Quelle: Musik im Blickfeld, Sikorski-Verlag, Band 2, S. 214ff. (alte Rechtschreibung)

Swing

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ca. 1930 - 1945 Besetzung: vor allem: Big Band 4/5 sax (2 as, 2 ts, 1 bs) reed-section Melodiegruppe 3/4 tp, 2/3 tb brass-section p ,g, b, dm rhythm-section Rhythmusgruppe Klarinette nur noch als Soloinstrument (z.B. Benny Goodman) musikalische Merkmale: unterschiedliche Tempi Bass und große Trommel: durchgehend alle 4 Schläge Improvisation ist stark eingeschränkt, nur noch das jeweilige Soloinstrument improvisiert Tuttistellen und die Begleitung der Soloimprovisationen werden vorher aufgeschrieben oder genau abgesprochen (arrangiert) die Instrumentengruppen (sections) werden stets in geschlossener Formation eingesetzt Funktion (Melodie- oder Begleitgruppe) wechselt von Abschnitt zu Abschnitt: Spielt die sax-section die Melodie, so begnügen sich die tp- und tb-sections mit kurzen, rhythmisch verschobenen (synkopierten) Einwürfen - und umgekehrt.

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Quellen: Musik im Blickfeld, Sikorski-Verlag, Band 2, S. 215f. (alte Rechtschreibung) Musik um uns, Klasse 7-10, Metzler-Verlag, S.136f.

VB 13: B. Goodman „Sing Sing Sing”

VB 14: D. Ellington „Black and Tan Fantasy” (1929) VB 15: D. Ellington „It don't mean an thing” (1943) VB 16: Glenn Miller (1904-1944) „In the Mood” (1941)

It Don’t Mean a Thing If It Ain’t Got That Swing. (Duke Ellington, Komposition von 1931) 11

Quellen: Musik im Blickfeld, Sikorski-Verlag, Band 2, S. 217f. (alte Rechtschreibung) Musik um uns, Klasse 7-10, Metzler-Verlag, S.138f.

Bebop

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ca. 1940 - 1955 Besetzung: wieder fast ausschließlich kleinere Combo-Besetzung: vor allem sax, tp, p, b, dm musikalische Merkmale: sehr schnelles Tempo komplizierte Harmonik (übermäßige/verminderte Akkorde, Sept-Non-Undezim-Akkorde u.a.) Melodik: häufig verminderte Quinte musikalische Themen wirken oft zerrissen (kurze Phrasen), haben oft improvisatorischen Charakter, jagende Rhythmik (schnelle Achtel- und Sechzehntelketten) das Tutti ist durch das Unisono von sax und tp bestimmt das p gibt einzelne, rhythmisch verschobene harmonische Stützakkorde b ist beat-Instrument dm - stimulierende Gegenakzente zum beat

HB 17: Dizzy Gillespie (1917-1993) „52Street” (1946) VB 18: Dizzy Gillespie „One Note Samba” (1965)

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Quellen: Musik im Blickfeld, Sikorski-Verlag, Band 2, S. 218f. (alte Rechtschreibung) Musik um uns, Klasse 7-10, Metzler-Verlag, S.139ff.

Cool Jazz

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ca. 1950 - 1960 Besetzung: bevorzugt Combo-Besetzung: vor allem tp, sax, p, g, b, dm musikalische Merkmale: meist gemäßigtes (eher langames) Tempo Tongebung: introvertiert, vibratolos, verhaucht, gedämpft, undynamisch meist gleitende, weit geschwungene Melodiebewegungen (relaxed) mit langgezogenen Tönen, langgezogenen Legatobögen, oft „verschleppten“ Phraseneinsätzen melancholischer, resignierter, kontrolliert verhaltener Ausdruck bevorzugt Ensemblespiel Soli werden in komplexe Arrangements eingebettet

VB 19: Miles Davis „Human Nature” (1990) VB 20: Miles Davis „Tutu”

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Quellen: Musik im Blickfeld, Sikorski-Verlag, Band 2, S. 221 (alte Rechtschreibung) Musik um uns, Klasse 7-10, Metzler-Verlag, S.141f.

Free Jazz

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seit 1960 Besetzung: unterschiedlich, bevorzugt Combo-Besetzung: z.B. sax, tp, cl, b, dm musikalische Merkmale: das Thema verliert an Bedeutung, erscheint neben der Improvisation Formverlauf und harmonische Abfolge nicht mehr voraussagbar entsteht durch spontanes Aufeinanderhören und -reagieren aller beteiligten Musiker fast ausschließlich Kollektivimprovisation keine Unterscheidung zwischen Melodie- und Rhythmusgruppe, alle gleichberechtigt Polytonalität und Überlagerung mehrerer selbständig geführter Melodielinien ergeben Klangschichtungen und dissonante Akkordfolgen Durchbruch zur Atonalität kein verbindlicher Grundrhythmus im Sinne eines durchghenden beat Einfluss vor allem indischer und arabischer Musik, Verwendung z.B. von „exotischen“ Instrumenten neue Spieltechniken: z.B. schrille, „schreiende“ oder „quäkende“ Töne durch Ausnutzung extrem hoher oder tiefer Tonlagen der Instrumente harte, explosive, aggressive Tongebung Geräuscheffekte Ausdruck des Protestes der jungen schwarzen Generation gegen die weiterhin andauernde Rassenungleichheit und soziale Ungerechtigkeit

HB 21: Ornette Coleman (1930-2015) „Free Jazz” (1960) 14

Quellen: Musik im Blickfeld, Sikorski-Verlag, Band 2, S. 222 Musik um uns, Klasse 7-10, Metzler-Verlag, S.142f.

Rock Jazz

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seit ca. 1970 Besetzung:

unterschiedlich, herkömmliches Jazz-Instrumentarium, neu: Verwendung elektrisch verstärkter Instrumente (E-Gitarren, E-Bass, E-Piano) oder voll elektronischer Instrumente (Keyboards, Synthesizer) musikalische Merkmale: Rock-Power verbindet sich mit hochentwickelter Jazz-Harmonik und seiner kunstvollen Improvisationspraxis Verschmelzung zwischen Rock und Jazz Abwendung von den Prinzipien des Free Jazz verbindlich durchlaufender beat bevorzugt „modale Spielweise“ (Konzentration auf eine einzige Tonleiter als „tonales Zentrum“, das ausimprovisiert wird) traditionelle, konsonante Zusammenklänge wenige, verhältnismäßig vertraute Harmoniefolgen einfache Melodik

VB 22: John McLaughlin (*1942): Live at the Royal Festival Hall in 1990 VB 23: Chick Corea (*1941): Live at North Sea Jazz Festival in 2003

A. Kolbe, August 2016

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