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Sven Gábor Jánszky (37) ist Deutschlands inno- Die neue Generation 60/90 vativster Trendforscher und Leiter AHEAD Auf seine des „2b ThinkTanks...
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Sven Gábor Jánszky (37) ist Deutschlands inno-

Die neue Generation 60/90

vativster Trendforscher und

Leiter

AHEAD Auf

seine

des

„2b

ThinkTanks“. Einladung

Als Kerstin ihre Mutter erblickte durchströmte sie ein warmes Gefühl. Unweigerlich blitzten ihre Augen, als sie sie zur Kaffeehaustür

treffen sich bereits seit

hereinkommen sah. „Was ist los mit dir, warum grinst Du so?“ Kers-

neun Jahren 250 CEOs und Innovationschefs der

tin versuchte die Frage schamvoll zu überhören. Sie konnte ihrer

deutschen Wirtschaft. Unter seiner Leitung

Mutter doch nicht völlig ohne Grund und in aller Öffentlichkeit ge-

entwerfen sie Zukunfts-Szenarien und Strategieempfehlungen für die kommenden 10 Jahre.

stehen, wie stolz sie auf sie war. Dass sie sich vor lauter Respekt,

Sein aktuelles Buch „2020 – So leben wir in der

gerade nochmals in ihre Mutter verliebt hatte. „Du siehst toll aus!“,

Zukunft“ ist Deutschlands neustes Trendbuch.

war das einzige was Kerstin herausbrachte. Ihre Mutter quittierte

Jánszky coacht Manager und Unternehmen in Prozessen des Trend- und Innovationsmanage-

das Lob mit einem nüchternen Nicken.

ments, führt Kreativprozesse zur Produktentwicklung und ist gefragter Keynotespeaker auf

Sie hatte ihre Tochter nicht zum Komplimente erheischen hierher ins

Strategietagungen. Er bestieg den Kilimand-

Cafe gebeten, sondern weil sie ihre Meinung hören wollte. Es gab ein

scharo und läuft in diesem Jahr seinen 15. Marathon.

ernsthaftes Problem. Nicht dass sie ihre Tochter sonst nicht getroffen hätte. Genau genommen sehen sie sich jeden Tag. Denn in der

Das neue Buch von Sven Gábor Jánszky Jánszky

Agentur, in der Kerstin als Etatdirektorin angestellt ist, arbeitet auch ihre Mutter. Zwar ist sie nicht festangestellt. Seit sie das Rentenalter

Deutschlands inno-

erreicht hat, versucht sie formale Abhängigkeiten zu vermeiden.

vativster

Aber als freie Projektleiterin ist sie eigentlich trotzdem jeden Tag im

Trendfor-

scher lädt Sie ein, einen Tag mit Ihrer

Büro. Manchmal sogar länger als Kerstin.

Zukunft zu verbringen. Vom Aufstehen

„Na, was gibt’s denn bei Dir Spannendes zu berichten“, eröffnet

bis Einschlafen geht

Kerstin den ernsten Teil des Gespräches, nachdem sie sich kurz über

er mit Ihnen durch Ihre Wohnung, Ihr

Jennys Geburtstagsgeschenke und die geplante Feier am kommen-

Büro und Ihren Tag

den Wochenende ausgetauscht hatten. Den Vorfall von heute Mor-

in der Zukunft. Eindrücklich beschreibt er

gen, mit Jennys Forderung nach Brainjoghurt und Peters idiotischem

Kundentrends und erläutert die wichtigsten

Verhalten, hatte Kerstin aus gutem Grund erst einmal für sich behal-

Strategieempfehlungen für Unternehmen.

ten. Das würde den Vormittag sprengen. Zu diesem Gespräch hatte ihre Mutter eingeladen.

Lesen Sie zum Thema auch: • Florida, Richard Richard: ichard : The Rise of the Crea Creative Class, New York 2002 • Horx, Matthias Matthias: atthias : Wie wir leben werden, Frank Frankfurt/Main 2005 • Zukunftsinstitut (Hrsg.): Lebensstile 2020, Kelkheim 2007

Sie musste einen besonderen Grund haben. Es war zwar nicht außergewöhnlich, das die beiden sich auf einen Vormittagskaffee trafen. Später, gegen Mittag, würden sie gemeinsam ins Büro fahren. Beide waren völlig frei in der Einteilung ihrer Arbeitszeiten. Da nahmen sie sich ab und zu einen ruhigen Vormittag für sich selbst. Aber diesmal war ihre Mutter am Telefon aufgeregter gewesen als sonst, auch wenn sie noch nicht konkretes verraten wollte.

„Ich habe mir etwas überlegt.“ Kerstins Mutter wählte

ihr heraus. „Du hast dein ganzes Leben gearbeitet. Und

die Worte mit Bedacht. „Was würdest Du davon halten,

jetzt willst du dich plötzlich wieder mit unverschämten

wenn ich noch einmal eine Firma gründe?“ Sie schaute

Kunden, unmotivierten Mitarbeitern und arroganten

ihre Tochter erwartungsfroh an. Kerstin war sprachlos.

Finanzbeamten herumschlagen? Du weißt doch genau,

Mit allem hatte sie gerechnet, aber das! Was in aller

was eine eigene Firma bedeutet! Warum willst du dich

Welt will ihre Mutter mit einer eigenen Firma? Sie ist

denn nochmal selbst ausbeuten, statt einfach mal Dein

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Leben zu genießen?!“

Man konnte Kerstin diese Frage wohl aus dem Gesicht

Kerstin sah im Gesicht ihrer Mutter, dass sie mit dieser

ablesen. „Das kommt jetzt vielleicht ein bisschen über-

Frage, den Kern des Problems nicht getroffen hatte.

raschend“, erklärte ihre Mutter. „Aber weißt Du, ich

„Ach Kleine! Weißt Du, ich habe mich an vieles ge-

habe da eine richtig gute Idee. In dieser Trendanalyse

wöhnt: an meine Falten, dass beim Tanz die anderen

die ich dir neulich geschickt habe stand doch, dass der

zuerst aufgefordert werden und dass meine schönsten

Markt der individualisierten Medizin in den nächsten

Fotos inzwischen aussehen, wie aus einer anderen

drei Jahren einen Wachstumsschub von 200 Prozent

Epoche. Ich habe mich sogar daran gewöhnt, dass mir

erwartet. Und da habe ich mir gedacht: Die brauchen

die Männer nicht mehr hinterher schauen. Aber weiß

doch dafür ganz neue Werbekampagnen. Wer sollte

Du was das Schlimmste ist, wenn Du älter wirst: Dass

das besser können als ich?“

Dich alle für alt halten! Viel Schlimmer als jede Ausbeutung, ist dass Du nicht mehr dazu gehörst. Diese Igno-

‚Was sie sagt, stimmt natürlich‘, dachte Kerstin. Tat-

ranz ist schrecklich!“

sächlich hatte es bei der personalisierten Medizin vor einiger Zeit einen Durchbruch gegeben, der dazu führ-

Kerstin fühlte plötzlich Mitleid. Das war neu. Dieses

te, dass in Kürze die ersten individuellen Medikamente

Gefühl kannte sie nicht gegenüber ihrer Mutter, dieser

auf den Markt kommen würden. Besser gesagt: Es gab

schönen, starken Frau. Was sollte sie darauf sagen?

gar keinen Markt, denn jedes Medikament würde ja

„Und was sagt Papa, dazu?“ brachte sie gerade noch

individuell nach den persönlichen Konstitution des

heraus. „Mit dem habe ich noch nicht darüber geredet“,

Kranken angefertigt. Experten erwarteten von dieser

entgegnete ihre Mutter. „Er ist doch gerade mit dem

Entwicklung insbesondere eine Neuerfindung des

Fahrrad und seinen Jungs unterwegs. Sie fahren über

Luxussegments. Also brauchte es auch völlig neue

die Alpen. Das dauert mindestens noch zwei Wochen.

Marketing- und Vertriebskampagnen. Vielleicht wäre

Dann rede ich mit ihm. Aber was soll er schon sagen? Er

ihre Mutter ja wirklich geeignet. Sie hatte bald 40 Jahre

wird sagen, es wäre besser, wenn ich mit ihm Segel-

Erfahrung in Marketingkampagnen und kannte sich

fliegen, Fallschirmspringen oder Marathon laufen

natürlich besonders mit Menschen ihrer eigenen Gene-

gehe. Aber das ist nun mal nicht meine Sache …“

ration aus. „Ja aber warum muss es denn gleich eine eigene Firma sein?“ Mit dieser Frage hatte sie natürlich gerechnet: „Das kann ich wirklich gut erklären“, be-

Dossier: Jung und Alt 2020

gann sie. „Es ist mehr so ein Gefühl. Weißt Du …“. „ Wenn wir die Auswirkungen der demografischen Ent„Aber du hast doch genug Geld!“ Kerstin unterbrach

ihre Mutter eigentlich nie, aber jetzt sprudelte es aus

wicklung auf die Lebenswelten und die Werte unserer Gesellschaft im Jahr 2020 analysieren, dann fallen zwei

zentrale Treiber von hoher Kontinuität ins Auge: Zuge-

Im Gegenteil! Sie werden weiter in erster Linie nach

hörigkeit und Anerkennung!

Zugehörigkeit streben! In diesem, im Jahr 2020 ebenfalls verbreiteten, Fall, entstehen Patchworkfamilien,

Kerstin (32) und ihre Mann Peter (35) leben ein Leben, das wir vor 10 Jahren schon fast für ausgestorben hielten. Sie trafen sich während des Studiums. Peter war im letzten Studienjahr, Kerstin hatte gerade begonnen. Sie zogen schnell zusammen und bekamen schnell das

die als Netzwerk verschiedener Mütter, Väter, Großeltern, Freunde geführt werden. Im Unterschied zu früher funktioniert diese Großfamilie allerdings ohne Familienoberhaupt und mit einem egalitären Verhältnis zwischen Frauen und Männern.

erste Kind. Als Max (heute 13) geboren wurde, war Kerstin noch mitten im Studium. Trotzdem verlebten

Das zweite Hauptlebensmodell des Jahres 2020 ge-

sie gemeinsam wilde Jahre. Sie zogen oft um, zumeist

wichtet die beiden Hauptwerte in entgegengesetzter

dorthin, wo Peter als Innovationsmanager gerade ein

Reihenfolge. Menschen deren Hauptwert die „Aner-

Projekt machte. Sie flogen oft und gern in den Aben-

kennung“ ist, gefolgt von der „Zugehörigkeit“ werden

teuerurlaub. Weit weg, sich zu Fuß oder trampend

sich sehr viel mehr Zeit lassen mit der Familiengrün-

durch fremde Länder zu schlagen, das war ihre Welt.

dung als Peter und Kerstin. Dies sind die „Späten Fami-

Max kam einfach mit. Irgendwie ging das immer. Kers-

lien“. Sie werden zunächst nach einer Steigerung ihrer

tin machte ihr Studium fertig und kurz darauf kam

persönlichen Anerkennung streben. Sie werden die

Jenny (heute 10) zur Welt. Es dauerte gar nicht lange,

Lebensphase zwischen 25 und 35 Jahren nutzen, um

da arbeitete Kerstin wieder. Auch Peter hatte dran

sich im Beruf und als Person zu verwirklichen. Die wer-

seinen Anteil, denn seine Familie hatte schon immer

den in dieser Zeit natürlich auch ernst gemeinte Part-

die höchste Priorität wenn es darum ging, Lebensent-

nerschaften eingehen, gleichzeitig aber den Aufbau zu

scheidungen zu treffen. Deshalb konnte auch Kerstin

starker Bindungen (Ehe, Kinder) vermeiden. Oft kommt

wieder richtig durchstarten und sich im Job verwirkli-

es auch vor, dass diese Menschen im Alter von 30-35

chen.

nochmals von vorn beginnen. Dies geschieht oftmals dann, wenn Sie in ihren Berufen so schnell vorange-

Peter und Kerstin stehen für eines der beiden Hauptlebensmodelle des Jahres 2020: Die „Frühen Familien“. Ihr Hauptwert ist die „Zugehörigkeit“, die sie in ihrer Familie finden, dicht gefolgt aber von der „Anerken-

kommen sind, dass keine bedeutende Steigerung mehr möglich ist. Die Chance zum Neuanfang wird durch das Nichtvorhandensein von familiären Verpflichtungen, insbesondere Kindern, begünstigt.

nung“, die sie hauptsächlich in ihren Berufen finden. In den wesentlichen Entscheidungen des Lebens hat die

Im Lebensabschnitt zwischen 35 und 45 Jahren tritt bei

„Zugehörigkeit“ jedoch ein größeres Gewicht als die

diesen Menschen der Wert der „Zugehörigkeit“ stärker

„Anerkennung“.

in den Vordergrund. Dies wird begünstigt dadurch, dass inzwischen so viel Anerkennung im beruflichen

Dies bedeutet aber nicht, dass alle auftretenden Probleme ignoriert werden und ihre Partnerschaft ewig hält. Sollte es zu unlösbaren Problemen kommen, werden die beiden ihre Partnerschaft beenden und sich neu verlieben. Damit ändern sich aber nicht ihre Werte!

und persönlichen Bereich erfahren wurde, dass sich das Verständnis anerkennenswerten Leistungen in der eigenen Vorstellung und im Umfeld verändert. So können plötzlich auch der Aufbau von festen Bindungen und Familienverhältnissen zu einem Anerkennungsgewinn führen.

Menschen die dieses Hauptlebensmodell des Jahres

Identität geht nicht in Pension! Die wachsende Anzahl

2020 leben, werden ihre Familiengründung im Alter

der Menschen jenseits des Rentenalters in unserer

zwischen 35 und 45 vollziehen. Auch sie werden sich

Gesellschaft des Jahres 2020 wird nicht aufhören nach

ihren Wunsch nach ein bis zwei oder sogar drei Kindern

dieser Anerkennung zu streben. Dieses Streben führt

erfüllen. Dafür sorgt im Jahr 2020 ein weitgehend

die Alten im Jahre 2020 je nach persönlicher Affinität in

selbstverständlicher Umgang mit Reproduktionstech-

drei Bereiche: Beruf, Sport und Familie.

niken. Doch auch nach der Familiengründung bleibt in diesem Lebensmodell der Wert der „Anerkennung“ der

Kerstins Mutter ist eine Vertreterin der ersten Spezies.

wichtigere gegenüber der „Zugehörigkeit“. Konflikte

Für sie ist ein Ende des Arbeitslebens nicht vorstellbar.

versuchen Menschen, die nach diesem Lebensmodell

Denn sie arbeitet nicht für Geld sondern für das Gefühl,

leben, zu lösen, indem sie dem anderen auch innerhalb

etwas Wichtiges zu tun. Aus diesem Grund suchte sie,

der Partnerschaft mehr Freiraum für Privatheit und die

sehr bald nachdem sie in Pension gegangen war, nach

ungestörte Verwirklichung eigener Vorstellungen ge-

einem Teilzeitjob. Aufgrund ihrer langjährigen Erfah-

ben. Wenn es aber in diesem Lebensmodell zu Tren-

rungen mit Kunden, ihrer Fachkenntnis und ihrer Ge-

nungen kommt, ergänzen sich die Bindungen nicht zu

lassenheit im Umgang mit Mitarbeitern fand sie

einem Netzwerk von Großfamilien. Stattdessen sind

schnell eine Tätigkeit als freiberufliche Projektleiterin

hier lose und mit der Zeit verblassende Bindungen

in Kerstins Agentur. Doch das ist ihr noch zu wenig. Sie

verbreitet

sehnt sich danach nicht nur Projekte zu steuern und zu lenken, sondern mit Dingen beschäftigt zu sein, die nur

Auch in der immer größer werdenden Gruppe der Älte-

sie aufgrund ihrer Erfahrungen übernehmen kann. Es

ren prägen die beiden zentralen Treiber „Zugehörig-

geht ihr darum, vernetzt und eingebunden zu sein.

keit“ und „Anerkennung“ die Werte und Bedürfnisse. Die meisten von Ihnen haben auf der Habenseite des

Kerstins Vater ist ein Vertreter der zweiten Spezies. Er

Lebens ein finanziell gesichertes Auskommen, einen

nutzt die durch seine Pension gewonnene Freiheit und

stabilen Freundeskreis und eine gesicherte Stellung in

Zeit, um sich zu beweisen, zu welchen Höchstleistun-

der eigenen Familie. Die meisten von ihnen haben die

gen er fähig ist. Sein Rentenleben ist die permanente

zurückliegenden Jahrzehnte gut genutzt und sind

Suche nach neuen Herausforderungen. Endlich kann er

versorgt, wenn es um das Streben nach „Zugehörig-

jenes Leben leben, das er schon seit vielen Jahren er-

keit“ und den Platz im Leben geht.

träumt hat. Sein Mittel dafür ist der Sport. Allerdings keine typischen „Rentnersportarten“ wie Nordic Wal-

Das große Problem der meisten Alten ist jedoch die

king oder Wassergymnastik, sondern jene sie von ihm

fehlende „Anerkennung“! Mit den Ausscheiden aus

fordern an seinen Grenzen und darüber hinaus zu ge-

dem Beruf verlieren die meisten Menschen von einem

hen. Stark gefragt sind Ausdauersportarten wie Rad-

Tag auf den anderen das Gefühl „gebraucht zu wer-

fahren und Laufen, aber auch Trend- und Extremsport-

den“, das Gefühl „wichtig zu sein“ und das Gefühl „sich

arten wie Surfen, Fallschirmspringen und Paragliding.

selbst beweisen zu können“. All diese Dinge sind Quell

Auch die intellektuellen Anstrengungen eines Senio-

jener Anerkennung, aus der Menschen jedes Alters ihr

renstudiums sind ein solches Austesten der eigenen

Selbstverständnis, ihre Motivation und ihren Lebens-

Grenzen. Diese Erlebnisse bringen jene Stories, deren

mut ziehen – kurz ihre Identität!

Lohn die Anerkennung im Freundeskreis ist.

Die dritte Hauptgruppe sind vor allem ältere Frauen,

Kampagne vorstellt. „Wie ne Oma lebt sie ja nicht ge-

die sich ihre Anerkennung in der Familie und im sozia-

rade“. „Nein, sie lebt für ihren Job!“, gibt Kerstin zurück.

len Leben holen. Sie sind auf der Suche nach wichtigen

„Aber manchmal merkt sie schon, dass es nicht mehr

Positionen in sozialen Netzwerken, in denen sie eine

ganz so geht wie früher. Auch wenn sie es nicht zuge-

Verantwortung für das Funktionieren des sozialen

ben will.“ Kerstin lächelt.

Lebens übernehmen können und Anerkennung dafür erlangen. Typische Beispiele sind Großmütter die anstelle ihrer Kinder oder Enkel die Betreuung und Erziehung der Kinder übernehmen. Dies reicht vom täglichen Mittagessen-Kochen über Urlaubsreisen mit Enkeln bis hin zur täglichen Betreuung der Kinder. Ebenso typisch für diese Spezies sind aber auch Aufgaben als „Netzwerkmanager“ im sozialen und kulturellen Umfeld, etwa in Chören, Kirchen und Kulturvereinen, als Nachhilfelehrer oder als Koordinator in Hilfsorganisati-

„Ein Theaterbesuch?“, schlägt Claudia vor. Kerstin rea-

giert mit einem Zucken der Mundwinkel. Das ist nicht der Vorschlag, den sie sich erhofft hatte. „Theater ist irgendwie zu normal. Zum 70. Muss es doch ein bisschen außergewöhnlich sein, oder?“ Claudia grinst: „Außergewöhnlich? … heißt auch außergewöhnlich

teuer! Wie viel darf‘s denn kosten?“ Kerstin zuckt die Schultern. „Ganz billig muss es nicht sein. Ein bisschen Luxus ist mit 70 schon erlaubt“, sagt sie.

onen für sozial Schwache. Anerkennung finden sie aber auch bei der Organisation von Events für ihre Freundeskreise, seien es Klassentreffen oder gemeinsame Reisen.

„Ich weiß was!“ Claudias Ausruf war schon fast ein

bisschen zu laut. An den umliegenden Schreibtischen schauen die Kollegen auf. Aber Kerstins Mutter hat

Auf den ersten Blick erinnern die Lebenswelten der Alten im Jahr 2020 an die Konsumgewohnheiten und Freizeitaktivitäten der heutigen Jugendlichen. Doch während vordergründig Neugierde, Abenteuerlust und

zum Glück nichts mitbekommen. „Pssst!“ Kerstin hält ihren Zeigefinger vor die Lippen und reißt die Augen auf. Ihre Kollegin hebt entschuldigend die Hände. „Na komm schon! Sag!“ flüstert sie.

Erfahrungshunger als Treiber dieser Entwicklung erscheinen, liegt der Wesenskern tiefer: Das Kontinuum

„Ich habe vor ein paar Tagen so einen Bericht im Fern-

von Zugehörigkeit bis Anerkennung prägt die Sehn-

sehen gesehen.“, beginnt Claudia. „Du weißt ja, dass

süchte und Lebensweise sowohl der Jungen als auch

ich ein bisschen hypochondrisch veranlagt bin. Deshalb

der Alten im Jahr 2020.

programmiert

mir

mein

TV-Assistent

jede

Ratgebersendung und jede neue Gesundheits-Show ein. Und die eine war wirklich interessant!“

Das Geschenk „Erzähle!“ Kerstin setzt sich auf den Schreibtisch und „Du sag mal …“, Kerstin beugt sich über den Schreib-

blickt Claudia erwartungsvoll an.

tisch. „Claudia, was würdest Du Deiner Mutter schenken, wenn sie 70 wird?“ Ihre Kollegin schiebt den Stuhl zurück. „Pfffhhhh …“, das ist schwer. Sie schaut sich um. Genau hinter ihr auf der anderen Seite des Großraumbüros steht Kerstins Mutter und erklärt mit einem jungen Kollegen, wie sie sich die Designs ihrer neuen

„Da ging es um individuelle Medizin. Die haben ein

iHealth Set vorgestellt. Das hat ausnahmsweise mal nichts mit Apple zu tun. Das „i“ steht für individuell. Und es funktioniert so: Du kaufst Dir dieses iHealth Set. Da drin sind verschiedene Geräte für zuhause, zum

Beispiel T-Shirts die deine Herzfrequenz messen, Bett-

„Naja, viel mehr gibt’s eigentlich nicht zu erzählen.“

wäsche die im Schlaf die Körperfunktionen untersucht

Das Ganze ist furchtbar teuer, aber es soll der Hammer

und ein Selbstanalysegerät für Bluttropfen. Dazu be-

sein! Ist ja auch klar: Wenn es in Deinem Kopf bioche-

kommst Du eine iHealth-Card. Mit der kannst du dir

misch ganz anders aussieht als in meinem, dann

zweimal im Jahr einen kompletten Körpercheck ma-

brauchst Du ein anderes Kopfschmerzmittel als ich.

chen lassen. Aber nicht nur mal abtasten und in den

Oder jedenfalls in Teilen anders dosiert.“

Hals schauen, sondern mit Blutuntersuchung, Ganzkörper-MRT und allem was dazu gehört. Die Ergebnisse

„Super Tipp! Ich glaube das ist genau das richtige für

von diesen Körperchecks und auch von den täglichen

meine Mutter! Ich suche gleich mal, was das kostet.“

Tests zuhause werden auf dieser Karte gespeichert.

Kerstin setzt sich wieder Claudia gegenüber an ihren

Und jetzt kommst: Wenn Du dann mal krank bist, dann

Schreibtisch. Sie schaut kurz auf. Quer durch den Raum,

schickst Du oder dein Arzt diese Daten an die Apotheke

auf der anderen Seite diskutiert ihre Mutter immer

und Du bekommst Deine eigene, individuelle Medizin.

noch mit ihren Mitarbeitern. „Vielen Dank“, flüstert sie

Das dauert nicht länger, als bisher auch.“

Claudia zu.

Claudia stockt und schaut ihre Kollegin irritiert an. Schon in den letzten Sekunden hatten sich Kerstins Gesichtszüge zu einem breiten Grinsen verändert. Das war heute schon einmal Thema gewesen. „Ist was?“

Diese Trendanalyse ist ein Teil des neusten Trendbuches „2020 – So leben wir in der Zukunft“ von Sven Gábor Jánszky, Goldegg Verlag Wien, 318 Seiten, ISBN: 978-3901880049, 1. Auflage 2009

„Alles okay“, antwortet Claudia lächelnd. „Erzähl wei-

ter. Ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg.“

Nutzen Sie den 2b AHEAD ThinkTank als Ihren Innovationsberater! Sie können die Innovationskraft, das Trendwissen und die Businesskontakte des ThinkTanks für Ihr Unternehmen nutzen. Mit der Kompetenz des ThinkTanks begleiten wir Ihre Innovationsteams durch Ihre Innovationsprozesse! Trendstudien – Stop or Go-Analysen – Keynotes – Kreativseminare – Führungskräftetraining – Prozessleitung – Moderation Bestellen Sie Ihr unverbindliches Angebot bei: Jana Sorgalla, Tel.: +49 341-5643454, Email: [email protected]