anhand des Dramas von Andreas Gryphius

Ges ellschaftsbild und Ge sells chaftskritik des 17.Jahrhunderts anhand des Dramas „Absurda Comi ca ode r He rr P eter Squentz“ von Andreas Gryphius ...
Author: Jobst Kneller
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Ges ellschaftsbild und Ge sells chaftskritik des 17.Jahrhunderts anhand des Dramas „Absurda Comi ca ode r He rr P eter Squentz“ von Andreas Gryphius

Freiherr vom Stein Schule Jahresarbeit von Januar bis April 2014 im Fach Deutsch Herr Wolf Michelle Auth Hasselbach, den 27.04.2014

Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort

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2.1 Inhaltsangabe

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2.2 Biografie des Autors

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3.1 Personen im Drama und ihre Funktionen im Stück

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3.2 Aussage des Stücks und Intention des Autors

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2. Vorstellung des Werkes

3. Gesellschaftskritische Analyse im Hinblick auf den zeitgeschichtlichen Kontext

4. Fazit

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5. Nachwort

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6. Anhang 6.1 Quellenverzeichnis

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1. Vorwort

In dieser Jahresarbeit möchte ich mich mit der Darstellung der Gesellschaft in der Barockliteratur beschäftigen. Dazu habe ich das Drama „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“ von Andreas Gryphius ausgewählt. Anhand dessen versuche ich, die gesellschaftlichen Strukturen sowie die Kritik an der barocken Gesellschaft durch den Autor zu ermitteln. Weiterhin werde ich auch den historischen Kontext in meine Analyse einbeziehen.

Ich habe mich für dieses Thema entschieden, weil ich das 17. Jahrhundert als interessante Epoche, besonders auch der deutschen Geschichte und Literatur, empfinde. Allerdings wird dieses Thema im Unterricht nur kurz oder überhaupt nicht behandelt, was ich sehr schade finde. Deswegen nutze ich die Gelegenheit, um mich mit diesem Jahrhundert, das oft als dunkles Kapitel der deutschen Geschichte angesehen wird, zu befassen. Die Beschäftigung mit den historischen Fakten gibt mir die Möglichkeit, mehr über die gesellschaftlichen Strukturen und vor allem auch über die Lebensweise der einfachen Bevölkerung zu erfahren. Ich gehe davon aus, dass sich mir durch die Beschäftigung mit der barocken Lebensrealität neue Sichtweisen auf die Lektüre eröffnen werden. So wird mir klarer, welche Absichten der Autor mit seinem Drama erzielte und welche persönlichen Erfahrungen er möglicherweise in den Stoff mit einbezog.

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2. Vorstellung des Werkes 2.1 Inhaltsangabe Die Komödie ,,Absurda Comica oder Herr Peter Squentz‘‘ ist ein Schimpfspiel von Andreas Gryphius, dessen Entstehungszeit auf den Zeitraum zwischen 1648 und 1650 datiert wird. Es erschien erstmals 1657 1 .

Im ersten Aufzug werden dem Leser die Handwerker des Dorfes Rumpels-Kirchen vorgestellt, die durch den Schreiber und Schulmeister Herr Peter Squentz angeführt werden. Dieser hat erfahren, dass der König und seine Familie Liebhaber kurzweiliger Schauspiele sind und so entschließen sie sich, das Stück „Piramus und Thisbe“ aus Ovids Metamorphosen aufzuführen. Daraufhin werden die Rollen nach Herr Squentz Vorliebe verteilt und das Bühnenbild wird diskutiert. Außerdem einigt man sich darauf, dem König einen ganzen Katalog an Stücken zu überreichen, um gebildet zu wirken, in der Hoffnung, er werde ihr Einstudiertes auswählen. Zuletzt verabschiedet sich Herr Peter Squentz mit dem Meistersänger Lollinger, um gemeinsam die Verse für das Stück zu verfassen.

Der zweite Aufzug spielt am königlichen Hof, wo deren Mitglieder sich nach einer angenehmen Unterhaltung für den Abend erkundigen. Der Hofbeamte lässt daraufhin verkünden, er habe den Proben des Herrn Peter Squentz und seiner Truppe beigewohnt und sie für amüsant befunden. Der König lässt den Schulmeister eintreten und verlangt von ihm seine Kompetenzen zu erfahren. Peter Squentz antwortet mit einer Rede, die als Schlussfolgerung ihn zum ,,vornehmsten Mann in der ganzen Welt“ befindet. Daraufhin fragt die Königsfamilie nach den im überreichten Katalog genannten Stücken, doch Herr Peter Squentz findet bei jedem eine Ausrede, weswegen sie dieses nicht vorführen könnten. Abschließend einigt man sich auf „Piramus und Thisbe“.

1

Palm, Herrmann, Artikel „Gryphius, Andreas“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 73–81, Digital Volltext-Ausgabe in Wikisource, 18.01.2014 URL:http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gryphius,_Andreas&oldid=2153262

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Der dritte Aufzug beginnt mit der ungeduldig wartenden Königsfamilie, denn die Schauspieler haben sich verspätet. Während der Aufführung des Stücks unterlaufen den Handwerkern einige Fehler, die sogenannten „Säue“. Beispielsweise vergessen sie ihren Text oder dichten ihn um, beleidigen sich gegenseitig oder die Zuschauer, fallen aus ihren Rollen und streiten sich, was sogar in zwei Schlägereien ausartet. Nach Ende des Stücks bittet Herr Peter Squentz um die Entlohnung, doch der König bezahlt sie nicht für das Schauspiel selbst, sondern für jeden Fehler, den sie gemacht haben, mit 15 Gulden, sodass sie trotz allem eine stattliche Belohnung bekommen.

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2.2 Biografie des Autors

Andreas Gryphius, Stich von Philipp Kilian

Andreas Gryphius wurde am 2. Oktober 1616 in Glogau, Schlesien als Andreas Greif geboren. Sein Vater starb früh, und bald nachdem seine Mutter wieder geheiratet hatte, starb auch sie an der Schwindsucht. Durch die 1628 stattfindende Zwangsrekatholisierung musste sein protestantischer Stiefvater nach Polen fliehen, dem Gryphius bald nachfolgte. Während er seine Schulausbildung im polnischen Fraustadt wieder aufnahm, schrieb er sein erstes Epos, „Herodes“. Nach einem Studium in Danzig und einer kurzen Zeit als Hauslehrer auf einem angesehenen Gut begleitete er 1637 zwei der Söhne seines Hausherrn, welcher ihm den Adelstitel verlieh, auf ein Studium im niederländischen Leiden2 . Dort lernte er viele wissenschaftliche Erkenntnisse und Lehren kennen und schrieb mehrere Gedichte und Sonette. Während seines Studiums starben sowohl sein Bruder als auch seine Schwester kurz hintereinander und er selbst hatte mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung zu kämpfen3 . Nach seiner Genesung brach der talentierte Lyriker mit einigen Freunden zu einer neunjährigen Reise durch Frankreich und Italien auf, wodurch er die Bekanntschaft mit renommierten Gelehrten machte.

Als er 1647 nach Schlesien zurückkehrte, lag auch sein Stiefvater schon im Sterben. In den darauffolgenden Jahren verfasste er viele Werke, darunter auch ,,Absurda Comica“ Nach der Hochzeit mit der Tochter eines angesehenen Kaufmanns übernahm er die Aufgabe des Rechtsvertreters der Glogauer Landstände, deren Interessen gegenüber den Habsburgern zu vertreten. Während einer Versammlung 1664 erlitt er einen tödlichen Schlaganfall4 .

2

Palm, Herrmann, Artikel „Gryphius, Andreas“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 73–81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, 18.01.2014 URL:http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gryphius,_Andreas&oldid=2153262 3 Ebd. 4 Ebd.

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Gryphius thematisierte in seinen Publikationen oft die Leiden des Dreißigjährigen Krieges und die daraus resultierenden Religionsverfolgungen sowie den frühen Verlust seiner Eltern, Geschwister und andere persönliche Schicksalsschläge. Aber er widmete sich auch der Eitelkeit, die im Barock vorherrschte und lenkte den Blick auf Dinge wie die Zerrissenheit und das Leid der Menschen, den moralischen Verfall und die Vergänglichkeit5 .

5

M onath, Wolfgang, „Gryphius, Andreas“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 242-246 [Onlinefassung];15.01.2014 URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118543032.html

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3. Gesellschaftskritische Analyse im Hinblick auf den zeitgeschichtlichen Kontext 3.1 Personen im Drama und ihre Funktionen im Stück Das 17. Jahrhundert gilt als eines der Zwiespältigsten und Brutalsten der Geschichte. Oft wird es „Jahrhundert des immerwährenden Krieges“ oder „Eisernes Säkulum“ genannt 6 . Diese Bezeichnungen verdeutlichen, wie sehr diese Zeit von Kriegen und Disputen geprägt war. In der Übergangsphase vom Mittelalter zur Neuzeit war vor allem Deutschland von Krisen betroffen und gilt deshalb als dessen trübste Zeit. Die Lage der einfachen Landbevölkerung verschlechterte sich zunehmend. Dadurch, dass die Bauern immens von der Natur und ihren Grundherren abhängig waren und Abgaben leisten mussten, befanden sie sich dauerhaft in einer unsicheren Lebenslage. Dies wurde noch durch zusätzliche Faktoren verstärkt, vor allen Dingen der Ausbruch der „Kleinen Eiszeit“ ab 1600 und dem Fortschreiten des 30-jährigen Krieges. Diese und andere Faktoren begünstigten Weltuntergangsprophezeihungen, sodass sich eine Endzeitstimmung ausbreiten konnte. Darum war man in dieser chaotischen, unsicheren und von Krisen durchwachsenen Zeit darauf bedacht, Ordnung und System in die Gesellschaft zu bringen. Dies zeigt sich sowohl in gesellschaftlichen Konventionen und Normen, als auch in Kunst, Musik und Literatur. Da die Deutschen als unzivilisierte, grobschlächtige Alkoholiker galten, versuchte man, ein Verhaltensideal zu erschaffen, was Tugenden wie Rechtschaffenheit, gute Manieren, Intelligenz und Religiosität beinhaltete7 .

In Andreas Gryphius‘ Werk „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“ charakterisiert und karikiert er die sozialen Verhaltensweisen und Missstände seiner Zeit. Zunächst möchte ich näher auf die Funktionen der einzelnen Personen im Stück eingehen. Die auftretenden Personen unterteilen sich im Wesentlichen in zwei Gruppen, die Handwerker um Peter Squentz und die Königsfamilie.

6

M ünch, Paul : „Das Jahrhundert des Zwiesp alts-Deutsche Geschichte 1600-1700“,Verlag W: Kohlhammer, Stuttgart; Berlin; Köln, 1999, S.9/13 7 Ebd. S. 90

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Der Spulenmacher Meister Klotz-George, der die Thisbe spielen soll, wird als treufleißig vorgestellt. Im Verlauf des Stücks treten allerdings noch weitere seiner Charakterzüge hervor. Dabei ist festzustellen, dass er sich stets den anderen unterordnet 8 . Er hält viel von Pickelhäring, aber dessen symbolische Gleichstellung mit einer Bratwurst lässt darauf schließen, dass Meister Klotz-George lediglich einen gewissen Dorfintellekt besitzt.

Ein weiterer Handwerker ist der Leinweber Meister Lollinger, der nebenbei auch noch als Meistersänger gilt. Peter Squentz hält ihn für wohlgelehrt 9 . Seine Gelehrtheit beruht jedoch eher nicht auf Intelligenz im eigentlichen Sinn, sondern auf einem gewissen Grad an Gerissenheit. Denn er ist es, der die Idee hat, man müsse dem König eine lange Liste von Stücken überreichen, um besonders talentiert und kultiviert zu wirken. Außerdem merkt man vor allem auf Seite 12, dass er auch eine recht brutale Seite besitzt, als er, nur um ein Bühnenkostüm zu erstellen, Katzen schinden lassen will. Wenngleich er nur zufällig in die Schlägerei verwickelt wird, beteiligt er sich dann doch daran. Obwohl seine herausragenden musikalischen Fähigkeiten oft gelobt werden, und dies meist von ihm selbst, stellt sich heraus, dass er in seiner Kunst unfähig ist. Er hat die Aufgabe, Peter Squentz bei der Konstruktion der Reime des Stückes zu helfen, doch bei der Aufführung merkt man, dass sich die Verse nicht reimen, obwohl sich der Zuschauer selbst ein naheliegendes Reimwort denken kann10 .

Der Tischler Meister Klipperling, der den Löwen spielt, wird als der Faulste und zugleich Aggressivste der Handwerker dargestellt, obwohl ihn Peter Squentz als „ehrwürdig“11 beschreibt. Seine Rolle empfindet er als hervorragend für sich geeignet, denn als Löwe habe er nichts zu sagen12 . Auch ist er von seinen Talenten als Schauspieler überzeugt 13 , was sich jedoch als Irrtum herausstellt. Ebenso teilt er die Meinung der anderen Handwerker, dass man dem Publikum, vor allem dem weiblichen, keine Darstellung eines echten Löwen zumuten könne. Dadurch wandelt sich sein Löwengebrüll zu einem jämmerlichen Miauen, welches die Zuschauer sehr belustigt. Zudem bleibt er einfach auf der Bühne stehen, nachdem er seinen Text gesagt hat und er ist es auch, der sich mit Meiser Kricks schlägt 14 . 8

Gryp hius, Andreas: „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz”, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2001, S.16,Z. 13-30 Ebd. S. 9, Z. 23 10 Vgl. Ebd. S. 29 Fußnote: Sämtliche 12 Reimpaare enden mit dem falschen Reimwort… 11 Ebd. S.9, Z. 19 12 Ebd. S. 12, Z. 2 13 Ebd. S. 13, Z. 4-7 14 Ebd. S. 41 9

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All diese Umstände charakterisieren ihn als untalentiert, eingebildet, hitzköpfig und gewaltbereit. Jedoch empfindet man auch Mitleid mit ihm, als er der Königsfamilie von seiner Armut und seinen zwölf Kindern erzählt und dass seine Intention der Teilnahme an diesem Stück ist, dass er auf eine gute Belohnung hofft 15 .

Der Blasebalkenmacher, Meister Bulla-Butän, wird als tugendsam und zunftmäßig vorgestellt 16 . Er scheint besonders begeistert von der Idee, dem König ein Schauspiel vorzuführen, denn er versichert seinen Kollegen, er werde beim Stück mitmachen, auch wenn er sechs Wochen nicht arbeiten könne 17 . Entweder ist er schlichtweg nur faul und benutzt das Stück als Vorwand, um nicht arbeiten zu müssen, oder ihm ist wirklich daran gelegen, beim König einen guten Eindruck zu hinterlassen. Für letzteres spricht auch die Tatsache, dass er der Königsfamilie seine gesamte Lebensgeschichte preisgibt. Demnach seien seine Eltern ehrliche Leute, wobei sein Vater ein „Bettlerkönig“ gewesen sei. Zudem sei er von zuhause ausgezogen und habe selbst ein Leben als Bettler geführt, bevor er seinen Beruf erlernte18 . Obwohl diese Geschichte sicherlich ein gewisses Mitleid erregen mag, darf man nicht übersehen, dass auch er ein sehr gewaltbereiter Zeitgenosse ist. Als die Mauer des Schauspiels gerät er in Streit mit Pickelhäring, der in eine Schlägerei ausartet.

Der Schmied Meister Kricks, der den Mond verkörpert, erscheint zunächst als relativ gemäßigt und gescheit. Dies sieht man zum Beispiel an seiner Äußerung über die Idee, Katzen für das Fell des Löwen schinden zu lassen. Er sagt, er wolle „nicht unredlich werden“19 , was von einer gewissen Moral zeugt. Jedoch zeigt er auch eine andere Facette, als er der Königsfamilie ungehobelt gegenübertritt und ihnen befiehlt, „die Fressen zuzuhalten“20 .In seinem Monolog erzählt er von sich als altem Mann aus Konstantinopel, allerdings wird er später von Meister Klipperling „lahmer französischer Schmied“21 genannt, bevor sich beide auf der Bühne prügeln. Einen besonderen Platz nimmt der Hofbeamte Pickelhäring ein, der sich als des Königs lustiger Rat bezeichnet und somit wohl einem Hofnarren gleichkommt.

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Ebd. S.39, Z. 10-31 Ebd. S. 9/31 17 Ebd. S. 10, Z. 22-23 18 Ebd. S. 29/30 19 Ebd. S. 12, Z. 21-22 20 Ebd. S. 36, Z. 13-14 21 Ebd. S.41, Z. 12 16

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Allerdings sieht er sich selbst als vornehm und beteuert, er sei kein „Jehan Potage“, also Hanswurst22 . Er rückt sich auf der einen Seite gern ins rechte Licht und besitzt auch eine gewisse Bildung, andererseits erscheint er auch als faul und fällt während des Spiels aus der Rolle. Interessant ist auch das Ende der ersten Szene, als Pickelhäring dem Peter Squentz den Vortritt lassen will und umgekehrt, als sich Peter Squentz dann endlich entschließt , der Aufforderung Folge zu leisten, so drängt sich Pickelhäring vor. Dies entlarvt ihn als Schleimer, der allerdings seinen eigenen Stolz nicht unterdrücken kann.

Auf der anderen Seite steht die Königsfamilie, angeführt von König Theodorus. Dieser bestätigt das Bild eines vornehmen, gelangweilten Adligen, der keine Vorstellung vom harten Leben der einfachen Bevölkerung seines eigenen Territoriums hat 23 . Außerdem kann man eine gewisse Herablassung im Umgang mit den Handwerkern feststellen, besonders aber gegenüber Peter Squentz24 . Dies zeigt sich auch, als die Truppe ihre Bezahlung fordert und er vorschlägt, es damit so zu halten wie mit der nicht vorhandenen Geburt der Löwenjungen, sie also auszulassen25 .

Der Prinz Serenus hingegen zeigt seine Abneigung gegenüber dem einfachen Volk noch deutlicher, indem er sich oft ironisch und provokant verhält26 . Allerdings muss man ihm eine gewisse Intelligenz zuschreiben27 . Zudem äußert er sich abfällig darüber, dass in diesem Stück „alte Leute zu Narren werden“28 und er hebt seine höhere Stellung gegenüber den einfachen Handwerkern deutlich hervor 29 .

Die Königin Cassandra und die Prinzessin Violandra treten im ganzen Drama kaum hervor. Meist schließen sie sich der Meinung ihrer Männer an und präsentieren sich als gutgläubige, zurückhaltende und vornehme Damen30 . Jedoch muss man auch anmerken, dass sie sich durchaus intelligent äußern31 .

22 Vgl. Ebd. S. 16 Fußnote: Jehan Potage:“Hans Supp“, lustige Person des französichen Theaters, Vetter, des deutschen „Hanswurst“ 23 Ebd. S. 40, Z. 1-4 24 Ebd. S.25, Z. 20-22 25 Ebd. S. 49 Z. 1-4 26 Ebd. S.26/27 27 Ebd. S. 36, Z.5-6 28 Ebd. S. 25, Z. 25 29 Ebd. S. 35, Z. 20f 30 Vgl. Opitz, Claudia, Hausmutter und Landesfürstin, S. 344-370 in Villari, Rosario, : „Der Mensch des Barock“, M agnus Verlag, Essen, 2004 31 Gryp hius, Andreas: „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz”, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2001, S. 27, Z. 7

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Zudem bestätigen sie das von den Schauspielern zuvor angesprochene Klischee des „ängstlichen Frauenzimmers“, zwar nicht, wie befürchtet, als Reaktion auf den Löwen, sondern vielmehr in Bezug auf den verfinsterten Mond 32 und das „Gerede der Toten“33 .

Eine Sonderstellung nimmt der Hofbeamte Eubulus ein. Er ist derjenige, der das Stück der Königsfamilie ankündigt, wobei er anmerkt, dass er es „sehr annehmlich befunden, in dem [er] dem Versuch beigewohnet […]“, und ihnen verspricht, dass sie sich „ob der guten Leute Einfalt und wunderlichen Erfindungen nicht wenig erlustigen“ werden34 . Als Angestellter der Königsfamilie steht er in der gesellschaftlichen Rangordnung zwischen dem Adel und den Bauern. Falls er eine gewisse Solidarität gegenüber den Handwerkern empfindet, lässt er sich dies nicht anmerken. Er grenzt sich deutlich von ihnen ab, indem er sie ebenso herablassend behandelt wie die Adeligen. Eubulus verwendet die Bauern hier als Mittel, um dem König eine amüsante Abendunterhaltung zu bieten. Wäre er den Handwerkern wohlgesonnen gewesen, hätte er sie unter Umständen davon abhalten können, ihr Stück vor dem König aufzuführen, um sie so vor dem Hohn des Adels zu bewahren. Eubulus erhofft sich aber durch ihr Ungeschick eigene Vorteile, zum einen, sich vor dem Hofstaat von ihnen bewusst zu entfernen und zu signalisieren, dass er gebildet und kultiviert ist, und zum anderen, sich vor dem König als fähiger Hofbeamter zu präsentieren, der die Unterhaltung für den Abend erfolgreich gesichert hat.

Die unbestreitbar wichtigste Person dieses Stückes ist jedoch Peter Squentz selbst, der Schreiber und Schulmeister des Dorfes. Er hat die Idee für die Aufführung und er ernennt sich zum Vor-und Nachredner des Dramas, denn dazu brauche es einen „tapferen, ernsthaften und ansehnlichen Mann“35 . Recht schnell merkt der Leser, dass Herr Squentz äußerst überzeugt von sich und seinen Fähigkeiten ist. Er hebt seinen gehobenen Bildungsstand gegenüber den Bauern deutlich hervor, beispielsweise in seiner übermäßig gelehrten Ausdrucksweise, die viel Latein beinhaltet 36 . Er bezeichnet sich als „Universalem“ und sei „in allen Wissenschaften erfahren“37 , womit er sich auf eine Stufe mit brillanten Persönlichkeiten wie Leonardo Da Vinci stellt.

32

Ebd. S. 36, Z. 11-12 Ebd. S. 46, Z. 6-7 34 Ebd. S. 19, Z. 13-18 35 Ebd. S. 11, Z. 25-26 36 Vgl. Ebd. S. 9/10 37 Ebd. S.20, Z. 23-24 33

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Auch gibt er offen zu, dass er sich von der Aufführung „eine gute Verehrung für alle und [sich] in specie“38 erhofft. Seine offensichtliche Überheblichkeit setzt sich noch fort, als er dem König eine nicht besonders überzeugende Erklärung für seine einzigartige Vornehmheit liefert39 . Obwohl Peter Squentz mehrmals betont, dass er das Spiel selbst gemacht habe, vergisst er zuerst seinen Text, redet dazwischen und spricht die Königsfamilie auch unpassend an. Des Weiteren bemerkt man, dass er nicht rechnen kann, was seine angebliche Bildung in Frage stellt 40 . Aber schon allein die Tatsache, dass die Sprache des von ihm entworfenen Schauspiels unangemessen und umgangssprachlich ist, zeigt Squentz‘ wahre Herkunft.

Die Handwerker repräsentieren in diesem Schimpfspiel die bäuerliche deutsche Gesellschaft des 17. Jahrhunderts. Ihre Ausdrucksweise und ihr Verhalten stehen in starkem Kontrast zu den gepflegten Umgangsformen und dem hohen Bildungsgrad der Königsfamilie, stellvertretend für den Adel. Peter Squentz, der sich selbst wohl gerne zu Letzteren zählen würde, steht für all jene, die versuchen, ihren durch Geburt erlangten Stand zu verlassen und dabei aufgrund verschiedener Barrieren scheitern. Auch als „Expektant des Pfarramtes“41 und Beherrscher der lateinischen Sprache ist er nicht in der Lage, seine angeborenen schlechten Eigenschaften wie Ignoranz, Egoismus, Dummheit, Faulheit, Unflätigkeit und Geltungssucht abzulegen. Der Adel macht sich zu Recht über die Bauern lustig, denn durch deren Missgeschicke werden sie in ihrer gehobenen Stellung bestätigt.

Des Weiteren wird auch auf die sozialen Probleme hingewiesen. Die Handwerker müssen sich vor dem König erniedrigen, weil sie aufgrund ihrer finanziellen Lage keine andere Möglichkeit sehen. Die Haltung des Adels den Nöten der armen Bevölkerung gegenüber lässt sich meiner Ansicht nach sehr gut aus einer Äußerung Theodorus‘ entnehmen:

„Wir erfreuen uns höchst/das wir den nunmehr vergangenen Reichs-Tag glücklich geendet/auch anwesende Abgesandten mit guter Vergnügung abgefertiget/mit was Kurtzweil Herr Marschalck passiren wir vorstehenden Abend?“42

38

Ebd. S. 10, Z. 20 Ebd. S. 21 40 Ebd. S. 49/50 41 Ebd. S. 20, Z.31 42 Ebd. S. 19, Z.1-8 39

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Dies zeigt deutlich, dass die Politik und das Ersuchen der Bevölkerung um Hilfe nur als lästige Kleinigkeiten abgetan werden, die den Adel nicht wirklich interessieren. Dieser sucht Zerstreuung in einer von seinen Untertanen inszenierten Vorstellung und amüsiert sich über die Defizite der Darsteller.

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3.2Aussage des Stücks und Intention des Autors Das Barockzeitalter war durchzogen von Konflikten, Krisen und Kriegen, vor allem des 30-jährigen Krieges, auf den ich später noch eingehen werde. Die Gesellschaftsordnung beruhte noch, wie aus dem Mittelalter übernommen, auf der Ständeklausel. Der Wunsch nach Ordnung und System war in dieser Zeit durchaus verständlich, denn die Menschen sehnten sich nach Beständigkeit und Halt. Außerdem wurde die gesellschaftliche Dreiteilung durch biblische Überlieferungen begründet. Man glaubte sogar, dass eine Inversion dieser Ordnung zu gesellschaftlichem Verfall führen würde, wie man gut aus einer Predigt des Kapuzinerprovinzials Donatus von Passau aus dem Jahre 1695 entnehmen kann: „Wenn der Bauer will Herr seyn, der Unterthan der Obrigkeit befehlen/ das Weib die Hosen anziehen/ den Mann regieren will/ dann muss nothwendiger Weiß alles unordentlich gehen und Schaden erfolgen.“43

So wurde ein komplexes Tugendsystem in allen sozialen Schichten etabliert. Besonders hervor traten dabei Gehorsam, Fleiß, Ehrlichkeit, Ordnung und Zurückhaltung. Je höher die Stellung eines Menschen im 17. Jahrhunderts war, desto bedeutsamer war die Einhaltung dieser Tugenden. Davon hingen das überaus wichtige Ansehen und die Ehre einer ganzen Familie ab. Die Bauern und einfachen Handwerker, von denen Andreas Gryphius‘ Drama handelt, hatten gewiss größere Sorgen und vernachlässigten somit die gepflegten Ausdrucks-und Umgangsformen. Dass auch sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen können, zeigt die relativ rasche Eskalation ihrer Streitigkeiten auf der Bühne. Hierbei nimmt Gryphius Bezug auf die damals üblichen Fehden, die bei verschiedenen Gelegenheiten ausgetragen wurden und die durch das oben beschriebene Tugendsystem unterbunden werden sollten44 .

43 M ünch, Paul : „Das Jahrhundert des Zwiespalts-Deutsche Geschichte 1600-1700“, Verlag W: Kohlhammer, Stuttgart; Berlin; Köln, 1999, S. 68 44 Vgl. Ebd. S. 89

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Die bäuerlichen Abgaben überstiegen immer öfter den Bereich des Zumutbaren. Bauernaufstände und Revolten waren die Folge45 . Auch die „Kleine Eiszeit“ während des 17. Jahrhunderts trug maßgeblich zur Verarmung und Verelendung der unteren Bevölkerungsschichten bei. Der größte Wunsch eines jeden Bauern oder Handwerkers war es, neben dem einfachen Überleben, in einen höheren Stand erhoben zu werden. Dies war aber nur mithilfe von Heiraten, Nobilitierungen und natürlich einer anständigen Bildung zu erreichen. Auch durch besondere Begabungen oder die Nähe zu Macht konnte man in eine angesehenere soziale Ebene aufsteigen46 .

Die ohnehin harten Lebensbedingungen der Landbevölkerung wurden durch den Ausbruch des 30-jährigen Krieges 1618 zusätzlich verschlimmert. Zuerst begann er als lokaler Bürgerkrieg, artete dann jedoch zu einer gesamteuropäischen Krise aus 47 . Er verstärkte die Leiden der breiten Landbevölkerung immens, denn „Berichte von Zerstörungen, Brandschatzungen, Plünderungen, Vergewaltigungen, Folterungen, von Menschenjagden, Mord, Totschlag und Kannibalismus bezeugen das exzeptionelle Grauen des Krieges“48 .

Das höfische Leben blieb von diesen Entwicklungen allerdings eher unberührt. Die Steuern und Abgaben der Bauern wurden dazu verwendet, eine „aufwendige Alltagsund Festkultur“ zu etablieren. Allerdings gab es auch Stimmen, die den Hof als „verabscheuungswürdigen Schauplatz menschlicher Schmeichelei, Ohrenbläserei und Verstellungskunst“ 49 beschrieben.

Dieser Gegensatz begleitete die gesamte Kultur und Literatur des 17. Jahrhunderts. Auf den ersten Blick erscheint Andreas‘ Gryphius „Absurda Comica“ also als ein gewöhnliches Werk des Barock, das mehr den gesellschaftlichen Alltag wiedergibt, als die Situation wirklich kritisch zu beleuchten. Doch bei genauerer Analyse fällt auf, dass dieses Schimpfspiel durchaus einen kritischen Blick auf das Zeitalter des Barock wirft. Die zeitgenössischen Literaturthemen wie Leben und Tod, Schein und Sein sowie Spiel und Ernst werden hier auf untypische Weise in einer Komödie dargestellt.

45

Villari, Rosario : „Der Mensch des Barock“, M agnus Verlag, Essen, 2004, S.12 M ünch, Paul : „Das Jahrhundert des Zwiesp alts-Deutsche Geschichte 1600-1700“, Verlag W: Kohlhammer, Stuttgart; Berlin; Köln, 1999, S. 88/89 47 Ebd. S. 148 48 Ebd. S. 159 49 Ebd. S. 85 46

~ 15 ~

Diese Gegensätzlichkeit wird durch die Wahl des Theaterstücks noch verdeutlicht. Die Handwerker, da sie sich nicht darüber einig werden, nennen das Schaupiel „ein schön Spiel lustig und traurig/kurtz und lang/schrecklich und erfreulich von Piramus und Thisbe“50 . Auch die Erklärung dieses Titels 51 zeigt die Widersprüche und Gegensätze, mit der die Zuschauer konfrontiert werden. Die Legende von Piramus und Thisbe stammt aus Ovids Metamorphosen52 . Sie handelt von zwei Liebenden, die sich aufgrund des Verbots der Eltern nicht sehen dürfen. Durch einen Riss in der Wand verabreden sie, sich unter einem Maulbeerbaum zu treffen. Thisbe, die dort zuerst ankommt, wird von einer Löwin überrascht und flieht, wobei sie ihren Schleier fallen lässt. Der weitere Verlauf der Geschichte ist unterschiedlich überliefert. Entweder gebärt die Löwin Junge oder sie hat zuvor Rinder gerissen. Auf jeden Fall befleckt sie Thisbes Schleier mit Blut. Als Piramus zum Treffpunkt kommt, sieht er Thisbes blutigen Schleier und glaubt, sie sei getötet worden. Weil er nicht ohne sie leben will, ersticht er sich mit seinem Schwert, wobei sein Blut die Beeren des Maulbeerbaumes schwarz färbt. Daraufhin kommt Thisbe zurück, sieht ihren sterbenden Liebsten und ersticht sich ebenfalls mit seinem Schwert53 .

Der Tod von Piramus und Thisbe, Gregorio Pagani

50

Gryp hius, Andreas: „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz”, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2001, S. 19/20 Ebd. S. 23 52 „Bücher der Verwandlungen“ des römischen Dichters Ovid, mythologisches Werk, vermutlich 1 oder 3 n. Chr. bis 8 n. Chr., Quelle: Wikipedia 53 Übersetzung von Grybas, Julia, Ovid-M etamorphoses (Piramus und Thisbe) 12.04.2014 http://www.romanum.de/latein/uebersetzungen/ovid/metamorphosen/pyramus_thisbe.xml 51

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Anders als angedeutet, dass die Geschichte „tröstlich“ und „übermassen schön zu sehen“ sei 54 , ist der Ausgang der Erzählung also sehr tragisch und macht im Prinzip die Liebe selbst für den Tod zweier junger Menschen verantwortlich. Darauf nimmt auch Peter Squentz Bezug, als er sagt: „Lernet hieraus/wie gut es sey/daß man von Liebe bleibe frey“ und „Die Liebe die verderbet all’s“55 . Die Legende von Piramus und Thisbe zeigt an sich schon die Gegensätzlichkeit von Liebe und Tod, und Gryphius bringt in „Absurda Comica“ noch den Gegensatz des tragischen Stoffes mit der Unfähigkeit und der dadurch entstehenden unfreiwilligen Komik der Handwerker zusammen. Hiermit verdeutlicht er den Gegensatz von Schein und Sein, der in der barocken Gesellschaft sehr weit verbreitet war und den er auch in anderen Werken thematisierte.

Weiterhin ist die Titelfigur Peter Squentz selbst ein Paradebeispiel für den schönen Schein, den er sich selbst auferlegt und durch seine Ausdrucksweise und seine geschickten Ausreden auch von den anderen Handwerkern anerkannt bekommt, und das Sein, welches in seinem Fall die Regel und die allgemeine Vorstellung eines Dorfbewohners mit geringer Bildung und ungehobeltem Verhalten bestätigt.

Eine interessante Bemerkung äußert Peter Squentz in seinem Epilog, als er den Zuschauern einen Beweis für die Behauptung liefern will, dass „ein Todter den andern begraben“56 könne. Daraufhin erzählt er eine Geschichte, in der ein toter Jude einen Christen begräbt. Gryphius verarbeitet hier zum Teil seine eigenen Erfahrungen, die er während des 30-jährigen Krieges erlebt hat. Wie in der Biografie geschildert, litten er und seine Familie unter der Zwangrekatholisierung und auch der Religionsverfolgung im Allgemeinen, die schließlich als Auslöser für den Krieg diente. Allerdings ist diese Textstelle im sozialen Kontext betrachtet genauso ein Hinweis auf den damals herrschenden Antisemitismus 57 . Mit dieser Äußerung soll ausgedrückt werden, dass die Juden die Christen ins Verderben stürzen, womit sie wieder als Sündenböcke dargestellt werden, die während eines Krieges oftmals in den falschen Reihen gesucht wurden. Damit bestätigt Gryphius einmal mehr das stereotype Gesellschaftsbild des Barock.

54

Gryp hius, Andreas: „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz”, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2001, S. 11,Z.16f Ebd. S. 47, Z. 15-16 und 30 56 Ebd. S.48, Z.10-26 57 Vgl. Münch, Paul : „Das Jahrhundert des Zwiespalts-Deutsche Geschichte 1600-1700“, Verlag W: Kohlhammer, Stuttgart; Berlin; Köln, 1999, S. 87 55

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4.Fazit In seinem Werk „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“ zeichnet Andreas Gryphius ein detailliertes Bild des gesellschaftlichen Standards im Barock. Er zeigt die mangelnde Bildung und das unerhörte Verhalten der Handwerker sowie auch deren Armut gegenüber dem herablassenden Ton, den gepflegten Umgangsformen und dem Reichtum des Adels. Peter Squentz dient als Schlüsselfigur, die beide Aspekte in sich vereint und somit die barocke Thematik der Parallelexistenz von Schein und Sein aufgreift. Das in der Lektüre dargestellte Gesellschaftsbild stimmt mit dem überein, welches ich mir durch die Beschäftigung mit der Sekundärliteratur erarbeitet habe.

Auf den ersten Blick erscheint Gryphius‘ „Absurda Comica“ nicht als gesellschaftskritisches Werk. Am Ende des Stückes ist der König zufrieden, denn er hat sich köstlich amüsiert, und auch die Handwerker haben ihre Belohnung erhalten. Jedoch ist die alleinige Abbildung der damaligen Zustände eine Kritik in sich, denn die Literatur des Barock thematisierte die sozialen Ungerechtigkeiten in der Regel nicht. Darüber hinaus ist auch Gryphius‘ Darstellung der barocken Wertvorstellungen, die als erstrebenswert galten, sehr gewagt. Diese werden, zusammen mit ernsten Themen wie Verarmung, Ungerechtigkeit, Hunger und Tod komödiantisch präsentiert, was dem Ganzen eine ironische Note verleiht. Der Leser fühlt sich angesprochen und zu der Entstehungszeit des Werkes wird es einiges Aufsehen erregt haben, dass jemand so deutlich die herrschenden Zustände ansprach. Allerdings wird der Thematik wiederum der Ernst genommen, da Gryphius diese Themen in Form einer Komödie vorbringt.

Abschließend finde ich „Absurda Comica“ ein gelungenes Beispiel für Barockliteratur, da man sich daraus ein sehr gutes Bild über die gesellschaftlichen Zustände, Probleme und Umgangsweisen im Barock machen kann. Aber auch vor gesellschaftskritischem Hintergrund ist diese Lektüre von großer Bedeutung und regt zum Nachdenken an.

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5.Nachwort Da ich nun am Ende meiner Jahresarbeit stehe, kann ich sagen, dass ich mit meinem Thema sehr zufrieden bin. Die Beschäftigung mit dem 17. Jahrhundert war wie erwartet sehr interessant und ich konnte einen guten Einblick in das Leben der Menschen im Barock bekommen, sowohl der Bauern als auch des Adels.

Obwohl ich zuerst dachte, dass die Lektüre nicht mit meiner Fragestellung zusammenpasst, habe ich nach und nach festgestellt, dass Gryphius durchaus Kritik an der Gesellschaftsordnung übte, auch wenn man dies nicht auf den ersten Blick erkennen konnte.

Da ich mich mit einem sehr umfangreichen Thema beschäftigte, fiel es mir schwer, alle Informationen aus der Sekundärliteratur in meine Jahresarbeit einzubringen beziehungsweise die für meine Analyse benötigten Fakten und Aspekte herauszufiltern. Ich hoffe trotzdem, dass meine Analyse nachvollziehbar ist.

Darüber hinaus finde ich es schade, dass ich auf manche Gesichtspunkte nur kurz oder überhaupt nicht Bezug nehmen konnte, die ich wichtig oder interessant fand, aber innerhalb meiner Arbeit einfach zu viel gewesen wären. Beispielsweise hätte ich mich gerne noch mit William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ beschäftigt, der quasi als Vorlage für Gryphius‘ „Absurda Comica“ diente. Außerdem hätte ich auch noch der Frage nach der Autorenschaft nachgehen können, denn Gryphius‘ selbst nennt im Vorwort des Werkes einen gewissen Daniel Schwenter den Urheber des Peter Squentz Stoffes. Auch die Rolle der Frauen im Barock konnte ich innerhalb meiner Jahresarbeit nicht ausführlich darstellen, aber ich habe doch versucht, in der Analyse der Figuren darauf Bezug zu nehmen.

Abgesehen von den genannten Schwierigkeiten, hat mir die Beschäftigung mit der Jahresarbeit Spaß gemacht und ich habe viele interessante Informationen erhalten.

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6.Anhang 6.1 Quellenverzeichnis Literaturverzeichnis: Primärliteratur: Gryphius, Andreas: „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz”, Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2001 Sekundärliteratur: Münch, Paul : „Das Jahrhundert des Zwiespalts-Deutsche Geschichte 1600-1700“, Verlag W: Kohlhammer, Stuttgart; Berlin; Köln, 1999 Villari, Rosario : „Der Mensch des Barock“, Magnus Verlag, Essen, 2004 Internetquellen: Monath, Wolfgang, „Gryphius, Andreas“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 242-246 [Onlinefassung];15.01.2014 URL: http://www.deutschebiographie.de/pnd118543032.html Palm, Herrmann, Artikel „Gryphius, Andreas“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 73–81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, 18.02.2014 URL:http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gryphius,_Andreas&oldid=215 3262 Übersetzung von Grybas, Julia, Ovid-Metamorphoses (Piramus und Thisbe) 12.04.2014 http://www.romanum.de/latein/uebersetzungen/ovid/metamorphosen/pyramus_thisbe. xml Abbildungen: Absurda Comica oder Herr Peter Squentz, 1663 http://gutenberg.spiegel.de/gutenb/gryphius/squentz/bilder/squentz.gif Andreas Gryphius, Stich von Philipp Kilian, Datum unbekannt, http://www.lehrer.unikarlsruhe.de/~za874/homepage/Gryphius.jpg Der Tod von Piramus und Thisbe, Gregorio Pagani ,um 1600 http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/2260034a.jpg ~ 20 ~