'Anders als Du' Migranten-Kindertheater

'Anders als Du' Migranten-Kindertheater von Kindertheater Frankfurt am Main e.V. und Meryem Tinc ISBN: 978-3-924205-91-1, Frankfurt 2015, Version 4/20...
Author: Peter Lorenz
3 downloads 2 Views 210KB Size
'Anders als Du' Migranten-Kindertheater von Kindertheater Frankfurt am Main e.V. und Meryem Tinc ISBN: 978-3-924205-91-1, Frankfurt 2015, Version 4/2015 Personen: Ober-Zwerg Schneewittchen Aliud, Migrantenkind Geheimagent Symbol des Spiegels als Vorhalten des eigenen Charakters Ablauf: Die Handlung spielt vor dem Zwergenhaus im Wald. Es ist gegen Abend, im Wald kehrt Ruhe ein, die Zwerge sind von der Arbeit zurück, aus dem Berg, wo sie Bergkristall gewinnen, um kleine Spiegel daraus zu machen, die sie auf dem Markt verkaufen. Unterwegs haben sie noch Pilze gesammelt für die Pilzsuppe zum Abendessen. 1. Szene: Das Zwergenhaus im Wald 2. Szene: Der Geheimagent taucht auf! 3. Szene: Schneewittchen wird gefangen 1. Szene: Das Zwergenhaus im Wald (Geräuschkulisse: Eulengezwitscher, Grillenzirpen) (Der Oberzwerg steht vor dem Zwergenhäuschen. Er trägt ein eine rote Schlappmütze, hat eine große Knubbelnase (kann man als Attrappe kaufen), rötliche Wangen und einen wuschigen Kinnbart. Über seiner grünlichen Tunika trägt er eine kurze braune Weste und einen braunen Ledergürtel hat er sich um den Bauch geschnürt. Über seiner braunen Leinenhose trägt er dunkle Wanderstiefel) Ober-Zwerg: (Kommt aus dem Haus, hat einige kleine Spiegel dabei, die er ablegt, reckt dann die Arme hoch, gähnt) Hallo Ihr Zwerge, ich bin der Ober-Zwerg und bestimme, was im Zwergenhaus geschieht. Wir haben gerade zusammen die Suppe gegessen, von den Pilzen, die meine Zwerge im Wald gesammelt haben. Hm, eine gute Pilzsuppe, kennt ihr das?

(reibt sich den Bauch) Zwerge sehen alle gleich aus. Sie sind alle so klein wie ich, haben alle so eine Mütze und solche Hosen an wie ich und sie alle lieben Pilze und Lieder. Jetzt wird aufgeräumt, Geschirr gespühlt und dann ab ins Zwergenbett. Morgen gehen die Zwerge wieder in den Berg, um das Bergkristall zu holen. Damit machen wir Spiegel, die wir auf dem Markt verkaufen. Es ist schön im Zwergenhaus, hier herscht Ruhe und Frieden und vor allem Ordnung und Sauberkeit. Deswegen singen wir jetzt das Lied vom Zwergenhaus. 1

I. Lied vom Zwergenhaus 1. Im Zwergenhaus, im Zwergenhaus, Sieht alles nett und reinlich aus, Mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, Tipp, Tipp 2. Im Zwergenhaus, im Zwergenhaus, Stehn alle Betten gerade raus, Mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, Tipp, Tipp 3. Im Zwergenhaus, im Zwergenhaus, Sehn alle Teller sauber aus, Mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, Tipp, Tipp 4. Im Zwergenhaus, im Zwergenhaus, Sehn alle Gläser blinkend aus, Mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, mit nem Tipp, Tipp, Tipp, Tipp, Tipp Melodie: (siehe youtube) Ein Vogel wollte Hochzeit machen in dem grünen Walde. Fidiralala, fidiralala, fidiralalalalala!

(Kurze Stille.)

Schneewittchen: (noch nicht sichtbar): Hilfe, Hilfe! Es ist so dunkel, ich habe Angst! Bitte helft mir! (Der Hilfeschrei kommt von Hinten, hinter dem Publikum. Schneewittchen mit einem Spiegel schreitet zwischen den Kindern zu der Bühne zum Oberzwerg. Sie trägt ein verdrecktes bzw. altes Leinenkleid mit einem Taillengürtel und ihre Haare sind unordentlich mit Ästen drin. Über dem Kleid trägt sie einen braunen Reiseumhang mit Kapuze. Völlig verängstigt kommt Schneewittchen auf den Oberzwerg zu, welcher zurückweicht. Sie tritt jedoch näher.) Schneewittchen: Ich suche einen Platz zum Schlafen, ein wenig zu Essen und jemanden, der mich aufnehmen kann. Meine Stiefmutter sucht mich, dabei will ich nicht mehr nach Hause! Sie war immer so böse zu mir. (schaut im Spiegel) Oh, wie seh ich aus, ganz zerzaust, ich bin Schneewittchen, die Schönste im ganzen Land. Aber jetzt seh ich ganz schlimm aus. Ober-Zwerg: Hallo, ich bin der Ober-Zwerg hier vom Zwergenhaus. Und wer bist du? Schneewittchen: Ich bin doch Schneewittchen, jeder kennt mich. Ober-Zwerg: Schneewittchen soll doch so schön sein, aber danach siehst du gar nicht aus. Schneewittchen: Ich bin doch weggelaufen! Die Äste im Wald haben mich ganz unordentlich

Kann ich bei euch bleiben? Ich würde gerne etwas Essen und Schlafen.

2

Oberz-Zwerg: Schlafen? Essen? Aufnehmen? Wir sind kein Hotel und nehmen keine Fremden auf. Die machen alles durcheinander und essen uns alles weg. Geh doch zu Rapunzel in ihren Turm oder ins Lebkuchenhaus zu Hänsel und Gretel. Die haben genug zu Essen. Schneewittchen: Aber Rapunzel ist eingesperrt im Turm und ich will frei sein! Und Hänsel

und Gretel werden von der Hexe festgehalten. Ihr Zwerge, ihr seid frei und ihr seid reich, ihr habt doch bestimmt Platz für ein Mädchen wie mich. Werdet ihr mir helfen? Oberz-Zwerg: Nö. (Oberzwerg schaut immer noch grimmig drein, hat die Arme vor dem Bauch verschränkt und wendet sich ab.) Schneewittchen: (zum Publikum) Ich werde meinen Zauberspiegel benutzen und ihm dem Ober-Zwerg vorhalten. Jeder, der in den Spiegel sieht, erkennt das Gute in sich! (Nun singt Schneewittchen das Lied vom Spieglein und tanzt dabei um den Ober-Zwerg herum. ) II. Lied vom Spieglein 1. Spieglein, Spieglein, du zeigst alles, In Gesichtern und in Herzen, Das macht traurig, Das tut weh, Wenn wir böse Menschen sehn! 2. Spieglein, Spieglein, du zeigst alles, In Gesichtern und in Herzen, Das macht glücklich, Das ist schön Wenn wir liebe Menschen sehn! Melodie: (siehe youtube) Taler, Taler, du mußt wandern, Von dem einen zu dem andern, das ist herrlich, das ist schön, Taler, laß dich nur nicht sehn.

(Schneewittchen hält dem Oberzwerg den Spiegel vor. Das grimmige Gesicht vom OberZwerg wird zu einem Staunen, als er sich selbst sieht. Er legt seine Hand an sein Herz und sieht wieder in den Spiegel. Dann lächelt er.) 3

Ober-Zwerg: Aber ja, natürlich helfe ich dir. (nimmt Schneewittchen an die Hand). Jetzt sehe ich, dass mein Herz voller Mitgefühl und Liebe ist. Komm mit ins Haus, sollen doch zwei Zwerge in einem Bett schlafen Schneewittchen: Und was ist mit Essen? Ober-Zwerg: Ach, dann essen wir Zwerge weniger und geben dir etwas ab. Schneewittchen: Und ein Glas zum Trinken? Ober-Zwerg: Ach, dann trinken zwei Zwerge eben aus einem Glas. „Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König!“ dann beide: 'Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König!' Schneewittchen: Damit die Zwerge auch schön schlafen können, sage ich euch das Gedicht vom Zwergen-Schlaflied auf. III. Zwergen-Schlaflied (Vortrag auch als Gedicht) Ruhe dich aus mein Zwerg, Du hast heute so viel gesehn. Wenn deine Augen müde sind, Im Schlaf wird alles vergehn. Ruhe dich aus mein Zwerg, Der Tag war so bunt. Woanders der Morgen beginnt, Denn die Erde ist rund. Ruhe dich aus mein Zwerg Von dem,was du erlebt. Des Lebens schönstes Bild Wird aus Erinnerung gewebt.

Ruhe dich aus mein Zwerg; Der Mondschein leuchtet herein. Die Bäume so stille sind; Mein Zwerg nun schlafe bald ein. (beide gehen ab ins Zwergenhaus. Kurze Pause)

2. Szene: Der Geheimagent taucht auf! (Kurze Stille) 4

(Der Geheimagent schleicht zwischen den Kindern zur Bühne hin und bleibt dort. Er trägt einen langen beigen Inspektormantel über eine schwarze Hose. Auf dem Kopf hat er einen Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hat. In seiner Hand hält er eine große Lupe und in der anderen Hand einen schwarzen Aktenkoffer. Mit der Lupe durchstöbert er die Bühne und bleibt dann frontal vor den Kindern stehen.) Geheimagent: Pst, ich bin der Geheimagent, ich suche etwas, aber das ist geheim. Oder will jemand wissen , was ich suche? - He, ihr Kinder! Ich suche Schneewittchen und will sie gefangen

nehmen und zu ihrer Stiefmutter bringen. Habt ihr sie gesehen? (zum Publikum) Wenn ihr sie seht, dann ruft nach mir. (Nun ertönt erneut ein Hilfeschrei und Aliud erscheint, wieder zwischen den Kindern hervor zur Bühne tretend. Er trägt eine graue Leinenhose mit Rissen an den Knien und ein altes weißes Hemd und darüber eine zerschlissene Weste. Auf dem Kopf trägt er eine Baskenmütze mit wuscheligen Haar darunter und auf seiner rechten Wange ist ein Schmutzfleck. Um die Schultern trägt er eine alte, kaputte Schultasche.) Aliud: (zeigt nach vorne, tut erfreut) Dort, dort, Haus! Geheimagent: Wer bist Du? Aliud: Ich sein Aliud. Ich flüchten, ich kommen von dort, sehr weit! Geheimagent: Aliud, komischer Name, Aber was redest du so komisch. Ich sein Aliud - ich bin Aliud! Aliud: Ich lernen Web-Deutsch in Internet, ganz einfach, man nur brauchen lernen Wort und Wort und hintereinander stellen, keine Grammatik lernen. Geheimagent: Aber das geht doch nicht, wenn das so einfach ist, dann brauchen wir keine Deutsch Kurse mehr und keine Lehrbücher zum Deutsch lernen. Aliud: Dort in meine Land, alle lernen Web-Deutsch, wollen kommen nach Deutschland. Hier keine Krieg geben, viele gute Mensch, helfen Flüchtling. Geheimagent: Schluss, ich muss weiter suchen. (zum Publikum) Wenn ihr Schneewittchen seht,

dann ruft nach mir. (Geheimagent geht ab. Aliud ruht sich aus und schaut sich um.)

(Schneewittchen kommt aus dem Zwergenhaus, rührt in einem Kochtopf und summt dabei eine Melodie. Sie trägt ein sauberes Kleid und hat die Haare mit einer roten Schleife zurückgesteckt. Dann kommt auch der Ober-Zwerg dazu, tritt neben sie, lugt in den Topf hinein, reibt sich den Bauch und lobt Schneewittchen für ihr Kochkünste. ) (Aliud sieht jetzt die beiden, kommt zum Zwergenhaus)

5

Aliud: Hilfe, Hilfe! Meine Familie weg, ich alleine, ich suchen Haus. Du helfen mir? Ober-Zwerg: Wer bist du und wieso redest du so komisch? Schneewittchen: Oh du bist ja ganz schmutzig. Komm her, lass mich dir helfen. (Sie geht zu Aliud und klopft ihm den Dreck ab) Aliud: Ich sein Aliud und kommen von Boot über Meer. Ich flüchten, viel Krieg, viel Hunger. Familie weg in Meer, Boot kaputt. Ich sollen jetzt gehen in Asylheim, aber ich wollen nicht, dort werden einsperren, dort nicht frei sein. Ich haben keine Freunde, nichts, nur Hemd und Hose. Ober-Zwerg: Nun, das ist sehr traurig, Aliud Flüchtlingskind. Ich kann dir leider nicht helfen. Wir haben nur Betten für die Zwerge und Schneewittchen und nur Schalen für sieben Bäuche und Schneewittchen. Du musst dir einen anderen Platz suchen. Aliud: (erfreut) Du sein Schneewittchen, ich lesen schöne Märchen in meine Land: Märchen von Schneewittchen. Ich sein glücklich. Schneewittchen sein gute Mensch, werden helfen. Ober-Zwerg: Schneewittchen wird dir gar nicht helfen, so wie du aussiehst. Dann musst du erst einmal richtig Deutsch lernen. Na, bei uns redet man richtiges Deutsch und keinen Internet-

Chatten-Kram! Aliud: Ich sprechen Web-Deutsch, lernen in Internet. Ganz einfach. Ganze Welt können lernen WebDeutsch, und kommen nach Deutschland, dann alle können sprechen und verstehen. Schneewittchen: Aber Ober-Zwerg, Aliud hat recht, man versteht ihn doch. Und er braucht Hilfe.

Aliud: Ich haben sehen viele böse Mensch, die machen Haus kaputt. Ich kommen über weite Meer, um frei zu sein. Ich sein ganz alleine und ganz arm. Ihr Zwerge frei sein, reich sein. Wir singen nun 'Lied von Flucht'. IV. Lied von der Flucht 1. Wir sind durch Länder gegangen, Verlassen der Heimat Not, Geflüchtet mit Gram auf den Wangen, Mit Angst vor Bomben und Tod. 2. Wir suchen Plätze zum Schlafen und Frieden im neuen Land, Dazu noch die Speise im Magen Und Geld aus helfender Hand. 3. Die Welt ist Heimat für Viele, Von Grenzen und Zaun kein Wort, Das machen wir alle zum Ziele, 6

Die Grenzen sollen nun fort! Melodie: (siehe in youtube) Wir sind durch Deutschland gefahren Vom Meer bis zum Alpenschnee Wir haben noch Wind in den Haaren Den Wind von Bergen und Seen! Ober-Zwerg: Die Flüchtlinge müssen ins Lager. Dort wird überprüft, ob sie bleiben dürfen. Aliud: Ich nicht wollen in Lager. Meine Mutter sterben in Meer. Ich suchen liebe Familie. Schneewittchen: Aber Ober-Zwerg, der Aliud ist doch ganz allein. Da müssen wir helfen. (holt den Spiegel). Schau in den Spiegel, schau dein Gesicht, wie böse das ist. Schau genauer hin, dann siehst du in dein Herz, dort ist Liebe und Freundschaft. Jetzt singen wir das Lied vom Spieglein: II. Lied vom Spieglein 1. Spieglein, Spieglein, du zeigst alles, In Gesichtern und in Herzen, Das macht traurig, Das tut weh, Wenn wir böse Menschen sehn! 2. Spieglein, Spieglein, du zeigst alles, In Gesichtern und in Herzen, Das macht glücklich, Das ist schön Wenn wir liebe Menschen sehn! Melodie: (siehe youtube) Taler, Taler, du mußt wandern, Von dem einen zu dem andern, das ist herrlich, das ist schön, Taler, laß dich nur nicht sehn.

Schneewittchen: Jetzt komm schon, Herr Ober-Zwerg. Aliud hat so viele schlimme Dinge erlebt. Er hat seine ganze Familie und seinen Besitz verloren und ist nun ganz alleine im dunklen Wald. Lass uns ihm helfen und ihm etwas Warmes zu essen geben und ihm einen Platz zum Schlafen geben. Du hast mich aufgenommen und einen weiteren aufzunehmen, macht doch keinen Unterschied? Aliud: Genau!

7

Ober-Zwerg: Aber unsere schöne Ordnung! Alles ist bei uns geregelt, wir haben alles fest geplant. Und guck mal wie der aussieht! Der passt doch gar nicht bei uns hinein. Der kann ja nicht mal richtig Deutsch reden. In Deutschland muss man Deutsch können! War er denn nie in einer Schule? Kriegt man da keine Bildung, wo er herkommt? Vielleicht möchte er einfach unsere Spiegel klauen, so was machen doch Ausländer immer. Aliud: Ich niemals klauen!In Schule haben gut Note, immer lernen. Dann viele böse Mensch kommen in Schule und verbrennen Bücher, machen kaputt alle Tafel, machen kaputt Schule. Ich haben kein Geld für neue Buch und Stift. Ich lieben Schule, ich lieben Lernen. Ihr nicht auch? (Zu den Kindern). Lernen Lesen, Schreiben, Mathematik. Was euer Lieblingsfach? (Kindern im Publikum Zeit geben, zu antworten) Schneewittchen: Siehst du, Ober-Zwerg, der Aliud lernt doch wie andere Kinder, auch wenn er 'Anders als du' ist. Aber das ist doch nur äußerlich. Aliud: (zu den Kindern) Aber ihr glücklich, ihr haben Schule! Ihr haben Bücher! Ihr haben schöne Schultaschen mit schöne Muster! Ihr jeden Tag haben Schulbrot und Kakao und Milch in Schule. Ich haben keine Bücher, keine Stifte, keine Schultasche, kein Schulbrot, keine Schule. Ihr sein jetzt froh, was ihr haben? Ihr sein dankbar? (Kinder im Publikum… Schneewittchen wendet sich an den Ober-Zwerg ) Schneewittchen: Lieber Ober-Zwerg, lass uns Aliud helfen, wieder in die Schule zu gehen und Freunde zu haben. Lass uns helfen, ihm ein neues Leben in Deutschland aufzubauen, lass uns seine Freunde sein. Kinder, was sagt ihr? Sollen wir Aliud helfen? Oder sollen wir ihn alleine im Wald hungern und frieren lassen? (Kinder im Publikum) Ober-Zwerg: Aber...aber ich will nicht! Schneewittchen: (zum Publikum) Dann muss ich dem Ober-Zwerg eben wieder meinen Zauberspiegel vorhalten! (Schneewittchen hält ihm den Spiegel vor. Ober-Zwerg ändert den grimmigen Gesichtsausdruck und lächelt langsam) Ober-Zwerg: Aber ja, Aliud. Kinder, ihr habt Recht! Komm zu uns in unser Haus. Sollen doch die Zwerge gemeinsam in den Betten schlafen und gemeinsam aus ihren Schalen essen. 8

Dann esse ich morgen weniger Pilzsuppe, dann hast auch du genug. Wir schenken dir eine neue Schultasche und Stifte und Bücher, damit du auch in die Schule gehen kannst. Aliud: Danke, liebe Ober-Zwerg. Ich immer lernen ganz brav und immer sein ganz lieb. Schneewittchen: Wie schön! Jetzt sind aus sieben Zwergen neun Personen geworden! Wir werden alles miteinander teilen und uns um uns kümmern. alle zusammen: 'Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König!' (Alle gehen ab. Kurze Pause.) 3. Szene: Schneewittchen wird gefangen (Geheimagent kommt auf die Bühne. Er zieht tief Luft ein.) Geheimagent: Es riecht verdächtig nach Blumen und Schneewittchen riecht nach Blumen. Habt ihr sie gesehen? Na, das wollen wir überprüfen. Ist dort drin etwa Schneewittchen? Sagt es mir, Kinder, damit ich sie wieder zu ihrer Stiefmutter bringen kann. (Schleicht herum wie ein Inspektor und schnüffelt mit einer Lupe. Er geht von der Bühne und sucht unter dem Stuhl, unter einem Stein, sucht zwischen den Kindern. Währenddessen auf der Bühne: Aliud, Schneewittchen. Schneewittchen kocht wieder, dieses Mal ist Aliud neben ihr mit einer neuen Schultasche und sauberer Kleidung. ) Schneewittchen: Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht, Aliud? Aliud: (versucht gutes Deutsch zu spreche) Ja, ich habe meine Deutschhausaufgaben gemacht und die Lehrerin sagt, dass ich sehr schnell lerne! (Der Geheimagent schreckt zwischen den Kindern auf und geht mit schnellen Schritten zur Bühne) Geheimagent: Aha, hab ich dich, Schneewittchen! Ich bin der Geheimagent und soll dich zu deiner Stiefmutter zurückbringen. Schneewittchen: (schreit) Nein, nein, ich will nicht zu meiner Stiefmutter zurück. Aliud: Hallo, wir uns kennen. Ich sein Aliud. Geheimagent: (etwas geringschätzig) Der wieder, der Flüchtling. Der wohnt jetzt auch im Zwergenhaus. Du Aliud, zeig mir deinen Pass! Aliud: Ich haben verloren in Meer. 9

Geheimagent: Aha, ohne Pass, das ist illegal, da muss ich dich auch mitnehmen.

(Nimmt die beiden gefangen und bindet symbolisch eine Schnur um beide. Schneewittchen und Aliud sitzen gefesselt auf einer Bank. Der Geheimagent tanzt um sie beide herum, die Lupe schwingend,) Geheimagent: (hüpft vor Freude) Jetzt hab ich sie, wenn ich zurückkomme, werde ich gelobt und bestimmt zum Ober-Geheimagenten ernannt. So jetzt singen wir das Lied vom Geheim-Agenten: V. Lied vom Geheimagenten Ein Menschlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat von dem Geheimdienst ein Mäntlein um. Sagt, wer mag das Menschlein sein, das da steht im Wald allein mit dem streng geheimen Mäntelein? Das Menschlein steht im Walde gar streng geheim, und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein. Sagt, wer mag das Menschlein sein, das da steht im Wald allein mit dem streng geheimen Käppelein?

Melodie: (siehe in youtube)

Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat vor lauter Purpur ein Mäntlein um. Sagt, wer mag das Männlein sein, das da steht im Wald allein mit purpur roten Mäntelein?

Scheewittchen: Kinder, ihr müsst den Oberzwerg rufen! Aliud: Nur der Oberzwerg kann uns retten! Ruft ihn! Herr Ober-Zwerg! Ober-Zwerg: (kommt aus dem Zwergenhaus) Was ist den schon wieder los. Gibt es denn keine Ruhe im Wald? Geheimagent: Ich bin der Geheimagent, und muss diese beiden Personen mitnehmen. Ober-Zwerg: Ich bin hier der Ober-Zwerg und verantworlich für das Zwergenhaus und alle Bewohner. Hier wird niemand mitgenommen. 10

(Der Oberzwerg verteilt schnell einige Spiegel an ein paar Kinder. Er überlegt wie er seine Schützlinge befreien kann.) Oberzwerg: (zu den Kindern): Was soll ich machen? Wie bekomme ich den Geheimagenten dazu, dass er gut wird? (Kinder im Publikum antworten) Oberzwerg: He, Geheimagent. Ich hab einen wunderschönen Spiegel. Möchtest du nicht mal hineinschauen? Geheimagent: Nö, wieso, ich weiß doch, dass ich wundervoll aussehe. Ober-Zwerg (hält dem Geheimagenten den Spiegel vor die Nase): Jetzt schau schon rein! Geheimagent: Ich will nicht! Guck doch selber rein, du Klumpnase! Ober-Zwerg: Kinder, ihr müsst mir helfen! Der blöde Geheimagent will einfach nicht in den Spiegel schauen. Ihr müsst den Spiegel hochhalten und rufen: "Los, Spiegel, los". Jetzt! (zeigt den Kindern, dass sie den Spiegel hochhalten sollen und hält ihn dem Geheimagenten vor. Geheimagent schaut in den Spiegel). Geheimagent: Ich bin ja noch schöner, als ich dachte! Gib mal den Spiegel her, du! (Geheimagent nimmt den Spiegel und betrachtet sich innig. Er streicht sich über die Haare und das Gesicht.) Geheimagent: Ich bin ja noch schöner als Schneewittchen! Nicht, dass die böse Stiefmutter jetzt mich haben will! Ich verschwinde lieber. Du kannst deine Schützlinge behalten Zwerg, aber nur, wenn ich den Spiegel behalten darf. Dann kann ich mich den ganzen Tag anschauen und meine Schönheit bewundern. (Nimmt den Spiegel, geht weg, während er immer noch hineinschaut. Der Ober-Zwerg befreit die beiden Gefangenen.) Schneewittchen: Und schon wieder hat mein Zauberspiegel mich gerettet. Aber der Geheimagent kann ihn ruhig behalten. Ich brauche ihn nicht mehr. Alles, was ich will, habe ich hier bei dem Zwerg gefunden. Denn: 'Froh zu sein, bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König!'

11

(Schneewittchen und Aliud treten in den Hintergrund, bleiben aber noch auf der Bühne. Der Oberzwerg tritt nach vorne und spricht zum Publikum.) Oberzwerg: Wer wohlhabend ist, sollte immer mit Armen teilen, so wie wir Zwerge unsere Betten und unser Essen teilen. Wir werden zwar nicht alle gleich sein, aber das wäre doch auch langweilig, oder? Nicht jeder hat einen Zauberspiegel wie Schneewittchen, um gerettet zu werden. Aber jeder hat ein gutes Herz, wenn er nur daran glaubt! Jetzt singen wir das Lied vom Zauberspiegel. (Dabei werden an die Zuschauer kleine Spiegel verteilt) II. Lied vom Spieglein 1. Spieglein, Spieglein, du zeigst alles, In Gesichtern und in Herzen, Das macht traurig, Das tut weh, Wenn wir böse Menschen sehn! 2. Spieglein, Spieglein, du zeigst alles, In Gesichtern und in Herzen, Das macht glücklich, Das ist schön Wenn wir liebe Menschen sehn! Melodie: (siehe youtube) Taler, Taler, du mußt wandern, Von dem einen zu dem andern, das ist herrlich, das ist schön, Taler, laß dich nur nicht sehn.

Ende

12