Akademiker von morgen:Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

Birthe Möller

Autor:

Birthe Möller

Art:

Abschlussarbeit

Version:

-

Datum Erstellung:

August 2012

Seiten:

96 (inkl. Deckblatt)

Copyright:

IGW International

Adresse IGW IGW International Josefstrasse 206 CH - 8005 Zürich Tel. 0041 (0) 44 272 48 08 Fax. 0041 (0) 44 271 63 60 [email protected] www.igw.edu

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Vorwort für Abschlussarbeiten

Vorwort Theologische Arbeit ist Dienst an der Gemeinde, sie ist Hirtendienst. Die enge Verknüpfung von theologischer Ausbildung und Gemeinde zeigt sich unter anderem in den Abschlussarbeiten der IGW-Absolventen. Die intensive Beschäftigung mit einem Thema ist eine gewinnbringende Erfahrung, bei der die Studierenden durch überraschende Entdeckungen und neue Erkenntnisse ihren Horizont erweitern. Auch die Gemeinde soll und darf von diesem Ertrag profitieren. Die Schulleitung von IGW begrüsst darum die Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit. IGW International ist mit weit über 300 Studierenden die grösste evangelikale Ausbildungsinstitution im deutschsprachigen Raum. Sie bietet verschiedene Studiengänge für ehrenamtlichen, teil- oder vollzeitlichen Dienst an. In der Schweiz und in Deutschland existieren Studienzentren in Zürich, Bern, Olten, Essen, Braunschweig und in Nürnberg. In Österreich unterstützt IGW den Aufbau der Akademie für Theologie und Gemeindebau AThG. Das IGW-Angebot umfasst eine grosse Vielfalt an Ausbildungen und Weiterbildungen: vom Fernstudium (für ehrenamtliche und vollzeitliche Mitarbeiter und zur Vertiefung einzelner Themen) über das Bachelor-Programm (als Vorbereitung auf eine vollzeitliche Tätigkeit als Pastor) bis zum Master als Weiterbildung und für Quereinsteiger mit akademischer Vorbildung. Im Anschluss an das Masterprogramm steht den IGW-Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit zum Weiterstudium MTh und DTh (GBFE/UNISA) offen. Speziell für Gemeindeleiter und Leitungsteams bieten wir eine 2-jährige Weiterbildung zum Thema Gemeindeerneuerung, Turnaround an. Weitere Informationen finden Sie auf www.igw.edu oder auf www.de.igw.edu. Seit Herbst 2008 macht IGW alle Abschlussarbeiten online zugänglich, welche die Beurteilung „gut“ oder „sehr gut“ erhalten haben. Die Arbeiten stehen kostenlos auf unserer Website zur Verfügung (http://www.igw.edu/downloads). Dort finden Sie auch Referate und Präsentation von Forschungstagen und IGW-Kongressen. Für die Schulleitung Dr. Fritz Peyer-Müller, Rektor IGW International; [email protected]

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

Inhaltsverzeichnis 1......... EINLEITUNG ........................................................................................................................... 1 2......... DER THEORETISCHE KONTEXT DER UNTERSUCHUNG .............................................. 3

2.1. .... Studierende als Träger von Einstellungen zum christlichen Glauben ........................... 3 2.1.1... Forschungsobjekt Student.......................................................................................................... 3 2.1.2... Die Generation der heutigen Studierenden – Werte und Lebenswelt ........................................ 4 2.1.3... Lebensphase Jugend .................................................................................................................. 6 2.1.4... Besondere Herausforderungen für Studierende ......................................................................... 8 2.1.5... Die Bedeutung der Teil-Lebensphase Studium ........................................................................ 10

2.2. .... Einstellungen als Forschungsgegenstand .................................................................... 10 2.2.1... Definition ................................................................................................................................. 10 2.2.2... Beschaffenheit von Einstellungen ............................................................................................ 12 2.2.3... Funktion und Wirkung von Einstellungen sowie deren wissenschaftliche Untersuchung ....... 14

2.3. .... Christlicher Glaube als Einstellungsobjekt .................................................................. 15 2.3.1... Glaube im Neuen Testament .................................................................................................... 15 2.3.2... Glaube aus christlich-theologischer Perspektive .................................................................... 16 2.3.3... Was den christlichen Glauben ‚christlich‘ macht .................................................................... 18 3......... DER AKTUELLE FORSCHUNGSSTAND UND DIE DARAUS RESULTIERENDE FRAGESTELLUNG DER UNTERSUCHUNG ................................................................................ 21

3.1. .... Forschungsstand: Studierende – Einstellungen – christlicher Glaube ......................... 21 3.1.1... Abgrenzung von Einstellungen und Religiosität als Forschungsgegenstand .......................... 21 3.1.2... Forschungsergebnisse aus dem Bereich Religiosität und Studierende unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen ............................................................................................................ 24 3.1.3... Forschungsergebnisse aus dem Bereich Religiosität und Jugendliche bzw. junge Erwachsene unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen........................................................... 26 3.1.4... Untersuchungen zum Thema Einstellungen gegenüber Glauben ............................................ 28

3.2. .... Die Entwicklung der Forschungsfrage ........................................................................ 29 3.2.1... Eine theologische Reflexion ..................................................................................................... 29 3.2.2... Problem- und Zielentwicklung Teil 1 ....................................................................................... 32 4......... DER METHODOLOGISCHE ANSATZ DER UNTERSUCHUNG ...................................... 38

4.1. .... Der Forschungsansatz .................................................................................................. 38 4.2. .... Die Forschungsmethoden ............................................................................................ 41 4.2.1... zur Datenerhebung .................................................................................................................. 41 4.2.2... zur Auswertung, Analyse und Interpretation ........................................................................... 43

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5......... EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG ........................................................................................ 46

5.1. .... Das Forschungsdesign ................................................................................................. 46 5.1.1... Die Datenerhebung .................................................................................................................. 46 5.1.2... Die Problem- und Zielentwicklung Teil 2 ................................................................................ 50 5.1.3... Das Vorgehen der qualitativen Auswertung............................................................................. 51

5.2. .... Das offene und axiale Kodieren mit Beobachtungen und ersten Analysen ................. 52 5.2.1... Das Auswertungsraster ............................................................................................................ 52 5.2.2... Zur affektive Einstellungskomponente: Auswertung und Analyse der äusseren Merkmale des christlichen Glaubens ................................................................................................................... 54 5.2.3... Zur affektiven Einstellungskomponente: Auswertungen und Analysen der inneren Merkmale des christlichen Glaubens .................................................................................................. 56 5.2.4... Zur affektiven Einstellungskomponente: Auswertungen und Analysen zum Thema Glauben allgemein ............................................................................................................................................. 61

5.3. .... Das selektive Kodieren um Zusammenhänge aufzuzeigen und darzustellen .............. 63 6......... IMPULSE FÜR DEN CHRISTLICHEN DIENST AN HOCHSCHULEN (5 THESEN) ...... 67 BIBLIOGRAPHIE .............................................................................................................................. 71 ANHANG ........................................................................................................................................... 78

1. ....... Übersicht Forschungsstand ..........................................................................................78 2. ....... Grafik zur Einstellungswirkung ...................................................................................82 3. ....... Arbeitsauftrag Forumsbeitrag ......................................................................................83 4. ....... Übersicht Probanden mit Interviewaussagen............................................................... 83 5. ....... Beschreibung der Reaktionstypen ............................................................................... 86 6. ....... Zu erwartenden Grundeinstellungen und affinen Einstellungen ................................. 88 7. ....... Inhalt der CD ............................................................................................................... 89

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: Einstellungs-Wirkungs-Kreislauf ............................................................................... 34 Abbildung 2: Zusammenhang von Einstellungen und Glauben....................................................... 35 Abbildung 3: Arten von Christen und Christen Indikatoren ............................................................ 58 Abbildung 4: Einstellungs-Reaktions-Modell.................................................................................. 66 Abbildung 5: Einstellungswirkung .................................................................................................. 82

Tabelle 1: Dimensionen des Glaubens ............................................................................................. 16 Tabelle 2: Auswertungsraster ........................................................................................................... 53 Tabelle 3: Übersicht Forschungsstand.............................................................................................. 78 Tabelle 4: Übersicht Probanden mit Interviewaussagen .................................................................. 83

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1.

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

1

EINLEITUNG Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist. (2 Kor 5,13-15) Seekers don’t really care how much you know until they know how much you care.1 (Poole 20032)

Der christliche Dienst an Hochschulen ist ein Ausdruck der Liebe Jesu, die sich aufrichtig den Studierenden zuwendet und den Wunsch hat die von Paulus im zweiten Korintherbrief überlieferte Überzeugung sowie deren Auswirkung auf das persönliche Leben eines Menschen weiterzugeben. Dabei geht es in der Studentenarbeit darum die Studierenden in der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben zu begleiten und anzuleiten. Dies ist ein Aspekt von den Aufträgen und Zielen christlicher Studentenarbeit. Die Aussage von Poole (2003) macht ein Grundprinzip in der Weitergabe dieser Botschaft deutlich, in dem sich die von Paulus erwähnte Liebe ausdrückt. Liebe drückt sich unter anderem in dem Wunsch aus, den anderen besser kennen zu lernen. Praktisch bedeutet dies, dass sich zuerst mit der Frage beschäftigt werden muss, wer die Studierenden heute überhaupt sind und was sie denken. Fakt ist, sie sind Akademiker von morgen – fraglich ist jedoch, wie ihre Einstellungen zum christlichen Glauben sind. Es geht also darum Studierende kennen zu lernen und dazu soll diese Arbeit ein Anfang machen. Die vorliegende Arbeit erhebt keinen Anspruch generelle Antworten auf die Frage nach den Einstellungen Studierender zum christlichen Glauben zu geben. Vielmehr sollen mit Hilfe eines ausgiebigen Literaturstudiums wie auch einer empirischen Untersuchung Impulse für den christlichen Dienst an Hochschulen gegeben werden. Diese sollen christlichen Studierenden, sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter christlicher Studentengruppen zur Strategie- und Methodenentwicklung dienen, um Jesu Liebe an den Universitäten Ausdruck zu verleihen.

1

Suchende werden sich nicht für das interessieren, was du weißt, ehe du dich wirklich für sie interessierst. Übersetzung [B.M.] 2 Dieses Zitat stammt aus einem E-Book in dem keine Seitenzahlen angezeigt werden. © IGW International

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Zur Entwicklung dieser Impulse sind drei grosse Schritte gegangen worden. Der erste Schritt ging in die Richtung des theoretischen Kontextes. Studierende, Einstellungen und der christlichen Glaube sind die zentralen Elemente dieser Arbeit. Diese drei Bereiche werden vor soziologischem, psychologischem und theologischem Hintergrund erläutert. Im Anschluss wurde in einem zweiten Schritt der aktuelle Forschungsstand zum Thema Einstellungen Studierender zum christlichen Glauben erfasst. In diesem Abschnitt wurde ausserdem die Abgrenzung der Einstellung von der Religiosität als Forschungsgegenstand vorgenommen. Schimmel (2011:3) sieht ein „großes (religions)pädagogisches Potential“ des Einstellungsbegriffs, das meiner Meinung nach auch in dem christlichen Dienst an Hochschulen freigesetzt werden sollte. Ein Anfang hierzu soll die vorliegende Arbeit machen. Einstellungen beeinflussen das Leben eines jeden Menschen und somit auch die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. Der aktuelle Forschungsstand führt zur Entwicklung der Forschungsfrage. Einer theologischen Reflexion, in der zu erwartende Grundeinstellungen von Studierenden zum christlichen Glauben herausgearbeitet wurden, schliesst sich eine erste Problem- und Zielentwicklung der empirischen Untersuchung an. Der dritte grosse Schritt umfasst den methodologischen Ansatz der Untersuchung, sowie eine qualitative Studie. In den Prozessen des offenen, axialen und selektiven Kodierens nach der Grounded Theory Methode des durch Interviews und Aufsätze erhobenen Datenmaterials wurden die Forschungsfragen beantwortet und Terminologien zu Einstellungen Studierender gegenüber dem christlichen Glauben entwickelt. Es entstand ein ‚Einstellungs-Reaktions-Modell‘, in dem drei Reaktionstypen auf die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben anhand ihrer Grundeinstellungen und weiterer Faktoren beschrieben werden können. Dies, sowie die weiteren Begrifflichkeiten, dienen als Grundlage für die abschliessend formulierten thetischen Impulse für den christlichen Dienst an Hochschulen.

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2.

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DER

THEORETISCHE

KONTEXT

3

DER

UNTERSUCHUNG 2.1.

Studierende als Träger von Einstellungen zum christlichen

Glauben 2.1.1. Forschungsobjekt Student Stein (1999:26) stellt bei seiner Untersuchung der Einstellungen von Studenten zu Ehe und Familie fest, dass Studierenden einen bisher wenig erforschen Bereich darstellen, bzw. „ein empirisches Schattendasein fristen“. Diese Bezeichnung trifft es auch heute noch recht gut. Die Sozialforschung beschäftigt sich in grossem Masse mit der Lebensphase Jugend und Jugendlichen überwiegend im Alter zwischen 12 und 25 Jahren (wie z.B. die Shell Jugendstudie). Diese Studien können Aufschluss über die Generation als solche geben, jedoch fehlt an einigen Stellen der explizite Blick auf Studierende. Hurrelmann (1994:106) bezeichnet die Studienzeit als „Teillebensphase“ junger Menschen zwischen 22 und 30 Jahren, vielleicht hat sie deshalb noch keine grössere Aufmerksamkeit aus der qualitativen Forschung bekommen. Soziologisch werden an drei ‚grossen‘ Stellen

Untersuchungen

angestellt,

überwiegend

aus

politischem-

und

Hochschulentwicklungsinteresse. Darunter fällt als erstes die Forschung der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Die HIS ist Eigentum von Bund und Ländern und als Unterstützung für das deutsche Hochschulsystem 1969 gegründet worden. Sie arbeitet neben anderen für die Politik relevanten Themen, wie der Finanzierung von Hochschulen in der Studierendenforschung. Diese beschränkt sich jedoch auf quantitative Forschung im politischen Interesse3. Die Bedeutung der Studierendenforschung wird auf der Homepage der HIS unter anderem recht pragmatisch und aus politischem Blickwinkel begründet. Dort wird die Ausbildung von Studierenden an Universitäten, als die „‘Produktion‘ von Humankapital als volkswirtschaftlichem Schlüsselfaktor für Innovation, Wettbewerb und Leistungsfähigkeit“4

bezeichnet.

In

Zusammenarbeit

mit

der

HIS

veröffentlicht

das

Bundesministerium für Bildung und Forschung alle drei Jahre die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, in dem die wirtschaftliche und soziale Lage Studierender dargestellt wird. (Isserstedt et al. 2010). 3 4

http://www.his.de/unternehmen [07.03.2012] http://www.his.de/abt2/index21_html [07.03.2012]

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Ebenfalls im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung arbeitet an der Universität Konstanz die AG Hochschulforschung und führt als Schwerpunkt seiner Arbeit seit 1982 Studierendensurveys durch. Die Arbeitsgruppe (AG) kooperiert für verschiedene Projekte mit der HIS5. Der Studierendensurvey beschäftigt sich mit folgenden Bereichen des studentischen Lebens: Effizienz des Studiums, Qualifikation und Studienertrag, Sozialisation und Orientierungen, Selektion und soziale Chancen sowie Platzierung der Absolventen6. Weitere quantitative Daten über Studierende liefert das Statistische Bundesamt, das als Sekundarstatistik Daten zu Alter, Geschlecht, Studienfächern, Prüfungen etc. regelmässig veröffentlicht7. Im Folgenden wird die Lebensphase aus soziologischer und entwicklungspsychologischer Sicht betrachtet. Dies soll dazu dienen, einerseits das ‚Objekt‘, die Studierenden, dieses Forschungsprojektes anschaulich darzustellen, sowie anderseits die besondere Bedeutung dieser Lebensphase und deren Beschäftigung aufzuzeigen.

2.1.2. Die Generation der heutigen Studierenden – Werte und Lebenswelt Aufschlüsse über die Werte der heutigen jungen Generation gibt unter anderem die Shell Jugendstudie 2010. Dabei sei zu beachten, dass es sich, wie bereits erwähnt, um eine Erhebung zwischen 12 – 25jährigen handelt und nicht explizit um Aussagen über Studierende. Dennoch sind Studierende in dieser Altersgruppe und ‚jugendlich‘, wie der folgende Abschnitt 2.1.3. Lebensphase Jugend entwicklungspsychologisch und soziologisch zeigen wird. Etwas genauer können auch die studierendenspezifischen Untersuchungen der AG Hochschulforschung aus Konstanz über die heutige Generation der Studierenden Auskunft geben. Die Shell Jugendstudie (2010:39) bezeichnet die junge Generation seit einigen Jahren als pragmatisch.

Junge

Menschen

reagieren

überwiegend

auf

die

sich

verändernden

Lebensbedingungen, als sie aktiv zu gestalten. Dies zeigen auch die Ergebnisse aus Konstanz. Studierende engagieren sich weniger im öffentlichen Leben und zeigen sich weniger solidarisch. Im Gegenzug üben sie aber viel gesellschaftliche Kritik und Familie sowie Freundschaften werden hoch gewertet. Wenn etwas diese Generation kennzeichnet, dann ist es vielleicht die Vereinbarung von früher unvereinbaren Gegensätzen. Dies ist eine „bedenkenswerte Entwicklung“, wie sie Bargel & Simeaner (2011:13f.) von der AG Hochschulforschung seit der politischen Wiedervereinigung Deutschlands feststellen. Für die heutigen Studierenden sind Utilitarismus und

5

http://cms.uni-konstanz.de/ag-hochschulforschung/startseite [08.03.2012] http://cms.uni-konstanz.de/ag-hochschulforschung/studierendensurvey/konzept/ [08.03.2012] 7 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/ destatis/Internet/DE/Presse/abisz/Hochschulen,templateId=renderPrint.psml [07.03.2012] 6

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Idealismus oder auch Altruismus und Egoismus immer mehr miteinander vereinbar. Wo die Shell Studie (2010:15) eine selbstbewusste Generation erkennt, ist sie für Bargel & Simeaner (2011:15f.) von Unsicherheit und Ratlosigkeit geprägt, die zwar aufgeschlossen und eifrig ist, aber kein markantes Profil ausweist, was sie somit „langweilig“ oder auch „unauffällig“ macht. Sie beobachten in ihren Untersuchungen, dass immer mehr die Kategorie ‚weiss nicht‘ oder ‚kann ich nicht sagen‘ gewählt wird. Dies kann, so sagen sie, natürlich nach mehr Toleranz aussehen, ist jedoch bei genauerem Hinsehen ein Kennzeichen dafür, dass in dieser Generation wenig eigene Meinungsbildung stattfindet. Dies spiegelt sich auch in der Werthaltung der Studierenden wieder. Sie ist sehr heterogen und Bargel & Simeaner (:12) sprechen von Spannungen und Widersprüchlichkeiten in studentischen Aussagen. Auch die Shell Studie (2010:39) spricht von „hochgradig individuell“ handelnden jungen Menschen der heutigen Generation. Dennoch lassen sich Grundtendenzen erkennen. Für mehr als 80% der Studierenden ist das Privatleben mit Partner, Familie und Freunden der wichtigste Lebensbereich (BMBF Hrsg. 2012:14). Freundschaft wurde bei der Online-Erhebung im Rahmen des Studierendensurveys im Sommer 2010 von 74% als sehr wichtig eingestuft und war damit der höchste Grundwert Studierender. Gefolgt wird dieser Wert von Frieden bzw. kein Krieg oder Gewalt, der für 71% sehr wichtig ist, unabhängige und freie Entscheidungen treffen zu können für 64% und Harmonie (ausgeglichen und mit sich im Reinen sein) für 63% der jungen Erwachsenen. Neben den Grundwerten, die gewünschte Lebensformen charakterisieren, gibt es noch die Handlungswerte oder auch Tugenden, welche ebenfalls bei der Erhebung abgefragt wurden. Diese zeigen deutlich den studentischen Bezug zu ihrem Leben, denn die Werte Wissbegierde und Neugier, Toleranz und Vorurteilsfreiheit sowie die Kritikfähigkeit und das Hinterfragen, wurde von über der Hälfte der Studierenden als sehr wichtig bewertet und führten damit die Rangliste der Handlungswerte an (Bargel & Simeaner 2011:6ff.). Trotz der Wirtschafts- und Finanzkrise sind immerhin noch 59% der Jugendlichen positiv in Bezug auf ihre Zukunft gestimmt (Shell Deutschland Holding Hrsg. 2010:16) und trotz Schwierigkeiten stimmen 88% der Studierenden der Aussage zu, dass sie ihren Weg gehen werden, was auf eine im Grunde optimistische Generation hinweist (Müßig-Trapp & Willige 2006:10). Bargel (2008:34ff.) hat die Entwicklung untersucht, die die Studierendensurveys über die letzten15 Jahre zeigen. Dabei war auffällig, dass sich weniger die Werthaltung, als die politische Orientierung der jungen Menschen verändert hat. Die sozialen Unterschiede werden zunehmend, aktuell von 62%, als ungerecht bewertet, sowie 65% sind davon überzeugt, dass faire soziale Aufstiegschancen nicht mehr bestehen.

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Aus den von der AG Hochschulforschung gebildeten Wertdimensionen lassen sich abschliessend fünf verschiedene Gruppen von Studierenden darstellen, deren Benennungen durch ihr Menschen- und Weltbild gekennzeichnet sind. Es folgt eine Nennung der Gruppen nach ihrem Umfang, begonnen mit der Grössten. Es gibt Studierende, die als harmonisch-sensible Idealisten, kritische Intellektuelle, erfolgsorientierte Manager, ästhetisierenden Künstler sowie nationale Traditionalisten bezeichnet werden können (Bargel & Simeaner 2011:10). Der Lebensmittelpunkt aller Studierenden ist, neben der bereits genannten hohen privaten Orientierung, das Studium und die Hochschule. 60% geben ihrer Ausbildung einen hohen Stellenwert in ihrem Leben, was bedeutet, dass wenige nebenbei studieren und sie sich mit ihrer Lebensphase identifizieren (BMBF Hrsg. 2012:14).

2.1.3. Lebensphase Jugend Im

Folgenden

wird

die

Lebensphase,

in

der

sich

Studierende

befinden,

erst

aus

entwicklungspsychologischer und anschliessend aus soziologischer Sicht betrachtet. Denn, wie alle anderen Lebensphasen auch, wird sie nicht nur biologisch definiert (Hurrelmann 1994:13). Hurrelmann (:26f.) nennt vier ‚Entwicklungsaufgaben‘, die beschreiben, welche Wachstumsschritte bis zum Übergang in die nächste Lebensphase von einem jungen Menschen bewältigt werden müssen. Aus psychologischer Perspektive geht es für den Jugendlichen darum, intellektuelle und soziale

Kompetenz,

ein

inneres

Bild

der

Geschlechtszugehörigkeit,

selbstständige

Handlungsmuster für die Nutzung des Konsumwarenmarktes und ein Werte- und Normensystems sowie ethisches und politisches Bewusstsein zu entwickeln. In der Soziologie wird an das psychologische Konzept angeknüpft und es geht um die Entwicklung von unterschiedlichen Rollen in den vier Bereichen der Entwicklungsaufgaben. Für den jungen Menschen geht es also darum in seine Berufsrolle hineinzufinden, seine erwachsene Rolle in Partnerschaft und Herkunftsfamilie einzunehmen, sich angemessen auf dem Konsum- und Warenmarkt zurechtzufinden und als politischer Bürger zu handeln (:33f.). Das klingt ziemlich statisch und aufgrund der jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen ist der Übergang vom Jugend– ins Erwachsenenalter nicht mehr so klar zu sehen. Auch wenn sich die Jugendphase in der historischen Entwicklung immer mehr ausgedehnt hat und zurzeit als Spanne von 15 Jahren (etwa vom 12. bis zum 27. Lebensjahr) zu einem bedeutenden eigenen Lebensabschnitt geworden ist (:41), lässt sie sich nicht mehr klar soziologisch vom Erwachsenenalter unterscheiden. Beispielweise gelangen Erwachsene in Erwerbslosigkeit und büssen das Ausleben der Berufsrolle ein, Studentinnen leben zu 62% (Studenten zu knapp 50%) in festen Partnerschaften in eheähnlicher

Gemeinschaft

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(rein

ökonomisch

gesehen)

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und

haben

damit

quasi

den August 12

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Erwachsenenstatus erreicht (Isserstedt 2010a: 7). Besonders das Studium, das Hurrelmann (1994:23) als „gesellschaftlich erzwungenen Aufschub des Überganges in das Erwachsenenalter“ bezeichnet, hat die Lebensphase Jugend nach oben ausgedehnt und zu einer eigenständigen Lebensphase gemacht. Sozialisationstheoretisch hat Hurrelmann (:64ff.) wichtige Grundannahmen der Jugendforschung formuliert, von denen an dieser Stelle auf drei, die die besondere Bedeutung der Lebensphase unterstreichen, eingehen werden soll. Im Jugendalter, insbesondere in der Zeit im Studium, bildet sich die Persönlichkeit eines jungen Menschen in der Wechselwirkung zwischen seiner Veranlagung und Umgebung, wodurch tiefgreifende Grundstrukturen definiert werden. In dieser Zeit entwickelt der Studierende (sowie auch schon in der früheren Jugendphase), Bewältigungsstrategien und Charaktermuster, die für den weiteren Lebenslauf bestehend und überaus prägend sind. In der Lebensphase Jugend besteht zum ersten Mal die Chance eine eigene Ich-Identität zu entwickeln und, je weiter die Jugendphase fortgeschritten ist, also z.B. während des Studiums, ist diese Entwicklung immer mehr bewusst zu gestalten. Diese Ich-Identität entwickelt sich unter anderem in einem gesellschaftlichen Vorgang, sie stammt

damit

auch

von

‚aussen‘

(Luckmann,

Döring

&

Zulehner

1980:11).

Die

Identitätsentwicklung eines Menschen ist ein umfangreiches Thema an sich, jedoch soll hier nur auf diese äusseren Faktoren eingegangen werden. Eine notwendige Unterstützung in dieser Entwicklung haben in der Vergangenheit stabile gesellschaftliche Systeme und Organe gegeben. Dazu zählte auch die Kirche. Gab es früher noch ein festes Ineinandergreifen von Kirche, Staat und Gesellschaft als identitätsstiftende Orientierung, so hat sich diese Verbindung im Wandel der Zeit stark aufgelöst (:32). Eickelpasch & Rademacher (2004:5f.) fassen die gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit mit den zwei groben Begriffen ‚Postmoderne‘ und ‚Globalisierung‘ zusammen. Dies meint einerseits die Individualisierung und Pluralisierung der Lebensformen und andererseits ein immer stärkeres Vernetzen der sozialen- und kulturellen Welt. Dies sind ganz vereinfacht dargestellt die gesellschaftlichen Prozesse, die eine immense Wirkung auf die Identitätsentwicklung der jungen Menschen haben. Studierende werden selbst verantwortlich für ihre Identitätsentwicklung, damit ist dieser Prozess zwangläufig privat geworden. Denn, so das Grundverständnis der Sozialwissenschaftler in der Postmoderne, ist die Identitätsentwicklung aufgrund der weggebrochenen Konturen in eigene Regie übergegangen (:11). Die daraus resultierende Herausforderung zeigt sehr gut der Vergleich von Eickelpasch & Rademacher (:14):

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Identitäten gleichen in der zerrissenen Welt der Spätmoderne nicht fertigen Behausungen mit einem dauerhaften Fundament und einem schützenden Sinn-Dach, sondern permanenten, lebenslangen Baustellen, auf denen die freigesetzten oder ‚versetzen‘ Individuen ohne festgelegten Bauplan und unter Verwendung vorhandener Bausätze und Sinnangebote sich (bis auf weiteres) eine Unterkunft schaffen. Je nach situativem und biographischem Erfordernis sind An-oder Umbauten fällig. Diese Form spätmodernen Identitätskonstruktion ohne traditionale Garantien und Sicherung erfordert eine hohe pragmatische Kompetenz im Bewältigen problematischer Situationen.

Neben dieser immensen Herausforderung einer selbst gewählten und selbst zu gestaltenden Identität, gibt es besonders für Studierende weitere Herausforderungen. Anforderungen, die sich aus

dem

bereits

Gesagten

ergeben

(wie

z.B.

der

Bewältigung

der

einzelnen

Entwicklungsaufgaben), sollen im Folgenden nicht noch einmal aufgegriffen werden, da sie auch für alle anderen Jugendlichen in gleicher Weise gelten.

2.1.4. Besondere Herausforderungen für Studierende Studierende sind zu einer bewussten Gestaltung dieser Teillebensphase aufgefordert. Die Anforderungen an die jungen Erwachsenen sind unter anderem durch den gesellschaftlichen Wandel gestiegen. Hurrelmann (1994:19) setzt für die Gestaltung „eine hohe persönliche Definition- und Organisationsleistung“ voraus und es ist schlecht vorhersagbar, wie es Studierenden ergeht, die diese persönliche Qualifikation nicht mit in ihre Studienzeit bringen. In der Shell Jugendstudie (2010:40f) wird dies folgendermassen ausgedrückt: Jugendliche müßen heute mehr Informationen verarbeiten und mehr Entscheidungen treffen als jede Generation vor ihnen. Um diese Wahlfreiheit nutzen zu können, benötigen Jugendliche heute vielfältige Kompetenzen, angefangen mit der Fähigkeit, die möglichen Konsequenzen ihrer Wahl abschätzen zu können, bis hin zur Selbsterkenntnis und auch dem Selbstbewußtsein, ihre eigenen Präferenzen zu erkennen und nach diesen zu handeln.

Besonders die Anfangszeit des Studiums ist unter Umständen durch eigenständige Wohnungssuche, ggf. der Gestaltung des Zusammenlebens mit anderen Studierenden in Wohngemeinschaften oder Studentenwohnheimen und die eigene Haushaltsorganisation geprägt. Dazu kommt, dass oft der Wohnort gewechselt wird, neue soziale Beziehungen geknüpft werden müssen und sich möglicherweise um eine Erwerbsarbeit bemüht werden muss (Isserstedt 2010a:30; Kirchenamt der EKD 1991:319). Dies verlangt von dem Studierenden ein hohes Mass an Eigeninitiative, Organisation und Sozialkompetenz. Hochschulen sind überwiegend sehr anonyme

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Einrichtungen, mit geringem Kontakt zu dem Hochschulpersonal. Diese Anonymität erschwert den Aufbau eines sozialen Netzes, das eine wichtige Unterstützung zur Bewältigung des Studienalltags darstellt und ein grosses Bedürfnis der Studierenden ist8. Ausserdem führt es dazu, dass die schätzungsweise 25% bis 30% Studienabbrecher eines Jahrgangs fast unbemerkt aus dem Universitätsalltag ausscheiden (Bargel 2006:442). Der Studienalltag erfordert Selbstverantwortung und -disziplin, welche nicht für jeden Studierenden selbstverständlich und leicht aufzubringen sind. Die Befragung zu Lebenszielen und Werten Studierender aus dem Jahre 2006 ergab, dass 88% einen Leistungsdruck auf ihre Generation verspüren „immer besser ausgebildet und flexibler zu sein“ (Müßig-Trapp & Willige 2006: 10). Viele Studierende klagen über Ängste vor Misserfolg und Sorgen das Studium bewältigen zu können. Diese Befürchtungen sind in den letzten Jahren angestiegen, so dass im Jahr 2010 schon ein Viertel der Studierenden grosse Sorgen äusserten. Eine so starke hoffnungslose und negative Stimmung unter Studierenden habe „es noch bei keiner Studentengeneration nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland gegeben“, so Bargel & Simeaner (2011:15). Das Studium scheint also unter anderem stark emotional belastend zu sein. Die Prüfungssituation an den Hochschulen kann auch zu Stress und damit einer grossen Herausforderung werden. Jedoch berichtet nur ein kleiner Teil der Studierenden von (13-16%) von ernsthaften Problemen mit Prüfungsvorbereitungen. Von Prüfungssituationen, in denen viel Stoff in kurzer Zeit zu bewältigen ist, fühlen sich 41% der Studierenden belastet (Multrus, Ramm & Bargel 2011:15f.). In den letzten 20 Jahren hat ein Wandel in der Studienbiographie stattgefunden, der weitere Herausforderungen mit sich gebracht hat. Schwierigkeiten und Unsicherheiten ergeben sich, so Bargel (2006:443) allgemein aus drei übergeordneten Themenbereichen: die Erwerbsarbeit, der zu gestaltende Übergang von Studium zum Beruf und die späteren Berufsaussichten. Erwerbstätigkeit gehörte für viele Studierende auch schon vor der Einführung der Studiengebühren zum Alltag. Die erhöhte finanzielle Belastung durch Studiengebühren in einigen Bundesländern hat die Situation jedoch für einige Studierende weiter verschärft. Im Jahr 2009 wendeten Studierende im Durchschnitt acht Stunden in der Woche für Erwerbsarbeit auf. Die 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks ergab, dass es bei einem Teil der Studierenden durch die Erwerbstätigkeit einen grossen Unterschied zwischen ihrer eigentlichen Studienplanung als Vollzeitstudent und ihrem realen Studienverhalten gab (Isserstedt 2010a:26ff.).

8

vgl. den hohen Wert von Freundschaft bei Bargel & Simeaner 2011:6ff.

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2.1.5. Die Bedeutung der Teil-Lebensphase Studium Die Berufswahl ist für einen Menschen eine weitreichende Entscheidung. Wenn sie nicht schon mit der Studienwahl getroffen wird, wird sie durch Praktika präzisiert oder durch einen nicht unüblichen Fachwechseln noch einmal verändert. Die Partnerwahl ist eine weitere wichtige Lebensentscheidung, die meist in der Studienzeit getroffen wird. Nach Bargel (2006:442) ist diese Lebensphase eine Zeit „intensiver Partnersuche“. Dieser Lebensbereich wird ebenso weitreichende Konsequenzen auf die Lebensgestaltung und weitere Entscheidungen haben. Die Studierenden nehmen auch selbst die hohe Bedeutung ihrer Lebensphase war, denn nach der Studie zu Lebenszielen und Werten Studierender 2006, geben 77% an, dass sie sich in einer Phase befinden, in der sie Weichen für ihr späteres Leben stellen (Müßig-Trapp & Willige 2006:3). Hurrelmann (1994: 17) misst dem Lebensabschnitt, der gesamten Phase Jugend, eine „Schlüßelstellung“ im gesamten Lebenslauf zu. Studierende befinden sich in einer Phase der Orientierung mit, im Gegensatz zu Schülern oder sich in betrieblicher Ausbildung befindender Altersgenossen, erhöhtem Mass an Freiheit und Flexibilität. Weiter prognostiziert Hurrelmann (:18), dass die Bedeutung der Lebensphase Jugend und damit ihrer Teilabschnitte, weiter steigen wird. Wenn man von Studierenden als „zukünftiger gesellschaftlicher Elite“ (Bargel, T.2008:33) ausgeht, sollte das Gewicht, das diese Phase des Lebens hat, deutlich werden. Die heutigen Studierenden sind diejenigen, die später in den verantwortungsvollen Positionen in Wirtschaft und Politik bedeutsame Entscheidungen treffen werden. Sie werden die nächste Generation in Bildungseinrichtungen prägen und erziehen, Menschen im Gesundheitswesen behandeln und betreuen. Überall müssen von den heutigen Studierenden weitreichende und oft ethisch schwierige Entscheidungen getroffen werden für die sie in ihrer Studienzeit die Grundlage legen, indem sie sich und ihr Welt- und Menschenbild (hoffentlich) reflektieren. In einflussreichen Positionen werden die jungen Akademiker durch ihre Werte, Prägung und Einstellungen bewusst oder unbewusst die Zukunft (mit)gestalten.

2.2.

Einstellungen als Forschungsgegenstand

2.2.1. Definition Einstellungen hat jeder Mensch. Manchmal ist die Rede davon, dass die Einstellung zu einer Situation, einem Ereignis oder einer Person entscheidend sei. Doch was ist damit gemeint? Was macht es so interessant und wichtig, sich mit Einstellungen zu beschäftigen?

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Der Fachbegriff der (sozialen) Einstellung entstammt der Sozialpsychologie und wird dort, wie auch umgangssprachlich, so merkt selbst Güttler (2000:95) an, auf verschiedenste Art definiert. Es geht bei der Einstellung, die ein Mensch besitzt, grob gesagt um seine wertende Reaktion auf etwas Abstraktes. Einstellungen beziehen sich nicht auf konkrete Wahrnehmungen, obwohl sie sich oft in der Reaktion auf konkrete Wahrnehmungen zeigen (Martens 2009:28). In einer Einstellung zeigen sich Handlungs- und Wahrnehmungstendenzen, Gefühle und positive oder negative Bewertung von Objekten, Personen oder sozialen Gruppen (Martens & Kuhl 2009 zitiert nach Martens 2009:23). Bei der Definition von Einstellungen gibt es in der Sozialpsychologie verschiedene Ansätze. Diese reichen von ein- oder zweidimensionalen Ausgangspunkten bis hin zu einem Dreikomponentenmodell. Nach den Sozialpsychologen Fischer & Wiswede (2009: 286) hängt die Definition vom jeweiligen Forschungsinteresse und -gegenstand ab. Dies soll auch an Stelle beachtet werden. Im Folgenden werden Einstellungen nach dem Dreikomponentenansatz

von

Rosenberg &

Hovland

(1960)

definieren,

da

in

dieser

Forschungsarbeit das Interesse der Einstellung gegenüber dem christlichen Glauben gilt. „Von besonderer Bedeutung dabei ist die Eigenart des Glaubens, selbst ein psychisches Phänomen zu sein, “ so Schimmel (2011:120), „da Glaube Denken, Führen und Handeln, letztlich die ganze Persönlichkeit betrifft […] weist auch Glaube diese Strukturparallelen zu Einstellungen auf: Er hat kognitive, affektive und konative Komponenten.“ Genau diese drei Komponenten sind es, in denen sich eine Einstellung differenziert darstellen lässt. Die Beschaffenheit des Glaubens an sich wird im Abschnitt 2.3.2. Glaube aus christlich-theologischer Perspektive erläutert. Da sich das Forschungsinteresse besonders auf eine der drei Komponenten richtet, eignet sich der Dreikomponentenansatz im Rahmen dieser Arbeit. Um welche Komponente es in der Datenauswertung im Speziellen geht, wird im weiteren Verlauf beschrieben. Eine Einstellung lässt sich somit in einem Zusammenspiel der kognitiven, affektiven und konativen Komponente definieren. In der kognitiven Komponente ist das subjektive Wissen eines Menschen gegenüber dem Einstellungsobjekt enthalten (Güttler 2000:100). Einstellungen, soweit sie bewusst sind, liegt immer eine Begrünung (wenn auch nicht unbedingt rational) zugrunde. Dies weist, im Gegensatz zu einer emotionalen Reaktion auf eine Wahrnehmung, auf die kognitive Vorleistung einer Einstellung hin. Auch wenn diese Komponente existiert und Einstellungen von Wissen, Vorstellungen gegenüber den Einstellungsobjekt und Überzeugungen abhängen, so reagieren Menschen doch oft emotional, unbewusst aufgrund von Wertungen dem Wissen gegenüber. Dies ist die affektive Komponente der Einstellung (Martens 2009:31). Eine Einstellung drückt sich in der verbalen Äusserung über Gefühle (Mögen, Nichtmögen), bzw. im sich wohl oder unwohl fühlen bei der Bewertung eines Einstellungsobjekts aus (Güttler 2000:100). © IGW International

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Der Mensch reagiert mit einer Wertung oder Erwartung gegenüber seiner Umwelt, wobei die Einstellung als „seelische Haltung“ gegenüber dem Einstellungsobjekt bezeichnet werden kann (Häcker & Stapf 2009:247). Schimmel (2011:84f.) bezeichnet Einstellungen als „Syllogismus (Schlußfolgerung)“ der kognitiven und affektiven Komponente. Deutlich wird dies an seinem folgenden Beispiel: „Franzosen sind Lebenskünstler, Lebenskünstler sind gut, also sind Franzosen gut.“ Dieses Beispiel lässt jedoch die dritte, die konative Komponente, aus. Denn, so Fischer & Wiswede (2009:285) und Güttler (2000:100), enthält eine Einstellung auch immer eine Verhaltenstendenz. Sie, Fischer & Wiswede (2009), zitieren, die, wie auch Schimmel (2011:83) zustimmt, „bis heute als grundlegend und nicht überholt“ geltende Einstellungsdefinition des USamerikanischen Psychologen Gordon W. Allport (1897-1967): Eine Einstellung ist ein mentaler und neutraler Bereitschaftszustand, der durch die Erfahrung strukturiert ist und einen steuernden und/oder dynamischen Einfluß auf die Reaktion eines Individuums gegenüber allen Objekten und Situationen hat.

Wie diese Definition andeutet, hat eine Einstellung immer ein Bezugsobjekt, einen Gegenstand ‚gegenüber‘ welchem die Einstellung besteht. In der Psychologie unterschieden sich Einstellungen vor allem durch ihre emotionale Qualität und gerade den Bezug zu einem Gegenstand von Persönlichkeitseigenschaften. Dieser Gegenstand kann neben Personengruppen auch eine Ideologie sein (Häcker & Stapf 2009:247). Wie Schimmel (2011:85) es zusammenfasst, kann es „jedes wahrnehmbare oder auch bloß verstellbare Objekt sein, konkret oder abstrakt, einfach oder komplex, belebt oder unbelebt, …“.

2.2.2. Beschaffenheit von Einstellungen Die bisherige Definition bezog sich auf die Einstellung als solche. Weitere Ausführungen stellen die Differenzierung dar, die für eine Einstellung in Bezug auf den Träger der Einstellung deutlich werden. Aufgrund der Vielfalt der Objekte, mit denen ein Mensch in seiner Umfeld im Kontakt ist, ist auch eine Vielfalt von Einstellungen bei einem Menschen vorhanden. Der folgende Ausdruck nach ‚aussen‘ bezieht sich auf die Differenzierung einem Objekt gegenüber, wobei die ‚innere‘ Struktur Einstellungen verschiedener Objekte gegenüber ausdrückt. Der Einstellungsträger drückt eine Einstellung einem Objekt gegenüber nach ‚aussen‘ in drei Bereichen aus. Je nachdem, in welchen Bereich die meisten Aussagen und Meinungen einer Person fallen, tritt sie dem Einstellungsobjekt Person positiv, negativ oder indifferent gegenüber. Güttler (2000:104) zitiert in diesem Zusammenhang die Assimilations-Kontrast-Theorie von Sherif & Hovland (1961), die zwischen dem Akzeptanz-, Indifferenz- und Ablehnungsbereich unterscheidet. Personen ohne feste Meinung befinden sich im indifferenten Bereich.

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Einstellungen lassen sich jedoch nicht nur durch ihren Ausdruck nach ‚aussen‘ über Zustimmung und Ablehnung differenzieren. Die ‚innere‘ Struktur von Einstellungen stellt Merkmale dar, die aus Sicht des Einstellungsträgers die Einstellungen zu verschiedenen Objekten voneinander unterschieden. Eine Einstellung zu einem Objekt steht immer im Zusammenhang mit Einstellungen anderen Objekten gegenüber. Schimmel (2011:123ff) führt diese Abhängigkeit von Einstellungen in seiner Dissertation zum Thema Einstellungen gegenüber Glauben als Thema des Religionsunterrichts aus und bezeichnet sie als affine Einstellungen. Auf seine Betrachtung zur Verknüpfung und Wechselwirkung von verschiedenen Einstellungen kann hier aufgrund der Eingeschränktheit der Forschungsarbeit nicht näher eingegangen werden. Jedoch sei auf die Affinität von Einstellungen und deren Komplexität auch im Kontext dieser Untersuchung hingewiesen und sollte bei der Auswertung bedacht werden. Diese Abhängigkeit von Einstellungen ist dem Einstellungsträger meist noch weniger bewusst als die einzelne Einstellung überhaupt. Wie Martens (2009:41) aus seinen Überlegungen folgert, sind dem Menschen viele seiner Einstellungen nicht bewusst. Die Auseinandersetzung mit Einstellungen benötigt eine bewusste Reflexion. Man kann also explizite und implizite Einstellungen unterscheiden. Neben dem Bewusstsein von Einstellungen hängt auch die Stärke der Einstellung vom Grad der Reflexion hab. Weitere Faktoren, die auf die Intensität einer Einstellung Einfluss nehmen, sind der Informationsgehalt zum Einstellungsobjekt (kognitive Dimension), die Erfahrung mit diesem, sowie die subjektive Wichtigkeit (Schimmel 2011:107). Ein besonderes Merkmal ist unter anderem die Nähe zum Selbstbild. Dieses so der Psychologe Martens (2009:30) ist auch von Einstellungen bestimmt. Einstellungen können durch Nähe und Distanz zur eigenen Person (Selbstbild) gekennzeichnet sein, welches sich in der Festigkeit der Einstellung widerspiegelt. Diese Aufzählung zeigt, dass die Stärke einer Einstellung von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Sie drückt die Verbindung zwischen dem Objekt und der Einstellung aus. Ob Einstellungen sich verändern oder (un)bewusst verändert bzw. neue gelernt werden können hängt von dieser ‚inneren‘ Struktur ab. Dies fasst Martens (:30) folgendermassen zusammen: Je ausgeprägter die affektive Komponente, die Intensität, die Differenziertheit, die Vernetzung zu anderen Einstellungen und die Nähe zum eigenen Selbstbildnis sind, desto schwerer sind solche Einstellungen zu verändern. Wenn alle diese Komponenten eine starke Ausprägung besitzen, dann lassen sich solche Einstellungen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht verändern.

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Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Einstellungs(ver)änderung geht über die Fragestellung dieser Arbeit hinaus und wird aus diesem Grund nicht weiter thematisiert. Dennoch soll kurz auf das Entstehen bzw. Erlernen von Einstellungen eingegangen werden, damit der Hintergrund deutlich wird. Wie schon aus der Einstellungsdefinition des Psychologen Allport (1897 – 1967) deutlich wurde, werden Einstellungen durch ‚Erfahrung strukturiert‘ und in der Psychologie, an verschiedenen Stellen nachgewiesen, durch einen langen Sozialisationsprozess erlernt. Dies geschieht über alle bekannten Lernwege, Einstellungen sind nicht angeboren und somit stehen sie potentiell der Veränderung zur Verfügung (vgl. Fischer & Wiswede 2009:298f.; Martens 2009:123; Schimmel 2011:91).

2.2.3. Funktion und Wirkung von Einstellungen sowie deren wissenschaftliche Untersuchung Die Sozialpsychologie teilt dies in drei Bereiche auf. Einstellungen haben eine Funktion für das Individuum an sich, sie wirken auf die Wahrnehmung und haben eine Bedeutung für das Verhalten eines Menschen. Im weitesten Sinne dienen Einstellungen nach Fischer & Wiswede (2009:321) dem Überleben, da Objekte und Personen, die eine Gefahr darstellen, negativ bewertet werden und im Gegenzug, wenn sie einen „Belohnungswert“ haben, positiv. Somit stellt das an Einstellungen orientierte Leben Sicherheit dar. Dies wird ‚adaptive‘ Funktion genannt, wobei die Einstellung durch Regulierung der Gefahr bzw. Belohnung leicht verändert werden kann. Des Weiteren geben Einstellungen dem Menschen Orientierung und stellen eine „Verhaltenssicherheit“ für ihn dar. Durch seine Einstellungen weiss der Mensch, wie er sich dem Einstellungsobjekt gegenüber verhalten muss, ohne dies immer wieder neu definieren zu müssen. Einstellungen sichern dem Menschen also das Überleben und geben ihm eine Orientierung für ein konstantes Verhalten. Einstellungen beeinflussen auch die Wahrnehmung eines Menschen. Er nimmt Gegebenheiten eher wahr und nimmt Informationen leichter auf, wenn sie mit seinen Einstellungen übereinstimmen. Besonders im Bereich der Informationsverarbeitung haben Einstellungen eine leitende Funktion (vgl. Fischer & Wiswede 2009:322; Schimmel 2011:137; Martens 2009:20). Der dritte Bereich, auf den Einstellungen wirken, ist das Verhalten eines Menschen. Die wissenschaftliche Diskussion stellen Fischer & Wiswede (2009:324ff.) ausführlich dar. Diese hier aufzugreifen würde in dieser Arbeit inhaltlich zu weit führen und wird unterlassen. Einstellungen werden seit den 1960er Jahren zum grössten Teil in der Sozialpsychologie erforscht (Schimmel 2011:82). Sie bedient sich statistischer Messverfahren, durch die es jedoch keine „Idealpräsentation“ der Einstellungen gibt. Dem Probanden werden dafür Aussagen © IGW International

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vorgelegt, die dann von ihnen mit Hilfe einer Skala bewertet werden (Fischer & Wiswede 2009:292). Kämpfe (2005) stellt in ihrer Dissertation zum Thema Konstruktvalidierung von sozialen Einstellungen aus impliziten und expliziten Einstellungsmessungen beispielhaft Verfahren vor, auf die hier aufgrund der Eingrenzung der Arbeit verzichtet werden kann.

2.3.

Christlicher Glaube als Einstellungsobjekt

2.3.1. Glaube im Neuen Testament Von einer Definition des Glaubens aus psychologischer Perspektive wird im Rahmen dieser Arbeit aus Gründen der thematischen Schwerpunktsetzung abgesehen. Glaube im Kontext des christlichen Glaubens lässt sich unter anderem von der Bibel her definieren. Söding (2006:672) tut dies, indem er den Glauben von dem Evangelisten Johannes her als die Annahme der Offenbarung Gottes des Vaters durch den Sohn Jesus Christus (Joh 14,9) deutet. Der Evangelist stellt den Glauben immer wieder als Erkennen und Anerkennen Jesus als von Gott gesandten Messias dar (Schimmel 2011:15). Dieser Begriff des Glaubens wird von Paulus in seinen Briefen weiter ausgeführt. Er orientiert sich an seinen Zuhörern (hell. Jugendchristen) und vermittelt den Glauben als „umfassende Bestimmung des Christseins“ (Söding 2006:671). Der Glaube ist demnach eine Zustimmung und Ausrichtung des Lebens an der Tatsache, dass Gott Jesus zur Rettung aller Menschen am Kreuz sterben lies, damit diese dadurch persönliche, wie auch ekklesiale Gemeinschaft9 mit ihm – Jesus – und Gott erleben können. Der Glaube wird demnach im Neuen Testament als eine Antwort auf Gottes Handeln an Jesus, das den Menschen durch das Evangelium vermittelt wurde, verstanden. Nach dem Evangelisten Johannes führt der Glaube an Jesus und an Gott (vgl. Joh 14,1) zum Ewigen Leben (:672). In der Apostelgeschichte wird genau dies beschrieben und Formulierungen wie ‚zum Glauben kommen‘ oder ‚gläubig werden‘ bezeichnen die Hinwendung zu Gott oder auch die Taufe. Dadurch wird die Dynamik deutlich, die sich im Glauben verbirgt. Glaube ist schon vom biblischen Verständnis her veränderbar, wurde in Menschen geweckt oder auch von ihnen abgelehnt. In der Apostelgeschichte wird Jesus als Glaubensinhalt durch den häufig gebrauchten Ausdruck ‚glauben an …‘ deutlich (Schimmel 2011:15).

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in der Kirche/Gemeinde oder christlicher Gemeinschaft

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Was dieses Annehmen dieses Glaubensinhalts genau bedeutet, was Glaube aus christlicher Perspektive, was christlicher Glaube ist, haben über die Jahre der Kirchengeschichte viele Theologen durchdacht. Im Folgenden soll erst der Glaube aus theologischer Sicht beleuchtet werden, bevor eine Skizze des Glaubensinhaltes vorgenommen wird.

2.3.2. Glaube aus christlich-theologischer Perspektive Der Fundamentaltheologe Schmidt-Leukel (1999:72f.) führt eine Definition von Glauben an, in der sich durchaus teilweise die umgangssprachlichen Ausdrucksweisen sowie auch die biblische Begriffsbestimmung wiederfinden. Er unterscheidet, im Wissen um die Bedeutungsvielfalt des Wortes, vier Formen von Glauben, die sich in den zwei Dimensionen non-kognitiv und kognitiv gliedern. Die kognitive Dimension enthält inhaltliche Gesichtspunkte des Glaubens und in der nonkognitive Dimension wird der Glaube „primär unter dem Aspekt existentieller Befindlichkeiten und Orientierungen gesehen“, wie Schmidt-Leukel (:72) es ausdrückt. Die zwei Formen in dieser Dimension sind Glaube als Vertrauen und Glaube als existentielle bedeutsame Orientierung. Die kognitive Dimension enthält ebenfalls zwei Formen: Glaube als das Für-wahr-Halten von Bedeutungen und Glaube als Inhalt der für wahr gehaltenen Behauptungen (:73). Schimmel (2011:21) arbeitete ausführlich die systematisch-theologische Bedeutung von Glauben heraus und fasste diese in einer Tabelle zusammen. Er nimmt auf die bekannteste Differenzierung des Begriffs ‚Glaube‘ von Augustinus Bezug und setzt sie zu der zeitgenössischen von Schmidt-Leukel (1999) in Beiziehung. Ein Auszug seiner Überlegungen stellt die folgende Tabelle dar: Tabelle 1: Dimensionen des Glaubens Augustinus Credere Deo: Gott glauben, ihm Glauben schenken/ vertrauen Credere in Deum: an fides qua creditur: Gott glauben, sich ihm Glaubensakt des anvertrauen, auf ihn hin Einzelnen glauben

fides quae creditur: Glaubensinhalt, allgemein geglaubter Glaube

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Credere Deum (esse): Gott (bzw. seine Existenz) glauben/ glauben, dass Gott ist

Schmidt - Leukel (1.) Glaube als Vertrauen non-kognitive Dimension:

kognitive Dimensionen:

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(2.) Glaube als existenziell bedeutsame Orientierung (3.) Glaube als Führwahr-Halten von Behauptungen (4.) Glaube als Inhalt für wahr gehaltener Behauptungen

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Der Glaubensakt des Einzelnen (fides qua creditur) schliesst non-kognitive und ein kognitives Element ein. Glaube meint also einerseits die Überzeugung von Behauptungen, im religiösen Sinne von einer Lehre, die der Glaubende für wahr sowie zuverlässig hält und als vertrauenswürdig anerkennt (Waldenfels 2006: 667f.; Härle 2000:60). Küng (2008:73) spricht in diesem Zusammenhang von einer Glaubenswahrheit im Gegensatz zu einer Vernunftswahrheit. Es geht nicht um ein reines ‚für-wahr-Halten‘ sondern darum, dass das, was kognitiv erfasst, sich auf Erfragungen, Entscheidungen und Taten gründet. „Ja, die Wahrheit des Christentums soll nicht ‚geschaut‘, ‚theoretisiert‘, sie soll ‚getan‘, ‚praktiziert‘ werden“, so der Theologe Küng (:73) weiter. Dies führt in die non-kognitive Dimension des Glaubens hinein. Von Waldengels (2006:667) wird der Glaube als „dialogische Antworthaltung“ auf das persönliche Beziehungsangebot des Schöpfers gesehen, die sich in einem Leben widerspiegelt, ausgedrückt. Dieses Antworten geschieht durch unbedingtes Vertrauen, das nicht nur Gott entgegen gebracht wird, sondern durch das sich ihm „anvertraut wird“(Härle 2000:56). Dieses führt Härle (:58) sogar weiter zu einem „sich-bestimmenLassen“, sich dem Gegenüber freiwillig hingeben, aus, dass den Charakter Vertrauens ausdrückt. Dies macht die „existenziell bedeutsame Orientierung“ nach Schmidt-Leukel (1999:72) deutlich, die der Glaube erhält. Der Glaubensakt nimmt im Vertrauen auf und Anvertrauen an Gott Gestalt an. Dies geschieht, wenn ein Mensch anfängt, im Glauben zu leben und danach zu handeln. Es wurde deutlich, dass Glaube immer ein bestimmtes Gegenüber braucht (aus christlicher Sicht ist dieses Gegenüber Gott, der Schöpfer), von dem Gutes erhofft und empfangen werden kann, was zum Leben und zum Heil notwendig ist (Härle 2000:56f.). Dieses Gegenüber wird in der letzten Komponente, im zweiten kognitiven Element des Glaubens definiert, dem Glaubensinhalt (fides quae creditur). Wie Härle (:12) deutlich macht, geht es im Glauben ebenfalls um Einsicht und Verstehen. Dies macht eine Darstellung der Glaubenslehre legitim und notwendig. Der Glaube als Einheit von Akt und Inhalt (fides qua creditur und fides quae creditur) ist kein individueller Glaube, sondern ein Glauben, der seinen Ort in einer Glaubensgemeinschaft findet, in der er im Glaubensakt gelebt Glaubensakt sowie der Glaubensinhalt bekannt und verkündigt wird (Küng 2008:73). Die von Schmidt-Leukel (1999:72ff.) vorgestellten Formen sind demnach nicht separat zu betrachten, sondern der christliche Glaube umfasst alle vier. Denn, wie Seckler (2006:673) Glauben definiert, empfängt der Glaubensakt (fides qua creditur) sein Wesen aus der Zustimmung zu konkretem Inhalt (fides quae creditur). Dieser wird im direkt folgenden Abschnitt betrachtet.

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2.3.3. Was den christlichen Glauben ‚christlich‘ macht An dieser Stelle soll keine ausführliche dogmatische Herleitung des christlichen Glaubens stehen. Vielmehr soll anhand der studierten Literatur innere und äussere Merkmale des christlichen Glaubens herausgestellt werden, die im Rahmen dieser Forschungsarbeit zur Ergebnisfindung im weiteren Verlauf beitragen sollen. Schon im Abschnitt zuvor war von dem notwendigen Gegenüber, das der Glaube bzw. der Gläubige braucht, die Rede. Dieses Gegenüber ist im christlichen Glauben der Schöpfergott. Es ist der Gott, den Jesus seinen Vater nannte, der mit den Juden gemeinsame Gott Abrahams (Küng 2008:87). In ihn setzt ein gläubiger Christ sein Vertrauen. Dieser Gott wird in den christlichen Kirchen durch das biblische Wort verkündigt. Die Institution Kirche, in ihren verschiedenen Ausprägungen, sowie die Bibel sind als äussere Merkmale greifbare Berührungspunkte, durch die Menschen mit dem christliche Glauben in Kontakt kommen. Des Weiteren kommen sie durch Menschen, die dem christlichen Glauben angehören, in Berührung. Der christliche Glaube geht von der Existenz dieses Gottes aus, wobei diese, wie auch seine Nicht-Existenz nicht intellektuell beweisbar ist. Demnach ist, so Küng (2006:21), „[N]niemand […] rein denkerisch-philosophisch dazu gezwungen, die Existenz Gottes anzunehmen“. Wenn man die Ausführungen über Glauben von Härle (2000:60) überträgt, dann sind es kognitiv zwei Elemente die im christlichen Glauben enthalten sind: einmal die Kenntnis (notitia) Gottes, auf den sich der Glaube (das Vertrauen) bezieht und zum zweiten, die Anerkennung (assensus), dass dieser Gott vertrauenswürdig ist. Der christliche Glaube erkennt die Existenz Gottes des Schöpfers, der sich in der Bibel offenbart, zuerst einmal an bzw. setzt diese voraus. Dies führt zu den inneren Merkmalen des christlichen Glaubens, die sich in den zuvor erläuterten non-kognitiven wie auch im Folgenden inhaltlich bestimmten kognitiven Dimensionen des Glaubens wiederfinden. Den Inhalt des christlichen Glaubens sowie die für wahr-gehaltenen Behauptungen oder besser Glaubensgrundsätze zu erläutern stellt eine schwierige Aufgabe dar. Die kognitive Dimension, insbesondere die Glaubensinhalte (fides quae creditur) enthalten jedoch zum grossen Teil das Wesen des Glaubens, das ‚Christliche‘. Wenn Härle (:79) die Bestimmung dessen als „eine diffizile, ja unabschließbare hermeneutische, analytische und rekonstruktive Aufgabe der Theologie“ hält und weiter ausführt, dass sich das Wesen des Christentums lediglich in der Verkündigung, im Leben Jesu, in der Bibel, in Dogmen und Bekenntnissen sowie den heutigen Ausdrucksformen zeigt, dann stellt sich an dieser Stelle für die weitere Forschungsarbeit eine Herausforderung dar. Dies spiegelt sich auch im Forschungsprozess10 wieder. 10

vgl. Abschnitt 5.1.2. Die Problem- und Zielentwicklung Teil 2

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Dennoch soll an dieser Stelle entlang von Überlegungen des Theologen Hans Küng eine nähere Bestimmung der kognitiven Komponente vorgenommen werden. Küng (2008:87) unterscheidet drei Strukturelemente des christlichen Glaubens. Die inhaltlichen Elemente des christlichen Glaubens sind: - Der Glaube an Jesus, den Gekreuzigten und zum Leben erweckten Herrn, - der Glaube an den mit den Juden gemeinsamen Gott Abrahams, den Jesus seinen Vater nannte und - der Glaube an die Macht des Geistes Gottes, der in und durch Jesus mächtig geworden ist. Seiner Meinung nach kann das Wesen nur von der Herkunft des Christentums aus bestimmt werden: von der Person Jesus Christus her (:41f.). Es sind nicht Prinzipien, Ideen, Grundätze sondern eine historische Person in der „alles enthalten [ist], was das Wesen des christlichen Glaubens ausmacht“, so auch Härle (2000:72), der dies in seiner Dogmatik weiter ausführt. Wenn man die Person Jesus anschaut, geht es jedoch nicht primär um seine Lehre. Er selbst hat keine schriftlich formulierte Lehre hinterlassen, sondern in den Evangelien im Neuen Testament ist sie anhand von Reden und seinem Leben dokumentiert. So wird Jesus zum Vorbild und Lehrer für Menschen, die den christlichen Glauben annehmen. Doch nicht nur das, denn er ist, wie Küng (2008:78) es ausdrückt als „Person die lebendige, maßgebende Verkörperung seiner Sache“ – des ‚Christlichen‘, des Wesens des christlichen Glaubens. Diese ‚Sache‘ arbeitet Küng (2008) heraus, wenn er von der Bedeutung des Kreuzes schreibt. Das Kreuz ist das Erkennungszeichen der Christen und doch nicht nur für Angehörige anderer Religionen, sondern selbst oft für Menschen mit christlichem Glauben, schwer zu verstehen. Durch in der Apostelgeschichte dokumentierte, charismatische Erfahrungen wie Visionen oder Erscheinungen bekam der Kreuzestod Jesu für seine Nachfolger und die ersten Christen eine besondere Bedeutung. Die Deutung alttestamentarischer Überlieferungen bestärkte ihre Überzeugung darin, dass Jesus nicht tot blieb, sondern leibhaftig auferweckt worden war und den Platz zur Rechten Gottes eingenommen hatte. Die neutestamentlichen Schriften bezeugen, dass dieser Jesus durch seinen Geist, den Heiligen Geist, weiter lebt und auch auf der Erde handelt (:61f.). Schleiermacher (zitiert nach Küng 2008:812) formuliert es in seiner Erlösungslehre so, dass der Tod Jesu den Menschen durch den Glauben und die Vergebung der Sünden in ein neues Verhältnis zu Gott setzt und der Mensch darauf in einem veränderten Leben (Abkehr von der Sünde, Hinwendung zum Leben in Gnade) zur Antwort aufgerufen ist. Die Erlösung bedeutet in die „Lebensgemeinschaft mit Christus aufgenommen zu werden“ – eine Gemeinschaft, die sich individuell und kollektiv ausdrückt.

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Im christlichen Glauben wird die Tatsache bejaht dass Gott durch Jesus (sein Leben, Tod und seine Auferstehung) zum Heil, zur Erlösung der Menschen gehandelt hat, damit diese in eine persönliche Beziehung mit ihm (Jesus) und durch ihn mit Gott eintreten können. Dieses Handeln Gottes und die Annahme des Menschen führt den Einzelnen darüber hinaus in die Gemeinschaft aller Glaubenden, die Kirche ein (Söding 2006:672). Küng (2008:810) nennt gerade diesen Erlösungscharakter des christlichen Glaubens im Gegensatz zum Vernunftscharakter das „Eigentümlich“, dass den Glauben ausmacht. Der Theologe (:811) präzisiert das ‚Christliche‘ am christlichen Glauben, die kognitive Komponente des ersten Strukturelements mit folgenden Worten: Im Zentrum des Christentums steht also nicht ein allgemeiner Gedanke oder eine Morallehre sondern eine geschichtliche Gestalt und deren erlösende Wirkung auf die Menschen und die Geschichte nach ihm.

Der Glaube an den Gott der Juden als zweites Strukturelement erfährt eine Konkretion ja sogar eine Personifikation in Jesus Christus (:86). Ziebertz (2010:135) schreibt von einer christologischen Orientierung, die das Unterscheidende zu andern Religionen ausmacht. Damit ist der Kern des ‚Christlichen‘ am christlichen Glauben auf der kognitiven Ebene bestimmt, der für die weitere Forschungsarbeit relevant sein wird. Das dritte Strukturelement, der Glaube an den Heiligen Geist, wird ebenfalls aus christologischer Perspektive hergeleitet und bedarf an dieser Stelle keiner weiteren Ausführung. Der christliche Glaubensakt (fides qua) enthält einmal die Entscheidung (kognitiv), die Lehre des christlichen Glaubens als wahr anzunehmen und den Akt des Vertrauens auf Gott (nonkognitiv), der sich in persönlichen Beziehung zu ihm ausdrückt. In dieser persönlichen Erfahrung wird erst eine tiefere Erkenntnis des ‚Christlichen‘ möglich, also nicht durch die reine Begriffsdefinition (Härle 2000:71). Der christliche Glaube ist demnach ein auf Erfahrung beruhender Glaube, in dem sich das ‚Christliche‘, Gott in Christus, dem Menschen zeigt bzw. offenbart.

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DER AKTUELLE FORSCHUNGSSTAND UND DIE

DARAUS RESULTIERENDE FRAGESTELLUNG DER UNTERSUCHUNG 3.1.

Forschungsstand: Studierende – Einstellungen – christlicher

Glaube 3.1.1. Abgrenzung von Einstellungen und Religiosität als Forschungsgegenstand Wichtig bei näherer Betrachtung der im Folgenden vorgestellten Forschungsergebnisse, sowie für diese Forschungsarbeit selbst ist die thematische Klarheit. Als erstes ist der jeweilige Gegenstand unterschiedlicher Forschungsarbeiten in den Blick zu nehmen. Die Theologie hat sich bisher überwiegen mit Begriffen der Religiosität, des Glaubens und der Religion als solche beschäftigt. Einstellungen werden in diesem Zusammenhang zwar als Rubrik benutzt, jedoch nicht explizit untersucht. Mit Ausnahme von der Untersuchung von Schimmel (2011), die sich im religionspädagogischen Bereich mit Einstellungen gegenüber Glauben beschäftigt. Diese hat ihren Fokus jedoch auch nicht explizit auf dem christlichen Glauben. Daher könnte eine Betrachtung des Forschungsstandes zum Thema „Studierende – Einstellungen – christlicher Glauben“ recht kurz ausfallen: Denn bisher wurden Einstellungen zum christlichen Glauben im Einzelnen noch nicht erforscht. Auch wenn, wie Ziebertz (2010:124) anmerkt, Religion in Westeuropa häufig mit der christlichen Religion gleichzusetzen sei, so ist dies doch nicht mehr exklusiv. Dies wird auch an den Forschungsansätzen und -ergebnissen deutlich, die im Folgenden vorgestellt werden. Bröking-Bortfeldt (2002:42) zitiert Hemel (2001), der zu dieser Thematik anmerkt: Der Begriff ‚religiös’ oder ,Religiosität’ setzt nicht einmal voraus, dass er mit einer im Sinn des Christentums personalen Gottesvorstellung verknüpft ist. Die Selbstbeschreibung ‚ich bin religiös’ kann ohne weiteres mit dem Gedanken an eine letzte, tragende Macht assoziiert werden, die umfaßend wirksam ist, ohne aber christlich qualifiziert zu sein (etwa im Sinn des ‚Numinosen’ bei Rudolf Otto oder des, ‚Ultimaten’ bei Fritz Oser).

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Wurde in den frühen Forschungsarbeiten Glaube mit dem christlichen Glauben gleichgesetzt, so wird deutlich, dass sich dies mit der Zeit verändert hat und der Begriff des Glaubens sowie der Religiosität

‚weiter‘

geworden

ist.

Die

Forschungsergebnisse

aus

dem

Bereich

der

Jugendforschung werden dies veranschaulichen. Wo es bei weniger Forschungen explizit um den christlichen Glauben ging (oft nur als Teilbereich), ohne dass dieser erwähnt werden musste, geht es bei der Erforschung von Religion und Religiosität in den jüngeren Forschungsarbeiten um einen viel weiter gefassten Religionsbegriff, der jeweils für die entsprechende Arbeit definiert wurde. Dabei wird Glauben immer weniger mit dem christlichen Glauben in Verbindung gebracht. Was geblieben ist, ist die hohe Assoziation zwischen Religion und der Kirche. Dies beobachtet Schimmel (2011:178) im Sprachgebrauch der Jugendlichen bei der näheren Untersuchung der Forschungsarbeit von Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003). In ihrer Studie wurden die Begriffe Glaube und Kirche voneinander getrennt, Jugendliche tendieren dennoch dazu die Begriffe Religion und Kirche synonym zu verwenden. Daraufhin merkt Schimmel (2011:178) an, dass die Bedeutung der Kirche für die Einstellungen gegenüber Glauben und Religion nicht unterbewertet werden sollte. Unter anderem durch diverse begriffliche Unklarheiten wird die Schwierigkeit der Untersuchung von Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben deutlich. In einem Atemzug wird in den unterschiedlichen Forschungsarbeiten von Glauben, Religiosität, religiösen Einstellungen oder Orientierungen und Kirche gesprochen, wobei die Begriffe zum Teil synonym verwendet werden. Dies erschwert an einigen Stellen die Analyse und den Vergleich der Untersuchungen, da unterschiedliche Phänomene gleich benannt und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Eine begriffliche Klarheit herzustellen ist deshalb nicht so einfach. Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen füllen Begriffe wie Glauben, Religion und Einstellungen mit unterschiedlichem Inhalt. Da heisst es beispielsweise „die Religiosität, bzw. ihre Einstellungen zu Religion“ bei Streib & Gennerich (2011:27), „Einstellungen zu Religion und Glauben“ bei Stein (1999:9), in einer Studie vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche Deutschland herausgegeben (1991:131) geht es um „Einstellung zum Glauben und zur Kirche“ und Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003:233) verwenden zur Beschreibung der Religiosität Jugendlicher den Begriff der „religiösen Einstellungsmuster“. Sie (Ziebertz, Kalbheim & Riegel 2003:393) sprechen auch von „religionskritische Einstellung“ bei Menschen die “nicht religiös“ sind, sowie von „religiösen Einstellungen“ religiöser Menschen. Von „religiösen Einstellungen“ spricht auch Boos-Nünning (1972) im Titel ihrer Arbeit Dimensionen der Religiosität: zur Operationalisierung und Messung religiöser Einstellungen ohne diese weiter zu definieren.

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Schimmel (2011:116) macht den Unterschied zwischen Religiosität und Glauben insoweit deutlich, wenn er sagt, dass Religion ein weltanschaulich neutraler Begriff ist, wohingegen Glauben aus theologischer Sicht immer konfessionell bestimmt ist. Für das Individuum selbst kann Glaube jedoch auch losgelöst von konfessioneller Bindung existieren. Dies zeigt beispielweise die Untersuchung von Streib & Gennerich (2011). Um Einstellungen gegenüber Glauben zu Einstellungen gegenüber Religion oder Religiosität abzugrenzen definiert Schimmel (2011:137) Glaube „als die innerhalb einer bestimmten Religion entfaltete Religiosität“. Daraus lässt sich schliessen, dass die Einstellungen gegenüber Glauben durchaus Auskunft über die Religiosität Jugendlicher geben können, dies jedoch nicht im Kerninteresse der vorliegenden Arbeit steht. Genauso verhält es sich auch mit den Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben. Sie lassen Rückschlüsse auf die Religiosität zu und sind mit ihr ‚verbunden‘, dennoch steht die Religiosität Studierenden nicht prädominierend im Interesse der vorliegenden Arbeit. Der Forschungsgegenstand (Religiosität → Einstellungen gegenüber Glauben → Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben) wird quasi immer konkreter. Geht es bei der Erforschung von Religiosität um die Ausgestaltung der Dimensionen von Religion (Christentum, Judentum, Islam, …) beispielsweise nach Glock (1969), so geht es dabei um den ggf. vorhandenen persönlichen Glauben. Die Einstellungen gegenüber Glauben beziehen sich eher auf die Meinung überhaupt zum Glauben, also im weitesten Sinne darauf religiös zu sein. Dabei wird auch deutlich, dass sich die Religiosität Jugendlicher nicht auf eine spezielle Religion bezieht bzw. noch nicht mal mit einer bestimmten Religion zu tun haben muss. Die Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben hingegen fragen nach der Position oder dem Bezug zu einem bestimmten Glauben, der innerhalb einer bestimmten Religion, nämlich dem Christentum, praktiziert bzw. definiert wird. Es geht nicht darum, ob die Einstellungsträger selbst den christlichen Glauben haben bzw. gläubig sind oder welche Glauben sie selbst besitzen, also ob oder wie religiös sie sind, sondern wie sie den christlichen Glauben bewerten. Die Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben hängen, wie sich zeigen wird, von der Religiosität und Einstellungen gegenüber Glauben allgemein ab und speziell mit den Einstellungen gegenüber Kirche zusammen. Einstellungen zum christlichen Glauben sind ein Teilaspekt von der Religiosität eines Menschen. Jedoch beziehen sie sich auf einen direkten Aspekt. In dieser Forschungsarbeit bezieht sich die Einstellung auf das konkrete Objekt, den christlichen Glauben, und nicht die Religion oder Kirche etc. Im Folgenden werden einige Untersuchungen aus dem Bereich Religiosität Studierender sowie Religiosität Jugendlicher und junger Erwachsener aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen vorgestellt. Ausserdem wird auf die bereits erwähnte Forschungsarbeit von Schimmel © IGW International

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(2011) zum Thema ‚Einstellungen gegenüber Glauben‘ eingegangen. Eine Übersicht in der jeweils Zielgruppe, Disziplin/Forschungsansatz und Kernaussage aufgeführt ist befindet sich unter Tabelle 3: Übersicht Forschungsstand im Anhang. Diese Übersicht enthält ausserdem die Ableitung von Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben, die im Abschnitt 3.2.1 Eine theologische Reflexion aufgegriffen werden.

3.1.2. Forschungsergebnisse

aus

dem

Bereich

Religiosität und Studierende

unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen Zwei Studien in diesem Bereich haben ausschliesslich Studierende unabhängig vom Studienfach als Zielgruppe. Beides sind soziologische Untersuchungen. Die erste von Bargel & Simeaner (2011) zum Thema Gesellschaftliche Werte und politische Orientierung von Studierenden ist eine quantitative Studie, die das Thema Religiosität nur am Rande behandelt. Das Desinteresse an Religiosität beläuft sich ihren Untersuchungen nach bei Studierenden auf 83%. Demnach schliessen die Autoren, dass Religion für viele Studierende nicht mehr zeitgemäss ist (Bargel & Simeaner 2011:7). Die zweite Untersuchung wurde vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Auftrag gegeben und ist etwas über 20 Jahre alt. Studierende wurden in dieser Untersuchung der Erwachsenenphase zugeordnet, im Gegensatz zu den aktuellen Jugendstudien, die Studierende einschliessen. Die Repräsentativbefragung sollte Aufschluss über Einstellungsveränderung zu Kirche und Glauben geben, wobei in diesem Fall im speziellen vom christlichen Glauben und der evangelische Kirche auszugehen ist (Kirchenamt der EKD 1991:161ff). Es wurden dafür qualitative und quantitative Daten aus soziologischer Perspektive erhoben. Dabei ging es indirekt um die Frage des Images der evangelischen Kirche, der theologische Gehalt des christlichen Glaubens wird dort nicht thematisiert. Auch in den narrativen Interviews werden kritische Äusserungen ausschliesslich mit der Institution Kirche in Verbindung gebracht anstatt mit inhaltlichen theologischen Aspekten (:126). Schon damals liess sich eine Tendenz erkennen, dass sich die Religiosität Studierender nicht mehr mit dem christlichen Glauben allein beschreiben lassen kann. 70% der Studierenden lehnten damals die Aussage „Man kann nur eine Religion haben, das muß aber nicht das Christentum sein“ ab, was bedeutet, dass sie einer Vermischung verschiedener Religionen positiv gegenüberstanden (:121). Die quantitative Studie differenziert

zwischen

Einstellungen

zum

Glauben

und

Einstellungen

zur

Kirche.

Einstellungsveränderungen haben sich in beiden Bereichen vollzogen, wobei die Einstellungen zur Kirche vom Jugendlichen zum Studierenden negativer geworden seien, als die gegenüber dem Glauben (:131). Um welche Einstellungen es sich handelt bleibt weitestgehend offen. Der Einstellungsbegriff wurde dabei nicht explizit definiert. Zusammenfassend ergeben die © IGW International

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quantitativen Erhebungen und narrativen Interviews Kritik an der evangelischen Kirche sowie die nachstehende Äusserung hinsichtlich der Religiosität (:122): Die Forderung nach Selbstbestimmung auch im Bezug auf den Glauben und die Verweigerung eines Absolutheitsanspruches der christlichen Religion ergänzen sich mit der Ablehnung eines dogmatisch festgeschriebenen Gottesbildes.

Zum Thema Studierende und Religion, wenn sich überhaupt mit dieser Thematik in der Literatur beschäftigt wird, wird ausschliesslich diese eine ‚veraltete‘ Studie der EKD zitiert. Neuere Untersuchungen speziell zu Studierenden und Religiosität gibt es nicht. Einzig Noormann (2003) untersuchte einzelne Ergebnisse der EKD-Studie mit Studienanfängern der Religionspädadogik erneut bzw. nahm sie zum Anlass in diesem Bereich weitere Analysen durchzuführen. Dabei stellte Noormann (2003:157) folgendes fest: Der Wandel religiöser Orientierung und Selbstverständigung, von der Jugendsoziologie in den 90er Jahren in den Parametern von Individualisierung, Selbstreferentialität, Entkoppelung von christlicher Religiosität und Kirchlichkeit usf. hinlänglich aufgewiesen, hat die Klientel der Fachstudierenden längst erreicht.

Nach einer quantitativen Befragung, in der er einige der Statements aus der EKD-Studie erneut abfragte, führte er Auswertungsgespräche mit den Studierenden. Nachdem ‚nur‘ 23,3% (EKDStudie 22%) der zukünftigen Religionslehrer (!!!) der Aussage „Das Christentum ist für mich die einzig akzeptable Religion“ zustimmten, gaben sie an, dass sie zu wenig über das Christentum wüssten, um dieser Aussage ehrlich zustimmen zu können (:161). Mit der Studie von Noormann (2003) ist die zweite Kategorie der Forschung bezüglich Studierender und Religiosität angeschnitten. In dieser, in der die quantitativen Untersuchung von Noormann (2003), sowie eine von Möller (2005) und eine von Rothenbusch (2011) durchgeführte qualitativen Studie enthalten sind, wenden sich die Forscher Studierenden der Religionspädagogik zu. Das von Noormann (2003) aufgedeckte Wissensdefizit der Studierenden wird von Möller (2005) in einer qualitativen Untersuchung bestätigt. Er interviewte Studierende der Universität Kassel in einem ersten Durchgang zu Fragen wann, wo und von wem sie selbst biblische Überlieferungen gehört haben. Der zweite Fokus lag auf subjektiven Gründen, wie z.B. Persönlichkeitsmerkmalen der positiven Überlieferer, für die Akzeptanz der biblischen Botschaft (Möller 2005:28; 133). Als zusätzlicher Befund seiner Arbeit attestierte Möller (:28) den zukünftigen Religionslehrern „eine zunehmende Unkenntnis der biblischen Überlieferung“. Ebenfalls an der Universität Kassel arbeitete Rothenbusch (2011) zum Thema studentischer Gottesvorstellungen. In der qualitativen Untersuchung entwickelte die Forscherin drei Typen von studentischen Gottesvorstellungen, deren Einfluss auf ihre didaktische Kompetenz als zukünftige

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Religionslehrer aufgedeckt und erläutert wurde. Die drei Typen nennen sich ‚christlich-dreieinig‘, ‚deistisch-theistisch‘ und ‚esoterisch-transzendent‘, wobei die geringste Anzahl der Studierenden eine ‚christlich-dreieinige‘ Gottesvorstellung mit der höchsten religionspädagogischen Kompetenz den Untersuchungen zufolge vorweisen konnte (Rothenbusch 2011:235).

3.1.3. Forschungsergebnisse aus dem Bereich Religiosität und Jugendliche bzw. junge Erwachsene unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen Die erste aktuelle umfangreiche Studie zur Religiosität Jugendlicher stammt von Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003). Vor dem Hintergrund, dass die Tradierung des christlichen Glaubens nicht mehr selbstverständlich ist, widmen sich die Forscher der Religiosität Jugendlicher. Durch eine eingehende Befassung mit dieser Thematik sollen Anknüpfungspunkte für religiöse Bildungsprozesse gewonnen werden (Ziebertz, Kalbheim & Riegel 2003:42f). In ihrer Untersuchung abstrahierten sie fünf Typen religiöser Einstellungsmuster, die Einzelbefunde nicht ersetzen, jedoch einen Überblick über die Religiosität Jugendlicher geben. Es folgt eine Kurzbeschreibung der Typen. Für eine ausführliche Darstellung sei auf Ziebertz, Kalbheim & Riegel (:390ff.) verwiesen. Der ‚kirchlich-christliche‘ Jugendliche ist dem christlichen Glauben verbunden. Religion und Moderne lassen sich ihrer Meinung nach vereinbaren und einen selbstkonstruierten Glauben sehen sie eher kritisch. Jugendliche vom ‚christlich-autonomen‘ Typ ähneln in der Ansicht von Religion und Moderne dem erst genannten Typ, beanspruchen jedoch stärker die Selbstkonstruktion des Glaubens und habe eine positivere Einstellung der Immanenz Gottes gegenüber. Sie partizipieren wahlweise an kirchlichen Angeboten und suchen sich selbst aus,

welche

Ansichten

der

Kirche

sie

übernehmen.

Das

‚konventionell-religiöse‘

Einstellungsmuster ist sehr schwach ausgeprägt. Religion ist für diese Jugendlichen als Thema nicht präsent. Sie bewerten Religion als positive Orientierungs- und Lebenshilfe uns treten religiösen Gruppen eher unverbindlich gegenüber. Einen von Institutionen losgelösten Glauben haben ‚autonom-religiöse‘ Jugendliche, die ihren Glauben in grossem Masse selbst konstruieren und der ihnen teilweise Orientierung für das Leben gibt. Als ‚nicht-religiös‘ werden nach Ziebertz, Kalbheim & Riegel (:393) Jugendliche bezeichnet, für die Religion keine Bedeutung hat. Innerhalb dieser Typenbeschreibung wird die Relevanz von Religion für andere Menschen akzeptiert für die eigene Person abgelehnt. Diese Untersuchung fand unter Mitarbeit von Andreas Prokopf statt, der 2006 seine Dissertation zur Religiosität Jugendlicher veröffentlichte. In dieser unterzog er für die Forschungsarbeit von Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003) erhobene Interviews einer erneut fokussierten Auswertung unter dem Schwerpunk der Beziehung traditioneller christlich-religiöser © IGW International

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Inhalte zur persönlichen Religiosität. Nach dieser weiteren Untersuchung ergab sich eine durchaus enge Verbindung dieser Komponenten, die ein gewisses Paradoxon zeigt, welches Prokopf (2006:261) folgendermassen ausformuliert: Das, was die Jugendlichen unter christlicher Tradition verstehen (Kirchgang, Gebet etc.), thematisieren sie zum größten Teil als negative Größe. Diese negative Thematisierung ist aber für sie notwendig, um herauszuarbeiten, wie sie selber glauben bzw. wie sie nicht glauben.

In der mitunter jüngsten Studie zum Thema Jugendliche und Religiosität von Streib & Gennerich (2011:5) wird ein Neuansatz sowohl im Bereich der empirischen Religionsforschung als auch in Bezug auf den Religionsbegriff vorgebracht. Sie klassifizieren die Religiosität Jugendlicher anhand soziologischer Kategorien und stellen diese anschliessend anhand von Einzelfallanalysen vor. Des Weiteren führen sie die Bielefelder Online Befragung von 12-25 jährigen zum Thema durch

um anschliessend Konsequenzen jugendlicher

Religiosität

auf Gesundheit

und

Unversehrtheit, Todesvorstellungen sowie Xenophobie und Gewalt ziehen zu können. Streib & Gennerich (:26f.) unterscheiden die folgenden vier Typen von jugendlicher Religiosität: 1. Kirchenreligion – Religiosität im Rahmen traditioneller organisierter Religion, besonders der Kirche 2. Sektenreligion – Religiosität in Gruppen mit starker Abgrenzung nach außen und starker innerer Kontrolle 3. Mystische Spiritualität – Religiosität jenseits von etablierten religiösen Organisationen oder Gruppen 4. Identität jenseits von Konfession und religiöser Selbstattributation Die bisher einzige qualitative Studie aus der Missiologie mit der Zielgruppe Jugendlicher (bis 14-18-jährige) wurde von Faix (2007) durchgeführt. In seinem Forschungsprozess zu Fragen der missionarischen Ansprechbarkeit entwickelte er eine Typologie basierend auf den unterschiedlichen Gottesvorstellungen von Jugendlichen und zog Konsequenzen für die missionarische Praxis (Faix 2007:266ff.). Je nachdem, wie die Gottesvorstellungen inhaltlich gefüllt sind, handelt es sich um eine der vier Typen, anhand derer Aussagen über die missionarische Ansprechbarkeit gemacht werden können: -

sicher/veränderbare Gottesvorstellung

-

unsicher/veränderbare Gottesvorstellung

-

unsicher/abgeschlossene Gottesvorstellung

- sicher/abgeschlossene Gottesvorstellung Nur von Jugendlichen mit einer sicher/veränderbaren Gottesvorstellung ist dies mit biblischem Inhalt gefüllt. Die Ansprechbarkeit nimmt in der aufgelisteten Reihenfolge nach unten hin ab. Für eine detaillierte Beschreibung sei auf Faix (2007:250; 266ff.) hingewiesen.

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Es gibt weitere Studien, die sich mit Religiosität und religiösen Einstellungen Jugendlicher befassen. Diese haben ihre Heimat in der Religionspädadogik und somit die Zielgruppe Schüler. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit diesen Studien würde im Rahmen dieser Arbeit zu weit führen. Dennoch seien sie an dieser Stelle der Vollständigkeit halber einige erwähnt und in die Bibliographie aufgenommen werden. Im Bereich Religionspädagogik sind es Ziegler (2006), Feige & Gennerich (2008), Ziebertz & Riegel (2008) und Nembach (1996). Thematische grenzen weitere Studien aus der (Jugend)Soziologie und Psychologie teilweise an die vorliegende Forschungsarbeit an, jedoch lassen sich aus den folgenden Studien keine unterstützenden Erkenntnisse enthemmen. Dies sind die Shell Jugendstudie (Shell Deutschland Holding Hrsg.2010), sowie Arbeiten von Boos-Nünning (1972) und Müßig-Trapp & Willige (2006). Zur Shell Jugendstudie beispielweise merken Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003: 46) ein theologisches Defizit an. Zwar stieg in dieser Studie die Anzahl der Fragen zur Religiosität, jedoch sind sie theologisch zum Teil wenig aussagekräftig. Auch diese Forschungsarbeiten seien der Vollständigkeit halber erwähnt und in die Bibliographie aufgenommen. Ebenso die Ergebnisse des von der Bertelsmann Stiftung herausgegebenen Religionsmonitors (Bertelsmann Stiftung 2008) können trotz seines interdisziplinären Forschungsansatzes eingeschränkt über die Religiosität junger Menschen Auskunft geben. Ziebertz (2008:52) weist darauf hin, dass auch wenn der Religionsmonitor Anspruch auf Repräsentativität erhebt, die Analyse durch die geringe Stichprobe statistisch an ihre Grenzen kommt und warnt deshalb vor eine Überinterpretation. Junge Erwachsene (18 – 29 Jahre) wurden in einer quantitativen Untersuchung im Rahmen des Religionsmonitors nach dem Glauben an einen persönlichen Gott und nach der Wichtigkeit des Auferstehungsglaubens für das Leben gefragt. Diese beiden Aussagen werden jeweils von 34% bzw. 38% bejaht bzw. als wichtig gewertet. Interesse an religiösen Fragen haben laut der Untersuchung nur 11% der jungen Erwachsenen.

3.1.4. Untersuchungen zum Thema Einstellungen gegenüber Glauben Es gibt zwei Studien, die sich explizit mit der Frage nach Einstellungen gegenüber Glauben auseinandersetzen. Die schon erwähnte qualitative Studie des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche Deutschland wurde unter anderem unter diesem Zielfokus durchgeführt. Diese trifft Aussagen darüber, inwieweit sich die studentische Selbsteinschätzung bezüglich ihrer Einstellungen gegenüber Glauben und Kirche entwickelt hat. Um welche Einstellungen es dabei ging, wurde aufgrund anderer Schwerpunktsetzung der Studie nicht explizit herausgearbeitet. Schimmel (2011) stellt die Einstellungen gegenüber Glauben aus religionsdidaktischer Sicht in den Mittelpunkt seiner Ausarbeitung. Nachdem er ausführlich das Konzept der Einstellungen, deren © IGW International

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Verbindung zum Weltbild und das Phänomen Glauben herausgearbeitet hat, unterzieht er die Ergebnisse der Würzburger Studie von Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003) einer genaueren Untersuchung. Dabei arbeitet er drei Einstellungen gegenüber Glauben heraus, die bei Oberstufenschülern zu erwarten sind. Der Autor legte dabei den Schwerpunkt auf die Einstellungen, die so Schimmel (2011:172f.) „einen offenen Zugang zum Thema ‚Glauben‘ erschweren“. Folgende drei Einstellungen leitet Schimmel (:174ff.) aus der Würzburger Studie ab: -

Glaube als Meinungsfrage und Privatangelegenheit – Glaube nach Selbstkonstruktionsmodell – Unentscheidbarkeit religiöser Wahrheitsfragen

-

Assoziation von Glauben und Fremdbestimmung – Evozierung von Autonomieempfinden angesichts der Gottesfrage Individualistisches und selbstreferenzielles Glaubensverständnis – Die Betonung religiöser Autonomie und die Ablehnung kirchlichen Autoritätsanspruchs

-

dem

Diese Studie ist insofern für die vorliegende Forschungsarbeit von besonderer Bedeutung, da sie sich mit Einstellungen bei jungen Menschen gegenüber Glauben auseinandersetzt und vom Grundansatzpunkt Ähnlichkeiten aufweist. Auch wenn nicht ausdrücklich der christliche Glaube thematisiert wird, so begründet der Autor schlüssig, warum dies für den Religionsunterricht ein sinnvoller Ansatz ist. Seine daraus resultierenden didaktischen Überlegungen können auch in Bezug auf Studierende interessante Anregungen sein. Über die Oberstufenschüler und somit vermutlichen zukünftigen Studierenden prognostiziert Schimmel (:180): Insgesamt zeigt sich eine eher religionstolerante Einstellung, nach der andere Menschen durchaus an dies oder jenes glauben können, dabei auch glaubhaft von religiösen Erfahrungen berichten können. ‚Entkoppelt‘ von der eigenen Welt durch eine ausgeprägte Skepsis gegenüber allgemein gültigen Aussagen (ob es z.B. einen Gott gibt oder nicht) bleibt die Kenntnis von Gottesbezeugungen ohne spürbare Effekte auf die eigene Ausrichtung. Gepaart mit einer wenig entwickelten Hermeneutik und einer zuweilen stark rationalistischen Weltsicht besteht so häufig ein epistemologischer Horizont oder Rahmen, der die Denkbarkeit eigenen Glaubens kaum zuläßt.

3.2.

Die Entwicklung der Forschungsfrage

3.2.1. Eine theologische Reflexion In der Religionspädagogik im Speziellen und der Praktischen Theologie generell sind Studierende allgemein eine ‚vergessene Gruppe‘. Wie der Forschungsstand zeigt, beschäftigen sich Wissenschaftler zwar mit der Weiterentwicklung des Religionsunterrichts in allen Facetten, also auch mit den Studierenden der Religionspädadogik, jedoch nicht mir Studierenden allgemein. © IGW International

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Wie bereits im Abschnitt 2.1.5 Die Bedeutung der Teil-Lebensphase Studium beschrieben, werden junge Akademiker welcher Fachrichtung auch immer unsere Gesellschaft in Zukunft in besonderer Weise prägen und führen. Sollen sie dies mit oder ohne christliche Werte tun? Ausserdem ist die Auseinandersetzung mit Studierenden aus missiologischer Perspektive besonders wichtig. Zum einen, weil wenige Studierende heute an das Heilshandeln Gottes in Jesus Christus glauben und somit nicht in eine personale Gemeinschaft mit ihm getreten sind (statistische Erhebungen speziell auf diese Zielgruppe hin gibt es bisher nicht). Zum anderen, weil sie durch die soziologische Beschaffenheit ihrer Lebensphase prinzipiell gute Voraussetzungen für eine persönliche Glaubensentscheidung, intensives Wachstum im Glauben sowie den Dienst für Gott und die Gemeinde besitzen. Die Ungebundenheit, Flexibilität über ihre Zeit zu entscheiden , das hohe Kontaktpotential zu anderen Menschen und ihre Offenheit im Grossen und Ganzen sind weitere Faktoren die Studierenden aus theologischer Sicht eine besondere Bedeutung zukommen lassen. Auch wenn in dem Abschnitt 2.2.3.Funktion und Wirkung von Einstellungen sowie deren wissenschaftliche Untersuchung auf die Debatte über die Korrelation von Einstellung und Verhalten verzichtet wurde, so sollen an dieser Stelle einige naheliegende Beobachtungen geäussert werden. Die Einstellung beinhaltet nach dem Dreikomponenten-Modell neben der kognitiven und affektiven auch die konative Komponente. Das bedeutet, dass jede Einstellung eine Bereitschaft zum Handeln bzw. Verhaltenstendenz/ -absicht aufzeigt. Wenn also ein Studierender eine negative oder indifferente Einstellungstendenz gegenüber dem christlichen Glauben hat, zeigt sich das aus praktisch-theologischer Sicht zuerst einmal darin, dass er keine Kirche oder christlichen Angebote besucht. Wenn Ziel von Kirche und Gemeinde ist Menschen in eine bewusste Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben zu führen und sie darin zu unterstützen, ist die Beschäftigung mit Einstellungen und Einstellungs(ver)änderung auch aus theologischer Sicht wichtig. Die Praktische Theologie kann Menschen helfen ihre Einstellungen zum christlichen Glauben zu reflektieren bzw. entsprechende Konzepte und Angebote zur Unterstützung der Reflexion zu entwickeln. Nur wenn auch dort angesetzt wird, kann sich eine Verhaltensänderung, z.B. Gottesdienstbesuch, persönliches Bibel lesen etc. einstellen. Dieses Verhalten führt in die aktive Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben und zu einer Entscheidung für oder gegen ihn. Einstellungen gegenüber ihrem Objekt bestimmen „das Maß der Offenheit“, wie Schimmel (2011:137) es formuliert. Dies trifft auch für den christlichen Glauben zu. Vereinfacht ausgedrückt: Je positiver die Einstellung gegenüber dem christlichen Glauben, je offener ist die Person sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

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Des Weiteren macht der Theologe aus (religions)didaktisch-konzeptioneller Sicht auf die gewinnbringende Thematisierung der Einstellung gegenüber Glauben aufmerksam. Denn, so Schimmel (:124), [W]wenn es gelingt, die Zusammenhänge zu den affinen Einstellungen sichtbar zu machen, können wir die Herkunft von Einstellungen gegenüber Glauben und deren ‚Psycho-Logik‘ innerhalb der (individuellen) kognitiven Netze besser verstehen. Auch müssen wir in Hinsicht auf das erkenntnisleitende Interesse einer unterrichtlichen Thematisierung der Einstellungen gegenüber Glauben beachten, dass die Veränderungsmöglichkeiten von Einstellungen durch die Abhängigkeit von affinen Einstellungen bedingt werden. Der indirekte Weg über die Thematisierung dieser im Hintergrund stehenden (eventuell werthierarchisch höher angesiedelten) Einstellungen führt daher womöglich eher zum Ziel.

Auch wenn sich seine Überlegungen auf den Religionsunterricht in der Schule beziehen, sind sie auch in Bezug auf die Studentenarbeit interessant. Als Vorteil im Gegensatz zu Begriffen wie z.B. Religiosität sieht Schimmel (:347) die Auseinandersetzung mit Einstellungen, dass das Phänomen der Einstellung allgemeiner ist. Schon im Vorwort seines Werkes Einstellungen gegenüber Glauben als Thema des Religionsunterrichts schreibt er, dass ihm in seiner ersten Vorlesung in Fundamentaltheologie die Bedeutung aufging, welche intellektuelle Überlegungen zum Thema Einstellungen gegenüber Glauben haben können (vgl. :XXI). Inwieweit sich dies bewahrheitet

hat,

zeigt

seine

Forschungsarbeit

und

wird

auch

die

konkretisierte

Auseinandersetzung von Seiten der Praktischen Theologie, insb. der Missiologie, mit der Thematik zeigen. Wie zuvor erwähnt, ist bisher nicht zu Einstellungen Studierender gegenüber dem christlichen Glauben geforscht worden. Alle bisher präsentierten Forschungsergebnisse geben Hinweise darauf, wie Studierende zum christlichen Glauben stehen, welche ihre Einstellungen sind. In einer Übersicht wurden die bisherigen Forschungsergebnisse zusammengefasst. Auch wenn sich diese Studien nicht explizit auf den christlichen Glauben bezogen, so kristallisieren sich dennoch folgende drei Einstellungen heraus11: 

Christlicher Glaube hat keine Relevanz für das persönliche Leben12



Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen13



Christlicher Glaube als das, was die Kirche vorgibt, schränkt die persönliche Freiheit ein.14

11

siehe Tabelle 3: Übersicht Forschungsstand im Anhang Im Weiteren mit der Abkürzung ‚Irrelevanz‘ bezeichnet. 13 Im Weiteren mit der Abkürzung ‚Option‘ bezeichnet. 14 Im Weiteren mit der Abkürzung ‚Einschränkung‘ bezeichnet. 12

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Ob sich alle in der Jugendforschung gefundenen Ergebnisse auf die Studierenden heute übertragen lassen, steht noch zur Überprüfung offen. Einen Anfang dazu wird diese Forschungsarbeit leisten. Bei den bisherigen Forschungsergebnissen ist zu beachten, dass sie von unterschiedlichen (theologischen) Disziplinen durchgeführt wurden. Religionssoziologie und Religionspädagogik stellen mitunter andere Fragen und verfolgen andere Ziele als es z.B. die Missiologie oder biblische Theologie tun würde. Wo es der Religionssoziologie unter anderem darum geht die Funktion von Religion für den Menschen und die Gesellschaft zu untersuchen (Ziebertz 2010:127) und die Religionspädagogik sich überwiegend mit der Art und Weise der religiösen Erziehung und Tradierung des christlichen Glaubens beschäftigt, liegt das Augenmerk der Missiologie auf der Weitergabe des christlichen Glaubens. Die biblische Theologie beleuchtet den Glauben eines Menschen vor dem Hintergrund des biblischen Zeugnisses. Des Weiteren wurde sich mit Studierenden allgemein, also nicht ausschliesslich der Religionspädagogik noch nicht theologisch beschäftigt, obwohl sie, auch aus theologischer Sicht, eine bedeutende und besondere Gruppe darstellen. Aus missiologischer Perspektive zeichnen die Forschungsergebnisse

ein

eher

negatives

Bild,

das

Handlungsbedarf

aufzeigt.

Die

Forschungsergebnisse attestieren ein Wissens- und Erfahrungsdefizit, das es aus missiologischem Interesse abzubauen gilt. Möller (2005:27) drückt die Problematik folgendermassen aus: Mit dem Traditionsabbruch, wie sie die 13. Shell Jugendstudie dargestellt hat, verlieren sich mehrere Dinge gleichzeitig: Religiöse Praxis, Riten, Spiritualität, Kenntnis über die ‚Ur-Kunde‘ des Glaubens, die Bibel, Kenntnisse über das Christentum und seine Geschichten. Die Folge ist eine zunehmende Sprachunfähigkeit über den christlichen Glauben.

Diese Sprachunfähigkeit sollte nicht nur aus missiologischem Interesse, sondern auch aus gesellschaftlichem Interesse in Bezug auf die Globalisierung und den inter-religiösen Dialog abgebaut werden.

3.2.2. Problem- und Zielentwicklung Teil 1 Das Grundproblem ist die fehlende Auseinandersetzung Studierender mit dem christlichen Glauben. Aus gesellschaftlicher Perspektive beurteilt Ziebertz (2000:30) den Stand des christlichen Glaubens vor dem Hintergrund religiöser Umbrüche folgendermassen: Die christliche Religion kann ‚ihre Wahrheit‘ nicht mehr exklusiv gegenüber anderen behaupten, sondern ist gezwungen, sie im Prozeß des Dialogs zu vermitteln. Religiöse De-Institutionalisierung der christlichen Religion bedeutet, dass es ihr nicht (mehr) gelingt, religiöse Orientierungen, Empfindungen usw. monopolartig zu binden.

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Ein Dialog kann jedoch nur zwischen Vertretern stattfinden, die grundsätzlich Interesse an diesem Austausch haben und dialogfähig sind. Kirchen und Christen können sich in diesen Dialog begeben, doch wo von Seiten kirchenferner Menschen oder auch Christen kein Interesse besteht, kann auch kein Dialog stattfinden. Die Problematik fängt dort an, wer ein Christ ‚ist‘, sich als solcher bezeichnet, wer den christlichen Glauben oder einen anderen Glauben auslebt. Verallgemeinert gesagt liegt die Herausforderung darin, der religiösen Pluralität der Gesellschaft von Seiten des christlichen Glaubens her zu begegnen. Ein Grossteil der Gesellschaft wird nicht (mehr) durch die Angebote der Kirchen oder christlichen Organisationen angesprochen. Dem Religionsmonitor (Gabriel 2008:76) ist zu entnehmen, dass die Gottesdienstbesuche seit den 1960er Jahren sinken. Auch wenn nach den Untersuchungen 78% der Befragten in Westdeutschland christlichen Religionsgemeinschaften angehören, setzen sich die Menschen immer weniger bewusst mit dem christlichen Glauben auseinander und er verschwindet immer mehr aus dem öffentlichen Leben (:77). Wenn, dann sind es oft negative Nachrichten über die Institution Kirche, die Vorurteil und Ablehnung bestärken. Dies gilt, soweit die Literaturrecherche ergab, auch für Jugendliche und ist für Studierende im Besonderen anzunehmen. Die in der theologischen Reflexion hergeleiteten Grundeinstellungen weisen dies aus. Studierende

mit

diesen

Grundeinstellungen

sowie

negativen

bzw.

indifferenten

Einstellungstendenzen zum christlichen Glauben werden aufgrund dieser nicht von kirchlichen bzw. christlichen Angeboten angesprochen, können und dürfen aus theologischer Sicht nicht einfach ignoriert werden. In Bezug auf Studierende, die, soweit die Jugend- und religionssoziologische Forschung zeigt, ein abnehmendes Interesse am christlichen Glauben und auf Wissens- und Erfahrungsdefizit gegründete Einstellungen besitzen, scheint ein angestrebter Dialog zur Vermittlung der christlichen ‚Wahrheit‘ vor grossen Herausforderungen zu stehen. Härle (2000:71) spricht unter anderem davon, dass Erkenntnis über Gott sich durch Erfahrung einstellt. Gerade dieser Erkenntniszugang bleibt neben dem Zugang über die Bibel, die Kirche oder den Kontakt zu Christen Menschen mit negativer oder indifferenter Einstellungstendenz weitestgehend verschlossen. Das Problem zeigt folgender Kreislauf mit der Schlüsselkomponente der Einstellung. Die Einstellung ist die Komponente an der als ‚Stellschraube‘ zur Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben gedreht werden sollte.

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geringe/ negative oder keine Wahrnehmung äusserer Merkmake

Einstellung mit negativer oder indifferenter Tendenz

kein Interesse an Wissen + Erfahrungen über/mit dem christlichen Glauben => kein christlicher Glaube

Abbildung 1: Einstellungs-Wirkungs-Kreislauf

Eine Bewertung kann entweder positiv, indifferent oder negativ ausfallen. Aus missiologischer Sicht ist die Beschäftigung mit indifferenten und negativen Einstellungen interessant, weil diese als Barrieren geltend gemacht werden können. Von Studierenden mit durchweg positiver Einstellung zum christlichen Glauben ist auszugehen, dass ein ebenfalls positiver Bezug zum christlichen Glauben besteht. Dies gilt vornehmlich für Studierende die das kirchlich-christliche Einstellungsmuster nach Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003) aufweisen. Diesen Studierenden gilt im Rahmen der vorliegenden Forschungsarbeit kein Interesse. Die Probandenauswahl für diese Arbeit wird unter dem Abschnitt 5.1.1. Der Datenerhebung erläutert. Auf die Grundeinstellungen ‚Option‘, ‚Irrelevanz‘ und ‚Einschränkung‘ bezogen bedeutet dies, dass lediglich bei der Grundeinstellung ‚Option‘ eine positive Einstellungstendenz erwartet werden kann. Dies wird durch die Abbildung 5 Einstellungswirkung im Anhang veranschaulicht. Aus missiologischer Perspektive lässt sich das noch etwas detaillierter darstellen. Das missiologische Grundproblem des fehlenden lebenspendenden Glaubens an Jesus Christus liegt die Einstellung zum christlichen Glauben mit negativer oder indifferenter Tendenz zu Grunde. Die Verbindungen zwischen den Grundeinstellungen, der Entwicklung von Einstellungen gegenüber den christlichen Glauben sowie dem christlichen Glauben an sich werden in folgendem Schaubild dargestellt.

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Abbildung 2: Zusammenhang von Einstellungen und Glauben

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Christlicher Glaube besteht aus einer Einheit von Glaubensakt und -inhalt, wie bereits im Abschnitt 2.3.2. Glaube aus christlicher Perspektive erläutert. Dieser Glaube oder Anteile des Glaubens beeinflussen ebenfalls die Einstellung. Dazu Schimmel (2011:106): Glaubensinhalte bestimmen in der Regel die kognitive Einstellungskomponente, […], während die affektive und konative Komponente eher durch die Erfahrungsdimension von Glauben geprägt wird; […].

Die Einstellungen wirken auf die Wahrnehmung des christlichen Glaubens und behindern die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben auf den Ebenen Erfahrung, Wissen und persönliches Weltbild. Dies sind drei grosse Elemente, die die kognitive und konative Einstellungskomponente beeinflussen und somit eine Veränderung der negativen bzw. indifferenten Einstellung fast unmöglich machen. Fragen nach dem Wissen, der Erfahrung und dem Weltbild Studierender stehen nicht im Fokus dieser Forschungsarbeit und werden als Themen nicht im Einzelnen dargestellt, sondern nur gestreift. Sie fallen u.a. in den Bereich der affinen Einstellungen oder auch der Einstellungsentwicklung, die den Rahmen dieser Arbeit übersteigen würden. Das Kerninteresse liegt in der weiteren Forschung auf der affektiven Einstellungskomponente, also darauf, wie Studierende den christlichen Glauben bewerten. Auf der Suche nach diesen Bewertungen begann die forschende Suche in der Literatur sowie entstanden weitere Ideen für die Untersuchung. Eine grobe Eingrenzung der Zielgruppe, mit der sich diese Forschungsarbeit beschäftigt, ist bereits deutlich geworden. Das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit wurde bereits im Proposal folgendermassen ausformuliert: Ich möchte die Einstellungen Studierender der Technischen Universität Braunschweig (TU BS) zum christlichen Glauben kennenlernen, um christliche Studentenarbeit dem entsprechend gestalten zu können. Die qualitativ gewonnenen Ergebnisse können Mitarbeitern in der Studentenarbeit dienen, ihre Zielgruppe besser zu verstehen und Anregungen für ihre praktische Arbeit bieten.

Der Forschungsgegenstand, im Proposal beschrieben, gliederte sich in zwei erkenntnisleitende Fragen: 1.Welche Einstellungen haben Studierende zum christlichen Glauben? 2.Welche Barrieren gibt es, die Studierende davon abhalten sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen bzw. sich darauf einzulassen? Diese Fragen sind anhand der bisherigen Literaturrecherche und Beobachtungen bereits zu einem gewissen Grad beantwortet. Es wurden drei Grundeinstellungen gegenüber dem christlichen Glauben ausfindig gemacht sowie die negativen bzw. indifferenten Einstellungstendenzen als Barrieren aufgedeckt. Der Forschungsgegenstand sowie das Ziel haben sich im Laufe der Forschungs© IGW International

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arbeit somit weiterentwickelt. Dies ist ein Kennzeichen qualitativer Sozialforschung, in der neben dem Akt des Forschens selbst auch der Forschungsgegenstand einer prozesshaften Entwicklung unterliegt (vgl. Lamnek 2010:22). Dieser Prozess wird detailliert unter Abschnitt 5.1. Das Forschungsdesign dargestellt. Insbesondere hat bisher das intensive Literaturstudium aus missiologischer Sicht weitere Probleme

bzw.

Herausforderungen

aufgedeckt.

Weitere

Entwicklungen

des

Forschungsgegenstandes werden sich nach der ersten Datenerhebung und Auswertung zeigen. Der Forschungsgegenstand wird in der folgenden Frage weiter differenziert: 1.Finden sich weitere signifikante negative bzw. indifferente Einstellungen Studierender gegenüber dem christlichen Glauben? 2.Welche affinen Einstellungen den äusseren Merkmalen des christlichen Glaubens finden sich bei den Studierenden?

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4.

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DER

METHODOLOGISCHE

ANSATZ

38

DER

UNTERSUCHUNG 4.1.

Der Forschungsansatz

Nachdem der Kontext der Untersuchung ausführlich dargestellt wurde, wird es jetzt um den Untersuchungsansatz gehen. Wie aus der Problem- und Zielentwicklung Teil 1 deutlich wurde, ist für die entwickelten Fragestellungen ein empirischer Blick gefragt. Denn so Dinter, Heimbrock & Söderblom (2007:17), [A]aussagen über die Wirklichkeit werden nicht einfach autoritativ gesetzt, sondern induktiv gewonnen und damit der steten Überprüfung ausgesetzt. Auch christlicher Glauben bezieht sich – wie fast jede andere Religion – auf Erfahrungen in der Welt.

Empirische Erkenntnisse über die Wirklichkeit liefern die Sozialwissenschaften, woraus sich auch für die Praktische Theologie allgemein neue Möglichkeiten ergaben (:20). Auch wenn Forschungsergebnisse aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen (Soziologie, Psychologie, …) zur Unterstützung der theologischen Praxis vorliegen, so reichen sie nicht aus und eine Zusammenarbeit ist nötig. Diese Zusammenarbeit mündet in die Teil-Disziplin der Empirischen Theologie. Auch Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003: 46) sprechen sich dafür aus, dass die praktische Theologie mindestens eine empirische Orientierung haben muss, wenn sie in der Gesellschaft diskursfähig bleiben will. Auch die Praktische Theologie muss sich mit ihrem Kontext auseinandersetzten. Dazu die Wissenschaftler weiter (:46): Das bedeutet aber auch, […] dass sie sich nicht mit einer allein theologischen Deutung der gegenwärtigen Situation begnügen darf, sondern dass sie andere Erfahrungsbezüge aufnehmen und diese theologisch vermitteln muss.

Faix (2007:35ff.) zitiert van der Ven (1994), der vier Möglichkeiten unterschiedet, wie diese aussehen kann. Er nennt den monodisziplinären, den multidisziplinären, den interdisziplinären sowie den intradisziplinären Ansatz. Bei dem ersten Ansatz fungiert die Praktische Theologie als Anwendung

der

wissenschaftlichen

Theologie.

Der

zweite Ansatz

besagt,

dass

die

sozialwissenschaftlichen Forschungsergebnisse theologisch interpretiert werden. Bei dem dritten Ansatz forschen Theologen und Sozialwissenschaftler gemeinsam. Dies ist auch intrapersonal möglich. Der Forschungsstand zeigt eine Reihe solcher Forschungen. Auch die Deutung in der Problem- und Zielentwicklung Teil 1 ist von dieser Art. Der letzte Ansatz besagt, dass die Theologie selbst empirisch werden und ihre Methodologie erweitern muss. © IGW International

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Dieser letzte Entwurf der empirischen Theologie, den van der Ven auf der Grundlage der quantitativen Sozialforschung darlegte, weitete Faix (:41) auf die qualitative Sozialforschung für den Bereich der Missionswissenschaft aus. In seinem empirisch-theologischen Praxiszyklus legt er eine methodologische Grundlage für empirische Arbeit in der Missiologie (Faix:64ff.). Empirische Forschung im Allgemeinen setzt an zwei unterschiedlichen Punkten an. Sie kann, wie bereits angedeutet, vom qualitativen oder quantitativen Ansatz her arbeiten. Für die Untersuchung der Einstellungen Studierender zum christlichen Glauben wurde der qualitative Ansatz gewählt und damit ist der methodologische Ansatz nach Faix (2007) eine hilfreiche Orientierung. Diese begründet sich zum grössten Teil damit, dass es sich bei der vorliegenden Arbeit um eine explorative, entdeckende Untersuchung handelt. Das Gebiet der Einstellungen Studierender zum christlichen Glauben wurde bisher noch nicht aus missiologischer Perspektive untersucht. Die Fragestellungen sowie die Notwendigkeit einer theologisch/missiologischen Perspektive wurden eingehend im vorherigen Abschnitt 3.2.Die Entwicklung der Forschungsfrage erläutert. Qualitative Forschung ist neben der quantitativen Forschung ein methodologischer Ansatz aus der Empirischen Sozialforschung (Soziologie). Der Unterschied liegt im Wesentlichen in den standardisierten bzw. nicht-standardisierten Erhebungsmethoden. In der quantitativen Forschung werden Sachverhalte zahlenmässig durch die Abfrage von Kategorien untersucht. Diese Kategorien setzen eine reflektierte Beurteilung (Qualifizierung) voraus, zu der die qualitative Forschung einen grossen Beitrag leistet (Lamnek 2010:177). Ihre Aufgabe liegt sozusagen in der Entdeckung von (neuen) Zusammenhängen, wohingegen die quantitative Forschung eine abbildende oder operationalisierende Funktion hat. Die Entdeckung eines neuen Forschungsfeldes benötigt eine flexible Arbeitsweise, die sich im Forschungsprozess weiterentwickelt. Dieser ist durch eine Weite gekennzeichnet, die sich im Verlauf konkretisiert, welches sich auch in der Methodenwahl nieder schlägt (:2). Bei der qualitativen Forschung steht der Bezug zum Gegenstand im Vordergrund anstatt eine Systematisierung oder Generalisierung wie in der quantitativen Forschung (:214). Die qualitative Forschung ist durch eine Reihe von methodologischen Prinzipien gekennzeichnet, die Lamnek (:19ff.) zusammengestellt hat und die im Folgenden dargestellt werden. Die Flexibilität ist eines von ihnen. Sie ermöglicht es dem Forscher seine Methoden dem Forschungsgegenstand anzupassen und gewonnene Einsichten in den weiteren Prozess zu integrieren. Die Forschung entwickelt sich somit ständig weiter, jedoch nicht nur der Prozess, sondern auch der Gegenstand kann durch neue Erkenntnisse verändert oder konkretisiert werden. Die Offenheit als weiteres Prinzip versucht die neue Einsichten und Erkenntnisse in der Forschung zu integrieren, wodurch auch die Reflexivität von Gegenstand und Analyse deutlich wird. © IGW International

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Es besteht eine analytische Wechselwirkung zwischen ihnen, welche für den gesamten Prozess kennzeichnend ist. Forschung ist aus qualitativer Sicht „als Kommunikation zu denken“, wie Lamnek (:20) es ausdrückt. Der Forscher ist angehalten diesen flexiblen Forschungsprozess weitestgehend offen zu legen, um der wissenschaftlichen Nachvollziehbarkeit Rechnung zu tragen (Prinzip der Explikation). Der quantitative und qualitative Ansatz unterscheiden sich nicht nur in ihrer Arbeitsweise sondern auch in ihrem Ziel. In der qualitativen Forschung geht es vornehmlich darum Hypothesen oder sogar Theorien zu generieren. Auch dabei gibt es unterschiedliche Richtungen in der qualitativen Forschung selbst. Lamnek (:77ff.) stellt zwei dieser grundlegenden methodische Ansätze in der Empirischen Sozialforschung dar. Die erste Theorie (entwickelt von Bartom und Larzarsfeld) sieht die Hypothesenbildung in der qualitativen Forschung nur als Teilaspekt der Forschung an und benutzt diese als „Zubringer“ für die quantitative Forschung. Ziel ist nach ihrem Ansatz also die Überprüfung der Hypothesen anhand von quantitativer Forschung. Dem entgegensteht der Ansatz der Grounded Theory (Glaser und Strauss), der das Ziel der Theoriegenerierung hat. Generell hat das Datenmaterial im Gegensatz zu quantitativen Untersuchungen einen je nach Forschung unterschiedlich geringen Umfang. Der Vorteil dabei ist, dass das Material flexibel gehandhabt werden kann sowie die Schritte der Datenauswahl, Erhebung und Auswertung nah beieinander liegen und mit einander verknüpft sind (:176). Dadurch entsteht ein vermeintlicher „Objektivitätsnachteil“. Ziebertz (2000:39) zitiert dazu Meinefeld (1995): Objektivität ist in diesem Zusammenhang keine Eigenschaft, die im adjektivischen Sinn ein Untersuchungsverfahren oder einen Untersucher auszeichnet, sondern sie ist das Ziel der Forschung. Sie drückt sich prozessual in Intersubjektivität aus.

Bei dem der qualitativen Forschung so oft entgegengesetzten „wissenschaftlichen Ideal“ der Objektivität handelt sich nach Breuer (2009:120) „um eine unrealistische Fiktion, die zu zweifelhaften Vorstellungen über wissenschaftliche Epistemologie führt“. Denn, so Breuer weiter, „[J]jeder – auch der wissenschaftliche – Erkenntnisprozess ist an ein erkennendes Subjekt, dessen Positionen,

Selektionen,

Fokussierungen

etc.

gebunden.“

Um

die

Subjektbezogenheit

epistemologische zu nutzen und dem Forschungsprozess dienlich zu machen sind Methoden zur Reflexion des Forschers nötig (Breuer 2009:128).

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4.2.

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Die Forschungsmethoden

4.2.1. zur Datenerhebung Die Methodenauswahl ist eine wichtige Angelegenheit. In der qualitativen Forschung ist sie abhängig von Interesse der Forschung und dem Ziel (Ziebertz 2000:42). Aufgrund der Forschungsfrage wurde das halb-standardisierte Interview gewählt. Im Forschungsverlauf, welcher unter Abschnitt 5.1.1.Die Datenerhebung erläutert wird, ergab sich die Idee einer ergänzenden handlungsorientierten Methode, die ebenfalls in diesem Kapitel vorgestellt wird. An dieser Stelle folgt eine rein theoretische Abhandlung der Methoden zu der in dieser Arbeit verwendeten Datenerhebung. Die inhaltliche Ausgestaltung sowie praktische Umsetzung wird unter dem Abschnitt 5.1.1.beschrieben. Auf die Theorie zur Auswahl der Interviewpartner wird im nächsten Abschnitt 4.2.2. der Forschungsmethoden zur Auswertung, Analyse und Interpretation bei den Analysemethoden aufgrund der methodischen Zusammengehörigkeit eingegangen. Die Methode des qualitativen Interviews hat in den Sozialwissenschaften eine immer grössere Bedeutung gewonnen. Die Auswertung kann aufgrund einer intensiven Analyse von Texten (verschriftlichten

Interviews)

geschehen.

Darin

liegt

ein

grosser

methodischer

und

methodologischer Vorteil. Damit wird das das Interview bzw. das Datenmaterial zu einem nachvollziehbaren und kontrollierbaren Instrument (Lamnek 2010:301). In einem Interview kommt dem Fragen eine grosse Bedeutung zu. Durch gezieltes Fragen entsteht eine dem Forschungszweck dienliche Kommunikation zwischen dem Probanden und dem Interviewer (Helfferich 2005:90). Fragen werden im Vorfeld des Interviews dem Forschungsinteresse entsprechend zu einem Leitfaden

zusammengestellt.

Dabei

handelt

es

sich

um

offene

Fragen,

die

ohne

Antwortmöglichkeiten ein Gespräch über das entsprechende Thema leiten sollen. Der Interviewleitfaden gibt dem Interviewer dafür eine Orientierung. Der Interviewer ist flexibel in der Reihenfolge der Frage und ist angehalten in die Richtung des Forschungsinteresses klärende Nachfragen zu stellen (Hopf 1995:177; Nawratil 2009:328; Lamnek 2010:321). Im Gegensatz zu standardisierten Fragebögen bekommen die Probanden in einem halb-standardisierten Interview die Möglichkeit in eigenen Worten auszudrücken, was sie über den Untersuchungsgegenstand denken, von ihm wissen, welche Erfahrungen, Einstellungen oder Empfindungen sie damit verbinden. Aus diesem Grund eignet sich diese Methode sehr gut, wenn es sich um eine explorative Untersuchung handelt, in der es um subjektive Sichtweisen geht (Nawratil 2009:320). Marotzki (2011:114) merkt an, dass gerade diese Interviewform beiden Parteien, dem Interviewer und dem Probanden, die Möglichkeit der Gestaltung und in einer gewissen Weise Lenkung gibt. Es ergibt sich eine „mittlere

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Strukturierungsqualität“, in dem zwar der Interviewer sicherstellt, dass erkenntnisleitende Themen angesprochen werden, sich jedoch für den Probanden durch die offenen Fragen ein narratives Potential ergibt. Dies betont auch Lamnek (2010:306) der weiter ausführt, dass aufgrund dessen der Proband die überwiegenden Gesprächsanteile besitzen sollte. Mit der Datenerhebung in der Form des Interviews muss gleichzeitig die Datenerfassung erfolgen. Diese ist trotz häufiger Verunsicherung auf Seiten der Probanden nicht zu vermeiden. Die Datenerfassung kann mit Hilfe eines Diktiergerätes oder einer Videokamera erfolgen (:356). Damit wird, wie Kelle & Kluge (1999:15) anmerken, relativ unstrukturiertes verbales Datenmaterial erhoben, welches für die Auswertung in Schriftform umgewandelt werden muss. Um diesen Prozess der Verschriftlichung, der Transkription (lat. trans-scribere = umschreiben) zu unterstützen haben Dresing & Pehl (2011:34ff.) das Softwareprogramm f4 für Windows bzw. f5 für MAC entwickelt, welches für die vorliegende Arbeit benutzt wurde. Anschliessend an die Interviews wurde die handlungsorientierte Methode des Aufsatzes mit anreizendem Arbeitsauftrag gewählt. Theoretische Ausführungen zu dieser Methode sind der Forscherin bisher nicht bekannt. Der Proband erhält in dieser Methode den Arbeitsauftrag schriftlich zum Forschungsthema Stellung zu beziehen. Dies erfolgt in indirekter Form. Die

Wahl

und

Entwicklung

dieser

Methode

wurde

unter

anderem

durch

den

Forschungsprozess von Rothenbusch (2011) angeregt. In diesem konnte die Forscherin im religionspädagogischen Kontext durch die Konfrontation Studierender mit Gottesvorstellungen von Kindern sowie der Bearbeitung der selben kreativen methodischen Aufgabe wie die Grundschulkinder, Schlüsse über studentische Gottesvorstellungen ziehen. Einen weiteren Anstoss gab die Untersuchung von Oser & Gmünder (2000) zu Stufen der religiösen Entwicklung. Dort wurde den Interviewpartnern eine Situation vorgegeben, zu der sie anhand verschiedener standardisierter Fragen Stellung nehmen sollten. Das Paul-Dilemma (Oser & Gmünder 2000:144) ist die Geschichte eines jungen Arztes, der Gott ein Versprechen gibt. Nach Eintreten der Bedingung stellt sich die Frage inwieweit Paul dieses Versprechen einlösen muss. Dazu nehmen die Interviewpartner Stellung. Diese Methode des Dilemma-Interviews hat das Ziel aufgrund von Stellungnahmen zu einem Impuls Urteilsstrukturen zu erforschen (Hopf 1995:177). Daraus entwickelte sich die handlungsorientierte Methode des Forumsbeitrages aus dem Internet, in dem die Interviewpartner nach den Interviews aufgefordert waren schriftlich zu reagieren. Das Forschungsinteresse der vorliegenden Untersuchung gilt Bewertungsstrukturen, welches einen Impuls nötig machte. Dies war jedoch nicht zu Beginn der Forschungsarbeit offensichtlich. Der Prozess der Methodenentwicklung sowie die Gründe für diesen weiteren Schritt werden im Abschnitt 5.1. Das Forschungsdesign erläutert. © IGW International

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Ein Forumsbeitrag wurde als Handlungsimpuls gewählt, weil dies einerseits ein für Studierende vertrautes Medium durch den geübten Umgang mit dem Internet ist, andererseits gab es den Studierenden die Möglichkeit durch die bewusste Formulierung indirekt Stellung zum christlichen Glauben zu beziehen. Es wurden inhaltlich Aspekte des ‚Christlichen‘ am christlichen Glauben

15

in die Anfrage eines in einem Internetforum Ratsuchenden integriert. Dabei wurde

versucht dem Forschungsinteresse entsprechend dies in überspitzer Form in den Beitrag einzuarbeiten. Der entwickelte Arbeitsauftrag Forumsbeitrag ist dem Anhang unter Punkt 3 beigefügt.

4.2.2. zur Auswertung, Analyse und Interpretation Bei der Auswertung der Daten geht es um einen Verstehensprozess, der im besten Fall zu neuen Erkenntnissen führen soll. Dabei stehen diese gegenüber der reinen Textinterpretation im Vordergrund. Dennoch hat die Hermeneutik nach Lamnek (2010:179) „den Status einer unverzichtbaren Hilfswissenschaft“ innerhalb der qualitativen Forschung. Dabei sei der hermeneutische Zirkel genannt. Müller, Dierk & Müller-Friese (2005:29) sprechen von zwei verschiedenen Arten hermeneutischer Zirkel, die auf den Verstehensprozess einwirken. Die erste Form besagt, dass die Einzelaussagen nur durch das Verständnis der Gesamtabsicht erschlossen werden können, genauso wie die Gesamtabsicht auf dem Verständnis der Einzelaussagen basiert. Als eine zweite Form des hermeneutische Zirkels wird die Spirale bezeichnet, die sich bildet, wenn vor dem Hintergrund eines Vorverständnisses neue Einsichten aus einem Text gewonnen werden, aufgrund derer sich wieder ein neues Verständnis bildet, mit dem der Text angegangen wird (:30f.). Diesem Vorverständnis muss sich der Forscher bei der interpretativen Arbeit stets bewusst sein und dies konsequent reflektieren. Ziebertz (2000:41f.) stellt eine Reihe von hermeneutisch-interpretativen Verfahren vor, wobei er darauf hinweist, dass Forscher häufig mehrere Verfahren kombinieren oder „ihr eigenes“ entwickeln. Auch die im Folgenden vorgestellte und in dieser Forschungsarbeit verwendete Grounded Theory Methode (erste Version Glaser/Strauss 1967, neuere Version Strauss/Corbin 1996) hat sich von einer streng induktivistischen zu einer den Wechsel von Induktion und Deduktion anwendenden Methode entwickelt (:41f.). Den Untersuchungsmethoden und Forschungsinteresse dieser Arbeit entsprechend bietet sich zur Auswertung die Grounded Theory Methode bzw. Methodologie an (im Folgenden GTM abgekürzt). 15

vgl. Abschnitt 2.3.3. Was den christlichen Glauben‘ christlich‘ macht

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Innerhalb der GTM16 haben sich verschiedene Ansätze entwickelt, die dazu dienen aus empirischen Daten Theorien zu generieren (Corbin 2011:74f.). „Die Analyse“, so Corbin (:70f.), „ist ein interpretativer Prozess, in dem die Theorie aus der Interaktion der Analysierenden mit dem Datenmaterial entsteht.“ Durch diese Methodologie lassen sich die für ein zu untersuchendes Phänomen relevanten Variablen ermitteln sowie die Beziehung zwischen Variable und Phänomen beschreiben. In der Auswertung geht es nicht um den Vergleich von Forschungsgegenständen oder Gruppen, sondern von in den Daten entdecken Ereignissen, die in der GTM als Konzepte bezeichnet werden. Dabei wird dem Forscher ein gewisses Mass an Kreativität abverlangt, wenn er die Daten auf der Suche nach Konzepten analysiert und „dann die entstehenden Konzepte in innovative und plausible Erklärungen lebendiger Erfahrung zu integrieren“ versucht (:71). Teil der GTM ist die Auswahl der Interviewpartner. Diese erfolgt nicht willkürlich, sondern die Fälle werden am Forschungsinteresse angelehnt. Dabei werden die Probanden unter Umständen erst im Forschungsprozess anhand weiter entwickelnder Kriterien ausgewählt. Faix (2007:79) bezeichnet dieses Vorgehen als eine „theoriegeleitete Stichprobenziehung“. In der GTM Methode wird dieses Vorgehen auch theoretical sampling17 genannt. Dabei sind nicht die Anzahl der Themen oder Probanden wichtig, sondern die Kriterien nach denen sie ausgewählt wurden. Unterschiede von Dimensionen in den Kategorien legen die Grundlage für eine mehrdimensionale Erklärung bzw. Theoriegenerierung. Selbstverständlich muss diese Auswahl im Forschungsdesign offengelegt und begründet sein (Corbin 2011:71f.). Es geht dabei weniger um eine Analyse der Bedeutung einzelner Textsegmente oder Aussagen. Dafür werden Methoden der Psychoanalyse oder Objektiven Hermeneutik angewandt. In der GTM geht es zuerst einmal darum potenzielle Bedeutungen und mögliche Lesearten zu entdecken und zusammenzustellen um sie anschliessend in Beziehung zueinander zu setzen (Breuer 2009:79). Die Datenanalyse erfolgt in Form einer Kodierung des Datenmateriales. Es gibt drei verschiedene Formen, obwohl diese in der Praxis oft ineinander übergehen bzw. wiederholt werden, sollen sie dennoch im Einzelnen dargestellt werden. Denn jeder Kodierungstyp erfüllt einen anderen Aspekt bei der Theoriegenerierung (Corbin 2011:73; Breuer 2009:76). Das Analysieren startet mit dem offenen Kodieren. Dabei wird nach Corbin (2011:73) „der Text ‚geöffnet‘“ und Breuer (2009:80) bezeichnet es als „eine Art assoziatives Brainstorming“. Die Texte werden immer wieder gelesen und aus zu dem Forschungsinteresse interessanten Abschnitten Ereignisse oder Erfahrungen zu Konzepten abstrahiert und Kategorien gebildet. Dies wird von Kelle & Kluge (1999:59) „abduktive Kodierung“ genannt. 16 17

engl. für empirisch fundierte Theorie engl. sample = Fall

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Dabei ist es hilfreich Fragen an die Daten zu stellen. Diese Fragen ergeben sich aus der Reflexion des Forschungsgegenstandes, so wie der entdeckten Ereignisse in den Daten (Breuer 2009:80f.). Auch wenn die GTM vorerst auf ein vorgegebenes Kategorienschema verzichtet, kann im weiteren Forschungsverlauf auch subsumptiv, also anhand eines vorgegebenen Schemas, kodiert werden. Dies kann auch im Gegensatz zum offenen Kodieren geschehen. Dabei würde sich das vorgefertigte Kategorienschema am Forschungsinteresse bzw. den Forschungsfragen orientieren (Kelle & Kluge 1999:59). In jedem Konzept gibt es verschiedene Vorfälle, die das Ereignis oder auch die Erfahrung hervorrufen und nach denen sich das Konzept in weitere Dimensionen und Eigenschaften aufgeschlüsselt werden kann. Dadurch werden die einzelnen Kategorien mit dem axialen Kodieren weiterentwickelt. Wenn diese Kategorien erschöpfend ausgebildet sind, beginnt die Phase des selektiven Kodierens. Darin werden die Konzepte miteinander in Beziehung gesetzt und um einzelne Konzepte oder ein Hauptthema geordnet und es entsteht eine Theorie (Corbin 2011:73f.). Früher waren diese Auswertungsprozesse zum grössten Teil implizit, schwer nachvollziehbar und mitunter schwer kommunizierbar. Dies hat sich durch die Weiterentwicklung verschiedener Softwareprogramme geändert. Durch Programme wie MAXQDA werden Auswertungsverfahren transparent und tragen zur Explikation der qualitativen Forschung bei (Huber 1995:248). Ausführlich geht darauf beispielsweise Kuckartz (2010) ein und gibt wertvolle Hinweise. Im Hinblick auf die im Abschnitt 4.1 Der Forschungsansatz zur Qualitativen Forschung angeklungenen Subjektbezogenheit dieser Methodik, gibt Breuer (2009:128f.) Anregungen zur Unterstützung der Auswertung. Er nennt folgende Elemente:

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Das Schreiben eines Forschungstagebuchs von Beginn des Forschungsprozesses an, in dem alle über das Untersuchungsprojekt potenziell einschlägigen Gedanken, Assoziationen, Erlebnisse, Gefühlsregungen, Erfahrungen, Probleme, Überlegungen festgehalten werden;



die retrospektive Selbstkonfrontation mit, die Rekonstruktion und Reflexion von Beobachtungen, Situationen und Interaktionen im Untersuchungsfeld, möglichst gemeinsam durch Mitglieder eines Forschungsteams;



der kollegiale Austausch unter Koforschenden (gleicher methodologischer Orientierung) zu Erlebnissen im Forschungsprozess, zu einschlägigen Konzeptualisierungen und Deutungen etc. – etwa in Gestalt von Forschungsteams, Forschungswerkstätten, Forschungskolloquien o.Ä.

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5.

EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG

5.1.

Das Forschungsdesign

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5.1.1. Die Datenerhebung Das Forschungsinteressen wurde bereits in der Einleitung deutlich gemacht und in der Problemund Zielentwicklung Teil 1 dargestellt. Aufgrund des Prozesscharakters qualitativer Forschung folgt ein zweiter Teil der Zielentwicklung, der sich aus der nun folgend beschriebenen Datenerhebung ergibt. Das Forschungsinteresse resultiert aus dem Alltag im Dienst der christlichen Studentenarbeit. Die Forschung in diesem Bereich hat für die Forscherin nicht erst mit dieser Masterarbeit begonnen. Im April 2010 belegte sie den Kurs ‚Empirische Theologie‘ von Tobias Faix am Marburger Bildungs- und Studienzentrum um ihn als Wahlkurs in das IGW Studium einzubringen. Als Prüfungsleistung wurde verlangt die im Seminar erlernten Schritte der empirischen theologischen Forschung in einem eigenen Projekt umzusetzen. Das Forschungsinteresse galt dabei ebenfalls Studierenden und ihrem Bezug zum christlichen Glauben. Es wurde eine qualitative Untersuchung mit halbstandardisierten Interviews im Rahmen einer Vorstudie (drei Interviews) durchgeführt. Inhaltlich wurde sich mit der Prägung der Studierenden durch das Christentum und ihre aktuelle Auseinandersetzung mit diesem Thema beschäftigt. Ziel war es, einen Überblick darüber zu bekommen, welches Bild Studierende vom Christentum bzw. von Christen hatten um missiologische Konsequenzen zu ziehen. Diese explorative Forschung liess aufgrund des geringen Umgangs nur wenig missiologische Schlüsse zu. Dem Forschungsziel konnte sich nur angenähert werden. Die Studie hat die Bedeutung von persönlichen Beziehungen von Studierenden zu gläubigen Kommilitonen hervorgehoben. Diese waren und sind prägend für den eigenen Bezug eines Studierenden zum christlichen Glauben. Eine klare Antwort auf die Frage nach dem Bild Studierender vom Christentum bzw. von Christen konnte nicht gegeben werden. Dies müsse, so wurde durch die Vorstudie festgestellt, in einer weiteren Untersuchung angegangen werden. Im Forschungsbericht wurde der Wunsch geäussert, dass die Erfahrungen aus diesem Projekt Anregungen für weitere Forschungsarbeiten nutzbar gemacht werden könnten bzw. sollten. Zum Teil sind sicher auch über die methodischen Kenntnisse heraus die Erfahrungen in die aktuelle Forschungsarbeit mit eingegangen.

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Die vorliegende Masterarbeit sollte an diese erste Forschungsarbeit inhaltlich und methodisch anzuknüpfen. Nachdem durch die Klarheitsübung mit Hilfe des Kurstages ‚Abschlussarbeit: Präsentation Proposal für Studierende am Anfang des Abschlussjahres‘ das Thema weiterentwickelt und schliesslich das Proposal genehmigt wurde, begann die Entwicklung eines Interviewleitfadens für halbstandardisierte Interviews. Zur Theorie von Fragetechniken und der Interviewführung gab Helfferich (2005:90ff.) nützliche Anregungen. Parallel wurde sich auf die Suche nach passenden Interviewpartnern gemacht. Dies geschah, wie von Lamnek (2010:324), beschrieben über persönliche Kontakte von Dritten, in diesem Fall Studierende der TU Braunschweig, nach dem theoretical sampling der GTM. Aus Datenschutzgründen und der geringen Stichprobe wird nur der Indikator (Pseudonym der Interviewpartner) mit den Auswahlkriterien nach dem theoretical sampling in einer Übersicht verfasst. Das Alter, die Studienrichtung und Semesteranzahl sowie die Konfession wurden in einem Dokumentationsbogen zum Interview ebenfalls erfasst. Diese Informationen sind im Rahmen der vorliegenden Studie nur von sekundärer Bedeutung. Sie wären im Rahmen einer quantitativen Studie oder qualitativen Untersuchung mit anderem Forschungsziel in der Auswertung wichtig, in dieser qualitativen Untersuchung jedoch nicht. Die Konfession könnte nach dem theoretical sampling ebenso ein interessantes Attribut zur Auswertung sein in einer Forschung mit anderem Schwerpunkt sein. Ausgewählt wurden die Interviewpartner vor dem Hintergrund der Problem- und Zielentwicklung Teil 1. Zuerst einmal wurde die Zielgruppe auf Studierende der Region Braunschweig erweitert18, da sich dies durch die Kontaktpersonen im Feld ergab. Dies war möglich, da sich das Forschungsinteresse nicht auf einen regionalen Vergleich abzielt. Ausschlaggebend für die Auswahl war die Einstellungstendenz der Studierenden. Es war entscheidend, dass bei den Studierenden eine der drei Grundeinstellungen dominierte und die Gruppe der Probanden das volle Einstellungsspektrum (positiv/negativ/indifferent) abdecken würde. Ein weiteres Kriterium stellten die religiösen Einstellungsmuster nach Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003:383)19 dar. Dabei wurden Probanden aus vier der fünf religiösen Einstellungsmuster angesichts der Fragestellung, wie in der Problem- und Zielentwicklung Teil 1 erläutert, ausgewählt. Die Auswahl bzw. Zuordnung der Probanden zu den unterschiedlichen Typen erfolgte nach Selbstauskunft der Studierenden und wird im Anhang in Tabelle 4: Übersicht Probanden mit Interviewaussagen dargestellt.

18

Die Erweiterung bezieht sich auf die im Proposal geplante Untersuchung Studierender der Technischen Universität Braunschweig. 19 vgl. die Ausführungen in Abschnitt 3.1.3.Forschungsergebnisse aus dem Bereich Religiosität und Jugendliche bzw. jungen Erwachsenen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen © IGW International

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Alle Studierenden waren zum Zeitpunkt des Interviews an Hochschulen der Region Braunschweig eingeschrieben. Es wurden sowohl Studienanfänger als auch Studierende höhere Semester befragt. Die Interviews fanden im November und Dezember 2011 in öffentlichen Hochschulräumlichkeiten (Mensa, Cafeteria) statt und hatten jeweils eine Länge von 38 bis 47 Minuten. Sie wurden mit Hilfe eines Aufnahmegerätes im wma-Dateiformat aufgezeichnet. Als theoretische Grundlage für die Interviews waren unter anderem die Ausführungen von Lamnek (2010:361) zur Interviewsituation eine Hilfe. Eine Vorlage des Dokumentationsbogens, sowie der Interviewvertrag, der den Interviewpartnern vorgelegt und von ihnen unterzeichnet wurde, befinden sich auf der CD im Anhang20. Die Vorlagen für den Dokumentationsbogen sowie den Interviewvertrag wurden von Faix in dem Seminar zur Empirischen Theologie weitergegeben. Die Interviews wurden nach der Transkription den Probanden zur Durchsicht und Freigabe zugesandt. Alle Probanden haben ihre Interviews in voller Länge zu Forschungszwecken freigegeben. Wie unter im Abschnitt 4.2.1 der Forschungsmethoden zur Datenerhebung beschrieben, wurden

halbstandardisierte

Interviews

als

Erhebungsmethode

gewählt.

In

einem

halbstandardisierten Fragebogen wurden die Kategorien ‚Einstellungen zum christlichen Glauben‘ (optional, wenn nicht religiös ‚Konzepte von Lebensgestaltung heute‘) ‚Berührungspunkte mit Christen‘ und ‚Verständnis vom christlichen Glauben‘ mit entsprechenden Fragen gefüllt. Dieser Fragebogen befindet auf der beigelegten CD im Anhang. Nach dem ersten Interview (Probeinterview) wurden die Fragen erneut überarbeitet. Dabei wurden die Kategorien anders gestaltet und ihnen eine Gewichtung dem Forschungsinteresse entsprechend zugeordnet, damit sie individuell innerhalb der Interviewsituation abgefragt werden konnten. Dadurch entstand ein zweiter Fragebogen, der ebenfalls auf der CD im Anhang enthalten ist. Angelehnt an Hopf (1995:177) und Nawratil (2009:326) wurde ergänzend eine Übersicht mit gesprächsfördernden Nachfragen entwickelt. Nach den drei in kurzen Abständen folgenden Interviews nach dem Probeinterview kam es zu einer weiteren Reflexion der Fragen und Interviewtechnik. Angestossen durch die quantitative Einstellungsforschung mit Hilfe von Szenarien (vgl. Jacob 2001:179f.) wurden für das letzte Interview themenspezifische Szenarien entwickelt um diese in den Interviewprozess zu integrieren. Nach allgemeinen thematischen Fragen zum Anfang des Interviews wurden dem letzten Probanden die Szenarien zur Beurteilung zu den Themen christlicher Glaube, Bibel, Kirche und Gott vorgestellt. Diese sind ebenfalls auf der CD zu finden.

20

Die unterzeichneten Interviewverträge und ausgefüllten Dokumentationsbögen sind abgelegt und aus Datenschutzgründen nicht der Arbeit beigefügt. © IGW International

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In halbstandardisierten Interviews ist es üblich, nicht immer dieselben Fragen zu stellen, sondern wie generell in der qualitativen Forschung ist die Prozesshaftigkeit kennzeichnend und die Zielrichtung entscheidend. Lamnek (2010:321) kommentiert das methodische Vorgehen derartig: Der qualitative Forscher will hingegen die Bedeutungsgleichheit der Fragen erreichen, indem er den jeweiligen Inhalt der Fragen in das Vokabular des vom Befragten praktizierten Sprachcodes übersetzt und sie dem Befragten präsentiert.

Aufgrund des Umfangs und der Art und Weise der vorliegenden Forschung ist demnach die Aufnahme des Probeinterviews sowie des letzten in etwas andere Art und Weise geführten Interviews in die Auswertung zu rechtfertigen. Alle geführten Interviews sind als Transkripte auf einer CD im Anhang der Forschungsarbeit beigefügt. Nach der Datenerhebung wurde sich durch das Hören der Interviews ein erster Eindruck der Daten verschafft. Dabei fiel auf, dass zu dem spezifisch ‚Christlichen‘, das aus theologischer Sicht als Forschungsinteresse mit dem christlichen Glauben verbunden galt, nicht oder nur wenig Stellung bezogen wurde. Auch wenn sich die Interviews nach den äusseren Merkmalen des christlichen Glaubens (Kirche, Bibel, Christen) auswerten liessen, schien etwas Entscheidendes zu fehlen, um dem Forschungsinteresse auf die Spur zu kommen. Es zeigte sich erst im Forschungsprozess, dass das Einstellungsobjekt, also der christliche Glaube, für den Probanden näher definiert werden müsste, damit er dazu Stellung nehmen kann bzw. seine Einstellung deutlich wird. Alle weiteren Überlegungen mündeten in die Idee, den Studierenden eine schriftliche Aufgabe zu stellen. Die theoretische Grundlage wurde bereits im Abschnitt 4.2.1. der Forschungsmethoden zur Datenerhebung erläutert. Die fünf Interviewpartner wurden gebeten einen Forumsbeitrag schriftlich zu kommentieren.21 Sie erklärten sich bereit und sendeten ihre Antwort digital via Email zurück. Die Rückantworten der Studierenden sind ebenfalls auf der CD im Anhang enthalten. Mit der Forschungsmethode hat sich auch die Problem- und Zielentwicklung und somit der Forschungsgegenstand weiterentwickelt und wird im Folgenden erläutert.

21

Im Auswertungsprozess werden die Antworten der Studierenden als Aufsätze im Gegensatz zu der ersten Erhebungsmethode der Interviews bezeichnet. © IGW International

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5.1.2. Die Problem- und Zielentwicklung Teil 2 Die Literaturrecherche, sowie die Erfahrungen aus den qualitativen Interview und eine erste Reflexion dieser, haben die Frage aufgeworfen, in wieweit überhaupt Einstellungen zum christlichen Glauben bei Studierenden vorhanden sind, weil die kognitive Komponente nicht klar zu bestimmen bzw. bei den Studierenden laut Forschungsstand nicht ausgeprägt vorhanden ist. Schimmel (2011:120ff.) hat in seinen Ausführungen deutlich gemacht, warum er bewusst für den Forschungsgegenstand ‚Einstellungen gegenüber Glauben‘ einem konkreteren wie z.B. ‚Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben‘ vorzog. Die Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben sind inhaltlich gefüllt und von dem persönlichen Glauben bzw. kognitiven Wissen über das spezifisch ‚Christliche‘ abhängig. Einstellungen gegenüber Glauben lägen dahingegen bei jeder Person vor, so Schimmel (2011:122). Wie bereits in der theologischen Reflexion erläutert, wird diese Forschungsarbeit trotz Schwierigkeiten an der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben festhalten. Die in der theologischen Reflexion abgeleiteten Grundeinstellungen beruhen auf den bisherigen Forschungsergebnissen. Die Einstellungen der Studierenden beziehen sich auf das, was sie erstens vom christlichen Glauben wissen und zweitens was sie, grösstenteils aus Erfahrungen, damit in Verbindung bringen. Die Grundeinstellungen können dem Forschungsstand zufolge als Ergebnis eines Wissens- und Erfahrungsdefizits gesehen werden. Des Weiteren werden die Einstellungen durch affine Einstellungen beeinflusst. Als affine Einstellungen gelten auch Einstellungen gegenüber den in Abschnitt 2.3.3. Was den christlichen Glauben ‚christliche‘ macht erläuterten äusseren Merkmalen des christlichen Glaubens (Bibel, Kirche, Christen). Diese Einstellungen üben ebenso Einfluss auf den persönlichen Bezug zum christlichen Glauben der Studierenden aus. Die anfangs formulierte Frage nach den Barrieren, die Studierende von einer Auseinandersetzung mit, und dem Einlassen auf den christlichen Glauben abhalten, soll an dieser Stelle weiter ausdifferenziert werden. Da in dieser Untersuchung die Auseinandersetzung mit dem spezifisch ‚Christlichen’ erforscht werden soll, dies jedoch durch das Erfahrungs- und Wissensdefizit der Probanden erschwert wurde, mussten die Forschungsfragen präziser formuliert werden. Dazu muss zuerst der Schwerpunkt wird auf der Wahrnehmung des ‚Christlichen‘ liegen, um diese Barrieren (Grundeinstellungen mit negativen und indifferenten Einstellungstendenzen) näher zu analysieren. Dafür wird inzident nach dem Verständnis (Wissen) über den christlichen Glauben gefragt um die später getroffenen Aussagen im Kontext bewerten zu können. Vorrangiges Ziel ist die Beantwortung folgender Fragen:

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-

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Welche weiteren signifikanten affinen Einstellungen lassen sich bei den Studierenden entdecken (zu den äussere Merkmale des christlichen Glaubens + Glauben allgemein)? o

Welche Erfahrungen haben Studierende mit ‚Christlichem‘ gemacht?

o

Wie nehmen Studierende Christen wahr? Wie nehmen sie christliche Angebote wahr? Und wie bewerten sie dies?

-

Was bringen Studierende mit dem christlichen Glauben in Verbindung? Wie bewerten sie dies? o

Haben sie eine feste Vorstellung von dem was ‚christlich‘ ist? Können sie diese benennen?

-

Welche Verbindung besteht zwischen diesen Grundeinstellung und ggf. weiteren affineren Einstellungen sowie der Reaktion auf die von aussen angeregte Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben? o

Wie

reagieren

die

Studierenden

auf

die

von

aussen

angeregte

Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben? (Forumsbeitrag) -

Welche Erkenntnisse können für den christlichen Dienst an Hochschulen abgeleitet werden?

Das Forschungsziel hat sich weiterentwickelt, wobei der zweite Teil aus dem anfangs gesetztem Ziel erhalten bleibt. Das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit wird wie folgt formuliert: Ich möchte die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben bei Studierenden der Region Braunschweig mit den Grundeinstellungen zum christlichen Glauben ‚Option‘22, ‚Einschränkung‘23 und ‚Irrelevanz‘24, sowie ihre Assoziationen mit ‚christlich‘ untersuchen. Dadurch möchte ich den Bezug Studierender zum christlichen Glauben kennen lernen. Wünschenswert ist, dass die qualitativ gewonnenen Ergebnisse Mitarbeitern in der Studentenarbeit dienen ihre Zielgruppe besser zu verstehen und Anregungen für ihre praktische Arbeit bieten.

5.1.3. Das Vorgehen der qualitativen Auswertung An dieser Stelle soll das grobe Auswertungsverfahren erläutern werden. Weitere Schritte, die sich ggf. im Auswertungsprozess ergeben, werden im nächsten Kapitel ausführlich dokumentiert. Am Anfang der Auswertung stand die Transkription der Interviews. Aufgrund der Datenmenge wurde

22

Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen Christlicher Glaube als das, was die Kirche vorgibt, schränkt die persönliche Freiheit ein. 24 Christlicher Glaube hat keine Relevanz für das persönliche Leben 23

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für diesen Teil der Forschungsarbeit Unterstützung bei Freunden und Bekannten gesucht. Sie wurden in die Transkriptionsregeln sowie in das Softwareprogramm f4 eingewiesen. Diese Dokumente wurden anschliessend noch einmal von der Forscherin mit den Audio-Dateien abgeglichen und ggf. Fehler korrigiert (vgl. Dresing & Pehl 2011:31). Dieses erneute Hören der Interviews wurde benutzt um weiter mit dem Material vertraut zu werden und erste Notizen anzufertigen. Gedanken und Idee wurden in einem Forschungstagebuch festgehalten. Dieses wurde schon mit ersten Notizen im Frühjahr 2011 mit den Vorbereitungen auf das Proposal begonnen. Diese Aufzeichnungen sind mitunter sehr persönlich und nicht in der Forschungsarbeit enthalten. Die Methoden zur Auswertung wurden bereits dargestellt und auf sie wird im Folgenden an entsprechender Stelle Bezug genommen. Die Auswertung des Datenmaterials geschieht im Folgenden unter dem Fokus der Forschungsfragen und dem Gegenstand der ‚Einstellung‘. Dazu war es hilfreich den Dreikomponentenansatz nach Rosenberg & Hovland (1960) zu Grunde zu legen. In einem ersten Schritt wurden die Interviews sowie die Aufsätze offen kodiert. Dieses offene Kodieren geschah jedoch nicht ohne gedankliche Kategorie-Ideen aus der Literaturrecherche sowie in Anlehnung an die Forschungsfragen. Somit war der erste Schritt eine Kombination aus dem offenen Kodieren nach der GTM und dem Vorgehen zur Typenbildung nach Kelle & Kluge (1999:67f) bei dem ein Codesystem zu Beginn einen „heuristischen Rahmen“ bietet. Als zweiten Schritt wurden die Interviews und Aufsätze mit den entstandenen Codesystemen zusammengeführt. Die Erkenntnisse aus den Interviews sollten mit denen aus den Aufsätzen in Beziehung gebracht werden. Dies war ein Schritt in die Richtung axiales Kodieren. Die Interviews und Aufsätze wurden mit dem neuen, gemeinsamen Codesystem erneut kodiert. Weiteres Vorgehen zum axialen und selektiven Kodieren (GTM) war an dieser Stelle nicht weiter planbar, sondern hat sich im Auswertungsprozess entwickeln. Dies wird ausführlich dokumentiert werden.

5.2.

Das offene und axiale Kodieren mit Beobachtungen und ersten

Analysen 5.2.1. Das Auswertungsraster Das erste offene Kodieren der Interviews und Aufsätze ergab zwei Codesysteme, die auf der beigelegten CD im Anhang einzusehen sind. Ausgewählt werden in der folgenden Tabelle 2: Auswertungsraster die Kategorien im Raster der Einstellungskomponenten dargestellt. Die

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Codings, die einzelnen Aussagen der Kategorien sind tabellarisch zusammengefasst und angesichts der grossen Datenmenge ebenfalls auf der CD beigefügt. Tabelle 2: Auswertungsraster

Kategorien Interviews

Kategorien Aufsätze

kognitive Einstellungskomponente Wissensdimension Jesus Aussagen über Gott Bibel

Gott Bibel Jesus

affektive Einstellungskomponente

Erfahrungsdimension (äussere Merkmale)  (Bewertung eines) Gottesdienstbesuchs  Kontakt zu Christen  Erfahrungen mit Kirche i.d. Vergangenheit  Institution Kirche  Bibel Christen/christlich (innere Merkmale)  Kennzeichen/Beschreibung von Christen/religiös  Werte/Christliches Verhalten  Fester/tiefer Glaube  Ansichten von Glauben sonstige  Glaube als Bewältigung Christ sein Christ-sein für jeden etwas anderes Feste Meinung, wer ein Christ ist

konative Einstellungskomponente

Weitere Reaktionsvorschläge/gedanken Rückfragen stellen

Aus dieser ersten intensiven Auseinandersetzung mit den Daten ergab sich eine Übersicht der Probanden nach Kriterien aus der bisherigen wissenschaftlichen Diskussion des Forschungsstandes bzw. dem theoretical sampling (im Rahmen der GTM) mit Beispielen. Individuelle Selbstaussagen zur Religiosität Probanden wurden ergänzend in die Übersicht aufgenommen. Ausserdem wird in Bezug auf die Forschungsfrage die eigene Sichtweise vom Christ-sein interessant werden und so wurden weitere Aussagen zur Selbstbezeichnung als Christ angeführt. Diese Übersicht befindet sich unter Tabelle 4: Übersicht Probanden mit Interviewaussagen im Anhang. In den Antworten der Interviews sowie den Aufsätzen werden die unterschiedlichen religiösen Typen nach Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003) immer wieder deutlich. Die Grundeinstellungstendenzen sind ebenfalls durch Beispiele belegt. Die folgende Auswertung wird nacheinander anhand der drei Einstellungskomponenten vorgenommen, wobei aufgrund der Forschungsfragen die affektive Einstellungskomponente im

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Vordergrund steht. Als eine weitere Gliederungshilfe wird die Einteilung in die inneren und äusseren Merkmale des christlichen Glaubens gebraucht. Alle Kategorien zur affektiven Einstellungskomponente, d.h. Themenbereiche, in denen es um eine Bewertung geht, werden dem axialen Kodieren nach der GTM unterzogen. Dafür wurden ausserdem die Codesysteme zusammengefasst und somit das Datenmaterial aus Interviews und Aufsätzen vereint. Im Auswertungsprozess entstanden so unter anderem neue Kategorien, die im Verlauf erläutert werden. In der kognitiven Einstellungskomponente geht es darum, welches Wissen über das Einstellungsobjekt vorhanden ist. Auskunft darüber geben die in der oben dargestellten Tabelle 2: Auswertungsraster aufgezeigten Kategorien. Eine detaillierte Analyse blieb aufgrund des Fokus auf die affektive Komponente aus. Eine grobe Durchsicht dieser Kategorien bestätigt jedoch das von Noormann (2003: 163) erwähnte Wissensdefizit über die christliche Überlieferung und somit den Glaubensinhalt (fides quae) des christlichen Glaubens füllenden Komponenten. Als eine Aussage von vielen ist diese charakteristisch: Ich weiß nicht so genau den Ursprung des christlichen Glaubens, würd ich jetzt, weiß ich jetzt gar nicht. (I_K:185)25

Zwar werden vereinzelt Inhalte des christlichen Glaubens wie die Kreuzigung oder der Sündentod Jesu erwähnt, aber deren Bedeutung scheint unbekannt26. Dieses Defizit hat Konsequenzen auf die emotionale Bewertung der inneren und äusseren Merkmale des christlichen Glaubens, welche im Folgenden ausgewertet werden.

5.2.2. Zur affektive Einstellungskomponente: Auswertung und Analyse der äusseren Merkmale des christlichen Glaubens An dieser Stelle sollen Aussagen der Studierenden zur Bibel, zur Kirche und zum Kontakt mit Christen ausgewertet werden. Neben dem Wissen wirken auch die Erfahrungen, die die Studierenden mit diesen Elementen gemacht oder auch nicht gemacht haben auf ihre Einstellungen ein. Ein aktuelles Erfahrungsdefizit ist aufgrund der negativen oder indifferenten Einstellungen zu erwarten und bestätigt sich in den Interviews. Dabei zeigt nur Marc mit seiner positiven Einstellungstendenz und gelegentlichem, aber sehr begeisterten Gottesdienstbesuch eine Ausnahme (vgl. I_M:10:25). Erfahrungen mit der Kirche oder Christen aus der Vergangenheit oder Gegenwart werden allgemein nur am Rande thematisiert. Diese wurden im ersten Kodierungsdurchgang durch 25 26

Abkürzung für Interviewaussagen = Interview Kai, Absatz 85; im Folgenden endsprechend. vgl. Interviewaussagen/ Codings zu Kategorie Jesus, auf CD beigefügt.

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die Kategorien ‚(Bewertung eines) Gottesdienstbesuchs‘, ‚Institution Kirche‘, ‚Kontakt mit Christen‘ erfasst. Eine weitere Kategorie: ‚Erfahrungen mit der Kirche in der Vergangenheit‘ wurde im Vorgang des axialen Kodierens erhoben. Einige Beobachtungen sollen festgehalten werden: 

Positive Erfahrungen, seien sie mit Christen (im familiären Kontext) oder mit der Kirche (Konfirmandenunterricht, Gottesdienstbesuche), treten nur in Verbindung mit einer positiven Einstellungstendenz auf (vgl. Interview Marc).



Studierende mit negativer oder indifferenter Einstellungstendenz weisen ein zu erwartendes Erfahrungsdefizit aus. Dazu gehören in der Vergangenheit liegende oder seltene Gottesdienstbesuche, die mit teilweise negativen Erinnerungen verbunden sind.

Vier der fünf Interviewten erwähnen ihren Konfirmandenunterricht, in dem der Gottesdienstbesuch als Pflicht angesehen wurde (z.B. I_K:46) und sich nach der Konfirmandenzeit nicht in dieser Intensität fortsetzte. Gottesdienstteilnahme bei vier der fünf Probanden maximal zu christlichen Feiertagen oder Ritualen. Privaten engeren Kontakt zu gläubigen Christen27 äussern zwei der fünf Probanden. Dieser tritt 

sowohl bei negativer also auch positiver Einstellungstendenz gegenüber dem christlichen Glauben auf. Die anderen drei schildern in diesem Bereich keine Erfahrungen, die sie zu einer ausgeprägten Einstellung veranlassen könnten. Auffallend bei der Untersuchung waren die Aussagen zum Thema ‚Bibel‘. Alle Studierenden weisen auch in diesem Bereich ein Erfahrungsdefizit auf, wie exemplarisch die folgende Aussage zeigt: Äh, äh halt sonst die Geschichte mit Moses mit Jesus soweit und ja die andern, nur noch in Fragmenten. Also so richtig würde ich das jetzt auch nicht mehr zusammenkriegen. Das ist auch zu lange her. Also wie gesagt direkt mit der Bibel oder so, habe ich mich schon seit Jahren nicht mehr beschäftigt. Krieg das auch nur noch begrenzt zusammen (I_T:120).

Trotzdem haben sie zum Teil eine ausgeprägte (ablehnende) Meinung zur Bibel, wie beispielsweise die folgende Aussage zeigt. …also nachgelesen habe ich‘s nie wirklich, aber es haben das so viele Leute erzählt, dass, na ja. Es ist eigentlich fast schon Allgemeinwissen und ähm ja, deswegen habe ich mich damit n bisschen mehr mit auseinandergesetzt, ob das denn so alles stimmt, was da drinsteht. Also, o. k. ich sag das jetzt immer so, aber ich habe die Bibel nie gelesen …(I_F:70).

Die Studierenden mit negativer und indifferenter Einstellungstendenz bewerten die Bibel als nicht mehr zeitgemäss und lehnen sie teilweise sogar stark ab. Die Bibel wurde dennoch als 27

Dabei wird von der jeweils subjektiven Definition eines gläubigen Christen ausgegangen. Diese wird im weiteren Verlauf näher untersucht werden. © IGW International

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Leitfaden (für andere) bezeichnet oder als historische Quelle anerkannt. Jedoch zeigte sich dadurch ein grosses Desinteresse. Aus den Aussagen kann folgende Einstellung abgeleitet werden: 

Die Bibel ist ein unbekannter, irrelevanter, geschichtlicher Leitfaden zu Glaubens- und Lebensfragen

Selbst für den Studierenden mit positiver Einstellungstendenz, auf den diese Einstellung nur sehr begrenzt zutrifft, reicht die Motivation nicht zur aktiven persönlichen Auseinandersetzung mit der Bibel (vgl. I_M:33).

5.2.3. Zur affektiven Einstellungskomponente: Auswertungen und Analysen der inneren Merkmale des christlichen Glaubens Für die Untersuchung der Einstellung zu den inneren Merkmalen des christlichen Glaubens wurden die o.g. Kategorien genauer untersucht. Auswirkungen des Erfahrungs- und Wissensdefizit zeigen sich auch darin, was die Studierenden als christlich bezeichnen bzw. mit religiös und Christ-sein verbinden. Es lassen sich vier Dimensionen unterscheiden, in die sich die Aussagen der Studierenden aufteilen lassen. Sie werden im Folgenden ‚Christen-Indikatoren‘ genannt. Die Stichworte in Klammern sind dem Datenmaterial entnommen. a) Tradition als Indikator (Rituale und Traditionen: Gottesdienste an Feiertagen wie Weihnachten und Ostern, Konfirmation/Beerdigung/Hochzeit, getauft und konfirmiert sein) b) Kirche als Indikator (regelmässig zur Kirche gehen, aktiv in der Kirche sein) c) Gemeinschaft als Indikator (Religiöse Christen sind unter sich/ Treffen sich, darüber reden, Sprechen über Bibeltexte, interpretieren von Texten) d) Lebensveränderung als Indikator (mit dem Glauben auseinandersetzen, andere Ansichten haben, Gott in den Alltag rein nehmen, Einschränkung, wenn man ‚richtig‘ gläubig ist, andere Gewohnheiten , abstinenter Lebensstil, ‚nur‘ Gott, beten, an der Bibel festhalten, alles auf Gott beziehen, Gott und Jesus lieben und an sie glauben, gläubig sein) Der Glaube an Gott ist nur ein Faktor, der mit ‚christlich/religiös‘ in Verbindung gebracht wird. Dieser tritt nach Aussagen der Studierenden nur auf der Grundlage des Indikators Tradition auf (durch Erziehung etc.) und kann ohne alle drei anderen Indikatoren existieren. Dies wird auch durch die weiteren Analysen deutlich und in der unten dargestellten Abbildung 3: Arten von Christen und Christen Indikatorenden veranschaulicht. Wenn man hierbei an die Strukturelemente des christlichen Glaubens nach Küng (2008)28 denkt, tauchen die Komponenten ‚Glaube an Jesus‘ und ‚Glaube an den Heiligen Geist‘ kaum bis gar nicht auf. Jesus wird nur einmal in Verbindung mit ‚christlich‘ genannt. Ähnlich verhielt es sich auch mit der Bibel. Jesus und die Bibel wurden 28

vgl. Abschnitt 2.3.3. Was den christlichen Glauben christlich macht

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überwiegend nur auf Impuls der Interviewfragen thematisiert. Die Rangfolge der Indikatoren geht von a) nach d). D.h. als erstes bringen Studierende mit ‚christlich‘ die Tradition in Verbindung, dann die aktive Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen (Indikator Kirche) und einen veränderten Lebensstil (Indikator Lebensveränderung). Daraus lässt sich eine erste Hypothese ableiten: 

Studierende verbinden mit ‚christlich‘ überwiegend Tradition

Christen werden von den Studierenden zum einen anhand der Intensität ihres Glaubens voneinander unterschieden. Sie sprechen von starkem/intensivem Glauben; richtigem/wirklichen Glauben oder auch dem nicht-Vorhandensein von Glauben. Sie selbst differenzieren sich von starken/intensivem Glauben dennoch sprechen die Studierenden mit der Grundeinstellung ‚Option‘ von „unserem“ (I_T:64), „meinem“ (I_M:50) Glauben. Der Proband mit der Grundeinstellung ‚Einschränkung‘ spricht vom „Glauben für mich selbst“ (I_F:120). Damit ist entweder der christliche Glauben (Gott-Glaube nach eigener Definition) oder der selbst kreierte Glaube gemeint. Mit starkem/intensiven Glauben werden überwiegend die ‚Christen-Indikatoren‘ b) bis d) verbunden. Diese o.g. Indikatoren sind zum anderen Unterscheidungsmerkmale für verschiedene Arten von Christen, die sich aus den Daten ableiten lassen. Diese werden unter anderem aus den in der im Anhang angeführten Tabelle 4: Übersicht Probanden mit Interviewaussagen Selbstbezeichnungen als Christ deutlich. Die Aussagen der Studierenden lassen fünf Arten von Christen deutlich werden, die durch die folgende Grafik veranschaulicht werden. Sie entstand aus der Kombination der ChristenIndikatoren mit den Beobachtungen aus der Kategorie ‚fester/tiefer Glaube‘, der mit einer bestimmten Art von Christen assoziiert wurde.

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Abbildung 3: Arten von Christen und Christen Indikatoren

Die y-Achse ist die Intensität des Glaubens, wobei bis zu Punkt P1 ein Glaube an Gott29 gemeint ist. Tieferer und intensiverer Glaube wird auch mit dem Glauben an Jesus verbunden. Der ‚Glaube an Jesus‘ und ‚Glaube an Gott‘ wird von den Studierenden differenziert und wird in unterschiedlichen Kombinationen für möglich gehalten, wie beispielhaft die folgende Aussage zeigt: Ich denke, dass, wenn man an Jesus glaubt, dass man dann letztendlich auch an Gott glaubt. Andersrum muss es nicht unbedingt sein, denk ich. ... Ich denke, wenn man eben an Jesus Christus glaubt äh oder beschäftigt, dass man dann letztendlich sich auch mit Gott beschäftigt. (I_T:70)

Auf der x-Achse wird die Intensität der vier ‚Christen-Indikatoren‘ angezeigt. Zu beachten ist dabei der Punkt P2, an dem die Indikatoren b)-d) erst beginnen. Das Schaubild wird ab diesem Punkt dreidimensional, weil alle drei Indikatoren in unterschiedlicher Intensität vorhanden sein können. Die fünf Arten von Christen nach den Aussagen der Studierenden kontrastieren sich folgendermassen: 29

Vermutete Gottesvorstellungen nach Rothenbusch (2011): ‚deistisch-theistisch‘ Gottesvorstellung und ‚esoterisch-transzendente‘ Gottesvorstellung

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A1: gläubige Christen Christen von dieser Art befinden sich im Schaubild rechts der Trennlinie bei Punkt P2. Es hängt davon ab wie stark/intensiv der Glauben30 31

gläubig

ist oder ob jemand richtig/gross/ziemlich

ist. Ausserdem treten Merkmale der ‚Christen-Indikatoren‘ b) – d) in unterschiedlicher

Intensität auf. Als gläubig werden Menschen bezeichnet, bei denen ein oder mehrere dieser Indikatoren in ihrem Leben sichtbar sind. Dabei ist jedoch nicht zu differenzieren, um welche Gottesvorstellung es sich dabei handelt. Die ’Gläubigkeit’ wird durch äussere Merkmale und nicht durch Glaubensinhalt definiert. Daraus lässt sich folgende Hypothese ableiten: 

Studierende messen den Grad des Glaubens eines Menschen an der Intensität der Christen-Indikatoren

Die Studierenden bezeichnen Christen von dieser Art als „gläubige Christen“ (I_T:42). Weitere erwähnte negative Konnotationen sind „Freaks“ (I_S:38), „Angeber Christen“ (A_S:6)32 und „Fanatiker“ (I_S:24). A2 – A5 lassen sich unter den verallgemeinernden Begriff des Traditionschristen zusammenfassen. Die Studierenden differenzieren jedoch noch etwas weiter. A2 + A3: Christen sind getauft und konfirmiert, aber ohne Glauben Christen von dieser Art sind im Schaubild in der grün gekennzeichneten Fläche zu finden. Die Taufe und Konfirmation33 als Legitimation des Christ-seins scheint vorherrschend zu sein34, wie die folgenden Aussagen zeigen: Christen sind für mich alle Menschen, die getauft und auch konfirmiert sind. (I_S:42) Damit meine ich, dass ihr beide Christen seid (schon eure gemeinsame Konfirmation gibt euch den gleichen „Status“) (A_M:1)

Eine weitere Aussage lässt darauf schliessen, dass nicht unbedingt der Glaube ausschlaggebend ist: ...also Christen müssen ja nicht zwangsläufig gläubig sein. (I_S:50)

A2 und A3 unterscheiden sich in ihrer Ausprägung des Indikators Tradition. A3 ist den Traditionen stärker verbunden, nimmt ggf. zu Feiertagen an Gottesdiensten sowie an christlichen Ritualen wie beispielsweise einer kirchlichen Hochzeit teil. 30

Es handelt sich hierbei um Ausdrücke von Studierenden (vgl. I_T:106; I_M:29). Es handelt sich hierbei um Ausdrücke von Studierenden (vgl. I_T:50, I_S:24; 25). 32 Abkürzung für Aussage aus Aufsatz = Aufsatz Sergio, Absatz 6; im Folgenden endsprechend. 33 Als Pendant wird in einem Interview das katholische Äquivalent erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass wenn die Befragung Studierende mit überwiegend katholischem Hintergrund befragt worden wären, dies anstatt der Konfirmation genannt worden wäre. 34 Ausgenommen ist der Faktor der Taufe und Konfirmation, der eine starke Identifikation mit dem ‚Christsein‘ aufweist. Die Taufe und Konfirmation scheint nach traditionellem Verständnis das Kernelement des Christ-seins zu sein. 31

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A4 + A5: Christen sind getauft und konfirmiert, mit Glauben an Gott Christen nach diese Definition finden sich in der Grafik links von Punkt P2 und unterhalb von Punkt P¹ in der blau gekennzeichneten Fläche wieder. Diese Form von Christen weisen zur Taufe und Konfirmation, also der Kirchenzugehörigkeit, ebenso den Glauben an Gott auf. Dabei ist jedoch nach den Aussagen der Studierenden nicht explizit der christlich-dreieinige Gott gemeint. Es ist davon auszugehen, dass überwiegend die nach Rothenbusch (2011) differenzierten Gottesvorstellungen abseits des christlichen Gottesbildes gelten. A4 und A5 unterschieden sich wie A2 und A3 in ihrer Ausprägung des Indikators Tradition. In der Grafik lassen sich auch die inneren Merkmale des christlichen Glaubens wiederfinden. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Mensch Christ ist, wenn er dem christlichen Glauben nach der in Abschnitt 2.3.2. Glaube aus christlicher Perspektive Definition nach Glaubensakt und -inhalt angehört, würde dieser im blau gekennzeichneten Kreis vorkommen. Abzuleiten sind folgende Hypothesen: 

Studierende differenzieren zwischen Traditionschristen und gläubige Christen.

 Studierende definieren Christ-sein nicht nach dem Glaubensinhalt In diesem Zusammenhang wurden zwei weitere Kategorien näher angeschaut. Aus dem Datenmaterial35 wurde deutlich, dass es Studierende gibt, die eine feste Meinung bzw. Vorstellung haben, wer ein Christ ist. Im Gegensatz dazu gab es Studierende, die der Meinung waren, dass Christ-sein für jeden etwas anders sei und jeder selbst definiert Christ zu sein oder nicht. Bei näherer Betrachtung wurden diese zu der Kategorie ‚Sicht vom Christ-sein‘ zusammengefasst. Innerhalb dieser Kategorie gibt es die Dimensionen ‚offen‘ und ‚geschlossen‘. Es lassen sich folgende gegensätzliche Einstellungen zum christlichen Glauben ableiten: 

Jeder entscheidet für sich, ob er sich als Christ bezeichnet und somit ob er einer ist oder nicht. (offen).



Es gibt eine feste Definition von Christen (geschlossen).

Durch die nähere Betrachtung dieser Kategorie in Verbindung mit den Arten von Christen konnten weiter Einstellungen zur Definition des Christ-seins herausgefiltert werden: 

Christ-sein wird individuell definiert und es bedarf keiner Definition.

 

Traditionschristen und gläubige Christen sind gleichermassen Christen. Christ zu sein, bedeutet ein gläubiger Christ sein.

Dabei liess sich erkennen, dass eine bestimmte Verbindung zwischen der Sicht und der Definition des Christ-seins vorhanden ist. Diese wird ausführlich mit weiteren Einsichten in dem Abschnitt 5.3 Das selektive Kodieren um Zusammenhänge aufzuzeigen und darzustellen gezeigt. 35

Interviews und Aufsätze

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5.2.4. Zur affektiven Einstellungskomponente: Auswertungen und Analysen zum Thema Glauben allgemein Keinen Glauben zu haben wird von keinem Studierenden explizit angegeben. Dabei hebt sich Kai durch seine indifferente Einstellung und geringe Verbindung zur Kirche durch sein nichtentschieden-sein in dieser Thematik von den anderen ab. Er weiss nicht ob er gläubig ist oder nicht. (vgl. I:K_157ff). Aus dem Dialog mit Kai wie auch aus weiteren Aussagen der anderen Studierenden wird deutlich, dass mit dem Glauben allgemein verschiedene Funktionen verbunden werden. Aufgrund der Fragestellung kann davon ausgegangen werden, dass die Antworten bis auf Franziskas auf den christlichen Glauben bezogen bzw. damit in Verbindung gebracht werden. Franziska ist dem autonom-religiösen Typ nach Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003) zuzuordnen und somit ist davon auszugehen, dass ihre Aussagen über Glauben nicht unbedingt mit dem ‚Christlichen‘ in Verbindung zu bringen sind. Es lassen sich zwei Grundfunktionen aus den Aussagen der Studierenden herausfiltern, die für sie, nicht aber unbedingt für sie persönlich, Glauben erfüllen können. Die erste Funktion ist die der ‚Erklärung‘. Glaube dient demnach der Erklärung von Dingen in der Welt, die sich ein Mensch nicht erklären kann. Der Glaube übernimmt die Funktion „um ja genau diese Diskrepanz zwischen verstehen und nicht zu verstehen zu überbrücken“, so Kai (I_K:155). Die zweite Funktion ist die der ‚Bewältigung‘. Alle fünf Studierenden sprachen an unterschiedlichen Punkten an, dass der Glaube in schwierigen Lebenssituationen als Bewältigung dienen kann. Dazu beispielhaft eine Aussage von Franziska: Ich denk ... der Glaube kann Leuten Kraft geben, ... also ich, ich finde es halt nicht schlimm, wenn Menschen auch nicht glauben, ich wollte jetzt nur nicht, dass das falsch rüber kommt, nur ich denke, aus Glauben können halt Leute auch ganz viel Kraft schöpfen, wenn es mal nicht so gut geht oder weiß ich nicht (I_F:114).

Daraus lassen sich folgende Einstellungen zum christlichen Glauben ableiten:  

Der christliche Glaube dient zur Welt- und Lebensdeutung. Der christliche Glaube dient zur Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen.

Um den Bezug der Studierenden zum christlichen Glauben deutlich zu machen, wurden die Beobachtungen aus den Interviews zum Thema Glauben allgemein in dem selbst entwickelten ‚Divergenz-Konzept Glauben‘ zusammengefasst. Dies ergab sich aus einer näheren Untersuchung der Kategorien ‚fester/tiefer Glaube‘ und ‚Ansichten von Glaube‘. Es wurden Gegensatzpaare von Begriffen gebildet, die für die Charakterisierung des Glaubensbegriffs aus studentischer Sicht stehen. © IGW International

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Der Name des Konzepts leitet sich aus der Divergenz zwischen den vorgefundenen Kennzeichen von Glauben und Kennzeichen des christlichen Glaubens ab. Diese Kennzeichen bewegen sich jeweils in entgegengesetzte Richtungen, sie divergieren also. Es lassen sich daraus weitere Einstellungen gegenüber Glauben ableiten. Die jeweils unterstrichene Komponente zeigt die Sichtweise der Studierenden. Individualität vs. Abhängigkeit In Bezug auf die Definition von Glauben in dem Abschnitt 2.3.2. Glaube aus christlicher Perspektive beziehen sich diese beiden Begriffe auf den Glaubensinhalt. Die Individualität bedeutet, dass der Glaubensinhalt subjektiv bestimmt werden kann. Glaube ist also etwas, das die Person selbst mit Inhalt füllt, sei es mit (irgendeinem) Gott, einem höheren Wesen, der Liebe oder sonst irgendetwas. Die Abhängigkeit bedeutet, dass der Glaubensinhalt von Offenbarung (Bibel) und dogmatischen Lehrsätzen abhängig ist. Abgeleitete Einstellung Studierender: 

Der Glaubensinhalt wird individuell bestimmt und ist unabhängig dogmatischen Lehrsätzen.

persönlich/privat vs. öffentlich Diese sowie die weiteren Begriffspaare beziehen sich auf den Glaubensakt. Glaube kann etwas persönlich/privates oder öffentliches sein. Persönlich/privat bedeutet, dass über den Glauben überwiegend nicht gesprochen wird und wenn überhaupt nur sehr gute Freunde oder Familienmitglieder vom eigenen Glauben wissen. Der Glaube ist also in keiner Weise für andere bemerkbar. Öffentlich ist der Glaube, wenn er nicht nur kommuniziert, sondern auch auf andere Weise sichtbar wird. Sei es durch einen veränderten Lebensstil oder durch die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen (vgl. ‚Christen Indikatoren‘ b - d). passiv vs. aktiv Passiv bedeutet, dass jemand zwar den Glauben ‚hat‘, dieser jedoch keine direkten, bewussten Auswirkungen auf das persönliche Leben hat. Aktiv bedeutet eine bewusste Gestaltung des Glaubenslebens. Der Glaube hat dabei Auswirkungen auf den Alltag, die Lebensgestaltung und Entscheidungen. individuell vs. kollektiv Dieses Wortpaar stellt die Differenz zwischen einem individuellen und für sich gelebten Glauben im Gegensatz zu einem Glauben, der in Gemeinschaft ausgelebt wird, dar. Individuell bedeutet, dass der Glaube nur in Bezug auf den Einzelnen gelebt wird. Kollektiv bedeutet, dass der Glauben in unterschiedlichen Formen gemeinschaftlich gelebt wird, wie beispielsweise a) indem die Gemeinschaft zu demselben Glauben Angehörenden gesucht wird, b) indem der Austausch über

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den Glauben stattfindet und/oder c) indem gemeinschaftliche Versammlungen (Gottesdienste, Bibelstudiengruppen etc.) besucht bzw. veranstaltet werden. Abgeleitete Einstellung Studierender: 

Glaube ist persönlich und wird individuell/passiv gelebt.

non-kognitiv vs. kognitiv + non-kognitiv Non-kognitiv bedeutet, dass der Glaube etwas ist, was im Gegenteil zum Wissen auftritt. Damit übernimmt der Glaube die o.g. Funktion der Erklärung. Ein Glaube mit kognitiver und nonkognitiver Komponente beruht auf dem für-wahr-Halten von Behauptungen/Glaubenssätzen, die in Gewissheit angenommen werden (kognitiv) und sich in einem non-kognitiven Glaubensakt auswirken. Abgeleitete Einstellung Studierender: 

Glaube ist das Gegenteil von Wissen.

Die Elemente des ‚Divergenz-Konzepts Glauben‘ finden sich in einzelnen Äusserungen der Studierenden. Nicht alle Einstellungen lassen sich generell die gesamte Gruppe der Studierenden übertragen. Sie sind bei dem einen mehr oder weniger ausgeprägt vorhanden. Dies hängt ebenfalls von dem Reflexionsgrad ab, mit dem sich ein Studierender persönlich mit diesen Themen auseinander gesetzt hat.

5.3.

Das selektive Kodieren um Zusammenhänge aufzuzeigen und

darzustellen Die einzelnen Kodierungsschritte lassen sich wie bei den Forschungsmethoden beschrieben nicht klar voneinander trennen. In der Praxis gehen sie ineinander über, wie es auch in dieser Auswertung geschehen ist. In einem letzten Arbeitsschritt werden nun die bisher abstrahierten Konzepte aus dem Vorgang des axialen Kodierens miteinander in Verbindung gesetzt. Des Weiteren werden sie in Beziehung zur Auswertung der Aufsätze gestellt, insbesondere der konativen Einstellungskomponente betreffende Kategorien. Dabei werden ausserdem die Auswahlkriterien der Probanden nach dem theoretical sampling (GTM) mit in diesen Auswertungsprozess einbezogen. Durch die Methode der Aufsätze sollte eine klare Fokussierung auf das ‚Christliche“ vorgenommen werden. Dadurch lassen sich detaillierte Beschreibungen der vorab angesetzten Grundeinstellungen gegenüber dem christlichen Glauben herleiten. Das folgende Modell gibt Auskunft darüber, welche weiteren Einstellungen bei welchen Studierenden zu erwarten sind und welche Konsequenz diese auf ihre Bereitschaft haben sich mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen.

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Daraus können im Anschluss zum einen konkrete Handlungsschritte abgeleitet werden und zum anderen kann das Modell zur weiteren Ideenentwicklung sowie als Kommunikationshilfe gebraucht werden. Auf die Beschreibung des Modells folgt eine grafische Darstellung in Abbildung 4: Einstellungs-Reaktion-Modell. Zuerst

wurde

die

Sicht

vom

Christ-sein36

mit

der

Definition

des

Christ-sein

zusammengebraucht. Die Definition ergibt sich aus den oben hergeleiteten Einstellungen, die Studierende zum Christ-sein haben. Daraus ergeben sich drei Definitionen von Christ-sein, die den Einstellungen zu Grunde liegen: 

Definition individuell Christ-sein wird individuell definiert und es bedarf keiner Definition.



Definition weit37 Traditionschristen und gläubige Christen sind gleichermassen Christen



Definition eng38 Christ zu sein, bedeutet ein gläubiger Christ sein

Bei der Aufstellung der verschiedenen Definitionen von Christ-sein wurde bei näherer Betrachtung eine Gliederung nach den religiösen Einstellungsmustern nach Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003) deutlich. Die nächste Verbindung wurde zu der Reaktion auf die Forumsbeiträge hergestellt. In dem Forumsbeitrag schilderte der Schreiber, dass ein alter Freund ihm von seinem neu entdeckten Christ-sein schrieb. Dieser alte Freund schrieb ihm begeistert von seinem veränderten Leben als Christ und lädt ihn ein auch Christ zu werden. Der Schreiber ist sichtlich verwirrt, weil er sich selbst als Christ bezeichnet und nicht weiss, wie er auf diesen Freund reagieren soll. Aus diesem Grund sucht er in einem Internetforum mit der Frage „Was soll ich auf so etwas nur antworten?“ Rat. Bei den Reaktionen der Studierenden waren zwei verschiedene Gruppen zu beobachten, die im Anschluss verschiedene Handlungsvorschläge darlegten. Die erste Gruppe antwortet direkt dem Schreiber des Forumsberichtes (neutral), die Studierenden in der zweiten Gruppe äusserten lediglich ihre eigene Meinung ohne auf den Schreiber einzugehen. Diese zweite Reaktion war ablehnend ‚Missionierung‘ gegenüber und liess darauf schliessen, dass sich die Studierenden in gewisser Weise selbst angesprochen fühlten (persönlich). Als letztes Element wurden die Handlungsvorschläge in den Aufsätzen der Übersicht hinzugefügt. Es gab drei unterschiedliche Arten von Vorschlägen. Die eine Gruppe schlug eine individuelle Entscheidung vor, die zweite riet 36

siehe Abschnitt 5.2.3. Zur affektiven Einstellungskomponente: Auswertungen und Analysen der inneren Merkmale des christlichen Glaubens: Die Sicht vom Christ-sein kann ‚offen‘ oder ‚geschlossen‘ sein. 37 In der Grafik zu Arten von Christen die blau und grün gekennzeichnete, A 1 - A5 Christen. 38 In der Grafik zu Arten von Christen die blau gekennzeichnete Fläche > P2, A1Christen. © IGW International

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zu

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kooperativen

Rückfragen

und

die

dritte

Gruppe

gab

dem

Schreiber

65

keinerlei

Handlungsvorschläge. Diese verschiedenen Vorschläge deuten auf Bereitschaft der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben hin, anhand derer sich drei Reaktionstypen ableiten lassen. Die Reaktion des ersten Typus kann als ambig beschrieben werden. Die Studierenden reagieren nicht mit ausgeprägtem Interesse, jedoch auch nicht mit Ablehnung. Ihre Reaktion ist kann in beide Richtungen gedeutet werden. Der zweite Typ zeigt sich interessiert, wobei der dritte Typ dem christlichen Glauben ablehnend gegenüber tritt. Die Beschreibung der einzelnen Typen ist in einer Übersicht im Anhang unter Punkt 5 angefügt. Diese einzelnen, beschriebenen Elemente lassen sich im entwickelten ‚Einstellungs-Reaktions-Modell‘ darstellen. Dies wird auf der folgenden Seite abgebildet. Bei der abschliessenden Betrachtung des Modells stellten sich Zusammenhänge zwischen den einzelnen Elementen und den Einstellungstendenzen der Studierenden heraus. Dadurch lassen sich zuerst weitere Beobachtungen feststellen und in einem weiteren Schritt die drei Reaktionstypen zur Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben näher beschreiben. Folgende Formulierungen beziehen sich auf Studierende in der Mehrzahl, da eine allgemeine Anwendung des Modells angenommen wird. Es folgen Beobachtungen aus der Betrachtung des ‚Einstellungs-ReaktionModells‘: 

Studierende mit positiver Einstellungstendenz reagieren mit Rückfragen.



Studierende mit indifferenter Einstellungstendenz neigen zu einer interessierten Reaktion.



Studierende mit negativer oder indifferenter Einstellungstendenz reagieren ablehnend oder ambig.



Die Definition vom Christ-sein hängt von der Grundeinstellung und dem religiösen Einstellungsmuster nach Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003) ab.

Die Reaktion ist von der Grundeinstellung sowie von der Einstellungstendenz abhängig. Diese Reaktionstypen, sowie auch die Einstellungstendenzen (positiv/indifferent/negativ) haben 

Einfluss auf die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. Daraus lassen sich differenziert nach den Reaktionstypen und Einstellungstendenzen Handlungsvorschläge ableiten.

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Abbildung 4: Einstellungs-Reaktions-Modell

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IMPULSE FÜR DEN CHRISTLICHEN DIENST AN

HOCHSCHULEN (5 THESEN) Die Beantwortung der Forschungsfragen, die in den Problem- und Zielentwicklungen dargestellt wurden, sind weitestgehend den Ergebnissen der Kodierungsvorgänge aus dem Kapitel 5. Empirische Untersuchung zu entnehmen. Die letzte Frage nach den Konsequenzen für die Studentenarbeit soll an dieser Stelle in Thesenform beantwortet werden. Die Untersuchung hat gezeigt, dass in der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben bei Studierenden unterschiedliche

Wege

gegangen

werden

müssen.

Studierende

mit

den

vorliegenden

Grundeinstellungen machen sich nicht selbst auf den Weg um sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen.

Ausserdem

hemmt

ihre

Einstellungstendenz

zum

Grossteil

die

Inanspruchnahme kirchlicher bzw. christlicher Angebote, die Beschäftigung mit der Bibel und/oder den Kontakt zu gläubigen Christen. Aus der Untersuchung wurden dazu verschiedene Reaktionstypen abgeleitet. Die Aufschlüsselung der einzelnen Faktoren innerhalb dieser Typen macht eine differenzierte Wahrnehmung der Studierenden möglich und zeigt unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben bzw. einer angestrebten Einstellungsveränderung durch äussere Einflüsse auf. Dazu können die entwickelten Konzepte und Modelle als Anregung und Gesprächsgrundlage dienen. Studierende sollten entsprechend ihres Reaktionstyps sowie ihrer Einstellungstendenz wahrgenommen und angesprochen werden. Vor dem Hintergrund ihrer Grundeinstellung, die neben der Wahrnehmung der äusseren Merkmale des christlichen Glaubens auch den Inhalt eines Gesprächs über den christlichen

Glauben

bestimmt,

können

Ansätze

entwickelt

werden,

die

zu

einer

Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben führen. These 1: Ohne Beziehung läuft nichts! Studierende brauchen aufrichtige und ehrliche Beziehungen zu Christen um sich mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen. Nur in Beziehungen zwischen Studierenden kann eine aktive Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben stattfinden. Nur dort, wo sich ein Studierender, der den christlichen Glauben bewusst lebt, auf seine Kommilitonen einlässt, kann diese Beziehung etwas verändern. In der bewussten Beziehungsgestaltung mit gemeinsam verbrachter Zeit und Gesprächen geht es darum das Gegenüber kennen und verstehen zu lernen. Im studentischen Kontext bedeutet dies neben den studienbedingten

Aktivitäten

(gemeinsames

Lernen/Erbringen

von

Studienleistungen,

Vorlesungsbesuche, in die Mensa essen gehen, usw.) eine gemeinsame Freizeitgestaltung (Sport, Kino, Essen gehen, Partys, Ausflüge, Urlaub usw.). © IGW International

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Diese persönliche Ansprache wird weitestgehend aus dem ‚Divergenz Konzept Glaube‘ deutlich. Dieses weist auf die hohe Individualität, die mit Glauben in Verbindung gebracht wird, hin, welche im Gegenzug eine höchst individuelle Ansprache nötig macht. Ausserdem spricht der unter Abschnitt 2.1.2. Die Generation der heutigen Studierenden – Werte und Lebenswelt erwähnt hohe Wert von Freundschaft für diesen Ansatz. Die zu erwartenden Grundeinstellungen und affinen Einstellungen werden im Anhang unter Punkt 6 zusammengefasst dargestellt. Diese können eine erste Orientierung bieten, welchen Bezug Studierende zum christlichen Glauben haben. Wichtig ist auch, den Glauben (oder Nicht Glauben) bzw. das individuell definierte Christ-sein wahr- und ernst zu nehmen. Dafür können die Beschreibungen der Arten von Christen mit den ‚Christen-Indikatoren‘, die Funktionen von Glauben für die Studierenden, das ‚Divergenz-Konzept Glauben‘ sowie letztendlich das ‚Einstellungs-Reaktions-Modell‘ nicht nur hilfreiches Vokabular bieten. Gespräche, in denen die negativen und indifferenten Einstellungen wahr- und ernstgenommen werden, können schon Anstoss zu einer Einstellungsveränderung sein. Die indirekte Thematisierung der Einstellungen geht einerseits mit dem Austausch über die persönliche Religiosität einher, ermöglicht andererseits jedoch mehr Distanz zur eigenen Person. Diese kann besonders für Studierende mit negativer und indifferenter Einstellungstendenz wichtig sein. Es ist davon auszugehen, dass für die Mehrheit der Studierenden diese Themen ungewohnt und bisher weitestgehend unreflektiert behandelt wurden. Es bedarf demnach einer gewissen Sensibilität im Hinblick auf die Persönlichkeit, Erfahrungen und Einstellungen der Studierenden. Poole (2003) drückt die Bedeutung von persönlichen Beziehungen folgendermassen aus: Seekers don’t really care how much you know until they know how much you care.39

These 2: Ohne Begegnung passiert nichts! Studierende brauchen Begegnungsräume, in denen sich ihre Einstellungen verändern können um sich mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen. Besonders Studierende vom Reaktionstyp ‚Ablehnung‘ und ‚Ambiguität‘ mit negativer Einstellungstendenz brauchen Begegnungsräume, in denen sie mit Christen zusammentreffen ohne direkt mit dem christlichen Glauben konfrontiert zu werden. Durch ein offenes Vorleben40 des Christ-seins innerhalb eines christlichen Freundeskreises soll eine Einstellungsveränderung ermöglicht werden. Dadurch können Vorurteile sowie negative Einstellungen abgebaut werden und 39

Suchende werden sich nicht für das interessieren, was du weißt, ehe du dich wirklich für sie interessierst. Übersetzung [B.M.] 40 Identifikation mit dem Christ-sein durch ein offenes und transparentes Leben eines an der Bibel orientierter Lebensstil. © IGW International

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durch inzidentell Erfahrungs- und Wissensvermittlung eine Einstellungsänderung hervorgerufen werden. Für den studentischen Kontext bedeutet dies, dass christliche Studierende einen offenen Freundeskreis pflegen, in dem sich Christen und Studierende mit negativer Einstellungstendenz dem Glauben gegenüber begegnen und anfreunden können. Diese Begegnungsräume finden auf der Grundlage der persönlichen Beziehung statt. Oben genannte Beispiele und Anregungen gelten in diesen Räumen dementsprechend. These 3: Ohne Reflexion ändert sich nichts! Studierende brauchen Unterstützung bei der Reflexion ihrer Einstellungen zum christlichen Glauben sowie affiner Einstellungen Besonders Studierende vom Reaktionstyp ‚Ablehnung‘ und ‚Ambiguität‘ mit indifferenter Einstellungstendenz brauchen auf der Grundlage von Beziehung und Begegnung Unterstützung ihre Einstellungen zu reflektieren. Sie zeigen neben den Studierenden mit negativer Einstellungstendenz

die

Neigung

zum

Reaktionstyp

‚Interesse‘.

Sie

werden

aller

Wahrscheinlichkeit nach kein Interesse an einer expliziten Wissens-und Erfahrungsvermittlung41 haben, reagieren jedoch ‚offener‘ auf die von aussen angeregt Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. Die angestrebte Reflexion ist unabhängig vom studentischen Kontext und hat einen stärkeren Fokus auf die Kommunikation der Kernbotschaft des christlichen Glaubens – des Evangeliums. These 4: Ohne Einladung entsteht nichts! Studierende brauchen Angebote der expliziten und impliziten Wissensvermittlung sowie Erfahrung mit dem christlichen Glauben. Besonders Studierende vom Reaktionstyp ‚Interesse‘ mit positiver Einstellungstendenz brauchen die immer wiederkehrende Einladung an Orte der expliziten Wissens- und Erfahrungsvermittlung. Sie benötigen ebenfalls Beziehung, Begegnung und Reflexion, jedoch müssen diese der positiv angenommen Einladung nicht unbedingt vorhergehen. Die Beziehung sollte jedoch auch nach abgelehnter Einladung oder verhinderter Teilnahme nicht vernachlässigt werden. Auch und gerade bei Ablehnung der Einladung sollte die Beziehung im Vordergrund stehen. Für den studentischen Kontext bedeutet dies, dass Gemeinden bzw. christliche Studentengruppen entsprechende Angebote bereitstellen müssen, zu denen Einladungen ausgesprochen werden können. Darunter fallen für Studierende ansprechende Gottesdienste, evangelistische Kleingruppen sowie flexible und ansprechende Glaubens(grund)kurse. Diese Angebote sind nicht zwingend in einem formellen Kontext nötig. Studierende mit Freunden vom Reaktionstyp ‚Interesse‘ sollten dazu angeleitet und motiviert werden zu persönlichen Treffen zum gemeinsamen Bibellesen oder Durcharbeiten eines Glaubenskurses einzuladen bzw. sich dazu zu verabreden. 41

wie beispielweise Bibelstudiengruppen oder Gottesdienstbesuche.

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These 5: Ohne Gott wächst nichts! Studentenarbeit läuft nicht nach menschlichem Plan, wohl aber durch Strategie und Gottes Wirken. Die Phasen von Begegnung, Reflexion und Einladung sind nicht statisch und voneinander getrennt zu betrachten. Auf der Grundlage der persönlichen Beziehung geben sie Ansatzpunkte für weitere Schritte im Kontakte mit den unterschiedlichen Reaktionstypen mit entsprechenden Einstellungstendenzen. Die Phasen finden häufig parallel statt und ergänzen sich gegenseitig. Sie können als Ansatzpunkt für strategische Studentenarbeit dienen, die durch nähere Betrachtung der Phasen jeweils Räume der Begegnung, Reflexion sowie Orte der impliziten oder expliziten Wissens-und Erfahrungsvermittlung zu denen eingeladen werden kann, schaffen sollte. Des Weiteren bedarf es aus Sicht der Studentenarbeit Ideen und Konzept christliche Studierende auszurüsten um ihrem persönlichen Dienst an der Universität nachzugehen. Dies kann unter Umständen auch durch die Unterstützung der Ortsgemeinde geschehen, die ihre Studierenden für diesen Dienst freistellt42 sowie ausrüstet, in dem sie dies selbst durch einen entsprechenden Dienst tut oder die Studierenden an eine christliche Studentengruppe verweist. Zum einen ist hier an dem Bereich der persönlichen Jüngerschaft43 gedacht, sowie zum anderen daran sie für einen persönlichen Dienst an der Hochschule zu motivieren. Neben den strategischen Überlegungen seien dabei Paulus Worte aus 1 Kor 3,7 nicht vergessen: So ist also weder der etwas, welcher pflanzt, noch der welcher begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.

42

d.h. nicht zu stark in Dienste in der Gemeinde involvieren Anleitung in der Gestaltung der persönlichen Beziehung zu Gott durch Bibellesen bzw. -studium, Gebet, persönliche Evangelisation und christliche Gemeinschaft.

43

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ANHANG 1. Übersicht Forschungsstand Tabelle 3: Übersicht Forschungsstand Untersuchung

Zielgruppe

Disziplin/ Forschungsan satz

Kernaussage

Bargel & Simeaner ( 2011) Gesellschaftliche Werte und politische Orientierung von Studierenden

Studierende

Soziologie quantitativ

Desinteresse an Religiosität Christliche Glaube ist nicht Relevant für das Leben

Kirchenamt der EKD (1991) Image der Kirche Religiosität

Studierende

Soziologie Quantitativ + qualitativ

Kritik an der Kirche , Kirche wird an der Hochschule nicht wahrgenommen

Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen. Christlicher Glaube als das was die Kirche vorgibt schränkt die persönliche Freiheit ein.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Religionsmonitor/Ziebertz (2008) Religiosität junger Erwachsener

Junge Erwachsene

Soziologie quantitativ

Geringes Interesse an religiösen Fragen

Christliche Glaube ist nicht Relevant für das Leben

Noormann (2003) Religiosität

Rel.päd. Studierende

Rel.päd. quantitativ

Bestätigt EKD Studie/ Kirchenferne der Studierenden

Christliche Glaube ist eine Option unter vielen

Rothenbusch (2011) Studentische Gottesvorstellungen

Rel.päd. Studierende

Rel.päd. qualitativ

„christlich-dreieinige“ Gottesvorstellung „deistisch-theistisch“ Gottesvorstellung „esoterisch-transzendente“ Gottesvorstellung

Keine Ableitung möglich

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Birthe Möller

Ableitbare Einstellung zum christlichen Glauben

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

Untersuchung

Zielgruppe

Disziplin/ Forschungsan satz

Kernaussage

Möller (2005) Studenten als christliche Überlieferer

Rel.päd. Studierende

Rel.päd. qualitativ

Unkenntnis der biblischen Keine Überlieferungen Ableitung Bestätigt Noormann möglich (2003), wo Studierende selbst sagen, zu wenig über den christlichen Glauben zu wissen

Ziebertz, Kalbheim & Riegel (2003) Religiöse Einstellungsmuster Jugendlicher

Jugendliche

Rel.päd./ Soziologie quantitativ + qualitativ

- Nicht-religiöser Typ - Autonom-religiöser Typ - Konventionell-religiöser Typ - Christlich – autonome Typ - Kirchlich – christlicher Typ

Prokopf (2006) Religiosität Jugendlicher

Jugendliche

Rel.päd. qualitativ

Die Erfahrungen Jugendlicher mit Religion sind eng an die christliche Tradition gebunden. Die Formulierung des persönlichen Glaubens geschieht bei Jugendlichen häufig über eine Auseinandersetzung mit kirchlicher Institutionalität. Die Religiosität Jugendlicher speist sich sowohl aus substanziellchristlicher Tradition wie auch aus individuellen Entwürfen.

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Birthe Möller

79

Ableitbare Einstellung zum christlichen Glauben

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

Untersuchung

Zielgruppe

Disziplin/ Forschungsan satz

Streib & Gennerich (2011) Jugendliche Jugendliche und Religiosität

Rel.päd/ Religionssoziol ogie quantitativ + qualitativ

Kernaussage









Faix (2007) Gottesvorstellungen Jugendlicher

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Jugendliche

Missiologie qualitativ

Birthe Möller

80

Ableitbare Einstellung zum christlichen Glauben

Säkularität: Jenseits von Konfession und religiöser Mystik und Spiritualität: Religiosität jenseits von etablierten religiösen Institutionen und Gruppen Sektenreligion: Religion in Gruppen mit starker Abgrenzung nach Außen und innerer Kontrolle Kirchenreligion: Religiosität Jugendlicher im Rahmen traditioneller religiöser Organisationen

sicher/veränderbare Gottesvorstellung unsicher/veränderbare Gottesvorstellung unsicher/abgeschlossene Gottesvorstellung sicher/abgeschlossene Gottesvorstellung

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

Untersuchung

Zielgruppe

Disziplin/ Forschungsan satz

Schimmel (2011) Einstellungen gegenüber Glauben

Jugendliche

Rel.päd.

Kernaussage







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Birthe Möller

Glaube als Meinungsfrage und Privatangelegenheit – Glaube nach dem Selbstkonstruktionsmod ell – Unentscheidbarkeit religiöser Wahrheitsfragen Assoziation von Glauben und Fremdbestimmung – Evozierung von Autonomieempfinden angesichts der Gottesfrage Individualistisches und selbstreferenzielles Glaubensverständnis – Die Betonung religiöser Autonomie und die Ablehnung kirchlichen Autoritätsanspruchs

81

Ableitbare Einstellung zum christlichen Glauben Christliche Glaube ist eine Option unter vielen Christlicher Glaube. Christlicher Glaube als das was die Kirche vorgibt schränkt die persönliche Freiheit ein.

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

82

2. Grafik zur Einstellungswirkung

Abbildung 5: Einstellungswirkung

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Birthe Möller

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

83

3. Arbeitsauftrag Forumsbeitrag Arbeitsauftrag: Bitte antworten Sie auf diesen Forumsbeitrag im Internet schriftlich Betreff: Was soll ich tun? Mir ist etwas Merkwürdiges passiert. Ein alter Freund hat mir einen Brief geschrieben und gesagt, dass er Christ "geworden" sei. Dabei dachte ich, er sei Christ, wie ich, denn wir wurden zusammen konfirmiert. Weiter hat er geschrieben, dass er jetzt viel in der Bibel liest und betet und dass Gott ihm antwortet. Irgendwie krass, oder? Jedenfalls schrieb er, dass er jetzt sein ganzes Leben umkrempeln will und sich an die Bibel halten will. Wohl weil er erkannt hat, dass der Tod von Jesus am Kreuz für ihn persönlich war und dass Jesus heute noch als lebendig ist und er dadurch ein neues Leben hat. Das habe er jetzt endlich begriffen. Im letzten Setz schrieb sie: "Weißt du, es ist alles anders als man eigentlich denkt, willst du nicht auch Christ werden?" Ich bin echt verwirrt! Was soll ich auf so etwas nur antworten?

4. Übersicht Probanden mit Interviewaussagen Tabelle 4: Übersicht Probanden mit Interviewaussagen Info44

O45

I 46

Franziska (neg.)

E47

Selbstauskunft religiös Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003)

Selbstbezeichnung als Christ

I_F: 38

I:Würdest du von dir sagen, dass du religiös bist? F: Ja, schon. Also, ich glaube an Gott aber nichts anderes (I_F:37-38)

F:Also, ich sag zwar immer, dass ich halt dem christlichen Glauben noch mit angehöre, weil, ich weiß nicht, ich sag/ weil ich halt an Gott glaube. Aber an sich gehöre ich praktisch dem Glauben für mich selbst an. Also ich denke, ich passe nirgendwo wirklich rein. (I_F:120)

Autonomreligiöser Typ (I_F:84)

44

Proband mit Einstellungstendenz zum christlichen Glauben (neg./ind./pos.) Grundeinstellung Option: Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen 46 Grundeinstellung Irrelevanz: Christlicher Glaube hat keine Relevanz für das persönliche Leben 47 Grundeinstellung Einschränkung: Christlicher Glaube als das, was die Kirche vorgibt, schränkt die persönliche Freiheit ein. 45

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Birthe Möller

August 12

Masterarbeit

Info48

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

O49

I 50

E51

84

Selbstauskunft religiös Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003)

Selbstbezeichnung als Christ Nein, aber Kirchenmitglied und bezeichnet nur eine Person im persönlichen Umfeld als Christ. (I_K:119ff.; 97-100)

Kai (ind.)

I_K: 157173

I: Würdest du dich selbst äh also religiös bezeichnen? K: Nein … K: Ich gehe zwei Mal im Jahr in ne Kirche, also das würd ich jetzt nich als religiös beschreiben. (I_K:79-82)

Nicht-religiöser Typ (I_K:58;106;157173)

Sergio (neg.)

I_S:28

I: Würdest du dich Konventionellselbst als religiös religiöser Typ bezeichnen? (I_S:24;56) S: (Pause) Nö ... also ,ich würd sagen eher schon eher nein ... ja weil ich immer noch ne andere Weltanschauung oder Anschauung habe, dass man eben mit religiös nicht nur irgendwie jemand ist der nur an Gott glaubt, sondern eben auch dadurch in der Sache irgendwas praktiziert (I_S:75-76)

S: .. ich bezeichne mich auch selbst als Christ, aber ich bin nicht ja son, wie nennt man, son Fanatiker eben so, son eingefleischter so jemand der eben darüber noch sprechen muss und alles Mögliche (I_S:24)

48

Proband mit Einstellungstendenz zum christlichen Glauben (neg./ind./pos.) Grundeinstellung Option: Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen 50 Grundeinstellung Irrelevanz: Christlicher Glaube hat keine Relevanz für das persönliche Leben 51 Grundeinstellung Einschränkung: Christlicher Glaube als das, was die Kirche vorgibt, schränkt die persönliche Freiheit ein. 49

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Birthe Möller

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

Info52

O53

Thomas (ind.)

Marc (pos.)

I 54

E55

85

Selbstauskunft religiös Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003)

Selbstbezeichnung als Christ

I_T: 56

I: Würdest du dich Konventionellselbst als religiös religiöser Typ bezeichnen? (I_T:24) T: (Pause) eher weniger (Pause) Also prinzipiell sind solche Sachen wie, die sich so einpendelt haben sag ich mal wie so Hochzeiten und Beerdigungen und die Geschichten drum herum schon aber selber jetzt direkt daran glauben und selber mich damit direkt auseinander setzen eher weniger. (I_T:17-18)

T: Und im Gegensatz zu halt den anderen Religionen also da würde ich ja schon sagen also als Christ würde ich mich auch schon bezeichnen. (I_T:40)

I_M: 51;1 05

I:würdest du dich als Christlich – religiös bezeichnen? autonome Typ M: (kurze Pause) Ich (I_M:74ff.) mich selbst, ja, aber nur weil ich keine genaue Definition weiß, wann man religiös ist (lacht). I: (lacht) Was bedeutet das denn für dich, also wenn du sagst, "ja"? M: Also religiös bedeutet für mich, für mich jetzt in diesem Fall erst mal dass ich an Gott glaube, dass ich gerne in die Kirche gehe und auch versuche ziemlich oft in die Kirche zu gehen (I_M:7-10)

M: Ja, für mich bedeutet christlich, dass wir Jesus haben, (schmunzelt), .... also da dacht ich dann halt gut ich bin jetzt halt evangelisch, weil es meine Eltern damals so wollten, ich wurde getauft dann auch und hab ich mich jetzt nie mit befasst obs jetzt besser gewesen wär katholisch zu sein oder evangelisch (I_M:51)

52

Proband mit Einstellungstendenz zum christlichen Glauben (neg./ind./pos.). Grundeinstellung Option: Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen. 54 Grundeinstellung Irrelevanz: Christlicher Glaube hat keine Relevanz für das persönliche Leben. 55 Grundeinstellung Einschränkung: Christlicher Glaube als das, was die Kirche vorgibt, schränkt die persönliche Freiheit ein. 53

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Birthe Möller

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

86

5. Beschreibung der Reaktionstypen Reaktionstyp Ambiguität 

Für Studierende mit einer ambigen Reaktion ist der christliche Glaube mit Einschränkung verbunden oder ein Option von religiösen Orientierungen. Wenn die Grundeinstellung ‚Option‘ überwiegt, besitzen die Studierenden eine indifferente Einstellungstendenz. Studierende mit der Grundeinstellung ‚Einschränkung‘ weisen eine negative Einstellungstendenz auf.



In den religiösen Einstellungsmustern nach Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003) sind die Studierenden den Typen ‚konventionell-religiös‘ und ‚autonom-religiös‘ zuzuordnen.



Die Studierenden haben eine offene Sicht vom Christ-sein, d.h. sie sind der Meinung, dass jeder selbst entscheidet, ob er sich als Christ bezeichnet oder nicht.



Die Studierenden definieren Christ-sein verschieden, d.h. das sowohl eine individuelle wie auch eine weite Definition vorkommen kann. Eine enge Definition von Christ-sein passt nicht in diesen Reaktionstyp.



Die Studierenden reagieren neutral auf die Konfrontation mit dem christlichen Glauben, d.h. sie gehen auf den Schreiber des Forumsbeitrages ein.



Die Studierenden raten dem Schreiber zu einer eigenen individuellen Entscheidung, das Christ-sein zu so definieren und zu gestalten, wie er möchte.

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Birthe Möller

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Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

87

Reaktionstyp Interesse 

Für Studierende mit einer interessierten Reaktion ist der christliche Glaube eine Option von religiöser Orientierung. Dies drückt sich durch die überwiegende Grundeinstellung ‚Option‘ aus. Ihre Einstellungstendenz ist positiv.



In den religiösen Einstellungsmustern nach Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003) sind die Studierenden dem Typ ‚christlich-autonom‘ zuzuordnen.



Die Studierenden haben eine geschlossene Sicht vom Christ-sein, d.h. sie haben eine feste Meinung, über die sie sich selbst zu anderen Arten von Christen abgrenzen. Diese Sicht ist für den einzelnen wichtig um sich selbst zu positionieren.



Die Studierenden definieren Christ-sein auf eine weite Art und Weise, was bedeutet, dass sie sowohl Traditionschristen als auch gläubige Christen als Christen bezeichnen.



Die Studierenden reagieren neutral auf die Konfrontation mit dem christlichen Glauben, d.h. sie gehen auf den Schreiber des Forumsbeitrages ein.



Die Studierenden raten eine Offenheit für Gespräche über den Glauben sowie das Stellen von Rückfragen.

Reaktionstyp Ablehnung 

Für Studierende mit ablehnender Reaktion hat der christliche Glaube keine Relevanz in ihrem Leben. Dies drückt sich durch die überwiegende Grundeinstellung ‚Irrelevanz‘ aus. Ihre Einstellungstendenz ist indifferent oder negativ.



In den religiösen Einstellungsmustern nach Ziebertz; Kalbheim & Riegel (2003) sind die Studierenden den Typen‘ konventionell-religiöser‘ und ‚nicht-religiös‘ zuzuordnen.



Die Studierenden haben eine geschlossene Sicht vom Christ-sein, d.h. sie haben eine feste Meinung, über die sie sich selbst zu anderen Arten von Christen abgrenzen. Diese Sicht ist für den einzelnen wichtig um sich selbst zu positionieren.



Die Studierenden definieren Christ-sein verschieden, d.h. dass sowohl eine enge wie auch eine weite Definition vorkommen kann. Eine individuelle Definition von Christsein passt nicht in diesen Reaktionstyp.



Die Studierenden reagieren persönlich auf die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben, d.h. sie geben ausschliesslich ihre eigene Meinung wieder und gehen nicht auf den Schreiber des Forumsbeitrages ein. Dabei äussern sie ein deutliches ‚nicht missioniert werden‘-wollen (vgl. A_S:1-8; A_K:1).



Die

Studierenden

geben

dem

Schreiber

des

Forumsbeitrages

keine

Handlungsvorschläge und signalisieren damit Desinteresse am christlichen Glauben.

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Birthe Möller

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

88

6. Zu erwartenden Grundeinstellungen und affinen Einstellungen Grundeinstellungen gegenüber dem christlichen Glauben56 Irrelevanz: Christlicher Glaube hat keine Relevanz für das persönliche Leben Option: Christlicher Glaube ist eine Option unter vielen Einschränkung: Christlicher Glaube als das, was die Kirche vorgibt, schränkt die persönliche Freiheit ein. weitere Einstellungen gegenüber dem christlichen Glauben57 

Der christliche Glaube dient zur Welt- und Lebensdeutung.



Der christliche Glaube dient zur Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen.

affine Einstellungen zum christlichen Glauben58 

Die Bibel ist ein unbekannter, irrelevanter, geschichtlicher Leitfaden zu Glaubens- und Lebensfragen



Jeder entscheidet für sich, ob er sich als Christ bezeichnet und somit ob er einer ist oder nicht.



Es gibt eine feste Definition von Christen.



Christ-sein wird individuell definiert und es bedarf keiner Definition.



Traditionschristen und gläubige Christen sind gleichermassen Christen



Christ zu sein, bedeutet ein gläubiger Christ sein



Glaube ist persönlich und wird individuell/passiv gelebt.



Der Glaubensinhalt wird individuell bestimmt und ist unabhängig dogmatischen Lehrsätzen.



Glaube ist das Gegenteil von Wissen

weitere affine Einstellungen zum christlichen Glauben nach Schimmel (2011:174ff.) 

Glaube als Meinungsfrage und Privatangelegenheit – Glaube nach dem Selbstkonstruktionsmodell – Unentscheidbarkeit religiöser Wahrheitsfragen



Assoziation von Glauben und Fremdbestimmung – Evozierung von Autonomieempfinden angesichts der Gottesfrage



Individualistisches und selbstreferenzielles Glaubensverständnis – Die Betonung religiöser Autonomie und die Ablehnung kirchlichen Autoritätsanspruchs

56

Diese Einstellungen wurden aus den aktuellen Forschungsergebnissen hergeleitet. Eine Darstellung befindet sich im Abschnitt der theologischen Reflexion 57 Diese Einstellungen wurden aus der empirischen Untersuchung abgeleitet. 58 Diese Einstellungen wurden aus der empirischen Untersuchung abgeleitet. © IGW International

Birthe Möller

August 12

Masterarbeit

Akademiker von morgen: Einstellungen zum christlichen Glauben Studierender heute

89

7. Inhalt der CD Auf der beigelegten CD ist folgender Inhalt enthalten: -

Dokumentationsbogen Interview (Vorlage)

-

Interviewvertrag (Vorlage)

-

Fragebogen Probeinterview

-

zweiter Fragebogen

-

Szenarien

-

Interviewtranskripte

-

Rückantworten Forumsbeitrag (Aufsätze)

-

Codesysteme

-

Codings zu ausgewählten Kategorien

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Birthe Möller

August 12

14

PUBLIREPORTAGE

9/2012 l ideaSchweiz

Erfolgreich nachhaltige Veränderungsprozesse in Kirchen initiieren und durchführen

Durch Verwandlung auf neuem Kurs «Ein grundlegender Wandel in Gesellschaft, Politik und in den Kirchen, sowie eine radikale Erneuerung des einzelnen Menschen sind unausweichlich» (Richard Rohr 2011). Das Weiterbildungsprogramm CAS Turnaround bietet Pastorinnen, Pastoren und ihren Leitungsteams die Möglichkeit, auf ihrem Weg der Kursänderung als Gemeinde begleitet, ermutigt und geschult zu werden. Verwandlung geht tiefer als die Änderung einiger Projektabläufe oder die Integration neuer Ideen ins Gemeindeprogramm. Verwandlung bedeutet, einen Zustand hinter sich zu lassen und sich in einen anderen Zustand umformen zu lassen. Dies geschieht nicht äusserlich, sondern innerlich – ähnlich wie bei der Verpuppung einer Raupe. Diese zieht sich zurück, macht den Kokon dicht, und erst nach einer Weile wird von aussen sichtbar, dass sich da im Innern einiges verwandelt hat. Wenn dann die Zeit da ist, löst der Schmetterling sich aus der Verpuppung, entfalten sich und macht sich auf in ein neues Leben.

Verändert für Veränderung Damit Gemeinden aus einer Lebensweise, in der sie mehr und mehr Kraft verloren haben, herauskommen, benötigen sie eine

CAS Turnaround ein intensiver zweijähriger gemeinsamer Lernprozess mit Referaten, Intervision, Studienreise, usw.. Eine nachhaltige Weiterbildung für Pastoren und ihre Leitungsteams!

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Kontakt

CH: Marc Nussbaumer Telefon: +41 (0)62 892 23 71 [email protected] D: Christhard Elle Telefon: +49 4705 951 12 76 [email protected]

www.cas-turnaround.ch

IGW ist eduQua-zertifiziert

solche Verwandlung durch Gott. Und seit Jahrhunderten bewirkt Gott genau dies – durch Menschen, denen er neu begegnet und die er ruft, seine Werkzeuge zu sein. Solche Menschen lassen sich als Leiterinnen und Leiter zu einer Gemeinschaft zusammenführen, in der sie selbst heilend verändert und in der sie miteinander zu Werkzeugen werden für Gottes Ziel mit einer Gemeinde. Meist sucht Gott dafür keine heldenhaften Solo-Leiter und verlangt auch keine endlosen basisdemokratische Ausmarchungen. Stattdessen bildet er ermutigende Teams, die von seinem Geist neu bewegt ihm für seine Ziele in dieser Welt zur Verfügung stehen. Eine Gemeinschaft von Leitenden, die sich gegenseitig helfen Christus ähnlicher zu werden, werden auch mutig genug, um hinzuschauen, in welchem gesellschaftlichen Umfeld sie Gemeinde sind. Sie machen sich bewusst, welche Werte, Visionen und Aufträge Gott ihnen zutraut, und sie lernen, wie man mit Menschen Projekte startet, entwickelt und fördert, damit andere durch ihre Gemeinde Gott erfahren.

Gemeinsam auf dem Weg zu Gottes Zielen Sich diesen Themen zu stellen, hat mit Verwandlung zu tun, die durch Gottes Geist geschieht. Nach solcher Verwandlung werden Leitungsteams miteinander Christus verkörpern und sich

Teilnehmer berichten: «In der Gemeinde haben wir gelernt genau hinzuschauen, uns gegenseitig mehr wahrzunehmen und auch wertzuschätzen. Und das Schönste: Die Gemeinde hat gelernt zu fragen, was Gott von ihr will und dabei einen Auftrag und eine Zukunft entdeckt.» Brigitte Moser, EMK Klingenberg - Kreuzlingen «Die Auseinandersetzung mit den Referenten und Mitstudierenden hilft uns zu erkennen, dass Gemeindeerneuerung nicht nach Rezept funktioniert, sondern ganz viel mit uns selbst zu tun hat. Zudem lernen wir Werkzeuge und Hilfsmittel kennen, mit denen wir das Gelernte im Gemeindealltag umsetzen können.» Marcel und Angela Bernhardsgrütter, FCG Weinfelden

entfalten. Und Gemeinden werden durch ihre verwandelte Leitung auf einen neuen Kurs mitgenommen, zu den Zielen hin, die Gott für diese Welt hat. Der zweijährige TurnaroundKurs ist dafür kein perfektes Angebot, aber ein wirksames! Vielleicht ist dieser Kurs die Unterstützung, die eure Gemeindeleitung sucht und braucht.

Ihr seid herzlich willkommen, mit andern gemeinsam zu lernen und zu staunen, wie Gott euch und eure Gemeinde verwandelt, damit die Welt verwandelt wird und Gottes Herrlichkeit neu auf- Marc Nussbaumer Studienleiter CAS leuchtet. Turnaround CH

Partnerschaften Der Studiengang CAS Turnaround wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern konzipiert und durchgeführt:

10

PUBLIREPORTAGE

3/2012 l ideaSchweiz

Schweizer Leiter glauben an die Zukunft der Kirche

95 neue Thesen zu einer Kirchenreform Wie stellen sich engagierte Leiter und Mitarbeiter in Schweizer Landes- und Freikirchen einen Aufbruch in ihren Kirchen vor? Wir haben über 100 Teilnehmende des Kongresses „Kirche im Aufbruch“ gefragt. Im Rahmen eines Grossgruppenprozesses haben sie 95 Thesen zu einer Kirchenreform verfasst. Die 31 wichtigsten Thesen in Bildform – live auf der Bühne entstanden (am 16. September 2011)

Wer mehr wissen möchte: Die vollständigen Texte der Thesen lassen sich kostenlos unter www.igw.edu/downloads herunterladen, ebenso wie die Präsentation der 31 Thesen. Weiter empfehlen wir die beiden Impulshefte „Mit Jesus leben“ (Heft 1) und „Als Kirche aufbrechen“ (Heft 2), die portofrei bei IGW bestellt werden können.

www.igw.edu