8. Kostenplanung und Kostenkontrolle a. Zweck der Aufzeichnung von Kostendaten und „Systeme“ der Kostenrechnung b. Kostenkontrolle auf Ist‐Kostenbasis c. Flexible Kostenbudgets d. Normalkostenrechnung e. Plankostenrechnung 1
a. Zweck der Aufzeichnung von Kostendaten und „Systeme“ der Kostenrechnung ¾ Kostendaten dienen 1. der Entscheidungsunterstützung und 2. der Beeinflussung des Managerverhaltens. Zu 1: Vergangenheitsdaten reichen als Grundlage von Entscheidungen i.d.R. nicht aus, da sich Entscheidungssituationen nicht identisch wieder‐ holen. Allerdings wäre es zu aufwendig, die relevante Kosteninformation für jede Entscheidung aufs Neue zu gewinnen. Praktisch fließen in die Kostenerwartungen zu Zwecken von Entscheidungen meist Ist‐Kosten‐ daten der Vergangenheit und Informationen des Managements über die aktuelle Situation ein. Kostenkontrolle stellt dabei Ist‐Kosten und bei der Entscheidung erwartete Kosten einander gegenüber, um so „Lernen“ der Kosten‐ Erwartungsbildung zu unterstützen. Zu 2: Ein Zeitvergleich der Ist‐Kosten, ein Benchmarking oder die Gegenüberstellung der Ist‐Kosten und einer Sollgröße dienen auch der Managementbeurteilung und induzieren so „Kostenbewusstsein“ bei den Managern. 2
„Systeme“ der Kostenrechnung unterscheiden sich durch die Wahl des Vergleichsmaßstabs und des Umfangs der Kosten, die der Kontrolle zugrunde gelegt werden, d.h. ob die Stellen die vollen oder nur Teile der (z.B. nur die inkrementellen) Kosten für ihre Leistung weiter‐ verrechnen. Unwirtschaftlicher Verbrauch fällt beim Leistungsempfänger nur in Höhe der weiterverrechneten Kosten ins Gewicht.
Vergleichsmaßstab Î
Abrechnungsperiode
unter Verrechnung von Ð Vollkosten
Teilkosten
Traditionelle Ist-Kostenrechnung “Direct Costing”
Durchschnitt vergangener Abrechnungsperioden Traditionelle NormalKostenrechnung
Planung bzw.
Technischökonomische Analysen Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis GrenzPlankostenrechnung 3
Überblick über die Kontrollstandards ¾ Vollkostenrechnung versus Teilkostenrechung Teilkostenrechung keine oder nur ein Teil der Fixkosten und die durch die Leistung zusätzlich verursachten Kosten werden verrechnet
Vollkostenrechnung („Absorption Costing“) anteilige Gesamtkosten der Leistungsstelle bzw. des in Anspruch genommenen Prozesses
¾ Ist‐, Normal‐ oder Plankostenrechnung Istkostenrechung leitet die angefallenen Kosten aus der Finanzbuchhaltung ab und verrechnet sie auf die Leistungen der Abrechnungsperiode
Normalkostenrechnung bewertet die aktuellen Verzehrsmengen mit durchschnittlichen Istkostensätzen vergangener Perioden
Plankostenrechnung verrechnet planmäßig für die Leistung anfallende Kosten 4
b. Kostenkontrolle auf Ist‐Kostenbasis ¾ Traditionell wurde zu Kostenkontrollzwecken der Vollkosten‐ Verrechnungssatz auf Ist‐Kostenbasis herangezogen:
p=
Gesamte angefallene Ist-Kosten der Kostenstelle in der Abrechungensperiode Gesamtleistung der Stelle (Bezugsgröße, Kostentreiber)
¾ Die angefallenen Ist‐Kosten umfassen sowohl die Primärkosten der Stelle als auch die Sekundärkosten d.h. Kosten für in Anspruch genommene Leistungen anderer Stellen, bewertet zu deren Vollkosten‐ Verrechnungssatz. Der amerikanische Stahlmagnat Andrew Carnegie war geradezu süchtig nach den Daten der Konkurrenz (Kosten je Tonne Stahl). Dieser aus Sicht des einzelnen Stellenleiters ungerechte Vergleich, der ihn für die Unwirtschaftlichkeiten seiner Kollegen, deren Vorleistungen er benötigt, verantwortlich macht, bewirkt vermutlich, dass die Stellenleiter einander bezüglich des „Kostenbewusstseins“ eifersüchtig im Auge behalten. 5
Kostenverrechnung auf Vollkostenbasis, formal ¾ dem Kostenpool j belasteter Wertverzehr: Primärkosten = ∑ K ijPr über alle Kostenarten i i
∑px
Sekundärkosten =
über alle für j in Anspruch genommenen Kostentreiber l
l lj
l
zusammen:
GKj
¾ pj = GKj /xj (Durchschnittsprinzip) ¾ Die Gesamtleistung (Kostentreiber j) wird weiterverrechnet: x j = x jm
∑ m
Verrechnete Kosten = entstehende Kosten 6
Konsequenzen des Durchschnittsprinzips ¾Die Fixkosten verteilen sich auf die Leistungseinheiten
p(x) π ( x)
Verlauf der verrechneten Kosten in Abhängigkeit von xj , (der “Beschäftigung”): je geringer die Beschäftigung, desto höher die Kostenbelastung je Leistungseinheit
Beschäftigungspropotionaler Anteil des Verrechnungssatzes
x 7
Dilemma der Vollkostenrechnung ¾ Sind die belieferten Stellen nicht gezwungen, die Leistung innerbetrieblich zu beziehen, steigt mit einer Erhöhung des Verrechnungssatzes die Wahrscheinlich‐ keit weiteren Rückgangs der Beschäftigung der Stelle und damit der Erhöhung des Verrechnungssatzes. ¾ Möglicherweise wird die Leistung ganz nach außen vergeben, obwohl die innerbetriebliche Versorgung günstiger wäre. Aus strategischen Gründen („Beschränkung auf die Kernkompetenzen“) wird das zuweilen begrüßt.
8
Beispiel Fünf Bereiche eines Unternehmens nutzen die Dienste der unternehmenseigenen Rechtsabteilung. Dafür wird ihnen je Beratungsstunde ein Verrechnungssatz in Höhe der Gesamtkosten der Rechtsabteilung in der vergangenen Abrechnungsperiode, dividiert durch die Zahl der in der Periode insgesamt nachgefragten Beratungsstunden belastet. Die Gesamtkosten setzen sich zusammen aus den Kosten, die sich an den Bedarf anpassen lassen und den fixen Kosten für Gehälter, die Leitung der Abteilung und die Infrastruktur, die 72 000 € je Periode betrugen. Die fixen Kosten fallen erst weg, wenn die Abteilung „zugemacht“ wird, ansonsten fallen sie in jeder Periode unverändert an. Die Nachfrage der einzelnen Bereiche nach Beratungsleistungen in der letzten Periode ist in der Tabelle unten angegeben. Die Gesamtkosten der Rechtsabteilung in dieser Periode betrugen € 92 000. Die Bereiche können ihren Beratungsbedarf auch extern decken. Die Stundensätze, die der jeweils günstigste externe Berater, der für den jeweiligen Bereich in Frage kommt, begrenzt die Nachfrage nach den Leistungen der Rechtsabteilung. Die Tabelle enthält für jeden Bereich auch den Verrechnungssatz, bei dessen Überschreiten er keine Leistungen der Rechtsabteilung mehr nachfragt. Abteilung Höchstpreis Nachfrage
I
II 99 200
III 135 90
IV 175 120
V 111 190
93 400
Fragen, siehe nächste Seite 9
Fragen 1. Wie hoch ist der Verrechnungssatz für die laufende Periode? 2. Angenommen, die Kosten der Rechtsabteilung (und damit der Verrechnungssatz) steigen am Anfang der laufenden Periode einmalig um 5% gegenüber der Vorperiode, während die Sätze der externen Anbieter unverändert bleiben. Wie groß ist nun die Nachfrage nach Leistungen der Rechtsabteilung, welcher Verrechnungssatz ergibt sich für die Folgeperiode? 3. Beantworten Sie Frage 2 für alle Folgeperioden. 4. Berechnen Sie die Kostenersparnis, die sich – trotz der Kostensteigerung – gegenüber dem Endzustand gemäß Frage 3 erzielen ließe, wenn alle Abteilungen der internen Rechtsabteilung die Treue halten würden. 5. Welche Einsicht über kostenorientierte Preisfestsetzung haben Sie aus dem Beispiel gewonnen? 10
Dilemma der Vollkostenrechnung (Forts.)
p(x) π ( x)
φ2
Vollkosten in Abhängigkeit von der Beschäftigung = fallende rote Kurve Ausgangssituation: Verrechnete Kosten = rote Horizontale Schock: 10%ige Kostensteigerung: Verrechnete Kosten: schwarze Horizontale. Nachfrager D1 geht fremd. Das erhöht den Verrechnungssatz auf φ1. Danach fällt aber D2 aus, usw. bis schließlich keine Nachfrage mehr übrig bleibt. Gesamtkosten nach Wegfall der Stelle sind aber größer als bei interner Versorgung, jeder Abnehmer ist nun auf seine externe Alternative angewiesen. (Gesamtkosten entsprechen der grünen Fläche.) Bei Aufrechterhaltung der Stelle wäre man mit Kosten in Höhe der Fläche des schwarz umrahmten Rechtecks ausgekommen!
φ ( x) φ1
D2
D1
x
Beschäftigungsproportionaler Anteil des Verrechnungssatzes 11
Abteilung Höchstpreis Nachfrage
I
II 99 200
III 135 90
IV 175 120
V 111 190
93 400
Anfangszustand Fixkosten: 72 000 Gesamtkosten : 92 000
1. Verrechnungssatz ? 2. Fixkosten: 75 600 var. Kosten pro Stunde: 21, Gesamtkosten: 96 600, p = 96.6, V springt ab. 3. Gesamtkosten: 75 600 + 600∙21 = 88200, neuer Verrechnungssatz: 21 + 126 = 147; nur III bleibt. Neuer Verrechnungssatz: 651. 4. Summe (Höchstpreise × Nachfrage) – 96 600 = 14 640 5. ?
12
Diskussion der Verrechnung auf Vollkostenbasis ¾ Motivation: Alle entstehenden Kosten müssen gedeckt werden; daher ist die Verrechnung aller entstehenden Kosten erforderlich ¾ Das zwingt aber nicht zu einem einheitlichen Verrechnungssatz ¾ Bei geringen Fixkosten tritt das Dilemma der Vollkostenrechnung nicht in Erscheinung ¾ Bei hohen Fixkosten: anstelle des Durchschnittsprinzips könnten nach Tragfähigkeit der Verwendungen differenzierte Kosten‐ belastungen gewählt werden! Beispiel: differenzierte Gemeinkostenzuschläge je nach Auftragsarten im Kfz‐ Gewerbe Nachteil: Es entstehen Diskussionen über die Verrechnungssätze („Influence Costs“)
¾ Die Praxis nimmt Fehlsteuerungen in Kauf, um „Influence Costs“ zu vermeiden. 13
Verrechnung auf Teilkostenbasis 1. Teilweise Weiterverrechnung der Fixkosten: nur „Nutzkosten“ Nutzkosten = ausgenutzte Kapazität ∙ Fixkosten Kapazität
2. Nicht‐Weiterverrechnung der Fixkosten: nur variable Kosten werden proportional zu einem zugeordneten Kostentreiber verrechnet Spezialfall: Grenzkosten
14
Verrechnung ohne Leerkosten ¾ Ausweg aus dem Fixkostendilemma: Abspaltung der Leerkosten*)
¾
damit vermeidet man das Ansteigen des Verrechnungssatzes bei Beschäftigungsrückgängen x Ist‐Leistung Beschäftigungsgrad = = α = Kapazität x0
¾ Nutzkosten := Fixkosten ∙ Beschäftigungsgrad ¾ Leerkosten := Fixkosten – Nutzkosten Kosten KF
*) Die Idee geht auf Henry L. Gantt (1862 - 1919) zurück, in Deutschland auf Otto Bredt (1888-1973)
Fixkosten
x0 : Normalbeschäftigung, (= „Kapazität“)
x0
x
15
Verrechnungssatz bei Nutzkostenverrechnung (Istkosten)
⎧ K Ist ⎫ falls x ≥ x0 ⎪ ⎪ ⎪ x ⎪ ¾ Verrechnungssatz p = ⎨ Ist ⎬ Fix Fix ⎪ K − K + K sonst ⎪ ⎪⎩ ⎪⎭ x x0 verrechnete Kosten: px = KIst − max{1 – α, 0} KFix die Leerkosten bleiben unverrechnet im Periodenaufwand. Die Bestimmung des Verrechnungssatzes erfordert eine Kostenauflösung in fixe und variable Bestandteile.
¾ Handelsrechtliche, steuerliche und internationale Rechnungslegungsvorschriften verbieten die Aktivierung von Leerkosten. 16
Beispiel mit Nutzkostenverrechnung ¾ Angenommen die Kapazität der Rechtsabteilung im Beispiel beträgt 1200 Stunden, nur Nutzkosten werden verrechnet. Was ändert sich? Abteilung Höchstpreis Nachfrage
I
II 99 200
III 135 90
IV 175 120
V 111 190
93 400
Anfangszustand Fixkosten: 72 000 Gesamtkosten : 92 000 Kostensteigerung: 5%
¾ 75 600 / 1200 + 21 = 84
17
Verrechnung auf Teilkostenbasis Allgemeines Prinzip: ¾ Grundlage: Feststellung der Kapazitätsauslastung als Anteil der Stellenkapazität x0. ¾ Die entstandenen Kosten werden aufgeteilt in kostentreiberbezogen zu verrechnende Kosten und nicht zu verrechnenden Periodenaufwand.
¾ Die treiberbezogenen Kosten werden nach Inanspruchnahme verrechnet. „Direct Costing“ (J.N. Harris, 1936) verrechnet nur die (kostentreiberbezogen) variablen Kosten (also nicht nur die direkten Kosten der Kostenträger!). Goldratt & Cox 1986 schlagen vor, die Nutzung von Engpasskapazitäten über die „Throughput contribution“ = Verkaufspreis – Materialkosten zu steuern. Andere variable Kosten als Materialkosten sind dann irrelevant. 18
Istkostenrechnung auf Teilkostenbasis ¾ Direct Costing (Jonathan N. Harris, 1936*) verrechnet nur die variablen Kosten weiter, d.h. die Kosten, die auf der Basis der getroffenen Kapazitäts‐Dispositionen nur noch von den Entscheidungen der Nachfrager abhängen einschließlich variabler Fertigungsgemeinkosten
dispositionsbestimmte Fixkosten werden direkt an die Betriebs‐ ergebnisrechnung übergeben Verrechnungssätze bei Preisstabilität geeignet für Entscheidungen über Inanspruchnahme nicht voll ausgelasteter Kapazitäten Aktivierung von Kapazitätskosten wird vermieden, dadurch kein Anreiz zur Produktion auf Lager bei Unterbeschäftigung für Rechnungslegungszwecke nicht zugelassen *) What did we earn last month? N.A.C.A. Bulletin 15.1.1936, S. 501f, s. Kilger 91992, 78‐82 19
Anwendung ¾ Die variablen Kosten werden als relevante Kosten für die Entscheidung über ein vom übrigen Geschäft unabhängiges Zusatzgeschäft bei nicht voll ausgelasteter Kapazität angewandt. Annahme des Zusatzauftrags, wenn der Deckungsbeitrag über die variablen (inkrementellen) Kosten positiv ist.
¾ In der Praxis ist jedoch Vorsicht geboten. Unabhängige Zusatzaufträge sind selten. Die Entscheidung sollte nicht nur von der Kapazitätsauslastung abhängig gemacht werden. Fallbeispiel: Baldwin Bicycles Corp., deren Kapazitäten mit dem üblichen Absatz an Fahrradhändler nicht voll ausgelastet sind, erhält einen Zusatzauftrag über 10 000 Räder von einem Warenhauskonzern. Der Preis ist viel geringer als beim üblichen Geschäft, der Deckungsbeitrag aber deutlich positiv. Im nächsten Jahr nimmt der Absatz an Fahrradhändler dramatisch ab, weil diese die Konkurrenz des Warenhauskonzerns zu spüren bekommen. Der Warenhauskonzern ist nur zu einem die Vollkosten nicht deckenden Preis bereit, Fahrräder abzunehmen. Das ursprüngliche Geschäft ist kaum wiederzugewinnen, weil die Fahrradhändler die im Warenhaus als Billigmarke angebotenen Räder nicht mehr vertreiben. 20
Diskussion ¾ Verrechnung variabler Kosten: Zusätzliche Leistung wird nur mit ihren zusätzlichen Kosten belastet ¾ Verrechnungssätze sind unabhängig von der Auslastung der Stelle ¾ Ob eine Stelle oder ein Prozess unter Einbeziehung der Kapazitätskosten wirtschaftlich ist, lässt sich allein auf der Basis von Teilkostenverrechnung nicht beantworten. Dazu bedarf es umfangreicherer Was‐ wäre‐wenn‐Analysen.
21
Istkostenrechnung, Eignung ¾ Eine reine Istkostenrechnung ist sowohl für Planungs‐ als auch Kontrollzwecke nur eingeschränkt geeignet Für die Planung sind die vergangenen Kosten nur bei unveränderten Bedingungen relevant Zufallsschwankungen wirken sich unmittelbar auf Kalkulationsergebnisse aus Jede Kostenstelle kann Unwirtschaftlichkeiten voll auf ihre Abnehmer weiterwälzen; das erschwert die Lokalisierung von Unwirtschaftlichkeiten. Historisch: Istkostenrechnung erwies sich als zu langsam; Auswertung des Betriebsabrechnungsbogens lag erst mit erheblicher Verzögerung vor. 22
c. Flexible Kostenbudgets ¾ Aufgabe eines Stellenleiters ist es, seine operativen Entscheidungen an die Situation anzupassen und die minimalen situationsbedingt erforderlichen Kosten nicht zu überschreiten. ¾ Die „erlaubten“ Kosten hängen also von situationsbedingten Einflussgrößen ab. Sie werden i.d.R. als Fixkosten + Summe (konstanter Koeffizient × Einflussgröße) spezifiziert. Das so bestimmte flexible Kostenbudget wird oft erst im Nachhinein bei der Kontrolle berechnet. Die wichtigste Einflussgröße ist die Kapazitätsauslastung der Stelle in der Kontrollperiode.
¾ Allerdings kann die Stelle den für die in Anspruch genommene Leistung lediglich einen konstanten Verrechnungspreis je Leistungseinheit weiter berechnen („verrechnete Kosten“). ¾ Die gesamte Abweichung zwischen den verrechneten Kosten, die der Stelle für ihre Leistungen gut geschrieben werden, und den für die Stelle erfassten angefallenen Kosten („Ist‐Kosten“) setzt sich also aus einer Beschäftigungs‐ abweichung und einer Restabweichung zusammen, die als „Verbrauchs‐ abweichung“ bezeichnet wird. 23
Beschäftigungs‐ und Verbrauchsabweichung Verbrauchsabweichung K Vollkosten 45
Istkosten
40 35 30 25 20
unausgenutzte Kapazitätskosten
15 10 5 0 0
2010
4020
6030
8040
100% 50 Auslastung 24
Kostenkontrolle, Formeln ¾Verrechnete Kosten: α Kvoll ¾Beschäftigungsabweichung: BA= KFix · (1 – α ) ¾Sollkostenfunktion: KSoll(x) = KFix + (Kvoll – KFix) α
¾Verbrauchsabweichung: VA(x)= KIst – KSoll(x) 25
Kaizen ¾Budgetierung von Kostensenkungen Speziell Unternehmen mit Massenproduktion bleiben nur wettbewerbsfähig, wenn sie mit den Kostensenkungserfolgen der Konkurrenz Schritt halten. Dazu organisieren diese Betriebe Programme „kontinuierlicher Verbesserung“, die meist mit einem betrieblichen Vorschlagswesen verbunden sind
Der Kostensenkungserfolg wird dabei mit Hilfe einer Abweichungsanalyse kontrolliert*). *) Yasuhiro Monden: Wege zur Kostensenkung : target costing und kaizen costing, München : Vahlen, 1999 26
Kaizen‐Costing: Budgetierte Kostensenkung Vgl. Monden 1992, Ch.28.
{
Budgetierte variable Kosten
Kaizen Costing Effekt
Budgetierte Fixkosten alt neu
Ist-Kosten
14243
Kosten
Beschäftigung
Ist-Beschäftigung
Plan-Beschäftigung
Auftragsgrößenabweichung ¾ Bezeichnungen: Kapazitätsauslatung: α Kosten bei Vollauslastung (Budget): Kvoll Fixkosten (Budget): KFix Auflegungskosten (Budget): KA Vom Budget unterstelle Auftragsgröße: q0 Ist‐Auftragsgröße: q 0 ⎛ ⎞ A q voll Fix K ( x, q ) = αK + (1 − α ) K + ⎜⎜ − 1⎟⎟ K ⎝ q ⎠ Leerkosten Beschäftigungs‐ abweichung
Auftrags‐ größen‐ abweichung 28
d. Normalkostenrechnung ¾ Bestimmung des Standards bei Normalkostenrechnung 1.
Wahl einer Referenzperiode, deren durchschnittliche Einsatzmengen je Leistungseinheit und Faktorpreise
2.
der Kostenverrechnung zugrunde gelegt werden sollen. Die Primärkosten werden zu festen Verrechnungspreisen (periodischen Ist‐Preisdurch‐ schnitten der Referenzperiode) bewertet, voraussichtliche Änderungen der Faktorpreise werden durch prozentuale Zu‐ oder Abschläge berücksichtigt.
3.
Sekundärkosten werden zu festen Verrechnungssätzen bewertet, die auf einer Ist‐ Kostenrechnung für die Referenzperiode beruhen Absehbare Preisänderungen wie bei Sekundärkosten
¾ Voll‐ oder auf Teilkostenbasis 29
Preisabweichungen ¾ Bei Normalkostenrechnung werden die Kosten zu Verrechnungs‐ preisen bewertet, auch die Ist‐Kosten! Entweder rechnet man die Normalkosten auf Ist‐Preisniveaus um oder die Ist‐Kosten auf Normal‐ preisniveau. ¾ Die Bestandsbewertung in der Finanzbuchhaltung erfordert Bewertung zu Ist‐Preisen ¾ Da die Primärkosten den Kostenobjekten zu festen Verrechnungspreisen belastet werden, entstehen Preis‐ Abweichungen zwischen Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung. ¾ Die Preisabweichungen werden für jede Kostenart auf einem Preisdifferenzen‐Konto ermittelt, auf dem die Aufwendungen zu Ist‐Preisen im Soll die Kosten zu Verrechnungspreisen im Haben
gebucht werden. (Siehe Kapitel 7, S. 29‐31) 30
Stellenkontrolle: Grafische Darstellung Istkosten-Verrechnungssatz = tg β Normalkostenverrechnungssatz πj = tg α Gesamte Normal- > kosten Stellenabweichung Verrechnete Normalkosten
Leerkosten Istkosten zu Normalpreisen Fixe Normalkosten
α
β
xjIst
xjNormal
x 31
Normalkostenrechnung: Beispiel ¾ Kostenstelle Fuhrpark ¾ Istkosten einer repräsentativen Vorperiode Leasingraten für Fahrzeuge Kraftstoff, Öl Instandhaltung (50% fix)
¾ Bezugsgröße: km ¾ Verrechnungssatz je km Grenzkostenbasis Vollkostenbasis
gesamt variabel fix € 10 000 € 10 000 € 24 000 € 12 000 € 6 000 € 6 000 € 30 000 € 16 000
50 000 € 0.60 €0.92
¾ Grundlage für Wirtschaftlichkeitsvergleich Perioden
16 000 + 40 000 ∙∙ .60 = 40 000
neue Periode: 40 000 km , Gesamtkosten: €38 000 Frage: Verbesserung oder Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit?
32
Kostenstellenkontrolle bei Normalkostenrechnung ¾Referenzperiode: z.B. ein Jahr ¾Kontrollperiode: Monat
33
Normalkostenrechnung: Beurteilung ¾ Vereinfachung von Kalkulation und Leistungsverrechnung durch Verwendung von Durchschnittswerten ¾ Ausschaltung zufallsbedingter Preisschwankungen ¾ Wirtschaftlichkeitskontrolle: „Vergleich von Schlendrian mit Schlendrian“ (Schmalenbach) bei Isolierung der Leerkosten durchaus aussagefähig
¾ Kostengünstig in der Durchführung ¾ Universell anwendbar, auch wenn analytische Kostenplanung zu aufwendig oder unmöglich (Î Plankostenrechnung) 34
e. Flexible Plankostenrechnung ¾ Plankostenrechnung unterscheidet sich von der Normal‐ kostenrechnung prinzipiell dadurch, dass an die Stelle der Ist‐Durchschnitte der Referenzperiode (von Kosten‐ ingenieuren) kostenanalytisch geplante Standards treten. ¾ Arten Standardkostenrechnung Standards sollen das unvermeidbare Kostenniveau charakterisieren werden u.U. erst im Nachhinein ermittelt dienen lediglich der Wirtschaftlichkeitskontrolle der Kostenstellen Prognosekostenrechnung Grundlage zukünftiger Entscheidungen über die Kapazitätsnutzung plant erwartete Unwirtschaftlichkeit mit ein 35
Kostenbudgetierung ¾ Für die ausstehende Periode wird – in der Regel nach dem Verfahren partizipativer Budgetierung – eine Budgetplanung erstellt. Ausgangspunkt ist in der Regel der Absatzplan. Bei partizipativer Budgetierung wirken die Stellen mit, die den Plan auszuführen haben, indem sie ihre Kapazitäten und die erforderlichen Mittel, die erforderlichen Lagerbestände usw. anmelden. Die Zentrale stimmt dann die Angaben der Abteilungen mit den strategischen Zielen des Unternehmens ab und entwickelt einen Budgetplan. Der Budgetplan setzt zu erreichende Ziele und räumt dafür erforderliche Mittel ein. Die Wahl der Maßnahmen, mit denen die Ziele erreicht werden sollen, bleibt Aufgabe der Bereiche. Die Bereiche erhalten Gelegenheit zur Stellungnahme. Nach meist mehreren Abstimmungsrunden ratifiziert die Zentrale das Budget schließlich. Der Budgetplan gilt dann quasi als Vertrag zwischen Zentrale und Bereichen und bestimmt deren Handeln. 36
Masterplan und flexible Budgets ¾ Der Budgetplan wird gewöhnlich als starrer Plan entwickelt, d.h. er legt eine bestimmte Erwartung über die in der Planperiode wirksamen Umwelteinflüsse zugrunde und setzt auf dieser Grundlage starre Zielvorgaben und starre Mittelzusagen. ¾ Zu Kontrollzwecken werden anschließend flexible Budgets formuliert, die den tatsächlichen, vom Masterplan abweichenden, externen Einflüssen Rechnung tragen sollen. Als Beispiel eines flexiblen Budgets lässt sich die Normalkostenfunktion interpretieren:
Masterbudget = Normalkosten bei Normalbeschäftigung Externe Einflussgröße: Ist‐Beschäftigung Flexible Kostenvorgabe: Normalkosten bei Ist‐ Beschäftigung 37
Grundlagen der Kostenplanung ¾ Kostenfunktionen aus technisch‐ökonomischen Analysen z.B. Rezepturen, Stücklisten, Vorgangslisten, Arbeitsplänen abgeleitet, erforderlichenfalls kostenartenweise zu Planpreisen bewertete Einsatzmengen in Abhängigkeit von der Nachfrage bei Anpassung noch flexibler Dispositionen der Stellenleitung (Anpassungsentscheidungen) bei gegebenen Kapazitätsdispositionen unterstellt wird, dass das Management die optimale Anpassung an Änderungen externer Einflüsse wählt
¾ Kostenfunktion wird in der Umgebung der geplanten Beschäftigung linearisiert („planmäßige Kostenauflösung“) 38
Vorgehen bei der Kostenplanung ¾ Wahl einer Planbeschäftigung (Masterbudget) „Kapazitätsplanung“: Planbeschäftigung = Kapazität der betreffenden Stelle „Absatzplanung“: Planbeschäftigung = Gesamtbedarf der Stellenleistung gemäß Absatzplan „Kapazitätsplanung“ und „Absatzplanung“ setzen voraus, dass keine Kapazitätsengpässe bestehen. „Engpassplanung“: Ausrichtung am tatsächlichen Engpass; erfordert im Allgemeinen lineare Optimierung bei der Budgetabstimmung „Absatzplanung“ und „Engpassplanung“ haben den Nachteil, dass sich die Verrechnungssätze und die flexiblen Kostenbudgetfunktionen von Periode zu Periode ändern.
¾ Bestimmung der Plankosten bei Planbeschäftigung gemäß der Kostenfunktion relevanter Bereich der Beschäftigung planmäßige variable Kosten planmäßige Fixkosten
bei linearer Approximation der Kostenfunktion
39
Abhängigkeit der linearen Approximation von der Planbeschäftigung Stillstandskosten „Absatzplanung” xP (Kapazität ist knapp, Überbeschäftigungs‐ kosten)
relevanter Bereich der Beschäftigung
KP
KF
xP
x 40
Abhängigkeit der linearen Approximation von der Planbeschäftigung Stillstandskosten „Absatzplanung” xP (Kapazität ist knapp, Überbeschäftigungs‐ kosten)
relevanter Bereich der Beschäftigung
KP KP KF
„Kapazitätsplanung” (Normalkapazität xN) KF
relevanter Bereich der Beschäftigung
xN
xP 41
Vorgehen,... • Wahl einer Planbeschäftigung xP
• Bestimmung der Plankosten KP bei Planbeschäftigung (Budgetierungsprozess) • planmäßige Kostenauflösung • die lineare Approximation der Kostenfunktion markiert das anzustrebende Soll, auch KP bei von xP abweichender Beschäftigung: „Sollkostenfunktion“ (Flexibles Kostenbudget)
KF
x
xP 42
Verrechnung, Vollkostenbasis • Verrechnungssatz = tg α = KP /xP, enthält auch die planmäßigen Nutzkosten
KP
α x
xP 43
Kostenkontrolle, Vollkostenbasis • Feststellung der Istbeschäftigung xIst • das Kostenbudget der Stelle besteht aus - den „verrechneten Plankosten“ - der „Beschäftigungsabweichung“
Verrechnete Plankosten
• Feststellung der Ist‐Kosten KIst (bewertet zu Planpreisen und Plan‐Verrechnungssätzen)
• Überschreitung des Kostenbudgets: „Verbrauchsabweichung“
xIst xP
x 44
Verrechnung, Vollkostenbasis Bei Kapazitätsplanung xN ergeben sich:
¾ eine höhere Verbrauchsabweichung ¾ eine negative Beschäftigungsabweichung ¾ höhere verrechnete Plankosten Kist Verrechnete Plankosten
Negative Beschäftigungsabweichung KP muss zu Rechnungslegungszwecken nachträglich auf die Kostenträger verrechnet werden; führt zu einer Verringerung der auf die Kostenträger verrechneten Kosten.
xN xIst xP
x 45
Verrechnung, Grenzkostenbasis • Verrechnungssatz = tg β = (KP – KF)/xP , enthält nur die planmäßigen Grenzkosten • Verrechnete Plankosten = (KP – KF) x/xP
KIst KP
• das Kostenbudget der Stelle besteht aus: ‐ den „verrechneten Plankosten“
β
KF
β
Verrechnete Plankosten
‐ den planmäßigen Fixkosten
x
xIst xP 46
Nota bene: ¾ Bei gleicher Situation ist die Verbrauchsabweichung bei Grenzplankostenrechnung im Allgemeinen betrags‐ mäßig geringer als bei Plankostenrechnung auf Voll‐ kostenbasis, insofern an der betrachteten Stelle auch Sekundärkosten auftreten. Denn die Sekundärkosten enthalten bei Grenzplankostenrechnung keine Fix‐ kostenanteile. ¾ Siehe Aufgabe „Systemvergleich“ Daten auf der folgenden Seite
47
Beispiel: Plankostenrechnung: Daten Hilfsstelle Instandhaltung
Hauptstelle Dreherei
200 Arbeitsstunden 1‘600 Maschinenstunden
Planbeschäftigung planmäßige Primärkosten davon fix planmäßige Hilfsstellenleistungen
€ 10‘000 € 3‘000
€ 40‘000 € 8‘000
‐
80 Instandhaltungsstunden (voll variabel)
Ist‐Beschäftigung Ist‐Primärkosten Ist‐Hilfsstellenleistungen
160 Arbeitsstunden 1‘200 Maschinenstunden € 35‘000 € 9‘800 80 Instandhaltungsstunden ‐
48
Ergebnisse, Hilfsstelle Ist‐ Kostenrechnung planmäßige Sekundärkosten Plankosten (Planbeschäftigung) Verrechnungssatz Verrechnete Kosten Sollkosten (Istbeschäftigung) Beschäftigungs‐Abweichung Ist‐Kosten Verbrauchsabweichung Verrechnete Kosten Hilfsstelle Instandhaltung Sollkosten (Istbeschäftigung) Primärkosten Beschäftigungs‐Abweichung Kapazitätskosten Ist‐Kosten Kapazität Verbrauchsabweichung Auslastung Istkosten tbesch.) Beschäft.‐Abweichung Sekundärkosten Ist‐Kosten Verbrauchsabweichung
Plankosten (Normalkosten)‐Rechnung Vollkostenbasis
Grenzplankosten
10 000 9 200/160 = 57.50 160 · 3 000 + 6 800 200 = 9 200
10 000
10 000/200 = 50
7 000/200 = 35
50 · 160 = 8 000
35 · 160 = 5 600 160
3 000 + (10 000 – 3 000) · 200
3 000 + 5600 = 8600
0.2 · 3000 = 600 € 9 800
€ 9 800
€ 9 800
9 800 – 8 600 = 1 200
3 000 160 Stunden 120 Stunden € 9 800 ‐
9 800 – 8 600 = 1 200
Planbeschäftigung planmäßige Primärkosten davon fix planmäßige Hilfsstellenleistungen
200 Arbeitsstunden
Ist‐Beschäftigung Ist‐Primärkosten Ist‐Hilfsstellenleistungen
160 Arbeitsstunden € 9‘800 ‐
€ 10‘000 € 3‘000 ‐
49
Ergebnisse, Hauptstelle Ist‐Kosten
Plankosten (Normalkosten) Vollkostenbasis
planmäßige Sekundärkosten Plankosten (Planbeschäftigung) Verrechnungssatz 38 850/1200 = 32.33 Verrechnete Kosten 39 600 – 3 000 · 400 1600 Sollkosten (Istbeschäftigung) Beschäftigungs‐Abweichung 35000 + 80·57.50 Ist‐Kosten = 39 600 Verbrauchsabweichung
80 · 50 = 4 000
80 · 35 = 2 800
40 000 + 4 000 = 44 000
40 000 + 2 800 = 42 800 (42 800 – 8 000) / 1 600 44 000/ 1 600 = 27.50 = 21.75 1 200 · 27.50 = 33 000 1 200 · 21.75 = 26 100 1200 · 27.50 + 8 000 · 0.25 1200 · 21.75 + 8 000 = 35 000 = 34 100 2 000 35000 + 80·50 = 39 000 35000 + 80·35 = 37 800 39 000 – 35 000 = 4 000
Hilfsstelle Instandhaltung Planbeschäftigung planmäßige Primärkosten davon fix = (angenommen Kapazitätskosten bei Istkostenrechnung) Planmäßige Hilfsstellenleistungen Ist‐Beschäftigung Ist‐Primärkosten Ist‐Hilfsstellenleistungen
Grenzplankosten
37 800 – 34 100 = 3 700
Hauptstelle Dreherei
200 Arbeitsstunden
1‘600 Maschinenstd.
€ 10‘000 € 3‘000
€ 40‘000 € 8‘000
‐ 160 Arbeitsstunden € 9‘800 ‐
80 Instandhaltungsst. 1‘200 Maschinenstd. € 35‘000 80 Instandhaltungsst. 50
Fristigkeit der Anpassung ¾ Der Umfang der als möglich in Betracht gezogenen Anpassungsmaßnahmen bestimmt den Anteil der Fixkosten. Planungen für längerfristige Budgetperioden ziehen umfangreichere Anpassungen in Betracht.
¾ Je nach Fristigkeit der Planung unterstützt die Grenzplankostenrechnung verschieden umfangreiche Entscheidungen. ¾ Sprungfixe Kostenverläufe aufgrund mangelnder Teilbarkeit der Faktoren können bei Kostenbudgetierung linear approximiert werden. 51