Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2017

Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2017 - Integrationen und Integrationsfortschritte - Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm Jobcenter Berlin...
Author: Kilian Kaufman
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Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2017

- Integrationen und Integrationsfortschritte -

Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm

Jobcenter Berlin Mitte

Inhalt Präambel ........................................................................................................................ 3 Profil des Jobcenters Berlin Mitte .................................................................................... 3 Lokaler Arbeits- und Ausbildungsmarkt ................................................................... 3 Kundenstruktur ........................................................................................................ 4 Kooperation mit Netzwerkpartnern .......................................................................... 6 Ziele ................................................................................................................................ 7 Bundeseinheitliche Ziele ......................................................................................... 7 Berliner Ziele ........................................................................................................... 7 Lokale bezirkliche Ziele ........................................................................................... 8 Handlungsfelder .............................................................................................................10 Verbesserung der Integrationserfolge Erwerbsloser ...............................................10 4.1.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................10

4.1.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................11

Reduzierung des Langzeitbezuges ........................................................................12 4.2.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................12

4.2.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................12

Abbau von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit ....................................................................13 4.3.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................13

4.3.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................13

Verbesserung der Eingliederungschancen von jungen Menschen ..........................14 4.4.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................14

4.4.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................14

Verbesserung der Eingliederungschancen von Schwerbehinderten und Rehabilitanden .................................................................................................................15 4.5.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................15

4.5.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................16

Betreuung von Selbstständigen ..............................................................................16 4.6.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................16

4.6.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................16

Unterstützung und Integration sonstiger Zielgruppen .............................................17 4.7.1

Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten ..................17

4.7.2

Unterstützung der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter ..................................18

Finanzielle Ressourcen - Investitionen der aktiven Arbeitsmarktförderung .....................18

Stand: 13.01.2017

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Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm

Jobcenter Berlin Mitte

Präambel Das vorliegende Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm fasst die geschäftspolitischen Zielsetzungen für das Jahr 2017 im Jobcenter Berlin Mitte zusammen. Geprägt von einer Kontinuität baut es als Fortschreibung auf den Arbeitsmarkt- und Integrationsprogrammen der letzten Jahre auf. Grundlage für die geschäftspolitische Ausrichtung ist eine umfassende Analyse des Kundenpotenzials sowie des lokalen Arbeits- und Ausbildungsmarktes. Das Jobcenter Berlin Mitte betreut einen heterogenen Kundenkreis mit unterschiedlichen Handlungsbedarfen dar. Die Ergebnisse der Analyse bilden die Basis für die Festlegung thematischer und geschäftspolitischer Handlungsfelder. Zentrale Ziele sind hierbei die Beendigung oder Verringerung der Hilfebedürftigkeit, die Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit sowie die Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug und Langzeitarbeitslosigkeit. Alle Aktivitäten sind auf das Erzielen von Integrationen und Integrationsfortschritten gerichtet und bilden damit den Rahmen der strategischen Ausrichtung. Ein wichtiges Thema ist hierbei der „aktive Kunde“. Jede Kundin und jeder Kunde wird auf ihrem bzw. seinem Weg in den ersten Arbeitsmarkt intensiv begleitet und nach ihren bzw. seinen individuellen Möglichkeiten aktiviert und in die Verantwortung genommen. Dieses Prinzip wird durch die Umsetzung kreativer Ideen, welche im Rahmen unterschiedlicher Projekte realisiert werden, aufgegriffen. Die Integration von asylsuchenden Menschen aus vom Bürgerkrieg geprägten Ländern bleibt auch in 2017 eine besondere Herausforderung. Ziel ist es, diese Menschen vor allem durch den Erwerb der deutschen Sprache und Anerkennung beruflicher Qualifikationen zu unterstützen und möglichst rasch dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Daneben sind die Senkung der Jugendarbeitslosigkeit und nicht zuletzt die Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bedeutende geschäftspolitische Themenfelder. Die Aktivierung von Jugendlichen mit Berufsabschluss bei gleichzeitiger Vermittlung von Schülerinnen und Schüler in eine (betriebliche) Berufsausbildung gilt als Schwerpunkt im Bereich U25. Die Integration von Migrantinnen und Migranten, die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie die Sicherung der Teilhabechancen von Menschen mit Behinderung finden sich als durchgängiges Prinzip im Jobcenter Berlin Mitte wieder. In Anlehnung an die Schwerpunkte des gemeinsamen Rahmen-Arbeitsmarktprogramms des Landes Berlin und der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit wurden geeignete Maßnahmen und Aktivitäten erarbeitet oder es werden bereits vorhandene und bewährte Projekte weitergeführt. Ein wesentlicher Aspekt in der Arbeit mit den zu betreuenden Kundinnen und Kunden an den verschiedenen Handlungsfeldern ist die Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren im Bezirk. Das Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2017 dient der Information der Beteiligten des lokalen Arbeitsmarktes, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der unterjährigen Steuerung.

Profil des Jobcenters Berlin Mitte Lokaler Arbeits- und Ausbildungsmarkt1 Auch für 2017 wird nach aktuellen IAB-Prognosen ein Beschäftigungsaufschwung erwartet. Die Konjunktur ist trotz weltwirtschaftlicher Risiken aufwärts gerichtet. Das BIP soll um 1,3%

1

vgl. IAB-Kurzbericht 20/2016

Stand: 13.01.2017

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Jobcenter Berlin Mitte

und die Anzahl der Erwerbstätigen im gesamten Bundesgebiet um 480 Tsd. auf 44 Mio. steigen. Daran anknüpfend steigt auch die Beschäftigungsquote im Bezirk Berlin Mitte weiter (Steigerung um 53% seit 2015). Die Anzahl aller Arbeitslosen soll um 72 Tsd. auf 2,6 Mio. weiter rückgängig sein, für den Rechtskreis SGB II wird eine Senkung um 80 Tsd. auf insgesamt 1,79 Mio. prognostiziert. Ab dem 01.01.2017 werden Personen, die ergänzend zum Arbeitslosengeld auch Arbeitslosengeld II beziehen, vermittlerisch von der Agentur für Arbeit betreut. In der Folge verschiebt sich die Zahl der Arbeitslosen ab 01.01.2017 um ca. 60.000 aus dem Rechtskreis SGB II in den Rechtskreis SGB III. Ausgehend von der Bestandszahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeichnen sich für Berlin die folgenden TOP 5 Berufe ab:

Abbildung 1: TOP 5 Berufe in Berlin (Quelle: Marktanalyse regional, Stand Juni 2016)

Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in Berlin soll im Jahr 2017 durch die Allianz für Ausbildung weiter gesteigert werden. Die Zahl der angebotenen betrieblichen Ausbildungsstellen wird sich gegenüber dem Vorjahr um etwa 5.500 erhöhen. Die Zahl der Schulentlassenen steigt 2017 (um rd. 700 auf 10.807) und ist damit wieder fast auf dem Niveau von 2015. In der Berliner Ausbildungslandschaft sind umfangreiche schulische Ausbildungs- und Übergangsangebote vorhanden, so dass sich die duale Berufsausbildung weiterhin stärker in Partnerschaft mit Berliner Politik, der Wirtschaft und Öffentlichkeit bei den Jugendlichen mit einem hohen Image und sicherer Zukunftsperspektive positiv hervorheben muss. Kundenstruktur2 Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich eine rückläufige Entwicklung bei der Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigen (eLb) und damit auch bei der Anzahl Arbeitsloser im Jobcenter Berlin Mitte. Bestand Alo Gesamt

Bestand eLb IST

VJ 57.742

Ist/ Ist abs. 59.214

-1.472

Ist/ Ist in % -2,5

IST

VJ 18.862

Ist/ Ist abs. 20.536

-1.674

Ist/ Ist in % -8,2

Die in den Vorjahren gesetzten geschäftspolitischen Schwerpunkte und daraus abgeleitete Aktivitäten bei der gezielten Betreuung und Unterstützung von besonderen Zielgruppen haben sich bewährt, was man aus den ebenfalls rückläufigen Bestandszahlen schlussfolgern kann. 2

Grundlage für die nachfolgenden statistischen Auswertungen bilden die Werte aus S2S-Cockpit (Stand: August 2016) und aus der Arbeitsmarktstatistik (Stand: August 2016) Stand: 13.01.2017

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Jobcenter Berlin Mitte

Bestand LZA Gesamt IST

Bestand LZB gesamt

VJ

Ist/ Ist abs.

6.293

7.207

Ist/ Ist in %

-914

IST

VJ

-12,7

Ist/ Ist abs.

41.584

42.376

Ist/ Ist in %

-792

-1,9

Bestand eLb SB IST

VJ

Ist/ Ist abs.

2.384

2.440

Ist/ Ist in %

-56

-2,3

Auch im Bereich der unter 25-Jährigen zeigt sich der positive Trend rückläufiger Bestandsentwicklung: Bestand eLb U25 IST

Bestand Alo U25

VJ 10.396

Ist/ Ist abs. 10.661

Ist/ Ist in %

-265

IST

-2,5

Ist/ Ist abs.

1.561

Bestand LZA U25 IST

VJ 1.632

Ist/ Ist in %

-71

-4,4

Bestand LZB U25

VJ

Ist/ Ist abs.

202

205

Ist/ Ist in %

-3

IST

VJ

-1,5

Ist/ Ist abs.

5.332

5.467

Ist/ Ist in %

-135

-2,5

Die Unterstützung der Kundengruppe von geflüchteten Menschen wird die Arbeit und Prozesse des Jobcenters auch in 2017 spürbar beeinflussen. Die Zahl der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist zwar gesunken. Dagegen ist aber weiterhin von einer steigenden Anzahl von geflüchteten Menschen auszugehen. Ersten Prognosen des BAMF zufolge wird allein für das Jobcenter Berlin Mitte in 2017 ein Bestand von rund 8.000 erwartet. Bestand eLb Ausländer IST

VJ 25.928

Bestand Alo Ausländer Ist/ Ist abs.

26.483

IST

Ist/ Ist in %

-555

VJ

-2,1

Ist/ Ist abs.

8.049

8.502

Ist/ Ist in %

-453

-5,3

Bestand FLUE U25 IST

davon alo 948

in %

150

15,8

Für die Planung der einzelnen arbeitsmarktpolitischen Instrumente ist neben statistischen Strukturmerkmalen wie bspw. Langzeitleistungsbezug und Langzeitarbeitslosigkeit die qualitative Kundendifferenzierung nach Profillagen, dem Bildungsniveau sowie beruflicher Qualifizierung maßgeblich. Anteil Profillagen an eLb Gesamt Anteil an gesamt

IST Gesamt

58.101

Anteil an gesamt

VJ 59.592

Ist/ Ist abs.

Ist/ Ist in %

-1.491

-2,5

Integrationsnahe

6.241

10,7

7.133

12,0

-892

-12,5

Komplexe Profillagen

34.690

59,7

34.666

58,2

24

0,1

Stand: 13.01.2017

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Jobcenter Berlin Mitte

Anteil Berufsabschlüsse an eLb Gesamt Anteil an gesamt

IST Gesamt

Anteil an gesamt

VJ

58.101

Ist/ Ist abs.

59.592

Ist/ Ist in %

-1.491

-2,5

Ohne Berufsabschluss

41.971

72,2

42.754

71,7

-783

-1,8

Berufsabschluss

10.471

18,0

11.155

18,7

-684

-6,1

Akademischer Abschluss

4.283

7,4

4.306

7,2

-23

-0,5

Anteil Schulabschlüsse an eLb Gesamt Anteil an gesamt

IST Gesamt

Anteil an gesamt

VJ

58.101

Ist/ Ist abs.

59.592

Ist/ Ist in %

-1.491

-2,5

Ohne Schulabschluss

12.673

21,8

13.149

22,1

-476

-3,6

Hauptschulabschluss

14.554

25,0

15.562

26,1

-1.008

-6,5

Mittlere Reife

9.648

16,6

10.356

17,4

-708

-6,8

Fachhochschulreife

2.686

4,6

2.738

4,6

-52

-1,9

Hochschulabschluss

4.283

7,4

4.306

7,2

-23

-0,5

Kooperation mit Netzwerkpartnern Es besteht bereits seit mehreren Jahren eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren, welche die Arbeit für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters fördert. Es ist dabei das Anliegen des Jobcenters Berlin Mitte, die Kompetenzen von Netzwerkpartnern gezielt zu nutzen sowie neue und alte Partner zu aktivieren, um einen konkreten Beitrag zu den gemeinsamen Zielen zu leisten. Kooperationspartner des Jobcenters Berlin Mitte sind u.a.: - das Bezirksamt Mitte von Berlin, - die bezirklichen Sozialraumprojekte, - die Bürgerplattform Wedding/Moabit, - die Jugendämter, - die Handwerkskammer Berlin, - die Industrie- und Handelskammer Berlin, - der Job Point, - freie Träger, die flankierende Leistungen anbieten. Es stehen außerdem folgende Landesprogramme zur Verfügung, die die Integrationsfachkräfte des Jobcenters ergänzend einsetzen können: - Das Programm „Berliner Jobcoaching“ bietet Coaching- und Qualifizierungsangebote mit dem Ziel, Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen dauerhaft in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Diese Angebote richten sich in erster Linie an Personen, die Beschäftigungsmaßnahmen wie Arbeitsgelegenheiten (AGH) und Förderung von Arbeitsverhältnissen in der öffentlich geförderten Beschäftigungsvariante bei gemeinwohlorientierten Trägern (FAV) wahrnehmen. - Das Qualifizierungsangebot „Qualifizierung für Beschäftigung“ (QfB) richtet sich an Teilnehmende in Maßnahmen der Beschäftigungsförderung sowie auch an Nichtleistungsempfangende. Bei „Qualifizierung vor Beschäftigung“ (QvB) münden benachteiligte Arbeitslose in berufliche Bildungsmaßnahmen ein. Junge Erwachsene können dabei insbesondere an Maßnahmen zum Nachholen des Mittleren Schulabschlusses (MSA) teilnehmen. QfB und QvB ergänzen die Bildungsinhalte von FbW sinnvoll. Stand: 13.01.2017

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Jobcenter Berlin Mitte

Der Landeszuschuss für kleine und mittlere Unternehmen ist eine Förderung für Berliner Arbeitgeber, die neue Beschäftigungsverhältnisse begründen. Als Zielgruppe werden insbesondere Beschäftigte, die ergänzende Leistungen zum Lebensunterhalt erhalten (z.B. Minijobber und –jobberinnen und Teilnehmende von Qualifizierungsmaßnahmen), gefördert.

Ziele Bundeseinheitliche Ziele Der Vorstandsbrief der Bundesagentur für Arbeit vom 29.08.2016 zur Planung und Steuerung 2017 für die gemeinsamen Einrichtungen der Grundsicherung beschreibt die strategische Ausrichtung für den Bereich der Grundsicherung, die sich in einem Zielsystem und den dazugehörigen geschäftspolitischen Handlungsfeldern konkretisiert. Das Zielsystem der Grundsicherung besteht für das Jahr 2017 unverändert fort. In Ableitung aus § 1 SGB II i.V.m. § 48a SGB II sind für die Zielvereinbarungen nach § 48b SGB II im Aufgabenbereich der Bundesagentur für Arbeit folgende Steuerungsziele mit den dazugehörigen Zielindikatoren maßgeblich:

In der Zielplanung 2017 werden zwei Ziele für das gesamte Bundesgebiet zentral vereinbart. 1. Integrationsquote zur Abbildung der Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit 2. Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug Für das Jobcenter Berlin Mitte ergeben sich für das Jahr 2017 folgende Zielwerte: Steigerung zum VJ Integrationen LZB

+3,1 % -1,9 %

Berliner Ziele Die Zielsetzungen und strategischen Handlungsschwerpunkte der Arbeit in den Berliner Jobcentern sind weiterhin eingebettet in die Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Berufsbildungspolitik des Landes Berlin. Das Programm BerlinArbeit (Umsetzung in der Legislaturperiode 2011 bis 2016) definiert folgende Ziele: - Senkung der Zahl der Erwerbslosen in Berlin - Durchsetzung des Grundprinzips „Gute Arbeit“ - Weiterentwicklung des Landes Berlin zu einem Top-Standort mit ausgebildeten Fachkräften und Nutzung der Potenziale des Landes - Verbesserung des Zusammenspiels der Akteure, zur Erhöhung des wirksamen und wirtschaftlichen Mitteleinsatzes

Stand: 13.01.2017

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Jobcenter Berlin Mitte

Die Umsetzung und Konkretisierung des Programms erfolgt dabei ausdrücklich in enger Zusammenarbeit mit den Partnern am Arbeitsmarkt, wie den Wirtschafts- und Sozialpartnern, sowie der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. Das in 2012 von der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg initiierte „Zukunftsprogramm BerlinBrandenburg. Gemeinsam für die Region“ ist zum Jahresende 2016 ausgelaufen. Bestimmte Ansätze aus dem Programm werden aber verstetigt. Damit sollen bedarfsdeckende Integrationen sowie die Arbeit mit speziellen Personengruppen gestärkt werden. Lokale bezirkliche Ziele Intensivierung der Netzwerkarbeit Gemeinsames Ziel des Jobcenters Berlin Mitte und des Bezirksamtes Mitte von Berlin ist, alle Leistungsberechtigten im SGB II so zu unterstützen, dass ihnen langfristig ein Leben unabhängig von der Grundsicherung aus eigenen Mitteln und Kräften ermöglicht und eine berufliche Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnet wird. Dazu werden bestehende Netzwerke der Akteure der Arbeitsmarktpolitik weiterhin intensiv genutzt und kontinuierlich ausgebaut. Das Jobcenter Berlin Mitte strebt - auch im Kontext der Jugendberufsagentur - die weitere Vernetzung mit dem Jugendamt Berlin Mitte sowie den Schulen, dem Amt für Soziales und den Sozialträgern im Bezirk an, um die Zahl der jungen Menschen zu erhöhen, die in betriebliche Ausbildungen einmünden. Für junge Menschen mit Startschwierigkeiten sollen individuelle Berufsperspektiven ggf. auch in Kombination mit begleitenden sozialpädagogischen Maßnahmen und einem Beratungsangebot zu den sozialintegrativen Leistungen nach § 16a SGB II entwickelt werden, um Ausbildungs- und Berufsreife zu erlangen. Zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und dem Bezirksamt Mitte von Berlin werden Angebote, Förder- und Unterstützungsmaßnahmen für die Personen mit Vermittlungshemmnissen noch besser aufeinander abgestimmt, die sowohl Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende als auch kommunale Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II erhalten oder durch Hilfen nach den §§ 67, 68 SGB XII unterstützt werden. Gemeinsames Ziel des Jobcenters Berlin Mitte und des Bezirksamtes Mitte von Berlin ist, für diesen Personenkreis den gezielten Abbau der Hemmnisse und eine Stabilisierung zu erreichen, um die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern, zu erhalten bzw. wieder herzustellen, um mindestens langfristig Perspektiven zur Integration in den Arbeitsmarkt zu eröffnen. Im Rahmen eines zweijährigen Modellprojektes wird die bezirkliche Clearingstelle § 16a SGB II im Jobcenter Berlin Mitte eine bedarfsgerechtere und bessere Verzahnung der kommunalen Eingliederungsleistungen mit den Strukturen des SGB II gewährleisten und eine Lotsenfunktion für die Leistungsberechtigten mit erheblichen Vermittlungshemmnissen zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und den jeweiligen kommunalen Fachdiensten und freien Trägern im Bezirk Mitte erfüllen. Die besonders gute Zusammenarbeit zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und der Fachstelle für Obdachlosenhilfe des Amtes für Soziales insbesondere der gegenseitige fachliche Austausch werden fortgesetzt. Ausweitung bestehender Kooperationen Bei der Fortsetzung der bestehenden Kooperationen zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und dem Bezirksamt Mitte von Berlin wird an den vorhandenen Strukturen des Dialogs und der Zusammenarbeit angeknüpft. Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Bezirksamt Mitte von Berlin und dem Jobcenter Berlin Mitte zur Erbringung der kommunalen Leistungen nach § 16a SGB II vom 21.09.2012

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Jobcenter Berlin Mitte

hat sich in Bezug auf den gegenseitigen Informationsaustausch, der kompetenten Abstimmung und Vernetzung an den vorhandenen Schnittstellen sowie der vertrauensvollen und zielorientierten Zusammenarbeit bewährt und wird deshalb qualitativ fortgeschrieben. Die kooperative Beteiligung des Bezirksamtes Mitte von Berlin bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen der öffentlich geförderten Beschäftigung wird fortgesetzt. Das Jobcenter Berlin Mitte ist Mitglied im bezirklichen Netzwerk, das für die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung eintritt und unterstützt die Kampagne "Warum Minijob? Mach mehr draus!". Die Mitwirkung in der vom Land Berlin eingeleiteten Initiative zum Modellprojekt „Joboption“ wird auch fortgesetzt. Das Jobcenter Berlin Mitte ist Mitglied der Steuerungsrunde des Bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit (BBWA Mitte) und die aktive Mitwirkung wird weiterhin bestehen. Das bezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit stellt die beschäftigungs- und wirtschaftspolitischen Interessen und Potentiale des Bezirkes Mitte in den Mittelpunkt. Zielsetzung ist, die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen lokalen Akteuren weiter zu entwickeln und vorhandene Programme auf Europäischer-, Bundes- und Landesebene der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik mit öffentlichen Investitionen „vor Ort“ zu verzahnen, um die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Bezirksamt Mitte von Berlin, dem Jobcenter Berlin Mitte und dem Träger bildungsmarkt e.V. vom 06.11.2008 über die Durchführung des Lotsenprojektes „Die Brücke“ (Einsatz und Fortbildung von Mittlerpersonen zur sozialen Prävention bzw. Intervention und Unterstützung von Integration im Bezirk Mitte) hat sich bewährt und wird fortgesetzt. Das Jobcenter Berlin Mitte arbeitet im Migrationsbeirat des Bezirksamtes Mitte von Berlin mit und beteiligt sich aktiv an den Arbeitsgruppen (AG Flüchtlinge, AG Arbeit und Beschäftigung). Unterstützung der Sozialraumorientierung Im Bezirksamt Mitte von Berlin bildet grundsätzlich die Sozialraumorientierung ein prägendes Strukturelement der bezirklichen Aufgabenwahrnehmung. Ziel der Sozialraumorientierung ist die Stärkung der unterschiedlichen Stadtteile durch raumbezogenes und fachübergreifendes Planen und Handeln sowie durch eine Vernetzung der Akteure aus Verwaltung und Stadtteil. Im Bereich der öffentlich geförderten Beschäftigung arbeitet das Jobcenter Berlin Mitte mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin eng zusammen, um im Rahmen der rechtlichen Voraussetzungen auch die regionalen Kenntnisse und Analysen im Rahmen der Sozialraumordnung in konkrete Planungen und Aktivitäten von Maßnahmen einfließen zu lassen. Die fachliche Expertise der bezirklichen Fachämter und fundierten Kenntnisse hinsichtlich der sozialen Infrastruktur, der Gegebenheiten und Entwicklungsprozesse in den Stadtteilen werden hierbei genutzt und Umsetzungsvorschläge des Bezirksamtes Mitte von Berlin werden berücksichtigt. Die Vernetzung auf allen Ebenen mit Absprachen zu Arbeitsformen und Verantwortlichkeiten stellt Transparenz über Akteure und Angebote her und dient dem ständigen Bestreben nach einer bedarfsdeckenden Angebotsstruktur. Unterstützung von Langzeitarbeitslosen Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin engagieren sich gemeinsam für eine stärkere, an den individuellen Problemlagen orientierte Förderung und intensive Beratung von Langzeitarbeitslosen unter Nutzung der Vielzahl von Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit und der ergänzenden ESF-Programme sowie der verschiedenen kommunalen Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II und weiterer kommunaler Hilfeangebote.

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Jobcenter Berlin Mitte

Personen mit erheblichen Vermittlungshemmnissen werden neben der zunächst niederschwelligen Integration in eine öffentlich geförderte Beschäftigung oder anderen geeigneten Maßnahmen gezielte individuelle, sozialintegrative Angebote wie psychosoziale Betreuung, Schuldnerberatung, Suchtberatung und Betreuung minderjähriger Kinder oder die Pflege von Angehörigen unterbreitet. Ziel ist eine umfassende und ganzheitliche Unterstützung dieser Personen, um ihre nachhaltige Stabilisierung und Heranführung an den Arbeitsmarkt zu erreichen. Die Clearingstelle § 16a SGB II des Bezirksamtes Mitte von Berlin direkt im Jobcenter Berlin Mitte wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin unterstützen den Ausbau der öffentlich geförderten Beschäftigung in einem möglichen und nach Abstimmung mit der Trägerversammlung finanzierbaren Umfang. Diese Angebote sollten dazu beitragen, dass langzeitarbeitslose Personen ihre Beschäftigungsfähigkeit für den allgemeinen Arbeitsmarkt wiedererlangen und in Arbeit eingegliedert werden. Für Personen, die dort längerfristig nicht oder gar nicht mehr integriert werden können, sind sie eine notwendige Alternative zu gesellschaftlicher Ausgrenzung und sozialer Isolation. Die Einsatzorte sollen vorrangig im Bezirk Mitte erfolgen und die Ergebnisse dem Bezirk im öffentlichen Interesse zu Gute kommen. Ziel ist, unter Beachtung der arbeitsmarktlichen Erfordernisse auch Stadtteilzentren, Nachbarschaftshäuser, Elterntreffs und andere Begegnungsstätten zu unterstützen, damit das soziale Angebot zur Betreuung bedürftiger Menschen in den Kiezen kontinuierlich vorgehalten werden kann. Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt sind sich einig, dass ergänzend zum Landesrahmenprogramm auch weiterhin langzeitarbeitslose Personen, die die individuellen Fördervoraussetzungen erfüllen, im Rahmen der öffentlich geförderten Beschäftigung über das Lotsenprojekt „Die Brücke“ und „Kiezmütterprojekte“ qualifiziert und beschäftigt werden. Die Arbeit trägt dazu bei, eine Willkommenskultur für Zuwanderinnen und Zuwanderer zu etablieren. Unterstützung von geflüchteten Personen Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin engagieren sich gemeinsam für eine an den spezifischen Problemlagen orientierte Unterstützung und Beratung von geflüchteten Personen, die in den Rechtskreis des SGB II wechseln. Das Jobcenter Berlin Mitte ist sich mit seinen Trägern einig, dass dafür die vorhandenen Instrumente zur Integration in Arbeit flexibel genutzt und kombiniert werden müssen. Dies schließt auch die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit, ergänzender ESF-Programme, der Landesprogramme sowie der verschiedenen kommunalen Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II und weiterer kommunaler Hilfeangebote ein. Auch eine Kombination zwischen Sprachkursen und arbeitsmarktpolitischen Instrumenten kann sinnvoll sein, um gleichermaßen die sprachliche wie die gesellschaftliche Integration zu fördern und damit die Selbsthilfefähigkeit von geflüchteten Personen zügig voran zu bringen.

Handlungsfelder Auf Basis der dargestellten Kundenstruktur- und Arbeitsmarktanalyse leiten sich für das Jobcenter Berlin Mitte die folgenden geschäftspolitischen Schwerpunkte ab. Verbesserung der Integrationserfolge Erwerbsloser 4.1.1 Ausgangssituation und Ziel Die konstante positive Entwicklung des Arbeitsmarktes bietet weiterhin Beschäftigungsmöglichkeiten und muss daher aktiv genutzt werden, um die Integrationschancen von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen zu steigern. Entscheidender Erfolgsfaktor ist hierbei die Konzentration Stand: 13.01.2017

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auf das Kerngeschäft der „Vermittlung in Arbeit“ und Verbesserungen in den operativen Prozessen. 4.1.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Das Erzielen schneller und nachhaltiger Integrationen steht im Zentrum aller Aktivitäten. Der Anteil an marktnahen Kundinnen und Kunden wird insbesondere aus Neuzugängen, dem Rechtskreiswechsel oder aus Zuzügen in den Bezirk generiert. Daher ist die umgehende Aktivierung aller Neuzugänge über ein effektives Neukundenmanagement sicherzustellen. Über eine enge Verzahnung der Abläufe zwischen Eingangszone, Leistungsbereich und Markt & Integration soll für alle Neukundinnen und Neukunden eine schnellstmögliche Aktivierung und ggf. Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt bzw. Ausbildungsmarkt erreicht werden. Dadurch wird Hilfebedürftigkeit vermieden, reduziert bzw. zeitnah nach Entstehen beendet. Das Konzept zum Neukundenmanagement wurde 2015 sowohl organisatorisch als auch inhaltlich überarbeitet und wurde 2016 implementiert. Neben der Aktivierung von Neuzugängen sollen marktnahe Kundinnen und Kunden durch eine enge Betreuungsdichte auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet und bedarfsorientiert integriert werden. Das Konzept der Intensivvermittlung wird 2017 ausgebaut und durch die personelle Aufstockung gestärkt. Damit ist auch das zu betreuende Kundenpotenzial ausgeweitet: neben den marktnäheren Profillagen werden insbesondere folgende Kundengruppe in den Fokus genommen: Kundinnen und Kunden mit dem Handlungsbedarf berufliche Qualifizierung, alle Übertrittskundinnen und /-kunden von U25 nach A25 sowie alle Absolventinnen und Absolventen von abschlussorientierten Weiterbildungen in bestimmten Berufszweigen (u.a. Erzieher, Pflegekräfte und Sicherheitskräfte). Der weiterhin bestehende Bedarf an Fachkräften erfordert eine stärkere Ausrichtung auf Qualifizierungsmaßnahmen. Zur Verbesserung der Eingliederungschancen integrationsnaher Kundinnen und Kunden sind daher eine auf die Bedarfe des Arbeitsmarktes ausgerichtete Qualifizierung und berufliche Weiterbildung wichtig. Die jährliche Bildungszielplanung als gesamtstädtische Planung des Landes Berlin bildet dabei die Orientierungsgrundlage, indem sie die Entwicklungen des Arbeitsmarktes aufgreift und daraus Empfehlungen für Schwerpunktqualifizierungen ableitet. Die Bildungszielplanung legt weiterhin einen Fokus auf abschlussorientierte Bildungsziele. Für das Jahr 2017 fordert der Fachkräftebedarf insbesondere Umschulungen in allen Metall-, Elektround Handwerksberufen, ebenso in den personenbezogenen Dienstleistungen, vorrangig in den Bereichen der Altenpflege und Erziehung. Mit dem Arbeitslosenversicherungsschutz- und Weiterbildungsstärkungsgesetz (AWStG) wird insbesondere für gering qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Langzeitarbeitslose und ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Zugang zur beruflichen Weiterbildung verbessert. Eine wirkungsvolle Investition in eine abschlussorientierte Qualifizierung kann insbesondere durch den Erwerb erforderlicher Grundkompetenzen ermöglicht und abgesichert werden. Zum erfolgreichen Absolventenmanagement aber auch zu einer allgemein gezielten Ansprache von Arbeitgebern ist eine gute Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit ausschlaggebend. Das Jobcenter Berlin Mitte baut auf bisherigen Erfahrungen auf und beteiligt sich auch 2017 an diversen Veranstaltungsformaten mit dem Ziel der Steigerung der Eingliederungsquoten. Besondere Synergieeffekte ergeben sich mit der Etablierung sieben regionaler bewerberorientierter Arbeitgeber-Vermittlungsfachkräfte, welche im Sommer 2015 ihre Arbeit an den vier Standorten des Jobcenters Berlin Mitte aufgenommen haben. Durch die direkte Anbindung an den operativen Bereich wird einerseits der Stand: 13.01.2017

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Austausch mit den Integrationsfachkräften und „die gemeinsame Arbeit am Kunden“ verbessert und andererseits eine gezielte Arbeitgeberakquise sichergestellt. Im Sinne des Work-first-Ansatzes ist es im 1.Quartal 2017 angedacht, das Projekt Werkakademie durchzuführen. Kerngedanke ist die Idee, dass jeder Leistungsberechtigte eigenverantwortlich eine Arbeitsstelle sucht. Das Jobcenter unterstützt mit Coaches aus den Reihen der Integrationsfachkräfte außerhalb der bekannten Büro-und Beratungssituationen. Ziel soll eine entstehende Dynamik und gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe sein. Reduzierung des Langzeitbezuges 4.2.1 Ausgangssituation und Ziel Mit Einführung des SGB II zum 1.1.2005 ist die Vermeidung und Reduzierung von Langzeitleistungsbezug (LZB) eine zentrale Herausforderung der operativen Arbeit der Jobcenter geworden. Grundlegende Idee für den gezielten und nachhaltigen Abbau bzw. Vermeidung von Langzeitleistungsbezug ist, die Hilfebedürftigkeit der Bedarfsgemeinschaft so zu senken, dass entweder keine oder nur noch andere vorrangige unterstützende Leistungen zum Lebensunterhalt notwendig sind. 4.2.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Durch Förderung und aktivierende Beratung werden Personengruppen in den Fokus genommen, für die aufgrund bestimmter Merkmale (z.B. Qualifikation, Erwerbseinkommen und der daraus resultierende Restbedarf) und angemessener Unterstützung eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, nach erfolgreicher Integration den Langzeitleistungsbezug zu beenden. Um auf regionale bzw. standortbezogene Herausforderungen und Rahmenbedingungen konsequenter einzugehen, wurde 2015 auf Basis der Erkenntnisse der bisherigen Zielgruppenarbeit das LZB-Konzept des Jobcenters Berlin Mitte weiterentwickelt. Entscheidender Erfolgsfaktor bleibt die Dynamik des Konzeptes: es wird laufend auf den Prüfstand gestellt und an aktuelle Gegebenheiten angepasst. Dabei bildet die professionelle Vermittlungsarbeit mit einer arbeitsmarktorientierten Aktivierung und Förderung den Kern vermittlerischen Handelns. Eine optimierte Schnittstellenarbeit, insbesondere zwischen Arbeitsvermittlung und Leistungsabteilung, soll dazu beitragen, sowohl LZB-Übertrittskundinnen und -kunden (0-9 Monate vor Übertritt in LZB) frühzeitig zu identifizieren und zu betreuen, als auch LZB-Bestandskundinnen und -kunden (Leistungsbezug ab 21 Monate) bedarfsdeckend zu integrieren bzw. aus dem Bezug abzumelden. Der Prüfung vorrangiger Leistungen nach §12a SGB II kommt weiterhin eine große Bedeutung zu. Die zeitnahe Bearbeitung der Einkommensanrechnung im Leistungsbereich, die Sicherstellung der Inanspruchnahme einer vorgezogenen Altersrente bei Personen, welche innerhalb der nächsten 6-12 Monate das 63. Lebensjahr vollenden und die Sicherstellung einer zeitnahen Bearbeitung der Einkommensanrechnung im Leistungsbereich bleiben ein erklärtes Ziel des Jobcenters Berlin Mitte. Ferner ist der Übergang nicht erwerbsfähiger Personen in den Rechtskreis SGB XII ebenfalls ein wichtiger Hebel zur Vermeidung von Langzeitleistungsbezug nach dem SGB II. 2017 soll ein zeitnaher Übergang der betroffenen Personen in den Rechtskreis SGB XII durch festgelegte Abläufe und Verfahren im Rahmen der abgeschlossenen Zusatzvereinbarung zur Kooperationsvereinbarung mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin erzielt werden.

Stand: 13.01.2017

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Das Erkennen und die Verfolgung rechtswidriger Löhne unterstützen ebenfalls das Ziel, den Langzeitbezug zu verringern bzw. zu beenden. Für 2017 wird eine weitere Intensivierung der Prüfung von Arbeitsverträgen auf Anhaltspunkte für eine rechtswidrige Entlohnung angestrebt. Abbau von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit 4.3.1 Ausgangssituation und Ziel Langzeitarbeitslose3 Kundinnen und Kunden stärker von den positiven Arbeitsmarktentwicklungen profitieren zu lassen, ist eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe - gerade auch in wirtschaftlichen Aufschwungphasen. Die Qualifizierung und Integration der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Kundinnen und Kunden ist damit ein erklärtes geschäftspolitisches Ziel im Jobcenter Berlin Mitte. 4.3.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Zur Aktivierung Langzeitarbeitsloser und Erhöhung ihrer Integrationschancen verfolgt das Jobcenter Berlin Mitte das Ziel, durch speziell ausgerichtete Betreuungsaktivitäten zum einen die Langzeitarbeitslosigkeit zu beenden und zum anderen den Übertritt in die Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden. Für die Beendigung der Langzeitarbeitslosigkeit werden Leistungsberechtigte, die bereits einer Nebenbeschäftigung nachgehen, bei der Ausweitung dieser Nebenbeschäftigung oder bei der Aufnahme einer anderen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung intensiv unterstützt. Zur Übertrittsvermeidung ist in erster Linie eine verstärkte Aktvierung durch eine erhöhte Betreuungsdichte ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Integrationschancen marktnaher Kundinnen und Kunden aus der definierten Zielgruppe werden durch arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Förderung der beruflichen Weiterbildung oder Eingliederungszuschuss bzw. Einstiegsgeld erhöht. Marktfernere Kundinnen und Kunden werden gezielt durch niedrigschwellige Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung sowie beschäftigungsschaffende Maßnahmen wie etwa Arbeitsgelegenheiten an den Arbeitsmarkt herangeführt. Zudem beteiligt sich das Jobcenter Berlin Mitte seit dem 01.07.2015 am „ESF-Bundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter nach dem SGB II auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“. Der Förderzeitraum endet zum 30.06.2020. Mit diesem Programm soll es den Jobcentern ermöglicht werden, gezielt Arbeitgeber für langzeitarbeitslose Frauen und Männer zu gewinnen, die seit mindestens zwei Jahren arbeitslos sind und über keinen oder keinen verwertbaren Berufsabschluss verfügen. Darüber hinaus sollen Qualifizierungsdefizite ausgeglichen, teilnehmende Männer und Frauen nach Aufnahme der Beschäftigung intensiv betreut und die Beschäftigungsverhältnisse auf diese Weise nachhaltig stabilisiert werden. Anfängliche Minderleistungen sollen den Arbeitgebern durch Lohnkostenzuschüsse ausgeglichen werden. Das Jobcenter Berlin Mitte engagiert sich ferner im Jahr 2017 erstmalig am Bundesprogramm zur sozialen Teilhabe. Mit diesem Programm soll sehr arbeitsmarktfernen Personen eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht und deren Chancen auf Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt verbessert werden. Die Förderung konzentriert sich auf Personen mit besonderen Problemlagen und langem, mind. vierjährigem Arbeitslosengeld II- Bezug. Ein Förderschwerpunkt liegt auf Leistungsberechtigten mit gesundheitlichen Einschränkungen sowie Bedarfsgemeinschaften mit Kindern. In 2017 werden insgesamt 100 Arbeitsplätze gefördert. Die Tätigkeiten 3

Gemäß § 18 Abs. 1 S. 1 SGB II sind Langzeitarbeitslose Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. Stand: 13.01.2017

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sind zusätzlich, wettbewerbsneutral und liegen im öffentlichen Interesse. Neben der Förderung von Arbeitsverhältnissen werden seitens des Jobcenters in Zusammenarbeit mit den bezirklichen Akteuren weitere flankierende Leistungen wie bspw. Sucht- und Schuldenberatung angeboten. Die umsetzenden Träger können eine ergänzende Sachkostenpauschale, die von Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales finanziert wird, bei deren Dienstleister zgs consult beantragen. Im Sinne einer zielgerichteten Integrationsstrategie werden im Rahmen eines Modellprojektes die auf dem 2. Arbeitsmarkt erreichten Integrationsfortschritte bei langzeitarbeitslosen Leistungsberechtigten nahtlos durch eine zielgerichtete, auf einen konkreten Arbeitsplatz ausgerichtete Qualifizierung am Übergang zum 1. Arbeitsmarkt aufgegriffen und verstetigt. Konkret sollen am Ende einer Arbeitsgelegenheit und nach erfolgreicher Kompetenzfeststellung die Maßnahmenteilnehmer mit Hilfe eines Personaldienstleisters in den 1. Arbeitsmarkt integriert werden. Zusätzlich wird der Gestaltungsspielraum, welcher dem Jobcenter im Rahmen des Nachfolgeprojekts 50+ “Netzwerke für Aktvierung, Beratung und Chancen“ vom BMAS eingeräumt wird, für den Projektansatz “Familien-BG“ genutzt. Hierzu wurde für den Zeitraum 04.07.2016 bis 31.12.2018 eine Projektgruppe bestehend aus fünf Integrationsfachkräften und unter der fachlichen Leitung der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt installiert. Die Mitglieder der Projektgruppe kümmern sich um je 50 Familien-Bedarfsgemeinschaften mit zwei arbeitslosen Erwachsenen und entwickeln individuelle Lösungsansätze, um mindestens ein Elternteil in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bringen. Durch die Betreuung einer Familie aus einer Hand soll des Weiteren ein Wandel im Lebensstil der Bedarfsgemeinschaft und das elterliche Verständnis für die eigene Vorbildfunktion für Kinder und andere Familienmitglieder erweitert werden. Verbesserung der Eingliederungschancen von jungen Menschen 4.4.1 Ausgangssituation und Ziel Die Vermittlung von Jugendlichen in betriebliche Ausbildung wird im Jahr 2017 ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit des Jobcenters Berlin Mitte sein. Obgleich eine leichte Entspannung am Ausbildungsmarkt auch in Berlin zu verzeichnen ist, gestaltet sich die Situation weiterhin weniger positiv als in anderen Bundesländern. Als zentrale Herausforderung gilt es hier insbesondere den Übergang von Schule in den Beruf zu optimieren. Dabei hat die Weiterentwicklung der Schnittstellen eine besondere Bedeutung. Dies findet in der Eröffnung des letzten Standortes der Jugendberufsagentur in Berlin am 14.11.2016 seinen Ausdruck. 4.4.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Im Fokus der Arbeit stehen die arbeitslosen Jugendlichen im Alter von unter 20 Jahren und innerhalb dieser Kundengruppe insbesondere die Ausbildungsplatzbewerberinnen und Ausbildungsplatzbewerber. In diesem Kontext ist es Ziel des Jobcenters Berlin Mitte, die Jugendlichen noch besser auf die Anforderungen des Ausbildungsmarktes vorzubereiten. Hierbei wird auf die intensive Nutzung der einschlägigen Maßnahmen zur Ausbildungsvorbereitung im Jahr 2017 gesetzt. Für das Berichtsjahr 2016/2017 sind vom Jobcenter Berlin Mitte insgesamt 1.600 Bewerberinnen und Bewerber zu generieren. In diesem Zusammenhang kommt der Gewinnung von Bewerberinnen und Bewerbern früherer Schulentlassjahre eine besondere Bedeutung zu. Für diese gilt es, den Entwicklungsprozess im Maßnahmeverlauf kontinuierlich zu begleiten, um Stand: 13.01.2017

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den Vermittlungsprozess zielgerichtet zu gestalten und die Integration in Ausbildung erfolgversprechend zu organisieren. Aufgrund der Zusammenführung der Akteure am Übergang von der Schule in den Beruf unter dem Dach der Jugendberufsagentur und der damit verbundenen Betreuungssynergien wird eine spezialisierte Schülerbetreuung von Seiten des Jobcenters für nicht mehr notwendig erachtet. Die Betreuung der Schülerinnen und Schüler wird somit durch alle U25-Integrationsfachkräfte unter dem Dach der Jugendberufsagentur wahrgenommen. Gleichzeitig gilt es, die Schnittstellen der beteiligten Partner innerhalb der Jugendberufsagentur regelmäßig zu optimieren. Mit der Einführung der Jugendberufsagentur wird durch die beteiligten Partner4 für eine größere Angebotstransparenz gesorgt, die eine abgestimmte Maßnahmeplanung mit dem Ziel der Vermeidung von Fehlplatzierungen und Doppelförderungen zur Ausbildungsvorbereitung und Ausbildungsvermittlung ermöglicht. Des Weiteren wird es ein U25-Team geben, welches nicht unter dem Dach der Jugendberufsagentur tätig sein wird und sich insbesondere der intensiven Vermittlung und Integration von jungen Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und Jugendlichen ab 18 Jahren ohne Interesse an einer Ausbildungsaufnahme widmet. Die intensivierte Vermittlungstätigkeit spiegelt sich in einer engeren Kontaktdichte der arbeitslosen und arbeitsuchenden Kundinnen und Kunden wider, welche mithin die Anzahl der Integrationen bei diesem Personenkreis erhöht. Eine weitere Herausforderung wird es sein, die geflüchteten Menschen im Alter von unter 25 Jahren mit einem Sprachniveau zu versorgen, welches ihnen eine Teilnahme an berufsvorbereitenden Maßnahmen oder eine direkte Ausbildungsaufnahme ermöglicht. Insgesamt gilt es die Beratungstätigkeit der Integrationsfachkräfte weiter zu fokussieren und eine systematische Potentialprüfung bei den Jugendlichen vorzunehmen und das individuell zielführendste Eingliederungsinstrument zu nutzen, um die Jugendlichen noch besser auf die Anforderungen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes vorzubereiten. Verbesserung der Eingliederungschancen von Schwerbehinderten und Rehabilitanden 4.5.1 Ausgangssituation und Ziel Im Neunten Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) sind die Regelungen zur Rehabilitation und zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung zusammengefasst. Ziel ist es, Behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen durch Gewährung von notwendigen Leistungen in ihrer Selbstbestimmung und gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken. Neben den 2.384 Leistungsberechtigten mit einer Schwerbehinderung werden im Jobcenter Berlin Mitte 554 Rehabilitanden betreut.

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Agentur für Arbeit Berlin-Mitte, Bezirksamt Mitte von Berlin, Senatsverwaltung für Bildung Jugend und Wissenschaft, Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales sowie das Jobcenter Berlin Mitte Stand: 13.01.2017

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4.5.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Die Erschließung von Beschäftigungschancen für Rehabilitanden und Schwerbehinderte ist ein Schwerpunkt der geschäftspolitischen Ausrichtung. Dabei steht im Jahr 2017 die Integration und Aktivierung schwerbehinderter Menschen mithilfe des Einsatzes von Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktförderung im Vordergrund der Aktivitäten. Mittels der in diesen Maßnahmen vermittelten Inhalte soll es den Kundinnen und Kunden gelingen, sich den Erfordernissen des Arbeitsmarktes anzunähern, Vermittlungshemmnisse abzubauen, Stärken zu fokussieren und so zeitnah eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu können. Dafür wurde in einem ersten Schritt eine Potenzialkundengruppe definiert, um im zweiten Schritt eine erhöhte Aktivierung dieser Kundengruppe über Eintritte in integrationsorientierte und gezielte, speziell auf die Bedürfnisse schwerbehinderter Menschen ausgerichtete Förderung wie bspw. Eingliederungszuschuss für Schwerbehinderte sicherzustellen, wobei der Fokus auf individualisierte Einzelcoachings und berufliche Orientierung gelegt wird. Das seit 2013 im A25-Bereich eingesetzten Spezialisten-Team Reha-SB ist ein weiterer entscheidender Hebel. Die Reha-SB-Vermittlerinnen und -Vermittler erbringen weiterhin alle Beratungs-, Vermittlungs- und finanzielle Eingliederungsleistungen für schwerbehinderte Kundinnen und Kunden und Rehabilitanden aus einer Hand. Von besonderer Bedeutung bleiben die hohe Fachlichkeit sowie umfangreiche Kenntnisse der Integrationsfachkräfte zu relevanten Rechtsregelungen, zu Behinderungsarten, Eingliederungsleistungen u. Ä. Außerdem arbeiten die spezialisierten Integrationsfachkräfte sehr eng mit den Ansprechpartnern im gemeinsamen Arbeitgeber-Service zusammen, um Einstellungspotenziale für schwerbehinderte Kundinnen und Kunden bei Arbeitgebern schnell und unbürokratisch zu bedienen, insbesondere unter Nutzung des Förderinstruments Eingliederungszuschuss. Mit der Etablierung des lokalen bewerberorientierten Arbeitgeber-Service wird die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern aus der Region zusätzlich verbessert. Im Bereich der beruflichen Rehabilitation ist die frühzeitige Identifizierung von Rehabilitationsbedarfen ein Hauptziel. Im Fokus für 2017 steht weiterhin das Ziel, dass alle Integrationsfachkräfte die Rahmenvorgaben zur frühzeitigen Identifizierung von Reha-Bedarfen kennen und diese qualitativ hochwertig, effektiv und fehlerfrei umsetzen. Dabei sollen die Qualität bei der Einschaltung der Fachdienste verbessert, die Beratungsqualität und Fachkompetenz weiter ausgebaut sowie die Abstimmungsprozesse an den Schnittstellen optimiert werden. Betreuung von Selbstständigen 4.6.1 Ausgangssituation und Ziel Die Kundenstruktur im Jobcenter Berlin Mitte ist weiterhin von einem hohen Anteil an Bestandsselbstständigen geprägt. Ziel des im Februar 2014 installierten Selbstständigen-Teams ist die Unterstützung bei der Überwindung der Hilfebedürftigkeit. 4.6.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Im Detail sollen Selbstständige mit einer tragfähigen Gründungsidee oder bereits bestehender wirtschaftlicher Selbstständigkeit durch eine intensive und qualifizierte Betreuung bei der Überwindung der Hilfebedürftigkeit unterstützt werden. Bei Kundinnen und Kunden mit nicht tragfähiger Selbstständigkeit und aussichtslosen Existenzgründungsvorhaben konzentriert sich die Beratung auf eine Orientierung und Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Der Langzeitleistungsbezug ist für die Einschätzung der Tragfähigkeiten einer Selbstständigkeit ein wichtiger Indikator. Der Großteil der selbstständigen Kundinnen und Kunden im Jobcenter Berlin Mitte befindet sich bereits im Langzeitbezug. Für die Tragfähigkeitsprognose der selbstständigen Tätigkeit sind insbesondere die Unternehmensausgaben kritisch zu bewerten. Kundinnen Stand: 13.01.2017

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und Kunden mit einer, über einen bestimmten Zeitraum nichttragfähiger, Selbstständigkeit sind frühzeitig über die eigens durch das Jobcenter Berlin Mitte entworfene individuelle Trainingsmaßnahme für Bestandsselbstständige zu aktivieren. Geplante Existenzgründungen sind hinsichtlich der Tragfähigkeit und der Überwindung der Hilfebedürftigkeit kritisch zu bewerten. Nur ein geringer Anteil der in den Vorjahren mit Leistungen nach §§16b und 16c SGB II geförderten Existenzgründern konnte den Hilfebezug tatsächlich innerhalb des jeweiligen Förderzeitraums beenden. Bei voraussichtlich nicht tragfähigen Selbstständigkeiten erfolgt auch hier die Orientierung auf den ersten Arbeitsmarkt. Unterstützung und Integration sonstiger Zielgruppen 4.7.1 Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten Zur Verbesserung der Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt bedarf des Weiteren die Gruppe der Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten besonderer Unterstützung. Die überdurchschnittliche Kumulation von potentiellen Vermittlungshemmnissen, im Vergleich zu anderen Kundengruppen, kann hier teilweise beobachtet werden: tendenziell geringere schulische und berufliche Qualifikation, anteilig höhere Langzeitarbeitslosigkeit sowie häufiger auftretende Sprachdefizite können zu einem erhöhtem Unterstützungs- und Betreuungsbedarf dieser Personen führen. Im Bereich der beruflichen Ausbildung ist vor allem die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse entscheidend für den Integrationserfolg, da ansonsten die im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen nur bedingt verwertbar sind. Im Jobcenter Berlin Mitte ist eine Migrationsbeauftragte speziell für die Belange von Menschen mit Migrationshintergrund tätig. Sie organisiert Schulungen zur Sprachförderung und Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Sie informiert Kolleginnen und Kollegen stetig über Projekte und Kurse, erarbeitet Arbeitshilfen, organisiert Veranstaltungen für Migrantinnen und Migranten und pflegt zudem das weitreichende Netzwerk im Bezirk. Intensiv begleitet wird dies durch die zuständige Bereichsleitung und Geschäftsführung. Das Jobcenter Berlin Mitte verfolgt die Strategie, durch Verbesserung der sprachlichen Kompetenzentwicklung sowie der beruflichen Qualifikation die Heranführung und Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu forcieren. Zur Verbesserung bzw. Erlangung von Sprachkenntnissen stehen dem Jobcenter Berlin Mitte die Integrationskurse und im Rahmen der verfügbaren Kontingente die Umsetzung der berufsbezogenen Deutschsprachförderung zur Verfügung. Hierzu finden regelmäßige Interaktionen zwischen den Trägern und der Beauftragten für Migrationsbelange des Jobcenters Berlin Mitte statt. Weiterhin fördert die Migrationsbeauftragte durch gezielte Trägeransprache im Bezirk die Steigerung der Maßnahmenangebote mit Sprachförderung für diese Zielgruppe. Auch 2017 veranstaltet das Jobcenter Berlin Mitte gemeinsam mit dem Migrationsbeirat des Bezirksamtes Mitte von Berlin das sechste Jahr in Folge den „Tag der Möglichkeiten“. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Kundinnen und Kunden des Jobcenters Berlin Mitte als auch an alle Bürgerinnen und Bürger aus Berlin Mitte, welche einen Migrationshintergrund haben. Neben Bildungs- und Beratungsträgern unterstützen übergeordnete Institutionen und Arbeitgeber die Aktion. Ziel dieses Aktionstages ist es, den Interessenten einen Überblick über das breite Angebot von Ausbildungs-, Qualifizierungs-, Fortbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten bis hin zur Beratung bei Anerkennung von ausländischen Abschlüssen zu geben. Das Jobcenter Berlin Mitte wird sich des Weiteren im Rahmen zentral geplanter zielgruppenspezifischer Messen und an geplanten Fachtagungen beteiligen.

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4.7.2 Unterstützung der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter Der Zustrom an hilfesuchenden Menschen aus Krisengebieten beherrscht derzeit Politik und Medien und stellt auch eine große Herausforderung für das Jobcenter Berlin Mitte in 2017 dar. Das Thema „Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund“ ist für das Jobcenter Berlin Mitte nicht neu. Mit einem entsprechenden Kundenanteil von ca. 75% haben sich die Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter bereits in den vergangenen Jahren eine hohe Professionalität angeeignet, die bei dieser anstehenden Herausforderung eine feste Basis sein wird. Es ist weiterhin ein Anliegen, auf unterschiedlichen Handlungsebenen alle Geflüchteten bei ihren Bemühungen um Integration in Arbeit und Gesellschaft zu unterstützen, sowie dabei aktiv die sprachliche, schulische und berufliche Entwicklung zu fördern. Im Jobcenter Berlin Mitte wurde im Jahr 2016 die Aufbau- und Ablauforganisation an die speziellen Erfordernisse bei der Betreuung dieser Kundengruppe angepasst und soll 2017 verstetigt werden. Um die neuzugewanderten Kundinnen und Kunden bedarfsorientiert zu betreuen und dabei die besonderen Herausforderungen in der Vermittlungsarbeit zu berücksichtigen, wurden für diese Personengruppen zu Beginn 2016 zunächst auf einer Projektbasis Sonderzuständigkeiten in den Standorten des Jobcenters Berlin Mitte eingeführt, die 2017 in feste Teamstrukturen übergehen sollen. Spezialisiertes und geschultes Personal wird auf diesem Weg neu ankommende geflüchtete Menschen intensiv bis zur Aufnahme eines Integrationssprachkurses begleiten und sie bei sonstigen Anliegen rund um berufliche Anerkennung bzw. Qualifizierung unterstützen. Die Schätzungen des Aufwuchses berücksichtigend stellte das Jobcenter Berlin Mitte bereits rund 70 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, verteilt auf die Bereiche Eingangszone, Leistungsbereich und Markt & Integration. Hier sind aktuell 12 Integrationsfachkräfte für die Betreuung dieser Kundengruppe zuständig, prognostisch erfolgt hier eine Aufstockung um weitere 12 Fachkräfte. Der Fokus der Integrationsarbeit liegt im ersten Schritt auf dem Erwerb von Deutschkenntnissen und der Einleitung eines Anerkennungsverfahrens, um den Anteil anerkannter Bildungsabschlüsse bei der Zielgruppe zu steigern. Um Übergangszeiten zeitnah mit speziellen Maßnahmen zu überbrücken, wurde ein stringenter Integrations- und Beratungsprozess in Verbindung mit dem Neukundenmanagement etabliert. Grundsätzlich soll jeder geflüchtete Mensch innerhalb von zwei Monaten aktiviert werden. Wenn die Einmündung in einen Integrationskurs absehbar nicht innerhalb von zwei Monaten erfolgt, ist eine alternative Aktivierung zu erfolgen. Dabei sollen insbesondere die speziellen Maßnahmen für diese Zielgruppe (Perspektive für Flüchtlinge; Perspektive für junge Flüchtlinge; EQ Welcome; Individuelle Aktivierung von Migranten, etc.) intensiv genutzt werden.

Finanzielle Ressourcen - Investitionen der aktiven Arbeitsmarktförderung Der Schwerpunkt bei der Bewirtschaftung der zur Verfügung stehenden Eingliederungsleistungen liegt 2017 auf den Förderinstrumenten, welche auf den ersten Arbeitsmarkt abzielen. Gleichzeitig werden die Ausgaben für den zweiten Arbeitsmarkt auf insgesamt 25% des zur Verfügung stehenden Eingliederungsbudgets vollumfänglich für die Instrumente FAV und AGH verplant. Insgesamt stehen dem Jobcenter Berlin Mitte im Geschäftsjahr 2017 voraussichtlich 66.008.496 € zur Verfügung, wobei hiervon 11.295.766 € als Umschichtung für das Verwaltungskostenbudget und 5.000 € als Einnahmen (z.B. aus Vertragsstrafen etc.) vorgesehen sind:

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Budgetzuteilung

66.008.496 €

Umschichtung

11.295.766 €

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5.000 €

Einnahme VE

54.717.730 €

Gesamt:

Die Verteilung auf die einzelnen Förderinstrumente stellt sich unter Berücksichtigung der oben beschriebenen Schwerpunktsetzung wie folgt dar:

Die festgelegte Schwerpunktsetzung wird auch in der Eintrittsplanung der einzelnen Arbeitsmarktinstrumente deutlich: Verände- Gesamtausrung zum gaben pro InVJ in % strument

in % vom Gesamtbudget

Eintrittsplanung 2016

Eintrittsplanung 2017

Förderung der beruflichen Weiterbildung (inkl. Umschulungen)

4.090

4.146

9%

19.081.094 €

34,87%

Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung

8.763

8.995

-8%

11.937.733 €

21,82%

Eingliederungszuschüsse

538

568

6%

3.127.268 €

5,72%

Einstiegsgeld

746

1.177

58%

1.762.560 €

3,22%

Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (Plätze)

1544

1.675

16%

6.170.956 €

11,28%

AGH Eintritte

2.455

3.265

40%

FAV

388

379

6%

7.582.712 €

13,86%

Sonstige

483

786

63%

3.808.732 €

6,96%

Instrument

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