Annette Lorenz FLUSSKREUZFAHRTEN RHEIN. Zwischen Basel und Amsterdam

Annette Lorenz FLUSSKREUZFAHRTEN RHEIN Zwischen Basel und Amsterdam 1. Auflage 2017 Trescher Verlag Reinhardtstr. 9 10117 Berlin www.trescher-verl...
Author: Nelly Schmitt
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Annette Lorenz

FLUSSKREUZFAHRTEN

RHEIN Zwischen Basel und Amsterdam

1. Auflage 2017 Trescher Verlag Reinhardtstr. 9 10117 Berlin www.trescher-verlag.de ISBN 978-3-89794-733-7 Herausgegeben von Bernd Schwenkros und Detlev von Oppeln Reihenentwurf und Gesamtgestaltung: Bernd Chill Gestaltung, Satz, Bildbearbeitung: Ulla Nickl Lektorat: Hinnerk Dreppenstedt Stadtpläne und Karten: Johann Maria Just, Martin Kapp

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für den Aushang, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Nachahmungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Alle Angaben in diesem Reiseführer wurden sorgfältig recherchiert und überprüft. Dennoch können Entwicklungen vor Ort dazu führen, dass einzelne Informationen nicht mehr aktuell sind. Gerne nehmen wir dazu Ihre Hinweise und Anregungen entgegen. Bitte schreiben Sie an [email protected].

HINWEIS ZUR BENUTZUNG: Die Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis, Verweise im Text und das Register sind mit den dazu gehörigen Texten und Karten dieses Reiseführers verlinkt. Die Internetadressen öffnen sich in Ihrem Browser; die Emailadressen öffnen sich in Ihrem Emailprogramm. Bitte beachten Sie, dass bei entsprechender Nutzung im Ausland Roaminggebühren anfallen. TItel: Blick auf Köln (→ S. 166)

DER RHEIN

DER OBERRHEIN

DER MITTELRHEIN

DER NIEDERRHEIN

ANHANG

Burg Rheinstein

Inhalt

Vorwort 9 Hinweise zur Benutzung dieses Reiseführers 10 Bordleben 12 Herausragende Sehenswürdigkeiten 14

DER  RHEIN

16

Eine Annäherung Der Lauf des Stromes Geschichte Schiffe auf dem Rhein Der Rhein – Inspiration für Literaten, Maler und Komponisten Brücken Stauwerke und Schleusen Atomkraftwerke am Rhein

18 19 21 23

24 29 33 33

DER  OBERRHEIN

34

Südlicher Oberrhein Basel Von Basel nach Breisach Breisach Ein Ausflug nach Colmar Von Breisach bis Straßburg Straßburg/Strasbourg Von Straßburg bis Karlsruhe

37 37 49 52 54 58 58 66

Mittlerer Oberrhein Von Karlsruhe bis Speyer Speyer Ein Ausflug nach Heidelberg Von Speyer bis Mannheim Mannheim Ludwigshafen Worms Von Worms bis Mainz Mainz Wiesbaden

68 68 68 74 78 78 79 80 88 89 94

Nördlicher Oberrhein Von Mainz bis Rüdesheim Rüdesheim

96 96 101

5

6

Inhalt

DER MITTELRHEIN

104

Südlicher Mittelrhein Bingen Zwischen Bingen und Lorch Lorch Bacharach Kaub Oberwesel St. Goarshausen Boppard Zwischen Boppard und Koblenz Koblenz

109 109 110 113 114 117 119 123 127 129 133

Ein Abstecher in das Tal der Mosel Geschichte Von Koblenz bis Cochem Cochem Von Cochem bis Trier Trier

140 140 142 146 147 148

Nördlicher Mittelrhein Von Koblenz bis Bonn Bonn

150 150 157

DER  NIEDERRHEIN

162

Südlicher Niederrhein Von Bonn nach Köln Köln Von Köln nach Düsseldorf Düsseldorf Von Düsseldorf bis Duisburg Duisburg

165 165 166 175 177 183 184

Nördlicher Niederrhein Von Duisburg bis Xanten Xanten Von Xanten bis Tolkamer

185 185 186 188

Der holländische Deltarhein, Amsterdam und Rotterdam Zwischen Nijmegen und Tiel

190 192

Inhalt

Auf dem Amsterdam-Rhein-Kanal nach Amsterdam Amsterdam Auf dem Waal nach Rotterdam Rotterdam

200 201

REISETIPPS VON A BIS Z

204

Literaturhinweise Internethinweise Die Autorin Register Bildnachweis Karten- und Zeichenlegende Kartenregister

205 206 206 207 210 211 211

192 193

EXTRA Rheinkorrektion, Kanalbau und Rheinprogramm 51 Nibelungenlied und Nibelungenfestspiele 86 Rheingau – Region und Weinbaugebiet 95 Die Loreley 122 Weinbau an Unter- und Mittelmosel 145 Napoleon und die ›Franzosenzeit‹ 168

7

Die berühmte Drosselgasse in Rüdesheim

Vorwort

9

Vorwort

Land und Leute

Der Rhein mit seinen vielfältigen Landschaftseindrücken von den Alpen, dem Durchfluss durch den Bodensee, den bergigen Ufern bis zu den Ebenen des Niederrheins sowie den Zeugnissen seiner Kultur und bewegten Geschichte fasziniert die Menschen seit langer Zeit. Jahrhundertelang machten ihn gefährliche Hochwasser und die Unberechenbarkeit im mäandrierenden Lauf für Ackerbau, Fischerei und Schifffahrt nur eingeschränkt nutzbar. Felsbarrieren im Mittelrheintal waren unüberwindliche Hindernisse, erst die technischen Möglichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts ermöglichten einen durchgängigen Schiffsverkehr. Zur zunehmenden Handelsschifffahrt kam bald auch der Kreuzfahrttourismus. Die ersten Reisenden auf Dampfschiffen waren zunächst die betuchten Engländer, die sich für den ›River Rhine‹ begeisterten, bis auch die deutschen Romantiker insbesondere das Mittelrheintal entdeckten. Gerade in jüngerer Zeit haben die Rheinkreuzfahrten nochmals an Beliebtheit gewonnen, die Flotte vergrößert sich beständig mit immer komfortableren Schiffen. Zahlreiche TV-Produktionen und eine große Bandbreite an Literatur zum Rhein und seinen Bewohnern, zu den Weinregionen und zu den Themen Schifffahrt, Industrie, Wasserbau und Umweltschutz zeigen das enorme Interesse am Thema Rhein. Bis Basel hat der Rhein sein größtes Gefälle hinter sich. Hier beginnt die ›klassische‹ Rheinkreuzfahrt. Die folgenden Abschnitte Oberrhein, Mittelrhein und Niederrhein kontrastieren landschaftlich deutlich miteinander. Am von Höhenzügen gesäumten Oberrhein liegen die wichtigsten Städte etwas vom Ufer entfernt, entlang des Mittelrheins dagegen reihen sich die malerischen Ortschaften dicht an dicht, allein mehr als 40 Burgen und Schlösser finden sich an beiden Ufern des engen Flusstals. Den Niederrhein wiederum prägen Großstädte, ausgedehnte Industriegebiete und schließlich weite Landschaften. »Warum ist es am Rhein so schön?« Diese Frage, die in einem der unzähligen Rheinlieder gestellt wird, ist damit fast schon beantwortet. In besonderer Weise kann man dies kann bei einer Kreuzfahrt nachvollziehen. Diese erholsame und genussvolle Art zu reisen, gepaart mit interessanten Erlebnissen während der Landgänge, bietet den Luxus eines schwimmenden Hotels mit bestem Service und perfekter Organisation. Das geruhsame Tempo kommt dem Betrachter entgegen, er kann in aller Ruhe Landschaften, Orte, Kirchen, Schlösser und Burgen im Vorübergleiten aufnehmen. Dabei ändert sich die Wahrnehmung mit den Tageszeiten vom frühen Morgenlicht bis in die Nacht, wenn an den beleuchteten Ufern sogar Industrieanlagen ihren eigenen Reiz entwickeln. Und welches Privileg ist es, eine Stadt von ihrer dem Fluss zugewandten, schönsten Seite her besuchen zu dürfen, während Autofahrer das Zentrum oft durch unschöne Randgebiete anfahren müssen! Inzwischen gibt es außer der klassischen Route von Basel nach Amsterdam viele Varianten im Angebot: kürzere Strecken mit neuen Schwerpunkten, Themenreisen zu Events wie ›Der Rhein in Flammen‹, ›Rheinmetropolen‹ oder ›Musik an Bord‹. Dieser Kreuzfahrtführer möchte Sie auf der facettenreichen Reise zwischen Basel und Amsterdam und auf der Mosel bis Trier begleiten.

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Hinweise zur Benutzung

Hinweise zur Benutzung dieses Reiseführers Dieser Reiseführer richtet sich vor allem an Teilnehmer von Flusskreuzfahrten. Die Darstellung orientiert sich daher nicht zuletzt an der Länge und den Programmpunkten der angebotenen Reisen und an den Wünschen und Bedürfnissen der Passagiere. Schwerpunkte sind die Betrachtungen aus der Schiffsperspektive und die Vorbereitung der Landgänge: wer informiert ist, sieht mehr. Alle Orte, an denen die Schiffe manchmal oder immer festmachen – beispielsweise Straßburg, Speyer, Mainz, Koblenz, Köln, Düsseldorf oder Amsterdam – werden ausführlicher beschrieben als die Orte, an denen die Schiffe nur vorbeifahren. Diesen Beschreibungen ist auch ein Stadtplan beiseite gestellt. Deren Ausschnitte sind stets so gewählt, dass alle Sehenswürdigkeiten, die im Rahmen von geführten Spaziergängen besucht werden, leicht gefunden werden können. In der Regel werden im Buch mehr Sehenswürdigkeiten benannt und vorgestellt, als – meist aus Zeitgründen – besichtigt werden. Je nach persönlichem Interesse kann daraus eine individuelle Route zusammengestellt werden. Übersichtskarten ebenso wie die einleitenden

Burg Ehrenfels

Charakterisierungen zu Ober-, Mittel- und Niederrhein und einzelnen Regionen unterstützen Orientierung und Vorausschau zu den jeweiligen Rheinabschnitten. Die Verpflegung an Bord ist in aller Regel gut und mehr als ausreichend. Dennoch lohnt bei den Landgängen oft eine Einkehr, kann man dort doch regionaltypische Spezialitäten probieren, die es an Bord so nicht gibt. Dazu werden hier am Ende einer Stadtbeschreibung Hinweise zur Einkehr gegeben. Dabei beschränken wir uns auf Charakteristisches, auf Cafés, ortstypische Brauhäuser oder Weinlokale mit besonderem Ambiente. Auch originelle Einkaufsmöglichkeiten werden erwähnt, denn viele Gäste wollen etwas von der Reise mitbringen. Bei einem Besuch der schweizerischen Stadt Basel kann man in Geschäften und Restaurants auch mit Euro bezahlen. Man sollte sich aber vorher erkundigen, ob man das Wechselgeld in Franken oder Euro erhält. Die Hinweise auf die Touristen-Informationen soll individuelle Nachfragen dort ermöglichen. Am Ende dieses Reiseführers findet sich ein ausführliches Ortsregister. So lassen sich alle Orte und Bauwerke schnell finden, zu

Hinweise zur Benutzung denen man vertiefende Erläuterungen – etwa direkt vor oder nach einem Landgang – nachlesen möchte. In diesem Buch sind fast alle Ortschaften und sonstigen markanten Punkte entlang der Strecke mit ihrer offiziellen Kilometrierung nachgewiesen, wenn nötig, mit der zusätzlichen Angabe ›links‹ bzw ›rechts‹. Das bedeutet stets ›in Fließrichting links‹ bzw. ›in Fließrichtung rechts‹. Diese Kilometerangaben finden sich an den Ufern auf großen Tafeln, die vom Schiff aus gut zu erkennen sind (ein Pluszeichen bedeutet übrigens einen Abstand von 500 Metern zwischen den Kilometerangaben). Auf diese Weise können sich Flussreisende und die Leser dieses Reiseführers jederzeit informieren, wo sie sich gerade befinden und sich über die Orte, die Flussinseln, die Einmündungen von Flüssen und vieles andere mehr informieren. Die international übliche Kilometerzählung eines Flusses von der Quelle bis zur Mündung findet beim Rhein keine Berücksichtigung: Die Kilometrierung beginnt erst bei der Konstanzer Rheinbrücke mit Kilometer 0,0, obwohl schon etwa 200 Flusskilometer hinter dem Rhein liegen, wenn er den Bodensee verlassen hat. Die Kilometrierung der Mosel beginnt im Gegensatz zu der am Rhein an ihrer Mündung in den Rhein bei Koblenz. Daher werden auch die Sehenswürdigkeiten zwischen Koblenz und Trier von der Mündung her moselaufwärts dargestellt. Am AmsterdamRhein-Kanal verläuft die Zählung rückwärts von km 72 bis km 0 bei Amsterdam. So beginnen auch die Hinweise auf Sehenswürdigkeiten bei der Stadt Tiel, wo der Kanal von Rhein her in Richtung Amsterdam abzweigt. Die Literatur zu unterschiedlichen Aspekten des Themas Rhein ist schier unüberschaubar. Am Ende dieses Buches findet sich eine Auswahl daraus. Wir empfehlen hier Titel, deren Lektüre als Vorbereitung einer Flusskreuzfahrt zusätzlich zum vorliegenden Reiseführer für diejenigen empfehlenswert ist, die sich länder- und regionenübergreifend besonders intensiv mit dem Thema Rhein

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Prächtige Romanik: der Speyrer Dom und Rheinkreuzfahrt auseinandersetzen möchten. Im Literaturverzeichnis dieses Buches sind daher die Werke aufgeführt, die sich nicht auf einzelne Orte oder Regionen beschränken und sich nicht an ein sehr spezialisiertes Fachpublikum wenden, sondern einen umfassenden Eindruck über Land und Leute, Geografie und die historischen Geschehnisse am Rhein vermitteln. Reiseführer für den gesamten Rhein gibt es zumeist nur in Form von mehrbändigen Radführern, die meisten anderen Reiseführer sind auf ein bestimmtes Gebiet oder eine Stadt am Rhein beschränkt. Diesem Flussreiseführer ging ein Band aus dem Jahr 2010 voran. Aktualisiert und konzentriert auf alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten, ist dieser neue Band auf praktische Orientierung über das ausgerichtet, was während der Fahrt und bei den Landgängen zu sehen und zu erleben ist. Zur Vertiefung einiger besonders interessanter Themen sind die einführenden Kapitel und die Extras zu einzelnen Aspekten gedacht.

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Bordleben

Bordleben Der Komfort an Bord des schwimmenden Hotels beginnt damit, dass das Gepäck bis vor die Kabinentür gebracht und dort auch wieder abgeholt wird. Die Gäste wählen einen Tisch im Restaurant aus, der meist beibehalten wird. Täglich kann unter mehreren Menüs gewählt werden. Wer gerne vegetarisch isst oder aus gesundheitlichen Gründen Rücksichten nehmen muss, kann dies dem Personal mitteilen. Die Portionen sind nicht zu üppig. Frühaufstehern steht schon vor dem allgemeinen Buffet ein kleines Frühstück zur Verfügung. Eigentlich bieten das Betrachten der Landschaft, der Orte, der Schiffe, der unterschiedlichen Brücken, die Gespräche mit Passagieren und die Landausflüge genug Unterhaltung. Doch wird auch täglich für ein Programm an Bord gesorgt. Dazu gehören Informationen zu den Landausflügen, Vorträge, Tanz- und Spielabende, Showkochen, Filme oder Aufführungen. Alle Ansagen werden per Lautsprecher auch in die Kabinen übertragen.

Anfahrt/Einschiffung Nahezu alle Kreuzfahrtunternehmen kümmern sich auch um eine möglichst komfortable Möglichkeit, zum Anlegeplatz des Schiffes zu gelangen. Dabei kann die Bahnreise oder ein Hotelzimmer vergünstigt mit der Kreuzfahrt gebucht werden. Fragen Sie auch nach einem Transfer vom Bahnhof zum Schiff und zurück. Bei der Anreise mit dem eigenen PKW gibt es Unterstützung bei der Suche nach einer Abstellmöglichkeit. Ärztliche Versorgung Das Personal an Bord ist in Erster Hilfe geschult. Ärztliche Hilfe wird fast immer vom nächstgelegen Ort geholt. Medikamente für den Eigenbedarf nicht vergessen.

Ersatzprogramme. Reisen können auch verschoben oder ganz abgesagt werden. Aufenthaltsorte Am schönsten ist die Sicht vom Oberdeck, wo ausreichend Liegen, Stühle und Tische auch an überdachten Plätzen zu finden sind. Wem der Fahrtwind zu heftig ist, kann auch hinter einer großen Glasscheibe Platz nehmen. Auch hier oben werden Getränke serviert und ein besonderer Tagescocktail angeboten. Geschützt ist man auf alle Fälle im Panoramasalon mit kleinen Sitzeinheiten. Hier finden auch die Veranstaltungen statt. Zusätzlich gibt es eine Bar.

Behinderungen Kreuzfahrtschiffe sind in einem gewissen Umfang auch auf Behinderungen eingestellt. So gibt es einen Treppenlift oder Aufzug zum Essensbereich.

Bezahlung Wenn kein All-Inclusive Angebot vorhanden ist, werden Auslagen wie Getränkekosten zum Abschluss der Reise bar oder mit der Kreditkarte beglichen. Die Crew freut sich bei der Abreise über ein Trinkgeld. Dafür wird eine besondere Box aufgestellt.

Auswirkungen des Wasserstandes Extreme Witterungsverhältnisse können zu Einschränkungen führen. Wenn Brücken nicht passierbar sind oder ganze Rheinabschnitte nicht befahren werden können, sorgen die Redereien wenn möglich für

Entspannung zwischen zwei Landgängen

Bordleben

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Kleidung Es gibt keine besonderen Kleidungsvorschriften, auch zum Kapitänsdinner wird keine festliche Garderobe erwartet. Die Kleidung sollte aber einem Restaurantbesuch angemessen sein. Für Landgänge sind vor allem bequeme Schuhe wichtig. Je nach Ausstattung des Schiffes kann Badeoder Sportkleidung mitgebracht werden, um für Pool oder Fitnessraum gerüstet zu sein. Auch an Regenschutz muss gedacht werden und selbst bei schönem Hochsommerwetter geht besonders abends eine frische Brise auf Deck die wärmere Kleidung erfordert.

Kinder Inzwischen haben verschiedene Anbieter auch diese Zielgruppe entdeckt und bieten in der Ferienzeit Animationsprogramme an. Trotzdem ist der Aktionsradius eingeschränkt und die Landgänge sind auf Erwachsene abgestimmt.

Landausflüge Das Tagesprogramm wird am Vorabend vorgestellt. Für den Landgang erhält jeder Gast eine schriftliche Einführung mit Stadtplan. Sofern nicht ein Ausflugspaket zur Reise gehört, kann individuell an Bord gebucht werden. Wer von Bord geht, erhält eine Bordkarte. So kann das Personal feststellen, wer von einem Ausflug noch nicht zurückgekehrt ist. Eine halbe Stunde vor dem Ablegen sollte man wieder auf dem Schiff sein.

Immer im Dienst für das Wohl der Gäste se. Für Bargeld ist ein Safe vorhanden. Bei den Landgängen sollte man besonders an touristischen Brennpunkten und bei Menschenansammlungen vorsichtig sein. Normalerweise wird nur den Passagieren Zutritt zum Schiff gewährt.

Trinkgeld Die Crew freut sich vor der Abreise über ein Trinkgeld für ihren umfangreichen Service. Meist steht dafür eine Box im Ausgangsbereich bereit. Zum Service gehören die Bedienung am Tisch und auf den Decks, der Zimmerservice und die Küche.

Post

Zeitung

Die Post kann an der Rezeption abgegeben werden.

Über eine kostenlose Bordzeitung wird man täglich in Kürze mit den Tagesnachrichten versorgt.

Safe Meist befindet sich in der Kabine ein Safe für Wertgegenstände.

Sicherheit Die Sicherheit ist bei Einhaltung der üblichen Verhaltensregeln kein Thema. Wertgegenstände lässt man am besten zu Hau-

Ausschiffung Das Gepäck wird fast immer an der Kabinentür abgeholt und zum bereitstehenden Bus gebracht, der die Passagiere zum Bahnhof bringt. Individuelle Wünsche, wie der nach einem Taxi, kann man jederzeit an der Rezeption vorbringen.

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Herausragende Sehenswürdigkeiten

Herausragende Sehenswürdigkeiten Basel Die besondere Lage der Schweizer Metropole auf beiden Seiten des Rheinknies, die unversehrte Altstadt um den Marktplatz, von dem sich schmale Gässchen die Hügel hinaufziehen, das Münster hoch über dem Rhein und das außergewöhnliche Kulturangebot machen den Besuch der Stadt zu einem Höhepunkt der Rheinreise (→ S. 37).

Krypta Kaiser und Könige der Salier, Staufer und Habsburger begraben (→ S. 68). Der Dom zu Worms mit seinen eindrucksvollen schlanken Rundtürmen und dem prächtigen Altar in der Doppelchoranlage ist nicht nur kunsthistorisch von großer Bedeutung. Vor dem Dom, einem Schauplatz des Nibelungenepos, finden auch alljährlich die Nibelungenfestspiele statt (→ S. 80). Mainz, Bischofssitz seit der Antike, wurde im 9. Jahrhundert durch Papst Benedikt VII. zur Hauptstadt des Christentums nördlich der Alpen ernannt und erhielt eine seiner Bedeutung gemäße Domanlage, die heute Bauelemente der Romanik, der Gotik und des Barock vereint (→ S. 89). Gutenbergmuseum Mainz Der Präsentationsbereich des Museums um die revolutionäre Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, der prächtigen Gutenbergbibel und der Inkunabelsammlung wird didaktisch und architektonisch derzeit erneuert. Der geplante Turmneubau soll als ›Schatzkammer‹ des Museums dienen, in der die wertvollsten Exponate zu sehen sein werden (→ S. 91).

Straßburg ▴ lockt seine Gäste nicht nur mit der gotischen Pracht des Münsters, sondern auch mit dem Charme elsässischer Kultur. Die von stattlichen Fachwerkbauten geprägte Altstadt, umflossen von Nebenarmen der Ill, spiegelt in ihrer Architektur, aber auch in der Sprache, Lebensart und nicht zuletzt der Küche ihrer Bewohner die Kultur und wechselvolle Geschichte zweier Nationen (→ S. 58). Die Kaiserdome von Speyer, Worms und Mainz ▸ Der Bedeutung des Rheins für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Mittelalter verdanken wir den romanischen Domen, von denen der Dom zu Speyer der größte ist. Hier liegen in der Säulenhalle der

Herausragende Sehenswürdigkeiten Der Rheingau Das Barockschloss Biebrich, direkt am Rhein gelegen, bildet den Auftakt zu den weltweit bekannten Weinlagen des Rheingaus. Zwischen Wiesbaden und Rüdesheim, wo zwischen rebenbestandenen Hängen Germania als Symbol deutschen Nationalstolzes thront, wendet sich der Rhein nach Südwesten und schafft am rechten Ufer beste Voraussetzungen für intensive Sonneneinstrahlung (→ S. 95).

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altar leuchtet golden der Dreikönigsschrein, zu dessen Ehren auf einem Vorgängerbau der gotische Dom errichtet wurde. Wertvolle Glasfenster des Mittelalters, aber auch der Moderne geben dem hohen Raum ein besonderes Licht. Köln kann zudem mit hochkarätigen Museen und einem vielfältigen Angebot für Einkäufer und Kneipenbummler aufwarten. Höhepunkt des Jahres ist der Karneval (→ S. 166). Düsseldorf Im Vergleich zu Köln ist Düsseldorf eine junge Stadt. Sie ist bekannt für modische Extravaganz, internationale Messen, Kunst und interessante moderne Architektur (→ S. 177).

Oberes Mittelrheintal ▴ Herzstück einer Rhein-Kreuzfahrt ist die als romantischer Rhein bezeichnete Strecke zwischen Bingen und Koblenz. Hier windet sich der Strom zwischen teils rebenbewachsenen, teils bewaldeten Hängen vorbei an malerischen Ortschaften, über denen zahlreiche Ruinen liegen. Der vielbesungene Loreleyfelsen, der Mäuseturm und die Zollburg Pfalzgrafenstein, erbaut auf Felsenriffen, trugen ebenso zur Rheinbegeisterung der Romantik im 19. Jahrhundert bei. Als Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal steht dieser Abschnitt auf der UNESCO-Welterbeliste (→ S. 109). Köln Schon vom Rhein aus bietet der Kölner Dom einen erhabenen Anblick. Sein Besuch ist allein eine Reise wert: Hinter dem Hoch-

Amsterdam ▴ Amsterdam besitzt kein Wahrzeichen wie die großen Städte am Rhein, doch bildet das architektonische Gesamtkunstwerk der auf Pfählen erbauten Grachtenhäuser in ihren unzähligen Variationen einen unvergleichlichen Abschluss einer Rheinkreuzfahrt. Eigenwillig, meist tolerant und gelassen geben sich die Bewohner aus nahezu 170 verschiedenen Nationen. Höchst selbstbewusste Radfahrer erwarten, dass man ihnen den Weg frei gibt (→ S. 193).

DER  RHEIN Der Rhein ist der Strom, vom dem alle Welt spricht und den niemand studiert, den jeder besichtigt und den jeder kennt, den man im Vorbeifahren sieht und dann gleich vergisst, den jeder Blick streift und den kein Denken auslotet. Und dennoch beschäftigen sich erhabene Vorstellungen mit seinen Ruinen und ernst zu nehmende Denker mit seinem Schicksal. Und dem Auge des Dichters und Publizisten erscheint in seinem klaren Wasser ahnungsvoll die Vergangenheit wie die Zukunft Europas. Victor Hugo

xxx

XXX

Am Mitterhein

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Eine Annäherung

Eine Annäherung Der Rhein, im Spannungsfeld von intensiver Nutzung als meistbefahrene Wasserstraße Europas sowie Energielieferant und Lebens- und Kulturraum, ist ein mythischer und inspirierender Fluss. Er wurde von den Quellen bis zur Mündung erwandert und durchschwommen. Dichter, Maler und Musiker haben sich ihm bis in unsere Tage gewidmet. So machte Rüdiger Oppermann, der in den vergangenen Jahren mit Musikern aller Kontinente innovativ musizierte, den Rhein 2016 musikalisch zum Thema. An Bord eines Bühnenschiffes präsentierte er mit seinem Ensemble zwischen Basel und Xanten die Komposition ›Rheingold‹. Sie charakterisierte lautmalerisch Rheingeschichte von den Kelten und Römern über das Mittelalter bis in die Neuzeit, vom Quellgebiet bis zur Mündung. Eine Kunstausstellung in Bonn 2016 widmete mit dem Thema ›Der Rhein – Eine europäische Flussbiographie‹ Gemälden verschiedener Jahrhunderte unter den Aspekten Kultur, Zeitgeist, Konflikte, archäologische Funde im Rhein und Mythen. Teuerstes Objekt der Ausstellung war die für vier Millionen Dollar ersteigerte Fotographie ›Der Rhein‹ von Andreas Gursky. Für Konrad Adenauer schlug am Rhein nichts weniger als das Herz des christlichen Abendlandes. Mit weniger bedeutungsvollen Worten beschreiben viele Anwohner des Rheins heute ihre Verbundenheit mit dem Fluss. Gemeinden berücksichtigen zunehmend den Wunsch der Bewohner, den Rhein in das Ortsbild einzubeziehen: durch neue Freizeiträume, Uferpromenaden und Begrünung. Ein aktuelles Projekt der ›Internationalen Bauausstellung Basel 2020‹ hat sich unter dem Thema ›Rheinliebe‹ unter anderem zum Ziel gesetzt, die Rheinufer von Stein/Säckingen bis Bellingen/Kembs in einen nachhaltigen Erlebnisraum der drei beteiligten Länder zu verwandeln.

Der Rheinfall bei Schaffhausen, Merianstich von 1642

Der Lauf des Stromes

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Der Lauf des Stromes

Land und Leute

Alpenrhein, Seerhein, Hochrhein, Oberrhein, Mittelrhein, Niederrhein und Deltarhein heißen die Abschnitte zwischen den Gebirgen und weiten Ebenen. 1235 Kilometer legt der Rhein zwischen den Quellbächen im Schweizer Kanton Graubünden und der Holländischen Nordsee zurück. Auf dem europäischen Kontinent übertreffen ihn die Donau und mehrere osteuropäische Flüsse an Länge. Der Rhein und die Straßen- und Schienenwege an seinen Ufern haben für den Handel europaweite Bedeutung. Über zahlreiche Hafenanlagen – einige der wichtigsten befinden sich in Basel, Duisburg und Rotterdam – besteht Verbindung zu den Meeren. Die Ursprünge des Rheins, den die Kelten ›ren‹,das Fließende, und die Römer aufgrund der gallischen Bezeichnung ›rhenus‹ nannten, liegen im Sankt-Gotthard-Massiv an der europäischen Wasserscheide zwischen Atlantik, Mittelmeer und Schwarzem Meer und speisen sich aus Gletscherbächen. Die Wasser des längeren Quellarms, des Vorderrheins, sammeln sich im Tomasee auf 2345 Metern Höhe. Weiter westlich, im Gebiet des Rheinquellhorns, hat der Hinterrhein auf 2400 Metern seinen Ursprung. Beide durch zahlreiche Zuflüsse angeschwollenen Quellflüsse mussten sich in Jahrmillionen den Weg durch den Fels bahnen. Der Hinterrhein schäumt durch die wilde Via-Mala-Schlucht, bis er sich kurz darauf in 586 Metern Höhe bei Reichenau mit dem Vorderrhein vereinigt und ab hier nur noch Rhein heißt. Im alten Kulturland des Oberlaufs, das für den Tourismus eine große Rolle spielt, hat der Mensch immer wieder formend in den Lauf des Alpenrheins eingegriffen und mehrere Kraftwerke errichtet. Bevor sich der Rhein im österreichischen Bregenz in den Bodensee ergießt, bildet er die Grenze zu Liechtenstein. Ein mächtiges Geschiebe aus Sedimentgestein bringt er mit sich, das permanent aus dem Binnendelta gebaggert werden muss. Die kalten Wasserströmungen des Seerheins sind im Bodensee messbar. Der Rhein wird beim engen Abfluss aus dem Bodensee bei Konstanz wieder sichtbar. Ab der Konstanzer Rheinbrücke setzt die Rheinkilometrierung mit 0,0 ein. Der nun folgende vier Kilometer lange Abschnitt bis zum etwas tiefer liegenden Untersee, in dem die Halbinsel Reichenau liegt, wird Seerhein genannt. Reichenau ist nicht nur durch das ehemalige Benediktinerkloster und die gut erhaltenen romanischen Kirchen bekannt, sondern auch für die vom Klima begünstigte Gemüseproduktion. Bei der hübschen Schweizer Fachwerkstadt Stein am Rhein verlässt der Rhein den Untersee und findet in sein endgültiges Bett im Abschnitt Hochrhein, der die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland bildet. Auffallend viele Brücken und kleine Fähren verbinden die deutschen und schweizerischen Orte. Aargauer und Hotzenwälder Häuser ähneln sich wie auch die Ortsnamen Laufenburg und Rheinfelden zu beiden Seiten. So hat Gottfried Keller sein Empfinden für diesen Abschnitt des Rheins in diese Worte gefasst: »Wohl mir, dass ich dich endlich fand – du stiller Ort am alten Rhein. Wo ungestört und unerkannt, ich Schweizer darf und Deutscher sein.« Der Rhein fließt gemächlich Richtung Westen, aufgestaut durch ein Kraftwerk

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Der Lauf des Stromes

bei Schaffhausen, seinem gewaltigen Wasserfall zu, dem Rheinfall bei Neuhausen. Über eine Felsbarriere schäumt der größte Wasserfall Europas 25 Meter in die Tiefe. Niederländischen Kaufleuten war der Rheinfall ein Hindernis auf dem Handelsweg zum Meer. Sie planten daher 1609, den Fels zu sprengen. Dieser wie weitere Pläne, den Fels durch Schleusen zu umgehen, wurden jedoch verworfen. Beim schweizerischen Städtchen Koblenz mündet die stürmische Aare, ebenfalls ein Alpenfluss, und bringt mehr Wasser heran, als der Rhein selbst an dieser Stelle führt. In der idyllischen Landschaft des Klettgaus berührt er die alten Städte Diessenhofen (Schweiz), Waldshut, Bad Säckingen mit der überdachten alten Holzbrücke und das historische, schweizerische Rheinfelden im ehemaligen Habsburger Land. Zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Rheinfelden wurde das erste turbinengesteuerte Wasserkraftwerk Europas errichtet, dem hocheffiziente weitere Kraftwerke am Hochrhein folgten. Ausflugsschiffe können mit Hilfe von Schleusen von hier bis Basel fahren, wo der Rhein sein größtes Gefälle hinter sich hat. Nicht immer hat der Rhein über eine starke Biegung von Westen nach Norden, vom Hochrhein zum Oberrhein den Weg zur Nordsee genommen. Noch bevor der Oberrheingraben vor 45 Millionen Jahren einsank, floss der Strom in Richtung Süden als Nebenfluss der Rhône dem Mittelmeer zu. Erst als sich durch Bewegungen der Erdkruste das Juragebirge südlich von Basel aufwölbte, das Gebiet zwischen den Gebirgsketten Schwarzwald und Vogesen einbrach und so der erdbebenanfällige Oberrheingraben entstand, war der Rhein gezwungen, seinen Weg nach Norden zu suchen. In Basel beginnt bei Rheinkilometer 167 am Rheinknie, wo sich der Fluss nach Norden wendet, die kommerzielle Schifffahrt mit Großfrachtern und Tankern, Containerschiffen und Schubverbänden und mit der Flotte der Flusskreuzfahrtschiffe. Ab hier wird der Fluss auch als Oberrhein bezeichnet. Er wird zwischen dem französischen Ort Huningue und der deutschen Stadt Weil zum Grenzfluss zwischen Frankreich und Deutschland, bis sich die französische Grenzlinie durch Grünland nach Westen Richtung Lauterbourg wendet. Ab hier, dem Großraum Karlsruhe, ist der Rhein zu einer innderdeutschen Angelegenheit geworden. Er legt 865 Kilometer in Deutschland zurück, mehr als in jedem anderen Anrainerstaat. Dies veranlasste die Deutschen, ihn als ihren ›Vater Rhein‹ zu benennen, auch wenn neun Staaten einen Anteil an ihm haben. Besonders in der Oberrheinischen Tiefebene hat der Fluss über lange Zeiträume durch sein Geschiebe Ebenen gebildet. Doch anders als am Niederrhein sind die Ebenen hier von Gebirgen begrenzt, dem Schwarzwald und den Vogesen, dem Odenwald und dem Pfälzer Wald. Größere Städte findet man am südlichen Oberrhein nur in einiger Entfernung vom Fluss, da der noch vor 200 Jahren stets sein Flussbett ändernde ›wilde‹ Rhein Stadtgründungen verhinderte. Straßburg und Karlsruhe, die etwas erhöht liegen, haben sich erst im 20. Jahrhundert zum Fluss hin entwickelt. Das Mittelrheintal, das seit 2002 in seinem oberen Flussabschnitt als UNESCOKulturerbe ausgewiesen wurde, nimmt eine Sonderrolle ein. Es ist geologisch ein Durchbruchstal des rheinischen Schiefergebirges und hat mit seiner Talenge und den zahlreichen Burgen und malerischen Orten im 19. Jahrhundert wie kein anderer Rheinabschnitt die Rheinromantik ausgelöst. An die Schifffahrt

Der Lauf des Stromes

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Geschichte Der Rhein war schon in der Antike Grenzfluss. Während der Eroberungszüge Cäsars im ersten Jahrhundert v. Chr. besiedelten die Römer Teile des heutigen Frankreichs, im Süden wies er die Helvetier zurück und drang weit nach Norden bis Britannien vor. Der Rhein sollte die natürliche Grenze bilden, wobei es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten mit germanischen Stämmen kam. Die Sicherung dieser Grenze durch den Limes und zahlreiche Militärlager sollten diesen Teil des römischen Reiches für mehr als 400 Jahre sichern. Der Rhein diente nicht nur als Grenzlinie der Volksstämme sondern war eine wichtige Transportroute. Kulturell hochstehende bevölkerungsreiche Siedlungen wurden am linken Rheinufer und an der Mosel gegründet, aus denen sich Städte wie Worms, Mainz, Köln, Xanten und Trier entwickelten. Wiederholte Angriffe der rechtsrheinisch ansässigen Germanen und Probleme im Kernland der Römer führten im 5. Jahrhundert zum Zerfall der römischen Provinzen. Die Franken nutzten das Machtvakuum und stießen in das linksrheinische Gebiet vor. Im Konflikt mit den germanischen Alemannen gingen die Franken als Sieger hervor. Den fränkischen Merowingern folgten die Karolinger als frühmittelalterliche Königsmacht, unter denen der gesamte Rhein innerhalb ihres Reiches lag, das sich bis Mittelitalien ausdehnte. Mit ihnen verbreitete sich das Christentum. Herrscher schlossen sich der christlichen Religion an und ließen Kirchen und Klöster erbauen. Am Rhein entstanden Dome und Pfalzen des Reiches. Hier fanden glanzvolle Reichstage statt. Burgen besonders am Mittelrhein sind Zeugen mittelalterlicher Macht und Repräsentation. Adel und hohe Geistlichkeit wurden zur führenden Gesellschaftsschicht. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden als Folge der päpstlichen Macht sieben Kurfürsten gewählt. Die rheinischen Fürsten hatten die Mehrheit. Die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln und der Pfalzgraf bei Rhein gaben den Ausschlag. Sie ließen Zollburgen errichten, die besonders gefürchtet waren wegen der hohen Abgaben, die Schiffer an jeder der zahlreichen Zollstellen zu leisten hatten. Mit dem Reichtum durch Stapelplätze wie bei Straßburg, Mainz und Köln vergrößerte sich der Einfluss. Köln wurde zur größten und bedeutendsten Stadt des Mittelalters.

Land und Leute

stellt das kurvenreiche Tal noch heute hohe nautische Anforderungen. Der rege Eisenbahnverkehr beidseits des Rheins, besonders der Gütertransitverkehr, trübt dort, wo keine Tunnel vorhanden sind, die Idylle spürbar. Der Niederrhein zieht nördlich von Bonn in weiten Schlingen durch eine hügellose Ebene. Ab der Siegmündung sind die Ufer zunächst stark besiedelt und industrialisiert. Die Metropolen Köln, Düsseldorf und schließlich der riesige Ballungsraum um Duisburg folgen aufeinander. Danach, im durch Äcker, Auen und Altrheinseen geprägten Land, wird es deutlich ruhiger. Windmühlen und Backsteinhäuser künden die Niederlande an. Nur wenige Kilometer hinter der deutsch-niederländischen Grenze teilt sich der Rhein in den südlichen Arm Waal und den nördlichen Lek. Nachdem der Waal das Wasser der Maas aufgenommen hat, ergießen sich die Flussarme, nun Deltarhein genannt, in die Nordsee.

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Geschichte

Im 80 Jahre dauernden niederländischen Befreiungskrieg (1568–1648) erlangten die protestantischen Niederlande die Unabhängigkeit von der katholischen Krone Spaniens und damit vom Heiligen Römischen Reich. Außer den Niederlanden wurde auch die Eidgenossenschaft unabhängig, so dass Quelle und Mündung nicht mehr dem Deutschen Reich angehörten. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 am Ende des Dreißigjährigen Krieges änderte sich die Situation am Rhein grundlegend. Die Folgen der im frühen Mittelalter vorgenommenen Aufteilung des Reiches durch die Enkel Karl des Großen waren weitreichend. Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche hatten 843 das Reich in ein linksrheinisches Westfränkisches Reich, das spätere Frankreich und ein rechtsrheinisches Ostfränkisches Reich, das spätere Deutschland aufgeteilt. Aufgrund dieser Vereinbarung sahen sich die französischen Könige seit Ludwig XIII., der von 1610 bis 1643 regierte, im Recht, diese Gebiete zu annektieren und aus französischer Sicht nach Frankreich zurückzuholen (Reunion). Einige Teile, darunter Metz und Verdun, wurden jedoch wechselseitig beansprucht, so dass es keine eindeutige Grenze gab. Zugehörigkeiten wurden nach Interessenslage verändert, was dazu führte, dass sich der französische König auch immer wieder zum Verbündeten der Fürsten machte. Die übermächtigen Habsburger wurden sowohl von den Fürsten als auch von den Franzosen gefürchtet. Dennoch bevorzugten die Fürsten bei ihrer Wahl 1658 den Habsburger Leopold I., der die Abwehr der französischen Expansion unter Ludwig XIV. ins Zentrum seiner Politik stellte. Gleichzeitig brachte der Zugewinn Ungarns noch eine Vergrößerung des Habsburgischen Machtbereichs und war der Beginn der Großmachtstellung dieser Monarchie. Neue Konflikte mit Frankreich entstanden im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688–1697. Liselotte von der Pfalz, die mit dem Bruder des französischen Königs verheiratet war, hatte auf ihr Erbe verzichtet. Ludwig XIV. leitete daraus einen angeblichen Erbanspruch ab auf die Pfalz, das Elsass und Straßburg. Da aber die Fürsten diesen Anspruch auf Annexion nicht hinnehmen wollten, besetzten die Franzosen das Rheinland und verwüsteten mit einem Heer unter General Melac die Rheinpfalz sowie viele Burgen am Rhein. Leopold I., der zu dieser Zeit das türkische Heer aus Ungarn vertrieb, konnte im Westen des Reiches nichts entgegensetzen. Im Frieden von Rijswijk 1697 konnte Frankreich das Elsass behalten, musste aber auf die Pfalz und Lothringen verzichten. Als einige Burgen am Rhein gerade wieder aufgebaut waren, zerstörten französische Revolutionsheere 1792 bei der Verfolgung deutscher Truppen die Burgen Katz und Maus sowie die mächtige Burg Rheinfels, die General Melacs Truppen im 17. Jahrhundert noch abwehren konnte. Die Annexion der gesamten linksrheinischen Gebiete bis zu den heutigen Niederlanden musste im Frieden von Lunéville 1801 akzeptiert werden. Bis zum Sturz Napoleons 1814 kam die Region nicht zur Ruhe. Die Lage beruhigte sich erst um die Jahrhundertmitte des 19. Jahrhunderts. Man sprach von freundschaftlichem Verstehen, wozu auch der aufkommende Rheintourismus beitrug. Doch das Erstarken des Nationalbewusstseins auf deutscher und französischer Seite führte zu neuen Spannungen und gipfelte 1870 im deutsch-französischen Krieg. Nach einer Zeit der Entspannung wollte Deutschland seine Hegemonie auf dem Kontinent behaupten. Frankreich war bestrebt sie wiederzugewinnen. Der Erste