Alterssicherung in Deutschland seit der Jahrtausendwende: Bestandsaufnahme und Ausblick. Dr. Oliver Ehrentraut Berlin,

Alterssicherung in Deutschland seit der Jahrtausendwende: Bestandsaufnahme und Ausblick Dr. Oliver Ehrentraut Berlin, 10.11.2016 Demografischer Wand...
Author: Tobias Kästner
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Alterssicherung in Deutschland seit der Jahrtausendwende: Bestandsaufnahme und Ausblick Dr. Oliver Ehrentraut Berlin, 10.11.2016

Demografischer Wandel: Hat sich Grundlegendes verändert? Entwicklung des Altenquotienten – Die Perspektive 2000 und heute 60,0

10. Bevölkerungsvorausberechnung (Variante 5)

55,2

13. Bevölkerungsvorausberechnung (Variante 2)

55,0

53,1

Altenquotient

50,0 45,0 40,0 34,6

35,0 30,0 28,2 25,0 20,0 2000

2004

2008

2012

Quelle: Prognos AG 2016, eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt 2003 und 2015 (Variante 5 der 10. und Variante 2 der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung)

2016

2020 Jahr

2024

2028

2032

2036

© 2016 Prognos AG

2040

2

Bevölkerungs- und Erwerbstätigenentwicklung Deutschland 2015 100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 800

600

400

200

0

200

400

600

Altenquotient 35,0 % SV Beschäftigte 31,1 Mio. Rentnerzahl 20,8 Mio.

800

Anzahl in Tsd. Quelle: Prognos AG 2016, eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt 2015, Variante 2 der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung)

© 2016 Prognos AG

3

Bevölkerungs- und Erwerbstätigenentwicklung Deutschland 2040 100 95 90 85 80 75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 800

600

400

200

0

200

400

600

Altenquotient 55,2 % SV Beschäftigte 28,3 Mio. Rentnerzahl 26,1 Mio.

800

Anzahl in Tsd. © 2016 Prognos AG

4

Gesetzliche Rentenversicherung: Sattelfest in die Zukunft? Beitragssatzentwicklung 2000 bis 2040 ohne Reformen und im Status quo 30 Beitragssatz (ohne Reformen) Beitragssatz (SQ (mit Riester, NHF und R67))

28

Beitragssatz (mit Riester)

Beitragssatz in Prozent

Beitragssatz (mit Riester und NHF)

26

24

22

20

18

16 2000

2005

2010

Anmerkungen: SQ = Status quo; NHF = Nachhaltigkeitsfaktor; R67 = Rente mit 67

2015

2020 Jahr

2025

2030

2035

© 2016 Prognos AG

2040

5

Gesetzliche Rentenversicherung: Sattelfest in die Zukunft? Rentenniveauentwicklung 2000 bis 2040 ohne Reformen und im Status quo 56

Nettorentenniveau in Prozent

54 52 50 48

„Riester-Lücke“

46 Rentenniveau (ohne Reformen)

44

Rentenniveau (SQ (mit Riester, NHF und R67))

„NHF-Lücke“

Rentenniveau (mit Riester)

42

Rentenniveau (mit Riester und NHF)

40

2000

2005

2010

Anmerkungen: SQ = Status quo; NHF = Nachhaltigkeitsfaktor; R67 = Rente mit 67

2015

2020 Jahr

2025

2030

2035

© 2016 Prognos AG

2040

6

… und gelingt der Ausgleich? Wenn der Eckrentner „riestert“ oder Entgelt umwandelt… 400 Rentenlücke und Ausgleich durch geförderte Zusatzvorsorge (Euro, Monatswerte, in Preisen 2015)

Zinsvariation +/- 0,5 Prozentpunkte

2040

350

300 2030

250

„NHF-Lücke“

200 „NHF-Lücke“

150

„Riester-Lücke“

100 „Riester-Lücke“

50

0 Lücke Sparquote Riester 2% … 4%

bAV 4%

Lücke Sparquote Riester 2% … 4%

bAV 4%

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7

Exkurs „Riester-Deckel“

Deckelung der Ersparnis in Riester-Verträgen auf 2.100 Euro 5.000 4.500

Monatseinkommen in Euro

4.000

Eckrentner bAV Eckrentner Riester Besserverdiener bAV Besserverdiener Riester

3.500 3.000 2.500 2.000 1.500

Aktuell stoßen gut 12 % der Riester-Sparer an die Obergrenze… Tendenz steigend. 2040 wird bereits die Hälfte aller Riester-Sparer gedeckelt. Der Eckrentner ist „erst“ 2026 betroffen. Bei Besserverdienern greift der Deckel schon ab 2020.

1.000 500 0

2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032 2034 2036 2038

Jahr Der Rentenbericht der Bundesregierung unterstellt für den Eckrentner eine modellhafte Erwerbsbiografie. Er hat zuvor 45 Jahre bzw. 47 Jahre lang Beiträge in die GRV in Höhe des Beitrags für ein Durchschnittsentgelt gezahlt. Für den Besserverdiener wird, analog zum Rentenbericht, das 1,3-fache des Durchschnittsentgelts unterstellt. © 2016 Prognos AG

8

Erfolgsgeschichte oder Misserfolg: Ein Versuch der Einordnung… Entwicklung der zusätzlichen privaten Altersvorsorge („Riester-Rente“) 18,0

Verträge Geförderte Personen (nur Zulagenempfänger)

16,0 15,4 14,5

14,0

in Mio. Verträgen/Personen

15,8 16,0

16,3 16,5 16,5

Sonstige Mittelbar Berechtigte Beamte Gesetzlich Rentenversicherte

13,4 12,2

12,0 10,9

10,2

10,0 9,3

8,0

8,1

6,0

6,0

5,7

4,0

4,0

4,3

9,6

10,6 10,6 10,6 10,7

0,3

0,5

0,6

7,8

Im Jahr 2012 haben etwa 31 Prozent der gesetzlich Rentenversicherten aktiv „geriestert“ (Pflichtversicherte in 2012: 29,8 Mio. Personen)

9,3

4,4

3,4

2,0

1,9

2,4

2,8

1,4

0,0

Jahr

Quelle: BMAS, DRV, SOEP v30

Zulagenempfänger nach Anlegertypen (Jahr 2012, in Mio. Personen)

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Erfolgsgeschichte oder Misserfolg: Ein Versuch der Einordnung… 31 Prozent mit Riester-Vertrag – und die Übrigen? Ohne anderes Vermögen Soziale Untergliederung 27% 22%

20% 13%

9%

7%

2%

 Renten-/ oder Lebensversg.

kein Einkommen 10.000 - 20.000 30.000 - 40.000

bis 10.000 20.000 - 30.000 40.000 - 50.000

 Immobilien

39%  Geldvermögen

28%

25%

 Sonstiges

23 Prozent haben eine Zusatzversorgung über den Betrieb, weitere 22 Prozent besitzen weder Riester noch bAV aber anderweitiges Vermögen.  Etwa ein Viertel der Pflichtversicherten ist allein auf die GRV angewiesen. Quelle: SOEP v30

8% Singles Paar ohne Kinder

Alleinerziehende Paar mit Kindern

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Die Realität jenseits des Eckrentners

Typisierte Erwerbsbiografien, Rentenanwartschaften und geförderte Zusatzvorsorge für ausgewählte Berufe

Elektroinstallateur (Fachkraft)

Verkäuferin (Fachkraft)

Lohnbuchhalter (Spezialist)

Teamleiterin (Spezialistin)

Methodisches Vorgehen und Annahmen  Berufe gemäß der „Rentenperspektiven 2040“ auf Basis der Versichertenkontenstichprobe der Deutschen Rentenversicherung  Vollständige Erwerbsbiografien für typisierte Berufe vom Erwerbsbeginn bis zum Renteneintritt  Berechnung der jeweiligen Rentenanwartschaften für zwei Jahrgänge (1963 und 1973) mit und ohne Reformen in der GRV  Annahmen zum Vorsorgesparen:

Entwicklungsingenieur (Experte)

Sozialpädagogin (Expertin)

 Verzinsung von 1,5 Prozent real  „Sparquote“ von 2 und 4 Prozent des jeweiligen Jahreseinkommens  Lebenserwartung bei Renteneintritt 22 bzw. 23 Jahre  Kosten in Höhe von 10 Prozent der jährlichen Beiträge

 Situation im Jahr 2030 und 2040

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Umlagesystem stabilisiert, zu welchem Preis?

Gesamtversorgung für ausgewählte Erwerbsbiografien 2030 und 2040

Nettomonatsrente und geförderte Zusatzrente (in Euro in Preisen 2015)

3.500

3.000

Nettorente SQ Riester-Lücke NHF-Lücke … mit Riester-Rente 2% … mit Riester-Rente 4% … mit bAV

2.500

2.000

1.500

1.000

500 Eckrentner

Besserverdiener

Elektroinst.

Verkäuferin … mit 2 K.

Sozialpäd. mit 2 K.

Buchhalter

Teamleiterin Ingenieur

ausgewählte Berufe

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Zentrale Erkenntnisse und Fazit

Wo stehen wir 15 Jahre nach Riester?  Der demografische Wandel lässt sich nicht „abschalten“ und erfordert nach wie vor Anpassungen.  Die GRV wurde – weitestgehend – erfolgreich reformiert.  Die reformbedingten Lücken sind spürbar, aber basieren auf mehreren Rentenreformen.  Riesterrente und Entgeltumwandlung gleichen beim typisierten Eckrentner die „Riester-Lücke“ mehr als aus. Trotz Niedrigzinsumfeld.  Der Verbreitungsgrad der geförderten Altersvorsorge ist mit 54 Prozent besser als gemeinhin angenommen.  Rente mit 67 wirkt positiv auf das allgemeine und individuelle Rentenniveau.

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Wir geben Orientierung. Prognos AG – Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung.

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