Aufatmen in den Skigebieten. Die

Marketing Dezember_2008 Alpininszenierung Konsumflaute, Klimawandel und N ­ aturentfremdung sind nur einige der zukünftigen Herausforderungen im Tour...
Author: Hertha Hoch
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Marketing Dezember_2008

Alpininszenierung Konsumflaute, Klimawandel und N ­ aturentfremdung sind nur einige der zukünftigen Herausforderungen im Tourismusmarketing. Doch jede Krise beherbergt auch eine Chance. text doris rasshofer

A

28_BESTSELLER

ufatmen in den Skigebieten. Die

an nichts nach. Das ist in Zeiten wie diesen

befürchteten Stornos zum Winter-

keine Selbstverständlichkeit, nicht zu

start sind ausgeblieben. Es hat ge-

überhören war und ist ja das Krisenge-

schneit. Zum Glück. Die Buchungslage zu

schrei in den Medien – angeblich soll die

Weihnachten steht den Vorjahreswerten

globale Wirtschaftskrise bereits Wesens-

züge von 1929 annehmen. Doch die Touris-

Chef Norbert Kettner, „vielmehr stehen

kann, ist derzeit von der Krise noch nicht

tiker, erdig und hemdsärmelig wie sie in

wir dieses mal vor dem Problem, dass sich

so betroffen. Für diejenigen aber, die be-

Österreich nun mal sind, lassen sich so

einfach nicht mehr jeder einen Urlaub

reits sparen müssen, wird die Situation

leicht nicht in Panik versetzen. Der Stim-

leisten kann.“ Parallel dazu macht sich

nicht besser durch mehr Werbung.“ Klingt

mungstenor: sorgsam, aber nicht sorgen-

aber offenbar so etwas wie ein „jetzt erst

irgendwie auch plausibel.

voll, sensibel und wachsam, aber sicher

recht“ breit. Nach dem Motto: Gegen

Dennoch. Lehrbuchmäßig setzt sich – ge-

nicht hysterisch. Ein bisschen Zeit bleibt

schlechte Stimmung hilft nur ein guter

nau jetzt – die Stadt Wien in Szene. Wien

ihnen ja noch. Denn laut Manfred Kohl von

Urlaub. Das dürfte allerdings erst ab ei-

Tourismus wählt aufgrund des drohenden

der Tourismusberatung Kohl & Partner

nem gewissen finanziellen Niveau gelten.

Gästeschwundes die Vorwärtsstrategie und

korreliert die Reisetätigkeit zwar durch-

„Skifahren hat sich noch nie jeder leisten

initiiert

aus eng mit den Entwicklungen an der

können“, wirft Wolfgang Breitfuss, Ge-

Das heißt: Zum gesamten Marketingbudget

Börse, „die Auswirkungen kommen in un-

schäftsführer des Tourismusverbandes

der Bundeshauptstadt von 17 Millionen

serem Geschäft aber meist um ein halbes

Saalbach-Hinterglemm, trocken ein.

Euro wurde für 2009 ein zusätzlicher Bro-

„Konjunktur-Impulspaket“.

cken von 1,5 Millionen Euro freigesetzt, der

Jahr zeitversetzt“. Das heißt: Die Krise

fotos TVB Saalbach-Hinterglemm (3)

ein

wird die Touristiker frühestens in der

„Denken nicht vergessen“

ausschließlich „zur Stabilisierung der Aus-

zweiten Winterhälfte bis Sommeranfang

Ein weiterer Verzögerungseffekt für die

lastung, des Preisniveaus und damit der Be-

erreichen, so die Prognose. Wermutstrop-

Tourismusindustrie: Der letzte Winter war

schäftigung in Wien“ dienen soll, heißt es.

fen: Auch der Aufschwung wird sich dann

ein Rekordwinter, das heißt, die finanziel-

Unter der Prämisse „Das Denken dabei

Zeit lassen. Doch was und wieviel an Gäs-

len Polster sind in aller Regel noch prall

nicht vergessen“ ist Wien-Tourismus-Chef

terückgang die Hotellerie- und Seilbahn-

gefüllt, die Werbebudgets entsprechend

Norbert Kettner beim Mitteleinsatz auf ab-

betriebe genau zu erwarten haben, das

vorhanden. „Das Geld, das wir jetzt zum

solute Effizienz fokussiert: Aufgrund des

wagt derzeit niemand genau zu sagen.

Trommeln zur Verfügung haben, wirkt an-

Fernreiseverzichts setzt Wien in der An-

Die gute Nachricht: Laut einer Studie von

tizyklisch verspätet“, rechnet Dr. Chris-

sprache von Gästen vermehrt auf die

GfK Austria wollen drei Viertel der Öster-

toph Eisinger, Managing Director des

Nahmärkte, aber auch auf die arabischen

reicher aufgrund des nahenden wirtschaft-

Salzburger

Ski

Länder – schließlich spiele das Geld in den

lichen Abschwungs keine Änderungen in

amadé, vor. Nämlich genau dann, wenn die

Erdölländern noch keine so große Rolle, so

ihren

Die

Rezession auch Österreichs Tourismus er-

Kettner. Weiters sollen 30 Prozent des Bud-

schlechte: Die 25 Prozent der Bevölke-

reichen wird. Das hat marketingtechni-

gets in Online-Marketing fließen. Warum?

rung, die den Gürtel jedoch offenbar en-

schen Bilderbuchcharakter. Denn von

„Weil

ger Schnallen müssen, verzichten deshalb

sämtlichen öffentlichen und organisierten

technik­affiner sind und gern via Internet

zwar noch lange nicht auf ihren Urlaub,

Stellen wird derzeit – nicht nur in der Tou-

buchen, weil sie kurzfristiger buchen und

machen aber bei diesem Abstriche, sei es,

rismusbranche – vor Marketingkürzun-

weil Online-Werbung ein Effizienz-Tracking

dass sie auf Fernreisen verzichten und lie-

gen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten

von eingesetzten Mitteln und daraus luk-

ber in Österreich bleiben, sei es, dass sie

gewarnt. So schreibt zum Beispiel die Ös-

rierten Nächtigungen erlaubt“, erklärt der

auf günstigere Quartiere umsteigen oder

terreich Werbung kürzlich in einem offe-

Tourismus-Chef. Die restlichen 70 Prozent

einfach nur während des Urlaubs die Aus-

nen Brief über die Einschätzung der Lage:

des Krisenpakets fließen übrigens ab März

gaben fester im Auge behalten.

„Ein zyklisches Vorgehen ist der falsche

in Außenwerbung. Und erstmals in einen

„Laut WTO stehen wir derzeit vor der

Weg, denn er verstärkt nur den Abwärts-

Image-TV-Spot. Tenor: „Bleibende Werte in

glücklichen Situation, dass die aktuelle

trend.“ Ein Argument dagegen liefert der

schwierigen Zeiten.“ Doch trotz dieser

Krise – anders als 9/11 oder SARS – auf die

Saalbacher Tourismuschef Breitfuss: „Die

Wirtschaftsinitiative will auch Kettner

tatsächliche Reiselust offenbar keinen

Gästeschicht, die die nötigen finanziellen

nicht „das eine oder andere Minus in man-

Einfluss hat“, beschreibt Wien-Tourismus-

Mittel für einen Winterurlaub aufbringen

chen Monaten 2009 ausschließen“.

Urlaubsplänen

vornehmen.

Regionenverbundes

Städtetouristen

grundsätzlich

BESTSELLER_29

Marketing Dezember_2008

Bitte keine Bocksprünge

tensiver bocksprungartiger Veränderun-

Was er braucht, sind Gäste – und mit ihnen

Doch was jetzt tun, um sich vor dem Ab-

gen, erhöhte Beratungsqualität – denn ge-

gilt es, in Kontakt zu treten“, so Mrazek.

schwung zu schützen beziehungsweise im

rade in sensiblen Zeiten wird besonderer

Und auch hier hat sich mittlerweile ein

reißenden Strom zumindest ressourcen-

Wert auf das Preis-Leistungs-Verhältnis

Wandel in der Branche vollzogen. Lange

schonend zu überleben? Die Experten-

gelegt – und forciertes Stammgästemarke-

Zeit galt es, dem Stamm an E-Mail-Adres-

Tipps sind mannigfaltig, doch durchwegs

ting – eine Neukundengewinnung ist nach

sen beizeiten einen Newsletter über die

sinnstiftend. Die Österreich Werbung zum

wie vor um vieles aufwendiger und teurer

News des eigenen Hauses zukommen zu

Beispiel warnt vor allem vor der „Dum-

als die Pflege von Vorhandenem – und „au-

lassen. „Das ist der falsche Ansatz“, wet-

pingfalle“: „Wer jetzt versucht, über güns-

ßerdem übernehmen Stammgäste gut und

tert der Tourismus-Web-Spezialist, „der

tigere Preise Kunden zu gewinnen, hat

gern BotschafterFunktionen“, ergänzt Be-

Newsletter ist tot.“ Es gehe nicht darum,

schlechte Karten, wenn die Krise vorüber

rater Kohl.

dem Gast etwas zu schicken, sobald die eigene Zeit es erlaubt. Es gehe darum, mit

ist.“ Schließlich habe man seine Qualität und den Preis dafür über Jahre hinweg

Advent-Marketing mit Hirn

dem Gast zu einem Zeitpunkt in Kontakt zu

mühsam

Tourismusberater

Ein besonderer Stellenwert kommt des-

treten, an dem ihm der Kontakt nützt. Das

Manfred Kohl ergänzt und geht sogar noch

halb in diesen Tagen dem Internet zu, dem

kann ein E-Mail sein, kurz vor dem Zeit-

einen Schritt weiter: „Ein dreiprozentiger

„eTourismus“. Immerhin ist das Web auf

punkt, als er im Vorjahr seine erste An-

Preisnachlass macht eine Reise nicht leist-

dem Weg, eines der wichtigsten Vertriebs-

frage gesendet hat. Das können aber auch

barer, aber eine nicht weitergegebene

schienen im Tourismus zu werden. Auf

E-Mails mit relevanten Infos für den be-

Preisindexerhöhung macht einen Betrieb

ebay.at wird mittlerweile alle 49 Sekunden

vorstehenden gebuchten Urlaub sein. ncm.

auch

Saalbach-Chef

eine Reise verkauft. Einer Umfrage von

at nennt das „Advent-Marketing“: Noch 18

Breitfuss sieht die Sache etwas pragmati-

Kohl & Partner zufolge laufen heute 64

Tage bis zu Ihrem Urlaub. Wir wollen Sie

scher: „Günstig und dafür gut gebucht ist

Prozent aller Anfragen über das Internet.

über die Veranstaltungen in unserem Ort

immer noch besser als allein in Schönheit

Vor fünf Jahren waren es noch 40 Prozent.

während Ihres Aufenthaltes informieren.

zu sterben.“ Vielerorts wird auch auf die

Im Jahr 2000 15 Prozent. Das Telefon als

Noch 11 Tage bis zu Ihrem Urlaub – wollen

Signalwirkung gesetzt und ein auffällig

Kontaktmedium wurde hier bereits vor

Sie ein Wellness-Angebot vorbestellen?

gutes, aber kontingentiertes Preis-Leis-

zwei Jahren überrundet, der Reisekatalog

Noch drei Tage bis zu Ihrem Urlaub – hier

tungs-Angebot als Lockvogel in den Vor-

ist auf dem absteigenden Ast. Das Ziel

ist die Wettervorhersage für die nächste

dergrund gestellt – was in wirtschaftlich

­lautet: „Aus Usern Gäste machen. Sonst

Woche. Da hüpft das Urlauberherz vor Vor-

schlechteren Zeiten durchaus einen beson-

nichts“, bringt Mike Mrazek , Geschäfts-

freude, „das ist E-Mail-Marketing mit Hirn-

deren Stellenwert bei den Gästen hat.

führer der Salzburger Online-Marketing-

schmalz“, wie es Mrazek zu sagen pflegt.

Weitere Empfehlungen der Stunde lauten:

Agentur ncm.at, die Sache auf den Punkt.

Worüber sich so manche Urlauber jedoch

Transparente Packages für den Gast, um

„Anfangs hieß es ‚Ich brauche eine Web-

offenbar mittlerweile nicht mehr so ganz

ihm Kalkulationssicherheit zu gewähren,

site‘, dann ‚Ich brauche Traffic‘, doch von

freuen, ist die zunehmende Internationali-

sanfte Konzeptanpassungen statt kostenin-

nichts von beidem kann ein Hotelier leben.

sierung der Gäste. So konnte es ein Deut-

aufgebaut.

nicht

rentabler.“

Obwohl die Prognosen für die Zukunft des Wintersports nicht so rosig sind, setzt der Tourismusverband Saalbach-Hinterglemm bis dahin nochmal alles auf eine Karte: Ski und Snow unlimited, so der Slogan. Après-Ski als Lockvogel ist ­Vergangenheit, zu schlecht war die mediale Berichterstattung zu diesem Thema.

scher jüngst nicht recht glauben, dass neben ihm in der Gondel viele Polen gesessen sind: Wie kann es sein, dass sich Gastarbeiter den selben Urlaub leisten können wie ich? Ihm dürfte entgangen sein, dass Osteuropäer mittlerweile eine bedeutende weil zahlungskräftige Klientel geworden sind. „Zudem ist Internationalität notwendig zur Auslastung“, erklärte ihm der Liftbetreiber ökonomisch. Schließlich sind die Liftkapazitäten in manchen Gebieten darauf ausgelegt, 100.000 Personen und mehr pro Stunde nach oben zu transportieren. Das lässt sich mit Deutschen allein nicht mehr bewerkstelligen. Dazu braucht es schon andere Gäste-Nationalitäten. Vor allem in Zeiten der Krise – zur Risikostreuung. Was in der Finanz- und Fondswirtschaft kräftig ignoriert wurde, gehört im Tourismus bereits seit Jahren zum Standardrepertoire. Schließlich sind derzeit Deutschland oder Frankreich in annähernd ähnlichem Maße von der Finanz-

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Befürchtete Folgen der schlechten Konsumlaune

Sorgen der Hoteliers Konsumrückgang der Gäste am Urlaubsort Rückgang der Gästezahlen Verteuerung der Kredite Schwierige Kreditvergabe Schwierigkeiten bei Bankgeschäften

Energieeffiziente Beschneiungs­anlagen, begrünte Speicherteiche oder solarbetriebene Lifte sind vor allem in Massenski­gebieten die Antwort auf den nahenden K ­ limawandel – und Balsamtropfen für öko­ logisch empfindsame ­Touristenseelen.

77 63 28 20 17

Angaben in Prozent Quelle: Market Institut, Oktober 2008 Bevorzugte Urlaube der Österreicher

Reisetypen Badeurlaub Städtereise Wellnessreise Familienurlaub All-Inclusive-Urlaub Aktivurlaub Nur-Flug-Reisen Romantikurlaub Kreuzfahrten Urlaub am Bauernhof Busreisen Studienreisen Singlereisen

58,0 48,7 35,5 34,4 28,5 20,3 14,1 13,2 11,3 9,0 6,7 6,2 4,8

Angaben in Prozent Quelle: Marketagent.com, Juli 2008 Genutzte Informationsquellen zur Reiseplanung

Urlaubsinformation Websites der Reisebüros/Veranstalter Reisekataloge Reisebüro Websites von Destinationen Reiseportale Freunde/Bekannte Hotelbewertungs-Websites Online-Foren Reiseberichte in Printmedien Reiseführer Reisesendungen im TV Reisemagazine Reisemessen Diavorträge

41,7 40,5 39,9 39,0 35,5 34,6 26,1 24,3 21,9 18,7 12,6 12,2 8,2 4,0

fotos TVB Saalbach-Hinterglemm, Ski amadé

Angaben in Prozent Quelle: Marketagent.com, Juli 2008

krise gebeutelt – und damit auch ihre Rei-

damit sichergestellt ist, dass dem Gast

der Dachmarke Ski amadé hat jedes Gebiet

senden. Andere Länder wie UK, USA und

nicht fad wird. Zum anderen, dass auch für

durchaus die Möglichkeit, sein eigenes

Fernländer sind wiederum vom Wert des

seine individuellen Bedürfnisse mit Sicher-

Ding zu machen – dann allerdings nicht mit

Euro abhängig. Und die Reisetätigkeiten

heit etwas dabei ist. Das Match der Super-

Ski amadé als Gallionsfigur, sondern im

in ost- und südosteuropäischen Ländern

lative hat längst begonnen. So präsentiert

Schlepptau.

hängen zum Teil gleich von ganz anderen

Tirol Werbung stolz die Brixener „Ski Welt“

Doch eines ist klar – nach derzeitigem

Parametern ab. Interessanterweise spre-

als das größte zusammenhängende Skige-

Stand der Dinge sind nur zwei Positionie-

chen einige Tourismusregionen von einem

biet Österreichs. Sollte die Vision des Zu-

rungen zukunftsweisend: große Gebiete

auffälligen Rückgang russischer Gäste.

sammenschlusses mit den Kitzbüheler Ski-

für den Massentourismus oder kleine pro-

Eine Interpretation dazu: Börsencrash der

gebieten irgendwann wahr werden, würde

filierte, spezialisierte Gebiete. Die Heraus-

Oligarchen?

daraus sogar das drittgrößte zusammen-

forderung, mit der sie jedoch alle konfron-

hängende Skigebiet der Welt. Doch welche

tiert sind, ist die Klimaerwärmung. Der

Keine Alternative zum Skifahren

Vorteile birgt so ein Zusammenschluss für

schneearme Winter vor zwei Jahren war

Was jedoch in Sachen Krisenprävention

die einzelne Region? Eisinger erklärt es:

eine Probe aufs Exempel. Die Experten

nach wie vor ein Thema zu sein scheint, ist:

„Mit einer Verbindung der Salzburger

der Universität für Bodenkultur in Wien

Size matters. Groß, größer, am größten.

­Sportwelt, Schladming-Dachstein, Gastein,

sind sich einig: 20 bis 25 Jahre wird in Ös-

Die flächen- und angebotsmäßige Opulenz

Hochkönig und Großarltal haben die ein-

terreich der Skisport noch möglich sein.

eines Skigebietes zieht einfach immer

zelnen Regionen überhaupt erst die Chance,

Danach ist mangels Schnee und Kälte

noch. Oder besser: immer mehr. „Größe in-

gemeinsam einen so starken Werbedruck

schluss. Rainer Ribing, Geschäftsführer

duziert Qualität und Vielfalt. Vielfalt indu-

auszuüben, um die Wahrnehmungsschwelle

der Tourismussparte in der Wirtschafts-

ziert Erlebnisdichte“, bringt es Ski-amadé-

zu durchbrechen.“ Doch trotz des gemein-

kammer Österreich, dazu: „Haben die

Chef Eisinger auf den Punkt. Zum einen,

samen Auftritts der fünf Regionen unter

­Wissenschaftler Recht, schauts sehr

BESTSELLER_31

Marketing

Maßnahmen in vergangenen Nachfragekrisen

Dezember_2008

Handlungsempfehlung • Einer soliden Leitidee folgen • Ein solider Businessplan • Härte bei den Kosten • Investitionen auf Notwendigkeit prüfen • Marketingreserven aufspüren • Motivation nach innen halten • Jammern zerstört die Gastlichkeit • Volle Konzentration aufs Internet • Keine Preissenkungen • Indexerhöhung trotz Krise • Beratungsqualität am Gast erhöhen • Stammgastmarketing forcieren • Konzeptanpassung statt -erneuerung

schlecht aus für uns. Haben sie nicht

Wandertrend bei Teens

Recht, schauts auch schlecht aus.“ Zu nah

Doch kommt in diesem Jammertal ein ge-

scheint plötzlich die Science-Fiction-Vi-

waltiger Trend dahergelaufen: Zukunfts-

sion der Marsbesiedelung als Ausweich-

forscher Matthias Horx nennt ihn „Neo

stätte für eine nicht mehr bewohnbare

Nature“, die Wiederentdeckung der Na-

Erde. „Immerhin kaufen die Malediven be-

tur, die Sehnsucht nach Entschleunigung,

reits Land auf, für den Fall, dass ihre In-

nach Erdung, zurück zum Ursprünglich-

seln überschwemmt werden“, so Ribing.

Authentischen, Offline gehen. Wirte die-

Natürlich wurden in den vergangenen Jah-

ses neuen Virus sind allen voran die viel-

ren immense Summen für Beschneiungs-

gepriesenen Lohas (Lifestyle of Health

anlagen, Speicherteiche und zur Erfüllung

and Sustainability) – ob sie jedoch auch in

entsprechende Sommerbegrünungs-Aufla-

wirtschaftlich anhaltend schwachen Zei-

„Die Menschen genießen beim Wandern

gen investiert. Doch auch Kunstschnee

ten Überlebenschancen haben, wird sich

und nutzen auch gerne unsere Bergbah-

funktioniert nur bei Minusgraden. Ergo:

erst weisen. Erste Mutanten davon will

nen im Sommer.“ Für die Branche eröff-

„Zum Skifahren gibt es im Winter keine

Horx bereits entdeckt haben, sei es der

net sich hier ein neues Betätigungsfeld:

Alternative“,

Saalbach-Verbands-

Gartentourismus in Niederösterreich, ent-

leichte Erlebnistouren mit Kindern, coole

chef Breitfuss trocken fest, „sonst hätten

sprechend dem Wein- und Gourmettouris-

Kletterparcours für Jugendliche, geführte

wir es für den sehr viel schwächeren Som-

mus, die Stadtflucht in die Schrebergärten

Themenwanderungen für Senioren.

mertourismus schon längst genutzt.“ Eine

der Grüngürtel oder auch ein neuer Wan-

Doch ohne fixfertig geschnürte, geführte,

Fackelwanderung, ein Wellnessangebot

derboom. Immerhin hat sich GEO vergan-

begleitete und vorgekaute Angebotspa-

oder eine Skihalle seien im Endeffekt nur

genes Jahr dazu hinreißen ­lassen, das oft

ckages rund um das Thema Berg, Erho-

ein „Witz“. Ein wenig Potenzial liegt noch

als

als

lung, Sport und Wellness scheint es nicht

in neuen Technologien, um die Beschnei-

Trendsportart auszurufen. Bestätigend

mehr zu gehen. Zu groß die Angst, plötz-

ung auch bei wärmeren Temperaturen zu

wirken die Zahlen des Österreichischen

lich dem Wald, der Wiese, dem Bach und

ermöglich, respektive die Kristallisation

Alpenvereins mit einem Zuwachs an unter

sich selbst zu begegnen. „Die Menschen

zu beschleunigen. Doch dann ist Schluss.

25-jährigen Mitgliedern von 25 Prozent.

haben den Zugang zur Natur verlernt. Via

Dann gilt es, die Bergwelt ohne Schnee zu

Vom Absatz von Flora, Fauna und essba-

Infotainment muss man sie nun wieder

inszenieren – wie im Sommertourismus

ren Wildpflanzenbüchern einmal ganz ab-

langsam bei der Hand hinführen“, so Ei-

bereits seit Jahren mehr oder weniger er-

gesehen. „Dieser Trend kommt uns natür-

singer.

folgreich versucht (immerhin bringt der

lich sehr entgegen“, meint Ski-amadé-Chef

Und genau hier liegt die Chance in der

Sommertourismus nur 20 Prozent der tou-

Eisinger, vor allem, weil Wandern heute

Krise: im USP unseres Landes – der

ristischen Wertschöpfung).

seinen Leistungscharakter abgelegt hätte:

Schönheit Österreichs.

stellt

bieder

verschriene

Wandern

Ohne fertig geschnürte Erlebnispackages geht heute nichts mehr – anstatt gottgegebene Bergwelten selbst zu entdecken, brauchen naturentfremdete Gäste eine Vielfalt an alpinem Info­ tainment als Handlungsanleitung für die Freizeit.

fotos TVB Saalbach-Hinterglemm (3)

Das Gegenstück zum Massen-Wintertourismus: Neo Nature, die neue Natursehnsucht von ­Lohas und Ökotouristen, beschert den Berg­regionen einen neuen Wanderboom. Erdung ist gefragt, die essbare Wildpflanze und die Kürbis-Sanddorn-Marmelade im 5-Stern-Hotel inklusive.

Quelle: Kohl & Partner Tourismusberatung

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Da sind sich Touristiker einig: Für das Skifahren gibt es keine Alternative. Sonst hätte man es für den viel schwächeren Sommertourismus schon längst adaptiert. Dort wird bereits alles ausgereizt, um die Bergwelt ohne Schnee zu inszenieren, vor allem im Bereich MTB und Wandern.