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JAHRESBERICHT 2012 AUTONOMES FRAUENZENTRUM Starhembergstrasse 10/2.Stock 4020 Linz Telefon: 0732-60 22 00 Fax: 0732-60 22 00-60 Mail: hallo@frauenzent...
Author: Erna Bretz
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JAHRESBERICHT 2012 AUTONOMES FRAUENZENTRUM Starhembergstrasse 10/2.Stock 4020 Linz Telefon: 0732-60 22 00 Fax: 0732-60 22 00-60 Mail: [email protected] Website: www.frauenzentrum.at

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AFZ Jahresbericht 2012

VORWORT 2012: Dreißig Jahre und zwei

Die Geschichte des autonomen Frauenzentrums wird weitergeschrieben. Und das ist gut so. Die Bedingungen ändern nur wenig. Das ist nicht so gut. Beratungsbedarf ist ein nach wie vor ein hoher, die Notwendigkeit der Vernetzung mit anderen, Vergleichbaren, ist groß. Prävention ist ein Thema, das forciert werden muss und auch wird, um nicht immer „hinterherhecheln“ zu müssen, wie es eine Mitarbeiterin ausdrückte. Da gab es sehr positive Entwicklungen. Aber der Weg einer echten Gleichstellungspolitik scheint ein sehr mühsamer zu sein, der Weg zur faktischen Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht, sozialer und ethischer Herkunft und sexueller Orientierung ist ein holpriger. Kontinuität, kompetente und professionelle Beratung ist das Kerngeschäft, frauenpolitische und gesellschaftspolitische Angebote ergänzen die Aktivitäten im autonomen Frauenzentrum. Meine Wünsche für 2013:  Ich möchte, dass alle Frauen, die Hilfe brauchen, diese auch bekommen.  Ich möchte, dass wir ausreichend Geld und Raum haben, dies gewährleisten zu können und auch in den Bereich Prävention investieren zu können.  Ich möchte, dass das vielstrapazierte Wort „Planungssicherheit“ auch für unsere und viele vergleichbare Einrichtungen gilt. Die angestellten Frauen und die ehrenamtlich tätigen Frauen werden alles daran setzen, um die Arbeit in bewährter Weise fort zu setzen, bei gleichzeitiger Wachsamkeit gegenüber politischen Veränderungen. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir mit Stolz auf geleistete Arbeit zurückblicken und mit Mut in die Zukunft blicken können und werden.

Elisabeth Murhammer, Obfrau

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AFZ Jahresbericht 2012

JAHRESBERICHT 2012 2012 haben 1.318 FRAUEN unser Beratungsangebot in Anspruch genommen. Weitere 112 Frauen haben an den Selbsthilfegruppen, Selbstverteidigungskursen und Workshops teilgenommen. Das Kulturangebot (Frauencafe, Lesbresso, Kulturmontage und Diskutheken) wurde von 566 Frauen in Anspruch genommen. Wir haben im Jahr 2012 insgesamt 3.346 Einzel- und Gruppenberatungen durchgeführt. Dies bedeutet im Vergleich zum Kalenderjahr 2011 eine neuerliche Steigerung um 5,85 %. Der Hauptschwerpunkt der psychosozialen und juristischen Beratungen lag im Bereich Beziehung, Ehe, Kinder, Trennung, Scheidung und alleinige Erziehungsverantwortung. Über 1.100 Beratungen erfolgten für Frauen und Mädchen (ab 16 Jahren) als Opfer von sexueller, körperlicher und psychischer Gewalt und weist der Beratungsbereich der sexuellen Gewalt die höchste Steigerungsrate von über 50 % (53,9 %) auf. Unsere Zielgruppe sind Frauen in schwierigen Lebenssituationen, wie z.B. in der Trennungsoder Scheidungsphase, im Besonderen aber als Opfer von Gewalt. Diese Frauen sind fast ausnahmslos als strukturell bzw. sozio-ökonomisch benachteiligt zu qualifizieren und hat sich die Situation in den letzten Jahren eher verschärft. Dies zeigt sich im Rückblick auch am steigenden Umfang des individuellen Betreuungsbedarfs. Lag der durchschnittliche Beratungsaufwand pro Klientin im Jahr 2005 noch bei 1,17 Stunden, bedurften Frauen im Jahr 2012 bereits durchschnittlich fast 2 Stunden (1,99h) an Beratung und Hilfestellung. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage ist es uns auch im Jahr 2012 wieder gelungen, viele unserer Klientinnen durch eine stürmische Zeit zu begleiten. Manchmal ist es nur die kompetente Beantwortung konkreter rechtlicher Fragen, der Hinweis auf weitere Unterstützungsmöglichkeiten und Prozessabläufe, die Aufklärung über Rechte und Ansprüche bei der Scheidung, …. In anderen Fällen braucht die Klientin eine umfassende psychosoziale Hilfestellung in der Entscheidungsfindung oder in der Wiederherstellung der eigenen Sicherheit und Kompetenz, die Bestärkung in ihren Ressourcen und die kompetente Begleitung während des gesamten Verfahrens, sei es als Opfer in einem Strafverfahren oder als Partei bei einer Scheidung. Wir sind herausgefordert, den steigenden Beratungsbedarf unserer Zielgruppe trotz mangelnder personeller Ressourcen zu bewältigen. Dabei werden wir darauf achten müssen, in diesem Spannungsfeld nicht selbst Opfer einer strukturellen Benachteiligung zu werden und nicht unsere Authentizität gegenüber unserer Zielgruppe aus den Augen zu verlieren: „Wir wollen die rechtliche, soziale gesellschaftliche und wirtschaftliche Stellung von Frauen verbessern, indem wir auf Missstände aufmerksam machen, ...“ (Leitbild afz). Dies sehen wir als wichtige Maßnahme und Übernahme unserer Verantwortung gegenüber unseren Klientinnen, aber auch unseres hochqualifizierten und engagierten Teams und nicht zuletzt auch gegenüber unseren Fördergeber*innen!

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AFZ Jahresbericht 2012

ÜBER UNS Das autonome Frauenzentrum besteht seit 1979 als Beratungs-, Bildungs-, Informationsund Kommunikationszentrum für Frauen. Wir sind Fachberatungsstelle bei SEXUALISIERTER, KÖRPERLICHER ODER PSYCHISCHER GEWALT sowie bei BEZIEHUNGSPROBLEMEN, TRENNUNG UND SCHEIDUNG und sind anerkannte und geförderte Notruf- und Frauenberatungsstelle, Opferhilfeeinrichtung und seit 2003 anerkannte Familienberatungsstelle.

KONTAKT Telefon: 0732-60 22 00 Fax: 0732-60 22 00-60 Mail: [email protected] Website: www.frauenzentrum.at Telefonische Erreichbarkeit: Mo – Fr: 9 – 12h, Do: 13 – 16h Bürozeiten: Mo – Fr: 8 – 12h und Mo – Do: 13 - 16h Beratungen finden auch außerhalb dieser Zeiten und nur nach vorheriger Terminvereinbarung statt.

ZIELGRUPPEN 

Frauen und Mädchen ab 16 Jahren, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder an deren Folgen leiden



Angehörige, private und professionelle Bezugspersonen



Frauen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden (Partnerschaftsprobleme, Gewalteskalation, soziale Notlage)



Frauen, die in Trennung/Scheidung leben



Alleinerzieherinnen



MultiplikatorInnen



Frauen, die Kontakt, Austausch und kritische Auseinandersetzung in frauenspezifischen Themen wünschen

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AFZ Jahresbericht 2012

ANGEBOTE UND LEISTUNGEN

RECHTSBERATUNG     

Lebensgemeinschaft Eingetragene Partner*innenschaft Eherecht, Familien- und Kindschaftsrecht Trennung, Scheidung bei körperlicher/sexueller Gewalt

PSYCHOSOZIALE BERATUNG   

bei Beziehungsproblemen, in der Trennungs-, Scheidungsphase bei Lebenskrisen bei Gewalterfahrung

PSYCHOSOZIALE UND JURISTISCHE PROZESSBEGLEITUNG FÜR OPFER IM STRAFVERFAHREN  

bei körperlicher Gewalt bei sexueller Gewalt

Psychosoziale Prozessbegleitung ist auch in Zivilverfahren möglich, die mit dem Strafverfahren in einem sachlichen Zusammenhang stehen. Zusätzliche mobile Beratungsangebote: Familienberatung an den Bezirksgerichten: Linz, Traun, Urfahr-Umgebung Rechtsberatung in der Frauenberatungsstelle Perg

PRÄVENTIONS- UND BILDUNGSANGEBOTE 

Selbstbehauptungstrainings - Selbstverteidigungskurse



Selbsthilfegruppe



Schulworkshops für Mädchen zur Prävention sexueller Gewalt



Bibliothek

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT, KOOPERATIONEN UND PROJEKTE FRAUENPOLITIK UND KULTUR: VERANSTALTUNGEN

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AFZ Jahresbericht 2012

VORSTAND DR.IN ELISABETH MURHAMMER

MAG.A GABRIELE MÜLLER

ELISABETH ROSENMAYR

NATASCHA WALICORD

Obfrau

Kassierin

Obfrau-Stellvertreterin

Schriftführerin

GABRIELA EISENMAGEN DR.IN ELFGUND FRISCHENSCHLAGER SUSANNE MAYRHOFER SUSANNE WIESMAYR GABRIELE URBANITSCH Rechnungsprüferin

MELITTA HOLLER

Rechnungsprüferin

TEAM 9 Mitarbeiterinnen waren im Jahr 2012 mit gesamt 217,5 Wochenstunden teilzeitbeschäftigt. 84,5 Wochenstunden entfallen auf Rechtsberatung und 90 Wochenstunden auf die psychosoziale Beratung, 43 Wochenstunden sind der Organisation, Verwaltung und Finanzen zugeteilt. 80% der personellen Kapazitäten stehen der Beratung zur Verfügung; 20% der Organisation und Verwaltung. 2 der 9 Mitarbeiterinnen waren insgesamt 9 Monate in Bildungskarenz, 1 Mitarbeiterin das ganze Jahr über in Elternkarenz.

MAG.A GERTRAUD RIESER

MAG.A DR.IN ANDREA JOBST-HAUSLEITHNER

MAG.A MICHAELA TRAPL

MAG.A ANGELIKA HEINZL-HANDL

MAG.A CHRISTINA HENGSTSCHLÄGER

MAG.A(FH) YVONNE HAIDER

Juristin, Mediatorin 20 Wochenstunden

Juristin, Mediatorin (Karenzvertretung) 28 Wochenstunden

Juristin (Karenzvertretung)

Juristin, externe Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg, gendup-Gender Studies 33 Wochenstunden

Juristin, Mediatorin (derzeit in Karenz)

Sozialarbeiterin 30 Wochenstunden

33 Wochenstunden SUSANNE WIESMAYR,

Sozialpädagogin, Supervisorin Ausdruckspädagogin, Humanenergetikerin 30 Wochenstunden

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AFZ Jahresbericht 2012

DSA.IN CLAUDIA HOFER

Diplomsozialarbeiterin, Tanz- und Stressberaterin, Humanenergetikerin 30 Wochenstunden

GABRIELA EISENMAGEN

Bürokauffrau, Psychologiestudium Finanzen und Verwaltung (derzeit in Bildungskarenz) 33 Wochenstunden

KERSTIN WALLNER B.A.

absolviert derzeit ihr FH-Masterstudium Telefon, Empfang, BackOffice 10 Wochenstunden

Für die Sauberkeit in unseren Räumlichkeiten sorgte DANIELA SEICIAN.

Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit bei: MAG.A KERSTIN KARLHUBER, Leiterin der Selbsthilfegruppen SIGRID SCHIEHAUER, Leiterin der Selbstverteidigungskurs DR.IN ELFGUND ABEL-FRISCHENSCHLAGER führte auch heuer wieder die Rechtsberatungen am Mittwoch-Abend für berufstätige Frauen durch. Dieses Beratungsangebot erfreut sich großer Beliebtheit wurde auch 2012 wieder gerne und in zahlreich in Anspruch genommen. MAG.A LYDIA LINDNER half uns dankenswerter Weise über Terminengpässe in der Rechtsberatung im September/Oktober hinweg.

ELISABETH PUNZGRUBER, MSc war im Rahmen ihrer Ausbildung zur akademischen Lebensund Sozialberaterin an der Donau-Uni, Krems, begleitend in psychosozialen Beratung tätig und hat - nach Abschluss ihrer Ausbildung - selbständig psychosoziale Beratungen durchgeführt.

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AFZ Jahresbericht 2012

ZIELE – MASSNAHMEN –GRUNDSÄTZE UND ARBEITSWEISE ZIELE Unser Ziel ist es, die rechtliche, soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Stellung von Frauen zu verbessern, indem wir auf Missstände aufmerksam machen, damit Frauen ein Platz in der Gesellschaft ermöglicht wird, wo sie sich in Freiheit gemäß ihren Talenten verwirklichen können, ohne abhängig zu sein. Wir nutzen den Synergieeffekt eines konstruktiven Miteinanders und streben eine Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Frauenorganisationen an, damit wir gemeinsam noch mehr erreichen können.

MASSNAHMEN ZUR ZIELERREICHUNG 

Information, Beratung und Begleitung für Frauen bei rechtlichen Fragen, sozialen Krisen und Lebensproblemen sowie in Fällen von sexualisierter, physischer, psychischer und Gewalt



Stärkung des weiblichen Bewusstseins und Förderung der Selbstbestimmung und Eigenständigkeit von Frauen und Mädchen



Sichtbarmachung der Lebensumstände von Frauen, um Benachteiligungen entgegenzuwirken.

GRUNDSÄTZE UND ARBEITSWEISE Unsere Beratungen und unser gesamtes Leistungsangebot beruht auf den Grundsätzen der Anonymität, Vertraulichkeit und Freiwilligkeit. Die Beratungen erfolgen kostenfrei. Der Beratungsansatz ist frauenspezifisch und ganzheitlich: Durch die achtsame Einbeziehung aller frauenspezifischen Lebensbedingungen werden Frauen auf eine Art und Weise unterstützt, in der der Zusammenhang zwischen sozialer, psychischer und körperlicher Befindlichkeit hergestellt und dadurch ihr weibliches Bewusstsein gestärkt wird. Wir arbeiten ressourcenorientiert: Der Focus liegt auf den individuellen Stärken und Kompetenzen der Frau. Dieses Potential wird gestärkt. Gemeinsam werden Lösungen für Problemstellungen erarbeitet und dadurch ihre Selbstbestimmung und Eigenständigkeit gefördert.

BERATUNG SCHAFFT ORIENIERUNG. ORIENTIERUNG ERMÖGLICHT LÖSUNGEN

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AFZ Jahresbericht 2012

KOOPERATIONEN UND ZUGANG Vernetzung mit regionalen Sozialeinrichtungen, frauenspezifischen Beratungsstellen und Kooperationen in regionalen und überregionalen Netzwerken und Arbeitskreisen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir stehen in regelmäßigem Informationsaustausch und bringen unser Expertinnenwissen und die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit ein und arbeiten gemeinsam an Projekten. Unserem Arbeitsauftrag im Sinne der gesellschaftlichen, rechtlichen und ökonomischen Gleichstellung von Frauen und der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen folgend wurden wir 2012 von folgenden Kooperationspartner*innen unterstützt (in alphabetischer Reihenfolge): 

Amt der OÖ Landesregierung, Abteilung Soziales



Amt für Soziales, Jugend und Familie der Stadt Linz



BAFÖ, Bundesverband autonomer Frauennotrufe Österreichs



Bundesministerium für Frauen und öffentlichen Dienst



Bundesministerium für Justiz



Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend



Bündnis 8. März



Frauenreferat des Landes OÖ



Institut für Volkskultur des Landes OÖ



Linz Kultur



Linzer Frauenbüro



Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungseinrichtungen

Wir bedanken uns für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit!

Herzlichen Dank an unsere Mitfrauen und privaten Spender*innen für die Unterstützung!

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AFZ Jahresbericht 2012

ZUGANG FÜR KUNDINNEN Der häufigste Zugang zur Beratung erfolgt über die Verweisung durch andere Beratungsstellen, Institutionen und Behörden. Die zweitgrößte Gruppe sind Frauen, die aufgrund von Empfehlung ehemaliger Klientinnen zu uns kommen oder die das AFZ bereits von früher gekannt haben. Zugang für Kundinnen Information durch soziales Umfeld, ehemalige Kundinnen Information durch Institutionen, Behörden, Sozialberatungsstellen Information durch Krankenhaus, Polizei, Gericht Information durch Öffentlichkeitsarbeit Nicht bekannt

( n = 1.239) 293 24% 341 28% 177 14% 132 11% 296 24%

EINZUGSGEBIETE Die folgende Grafik zeigt die prozentuelle Verteilung der Klientinnen bezüglich ihres Wohnortes. Wie in den vergangenen Jahren kam nahezu die Hälfte der Klientinnen aus Linz; die andere Hälfte verteilt sich auf alle Bezirke des Landes.

Einzugsgebiete 2012 Perg 8%

andere 8%

unbekannt 8%

UrfahrUmgebung 16%

Linz Stadt Rohrbach Linz Stadt 46%

Eferding Freistadt Linz-Land Urfahr-Umgebung

Linz-Land 10%

Perg andere

Freistadt 1%

Rohrbach Eferding 1% 1%

unbekannt

Die Verteilung nach HERKUNFTSLAND zeigt, dass 81% unserer Klientinnen aus Österreich kommen, 5% aus dem EU-Raum, 7 % aus sonstigen europäischen Ländern und weitere 7 % aus nicht europäischen Ländern.

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AFZ Jahresbericht 2012

PROFIL DER ZIELGRUPPEN 5%

ALTER: Der größte Anteil unserer Zielgruppe fällt in die Altersgruppe der 40 bis 50-Jährigen. In diesen Zeitraum fällt auch das durchschnittliche Scheidungsalter.

WOHN / LEBENSFORM Die Gruppe der Alleinerzieherinnen nimmt die größte Gruppe an Klientinnen ein, ebenso jene Gruppe von Frauen, die in Partnerschaft oder Ehe mit Kindern leben.

20 - 29

19%

30 - 39 26%

40 - 49 50 -59

32%

über 60

Alleinerzieherinnen*) (Ehe-)Partner und Kinder getrennt lebend 14% (Ehe-)Partner ohne Kind 14% alleinstehend 9% mit Eltern/Elternteil 3% LG mit Kindern 4% LG ohne Kind 2% WG mit anderen… 2% obdachlos 0%

EIGENE KINDER 80% der Frauen, die unsere Beratung in Anspruch genommen haben, sind Mütter, von denen 26% ein Kind und 36% zwei Kinder und 18% mehr als zwei Kinder haben.

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bis 19

10%

8%

AFZ Jahresbericht 2012

29% 24%

aus 1.026 Datensätzen

6% 12% 36%

4 Kinder und mehr 3 Kinder

20%

keine Kinder 1 Kind

26%

2 Kinder aus 1.045 Datensätzen

ABGESCHLOSSENE AUSBILDUNG Die Grafik zeigt die Heterogenität unserer Zielgruppe. Rund die Hälfte der Frauen hat eine mittlere berufliche Qualifikation, je ein Viertel sind Frauen mit Grundschulabschluss und ein Viertel hat einen Hochschulabschluss.

Lehre/mittlere Schule

42%

AHS/BHS

19%

höhere Abschlüsse

21%

Pflichtschule

16%

Grundschulabschluss

1%

kein Abschluss

1% aus 768 Datensätzen

BERUFLICHE SITUATION 2012 sind 55% der ratsuchenden Frauen berufstätig, wobei die größere Gruppe mit 30% teilzeitbeschäftigt ist im Vergleich zu den 20% vollzeitbeschäftigten Frauen. Die Arbeitslosenrate beträgt 10% und ist damit 2% höher als 2011.

30%

unselbst. Erwerbstätig - Teilzeit

20%

unselbst. Erwerbstätig - Vollzeit Selbständig erwerbstätig

5% 10%

arbeitslos / Notstand Karenz Invaliditätsperson

5% 3% 10%

Rentnerin Hausfrau

6%

Berufsunfähigkeitspension

5%

in Ausbildung

6% aus 1.014 Datensätzen

6% der Frauen sind ausschließlich im Haushalt tätig, 5% sind in Karenz. Von den 18%, die sich in Pension befinden, sind 10% Rentnerinnen, 3% sind in Invaliditätspension und 5% sind in Berufsunfähigkeitspension. 6% der ratsuchenden Frauen befinden sich in Ausbildung.

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AFZ Jahresbericht 2012

STATISTIK – BERATUNGSERGEBNISSE Die Beratungen haben im Jahr 2012 insgesamt 2.622,25 Stunden in Anspruch genommen, dies ist gegenüber 2011 ein Plus von 2,8 %. Von dieser Beratungszeit entfallen 1977,25 Stunden auf persönlichen Beratungen, was einer Durchschnittsdauer von knapp über 1 Stunde entspricht. Bei den telefonischen Beratungen handelt es sich um ausführliche Beratungsgespräche, die zwischen einer Viertelstunde bis zu einer Stunde dauern. Zusätzlich zu den Beratungsgesprächen mit der Klientin gibt es die so genannten „fallbezogenen Koordinationsleistungen“, das sind Recherchen, Literatur- und Aktstudium, Verfassen von Schriftstücken, Gespräche mit Behörden, Institutionen und anderen Hilfseinrichtungen, um nur einige Beispiele zu nennen. Von den 1.318 Klientinnen haben 63 % mit 1 Beratungstermin das Auslangen gefunden, 13,8 % haben mehr als 5 Beratungen in Anspruch genommen. 4000

Entwicklung Frequenz 3500 3000 und Ressourcen 2500 2002 - 2012 2000 1500 1000 500 0

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Anzahl Beratungen 1134 1132 1415 1679 1811 2110 1725 1943 2196 3161 3346 Beratungsstunden

1134 1086 1438 1579 1664 1924 1820 2050 2555 2550 2622

Klientinnen

641

893 1.125 1.316 1.350 1.368 1.267 1.221 1.325 1.338 1.318

Wo/h Team

144

144

162

162

162

182

192

181

186

186

202

Zusätzlich zu den Beratungen haben 2.806 INFOKONTAKTE am Telefon bzw. per E-Mail stattgefunden. Diese hatten Auskünfte zu unseren Angeboten, Clearinggespräche und Weiterverweisungen zum Inhalt. Unsere Homepage verzeichnete 2012 fast 7000 Zugriffe sowohl regional, als auch national und international. Wir haben insgesamt 287 MOBILE RECHTSBERATUNGEN durchgeführt: 67 Beratungen in der Frauenberatungsstelle Perg und 220 Beratungen im Rahmen der gerichtsnahen Familienberatung an den Bezirksgerichten Linz, Urfahr-Umgebung und Traun.

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AFZ Jahresbericht 2012

Gewalt

BERATUNGSTHEMEN

5%

Soziales

35% 42%

Kinder

Armut

5% 12% 1%

Beziehungsprobleme Trennung/Scheidung Einkommenssicherung 3.346 Datensätzen

Den größten Anteil nimmt mit 42 % der Themenbereich BEZIEHUNGSPROBLEME/SCHEIDUNG TRENNUNG ein. Dieser umfasst die psychosoziale Beratung bei Beziehungsproblemen, die juristische Beratung über Rechte in der Lebensgemeinschaft, Ehe, eingetragene Partner* innenschaft sowie die Beratung und Begleitung bei Trennung und Scheidung. Im Jahr 2012 haben wir den Beratungsschwerpunkt der Einkommenssicherung von Frauen neu in den Themenkatalog aufgenommen. Dieser Themenbereich umfasst die wirtschaftliche Absicherung in der Lebensgemeinschaft, eherechtliche Unterhaltsansprüche sowie die Pensionsabsicherung und ist im ersten Jahr bereits mit über 5 % ausgewiesen. Die eigenständige Einkommenssicherung von Frauen sollte spätestens anlässlich der Familiengründung thematisiert werden. Die Altersstatistik zeigt jedoch, dass die Gruppe der 40-50Jährigen stark überrepräsentiert ist, was dem durchschnittlichen Scheidungsalter der Frauen entspricht. Hier sind wir weiterhin bestrebt, die jüngere Zielgruppe der 20-30jährigen Frauen verstärkt anzusprechen, damit bereits rechtzeitig Vorsorge gegen die erhöhte Armutsgefährdung von Frauen getroffen werden kann. Zum Themenbereich KINDER zählen alle Problemlagen in Bezug auf Obsorge, Besuchsbzw. Kontaktrecht und Kindesunterhalt sowie Erziehungsprobleme bzw. Eltern-KindKonflikte. Dieser Bereich ist im letzten Jahr von 9,7 auf 12 % gestiegen und ist zu erwarten, dass der Beratungsbedarf 2013 aufgrund des KindNamRÄG 2013 weiter steigen wird. Beim Thema SOZIALES geht es um Lebenskrisen- und planung, weibliche Identität, Rollenkonflikte, um einige Beispiele zu nennen, im Besonderen aber um den zunehmenden Beratungsbereich der psychischen Gesundheit (Ängste, Erschöpfung, Burn-Out u.a.) Am stärksten zugenommen hat 2012 der Beratungsbereich der sexualisierten, körperlichen und psychischen GEWALT, der von 28,9 % im Jahr 2011 auf 35 % im Jahr 2012 gestiegen ist. Dabei ist der Anteil der sexuellen Gewalt aufgrund unserer Stellung als einziger

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AFZ Jahresbericht 2012

Frauennotruf in OÖ und damit Fachberatungsstelle für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren bei sexueller Gewalt mit 72 % überproportional hoch. 2012 hatten wir 71 FÄLLE von PROZESSBEGLEITUNGEN aufgrund sexueller oder körperlicher Gewalt. Auch hier zeigt sich eine Steigerungsrate von 14,5 % gegenüber dem Vorjahr, wobei der Arbeits- und Kostenaufwand sogar um 34 % gestiegen ist.

BERATUNGSERGEBNISSE Die Prozessbegleitungen 2012 umfassten 56 Strafrechtsfälle, von denen 46 Fälle für Opfer von sexueller Gewalt erfolgten und davon 8 Opfer minderjährig waren. In 24 Fällen sind die Strafverfahren inzwischen abgeschlossen: 9 Fälle endeten mit einer Verurteilung des Täters; in 1 Fall erfolgte Diversion, 1 Verfahren endete mit einem Freispruch, weitere 13 Verfahren wurden aus unterschiedlichen Gründen eingestellt (Verjährung, Täter unbekannt, fehlende Beweise). 15 psychosoziale Prozessbegleitungen bezogen sich auf Zivilrechtsverfahren (Scheidung, Unterhalt, Obsorge) im Zusammenhang mit Gewalt. Von diesen Prozessbegleitungen konnten 2012 insgesamt 11 Fälle für unsere Klientinnen positiv abgeschlossen werden. Insgesamt ergibt die Ergebnisanalyse folgendes Bild: Ergebnisanalyse

( n = 1.239)

Klärung der Anfrage (überwiegend juristische Abklärung) Problementlastung/-lösung, Zielerreichung Weiterverweisung an externe Einrichtung, Behörde, Therapie Abbruch des Beratungsprozesses durch die Klientin Beratungsprozess läuft weiter

861 131 81 6 160

69,5% 10,6% 6,5% 0,5% 12,9%

Damit liegt zusammenfassend der Beratungserfolg bei 80,1%. Bezogen auf die abgeschlossenen Beratungsfälle ergibt sich demgemäß ein noch positiveres Bild und liegt die Erfolgsquote bei 92 %. Damit können wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. 1 % Abbruch Weiterdurch Klientin verweisung 7% Zielerreichung 12%

Klärung der Anfrage

Zielerreichung, Problemlösung Weiterverweisung extern

Klärung der Anfrage 80%

von Klientin abgebrochen aus 1079 Datensätzen = abgeschlossene Fälle

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AFZ Jahresbericht 2012

QUALITÄTSSICHERUNG Erstmals ab 2013 werden wir mittels Feedbackbogen die Zufriedenheit unserer Klientinnen erheben. Bereits 2012 wurde der Fragebogen nach den Erfahrungen anderer Beratungseinrichtungen gestaltet. Dieser soll die „Kunden“-Zufriedenheit in folgenden Punkten erfragen: Telefonische Erreichbarkeit der Einrichtung, Zufriedenheit mit der Erstabklärung am Telefon, Terminvereinbarung (Wartezeiten, angebotene Beratungszeiten), Informationsgehalt der Homepage sowie die Zufriedenheit mit der räumlichen Gestaltung der Einrichtung und ihrer Erreichbarkeit. Der zweite Fragenblock soll die Zufriedenheit mit der inhaltlichen Beratung, Problemklärung, Zielerreichung, Beziehung zwischen Beraterin und Klientin, usw. erheben. Die letzte Frage richtet sich an eine eventuelle Weiterempfehlung unserer Einrichtung.

EINZEL- UND TEAMSUPERVISIONEN Zur Sicherung der hohen Qualität unserer Beratungen nehmen unsere Beraterinnen regelmäßig vierteljährlich Einzelsupervisionen in Anspruch. Sofern es finanziell möglich war, konnten die Mitarbeiterinnen zur persönlichen Entlastung bei Anlassfällen im Zusammenhang mit unserem persönlich oft sehr belastenden Aufgabenbereich (sexuelle Gewalt u.a.) eine gesonderte Supervision in Anspruch nehmen. Zusätzlich finden rund 8Mal jährlich Teamsupervisionen statt. Seit Sommer 2012 sind wir bei Herrn Thomas Baum, Psychologische Beratung, Supervision und Coaching, in Supervision.

AUS- UND FORTBILDUNGEN Familienrecht, Obsorge & Unterhalt, Recht 2012, Fortbildungsveranstaltung der ARS Seminar- und Kongress-Veranstaltungs-GmbH, Wien. Frauenzentrierte Beratung bei Trennung und Scheidung, Fortbildung der Plattform gendersensible Bildung, Frauen beraten Frauen, Wien. Sozialarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft, Internationale Bundestagung des Österreichischen Berufsverbandes der SozialarbeiterInnen, Wien. Vermögensteilung, Kindschaftsrecht nach dem KindNamRÄG 2013 (a.Univ.-Prof.in Dr. Astrid Deixler-Hübner, Dr. Thomas Bauer, Richter des Rechtsmittelsenats des LG Linz) Fortbildungsveranstaltung des Frauenreferats des Landes OÖ für Juristinnen der Frauenberatungsstellen OÖ.

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AFZ Jahresbericht 2012

VERNETZUNG - ÖFFENTLICHKEITSARBEIT INHALTLICHE KOOPERATION UND MAGISTRAT

VERNETZUNG

MIT BUND,

LAND

UND

BUNDESKANZLERAMT, FRAUEN und ÖFFENTLICHER DIENST: Tagung zu Qualität durch Standardisierung und zu Barrierefreiheit BUNDESMINISTERIUM FÜR INNERES, BÜNDNIS GEGEN GEWALT; Tagung des Bündnisses gegen Gewalt am 24.1.2012 im Raiffeisen-Forum Wien MAGISTRAT LINZ FRAUENBÜRO: Teilnahme an Workshops im September und Oktober zur Entwicklung eines neuen Frauenprogramms für die Stadt Linz FRAUENREFERAT OÖ: Geschäftsführerinnentreffen der oö. Frauenberatungsstellen Aktionstage: kostenlose mobile Beratungen in allen OÖ Bezirkshauptmannschaften. Beim Aktionstag im März und Oktober haben 2 AFZ-Juristinnen und 1 psychosoziale Beraterin teilgenommen und standen für jeweils 3-4 einstündige Beratungen zur Verfügung. FRAUENSTADTRÄTIN Mag.a Eva Schobesberger und Linzer FRAUENBÜRO: Information rund um Beziehung, Partnerschaft, Familie von und für Frauen: neue Infobroschüren sowie Mitwirkung an der Neugestaltung der Sicherheitsbroschüre des Linzer Frauenbüros

INHALTLICHE KOOPERATION UND VERNETZUNG MIT INSTITUTIONEN UND BERATUNGSEINRICHTUNGEN BAFÖ: Bundesverband der autonomen österreichischen Frauennotrufe GERICHTSNAHE FAMILIENBERATUNG: Fachaustausch mit Juristinnen und Juristen sowie psychosozialer Berater*innen der gemeinsamen gerichtsnahen Familienberatung KOOPERATIONSFORUM (oö. Kinderschutzzentren, Gewaltschutzzentrum OÖ, Frauenhäuser, Weißer Ring und Neustart): zum Thema Prozessbegleitung. Land OÖ - Mädchenarbeitskreis: Vernetzung und fachlicher Austausch LINZER FRAUENFORUM: monatliche Treffen mit Fachaustausch, gemeinsame Projekte NETZWERK ÖSTERREICHISCHER FRAUEN- UND MÄDCHENBERATUNGSSTELLEN: Vernetzung und gemeinsame Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit

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AFZ Jahresbericht 2012

RUNDER TISCH PROZESSBEGLEITUNG (Landesgericht Linz): Vortrag, Vernetzung und fachlicher Austausch SPAK (Sozialpolitischer Arbeitskreis), Sozialplattform: „Soziale Arbeit ist mehr wert“ Vernetzung und fachlicher Austausch mit: FRAUENHAUS LINZ, GEWALTSCHUTZZENTRUM OÖ, MIGRARE, PSYCHOSOZIALER NOTDIENST UND KRISENINTERVENTIONSZENTRUM Linz

AFZ WEITERBILDUNGSANGEBOTE FÜR BERUFSGRUPPENBEZOGENE MULTIPLIKATORINNEN UND SCHÜLERINNEN BIGirls Basics In Gender für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren: Schnupperabend zum neuen Lehrgang „MIT UNS NICHT“ Workshops zum Thema „Prävention sexueller Gewalt mit besonderen Fokus auf KO-Tropfen“ am 3. und 4.12.2012 im Wissensturm Linz „Juristischer Fachaustausch“: Rechtsberaterinnen der oö Fraueneinrichtungen trafen sich 3x jährlich zum Fachaustausch im AFZ Vorstellung der Angebote des AFZ und Praxisvortrag zum Thema „soziale Arbeit in der Beratungseinrichtung“ für Studierende der Fachhochschule für Sozialarbeit und Berufsschüler*innen

AKTIVE TEILNAHME AN VERANSTALTUNGEN AÖF und Prosenectute: Workshop „Gewalt an älteren Menschen“ Bündnis 8. März:   

„Rettungsschirm für Frauenrechte“ Smartmob anlässlich des Internat. Frauentages Präsentation des „Frauenmonitors der Arbeiterkammer OÖ“ „Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Familientragödie sondern ein Verbrechen!": Smartmob im Rahmen 16-Tage-gegen Gewalt an Frauen in der Linzer Landstraße

Frauenbüro Linz: Filmvorführung „Kehrtwende“ und anschließende Podiumsdiskussion zu häuslicher Gewalt; Veranstaltungsort: Wissensturm Linz Johannes-Kepler-Universität Linz: Sicherheitsveranstaltung anlässlich diverser Fälle von sexueller Gewalt am Uni-Gelände; Vortrag und Vorstellung des AFZ Kinderfreunde: „Kinder brauchen Geborgenheit“. Was bedeutet eine automatische gemeinsame Obsorge. Vortrag und Podiumsdiskussion im FAMz kidsmix 18

AFZ Jahresbericht 2012

NETZWERK der österr. FRAUEN- und MÄDCHENBERATUNGSSTELLEN: Fachtagung zum Thema „Erfolgsmessung“ und Synergien in der Öffentlichkeitsarbeit SPÖ-Frauen OÖ, AFZ, GSZ: Vortrag von Frau a.Univ.-Prof.in Dr. Astrid Deixler-Hübner und anschließende Diskussionsrunde zum Begutachtungsentwurf zum neuen Kindschafts- und Namensrechtsänderungsgesetz 2013

PUBLIKATIONEN Auf Initiative der FRAUENSTADTRÄTIN Mag.a Eva Schobesberger und in Kooperation mit dem Linzer FRAUENBÜRO ist eine neue Infobroschüre zu „Information rund um Beziehung, Partnerschaft, Familie von und für Frauen“ entstanden.

Des Weiteren haben wir an der Neuausgabe der „Sicherheitsbroschüre“ des Frauenbüros der Stadt Linz mitgewirkt und für die SPÖ-Frauen OÖ die Bereiche Obsorge und Kontaktrecht sowie das neue Namensrecht in der „Marie 2013“ überarbeitet.

PRESSE- UND MEDIENARBEIT 2012 sind diverse Artikel in regionalen Zeitungen erschienen, die Informationen über unsere Angebote und Veranstaltungsankündigungen zum Inhalt hatten. Im Mai wurde von Radio FRO/FROZINE ein Interview mit einer unserer Beraterinnen ausgestrahlt, in dem diese unsere Einrichtung vorgestellt hat. Anlässlich der jährlich stattfindenden Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ haben wir an einer Presseaussendung des Linzer Frauenbüros mitgearbeitet und an der Pressekonferenz des Linzer Frauenbüros teilgenommen. In diesem Zusammenhang erfolgten auch Pressemitteilungen in der Linzer Rundschau u.a.

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In vielen vom AFZ betreuten Strafrechtsfällen (sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz u.a. Sexualstraftaten, aber auch Fälle von häuslicher Gewalt) sind Berichte in den lokalen Tageszeitungen erschienen. Zum Internationalen Frauentag am 8. März ist ein Artikel zur Einkommenssicherung von Frauen im Rundbrief der Sozialplattform Oberösterreich veröffentlicht worden.

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EXPERTINNENTÄTIGKEIT Wie in den Jahren zuvor haben wir uns auch 2012 wieder als Expertinnen zu Themen in unserem Aufgabengebiet zu Wort gemeldet. Als solche war dies 2012 insbesondere das neue Kindschafts- und Namensrechtsänderungsgesetz. Wir haben kurzfristig eine Stellungnahme zum Begutachtungsentwurf abgegeben und uns im Rahmen des Bündnisses 8. März mit den SPÖ-Frauen OÖ und dem Gewaltschutzzentrum OÖ vernetzt. Gemeinsam konnten wir mit Frau a. Univ.-Prof.in Dr.in Astrid Deixler-Hübner den Entwurf und unsere Stellungnahme diskutieren und die Nationalratsabgeordnete, Frau Sonja Ablinger, dazu gewinnen, unsere Anliegen im Parlament zu vertreten. Wir bedanken uns bei Frau Sonja Ablinger für den Einsatz und die Unterstützung und bei Frau a. Univ.-Prof.in Astrid Deixler-Hübner dafür, dass sie sich so spontan und kurzfristig Zeit genommen hat. Des Weiteren haben wir als Expertinnen an der Neuausgabe der „Sicherheitsbroschüre“ des Frauenbüros der Stadt Linz mitgewirkt und für die SPÖ-Frauen OÖ die Bereiche Obsorge und Kontaktrecht sowie das neue Namensrecht in der „Marie 2013“ überarbeitet.

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AFZ Jahresbericht 2012

KULTURARBEIT Auch 2012 war das Frauencafé fast jeden Montagabend geöffnet und ist von den Aktivistinnen des AFZ betreut worden. Das Frauencafé bietet den Besucherinnen die Möglichkeit, miteinander zu reden, von sich zu erzählen, anderen zuzuhören, bewegende Themen zu diskutieren oder einen Abend gemeinsam mit anderen Frauen zu verbringen. Zusätzlich zum Frauencafé haben im Rahmen Frauen-Kultur und –Politik im AFZ die DISKUTHEK, der KULTURMONTAG und seit 2011 der feministische LESEKREIS ihren fixen Platz im Veranstaltungsangebot. Es ist aber nicht leicht, mit geringem Budget viele Male im Jahr ein anspruchsvolles Abendprogramm mit feministischem Schwerpunkt auf die Beine zu stellen. Dennoch ist es auch 2012 gelungen, viele interessante und hochwertige Veranstaltungen anzubieten:

AFZ Diplomandinnen der JKU Linz präsentierten uns ihre Master-Thesen und stellten sich einer anschließenden Diskussion:  Feministische Religionsphilosophie und Queer-Theory Mag.a Dr.in Brigitte Buchhammer 

Ganz Okay, aber bloß nicht übertreiben Die Einstellung von Studentinnen zu Feminismus vor dem Hintergrund fortgesetzter Frauendiskriminierung Astrid Ebner-Zarl



Pflege- und Sorgearbeit im Spannungsfeld von Ethik und Ökonomie. „Und die Frauen? Mittendrin!“ Maria Dammayr



Ungleichbehandlung Gleicher oder Gleichbehandlung Ungleicher? (Un-)Gerechtigkeitsprinzipien bei der Steuerung des Hochschulzuganges von Frauen Mag.a Barbara Rothmüller



Alte Widersprüche, neue Rezepte Lebens- und Arbeitszusammenhänge junger Frauen Carina Altreiter

AFZ  

Ignoranz – Toleranz? Mein Abenteuer Schwiegereltern Autorinnenlesung mit Emma Hase mit anschließender Diskussion Die Lust der Frauen – von der Liebe, dem Leben und dem Sex im Alter Ein Film von Gabi Schweiger, Filmvorführung und Diskussion mit Ina Biechl 22

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Geht ein Frauenschuh Ensemble aus Text und Photographie Regina Matuschek und Notburga Falkinger



Außerordentliche FrauenZier Austellungseröffnung



Frauen in Bewegung Tanzworkshop mit Pamina Milewska

Im Juni hieß es wieder FEIERN AM FEUER. Unser alljährlicher Grill-Treff für Frauen beim Steinmetzplatzl in Alturfahr-West fand 2012 bereits zum 12.Mal statt.

FEMINISTISCHER LESEKREIS In offener Runde wurden die „feministischen Lesekreise“ abgehalten. Die Themen waren bunt gemischt: 

Meredith Haaf „Wir Alpha-Mädchen“ Cool, schlau, schön, das sind die neuen Feministinnen. Sie wollen alles: Kinder, Karriere, Intellekt und Sex, Verantwortung und Freiheit.



Marlene Streeruwitz „Das wird mir alles nicht passieren. Wie bleibe ich Feministin“ Marlene Streeruwitz schildert elf Schicksale, die eines gemeinsam haben: die Entscheidung, sich ihren äußeren Bedingungen unterzuordnen oder auf einer autonomeren Lebensgestaltung zu bestehen.



Pia Ziefle „Suna“ Ein Roman über Wurzeln, über Herkunft, über Familie, über Migration, über Adoption und über die Komplexität der deutschen Einwanderungsgeschichte.

LESBENTREFF „LESBRESSO – WHAT SHALLS“ Der Lesbentreff „Lesbresso – what shalls“ ging im Herbst 2012 bereits ins zweite Jahr: an jedem ersten Freitag des Monats bietet „Lesbresso“ interessierten Frauen ein Forum um sich Auszutauschen, zu Plaudern und zu Diskutieren. Jedes Treffen steht unter einem anderen Thema, der Ort wechselt und wird über Aussendungen und die Homepage des AFZ und der HOSI Linz bekannt gegeben. Linz ist im vergangenen Jahr mit der Schließung des Hosi-Lokals um einen weiteren lesbischschwulen Ort ärmer geworden; für Frauen, welche erste Schritte in Richtung eines ComingOuts wagen, ist es zunehmend schwieriger geworden, anderswo als über das Internet mit anderen gleichgesinnten Frauen in Kontakt bzw. ins Gespräch zu kommen. „Wo sind bloß alle Linzer Lesben?“ lautet eine häufig gestellte Frage. Nun, zumindest einige davon sind 23

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jeden ersten Freitag im Monat bei „Lesbresso“ anzutreffen, wo auch neue Gäste herzlich willkommen sind, und wo Frauen mit anderen netten Frauen ins Gespräch kommen und sich in ihrer lesbischen Identität vielleicht ein bisschen weniger alleine fühlen können. 

Das Fest der hässlichen Geschenke Weihnachtstauschbörse



Lesbresso goes Weiberball Tanzen, Shaken & Schäkern, sich gut unterhalten am 8. Linzer Weiberball im Redoutensaal, eine Veranstaltung der SPÖ Frauen



Wir rock-en die Hos-i



wir wünschen – wir spielen Überraschungsfilmnacht



Frauenfest in der Hosi Einen Abend lang tanzen, plaudern, feiern (DJane Lisa S).



Lesbresso Bücherschwarm vor dem Urlaub wird über Lesestoff diskutiert und ausgetauscht Im Juli(us) trifft Julia im Cafe Julius



Lesbresso goes Cinema: „Das falsche Herz“ Filmabend im Hosi-Zentrum Mit Regisseur Cajetan Jacob und Produzentin Bettina Hutterer



Lesbresso goes Concert im Posthof



„november & Brain-storm“ Plaudern und Ideen spinnen für 2013



Lesbresso am Weihnachtsmarkt/Pfarrplatz

2012 haben 44 Politik- und Kulturveranstaltungen stattgefunden, an denen insgesamt 566 Frauen teilgenommen haben.

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BIBLIOTHEK Auch im Jahr 2012 war die Bibliothek wieder gut besucht: Literatur rund um das Thema Scheidung/Trennung/Beziehungsprobleme sowie zum Thema Gewalt sind am häufigsten nachgefragt. Als Auswahl unserer Neuerwerbungen für die Bibliothek stellen wir vor:

Das Buch der Paartherapeutin Gisela Hötker-Ponath versteht sich als Wegweiser durch die schmerzhafte Situation der Trennung. Es vermittelt psychologisches Wissen und enthält Beispiele, Selbsttests, praktische Anregungen und konkrete Tipps - sowohl für den verlassenen Partner als auch für den Verlassenden. Es werden die Perspektiven beider Seiten beschrieben. „Trennung ohne Rosenkrieg“ orientiert sich an den typischen Phasen, wenn zwei auseinandergehen: - Den Anfang vom Ende erkennen - Die Achterbahnfahrt der Gefühle besser verstehen - Mit Verlust, Trauer, Wut und Schuldgefühlen umgehen - Die Kinder möglichst gut schützen - Alleinsein bewältigen - Abschied nehmen und loslassen Eine neue Lebensform finden.

Seelische Gewalt ist mindestens so grausam wie körperliche. Doch weil sie keine sichtbaren Wunden hinterlässt, wird sie oft nicht ernst genommen. Die Kommunikationstrainerin Dorothee Döring hat zahllose Menschen beraten, die unter seelischer Gewalt leiden. Anhand von authentischen Geschichten aus ihrem beruflichen Alltag zeigt sie auf, woran seelische Gewalt zu erkennen ist, wie man sich davor schützen oder dagegen wehren kann. Ein Ratgeber, der erklärt, ohne sich in psychologischer Fachsprache zu verstricken, und darüber hinaus Hilfe zur Selbsthilfe bietet.

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PROJEKTE Information rund um Beziehung, Partnerschaft, Familie von und für F rauen

Finanzielle Unabhängigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung, dass Frauen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Weibliche Erwerbsbiographien sind jedoch auch heute noch durch zeitweilige Unterbrechungen und verminderte Berufstätigkeit gekennzeichnet. Die steigenden Teilzeitbeschäftigungszahlen von Frauen sind nicht Ausdruck einer „vielbeworbenen Wahlfreiheit von Frauen zu Gunsten der Familie“, sondern meist Folge der geschlechterungleichen Verteilung der unbezahlten Betreuungs- und Haushaltsarbeit. Die

Folgen

sind

niedrigere

Erwerbseinkommen

und

verminderte

Sozial-

und

Pensionsleistungen für Frauen und die soziale und wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen vom Partner. Eine Trennung oder Scheidung kann in weiterer Konsequenz existenzbedrohende Auswirkungen haben und führt zu einer erhöhten Armutsgefährdung von Frauen, insbesondere von Alleinerzieherinnen bzw. im Alter. An dieser Ausgangslage setzt das Projekt „Information rund um Beziehung, Partnerschaft, Familie von und für Frauen“ an. Dieses Projekt gründet auf der Initiative der Frauenstadträtin der Stadt Linz, Frau Mag.a Eva Schobesberger, und wurde in Kooperation zwischen dem autonomen Frauenzentrum als Frauenberatungsstelle und dem Frauenbüro als Finanzierungsträgerin entwickelt. Ziel des Projekts ist die Verbesserung der mittel- und langfristigen Erwerbs- und Einkommenssituation von Frauen und damit einhergehend der finanziellen Unabhängigkeit und Eigenständigkeit von Frauen in Beziehung, Partnerschaft und Familie bzw. nach einer Trennung und Scheidung. Dieses Ziel soll durch konsequente Aufklärung der Zielgruppe der jungen Frauen und Frauen in einer Partner*innenschaft, im Besonderen in der Familiengründungsphase, erreicht werden. Mit der finanziellen Unterstützung durch das Frauenbüro der Stadt Linz konnten wir durch unsere fachspezifisch ausgebildeten Juristinnen kostenfreie persönliche Beratungen für Frauen aus der Stadt Linz anbieten. Die Themenschwerpunkte in den 165 erfolgten Beratungsstunden für Linzer Frauen lagen im Bereich der unterhaltsrechtlichen Absicherung in und nach der Ehe bzw.

Lebens-

gemeinschaft im Fall einer überwiegenden Kinderbetreuung und geringem Erwerbseinkommen, der vermögens- und erbrechtlichen Absicherung in der Lebensgemeinschaft, dem Wiedereinstieg und der Pensionsabsicherung und der Vermögensteilung nach der Trennung einer Lebensgemeinschaft. 26

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Begleitet wurde und wird das Projekt auch durch den in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro der Stadt Linz gestalteten Informationsfolder, der auf die typischen Stolpersteine und Informationslücken aufmerksam machen soll und dies auch bereits geleistet hat, wie die Beratungszahlen belegen. Das Feedback der Klientinnen war insgesamt sehr gut, was die Rücklaufquoten der Kundenzufriedenheitsnachfrage zeigen. Die Mehrzahl der Klientinnen betonte die Bedeutung dieser Information und Aufklärung und bestätigte, diese Beratung weiterzuempfehlen.

Wir möchten uns nochmals herzlichst bei Frau Mag.a Eva Schobesberger für die Ermöglichung und Finanzierung dieses Projekt bedanken. Unser Dank gilt auch dem Team des Frauenbüros der Stadt Linz für die gute Zusammenarbeit.

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Präventionsworkshops für M ädchen: Sexuelle Gewalt – „Mit uns nicht!“ Nachdem in den letzten Jahren die Zahl der Beratungen von jungen Mädchen und Frauen zum Thema sexuelle Gewalt gestiegen und einige sexuelle Übergriffe im öffentlichen Raum passiert sind, wurde 2012 ein neuer Workshop mit dem Titel „Mit uns nicht!“ ins Leben gerufen. In Kooperation mit dem Linzer Frauenbüro wurden im Rahmen der jährlichen Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ erstmals zwei Workshops zum Thema Prävention von sexueller Gewalt an Mädchen mit dem besonderen Fokus auf K.O. Tropfen abgehalten. Der Workshop „Mit uns nicht“ richtete sich an Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren und fand großen Anklang an den Linzer Schulen. Ziel des Workshops ist, Mädchen für die Thematik zu sensibilisieren und sie in ihrer Wahrnehmung und ihren Handlungsmöglichkeiten zu stärken. Auch sollen Mädchen die Wahrnehmung der eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen lernen. Weiters werden verdeckte Ressourcen verfügbar gemacht, um dadurch wiederum neue Perspektiven des eigenen Handelns zu eröffnen. Die auf diesem Weg gewonnenen Handlungskompetenzen tragen zur Stärkung des Selbstwertgefühls der Mädchen bei. In einem geschützten Rahmen wurden die Mädchen über die verschiedenen Formen von Gewalt aufgeklärt. Zwei Mitarbeiterinnen des afz bereiteten in 4 Stunden, mit jeweils 7 bis 15 Mädchen einer Schulklasse, anhand von Gruppenarbeiten, Fallbeispielen, Diskussionen, einem Erfahrungsaustausch und einem Theorie-Input das Thema auf. Ein Filmbeitrag zum Thema K.O. Tropfen, in dem klar vermittelt wurde, wie leicht es ist, mit dieser Substanz in Berührung zu kommen, machte die Mädchen sehr betroffen und sollte sich auf ihr Verhalten beim Ausgehen, positiv auswirken. Der Erfahrungsaustausch in der Gruppe über die individuellen Lebenserfahrungen der Mädchen hat zum Ziel, Handlungs- und Überlebensstrategien zu erarbeiten. Dadurch kann ein gegenseitiges Verstehen und voneinander Lernen ermöglicht werden. Die dabei erlebte gegenseitige Wertschätzung fördert die Solidarität unter den Mädchen. Die rege Nachfrage von engagierten Lehrkräften an Schulen und das große Interesse sowie das Feedback der Mädchen in den Workshops zeigten, wie wichtig Aufklärung zum Thema sexuelle Gewalt und das Wissen um Gewaltformen, deren Auswirkungen und Hilfsmöglichkeiten ist. Auszüge aus dem Feedback der Mädchen: „Es hat mir gefallen sexuelle Gewalt zu besprechen.“ „Alles hat mir gefallen, es war sehr aufschlussreich.“ „Der Workshop hätte länger dauern sollen.“ „Am Workshop hat mir am meisten das Rollenspiel gefallen, da wir uns in die Lage dieses Mädchens setzen mussten.“

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Ich nehme mir mit: „Das ich mich schützen soll“ „Ich weiß jetzt mehr über K.O. Tropfen.“ „Wie man sich besser vor K.O. Tropfen schützen kann.“ „Ich passe auf meine Cocktails auf, wenn ich fort gehe.“ „Aufpassen bei K.O. Tropfen, was man machen soll bei einer Vergewaltigung etc.“

Gruppenübung 2, Workshop 4, Plakatentwurf zur Fallgeschichte

Mag.a (FH) Yvonne Haider DSAin Claudia Hofer

Das Angebot der Mädchen-Workshops „MIT UNS NICHT!“ wird vom Linzer Frauenbüro unterstützt.

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Selbstbewusstsein – Selbstbehauptung - Selbstverteidigung

Das autonome Frauenzentrum hat auch im Jahr 2012 wieder vier Selbstverteidigungskurse für erwachsene Frauen angeboten. In diesen Selbstverteidigungskursen lernen Frauen, ganz ohne sportliche Vorkenntnisse, einfache Techniken, die es ihnen ermöglichen, mit großen und kleineren Gefahrensituationen mühelos fertig zu werden und sich gegen körperliche Gewalt erfolgreich zur Wehr zu setzen. Das Durchspielen „typischer“ Situationen hilft Ängste zu bewältigen und fördert das Know-how, im Schockmoment eines Angriffes, situationsgerecht reagieren zu können. Die Arbeit an Haltung und Körpersprache trägt zur Stärkung der Persönlichkeit bei und erleichtert den Umgang mit alltäglichen „Belästigungen“. Neben Wahrnehmungs- und Körperbewusstseinsübungen werden Abwehr-, Schutz- und Befreiungstechniken gelernt. Außerdem werden Tipps und Tricks zur Abgrenzung im Alltag gegeben. Die Trainerin SIGRID SCHIEHAUER arbeitet mit der Technik „Drehungen, einem frauenspezifischen Selbstverteidigungskonzept. Aufgrund großer Nachfrage konnte auch ein Selbstverteidigungskurs für Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren angeboten werden. Dieser wurde ebenfalls von Frau SIGRID SCHIEHAUER, geleitet und erfuhr große Begeisterung. Die Technik „Drehungen“ wurde von Frauen für Mädchen und Frauen entwickelt. Sie baut auf den Stärken des weiblichen Körpers auf. Das Bewusstsein über vorhandene Kräfte wird verstärkt, das Wissen über Körpersprache, Haltung, Wirkungsweise von Bewegungen vertieft.

An 15 Kursabenden, die 40 Einheiten umfassten, haben 37 Frauen und 13 Mädchen teilgenommen.

Das Angebot der Selbstbehauptungstrainings- bzw. Selbstverteidigungskurse wird vom Linzer Frauenbüro unterstützt.

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Selbsthilfegruppen

Im Jahr 2012 gab es ganzjährig eine regelmäßig stattfindende Selbsthilfegruppe bei „SEXUELLER GEWALTERFAHRUNG“. Die zweite Selbsthilfegruppe „VOR, WÄHREND UND NACH EINER SCHEIDUNG - TRENNUNG“ konnte nur bis Juni 2012 finanziert und durchgeführt werden. Für die Leitung der Gruppen konnten wir auch heuer wieder Frau MAG.A KERSTIN KARLHUBER, Psychotherapeutin (i.A. unter Supervision) und Soziologin mit Erfahrung in der Gruppentherapie gewinnen. Die Teilnehmerinnen haben die Möglichkeit in einem geschützten Raum über Erlebtes zu sprechen und können durch Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Frauen aus der Isolation ausbrechen. Die Ziele bzw. Inhalte der Gruppe „vor, während und nach einer Scheidung“ waren die Erarbeitung neuer Lebensperspektiven und innerer Rollen, die Reflexion der Trennungssituation, das Erkennen eigener, oft verborgener innerer Anteile, die Trauerarbeit und Bewältigung der Trennungssituation und die Stärkung für ein Leben nach der Trennung. An den 6 Treffen der Gruppe „Scheidung/Trennung“, die 12 Einheiten umfasste, haben insgesamt 19 Frauen teilgenommen Aufgrund der positiven Rückmeldungen der teilnehmenden Frauen und der wiederholten Nachfrage würden wir uns wünschen, zukünftig neuerlich eine Selbsthilfegruppe im Besonderen für Alleinerzieherinnen in unser Angebot aufnehmen zu können. Dies setzt jedoch eine gesicherte Finanzierung voraus. Im Rahmen der Gruppe „sexuelle Gewalterfahrung“ hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, über ihre Gewalt-, Missbrauchserfahrungen und den damit einhergehenden Sekundärbelastungen und Einschränkungen zu sprechen. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema wird für die Teilnehmerinnen ein oftmals erster Schritt aus der Sprachlosigkeit und Ohnmacht möglich. Dies wird durch die Gruppenatmosphäre gefördert, da die Teilnehmerinnen die Möglichkeit haben, von den Erfahrungen und Erzählungen der anderen Teilnehmerinnen ihre eigene Situation zu reflektieren. Weiters wurde mit den Teilnehmerinnen an ihrer Rollenvielfalt und einem neuen Selbstwertgefühl gearbeitet (Stichwort: „Die Opferrolle soll nicht die einzige Rolle in meinem Leben bleiben“). An den 10 Treffen der Gruppe „sexuelle Gewalterfahrung“, die 20 Einheiten umfasste, haben insgesamt 24 Frauen teilgenommen

Das Selbsthilfegruppenangebot wurde unterstützt vom Linzer Frauenbüro

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