6-10 LEBENSRAUM BRAUCHTUM SACH INFORMATION BRAUCHTUM STIFTET GEMEINSCHAFT

LEBENSRAUM BRAUCHTUM S AC H I NF OR MAT IO N A LTERS GRU PPE 6 -10 Das Leben auf dem Land ist ohne Brauchtum nicht vorstellbar. Ob wir dabei an de...
Author: Kornelius Amsel
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LEBENSRAUM BRAUCHTUM

S AC H I NF OR MAT IO N

A LTERS GRU PPE

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Das Leben auf dem Land ist ohne Brauchtum nicht vorstellbar. Ob wir dabei an den Heiligen Nikolaus, den Krampus, das Bemalen der Ostereier, das Erntedankfest, Mar tinsumzüge oder den Fasching denken – Bräuche spielen im Leben der Menschen eine wichtige Rolle. Allein der Begriff „Brauchtum“ ist schon interessant und viel sagend, steckt doch das Wor t „brauchen“ drinnen. Bräuche sind also Handlungen, die wir gut „brauchen“ können, die hilfreich sind, Sinn stiften und sich aus diesen Erfahrungen heraus etablieren und erhalten konnten. Was man einmal tut und nie wieder, ist noch lange © Rudi Weiß

kein Brauch. Bräuche sind meistens an bestimmte Zeitpunkte oder Anlässe gebunden und sie werden in gleicher oder ähnlicher Form wiederholt. Kaum jemandem würde es etwa zu Pfingsten einfallen, Eier zu bemalen oder zu Weihnachten ratschen zu gehen. Bräuche haben ihre Zeit, ihren Or t und ihre Form. Vieles dabei ist allerdings variabel: So gibt es allein in den vier Vier teln von Niederösterreich rund

Der Maibaum – ein am Land weithin sichtbares Zeichen des Brauchtums.

um die Hochzeit verschiedenste Bräuche. Sorgt etwa in der Buckligen Welt das so genannte „Maschkern“ (Szenen aus dem bisherigen Leben der Brautleute werden in © Rudi Weiß

gereimter Form nachgespielt) für die Unterhaltung der Hochzeitsgäste, so ist dieser Brauch im Weinvier tel unbekannt. Dafür gibt es dor t wieder andere Bräuche, eine Hochzeit zu feiern. Auch das Wor t Hochzeit sagt Typisches über das Brauchtum aus: Meist hat es mit „Hochzeiten“ zu tun, Anlässe also, bei denen es „hoch her“ geht. Feste, Feiern, Gedenktage persönlicher und gesell-

Die Erstkommunion wird sowohl in der Stadt, als auch am Land gefeiert.

schaftlicher Ar t – dor t haben Bräuche ihren Platz, ihren Sinn und wohl auch ihren oft längst vergangenen Ursprung. © Rudi Weiß

BRAUCHTUM STIFTET GEMEINSCHAFT Oft muss viel vorbereitet werden. Bevor der Maibaum aufgestellt werden kann, sind zahlreiche Vorarbeiten notwendig. Zum Anlass selbst kommt das ganze Dorf zusammen. Es wird gegessen, getrunken und gefeier t. Bräuche führen Menschen regel-

Die Pflege des Brauchtums festigt die Gemeinschaft.

mäßig zusammen und lassen erleben, dass wir Teil von Gemeinschaften sind.

Durch Brauchtum erleben wir, wer wir sind und wohin wir gehören: Bei vielen Bräuchen steht der Mensch im Mittelpunkt, wie Gebur ts- oder Namenstage, Erstkommunion, Firmung und andere. Sie lassen den Einzelnen Geborgenheit erleben, machen Heimat spürbar, stärken den Selbstwer t und wirken so identitätsbildend. L E B E N S R AU M BRAUCHTUM

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SACH I N F O R MATION

LEB EN SRAUM BRAUCHTUM

ALTERSGRU PPE

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BRAUCHTUM VERMITTELT LEBENSWISSEN Viele Bräuche sind zeitlich an Knotenpunkten und Wendepunkten des Lebens angesiedelt, bei der Gebur t, der Hochzeit und

ZUSAMMENFASSUNG: Bräuche haben immer eine große Rolle gespielt, wenn es darum ging, das Leben in der Gemeinschaft der Familie, der Kirche oder des Dorfes zu gestalten. Bräuche ordnen die Zeit, gestalten die Räume, sie geben Orientierung, Identität und Sicherheit. Vielleicht ist es gerade in einer Zeit wie der unseren, die oft von Vereinzelung und Rückzug in die eigene kleine private Welt © Rudi Weiß

gekennzeichnet ist, doppelt wichtig, die gemeinschaftsstiftende Bedeutung der Bräuche wieder zu erkennen und zu fördern. „Durch’s Reden kommen die Leut’ zusammen“, heißt es im Volksmund.

schließlich auch beim Tod. Bräuche helfen mit, gefühlsmäßig schwierige Zustände zu bewältigen, sie geben Sicherheit in unsicheren Situationen und sind oft wichtige Stützen, mit Hilfe einer Gemeinschaft Probleme zu bewältigen. Denken wir nur an das gemeinsame Beten, wenn jemand verstorben ist. In der Trauer nicht allein gelassen zu werden; auch dieses Beispiel deutet an, wie unverzichtbar das Brauchtum in seinen Faschingsfeste zählen bei Kindern wohl zu den beliebtesten Bräuchen.

verschiedenen Ausformungen ist.

BRAUCHTUM ORDNET JAHRESABLAUF Vor allem das Kirchenjahr mit seinen Festkreisen, aber auch die Feier verschiedener Gedenktage, an denen sich oft ein umfangreiches Brauchtum entzündet (Mar tinsumzug, Kathreinstanz, Johannisfeuer, Barbarazweige etc.) prägen die Zeit und helfen mit, bestimmte Tage aus „allen“ Tagen, aus dem Alltag herauszulösen und zu etwas Besonderem zu machen. Alles hat seine Zeit, so gibt es eben z. B. nach der Zeit der Ausgelassenheit im Fasching die Phasen der Besinnung in der Fastenzeit. Vieles an altem Wissen, an alter Weisheit liegt hier zugrunde, manches wird heute vermischt, manches aber auch wieder neu entdeckt und gestaltet. Brauchtum gestaltet den Raum und spricht die Sinne an: Faschingsgirlanden und Kastanienketten, Palmzweige und Krippen, das C + M + B an die Türen geschrieben, Adventkränze und vieles andere – alle diese Dinge, die sich in © Rudi Weiß

unseren Wohnungen und Häusern finden, haben ihren Ursprung in diversen Bräuchen und gestalten unsere Lebensräume. Sie sprechen direkt unsere Sinne an und sind die sichtbaren Symbole unausgesprochener Sehnsüchte, Wünsche und Gedanken.

L E B E N S R AU M BRAUCHTUM

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ÖKO

LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H

LEBENSRAUM BRAUCHTUM

D I DAKT IS C H E U MS ET ZU NG

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Im Laufe der Jahre haben viele Bräuche ihre eigentliche Bedeutung verloren und sind zu Gewohnheiten geworden, die je nach geografischer Lage unterschiedlich ausgelebt werden. Wird in der Klassengemeinschaft Brauchtum gepflegt, hilft das den SchülerInnen die eigene Kultur zu verstehen und sich damit zu identifizieren.

LERNZIELE:  Kennenlernen des ör tlichen Brauchtums.  Mitwirken an der Gestaltung von Festen und Feiern in der Klassengemeinschaft.  Einblick gewinnen in die Entwicklung der heimischen Trachten.

ERNTEDANKFEST

Erntedankkronen werden aus Getreideähren gebunden. Herbstkränze können damit verziert werden.

INFORMATIONSTEIL: Ende September/ Anfang Oktober ist das Erntedankfest. Einerseits dankt man dabei für die Ernte in diesem Jahr, erbittet aber gleichzeitig gutes Gedeihen der Pflanzen und Tiere für das kommende Jahr. Bei © Rudi Weiß

einem Erntedankfest in der Klasse kann der Schwerpunkt darauf gelegt werden, die SchülerInnen für die Natur zu sensibilisieren und ihnen bewusst zu machen, dass wir für die Produkte, die die Natur uns liefer t, dankbar sein müssen.

ORT: Klassenzimmer bzw. Schulhaus oder Schulgar ten.

Besonders in ländlichen Gegenden nimmt die ganze Bevölkerung an Prozessionen teil.

ZEITAUFWAND: 4 bis 5 Unterrichtsstunden für die Vorbereitung, ein Vormittag für die Durchführung des Festes. © Rudi Weiß

MATERIALIEN: je nach Bedarf verschiedene Obst- und Gemüsesor ten, Ähren, Kastanien, Blätter, Kunstdruck oder Dia von „Ver tumnus“, Blumendraht, Hasenstallgitter, Zutaten zum Kochen, Arbeitsblatt.

KOSTEN: gering. UMSETZUNG: Im Folgenden finden Sie einige Vorschläge für die Gestaltung eines Erntedankfestes. Ob das Fest nur in der Klassengemeinschaft gefeier t wird

Musikkapellen und Trachtenvereine pflegen altes Brauchtum und sind oftmals Anziehungspunkte für TouristInnen.

oder auf die Schulgemeinschaft, die Eltern, die Kirchengemeinde ausdehnt wird, bleibt jedem selbst überlassen. In den Schulwochen vor dem Fest sammeln die Kinder Hintergrundinformationen und bereiten die Stationen für das Fest vor.  Klassenraum dekorieren: Blätter- und Kastaniengirlanden, Ähren, Obst- und Gemüsekörbe, Kürbisse etc. L E B E N S R AU M BRAUCHTUM

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DI DAK TIS C HE UM SET ZU N G

LEB EN SRAUM BRAUCHTUM

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6 -10 INFO SERVICE: Unter www.smart-art.at/ alpen/trachten/trachten.html erhält man viele Informationen über Trachten. Unter www.volkskulturnoe.at/museen finden Sie Museen und Sammlungen, in denen Trachten ausgestellt werden.

 Mandala legen: mit verschiedenen Früchten des Herbstes (Obst, Gemüse, Ähren, Blätter usw.) ein großes Mandala legen, das fotografier t oder abgezeichnet wird.  Gemeinsames Kochen: Brot backen, Marmelade, Gemüsesuppe oder Obstsalat herstellen usw.  Erntekrone/Herbstkrone basteln: aus Blumendraht und Getreideähren (siehe Arbeitsblatt).  Flechten: in ein Hasenstallgitter, das an einer Pinwand montier t ist, können verschiedene Dinge, die mit dem Herbst zu tun haben, eingeflochten werden.

TRACHTEN ORT: Klassenzimmer. ZEITAUFWAND: eine bis zwei Unterrichtsstunden. MATERIALIEN: Bilder von Trachten, Trachten, Arbeitsblatt. KOSTEN: keine. UMSETZUNG: Besonders anschaulich wird diese Unterrichtsstunde, wenn die

Im Rahmen eines Erntedankfestes können Kinder ihr eigenes Brot backen und gemeinsam verzehren.

SchülerInnen an diesem Tag in Tracht in die Klasse kommen. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit Ver treter eines ör tlichen Trachtenvereins in die Klasse einzuladen. Der Besuch eines Museums mit einer Trachtensammlung kann dieser Unterrichtsstunde vorangehen. Dabei können Fotos gemacht werden oder von den SchülerInnen Skizzen angefer tigt werden. Folgende Informationen werden in einem Klassengespräch an die SchülerInnen weitergegeben: „Bis ins 20. Jahrhunder t war Tracht der Begriff für jede getragene Kleidung und die dazugehörige Aufmachung (Haar tracht, Schmuck, Kopfbedeckung etc.). Mit der Tracht wurden der Familienstand, der soziale Status und die Berufszugehörigkeit ausgedrückt. Je nach geografischer Lage war die Tracht unterschiedlich ausgeprägt. Der Leibkittel mit der Halbschürze für die Frauen und die kurzen oder knielangen, ledernen Hosen für die Männer sind der Grundtyp, der allen Trachten zugrunde liegt. Heute stellen Trachten eine Traditionskleidung dar. Viele Trachtenvereine pflegen dieses Brauchtum.“ Auf dem Arbeitsblatt finden Sie zwei Anziehpuppen. Die Kinder sollen ihre eigenen Trachten gestalten. Dazu können die Puppen entweder bemalt oder mit Stoffen beklebt werden.

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LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H

A R BEIT S B LAT T

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ERNTEKRONE Material: starker Blumendraht oder Peddigrohr, Ähren, Bänder, ev. Blütenköpfe und Früchte Anleitung: Aus starkem Blumendraht oder Peddigrohr wird das Grundgestell gebogen (siehe Abbildung). Von einer Seite beginnend werden Ährenbüschel und Früchte dicht an das Gestell gebunden. Die fer tige Krone kann mit Bändern und Blumen geschmückt werden.

HERBSTKRANZ Material: Bastkranz, Blumendraht, Ähren, Blätter, Blüten, Früchte Anleitung: Jedes Kind bindet aus den Früchten und Blättern, die es mitgebracht hat, ein kleines Büschel. Anschließend montier t man alle Wusstest du, dass bereits

Büschel auf dem Bastkranz und erhält so einen von der

die Römer und Griechen

Klassengemeinschaft gestalteten Herbstkranz.

Erntedankfest gefeiert haben? Sie überließen ihren Göttern einen Teil der Ernte und erbaten so Erntesegen für das nächste Jahr. L E B E N S R AU M BRAUCHTUM

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A R BEIT S BLATT

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TRACHTENPUPPEN GESTALTEN Denke dir eine Tracht aus! Bemale die Puppen oder schneide die Kleidungsstücke aus Stoffresten aus und klebe sie auf die Puppen. Wenn ihr die Puppen anschließend ausschneidet, könnt ihr ein großes Bild zum Thema „Trachtenumzug“ damit gestalten.

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