A. E r l ä u t e r u n g s b e r i c h t

Wettbewerb Sozialzentrum in Egg / A 729586 Erläuterungsbericht Wettbewerb Sozialzentrum in Egg / A 729586 Architektonische Idee Der gesamte Pfle...
Author: Rolf Adler
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Wettbewerb Sozialzentrum in Egg / A

729586

Erläuterungsbericht

Wettbewerb Sozialzentrum in Egg / A

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Architektonische Idee Der gesamte Pflegebereich liegt mit engem Freiraumbezug im Erdgeschoss. Jedes Zimmer, jeder Bereich entwickelt aus seiner speziellen Lage im Haus seine unverwechselbare Eigenständigkeit. Die Pflegegruppen sind als Pflegedorf organisiert. Die einzelnen Zimmer haben unterschiedliche Proportionen (Grundriss und Schnitt). Jeder Bewohner hat sein eigenes, einzigartiges Zimmer, nicht Nummer X. Analog der Struktur eines gewachsenen Dorfes entstehen Straßen, Gassen und Plätze als Wohn- und Gemeinschaftsbereiche der Gruppe. Jeder Gruppe ist ein Garten zugeordnet. Alle Räume sind generell in viele Richtungen orientiert. Sie nutzen jede Möglichkeit von Oberlicht und Gartenbezug und jede Lichtsituation des Tages. Vielfältige Sichtbeziehungen unterstützen die Orientierung im Gesamtkomplex. Wie die Pflegegruppe als Dorf so ist das ganze Sozialzentrum als Region organisiert. An zentraler Stelle zwischen den Gruppen liegen Küche, Foyer, Kapelle und Tagesbetreuung. Der Entwurf baut auf die Ausprägung einzelner Orte durch unterschiedliche Proportionen, Lichtverhältnisse und Bezüge und setzt auf Stimulation durch charakteristische räumliche Situationen. Lage / örtliche Einbindung / Aufschliessung Neben dem baulich dominanten Schul– und Turnhallenkomplex ist das Sozialzentrum eine eigenständige, zusammenhängende flächige Struktur. Das Dach wird zur Landschaft: Extensive Begrünung, leicht differenzierte Höhenentwicklung. Das Betreute Wohnen – im fünfgeschossigen Wohnwürfel – und die Kapelle ragen aus der flachen Bebauung, sind weithin sichtbar und setzen eine klare Ortsdefinition im Sinne eines Landmarks. An der Pfisterstrasse unter dem Wohnwürfel der wettergeschützte Vorplatz und Haupteingang. Empfang, Abschied, Verweilen und Plaudern. Fahrradabstellplätze, Sitzbänke. Auch der getrennte Eingang zum Betreuten Wohnen erfolgt hier. Rund um das Heizwerk wird ein asphaltierter Weg angelegt. Von diesem aus erfolgt die Erschliessung der oberirdischen Stellplätze (7, davon 3 behindertengerechte Stellplätze), der Tiefgarage (23 davon 4 behindertengerecht), die Küchen-, Lageranlieferung und die Müllabfuhr. Bei der Küche – zum Schulplatz orientiert liegt ein zweiter Eingang ins Sozialzentrum. Nutzung zum Beispiel auch durch die Schüler für den Mittagstisch oder Ausweicheingang bei Veranstaltungen im Foyer.

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Der Schulvorplatz wird durch das Heim (Küche, Sichtschutzmauer zum Garten) klar definiert. Die Küche mit großem Fenster zum Platz erscheint als ideale Funktionsbelegung – auch im Sinne einer eventuellen Nutzung für Veranstaltungen in der Halle / am Platz (Catering). Keine Zwangsdurchmischung, keine Überbewertung als Dorfplatz. Die Annäherung der Generationen kann in homöopathischen Dosen geschehen und beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Gerade in Erwartung eines Ausbaus der Turnhalle und damit einhergehenden gesteigerten Publikumsverkehr wird auf eine gesicherte Privatheit der Heimbewohner Wert gelegt. Das Gebäude nimmt das Baufenster in Anspruch und nutzt die Option der Kupplung zum Neubau Turnhalle. Durchgehendes Erdgeschossniveau liegt auf +531,50üA (Hochwasserschutz). Erweiterung Die Typologie ist grundsätzlich wachstums- und wandlungsfähig, die geplante Erweiterung problemlos einzugliedern. Grundsätzlich wäre es möglich, die Wohngruppen 1 und 3 (Erweiterung) aufgrund des Turnsaalbaus zu tauschen. In Hinblick auf einen einfachen Bauprozesses des Pflegekomplexes erscheint die Erweiterung nach Süden jedoch sinnfälliger. Bis zu dem Zeitpunkt bleibt dem Pflegeheim nach Süd vorgelagert ein großzügiger Freiraum, der mittels einfacher Maßnahmen (Bänke, Sonnenschutz) zum temporären Garten gestaltet werden kann. Für die Erweiterung des Betreuten Wohnens wird dem Wohnwürfel pro Geschoss (5) eine Wohnung angefügt.

Pflegerischen Aspekte Die ebenerdige Organisation des Pflegeheimes bringt einige Vorteile: Neben der gesteigerten Bewegungsfreiheit bis in die Gärten für die motorisch eingeschränkten Bewohner sind auch die pflegerischen Abläufe, sowie Fluchtund Rettungsmassnahmen einfacher. Lebensort Pflegeheim Die Metapher des gebauten Dorfes verkörpert gleichermassen Individualität und Selbständigkeit der Bewohner und Gemeinschaftssinn. Jedes Zimmer ist ein Unikat. Sie sind verschieden proportioniert, orientiert und belichtet. Innerhalb der Pflegegruppe liegen die Gemeinschaftsräume zwischen den Zimmern. Sie setzen - gleich dem architektonischem Konzept der Zimmer auf eine ausgeprägte eigenständige Charakteristik: Hellere und dunklere Bereiche, seitlich einfallendes Licht, Oberlicht, verschiedene Raumhöhen, - tiefen, und – breiten. Raum und Licht als Stimulanz der Sinne. Anregend, aber nicht aufregend. Differenzierte Privatheit der Orte innerhalb der Gruppe. Die Architektur wird von den Bewohnern durch Mitgebrachtes (Möblierung, Bilder) individuell ergänzt. Arbeitsort Pflegeheim Die Pflegestützpunkte liegen zentral in den Pflegegruppen, die Sichtbeziehung in die Wohn / Essbereiche ist gewährleistet. Stützpunkte als offene Tresenlösung mit abschließbarem angrenzen Raum. Die funktionalen Räume (Pflegebad, Lager etc.) in direkter Nachbarschaft in einer Funktionszeile zusammengefasst. Zusätzlichen Stauraum schaffen die Kästen der Bewohner in den gemeinschaftlichen Zonen.

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Weitere Personaleinrichtungen gemäß Raumprogramm (Umkleiden, Sozialraum, Verwaltung), sowie zusätzliche Einrichtungen (Mobiler Hilfsdienst, Krankenpflegeverein) werden in einem leicht erreichbaren OG untergebracht. Zentral, aber atmosphärisch losgelöst: Ruhiges Arbeiten, ungestörte Gespräche mit Angehörigen, sowie ein Ausrasten von den Anstrengungen des Pflegealltags sind hier möglich. Im Sommer Nutzung des Daches als Terrasse. Funktionsabläufe Der Entwurf setzt auf Selbstverständlichkeit, fließende Abläufe und Synergien. Die inneren Wege umfließen die Funktionen wie Gassen. Jeder Weg ist zugleich Aufenthalts- und Erlebnisraum. Der Freiraum bildet im Sommer mit dem Innenraum ein räumliches Ganzes.

Die Außenräume sind klar gefasst und überschaubar, der Zugang ist kontrolliert. Geschützte Lage durch Einbettung in die bauliche Struktur als Innenhöfe. Unterschiedliche Themen - Küchengarten, Steingarten, Obstgarten – sind Bestandteil eines Szenario, das dem Alltag entspring. Durch ihre Intimität und die Verzahnung mit dem Ganzen können Sie (besonders im Sommer) zusammen mit den Innenräumen als räumliche Einheit wahrgenommen werden. Sonnenschutz – wo nötig – durch Bäume und Lauben. Angrenzende Funktionen wie die Zentralküche mit ihren Aktivitäten werden nicht versteckt, sondern als Anregung für die Bewohner verstanden und dementsprechend transparent gestaltet. Programm als Stimulanz der Sinne. Das Zentrum des Pflegeheimes ist eine Raumfolge beginnend in der Pfisterstrasse mit der Rezeption, anschließend Foyer mit Teeküche / Cafe und zuschaltbarem Besprechungsraum, Tages- und Ruheraum, zentraler Kapelle, Funktionsräumen WC und Garderobe hin zur Zentralküche mit vorgeschaltetem kleinen Foyer (eventuell für geteilten Mittagstisch), welches den zweiten Zugang, wie den Aufgang zum Verwaltungsgeschoss bzw. Zugang zu Lager / Wäsche / Tiefgarage in das UG räumlich begleitet. Zentrale Position für die Kapelle bei gleichzeitiger Einbettung in die Struktur. Ein Turm setzt auch städtebaulich einen klaren Akzent und hebt die Kapelle deutlich aus der Landschaft. Die Fenster der alten Kapelle des Vinzenzheimes werden in die Fassade des Turmes integriert und leuchten am Abend bis ins Zentrum von Egg. Das Betreute Wohnen in einem separaten Wohnwürfel mit Hauptadresse Pfisterstrasse. Stiegenhaus und Lift (Durchlader) sind sowohl vom Foyer als auch vom Vorplatz zugänglich. Tiefgarage und Kellerabstellräume im UG. Das Splitlevel (mit im Endausbau je 2 Wohnungen) fördert die vertikale Kommunikation im Haus. Jeweils 2 Wohnungen teilen sich einen Wintergarten/Loggia (teilbar). Jede Wohnung ist über Eck orientiert.

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Konstruktion und Material Das statisch-konstruktive Konzept des Komplexes ist eine sehr wirtschaftliche Schotenbauweise. Mischbauweise mit 2-schaligem Aufbau: konstruktive Innenschicht aus Industrieholz (6-10cm), Wetterschutzschicht außen aus zu Mustern gemauerten, gelochten, hellen, belgischen NF-Ziegeln, dazwischen die Dämmebene. Unaufwendige Statik für die Pflegedörfer durch Eingeschossigkeit. Der Wohnwürfel wird ebenfalls mit tragenden Massivplatten ausgeführt (Vorfertigung im Werk und schnelle und saubere Baustelle auch für die Erweiterung). Die Tiefgarage ist weitgehend unter den mehrgeschossigen Bereichen situiert. Damit wird Ballast gegen Auftrieb im Hochwasserfall aktiviert. Wirtschaftlich ist hier eine WU-Wanne auszubilden, die auch als Gründung in den dafür empfohlenen Kiesschichten sehr gut geeignet ist. Der Keller wird in der Fläche so klein als möglich gehalten. Wertvolle Inhalte finden im Erdgeschoss (Küche) und Obergeschoss im Verwaltungsbereich (Archiv) platz. Der Aushub wird für die Geländeanpassung zum östlichen Grundstück genutzt. Die Haustechnik wird dezentral am Dach angeordnet. Aussenwand: Innen - Industrieholz, Mineralische Dämmung, Aussen – Vormauerung heller belgischer NF-Ziegel, im Muster (leichtes Relief) gemauert. Innenwand: Zweischalige Industrieholzwand. Decken: Industrieholz. Alle Industrieholzoberflächen in Sichtqualität, Oberflächen teilweise industriell gefräst, lackiert oder beprintet. ZB: Der im Bett liegende Bewohner kann das zarte Muster oder Relief an der Decke betrachten. Dach: extensiv begrüntes Flachdach, Dachkuppeln als Oberlicht. Boden: weiß beschichteter Heizestrich, zb elastischer PU = schallschluckend. Sonnenschutz: Wo notwendig außenliegender Sonnenschutz

Haustechnik Pflegebereich: Jeder Raum des Pflegeheimes (Pflegezimmer, Gemeinschaftsbereiche und Funktionsräume) wird dezentral beund entlüftet (Wärmerückgewinnung, in die Fassade integriert) und mit Fußbodenheizung ausgestattet. Für die Warmwasseraufbereitung und den Heizungsverteiler wird pro Pflegegruppe ein Technikraum ca. 25m2 am Dach vorgesehen / zentrale Position oberhalb der Pflegestützpunkte. Ein Kollektorfeld in vernünftiger Grösse deckt in der warmen Jahreszeit den Energieverbrauch der WW-Bereitung ab. Betreutes Wohnen: Anordnung einer Lüftungszentrale für das Betreute Wohnen am Dach. Küche: Separate Entlüftung der Küche über Dach. Trotz vergleichsweise hohem Außenflächenanteil und dem Mehr an Landverbrauch entsteht kaum versiegelte Fläche: das Dach wird vollständig extensiv begrünt. Verschattung, wo nötig mittels außenliegendem Sonnenschutz. Gute Wärmespeicherung durch hohe spezifische Wärmekapazität von Massivholz gegeben.

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