Amphibien Entwicklungsgeschichte

Amphibien – Entwicklungsgeschichte Rund 60 Millionen Jahre waren die Amphibien die dominierende Wirbeltiergruppe auf der Erde. Trotzdem die Tiere den...
Author: Marie Kaufman
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Amphibien – Entwicklungsgeschichte

Rund 60 Millionen Jahre waren die Amphibien die dominierende Wirbeltiergruppe auf der Erde. Trotzdem die Tiere den trockenen Lebensraum erobern konnten, waren sie aber immer noch für ihre Fortpflanzung auf Wasser angewiesen. Das griechische Wort amphibios bedeutet doppellebig. Die fischähnliche Kaulquappe im Wasser und der Frosch an Land zeigen dies heute noch. Das Verhalten der Amphibien im Allgemeinen und die im Landkreis Günzburg vorkommenden Arten im Besonderen machen in unserem dicht besiedelten Land Hilfsmaßnahmen für die Amphibien notwendig. Im Erdzeitalter des Devons, vor ca. 360 Millionen Jahren, traten auf der Erde mehrere Trockenperioden auf. In diesen Zeiten trockneten die großen Süßwasserseen aus. In jener grauen Vorzeit existierte in diesen Seen bereits eine artenreiche Fischfauna, die plötzlich stark bedroht war. Einige Fischarten jedoch waren in der Lage, in die noch bestehenden und neu entstehenden Feucht- und Sumpfgebiete abzuwandern und dort zu überleben. Dies war möglich, weil diese Fische bereits Lungen statt Kiemen hatten und sich so zumindest kurze Strecken über Land bewegen konnten. Zudem waren sie mit kräftigen muskel- knochengestützten Brust- und Bauchflossen ausgestattet. Man denke hier nur an die heute lebenden Schlammspringer in den Mangrovenwäldern der Tropen, die den Grenzlebensraum von Ebbe und Flut perfekt nutzen. Im großen Spiel der Evolution hatten damit diese Arten einen enormen Vorteil. Das sich stark erwärmende Wasser konnte nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen – viele Fischarten starben deshalb aus. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende vervollkommneten diese "Landfische" jene Organe und Extremitäten und begannen den Landlebensraum zu erobern. Der Schwanz bildete sich zurück, der Körper flachte sich ab. Da sich in jener Zeit mehrfach das Klima änderte, d. h. lange Feuchtigkeitsperioden mit Trockenperioden abwechselten, wurde diese Entwicklung begünstigt und beschleunigt. Rund 60 Millionen Jahre lang waren damit die Amphibien die dominierende Wirbeltiergruppe auf der Erde. Trotzdem die Tiere den trockenen Lebensraum erobern konnten, waren sie aber immer noch auf Wasser angewiesen, sei es auch nur zur Fortpflanzung (griechisch: amphibios = doppellebig). Der Übergang vom Wasserleben zum Landleben kann man wie im Zeitraffer bei der Entwicklung von der "fischähnlichen" Kaulquappe zum "fertigen" Frosch beobachten. Von den Amphibien ging in weiteren Millionen von Jahren die Entwicklung über Reptilien hin zu den Vögeln und Säugetieren.

Auch heute – 360 Millionen Jahre nach den ersten "Gehversuchen" – ist die Wassergebundenheit der Amphibien immer noch vorhanden, ebenso wie das Wanderbestreben von Wasser- zu den Landlebensräumen und umgekehrt. Lebensgewohnheiten Das griechische Wort amphibios bringt die doppellebige Lebensgewohnheit unserer Frösche, Kröten, Unken und Molche deutlich zum Ausdruck. Land und Wasser sind gleichermaßen ihr Lebensraum. Eine Ausnahme bildet nur der schwarze Alpensalamander, der keinen Laich absetzt, sondern die Jungen fertig entwickelt zur Welt bringt. Für die anderen Amphibien sind Gewässer für die Erhaltung der Art unbedingt notwendig. Im zeitigen Frühjahr beginnt oft schon die Wanderung aus den Winterquartieren zu den Laichgewässern, welche teilweise mehrere hundert Meter voneinander entfernt liegen können. Paarung und Laichablage findet im Wasser statt. Hier entwickeln sich die Kaulquappen zu kleinen Fröschen, die mit den Elterntieren im Herbst in ihre Winterquartiere zurückkehren. Im Landkreis Günzburg vorkommende Arten (Letzte Erhebungen zur Bestandsituation -1999-) Wenn Sie mehr über die verschiedenen Frösche wissen wollen, klicken Sie einfach auf die (roten) Bezeichnungen. Grasfrosch (Rana temporaria)

Grünfrosch-Seefrosch (Rana ridibunda)

Wasserfrosch (Rana lessonae/esculenta)

Laubfrosch (Hyla arborea)

Springfrosch (Rana dalmatina)

Erdkröte (Bufo bufo)

Kreuzkröte (Bufo calamita)

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Bergmolch (Triturus alpestris)

Kammmolch (Triturus cristatus)

Teichmolch (Triturus vulgaris)

Wanderstrecken und ihre Betreuung Der Wandertrieb vom Winter- in den Sommerlebensraum ist den Amphibien angeboren. In unserem dicht besiedelten Gebiet kommt es daher häufig vor, dass Straßen die Wanderstrecken durchschneiden. Die Kröten und Frösche versuchen jedoch trotz der Straße ihren traditionellen Lebensraum auf der anderen Seite zu erreichen. Dies wird dann den meisten Tieren zum Verhängnis. Um dieses Massensterben zu verhindern, haben sich einige wenige engagierte Naturfreunde zusammengefunden. Sie stellen entlang der Straßenseite, an der die Amphibien bei ihrer Wanderung ankommen niedrige Zäune auf. Entlang der Innenseite fallen die Kröten und Frösche dann in eben im Boden eingelassene Kübel mit Löchern für den Regenwasserabfluss. Die Amphibien müssen regelmäßig von den Betreuern über die Straße getragen werden. Dort können sie ihre Wanderung unbeschadet fortsetzen. Dank einiger unermüdlicher Helfer werden viele Wanderstrecken betreut. Aber immer noch sind Engpässe in den Arbeitsplänen zu verzeichnen. Weitere Hilfe beim Amphibiensammeln wäre dringend notwendig. Mittlerweile sind im Landkreis Günzburg 22 Amphibienwanderstrecken bekannt, die von einer Straße getrennt sind und die einer Betreuung bedürfen. Interessierte Personen, die aktiv am Amphibienschutz mitarbeiten wollen, werden gerne in den Kreis der Betreuer aufgenommen. Ihr Einsatz wird dann möglichst nahe an Ihrem Wohnort sein. Melden Sie sich bitte unter der Tel.-Nr. 08221-95 307 bzw. 95 343 beim Landratsamt Günzburg, wir freuen uns über jeden engagierten Naturfreund. Amphibienwanderstrecke (nördl. Landkreis) Amphibienwanderstrecke (mittlerer Landkreis) Amphibienwanderstrecke (südl. Landkreis) Weiterführende Informationen

Grasfrosch (Rana temporaria) Mit 66 Fundorten, davon mit über 100 adulten Tieren, gehört der Grasfrosch zu den weit verbreiten und häufigen Arten des Landkreises, wobei die Art sicher noch zahlreiche weitere Fundorte hat. Der Grasfrosch konnte in allen Gewässertypen mit Verbreitungsschwerpunkt in ungenutzten Biotopen der Iller-Lech-Schotterplatten angetroffen werden.

Grünfrösche – Seefrosch (Rana ridibunda) und Wasserfrosch (Rana lessonae/esculenta) Mit 143 Fundorten gehören die Grünfrösche zu den häufigsten Arten des Landkreises. Während der Seefrosch mit 48 Nachweisen im wesentlichen auf das Donauried und die Flusstäler wie Mindel, Kammel oder Günz beschränkt ist, hat der Wasserfrosch mit insgesamt 87 Fundorten vor allem in den Iller-Lech-Schotterplatten seinen Verbreitungsschwerpunkt. Grünfrösche können in allen Gewässertypen angetroffen werden, wobei der Seefrosch hauptsächlich in Kiesabbaugebieten mit Baggerseen vorkommt und der Wasserfrosch neben Kiesabbaugebieten häufig auch in Fischteichen und –Weihern sowie ungenutzten Gewässern zu beobachten ist. Es wurden 4 individuenreiche Populationen des Wasserfroschs, eine des Seefroschs und eine einer Mischpopulation festgestellt. Bisher waren in der ASK 101 Fundorte der Grünfrösche verzeichnet.

Größe: daumengroß (bis zu 6 cm) Kennzeichen: leuchtend grün Vorkommen: in allen Naturräumen und Gewässertypen, deutlicher Schwerpunkt in ungenutzten und fischfreien Kleingewässern Bestand: sinkend; von den weltweit rd. 5.500 Amphibienarten gilt ein Drittel als bedroht Ursachen für den Artenrückgang: Zerstörung der Lebensräume

Springfrosch (Rana dalmatina) 1997 werden noch adulte Einzeltiere des Springfrosches für einen Feuchtgebietskomplex nördlich von Leipheim angegeben. Trotz intensiver Nachsuche konnten 1998 keine Fortpflanzungs- oder weitere Adultnachweise erbracht werden. Es bedarf weiterer Überprüfungen um das Vorkommen und den Bestand des Springfrosches zu verifizieren.

Erdkröte (Bufo bufo) Mit 49 Fundorten, davon 10 mit über 100 adulten Tieren, gehört die Erdkröte zu den weit verbreiteten und häufigen Arten des Landkreises, wobei die Art sicher noch zahlreiche weitere Fundorte hat (bisher waren 66 Fundorte bekannt). Die Erdkröte konnte in allen Gewässertypen angetroffen werden. Neben fischerreilich genutzten Gewässern bilden ungenutzte angelegte Biotope in den Iller-Lech-Schotterplatten den Verbreitungsschwerpunkt.

Kreuzkröte (Bufo calamita) Die bayernweit gefährdete Kreuzkröte gehört zu den seltenen Arten des Landkreises. Trotz intensiver Nachsuche und annähernd flächendeckender Überprüfung von Abbaustellen sind aktuell nur 5 Nachweise bekannt. Es handelt sich um individuenarme Bestände in periodischen Kleingewässern, die meist in Abbaustellen liegen.

Gelbbauchunke (Bombina variegata) Die bayernweit gefährdete und im Anhang II der FFH-Liste geführte Art gehört zu den echten Raritäten des Landkreises. Trotz intensiver Nachsuche und Überprüfung der wesentlichen Lebensraumtypen (Abbaustellen und Waldgebiete) konnten nur 3 Nachweise erbracht werden. Dabei handelt es sich um individuenarme Bestände periodischer Kleingewässer in Abbaustellen der Iller-Lech-Schotterplatten.

Bergmolch (Triturus alpestris) Mit 17 Fundorten gehört der Bergmolch zu den selteneren Arten, die auf Grund der nicht flächendeckenden Untersuchung sicher unterrepräsentiert ist (bisher waren 31 Fundorte bekannt). Typisch ist das weitgehende Fehlen im Donauried, da die Art große Flusstäler meidet. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in fischereilich ungenutzten Gewässern (Abbaustellen, periodische Gewässer, angelegte Biotope) Zwei Fundorte mit mehr als 100 adulten Individuen sind vorhanden.

Kammmolch (Triturus cristatus) Die bayernweit stark gefährdete und im Anhang II der FFH-Liste geführte Art gehört zu den echten Raritäten des Landkreises. Trotz intensiver Nachsuche und Überprüfung der wesentlichen Lebensraumtypen (Abbaustellen, Kleingewässer im Donauried und den Waldgebieten) konnten nur 4 Nachweise erbracht werden. Dabei handelt es sich um individuenarme Bestände in einem strukturreichen Altwasser und ungenutzten Kleingewässern (ehem. Kiesabbautümpel und 2 x im NSG Leipheimer Moos) im Donauried.

Teichmolch (Triturus vulgaris) Mit 36 Fundorten gehört der Teichmolch zu den verbreiteten Arten, der auf Grund der nicht flächendeckenden Untersuchung sicher unterrepräsentiert ist (bisher waren 38 Fundorte bekannt). Die Art kommt in allen Naturräumen und Gewässertypen vor. Vier Fundorte mit mehr als 100 adulten Individuen.

Weiterführende Informationen In den letzten Jahren hat die Tagespresse immer wieder über die selten vorkommende Kreuzkröte und die Gelbbauchunke berichtet. Es ist so ungeheuer wichtig, für die vom Aussterben bedrohten Amphibienarten Sekundärlebensräume zu schaffen und auch zu erhalten. Der Laubfrosch gehört insofern zu den Hoffnungsträgern, als seine Verbreitung im Landkreis Günzburg dank der zahlreich angelegten Biotope zugenommen hat. Bevorzugt der Laubfrosch ruhige Tümpel mit Ufervegetation als Lebensraum, so liebt die Kreuzkröte und die Gelbbauchunke das offene Kleingewässermosaik von Lehm- und Sandgruben. Merkmale des Laubfrosches (Hyla arborea) Ausgewachsene männliche und weibliche Tiere erreichen eine Größe von 30-45 mm. Die Oberseite ist meist blattgrün. Die Oberseite ist von der weißlichen Unterseite durch eine schwarze Linie getrennt. Der Kopf ist gerundet und die Schnauze stark abfallend. Die Pupille ist waagrecht elliptisch. Die Enden der Finger und Zehen sind zu kleinen Haftscheiben erweitert. Der Laich wird in walnussgroßen, kompakteren Klümpchen an Wasserpflanzen abgelegt. Merkmale der Kreuzkröte (Bufo calamita) Ausgewachsene männliche Tiere erreichen eine Größe von 40-70 mm, weibliche Tiere 50-80 mm. Der Rücken ist auf hellerem Grund braun- oder olivgrün marmoriert. Über den Rücken zieht sich meist eine dünne gelbe Längslinie. Der Körper ist gedrungen, der Kopf nach vorne stark abfallend. Die Schnauze ist gerundet. Die ist waagrecht elliptisch, die Iris zitronengelb bis grünlich. Die Hautoberfläche ist trocken und warzig. Mit ihren kurzen Hinterbeinen hüpft die Kreuzkröte nicht, sondern läuft mausähnlich. Die zweireihige Laichschnur liegt am Gewässerboden. Merkmale der Gelbbauchunke (Bombina variegata) Die Größe der ausgewachsenen Männchen und Weibchen erreicht 35-55 mm. Die Oberseite der Gelbbauchunke ist graubraun, oft mit verwaschenen , hellen Flecken und zahlreichen Warzen. Die Unterseite einschließlich der Arme und Beine sind graublau bis schwarzblau mit auffallenden hellgelben bis orangen Flecken, die meist mehr als die Hälfte der Unterseite einnehmen. Der Körper ist gedrungen, die Schnauze gerundet. Die Pupille ist herzförmig. Die Eier werden in lockeren Klümpchen von 2-30 Stück an ins Wasser hängende Halme oder oft auch an überschwemmte Landpflanzen geheftet

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