Agapedia Jahresbericht 2014

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Jahresbericht 2014

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Agapedia Jahresbericht 2014



Die Stiftung Agapedia ist eine Manufaktur der Menschlichkeit und ein Beispiel dafür, dass Visionen Wirklichkeit werden können.“ Günther Jauch

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Agapedia Kinderzentrum Esslingen am Neckar

Eindrücke aus dem ArtCamp in Esslingen und Jürgen Klinsmann besucht das Kinderzentrum.

In unserem Kinderzentrum in Esslingen fand dieses Jahr unser erstes ArtCamp statt, bei dem Kinder aus Esslingen zusammen mit Kindern von Agapedia Romania und Agapedia Bulgaria drei spannende und kreative Wochen zusammen verbrachten. Neben dem Bau von Skulpturen und Kunstwerken aus Müll wurden Stühle bemalt, Lampen gebastelt, eine Mosaikwand gestaltet, es wurde getanzt und getrommelt, Theater gespielt und Zirkus gemacht, es wurde gelacht, gesungen und zusammen gegessen, es wurden Freundschaften geschlossen, verschiedene Sprachen gesprochen und in unserem

Kinderzentrum hat es in diesen drei Wochen nur so gewummert vor Spaß und Freude! Selbst die Erwachsenen, die das Kinderzentrum besucht haben, waren total begeistert von der tollen Atmosphäre und den vielen internationalen Künstlern, die die Kinder in ihrer Kreativität angeleitet und begleitet haben. Unterstützt wurde die Truppe von unseren drei Freiwilligen aus China, der Türkei und aus Frankreich. Der Europäische Freiwilligendienst (EVS) wird aus EUMitteln (ERASMUS+) finanziert. Die jungen Menschen aus verschiedenen Ländern Europas in Esslingen vor Ort

zu haben, stellt eine große Bereicherung für das Agapedia Kinderzentrum dar. Es bedeutet aber auch mehr Aufwand an Kooperation und Steuerung. Die Einbindung der Freiwilligen und die gemeinsame Teilnahme der anderen Agapedia-Stiftungen und -Projekte ermöglichen wichtige Lernprozesse innerhalb von Agapedia, internationale Vernetzung und bewirkt Völkerverständigung von Jugend an und die Entstehung von neuen Freundschaften. In 2013 beliefen sich die gesamten Projektkosten für Esslingen auf 205.185 Euro.

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Fundatia Agapedia Romania

Bilder aus unseren vielfältigen sozial-medizinischen Diensten in Rumänien.

In Rumänien unterstützen wir weiterhin sehr bedürftige Familien mit Lebensmitteln, Schulsachen und Kleidung, damit sie ihre Kinder, besonders im Winter, weiterhin zur Schule schicken können und sie nicht in staatliche Kinderheime abgeben. Auch die Ausbildung von Adoptivund Pflegefamilien sowie unsere gynäkologische Praxis für bedürftige Frauen funktionieren kontinuierlich. Zudem haben wir in diesem Jahr zum zweiten Mal die Chance

bekommen, durch die Hilfe eines EU-Projekts mit dem Arbeitstitel „RurAbility“ über 600 langzeitarbeitslose Menschen auf den Dörfern in einem Beruf auszubilden und sie danach bei der Arbeitssuche und während des Arbeitsverhältnisses mit unseren Sozialarbeiterinnen zu begleiten. Denn die beste Armutsbekämpfung ist nach wie vor, die Menschen in Lohn und Brot zu bringen, damit sie sich und ihre Familien selber versorgen können.

Für das Team von Agapedia Romania ist die Teilnahme an solchen EU-Projekten aufgrund der Komplexität und der teilweise ausufernden Bürokratie eine große Herausforderung. Dennoch ermöglichen solche Projekte die organisatorische Weiterentwicklung und die Möglichkeit, im eigenen Land am Aufbau einer funktionierenden sozialen Infrastruktur mitzuwirken. Das Agapedia-Team macht seit 1995 eine sehr engagierte Arbeit vor Ort,

deshalb ist es sehr wichtig, durch die Arbeit mit benachteiligten Gruppen auch in die staatlichen Strukturen hineinzuwirken. Für die laufenden Projekte von Agapedia Romania wurde von Agapedia Deutschland im Jahr 2014 die Summe von 99.489 Euro bereitgestellt.

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Fundatia Agapedia Bulgaria

Einblicke in die Arbeit unserer Kinderzentren in Sofia und Plovdiv.

Aus Bulgarien möchten wir gerne mit der Geschichte von Rossita und Ginka beginnen, die wir im Jahr 2004 in unser Notaufnahmezentrum in Sofia aufgenommen haben. Die beiden kamen mit neun Jahren aus dem staatlichen Kinderheim zu uns, beide wurden von ihren alleinstehenden Müttern als Kleinkinder verlassen. Die Mädchen waren durch ihre Vergangenheit schwer traumatisiert, entwickelten sich aber unter der Obhut unseres liebevollen Mitarbeiterteams sehr gut weiter und konnten auch wieder die Schule besuchen. Nach über zehn Jahren

intensivster Betreuung haben beide ihr Abitur gemacht und die Aufnahmeprüfung an die staatliche Universität in Sofia geschafft! Rossita, die mittlerweile auch sehr gut deutsch spricht, hat als Zweitbeste von 95 Bewerbern im Fachbereich Zahnmedizin abgeschnitten, und Ginka hat die Aufnahme im Fach Sportwissenschaften gemeistert! Für beide Mädchen ist Agapedia nach wie vor ihre Familie. Diese Geschichte macht deutlich, was Liebe und Fürsorge zusammen mit der notwendigen Disziplin möglich machen!

Insgesamt läuft die Arbeit im Notaufnahmezentrum sehr stabil. Unser zentraler Standort in Sofia hat sich bestens bewährt. Das Notaufnahmezentrum und die betreute Wohngruppe sind gut erreichbar. Schulen und öffentliche Einrichtungen sind in unmittelbarer Nähe und das Mitarbeiterteam arbeitet intensiv mit unseren Kindern und Jugendlichen. Und auch für viele ehemalige AgapediaKinder, mittlerweile junge Erwachsene, ist und bleibt Agapedia die eigene Familie und eine Anlaufstation in all den täglichen Nöten und Sorgen. Das Kinderzentrum

von Agapedia in Plovdiv ist ebenfalls gut besucht. Die Mitarbeiter in Plovdiv arbeiten im Schwerpunkt mit Jugendlichen insbesondere im Bereich Arbeitsmarktintegration und der dazugehörigen „soft skills“ für ein eigenständiges Leben. Für die laufenden Projekte von Agapedia Bulgaria wurden von Agapedia Deutschland im Jahr 2013 rund 171.418 Euro bereitgestellt.

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Fundatia Agapedia Moldova

Impressionen unserer aufsuchenden Gemeindepflege auf den Dörfern und im staatlichen Kinderheim in der Republik Moldau.

In der Republik Moldau kümmern wir uns nach wie vor um verlassene Säuglinge und Kleinkinder aus den staatlichen Kinderheimen. Unsere Sozialarbeiterinnen ermöglichen es, dass viele der Kinder in ihre Familien rückintegriert oder in liebevollen Pflegefamilien untergebracht werden können. In unserem Agapedia Kinderzentrum für Kleinkinder zwischen 0–3 Jahren haben wir begonnen, die komplette Heizungsanlage mit Heizkörpern und Leitungen auszutauschen. Diese Reparaturarbeiten nutzten wir gleichzeitig, um das Projekt konzeptionell weiterzuentwickeln. Wir wollen noch mehr in die Prävention einsteigen und die Mütter in der Verantwortung behalten, um den

Kindern die schwere Traumatisierung des Verlassenwerdens zu ersparen. In diesem Sinn ist unsere Planung gemeinsam mit der Kinderschutzbehörde in Chisinau, junge Mütter frühzeitig zu identifizieren, die in Gefahr sind, die Kinder in einem staatlichen Kinderheim abzugeben. Wir planen eine Tagesbetreuung für diese Kinder, um parallel mit den Müttern intensiv zu arbeiten. Die Mütter müssen dabei fehlende Schulabschlüsse nachholen und danach mit Hilfe unseres Sozialarbeiterteams Kompetenzen und Möglichkeiten im Arbeitsmarkt identifizieren. Wir hoffen sehr, dass alle administrativen Probleme aus dem Weg geräumt werden und wir mit dem Projekt baldmöglichst beginnen können.

Mit unserem Projekt „aufsuchende Gemeindepflege“ betreuen wir mittlerweile über 600 alte, kranke und alleinstehende Menschen in den abgeschiedenen Dörfern. Jedes Mal, wenn unsere Pflegeteams sie in ihren Häusern besuchen, beginnen sie vor Dankbarkeit zu weinen, denn ihre Lebenssituation hat sich gravierend verbessert. Viele von ihnen konnten jahrelang das Bett nicht verlassen und wurden von keiner Menschenseele besucht. Unsere Pflegeteams haben die total verdreckten und verwahrlosten Häuser gereinigt und frisch gestrichen und vielen alten Menschen mit Gehhilfen das Laufen wieder beigebracht. Es ist unglaublich, mit wie viel Herz, Liebe und Engagement die ehemals langzeitarbeitslosen

Frauen, die von uns zu Pflegerinnen ausgebildet wurden, diese schwere Arbeit verrichten. Oft bleiben sie im Winter auf den Dorfstraßen mit ihren Stiefeln im Matsch stecken, wenn sie mit ihren Wassereimern unterwegs sind, und legen oftmals sieben Kilometer zu Fuß bis zu ihren Patienten zurück. Für die laufenden Projekte von Agapedia Moldau wurden von Agapedia Deutschland im Jahr 2014 rund 161.918 Euro bereitgestellt.

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Projekt „Donauwandel“

Foto links: „Donauwandler“ im Garten des Esslinger Agapedia Kinderzentrums Fotos rechts: Eindrücke aus dem Donauwandel Forum in Sulina/Donaudelta in Rumänien

Das Donauwandel-Projekt wurde im Jahr 2014 mit zwei weiteren Foren fortgesetzt und beendet. Das erste Forum fand Ende Mai in Sulina im Donaudelta statt. Mitarbeiter und Kinder aus dem Esslinger Kinderzentrum konnten sich mit insgesamt 55 Teilnehmern aus elf verschiedenen Organisationen aus sechs Ländern austauschen. Im Fokus standen die Themen Jugend, Jugendmigration, 25 Jahre UN-Kinderschutzkonvention, Freundschaft, Völkerverständigung, internationale Beziehungen und Natur („protect, preserve...“).

Nachdem bereits im Jahr 2012 ein Vorbereitungstreffen an der Donauquelle im Schwarzwald durchgeführt wurde, war es sehr beeindruckend, diesen riesigen Fluss bis an seine Mündung ins Schwarze Meer zu erleben. Das Abschlussforum fand dann in der Donaustadt Ulm im Rahmen einer Veranstaltung der Baden-Württemberg Stiftung zum Thema „Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft“ statt. Verschiedene Teilnehmer aus den Donauwandel-Foren in Rumänien, Kroatien, Bulgarien und Esslingen konnten von ihren Erfahrungen

berichten. Und ganz zum Schluss fand im Esslinger Agapedia Kinderzentrum eine Abschlussfeier mit den Teilnehmern statt. Damit ging eine intensive, 2-jährige Lernreise zu Ende, die in insgesamt fünf Veranstaltungen viele Begegnungen und interkulturelles Lernen ermöglicht hat und bleibende Freundschaften hinterlässt. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer und die Organisatoren vor Ort sowie die deutschen Kooperationspartner Stiftung Liebenau, Diakonisches Werk Baden und die Baden-Württemberg Stiftung.

Das Projekt wurde von der Baden-Württemberg Stiftung finanziell gefördert und der Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann war Schirmherr des Projekts.

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Zahlen & Fakten Die Gesellschafter sind seit Gründung von Agapedia im Jahr 1995 unverändert:

77.967 Euro Agapedia Verwaltungs- und Werbekosten (10,44 %) 205.185 Euro Agapedia Kinderzentrum Esslingen

30.434 Euro Projekt Donauwandel

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Jürgen Klinsmann, USA Ulrich Popp, Deutschland André Groß, Schweiz Marika Barth, Deutschland Stefan Barth, Deutschland

Die Geschäftsführung von Agapedia erfolgt ebenfalls seit Gründung durch Marika Barth und Stefan Barth als geschäftsführende Gesellschafter. Beide sind unmittelbar in die Arbeit in allen Ländern involviert und entwickeln und gestalten zusammen mit den lokalen Teams die konkrete Projektarbeit vor Ort.

161.918 Euro Agapedia Republik Moldau

99.489 Euro Agapedia Rumänien

In den vier Agapedia-Projekten bzw. Agapedia-Stiftungstöchtern in Esslingen, Brasov/Rumänien, Sofia und Plovdiv/Bulgarien sowie Chisinau in der Republik Moldau waren im Jahr 2014 durchschnittlich 63 Mitarbeiter in Vollzeit, Teilzeit oder geringfügig beschäftigt angestellt. Dazu ermöglichte das Netzwerkprojekt „Donauwandel“ den transnationalen Austausch der Agapedia-Teams mit Kolleginnen und Kollegen aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich in der Donauregion.

Die Bilanz der Agapedia gGmbH wird jährlich im Bundesanzeiger veröffentlicht. Der Agapedia-Jahresabschluss wurde von der Steuerberatungskanzlei Ehni, Höss, Hänßler, Wagner entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen angefertigt. Für das Jahr 2014 wurden insgesamt 746.411,00 Euro Gesamtausgaben für Agapedia und die Projektarbeit investiert, bei einer Werbe- und Verwaltungskostenquote in Höhe von 10,44 % (vgl. Schaubild). Die Verwaltungskosten werden von den Agapedia-Gesellschaftern und aus den Vermögenserträgen getragen und sind in diesem geringen Umfang nur aufgrund des vollständig ehrenamtlichen Engagements der Gesellschafter Klinsmann, Popp und Groß möglich (es werden keinerlei Sitzungsgelder, Reiskosten oder sonstige Kosten erstattet). Weiterhin erhalten wir eine Vielzahl von freiwilligen Leistungen und Spenden, ehrenamtliche Unterstützungen und zahllose Einzelleistungen, die das nachhaltige Engagement der Agapedia-Teams in den letzten 19 Jahren ermöglicht haben. Herzlichen Dank für alle Unterstützung der Agapedia-Projekte! Stuttgart, im November 2015 Stefan Barth & Marika Barth

171.418 Euro Agapedia Bulgarien

A lle ilder s, B Info ideos: e & V dia.d pe a ga

Kontakt und Impressum Agapedia gGmbH Jürgen Klinsmann Stiftung Ulmer Straße 29/2 D-73728 Esslingen

Fon +49 711.26 26 26 0 Fax +49 711.26 26 23 3 [email protected] www.agapedia.de

Registergericht: Amtsgericht Stuttgart Registernummer: HRB 20049

Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Stefan Barth, Marika Barth

Sitz der Gesellschaft: Landhausstraße 28 70190 Stuttgart

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