Arbeiten mit allen Sinnen

OKTOBER 2016 Arbeiten mit allen Sinnen 2 TERMINE EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, Pflegegrade statt Pflegestufen, ein neues Begutachtun...
Author: Beate Kalb
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OKTOBER 2016

Arbeiten mit allen Sinnen

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TERMINE

EDITORIAL

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Pflegegrade statt Pflegestufen, ein neues Begutachtungsassessment, neue Leistungen usw. – das Pflegestärkungsgesetz 2 (PSG 2) ist in aller Munde und wir werden uns alle darauf einstellen müssen. Es ist jedoch nicht alles Gold was glänzt. Das PSG 2 regelt unter anderem, dass Menschen, die sich für das Leben in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft entschieden haben, nur noch dann in die Tagespflege gehen können sollen, wenn sich daraus für den Pflegebedürftigen ein »Zusatznutzen« ergibt. Im Ergebnis heißt das nichts anderes als einen Teil der Pflegebedürftigen von der Möglichkeit der Alltagsangebote in der Tagespflege auszuschließen. Das stimmt nachdenklich und ist darüber hinaus unverständlich. Impressum Herausgeber advita Pflegedienst GmbH Kantstraße 151 10623 Berlin Tel 030 4372730 Fax 030 437273114 [email protected] Redaktion Dr. Matthias Faensen Milada Tupová-Faensen Peter Fischer Uli Schuppach [email protected] Fotos advita Pflegedienst GmbH Gestaltung Petra Bott V. i. S. d. P. Dr. Matthias Faensen

Interne Termine im Oktober 2016 06.10. Azubitag in Dresden 11.10. Tagung der Pflegedienstleitungen der ambulanten Pflege Ostsachen/Berlin und Sachsen-Anhalt (Ort noch offen) 17.10. »Neu bei advita« in Berlin *** 20.10. Tagung der Niederlassungsleitungen in Berlin *** 25.10. Tagung der Verantwortlichen Pflegefachkräfte Intensivpflege in Leipzig * 26.10. Tagung der Qualitätsbeauftragten in Leipzig * 27.10. Tagung der Pflegedienstleitungen der Tagespflegen Westsachen/Thüringen im advita Hof Zwickau, Stenner Straße 43 Seminare und Fortbildungen der advita Akademie 05.10. »Ernährungslehre« in Leipzig * 05./06.10. »Pflichtfortbildung für Betreuungskräfte« im advita Hof Zwickau, Stenner Straße 43 12.10. »Pflegetechniken« in Weinböhla ** 12.10. »Tracheostomaversorgung« in Leipzig * 12./13.10. Aufbaukurs »Führung und Verantwortung bei advita« Gruppe 4 in Berlin *** 13.10. »Palliative Care« in Weinböhla ** 17./18.10. »Kinästhetik Grundkurs 2016-02 Block 2« in Leipzig * 20./21.10. »Basisqualifikation Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung« in Leipzig* 24.10. »Macht und Gewalt in der Pflege« in Berlin *** * advita Haus Klangwerk, Leipzig-Stötteritz, Melscher Straße 7 ** advita Haus Weinböhla, Dresdner Straße 93 *** advita Zentrale, Kantstraße 151 in Berlin

In diesem Journal lesen Sie den zweiten Teil zum Thema »Förderung bei Demenz« von Gabriele Prömmel. In einer insgesamt beeindruckenden Weise wird hier über die Arbeit mit den Sinnen berichtet und es werden Denkanstöße gegeben. Gerade ein Konzept für unsere Tagespflegen, um ein gegebenenfalls beschämendes Gedächtnistraining zu vermeiden und dennoch Impulse zu geben. Aber auch ein Konzept, das sich nur in den Tagespflegeangeboten realisieren lässt. Sei es aufgrund der vorhandenen Personalausstattung oder schlicht der räumlichen Struktur. Und von diesen Angeboten profitiert jeder Pflegebedürftige, egal ob er in seiner ursprünglichen Wohnung, im Betreuten Wohnen oder in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft lebt. Lesen Sie außerdem in dieser sehr abwechslungsreichen Ausgabe den Teil 2 der Trilogie »Wachstum: Selbstzweck oder logische Entwicklung?« und den ausführlichen Bericht zu einem erfolgreichen Tag im Schloßpark Neschwitz, wo ein neues advita Haus entsteht, das am 01.12.2016 seine Pforten öffnen wird. Unser Fachbereichsleiter außerklinische Intensivpflege, Herr Sören Hammermüller, berichtet zum »Pflegethermometer 2016« als Überblick und Interpretation zu den bedeutendsten Ergebnissen fokussiert auf die außerklinische Intensivpflege. Darüber hinaus gibt es viele interessante Informationen zu www.advita.de und zum Qualitätsmanagement. Und wer sich das Leben »versüßen« will, der kommt an dem Artikel von Frau Wonschik nicht vorbei. Viel Freude beim Lesen wünscht Peter Fischer, Geschäftsführer

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ADVITA WÄCHST

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Wachstum: Selbstzweck oder logische Entwicklung? advita wächst. Das macht uns alle stolz. Einigen macht es aber auch Sorgen. Sie fragen sich, ob im Wachstum nicht vermehrt Risiken stecken, ob wir uns nicht übernehmen, ob der innere Zusammenhalt und die partnerschaftliche Unternehmenskultur, die advita auszeichnen, darunter nicht leiden werden. Mit diesen Fragen beschäftigt sich die kleine Serie im advita Journal zum Thema Wachstum. Als erstes haben wir den Markt betrachtet, in dem wir uns bewegen, der Markt der ambulanten Pflege. Was zeichnet ihn heute aus, wohin bewegt er sich in Zukunft? Wie wir gezeigt haben, ist er durch die Schere geprägt, die sich zwischen der Zahl der Pflegebedürftigen und der Zahl der Pflegenden auftut. Diese kann nur durch eine Steigerung der Produktivität geschlossen werden. Und das bedeutet: Die ambulante Pflege muss effektiver organisiert werden. Eine Möglichkeit dazu ist die Zusammenführung sich ergänzender ambulanter und teilstationärer Angebote an einem Ort, um unproduktive Wegezeiten zu vermeiden. Genau dies ist das Konzept des advita Hauses, unser wesentliches Dienstleistungsprodukt. Wie antwortet es auf die Anforderungen des Marktes? Damit beschäftigen wir uns in dieser Folge. Im letzten Teil steht dann das Unternehmen advita und seine Entwicklung im Mittelpunkt: Wie hängen Markt, Produkt und Unternehmen zusammen, wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Fragen wir uns zunächst: Was sind die grundlegenden Bedürfnisse von Menschen, auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit? Ganz oben steht der Wunsch, über sich selbst verfügen zu können, sich wenn gewünscht ins Private zurückziehen zu können, einen eigenen Lebensbereich prägen und gestalten zu können. Daher rührt die Sorge vieler Menschen, von anderen abhängig zu sein oder sich einer fremden Ordnung unterwerfen zu müssen. Ob zurecht oder unrecht, dies ist für viele der Grund, ein Leben in einem Heim abzulehnen.

2. Folge

Gleich danach kommt das Bedürfnis, nicht allein sein zu müssen, bei Wunsch Gesellschaft zu finden, mit anderen Erlebnisse teilen zu können, Austausch, Unterhaltung, Anregung und Trost bei anderen zu finden. Ein weiteres grundlegendes Bedürfnis eines jeden Menschen ist, Öffentlichkeit unmittelbar erleben zu können, sich in ihr mobil bewegen zu können, von ihr durch Teilhabe zu erfahren, sie mit zu gestalten, in ihr eine angemessene Rolle zu spielen, also nicht abgeschoben, auf sich alleingestellt und isoliert sein. Nicht zu vergessen das tiefe Bedürfnis nach Sicherheit in jeder Form, Sicherheit vor Bedrohung und Entwurzelung, die Sicherheit, bei Bedarf ohne großen Aufwand Hilfe und Unterstützung zu erhalten. Das advita Haus schafft (Wohn-) Raum, um diese Wünsche zu erfüllen. Das advita Haus ist somit eine überzeugende Antwort auf die genannten grundlegenden Bedürfnisse aller Menschen. Es reagiert auf die demografische Entwicklung und die Notwendigkeit der Produktivitätssteigerung, es verkörpert idealtypisch unser Leistungsangebot und unseren Markenkern: Gestaltungsfreiheit für Bewohner und Mitarbeiter. Das advita Haus kombiniert Tagespflege, ServiceWohnen und Wohngemeinschaften und somit die vom Gesetzgeber geförderten Leistungsangebote unter einem Dach. Bewohner der Wohngemeinschaften und der Service-Wohnungen können bei Wunsch auch die Tagespflege besuchen und dort jederzeit Gesellschaft und Beschäftigung finden. Wer nicht mehr die Mühe des Einkaufens, Vorrätehaltens und Kochens auf sich nehmen will, kann im Restaurant der Tagespflege täglich seine vier Mahlzeiten einnehmen. Wenn ihm das zu viel ist, bucht er halt nur das Mittagessen. Auch aus dem Bündel der hauswirtschaftlichen Leistungen kann ein Bewohner im advita Haus das für ihn passende auswählen. Wenn er den Bettwäschewechsel und

die Reinigung der Wohnung selber organisieren will oder die Familie das übernimmt, bitte, ganz nach Belieben. So bekommt die Idee der Gestaltungsfreiheit konkrete Gestalt. Da die Räumlichkeiten der Tagespflege jederzeit, auch abends und am Wochenende, den Bewohnern zur Verfügung stehen, erleben sie ihre Wohnsituation gänzlich anders als in ihrer früheren Mietwohnung oder in einem Ein-Familien-Haus: Sie können sich in einem großen Haus bewegen, immer was Neues erkunden, andere Menschen treffen, sich an Aktivitäten beteiligen oder auch nur zuschauen. Aber wenn sie für sich sein wollen, können sie sich in ihre eigenen vier Wände zurückziehen, wo sie nur dann jemand stört, wenn sie es wünschen. Das advita Haus vermeidet hindernde und sinnentleerte Vorschriften (Heimmindestbauverordnung, Fachkraftquote etc.) und erlaubt kreative, differenzierte und individuelle bauliche und organisatorische Lösungen. Da wir zumeist Gebäude für ein advita Haus nutzen, die vorher einem anderen Zweck dienten wie Schulen, Postämter, Hotels, stellen diese Häuser für die Bewohner und auch für das Umfeld einen Wert dar, den es zu erhalten gilt. Sie freuen sich darüber, dass diese Häuser nicht länger leer stehen und verwahrlosen, sondern eine neue Funktion, ein neues Leben erhalten. Sie staunen über den Wandel, wie aus einem Klassenzimmer ein Apartment, aus einer Schalterhalle eine Tagespflege wird, erkennen das Alte im Neuen, nutzen das Neue und erleben doch auch das Alte. So steht das advita Haus für die Werte Qualität, Nachhaltigkeit, Quartiersnähe, Urbanität, Normalität, Individualität, Teilhabe, Selbstbestimmtheit. Flexibler Personaleinsatz sichert im advita Haus attraktive Arbeitsbedingungen. Ein Team ist für das ganze Haus zuständig, ambulant wie teilstationär; jeder findet die für ihn passende Aufgabe. Dieselben Mitarbeiter pflegen und betreuen in der Bezugspflege sowohl im Wohnbereich wie in der Tagespflege. Der Dienstplan kann an die unterschiedlichen Bedarfe der Bewohner des Service-Wohnens und der Wohngemeinschaften und der Tagespflege angepasst werden. Komplexe Leistungsangebote an einem Ort erlauben flexible, familienfreundlichere Arbeitszeiten.

tum: Wachs eck w Selbstz ische g o der lo lung? k c i E n tw

Da keine Wegezeiten anfallen, steht auch mehr Zeit zur Verfügung, in der Beschäftigung im Vordergrund steht oder auch die nächtliche Anwesenheit und Bereitschaft im Haus. Abwechslungsreiche Tätigkeiten führen zur höheren Arbeitszufriedenheit bei den Mitarbeitern. Die Zufriedenheit der Kunden nehmen Mitarbeiter als Wertschätzung und Anerkennung ihrer Arbeit wahr. Und Zufriedenheit führt nicht nur zur stärkeren Bindung an den Arbeitsplatz, sondern auch zum längeren Verbleib im Beruf überhaupt. Das advita Haus nimmt eine zentrale Stellung im Selbstverständnis von advita und in seiner weiteren Entwicklung dar. Mit dieser Unternehmensentwicklung beschäftigen wir uns in der kommenden letzten Folge unserer kleinen Serie zum Thema Wachstum. Dr. med. Dipl.-Psych. Matthias Faensen Geschäftsführer

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WEBSITE

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Die neuen advita Websiten

Einführung in die advita Markenwelt

Kurze Einführung in einige Vorteile unserer Leistungen

Schnellzugriff auf unsere Leistungsund Standortseiten

Vorstellung neuer advita Häuser

Aufbau der neuen Unternehmens-Startseite

Wenn Sie in letzter Zeit einmal die advita Website besucht haben, wird Ihnen bestimmt aufgefallen sein, dass sich dort so einiges getan hat. Wo man vorher von verspielten Illustrationen empfangen wurde, liegt nun der Schwerpunkt auf ausdrucksstarker Fotografie und einer eindeutigen Benutzerführung. Ob Kunden, Partner oder Mitarbeiter – unsere Besucher sollen zukünftig so schnell wie möglich finden, wonach sie suchen. Daher wurde der grundlegende Aufbau unserer Internet-Präsenz neu strukturiert – aus einer Website werden nun drei: Die Unternehmenswebsite (www.advita.de) Die Unternehmenswebsite richtet sich in erster Linie an unsere Kunden und Partner. Sie informiert über unser Leistungsangebot und Einzugsgebiet, stellt die Marke vor und präsentiert Neuigkeiten aus Niederlassungen und Unternehmen. Die Website soll einen ersten Überblick über unser Pflegeangebot geben und möglichst schnell den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden herstellen. Deshalb wurde auf allen Seiten ein Button für den Sofort-­ Kontakt integriert. Auch das stete Wachstum von advita wurde berücksichtigt. Neue Standorte und advita Häuser können in Zukunft einfacher und schneller integriert werden. Alle Seiten sind im sogenannten »Responsive Design« angelegt. Das heißt, dass sich das Aussehen der Website an die Breite des Nutzerdisplays anpasst, sodass sie ganz gleich ob auf Smartphone, Tablet oder Computer immer die optimale Ansicht bieten. Bis jetzt sind Startseite, Unternehmensseite und Leistungsseiten auf das neue Design umgestellt. Sobald die Programmierarbeiten abgeschlossen sind, werden die Standortseiten und ein Bereich für Aktuelles aus dem Unternehmen folgen. Schritt für Schritt sollen auch die Leistungsseiten weiter ausgebaut und inhaltlich ergänzt werden.

Ansicht auf verschiedenen Endgeräten

Die Karrierewebsite (www.advita-karriere.de) Aktuelle Stellenangebote, das advita Journal und die Arbeit bei advita – alle Themen, die sich an unsere Mitarbeiter und zukünftge Mitarbeiter richten, finden hier ein neues Zuhause. Die Karriere-Website geht voraussichtlich zum Jahresende an den Start. Die Akademiewebsite (www.advita-akademie.de) Für die advita Akademie ist ebenfalls eine eigene Seite in Arbeit, die es Mitarbeitern von advita und externen Kursteilnehmern ermöglicht, sich zu registrieren und für Seminare anzumelden. Auf die Karriere- und Akademieseiten werde ich noch einmal genauer eingehen, sobald diese online sind. Im Moment stecken wir aber noch mitten in den Umbauarbeiten. Es ist daher auch gut möglich, dass Sie den einen oder anderen Fehler entdecken oder einen bestimmten Themenbereich vermissen, den Sie als wichtig erachten. In diesem Fall freue ich mich über einen kurzen Hinweis per E-Mail an ­[email protected]. Georg Andrae Grafik Designer

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INTENSIVPFLEGE

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Das Pflegethermometer 2016



Teil 1

Überblick und Interpretation zu den bedeutendsten Ergebnissen fokussiert auf die außerklinische Intensivpflege Einführung Das deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) untersucht seit Jahren die Situation des Pflegepersonals in Deutschland sowie deren Leistungsspektrum in Form von Querschnittstudien. In den Jahren 2009, 2012 und 2014 wurden die Zustände im stationären Bereich der Krankenhäuser erforscht. Im aktuellen Pflegethermometer, welches im April 2016 veröffentlicht wurde, wird die Situation der Pflege und der Patientenversorgung in der Häuslichkeit durch ambulante Pflegedienste wissenschaftlich genauer betrachtet. Das Erfordernis dieser Untersuchung ergibt sich besonders durch den Wunsch vieler Menschen, im gehobenen Lebensalter bzw. im Falle einer Hilfsbedürftigkeit dennoch weiterhin im häuslichen vertrauten Umfeld zu leben. Besonders im Falle von Patienten, welche einer intensivpflichtigen Betreuung bedürfen, weil sie zum Beispiel von einem Beatmungsgerät anhängig sind, stellt dies eine sehr große Herausforderung dar. Dieser stellt sich der Fachbereich außerklinsiche Intensivpflege bei der advita Pflegedienst GmbH. In der folgenden zweiteiligen Publikationsreihe sollen die Ergebnisse der Arbeit des dip kurz und verständlich dargestellt werden, wobei der Fokus vornehmlich auf der außerklinischen Intensivversorgung liegt. Die Bevölkerungestruktur und das Gesundheitswesen Die zunehmende Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland steigt und damit verbunden auch die Kosten des Gesundheitssystems. Der Grund hierfür ist vornehmlich die progredient alternde Bevölkerung in Deutschland. Dies geht mit einer zunehmenden Gebrechlichkeit einher. In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel auch ein großer Anstieg der Zahl an dauerhaft beatmungspflichtigen Patienten zu beobachten. Aus diesem Grund bedarf es zukünftig mehr bzw. größerer pflegerisch, ambulanter Einrichtungen sowie entsprechend mehr qualifiziertem Personals in diesem Bereich. Abbildung In grün dargestellt, die aktuelle Bevölkerungsstruktur in Deutschland, in blau bzw. lila dargestellt, die vorausberechnete Bevölkerungsstruktur im Jahre 2040. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Methodisches Vorgehen Zur Erhebung der gegenwärtigen Situation von ambulanten Pflegediensten wurde im Rahmen dieser Studie ein Fragebogen durch das dip erstellt, welcher an alle deutschen Pflegedienst versendet wurde (über 12.000 Unternehmen). Neben der Region und dem Träger wurde auch erfragt, in welchen Organisationen und Verbänden das jeweilige Unternehmen Mitglied ist. Neben dieser Basisangaben wurden Information zum Leistungsspektrum (nach Sozialgesetzbuch SGB V bzw. SGB XI) und der Anzahl an zu versorgenden Patienten gefordert. Ebenfalls sollten Ergebnisse In die Analyse der Ergebnisse flossen letztlich 1.633 zurück gesendete Fragebögen ein, was einer Rücklaufquote/Stichprobe von etwa 13% entspricht und zu erwarten war. Überwiegend existieren in Deutschland kleine bis mittelgroße Unternehmen, welche durchschnittlich 8,2 Gesundheits- und Krankenpflegende, 2,2 Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende sowie 6,7 Altenpflegende beschäftigen. Etwa 25 % bezeichnen sich als eine Betriebsstätte von mehreren Standorten, die einer gemeinsamen Geschäftszentrale untergeordnet sind, wie dies beispielsweise bei der advita GmbH der Fall ist. Aktuell leisten lediglich 157 von 1653 (9,5%) befragten Unternehmen außerklinische Intensivpflege. Genau in diesen Bereichen wurde auch ein erhöhter Personalbedarf beschrieben, welcher aktuell nur unzureichend gedeckt werden kann. advita ist somit

Details zur Versorgungsform (ambulant, teilstationäre, intensivpflegerische, palliative, etc. Versorgung) angegeben werden. Die technischen Ausstattung wurde ebenso wie der Trend der Zu- bzw. Abnahme an Patienten bzw. an bestimmten Leistungen erhoben. Zudem wurden die Anzahl sowie die Arbeitsbedingungen und die Qualifikationen der Mitarbeiter erfragt. In einem letzten wesentlichen Abschnitt wurde noch Fragen zur finanziellen Situation und deren Trend gestellt.

auch im Bereich der außerklinischen Intensivpflege eines der größten Unternehmen auf dem deutschen Markt und das Wachstum ist nicht zuletzt auf ein gesellschaftliches Erfordernis zurück zu führen. Hinsichtlich der Leistungen der ambulanten Pflegedienste liegen den meisten Unternehmen (bei 90% der Befragten) zwei voneinander abzugrenzende Finanzierungsbereiche zugrunde, aus welchen Leistungen erfolgen und finanziert werden können. Dies sind Leistungen, die im Rahmen der Versorgung von Pflegebedürftigkeiten entstehen (SGB XI), und Leistungen, welche sich aus der Krankenversorgung, der Nachsorge nach Krankenhausaufenthalten oder Prävention im Rahmen einer Beeinträchtigung der alltäglichen Bewältigung durch akute Erkrankung ergeben (SGB V). Die Abbildung 2 zeigt die häufigsten Leistungen, welche durch die befragten Unternehmen in Realität durchgeführt werden.

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INTENSIVPFLEGE

GRUNDLAGEN DES QUALITÄTSMANAGEMENT

Aus Kritik lernen, Schwachstellen beheben und stetig besser werden – Qualitätsmanagement in der Pflege Fortsetzung der Serie zu Grundlagen des Qualitätsmanagement

Abbildungen Leistungen, welche durch die Pflegedienste durchgeführt wurden. Hierbei wird die absolute Anzahl der 1.653 ausgewerteten Fragebögen dargestellt. (Quelle: Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e. V.: Pflegethermometer 2016, S. 51-52)

Im Pflegethermometer 2016 wurden erstmals die Ausstattungen der Unternehmen erfragt. Hierbei gaben ca. 88% an, Software zur Abrechnung der erbrachten Leistungen einzusetzen. Zudem nutzen ca. 77% Software zur Erstellung von Dienstplänen und 75% Computerprogramme zur Tourenplanung. Sogenannte Ambient-Assisted-Living-Produkte, welche innovative, umgebungsunterstützende Technik- und Assistenzsysteme zur Sicherstellung eines mehr selbstbestimmten Lebens ermöglichen sollen, haben sich hingegen bisher in diesem pflegerischen Anwendungsgebiet noch nicht etabliert. Auch hier ist und wird advita ein zukünfti-

ger Vorreiter in der Intensivversorgung sein können, da beispielsweise zunehmend kabellose Assistenzund Rufsysteme zum Einsatz kommen werden. Fortsetzung folgt: Im zweiten Teil dieser Publikationsreihe zum Pflegethermometer 2016 soll es in der nächsten Ausgabe um die Mitarbeiterzufriedenheit sowie die Formulierung der Herrausforderungen gehen, welche uns in der Zukunft bevorstehen. Ein kurzes Fazit der Studie wird diese Beitragsreihe beenden. Sören Hammermüller Fachbereichsleiter außerklinische Intensivpflege

Quellenangaben: Isfort, M.; Rottländer, R.; Weidner, F.; Tucman, D.; Gehlen, D.; HyllaJ. (2016): Pflege-Thermometer 2016. Eine bundesweite Befragung von Leitungskräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung in der ambulanten Pflege. Herausgegeben von: Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip), Köln. Online verfügbar unter http://www.dip.de, Köln Statistisches Bundesamt (2015): 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland.

Eine gute Qualität der pflegerischen Versorgung ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Der Gesetzgeber hat deshalb in den letzten Jahren viele Gesetze, Verordnungen und Kontrollen für die Einrichtungen im Gesundheitswesen vorgeschrieben. Doch gute Pflege und Betreuung ist mehr als gut geführte Akten und akkurate Pflegedokumentationen. Qualität lässt sich nicht »herbeiprüfen«. Grundlage guter Pflege und Betreuung ist die gelingende und vertrauensvolle Beziehung zwischen den professionell Pflegenden und den Menschen, die Pflege, Betreuung und Begleitung bedürfen. Das advita Qualitätsmanagement verfolgt deshalb einen Qualitätsansatz, der die Handlungsqualität und die Förderung der Kompetenzen des einzelnen Mitarbeiters in den Mittelpunkt stellt und für eine (pflege)wissenschaftlich fundierte Umsetzung von Qualitätsstandards sorgt. Doch was versteht man eigentlich unter »Qualitätsmanagement«? Der Begriff »Qualitätsmanagement« beschreibt Strukturen und Prozesse, die der Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität in einem Unternehmen dienen. Neuere Definitionen stellen zudem die Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt aller Bemühungen im Qualitätsmanagement. Hierbei wird das »Total Quality Management« (TQM) als weitreichendster Qualitätsansatz angesehen. Jeder Buchstabe steht für einen Aspekt:

T Q M

für Total, daher alle Mitarbeiter, Kunden und ggf. Kooperationspartner für Qualität der Arbeit, Prozesse eines Unternehmens und des Produktes für Management als Führungsaufgabe

Qualitätsmanagement beinhaltet also neben einer eindeutigen Qualitätspolitik des Unternehmens alle Prozesse, die der Entwicklung und Sicherung von Qualität dienen. Hierbei werden zwischen Maßnahmen des internen Qualitätsmanagement und der externen Qualitätssicherung unterschieden. Externe Qualitätssicherung beschreibt demnach die Rahmenbedingungen, die auf Qualität in einem Unternehmen wirken, und deren entsprechende Überprüfung. Das bekannteste Kontrollverfahren im Rahmen der externen Qualitätssicherung ist wohl die jährlich im Sozialgesetzbuch XI (§114) vorgeschriebene Qualitätsprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) oder den Prüfdienst der privaten Pflegekassen (PKV). Hierbei prüfen außenstehende Experten auf der Basis anerkannte und transparenter Standards und Kriterien die Qualität eines Unternehmens oder einer Einrichtung. Diese Prüfungen und deren Nutzen sind in der Fachwelt vielfach diskutiert und werden im Zuge des Pflegestärkungsgesetzt II überarbeitet.

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GRUNDLAGEN DES QUALITÄTSMANAGEMENT

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Unter dem internen Qualitätsmanagement werden alle Aktivitäten und Maßnahmen verstanden, die die Qualität der Leistungserbringung, in unserem Falle der Pflege und Betreuung, sichern und verbessern. Die Verpflichtung eines Pflegeunternehmens, Maßnahmen des internen Qualitätsmanagements durchzuführen, ist in den sogenannten »Maßstäben und Grundsätzen für die Qualität und Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI« festgeschrieben. Demnach führt der Träger des ambulanten Pflegedienstes auf der Basis seiner konzeptionellen Grundlagen ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement durch, mit dem Ziel der stetigen Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität. Die vielfältigen Instrumente im internen Qualitätsmanagement begegnen Ihnen häufig bei Ihrer Arbeit. Hierzu zählen zum Beispiel: Fallbesprechungen, Beschwerdeerfassung, Mitarbeiterbeobachtungen und Pflegevisiten. Aber auch Fort- und Weiterbildungen, regelmäßige Dienstberatungen und Tagungen sind wichtige Bestandteile bei advita.

Blutzucker Kontrolle – aber richtig!

Grundlage jedweder interner Qualitätsbemühungen bildet der sogenannte PDCA Zyklus. Die Plan-Do-Check-Act-Methode oder auch PDCA-Zyklus, ist eine klassische Methode der Qualitätsentwicklung. Der PDCA-Zyklus beschreibt das kontinuierliche Durchlaufen der vier Schritte: Planen, Handeln, Kontrollieren und Reagieren, um ein immer höheres Qualitätsniveau bezüglich Effizienz sowie Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit zu erreichen. Am Anfang steht immer ein Problem, welches behoben oder eine Situation welche verbessert werden soll. So sind zum Beispiel die Überleitung eines Patienten vom Krankenhaus in die ambulante Versorgung oder die Anpassung der Pflegedokumentation an das Strukturmodell (SIS) klassische Fälle, in denen der PDCA Zyklus der Qualitätsverbesserung dient. Stellen Sie sich folgende Situation aus Ihrem Privatleben vor: Es ist Ferienzeit und Sie brauchen ein Urlaubsziel. Sie planen gemeinsam mit Ihrem Partner einen Trip an die Ostsee und befinden sich schon mittendrin im ersten Schritt des PDCA Zyklus (Plan). Sie stellen Ziele auf, die im und nach dem Urlaub erreicht sein sollen. Das oberste Ziel ist die maximale Erholung und die Schonung der Urlaubskasse. Sie analysieren daher die möglichen Reiseziele, vergleichen die Hotelkosten und lesen Reiseberichte anderer Paare. Nach der Buchung der Unterkunft und der Planung der Reiseroute geht es in den zweiten Schritt des PDCA Zyklus. Sie fahren los (Do)! Sie verbringen eine tolle Urlaubswoche an der Ostsee und kommen entspannt nach Hause. Nun müssen Sie prüfen, ob all Ihre Erwartungen erfüllt wurden und Ihre Ziele (maximale Erholung, günstiger Urlaub) erreicht wurden (Check). Wenn Sie nicht zufrieden waren, wissen Sie nun was Sie bei Ihrem nächsten Urlaub besser und anders machen müssen (Act). Sie sehen also, der PDCA Zyklus dient nicht nur in der Pflege der Problembehandlung sondern begegnet Ihnen auch unbewusst in Ihrem Privatleben.

Juliane Wonschik Fachbereich Ernährung

Im kommenden Journal bieten wir Ihnen einen Überblick in die aktuellen Entwicklungen rund um die Themen Qualitätsbewertung und Qualitätsberichterstattung in der Pflege. Marie-Luise Mangelsdorf Leiterin Qualitätsmanagement

Die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist bei Diabetikern und Risikopersonen sinnvoll und notwendig. Regelmäßig bedeutet hierbei, dass die Messung täglich, zur gleichen Zeit und unter vergleichbaren Bedingungen stattfindet. Die Ergebnisse zeigen auf, inwiefern die Medikation und/oder Ernährung des Diabetikers angepasst werden muss bzw. der Zielsetzung entspricht. Einzelwerte lassen durch fehlende Vergleichbarkeit keine Aussage zu. Eine beispielsweise monatliche Blutzuckermessung bringt keine Erkenntnisse, insbesondere bei Nicht-Diabetikern ist die Sinnhaftigkeit fraglich. Sofern die Messung nicht ärztlich verordnet ist, darf sie, außer in akuten Notfallsituationen, auch nicht erfolgen.

soDoku – eine Erfolgsgeschichte Die Pflegedokumentation – für manche Mitarbeiter mehr Fluch als Segen. Aber warum eigentlich? Aussagen von advita Pflegekräften aus dem Jahr 2014 bestätigen den Verdacht, dass die Pflegedokumentation nicht immer gern geführt wird: »Wir dokumentieren immer mehr!«, »Wir dokumentieren doppelt und nur für den MDK«, »Der Patient kommt viel zu kurz, weil wir nur über den Akten sitzen.« Seit nunmehr zwei Jahren arbeiten wir bei advita nach der vereinfachten Pflegedokumentation und sehen, dass sich durch »soDoku« vieles zum Besseren gewendet hat. Doch was bedeutet eigentlich das Wort »soDoku«? Die »schlanke optimierte Dokumentation« ist ein bekannter Slogan für das Unternehmen advita geworden. Für ein derartiges Großprojekt, nämlich die Umstellung der kompletten Pflegedokumentation, benötigt man ein starkes Argument und einen prägnanten Namen, dieser wurde im Januar 2015 geboren. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Bundesministerium für Gesundheit die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation auf den Weg gebracht, eine flächendeckende Einführung (25%) im gesamten Bundesgebiet sollte erreicht werden. Die advita Pflegedienst GmbH entschied sich, an diesem Projekt teilzunehmen und alle Versorgungsbereiche (Betreutes Wohnen, ambulante Pflege, Demenz- und Intensiv-WG, Tagespflege und Intensivpflegezentrum) auf diese »neue« Dokumentation umzustellen. Bereits im Herbst 2014 informierte das advita Qualitätsmanagement über die Idee der Entbürokratisierung, entwickelte eine eigene Strukturierte Informationssammlung (SIS), damals noch im Querformat, und entschied sich, in den Versorgungsbereichen einzelne Projektmappen einzuführen. Nachdem im Frühjahr 2015 die

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GRUNDLAGEN DES QUALITÄTSMANAGEMENT

»offizielle« SIS vom Bundesministerium vorgestellt wurde, integrierte das Qualitätsmanagement dieses Dokument in der Pflegedokumentation und passte daraufhin weitere Dokumente (Evaluation, Maßnahmenplan u.v.m.) an. Somit waren die Dokumentationsgrundlagen geschaffen, jedoch musste die Idee der Entbürokratisierung noch an die Pflegekräfte herangetragen werden. Dies erreichte das Qualitätsmanagement mit verschiedenen Schulungen. Die sogenannte »Grundschulung« wurde als Informationsveranstaltung und Theorievermittlung genutzt, in den »Kleingruppenschulungen« erarbeiteten die Bezugspflegekräfte anhand eines Beispiels eine SIS und einen Maßnahmenplan gemeinsam. Dadurch schärfte man bei den Pflegekräften das Verständnis und den Sinn für die veränderte Pflegedokumentation. Im Laufe des Jahres 2015 wurde aus dem anfänglichen Projekt »soDoku«, die »neue« Dokumentation bei advita. Der Großteil der Niederlassungen arbeitet seitdem mit »soDoku« und ist überzeugt von den Vorteilen. Durch die SIS rückt die Pflegefachlichkeit in den Vordergrund und die Expertise der Pflegekräfte wird betont. Weiterhin wird der Dokumentationsaufwand reduziert, wenn zur Erfassung der Pflegeprobleme, Ressourcen, Bedürfnisse und der Risiken nur noch ein Dokument verwendet wird, vorher waren es bis zu zehn Dokumente. Die handlungsleitende und tagesstrukturierte Maßnahmenplanung war im Grundsatz nichts Neues, da die bis dahin geschriebene Pflegeplanung auch tagestrukturiert entwickelt wurde. Eine weitere Verbesserung ergibt sich aus dem Umgang mit dem Pflegebericht, der nur noch bei Besonderheiten/ Abweichungen, positiv wie negativ, zur SIS und Maßnahmenplanung geschrieben werden muss. Zusätzlich wurde die Evaluation vereinfacht. Eine individuelle Evaluation bei Besonderheiten gibt es weiterhin. Wenn sich jedoch keine Änderung zu den Informationen aus der SIS und der Maßnahmenplanung ergeben sollten, dann ist eine Evaluation erst wieder nach einem halben Jahr notwendig, dies geschieht dann auch wieder nur über ein Dokument, vorher waren es auch hier bis zu sechs Dokumente. All diese Verbesserungen tragen dazu bei, dass die Mitarbeiter wieder motiviert sind, die Pflegedokumentation zu führen: »Es macht wieder Spaß zu dokumentieren!«, »Wir haben wieder mehr Zeit für unsere Patienten«. Rückblickend auf die knapp zwei Jahren »soDoku« lässt sich festhalten, dass aus dem Fluch der Dokumentation vielleicht doch ein Stück weit ein Segen geworden ist. Aus unserer Sicht ist »soDoku« bzw. die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation eine Erfolgsgeschichte und wir danken allen Beteiligten, dass die Umsetzung so reibungslos funktioniert hat. Maik Cyrol Qualitätsmanagementbeauftragter Ostsachen

DEMENZ

Wie wir das Körpererleben stärken

Fortsetzung – Arbeit mit den Sinnen Dementen Menschen bleibt das Erleben des eigenen Körpers immer zugänglich. Auch wenn diese Menschen noch so eingeschränkt sind, (z.B. demente Menschen verkrampfen sich und diese Verkrampfung macht sich auch in Bewegungsabläufen bemerkbar, was dann zu Versteifungen führen kann) können sie dennoch ihren Körper spüren und erleben. Und dieses Körpererleben bildet auch den Ausgangspunkt, um sich im Außen orientieren zu können. Demente Menschen brauchen UNS auch an ihrer Seite, damit sie das Gefühl für ihren Körper spielerisch entfalten und somit auch stärken können. Vier Aspekte sind bei der Bewegungsarbeit zu beachten:

1. Dinge geschehen lassen und die Menschen da abholen, wo sie sind und schauen was passiert. Sollte ein Teilnehmer aufgrund einer Beeinträchtigung seiner linken Hand die Bewegung nicht ausüben können, so reicht es, wenn er die Finger bewegt, oder wenn er die Bewegung nur in seiner Vorstellung ausübt, oder die rechte Hand zur Unterstützung der linken mit benutzt.

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DEMENZ

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2. Dem Atem Beachtung schenken Der Atem kann immer mal wieder angesagt und auch unterstützend vorgemacht werden. Denn nicht nur alte Menschen benötigen ab und zu den Hinweis, dass sie ihren Atem nicht anhalten, sondern gleichmäßig ein- und ausatmen, also fließen lassen sollten. 3. In einem sanften Spiel die Körpergrenzen beachten Mit Körpergrenzen sind hier gemeint, dass ein alter Mensch z.B. seine Arme nicht mehr ganz nach oben ausstrecken kann. »Heben Sie Ihre Arme soweit sie können.« Wir ermutigen die Menschen, an ihre motorischen Grenzen zu gehen und diese zu spüren. Jeder Teilnehmer geht soweit er kann, und meistens stellen diese fest, dass sie viel mehr können, als sie sich zugetraut haben. Diese Erfahrung ist nicht beschämend und stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Die Aufmerksamkeit wird auf das gerichtet »was geht« und nicht auf das »was nicht geht«. Ist die körperliche Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, wird das Körpererleben mit Enge, Schmerz und Einschränkung verbunden. Dies hat zur Folge, dass jeder Bewegungsimpuls aus Angst vor Schmerzen oder Sturz von vornherein eingeschränkt ausgeführt wird. Es gilt also an die Körpergrenzen heranzugehen, diese zu umspielen und auszuloten. Mit den Körpergrenzen zu spielen heißt z.B. auch »Versuchen Sie, den linken Arm einen Millimeter höher zu heben, als bisher.« Oder mit der Vorstellungskraft zu arbeiten: »Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Baum und die Äste (in dem Fall die Arme) bewegen sich leicht im Wind.« Wenn Menschen sich mit diesen Bildern identifizieren und sich aus ihnen heraus bewegen, werden die Bewegungsgrenzen ganz ohne Druck, Angst und auch ohne Beschämung ausgelotet. 4. Spielerisch arbeiten Spielerisch heißt nicht oberflächlich! Spielerisch heißt vor allem »Lasst es uns tun und wir schauen was passiert«, also offen und neugierig sein, leicht und dennoch ernsthaft sein! Ganz ohne Druck und ohne Leistung, aber mit dem Wissen der Gebrechen und der körperlichen Einschränkungen. So kann auch ein dementer Mensch im Rollstuhl sitzend einen Walzer oder Tango tanzen. Er braucht ein Gegenüber, der ihm die Hände reicht und beide tanzen mit den Körperteilen, die sie bewegen können oder möchten. So kann nachempfunden werden, in welchem Körperteil die Musik gespürt wird, welche Bewegungen entstehen und in welchem Körperteil besonders viel Schwung ist. Eine weitere Möglichkeit ist der Tanz mit den Fingern. Dies ist eine sehr gute Alternative, um in den Genuss des Tanzens zu kommen. Es kann zu einem flotten und schwungvollem Lied mit den Fingerkuppen der ganze Körper im Rhythmus abgeklopft werden. Auch sehr reizvoll ist es, wenn die Teilnehmer im Kreis hintereinander sitzen, um die Schulter des Vordermannes im Rhythmus des Liedes abzuklopfen. Auch bei dieser Übung werden Körperteile wahrgenommen und Bewegungsmöglichkeiten wieder entdeckt. Bewegungsspiele können auch mit Sinneswahrnehmungen verbunden werden. Hierzu ein Beispiel: Einen Luftballon spüren lassen wie leicht oder schwer er ist ... mit den Fingerspitzen beider Hände halten lassen ... den Luftballon dem Nachbarn zuwerfen ... dem Luftballon beim Werfen einen Ton mitgeben (Pusten, Geräusch, Schnaufen…) … und so die Reihe herum ... . Bei dieser Übung werden mehrere Ebenen des Erlebens angesprochen. Durch das Tasten entsteht eine Wahrnehmung zwischen dem inneren und dem äußeren Gefühl und wird verstärkt. Das Werfen des Ballons ist eine gezielte Bewegung in eine Richtung. Der mitgegebene Ton verstärkt die gezielte Bewegung. Die körperliche Bewegung und das körperliche Erleben sind miteinander verbunden. Hier passiert aber

noch viel mehr, was wir beachten sollten; es ist die Haltung, die Orientierung und die Richtung des Erlebens. Es bleibt nicht nur bei dieser Bewegung, wenn ein Mensch mit Demenz einen Luftballon von einem Ton begleitet seinem Nachbarn zuwirft. Es steigert sich die Erregung, die Augen begegnen sich, Worte werden gewechselt und es wird auch gelacht. Die Menschen zeigen Interesse am anderen, dieser erfährt Interesse und auch Zuwendung. Vor jeder Gruppen- oder Einzelarbeit ist es sinnvoll, eine spielerische Körperwahrnehmungsübung durchzuführen. Diese könnte so aussehen: den Körper hin und her wiegen – die Hände lockern, erst rechts, dann links – die Arme kreisen, erst rechts, dann links – die Füße lockern, erst rechts, dann links – das Becken durch berühren oder durch »Schinkenrutschen« – den Bauch ebenfalls berühren – dabei die Atmung erspüren – dann die Schultern kreisen – und den Kopf kreisen oder ihn in die Hände nehmen und leicht wiegen ... Demente Menschen können ihre Körperteile nur selten isoliert wahrnehmen, das heißt, sie nehmen ihren Körper als Ganzes wahr. Also müssen sie erst überlegen, wenn es heißt: »Nehmen sie ihr Becken wahr«, was mit Becken gemeint ist und wo sich dieses befindet. Demente Menschen brauchen Zeit, um reagieren zu können. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Übungen klar und deutlich vorgemacht werden. Demente Menschen, die die Wahrnehmung der rechten Körperseite stärken, werden sich auch besser nach rechts orientieren können. Wir können aber auch unser Augenmerk gezielt auf einzelne Körper-regionen richten, indem wir uns z.B. nur auf den gesamten Kopf konzentrieren. Dies könnte so aussehen: Stirn hochziehen und wieder loslassen – Augen aufreißen und wieder entspannen – Nase rümpfen – Unterkiefer lockern und hängen lassen – Unterkiefer nach vorn schieben ... Diese mimischen Übungen sind sehr lustig und es wird viel gelacht. Manche Übungen scheinen manchmal wenig Sinn zu machen und sie erscheinen uns nicht so wertvoll. Also schenken wir ihnen dann wenig Beachtung. Wenn wir aber tiefer schauen, können wir erkennen, dass dem nicht so ist. Hinter jeder Übung steckt sehr viel Wertvolles des Erlebens und des Wahrnehmens, was schließlich Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, die Selbstsicherheit und somit einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität hat. In der nächsten Ausgabe geht es mit den Themen der Sinneswahrnehmung weiter. Gabriela Prömmel Leiterin der sozialen Betreuung im advita Haus Klangwerk in Leipzig, Demenzbeauftragte

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DAS NEUE ADVITA HAUS IN NESCHWITZ

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Ein Tag im Schloßpark Neschwitz Neschwitz. Ein Ort, bei dessen Erwähnung man häufig in fragende Gesichter schaut. Dabei ist die Gemeinde Neschwitz, rund 15 km nordwestlich von Bautzen in der sächsischen Oberlausitz gelegen, ein wahres Schmuckstück. Das haben die Ritter von Schreibersdorf schon im 13. Jahrhundert gewusst, denn ihre Wasserburg stand … genau, in Neschwitz! Aus der Wasserburg entstand später ein Renaissanceschloss, später, sehr viel später dann, das Barockschloss Neschwitz mit einem Garten im streng geometrischen, französischen Stil, der später um einen im englischen Stil gehaltenen Garten ergänzt wurde.

DAS NEUE ADVITA HAUS NESCHWITZ

In diesem wunderschön angelegten Garten bauten die damaligen Besitzer 1775 ein größeres, moderneres Schloss, das sogenannte Neue Palais. Dieses Neue Palais wurde in Folge des Krieges 1945 angezündet und abgerissen und auf den Grundmauern entstand eine Schule. Warum erzähle ich das alles? Weil diese Schule nun ein advita Haus wird. Mitten im Schlosspark, mitten im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft, mitten in … genau, mitten in Neschwitz.

Bereits im Dezember werden die ersten Bewohner in das Haus mit 23 Wohnungen im Betreuten Wohnen, einer 12er WG und einer angeschlossenen Tagespflege einziehen. Damit man sich vorher alles schon einmal anschauen kann, fand am Samstag, 24. September, der Tag der offenen Baustelle statt. Was sich die Bewohner von Neschwitz und Umgebung nicht zweimal sagen ließen. Pünktlich um 10.00 Uhr wurden die Türen geöffnet und die zahlreichen Gäste von Frau Rienecker, der neuen Hausherrin, begrüßt. Die hatte zusammen mit Frau Dethloff und vielen fleißigen Helfern das Haus perfekt vorbereitet. Alle Räume waren beschildert, die Musterwohnungen hergerichtet und Beratung war für jeden leicht verfügbar.

BAROCKSCHLOSS NESCHWITZ

FRAU RIENECKER ERKLÄRT DAS ADVITA HAUS STANDORT FOTOGRAF BILD OBEN

ADVITA HAUS NESCHWITZ (FRÜHERES NEUES PALAIS) SCHLOSS NESCHWITZ

Natürlich war aber nicht nur Beratung gefragt. Einige der Besucher wollten einfach mal sehen, was aus »ihrer« Schule geworden ist. Und wie die Klassenzimmer jetzt aussehen und ob die neuen Hausherren denn auch nett sind. So erschien auch der ehemalige Schuldirektor Herr Heitz und von

ihm hat Dr. Faensen dann auch die Absolution erhalten, dass alles gut geworden ist und er froh ist, dass seine Schule endlich eine neue Bestimmung gefunden hat. DER FRÜHERE SCHULDIREKTOR FINDET DAS ADVITA HAUS TOLL

Ähnlich wohlwollende Wünsche haben uns auch vom Neschwitzer Bürgermeister Gerd Schuster erreicht. Er ist sehr zufrieden, mit »advita einen zuverlässigen Betreiber gewonnen zu haben, der mit seinem einzigartigen Pflegekonzept ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben im Alter ermöglicht.« Er wünscht uns einen erfolgreichen Start in, wo eigentlich? Genau: in Neschwitz. Dem kann ich mich nur anschließen und jedem Kollegen empfehlen, einmal einen Ausflug in den Schlosspark in Neschwitz zu machen, denn dort ist es einfach wunderschön. Alles Gute, liebe Frau Rienecker und einen guten Start! Uli Schuppach Leiter Marketing

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MITTEN IM LEBEN

ADVITA IN DER PRESSE

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Rollstuhlwanderung in Großenhain »Leute, heute ein paar Bildimpressionen von unserer 8. Großenhainer Rollstuhlwanderung, die alljährlich von Kerstin Lauterbach und dem Ortsverband der LINKEN organisiert wird. Es ist immer ein gr0ßer Aufwand, aber die Freude, das Lächeln und die Anerkennung der alten Leutchen hebt das alles wieder auf. In diesem Jahr geht ein besonderes Dankeschön an die Großenhainer Feuerwehr und das Team vom advita Haus Am Speicher.« Dirk Schumann, Kfm. Sachbearbeiter gepostet auf Facebook Köthen - Die Post in der Köthener Lindenstraße 12-13 wird zu einem Seniorenwohnheim umgestaltet. „Wir bauen das Objekt zu einem Advita-Haus um“, erklärt Uli Schuppach, der Marketingleiter der Advita Pflegedienst GmbH. Was das ist? „Zeitgemäßes Seniorenwohnen, ergänzt durch eine Tagespflege im selben Haus.“ Arbeiten sollen in Kürze beginnen Das Unternehmen will nach Aussage von Schuppach in Kürze mit den Arbeiten beginnen. Er weiß: Ein so umfangreicher Umbau mit Kernsanierung sei schwer zu planen, da im Laufe des Projektes eine Menge Unwägbarkeiten auftreten könnten. Von daher sei es auch schwer abschätzbar, wie viel Zeit das Vorhaben in Anspruch nehmen werde. Aber er geht von mindestens zwölf Monaten aus.

Zucchiniernte in Lichtenstein

Köthen, ein freier Fleck auf der Landkarte Warum Köthen? Warum baut das Unternehmen hier ein Seniorenheim? Mit Köthen, informiert Schuppach, besetze die Firma einen noch freien Fleck auf der Landkarte; der Hauptsitz des Unternehmens sei in Berlin, außerdem gebe es Niederlassungen in Magdeburg und Leipzig, bald in Wernigerode.

»Hallo Frau Wonschik, anbei möchte ich Sie am Eigenanbauerfolg von Zucchini und Salat teilhaben lassen, worauf unsere Küche und unsere Gäste sehr stolz sind. Alles wird dann bei der Speisenzubereitung verwertet und mit großen Appetit aufgegessen.

„Natürlich wissen wir auch, dass in Köthen wie überall in Deutschland seniorengerechter und finanzierbarer Wohnraum in Zukunft noch stärker nachgefragt wird.“ Diesen Bedarf wolle man durch das neue Seniorenwohnheim decken.

Mit freundlichen Grüßen

Einer der größte Pflegedienste Deutschlands Seine Firma, die Advita Pflegedienst GmbH, existiert seit 1994, arbeitet überregional mit 24 Niederlassungen in Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben 1.600 Mitarbeiter und zählt zu den größten Pflegediensten Deutschlands. (mz)

Birgit Kux Pflegedienstleitung Tagespflege, advita Haus Goldener Helm«

„Ein wunderschönes Gebäude mit einer tollen Geschichte“ Das Objekt in unmittelbarer Nähe des Schlossparks sei ideal, heißt es; „ein wunderschönes Gebäude mit einer tollen Geschichte“, das jeder in der Stadt kenne. Man sei froh, die Immobilie einer „sinnvollen Nutzung“ zuführen zu können. Die Postfiliale, sagt der Marketingchef, soll weiterhin an ihrem angestammten Platz verbleiben. Das Haus gehört der Senioren-Wohnen-Köthen GmbH, informiert Schuppach. Er kündigt für das kommende Jahr einen Tag der offenen Baustelle an, auch wird man zu gegebener Zeit Musterwohnungen besichtigen können.

Sylke Herrmann, Hauptpost wird Senioren-Wohnen; In: Mitteldeutsche Zeitung, 08.09.2016; http://www.mz-web.de/24707182 ©2016

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ADVITA IN DER PRESSE

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Daniela Kuge, Gutes Leben im Alter – geht alle was an!; In: CDU, Die sächsische Union, 18.08.2016

Matthias Degen: 34 Wohnungen in ehemaliger Schule im Oktober bezugsfertig; In: Freie Presse, 06. September 2016

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GUTEN APPETIT!

FREUDE AM GESUNDEN ESSEN

Zuckerersatzstoffe – Süß, süßer, besser? Zucker gehört seit einigen Jahren zu den stigmatisiertesten Lebensmitteln überhaupt. Experten und die, die es werden wollen, diskutieren, widerlegen, forschen und behaupten was das Zeug hält. Daraus haben sich im Wesentlichen zwei Lager gebildet: Zuckerbefürworter und Zuckervermeider. Je nach Radikalisierung versucht die eine Gruppe die andere von der eigenen Meinung zu überzeugen. Dieser gesellschaftliche Zwiespalt erfreut natürlich die Lebensmittelindustrie, denn in solchen Momenten klopft das große Geschäft an die Tür: Es müssen Alternativprodukte her! Die große Gruppe der Zuckerersatzstoffe wird im Wesentlichen durch zwei Untergruppen gebildet: 1. Zuckeraustauschstoffe In der Regel Zuckeralkohole, welche oftmals aus natürlichen Lebensmitteln gewonnen werden. Beispiele sind Sorbit sowie Xylit. Sie haben einen geringeren Einfluss auf den Blutzuckerspiegel als normaler Haushaltszucker und liefern auch weniger Energie. Ihre Süßkraft ähnelt dem des Haushaltszuckers. Da sie nicht kariesfördernd sind, finden wir sie oft in (zuckerfreien) Kaugummis oder Zahnpasta wieder. 2. Süßstoffe Zu den bekanntesten der synthetisch hergestellten Süßstoffe gehören Aspartam und Cyclamat. Sie liefern im Regelfall keine Energie, weisen eine erheblich höhere Süßkraft als Haushaltszucker auf und sind in Tablettenform, als Pulver oder auch flüssig erhältlich. Bei zu großzügiger Verwendung können sie einen unangenehmen Nachgeschmack mit sich bringen. Was sagt man denn so über Zucker? Der normale Haushaltszucker soll Karies fördern (bewiesen), dick machen (kommt auf die Menge an), süchtig machen (maximal suchtähnliches Verhalten aufgrund unseres internen Belohnungssystems) und den Körper übersäuern (höchstens kurzfristig den

Süssstoff

Stevia

Urin, ansonsten Mythos). Um diese mehr oder weniger haltbaren, negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu mindern, werden mit Hochdruck Alternativen in den Lebensmittelmarkt gepresst. Nachfolgend werden die bekanntesten Vertreter genauer unter die Lupe genommen. Stevia Das allgemein als Stevia bekannte Süßungsmittel wird aus der Pflanze Stevia rebaudiana gewonnen, welche in Südamerika heimisch ist. Noch bevor Stevia bei uns zugelassen wurde, eilte dem vermeintlich süßen Wundermittel der Ruf voraus: Süßen ohne Reue, ein natürlicher Süßstoff, quasi alles, was wir uns wünschen! Dann kam die Ernüchterung: Laut EU-Gesetz müssen alle neuen Zusatzstoffe auf Unbedenklichkeit geprüft werden. Dieses Verfahren dauert seine Zeit, aber Stevia konnte sich durchsetzen. Seit 2011 darf der Süßstoff in manchen Lebensmitteln unter der E-Nummer 960 eingesetzt werden. Klingt plötzlich gar nicht mehr so natürlich, diese E-Nummern sind ja im Allgemeinen eher unbeliebt und was künstliches. Auch das Herstellungsverfahren (kurz gesagt: chemische Extraktion) hat nicht mehr viel mit Natürlichkeit zu tun. Geschmacklich empfinden manche das Süßungsmittel als bitter-lakritzig, auch nicht jedermanns Geschmack. Fazit? So einfach kann Stevia den Zucker nicht ersetzen, insbesondere bei industriell hergestellten Produkten. Auch im Haushalt wird man früher oder später an seine Grenzen stoßen. Deshalb kann Stevia Teile der Zuckerverwendung kompensieren, aber nicht vollständig ersetzen. Xucker Hat sie sich jetzt vertippt? Nein, so schreibt man das aus der Birkenrinde gewonnene Ersatzprodukt neuerdings. Birkenzucker ist uns schon lange bekannt, nun wird seine Popularität bewusst gefördert. Er besteht im Wesentlichen aus dem Zuckeralkohol Xylit, dadurch ist er nicht kariogen

(also kariesfördernd), liefert weniger Energie als Haushaltszucker und weist dabei eine ähnlich hohe Süßkraft auf. Manchmal ist auch der Zuckeralkohol Erythrit enthalten. Er liefert keine Energie. Während die Gruppe der Zuckeralkohole eher als Zusatzstoffe in Kaugummis u.ä. bekannt ist, kann man Xucker inzwischen auch zur Selbstdosierung erhalten. Die Kosten betragen etwa das 20-fache von normalem Haushaltszucker. Beim Einsatz bitte Vorsicht: Xylit wird im Dünndarm nicht vollständig resorbiert, d.h. es gelangt zum Teil unverdaut in den Dickdarm und nimmt eine Menge Wasser mit. Dort greifen dann die Darmbakterien fleißig an, wobei im letzten Schritt Kohlendioxid entsteht. Dies kann zu Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall führen. Daher der Vermerk »Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken«. An Xylit kann sich der Verdauungstrakt gewöhnen, man kann die Verträglichkeit also langsam steigern. Dies gilt aber nicht für alle Zuckeralkohole, wie z.B. Sorbit. Erythrit kann übrigens beinahe gänzlich im Dünndarm resorbiert werden. Fazit: Unter Beachtung der Gewöhnung kann man ruhig Teile des Zuckereinsatzes durch Xucker ersetzen. Süßstoffe Die synthetisch hergestellten Süßstoffe haben einen eher schlechten Ruf. Dabei fing alles so vielversprechend an: Der erste Süßstoff Saccharin wurde in Deutschland entdeckt und hierzulande ab 1887 produziert. Der damals sehr teure Zucker bekam also ernsthaft Konkurrenz. Die Zucker-Lobby tat, was sie heute noch tut: Sie sorgte für ein Handelsverbot, die Abgabe erfolgte nur noch über Apotheken und die Produktion wurde drastisch gedrosselt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Süßstoffe wieder zugelassen, seitdem sind sie bei uns relativ frei erhältlich. Zusammenfassend lässt sich folgendes zu Aspartam, Cyclamat, Saccharin und Co. sagen:

Xucker

Zucker

· Liefern keine Energie · Hundert- bis tausendfache Süßkraft bezogen auf Haushaltszucker · Sind nicht kariogen · Insulinunabhängige Verstoffwechselung, Süßstoffe werden wieder ausgeschieden. Diese Tatsache wird für die Überprüfung der Reinheit von Mine ralwässern genutzt · In manchen Tierversuchen krebsfördernd, aller dings wurden Mengen eingesetzt, welche ein Mensch in keinem Falle erreichen kann! Bei normaler Nutzung ist eine Karzinogenität beim Menschen laut derzeitigem Kenntnisstand unwahrscheinlich. · Können bei übermäßigen Einsatz Beigeschmäcke entwickeln (bitter, sauer, Lakritz, Menthol) Vorsicht bei Aspartam: Dieser Süßstoff enthält die Aminosäure Phenylalanin, welche bei Menschen mit Phenylketonurie (angeborener Stoffwechseldefekt) zu schwerwiegenden Schädigungen führen kann. Wird Zucker also bald ersetzt? Eher unwahrscheinlich, es gibt eine Reihe wirtschaftlicher, technologischer und gesellschaftlicher Gründe, weshalb Haushaltszucker wohl nie ganz aus unseren Produkten und Mägen verschwinden wird. Was wir als Verbraucher tun können, um uns vor einer übermäßigen Zuckerlast zu schützen, ist folgendes: Wir sollten den Einsatz und Verzehr von Zucker stetig hinterfragen, ihn lieber ganz bewusst genießen und so viel wie möglich selber zubereiten. Bei gekauften Produkten lohnt sich immer ein Blick auf die Nährwerttabelle und/oder Zutatenliste, um den Zuckergehalt einzuschätzen. Wie immer gilt hier: In Maßen ist der Genuss in Ordnung! Allen Lesern und Leserinnen einen zuckersüßen Herbst, lassen Sie es sich gut gehen! Juliane Wonschik, Fachbereich Ernährung

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QUALITÄTSMANAGEMENT

Bericht aus den Qualitätsprüfungen Bereits Anfang August bescheinigte der MDK den ambulanten Pflegediensten in Görlitz (11.08.) und Chemnitz (16.08.) eine hohe Qualität der Leistungserbringung mit einer glatten 1,0 im Gesamtergebnis. Am 18. August folgte dann auch der ambulante Pflegedienst in Suhl. Im Rahmen der Prüfung zeigten sich Schwachstellen im Umgang mit Medikamenten: z.B. Vermerk des Anbruchs- und Verbrauchsdatums auf Pens. Auch die Planung relevanter Prophylaxen lag nicht in jedem Fall individuell in der Maßnahmenplanung vor. Suhl erhält mit einer 1,2 ein sehr gutes Ergebnis im Transparenzbericht. Der August endete mit der Prüfung der ambulanten Pflege in Zschopau, erstmalig nach Eröffnung auch im Bereich des Betreuten Wohnens und der Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz. Hier zeigten sich Abweichungen im Bereich der Medikamentengabe und der Umsetzung der aktuellen Verordnung des Arztes auf der HKP. So war im Rahmen einer Folgeverordnung die Häufigkeit BZ Messung verändert, eine Anpassung des Leistungsnachweises fand jedoch nicht statt. Es empfiehlt sich daher, eine Kopie der aktuellen HKP immer in der Pflegedokumentation zu belassen. Wir rechnen für den ambulanten Pflegedienst mit einem guten Ergebnis im Transparenzbereich. Der September startete mit einer weiteren MDK Prüfung, diesmal in Zwickau. Wie auch im vergangenen Jahr stellten die Gutachter keinerlei Abweichungen fest und bescheinigen dem ambulanten Pflegedienst sehr gute Ergebnisse in allen Qualitätsbereichen und vergaben somit eine 1,0. Kurz darauf trafen auch in Apolda die Gutachter des MDK beim ambulanten Pflegedienst ein. Anhand von fünf Patienten prüften die Gutachter die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Hierbei sprachen die Gutachter Optimierungen in dem der Kontrakturen Prophylaxe aus. Liegt ein Kontrakturrisiko anhand der SIS und Risikomatrix vor, sind gezielte Maßnahmen entsprechend der betroffenen Gelenke individuell in der Maßnahmenplanung zu beschreiben. Auch eine Beratung ist vorzunehmen. Apolda absolviert die diesjährige Qualitätsprüfung mit einer sehr guten 1,3 im Transparenzbereich. Und zu guter Letzt unterzog sich auch der ambulante Pflegedienst Magdeburg am 7. September der jährlichen Qualitätsprüfung und absolvierte diese ohne Empfehlungen und erhält somit eine glatte 1,0. Dennoch tauchen in den Qualitätsprüfungen gehäuft Umsetzungsschwierigkeiten der Leistungskomplexe insbesondere im Bereich der Ausscheidung/Unterstützung beim Toilettengang auf. So ist in der Pflegedokumentation (SIS, Risikomatrix und Maßnahmenplanung) das Vorliegen einer Kontinenz erkennbar, Leistungen im Zusammenhang mit der Ausscheidung werden dennoch erbracht und abgerechnet. In den auf Landesebene vereinbarten Katalogen der Leistungskomplexe ist mehr oder weniger detailliert geregelt, was genau ein Leistungskomplex beinhaltet und unter welchen Bedingungen er verkauft und abgerechnet werden kann. Das Problem liegt häufig darin, dass die Wünsche und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen nicht exakt zu den Inhalten der LKs passen. Dennoch sollten Sie sich aus rechtlichen Gründen strikt an die Vorgaben im LK-Katalog halten. Ist ein Patient somit kontinent und benötigt keinerlei Hilfsstellungen beim der Ausscheidung, so ist die Abrechnung des entsprechenden Leistungskomplexes nicht sachgerecht und entspricht nicht dem Wirtschaftlichkeitsgebot. Marie-Luise Mangelsdorf, Leiterin Qualitätsmanagement

STELLENANZEIGEN

Karriere – advita unterstützt Eigeninitiative Wussten Sie eigentlich, dass bei advita nicht nur die Möglichkeit besteht, innerhalb einer Niederlassung Karriere zu machen, sondern dass man auch z.B. bei Umzug, Weiterentwicklung usw. zwischen Niederlassungen wechseln kann? An dieser Stelle werden wir Sie in regelmäßigen Abständen über freie Führungspositionen bei advita informieren. Details und weitere Stellenausschreibungen finden Sie auf www.advita.de.

Teamleitung (m/w) für den Bereich der Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz

Pflegedienstleitung Tagespflege (m/w) Radeberg

Berlin Süd

stellvertretende Pflegedienstleitung (m/w) für den Bereich der ambulanten Tourenpflege

Teamleitung (m/w) für den Bereich der Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz Zschopau

Suhl

stellvertretende Pflegedienstleitung (m/w) für den Bereich der ambulanten Tourenpflege Zschopau

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Entwickeln Sie sich weiter. Für unser mobiles Einsatzteam in der Intensivpflege, mit den Einsatzgebieten Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin suchen wir ab sofort

Pflegefachkräfte (m/w) Als examinierte/-r Alten- oder Krankenpfleger/-in verfügen Sie über die entsprechende Erfahrung, unseren Kunden gegenüber eine qualitativ hochwertige Dienstleistung zu erbringen. Ein sensibler Umgang mit Menschen, hohe Flexibilität, überlegtes Handeln auch in Stresssituationen und Teamgeist sind Garant dafür, dass Sie gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und

Kollegen die gesetzten Ziele erreichen. Erfahrungen in der Intensivpflege sowie eine gültige PKW-Fahrerlaubnis setzen wir voraus. Nach einer sorgfältigen Einarbeitungsphase werden Sie nach Bedarf in der Intensivpflege als Springer an verschiedenen Standorten eingesetzt. Ihre Einsätze werden von der Teamleitung »Springer-Pool« geplant.

Ihre Aufgaben

Wir bieten

• Bedarfsgerechter Einsatz als Springer in den verschiedenen Niederlassungen • Grund- und Behandlungspflege Schwerkranker • Spezielle Krankenbeobachtung bei Beatmung • Spezielle Pflege von invasiv und nichtinvasiven beatmeten Patienten • Nichtinvasives Monitoring • Bilanzierung und Ernährung • Führen einer Pflegedokumentation • Einhalten von Qualitätsstandards, Hygiene- und Unfallverhütungsvorschriften

• unbefristete Arbeitsverträge • attraktives außertarifliches Gehalt inkl. Mobili tätsbonus • advita Bonuskarte • Zwei-Schichtsystem – 2 x 12 Stunden Dienst planung • Höchstzuschläge für Sonn-, Nacht- und Feier tagsarbeit • Firmenfahrzeug zur privaten Nutzung • zahlreiche kostenfreie Fort- und Weiterbil dungen in unserer eigenen advita Akademie • arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge • entbürokratisierte Dokumentation • gute Entwicklungs- und Aufstiegschancen

Werden Sie Teil unseres Teams und senden Sie Ihre Bewerbung an [email protected]. Informationen über unser Unternehmen finden Sie auf www.advita.de oder kontaktieren Sie uns unter 030 437273113.