SCHWERPUNKT: LOGISTIK

„Auf jedem Baum, der weg musste, hatte Gauß ein Kreidekreuz angebracht. Jetzt musste er ein zweites darübermalen, als Zeichen, dass die Genehmigung zum Fällen vorlag. (…) Dann würde er den Winkel zur Basislinie bestimmen können, und das Netz wäre um ein weiteres Dreieck vergrößert. So musste er sich Schritt für Schritt hinaufarbeiten, bis zur dänischen Grenze. Bald würde all das eine Kleinigkeit sein. Man würde in Ballons schweben und die Entfernungen auf magnetischen Skalen ablesen. (…) Aber ihm half das nicht, er musste es jetzt tun, mit Maßband, Sextant und Theodolit, in lehmigen Stiefeln. (…) Seine Nase juckte, eine Mücke hatte mitten hineingestochen. Er bemerkte, dass er schon wieder die Orientierung verloren hatte.“ Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Rowohlt, 2005; 304 Seiten; 19,90 Euro

Auf der Suche nach dem Holzweg Die Welt scheint vermessen – und doch gibt es weiße, besser: grüne Flecken. Der Wald war undurchdringliches Land. Bis jetzt.

Text: Sören Harms Foto: Julia Knop

• Was Lkw-Fahrer können: rückwärts fahren. Am 22. September 2008 stellt Marco Hellgrewe einen neuen Weltrekord im Lkw-Rückwärtsfahren auf. In der Lüneburger Heide legt er in fünfeinhalb Stunden 65 Kilometer zurück, und das ausschließlich via Blick in die Außenspiegel seines 25 Meter langen Sattelschleppers. Sie können aber auch anders. „Erst vorige Woche wollte hier einer Parkettholz für einen dänischen Betrieb holen“, sagt Thomas Kahn und zeigt Richtung Osterby. „Der hatte nur eine ungenaue Karte, ruft seinen Holzkäufer an, hört ,Die Stämme liegen hinten rechts im Wald‘, fährt in irgendeinen unbefestigten Weg und sackt prompt ein.“ Was Lkw-Fahrer nicht können: absteigen, ihr Gefährt aus dem Matsch hieven und umdrehen. „Der hing so schief im Graben, dass wir ihn mit zwei Treckern sichern mussten. Dann abladen, raus aus dem Graben, alles wieder aufladen – der hat den halben Tag verloren. Und wir sowieso.“ Thomas Kahn, 54, ist eigentlich ein gemütlicher Förster. Vielleicht wird einer so, der seinen Job ernst nimmt und den ganzen Tag lauschen darf, wie der Wald rauscht. Aber dieser Vorfall geht ihm doch nach: „Der Dussel fährt in einen falschen Weg, beruft sich auf die Auskunft seines Kollegen, der wieder auf uns. Das ist BRAND EINS 03/10

wie „Stille Post“. Und am Ende bleiben wir auf den Kosten sitzen.“ Ein Holzspediteur, besagt eine Studie, benötigt von drei Stunden, die er im Wald zubringt: 108 Minuten, um die Stämme aufzuladen. 16 Minuten, um danach wieder auf öffentliche Straßen zu gelangen. Und 56 Minuten, um überhaupt den Polter zu finden – so heißt der Sammelplatz für Langholz. Ein Navi wäre gut. Ein Navigator für den Wald. Denn: Deutschlands Karte hat viele grüne Flecken. Wer mit einem gewöhnlichen Straßenatlas im Wald unterwegs ist, mit Google Maps oder einem Tomtom, der fühlt sich bald verloren wie Livingstone im ostafrikanischen Dschungel. Ein Randproblem? Wir nutzen zwar Holz, vom Bett bis zum Parkett, machen uns aber kaum Gedanken, wo es herkommt. Dabei ist die Holz- und Forstwirtschaft in Deutschland 165 Milliarden Euro schwer und beschäftigt 1,2 Millionen Menschen. Um Dachstühle und Gartenhäuschen, Pellets und Kaminholz zu produzieren, muss sie 1,5 Millionen Lkw-Fuhren zwischen Wald und Sägewerk organisieren, Jahr für Jahr. Wege durch den deutschen Wald gibt es viele, doch welcher ist der richtige? Auf dem „holzwec“ befand man sich schon im 13. Jahrhundert: Mancher versuchte die Rückegassen, auf denen Pferde Feuerholz und Baumaterial aus dem Wald zogen, als 3 71

SCHWERPUNKT: LOGISTIK _WALD-VERMESSUNG

Abkürzung zu nutzen – und landete, statt auf dem „rechten wec“ zu bleiben, in einer Sackgasse. Wie ein Trucker ohne Navi. Heute verkaufen Landesvermessungsämter von jedem Winkel Deutschlands wunderbares Kartenwerk im Maßstab 1: 25 000 analog („TK25“) oder digital („DTK25“). Für jenes knappe Drittel der Bundesrepublik aber, das von Wald bedeckt ist, existiert noch immer kein einheitliches Routing-System. Bisher fiel kaum ins Gewicht, dass der deutsche Wald nicht navisiert ist. In der Vergangenheit brauchte ein Holzkutscher keine Karte. Er fuhr nur wenige Wälder an und kannte den Weg. Falls nicht, stieg der Förster zu und half. „Als würde der Filialleiter eines Supermarktes jeden Neukunden einzeln begrüßen und ihm zeigen, wo Honig und Sauerkraut stehen“, sagt Förster Kahn. Doch die Zeiten haben sich geändert. Viele kleine Sägewerke sind schon vom deutschen Markt verschwunden. Die drei Prozent Großbetriebe zersägen fast 72 Prozent der Bäume und haben ihre Einzugsgebiete ungeheuer ausgeweitet. „Da ist dann häufig Pustekuchen mit Ortskenntnis“, sagt Kahn. „Die Spediteure können sich ja nicht überall auskennen.“ Oder wissen, wann ein Weg derart aufgeweicht ist, dass ein Lkw steckenbliebe.

Welche Wege sind auf Karten verzichtbar? Längst lenken ortsfremde Fahrer ihre sperrigen Holztransporter unter Zeitdruck durch die Forsten – selbst bei Dunkelheit. Damit die Brummis nicht vom Weg abkommen wie das Rotkäppchen, soll es in Kürze „Navlog“ geben. „Ohne Umwege durch den Wald“– das hat sich die in Groß-Umstadt bei Darmstadt ansässige Gesellschaft für Navigations- und Logistikunterstützung in der Forst- und Holzwirtschaft mbH vorgenommen. Ihr Projekt erfasst die Waldwege in Deutschland, ordnet sie nach ihrer Befahrbarkeit und erstellt Software für mobile Endgeräte und das Internet. Noch im ersten Halbjahr 2010 soll eine Web-Version auf den Markt kommen. Schon zeigen Jäger Interesse und auch die Rettungsdienste: Wenn ein Waldarbeiter von einem umstürzenden Baum begraben wird, können Umwege fatale Folgen haben. „Navlog soll im Idealfall einen Transporteur so durch den Wald dirigieren, wie wir das auch machen würden“, sagt Förster Kahn. „Navlog will einen routing-fähigen Datensatz und lässt daraus eine online aktualisierbare, werbefreie und spezifisch eingefärbte Karte erstellen – also weit mehr als eine ,google map‘“, sagt Achim Wolf, Geschäftsführer der Firma Geoglis. „Navlog wird die jährlich 500 Millionen Euro Transportkosten in der Logistikkette Forst–Holz verringern und so zur Wertschöpfung beitragen“, sagt Sonja Schnitzler von der Navlog GmbH. Jeder Festmeter Holz könnte 25 Cent billiger sein, wenn die Transporter direkt zum Ziel geführt werden. Doch der Weg dahin ist keine Autobahn. Eine Endmoränenlandschaft in Schleswig-Holstein. Auf einer Schotterpiste umkurvt ein Kombi 200-jährige Buchen. Die leichte Wölbung der Fahrbahn und Spitzrinnen zu beiden Rändern lassen 72

Holzlastzug am Lagerplatz; Vorige Seite: Wege-Klassifizierer Christoph Rabeler

Norddeutschlands Regenfluten abfließen, ohne dass diese sich ins Schotterbett hineinfressen. Ein Bilderbuchwaldweg, ideal für Holztransporte. „Bitte da vorne rechts.“ Der Zeigefinger von Förster Kahn weist auf einen Abzweig, und Christoph Rabeler lenkt ein. So erfährt er sich das Wegenetz im Hüttener Forst, Kreis RendsburgEckernförde. So waldmoosgrün wie Rabelers Pulli und Schlips ist auch sein Dienstwagen, die Türen ziert ein Buchenblatt: das Logo der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Rabeler, 63, ist einer der drei ministeriell Beauftragten, die alle Waldwege im nördlichsten Bundesland klassifizieren. Erst besucht er die neun staatlichen Förstereien, die zwischen Nord-OstseeKanal und dänischer Grenze liegen; anschließend berät er auch die Kollegen in den Privatwäldern. Die Landesforsten, erst 2008 von einer Landesverwaltung zu einer Anstalt öffentlichen Rechts umformiert, verstehen sich als „modernes Forstunternehmen“ mit 50 000 Hektar Wald. „Bei uns wird mittlerweile mit jedem Euro gerechnet“, sagt Christoph Rabeler. „Mit jedem Cent“, korrigiert der Förster Kahn. „Schleswig-Holstein steht eben in Konkurrenz zum Weltmarkt“, sagt Rabeler. Eine schnell wachsende Kiefernart aus Südamerika, die pinus radiata, sei trotz des langen Transportweges immer noch um einige Euro billiger als einheimisches Holz. Doch hierzulande ist Transport ein Kostenfaktor, und so rollt auch die BRAND EINS 03/10

SCHWERPUNKT: LOGISTIK

Logistik der Branche auf den Prüfstand. In seinem Ex-Revier drüben an der Nordsee konnte Rabeler die Wege noch auswendig einordnen, „da kenne ich jeden Baum und jeden Pfad“. Mit den Kollegen aber fährt er umher und klopft die Navlog-Kriterien ab: Ist ein Weg durchgängig mindestens drei Meter breit, befestigt und auch im Winter befahrbar? Gibt es zu enge Kurven oder zu steile Anstiege für Lkw? Wo liegen Brücken, Höhenbeschränkungen, Anschlüsse ans öffentliche Straßennetz? „Das alles trage ich hier in die Karte ein und markiere die Güte der Wege mit Farben“, erklärt Rabeler. Viel Detailarbeit. Denn zusätzlich klärt Rabeler auch gleich eine betriebsinterne Frage der Landesforsten: Welche Wege können stillgelegt werden? „Im Schnitt kostet ein Waldweg wie hier, wenn man ihn neu baut, 50 Euro je Meter. Die Pflege macht dann noch einmal 50 Cent pro Jahr und Meter“, sagt Rabeler. „Um Wegekosten zu sparen, sagt die Zentrale in Neumünster, sollten für jeden Hektar Wald 10 bis 20 Meter Standard-Lkw-Weg genügen. Und den hier“, er stoppt den Wagen, „den brauchst du nicht, Thomas. Der geht ja nur an Moor, Wiesen und Naturwald vorbei.“ Die Abzweigung dagegen schlägt einen Bogen dorthin, wo Geld zu machen ist: vorbei an alten Eichen. Navlog soll nicht nur die kürzeste Route ausrechnen, sondern auch vorgeben, wo künftig die Holzlaster fahren. „Betriebliche

Jeden Waldweg von Hand digitalisiert: Geoglis-Chef Achim Wolf

Lenkungsfunktion“ nennen das die Fachleute. Auch kurzfristig können Förster und Waldbesitzer online ihre Straßen sperren – etwa, wenn die nach einem Sturm unbefahrbar sind. Rabeler stuft den Abschnitt herunter: Künftig wird der also kaum ausgebessert und nur notfalls von Lkw genutzt. So markiert Rabeler es in der Karte, rollt sie zusammen und schickt sie nach Neumünster. Dort werden sie von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten überprüft. Und landen schließlich in einem lichten Büro in Eckernförde.

Kilometergeld auch fürs Programmieren Jeden Tag, wenn der Postbote kommt, bringt er derzeit ein Stück Wald an die Ostsee: aus Niedersachsen und Bayern, aus Hessen und aus dem waldarmen Schleswig-Holstein. Nicht weil die Pappkartons mit dem Adressaufkleber „Geoglis oHG, Marienthaler Straße 17, 24340 Eckernförde“ aus dem Zellstoff von Bäumen gefertigt wurden. Nein, darin befindet sich wieder eine weitere Waldwegekarte im Maßstab 1: 25 000. Seit Monaten georeferenziert die Firma jene Wege, die Rabeler und seine Kollegen markiert haben. Man muss das gesehen haben, um die Handarbeit dahinter zu begreifen. Eine Studentin überträgt gerade das hessische Forstamt Wolfhagen. Auf dem Papier durchschneidet die A44 als gelber Streifen das Waldgebiet. Ein Förster hat in Blau und Rot Waldwegelinien nachgezogen: „Standard-Lkw-Weg“ und „Sonstige Lkw-Wege“. Sie schaut vom Papier zum Bildschirm, klickt durch den Habichtswald, schaut zurück, färbt einen braunen Wegabschnitt blau und speichert die Eingabe. Sie greift online auf das Geoinformationssystem (GIS) des Auftraggebers Intergraph zu. Vorteil eines solchen „Web-GIS“: Nicht jeder Rechner muss die Software herunterladen – es reicht ein Benutzerkonto mit Passwort. Falls alle ihre Daten auf dem Laufenden halten, gibt es nichts Aktuelleres auf dem Daten- und Kartenmarkt als Web-GIS-Anwendungen. Bis zu 15 000 Anmelder, verspricht die Navlog GmbH, könnten die Anwendung gleichzeitig online nutzen – und eine routing-fähige Zusatz-Software soll auch gewöhnliche Navigationsgeräte dafür aufrüsten. „Wir fassen wirklich jeden Weg an“, sagt Geoglis-Geschäftsführer Achim Wolf, 58, dessen kleine Firma Kunden in Sachen Geoinformation berät und Internet-Karten programmiert. Seit 1996 digitalisieren sie Netzpläne von Wasser- und Energieversorgern, georeferenzieren Biotope, veredeln Bebauungspläne. Das Problem diesmal: Geoglis wird von seinem Auftraggeber Intergraph nach digitalisierten Kilometern bezahlt. Falls aber ein Förster eine Strecke nicht markiert, erhält Geoglis kein Honorar dafür. Für Niedersachsen hatte Wolf mit 24 000 Kilometern gerechnet – jetzt wird die Strecke nur halb so lang, weil die Landesforsten nur die beste Wegeklasse markiert haben. Zudem gilt auch in der digitalen Logistik die Formel Zeit = Geld: Wenn 3 73

Dienstleister wie Geoglis die Vorgabe erhalten, pro Stunde 20 Kilometer Waldweg zu erfassen, sollte am anderen Online-Ende der Server nicht zusammenbrechen. „Mittlerweile können wir die Vorgabe gut einhalten“, sagt Achim Wolf. Alte Hasen wie Rabeler fahren das Waldwegenetz auf papiernen Karten nach; studentische Hilfskräfte digitalisieren es. Diese Generation ist aufgewachsen mit Geoinformationssystemen. Der Blick aus dem Himmel ist, fast wie Romanautor Kehlmann seinen kauzigen Gauß spekulieren lässt, Realität geworden – nicht aus dem Fesselballon, sondern per Satellit, Internet und GPS-Daten. Die digitalen Karten sind jedoch keine nette Geste staatlicher oder kommunaler Verwaltungen. Es geht, natürlich, um Geld. Geoglis vermisst die Welt nicht selbst. Die Firma muss die Datensätze für ihre Karten kaufen, und zwar beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) in Frankfurt am Main. Was kosten die Daten Schleswig-Holsteins? Achim Wolf zögert nicht: „Das Land hat rund 15 800 Quadratkilometer – das sind etwas weniger als 8000 Euro.“ Die Bundesrepublik gibt es bei Geoglis für 180 000 Euro – ohne Gebäude; mit Immobilien kostet sie 267 000 Euro. Aber nur, wenn man wie Geoglis die Karte aufhübscht, mit Zusatzinformationen versieht, weiterverkauft. Denn dann kassiert das BKG als Teilrechte-Inhaber nochmals mit. Zahlreiche Immobilienverwaltungen motzen ihre Exposés mit solchen Luftbildern auf; auch Geoglis erarbeitet Karten für die Deutsche Annington oder Engel & Völkers. Andere Dienste wie www.vesseltracker.com bieten Kunden, Reedern und Piraten einen Überblick, wo auf welchem Weltmeer sich ein Schiff gerade befindet. Und wer mit Google oder einem Routenplaner schnell, einfach und kostenfrei Orientierung sucht, dem präsentieren die Kartenanbieter zum gewünschten Ziel gleich Werbung und die passende Freizeitumgebung. Es mausklickt, es summt, und gelegentlich rollt jemand eine Karte hörbar zusammen. In einem Regal in der Ecke stapeln sich Dutzende Kartons. Auf einem hat jemand per Hand „HE – Reinhardshagen / Janine“ notiert. Demnächst digitalisiert die junge Frau noch ein Stückchen Hessen. Neben dem Regal stehen zwei weiße Metalleimer voller Papierrollen. Niedersachsen ist fertig bearbeitet. Das Netz verdichtet sich.

Zeit gespart, Umwelt und Nerven geschont Sonja Schnitzler steht auf Karten; beruflich sowieso, an diesem Tag aber auch mit beiden Beinen: Den Boden des Pavillons P33 auf dem Messegelände Hannover, in dem Schnitzler das NavlogProjekt vorstellt, bedeckt eine Karte vom Vorharz. Die hat sie anlässlich der Ligna 2009, der Weltmesse für die Forst- und Holzwirtschaft, kurz zuvor eigenhändig ausgelegt. Jetzt also steht sie darauf. Zwei Jungs machen ihr das Messedauerlächeln leicht: Nur knapp lugen sie über die Kante des Tisches, an dem Schnitzler präsentiert, und beäugen einen elekBRAND EINS 03/10

Muss keine Lkw mehr durch den Wald lotsen: Förster Thomas Kahn

trischen Spielzeug-Lkw. Wie auf Gleisen gleitet er über eine Waldkarte. „Der will Holz holen“, sagt die Forstwirtin. Vor einem riesigen Sackgassenschild bleibt der Lastzug stehen. „Und hier darf er nicht hinein, sonst steckt er fest.“ Die Botschaft kommt an: Mit Routing-System ist der direkte Weg zum Holz einfach. Wäre ein Wald immer so leicht durchfahrbar wie auf der Ligna, verirrten sich Lkw-Fahrer nie mehr. „Das Modell soll zeigen, wie Navlog hilft, Umwege zu vermeiden“, sagt Schnitzler. „Wie viele Waldwege es in Deutschland gibt, wissen wir genau, wenn alle Waldbesitzer ihr Streckennetz eingetragen haben. Wir schätzen: ungefähr 500 000 Kilometer. Da kann es schnell mal zu Fehlfahrten kommen.“ Das bedeutet: für den Kunden und den Spediteur wertvolle Zeit, Personal- und Spritkosten, Umweltbelastung, Abnutzung der Wege. Mit Navlog wird der Transport einfacher. Weshalb sich eine Handvoll Holzhändler in die GmbH eingebracht haben. 83 000 Besucher aus 90 Ländern: ein erfreuliches Ergebnis für die Messeleitung. Zwischen Pelletbrennkesseln, Möbelwerkstoffen und Motorsäge-Wettbewerben ist der Navlog-Stand gut besucht. Sonja Schnitzler ist zufrieden mit dem Interesse des Fachpublikums. Dabei ist die Software noch gar nicht zu kaufen. Doch von 2010 an werden Lkw-Fahrer ernten, was der Mathematiker Gauß vor fast 200 Jahren gesät hat. Der war jahrelang in der norddeutschen Tiefebene unterwegs, hatte das Königreich Hannover vermessen. Und am Ende, so beschreibt es BestsellerAutor Kehlmann, „verirrte er sich nicht mehr“.

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