Auf der Walz: Gesellen auf Wanderschaft

Auf der Walz: Gesellen auf Wanderschaft Die meisten Menschen kannten um 1800 nur ihr kleines Dorf. Nur junge Männer konnten weiter herumkommen, zum...
Author: Martha Kappel
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Auf der Walz: Gesellen auf Wanderschaft Die meisten Menschen kannten um 1800 nur ihr kleines Dorf. Nur junge Männer konnten

weiter

herumkommen,

zum

Beispiel gingen sie als Handwerker auf die Wanderschaft, auch Walz genannt.

Auch heute begeben sich Gesellen noch auf die Walz. Zurzeit reisen etwa 600 bis 650 deutsche Gesellen durch die Welt. Wer auf Wanderschaft geht, darf keine Schulden und Kinder haben, muss die Lehre in einem Bauhandwerk wie Tischler oder Dachdecker abgeschlossen haben, unter 30 Jahre alt und ledig sein. Das schreibt noch heute der Schacht vor. Eine Gesellenvereinigung, die es schon im Mittelalter gab und dem der Wanderbursche angehören muss. Die Vereinigungen heißen etwa Rechtschaffene Fremde, Freiheitsschacht, Freie Vogtländer, Axt und Kelle oder Begegnungsschacht. Arbeitslosigkeit, bessere Berufschancen, offene Grenzen und nicht zuletzt Abenteuerlust geben der traditionellen Wanderschaft neuen Auftrieb. Sinn der Wanderschaft ist, Land, Leute und andere Arbeitsmethoden kennen zu lernen. Gesellen, die heimkehren, sind reich an Erfahrungen, charakterlich gefestigt und werde darum gerne eingestellt. Im Mittelalter war die Wanderschaft Voraussetzung, um Meister zu werden. Die Ziele werden wandernd oder trampend erreicht. Die Benutzung von Bus und Bahn ist verpönt und Handys sind bei Strafe verboten. Ihre Sprache ist rotwelsch. Eine Mischung aus jiddisch, Deutsch und Romani, die vom fahrenden Volk gesprochen wird, um sich anderen Mitgliedern kenntlich zu machen. Eindeutig zu erkennen sind Gesellen an der schwarzen Kluft mit Hut und geschwungenem Wanderstab. Die Form des Stabes entsteht durch spiralförmig eingewachsene Schlingpflanzen. Auch der Ohrring ist Symbol. Bevor es auf Reisen geht, wird das Ohrloch mit Hammer und Nagel

gestochen. Wer stiehlt, verliert seine Ehrbarkeit und den Ohrring. Früher wurde er dem Gesellen ausgerissen, der dann auf ewig als „Schlitzohr“ gekennzeichnet war.

Fragen zum Text: Welche Bedingungen muss ein Geselle erfüllen, wenn er auf Wanderschaft gehen will? Was ist der Sinn der Wanderschaft? Wieso werden Gesellen, die auf der Walz waren, eher eingestellt? Welche Vorschriften gibt es auf der Walz? Woran erkennst du einen wandernden Gesellen?

Die Sprache der wandernden Gesellen ist rotwelsch. Ein paar Wortbeispiele findest du unten. Leider sind die Bedeutungen durcheinander geraten.

Aufgabe: Finde zu jedem Wort die passende Bedeutung! Krauter

gepacktes Bündel

Tippelei

arbeiten

Büchs

Hose

Stenz

singen

Staude

Wanderstab

Charlie

Auto des Meisters

Deckel

Meister

Ehrbarkeit

kragenloses Hemd

Schniegeln

Wanderung

Krautomobil

Hut

schallern

eine Art Krawatte

Die Dampfkutsche von Richard Trevithick Richard Trevithick, ein britischer Erfinder und Maschinenbauer, war stets um die Verbesserung der Dampfmaschine seines Landsmanns James Watt bemüht. Zudem hatte er den Wunsch ein Fahrzeug zu bauen, das mit Hilfe von Dampfkraft fuhr. Dazu baute er im Jahr 1797 ein kleines Modellfahrzeug mit einem Dampfkessel und vier Jahre später eine Straßenlokomotive, Puffing Devil genannt. Sie konnte bereits Passagiere mit einer Geschwindigkeit von 8 km/h über hügeliges Gelände befördern. Die Straßenlokomotive konnte den Dampfdruck aber nur für kurze Zeit halten, so dass sie nur von geringem praktischen Nutzen war. Im

Jahre

1803

baute

Richard

Trevithick

schließlich

eine

richtige

Dampfkutsche. Das London Steam Carriage, so ihr Name, erregte die Aufmerksamkeit von Publikum und Presse. Trevithick unternahm mit diesem Wagen in London Probefahrten mit großem Erfolg.

Allerdings waren die Straßenverhältnisse ein Problem. Auf den gepflasterten Straßen in London ging es noch, aber auf unbefestigten Überlandstraßen war

die Dampfkutsche kaum zu gebrauchen. Immer wieder traten Schäden durch die Erschütterungen beim Fahren auf. Zudem war sie im Betrieb wesentlich teurer als eine gewöhnliche Pferdekutsche und konnte sich deshalb nicht durchsetzen. So wird der Wagen schließlich zerlegt, die Dampfmaschine leistete noch jahrzehntelang in einem Walzwerk ihre Arbeit.

Fragen zum Text:

1.

Welchen Wunsch hatte Richard Trevithick?

2.

Was war die Puffing Devil?

3.

Wann baute Trevithick seine Dampfkutsche?

4.

Wieso konnte sich die Dampfkutsche nicht durchsetzen?

Die Entwicklung der deutschen Eisenbahn Als die erste deutsche Dampflok „Adler“ am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth rollte, glaubte kaum jemand, dass sich die Eisenbahn als Verkehrsmittel durchsetzen würde. Kritiker behaupteten damals sogar, die Fahrt mit dem Zug wäre gesundheitsschädlich. Doch eben die angeblich krankmachende Geschwindigkeit war der Grund, warum sich das Bahnnetz in einem atemberaubenden Tempo entwickelte. Viel rasanter als in anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Russland oder Frankreich (siehe Tabelle): Jahr

Streckenlänge in km

1835

6

1837

20

1840

548

1850

6044

1860

11660

1885

40000

1910

61148

20 Jahre nach der Fahrt des „Adlers“ betrug die Reisegeschwindigkeit bereits 40 km/h und noch vor der Jahrhundertwende waren die Züge mit 100 km/h unterwegs. Weder Automobile noch Schiffe waren zu dieser Zeit ernsthafte Konkurrenten, da für diese Fahrzeuge geeignete Antriebsmaschinen fehlten.

Zunächst stand der Personenverkehr im Vordergrund, erst ab 1840 wurden Waren in speziell für den Gütertransport gebauten Wagen transportiert. Typisch deutsch: der erste Frachtbrief weist 2 Fässer Bier aus. Der Ausbau des Bahnnetzes wurde zu einer der wichtigsten Triebkräfte bei der Industrialisierung Deutschlands. Eisen und Stahl wurden in neuen Qualitäten und großen Mengen gebraucht und durch den Bahnbetrieb wuchs der Kohlebedarf. Der Bau von Tunneln, Brücken und Bahnhofshallen erforderte technische Meisterleistungen. Und auch die Nachrichtentechnik und die Elektrotechnik wurden vorangetrieben, denn die Menschen wollten zunehmend bequemer reisen. Die Bahn trug auch deshalb zum wirtschaftlichen Aufschwung bei, weil sie strukturschwache Gegenden mit Ballungszentren verband. Zudem waren die Tickets sehr günstig, so dass viele Arbeitskräfte überaus mobil waren – auch über

die

Grenzen

Deutschlands

hinaus.

So

entstanden

bis

1860

Schienenverbindungen nach Belgien, Österreich, Frankreich, in die Schweiz und die Niederlande sowie nach Russland.

Fragen zum Text: Erstelle ein Schaubild zur Entwicklung des Bahnnetzes in Deutschland. Wieso waren Automobile und Schiffe nicht konkurrenzfähig?

Warum gilt die Eisenbahn als eine wichtige Triebkraft für die Industrialisierung in Deutschland?

Schon gewusst? Gebaut wurde der Adler in der Lokomotivenfabrik Robert Stephenson in Newcastle (England), da es damals noch keine deutschen Lokomotivhersteller gab. Die Lok wurde in Einzelteilen nach Deutschland gebracht und hier wieder zusammengesetzt. Der Lokomotivführer wurde von Stephenson gleich mitgeliefert. William Wilson, so sein Name, verdiente als wichtigster Mann doppelt so viel wie der Direktor der deutschen Eisenbahngesellschaft.

Hier siehst du den „Adler“, die erste Eisenbahn Deutschlands von 1835 – nur leider durcheinander geraten. Aufgabe: Schneide die einzelnen Teile aus und setze sie wieder richtig zusammen. Dann klebe sie in dein Heft.

Die Rolle der Reichsbahn während des Nationalsozialismus Seit 1920 gab es die Reichsbahn, das erste gesamtstaatliche

und

einheitlich

verwaltete

Bahnunternehmen in Deutschland. Ab 1933 änderten sich die politischen Rahmenbedingungen für die Reichsbahn grundlegend. Das Unternehmen wurde nach

und

nach

von

den

Nationalsozialisten

vereinnahmt. Durch gezielte Entlassungen, massive Propaganda und Veränderungen in der Unternehmensstruktur wurde

die

Reichsbahn

Reichsbahn erhielt

"gleichgeschaltet“.

zusätzliche

Aufgaben.

Die Zum

Beispiel organisierte sie die kostengünstigen "Kraft durch Freude-Urlaubsfahrten“, unterstützte den Bau der Reichsautobahnen und übernahm die Logistik bei den Reichsparteitagen. Das Motto der Reichsbahn zu dieser Zeit lautete: „Auf Straßen und Schienen, dem Reiche wir dienen.“ Die Reichsbahn war auch unmittelbar am Zweiten Weltkrieg

und

an

Nationalsozialisten

den

Verbrechen

beteiligt.

Quer

der durch

Deutschland rollten Soldaten, Panzer, Munition und Versorgungsgüter über die Gleise. Mehrere Millionen

von

Menschen

wurden

auf

unmenschliche Weise mit Hilfe der Reichsbahn in die Konzentrationslager transportiert. Zwangsarbeiter mussten den Ausbau des Streckennetzes vorantreiben. Im Laufe des Krieges wurde die Reichsbahn mit ihren Anlagen, Lokomotiven, Waggons, Bahnhöfen und Brücken immer mehr zum Ziel der alliierten Luftangriffe. Die Züge transportierten gegen Ende des Krieges immer weniger Soldaten, aber immer mehr Flüchtlinge nach Westen. Nach Kriegsende lagen fast alle großen Bahnhöfe und wichtigen Brücken in Schutt und Asche. Auch die meisten Lokomotiven und Waggons waren zerstört.

Fragen zum Text: 1. Was ist wohl mit dem Begriff „Gleichschaltung“ gemeint? 2. Welche Aufgaben hatte die Reichsbahn? 3. Inwiefern war die Reichsbahn am Zweiten Weltkrieg beteiligt?

Zukunft der Bahn – Der Transrapid Seit Silvester 2002 ist die erste Transrapidstrecke in China eröffnet. In Deutschland wird noch über Sinn und Unsinn der Magnetschwebebahn diskutiert. Sie funktioniert anders als eine gewöhnliche Bahn. Sie hat keine Räder, Achsen, Getriebe oder Oberleitungen. Sie rollt nicht, sondern schwebt.

Anstelle von Rad und Schiene wie bei der Eisenbahn, bewegt bei der Magnetschwebebahn ein elektromagnetisches Trageund

Antriebssystem

den

Zug

vorwärts.

Die

Tragmagnete lassen den Transrapid schweben. Die Kraft, die den Transrapid vorwärtstreibt, steckt in den Vorschubmagneten. Sie sind entlang der Strecke in Dreierpäckchen angeordnet und werden im Wechsel geschaltet. Dadurch wandert das Magnetfeld auf der Strecke entlang und zieht den Wagen mit seinen Tragmagneten mit.

Die

hohe

Geschwindigkeit

des

Transrapid

erklärt

sich

durch

seinen

Schwebezustand. Da der Zug die Leitschiene nicht berührt, gibt es keine Reibung, die ihn abbremst. Dadurch wird auch Energie gespart. Der spezifische Energieverbrauch liegt unterhalb von 300 Stundenkilometern höher als beim ICE, da der Aufwand für den Schwebezustand so hoch ist. Bei Strecken über 100 Kilometern Länge und hohen Geschwindigkeiten sinkt der Energieverbrauch des Transrapid. Bis zu 500 Stundenkilometern kann er schnell schweben. Im Januar 1998 erreichte die japanische Magnetschwebebahn MLX01

die

Geschwindigkeit

von

550

Stundenkilometer – ein neuer Weltrekord. Die vorhandenen Schienen der Eisenbahn können für den Transrapid nicht genutzt werden. Er benötigt ein komplett neues Streckennetz. Deshalb ist die Magnetschwebebahn so teuer.

Der Transrapid gilt als sicheres Verkehrsmittel, da er über alle potentiellen Gefahren hinweg

schwebt.

Die

Straßen

und

Züge

befinden

sich

unterhalb

der

Transrapidstrecke. Zusammenstöße mit anderen Verkehrsmitteln und mit Tieren und Menschen sind kaum möglich. Dafür müssen die Trassen wie Brücken hoch gebaut werden. Ob das in unser Landschaftsbild passt – darüber streiten sich die Gemüter. Für die Sicherheit der Magnetschwebebahn spricht, dass die Trassen keine Kreuzungen haben. Die Waggons können dadurch nicht auf die falsche Bahn geraten. Ein Entgleisen scheint ebenfalls unmöglich, da das Fahrzeug die Schienen von unten umklammert. Diese Erfahrungen konnten allerdings bisher nur auf Teststrecken gesammelt werden. Finde Überschriften für die drei Abschnitte des Textes und trage sie in die Kästchen ein! Über Sinn und Unsinn des Transrapids wird noch heiß diskutiert. Dabei werden viele Vorteile, aber auch viele Nachteile genannt. Versuche die folgenden Aussagen in einer Tabelle zu ordnen: „Der Streckenbau ist aufwendig und teuer.“ „Ein eindeutiges Plus ist die hohe Geschwindigkeit (über 500km/h).“ „Der Transrapid ist absolut ungeeignet für Güterverkehr.“ „Diese Bahn ist bestens gegen Entgleisung geschützt.“ „Die Weichen sind aufwändig und teuer.“ „Die Lärmbelästigung ist wesentlich geringer.“ „Da während der Fahrt keine Reibung auftritt, gibt es auch keinen Verschleiß und keine Feinstaubbelastung.“ „Auf dem Fahrweg kann es witterungsbedingt zu Störungen kommen.“ „Der Transrapid ist die erste Wahl für längere Zugstrecken.“