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Deutsch lernen und unterrichten – Arbeitsmaterialien Alltagsdeutsch Sonne, Mond und Sterne Ob man jemandem die Sterne vom Himmel holt oder ihn auf de...
Author: Babette Fried
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Alltagsdeutsch Sonne, Mond und Sterne Ob man jemandem die Sterne vom Himmel holt oder ihn auf den Mond schießen will, ist eine Frage der Sympathie. Manche Beziehungen stehen einfach unter keinem guten Stern – da kann auch ein sonniges Gemüt nicht helfen. Reporterin: Er ist unter einem guten Stern geboren, sagt man beispielsweise von jemandem, der Glück und Erfolg im Leben hat. Ebenso kann aber auch ein einzelnes Unternehmen unter einem guten oder glücklichen Stern stehen. Was das bedeutet, das habe ich mir von Passanten erklären lassen. Befragte Personen: "Dass man seinen Glückstag hat. Dass einfach die Sterne günstig sind, um irgendwie was bestimmtes, was man sich vielleicht lange schon vorgenommen hat, dann eben auch entsprechend umzusetzen." – "Ich beginne einen neuen Beruf, einen neuen Job bei einem neuen Arbeitgeber, und es steht unter einem glücklichen Stern zum Beispiel, dass die Kollegen nett sind. Also dann von Anfang an scheint ein glücklicher Stern auf dieses Vorhaben." – "Unter einem guten Stern steht das Verhältnis zu meinen Kindern. Und unter nicht gutem Stern steht das Verhältnis zu meinem Mann." (Lachen) Moderator: Ein geglücktes Vorhaben scheint manchmal von höheren Mächten in die richtigen Bahnen gelenkt zu werden. Es steht unter einem guten Stern. Andere Unternehmungen sind trotz aller Anstrengungen zum Scheitern verurteilt wie beispielsweise die Ehe der befragten Dame. Sie steht unter einem schlechten Stern. Reporterin: Leider wissen wir selten im Voraus, ob etwas gelingen kann oder nicht, ob es also unter einem guten oder schlechten Stern steht. Die Anhänger der Astrologie versuchen darum, mit Hilfe der Sterne die Zukunft zu deuten. Man muss aber kein überzeugter Astrologe sein, um daran zu glauben, dass die Zukunft in den Sternen steht wie beispielsweise für diesen jungen Studenten: Student: "Ja, was ich nach meinem Studium machen werde, das steht noch in den Sternen. Dann schauen wir mal."

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Moderator: Der junge Mann hat noch keine Vorstellung davon, was er nach seinem Studium machen wird. Seine berufliche Zukunft ist noch völlig ungewiss, sie steht mit anderen Worten noch in den Sternen geschrieben oder kurz gesagt: Sie steht noch in den Sternen. Reporterin: Als unendlich ferne Punkte am Himmel stehen die Sterne auch für ein unerreichbares Glück. Wer sie zu erreichen sucht, dem ist die Enttäuschung sicher. "Die Sterne, die erreicht man nicht. Man freut sich an ihrer Pracht", mahnte schon Johann Wolfgang von Goethe. Wider alle Vernunft kann es der Mensch trotzdem nicht lassen, hin und wieder mal nach den Sternen zu greifen. Befragte Person: "Also nach den Sternen zu greifen hat für mich so 'ne Assoziation von: Das klappt nicht, das geht nicht, das ist zuviel, das ist zu hoch, da kommt man sowieso nicht hin. Nach den Sternen kann man sich ja recken, da kommt man nicht hin. Also hat das was Unrealistisches. Man baut sich Luftschlösser wäre für mich ein ähnliches Bild, nach den Sternen zu greifen."- "Etwas Unmögliches versuchen und daran scheitern. Das ist ein sinnloses Unterfangen. Moderator: Manche Menschen stecken ihre Ziele zu hoch. Sie nehmen sich etwas vor, was sie nicht erreichen können. Oder bildlich ausgedrückt: Sie greifen nach den Sternen. Solche Menschen bauen sich Luftschlösser, um ein anderes Bild zu benutzen. Sie malen sich in ihrer Phantasie etwas aus, das nicht zu verwirklichen ist. Schlösser kann man nun mal nicht aus Luft bauen, man braucht schon ein bisschen mehr handfesteres Material. Das Projekt ist zum Scheitern verurteilt, es kann nicht gelingen oder mit anderen Worten: Es kann nicht klappen, es geht nicht. Reporterin: Die beiden Befragten lassen sich offensichtlich zu keinen waghalsigen Unternehmungen hinreißen. Sie bleiben mit beiden Füßen auf der Erde, wie man auch sagen könnte. Dabei muss es gar nicht unbedingt so aussichtslos sein, die Sterne erreichen zu wollen. Zumindest gibt es Leute, die allen Ernstes behaupten, jemand habe für sie schon mal die Sterne vom Himmel geholt. Befragte Personen: "Ja, kürzlich, weil vor zwei Wochen habe ich geheiratet." – "Für mich 'ne Liebeserklärung. Das ist schön, und das ist mir bei meinem Mann auch passiert, Gott sei Dank."

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Alltagsdeutsch Moderator: Die Kraft, die das Unmögliche möglich macht, ist – wie sollte es anders sein – die Liebe. Im Rausch der Gefühle spürt ein Verliebter seine Kräfte wachsen und ist bereit, dem geliebten Menschen alles – auch das Unmögliche – zu versprechen. Er ist mit anderen Worten bereit, dem geliebten Menschen die Sterne vom Himmel zu holen. Reporterin: Ob solche Versprechungen dann später auch eingelöst werden, das sei dahingestellt. Aber sind wir doch mal ehrlich: Das Leben wäre doch langweilig, wenn wir nicht ab und zu auch mal ein bisschen übertreiben würden. Moderator: Auch der Mond hat die Menschen von jeher fasziniert, weil er seine sichtbare Gestalt verändert. Er steht für zyklische Wiederkehr, für Träume und für das Unbewusste. Reporterin: In Sprichwörtern kommt der Mond meist nicht so gut weg. Niemand würde sich beispielsweise nachsagen lassen wollen, dass er hinter dem Mond lebt. Befragte Personen: "Hinterm Mond zu leben heißt, viele Dinge, die sich neu ergeben haben, nicht mitbekommen zu haben. Dass man Neuerungen oder Computer oder was weiß ich, dass man das eben nicht mitbekommen hat." – "Also voll auf der Höhe kann wohl keiner sein." – "Dumm sein, ein bisschen naiv sein. Nicht so genau wissen, was angesagt ist so im normalen Alltag. Hinterm Mond leben ist so’n bisschen – ja, ein bisschen naiv, ein bisschen schusselig, hinterwäldlerisch halt. So, die Pomeranzen vom Lande oder so, die lebt hinterm Mond, irgendwie so was." – "Ja, weit ab vom Schuss, sag ich mal. Hinter dem Mond, am anderen Ende vom Regenbogen vielleicht, also doch weit weg von dem, wo das Geschehen ist." Reporterin: Jemand, der hinter dem Mond lebt, ist weit weg vom irdischen Geschehen. Klar, daß ein solcher Mensch nicht viel mitbekommt von dem, was auf der Erde vor sich geht wie etwa die Einführung von Computern oder anderen Neuerungen. Er ist zu weit weg oder mit anderen Worten: Er ist weit ab vom Schuss.“ oder am anderen Ende des Regenbogens. Moderator: Die Redewendung weit ab vom Schuß sein entstammt der Soldatensprache. Ein Soldat, der weit weg von der Front war, war weit entfernt vom Mittelpunkt des Geschehens, er war im Abseits. Das Bild am anderen Ende des Regenbogens drückt auch die Realitätsferne aus. Der Regenbogen scheint am Horizont zu entspringen und sich in der Unendlichkeit zu verlieren. Am anderen Ende des Regenbogens ist also unendlich weit weg. Ihr Deutsch ist unser Auftrag! DW-WORLD.DE/alltagsdeutsch © Deutsche Welle

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Reporterin: Ein Mensch, der gar nicht mitbekommt, was so vor sich geht, lebt isoliert vom Rest der Welt. Er lebt, wie gerade gehört, hinterwäldlerisch. Moderator: Die Bezeichnung Hinterwäldler ist eine wörtliche Übersetzung aus dem Englischen, Backwoodsmann. Hinterwäldler meint ursprünglich die Siedler im Osten Nordamerikas. Aus der Sicht der übrigen Amerikaner lebten diese Siedler fernab von Zivilisation. Sie lebten buchstäblich hinter den Wäldern und hatten keine Ahnung, was sonst noch so auf der Welt passierte. Reporterin: Schließlich hatten die Siedler in früheren Zeiten ja auch keine Möglichkeit, sich zu informieren, denn Fernsehen und Zeitung gab es ja noch nicht. Kein Wunder also, dass sie nicht voll auf der Höhe des Tagesgeschehens waren. Moderator: Auf der Höhe sein heißt, mit den neuesten Errungenschaften und Erkenntnissen vertraut zu sein. Die Redensart bezieht sich ursprünglich auf das handwerkliche Maß. Ein Produkt, das nicht das rechte Maß hatte, entsprach nicht den handelsüblichen Ansprüchen, es war nicht auf der Höhe des handwerklichen Standards. Wer nicht auf der Höhe des Tagesgeschehens ist, entspricht sozusagen nicht dem Wissensstandard seiner Umgebung. Reporterin: Wobei jemand, der nicht über das Tagesgeschehen informiert ist, nicht unbedingt schusselig sein muss. Noch so ein Wort, das wir erklären müssen. Moderator: Der Ausdruck Schussel ist wahrscheinlich von Schuss abgeleitet und meinte eine übereilte, schnelle Bewegung. Ein schusseliger Mensch ist gedankenlos und fahrig, er lässt häufiger mal etwas liegen oder vergisst einen Termin. Reporterin: Wenn jemand zu spät zu einer Verabredung kommt, muss das aber nicht in jedem Fall heißen, dass er schusselig ist und die Zeit vergessen hat. Er kann genau so gut sein, dass seine Uhr nicht richtig geht, dass sie nach dem Mond geht. Moderator: Im Gegensatz zur Sonne, die über ihren Schatten die Tageszeit anzeigt, ist der Mond völlig untauglich für die Zeitmessung. Eine Uhr, die nach dem Mond geht, gibt darum die falsche Zeit an. Ihr Deutsch ist unser Auftrag! DW-WORLD.DE/alltagsdeutsch © Deutsche Welle

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Reporterin: Es gibt Menschen, die uns ganz schön auf die Nerven gehen. Wenn wir uns sehr über sie ärgern, wünschen wir uns mitunter, dass sie aus unserem Blickfeld verschwinden, und zwar so weit wie möglich. Wir würden die betreffenden Menschen mit anderen Worten am liebsten auf den Mond schießen, wie diese Frau ihre Mitbewohnerin: Befragte Person: "Ich wohn ja in einer Wohngemeinschaft zusammen, und wenn dann meine Wohngenossen und –genossinnen mal wieder die Küche zugedreckt haben, und das ganze Spülbecken steht voll mit Abwasch, und es ist einfach eklig, und da möchte ich wirklich meine Mitbewohner da auf den Mond schießen manchmal, speziell eine von denen, das ist ‚ne kleine Sudelsau, und da würd ich sagen: Ja, ab mit dir auf den Mond." Reporterin: Die befragte Frau könnte manches mal ihre Mitbewohner zum Mond schießen, wenn sie mal wieder die Küche mit dreckigem Geschirr vollgestopft haben. Besonders eine Mitbewohnerin ist ihrer Meinung nach eine kleine Sudelsau. Moderator: Eine Sau fühlt sich im Dreck richtig wohl. Am liebsten wälzt sie sich darin herum, bis sie ganz und gar mit Schmutz bedeckt ist. Sie besudelt sich mit Schmutz. Die Frau, die Berge mit dreckigem Geschirr in der Küche hinterlässt, scheint sich in schmutziger Umgebung ähnlich wohlzufühlen. Sie ist in den Augen der genervten Mitbewohnerin eine kleine Sudelsau. Reporterin: Kein Mensch würde wohl auf die Idee kommen, einem Mitmenschen auf die Sonne schießen zu wollen. Die Sonne hat ganz offensichtlich einen unmittelbaren Einfluss auf unser Wohlergehen. Sie schenkt uns Licht und Energie. Sie steht für Leben und Vitalität. Wenn sie scheint, fühlen wir uns heiter und unternehmungslustig. Die meisten Menschen sind wohl bei Sonnenschein besser gelaunt als bei Regenwetter. Es gibt aber Menschen, die haben ich im dicksten Platzregen ein sonniges Gemüt. Befragte Person: "Freundlich, aufgeschlossen. Den positiven Dingen des Lebens zugetan. Nicht oder nur selten schwer zu verdrießen." Moderator: Die Sonne steht in diesem Bild für Heiterkeit und Fröhlichkeit. Ein Mensch mit einem sonnigen Gemüt hat die Sonne sozusagen im Herzen. Er ist grundsätzlich heiter gestimmt.

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Reporterin: Eigentlich ja eine bewundernswerte Eigenschaft. Eine Frau, die ich danach fragte, war auf Menschen mit einem sonnigen Gemüt trotzdem nicht gut zu sprechen. Befragte Person: "Ein sonniges Gemüt, um Gottes Willen, das sind Menschen, die ich schwierig finde, die sind immer so naiv und gucken mit großen Augen in die Welt, also die einfach mit ihrer rosa Brille durch die Gegend laufen und denken, alles ist wirklich wunderschön." Reporterin: Wie wir alle wissen, hat das Leben seine Sonnen- und Schattenseiten. Es ist nicht immer nur schön. Man muss schon sehr naiv sein, um diese Schattenseiten nicht zu sehen. Man muss mit anderen Worten eine rosa Brille aufhaben und mit großen Augen in die Welt gucken. Moderator: Große Augen erinnern uns an Kinder. Wir mit großen Augen in die Welt guckt, betrachtet das Leben staunend wie ein Kind, das noch ganz naiv und unschuldig ist und noch nichts über die Schattenseiten des Lebens weiß. Als Erwachsener kann man diesen Effekt herbeiführen, indem man sich im übertragenen Sinne eine rosa Brille aufsetzt. Dadurch sieht man keine Grautöne mehr, das Leben wird zum Kitschfilm. Reporterin: Das Bild vom sonnigen Gemüt hat also einen ironischen Beiklang. Es unterstellt dem Betreffenden, dass er den Ernst des Lebens noch nicht erkannt hat, dass er also naiv ist. Man muss aber durchaus nicht naiv sein, wenn man sich in seinem Erfolg sonnt. Befragte Person: "Das heißt, dass es einem gut geht. Wenn man in der Sonne liegt, dann ist es ja meist sehr schön warm, und man hat Urlaub oder zumindest Freizeit, und so ähnlich ist es dann mit dem Erfolg. Da kann man sich entspannen, da fühlt man sich wohl. Man sonnt sich im Erfolg. Doch ja, das ist ein gutes Bild, denke ich mir." Reporterin: Schöner können wir das auch nicht erklären. Wenn unsere Uhr nicht nach dem Mond geht, ist unsere Zeit schon wieder um. Ich wünsche Ihnen, dass das, was Sie in nächster Zeit vorhaben, unter einem guten Stern steht. Wer weiß, vielleicht ist ja tatsächlich was dran an der Suche nach dem Glücksstern.

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Fragen zum Text: Etwas, das unter einem guten Stern steht, … 1. wird wahrscheinlich gelingen. 2. ist nur ein schöner Traum. 3. ist teuer. Ein Mensch, der nach den Sternen greift, … 1. ist Astronaut. 2. hat unrealistische Wünsche. 3. ist arrogant. Was tut man nur aus Liebe? 1. jemandem die Sterne vom Himmel holen 2. jemanden auf den Mond schießen 3. hinter dem Mond leben Arbeitsauftrag: Schreiben Sie eine kleine Geschichte in der Sie mindestens 3 der folgenden Redewendungen sinnvoll gebrauchen: unter einem guten Stern stehen, nach den Sternen greifen, noch in den Sternen stehen, die Sterne vom Himmel holen, hinter dem Mond leben, sich im Erfolg sonnen.

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