungen der deutschen Leistungsgesellschaft lasten auf ihnen. Zudem sind die Kinder und Jugendlichen damit konfrontiert, neue Freunde zu finden, den Abschied von sozialen Bezügen aus dem Herkunftsland zu verarbeiten, die eigene Religion in einem neuen kulturellen Kontext lebbar zu machen, aber auch der Umgang mit Erfahrungen, diskriminiert zu werden und nicht erwünscht zu sein. All dies sind Aufgaben und Herausforderungen, denen sich Flüchtlingskinder in unserer Gesellschaft gegenüber sehen und für die sie, wie andere Migrantenkinder auch, Antworten finden müssen 2.2 Flucht Anders als andere Migrantenkinder jedoch, haben Flüchtlingskinder zusätzlich durch die Flucht noch besondere Belastungen. Der Abschied aus den Herkunftsländern war häufig sehr kurzfristig und damit gab es wenige Möglichkeiten, sich aus den sozialen Bezügen dort angemessen zu verabschieden. Die Sorge um Verwandte, die in den Krisengebieten zurückgeblieben sind, die kinderunfreundliche Lebensrealität in den Gemeinschaftsunterkünften sowie die Verarbeitung der Strapazen und Gefahren der Fluchtwege. All dies sind vielfach reale Herausforderungen, die das Ankommen in Deutschland erschweren. Besonders gewichtig scheint uns in unserer bisherigen Arbeit jedoch, die Beobachtung einer häufig starken Parentifizierung der Kinder in ihren Familien (Oelrich, 2007). Da Kinder die neue Sprache schneller erlernen, landen viele familiäre Aufgaben bei ihnen, die eigentlich bei den Eltern liegen sollten: So erleben wir Kinder, die für ihre Mütter und Väter bei Fachärzten und Behörden übersetzen und dabei mit Themen konfrontiert werden, die sie oft überfordern. Für die Kinder bedeutet dies eine Ambivalenz zwischen positiver Anerkennung ihrer Fähigkeiten durch die Eltern und zugleich einer Erfahrung, in bestimmten Bereichen in frühen Jahren bereits über die Eltern „hinauszuwachsen“. Darin wiederholt sich zum Teil auch ihr früheres Miterleben – in den Krisenzeiten in der Heimat und auf der Flucht – von Hilflosigkeit und Ohnmacht der Eltern. Dies kann zu diversen intergenerationellen Konflikten führen, zu Unsicherheitsgefühlen bei den Kindern, zu Scham- und Selbstwertthematiken bei den Eltern. Familiäre Probleme können auch dadurch entstehen, dass z. B. eine jugendliche Tochter aus einer traditionellen muslimischen Familie durch ihre raschere sprachliche und emotionale Öffnung gegenüber der Aufnahmegesellschaft Autonomieschritte geht, welche in den Eltern Ängste auslösen. Flüchtlingskinder befinden sich innerhalb ihrer Familie oft in der Mittlerrolle zwischen Familie und Aufnahmegesellschaft, und es bedarf im Zugehen auf die Kinder ein Mitbeachten dieser speziellen Rolle, um nicht unbedacht einen potenziell drohenden Konflikt zwischen Eltern und Kind zu forcieren, und um dennoch zugleich die oft sichtbare familiäre Überforderung der Kinder im Blick zu behalten. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Eine gute Lebensperspektive für ihre Kinder und deren Schutz vor lebensbedrohlichen Gefährdungen ist in fast allen Familien ein gewichtiger Faktor bei der Entscheidung, aus dem Heimatland zu fliehen. Dies mündet oft in der impliziten Erwartung an die Kinder: „ihr müsst es hier schaffen“. Eine Mutter formulierte in der Beratung vor dem Hintergrund multipler eigener traumatischer Belastungen, dass sie für sich selbst keine Hoffnung mehr auf Lebenszufriedenheit habe. Ihr Blick liege daher ganz auf den Kindern. Sie wünsche sich, dass diese etwas aus der Chance machten, die sie ihnen mit der Flucht ermöglicht habe. Eine Jugendliche berichtete, dass sie schon in der Heimat, via Fernsehprogrammen, Englisch lernen sollte, um es möglicherweise später bei einer Flucht in den Westen für die Familie anwenden zu können und schulisch/ beruflich dort Chancen zu haben. Wir erleben sehr häufig Kinder, die diesen Auftrag internalisiert haben und sich mit viel Kraft daran machen, diesen umzusetzen. Mit hoher Leistungsmotivation und Anstrengung versuchen diese Kinder, hier „alles richtig zu machen“. Die Kehrseite davon ist leider, dass unerfüllte Bedürfnisse und Leiden verheimlicht und nicht kommuniziert werden. Dies wiederum stört, und verhindert im Extremfall, gelingende Integration: Belastungen und Folgen traumatischer Erfahrungen werden nicht offensichtlich und stehen dem Abruf der eigenen Möglichkeiten in Schule und Gesellschaft massiv entgegen. 2.3 Eigene Traumatisierung Viele der Flüchtlingskinder haben sehr Schlimmes erleben müssen. In ihren Heimatländern und/oder auf der Flucht wurden sie mit Tod, Gewalt, Folter und Missbrauch konfrontiert. Einige wurden selbst Opfer, andere haben miterleben müssen, wie nahe Verwandte – häufig die Eltern – Opfer wurden. Sie mussten teils miterleben, dass selbst ihre eigenen Eltern nicht in der Lage waren, sie zu schützen. Dadurch erfuhren viele extremste Ohnmachtserfahrungen, die häufig in einer posttraumatischen Belastungsstörung münden. Fast jedes fünfte Kind von Asylbewerbern leidet unter einer PTBS (Ruf, Schauer, Elbert, 2010). Internationale Studien (z. B. Betancourt et al., 2012) legen nahe, dass die Prävalenz noch deutlich höher ist und bei circa 30-35 % der Flüchtlinge liegt. Die Symptome führen zu einem großen individuellen Leiden, das den Alltag dieser Kinder enorm beeinträchtigt und einer gelingenden Schullaufbahn im Wege steht. Neben den singulären traumatischen Erlebnissen, etwa Kriegsund Fluchterfahrungen, berichten Kinder, Jugendliche und Eltern oft von weiteren komplexen traumatischen Belastungen, welche häufig bereits in transgenerationaler Art die Familiengeschichte prägen. In Krisengebieten wie z. B. Afghanistan oder Eritrea wirken die instabilen politisch-gesellschaftlichen Zustände auf die Familienstrukturen. Dazu zählt der Verlust oder die permanente Abwesenheit der Väter, welche als Soldaten dienen müssen, und das Miterleben der existenziellen Überforderung der Mütter. Unfrieden, bis hin zu Gewalt in der Familie oder ausgeprägte Familienfehden, können den eigentlichen Fluchtursachen vorausgegangen sein und zugleich für die psychische Entwicklung der Kinder nicht minder folgenreich sein. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Ohne Therapie verlaufen Posttraumatische Belastungsstörungen häufig chronisch (Falk, Hersen, Van Hasselt, 1994). Aus diesem Grund bieten wir ein dolmetschergestütztes Therapieangebot für Flüchtlingskinder an, um die Kapazität an Behandlungsplätzen in der Region zu erhöhen und den Kindern zu helfen, mit den traumatischen Erfahrungen zurechtzukommen. 2.4 Kinder psychisch kranker Eltern Die vierte Belastungsebene für Flüchtlingskinder sehen wir darin, dass diese Kinder oft traumatisierte (und damit psychisch kranke) Elternteile haben und mit dieser Erkrankung ihrer Eltern meist alleingelassen sind. Wenn man von einer Prävalenz allein einer PTBS von circa 40 % der erwachsenen Flüchtlinge ausgeht (Gäbel et al., 2006), lässt sich ermessen, wie viele Kinder davon betroffen sind. Wiederholtes Erleben, dass ihre Eltern unter dem Druck der Erinnerungen zusammenbrechen, führt dazu, eigene Bedürfnisse zu negieren und die Sorge um und für die Eltern in den Mittelpunkt zu stellen. Zugleich besteht die Gefahr, dass die Eltern aufgrund der eigenen posttraumatischen Belastungen, welche zu Vermeidungs- und Abspaltungsprozessen führt, die Symptome der Kinder leugnen („mein Kind ist immer fröhlich“) oder diese als Angriff auf die eigene Person erleben. Im extremen Fall, so unsere Erfahrung, kann dies zu Abstoßungswünschen der Eltern gegenüber dem Kind führen, welches in seinem unruhigen Verhalten ständig an die eigene Symptomatik erinnert. Ein Teufelskreis an aggressiv ausagierten Hilflosigkeits- und Schuldgefühlen kann entstehen, der dann auch mit professioneller Hilfe teils nur noch schwer zu durchbrechen ist. Die Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern, die einen psychisch kranken Elternteil haben, wurden in den vergangenen Jahren in Deutschland gut erforscht. Einen guten Überblick dazu liefert Lenz und Jungbauer (2008). In der Folge wurden spezialisierte Therapiekonzepte entwickelt und evaluiert (z. B. Schulze et al., 2014).1 2.5 Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Eine besondere Belastung kommt bei jungen Menschen dazu, die ohne ihre Eltern geflohen sind. Viel zu früh in ihrem Leben müssen sie auf die primären Bezugspersonen verzichten und sich alleine durchs Leben schlagen. Sei es, weil die Eltern im Herkunftsland getötet wurden oder weil sie von der Familie – nicht selten gegen den eigenen Wunsch – zur Flucht gedrängt wurden. Heimweh, Kulturschock und die Auseinandersetzung mit den impliziten und expliziten Familienaufträgen nehmen in den Therapien mit diesen jungen Menschen Raum ein. Zugleich erscheint für sie die kontinuierliche Begleitung des Beraters/Therapeuten „im Hier und Jetzt“ im Hinblick auf 1 „Echt Stark“: Ein therapeutisches Gruppenkonzept, das auch an unserer Beratungsstelle im Kon-

text der Erziehungsberatung durchgeführt wird.

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die vielfältigen und ganz neuen Anforderungen der Aufnahmegesellschaft im Vordergrund zu stehen. Oft ist der Therapeut eine der wenigen Konstanten im permanenten Wechsel der Wohngruppen, Schulklassen und Betreuer. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind psychisch schwer belastet und können auf weniger Schutzfaktoren zurückgreifen als andere Migranten (Witt, Rassenhofer, Fegert, Plener, 2015). 2.6 Ressourcen Neben diesen Belastungsebenen erleben wir aber auch etwas Anderes: junge Menschen mit großen Ressourcen und einem großen Ehrgeiz, einen guten Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Das Überleben solch bedrohlicher Situationen liefert vielfach auch eine besondere Kraft, um das „neue“ Leben zu gestalten. Wir nehmen viele dieser jungen Menschen als sehr stark und tapfer wahr. Es scheint uns eine sehr wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft zu sein, diesen Kindern dabei zu helfen, die zuvor geschilderten Belastungen zu meistern. So schwierig die persönliche Lebensgeschichte sein mag, tragen die Kinder und Jugendlichen oft Ressourcen aus dem überpersönlichen, religiösen Bereich in sich. In den Therapien scheint es fruchtbar, ihren Kontakt zu den in der Heimatkultur noch lebendigen religiösen Bildern zu thematisieren. So können etwa spirituelle, kulturelle Symbole oder Traumbilder Halt im Sinne einer inneren Brücke zur Heimat geben. Diese Symbole eröffnen zudem den Raum für eine transkulturelle Kommunikation. Zudem erscheint es durchaus so zu sein, dass auch Kinder aus zerrütteten Heimatländern Geborgenheitserlebnisse gemacht haben. So berichten sie etwa von ihrer positiven, sicherheitsspendenden Verbindung zum Element Erde, auf welcher sie in direkter Verbindung geschlafen hätten oder von der Geborgenheit im räumlich nahen Zusammenleben mit der Großfamilie, etwa dem Teilen der Schlafstätte mit den Geschwistern. Die positiven, stärkenden Gemeinschaftserfahrungen sprechen insbesondere für die Konzeption von Therapiegruppen. Eventuell spricht dies auch für einen reflektierten, vorsichtigen Umgang mit dem in der Psychotherapie teils einseitig idealisierten Anstreben von „Autonomie“ und Ablösung aus dem Familien- und Gruppenraum. 3

Konzeption unseres Projekts und Erfahrungen aus dem ersten Jahr

Ausgangspunkt des TF-Projekts (Therapie für traumatisierte Flüchtlingskinder) an der Psychologischen Familien- und Lebensberatung war die Anfrage des Behandlungszentrums für Folteropfer Ulm (BFU) im Herbst 2014, ein therapeutisches Angebot für Flüchtlingskinder und Jugendliche aufzubauen, da zunehmend diesbezügliche Anfragen bei Ihnen gestellt und nicht abgedeckt werden konnten. Daraus entwickelte sich die Idee, gemeinsam unter dem Dach des Dekanats Ehingen-Ulm einen Antrag auf Förderung beim Zweckerfüllungsfonds der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu stellen. Durch die unbürokratische und schnelle Genehmigung Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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durch das Bischöfliche Ordinariat war es möglich, bereits im Herbst 2014 einen Kooperationsvertrag der beteiligten Partner vorzubereiten und mit der Konzeptentwicklung für das TF-Projekt zu beginnen. Im März 2015 begann das Projekt offiziell. Die anfänglichen 0,8 Personalstellen (besetzt mit 3 Personen: eine Kunsttherapeutin mit Approbation als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, eine Diplom-Psychologin mit fortgeschrittener KJP Weiterbildung und einem Diplom-Psychologen) konnten im ersten Projektjahr deutlich erweitert werden: Durch Spenden von Stiftungen, Bundesmitteln und weiteren Geldern vom Zweckerfüllungsfonds der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist das Projekt im Mai 2016 mit zwei Personalstellen deutlich gewachsen. Von besonderer Bedeutung war dabei, die Besetzung einer Stelle mit einer syrischen Psychologin. 3.1 Inhaltliche Konzeption des Projekts 3.1.1 Einzelfallarbeit Von März bis Dezember 2015 konnten wir 24 Kinder und Jugendliche in dem Projekt unterstützen. Davon waren zwei Drittel unbegleitete Jugendliche und ein Drittel Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen waren. Größtenteils waren die Kinder zum Zeitpunkt des Erstkontakts zwischen drei und neun Monaten in Deutschland. Die Klienten stammten aus neun verschiedenen Länder (Syrien 3, Eritrea 9, Somalia 2, Iran 1, Afghanistan 4, Mazedonien 1, Bulgarien1). Fast alle Kinder hatten traumatische Erfahrungen in ihren Heimatländern und auf den Fluchtrouten gemacht. Die durch die Anmelder geschilderten meist schweren Symptome (v. a. Schlafstörungen, Flash-Backs, Konzentrationsstörungen, Aggression und Reizbarkeit, depressive Symptome, Suizidalität, Ängste) wurden von den Kindern und Jugendlichen in den Erstkontakten häufig relativiert. Anders als bei Erwachsenen erleben wir bei Kindern und Jugendlichen, dass die Eigenmotivation zu traumatherapeutischer Arbeit im engen Sinn seltener ist. Eine hohe psychische Belastung ist bei den angemeldeten Kindern/Jugendlichen deutlich zu erkennen, diese ist jedoch verbunden mit dem Wunsch „nach vorne zu schauen“, einer meist ausgeprägten traumaassoziierten Vermeidung und einem anfänglich oft geringen Maß an Vertrauen gegenüber fremden Personen und Institutionen. Im ersten Halbjahr 2016 wurden bereits 68 Kinder und Jugendliche in unserem Projekt behandelt. Die manifesten Symptome waren ähnlich wie im Berichtsjahr 2015, jedoch war die Anzahl syrischer Kinder und Jugendlicher proportional deutlich angestiegen. Unsere Unterstützung sieht Diagnostik und Erhebung der Belastung, Therapie, intensive Arbeit mit den Bezugspersonen (Eltern, Betreuer, ggf. Vormund, Lehrer, Erzieherinnen, Mitarbeitern der Jugendämter u. a.) sowie bei Bedarf auch die Erarbeitung von Stellungnahmen vor. Der Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung ist sehr wichtig und erfordert viel Zeit und anfänglich vor allem empathische und stärkende Interventionen. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Meist ist erst nach vielen Stunden möglich, das „Unaussprechliche“ anzudeuten. Ein Traumanarrativ im engen Sinn ist dann immer noch ein gutes Stück entfernt. Entsprechend sind die Therapieverläufe lang und intensiv. Im symbolischen Gestalten, etwa im Malen, plastischen Gestalten oder im Sandspiel, können sich Kinder und Jugendliche non-verbal ausdrücken, ohne die Hürde der fremden, schwierigen Sprache nehmen und ohne über Belastendes direkt erzählen zu müssen. Im kreativen Tun haben sie die Situation „in der Hand“, was die Erfahrung von Selbstwirksamkeit stärkt und nach und nach eine Stabilisierung des Selbstvertrauens bewirken kann. Unsere Erfahrung ist zudem, dass in der Regel zunächst Gestaltungen entstehen, welche die Ressourcen der Kinder abbilden, das heißt, Bilder mit stärkenden Inhalten wie schönen, starken, unverwundbaren (Fantasie-)Figuren oder mit religiösen Motiven. Die gemeinsame Freude an dem gestalteten Schönen, überhaupt die Freude an der Freude, hat einen besonderen Stellenwert, wenn man bedenkt, dass die Kinder häufig einen Hauptteil des Tages mit sehr belasteten, oft depressiven und dadurch wenig schwingungsfähigen Eltern verbringen. Wie allgemein in Psychotherapien mit Kindern mit komplexen Traumatisierungen kommt der Beziehungsgestaltung zwischen Therapeut und Kind eine besondere Relevanz zu. Auch beim schöpferischen Gestalten wird die Mithilfe und das Mitmachen des Therapeuten eingefordert. Das gemeinsame Tun und das dadurch entstehende emotionale Schwingen zwischen Kind und Therapeut wird von den Kindern häufiger verlangt. Die Situation des Gegenüberseins – etwa wenn das Kind malt/spielt/spricht und der Therapeut als reiner Beobachter erlebt wird – ist dagegen oft ängstigend. Auch Dolmetscher, so unsere Erfahrung, können als bedrohliche Eindringlinge erlebt werden, wenn sie nicht aktiv in den Therapieprozess (Spielen, Malen) eingebunden werden. Es kann sinnvoll sein, mit jüngeren Kindern zunächst auf einen Dolmetscher zu verzichten, bis sich die Beziehung zum Therapeuten stabilisiert hat. Misstrauen gegenüber dem Therapeuten, Leugnen der Symptomatik, zäh anhaltendes Vermeidungsverhalten und auf der anderen Seite die große Anspannung der Familie durch das oft schwierige – etwa aggressive oder verweigernde – Verhalten des Kindes, führen häufig zu (Gegenübertragungs-)Gefühlen der Ohnmacht, der Hilflosigkeit oder des Ärgers. Das Wissen, dass die sich in der Therapie zeigenden Entwicklungsimpulse derzeit von der insgesamt belasteten Familie nur in geringem Maße gefördert werden können, kann frustrieren. Eine gute Inter- und Supervision scheint uns daher aus unseren Erfahrungen heraus dringend erforderlich, um die Ohnmachtsgefühle an der Seite der jungen Klienten aushalten und weiterhin auch an Gefühle der Hoffnung angeschlossen bleiben zu können. Unsere Erfahrung aus den ersten Projektjahren zeigen, dass Therapie der Kinder und Beratung der Bezugssysteme zu einer deutlichen Reduzierung der Symptomatik führen und wichtige Entwicklungsschritte in Schule und Kindergarten unterstützt werden können. Allerdings sind therapeutische Fortschritte in hohem Maß an stabile äußere Rahmenbedingen geknüpft. Wenn beispielsweise eine Rückführung der Familie im Raum steht, wirkt die ständige Angst der Eltern direkt auf die Befindlichkeit des Kindes. Teils entsteht erst dadurch eine emotionale Symptomatik als AnpassungsstöPrax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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rung auf die Ängste der Eltern. Eine Begleitung des Kindes unter Einbezug der Eltern steht hier unter der Herausforderung, die altersgemäße Entwicklung des Kindes zu unterstützen und parallel mit den Eltern – bei schlechter Prognose für das Bleiberecht – deren Auseinandersetzung mit der potenziellen Rückführung zu unterstützen. Begleitete Kinder fanden bislang eher „zufällig“ zu uns. Meist vermittelt durch engagierte Ehrenamtliche, Erzieher oder aufmerksame Flüchtlingssozialarbeiter in den Unterkünften. Die geringe Anmeldezahl von Kindern, die mit ihren Eltern geflohen sind, findet sich auch in der Literatur: Trotz der hohen Prävalenz psychischer Störungen wurden beispielsweise in der Untersuchung von Ruf et al. (2010) nur 4,3 % der Kinder psychotherapeutisch behandelt. Das Leiden dieser Kinder ist oft sehr ausgeprägt. Es erfordert allerdings unserer Einschätzung nach andere institutionelle Zugänge (z. B. zugehende Arbeit, s. u.), um den Kindern adäquate und notwendige Hilfsstrukturen zugänglich zu machen. Jugendliche, die unbegleitet nach Deutschland kamen und meist in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht sind, werden in ihrem Leiden von den Betreuer/innen in den Wohngruppen schnell wahrgenommen und ermutigt, Hilfe aufzusuchen. Die therapeutische Arbeit mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ist deutlicher gesprächsorientiert und der Einbezug von Dolmetschern ist in den meisten Fällen erwünscht. Stärkung der Selbstberuhigungsfähigkeit mittels, je nach therapeutischer Schule, unterschiedlichen Methoden und die Aufklärung über traumabedingte Symptome steht zu Beginn. Je nach Ausmaß der bestehenden Bindungs- und Beziehungsstörungen kann sich der therapeutische Vertrauensaufbau als sehr schwierig erweisen oder auch misslingen. Unsere Haltung ist bislang, den Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, auch nach Beendigung der Therapie von ihrer Seite aus, bei Bedarf wieder unkompliziert zu Gesprächen kommen zu können. Als Therapeut das Beziehungsangebot aufrecht zu erhalten – etwa auch, wenn der Jugendliche im Affektdurchbruch sämtliche Hilfsangebote abbricht und vielleicht sogar die Stadt verlässt – und zugleich möglichst jeden Druck herauszunehmen, ist ein anstrengender Drahtseilakt. Gelingt der Vertrauensaufbau, so erscheint in den meisten Fällen eine längere therapeutische Begleitung notwendig. Einerseits, um die aktuellen Belastungen – zuallererst meist die ständige Sorge um das Bleiberecht – zu besprechen und andererseits, um im weiteren Verlauf gegebenenfalls traumatherapeutische Interventionen zu ermöglichen. Der Einbezug der Betreuer, Lehrer und, wenn erforderlich, Jugendamtsmitarbeiter – unter Wahrung der therapeutischen Schweigepflicht – erscheint uns in den meisten Fällen notwendig, um der komplexen Lebenssituation der Jugendlichen gerecht zu werden. 3.1.2 Therapiegruppen Im Herbst 2015 startete die erste Therapiegruppe in unserem Haus. Diese fand 2015 achtmal statt. Inzwischen nehmen drei jugendliche Männer und ein jugendliches Mädchen aus Eritrea an den wöchentlichen Treffen teil; eine Dolmetscherin ist anwesend. Die Therapeutin ist im Umgang mit den jungen Flüchtlingen ein Stück weit Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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auch als Realperson ansprechbar. So können Fragen zum Leben als Deutsche in Deutschland beantwortet werden. Gespräche über „die Deutschen“, deren Regeln, Gewohnheiten, die sprachlichen Eigenheiten, das Essen usw. kommen in Gang. Sie dienen so als Brücke zwischen den unterschiedlichen Lebenshintergründen. Im Zentrum des Angebots steht die Stärkung der individuellen Ressourcen und persönlichen Resilienz im Rahmen der als Halt erfahrenen Gruppe. Neben kunsttherapeutischen Methoden wie Malen, Collage oder aktuell der Bearbeitung von fotografischen Porträts, geht es den Teilnehmern sichtlich um das Zusammentreffen in einem geschützten Rahmen, in dem sie „chillen“ können, wie ein Teilnehmer es benennt. Die Gruppenatmosphäre der Entspannung scheint vor dem Hintergrund der bei den meisten Teilnehmern bestehenden posttraumatischen Unruhezustände (Schlafprobleme, Aggressionsdurchbrüche, Hypervigilanz) als wesentlicher Wirkfaktor. Zwar geht es in den anderthalb Stunden quirlig und durchaus auch mal laut zu, doch gerade diese Stimmung des zwanglosen Spielens, Gestaltens und Redens scheint ein wohltuender Ausgleich zu den dem Leistungs- und Anpassungsdruck, unter dem sie sonst stehen. Durch die therapeutische Moderation und Reflexion werden durchaus individuelle Themen der Teilnehmer gespiegelt und eingebracht. So wird etwa versucht, ruhigere und zurückhaltende Jugendliche in ihrer Interaktionsfähigkeit zu bestärken. In der Gruppe können sie sich „mal was trauen“. Eine Auseinandersetzung mit belastenden Themen (Flucht, traumatische Erlebnisse etc.) kann innerhalb der Gruppe erfolgen. Diese Auseinandersetzung wird jedoch nicht forciert. Derzeit zeigt sich, dass die Jugendlichen durchaus daran interessiert sind, sich untereinander über die Fluchterfahrungen auszutauschen. Dabei entstand unter anderem eine Zeichnung, auf der ein junger Mann das überfüllte Fluchtfahrzeug seiner Sahara-Durchquerung darstellt. Das Sprechen über die traumatischen Fluchterlebnisse erfordert ein sensibles Erspüren der jeweiligen Reaktionen der Gruppenteilnehmer, um weder zu schnell den Raum dafür zu verschließen und zugleich auf zunehmende Unruhe oder dissoziative Anzeichen einzelner Teilnehmer beim Gespräch reagieren zu können. Insgesamt zeigt sich, dass es trotz der stärkenden Gruppendynamik wichtig ist, Kapazitäten für zusätzliche Einzelarbeit einzuplanen. In durchaus öfter auftretenden Krisensituationen und in Stressphasen, wie etwa bei Prüfungen, sind Einzelgespräche zusätzlich zur Gruppe erforderlich und sollten kurzfristig ermöglicht werden können. Eventuell, so eine Überlegung, könnten Gruppenkonzepte bei schwer belasteten Jugendlichen im Anschluss an eine Einzeltherapie als längerfristige Begleitung und Anbindung besonders sinnvoll sein. Außerdem entwickelten wir ein Konzept für eine psychodramatische Kindergruppe, die im Januar 2016 startete (s. u.). 3.2 Zugehende therapeutische Arbeit in einer Gemeinschaftsunterkunft Um Kinder, die mit ihren Eltern nach Deutschland geflohen sind, früher und besser zu erreichen, begannen wir im Herbst 2015 ein zugehendes Therapieangebot in einer Gemeinschaftsunterkunft. Dieses umfasst bislang die persönliche Kontaktaufnahme mit Familien vor Ort, niederschwellige Beratungsgespräche und ein offenes Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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kunsttherapeutisches Angebot für Kinder. Dieser Ansatz hat sich sehr bewährt (s. dazu auch den Erfahrungsbericht in Abschnitt 5). 3.3 Eingebunden in das Team der Psychologischen Familien- und Lebensberatung Die Integration des Projekts in die Psychologische Familienberatung erwies sich unserer Einschätzung rasch als richtige konzeptionelle Entscheidung. Die Anbindung an die langjährigen Kompetenzen im Bereich der Erziehungsberatung, sowie der Ehe-, Familien- und Lebensberatung bringt dem Projekt viele Vorteile. Die Kooperation in der Fallarbeit schafft einen professionellen Unterstützungsrahmen für die Therapeutinnen, aber auch einen Zuweisungskontext für begleitende Unterstützung der Flüchtlinge innerhalb der Beratungsstelle. Die Nutzbarmachung langjähriger Erfahrungen aus der Erziehungsberatung (Z. B. in der Arbeit mit Kinder mit psychisch krankem Elternteil, Kinderpsychodrama, Elternarbeit …) und der Paar- und Lebensberatung (Umgang mit Partnerschaftsthemen nach sexuellem Missbrauch, Begleitung von Menschen in suizidalen Krisen ...) sind große Ressourcen für das TF-Projekt. Um die inhaltlich-fachliche Integration in die Beratungsstelle auf einen guten Weg zu bringen, entschieden wir uns, mit zwei Fachtagen für das Gesamtteam einen inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema durchzuführen. Durch die Expertise verschiedener Fachkräfte, die wir als Referenten gewinnen konnten, gelang es an diesen beiden Tagen, ein wesentliches Grundwissen für die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingskindern für alle MitarbeiterInnen im Team der PFL zu verankern. 3.4 Dolmetscher Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sind Dolmetscher, ohne deren Mitwirkung die Arbeit nicht realisierbar wäre. Darum sind wir für die Kooperation mit dem BFU sehr dankbar, das uns trotz häufiger eigener Engpässe seinen Dolmetscherpool für das TF-Projekt zur Verfügung stellt. Die Dolmetscher, mit denen wir auf diesem Weg zusammen arbeiten, sind eigens für die therapeutische Arbeit qualifiziert. Dies ist notwendig, um die Qualität der Übersetzung zu gewährleisten, die für längere therapeutische Prozesse nötig ist (s. dazu auch Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e. V., 2008/2015). Sprache ist eine zentrale Interventionsebene in der Therapie. Darum müssen sich Therapeuten auf die exakte und verlässliche Arbeit der Dolmetscher verlassen können. Da die Übersetzungsarbeit auch für die Dolmetscher oft sehr belastend ist, und um die Qualität unserer Arbeit zu gewährleisten, bieten wir regelmäßige Supervision für die in unserem Projekt arbeitenden Dolmetscher an. Weil Menschen aus der ganzen Welt und mit den verschiedensten Muttersprachen und Dialekten zu uns kommen, wird die Rekrutierung und Qualifizierung von Dolmetschern auch zukünftig eine wichtige Aufgabe im TF Projekt sein. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Herausforderungen und notwendige Weiterentwicklungen

Nach den ersten anderthalb Projektjahren sehen wir uns damit konfrontiert, dass sich vorab getroffenen Einschätzungen und Vermutungen zum Teil mit den bisherigen Erfahrungen decken. Zum Teil stellen sich uns aber auch unerwartete Herausforderungen und Aufgaben, die wir im Vorfeld noch nicht oder nicht in dem Umfang vermutet hatten. Im Folgenden sollen diese, und unsere Antwortversuche darauf, kurz skizziert werden. 4.1 Ausbau des Angebots Die Kapazitäten unseres Projekts, dies war auch im Vorfeld so zu erwarten, standen von Anfang an einem ungleich größeren Bedarf gegenüber. Durch Bundesmittel und weitere Gelder aus dem Zweckerfüllungsfonds der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie durch Förderung von Stiftungen und Spenden, konnten wir den Personalbestand zwischenzeitlich auf zwei Personalstellen ausbauen. Da die Einzelfallarbeit bislang jedoch nur selten kurze Verläufe zulässt und der Bedarf sehr hoch ist, ist zwischenzeitlich bereits wieder eine beachtliche Warteliste entstanden. Aktuell müssen Menschen circa vier Monate auf einen Therapieplatz bei uns warten. Aus diesem Grund ist uns die Vernetzung mit anderen Anbietern der psychotherapeutischen/psychiatrischen Versorgung in der Region ein wichtiges Anliegen. Die entstandene Kooperation mit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ulm sowie mit sozialpsychiatrischen und psychotherapeutischen Praxen für Kinder und Jugendliche, ist sehr effektiv und unerlässlich. Der wechselseitige Zuweisungskontext erweitert das Angebot für minderjährige Flüchtlinge und ermöglicht passgenaue Hilfen. Schließlich kann es nötig werden, das bislang große Einzugsgebiet unseres Angebots zu verkleinern, um handlungsfähig zu bleiben und unzumutbar lange Wartezeiten zu vermeiden. Wir tun dies gegebenenfalls auch im Vertrauen darauf, dass in anderen Regionen ebenfalls vergleichbare Strukturen entstehen werden. 4.2 Gruppenangebote ausbauen Bislang wurde die Arbeit vor allem dominiert durch Einzelfallhilfe, Aufbau des Netzwerks und der Qualifizierung von Menschen, die mit traumatisierten Flüchtlingskindern arbeitet. Lediglich zwei Therapiegruppen starteten bislang in dem Projekt. Zukünftig wollen wir die Gruppenangebote ausbauen und weiterentwickeln. Wir planen derzeit den Ausbau von Kinderpsychodramagruppen, weiteren kunsttherapeutischen Gruppen (u. a. in Gemeinschaftsunterkünften) und ein Gruppenangebot zum Thema „Aggression/Wut/Angst“ für Jugendliche. Einerseits erscheinen uns Gruppenangebote für Kinder und Jugendlichen aus vorwiegend kollektivistischen Gesellschaften als ein sehr gutes Hilfeformat. Andererseits Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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kann dies auch eine Möglichkeit sein, der Diskrepanz von Angebot und Nachfrage besser gerecht zu werden. 4.3 Vorhandene Unterstützungssysteme für Flüchtlingsfamilien nutzbar machen Die Integration von traumatisierten Flüchtlingskindern ist eine große gesellschaftliche Aufgabe unserer Zeit. Für viele der oben beschriebenen Herausforderungen gibt es in unserem sozialen Netz Konzepte und Antworten. Jedoch sind viele dieser Angebote bislang für Flüchtlinge nur wenig zugänglich. Mit dem Ausbau unseres Netzwerkes wollen wir Flüchtlingskinder bei Bedarf in diese Hilfeformate vermitteln. Dazu sind enge Kooperationen und gegebenenfalls Unterstützung bei der Suche nach Dolmetschern wichtig. Beispielhaft seien hier Angebote zur Trauerarbeit, Erziehungsberatung (s. u.), Suchtberatung, Schwangerschaftsberatung, Frühe Hilfen und Angebote zur Freizeitgestaltung genannt. 4.4 Kinder erleben Sicherheit in Beziehungen: Erziehungsberatung als Hilfsformat für Flüchtlingskinder Eltern sind als zentrale Bezugspersonen die wichtigste Unterstützung für Flüchtlingskinder. Gerade in unsicheren und angstbesetzten Umgebungen finden Kinder Halt und Sicherheit bei ihren Eltern. Da viele Eltern durch die Flucht und die Lebenssituation in Gemeinschaftsunterkünften jedoch in einer absoluten Ausnahmesituation und oft selbst traumatisiert sind, finden die Kinder häufig nicht genug Sicherheit in der Beziehung zu den Eltern. Bindungsstörungen drohen, und damit gravierende Entwicklungsdefizite. Es scheint uns sehr wichtig, Eltern und Kindern Unterstützung in ihrer Bindungsfähigkeit, gerade in dieser Lebenssituation, anzubieten, um frühen und tiefgreifenden Störungen entgegenzuwirken. Erziehungsberatung erscheint dabei als wichtiges Hilfsformat, um die Eltern-Kind-Beziehung gezielt zu unterstützen. Wir sind sehr froh, dass die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung im April 2016 das Thema „Flüchtlinge in der Erziehungsberatung“ zum Thema ihres Fachtags in Fulda machte. Da die Erziehungsberatungsstellen in der Regel eine sehr hohe Nachfrage in ihrem bisherigen Aufgabenfeld erleben, wird ein systematischer Zugang für Flüchtlingskinder, unserer Einschätzung nach, nur mit zusätzlichen Ressourcen für die Beratungsstellen möglich sein. Wir werden dieses Thema weitertransportieren und werben für einen Ausbau der Erziehungsberatung für Flüchtlingskinder. 4.5 Qualifizierung von Fachkräften und Ehrenamtlichen Am meisten überrascht wurden wir im vergangenen Jahr durch die riesige Anzahl an Anfragen nach Qualifizierungsangeboten für Fachkräfte und Ehrenamtliche, die mit Flüchtlingskindern arbeiten. Wir sehen darin eine entstehende Konzeptentwicklung in sehr vielen Einrichtungen. Insbesondere von Kindertagesstätten, Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Beratungsstellen und Jugendämtern erreichten uns viele Anfragen. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Ebenso wie bei Fachkräften gibt es einen großen Bedarf an Wissen und Qualifizierung bei Ehrenamtlichen. Die große Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement im Zusammenhang mit der hohen Zahl an Flüchtlingen im vergangenen Jahr verdient Unterstützung im Umgang mit (gerade traumatisierten) Flüchtlingskindern. Dies insbesondere auch, um Resignation und Frustration durch erlebte Begrenzungen ihres Einsatzes entgegenzuwirken und dadurch zu helfen, die Motivation für das wertvolle Engagement zu erhalten. 4.6 Ausbau der aufsuchenden therapeutischen Arbeit in Gemeinschaftsunterkünften Die bislang gemachten Erfahrungen mit zugehender therapeutischer Arbeit in Gemeinschaftsunterkünften machen deutlich, dass psychosoziale- und therapeutische Hilfe für Kinder dort ansetzen muss. Es scheint uns absolut notwendig, dieses Hilfeformat auszubauen. Gerade um den Blick auf die Lebensrealität und den Unterstützungsbedarf von Kindern angemessen zu erfassen und gegebenenfalls in Unterstützungssysteme zu vermitteln (s. auch Erfahrungsbericht in Abschnitt 5). 4.7 Kinderschutz in Gemeinschaftsunterkünften Leider sind Kinder in Gemeinschaftsunterkünften oft nicht sicher. Die große Anzahl der Menschen, die dort auf engem Raum zusammenleben, die oft fehlenden Möglichkeiten nach ausreichend Privatsphäre und die große Zahl alleinstehender junger Männer führen leider oft zu Übergriffen gegenüber Kinder und Jugendlichen. Aber auch Vernachlässigung von Kindern durch psychisch schwer kranke Eltern ist dabei ein wichtiges Thema. Alle Akteure sind gefordert, genauer hinzuschauen und entschlossen für den Schutz von Kindern einzustehen. Unter anderem bieten wir den Menschen, die sich hauptberuflich oder ehrenamtlich in Gemeinschaftsunterkünften engagieren, unsere Einschätzung als „Insoweit erfahrene Fachkräfte“ bei Verdachtsfällen zur Kindeswohlgefährdung an. 5

Praxisberichte aus dem ersten Projektjahr

Ergänzend zu den bisherigen Ausführungen möchten wir, anhand zweier Angebote aus unserem Projekt, einen näheren Einblick in praktische Erfahrungen aus unserer Arbeit ermöglichen. 5.1 Kinderpsychodrama-Gruppe 2016 mit Flüchtlingskindern Kinder spielen in allen Kulturen. Lustvoll und kreativ setzen sie sich dadurch mit ihrer Erlebniswelt auseinander, gestalten sie neu und drücken im Spiel aus, was sie beschäftigt. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Im Kinderpsychodrama knüpfen wir an diese bekannten Erfahrungen der Kinder an. An unserer Beratungsstelle wurde vor mehr als 40 Jahren das Kinderpsychodrama von Alfons Aichinger und Walter Holl als Gruppentherapiemethode entwickelt. Wir konnten im Laufe vieler Jahrzehnte erleben, wie positiv das Kinderpsychodrama die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern unterstützt, sie stärkt und ihnen dabei hilft, schwierige, lebensgeschichtliche Themen im lustvollen Spiel mit anderen Kindern zu verarbeiten. Die Methode wurde durch vielfältige Erfahrungen ständig weiterentwickelt und auch für andere Lebensumfelder, wie präventive Angebote in Schulen und Kindergärten, modifiziert (Aichinger, 2011). Als der Unterstützungsbedarf von Kindern mit Fluchterfahrung immer dringender wurde, lag es für uns daher sehr nahe, ein Angebot für diese Zielgruppe zu gestalten. Wir begannen mit einem Projekt für sechs êzidische Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren, darunter vier Mädchen und zwei Jungs. Die Kinder nahmen einmal wöchentlich über zwölf Wochen an einer Psychodramagruppe teil. Die Gruppe wurde von zwei Therapeutinnen geleitet. Alle Kinder konnten kein Deutsch, waren erst seit ein paar Wochen in Deutschland und hatten schreckliche Gewalterfahrungen miterlebt. Die Väter der Kinder wurden ermordet. Die Kinder kamen mit ihren Müttern, die alle schwer traumatisiert sind, nach Deutschland.2 Zuvor haben sie längere Zeit in einem Lager gelebt und auch dort viel Angst und Unsicherheit erfahren müssen. In diesem Gruppenprojekt besteht unser Ziel in erster Linie darin, den Kindern einen Raum zu geben, um ihre verletzten Grundbedürfnisse nach Selbstwirksamkeit, Selbstwerterhöhung, gelingenden Beziehungen und lustvollen Spielerfahrungen zu stärken und so ihre Resilienz zu fördern (Aichinger 2011). Wir spielen als Therapeuten mit, wie im Kinderpsychodrama nach Aichinger und Holl üblich (Aichinger u. Holl, 2010), schaffen so ein ganz unmittelbares Beziehungsangebot und können die Kinder in ihrem Spiel unterstützen. Im Schutz der anderen Kinder und der eingenommenen Rolle können sie die Nähe und Distanz zu uns selbst bestimmen und so viel von sich zeigen, wie sie möchten. So behalten sie, was in ihrer Situation äußerst wichtig ist, stets die Kontrolle. Um einen kleinen Einblick in unsere Arbeit zu ermöglichen stellen wir hier den Aufbau der einzelnen Gruppenstunden mit praktischen Beispielen aus unserer Arbeit vor. 5.1.1 Die Anfangsphase In einer Eingangsrunde besprechen wir mit den Kindern, was wir heute spielen. Ein Dolmetscher ist in jeder Stunde dabei. Anschließend wartet er im Wartezimmer und kann bei eventuellen Konflikten oder neuen Absprachen wieder gerufen werden. Wir haben uns zu diesem Vorgehen entschieden, um die spontanen Interaktionen in der Spielphase nicht ständig zu unterbrechen. Allerdings bedeutet die fehlende 2 Die Kinder kamen mit ihren Müttern im Rahmen des Sonderkontingents Baden-Württemberg nach

Deutschland. Aufnahmekriterium war dabei eine diagnostizierte PTBS der Mütter (oder der Kinder).

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verbale Verständigung eine deutliche Einschränkung. In anderen Gruppen können wir uns mit den Kindern ganz spontan absprechen und so genauer ihre Bedürfnisse erkunden und darauf reagieren. Jetzt müssen wir vorwiegend auf unsere nonverbale Ausdruckskraft bauen und den Prozess besonders feinfühlig gestalten. Anders als sonst in unseren Gruppentherapien geben wir in diesem Projekt die Spielideen immer vor. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es die Kinder überfordert, bereits eigene Ideen einzubringen. Die Dolmetscherin bestätigt auch, dass die Kinder gar nicht gewohnt sind, überhaupt gefragt zu werden. Wir wählen als eine Grundspielidee, die sich durch das ganze Projekt zieht, das Thema: „Tiere auf dem Bauernhof “. Wir übernehmen die Rolle der Bäuerin und des Bauern, die sich um die Tiere kümmern. In der ersten Stunde lassen wir die Kinder ganz frei entscheiden, welches Tier sie auf dem Bauernhof sein möchten, und sie wählen Hund, Ziege und Katze. Wir erleben aber, dass es für die Kinder sehr schwer ist, in ihre gewählten Rollen zu finden. So verändern wir unser Vorgehen in der nächsten Stunde, und alle Kinder spielen immer die gleichen Tiere. Sie können aber sagen, welche Farbe ihr Fell hat und ob sie noch junge oder bereits ausgewachsene Tiere sind. Diese begrenzte Selbstbestimmung genießen sie sichtbar stolz. Eine von uns schlüpft, als stützender Doppel, phasenweise in die entsprechende Tierrolle und kann so ganz unmittelbar den Kinder helfen Spielideen zu entwickeln und ihr Rollenrepertoire zu erweitern. Die Kinder greifen diese Impulse auf, ahmen nach und bereichern sich zunehmend auch gegenseitig in ihrem Spiel. 5.1.2 Der Szenenaufbau Nach Abschluss der Eingangsrunde verwandeln wir den gesamten Raum in den Bauernhof mit entsprechender Umgebung. Besonders wichtig ist uns, dass sich jedes Kind allein oder mit anderen zusammen einen Stall baut. Wir ermuntern die Kinder und helfen ihnen, sich ein schönes Zuhause zu gestalten. Wir haben dazu viele Stofftücher in unterschiedlichsten Farben und Qualitäten und stabile Polster, die feste Mauern ermöglichen. Die Kinder greifen dieses Angebot ganz begeistert auf und gestalten ihre Ställe mit goldenen und glitzernden Tüchern. Oft entsteht so ein königliches Zuhause, das sichtbar den Selbstwert der Kinder stärkt und sie zum Strahlen bringt. Anders als in ihrer Lebensrealität, wo sehr viel Anpassung von ihnen verlangt wird, können sie nun ihr Umfeld selbst gestalten und verändern. Wir versuchen ihnen so viel Freiraum wie möglich zu lassen und ermuntern sie in ihrem Bemühen, genau das Richtige für sich zu finden. Ihr heftiges: „Nein, nein!“, das sie sich mehr und mehr trauen, wenn ihnen etwas nicht gefällt, erleben wir als wichtigen Schritt der Kinder, sich selber ernst zu nehmen. Es gibt in dieser Phase aber auch immer wieder heftigen Streit zwischen den Kindern, da sie sich gegenseitig einfach Dinge wegnehmen, diese vehement verteidigen und einzelne Kinder kaum einen Verzicht aushalten können. Sie brauchen viel Unterstützung und gute Alternativen von uns, um sich wieder zu beruhigen. Da die Kinder in der Anfangsrunde mit dem Dolmetscher sehr angepasst reagieren und auch in der Unterkunft kaum auffallen, sehen wir diese offen ausgetragenen Konflikte Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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als ein positives Zeichen, dass die Kinder hier den Freiraum spüren, sich zeigen zu dürfen. Im Laufe des Projekts gibt es öfter das Bedürfnis der Kinder, einen gemeinsamen Stall zu bauen. Hier helfen wir den Kindern, sich dennoch einen eigenen Platz mit einem besonderen Tuch und Kissen behaglich zu gestalten, um damit auch im Spiel einen eigenen Rückzugsort zu behalten. Wir machen dadurch erlebbar, dass es neben der Verbundenheit mit den anderen auch persönliche Grenzen geben darf. Nach dem die individuellen Ställe und auch unser Bauernhaus mit Speisekammer fertiggestellt ist, bauen wir mit zunehmender Hilfe einzelner Kinder auch Plätze auf, die Spielideen ermöglichen. So gibt es immer eine große Wiese mit Blumen, einen großen Teich oder Fluss, vielleicht noch einen kleinen Berg aus Polstern auf den die Ziegen klettern können, aber auch einen Platz, an dem die Tiere verarztet werden können (kleine Tücher und Baufixschrauben als Arzneifläschchen etc.). 5.1.3 Die Spielphase Erst nachdem die Szene aufgebaut ist, beginnt, nach einem akustischen Signal der Verwandlung, die Spielphase. Für die Kinder ist es sehr ungewohnt, in die vorher vereinbarten Rollen zu schlüpfen. Sie bleiben als Katzen zunächst auf zwei Beinen und wollen, anders als andere Kinder, zunächst keinerlei Versorgung von uns. Sie greifen die Idee mit umgekehrten Hüten als Milchschalen (gefüllt mit weißen Tüchern) auf, aber nur, um uns damit zu füttern. Wir suchen nun nach Spielideen, in denen sie ihrem Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit noch mehr Ausdruck verleihen können. So binden wir kleine Tücher als Mäuse an ein Seil und sie können als Katzen mit ihren Krallen diese fangen. Daraus ergibt sich ein wildes Hin und Her und die Kinder sind für diesen Moment ganz Katze und erleben lustvoll ihre Kraft. Als sie Pferde sind, bauen wir Hindernisse, über die sie springen können, und auch hier sind sie mit ganzer Aufmerksamkeit und Körperkraft dabei. Eine von uns baut aus Baufix eine Kamera und „filmt“ die Kinder dabei und mit dem Begriff „Television“, den sie gleich verstehen, wird die Bedeutung ihrer Aktion für sie noch spürbarer. Wir erweitern das Spiel noch, in dem wir goldene, glitzernde Tücher holen, mit denen sie sich schmücken können. Das greifen die Kinder begeistert auf, und so gibt es intensive Sequenzen, in denen ihre Selbstwirksamkeit aber auch ihr Selbstwert gestärkt wird. Im weiteren Verlauf des Projektes holen die Kinder immer mal die „Kamera“ und filmen die anderen oder fordern uns auf, sie aufzunehmen und genau zu betrachten. Einzelne Kinder genießen es ganz besonders, auch mal allein in unseren Blick zu rücken, andere schauen dabei eher aus der Ferne zu. Beides ist möglich. In der Katzenrolle regen wir eine weitere Spielidee an. Die Kinder sind gerade in ihren Ställen, die Bäuerin hat sich zum Schlafen in das Bauernhaus zurückgezogen. Eine Therapeutin geht als Katze von Stall zu Stall, miaut und zeigt freudig auf ein bereits zu Spielbeginn aufgebautes Versteck und deutet an, dass sie ihr folgen sollen. Nach und nach kommt eine Katze nach der anderen mit neugierigem Gesichtsausdruck in das Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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kleine Versteck. Sie hören das hilflose Rufen der Bäuerin, die am Morgen die leeren Ställe entdeckt hat. Die Kinder fordern sich mit pst … pst … gegenseitig auf, die Spannung noch etwas zu halten, bevor sie mit lautem Gebrüll aus dem Versteck springen. Eine ganz einfache Spielidee, an der sich alle Kinder, auch die sonst eher zurückhaltenden, beteiligen können und die sie freudig wiederholen und selber einbringen. Das stärkt ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, und sie erleben wie wirkmächtig und wertvoll sie sind. Als die Kinder Ziegen spielen und auf dem zuvor mit Polstern groß aufgetürmten Berg klettern und herunterspringen, bleiben sie manchmal wie verletzt liegen. Wir greifen den Impuls auf, eilen herbei, und es entwickelt sich ein Spiel, in dem wir sie auf dem Arm tragend mit „tatütata“ zu der Krankenstation fahren. Die Kinder lachen, manche springen gleich wieder auf und wollen nicht verarztet werden, andere zeigen die Stellen, wo sie einen Verband brauchen, bleiben länger liegen und genießen die Versorgung. Wenn sie genug haben, streifen sie den Verband ab und sind wieder kräftige Ziegen, die erneut den Berg besteigen. Nach und nach kommen auch Kinder, die zuerst nur zugeschaut haben, und wollen von uns „gefahren“ werden. Andere schauen beim Verbinden zu, und wir fordern sie auf, Blumen von der Wiese zu bringen, die sie dann als Heilblumen auf die Wunden legen können. So entstehen ganz fürsorgliche Sequenzen, in denen es stärkende Beziehungserfahrungen gerade auch unter den Kindern gibt. 5.1.4 Die Abschlussphase Wir beenden die Spielphase, indem die Kinder nochmal ihren Stall aufsuchen und durch ein akustisches Signal die Rückverwandlung vollzogen wird. In unseren anderen Gruppen machen wir immer eine kurze Rückmelderunde, in der jedes Kind sagen kann, was ihm besonders gut gefallen hat. Zunächst versuchten wir dieses Ritual zu übertragen. Die Kinder sagten aber kaum etwas, wenn wir die Dolmetscherin wieder in die Runde baten, und wirkten eher angespannt. So entwickelte sich ein eigenes Ritual, in dem wir uns alle an der Hand nehmen und zu einer kleinen Melodie, einen einfachen Abschiedstext singen, hochspringen und klatschen. Die Kinder fordern uns auf, nochmal und nochmal das Ritual zu vollziehen, und wirken bei dieser dynamischen, lustvollen Verabschiedung sehr gelöst. So erleben sie, auch zum Abschluss, nochmal ein gutes Gefühl der Verbundenheit mit der ganzen Gruppe. Die Beispiele deuten an, in wie vielen kleinen Sequenzen die Kinder in diesem Projekt neue, bedürfnisbefriedigende Erfahrungen machen konnten und wie ihr lustvolles Miteinander gefördert wurde. Ein erster Schritt, um die Kinder in ihrer gesamten Persönlichkeitsentwicklung zu stärken, dem hoffentlich noch viele weitere folgen. Uns hat die Arbeit mit den Kindern sehr berührt und auch ermutigt, in diese Richtung weiterzugehen. 5.2 Niederschwelliges, zugehendes Angebot in einer Gemeinschaftsunterkunft Seit Ende 2015 befindet sich das Projekt eines kunsttherapeutischen Offenen Ateliers für Kinder in einer großen Ulmer Gemeinschaftsunterkunft, das von der gemeinnützigen Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Stiftung Gänseblümchen finanziell gefördert wird, im Aufbau. Inzwischen hat sich das Projektteam auf insgesamt drei Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle und vier ehrenamtliche Helferinnen vergrößert. Seit ungefähr vier Monaten können die Kinder der Unterkunft an einem Nachmittag in der Woche zu einem sogenannten „Kinder-Mal-Spiel“ kommen. Der Einstieg findet über ganzheitliche, zentrierende Körperübungen und schauspielerische Übungen statt, um den Bewegungsdrang der Kinder zu beantworten und zugleich ein positives Körpererleben zu stärken. Im Anschluss erfolgt die kreative Phase mit Malen und Basteln. Im Gegensatz zu anderen spielerischen und kreativen Angeboten für Kinder in der Unterkunft, soll die Beziehungsgestaltung zu den Kindern im Vordergrund stehen. Mögliche psychische Belastungen sollen frühzeitig erkannt und ein Kontakt zu den entsprechenden Familien geknüpft werden können. Die äußeren Gegebenheiten der Sammelunterkunft führten dazu, dass das konzeptuelle Ideal des Offenen Ateliers und die Wirklichkeit bisher noch auseinanderklaffen. Die Situation: Der ständige Wechsel ist auch in unserem Angebot die einzige Konstante. Die Kinder kommen und gehen eigenständig; selbst die Kleinsten erklimmen die vielen Treppen der Unterkunft alleine. Der dadurch entstandene Altersunterschied – vom Zweijährigen bis zu jungen Jugendlichen – führte zu großer Unruhe. Erst langsam gelingt es uns, die Eltern dafür zu sensibilisieren, und eine Altersbegrenzung ab circa fünf Jahren einzuführen, bzw. ein Elternteil als Begleitung zu motivieren. Auch die Raumsituation gestaltet sich als schwierig. Unter anderem wurden bei unangemeldeten Umbauarbeiten die Kunstmaterialien durcheinandergebracht, ein anderes Mal verschwand ein größerer Teil davon ganz. Der Gruppenraum bietet mit den dort ebenfalls untergebrachten Tischtennis- und Kickertischen ständige Ablenkung vom kreativen Arbeiten. Aufgrund von ansteckenden Kinderkrankheiten, die in der Unterkunft kursieren, fallen immer wieder Stunden aus. Insgesamt scheint sich die teils chaotische, da für sie noch unklare, Situation der Bewohner der Unterkunft in unserem Angebot zu spiegeln. Für Eltern wie Kinder sind die Zukunftsperspektiven unsicher, die Umgebung der Unterkunft ist für sie noch Neuland, und oftmals kommen erst in diesem Stadium die emotionalen Belastungen der vergangenen Flucht spürbar zum Vorschein. Wir erleben unter anderem unruhige, ungeduldige, teils schnell laut und aggressiv werdende Kinder, welche mit Nachdruck darum kämpfen, von uns gehört zu werden und möglichst viel vom Material abzubekommen. Die stilleren Kinder, die die Zeit intensiv zum Malen nutzen und sich darin einen Ruhepol zu schaffen scheinen, geraten so manchmal aus dem Blick. Aus einer anderen Perspektive erleben wir überwiegend „normale“ Kinder, welche sich in einer „unnormalen“ äußeren Situation befinden: Sie müssen sich ein Zimmer mit der ganzen Familie teilen, erleben erschöpfte und zunächst orientierungslose Eltern, werden teils Zeuge von nächtlichem Randalieren und Gewalt anderer Bewohner, verbringen die Nächte wach, erfahren einen Mangel an Schutz insbesondere in den offenen Sanitärbereichen. Neukonzeption: Vor dem Hintergrund unserer bisherigen Erfahrungen kommen wir zu dem Schluss, dass das Offene Atelier einer Ergänzung bedarf. Zum einen wird es erneut eine räumliche Veränderung geben, durch welche das Angebot mehr zu einem „echten“ Atelier werden könnte. Zum anderen soll es in Zukunft durch Einbezug einer Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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weiteren Mitarbeiterin ermöglicht werden, dass parallel zur Gruppenaktivität Einzelgespräche direkt vor Ort angeboten werden. Es stellte sich im Gruppengeschehen heraus, dass bei Kindern und Eltern großer Bedarf an Beratungsangeboten und therapeutischen Interventionen besteht. Als Beispiel sollen fünf syrische Jungen genannt werden, die in einer Gruppenstunde Spielzeugwaffen bastelten. Es stellte sich heraus, dass mindestens einer von ihnen aktiv in Kriegshandlungen einbezogen war und als Kindersoldat dienen musste. Seine Verarbeitung dieser Erlebnisse mittels heroischer Idealisierung von Gewalt bedarf einer weiteren Begleitung, welche in der Gruppensituation nicht zu leisten ist. Die Anbindung an die Beratungsstelle, das heißt Termine dort wahrzunehmen, ist zugleich für die meisten Familien zu diesem Zeitpunkt nicht gut möglich. Aufgrund der Wartezeiten im Vorfeld der regulären Beratungen würden Familien möglicherweise nicht mehr erreichbar sein, welche in der Unterkunft Beratungsbedarf gezeigt hatten. Die bisherigen dolmetschergestützten Gespräche mit Eltern vor Ort zeigen, dass diese die Beratungsangebote dankbar annehmen. Die Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern der Unterkunft soll weiter intensiviert werden, um möglichst früh Hilfe für belastete Familien anbieten zu können. Eine längerfristige Anbindung bzw. Therapie kann weiterhin aus diesen ersten Gesprächsangeboten heraus entstehen; etwa die Weitervermittlung traumatisierter Elternteile an das Behandlungszentrum für Folteropfer oder eine längerfristige Kindertherapie in unserer Beratungsstelle.

Fazit für die Praxis Die Konzeption unseres Projekts ändert sich stetig mit dem Zuwachs an Erfahrungen und Beobachtungen. Dieser Prozess ist bei weitem nicht abgeschlossen. Wir erleben uns als Lernende in einem neuen Tätigkeitsfeld, das wir aktiv zu gestalten und weiterzuentwickeln suchen. Ganz explizit wollen wir auf diesem Weg unsere Erfahrungen und Einschätzungen teilen, um dadurch auch die Konzeptentwicklung anderer Einrichtungen der psychosozialen Versorgung zu unterstützen. Die gesellschaftliche Herausforderung, Flüchtlingskindern in unserem Land den Weg in ein selbstbestimmtes und gutes Leben zu ermöglichen, ist demnach vielschichtig und erfordert das Zusammenspiel vieler gesellschaftlicher Ressourcen und Einrichtungen. Die Caritas Ulm ist froh über die Entscheidung, mit dem Projekt „Therapie für traumatisierte Flüchtlingskinder und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ (TF), einen neuen Weg eingeschlagen zu haben. Wir sehen es als ein kleines Mosaiksteinchen im Gesamt der gesellschaftlichen Akteure, die sich dieser Aufgabe annehmen, und sind sehr dankbar für die großzügige Unterstützung durch den Zweckerfüllungsfonds der Diözese Rottenburg-Stuttgart und vieler Förderer und Unterstützer, die unserer Arbeit möglich machen. Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 65: 781 – 801 (2016), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online) © Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2016

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Korrespondenzanschrift: Psychologische Familien- und Lebensberatung, Spielmannsgasse 6, 89077 Ulm; E-Mail: [email protected] Andreas Mattenschlager, Stefanie Nahler und Regine Reisinger, Psychologische Familien- und Lebensberatung, Caritas Ulm

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