Aktien: Dividenden als treibende Kraft

BlickPunkt Aktuelle Anlagethemen Dezember 2016 Aktien: Dividenden als treibende Kraft Aller guten Dinge sind… – Dividenden ˜˜ ˜˜ ˜˜ ˜˜ ˜˜ Wert...
Author: Insa Winter
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BlickPunkt Aktuelle Anlagethemen

Dezember 2016

Aktien: Dividenden als treibende Kraft Aller guten Dinge sind… – Dividenden

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Wertpapiere, die eine stabile oder steigende Dividende zahlen, bieten im relativen Vergleich zu anderen Anlageklassen ein deutlich überlegenes Risiko-Rendite-Profil. Dividenden gewinnen bei der Abwägung von Anlageentscheidungen zunehmend an Bedeutung. Die Differenz zwischen Dividendenrenditen und den Renditen europäischer Staats- und Unternehmensanleihen hat mit fast vier Prozentpunkten einen neuen Höchstwert erreicht. Wir zeigen, dass mittel- bis langfristig der größte Teil des erreichbaren Gesamtertrags von Aktieninvestments auf das Dividendenwachstum entfällt. Der Beitrag von Dividenden zur Wertsteigerung seit dem Jahrtausendwechsel beträgt im STOXX Europe 600 über 50 Prozentpunkte (NettoGesamtertrag 41,4 %, Aktienkurs-Performance -9 %). Sektoren mit einem stabilen und nachhaltigen Dividendenwachstum verzeichnen auf mittlere bis lange Sicht eindeutig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung. Somit sind das Wachstum und die Nachhaltigkeit von Dividenden wichtige Anhaltspunkte für den Erfolg langfristiger Anlagen.

Dividenden im Niedrigzinsumfeld Das seit einigen Jahren vorherrschende niedrige Zinsniveau stellt renditeorientierte Anleger vor eine echte Herausforderung. Herkömmliche Einnahmequellen, wie beispielsweise Einlagenzertifikate, Geldmarktfonds oder Anleihen, liefern für viele Anleger keine ausreichenden Erträge. Die aktuellen Rahmenbedingungen sind geprägt von historisch niedrigen Zinsen, Phasen mit erhöhter Volatilität an den Kapitalmärkten und – in vielen Fällen – einem schwachen Konjunktur- und Gewinnwachstum. In dieser Situation gewinnen Dividenden als stabilisierender Faktor der Portfolioentwicklung oder der Kapitalströme im Portfolio zunehmend an Bedeutung. Ein Vergleich zwischen Dividendenrenditen und der Verzinsung von EWU-Staatsanleihen im Laufzeitsegment von 7-10 Jahren veranschaulicht die wachsende Bedeutung von Aktien als alternative Ertragsquelle (siehe folgende Grafiken). Die durchschnittliche Dividendenrendite des STOXX Europe 600 beträgt 4  %. Dies steht im deutlichen Gegensatz zu Staats- und Unternehmensanleihen, die seit Mitte 2008 extrem niedrige Renditen verzeichnen: EWU-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 7-10 Jahren erzielen durchschnittlich 0,36  %, Unternehmensanleihen (ohne Finanzwerte) mit Investment-Grade-Rating durchschnittlich 0,8 %. Entsprechend verzeichnen die meisten Wertpapiere dieser Kategorien negative Realzinsen. In dieser Situation bieten Wertpapiere, die eine stabile oder steigende Dividende zahlen, relativ zu anderen Anlageklassen ein deutlich überlegenes Risiko-Rendite-Profil. Die Differenz zwischen Dividendenrenditen und den Renditen europäischer Staats- und Unternehmensanleihen fällt derzeit mit fast vier Prozentpunkten so hoch aus wie nie zuvor. Dieser Umstand zählt mittlerweile zu den wichtigsten Faktoren bei Investments in Aktien und ausgewählte Sektoren, und diese Erkenntnis dürfte sich in den kommenden Quartalen weiter durchsetzen. Anleger unterschätzen (oder übersehen) oftmals die Bedeutung von Dividenden für erfolgreiche Investments am Aktienmarkt. Viele Anleger sehen Dividenden lediglich als eine Art zusätzlichen Bonus beim Kauf von Aktien. Tatsächlich generieren (reinvestierte) Dividenden jedoch einen Großteil der Gewinne aus Aktieninvestments. In dieser Veröffentlichung zeigen wir, dass Dividenden bzw. das Dividendenwachstum ein entscheidender Indikator für die Stärke eines Unternehmens und damit auch ein zuverlässiger Signalgeber für die weitere Wertentwicklung sind. Für den erreichbaren Gesamtertrag (einschließlich reinvestierter Dividenden) ist mittel- und langfristig vor allem ein stetiges Dividendenwachstum erforderlich.

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ENTWICKLUNG VON DIVIDENDENRENDITEN RELATIV ZU BONDMÄRKTEN Dividendenrendite STOXX Europe 600 und Zinsen auf EWU-Staatsanleihen 7 6 5 4 3 2 1 0

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STOXX Europe 600: Dividendenrendite

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Zins 7–10jähriger EWU Staatsanleihen

Quelle: Thomson Datastream, UniCredit Research

Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Die synthetischen Anleihen können nicht erworben werden und beinhalten daher keine Kosten. Bei einer Anlage in Wertpapieren fallen Kosten an, welche die Wertentwicklung reduzieren. Um die Entwicklung von Staatsanleihen in einem festen Laufzeitbereich abzubilden, werden s.g. synthetische Anleihen berechnet. Dabei wird jeweils die zum relevanten Zeitpunkt „passendste“ reale (echte) Staatsanleihe als Reverenz für die Renditechance der synthetischen Anleihe herangezogen. Abgebildet wird nachfolgend die Entwicklung der erwarteten Rendite bis zur Endfälligkeit unter folgenden Voraussetzungen: Bedingungsgerechte Bedienung der Zinszahlungen und Einlösung, Halten bis Endfälligkeit. Insoweit handelt es sich um eine Renditechance. Stand: Dezember 2016

Dividendenrendite (basierend auf gezahlten Dividenden) nach Sektor und Zinsen auf EWUStaatsanleihen 8 7

6 5 3 2 1 F Te Ind ood chn . G & olo oo Be gy ds ve Pe & r rs. Tra Se age & ve rvi Ho l & ce us Le s eh is old ure G Ch ood em s He ic alt als h Ca Ba sic R re Re eta i Co sour l ns ce Au truc s to tio m n ob Fin ile an s ST cia Med OX l S ia X erv Eu ic ro es pe 6 Te 00 lec o Ut m ilit ies B Ins ank ur s a Oi nce l& Ga s

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Zins 7–10jähriger EWU Staatsanleihen Quelle: Thomson Datastream, UniCredit Research Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Die synthetischen Anleihen können nicht erworben werden und beinhalten daher keine Kosten. Bei einer Anlage in Wertpapieren fallen Kosten an, welche die Wertentwicklung reduzieren. Um die Entwicklung von Staatsanleihen in einem festen Laufzeitbereich abzubilden, werden s.g. synthetische Anleihen berechnet. Dabei wird jeweils die zum relevanten Zeitpunkt „passendste“ reale (echte) Staatsanleihe als Reverenz für die Renditechance der synthetischen Anleihe herangezogen. Abgebildet wird nachfolgend die Entwicklung der erwarteten Rendite bis zur Endfälligkeit unter folgenden Voraussetzungen: Bedingungsgerechte Bedienung der Zinszahlungen und Einlösung, Halten bis Endfälligkeit. Insoweit handelt es sich um eine Renditechance. Stand: Dezember 2016

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Allgemeine Gedanken zur Bedeutung von Dividendenzahlungen 1. Dividendenwachstum basiert auf Gewinnwachstum – doch die Dividendenrendite kann als Indikator irreführend sein Unseres Erachtens ist das Dividendenwachstum (nicht die Dividendenrendite!) eine der besten Messgrößen für die Qualität eines Unternehmens. Warum ist das so? Grundsätzlich bietet die Dividende einem Unternehmen die Möglichkeit, einen Teil der erzielten Gewinne an die Anteilseigner fließen zu lassen und mit Blick auf die weitere Entwicklung eine eindeutige und kraftvolle Botschaft zu senden. ˜˜

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Dividendenwachstum ist eine der besten Messgrößen für die Qualität eines Unternehmens

Die Finanzierung von Dividenden erfolgt in der Regel aus dem erzielten Nettogewinn im jeweiligen Geschäftsjahr. Daher können stabile und nachhaltige Dividendenzahlungen als eine Art Qualitätssiegel gelten. Die Fähigkeit und Bereitschaft eines Unternehmens zur Zahlung stabiler – oder sogar steigender – Dividenden über mehrere Jahre hinweg gibt wichtige Hinweise auf die Fundamentaldaten. Ohne steigende Gewinne ist auch keine nachhaltige Steigerung der Dividende möglich. Ein Fokus auf steigende Dividenden entspricht daher einem Fokus auf nachhaltig steigende Gewinne. Durch eine Anhebung der Dividende signalisiert das Management zudem seine Zuversicht im Hinblick auf die weitere geschäftliche Entwicklung. Es gilt als erwiesen, dass die wahrgenommene Stabilität der zukünftigen Gewinne einen direkten Effekt auf die Dividendenpolitik hat1. Eine Anhebung der Dividende demonstriert außerdem, dass die Unternehmensführung mit ihrer früheren Einschätzung richtig lag und das Unternehmen in der Tat solide Zahlen verzeichnet. Abgesehen davon, dass die Ausschüttung von Kapital an die Anteilseigner über Dividenden das Unternehmen zum Wachstum zwingt, muss das Management mit dem verbleibenden Kapital umsichtig haushalten. Fließt ein signifikanter Teil der erzielten Gewinne an die Aktionäre, so müssen die verbleibenden Mittel sinnvoll und effizient eingesetzt werden, um eine optimale Eigenkapitalrendite zu erzielen. Die Folge sind durchdachte Entscheidungen im Management, von denen wiederum die Aktionäre profitieren2.

1 Brav, Alon and John R. Graham 2005. „Payout policy in the 21st century.“ Journal of Financial Economics, Band 77, Ausgabe 3 (September): 483-527. 2 Gugler, K. (2003): „Corporate governance, dividend payout policy, and the interrelation between dividends, R&D, and capital investment.“ Journal of Banking and Finance, Band 27, Ausgabe 7 (Juli): 12971321.

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Somit können Höhe und Frequenz der Dividende als Messgröße für die fundamentale Qualität eines Unternehmens und die weitere Entwicklung der Gewinne gesehen werden. Bereits 1961 erklärten Miller und Modigliani: „Folgt ein Unternehmen einer stabilen Dividendenpolitik, (...) so dürften (und sollten) die Anleger eine Anpassung der Dividende dahin gehend interpretieren, dass sich die Einschätzung der Geschäftsführung hinsichtlich des weiteren Gewinnausblicks geändert hat3.“ Als Auswahlkriterium für einzelne Unternehmen oder Sektoren ist das Dividendenwachstum besser geeignet als die aktuelle Höhe der Dividendenrendite. Die meisten Dividendenstrategien orientieren sich an der Höhe der Dividendenrendite, doch diese Kennzahl kann unter Umständen sogar irreführend sein. Die Dividendenrendite bemisst das Verhältnis von erzielten Gewinnen (bzw. ausgeschütteten Gewinnen) relativ zum Aktienkurs. Verzeichnet ein Unternehmen innerhalb der Vergleichsgruppe eine niedrige Dividendenrendite, so kann dies zwei Ursachen haben: ˜˜

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Dividendenwachstum wichtiger als Dividendenrendite

Die Anleger schätzen das Unternehmen als stark ein und messen der Höhe der Dividende keine allzu große Bedeutung bei, sodass der Aktienkurs steigt. Wenn Anleger ein solches Unternehmen oder sogar einen ganzen Sektor mit schwacher Dividendenrendite ignorieren, verzichten sie gegebenenfalls auf das Potenzial solider Fundamentaldaten. Das Unternehmen hat Probleme und kann keine angemessene Dividende zahlen. Gleichzeitig kann eine hohe Dividendenrendite jedoch auch bedeuten, dass sich das Unternehmen in Schieflage befindet, was wiederum den Aktienkurs belastet.

Erfahrungsgemäß tendieren Anleger bei Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen und relativ gut planbare Gewinne versprechen, weniger schnell zu Verkäufen, selbst in einem Umfeld negativer oder stagnierender Marktdaten. Aus diesem Grund verzeichnen Unternehmen oder Sektoren, die hohe (und stabile) Dividenden zahlen, auch in turbulenten Marktphasen eine relativ niedrige Volatilität. Diese Eigenschaft bewirkt in der Regel eine Stabilisierung der Portfolioentwicklung. Auf diesen Punkt gehen wir weiter unten noch näher ein („Dividenden – ein wichtiger Faktor der Wertsteigerung bei niedrigen Zinsen“ auf S. 7). Wenn ein Unternehmen, das bis dato stabile oder sogar steigende Dividenden gezahlt hat, plötzlich seine Zahlungen drosselt, sollte dies als Warnsignal verstanden werden. Konstante oder steigende Dividenden sind in der Regel ein gutes Zeichen. Anleger sollten aber darauf achten, dass ein Unternehmen diese Zahlungen nicht über zusätzliche Kredite finanzieren muss. 3 Miller, Merton H. and Franco Modigliani 1961. „Dividend Policy, Growth, and the Valuation of Shares.“ The Journal of Business, Band 34, Nr. 4 (Oktober): 430

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Ein Beispiel hierfür sind deutsche Versorgungsunternehmen, die früher mit planbaren Gewinnen und hohen Dividenden zahlreiche Anleger anlockten (siehe Grafik). Da einige dieser Unternehmen Kapital und Liquidität für Abschreibungen nutzten und zudem dringend umstrukturiert werden mussten, konnten sie ihre konstanten Dividenden nur durch die Aufnahme neuer Schulden finanzieren. Eine steigende Schuldenlast erhöht in vielen Fällen den Druck sowohl durch die Anleger als auch durch die Ratingagenturen, was den Unternehmen die Zahlung von Dividenden zusätzlich erschwert. Ein positives Beispiel ist dagegen die Lebensmittel- und Getränkeindustrie (Food & Beverage): Die extrem stabile Entwicklung der gezahlten Dividenden in diesem Sektor, auch während der globalen Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009, demonstriert die solide fundamentale Situation innerhalb des Sektors. Diese Erkenntnis wirkte sich erheblich auf die Wertentwicklung der entsprechenden Unternehmen aus (siehe Grafik). Die nachfolgenden Grafiken verdeutlichen die starken mittel- und langfristigen Impulse durch fallende bzw. steigende Dividenden, basierend auf relativen Performancetrends. Auf diese Weise können zugrundeliegende Markttrends aus der Betrachtung ausgeblendet werden. NACHHALTIGKEIT VON DIVIDENDEN: ZWEI BEISPIELHAFTE INDIKATOREN FÜR NACHHALTIGE DIVIDENDEN Versorger: Relative Performance und Dividendentrend 1.80 1.70 1.60 1.50 1.40 1.30 1.20 1.10 1.00 0.90 0.80 0.70

03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 STOXX Europe 600 Utilities: rel. Performance ggü. STOXX Europe 600 STOXX Europe 600 Utilities: 12M fwd. DPS Schätzungen (rs) Quelle: Thomson Datastream, UniCredit Research

22 20 18 16 14 12 10 15

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Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Die Indizes können nicht erworben werden und beinhalten daher keine Kosten. Bei einer Anlage in Wertpapieren fallen Kosten an, welche die Wertentwicklung reduzieren. Stand: Dezember 2016

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Food & Beverage: Relative Performance und Dividendentrend 2.00

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03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 STOXX Europe 600 Food & Beverage: rel. Performance ggü. STOXX Europe 600 STOXX Europe 600 Food & Beverage: 12M fwd. DPS Schätzungen (rs) Quelle: Thomson Datastream, UniCredit Research

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Bitte beachten Sie: Vergangenheitswerte und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für eine zukünftige Entwicklung. Die Indizes können nicht erworben werden und beinhalten daher keine Kosten. Bei einer Anlage in Wertpapieren fallen Kosten an, welche die Wertentwicklung reduzieren. Stand: Dezember 2016

Grundsätzlich sollte man nicht unterschätzen, dass Dividenden die ­Geschäftsführung eines Unternehmens zu mehr Disziplin bei Investitionsentscheidungen zwingen. Die Einbehaltung von Gewinnen kann überhöhte Managergehälter, nachlässige Entscheidungen und den unproduktiven Einsatz von Betriebsmitteln zur Folge haben. Studien haben gezeigt, dass Unternehmen mit hohen Barreserven tendenziell höhere Preise bei Akquisitionen zahlen und damit den Shareholder Value schwächen4. Unternehmen, die eine Dividende zahlen, verwenden ihr Kapital in der Regel effizienter als solche, die keine Dividende zahlen. Darüber hinaus neigen Unternehmen die Dividenden zahlen weniger dazu, ihre Bücher zu frisieren. Manager demonstrieren oftmals ein erstaunliches Maß an Kreativität, wenn es darum geht, die Gewinne gut aussehen zu lassen. Soll jedoch eine Dividende gezahlt werden, erschwert dies eine mögliche Manipulation, da eine tatsächliche Auszahlung erfolgen muss. Und schließlich ist eine Dividende auch ein öffentliches Versprechen. Kommt das Unternehmen diesem Versprechen nicht nach, schädigt das sowohl die Glaubwürdigkeit des Managements als auch den Aktienkurs. Wird die Dividende eines Unternehmens nicht weiter angehoben oder sogar ausgesetzt, wird dies von den Anlegern oft als Eingeständnis des Versagens interpretiert5.

Dividenden zwingen das ­Management zur Disziplin

2. Dividenden – ein wichtiger Faktor der Wertsteigerung bei niedrigen Zinsen Im internationalen Vergleich zahlen europäische Unternehmen hohe Dividenden. Dies wird auch ersichtlich aus der durchschnittlichen Dividendenrendite von 4 % für den Gesamtmarkt per Ende Juli 2016 (basierend auf dem MSCI Europe).­

Europäische Unternehmen zahlen hohe Dividenden

4 Krug, Jeffrey 2009. „Merger and Acquisitions: Turmoil in Top Management Teams.“ Business Expert Press: 59 5 Frankfurter, George, Bob G. Wood and James W. Wansley 2003. „Dividend Policy: Theory and Practice“, Academic Press: 75

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­ er MSCI World ex Europe Index verzeichnet dagegen nur eine durchschnittD liche Dividendenrendite von 2,6  %. Die zu erwartende Dividendenrendite bzw. das Dividendenvolumen innerhalb eines Portfolios könnte durch den Fokus auf Sektoren mit überdurchschnittlichen Dividendenzahlungen weiter optimiert werden. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass Dividendenzahlungen sowohl die Stabilität als auch die reale Wertentwicklung eines Portfolios verbessern. In der Vergangenheit konnten insbesondere die Inhaber europäischer Aktien von erheblichen Dividendenzahlungen profitieren. Reinvestierte Dividenden haben seit 1999 ca. 50 Prozentpunkte6 („Ertragsprämie“) der annualisierten Gesamterträge auf Aktieninvestments im STOXX Europe 600 generiert. Im MSCI World ex Europe konnten Dividenden dagegen lediglich 36 Prozentpunkte zum Gesamtertrag beisteuern. Nachfolgend zeigen wir, dass dies relativ zu den aktuellen niedrigen (und teilweise ­sogar negativen) Bondrenditen einen enormen Vorteil darstellt, insbesondere in Sektoren mit überwiegend stabilem Wachstum, wie beispielsweise ­Lebensmittel und Getränke (Food & Beverage), Gesundheit (Health Care) oder ­Hygiene- und Haushaltsartikel (Personal & Household Goods). Dividenden leisten einen wesentlichen Beitrag zum Netto-Ertrag und damit zur Stabilisierung der Gesamtperformance. Die Gesamtperformance über einen bestimmten Zeitraum beinhaltet die Entwicklung des Aktienkurses und die (reinvestierten) Dividendenzahlungen (d.h. den Performancebeitrag von Dividenden nach Abzug der Quellensteuer). Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die Gesamtperformance, aufgeschlüsselt nach Aktienkursentwicklung und dem jeweiligen Beitrag durch (reinvestierte) Dividenden seit dem Jahr 2000. Der extrem positive Trend der „Stable Growth“ Sektoren (Lebensmittel und Getränke, Gesundheit sowie Hygiene- und Haushaltsartikel7) sei in diesem Kontext noch einmal gesondert erwähnt. Der Performancebeitrag durch Aktienkurse und Dividenden fällt bei diesen Sektoren im STOXX Europe 600 Universum mit Abstand am höchsten aus. Einzig die Chemiebranche liefert noch ähnlich positive Werte. Insgesamt geht aus der Tabelle hervor, dass reinvestierte Dividenden in den vergangenen 16 Jahren einen deutlich höheren Beitrag zur Wertentwicklung geleistet haben als steigende Aktienkurse. Dies gilt sowohl für die meisten Sektoren als auch für den Gesamtmarkt:

Dividenden stabilisieren die Gesamtperformance

6 Der annualisierte Beitrag durch Dividenden ergibt sich durch den annualisierten Gesamtertrag minus den annualisierten Kursgewinn in Prozentpunkten. Der annualisierte Beitrag durch Dividenden ist als „Ertragsprämie“ zu sehen. Die Berechnung von Indizes für den Gesamtertrag erfolgt einschließlich reinvestierter Dividenden. 7 Food & Beverage, Health Care und Personal & Household Goods. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Strategy Special „The search for stable portfolio returns“ 22. September 2014

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In nur 5 der 18 Sektoren im STOXX Europe haben steigende Aktienkurse einen stärkeren Beitrag zur Performance geleistet als Dividenden. In allen anderen Sektoren entfällt der größere Performancebeitrag auf Dividenden. Dies zeigt deutlich, wie wertvoll Dividenden langfristig für die Stabilisierung der Gesamtperformance eines Portfolios sein können. Gleichzeitig unterstreicht es die Bedeutung nachhaltiger Dividendenzahlungen (oder Dividendenerträge) aus Sicht der Anleger (mehr zu diesem Aspekt im nächsten Abschnitt). Da sie stabile Cashflows generieren, können Dividenden zur Stabilisierung von Wertpapierdepots beitragen. Potenzielle Kursverluste können längerfristig durch den positiven Performancebeitrag von Dividenden abgemildert oder vollständig ausgeglichen werden, was bei einzelnen Unternehmen oder Sektoren einen entscheidenden Unterschied8machen kann. Der Beitrag von Dividenden zum Netto-Gesamtertrag seit dem Jahrtausendwechsel beträgt im STOXX Europe 600 über 50 Prozentpunkte (Netto-Gesamtertrag 41,4 %, Aktienkurs-Performance -9 %).

DIVIDENDENZAHLUNGEN LEISTEN STARKEN BEITRAG ZUM NETTOERTRAG WERTENTWICKLUNG SEIT 31.12.1999 IN  % STOXX Europe 600 Sektor Food & Beverage Personal & Household Goods Chemicals Health Care Construction & Materials Automobiles & Parts Financial Services Utilities Basic Resources Travel & Leisure Industrial Goods & Services Oil & Gas STOXX Europe 600 Retail Insurance Media Telecommunication Banks Technology

Netto-Gesamtertrag in  %

Kursentwicklung in  %

372,6

226,9

Dividendenbeitrag zur Wertentwicklung in PP 145,7

295,1

170,7

124,4

6,2

3,5

254,8 176,8

147,4 91,9

107,4 84,9

5,6 4,0

3,3 3,1

168,2

81,4

86,8

3,7

3,2

159,9 108,5 98,4 85,8 84,6

86,1 31,2 4,0 17,4 22,6

73,9 77,3 94,4 68,4 62,0

3,8 1,6 0,2 1,0 1,2

2,8 3,4 4,5 3,3 3,0

59,2

10,3

48,8

0,6

2,6

41,8 41,4 17,6 -2,8 -11,8 -29,7 -37,6 -50,1

-17,9 -9,2 -22,5 -41,1 -42,6 -61,3 -62,7 -59,6

59,7 50,6 40,1 38,2 30,8 31,6 25,1 9,5

-1,2 -0,6 -1,5 -3,1 -3,3 -5,6 -5,8 -5,3

3,5 2,9 2,6 2,9 2,4 3,2 2,7 0,7

Kursentwicklung in  %, annualisiert 7,4

Dividendenbeitrag in  %, annualisiert 8 3,6

Quelle: Thomson Datastream, UniCredit Research

8 Der annualisierte Beitrag durch Dividenden ergibt sich durch den annualisierten Gesamtertrag minus den annualisierten Kursgewinn in Prozentpunkten. Der annualisierte Beitrag durch Dividenden ist als „Ertragsprämie“ zu sehen. Da gezahlte Dividenden kontinuierlich reinvestiert werden, ist die Prämie eng an die Entwicklung des jeweiligen Sektors gekoppelt.

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Neben der Höhe der Dividenden ist auch die Nachhaltigkeit der Zahlungen von entscheidender Bedeutung – wir erfassen diesen Faktor als „risikobereinigtes Dividendenwachstum“9. „Stable Growth“ Sektoren überzeugen hier in beiderlei Hinsicht. Im Prinzip ist ein starkes Dividendenwachstum durchaus interessant. Für die Planbarkeit des zukünftigen Performancebeitrags durch Dividenden ist es jedoch von zentraler Bedeutung, dass die Dividende keinen allzu starken Schwankungen unterliegt oder (im Extremfall) sogar nachgibt oder ganz ausgesetzt wird. Als quantitative Messgröße für Volumen und Nachhaltigkeit von Dividendenzahlungen (aggregierte Index-Dividenden) oder das entsprechende Wachstum verwenden wir das „risikobereinigte Dividendenwachstum“ ähnlich wie das Verhältnis von Ertrag zu Schwankungen (auch bekannt als „Sharpe Ratio“). Zusätzlich zu einem starken Beitrag der Dividenden zur Gesamtperformance können die von uns beschriebenen „Stable Growth“ Sektoren (Food & Beverage, Health Care, Personal & Household Goods) auch in dieser Hinsicht überzeugen: Sie verzeichnen als einzige Sektoren einen Wert größer 1 (siehe Tabelle unten). Werte größer 1 bedeuten, dass das historische Dividendenwachstum größer ausfällt als das Risiko durch negative Abweichungen vom erwarteten Wachstumstrend. Anders ausgedrückt: Das Verhältnis von Dividendeneinnahmen zu Dividendenrisiko ist überproportional hoch, und dies ist positiv. In diesem Zusammenhang kann der Sektor Automobiles & Parts die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung gut veranschaulichen.

„Risikobereinigtes Dividendenwachstum“ – die Nachhaltigkeit von Dividenden ist maßgeblich

Im Sektorvergleich verzeichnet diese Branche seit 200410 mit 24 %11 das stärkste durchschnittliche Dividendenwachstum. Aus der vorstehenden Tabelle wird ersichtlich, dass Dividenden zudem einen starken Performancebeitrag leisten. Was jedoch die Nachhaltigkeit (und damit die Planbarkeit) von Dividendenzahlungen angeht, bleiben Automobilhersteller und Zulieferer (Automobiles & Parts) hinter dem Durchschnitt zurück: Das jährliche Dividendenwachstum schwankte seit 2004 zwischen -76,4 % und 177 % (siehe Tabelle unten). Im Hinblick auf das bestehende Risiko kann dieser Sektor daher kaum als nachhaltiges und stabiles Investment im Rahmen einer Dividendenstrategie gelten.

9 Das risikobereinigte Dividendenwachstum wird gemessen als durchschnittliches Dividendenwachstum p.a. relativ zur Standardabweichung. In Einklang mit dem „Sharpe Ratio“ bemisst das risikobereinigte Dividendenwachstum die durchschnittliche jährliche Steigerung der gezahlten Dividende im Verhältnis zur Schwankungsbreite des jährlichen Dividendenwachstums. Je höher das „risikobereinigte Dividendenwachstum“ eines Sektors, desto besser sind die Aussichten im Hinblick auf Höhe und Nachhaltigkeit der Dividenden. 10 Daten zu den Dividenden im STOXX Europe 600 sind erst ab 2004 verfügbar. 11 Das starke durchschnittliche Dividendenwachstum basiert auf dem Umstand, dass beispielsweise nach einem Rückgang der Dividende um 50 % eine Steigerung um 100 % erforderlich ist, um wieder das ursprüngliche Niveau zu erreichen.

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DURCHSCHNITTL. DIVIDENDENWACHSTUM UND NACHHALTIGKEIT (ZEITVERSETZTE DIVIDENDEN)

STOXX Europe 600 Sektor Health Care Food & Beverage Personal & Household Goods Chemicals Industrial Goods & Services Media Financial Services Construction & Materials Insurance STOXX Europe 600 Telecommunications Basic Resources Technology Automobiles & Parts1 Oil & Gas Travel & Leisure Utilities Retail Banks

Durchschnittl. jährliches Dividendenwachstum seit 2004 in  % 11,4 9,9

Jährl. Minimum in  %

Jährl. Maximum in  %

Risikobereinigtes Dividendenwachstum

0,9 -3,5

17,6 22,0

2,11 1,60

12,5

-5,1

24,6

1,26

11,7

-17,9

33,2

0,95

10,5

-27,7

32,5

0,69

9,5 8,1

-6,6 -24,8

38,8 22,3

0,67 0,57

6,5

-21,8

24,7

0,50

10,0

-42,0

29,4

0,50

6,2

-25,2

21,0

0,48

9,2

-22,6

50,9

0,43

11,8 7,6

-59,6 -29,3

45,1 30,8

0,42 0,42

24,0

-76,4

177,0

0,40

4,8 7,1 3,6 3,4 -0,4

-18,5 -39,2 -8,2 -10,6 -55,5

17,3 30,9 21,0 17,7 21,1

0,39 0,36 0,35 0,34 -0,02

Quelle: Thomson Datastream, UniCredit Research

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Herausgeber: UniCredit Bank AG Arabellastraße 12 81925 München Fachredaktion: Oliver Postler, Adrian Becker, Nikolaus Keis, Christina Steinhoff Erscheinungsweise: nach Bedarf Abgeschlossen am: 13.12.2016

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