60 Jahre Wallberg-Bahn

„Es ist ein traumhaft schönes, sicheres Schweben, das mit einzigartigen Blicken in das Tegernseer Tal, auf den Kranz der umliegenden Berge und auf die sich immer neu zeigenden Gipfel der Hochgebirgswelt überascht. Die Unterhaltung verstummt, der Mund schweigt, Augen und Herzen öffnen sich.“ Mit diesen begeisterten Worten hat der Heimatdichter Quirin Hagn im Jahr 1954 eine Institution im Tegernseer Tal beschrieben, die 2011 ihren 60. Geburtstag feiert.

Wie alles begann...

Erste Pläne in den 20er Jahren Die Geschichte der Bahn auf den Wallberg beginnt nicht erst mit ihrem Bau in den Jahren 1950 und 1951. Bereits in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte eine Gruppe um den Gasthofbesitzer Max Bachmair versucht, Investoren für die Errichtung einer Personenseilbahn zu gewinnen. Doch trotz einer in Aussicht gestellten Rendite von fast acht Prozent gelang es nicht, das für den Bau erforderliche Kapital zu sammeln. Das Projekt scheiterte.

Zeichnungs-Schein zur Kapitalbeschaffung von 1927.

Gründung der Wallberbahn AG am 10.06.1950 So blieb es einer Gruppe weitsichtiger Männer um den Ingenieur Kurt Becker, den örtlichen Kassenverwalter Sebastian Daimer und den Rechtsanwalt Dr. Karl Schnell vorbehalten, die Pläne für den Bau einer Bahn auf den Wallberg wieder aufzugreifen. Unter der Führung der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank gründeten sie am 10.Juni 1950 die Wallbergbahn AG, die nur wenige Tage später mit dem Bau der Bahn begann.

Die Wallbergbahn Aktiengesellschaft beginnt mit dem Bau der Bahn.

Arbeiten an der Talstation.

Bau der Bahn

... in nur neun Monaten !



Beim Bau der Bahn folgte man der bereits zwanzig Jahre zuvor projektierten Trasse. Diese führte über eine Länge von 2.130 Metern an der westlichen Seite des Brunnentalgrabens auf das 1.624 Meter hoch gelegene Plateau zwischen dem Wallbergkircherl und dem eigentlichen Gipfelanstieg.

Trag- und Zugseile werden montiert.

Die Bauarbeiten führte eine aus den Münchner Firmen Held & Francke und Josef Riepl gebildete Arbeitsgemeinschaft unter größtmöglicher Beteiligung einheimischer Bau- und Handwerksbetriebe durch. Für die Bahn selbst entschied man sich für eine Zwei-SeilUmlaufkabinenbahn der Kölner Firma J. Pohlig AG mit 42 Kleinkabinen für jeweils vier Personen.

Betonieren der Fundamente für die Stützen.

Letzte Kontrollarbeiten an Seil und Kabinen.

Ein besonderer Tag

... für das Tegernseer Tal Obwohl der Winter 1950 früh einsetzte und starken Schneefall mit sich brachte, konnte der Bau der Bahn mit der Berg-und Talstation nach nur neun Monaten termingerecht abgeschlossen werden. Am 20. April 1951 wurde die Wallbergbahn feierlich ihrer Bestimmung übergeben.

In festlichem Glanz erwartet die Talstation am 20. April 1951 die Festgäste zur Einweihung der Bahn.

Die Bahn erhält den kirchlichen Segen.

Jungfernfahrt

Dem Tegernseer Tal war mit der Wallbergbahn nicht nur eine touristische Attraktion und der Gemeinde RottachEgern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor geschenkt worden. Die Bahn auf den „Walwer“ fügte sich in die herrliche Landschaft ein, so als wäre sie immer schon ihr Bestandteil gewesen.

Blick von der Bergstation auf die Bahn und das Tal.

DAS FREIZEIT PARADIES DER Gastlichkeit SUPERLATIVE

...am Wallberg

Nur wenige Wochen nach Einweihung der Bahn wurde neben der Bergstation ein Gasthaus errichtet, das im Innenbereich und auf der Terrasse jeweils 200 Menschen Platz bot.

Werbeplakat aus den 50er Jahren.

Das 1953 neben dem Gasthaus erbaute Hotel verfügte über elf Zimmer mit 23 Betten und bot nicht zuletzt zahlreichen Prominenten aus Film- und Musikszene sowie aus Sport und Politik Ruhe und Erholung.

Auf der Sonnenterrasse des Wallberghauses.

Schließlich zählte ab Beginn der sechziger Jahre auch das Café Alpenwildpark an der Talstation zum Angebot der Wallbergbahn.

Parkplatz an der Talstation in den 50er Jahren.

Wintersportgebiet

...der Superlative Große Bedeutung erlangte der einst für seine schnelle Rodelbahn bekannte und beliebte Wallberg - und mit ihm die Bahn - in den fünfziger Jahren als Wintersportgebiet.

Karrikatur von R.P. Bauer.

Die bereits 1934/35 geschaffene Standardabfahrtstrecke, die schnell und wechselvoll über den Erlen- und den Glaslhang hin zum gefürchteten Kanonenrohr führte, wurde im Winter 1951/52 durch eine zweite Abfahrtstrecke ergänzt.

„Der Goldene Schild vom Wallberg“

Aufmerksamkeit weit über das Tegernseer Tal hinaus erlangte der von der Wallbergbahn AG gestiftete „Goldene Schild vom Wallberg“. Das zwischen 1951 und 1959 vom Skiclub Rottach-Egern veranstaltete Rennen wurde sogar als offizieller Abfahrtslauf der Fédération Internationale de Ski (FIS) ausgetragen. Den Streckenrekord hält bis heute Toni Sailer mit einer Bestmarke von 2.22,7 Minuten aus dem Jahr 1954.

Skirennen am Wallberg 1953.

Der Wallberg heute!

...mit Vollgas in die Zukunft! Im April 1982 erwarb der Münchner Bauunternehmer Josef Schörghuber die Anteile der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank an der Wallbergbahn AG. In den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten wurde die Bahn saniert und technisch modernisiert. So wurden 1995 die zu diesem Zeitpunkt 44 alten Kabinen durch 50 neue ersetzt. Im Jahr 1998 stellte die Wallbergbahn GmbH mit dem Bau des Panoramarestaurants an der Bergstation der Bahn eine weitere wichtige Weiche für die Zukunft.

Panoramarestaurant mit seiner 270° Glasfassade.

Das Wallbergkircherl ist das Wahrzeichen des beliebten Ausflugsberges.

Im Dezember 2001 kehrte man schließlich mit der Eröffnung der 6,5 km langen Naturrodelbahn zu den Wurzeln des Wintersports am Wallberg zurück. Die ehemalige Standardabfahrt über den Glaslhang ist zwischenzeitlich als Skiroute ausgewiesen und erfreut sich bei Individualisten und Tiefschneefans größter Beliebtheit.

Wegen der meist ausgezeichnete Thermik ist der Wallberg ein Eldorado für Gleitschirm- und Drachenflieger.