Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2016

Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2016 - Integrationen und Integrationsfortschritte - Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm Jobcenter Berlin...
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Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2016

- Integrationen und Integrationsfortschritte -

Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm

Jobcenter Berlin Mitte

Inhalt 1 Präambel ........................................................................................................................ 3 2

3

4

Profil des Jobcenters Berlin Mitte .................................................................................... 3 2.1

Lokaler Arbeits- und Ausbildungsmarkt ................................................................... 3

2.2

Kundenstruktur ........................................................................................................ 5

2.3

Kooperation mit Netzwerkpartnern .......................................................................... 9

Ziele ................................................................................................................................ 9 3.1

Bundeseinheitliche Ziele ......................................................................................... 9

3.2

Berliner Ziele ..........................................................................................................10

3.3

Lokale bezirkliche Ziele ..........................................................................................10

Handlungsfelder .............................................................................................................13 4.1

Verbesserung der Integrationserfolge Erwerbsloser ...............................................13

4.1.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................13

4.1.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................13

4.2

Reduzierung des Langzeitbezuges ........................................................................14

4.2.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................14

4.2.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................15

4.3

Abbau von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit ....................................................................15

4.3.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................15

4.3.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................15

4.4

Verbesserung der Eingliederungschancen von jungen Menschen ..........................16

4.4.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................16

4.4.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................17

4.5 Verbesserung der Eingliederungschancen von Schwerbehinderten und Rehabilitanden .................................................................................................................18 4.5.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................18

4.5.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................18

4.6

4.6.1

Ausgangssituation und Ziel .............................................................................20

4.6.2

Umsetzungsstrategien und Aktivitäten ............................................................20

4.7

5

Betreuung von Selbstständigen ..............................................................................20

Unterstützung und Integration sonstiger Zielgruppen .............................................20

4.7.1

Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten ..................20

4.7.2

Unterstützung der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter ..................................22

Finanzielle Ressourcen - Investitionen der aktiven Arbeitsmarktförderung .....................22

Stand: 17.12.2015

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Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm

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Jobcenter Berlin Mitte

Präambel

Das vorliegende Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm fasst die geschäftspolitischen Zielsetzungen für das Jahr 2016 im Jobcenter Berlin Mitte zusammen. Geprägt von einer Kontinuität baut es auf den Arbeitsmarkt- und Integrationsprogrammen der letzten Jahre auf und wird stetig fortgeschrieben. Grundlage für die geschäftspolitische Ausrichtung ist eine umfassende Analyse des Kundenpotenzials sowie des lokalen Arbeits- und Ausbildungsmarktes. Die im Jobcenter Berlin Mitte zu betreuenden Kundinnen und Kunden stellen einen heterogenen Kundenkreis mit unterschiedlichen Handlungsbedarfen dar. Die Ergebnisse der Analyse bilden die Basis für die Festlegung thematischer und geschäftspolitischer Handlungsfelder. Zentrale Ziele sind hierbei die Beendigung oder Verringerung der Hilfebedürftigkeit, die Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit sowie die Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug. Ein wichtiges Thema ist hierbei der „aktive Kunde“. Jede Kundin und jeder Kunde wird auf ihrem bzw. seinem Weg in den ersten Arbeitsmarkt intensiv begleitet und nach ihren bzw. seinen individuellen Möglichkeiten aktiviert und in die Verantwortung genommen. Eine besondere Herausforderung in 2016 ergibt sich aus der aktuellen Zuwanderung von asylsuchenden Menschen aus vom Bürgerkrieg geprägten Ländern. Ziel ist es, diese Menschen vor allem durch den Erwerb der deutschen Sprache und Anerkennung beruflicher Qualifikationen zu unterstützen und möglichst rasch dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Daneben sind die Senkung der Jugendarbeitslosigkeit und nicht zuletzt die Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bedeutende geschäftspolitische Themenfelder. Die Aktivierung von Jugendlichen mit Berufsabschluss bei gleichzeitiger Vermittlung von Schülerinnen und Schüler in eine (betriebliche) Berufsausbildung gilt als Schwerpunkt im Bereich U25. Die Integration von Migrantinnen und Migranten, die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie die Sicherung der Teilhabechancen von Menschen mit Behinderung finden sich als durchgängiges Prinzip im Jobcenter Berlin Mitte wieder. In Anlehnung an die Schwerpunkte des gemeinsamen Rahmen-Arbeitsmarktprogramms des Landes Berlin und der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit wurden geeignete Maßnahmen und Aktivitäten erarbeitet oder es werden bereits vorhandene und bewährte Projekte weitergeführt. Ein wesentlicher Aspekt in der Arbeit mit den zu betreuenden Kundinnen und Kunden an den verschiedenen Handlungsfeldern ist die Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren im Bezirk. Das Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2016 dient der Information der Beteiligten des lokalen Arbeitsmarktes, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der unterjährigen Steuerung.

2

Profil des Jobcenters Berlin Mitte

2.1 Lokaler Arbeits- und Ausbildungsmarkt Die deutsche Wirtschaft setzt ihren positiven Trend auch im Jahr 2016 fort. Sowohl die Bundesregierung als auch das IAB prognostizieren ein Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes um 1,8%.1 Der Arbeitsmarkt bleibt demnach weiterhin robust. Nach einem etwas schwächeren Zuwachs der Erwerbstätigkeit von 200.000 Personen im Jahr 2015 erwartet das IAB für das kommende Jahr eine Steigerung von 250.000 Personen2. Die Bundesregierung geht in ihrer Herbstprojektion von einem Plus von 284.000 im Jahr 2015 sowie von 1 2

vgl. IAB-Kurzbericht 15/2015; Herbstprojektion 2015 der Bundesregierung vgl. IAB-Kurzbericht 15/2015

Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

271.000 im Jahr 2016 aus und prognostiziert das Rekordniveau von 43,3 Mio. Erwerbstätigen im Jahr 20153. Die leichte Abflachung im laufenden Jahr ist durch die rückläufige Entwicklung der Anzahl der Selbstständigen und Minijobbern bedingt. Dagegen ist allerdings im Mittel ein kräftiger Zuwachs um 543.000 auf 31.334.000 Beschäftigte bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zu verzeichnen4. Das Bundesland Berlin profitiert nach den Regionalen Arbeitsmarktprognosen des IAB überdurchschnittlich von der günstigen Entwicklung. Die Wachstumsrate bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt in 2016 (Mittelwert) voraussichtlich bei 2,7%. Dies entspräche einer Steigerung um 35.900 auf 1.348.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.5 Nachdem die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr insgesamt gesunken ist6, ist für 2016 vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingszuwanderung mit einem Anstieg7 zu rechnen. Die Arbeitsmarktwirkung dieser Zuwanderung hängt von vielen Parametern ab und ist derzeit nur schwer einschätzbar. Die Steigerung bei den Arbeitslosen im Jahr 2016 wird voraussichtlich im Mittel im SGB II höher ausfallen (+64.000) als im SGB III (+9.000).8 In Berlin soll die Arbeitslosigkeit dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 1,7% auf 189.300 Arbeitslose sinken. Aufgrund der anhaltend hohen Zuzugszahlen kompensiert der Wanderungseffekt sowohl in 2015 als auch in 2016 deutlich den demografischen Effekt. Dadurch geht das IAB in seiner Einschätzung unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung, der Erwerbsbeteiligung und Migration von einer Steigerung des Erwerbspersonenpotenzials um 100.000 Personen für 2015 und um weitere 330.000 Personen im Jahr 2016 aus. Damit dürfte 2016 die Schwelle von 46 Mio. überschritten werden.9 Auf der lokalen Ebene werden insgesamt 30.769 Arbeitgeber ab einem Beschäftigten in der Region gezählt. Davon haben 97% dieser Arbeitgeber von einem bis 99 Beschäftigte. Ca. 71 % der Arbeitgeber mit einem bis 99 Beschäftigten verteilen sich auf folgende Branchen:

Abbildung 1: Branchen der Arbeitgeber mit 1-99 Beschäftigten (Quelle: Arbeitsmarkt Statistik Ost, August 2015)

3

vgl. Herbstprojektion 2015 der Bundesregierung Regionale Arbeitsmarktprognose des IAB 2/2015 5 IAB Kurzbericht 15/2015 und Regionale Arbeitsmarktprognosen des IAB 2/2015 6 Einschätzung des IAB (Kurzbericht 15/2015): Senkung um 100.000 Personen; Einschätzung der Bundesregierung in der Herbstprojektion: Senkung um 98.000 Personen 7 Einschätzung des IAB: Anstieg um 73.000 Personen auf 2,87 Mio. Personen (siehe IAB Regionale Arbeitsmarktprognose 02/2015) entspricht +2,6%; Einschätzung der Bundesregierung in der Herbstprojektion: Anstieg um 60.000 Personen 8 IAB Kurzbericht 15/2015 bzw. IAB Regionale Arbeitsmarktprognose 02/2015 9 vgl. IAB Kurzbericht 15/2015 und Regionale Arbeitsmarktprognosen des IAB 2/2015 4

Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

Ausgehend von der Bestandszahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zeichnen sich für Berlin die folgenden Wachstumsbranchen ab:

Abbildung 2: Bestand an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen in Berlin (Quelle: Arbeitsmarkt Statistik Ost, Juni 2015)

In der Betrachtung der Bestandsentwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse sind folgende Trends erkennbar:

Abbildung 3: Bestandsentwicklung an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen (Quelle: Arbeitsmarkt Statistik Ost, Juni 2015)

Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen in Berlin wird 2016 durch die Verpflichtung der Wirtschaft im Rahmen der Berliner Vereinbarung, den Agenturen 1.000 Ausbildungsplätze zusätzlich zu melden, gesteigert werden. Die Zahl der angebotenen betrieblichen Ausbildungsstellen 2016 wird sich demnach mit ca. 5.200 voraussichtlich erhöhen. In der Berliner Ausbildungslandschaft sind umfangreiche schulische Ausbildungs- und Übergangsangebote vorhanden, so dass sich die duale Berufsausbildung weiterhin stärker in Partnerschaft mit Berliner Politik, der Wirtschaft und Öffentlichkeit bei den Jugendlichen mit einem hohen Image und sicherer Zukunftsperspektive positiv hervorheben muss. 2.2 Kundenstruktur10 Im Jobcenter Berlin Mitte werden 82.317 (-297 ggü. Vorjahr) leistungsbeziehende Personen in 41.989 Bedarfsgemeinschaften (-558 ggü. Vorjahr) betreut.

10

Grundlage für die nachfolgenden statistischen Auswertungen bilden die Werte aus S2S-Cockpit (Stand: Juni 2015) und aus der Arbeitsmarktstatistik (Stand: Juni 2015) Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

dar. dar. dar. Weiterhin ist ein Aufwuchs an BeErw erbstätige Selbständige dar. Single-BG Alleinerziehende BG gesamt darfsgemeinschaften zu verzeich2014 42.547 15.775 3.273 5.036 1.414 nen, in denen mindestens ein Mit2015 41.989 15.603 3.355 4.798 1.414 glied einer selbstständigen Tätigkeit Veränderung -1,3% -1,1% 2,5% -4,7% 0,0% nachgeht (+2,5%). Etwas mehr als 10% aller Bedarfsgemeinschaften sind kleine insbesondere Single-Bedarfsgemeinschaften.

dar. unter 25 Anteil Aktuell befinden sich rd. Jahre dav. Männer dav. Frauen dar. Ausländer Ausländer eLb gesamt 59.300 erwerbsfähige LeisØ 2014 59.721 10.672 31.747 27.974 26.418 44,2 tungsberechtigte (eLb) im Ø 2015 59.342 10.635 31.408 27.934 26.660 44,9 Bestand (-0,6% ggü. VJ). Veränderung -0,6% -0,3% -1,1% -0,1% 0,9% 1,6% Beinah jeder zweite eLb besitzt eine nichtdeutsche Staatsbürgerschaft. Von allen eLb sind wiederrum 10.700 (-0,3% ggü. Vorjahr) eLb im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Hierunter befinden sich hauptsächlich Personen, die schulpflichtig sind bzw. weiterführende Schulen besuchen - aus diesem Grund erfüllt die Mehrzahl dieser Personen (rd. 6.000) die Kriterien des § 10 SGB II, d.h. sie stehen für Vermittlungsaktivitäten der Beratungsfachkräfte nicht zur Verfügung.

17.280 aller Arbeitslosengeld-IIdav. dar. geringfügig Erw erbstätige dar. abhängig Beschäftigte bis Bezieherinnen und -Bezieher sind erwerbseLb Beschäftigte 450 Euro eLb gesamt tätig, wobei sich die Anzahl der erwerbstätiØ 2014 59.721 17.480 14.275 7.171 gen Kundinnen und Kunden im Vergleich Ø 2015 59.342 17.280 14.020 6.465 zum Vorjahr um 200 bzw. -1,1% reduziert Veränderung -0,6% -1,1% -1,8% -9,8% hat. Der Hauptanteil der abhängig Erwerbstätigen ist mit 6.465 eLb in Bereichen beschäftigt, die nur geringfügig entlohnt werden (46%). Der Anteil der geringfügig Beschäftigten ist im Vergleich zu allen Erwerbstätigen im Vorjahresvergleich um 706 bzw. 9,8% zugunsten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse gesunken. Profillagen eLb MP AP FP EP SP UP insgesamt Für die Planung der einzelnen arbeitsmarktpoJC Berlin Mitte 59.373 621 334 5.984 16.350 10.493 7.780 litischen Maßnahmen Standort Seydelstr. 15.339 307 92 1.933 4.181 2.576 2.430 ist die qualitative KunStandort Wedding 17.658 81 75 1.613 6.003 3.734 2.263 dendifferenzierung Standort Leopoldplatz 12.258 39 19 1.010 3.571 3.111 2.052 maßgeblich. Von allen Standort Lehrter Str 9.559 131 124 1.147 1.835 367 231 (U25) erwerbsfähigen Leistungsberechtigten befinden sich rd. 12% in integrationsnahen Profillagen, wobei lediglich rd. 1,6% der Kundinnen und Kunden dem Markt- und Aktivierungsprofil angehören. Mit 58% befindet sich der überwiegende Anteil der eLb in integrationsfernen, sogenannten komplexen Profillagen. eLb gesamt

Qualifikationsstruktur Die Zahl der eLb, die keinen Schulabschluss vorweisen können, beläuft sich auf 13.083 (22%). Der Standort Wedding weist hier mit Stand: 17.12.2015

JC Berlin Mitte 59.373

Kein Schulab- Hauptschulschluss abschluss

Mittlere Reife

13.083

10.323

15.472

Fachhochschulreife

2.720

Hochschulreife

8.648

Standort Seydelstr.

14.051

2.973

2.905

2.460

885

2.834

Standort Wedding

17.658

5.051

4.561

2.403

636

1.751

Standort Leopoldplatz

10.109

2.465

2.535

1.556

477

1.339

Standort Lehrter Str (U25)

10.724

1.074

3.548

2.690

454

1.993

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Jobcenter Berlin Mitte

Ohne 5.051 eLb einen besonders hohen Anteil an abgeschloss Betriebliche/ Fach- bzw. eLb gesamt ene schulische Hochschulab Kundinnen und Kunden auf (29%), die keinen verBerufsausbil Ausbildung schluss wertbaren Schulabschluss vorweisen können. dung 42.716 der eLb haben keine abgeschlosseJC Berlin Mitte 59.373 42.716 11.046 4.296 ne Berufsausbildung (72%). Bei den 15-24Standort Seydelstr. 15.339 9.248 3.820 2.010 Jährigen ist dieser Anteil mit 91% besonders Standort Wedding 17.658 13.043 3.259 1.059 hoch (9.810 eLb). Auch hier weist der 8.441 2.761 884 Standort Wedding mit 74% aller Kunden Standort Leopoldplatz 12.258 Standort Lehrter Str 10.724 9.810 530 52 ohne Berufsabschluss eine besonders un(U25) günstige Kundenstruktur auf. Dennoch besitzen 11.046 (19%) Kundinnen und Kunden einen verwertbaren Berufsabschluss. Hinzu kommen noch rund 4.300 eLb, die einen Hochschulabschluss vorweisen können (7%). Dieser Personenkreis steht folglich in dieser Hinsicht einer kurz- bis mittelfristigen Integrationsstrategie zur Verfügung.

Kundinnen und Kunden im Langzeitleistungsbezug Es befinden sich 42.673 (72%) der erwerbsfähigen Kundinnen und Kunden im LangzeitStandort Seydelstr. leistungsbezug. Langzeitleistungsbezieher Standort Wedding (LZB) sind erwerbsfähige LeistungsberechStandort Leopoldplatz tigte, die in den vergangenen 24 Monaten Standort Lehrter Str mindestens 21 Monate hilfebedürftig waren (U25) JC Berlin Mitte (§ 6 Abs. 1 RVO zu § 48a SGB II).

LZB (JDW)

Verteilung LZB im JC BM

Anteil LZB an eLb je Standort

11.747

27,4%

75,7%

16.334

38,1%

78,9%

9.082

21,3%

76,3%

5.655

13,2%

50,2%

42.818

dar. Sonderteams (FM, S-Team)

Langzeitarbeitslose Kundinnen und Kunden Insbesondere die arbeitslosen eLb stehen im Vordergrund der Aktivitäten. Im Bestand der 20.973 arbeitslosen Kundinnen JC Berlin Mitte und Kunden (darunter 1.761 Standort Seydelstr. unter 25 Jahre bzw. 8,4%) beStandort Wedding finden sich 7.289 (34,8%) Lang- Standort Leopoldplatz zeitarbeitslose11. Standort Lehrter Str (U25)

eLb gesamt

59.373

100%

3.733

LZB JDW

42.818

72%

13,2%

dar. arbeitslos

20.973

87,0%

dar. arbeitslos unter 12 Mo

13.684

LZA (arbeitslos mind. 12 Mo)

7.289

15.339

11.747

5.712

3.683

2.029

17.658

16.334

6.611

4.285

2.326

12.258

9.082

5.355

3.100

2.255

10.724

5.655

1.761

1.565

196

Jugendliche unter 25 Nach mehreren Perioden des stetigen Bestandsaufwuchses bei den eLb unter 25 Jahre gelang es erstmals wieder, den Bestand um -0,3% auf 10.635 eLb zu reduzieren. Dennoch ist die Jugendarbeitslosigkeit im Land Berlin mit einer Arbeitslosenquote der 15-25-Jährigen von 10,2% (Vergleich Deutschland: 5,6%) noch sehr hoch. Noch prekärer ist die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Die Arbeitslosenquote der unter 20-Jährigen beträgt hierbei im Land Berlin 12,6% (Vergleich Deutschland: 4,1%). Es gelang dem Jobcenter Berlin Mitte zwar seinen Bestand an arbeitslosen Kunden unter 25 Jahren durch gute Vermittlungs- und Aktivierungsarbeit so weit zu reduzieren, dass die Erwartungswerte des Zukunftsprogramms mit einer Arbeitslosenquote unter 25 Jahre von 8,7% erfüllt wurden. Dennoch gilt es weiterhin, bei den Jugendlichen, den besonderen Schwerpunkt der Arbeit auf den Bereich der unter 20Jährigen zu richten (Arbeitslosenquote: 16,4%). 11

Bei diesen eLb beträgt die Dauer der Arbeitslosigkeit mindestens 12 Monate.

Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

Rehabilitanden und Schwerbehinderte dav. sbM und Im Bestand des Jobcenters Berlin Mitte werden aktu- eLb insgesamt dar. arbeitslos dar. sbM arbeitslos ell 2.425 Kundinnen und Kunden betreut, die JC Berlin Mitte 59.373 20.174 2.425 893 mindestens einen Grad der Behinderung von 50 aufweisen bzw. deren entStandort Seydelstr. 15.339 5.712 715 263 sprechende Gleichstellung vorliegt. Standort Wedding 17.658 6.611 39 11 Rund 37% (893) aller SB- Kundinnen Standort Leopoldplatz 12.258 5.355 1.201 442 und -Kunden sind arbeitslos. Darüber Standort Lehrter Str 10.724 1.761 177 28 (U25) hinaus befinden sich 602 identifizierte Reha-Fälle in der Betreuung. Die Bestandsentwicklung im Segment der schwerbehinderten Menschen (sbM) stellt ein spezielles Handlungsfeld in 2016 dar. Selbstständige Die Kundenstruktur im Jobcenter Berlin Mitte ist geprägt von einem hohen Anteil an Selbstständigen. Von den 17.280 Erwerbstätigen sind 3.477 (20%) selbstständig erwerbstätig. Obdar. BG mit dar. wohl im Vorjahresvergleich sowohl die AnSelbständige eLb insgesamt Selbständige BG gesamt zahl an Bedarfsgemeinschaften und an Ø 2014 42.547 3.273 59.721 3.395 Leistungsbeziehern insgesamt reduziert werden konnte, hat sich die Anzahl der Ø 2015 41.989 3.355 59.342 3.477 Personengruppe der Selbständigen weiter Veränderung -1,3% 2,5% -0,6% 2,4% stetig erhöht. Dies ist u.a. begründet in der Wirtschafts- und Branchenstruktur des Bezirks Mitte, welche mit den Schwerpunkten Dienstleistungen, Gastronomie, Handel/Vertrieb und Künstlerischen Berufen den Kundinnen und Kunden grundsätzlich Spielraum für neben- und hauptberufliche Gründungsvorhaben bietet. Ausländerinnen und Ausländer Der Bezirk Mitte wird geprägt durch eine Vielzahl an Einwohnern, die unterschiedlichste Nationalitäten aufweisen. Insgesamt hat der Bezirk Mitte 337.593 Einwohner. Unter ihnen leben 90.841 dar. Ausländer Anteil Ausländer eLb gesamt Menschen mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft Ø 2014 59.721 26.418 44,2 (Stand Zensus 31.12.2013). Mithin beträgt der Anteil Ø 2015 59.342 26.660 44,9 der ausländischen Bevölkerung 27%. Der Anteil an Veränderung -0,6% 0,9% 1,6% Ausländerinnen und Ausländern bezogen auf alle eLb, die sich im Leistungsbezug SGB II im Jobcenter Berlin Mitte befinden, beträgt wiederum 45% (26.660). Die Qualifikationsstruktur der ausländischen eLb ist grundsätzlich ungünstiger als im Segment derjenigen eLb mit deutscher Staatsbürgerschaft. Insgesamt verfügen rund 85% bzw. 22.690 Ausländerinnen und Ausländer über keinen Berufsabschluss (im Vergleich deutsche eLb: 72%) und ca. 32% bzw. 8.381 über keinen Schulabschluss (im Vergleich deutsche eLb: 22%). Darüber hinaus befinden sich 61% der ausländischen eLb in den integrationsfernen Profillagen (im Vergleich deutsche eLb: 58%). Zu beachten ist, dass zu März 2015 eine Änderung des § 1 Abs.1 Nr. 3 des Asylbewerberleistungsgesetzes erfolgt ist bzw. ab Juni 2015 ein stetiger Zustrom an Flüchtlingen erfolgt. Bis zum Jahresende 2015 wird davon ausgegangen, dass ca. 1.000 eLb zusätzlich Leistungen des Jobcenters Berlin Mitte bedürfen. Im kommenden Jahr wird damit gerechnet, dass sich insgesamt der Bestand nochmals um knapp 3.500 schutzsuchende eLb erhöhen wird.

Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

2.3 Kooperation mit Netzwerkpartnern Bereits seit mehreren Jahren besteht eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren, welche die Arbeit für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters, als gemeinsame Einrichtung der Agentur für Arbeit Berlin Mitte und des Bezirksamtes Mitte von Berlin, fördert. Es ist dabei das Anliegen des Jobcenters Berlin Mitte, die Kompetenzen von Netzwerkpartnern gezielt zu nutzen sowie neue und alte Partner zu aktivieren, um einen konkreten Beitrag zu den gemeinsamen Zielen zu leisten. Kooperationspartner des Jobcenters Berlin Mitte sind u.a.: - das Bezirksamt Mitte von Berlin, - die bezirklichen Sozialraumprojekte, - die Bürgerplattform Wedding/Moabit, - die Jugendämter, - die Handwerkskammer Berlin, - die Industrie- und Handelskammer Berlin, - der Job Point, - freie Träger, die flankierende Leistungen anbieten. Es stehen außerdem folgende Landesprogramme zur Verfügung, die die Integrationsfachkräfte ergänzend einsetzen können: - Das Programm „Berliner Jobcoaching“ bietet Coaching- und Qualifizierungsangebote mit dem Ziel, Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen dauerhaft in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Diese Angebote richten sich in erster Linie an Personen, die mit öffentlich geförderten Maßnahmen wie z.B. Lohnkostenzuschüssen, Eingliederungszuschüssen, Förderung von Arbeitsverhältnissen (FAV) in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes oder öffentlich geförderte Tätigkeiten im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten oder FAV in der öffentlich geförderten Beschäftigungsvariante bei gemeinwohlorientierten Trägern wahrnehmen. - Das Qualifizierungsangebot „Qualifizierung für Beschäftigung“ richtet sich an Teilnehmende in Maßnahmen der Beschäftigungsförderung sowie auch an Nichtleistungsempfangende. Bei „Qualifizierung vor Beschäftigung“ münden benachteiligte Arbeitslose in berufliche Bildungsmaßnahmen ein. Beide Angebote ergänzen die Bildungsinhalte von FbW sinnvoll. - Der Landeszuschuss für kleine und mittlere Unternehmen ist eine Förderung für Berliner Arbeitgeber, die neue Beschäftigungsverhältnisse begründen. Als Zielgruppe werden insbesondere Beschäftigte, die ergänzende Leistungen zum Lebensunterhalt erhalten (z.B. Minijobber und –jobberinnen und Teilnehmende von Qualifizierungsmaßnahmen), gefördert.

3

Ziele

3.1 Bundeseinheitliche Ziele Der Vorstandsbrief der Bundesagentur für Arbeit vom 24. August 2015 zur Planung und Steuerung 2016 für die gemeinsamen Einrichtungen der Grundsicherung beschreibt die strategische Ausrichtung für den Bereich der Grundsicherung, die sich in einem Zielsystem und den dazugehörigen geschäftspolitischen Handlungsfeldern konkretisiert.

Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

Das Zielsystem der Grundsicherung besteht für das Jahr 2016 unverändert fort. In Ableitung aus § 1 SGB II i.V.m. § 48a SGB II sind für die Zielvereinbarungen nach § 48b SGB II im Aufgabenbereich der Bundesagentur für Arbeit folgende Steuerungsziele mit den dazugehörigen Zielindikatoren maßgeblich:

In der Zielplanung 2016 werden zwei Ziele für das gesamte Bundesgebiet zentral vereinbart. 1. Integrationsquote zur Abbildung der Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit 2. Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug Für das Jobcenter Berlin Mitte ergeben sich für das Jahr 2016 folgende Zielwerte: Vorjahreswert Integrationen LZB

voraussichtlich. 12.942 voraussichtlich. 42.489

Plan-Wert 2016 ca. 13.256 ca. 41.852

Steigerung zum VJ prozentual absolut +2,2 314 -1,5 637

3.2 Berliner Ziele Die Zielsetzungen und strategischen Handlungsschwerpunkte der Arbeit in den Berliner Jobcentern sind weiterhin eingebettet in die Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Berufsbildungspolitik des Landes Berlin. Das Programm BerlinArbeit (Umsetzung in der Legislaturperiode 2011 bis 2016) definiert folgende Ziele: - Senkung der Zahl der Erwerbslosen in Berlin - Durchsetzung des Grundprinzips „Gute Arbeit“ - Weiterentwicklung des Landes Berlin zu einem Top-Standort mit ausgebildeten Fachkräften und Nutzung der Potenziale des Landes - Verbesserung des Zusammenspiels der Akteure, zur Erhöhung des wirksamen und wirtschaftlichen Mitteleinsatzes Die Umsetzung und Konkretisierung des Programms erfolgt dabei ausdrücklich in enger Zusammenarbeit mit den Partnern am Arbeitsmarkt, wie den Wirtschafts- und Sozialpartnern, sowie der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. Weiterhin bestimmt das in 2012 von der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit initiierte „Zukunftsprogramm“ wesentlich die Ziele des Landes Berlin. Aufgrund der Erreichung der im Programm definierten Zielwerte wurde das Teilprojekt „Jugend in Arbeit“ in 2015 beendet. Dagegen wurde das Teilprojekt „Langzeitleistungsbezieher“ bis Ende 2016 verlängert, da hier bis auf wenige Ausnahmen die avisierte Zielsetzung im beabsichtigten Zeitraum nicht erreicht werden konnte. 3.3 Lokale bezirkliche Ziele Intensivierung der Netzwerkarbeit Gemeinsames Ziel des Jobcenters Berlin Mitte und des Bezirksamtes Mitte von Berlin ist, alle Leistungsberechtigten im SGB II so zu unterstützen, dass ihnen langfristig ein Leben unabhängig von der Grundsicherung aus eigenen Mitteln und Kräften ermöglicht und eine berufliche Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnet wird. Stand: 17.12.2015

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Dazu werden bestehende Netzwerke der Akteure der Arbeitsmarktpolitik weiterhin intensiv genutzt und kontinuierlich ausgebaut. Das Jobcenter Berlin Mitte strebt - auch im Kontext der voraussichtlich im 4. Quartal 2016 zu errichtenden Jugendberufsagentur - die weitere Vernetzung mit dem Jugendamt Berlin Mitte sowie den Schulen, dem Amt für Soziales und den Sozialträgern im Bezirk an, um die Zahl der jungen Menschen zu erhöhen, die in betriebliche Ausbildungen einmünden. Für junge Menschen mit Startschwierigkeiten sollen individuelle Berufsperspektiven ggf. auch in Kombination mit begleitenden sozialpädagogischen Maßnahmen und einem Beratungsangebot zu den sozialintegrativen Leistungen nach §16a SGB II entwickelt werden, um Ausbildungs- und Berufsreife zu erlangen. Zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und dem Bezirksamt Mitte von Berlin werden Angebote, Förder- und Unterstützungsmaßnahmen für die Personen mit Vermittlungshemmnissen noch besser auf einander abgestimmt, die sowohl Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende als auch kommunale Eingliederungsleistungen nach §16a SGB II erhalten oder durch Hilfen nach den §§67, 68 SGB XII unterstützt werden. Gemeinsames Ziel des Jobcenters Berlin Mitte und des Bezirksamtes Mitte von Berlin ist, für diesen Personenkreis den gezielten Abbau der Hemmnisse und eine Stabilisierung zu erreichen, um die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern, zu erhalten bzw. wieder herzustellen, um mindestens langfristig Perspektiven zur Integration in den Arbeitsmarkt zu eröffnen. Die besonders gute Zusammenarbeit zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und der Fachstelle für Wohnungsnotfälle des Amtes für Soziales und insbesondere der gegenseitige fachliche Austausch werden fortgesetzt. Ausweitung bestehender Kooperationen Bei der Fortsetzung der bestehenden Kooperationen zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und dem Bezirksamt Mitte von Berlin wird an den vorhandenen Strukturen des Dialogs und der Zusammenarbeit angeknüpft. Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Bezirksamt Mitte von Berlin und dem Jobcenter Berlin Mitte zur Erbringung der kommunalen Leistungen nach § 16a SGB II vom 21.09.2012 hat sich in Bezug auf den gegenseitigen Informationsaustausch, der kompetenten Abstimmung und Vernetzung an den vorhandenen Schnittstellen sowie der vertrauensvollen und zielorientierten Zusammenarbeit bewährt und wird deshalb qualitativ fortgeschrieben. Die kooperative Beteiligung des Bezirksamtes Mitte von Berlin bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen der öffentlich geförderten Beschäftigung wird fortgesetzt. Das Jobcenter Berlin Mitte ist Mitglied im bezirklichen Netzwerk, das für die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung eintritt und unterstützt die Kampagne "Warum Minijob? Mach mehr draus!" Die Mitwirkung in der vom Land Berlin eingeleiteten Initiative zum Modellprojekt „Joboption“ wird auch fortgesetzt. Das Jobcenter Berlin Mitte ist Mitglied der Steuerungsrunde des Bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit (BBWA Mitte) und die aktive Mitwirkung wird weiterhin bestehen. Das bezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit stellt die beschäftigungs- und wirtschaftspolitischen Interessen und Potenziale des Bezirkes Mitte in den Mittelpunkt. Zielsetzung ist, die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen lokalen Akteuren weiter zu entwickeln und vorhandene Programme auf Europäischer-, Bundes- und Landesebene der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik mit öffentlichen Investitionen „vor Ort“ zu verzahnen, um die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Stand: 17.12.2015

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Unterstützung der Sozialraumorientierung Im Bezirksamt Mitte von Berlin bildet grundsätzlich die Sozialraumorientierung ein prägendes Strukturelement der bezirklichen Aufgabenwahrnehmung. Ziel der Sozialraumorientierung ist die Stärkung der unterschiedlichen Stadtteile durch raumbezogenes und fachübergreifendes Planen und Handeln sowie durch eine Vernetzung der Akteure aus Verwaltung und Stadtteil. Im Bereich der öffentlich geförderten Beschäftigung arbeitet das Jobcenter Berlin Mitte mit dem Bezirksamt Mitte von Berlin eng zusammen, um im Rahmen der rechtlichen Voraussetzungen auch die regionalen Kenntnisse und Analysen im Rahmen der Sozialraumordnung in konkrete Planungen und Aktivitäten von Maßnahmen einfließen zu lassen. Die fachliche Expertise der bezirklichen Fachämter und fundierten Kenntnisse hinsichtlich der sozialen Infrastruktur, der Gegebenheiten und Entwicklungsprozesse in den Stadtteilen werden hierbei genutzt und Umsetzungsvorschläge des Bezirksamtes Mitte von Berlin werden berücksichtigt. Die Vernetzung auf allen Ebenen mit Absprachen zu Arbeitsformen und Verantwortlichkeiten stellt Transparenz über Akteure und Angebote her und dient dem ständigen Bestreben nach einer bedarfsdeckenden Angebotsstruktur. Unterstützung von Langzeitarbeitslosen Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin engagieren sich gemeinsam für eine stärkere, an den individuellen Problemlagen orientierte Förderung und intensive Beratung von Langzeitarbeitslosen unter Nutzung der Vielzahl von Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit und der ergänzenden ESF-Programme sowie der verschiedenen kommunalen Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II und weiterer kommunaler Hilfeangebote. Personen mit erheblichen Vermittlungshemmnissen werden neben der zunächst niederschwelligen Integration in eine öffentlich geförderte Beschäftigung oder anderen geeigneten Maßnahmen gezielte individuelle, sozialintegrative Angebote wie psychosoziale Betreuung, Schuldnerberatung, Suchtberatung und Betreuung minderjähriger Kinder oder die Pflege von Angehörigen unterbreitet. Ziel ist eine umfassende und ganzheitliche Unterstützung dieser Personen, um ihre nachhaltige Stabilisierung und Heranführung an den Arbeitsmarkt zu erreichen. Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin unterstützen den Ausbau der öffentlich geförderten Beschäftigung in einem möglichen und nach Abstimmung mit der Trägerversammlung finanzierbaren Umfang. Diese Angebote können dazu beitragen, dass langzeitarbeitslose Personen ihre Beschäftigungsfähigkeit für den allgemeinen Arbeitsmarkt wieder- erlangen und in Arbeit eingegliedert werden. Für Personen, die dort längerfristig nicht oder gar nicht mehr integriert werden können, sind sie eine notwendige Alternative zu gesellschaftlicher Ausgrenzung und sozialer Isolation. Die Einsatzorte sollen vorrangig im Bezirk Mitte erfolgen und die Ergebnisse dem Bezirk im öffentlichen Interesse zu Gute kommen. Ziel ist, unter Beachtung der arbeitsmarktlichen Erfordernisse auch Stadtteilzentren, Nachbarschaftshäuser, Elterntreffs und andere Begegnungsstätten zu unterstützen, damit das soziale Angebot zur Betreuung bedürftiger Menschen in den Kiezen kontinuierlich vorgehalten werden kann. Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt sind sich einig, dass ergänzend zum Landesrahmenprogramm auch weiterhin langzeitarbeitslose Personen, die die individuellen Fördervoraussetzungen erfüllen, im Rahmen der öffentlich geförderten Beschäftigung über das Lotsenprojekt „Die Brücke“ und „Kiezmütterprojekte“ qualifiziert und beschäftigt werden. Die Arbeit trägt dazu bei, eine Willkommenskultur für Zuwanderinnen und Zuwanderer zu etablieren.

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Unterstützung von geflüchteten Personen Das Jobcenter Berlin Mitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin engagieren sich gemeinsam für eine an den spezifischen Problemlagen orientierte Unterstützung und Beratung von geflüchteten Personen, die in den Rechtskreis des SGB II wechseln. Das Jobcenter Berlin Mitte ist sich mit seinen Trägern einig, dass dafür die vorhandenen Instrumente zur Integration in Arbeit flexibel genutzt und kombiniert werden müssen. Dies schließt auch die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit, ergänzender ESFProgramme, der Landesprogramme sowie der verschiedenen kommunalen Eingliederungsleistungen nach § 16a SGB II und weiterer kommunaler Hilfeangebote ein. Auch eine Kombination zwischen Sprachkursen und arbeitsmarktpolitischen Instrumenten kann sinnvoll sein, um gleichermaßen die sprachliche wie die gesellschaftliche Integration zu fördern und damit die Selbsthilfefähigkeit von geflüchteten Personen zügig voran zu bringen.

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Handlungsfelder

Auf Basis der dargestellten Kundenstruktur- und Arbeitsmarktanalyse sowie der festgelegten Zielwerte leiten sich für das Jobcenter Berlin Mitte die folgenden geschäftspolitischen Schwerpunkte ab. 4.1

Verbesserung der Integrationserfolge Erwerbsloser

4.1.1 Ausgangssituation und Ziel Die konstante positive Entwicklung des Arbeitsmarktes bietet weiterhin Beschäftigungsmöglichkeiten und muss daher aktiv genutzt werden, um die Integrationschancen von erwerbsfähigen Hilfebedürftigen zu steigern. Entscheidender Erfolgsfaktor ist hierbei die Konzentration auf das Kerngeschäft der „Vermittlung in Arbeit“ und Verbesserungen in den operativen Prozessen. Insbesondere auf Kundinnen und Kunden aus den Profillagen der Markt-, Aktivierungs- und Förderprofile ist aufgrund ihrer Arbeitsmarktnähe ein Fokus zu setzen. Im erweiterten Sinne können auch Entwicklungsprofile unter bestimmten Voraussetzungen als marktnähere Profillagen in die verstärkte vermittlerische Aktivierung einbezogen werden. 4.1.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Das Erzielen schneller und nachhaltiger Integrationen steht im Zentrum aller Aktivitäten. Der Anteil an marktnahen Kundinnen und Kunden wird insbesondere aus Neuzugängen, dem Rechtskreiswechsel oder aus Umzügen in das Jobcenter Berlin Mitte generiert. Daher ist die umgehende Aktivierung aller Neuzugänge über ein effektives Neukundenmanagement sicherzustellen. Über eine enge Verzahnung der Abläufe zwischen Eingangszone, Leistungsbereich und Markt & Integration soll für alle Neukundinnen und Neukunden eine schnellstmögliche Aktivierung und ggf. Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt bzw. Ausbildungsmarkt erreicht werden. Dadurch wird Hilfebedürftigkeit vermieden, reduziert bzw. zeitnah nach Entstehen beendet. Das Konzept zum Neukundenmanagement wurde 2015 sowohl organisatorisch als auch inhaltlich überarbeitet und wird 2016 implementiert. Der weiterhin bestehende Fachkräftemangel und der demographische Wandel erfordern eine stärkere Ausrichtung auf Qualifizierungsmaßnahmen. Auch zukünftig wird die Qualität der Integrationen im Fokus stehen, denn nachhaltige und existenzsichernde Integrationen tragen zur Entlastung des Arbeitsmarktes bei. Zur Verbesserung der Eingliederungschancen integrationsnaher Kundinnen und Kunden sind daher eine auf die Bedarfe des Arbeitsmarktes ausgerichtete Qualifizierung und berufliStand: 17.12.2015

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che Weiterbildung wichtig. Die Bildungszielplanung als gesamtstädtische Planung des Landes Berlin bildet dabei jährlich die Orientierungsgrundlage, indem sie die Entwicklungen des Arbeitsmarktes aufgreift und daraus Empfehlungen für Schwerpunktqualifizierungen ableitet. Die Bildungszielplanung legt weiterhin einen Fokus auf abschlussorientierte Bildungsziele. Für das Jahr 2016 fordert der Fachkräftebedarf insbesondere Umschulungen in allen Metall-, Elektro-, und Handwerksberufen, ebenso in den personenbezogenen Dienstleistungen, vorrangig in den Bereichen der Altenpflege und Erziehung. Im Jobcenter Berlin Mitte kommt die Schwerpunktsetzung im Bereich der beruflichen Qualifizierung bei der Ausrichtung der Eingliederungsleistungen (EGL) zum Ausdruck: 68% des Eingliederungstitels sind für Leistungen im Zusammenhang mit der Vermittlung, Aktivierung und beruflichen Eingliederung eingeplant, davon allein 38% für die Förderung der beruflichen Weiterbildung, was einer Erhöhung um rund 3 Prozentpunkten gegenüber 2015 bei den geplanten Eintritten entspricht. Für eine erfolgreiche Integrationsarbeit sind ferner sowohl eine umfassende Vorbereitung als auch eine konsequente Betreuung während der Teilnahme an einer Maßnahme und vor allem nach Beendigung der Maßnahme ausschlaggebend. Dies wird im Jobcenter Berlin Mitte durch das Konzept des Absolventenmanagements umgesetzt, welches 2015 ebenfalls überarbeitet wurde. Zum erfolgreichen Absolventenmanagement aber auch zu einer allgemein gezielten Ansprache von Arbeitgebern ist eine gute Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen ArbeitgeberService der Agentur für Arbeit ausschlaggebend. Das Jobcenter Berlin Mitte baut auf bisherigen Erfahrungen auf und beteiligt sich auch 2016 an diversen Vermittlungsformaten (z.B. Gruppeninformationen, Vermittlungsquadrate, Vermittlungslinien und berufskundlichen Veranstaltungen) mit dem Ziel der Steigerung der Eingliederungsquoten. Besondere Synergieeffekte ergeben sich mit der Etablierung sieben regionaler bewerberorientierter ArbeitgeberVermittler, welche im Sommer 2015 ihre Arbeit an den vier Standorten des Jobcenters Berlin Mitte aufgenommen haben. Durch die direkte Anbindung an den operativen Bereich wird einerseits der Austausch mit den Integrationsfachkräften und „die gemeinsame Arbeit am Kunden“ verbessert und andererseits eine gezielte Arbeitgeberakquise sichergestellt. 4.2

Reduzierung des Langzeitbezuges

4.2.1 Ausgangssituation und Ziel Mit Einführung des SGB II zum 1.1.2005 ist die Vermeidung und Reduzierung von Langzeitleistungsbezug (LZB) eine zentrale Herausforderung der operativen Arbeit der Jobcenter geworden. Seit 2013 wird im Jobcenter Berlin Mitte auf der Grundlage eines eigenen Konzeptansatzes an der zielgerichteten Vermeidung und Reduzierung des Langzeitleistungsbezugs gearbeitet. Durch Förderung und aktivierende Beratung werden Personengruppen in den Fokus genommen, für die aufgrund bestimmter Merkmale (z.B. Qualifikation, Erwerbseinkommen und der daraus resultierende Restbedarf) und angemessener Unterstützung eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, nach erfolgreicher Integration den Langzeitleistungsbezug zu beenden. Um auf regionale bzw. standortbezogene Herausforderungen und Rahmenbedingungen konsequenter einzugehen, wurde 2015 auf Basis der Erkenntnisse der bisherigen Zielgruppenarbeit das LZB-Konzept weiterentwickelt. Insgesamt wurden Zielgruppen zusammengefasst und damit die Komplexität reduziert, sodass die Umsetzung des Konzeptes aufgrund der höheren Anwenderfreundlichkeit weiter operationalisiert wurde. Mit den neu eingeführten standortbezogenen LZB-Konzepten wird die operative Schwerpunktsetzung unterstrichen Stand: 17.12.2015

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und inhaltlich effektiver ausgerichtet. Zwei Jahre nach der Einführung des Konzeptes zeichnet sich der Erfolg in Form einer Bestandssenkung an Langzeitleistungsbeziehern ab. Für 2016 gilt es, diesen Trend zu sichern und die Umsetzung in der Konsequenz zu steigern. Entscheidender Erfolgsfaktor bleibt die Dynamik des Konzeptes: es wird laufend auf den Prüfstand gestellt und an aktuelle Gegebenheiten angepasst. 4.2.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Grundlegende Idee für den gezielten und nachhaltigen Abbau bzw. Vermeidung von Langzeitleistungsbezug ist, die Hilfebedürftigkeit der Bedarfsgemeinschaft so zu senken, dass entweder keine oder nur noch andere vorrangige unterstützende Leistungen zum Lebensunterhalt notwendig sind. Basierend auf IT-gestützten Auswertungen werden sowohl standortübergreifende als auch standortspezifische Potenzialgruppen in eine Intensivbetreuung mit erhöhten Kundenkontakten einbezogen. Dabei bildet die professionelle Vermittlungsarbeit im Sinne einer hochwertigen Umsetzung des Vier-Phasen-Modells mit einer arbeitsmarktorientierten Aktivierung und Förderung den Kern vermittlerischen Handelns. Eine optimierte Schnittstellenarbeit, insbesondere zwischen Arbeitsvermittlung und Leistungsabteilung, soll dazu beitragen, sowohl LZB-Übertrittskundinnen und -kunden (0-9 Monate vor Übertritt in LZB) frühzeitig zu identifizieren und zu betreuen, als auch LZB-Bestandskundinnen und -kunden (Leistungsbezug ab 21 Monate) bedarfsdeckend zu integrieren bzw. aus dem Bezug abzumelden. Das Prinzip des Förderns und Forderns ist für die Beendigung des Langzeitleistungsbezuges von entscheidender Bedeutung. Die vorhandenen Förderinstrumente (z.B. Förderung der beruflichen Weiterbildung, Eingliederungszuschuss, Einstiegsgeld oder Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung) sind folglich offensiv einzusetzen, um die Anreize zur Begründung eines bedarfsdeckenden sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisses zu schaffen bzw. zu verstärken. Mittels des in 2015 eingeführten bewerberorientierten Arbeitgeber-Service erfährt die passgenaue Vermittlung und Stellenakquise neue Impulse und eine stärkere regionale Ausprägung. Darüber hinaus sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im gemeinsamen Arbeitgeber-Service wichtige Partner für die Integration in den lokalen Arbeitsmarkt. 4.3

Abbau von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit

4.3.1 Ausgangssituation und Ziel Langzeitarbeitslose12 Kundinnen und Kunden stärker von den positiven Arbeitsmarktentwicklungen profitieren zu lassen, ist eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe - gerade auch in wirtschaftlichen Aufschwungphasen. Die Qualifizierung und Integration der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Kundinnen und Kunden ist damit ein erklärtes geschäftspolitisches Ziel im Jobcenter Berlin Mitte. Es soll ein gezielter Ausschnitt der langzeitarbeitslosen Kundinnen und Kunden im Sinne der Übertrittsvermeidung bzw. Bestandssenkung zeitnah aktiviert werden und zielgerichtet in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. 4.3.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Konzept zur Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit Hierfür wurde ein gemeinsames Konzept für das Jobcenter Berlin Mitte entwickelt, dass eine verstärkte Aktvierung von Langzeitarbeitslosen sicherstellen soll. Es wurde ein bestimmter 12

Gemäß § 18 Abs. 1 S. 1 SGB II sind Langzeitarbeitslose Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. Stand: 17.12.2015

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Kundenausschnitt definiert, der in den Fokus der Vermittlung gestellt wurde. Neben einer erhöhten Betreuungsdichte ist vor allem die Aktivierung ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Integrationschancen marktnaher Kundinnen und Kunden aus der definierten Zielgruppe werden durch arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Förderung der beruflichen Weiterbildung oder Eingliederungszuschuss bzw. Einstiegsgeld erhöht. Marktfernere Kundinnen und Kunden werden gezielt durch niedrigschwellige Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung sowie beschäftigungsschaffende Maßnahmen wie etwa Arbeitsgelegenheiten an den Arbeitsmarkt herangeführt. Parallel dazu konzentriert sich eine im Rahmen eines Pilotprojektes etablierte Intensivvermittlungsgruppe auf die gezielte Beendigung bzw. Vermeidung des LangzeitarbeitslosigkeitStatus, vorrangig durch Integration in Erwerbstätigkeit. Diese Intensivvermittlungsgruppe hat sich einem gezielten Ausschnitt an Langzeitarbeitslosen für einen Standort angenommen. Es werden alle langzeitarbeitslosen Kundinnen und Kunden bis zu einem Alter von 49 Jahren mit Nebeneinkommen und marktfernen Profillagen fokussiert betreut. ESF-Bundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter nach dem SGB II auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Zudem beteiligt sich das Jobcenter Berlin Mitte seit dem 01.07.2015 am „ESFBundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter nach dem SGB II auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“. Der Förderzeitraum endet zum 30.06.2020. Mit diesem Programm soll es den Jobcentern ermöglicht werden, gezielt Arbeitgeber für langzeitarbeitslose Frauen und Männer zu gewinnen, die seit mindestens zwei Jahren arbeitslos sind und über keinen oder keinen verwertbaren Berufsabschluss verfügen. Darüber hinaus sollen Qualifizierungsdefizite ausgeglichen, teilnehmende Männer und Frauen nach Aufnahme der Beschäftigung intensiv betreut und die Beschäftigungsverhältnisse auf diese Weise nachhaltig stabilisiert werden. Anfängliche Minderleistungen sollen den Arbeitgebern durch Lohnkostenzuschüsse ausgeglichen werden. Während der Teilnahme am Programm (Aufnahme des Beschäftigungsverhältnisses) sollen Coaches die Teilnehmer je nach Bedarf beraten und unterstützen. Dadurch soll das Leistungsvermögen der Teilnehmer gesteigert, das Beschäftigungsverhältnis stabilisiert und eine dauerhafte Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt erreicht werden. Das Jobcenter Berlin Mitte strebt im Rahmen der Programmumsetzung bis zu 80 geförderte Integrationen an. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden zum 01.07.2015 zwei Betriebsakquisiteure eingestellt, deren Aufgabe es ist, die entsprechenden Beschäftigungsmöglichkeiten einzuwerben und die potentiellen oder tatsächlichen Arbeitgeber zu vorhandenen Fördermöglichkeiten zu beraten. Durch die im Rahmen des ESF-Bundesprogramm zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter mögliche allumfassende Betreuung der Bewerberinnen und Bewerber sowie der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ist ein Lückenschluss zwischen fehlender Marktnähe der Teilnehmer und den Erwartungen des Arbeitsmarktes möglich. 4.4

Verbesserung der Eingliederungschancen von jungen Menschen

4.4.1 Ausgangssituation und Ziel Die Vermittlung von Jugendlichen in betriebliche Ausbildung wird im Jahr 2016 ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit des Jobcenters Berlin Mitte sein. Obgleich eine leichte Entspannung am Ausbildungsmarkt auch in Berlin zu verzeichnen ist, gestaltet sich die Situation weiterhin weniger positiv als in anderen Bundesländern. Es ist im Jahr 2016 zumindest branchenspezifisch mit einem deutlichen Bewerberüberhang zu rechnen. Damit bleibt die SicherStand: 17.12.2015

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stellung des Überganges von Schule in Beruf eine zentrale Herausforderung für das Jobcenter Berlin Mitte. Der Prozessoptimierung sowie der Weiterentwicklung der Schnittstellen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Dies findet insbesondere in der für Jahresende 2016 geplanten Eröffnung des Standortes Berlin Mitte der Jugendberufsagentur Berlin Ausdruck. Im Fokus der Arbeit des Jobcenters Berlin Mitte im Bereich der Eingliederung junger Menschen steht weiterhin die Kundengruppe der arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren und innerhalb dieser Kundengruppe insbesondere die Ausbildungsplatzbewerberinnen und Ausbildungsplatzbewerber. Zur Erhöhung der Integrationsquote wird ferner auf arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren mit abgeschlossener Berufsausbildung ein besonderes Augenmerk gelegt. Damit soll es zum einen gelingen, die Bewerbergewinnung qualitativ und quantitativ zu steigern und eine frühzeitigere Aufnahme des Vermittlungsprozesses in Ausbildung zu erreichen und zum anderen den Übergang in Erwerbstätigkeit deutlich zu befördern. 4.4.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Die Förderung am Übergang von der Schule zum Beruf beginnt mit einer frühzeitigen Bewerbergewinnung. Schülervermittlung Dies erfordert einerseits eine intensivierte Betreuung der Schülerinnen und Schüler des aktuellen Entlassjahres, um den nahtlosen Übergang von Schule in Ausbildung zu befördern. Zu diesem Zweck wird das Jobcenter Berlin Mitte die eingeführte Spezialisierung durch Einsatz einer Schülervermittlung weiter ausbauen und auf eine intensivere Betreuung der Schülerinnen und Schüler künftiger Entlassjahre fokussieren. Mit diesem Konzept soll eine spezialisierte Betreuung für aktuell rund 5000 Kundinnen und Kunden umgesetzt werden. Neben einer engeren und zielgerichteteren Betreuung der Schülerinnen und Schüler kann damit auch eine Verbesserung der Zusammenarbeit an der Schnittstelle zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit Berlin Mitte, insbesondere im Zusammenhang mit dem Dienstleistungseinkauf Ausbildungsvermittlung, erreicht werden. Den Grenzen des auf Freiwilligkeit basierenden Systems der Berufsberatung an Schulen kann damit für den Personenkreis der leistungsberechtigten Jugendlichen - insbesondere der Jugendlichen mit Motivationsdefiziten - effektiv begegnet werden. Andererseits kommt auch der Gewinnung von Bewerberinnen und Bewerbern früherer Entlassjahre eine besondere Bedeutung zu. Die dahingehenden Prozesse werden stetig weiterentwickelt und marktorientiert angepasst. Mit einer durchgehenden Betreuung der Maßnahmeteilnehmerinnen und -teilnehmer und einer kontinuierlichen Begleitung des Entwicklungsprozesses im Maßnahmeverlauf kann der Berufswahl- und Vermittlungsprozess zielgerichtet gestaltet und die Integration in Ausbildung erfolgversprechend organisiert werden. Der Dienstleistungseinkauf Ausbildungsvermittlung bei der Agentur für Arbeit wird auf die Bewerberinnen und Bewerber aller Entlassjahre ausgeweitet. So kann auch bei der Vermittlung dieser Jugendlichen auf die Ressourcen der Agentur für Arbeit zurückgegriffen und deren Kompetenz umfassend genutzt werden. Assistierte Ausbildung Die in 2015 neu entwickelte Maßnahme „Assistierte Ausbildung“ (AsA) wie auch die Nutzung zusätzlich zur Verfügung gestellter Ausbildungsakquisiteure sollen die Bemühungen ergänzen. Hierbei wird insbesondere auch die geplante bewerberorientierte Arbeit der Akquisiteure ein wesentlicher Baustein für die Unterstützung des Ausbildungsvermittlungsprozesses sein. Stand: 17.12.2015

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Damit wird der Fokus auf eine möglichst marktnahe Ausbildung unterstrichen und mit den erforderlichen Maßnahmen unterstützt. Jugendberufsagentur Mit der Beteiligung an der zum Ende des Jahres 2016 einzuführenden Jugendberufsagentur im Bezirk Mitte geht das Jobcenter Berlin Mitte einen weiteren wichtigen Schritt zur Ergebnisverbesserung bei der Ausbildungsvermittlung. In der Jugendberufsagentur werden die Agentur für Arbeit Berlin Mitte, das Bezirksamt Mitte von Berlin, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie das Jobcenter Berlin Mitte gemeinsam und unter einem Dach Jugendliche in Ausbildung vermitteln bzw. auf Ausbildung vorbereiten. Alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger werden im Rahmen eines abgestimmten und aufeinander aufbauenden Systems einer geschlechterreflektierenden Berufsorientierung, Berufsberatung, bewerberorientierten Ausbildungsvermittlung und ggf. Förderung sowie ergänzender Betreuung in Ausbildung oder Studium geführt. Diese Zusammenarbeit auf Basis einer Kooperationsvereinbarung begünstigt eine Vereinfachung bestehender Schnittstellen und wird durch eine größere Angebotstransparenz eine abgestimmte Maßnahmeplanung mit dem Ziel der Vermeidung von Fehlplatzierungen und Doppelförderungen ermöglichen. Intensivvermittlung An der 2. Schwelle (Übergang von der Berufsausbildung in ein Arbeitsverhältnis) wird die in 2014 eingeführte Intensivvermittlung fortgeführt. Insgesamt acht Intensivvermittlerinnen und Intensivvermittler betreuen jeweils 95 Jugendliche mit abgeschlossener Berufsausbildung, die arbeitslos oder arbeitsuchend sind und deren Sprachkenntnisse für die angestrebte Arbeitsaufnahme ausreichend sind. Dabei wird durch verbesserte Betreuungsschlüssel und durch Spezialisierung eine intensivere und effektivere Betreuung der Kundengruppe erreicht. 4.5

Verbesserung der Eingliederungschancen von Schwerbehinderten und Rehabilitanden

4.5.1 Ausgangssituation und Ziel Im Neunten Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) sind die Regelungen zur Rehabilitation und zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung zusammengefasst. Ziel ist es, Behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen durch Gewährung von notwendigen Leistungen in ihrer Selbstbestimmung und gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken. 4.5.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Die Erschließung von Beschäftigungschancen für Rehabilitanden und Schwerbehinderte ist ein Schwerpunkt der geschäftspolitischen Ausrichtung. Dabei steht im Jahr 2016 die Integration und Aktivierung schwerbehinderter Menschen mithilfe des Einsatzes von Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktförderung im Vordergrund der Aktivitäten. Mittels der in diesen Maßnahmen vermittelten Inhalten soll es den Kundinnen und Kunden gelingen, sich den Erfordernissen des Arbeitsmarktes anzunähern, Vermittlungshemmnisse abzubauen, Stärken zu fokussieren und so zeitnah eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu können. Dafür wurde in einem ersten Schritt eine Potenzialkundengruppe definiert, um im zweiten Schritt eine erhöhte Aktivierung dieser Kundengruppe über Eintritte in integrationsorientierte und gezielte, speziell auf die Bedürfnisse schwerbehinderter Menschen ausgerichtete Förderung wie bspw. Eingliederungszuschuss für Schwerbehinderte sicherzustellen, wobei der Fokus auf individualisierte Einzelcoachings und berufliche Orientierung gelegt wird. Stand: 17.12.2015

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Die seit 2013 im A25-Bereich eingesetzten Spezialisten-Teams Reha-SB-FM sind ein weiterer entscheidender Hebel. Die Spezialisten sind derzeit an allen Standorten tätig. Im Jahr 2016 wird die Teamorganisation dahingehend modifiziert, dass das Fallmanagement herausgelöst wird und die Reha-SB-Spezialisten in einem zentralisierten Team an einem Standort agieren. Die organisatorische Anpassung ermöglicht eine effektivere Kundenarbeit, bessere Steuerung sowie deutliche Prozessoptimierung. Die Reha-SB-Vermittlerinnen und -Vermittler erbringen weiterhin alle Beratungs-, Vermittlungs- und finanzielle Eingliederungsleistungen für schwerbehinderte Kundinnen und Kunden aus einer Hand. Von besonderer Bedeutung bleiben die hohe Fachlichkeit sowie umfangreiche Kenntnisse der Integrationsfachkräfte zu relevanten Rechtsregelungen, zu Behinderungsarten, Eingliederungsleistungen für Schwerbehinderte u. Ä. Außerdem arbeiten die spezialisierten SB-Vermittlerinnen und -Vermittler sehr eng mit den Ansprechpartnern im gemeinsamen Arbeitgeber-Service zusammen, um Einstellungspotenziale für schwerbehinderte Kundinnen und Kunden bei Arbeitgebern schnell und unbürokratisch zu bedienen, insbesondere unter Nutzung des Förderinstruments Eingliederungszuschuss. Mit der Etablierung des lokalen bewerberorientierten Arbeitgeber-Service wird die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern aus der Region zusätzlich verbessert. Im Bereich der beruflichen Rehabilitation ist die frühzeitige Identifizierung von Rehabilitationsbedarfen ein Hauptziel. Die Handlungsleitlinien für die Zusammenarbeit im Bereich der Rehabilitation sind grundsätzlich im Leitfaden „Teilhabe am Arbeitsleben“ der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit festgelegt. Ergänzt werden die zentralen Handlungsleitlinien um die Regelungen der regionalen Kooperationsvereinbarung zwischen dem Jobcenter Berlin Mitte und der Agentur für Arbeit Berlin Mitte. Im Fokus für 2016 steht insbesondere das Ziel, dass alle Integrationsfachkräfte die Rahmenvorgaben zur frühzeitigen Identifizierung von Reha-Bedarfen kennen und diese qualitativ hochwertig, effektiv und fehlerfrei umsetzen. Daraus ergeben sich folgende Zielsetzungen und dazugehörigen Handlungsstrategien: - Identifizierung von Reha-Bedarfen: o Festigung der Beratungsqualität und Fachkompetenz durch Fachthemenaustausch, Schulungen und Netzwerkausbau o Qualitätsverbesserung bei der Einschaltung des Fachdienstes o Stärkung der fachaufsichtlichen Begleitung durch mehr Hospitationen, Fallbesprechungen und teamübergreifendem Austausch sowie durch feste Einbindung in bestehende Fachaufsichtsstrukturen - Prozessoptimierung: o Verbesserung der Abstimmungsprozesse an den Schnittstellen o Verbesserung des Übergabeprozesses durch effektivere Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit o Verbesserung der Qualitäts- und Prozessstandards Bei Kundinnen und Kunden mit einer attestierten Erwerbsunfähigkeit über sechs Monate konzentriert sich die Betreuung auf eine erfolgreiche Überleitung an den zuständigen Sozialleistungsträger.

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4.6

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Betreuung von Selbstständigen

4.6.1 Ausgangssituation und Ziel Die Kundenstruktur im Jobcenter Berlin Mitte ist weiterhin von einem hohen Anteil an Bestandsselbstständigen geprägt. Ziel des im Februar 2014 installierten SelbstständigenTeams ist die Unterstützung bei der Überwindung der Hilfebedürftigkeit. Im Detail sollen Selbstständige mit einer tragfähigen Gründungsidee oder bereits bestehender wirtschaftlicher Selbstständigkeit durch eine intensive und qualifizierte Betreuung bei der Überwindung der Hilfebedürftigkeit mittels ihrer Selbstständigkeit unterstützt werden. Bei nicht tragfähigen Selbstständigkeiten sind dagegen ein Perspektivenwechsel und eine Umorientierung der Förderstrategie zur Aufnahme einer abhängigen Beschäftigung notwendig. Im Selbstständigen-Team werden folgende Zielgruppen betreut: - Bestandsselbstständige in Einzelpersonen-Bedarfsgemeinschaften ab 15 Monaten Leistungsbezug (im Alter zwischen 25-58 Jahren) und - seit April 2015 Existenzgründerinnen und -gründer der gleichen Kundengruppe 4.6.2 Umsetzungsstrategien und Aktivitäten Bei Kundinnen und Kunden mit nicht tragfähiger Selbstständigkeit und aussichtslosen Existenzgründungsvorhaben konzentriert sich die Beratung auf eine Orientierung und Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Der Langzeitleistungsbezug ist für die Einschätzung der Tragfähigkeiten einer Selbstständigkeit ein wichtiger Indikator. Der Großteil der selbstständigen Kunden im Jobcenter Berlin Mitte befindet sich bereits im Langzeitbezug. Nur knapp 20% der selbstständigen Kunden erzielten im Berichtsmonat September 2015 mit ihrer Tätigkeit ein bereinigtes Einkommen (Einkommen aus Selbstständigkeit nach Abzug der Betriebskosten) von über 450 Euro monatlich. Für die Tragfähigkeitsprognose der selbstständigen Tätigkeit sind insbesondere die Unternehmensausgaben kritisch zu bewerten. Kunden mit einer, über einen bestimmten Zeitraum nichttragfähiger, Selbstständigkeit sind frühzeitig über die eigens durch das Jobcenter Berlin Mitte entworfene individuelle Trainingsmaßnahme für Bestandsselbstständige zu aktivieren. Geplante Existenzgründungen sind hinsichtlich der Tragfähigkeit und der Überwindung der Hilfebedürftigkeit kritisch zu bewerten. Nur ein geringer Anteil der in den Vorjahren mit Leistungen nach §§16b und 16c SGB II geförderten Existenzgründern konnte den Hilfebezug tatsächlich innerhalb des jeweiligen Förderzeitraums verlassen. Für die Bewertung des Existenzgründungsvorhabens wurden die Spezialisten des Selbstständigen-Teams und die Multiplikatoren im Bereich Markt & Integration im Jahr 2015 umfangreich geschult. Über den eigens durch das Jobcenter Berlin Mitte entwickelten Fragebogen zur Existenzgründung und die selbst entwickelte Aktivierungs- und Trainingsmaßnahme für Existenzgründer soll das Tragfähigkeitspotenzial des Gründungsvorhabens geprüft und beurteilt werden. Bei voraussichtlich nicht tragfähigen Selbstständigkeiten erfolgt auch hier die Orientierung auf den ersten Arbeitsmarkt. 4.7

Unterstützung und Integration sonstiger Zielgruppen

4.7.1 Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten Zur Verbesserung der Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt bedarf des Weiteren die Gruppe der Ausländerinnen und Ausländer bzw. Migrantinnen und Migranten besonderer Unterstützung. Die überdurchschnittliche Kumulation von potentiellen Vermittlungshemmnissen, im Vergleich zu anderen Kundengruppen, kann hier teilweise beobachtet werden: tendenziell geringere schulische und berufliche Qualifikation, anteilig höhere Langzeitarbeitslosigkeit sowie häufiger auftretende Sprachdefizite können zu einem erhöhtem UnterstütStand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

zungs- und Betreuungsbedarf dieser Personen führen. Im Bereich der beruflichen Ausbildung ist vor allem die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse entscheidend für den Integrationserfolg, da ansonsten die im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen nur bedingt verwertbar sind. Im Jobcenter Berlin Mitte ist eine Migrationsbeauftragte speziell für die Belange von Menschen mit Migrationshintergrund tätig. Sie organisiert und bietet Schulungen zur Sprachförderung und Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse an. Sie informiert Kolleginnen und Kollegen stetig über Projekte und Kurse, erarbeitet Arbeitshilfen, organisiert Veranstaltungen für Migrantinnen und Migranten und pflegt zudem das weitreichende Netzwerk im Bezirk. Intensiv begleitet wird dies durch die zuständige Bereichsleitung und Geschäftsführung. Das Jobcenter Berlin Mitte verfolgt die Strategie, durch Verbesserung der sprachlichen Kompetenzentwicklung sowie der beruflichen Qualifikation die Heranführung und Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu forcieren. Zur Verbesserung bzw. Erlangung von Sprachkenntnissen stehen dem Jobcenter Berlin Mitte die Integrationskurse und im Rahmen der verfügbaren Kontingente die Umsetzung des ESF-BAMF-Programms zur Verfügung. Hierzu finden regelmäßige Interaktionen zwischen den Trägern und der Beauftragten für Migrationsbelange des Jobcenters Berlin Mitte statt. Weiterhin fördert die Migrationsbeauftragte durch gezielte Trägeransprache im Bezirk die Steigerung der Maßnahmenangebote mit Sprachförderung für diese Zielgruppe. Das Jobcenter Berlin Mitte verfügt ferner über einen relativ hohen Anteil an Beratungsfachkräften mit eigenem Migrationshintergrund und somit über besondere Kompetenzen, die in die Arbeit mit den Kundinnen und Kunden der Zielgruppe eingebracht werden. Die Migrationsbeauftragte spricht im Rahmen ihrer Netzwerkarbeit gezielt Personen mit Migrationshintergrund und der notwendigen Qualifikation an, um die Steigerung der Beschäftigten mit Migrationshintergrund zu fördern. Die interkulturelle Öffnung wird durch die Inanspruchnahme der interkulturellen Schulungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche durch das IQ-Netzwerk Berlin in Zusammenarbeit mit SPI, Live. e.V. und TBB bereits im Jahr 2014 initiiert wurden, vorangetrieben. Regelmäßige Schulungen für die Integrationsfachkräfte zum Thema berufliche Anerkennung von ausländischen Abschlüssen werden durch die Migrationsbeauftragte mit dem IQ-Netzwerk Berlin, der IHK und HWK Berlin sowie der Zentralen Erstanlaufstelle Anerkennung im Jahr 2016 organisiert. Im Bereich der beschäftigungsfördernden Maßnahmen werden ebenfalls Maßnahmen für die Zielgruppe umgesetzt. Die Migrationsbeauftragte betreut seit 2015 die Maßnahme „Individuelle Aktivierung Migranten“ und wird diese auch 2016 fortführen. Auch 2016 veranstaltet das Jobcenter Berlin Mitte gemeinsam mit dem Migrationsbeirat des Bezirksamtes Mitte von Berlin das fünfte Jahr in Folge den „Tag der Möglichkeiten“. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Kundinnen und Kunden des Jobcenters Berlin Mitte als auch an alle Bürgerinnen und Bürger aus Berlin Mitte, welche einen Migrationshintergrund haben. Neben Bildungs- und Beratungsträgern unterstützen übergeordnete Institutionen und Arbeitgeber die Aktion. Ziel dieses Aktionstages ist es, den Interessenten einen Überblick über das breite Angebot von Ausbildungs-, Qualifizierungs-, Fortbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten bis hin zur Beratung bei Anerkennung von ausländischen Abschlüssen zu geben. Das Jobcenter Berlin Mitte wird sich des Weiteren im Rahmen zentral geplanter zielgruppenspezifischer Messen und an geplanten Fachtagungen beteiligen.

Stand: 17.12.2015

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Jobcenter Berlin Mitte

4.7.2 Unterstützung der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter Der Zustrom an hilfesuchenden Menschen aus Krisengebieten beherrscht derzeit Politik und Medien und stellt auch eine große Herausforderung für das Jobcenter Berlin Mitte in 2016 dar. Das Thema „Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund“ ist für das Jobcenter Berlin Mitte nicht neu. Mit einem entsprechenden Kundenanteil von ca. 75% haben sich die Mitarbeiter bereits in den vergangenen Jahren eine hohe Professionalität angeeignet, die bei dieser anstehenden Herausforderung eine feste Basis sein wird. Es ist weiterhin ein Anliegen, auf unterschiedlichen Handlungsebenen alle Geflüchteten bei ihren Bemühungen um Integration in Arbeit und Gesellschaft zu unterstützen, sowie dabei aktiv die sprachliche, schulische und berufliche Entwicklung zu fördern. Auf der Bundesebene wird das Modellprojekt „Early Intervention“ bis Ende 2015 am Standort der Agentur für Arbeit Berlin Süd fortgesetzt. Erfolgreiche Ansätze für die Beratung und Integration von Asylbewerberinnen und Asylbewerber werden in die lokale Ebene übertragen bzw. eingeführt. Auf der Landesebene bietet das Berliner Netzwerk für Bleiberecht „bridge“ Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Das Netzwerk wird aus ESF- und Bundesmitteln finanziert und ist angesichts der steigenden Anzahl von Geflüchteten in der Hauptstadt ein wichtiger Partner des Jobcenters Berlin Mitte bei der Integration dieser Personengruppe. Die sog. Integrationslotsinnen und -lotsen unterstützen ferner Neuzugewanderte, geflüchtete Menschen und Personen, die teilweise schon lange in der Stadt leben, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden und erleichtern ihnen damit die gesellschaftliche Teilhabe. Ihre Tätigkeit findet sowohl in Anlaufstellen statt, als auch im Rahmen aufsuchender Arbeit. Die vorrangigen Aufgaben der Integrationslotsinnen und -lotsen sind Information und Beratung zu allgemeinen Fragen des Lebensalltags (Bildung, Gesundheit, Wohnen, Arbeit, soziale Leistungen etc.) sowie Unterstützung beim Kontakt mit öffentlichen Einrichtungen und Weiterleitung zu speziellen Beratungsstellen. Zur Bündelung fachlicher Kompetenzen und Sicherstellung einheitlicher Zugangswege für Kundinnen und Kunden sowie Netzwerkpartner wurde berlinweit ein Kompetenzteam eingerichtet.13 Auf der lokalen Ebene wurde ebenfalls eine Arbeitsgruppe unter Federführung der zuständigen Bereichsleitung implementiert, welche die Prozesse im Jobcenter koordiniert und fachlich aufbereitet. Um die neuzugewanderten Kundinnen und Kunden bedarfsorientiert zu betreuen und dabei die besonderen Herausforderungen in der Vermittlungsarbeit zu berücksichtigen, werden für diese Personengruppen zu Beginn 2016 Sonderzuständigkeiten in den Standorten des Jobcenters Berlin Mitte eingeführt. Spezialisiertes und geschultes Personal wird auf diesem Weg neu ankommende geflüchtete Menschen intensiv bis zur Aufnahme eines Integrationssprachkurses begleiten und sie bei sonstigen Anliegen rund um berufliche Anerkennung bzw. Qualifizierung unterstützen.

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Finanzielle Ressourcen - Investitionen der aktiven Arbeitsmarktförderung

Der Schwerpunkt bei der Bewirtschaftung der zur Verfügung stehenden Eingliederungsleistungen liegt 2016 auf den Förderinstrumenten, welche auf den ersten Arbeitsmarkt abzielen. Gleichzeitig werden die Ausgaben für den zweiten Arbeitsmarkt auf insgesamt 25% des zur Verfügung stehenden Eingliederungsbudgets vollumfänglich für die Instrumente FAV und 13

siehe „Gemeinsames Rahmen-Arbeitsmarktprogramm des Landes Berlin und der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit“ S. 55-58 Stand: 17.12.2015

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AGH verplant. Aufgrund einer fundierten Kundenpotenzialanalyse kam es zu einer Verringerung der Plätze auf dem 2. Arbeitsmarkt durch eine Verschiebung von AGH hin zu FAV. Die Beschränkung (gemäß § 16d Abs. 6 SGB II) der maximalen Förderdauer auf 24 Monate innerhalb der letzten 5 Jahre führt bei AGH zu erheblichen Problemen in der Besetzung, da ein Großteil der Kunden die maximale Zuweisungsdauer bereits erreicht haben. Mit einer Verlagerung des Schwerpunkts auf FAV wird diesem Umstand entsprechend entgegengewirkt. Durch die beschriebene Schwerpunktverlagerung innerhalb des 2. Arbeitsmarktes wird dennoch in quantitativer und qualitativer Hinsicht den Kundenbedarfen entsprochen. Zur Kompensation der weggefallenen Eintritte im 2. Arbeitsmarkt und dennoch zur Sicherstellung von Integrationsfortschritten in den unteren Profillagen ist 2016 neben den Instrumenten des 2. Arbeitsmarktes daher auch vermehrt auf niedrigschwellige Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung zurückzugreifen, welche sich im Vergleich zum Planungsansatz 2015 um ca. 900 Eintritte erhöht haben. Insgesamt stehen dem Jobcenter Berlin Mitte für die Eingliederungsleistungen im Geschäftsjahr 2016 voraussichtlich 65,84 Mio. € zur Verfügung, wobei hiervon 14,28 Mio. € als Umschichtung für das Verwaltungskostenbudget vorgesehen sind: Budget 2016

65.840.012,00 €

Umschichtung Verwaltungskostenbudget

14.276.500,00 €

Budget 2016 abzgl. Umschichtung

51.563.512,00 €

Die Verteilung auf die einzelnen Förderinstrumente stellt sich unter Berücksichtigung der oben beschriebenen Schwerpunktsetzung wie folgt dar:

Die festgelegte Schwerpunktsetzung wird auch in der Eintrittsplanung der einzelnen Arbeitsmarktinstrumente deutlich: Eintrittsplanung 2015

Eintrittsplanung 2016

Veränderung zum VJ in %

Gesamtausgaben pro Instrument

in % vom Gesamtbudget

Förderung der beruflichen Weiterbildung (inkl. Umschulungen)

3.979

4.090

3%

19.801.840 €

38,40%

Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung

7.858

8.763

12%

9.947.710 €

19,29%

Eingliederungszuschüsse

530

538

2%

2.638.141 €

5,12%

Instrument

Stand: 17.12.2015

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Einstiegsgeld

554

746

35%

1.623.186 €

3,15%

Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (Plätze)

2.464

1544

- 37%

7.367.210 €

14,29%

AGH Eintritte

3.461

2.455

-29%

FAV

298

655

120%

5.479.183 €

10,63%

Sonstige

411

483

18%

4.706.242 €

9,12%

Stand: 17.12.2015

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