Arbeitsauftrag 4d – PH Einführung in den Themenbereich „Kompetenzen“ Kompetenzen sind „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen1 und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“. (Weinert 2001, S. 27 f.) 1

[Volitionskompetenz (Die Fähigkeit Gedanken und Emotionen auf das Wesentliche zu lenken – Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden)]

1. Österreichische Bildungsstandards Bezugspunkt der österreichischen Bildungsstandards ist der von Franz E. Weinert entwickelte Kompetenzbegriff. Der Ansatz des „Kompetenzerwerbs“ geht also davon aus, dass „nachhaltiges Lernen“ dann vollzogen ist, wenn das erworbene Wissen oder die erworbenen Fähigkeiten zur Lösung neuer Probleme verwendet werden können. Zu den Grundlagen gehören neben dem Stundenplan, besonders unter dem Aspekt der Arbeit mit heterogenen Gruppen der Lehrplan, das Schaffen günstiger Rahmenbedingungen und die Planung des eigentlichen Lernprozesses der Schüler/innen. Ein Kompetenzraster kann das Dokumentieren der Lernfortschritte ermöglichen. Für die Erreichung des Zieles, den Lernprozess der Schüler/innen in immer höherem Maße selbst gesteuert entwickeln zu lassen, ist es notwendig, die individuellen Lernprozesse zu planen, zu begleiten und zu reflektieren. Hilfreiche Materialien sind das „Lerntagebuch“ und das „Portfolio“. (Vgl.:F. E. Weinert) Bei den Kompetenzen handelt es sich hier nicht bloß um Abprüfen einzelner Elemente aus Wissen oder Können, sondern einer koordinierten Anwendung verschiedener Einzelleistungen anhand eines für den Lernenden jeweils neuen Problems. Kompetenzerwerb orientiert sich stets an den lebensweltlichen Alltagsbezügen der/des Lernenden.

2. Kompetenzmodelle Kompetenzmodelle sind gegenwärtig Thema in wissenschaftlichen Diskussionen. Folgende Beschreibungen von Kompetenzmodellen werden genannt: Strukturmodelle: Ordnen die Kompetenzen in Bereiche Entwicklungsmodelle: Ordnen die Kompetenzen in aufeinanderfolgende Stufen Normative Modelle: Beschreibung von Soll – Zuständen. Deskriptive Modelle: Beschreibung von Ist – Zuständen.

Pädagogische Hochschule Wien | Grenzackerstraße 18 | 1100 Wien | ÖSTERREICH | www.phwien.ac.at | Tel. +43 1 601 18-0 | Seite 1/5

Die österreichischen Bildungsstandards sind als normative Modelle (als Beschreibung von SollZuständen) entwickelt worden. Beispiel Kompetenzmodell Deutsch/Lesen/Schreiben 4. Schulstufe

„Der Unterrichtsgegenstand Deutsch/Lesen/Schreiben soll die Schüler/innen bis zur 4. Schulstufe dabei unterstützen, ihre sprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu aktivieren und weiterzuentwickeln, sich sowohl die reale Welt als auch fiktive Welten zu erschließen und anzueignen, sich mit dem Ich und den anderen auseinanderzusetzen. Wesentliche Funktion des Deutschunterrichts in der Grundschule ist die Förderung der sprachlichen Entwicklung des Kindes. Lerninhalte sind daher nicht separat, sondern in Beziehung zueinander zu verstehen und werden dementsprechend durch die Kompetenzbereiche in Deutsch/Lesen/Schreiben auf der 4. Schulstufe abgebildet“. (Vgl.: www.bifi.at; Kompetenzen und Modelle; 06.07.2014)

3. Kompetenzstufen Kompetenzen werden oft mit Hilfe von Kompetenzstufen beschrieben (z.B.: im Bereich Naturwissenschaften): „Kompetenzstufe I“ die bloße Kenntnis von fachspezifischem Wissen (Beispiel: Wasser - Aggregatzustände) „Kompetenzstufe II“ das Herstellen von Verknüpfungen (Beispiel: Wasser – Aggregatzustände - Übergänge) „Kompetenzstufe III“ Schlussfolgerungen ziehen (Beispiel Wasser – Aggregatzustände – Folgen dieser Eigenschaften) „Kompetenzstufe IV“ ein detailliertes Verständnis für komplexe fachwissenschaftliche Inhalte und ihre sozialen und individuellen Zusammenhänge aufweisen (Beispiel: Wasser – Aggregatzustände – Wasserkreislauf der Erde) Pädagogische Hochschule Wien | Grenzackerstraße 18 | 1100 Wien | ÖSTERREICH | www.phwien.ac.at | Tel. +43 1 601 18-0 | Seite 2/5

4. Kompetenzen im naturwissenschaftlich – technischen Bereich Die naturwissenschaftlichen Kompetenzen haben einen engen Bezug zu den fächerübergreifenden ökologischen Kompetenzen. Diese sind Thema in wissenschaftlichen Diskussionen. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts sah man durch die Förderung eines Umweltbewusstseins bei der Bevölkerung, eine Chance für Verhaltensänderungen in Bezug zur Umwelt. Im Gegensatz zu früher werden heute Entwicklungen zur Kompetenzorientierung angestrebt.

4.1.

Entwicklung von Kompetenzmodellen zur Umweltbildung

Zum Begriff ökologische Kompetenz wird derzeit in anderen Ländern an der Standardentwicklung gearbeitet. Umweltbildung kann nicht als Unterrichtsfach und nicht als universitäre Disziplin gesehen werden. Kompetenzen für Umweltbildung können aber als fachübergreifende Kompetenzen beschrieben werden.

4.2.

In der Elementar- und Primarbildung

im naturwissenschaftlich – technischen Bereich könnte die Entwicklung von ökologischen Kompetenzen in 4 Stufen unterteilt werden: Erkennen von Problemen, Phänomenen,… Wissen ermitteln Problemlösungsvorschläge erarbeiten und diskutieren Handeln im Sinne von „Verantwortung übernehmen“

5. Kompetenzorientiertes Lernen Kompetenzorientiertes Lernen hat zum Ziel, dass Qualifikationen von frühester Kindheit an entwickelt werden und diese als Voraussetzung für lebensbegleitendes Lernen und für die Bewältigung der Anforderungen im Alltag und besonders in der Arbeitswelt nützen. Einteilung von Kompetenzen in folgende Bereiche (Exemplarisches Ordnungssystem): Überfachliche Kompetenzen » Computerkompetenz /IT » Lernkompetenz » Sozialkompetenz » Kulturkompetenz » Methodenkompetenz » Präsentationskompetenzen » … Selbstregulierende Kompetenzen » Lebenskompetenz » Umweltkompetenz » Gender Kompetenz » …

Pädagogische Hochschule Wien | Grenzackerstraße 18 | 1100 Wien | ÖSTERREICH | www.phwien.ac.at | Tel. +43 1 601 18-0 | Seite 3/5

Fachkompetenzen » Folgende Aspekte liegen den Fachkompetenzen zugrunde: Fachkompetenzen werden auf Wissen und auf Verständnis begründet und beinhalten eine Änderung der eigenen Einstellung und schließt somit auch “das Verständnis für Zusammenhänge durchschauen“ ein. Im naturwissenschaftlichen Bereich ermöglichen handlungsorientiertes Lernen und selbstbestimmtes Arbeiten eine individuelle Auseinandersetzung mit den entsprechenden Lernzielen und sichern somit die Aneignung einer naturwissenschaftlichen Grundbildung („scientific literacy“). Diese stellt einen wesentlichen Teil der Allgemeinen Bildung dar.

6. Kompetenzraster Kompetenzraster sind bei der Förderung der Kompetenzentwicklung von Schüler/innen sehr hilfreich. Aufgrund der Beobachtung der Schüler/innen ist es der Lehrperson möglich z. B. „IstZustände“ zu erfassen und in einem dafür vorgesehenen Raster zu beschreiben. Diese Aufzeichnungen dienen zur Beurteilung und als Grundlage für Gespräche zwischen Lehrer/in, Schüler/in und Eltern. Arbeitsauftrag: Beobachtung – Selbst- und Sozialkompetenz Dieser Arbeitsauftrag bietet die Möglichkeit, dass ansatzweise die theoretischen Aussagen (kurze Einführung) praktisch umgesetzt, dokumentiert und diskutiert werden können. Beobachten Sie ein Kind mit Hilfe des folgenden Kompetenzrasters, kennzeichnen bzw. notieren Sie beobachtbare Kompetenzen unter Beachtung der Kompetenzstufen im Raster: Selbst- und Sozialkompetenz (fächerübergreifende Kompetenzen) Dazu gehört: mit anderen gemeinsam lernen und arbeiten, kooperieren, Arbeiten selbstständig fertig stellen, positive Grundhaltung den anderen gegenüber, anderen einfühlsam begegnen, partnergerecht und situationsgerecht handeln, Verantwortung wahrnehmen, mit Konflikten angemessen umgehen, Toleranz, Wertschätzung, anderen helfen, ... Kompetenzstufe 1 (Erkennen, nachmachen,…) Einfache Arbeiten mit Unterstützung fertig stellen

Kompetenzstufe 2 (Verknüpfungen herstellen,…) Arbeiten können selbst geplant werden und wenn notwendig kann selbstständig Hilfe geholt werden

Kompetenzstufe 3 (Schlussfolgerungen ziehen,…) Arbeit kann sinnvoll organisiert werden; Schwierigkeiten können erkannt werden; Arbeitsweise ist bewusst und kann erklärt werden

Kompetenzstufe 4 (Verständnis für komplexe Inhalte,…) Arbeiten werden selbstständig erkannt, durchgeführt, begonnene Arbeiten werden verlässlich fertig gestellt; Arbeitsweise kann reflektiert werden

Aufzeichnungen dienen für / zum:

Pädagogische Hochschule Wien | Grenzackerstraße 18 | 1100 Wien | ÖSTERREICH | www.phwien.ac.at | Tel. +43 1 601 18-0 | Seite 4/5

7. Literatur: Allgemein Benjamin, Bloom u.a.: Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich. Beltz 1973 Hilbert, Meyer: Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung. Scriptor 1981 Werner Jank, Hilbert Meyer: Didaktische Modelle, Cornelsen 2008, S. 10-38 Schwendenwein, W.: Theorie des Unterrichtens und Prüfens. Universitätsverlag F. E., Weinert, Hg): Leistungsmessung in Schulen. Beltz Vlg. 2001 Arge Mappe: Kompetenz Lernen – KoKids Mappe. Bildungsverlag Lemberger 2013

Naturwissenschaften Wolfgang, Gräber u.a.: Scientific Literacy. Leske und Budrich 2002 Internet u.a. http://arbeitsblaetter.stangl- taller.at/LERNZIELE/; 11.09.2008 www.bildungsstandards.at/.../kompetenzmodelle; 07.07.2014 http://bildungsforschung.org/ Ausgabe 2006; 18.08.2014 www.volitionskompetenz.de/ 06.09.2014 Marianne Wilhelm: Praxisbegleitheft; WS 2012

Pädagogische Hochschule Wien | Grenzackerstraße 18 | 1100 Wien | ÖSTERREICH | www.phwien.ac.at | Tel. +43 1 601 18-0 | Seite 5/5