Alte Burgen, neue Chancen

Sendung: „Wir in Europa – Nachbarn“ Sendedatum: 20.05.2012 Sendelänge: 29.10 Beitrag: Alte Burgen, neue Chancen Arbeitsbeschaffung in der Slowake...
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Sendung:

„Wir in Europa – Nachbarn“

Sendedatum: 20.05.2012 Sendelänge:

29.10

Beitrag:

Alte Burgen, neue Chancen Arbeitsbeschaffung in der Slowakei

Autor:

Arndt Wittenberg

Kamera:

Alexander Kraeft

Ton:

Sebastian Breitkreutz

Schnitt:

Tobias Szörenji

Redaktion:

Barbara Mai

Fremdfilm:

nein, alles Eigendreh

Musik:

ja, siehe Gema-Meldung

2.00 2.24

Trailer Mann geht

Musik Früh morgens um sieben ist Jaroslav Gazdatschko von Zuhause aufgebrochen, um seinen neuen Arbeitsplatz zu erreichen. Vor ihm liegt eine schweißtreibende

2.50

Burg Titel

3.07

Einkleiden

3.40

O-Ton Jaro

4.01

Burg

Herausforderung : Zusammen mit anderen Arbeitslosen soll er die Burgruine von Kapucany wiederaufbauen. Arbeitslose als Retter alter Kulturdenkmäler - in der Slowakei ist ein europaweit einzigartiges Sanierungsprojekt angelaufen. Alte Burgen, neue Chancen Arbeitsbeschaffung in der Slowakei Unterhalb der Burgruine herrscht ungewohnte Betriebsamkeit. Wie die anderen Männer wird auch Jaroslav mit neuer Arbeitskleidung, Sicherheitsschuhen und einer Spitzhacke ausgerüstet. Es ist der Startschuss für ein landesweites Projekt: 20 Burgen in der Slowakei sollen in diesem Jahr vor dem Verfall gerettet werden. Über 800 Arbeitslose werden dabei eingesetzt. Eine Chance für den beruflichen Wiedereinstieg Jaroslav Gazdatschko will sein Bestes geben. „Ich glaube, dass es hart werden wird. Das wird schwere Arbeit, besonders, wenn es so wie jetzt so heiß ist. Aber ich bin hier, weil ich das Geld einfach brauche. Ich hoffe, wir arbeiten im Team gut zusammen. Das ist etwas ganz Neues für mich. Ich bin auf jeden Fall froh, hier zu sein, aber es wird sicher sehr anstrengend.“

Mächtig und geheimnisvoll steht sie da, die Burgruine von Kapucany , im 13. Jahrhundert erbaut als Bollwerk gegen brandschatzende Mongolen. Vor dreihundert Jahren wurde die Burg niedergebrannt. Seitdem zerfällt die

einst stolze Festung. Heute ist der erste Arbeits-Tag auf Kapucany. Keiner der Männer weiß genau, was auf ihn zukommt. Deshalb muss Koordinator Martin Sarossy seine Leute genau einweisen. 90 Arbeitslose haben sich für diesen Job gemeldet. 20 davon hat Martin ausgewählt: nur die, die wirklich anpacken wollen.

4.25

Ansprache Martin

4.45

O-Ton Martin

„ Nach den Gesprächen im Auswahlverfahren haben wir die Arbeitslosen auf die Burg gebracht und sie zwei Tage hier oben arbeiten lassen. Da hat sich gezeigt, dass viele Leute, die unten im Dorf noch beteuert hatten, sie wollen arbeiten, es sich schnell anders überlegt haben. Bei vielen hat der Aufstieg zur Burg schon gereicht.“

5.05

Jaro beim Arbeiten

Jaroslav wird zu Arbeiten an der Burgmauer eingeteilt. Ein Knochenjob: Er muss alte Mauerreste freilegen und die schweren Brocken stapeln – es sind die ersten Vorbereitungen für die archäologischen Untersuchungen und den späteren Wiederaufbau.

5.24

Martin geht/ Arbeitslose

80.000 Euro hat das slowakische Kultusministerium für dieses Jahr bewilligt. Ein Großteil der Mittel stammt aus den Sozialfonds der EU. Die Arbeitslosen erhalten davon bis zu 400 Euro im Monat. Das ist

nicht viel, aber immer noch mehr als der slowakische Mindestlohn von 317 Euro. 5.44

O-Ton Martin

„ Ich denke, dass es für die Arbeitslosen eine Chance ist. Die Frage ist nur, ob es wirklich langfristige Perspektiven hat. Denn bislang haben wir nur Geld für eine Saison. Ich hoffe aber, dass das Projekt fortgesetzt wird. Wir haben jetzt begonnen, und wir werden mit Mitteln versuchen, dass das Projekt weiterläuft.“

6.05

Burg / Dorf / Hühnerstall

Die meisten Arbeitslosen stammen aus der Region, viele aus dem Städtchen Kapucany direkt unterhalb der Burg. Arbeit gibt es kaum in dem 2000- Seelen-Ort, wie in vielen Städten im Osten der Slowakei. Wer Mut hat, zieht weg und sucht sein Glück im reicheren Westen des Landes. Jaroslav Gazdatschko ist mit seiner Familie in Kapucany geblieben – bislang. Vor einem Monat haben sie sich im Garten ihres Mietshauses einen Hühnerstall gebaut und ein paar Hennen ersteigert. Eier zu kaufen war die Familie von Jaroslav einfach zu teuer geworden.

6.53

Plattenbau

Der gelernte Maschinenschlosser lebt mit seiner Familie in einer zweieinhalb Zimmerwohnung, zusammen mit dem Schwiegervater. Ein festes Einkommen haben die Gazdatschkos schon lange nicht mehr.

Jeden Monat heißt es: Überleben, irgendwie, mit staatlichem Kinder- und Elterngeld. 7.05

Jaro O-Ton

7.29

Totale Für Arbeitslose wie Jaroslav ist BurgenFamilie/ Fahrt Experte Martin Sarossy längst ein Hoffnungsträger in der Region geworden. Martin Momentan koordiniert der 32-jährige gleich drei Sanierungsprojekte. An diesem Nachmittag ist Martin allerdings zum Vergnügen unterwegs - auf dem Weg zu einer Burg natürlich.

7.48

Burg saris

8.00

Martin geht / schaut Arbeitslose

8.24

O-Ton Martin

„Wenn es mit Burg weitergehen würde, wäre ich sehr froh. Finanziell würde uns das sehr helfen. Ich werde dennoch versuchen, eine andere Arbeit zu finden. Aufs Arbeitsamt zu gehen bringt nichts, die haben keine Jobs. Wenn es gar nicht anders geht, werde ich es im Ausland versuchen.“

Die Ruine Saris ist ein gut verstecktes Juwel nahe der Stadt Presov. Mit 4,5 Hektar Fläche ist sie die größte Burganlage im Osten der Slowakei. An diesem Ort hatte für Martin Sarossy alles angefangen. Begeistert von der Burganlage, begann er vor sechs Jahren, hier oben zu arbeiten, freiwillig, ohne Entgelt. Später gründete er eine Bürgerinitiative zur Rettung der Burgen. Dass jetzt auch Arbeitslose auf Saris ihr Geld verdienen, das ist auch sein Verdienst. „Anfangs war ich ganz allein hier, ich habe das Unkraut gemäht und im Zelt übernachtet. Damals habe ich viele positive

Überraschungen erlebt. Erst war ich war erstaunt, wie viele Menschen die Burg besuchen. Und dann haben sich viele meinen Arbeiten angeschlossen, ganz spontan, so hat alles angefangen.“ 8.44

Arbeiter / Karte Slowakei / Bratislava

Durch das Sanierungsprojekt können jetzt 40 Arbeitslose ihre Familien ernähren. Ein Glücksfall, denn in der Region um die Stadt Presov ist die Arbeitslosenquote mit 20 Prozent besonders hoch. Ganz anders in der Hauptstadt im Westen des kleinen EU-Landes. Bratislava, früher Pressburg, hat in den letzten Jahrzehnten einen Boom erlebt. Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung, die Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit denen in westdeutschen Städten. Doch der Wirtschaftsmotor Bratislava kann nicht das ganze Land versorgen. So ist man im Sozialministerium heilfroh über die 3,4 Millionen Euro, die die EU für das landesweite Burgenprojekt bereitgestellt hat.

9.27

0-Ton Minister

„ Ausgehend davon, dass wir in der Slowakei insgesamt eine sehr hohe Arbeitslosigkeit haben, ist der erste Vorteil des Projektes sicher die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Der zweite Beitrag ist, das wir so uns Kulturerbe erneuern können. Und zusätzlich kann auch der Tourismus angekurbelt werden . Wir hoffen, dass in den Gegenden, in denen die Burgen erneuert werden, der Fremdenverkehr profitiert.“

9.51

Pressburg / Über der Altstadt thront die Burg von Kohut im Büro Bratislava. Gerade restauriert, ist sie Symbol für eine Entwicklung, die vor knapp zehn Jahren eingesetzt hat: die Slowakei ist im Burgenfieber. Und dieser Mann ist infiziert. Vladimir Kohut ist Bauingenieur, Statiker – und Burgenexperte. Seit Jahren setzt er sich leidenschaftlich für die Restaurierung der Baudenkmäler ein. Kohut ist monatelang von Burg zu Burg gereist, um den bautechnischen Zustand der Ruinen festzuhalten. Für alle Burgen hat er Statik-Gutachten erstellt, die den Bauingenieuren vor Ort als Richtlinie dienen sollen.

10.33 O-Ton

11.07 Kohut fahrt

11.23 Devin

„ Die größte Herausforderung ist sicherlich die Nutzung traditioneller Technologien. Im Sozialismus wurden die Burgen mit Zement und Plastik restauriert. Wir wollen zu den Verfahren zurückkehren, die sich bei unseren Vorfahren bewährt haben, also die Nutzung von Kalk und Gestein. Das bringt aber auch Gefahren mit sich: nämlich, dass die Restaurierung wesentlich länger dauern kann.“ An diesem Tag hat Vladimir Kohut noch einen Job außerhalb von Bratislava zu erledigen. 15 Kilometer entfernt liegt die Burg Devin, auf der Kohut den Fortschritt der Arbeiten kontrollieren will. Die alte Festung liegt auf dem Felsmassiv am Zusammenfluss von March und Donau, direkt an der Grenze zu Österreich. In den 80-er Jahren war die Ruine ein bevorzugtes Ausflugsziel für Bürger aus der DDR, die von

hier aus erkunden wollten, welcher Weg über die Donau sich am besten eignet - für die Flucht in den Westen. 11.52 Kohut klettert Nach dem Kontrollgang erklettert Vladimir / Gerüst Kohut plötzlich das Bau-Gerüst, hoch zur gesperrten Zitadelle. Es ist die Macht der Erinnerungen: In Zeiten des Eisernen Vorhangs war auch er als junger Mann oft hier oben . Getrieben von der Sehnsucht: die Freiheit, damals so nah und doch so fern. 12.12 O-Ton Kohut devin

12.45 Burganlage / Karte / Uhrovec

13.16 Pavel geht /Verschlag innen

„In der Zeit vor `89 habe ich mich immer danach gesehnt, auf die anderen Seite des Flusses kommen. Denn da drüben ist ja Österreich. Damals war das nicht möglich, hier gab es mehrere Schichten elektrischen Stacheldraht. Nach der Revolution habe ich mir diesen Traum erfüllt und ich bin mit meiner Familie genau hierhin geradelt, zu dem Flecken Erde, nach dem ich mich so lange gesehnt habe.“ Die Burgen sind der Stolz der slowakischen Nation. Über 100 gibt es in dem kleinen Land. Die meisten sind verfallen. Die Ruine Uhrovec , verborgen im Strazov-Gebirge im Nordwesten des Landes, gehört zu den wertvollsten Burgen aus der romanischen Epoche. Im 17.Jahrhundert wurde Uhrovec von den Türken belagert. Einnehmen konnten sie die Festung nicht. Seit einiger Zeit hat die Ruine wieder einen Bewohner. Pavel Paulis hat die Rettung von Uhrovec zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Im oberen Teil der Burg hat sich der ehemalige Bergwerksarbeiter einen kleinen

Verschlag gebaut – das ist jetzt sein Zuhause. Seit vier Jahren haust der 53-jährige Arbeitslose hier - und ist rundum glücklich.

13.42 Pavel Paulis in „ Die Burg ist einfach meine Hütte Herzensangelegenheit und ich hoffe, dass ich bis ins hohe Alter hier leben kann. Ich will hier mit arbeiten, solange ich kann. Denn hier oben auf der Burg mitten in der Natur zu leben, das ist etwas wunderschönes. Ich kann mir kein anderes Leben mehr vorstellen.“

14.03 Brot Ein karges Abendessen, das muss reichen für schmieren / diesen Tag. Pavel will jetzt ruhen, denn früh Burg morgens am nächsten Morgen sollen die Arbeiten an der Burg weitergehen. 14.19 Pavel aus Hütte

14.52 Steine schichten

15.05 Pavel beim

Lange Zeit hat Pavel hier unentgeltlich geschuftet. Seit diesem Jahr wird er bezahlt, im Rahmen des Arbeitslosenprojektes, das auf Uhrovec nun schon die zweite Saison läuft. 20 Arbeitslose werden zur Sanierung der Burg beschäftigt. Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr waren so gut, dass die slowakische Regierung für diese Saison wieder 40.000 Euro bewilligt hat. Pavel Paulis ist mittlerweile zum Vorabeiter aufgestiegen. Sorgsam überwacht er die Arbeit seiner Kollegen. Denn mit normalen Mauerarbeiten hat das hier nichts zu tun. Stein um Stein muss richtig gesetzt werden. Bis er wirklich passt. „Wir benutzen hier nur die Dinge, die wir auf

Mauern

der Burg finden: Wir nutzen Regenwasser und den Sand, der schon im Mittelalter heraufgetragen worden ist und Kalk, den wir dann mit Regenwasser ablöschen. Ganz traditionell.“

15.22 Arbeiten auf der Burg

Pavel Paulis hat einen Traum: In zehn, fünfzehn Jahren könnte Uhrovec wiederaufgebaut sein. Und er möchte dann die Touristen durch die Burg führen.

15.34 Pavels Traum

„Ich würde gerne Burgverwalter werden, mit einem schönen Museum für die Touristen. Am liebsten würde ich mein Leben hier oben zu Ende bringen. Reich werden kann man dabei nicht. Bei einer solchen Arbeit darfst du nicht aufs Geld schauen. Du musst dein Körper und deine Seele geben, nur so kannst eine Burg wie diese wieder zum Leben erwecken.“

16.05 Burg Schafe

Zukunftsträume. Denn touristisch ist die Slowakei in vielen Regionen wenig erschlossen. Dabei hat das kleine Land landschaftlich und kulturell viel zu bieten. In den Hoffnungen auf einen touristischen Aufschwung spielen die vielen mittelalterlichen Burgen und Schlösser eine wichtige Rolle. In Bojnice, 50 Kilometer südöstlich der Stadt Trencin gelegen, hat sich der Traum vom Schloss als Touristenmagnet bereits verwirklicht. Jahr für Jahr strömen Tausende auf das Schloss, zum Internationalen Geister- und Gespensterfestival. In aufwendigen Inszenierungen werden die Besucher in eine mittelalterliche

16.50 Teufelsszene

Phantasiewelt entführt, mit Hexen, Teufeln und gespenstischen Drachen. 17.07 Drachen Atmo offen 17.14 Regisseur Vojtech Bartko ist der Regisseur des bespricht sich pompösen Spektakels. Jede kleine Pause mit nutzt der 32-Jährige, um seine Truppe zu Schauspielern motivieren. Denn für die Schauspieler ist diese Aufführung eine extreme Belastung: jeden Tag müssen sie über 12 Stunden durchhalten. 17.37 Regisseur „Jeden Morgen müssen wir 84 Schauspieler schminken und in ihre Kostüme bringen. Wir beginnen schon morgens um halb sechs, die erste Touristengruppe wird dann um neun Uhr eingelassen. In dieser Zeit muss ich alles so steuern, dass jeder Schauspieler an seinem Platz ist und wir mit dem Stück beginnen können.“ 17.59 Einlass / erste In kleinen Gruppen werden die Besucher Szene Helena durch das Schloss geführt - in jedem Raum wird eine andere Szene gespielt. Das Festival will die Schloss-Geschichte erlebbar machen. Dieses Stück spielt im Jahr 1396. Schlossherrin Helena erfährt, dass ihr Gemahl bei einer Schlacht mit den Türken gefangen genommen worden ist. Helena tut alles, um ihren Mann zu befreien – sie beschwört magische Formeln , selbst vor einem Pakt mit dem Teufel schreckt sie nicht zurück. 18.35 Vojtech Bartko schaut /geht

18.55 Hexenszene

Höchste Anspannung für Vojtech Bartko, der sich immer unter das Publikum mischt. Nach dem Ende der Szene muss der Regisseur weiter hetzen. Es gibt Probleme mit der Taktung der Touristengruppen. Im Innenhof des Schlosses wird gerade eine

19.19 Kurze Besprechung

Hexenszene aufgeführt: Um ihren geliebten Gatten wieder zu bekommen, hat Schlossherrin Helena zwei Hexen beauftragt, einen Zaubertrank zu brauen - aus Menschenblut, magischen Kräutern und Bärenurin. Die Kleinen staunen. In der Pause kurze Besprechung mit den Schauspielern. Sie habe nicht einmal Zeit, auf Toilette zu gehen, beschwert sich diese Hexe.

19.28 O-Ton Vojtech „Es ist extrem anspruchsvolle Arbeit, vor allem Bartko weil die Schauspieler nicht einmal zwei Minuten Zeit zwischen den Aufführungen haben. Die Schauspieler müssen oft drei, vier Stunden durcharbeiten, erst dann gibt es eine kleine Pause. Es ist wirklich sehr harte Arbeit.“ 19.46 Bartko steht Du musst die Leute länger aufhalten, raunt Vojtech, die Gruppen dürfen nicht so schnell hintereinander kommen. 19.51 Publikum / Acht Tage im Jahr verwandelt sich Bojnice in Impressionen das Gespensterschloss. Und die Besucher? Sie Schloss sind alle durchweg begeistert. Fast alle. 20.06 Frau mit Kind „Das Ganze ist toll, aber es ist sehr stressig für die Kinder. Sie könnten es schon etwas milder gestalten, vor allem für die Kleinen. Meine Tochter fand es toll, hier ins Schloss zu kommen, um Gespenster und Prinzessinnen zu sehen. Und jetzt sitzen wir hier und weinen…“

20.28 Bartko telefoniert/ Besucher

Vojtech Bartko ist trotzdem hochzufrieden. Denn der Ansturm auf sein Gespensterfestival wird immer größer. 20.000 Besucher werden es in diesem Jahr sein – ein Rekord.

20.39 Regisseur

„Zum Erfolg trägt ganz sicher das Schloss bei.

21.04 Karte Zips / Tatra / Zipser Burg

21.25 Burg

21.41 Touris

22.02 Parkplatz 22.08 Roma – Siedlung

Es ist einzigartig in diesem Land, was die Architektur angeht. Auf alle wirkt es romantisch, gespenstisch und geheimnisvoll. Und da sind unsere Schauspieler, die hier arbeiten. Sie leisten großartige Arbeit, sie wollen die Zuschauer fesseln und ihnen wirklich ein großartiges historisches Erlebnis bieten.“ Das Festival von Bojnice - eine opulente Reise in die Vergangenheit. Eine andere geschichtsträchtige Region ist die Zips, eine sanft gewellte Landschaft am Fuße der Hohen Tatra. Schneeberge - so nannten sie die Deutschen, die im Mittelalter hier angesiedelt wurden. Einen Panoramablick auf die Tatra hatten auch die ungarischen Könige, die auf der Zipser Burg residierten. Nachdem die Mongolen Mitte des 13. Jahrhunderts das Land verwüstet hatten, holte König Bela IV. deutsche Kolonisten ins Land. 250.000 sollen sich damals hier niedergelassen haben. Von den Karpatendeutschen sind nicht viele geblieben. Heute sind es eher deutsche Touristen, die die Festung besuchen. Als größte Burganlage Mitteleuropas ist die Zipser Burg längst ein Publikumsmagnet. Ein Umstand, den sich ab und zu auch einige Zigeuner-Kinder aus der Gegend zu Nutze machen. Auf dem Burg-Parkplatz nehmen sie unerlaubt Parkgebühren oder betteln. Zwei Kilometer unterhalb der Burg liegt der Ort Zehra. 2100 Menschen leben hier, 1600 davon sind Roma. Kinder prägen das Straßenbild – im Laufe der letzten Jahrzehnte

ist der Anteil der Roma im Dorf so stark gewachsen, dass die ehemals ortsansässige Mehrheit längst in der Minderheit ist.

22.38 Sozialarbeiter

Fast täglich sind die beiden Sozialarbeiter Vladimir Bednarik und Jozef Mizigar in der Roma-Siedlung unterwegs. Es ist eine schwierige Arbeit, immer wieder kommt es zu Konflikten: Die alteingesessenen slowakischen Dorfbewohner wollen sich mittlerweile von der Gemeinde abspalten, weil die Roma in der Regel keine Steuern zahlen. Immer wieder müssen die beiden Sozialarbeiter die Roma- Familien ermahnen, ihre Strom- und Wasserrechnungen zu bezahlen. Denn mittlerweile ist das Dorf hoch verschuldet. Für die Leute hier ist es ein Teufelskreis: Ohne Ausbildung keine Arbeit, ohne Arbeit kein Geld. Fast alle leben von der Sozialhilfe und hoffen auf Beschäftigungsprojekte, so wie die gerade angelaufene Burgensanierung.

23.26 Roma – Sozialarbeiter

„Sicherlich hätten die Leute hier großes Interesse an einem solchen Burgenprojekt. Als es hier einmal etwas Ähnliches gab, war das Interesse gewaltig. Es meldeten sich viel mehr Menschen, als es Arbeit gab. Auch auf der Zipser Burg würde sich jeder melden, dem es die Gesundheit erlaubt.“ Es ist es das immer gleiche Lied: Kaum einer der ansässigen Roma kümmert sich selbst aktiv um einen Job. Alle warten, dass die Arbeit zu ihnen kommt, in Form staatlicher Sozialprogramme.

23.45 Männer

24.02 Fahrt Karte / Lednica

Dass es auch anders geht, zeigt die Rettung der Burgruine von Lednica im Nordwesten der Slowakei. In dem idyllischen Waag-Tal haben sich Freiwillige zur Rettung der verfallenen Burg zusammengetan, auch von ihnen sind einige arbeitslos.

24.21 Burg / Dorf

Im Mittelalter lag Lednica an einer wichtigen Handelsroute. Dann fiel das Dorf und die Burg in einen Jahrhunderte langen Dornröschenschlaf. Bis vor acht Jahren, als eine Gruppe geschichtsbegeisterter Studenten die Ruine eroberte. Als Peter Martinisko 2004 das erste Mal hier oben ankam, war er so fasziniert, das er spontan eine Bürgerinitiative zur Rettung der Ruine gründete. Seitdem verbringt er mit seinen Freunden jede freie Minute auf der Burg.

24.41 Peter/ Besprechung

24.58 O-Ton Peter Martinisko

„Lednica ist eine Burg, auf der es schon fünf Minuten nach zwölf ist. Ein Großteil der Mauern, ja das ganze Innere der Burg ist schon verfallen. Es sind nur wenige interessante Details übrig geblieben, unter anderem einige Fenster. Unser Ziel kann es nur sein, dass wir momentanen Zustand konservieren und damit erreichen, dass nicht noch mehr einstürzt.“

25.24 Burgbilder

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Jahrhundertelang diente Lednica als Wachburg gegen die Mongolen und später gegen die Türken. Nach 1750 wurde die Festung endgültig verlassen.

25.40 Archäologische Grabung 25.50 Monika

26.12 Monica

26.38 Graben / Steine schleppen

27.05 Graben / Hühner knochen

27.30 Grabungen

Einst hatte die Burg 45 Räume. Viel ist davon nicht übrig geblieben. Jetzt wollen sie retten, was noch zu retten ist. Monika, die Schwester von Peter Martinisko, ist Archäologin. Einen Job hat sie nicht. Doch hier auf der Burg kann sie zumindest ihrer Leidenschaft nachgehen. An dieser Stelle sucht die 28-jähjrige nach alten Keramikresten . Sysiphos - Arbeit. „Ich mache das gern, weil ich die Vergangenheit bewahren will. Ich möchte, dass sich meine Kinder die Überbleibsel, die ich hier finde, im Museum anschauen können. Ich will, dass das erhalten bleibt für die nächsten Generationen. Denn wenn es jetzt nicht gerettet wird, dann wird es für immer verloren gehen. Deshalb.“ Acht Jahre arbeitet die Gruppe nun schon auf Lednica. Doch der Wiederaufbau kommt nur schleppend voran. Es mangelt nicht an Arbeitswillen. Es fehlt an Geld, um Baumaterialien oder Fachleute für den Gerüstbau zu zahlen. 10.000 Euro haben sie für ihr Freiwilligen-Projekt in diesem Jahr vom Kulturministerium bekommen, doch das reicht hinten und vorne nicht. Und überhaupt: wer will schon über Jahre ohne Bezahlung schuften? Das vollbringen nur echten Idealisten wie Monika Martinisko. An einer anderen Stelle der Burg wird sie an diesem Nachmittag doch noch fündig: sie stößt auf kleine Tierknochen. Sind das vielleicht mittelalterliche Küchenabfälle? Mit noch mehr Elan gräbt Monika weiter. Und plötzlich macht die junge Archäologin wirklich eine sensationelle Entdeckung: eine

27.45 Monica

27.58 Münze 28.10 Gang auf Gerüst

28.30 Martin

28.52 Lednica aussen

29.03 Karte Saris 29.09 Burg

alte Silbermünze. „Das ist unglaublich. Es ist, als hätte ich einen ganzen Schatz geborgen. Inmitten der Knochen- und Keramikreste, die nicht so wertvoll sind. Das ist Wahnsinn. So etwas passiert einem nur einmal im Leben.“ „Albrecht Waldstein“ ist auf die Münze geprägt, und das Jahr: 1630. So ein Fund gibt Auftrieb. Doch auch Peter Martinisko weiß: ohne zusätzliche Mittel werden er und seine Freunde nicht weiterkommen. Deshalb hofft der gelernte Informatiker, dass auch Lednica im nächsten Jahr in das große BurgenSanierungsprogramm aufgenommen wird, bei dem Arbeitslose eingesetzt werden. „Das wäre auch für mich sehr interessant, weil auch ich arbeitslos bin. Es könnte für viele Arbeitslose in der Region interessant sein. Leute, die handwerklich geschickt sind, könnte ich hier gut beschäftigen und der Burg würde es sehr, sehr helfen. Wir könnten nicht nur Steine wegräumen, sondern mit Mauerarbeiten beginnen, also wirklich mit dem Wiederaufbau.“ Eine alte Ruine, verbunden mit vielen Träumen. Werden Martin und Monika einmal von ihrer Arbeit leben können? Momentan ist die Burg ihre einzige Hoffnung. Auf der Burgruine Saris, weit im Osten der Slowakei, ist man da schon viel weiter. Hier kommen die Aufbau-Arbeiten mittlerweile zügig voran. Dank der Millionen-

29.20 Martin Sarossy

Zuschüsse aus den EU-Sozialfonds verdienen jetzt 40 Arbeitslose ihr Geld. Und Martin Sarossy, der ebenfalls als Freiwilliger begann, koordiniert nun hauptberuflich drei Burgenprojekte.

29.35 Gang in Turm

Für diesen Tag ist die Arbeit getan. Martin und seine engsten Burgen-Freunde treffen sich in dem Turm, den sie eigenhändig wieder aufgebaut haben.

19.48

Das sind die Momente, für die sie jahrelang geschuftet haben. Hier oben können sie singen, Pläne schmieden und träumen von ihrer Burgenstraße, ein Projekt, das sechs Burgen in der Region Saris verbinden und touristisch vermarkten soll.

30.09 Martin

„Ich glaube fest daran, dass sich mein Traum erfüllt: dass die Burgenstraße Realität wird, dass viele Touristen die Burgen besuchen und kennenlernen. Ich wünsche mir, dass unsere Region , ja die ganze Slowakei bekannt wird als das Land der Burgen.“

30.28 Titel Abspann 30.47 Ende