A6 Die Zeit 1856 – 1890 Mitte 19.Jhd. Wenn schwere Feldarbeit ansteht oder wenn die Bauersfrau im handeln geschickter ist, geht auch sie mit einer Kiepe auf dem Rücken (als „kiepenfroe“) los. Nicht nur nach Rehburg oder Neustadt sondern oft auch auf dem Vogeldamm nach Wunstorf und weiter bis nach Schloß Ricklingen. Dort wird alles verkauft, was sich aus der kargen Landwirtschaft erübrigen und zu Geld machen lässt. Auf den langen einsamen Fußmärschen kann dann so einiges passieren: „De Hoho-Kerl“ oder „De Kiepenfroe fan Mardrup“ (1952 von A. Nülle für die Schule aufgeschrieben) „Früher vor vielen Jahren, hatte fast jeder Bauer einen kleinen Butter- und Eierhandel. Jede Woche zogen sie dann mit ihrer Kiepe auf dem Rücken nach Neustadt. Ihr Weg führte den Pferdeberg entlang und dann über das Moor. Hier auf dem Pferdeberg stand ein riesengroßer hohler Eichenbaum und jedes mal, wenn sie dort vorübergingen, wurde ihre Kiepe plötzlich so schwer, und es war ihnen, als ob einer in der Kiepe saß und sang: Ho! Ho! Ho! so klang es in ihren Ohren. Daher gaben sie diesem Gespenst den Namen Hoho-Kerl. Die Last wurde immer schwerer, und manche glaubten, mit Schimpfen und Fluchen ihn zu verscheuchen, aber je mehr sie schimpften, desto schwerer wurde ihre Kiepe. Die Händler waren vom vielen Schleppen schon ganz müde geworden und hatten keine Lust noch weiterzugehen. Doch plötzlich, als sie am Anfang des Moores waren, wurde ihre Kiepe leichter. „Gottseidank!“ seufzten alle auf und vergnügt zogen sie jetzt weiter nach Neustadt, um ihre Ware zu verkaufen. Inzwischen war es Abend geworden und die Händler hatten ein gutes Geschäft gemacht. Kaum waren sie eine Strecke gegangen, ging dasselbe Theater noch einmal los. Jahraus, jahrein mussten sich die Händler mit diesem Unhold abquälen.“ Der früher ein Förster gewesen sein und ein junges Mädchen geschwängert haben soll. Er hat wohl beide getötet und in der alten Eiche versteckt. Nach seinem eigenen Tod soll er dann öfter herumgespukt sein (ohne Beine mit Dreispitz und „Pükjen“ – ein kleiner Rucksack) und nach dem Mädchen mit dem Kind gesucht haben. Auch Richtung Rehburg hat sich dieses Schauspiel zugetragen. Bei den „Sieben Bergen“ in den Weißen Bergen hat bestimmt auch ein alter großer hohler Baum gestanden. „De Hukup“ (Huckupp – Springauf) (1953 von M. Zeretzke für die Schule aufgeschrieben) Jürgens Vater „De Grönken“ und Schäfer Harms Opa sitzen zusammen und erzählen sich im Petrolium-Funzellicht Gespenstergeschichten. Oft geht es um ein hundeähnliches Unwesen, dass Tier und Mensch aufsitzt und arg zusetzt. „Es wurde ganz still in der „dönssen“, nur der Wind sauste draußen weiter um die alt-deutschen Fachwerkhäuser und die Katze schnurrte hinterm Kamin. Schließlich brach der „grönkenbuur“ das Schweigen: “Ik lööve nig, dat dat dy „Hukup“ was, dy dor up’n paale sat; ik hef höörd dy schal sik in’n kastanjenboom för’er kerken ferstäken un dor lüür piesakken“. „Mag wän“, meint „Jürgens Faader“. „Aaver mie het dat dier, oor wat et jüs is, up’n felle tefaaten kriergen. Ik haa’n ganssen dag feste warked, un was froo, dat ik naa huus gaan kön. Et was al schumrig, mit ys - - mit ys höör ik yn krag in’r luft. – ik wurd gans bange un wol mie ümmekieken, aaver et gung nig, ik wol mit miener schüffel slaan, dat gung ook nig. Un mit ys, - - bums gung et un ik wür balle hen’faaln. Düüvel, dor wurd mien nakken soe swoor, as wen ik twy centner ertuffeln drägen möst. Ik kön mie ook nig schüürn, möste bloos loopen un dat byst sleepen, un ik hef sweet!!! Ook in’n dörpe sygen mie nyne lüür, un ik was bange dat dat dier my in’t huuskam. As ik den aaver dän düürdrükker anpakke, wat meenste, doe gung et „hukup“ un dat aas was wäge....Dat was aaver bestimt dy „Hukup“. Harms Opa war es ganz unheimlich zu Mute. Er paffte ein paar Kringel in die Luft und meinte dann grinsend: „Nee, Grönke, wat du nig soe aalt beleeft hest. - - Aaver düt mit’er kerken erinnert mie an yn annern koomisken hund. 1856

Teilung des Amtes Rehburg: Mardorf und Schneeren kommen zum Amt Neustadt am Rübenberge. Der Rest kommt zum Amt Stolzenau und wird gleichzeitig aus dem Calenbergischen herausgenommen. Die Stadt Neustadt ist 1200 von den Grafen von Wölpe (Roden) gegründet worden (insofern bleibt Mardorf bei Wölpe). Am Toten Moor / Landwehr entsteht ein großes Hüttenwerk zur Eisenherstellung.

73

1856

Begründet der Jäger und Imker W.Karsten (1.oo Stadtländer/2.oo Wiebking) die Abbauerstelle Nr.47. Er baut ein großes Fachwerkhaus (Abbildung rechts) und auch eine Schmiede. Der Meister ist bekannt für sein handgeschmiedetes „Plaggenseegt“ (spezielle Sense zum Plaggen schneiden). Ihm folgt der Fischer, Leineweber und Schmied Ernst Rusche aus Steinhude (oo Karsten/ „Ruskens“). Er kommt mit dem Torfkahn am Meerland (bei Nr.68) an und hat oft frische Fische dabei. 1894 wird ein massiver Giebel vorgebaut. Der Schmied ist immer auch ein „guter Zahnarzt“. Nach 1900 bekommt die Hofstelle durch Kauf das Bauernrecht von Nr.25 und gehört damit zu den 27 Bauern.

1857

Wird die Abbauerstelle Nr.45 von F.Kahle (Nr.38/ oo Brase) begründet. Das Haus brennt 1882 ab. Die Familie geht in die USA. Das Haus (Foto letzte Seite) wird massiv neu gebaut vom Kaufmann und Kolonialwarenhändler W.Förthmann (Nr.12/ oo Nortmeier/ „Koopmanns“). Begründet H.Kahle (Nr.17/ oo Meyer) im alten Fachwerkhaus von Nr.24 am Ohlhagen Steinweg (Ecke Dorfstr.) die Abbauerstelle Nr.46. D.Thiele aus Schneeren (oo Heidorn/ „Thielen“) um 1880 Abbauer baut er um 1908 das Haus massiv neu. Das Alte Feuerwehrgerätehaus („Oold sprütsenhuus“ / Abbildung oben) wird in Fachwerk und zunächst noch mit Stroh-/ Reetdach „Hinterm Dorf“ direkt am Teich fertig gestellt. Die Baukosten betragen 44 Taler, 14 gGr und 13 mGr. Eine Hausnummer wird nicht vergeben. In jedem Haushalt muss ein lederner Löscheimer vorrätig sein, um im Notfall eine Eimerkette zu bilden.

24.5.1857

Eine „Wasserhose“ saugt ein große Menge Fisch aus dem Steinhuder Meer und lässt sie 4 Meilen entfernt bei Eystrup wieder zu Boden fallen.

9.6.1857

Die erste „Feuer-Sprütze“ wird angeschafft. Nach 1860 besteht die Feuerwehr Mardorf schon aus: 1 (vereidigten) „Sprützmeister“ mit Feuerspritze (und einziger Helmträger), 4 Rohrführern oder „Bindemeister“ (nur die 5 dürfen auf der Spritze mitfahren); die 18 „Hülfsleute oder Pumper“ müssen „willig und im Laufschritt“ folgen. Abbildung rechts ähnlich: „Handdruckspritze (auf Pferdegezogenem Zweiachser“ und mit Muskelkraft betriebener Feuerlöschpumpe). Eine solche „Feuerspritze“ ist noch bis nach 1945 in Mardorf im Einsatz. Es werden 3 Feuer-Löschteiche angelegt (nur der „Notteich“ hinterm Dorf besteht noch heute).

1858

Lehrer in Mardorf ist Herr Rahlfs. Er soll sehr nachsichtig gewesen sein und sich besonders um die eigene kleine Landwirtschaft an der Schule gekümmert haben. Sehr trockenes Jahr mit einem großen Waldbrand im Meerbruch. Am Brink (nordöstl. von Nr.19: brennt der alte Hof Mardorf Nr.6 (Heidorn) ab und wird 1859 im Dorf (zw. Nr.21 und Nr.5 – Abbildung rechts) neu aufgebaut.

1858/1859

In Wietze (Celle) wird das erste deutsche Öl gefördert. Auch unter Mardorf gibt es Öl- aber noch viel größere Gasvorkommen, darüber hinaus auch eine gute Kalisalzlagerstätte.

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1859

Auflösung des Amtes Wölpe. Mit den Ämtern Stolzenau und Nienburg wird daraus der Kreis Nienburg/Weser. Georg Landau hält sich am Weißen Berg auf (Hessischer kurfürstl. Archivar – „Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine“). Die durchschnittliche Wassertiefe im Steinhuder Meer soll bei knapp 12 Fuß (um 3,5 m) liegen. Das Fachwerkhaus Nr.49 wird zwar schon 1848 vom Maurergesellen F.Meyer aus Suttorf (oo Heidorn/ „MöökerFritz“) am Mummrian gebaut (Abbildung rechts). Er wird aber erst 1859 Abbauer. Das inzwischen massiv umgebaute Haus ist von 1950-1980 Lebensmittelgeschäft. (Korndreschen mit Flegel)

1860

Die Abbauer-Hofstelle Nr.52 vom Tischler F.Kahle (Nr.4/ oo Gerberding/ „Clames-Diskers“) wird begründet. Das Haus (Abbildung oben) wird im Juli bezogen steht noch heute so am Buchenberg. Die Anbauerstelle Nr.53 des Schusters F.Blanke (Nr.37/ „Blanken-Rusche“) wird begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung rechts) kommt 1861 an den Mummrian. Die Familie wohnt vorher bei Nr.73 und betreibt einen Weißbrothandel.

Nov.1860

Das Kgr. Hannover will durch Hoheitszeichen (Grenzpfähle mitten durchs Meer) wieder von „seinem Drittel“ des Steinhuder Meeres Besitz ergreifen – die Schaumburger Garnison auf dem Wilhelmstein (Bückeburger Jäger) beseitigt diese aber schon am nächsten Tag wieder.

1861

Der Januar ist sehr kalt! Der Sommer wird durchweg sehr heiß! Abraham Lincoln wird 16.US-Präsident und 1865 ermordet. Beginn des Mardorfer „Tanzbuches“. Es wird vom Vorsteher für alle öffentlichen Tanzveranstaltungen geführt, z.B. Sängerbälle, Erntefeste und Schützenfeste in Mardorf. August Nülle (oo Dankenbring/ Sohn von A.Nülle Nr.22 – Maurer/ „August-Möökers“) begründet die Abbauerstelle Nr.54 und wird 1864 Anbauer. Das Fachwerkhaus (Foto) auf dem Mummrian wird schon um 1858 gebaut. Der Ziehbrunnen ist bis um 1930 in Betrieb. Das Haus wird im Laufe der Zeit wie viele andere völlig umgebaut. Damals stehen am „Mummerjaan“ alle Häuser gleichmäßig mit dem Frontgiebel zur Straße. 75

1861

Begründung der Anbauerstelle Nr.56 von H.Feldmann (Nr.4/41). Bei Nr.4 (Hinterm Dorf) entsteht schon früh ein Häuslingshaus. Es hat nach 1755 die Nr.41 und ab 1853 die Nr.56. Die Abbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.55 des W.Wiebking (Nr.40/ oo Vogeler/ „Kurts-Wilhelm“) wird begründet. Nach dem Brand 1909 wird 1910 ein massives Haus quer zur Straße Mummrian gestellt.

Juni 1861

Im Monat fällt fast 160 mm Niederschlag (normal ist nur 60 mm).

Um 1862

Grenzstein am Rehburger Kreuzholzmoor: (Rückseite ehemalige Klosterforst, heute Staatsforst / Vorderseite M für Mardorf)

1862

Bismarck wird Reichskanzler des Deutsche Reiches (bis 1890). Grassiert eine Deutschland.

Schafpockenepidemie

(-1876)

in

Die Anbauerstelle Nr.57 des Zimmermanns H.Heidorn aus Himmelreich (oo Karsten/ „Ulan“) wird begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung rechts) entsteht bereits um 1852 am Mummrian. Inhaber 1870 ist F.Struckmann, um 1900 H.Blanke, ab 1914 W.Meier. Er ist Ulan (Kaiserl. Lanzenreiter). 29.Juni 1862

Sonntagnachmittags 4 Uhr bis Montagabends 10 Uhr findet das erste dokumentierte „Scheibenschießen / Schiemschyten“ – Schützenfest in Mardorf (damals noch 3 Wochen nach Pfingsten / schon vom Schützenverein Mardorf veranstaltet?) statt. Die Gemeinde hat das Fest schon am 26.6. genehmigt und der Gemeindediener Cord Heydorn (*1838 Nr.6 ?) begibt sich mit dem Tanzbuch dann auf den langen und beschwerlichen Weg nach Neustadt zum dortigen Amtshauptmann um den Antrag genehmigen zu lassen. Diese hat dann den Zusatz erhalten: „Genehmigt.Königliches Amt Neustadt den 28.Juny 1862 Ribbentrop Es sind 5 M. in die Armenkasse von Mardorf zu zahlen.“ Damit die Dauer des Schützenfestes auch eingehalten wird, überwacht der berittene Landgendarm Nagel den so genannten Feierabend. Er stellt schon am Nachmittag sein Pferd beim Festwirt in den Stall und bleibt bis zum Ende des Festes in der Nähe. Der Festwirt stellt zu der Veranstaltung eine Tonne selbstgebrauten Bieres kostenlos bereit. Der Branntwein dagegen, der „Ortsweise“ (0,1 l) getrunken wird, muss beim Wirt bezahlt werden. Krüger Meier hat als einer der wenigen dafür eine Selbstbrenn-Konzession. Schon 2 Wochen vor dem Schützenfest haben die „jungen unverheirateten Leute“ auf der Schützenwiese (am Ende des heutigen Schützenweges) den Schützenkönig ermittelt. Am Sonntag erfolgt der Umzug mit örtlichen Musikern durchs Dorf. Der König wird von den „Kranzdeerns“ begleitet. Auf der Diele des Festwirtes klettern die Musikanten auf ihre „Stellage“ und beginnen mit dem Ehrentanz, dem „Achttourigen“ der 4 besten Schützen mit ihren Ehrendamen. Dafür müssen sie der Kapelle 50 Pfg. zahlen. Die Burschen tanzen üblicherweise in Hemdsärmeln. Am Montagvormittag gehen die jungen Männer mit Körben und Kiepen durchs Dorf von Haus zu Haus. Sie sammeln Eier für den Festschmaus: „Nuu wült wie eier haaln, wer nyne gift, dy mot betaaln.“ Wenn der Bauer antwortet: „Dy schült jie hem“, dann bekommt er einen „sluk uut’r slukpull’n“ (aus der Branntweinflasche) und ein Ständchen auf der Handharmonika. Außerdem wird er zum gemeinsamen Scheibenannageln am Mittag eingeladen. Ist aber niemand zu Hause, wird die Einladung mit Kreide an die Tür geschrieben und mit der „geffel“ (eine hölzerne Stange mit 2 Enden / Forke) wird versucht, Speck, Mettwurst, Schinken oder Knappwurst aus der Speisekammer zu angeln. Dies führt natürlich manchmal zu erheblichen Ärgernissen, sodass der Amtshauptmann den Mardorfern ins Tanzbuch schreibt: „Das Einsammeln von Eiern, ......seitens der jungen Leute wird wegen des damit verbundenen Unfugs, Fresserei und Sauferei, hierdurch strengstens untersagt. Zuwiderhandelnde werden bestraft.“ Am Montagmittag wird mit einem festlichen Umzug durchs Dorf die Königsscheibe von der Schützenwiese zum König gebracht. Dort wird sie mit allerlei Scherzen angenagelt. Jetzt gibt der Gemeindevorsteher Kahle auch den Preis für den Schützenkönig bekannt. Es ist wie immer die kostenlose zweimalige Ernte der Schützenwiese, also dem Wert von 2 Fudern Heu. Nachmittags ist man nach dem Ausmarsch dann wieder beim Festwirt. Hier wird gefeiert bis tief in die Nacht, obwohl doch um 10 Uhr „Feierabend“ sein soll. Man erreicht das, indem der Gendarm gezielt mit Bier abgelenkt wird.

76

1863

„Gemeinheitstheilung“ und Rezeß der Mardorfer Riede mit Schneeren. Am Nordufer des Steinhuder Meeres werden noch große Sand- und Wanderdünen erwähnt (Wanderdüne am Weißen Berg ist noch bis nach 1950 aktiv).

23.5.1863

Durch den ADAV kommt es mit der SPD zur Gründung der ersten Partei in Deutschland.

1864

Deutsch (Preußen) – Dänischer Krieg. (Wappen Königreich Preußen) Vakanz der Pastorenstelle in Schneeren. Großer Brand in Rehburg vernichtet viele Wohnhäuser und Ratskeller mit Brauhaus.

1865

Abschaffung der Sklaverei in den USA am Ende des amerikanischen Bürgerkrieges (ab 1861 „Sezessionskrieg“). Auch vor kurzem ausgewanderte Mardorfer Männer sind z. B. in Missouri freiwillig in den sogen. „bushwhacking (militia) regiments“ dabei. Sie wollen die gerade errungene „persönliche Freiheit“ verteidigen. Die Abbauerstelle Nr.58 des Böttcher- und Schmiedemeister F.Meyer (Nr.27/28/ oo Benecke/ „Stoffers-Smeds“) wird begründet. Er kauft schon 1865 das alte Wohnhaus Nr.28 (erbaut um 1817 – Abb. rechts unten) im Dorf. 1867 wird die kleine Schmiede auf der gegenüberliegenden Straßenseite eingerichtet, 1884 die beiden Ställe angebaut – links Schweine, rechts Kühe. Ziehbrunnen vorm Haus bis 1928! Mardorf Nr.26 (Seegers / Neubau nach 1865)

Neuer Pastor (-1892) in Schneeren ist Heinrich Wilhelm Karl Clemens Adelbert Fromme (*4.11.1817). Gemeindevorsteher in Mardorf ist 1865 und 1869 H.Seeger (Nr.26 *~1816). Typhusepidemie in Rehburg kommt zum Glück nicht bis nach Mardorf.

1866

Ende des Königreichs Hannover (Wappen rechts) unter Georg V. (+1878 / Ernst August II. von Hannover ist nur noch Kronprinz). Grafschaft Schaumburg kommt zur preuß. Provinz HessenNassau. Annexion durch das Königreich Preußen (und Deutsches Reich mit Kaiser Wilhelm I.). Bildung der preußischen Provinz Hannover mit dem Oberpräsidenten Graf zu Stolberg-Wernigerode (1867-1873). Die Landdrostei Hannover mit den Ämtern bleibt vorerst bestehen. Die DHP (Deutsche Hannoversche Partei) der Welfentreuen wird gegründet.

1867

Regierungsbezirk Hannover mit dem Regierungspräsidenten von Leipziger (1867-1872) und Landkreis (Amt) Neustadt am Rübenberge mit dem Landrat von Ribbentrop (1868-1878) und der Gemeinde Mardorf mit dem langjährigen (um 1837 bis um 1885) Bauer- und Bürgermeister Wilhelm Kahle (*1803 Nr.4) sowie dem Vorsteher (vor 1863 bis nach 1891) Philipp Dunker (*1834 Nr.10). Abschaffung der jeweiligen 3. Feiertage im Kgr. Preußen für Ostern, Pfingsten und Weihnachten.

1867

Betriebsaufnahme der Schmiede von Schmiedemeister F.Meyer Nr.58 an der östlichen Dorfstraße. Hufbeschlag bis 1960 (Abb. Foto weiter unten).

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(links: Plan Alte Schmiede 1867 / rechts: Aalräucherei 1986)

Um 1868

Lehrer wird August Nebel (bis nach 1882 im Dienst) wird als Kapellenvorsteher genannt. Verheiratet mit Bertha Pauling aus Vesbeck. Deren Tochter Marie (*24.9.1868) heiratet den Mardorfer Bauern F.Nülle Nr.22. Deshalb ist die Familie seitdem neben der Landwirtschaft auch als Lehrer tätig.

1868

Preußen regelt jetzt viele bisherige Missstände durch Gesetzte. So wird das gewerbliche Schlachten generell auf staatliche Schlachthöfe beschränkt um die Verbreitung der Trichinen einzudämmen. Aber die tierärztliche Schau direkt beim Schlachten wird erst 1937 eingeführt.

1.1.1868

Postagentur Rehburg (Postamt Bad Rehburg) im Haus Nr.177 (Agent Dökel), später Nr.2, Nr.81 (Mahlmann). Mit dem Pferd kommen die berittenen Briefträger bis nach Mardorf.

1869

Neubau des Rehburger Rathauses am Meerbach. Erlass von „Instructionen“ (Vorschrift) für den Schweinehirten in der Gemeinde Mardorf. Er egelt die tägliche Arbeit der Gemeinde- „Sweenscheeper“. Die Abbauerstelle mit großem Fachwerkhaus Nr.60 des Schneiders W.Heidorn (Nr.6/ oo Pohlmann/ „Huus-Snieder“ – vor Ort schneidern) auf dem Lindenberg/ Mummrian wird begründet.

Nach 1870

gibt es einige große Schafherden in Mardorf. Sie werden von vielen Schäfern gut gehütet. Schon immer ist auf fast jeder Hofstelle eine kleine Schafherde. Einer in der Familie wird dann „Scheeper“. Aber auch bezahlte Schäfer sind mit Herden unterwegs. So ist um 1866 in Rehburg der Mardorfer H.Dankenbring (Nr.63) der 3.Schäfer der Magistratsherde bis 1913. Er hütet 300 Tiere und bekommt dafür 50 Thaler. Hier ist besonders die „Fettschäferey“ für den Schafhirten interessant: Er darf nämlich zusätzlich zu der eigentlichen Herde noch einige Freischafe (bis sie fett waren) und seine eigenen austreiben. Dafür erhält er eine Entschädigung in Geld (darin enthalten ist auch das Geld für die Schafschmiere und den Schäferhund). In vielen Familien- und Beinamen ist der Scheeper zu finden. Es gibt auch Kuhhirten (koehyr), Schweinehirten (Nr.86/ sweenscheeper) und auch Gänsehirten (Nr.68/ gooshyr).

1870/71

Deutsch-Französischer Krieg. (Deutscher Kaiser wird Wilhelm I. ein „Hohenzoller“).

1871

Das aktive Wahlalter wird auf 25 Jahre festgesetzt.

Jan.1871

Im Monat fällt über 150 mm Niederschlag (normal nur 60).

Frühjahr 1871 (Wieder-) Aufbau der 1.Mardorfer Mühle auf dem ehemaligen „Haubarg“ (Heutrocknungsberg). Der „Erdholländer“ stand zuvor in einem anderen Ort. Der Mühlenberg (heute Golfplatz) ist gleichzeitig mit 61,2 m der höchste Punkt in der Mardorfer Gemarkung.

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(Aufnahme der Mardorf Holländermühle von 1871 einige Jahre vor dem Abriss um 1947)

1872

Der erste Müller in Mardorf wird H.F.Wilhelm Meier (*19.4.1831 von Nr.48/ oo Nülle). Er ist auch Schäfer, Anbauer und schon ab 1858 Abbauer in Nr.48. Ein Sohn lernt noch Wassermüller in Brokeloh. Um 1880 baut der Müller W.Meier Nr.75 sein Wohnhaus am Mummrian (später Nr.95). 1885 ist dort auch die Abbauerstelle Nr.75. 1908 wird südlich der Mühle ein neues Wohnhaus gebaut (Nr.94). Er ist es auch, der um 1918 den 1.Ausschank am Weißen Berg (Nr.110) eröffnet. Wird die Abbauerstelle mit Haus Nr.59 der M.Dor.Buchholz (Familie urspr. aus Nöpke/ oo Stadtländer/ „Buchholz-Stadtländers“) am Fuhrenkamp begründet. Das Haus (massiv?) wird um 1872 errichtet.

Nach 1872

Neubau des Bauernhauses für die Hofstelle Mardorf Nr.42 um 1872 (Nortmeier „BuchholzHeinrich“) an der Lindenstraße. (Abb.rechts)

1873

Wird die Abbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.62 des Aug.Kahle (Nr.9/ oo Syrup/ „WiechmannsAugust“) hinter den langen Birken begründet. Später Wiebking, Langhorst und Heine.

1874

Begründung der Abbauerstelle Nr.63 durch F.Aug.Dankenbring (*1843/ oo Nülle mit Abtrennung von Nr.1). Großvater Schuster und Hsl. F.Dankenbring (*1788 Nr.5/ oo Garberding/ Tochter: M.D.Magd.Ch. (*1820 o/o 1842 H.Hachmeister aus Otternhagen / „Hachmesters“) bauen das Fachwerkhaus schon um 1860 an den Heuberg. Die Zuwegung geht damals noch von Osten (Frontgiebel) bei Nr.24 vorbei. Der massive Neubau ist 1950 wie damals üblich an und um das Fachwerk herum gebaut worden. Mardorf Nr.63 (um 1860) Wird die Anbauerstelle Nr.64 vom Sohn des Schäfers F.Heidorn (*~1830/ Nr.6/ oo Aschen) W.Heidorn (*1854 Schneider/ oo Wiebking/ „Scheepers-Snieders“) am Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus entsteht schon um1855 im damals üblichen Stil. Um 1913 wird ein KONSUM – Laden eröffnet. 79

Mardorf Nr.64 (Rekonstruktion Abb. links)

(Foto rechts: Mardorf Nr.65 um 1995)

1874

Die Abbauerstelle Nr.65 des C.H.Flebbe (*1831/ oo Langreder). Familie urspr. aus Heynholten, später oo Kasten, Nr.12/ oo Ohlhagen/ „Flebben“) an der Hasenheide (halbe Strecke nach Rehburg) wird begründet. Das Fachwerkhaus mit Krüppelwalm ist dort schon um 1850 gebaut worden. Später im Haus Koberg, Förthmann und Breuer. Der Kern des alten Hauses steht ist noch heute vorhanden.

Seit 1874

wird an einem Lattenpegel am Wilhelmstein regelmäßig der Wasserstand beobachtet. Der mittlere Pegel liegt damals bei 37,9 m üNN.

1876

Wird die Anbauerstelle Nr.66 des Rademachers F.Nordmeyer (*1853 Nr.34/ „Schüün-Ramaakers“) am Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus ist bereits um 1875 gebaut worden. 1899 Pächter Ratskeller Rehburg. Später im Haus Brase, Ideker und Hüttel. Die Anbauerstelle Nr.67 des F.Flebbe (*1835 Nr.65/ oo Büsselberg/ später „Beermanns“) am Mummrian (zw.78/82) wird begründet. Das Fachwerkhaus wird schon um 1860 gebaut, 1905 massiv umgebaut und 1943 durch Brandbombe zerstört. Später am Haesterkamp: Beermann und Nülle. (Rekonstr. Abbildung siehe Nr.64) Die Abbauerstelle Nr.68 des Schneiders W.Heidorn (*1854 Nr.6/ oo Brase/ früher wohl auch Gänsehirt/ genannt „Meerlands“) am südlichsten Rand des Mummrians (Meerland) wird begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung unten links) ist schon um 1875 gebaut worden. Später Bohne, Kasemir und Schäfer-Nolte.

(links: Mardorf Nr.68)

(rechts: Mardorf Nr.14 Nortmeier / Neubau um 1878 / Fotomontage)

Sommer 1876 Geringe Niederschläge lassen den „Senster“ (Wasserfläche vorm Weißen Berg) trocken fallen.

Das Haus Mardorf Nr.19 (H.Hoffmeyer*1851) brennt ab. Der Neubau (Foto rechts) wird erst 1878 fertig und die Kosten zwingen zum Hofverkauf an Nortmeier Nr.27.

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1877

Wird die Anbauerstelle Nr.69 des Schneiders H.Stadtländer (*1833 Nr.6/ oo Brinkmann/ „StadtländerSnieders“) am Mummrian begründet. Das Haus entsteht schon um 1852 im damals üblichen Stil. Später Syrup, Wiebking. (Rekonstr. Abbildung siehe bei Nr.64) Reichstagswahl – es wird hier vorwiegend welfisch (Königshaus Hannover) gewählt. Schafräudenepidemie (-1883).

1878

Landrat Kreis Neustadt a. Rbge. ist Herr von Schwartzkopf. Forstinteressentenschaft Mardorf wählt erstmals eine Vertretung und einen Forstaufseher.

8.2.1878

Ehevertrag zwischen Hof Nr.8 (Meyer) und Hof Nr.11 (Meier): (Abbildung - wie viele alte Dokumente von Motten zerfressen)

1879

Tier-Lungenseuchenepidemie Mitteleuropa.

in

(die rekonstruierte Süd-Ansicht um 1952 der Schulerweiterung Mardorf Nr.50 von 1879) Wesentliche Erweiterung der Schule (Nr.50 / bis 1883) nach Westen. Es wird wieder roter Backstein (Klinker) verwendet. Es entstehen ein kleiner Stall und eine (Durchfahrt-) Scheune (Tenne) mit großem Tor zur Hauptstraße. Um 1952 werden dort Fenster eingesetzt – heute insgesamt acht. Auf der Südseite ist anfangs ein kleineres Tor. Später wird dort ein drittes Fenster eingesetzt und es führt eine Tür in den Halbkeller. Bei der Restaurierung nach 2000 wird diese Ansicht wiederhergestellt. Wird die Anbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.70 des Schäfers Conrad Struckmann (*1850 Nr.21/ „Fiskes-Scheeers“) am Fuhrenkamp begründet. Er hat zuletzt noch eine Herde von 300 Schafen. Thürnau wird später das Fachwerk größtenteils massiv umklinkern. Die Abbauerstelle Nr.71 des W.Karsten (*1832 Nr.47/ später „Büsselbargs“) wird damals noch am Ohlhagen Steinweg (bei Nr.15/18) begründet. Das Wohnhaus ist dort schon vor 1855 gebaut worden. 1894/98 wird das neue Haus am Fleddernweg/Vogelherd (W.Büsselberg*~1850) gebaut.

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1880

Schafpockenepidemie (bis 1881). Der „Fuß-Gendarm“ Kruse in Rehburg ist auch für Mardorf zuständig und hat einen seltenen Fall von Bootsdiebstahl zu klären. Schmied Wilhelm Karsten (Mardorf Nr.47) hat durch seinen Steinhuder Schwiegersohn Ernst Busch einen Kahn im Besitz. Scheinbar hat er ihn nicht so gut versteckt, denn einige Hagenburger haben ihn „weggeführt“. Sein anderer Steinhuder Schwiegersohn Ernst Rusche ist „gewiefter“ und versteckt seinen Kahn im dichten Schilf südlich des Meerlandes (in Verlängerung des Mummrians – damals noch gut zugänglich). Er unternimmt über Jahre heimliche Fahrten an das „feindliche“ Südufer. Die Abbauerstelle mit Fachwerkhaus Nr.72 des Feldhüters und Gemeindedieners Cord H.Meier (*~1810 Nr.15/1/ oo Stadtländer/ „Cord Hinriks“) an der Lindenstraße wird begründet. Es entsteht im selben Jahr das Fachwerkhaus.

Herbst 1880 bis Frühjahr1881 gibt es große Überflutungen durch Dauer-Regen. Nach 1880

Einführung der Landbriefträger auf den Dörfern.

1881

Kältester Winter seit Menschengedenken (bes. der Januar) und später durch viel Regen höchster Wasserstand des Steinhuder Meeres mit 38,45 m (damals normal und unreguliert 37,9 m üNN).

11.3.1881

Weserhochwasser!

Sommer 1881 Ein junger Mardorfer Kuhhirte ertrinkt beim Versuch, die sich im Wasser vor den Schwarzen Bergen (am Weißen Berg) befindlichen Tiere wieder an Land zu treiben. 22.10.1881

Dienst-Anweisung für die Nachtwächter des Amtes Neustadt a. Rbge. wird in Kraft gesetzt. Gerade der Feuerschutz und zunehmende Diebstahlsdelikte erfordern eindeutige Bestimmungen.

1882

Kirchhofsordnung- und Begräbnisordnung für den neuen Friedhof in Mardorf. Die grundlegenden Dinge gelten bis heute fort. (Foto rechts) Abriss des alten Küsterhauses von 1779. Ferdinand Lindner („Daheim“ Bebauungsmöglichkeiten.

Planungsbüro)

ist

am

Nordufer

und

plant

erste

Steinhuder Fischerboote (Torfkähne) auf dem Meer am Weißen Berg (Daheim 1882)

Wird die Abbauerstelle Nr.73 des Rade- und Stellmachers, Rademachers sowie Waldarbeiters Georg Struckmann (*1858 Nr.21/ Pate ist der Herzog von Cumberland/ oo Dankenbring/ „FiskesRamaakers“) im Dorf begründet. Das ehemalige Wohnhaus von Nortmeier Nr.27 (später Nr.19) ist um 1857 gebaut. Das Haus erhält 1882 (Kauf) links eine angebaute Werkstatt (gestrichelt).

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1882

Mardorf Nr.73 (Struckmann 1882 / Abb. links)

Mardorf Nr.27 (Lindenberg, Nülle 1882 / Abb. rechts)

Schreiben an den Gemeindevorsteher Kahle Nr.7 (aus dem Jahre 1882)

Nach 1882

Wird die Anbauerstelle Nr.74 des H.Heidorn (*1838 Nr.6/ noch 1888 in Nr.74 später in Winzlar) begründet. Das Fachwerkhaus am Mummrian entsteht schon um 1850. Der Giebel wird um 1884 (Abbildung rechts oben) erneuert – es kommt ein Satteldach, statt des üblichen Krüppelwalms. 1889 wird F.Kahle (*1847 Nr.9/ oo Wiebking/ „Wiechmanns-Fritz“) Anbauer.

1883

Unter Bismarck werden verschiedene Sozialversicherungen eingerichtet, in dessen Folge auch eine Viehkasse (Örtliche Versicherung auf Gegenseitigkeit – „Fykasse“) für die Landwirtschaft gegründet wird. Vor allem kleinere Betriebe (in Mardorf u. a. Nr.43, 60, 69, 82, 98, 106) mit wenig Rindvieh zahlen ein und bekommen bei Verlust und Tierarztkosten etwas erstattet (Existenzsicherung). Letzter Vorsitzender vor der Auflösung Anfang der 1970er Jahre ist Friedrich Dankenbring Nr.43.

26.8.1883

Vulkanausbruch des „Krakatau“ in Indonesien! In der Folge sinken weltweit die Temperaturen („vulkanischer Winter“) und es gibt katastrophale Missernten auch in Norddeutschland.

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(Klassenfoto 1883 mit Lehrer und Pastor Knübel)

1884

Deutsche Kolonien werden in Afrika und der Südsee annektiert. Nikolaus Otto erfindet den 4-Takt-Motor mit elektrischer Zündung (dadurch auch mit Benzin). Höhepunkt der Masernepidemien in der Gegend: Viele Kinder sterben wegen mangelhafter Hygiene in den ersten Lebensjahren. Mehrere Brandstiftungen in Mardorf: u. a. trifft es die Hofstelle Nr.58 (Schmied Meyer). (Dampfpflüge bei der Moorkultivierung)

Dampfpflüge ermöglichen bereits Ende des 19. Jhd. (um 1914 auch in Mardorf) große Bereiche des Sumpf- und Moorgebietes (vorwiegend im Niedermoor) urbar zu machen. Besonders in der nördlichen Gemarkung Mardorfs entstehen so neue Ackerflächen – Wiesen sind schon vorher in oft in Handarbeit urbar gemacht worden.

(rechts: Leine-Zeitung 1884 – Höhe der Dampfpflugkosten)

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(unten: Leine-Zeitung Amt Neustadt 1884) Um 1885

ist Bauer- bzw. Bürgermeister und Realgemeindevorsitzender in Mardorf Wilhelm Kahle (Nr.4 *1860 / bis vor 1905).

1885

Neuer Grenzvertrag zwischen der Provinz Hannover (Preußen) und dem Fürstentum Schaumburg-Lippe: Danach wird der Ufersaum mit Schilf und wechselnder Uferlinie in einer Breite von 5 m dem Meeresufer (also Mardorf) zugeschlagen. Bau der „Lungensanatorien“ Bad Rehburg (1920 Lungenheilanstalt).

1.4.1885

Es heißt jetzt offiziell nur noch: Landkreis Neustadt a. Rbge. (gebildet aus Stadt und Amt Neustadt sowie Wunstorf) im Regierungsbezirk Hannover der Provinz Hannover (im Königreich Preußen).

Ab 1885

ist die zuständige Militärdienststelle das X. Armeekorps in Hannover. Der Landwehrbezirk bleibt weiterhin Nienburg/Weser.

1886

Fernsprechnetz Hannover (über Telegraphenleitung mit Vermittlung durch das „Fräulein vom Amt“) wird eingerichtet. Wird die Abbauerstelle Nr.76 des Dienstknechts W.Vogeler (*1859 Nr.36/ oo Wiebking/ „Wiliies“) am Mummrian begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung unten links) ist schon nach 1850 vom Nachbarhof Nr.23 (Backhaus) gebaut worden und bis heute (Brase) fast unverändert erhalten geblieben. Rechts vorne ist eine Scheune vor die 3 Gefache gebaut worden.

Die Abbauerstelle Nr.77 des F.Kahle (*1854 Nr.4/ oo Grote/ „Muurhofs“) an der Poggenecke(Moorhof) wird begründet. Das Fachwerkhaus (Abbildung oben rechts) wird schon 1885 gebaut. Febr.1886

Extrem kalte Temperaturen!

Sommer 1886 Das größte und wahrscheinlich schönste je in Mardorf gebaute Niedersachsen-Fachwerkhaus wird von Heinrich Kahle(*~1829 Nr.4) hinterm Dorf errichtet. Um 2010 muss es wegen Einsturzgefahr abgerissen werden (Mardorf Nr.4 Kahle von 1886) Dez.1886

Früher lang anhaltender Frost.

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Jan.1887

Extrem kalte Temperaturen! Das Steinhuder Meer ist tief zugefroren und Holzwagen können das Eis zum Transport nutzen.

2.4.1887

Preußisches Gesetz: (Realverband) „Der jeweilige Eigentümer der Hofstelle ist dadurch Mitglied der Realgemeinde.“

Ende 1887

Eine Scharlachepidemie rafft viele junge Menschen dahin.

Anfang 1888 Die große Kälte dauert an! 9.3.1888

Friedrich III. (Hohenzollern) wird König von Preußen und Kaiser von Deutschland. Nach seinem Tod wird am 15.6.1888 wird Wilhelm II. Kaiser (bis zur Abdankung ins Niederländische Exil 1918).

Sommer 1888

Das Haus von Heinrich F.Struckmann (Nr.21 *1842) hinterm Dorf brennt ab – Neubau.

(Neubau Mardorf Nr.21 Struckmann 1888) (Giebelspruch Mardorf Nr.21 schon vor 1888)

5.6.1888

Reichs-Gesetz zur Organisation der bestehenden Realverbände: (27 Bauern / Nr.1-24,26,27,47). Der Realgemeinde Mardorf gehören (noch am 5.9.1913) demnach 124 ha 87 ar 42 qm (Husumer Torfstich, das Bieförthmoor, unterm Hespenberge mit Kiesgrube, am leegen Damm mit Sandgrube, das Kreuzholzmoor mit Sandgrube, der hohe Kummersberg mit Kiesgrube, der Röttsee, am und überm Ohlhagenmoor, die grüne Riede mit Kiesgrube, vor dem Branddobben mit Kiesgrube, der Bannsee, das Hochmoor mit den vorderen Kuhlen, in den schwarzen Bergen am Hochmoor und am Meere entlang, bei den Kolkbäumen, die, an den und hinter den Kolkdobben, unterm Stollberg am Moore entlang, unter dem Altmardorfer Kämpen am Meere entlang, die Pferdelandsgärten, die Bultgärten am Meere, hinter der weißen Riethe am Meere, am Dorfe, auf dem und vorm Fensterlande, am Mühlenwege, Lehmkuhlen, vor dem und im Mummrian mit Sandgrube, unterm Lindenberg, bei den langen Birken, das große und kleine Dreckmoor, hinterm Buchenfelde). Der Forstinteressentenschaft B. von Mardorf gehören (noch am 20.6.1914) demnach 83 ha 95 ar 94 qm: „In den Bockelbergen, auf dem Stellberge, die Bultgärten, der Fuhrenkamp, vor der weißen Riethe, die weißen Berge Forst, die weißen Berge-östlich vom Steinwege, daselbst westlich vom Steinwege“.

8.8.1888

8 Paare feiern an diesem Tag in Mardorf gleichzeitig eine Bauernhochzeit.

1889

Der Landrat von Neustadt a. Rbge. ist Dr. von Woyna bis 1923 (ohne 1903/4). Eine amtliche Auflistung besagt: Mardorf hat von 2.190 ha Flächeninhalt genau 1.679 Thaler Reinertrag bei 472 Seelen, 27 Reihenstellen und 55 Pferden. Jährlich werden 600-1.350 Fuder mit 2,4-5,5 Mio. Stück Torf nach Hannover verkauft. Eichenholz für 3.000 Mark und Grubenholz für 2.000 Mark nach Wunstorf und Wiedensahl verfahren. Dafür werden als Rückfracht z. B. jährlich 250-400 Zentner Düngemittel vom Bahnhof Neustadt über Schneeren (über 3 Stunden norm. Fahrzeit) und Mauersteine von Loccum und Münchehagen (1,5 Std. norm. Fahrzeit) über Rehburg nach Mardorf gefahren. Ein kräftiges Zugpferd zieht auf einem Sandweg horizontal ein Gesamtgewicht von 1.500 kg (bei einer Geschwindigkeit von 2,7 km pro Stunde). Zweckgebundene Gemeindezuweisungen vom Staat stehen mit 1.451 Mark jährlich nötigen Ausgaben der Gemeinde von 4.009 Mark gegenüber. Der nächste erreichbare Arzt ist in Bad Rehburg und der „Thierarzt“ wird aus Loccum geholt. Die Realgemeinde Mardorf erzielt beim jährlichen Holzverkauf einen Bruttoertrag von 5.000 Mark.

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1889

Wird die Abbauerstelle Nr.78 des W.Asche (*~1865 Nr.28/ Nr.38/ oo Heidorn/ „Askens“) am Mummrian begründet. Das massive Wohnhaus (Abbildung unten mit Saal) mit Krüppelwalmdach wird bereits am 23.10.1888 bezogen. 1914 wird die Gastwirtschaft „Zur Eiche“ / später „Zur Post“ eröffnet. Am 30.11.1924 kommt der 2.Mardorfer Festsaal in Fachwerk (Nr.78) hinzu.

28.2.1889

(sehr kalter Tag) Der „Männer Gesang Verein Mardorf Germania“ wird von 39 „Sangesbrüdern“ in der Schule Nr.97 gegründet. 1. Vorsitzender wird Wilhelm Meier (Nr.75-Mühle *1860). Der Monatsbeitrag beträgt 20 Pfg.

21.9.1889

Das Kgl. Oberverwaltungsgericht bestätigt einen Beschluss des Bezirksausschusses vom 12.9.1887 mit der Ablehnung einer Schneerener Klage! Der Schneerener Mühlenberg (heute Sandabbau zw. Bannsee und Schneeren) soll abgetragen werden zur besseren Wegeverbindung zwischen den beiden Dörfern, die damals noch vollständig ein Sandweg ist. Mardorf hat seinen Teil schon für 36.400 Mark (davon 7.200 M. „provinzialständische Beihülfe“) „kunstmäßig“ ausgebaut. Schneeren lehnt den weiteren Ausbau aber „rundweg“ ab.

18.10.1889

Der „MGV Germania“ wird umbenannt in „Concordia“. Vorstand: W.Meier (Nr.75), W.Wiebking, H.Niemeyer, 1.Dirigent Lehrer August Nebel (Nr.50); Übungsabende in Gaststätte Thürnau Nr.18. (1890 Neubau Mardorf Nr.24 Heidorn / Am Mühlenberg-Heuberg)

1890

Beginn des Freizeitsegelsports auf dem Meer mit einem Johan Koop aus „Newyork“ (ein Gast des Schaumburger Fürsten aus New York). Er ist 1.Segler und regulärer Personentransporteur. Die heutige Form des Universaltransportschiffs „Auswanderer“ (unten rechts) entsteht aus den bis dahin üblichen „Torfkähnen“ (unten links), die noch stark an Einbäume erinnern.

Im Steinhuder Meer wird ein Bootsrest gefunden: Aus einem Eichenstamm mit 7,30 (~8,30) m Länge und einer Breite von 0,72-0,88 m sowie mit Zwischenwänden und separater Bordwand.

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1890

Wird die Abbauerstelle Nr.79 des Schusters H.Aug.Dankenbring (*1838 Nr.5/63/ oo Pohlmann/ „Pohlmann-Schoesters“) am der Rehburger Chaussee (westl. von Nr.91) begründet. Das Fachwerkhaus ist schon um 1882 gebaut worden. 1898 Erbengemeinschaft. 1905 wird Aug.Heinrich Dankenbring Abbauer. 1908 brennt das Haus ab. Die Familie lebt noch einige Jahre in einer Baracke und in Nr.7a und zieht dann nach Seelze. Der alte Standort bleibt unbebaut.

27.11.1890

Weserhochwasser!

Dez.1890

ist extrem kalt! Dauerfrost bis Anfang 1891 lässt das Steinhuder Meer und die Weser befahrbar zufrieren. (Flur- und Gemeinde-Karte von Mardorf bis vor 1900 und vor der Verköppelung)

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