3SCHWIERIGE WEGE UM VERZEIHUNG BITTEN

Bearbeitung 3 – 22. FEBRUAR 2015 – 1. MÄRZ 2015 3 SCHWIERIGE WEGE – UM VERZEIHUNG BITTEN UND VERZEIHEN Ein Gottesdienst mit mehr Zeit »... und vergi...
Author: David Hoch
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Bearbeitung 3 – 22. FEBRUAR 2015 – 1. MÄRZ 2015

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SCHWIERIGE WEGE – UM VERZEIHUNG BITTEN UND VERZEIHEN Ein Gottesdienst mit mehr Zeit »... und vergib uns unsere Schuld – auch ich mache Fehler!« Matthäus 6,12a Invokavit – 22. Februar 2015 »... wie auch wir vergeben unseren Schuldigern – ich verzeihe dir!« Matthäus 6,12b Reminiszere – 1. März 2015

Der rote Faden dieser Einheit DER INNERE ZUSAMMENHANG ____________________________________________ Der der Einheit zugrunde liegende Bibelvers stammt aus dem einzigen Gebet, welches Jesus seine Jünger selbst lehrte. Die Worte werden also schon seit mehr als 2000 Jahren überliefert. Was bedeutete eigentlich Schuld im damaligen Verständnis? Welche Schuld war wohl gemeint? Schuld vor Gott meint in den abrahamitischen Religionen oft den Begriff der Sünde. Dieser Begriff und auch die Überwindung der Sünde hat eine zentrale Bedeutung in der Religion. Dabei meint Sünde den durch den Menschen verschuldeten Zustand des Getrenntseins von Gott. Durch sein Handeln, durch Übertretungen der Gebote Gottes u. a. entfernt sich der Mensch von Gott. Er lebt in Sünde. Diese Sünde stört nicht nur die Beziehung mit Gott, sondern auch die Beziehung der Menschen untereinander. Im neutestamentlichen Verständnis gibt es keinen Menschen, der frei von Schuld ist. Doch wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn will Gott uns unsere Schuld vergeben, wenn wir ihn darum bitten. (Lk 15,21) »Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir: Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.« Und der Vater feiert ein Fest und nimmt ihn fröhlich wieder in seinem Haus auf. Auch heute wird der Begriff »Schuld« noch häufig benutzt. Er wird oft in Verbindung mit einer Ungerechtigkeit, einem nicht wohltuenden Zustand gebracht. 58

3 SCHWIERIGE WEGE – UM VERZEIHUNG BITTEN UND VERZEIHEN – 22.2.–1.3.2015

Meist wird jemandem eine Schuld daran zugewiesen, im Sinne von »Es ist seine Schuld, dass wir Streit haben« oder »Du bist selbst schuld, dass alles schiefgegangen ist«. Manchmal hat man »Schuld auf sich geladen«, manchmal wird einem »Schuld zugeschoben«. Im Sprachgebrauch ist »Schuld« fast etwas Greifbares, etwas Schweres. Schuld belastet. Mit einer »schweren Schuld« zu leben ist nicht leicht. Die Gedanken kreisen um die eine Sache, das Gute und Leichte des Lebens kann schwer wahrgenommen werden. Die Folgen der Schuld sind körperlich spürbar. Vergebung entlastet. Wird die Schuld von mir genommen, so kann ich wieder tief durchatmen und spüre neue Kraft. Es geht also darum, Schuld einerseits und Vergebung andererseits zu erfahren. Da den Gottesdiensten keine Bibelgeschichten zugrunde liegen, fällt eine Erzählung schwer. Als Einstieg werden also Alltagsgeschichten der Kinder genutzt, um die verschiedenen Facetten der Schuld und den Umgang damit deutlich zu machen. Angeknüpft wird an eigene Taten, für die die Kinder selbst Verantwortung tragen – an denen sie schuld sind. Im nächsten Gottesdienst werden die Kinder selbst aktiv und suchen Lösungsmöglichkeiten – erst für andere Situationen, dann für die eigene Schuld. Wichtig ist in beiden Gottesdiensten: Damit es wieder gut wird, muss der Verantwortliche ein Verständnis für seinen Fehler haben und mit dem anderen wieder in Kontakt treten. Zu einer ENT-SCHULDigung gehört das Eingestehen von SCHULD, die Übernahme der Verantwortung für eigene Fehler und die Bitte um Vergebung.

______________________________ DER ROTE FADEN AUS DER SICHT VON KINDERN Etwas falsch machen und jemanden verletzen oder enttäuschen, das gehört zum Leben dazu. Auch Kinder kennen diese Erfahrung. Davor steht jedoch die Erfahrung, überhaupt etwas machen zu können, also Selbstwirksamkeit zu erfahren. Das Kind erfährt, was es alles kann und schafft. Dabei ist die Reaktion der Umwelt für sein Selbstwertgefühl wichtig. Hat es etwas »gut gemacht«, so freuen sich die Erwachsenen. Sie lachen, ermutigen, loben, zeigen ein freundliches Gesicht. So freut sich auch das Kind und lernt: Ich bin toll! Hat es etwas »nicht gut gemacht«, so ist es für das Kind selbst nicht unbedingt »schlecht«. Zuvorderst erlebt das Kind seine Einflussmöglichkeit, seine Selbstwirksamkeit und freut sich vielleicht. Die Umwelt jedoch reagiert anders. Die Erwachsenen reden laut oder schimpfen sogar und schauen böse. Das Kind lernt: Das ist nicht gut. Es entwickelt ein Schamgefühl oder später ein Schuldgefühl. Dabei hängt es maßgeblich von den Bezugspersonen ab, was als gut oder schlecht bewertet wird. Das ist nicht immer eindeutig. 3 SCHWIERIGE WEGE – UM VERZEIHUNG BITTEN UND VERZEIHEN – 22.2.–1.3.2015

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Ein weiterer Entwicklungsschritt ist es dann, sein Schamgefühl wahrzunehmen, Worte dafür zu finden und sich seine Verantwortung an Konflikten einzugestehen. Dies ist nicht einfach. Eine liebevolle und konsequente Begleitung der Bezugspersonen ist notwendig. Im Kindergarten- und frühen Grundschulalter wird vielleicht schnell die Hand zur Entschuldigung gegeben, damit der Erwachsene endlich Ruhe gibt. Aber mit zunehmendem Alter lernen die Kinder, sich in den anderen hineinzuversetzen und dessen »schlechtes Gefühl« zu verstehen. Das eigene Verhalten als Ursache für ein »schlechtes Gefühl« beim anderen zu erkennen, das ist oft schwer. Die Schuld wird von sich gewiesen: Ich? Ich habe nichts gemacht. Da aber offensichtlich etwas passiert ist, muss es jemand anderes gemacht haben. Vielleicht der andere Junge oder das Mädchen gegenüber. Für eine gesunde Entwicklung ist es aber wichtig, dass Kinder angemessen Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Nur so können sie erleben, dass es gut ist, sich zu entschuldigen, und dass es möglich ist, wieder neu anzufangen. Wir als Erwachsene können und sollten diese guten Entwicklungsprozesse unterstützen. Wer selber Vergebung erfahren hat, kann befreit auf den anderen zugehen. Wer selbst schon vergeben hat, weiß, wie schwer es ist, Verletzungen zu ertragen und Wiedergutmachungen zu finden und anzunehmen. Wer Vergebung von Gott empfangen hat, erfährt: Ein Neuanfang und Versöhnung sind möglich. Dies können und sollen wir den Kindern im KiGo erfahrbar machen.

LITURGISCHE UND KREATIVE BAUSTEINE FÜR DIE GESAMTE REIHE _________________ KREATIVES In der Erzählung begleiten uns Samantha (kurz: Sammie) und Christian (kurz: Chrissi). Sie setzen sich in einem Dialog mit der Herkunft des Bibelverses und der heutigen Bedeutung auseinander. Steine als Symbole der Schuld werden in beiden Gottesdiensten vorkommen. Auch eine Wand aus Pappsteinen bleibt als Erinnerung im Gottesdienstraum vorhanden. Dabei geht es im ersten Gottesdienst um die Verantwortung für eigene Schuld. Schuld wird spürbar mit Hilfe einer Stein-Meditation. Am zweiten Sonntag setzen sich die Kinder zunächst mit ENT-SCHULDigung und Vergebung im Allgemeinen auseinander und suchen dann Lösungsmöglichkeiten für die eigene beschwerende Situation der letzten Woche. Wichtig ist mir dabei, dass Gott die Steine/meine Schuld nicht einfach verschwinden lässt. Er hilft uns dabei, Lösungen zu finden oder die Schuld zu tragen. 60

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PSALMGEBET Nach Psalm 103,1–8. Die kursiv gedruckten Sätze können als Kehrvers gemeinsam gesprochen werden. Es bietet sich an, die KiGo-Gruppe in zwei Gruppen zu teilen. Jede Gruppe muss sich dann nur einen Satz merken und spricht der anderen Gruppe ihren Satz zu. Alles, was in mir ist, darf sich freuen und Gott loben. Niemals will ich vergessen, wie viel Gutes er für mich getan hat. I: II:

Barmherzig und gnädig ist unser Gott, geduldig und von großer Güte. Seine Liebe zu uns Menschen hat kein Ende.

Er vergibt mir meine Schuld und macht mich gesund. Er macht mein Leben wieder schön und gibt mir Kraft, auch anderen zu vergeben. I: II:

Barmherzig und gnädig ist unser Gott, geduldig und von großer Güte. Seine Liebe zu uns Menschen hat kein Ende.

Er hilft mir, freundliche Worte zu finden, sodass ich in Frieden mit anderen sein kann. Er hilft mir, dass ich leicht und unbeschwert leben kann. Gott schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. Er hat uns wissen lassen, wie auch wir in Freundschaft miteinander leben können. I: II:

Barmherzig und gnädig ist unser Gott, geduldig und von großer Güte. Seine Liebe zu uns Menschen hat kein Ende.

Amen.

GEBET NACH DER ERZÄHLUNG Lieber Gott, jeder Mensch macht mal etwas falsch – ich auch. Du möchtest, dass sich alle Menschen lieb haben und freundlich miteinander sind. 3 SCHWIERIGE WEGE – UM VERZEIHUNG BITTEN UND VERZEIHEN – 22.2.–1.3.2015

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Aber manchmal gelingt mir das nicht. Ich bin unfreundlich und verletze den anderen mit Worten oder Taten. Manchmal ist das so schlimm, dass ich es niemandem erzählen möchte. Du, lieber Gott, kennst mich und bist bei mir. Bitte, lieber Gott, vergib mir meine Schuld. Hilf mir dabei, auf den anderen zuzugehen und um Verzeihung zu bitten. Das ist nicht immer leicht, aber mit deiner Hilfe kann es gelingen. Lieber Gott, jeder Mensch macht mal etwas falsch – auch Menschen, die ich kenne. Manchmal werde ich verletzt. Andere Kinder sind ungerecht und gemein. Dann fühle ich mich nicht gut. Ich bekomme Angst oder werde wütend und auch traurig. Du, lieber Gott, kennst mich und bist bei mir. Bitte, lieber Gott, hilf mir, damit ich dem anderen vergeben kann. Hilf mir dabei, zu sagen und zu fühlen: Es ist wieder gut! Das ist nicht immer leicht, aber mit deiner Hilfe kann es gelingen. Amen.

LIEDER Wie ein Fest nach langer Trauer (Lebenslieder 132) Du verwandelst meine Trauer in Freude (MKL 1,9) Guter Gott, drum danken wir (Wir kleinen Menschenkinder, 42) Halte zu mir, guter Gott (MKL 1,52) Von allen Seiten umgibst du mich (MKL 2,89) Wir sind eingeladen zum Leben (MKL 2,126) Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG RWL 673)

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