4 Was sind die Instrumente Ihrer Macht?

4 Was sind die Instrumente Ihrer Macht? Instrumente der Macht gibt es viele. Jedoch ist immer auch die Frage, wie die Macht selbst aussieht. Nicht j...
Author: Bernhard Egger
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Was sind die Instrumente Ihrer Macht? Instrumente der Macht gibt es viele. Jedoch ist immer auch die Frage, wie die Macht selbst aussieht. Nicht jedes Instrument eignet sich für jede Form von Macht. Geht es um reinen Selbstzweck oder gibt es Ziele der Macht? Und wenn es ein Ziel gibt, welcher Art ist das Ziel? Die hier beschriebenen Instrumente passen zu einer Macht, die das Ziel hat, langfristig und in guter Zusammenarbeit mit den Kollegen, Vorgesetzten, Mitarbeitern sowie Kunden und allen anderen Geschäftspartnern das wirtschaftliche Fortkommen zu ermöglichen.

4.1

Die Macht der Worte Worte haben einen erstaunlichen Einfluss auf unser Denken und Handeln. Tagtäglich bewegen wir durch unsere Worte andere Menschen – und werden durch die Worte anderer bewegt. Sprachforscher sind sich einig, dass die Wahl der Worte durchaus darauf einwirkt, wie wir wahrnehmen und werten, woran wir uns erinnern – und eben auch darauf, was wir tun und wie wir es tun.

4.1.1

Wie ein Slogan zum Sieg führen kann Der Slogan Barack Obamas „Yes, we can“ ist dafür ein gutes Beispiel. Obama begeisterte mit diesem Slogan und mit seinen Reden zu seiner ersten Präsidentschaftskandidatur die Menschen. Doch was bewirkte er mit diesen Worten? Er bezog die Menschen mit ein („wir“) und ermutigte Sie („können“). Er drückte damit aus, dass sie alle diejenigen sind, die die politischen Verhältnisse gestalten und damit auch verändern können. Die Wirkung des Slogans wird noch deutlicher, wenn Sie an andere Politiker denken, die mit kriegerischen Ausdrücken Menschen dazu anstacheln, ihren Glauben oder ihre Werte aggressiv umzusetzen oder zu verteidigen.

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Was sind die Instrumente Ihrer Macht?

Wie ist diese Erkenntnis für Sie zu nutzen? In dem Sinne ist es für Sie als Führungskraft von Bedeutung, sowohl auf die Worte Ihrer Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzten zu achten als auch Ihre eigene Wortwahl zu reflektieren. Das Ziel ist, mit den Worten zunehmend besser zu hantieren und sie so einzusetzen, dass Sie zu einem erwünschten Ergebnis kommen. Denn Worte haben „Macht“. Sie können damit viel Positives bewirken und auch viel Schaden anrichten.

4.1.2

Mit welchen Worten Sie eine Aufgabe delegieren Wenn Sie jemandem eine Aufgabe übertragen möchten, können Sie natürlich sagen: „Ich habe da eine Aufgabe. Können Sie die erledigen.“ Sie merken schon, dass diese saloppe Form, in bestimmten Situationen vielleicht angemessen sein kann. Sicherlich ist sie das jedoch nicht in jeder Situation. Denn manchmal kommt es nicht darauf an, was in einer Packung drin ist, sondern was drauf steht: Produktnamen können zum Beispiel die Wahrnehmung deutlich beeinflussen. So hat ein Experiment an der Hochschule Harz ergeben, dass ein Tee, der „Tropical Feeling“ hieß, von den Probanden mit einem exotischen und fruchtigen Geschmack bewertet wurde. Der Tee „ Kaminfeuer“ erhielt andere Geschmacksbewertungen. Tatsächlich war es jedoch ein und dieselbe Teesorte8. Wie können Sie es also anders machen? Das wollen wir Ihnen im Folgenden zeigen und stellen Ihnen dazu einen Pool an Worten und Redewendungen zusammen, die dabei helfen können, eine Aufgabe erfolgreich zu delegieren.

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Stefanie Schramm, Claudia Wüstenhagen: Das Alphabet des Denkens. Wie Sprache unsere Gedanken und Gefühle prägt. Reinbek, 2014.

Die Macht der Worte

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Worte für die Person, die Aufgabe und den geforderten Einsatz Worte für die Person

▪▪ Experte für das Thema ▪▪ besonders Verantwortlicher ▪▪ vertrauensvolle Person

Worte für die Aufgabe

▪▪ eine einfach umzusetzende Tätigkeit ▪▪ eine handwerklich herausfordernde Aufgaben ▪▪ eine technisch knifflige Arbeit

Worte für die Art der Aufgabe

▪▪ eine für alle sehr nutzbringende und exemplarische Tätigkeit ▪▪ eine für das Projekt wegweisende Aufgabe

Worte für den vom ▪▪ einen sportlichen Einsatz haben Mitarbeiter geforderten (im Sinne von schnelle und zielgerichtete Umsetzung) Einsatz ▪▪ einen langen Weg vorbereitet sein (der aber nicht steil und steinig ist) ▪▪ einen langen Atmen benötigen

Je mehr Ihr Gegenüber sich in die Aufgabe hineinversetzen oder sie sich als interessant oder machbar vorstellen kann, desto größer sind Ihre Chancen, die Aufgabe gut delegieren zu können. Die Menschen lassen sich gern von Worten leiten. Hier ist Ihre Möglichkeit, zu überzeugen und zu punkten.

4.1.3

Mit Wortbildern kraftvoll sprechen Worte bezeichnen manchmal sehr konkret und eindeutig bestimmte Dinge. Für solche Worte gibt es den Begriff Terminus. Doch auch das Gegenteil ist häufig, dass nämlich ein Wort eine Sache bezeichnet und zudem etwas Übertragenes. Diese doppeldeutigen Worte haben häufig eine große Macht, denn sie wecken Assoziationen, die je nach der übertragenen Bedeutung, dem vorgestellten „Dahinter“ eine große Kraft ausüben können. So kann zum Beispiel eine „Entscheidung existenziell“ sein, ein Argument „messerscharf“ oder Ungerechtigkeit „schreiend“. Durch gut eingesetzte Metaphern können Sie Ihren Gesprächspartner eine Verbindung zu positiv Erlebtem oder zu Wünschenswertem herstellen lassen. Kann die Person sich da hineinversetzen oder sieht die Dinge ebenso, gewinnen Sie möglicherweise ihr Interesse schneller. 55

Was sind die Instrumente Ihrer Macht?



BEISPIEL Der Teamleiter Herr Wolf der IT-Abteilung möchte seine Teammitglieder nach einem nicht gelungenen Testlauf neu motivieren. Er sagt: „Na ja, das war viel Arbeit, nun müssen wir Überstunden machen, damit das Projekt noch läuft. Ihr müsst alle mitziehen, damit wir die Daten bis übermorgen frei schalten können. Uns bleibt nichts anderes übrig.“ Er könnte aber auch Metaphern einbauen und versuchen, eine positive Wirkung zu erzielen: „Diese Niederlage gilt es erst einmal zu verdauen. Den Fehler finden wir. Wenn das Projekt gut läuft, können wir alle auf das olympische Treppchen steigen. Auf der Welle des Erfolges können wir lange reiten.“ Das olympische Treppchen bedeutet anerkannten Erfolg. Die Welle des Erfolges kann lang sein und sie rollt von Zeit zu Zeit wieder an und erinnert die anderen an eine große Leistung. In dem Beispiel sind die Metaphern aneinander gereiht. Für Ihren Alltag ist es nur gut zu wissen, einige parat zu haben und einzubauen.

Abb. 9: Die Metapher des olympischen Treppchens: Ein Treppchen und fünf Ringe

Der Linguist George Lakoff ist überzeugt, dass die Menschen nicht nur in Metaphern reden sondern auch denken. Er stützt seine Annahmen darauf, dass Metaphern aus direkter Erfahrung entstehen und somit eine automatische Verbindung zu dem „Bild“ entsteht. Die Lernforschung arbeitet damit, über Metaphern und Analogien neues Wissen leichter erfassbar und lernbar zu ­machen.

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Die Macht der Ich-Botschaft

4.2

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Die Macht der Ich-Botschaft Um mit Kollegen und Mitarbeitern – oder auch ganz generell – erfolgreich zu kommunizieren, ist es sehr hilfreich Ich-Botschaften zu verwenden. Bei der Ich-Botschaft handelt es sich um eine besondere Kommunikationstechnik, mittels der Sie ausdrücken können, dass Sie persönlich für das Gesagte die Verantwortung übernehmen und dafür verbindlich einstehen.

4.2.1

Was passiert, wenn Sie „Ich“ sagen „Ich“ zu sagen meint allerdings nicht etwa ein egoistisches „Wollen“. Das ist weder gewünscht, noch ist es das Ziel einer Ich-Botschaft. Sondern es geht um ein verantwortungsbewusstes Auftreten – und eine klare Kommunika­ tionsform dafür, die diese Haltung transportiert. Insbesondere als Führungskraft ohne Vorgesetztenfunktion ist es wichtig, in der Rolle selbstbewusst und authentisch aufzutreten. Durch die Nutzung der Ich-Botschaft stellen Sie sich Ihrem Gesprächspartner als „Sparringspartner“ zur Verfügung, mit dem er diskutieren, verhandeln und um den Erfolg „ringen“ kann.



BEISPIEL: Weitergabe von Verantwortung Führungskraft: Das Projekt ist wichtig. Sie müssen bitte bis morgen um 10 Uhr die Auswertung fertig haben. Der Vorstand erwartet die Zahlen. Er hat die Dringlichkeit extra hervorgehoben. Der Mitarbeiter versteht die Nachricht zwar, anstatt sich aber an die Arbeit zu machen, um die geforderten Zahlen zu liefern, überlegt er sich eher, wen er um einen Zeitaufschub bitten kann, weil er davon ausgeht, den Termin sowieso nicht einhalten zu können. Soll er Sie um einen Aufschub bitten oder besser gleich den Vorstand? Oder gibt es vielleicht noch eine weitere Instanz, die dafür infrage käme? In diesem Beispiel wird die Nachricht nur „weiter gereicht“. Es ist nicht zu erkennen, ob die Führungskraft auch hinter der schnellen Umsetzung der Aufgabe steht. Mit wem kann der Mitarbeiter jetzt sprechen, um zu erklären, dass er es zeitlich nicht schafft. Sollte er sagen: Sagen Sie, liebe Führungs57

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kraft, dem Vorstand doch, ich schaffe es nicht. So frech wird er nicht antworten, auch wenn ihm diese Formulierung vielleicht sogar auf der Zunge liegt. Die Gefahr ist also groß, dass er nichts sagt, der Termin ergebnislos verstreicht und damit sie beide sich selbst in Bedrängnis bringen. Daher ist es besser, als Führungskraft in dieser Weise zum Mitarbeiter zu sprechen:



BEISPIEL: Weitergabe von Verantwortung / Variante 2 Das Projekt ist wichtig. Ich bitte Sie, die Auswertung bis morgen um 10 Uhr fertig zu haben. Der Vorstand erwartet die Zahlen. Er hat die Dringlichkeit extra hervorgehoben, und ich möchte, dass wir als Gruppe die Zahlen zuverlässig liefern. Daher meine Bitte an Sie.

4.2.2

Was passiert, wenn Sie „Du“ sagen Du-Botschaften werden häufig verwendet, um das Verhalten eines anderen kritisch zu kommentieren oder etwas anzumerken, womit man nicht einverstanden ist. Es ist wie der „erhobene Zeigefinger“, mit dem auf eine missfällige Person gezeigt wird. Vielleicht missbilligen Sie das Verhalten der Person oder sind darüber sogar verärgert. Als Beispiele dafür kämen unter anderem die folgenden infrage: ▪▪ Ein Kollege meldet sich zur verabredeten Zeit mit der Information nicht. ▪▪ Ein Mitarbeiter erledigt die ihm übertragenen Arbeiten nicht. ▪▪ Ein Vorgesetzter agiert entgegen der abgesprochenen Vorgehensweise. Die nachfolgende Abbildung soll veranschaulichen, wie solche Du-Botschaften ausgesendet und empfangen werden.

Du bist wieder im Verzug mit der Aufgabe! Sie haben sich nicht an die Absprachen gehalten!

Abb. 10: Du-Botschaften aussenden und empfangen

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Person 2

Person 1

Du hast Dich nicht rechtzeig gemeldet!

Die Macht der Ich-Botschaft

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Du-Botschaften werden häufig als Vorwürfe oder Anschuldigungen aufgefasst und zudem als Abwertung der eigenen Person empfunden mit der Folge, dass sich Ihr Gesprächspartner gegen den Vorwurf und die Abwertung zur Wehr setzen wird. Hierzu werden meist zwei Möglichkeiten genutzt: 1. Der Gesprächspartner verteidigt sich mit einer Rechtfertigung: Ich musste noch die Aufgaben von Herrn X erledigen, weil er Unterlagen für ein wichtiges Meeting brauchte. 2. Oder der Gesprächspartner wendet sich ab und zieht sich zurück oder reagiert patzig/aggressiv: Wenn Du die Aufgaben nicht gerecht verteilst! Kollege Y hätte mehr Zeit gehabt dafür als ich. Ich bestimme die Regeln immer noch selbst, an die ich mich halte. Um diese nicht zielführende Kommunikation zu vermeiden, kommunizieren Sie besser mittels Ich-Botschaften und teilen Ihrem Gegenüber mit, wie sein Verhalten bei Ihnen ankommt. Aus dem Vorwurf wird auf diese Weise eine Erklärung, die wiedergibt, welche Reaktion bzw. welches Empfinden das Verhalten bei Ihnen auslöst. Sie geben damit etwas von sich preis. Und ihr Gesprächspartner kann jetzt einschätzen, wie sein Verhalten bei Ihnen angekommen ist. Nach Ihrer Erklärung in Form einer Ich-Aussage, die nicht einem Angriff gleich kommt, kann er sich z. B. entschuldigen, die Lage objektiv erläutern und sich entscheiden, ob er sich nun für Sie einsetzt oder gegen Sie Stimmung macht. Sie appellieren an seine innere Haltung und Loyalität Ihnen gegenüber. Gerade diese ist für Sie als Führungskraft ohne Vorgesetztenfunktion wichtig. Die Du-Botschaften aus den beiden Beispielen zuvor könnten in der Ich-Form z. B. so lauten: ▪▪ Ich bin sehr unter Druck geraten, da ich die Informationen nicht hatte. ▪▪ Ich bin enttäuscht. Häufig muss ich dich an den Abgabetermin erinnern. ▪▪ Ich bin verunsichert, da wir etwas anderes abgesprochen hatten.

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ACHTUNG: Verdeckte Du-Botschaften Diese Wort- und Satzkonstruktion ist leicht einzuhalten. Werden Ich-Botschaften im zweiten Halbsatz mit „dass“ oder „weil“ fortgeführt, wird auch dieser Satz als Angriff und Vorwurf gesehen. Folgender Satz, der wie eine Ich-Botschaft aussieht, ist nur eine verdeckte DU-Botschaft: ▪▪ Ich bin verärgert, weil Du die Daten nicht richtig erfasst hast. ▪▪ Ich verstehe nicht, dass Du immer dagegen halten musst und nicht zur Änderung bereit bist.

4.2.3

Nicht hinter dem „Wir“ verstecken Sie möchten einen Kollegen oder die Mitglieder Ihres Teams bitten, eine Aufgabe schnell und vorrangig zu bearbeiten. Wie Ihre Aufforderung aussehen könnte, soll das Beispiel deutlich machen.



BEISPIEL: Eine missglückte Wir-Botschaft Die Führungskraft macht folgende Ankündigung: Wir haben von der Geschäftsleitung eine wichtige zusätzliche Aufgabe erhalten. Wir müssen diesen Job bis morgen Nachmittag erledigt haben. Dann werden die Daten für eine Präsentation benötigt. Wir haben dementsprechend diese Aufgabe als Priorität 1 anzusehen. Der Kollege oder die Mitglieder des Teams bleiben verhalten und reagieren nicht – bzw. sie sagen, dass sie zu einer zusätzlichen Aufgabe keine Zeit hätten. Die Führungskraft wird langsam ärgerlich und versteht nicht, warum das Team sie so hängen lässt. Dass der Job wichtig ist – das hat die Führungskraft klar angesprochen. Nur wen hat sie angesprochen? Im Beispiel ist natürlich das Team bzw. der Kollegen gemeint. Direkt angesprochen wurde ein „Wir“. In dem „wir“ eingeschlossen ist sowohl die Führungskraft und alle anderen aus dem Team. Nur kommt das in der Ansage nicht klar herüber. Jeder der Kollegen, und alle haben sie bereits sehr viel zu tun, kann folgendes durch den Kopf gehen: „Wenn es so wichtig ist und wir es umsetzen müssen, dann bitte mach es doch selber – ich habe keine Zeit.“ „Wir“ meint zwar: beide gemeinsam. Jedoch hören die Mitarbeiter heraus: einer der Kollegen soll die zusätzliche und dringen Aufgabe

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