2015 STAND: SEPTEMBER 2015

COMMODITY REPORT 09/2015 STAND: S EPTEMBER 2015 SPECIAL: CHINA – REBALANCING GESCHEITERT  Die Abwertung und darauffolgende Freigabe des Wechselkur...
Author: Kasimir Bretz
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COMMODITY REPORT 09/2015

STAND: S EPTEMBER 2015

SPECIAL: CHINA – REBALANCING GESCHEITERT 

Die Abwertung und darauffolgende Freigabe des Wechselkurses der Landeswährung Yuan durch die chinesische Zentralbank im August haben die Angst vor weiteren Kapitalabflüssen aus dem Reich der Mitte verstärkt.



Das starke Wachstum der chinesischen Wirtschaft in den letzten zehn Jahren beruhte auch auf hohen Kapitalzuflüssen aus dem Ausland. Dadurch stiegen die Fremdwährungsreserven, und der Yuan wertete stark auf. Nun droht sich die Entwicklung umzukehren.



Mit der Yuan-Abwertung versucht Peking, die Exporte künstlich zu fördern. Außerdem wurden die Leitzinsen und Mindestreserveanforderungen für Banken gesenkt und realwirtschaftliche Stimulierungsmaßnahmen eingeleitet, um die Wirtschaft anzukurbeln.



Wenn der Yuan nicht weiter gegenüber dem US-Dollar abwertet, könnten die staatlichen Konjunkturmaßnahmen die Rohstoffnachfrage in China ankurbeln, sodass ein Preisanstieg vor allem bei industrienahen Rohstoffen wahrscheinlich wäre. Eine weitere Yuan -Abwertung allerdings würde die Effekte der chinesischen Stimulierungsbemühungen auf die Rohstoffnachfrage verpuffen lassen.

Die Welt schaut auf China. Doch während in den vergangenen Jahren die chinesische Wirtschaftslage häufig nur für Rohstoffinvestoren interessant war, blickt jetzt der gesamte Finanzmarkt auf das Reich der Mitte. Sehr deutlich zeigt sich dies an den Börsen: Die Angst vor einer „harten Landung“ der chinesischen Wirtschaft, einem damit einhergehenden Crash der Schwellenmärkte und einem Überschwappen der Krise auf die entwickelten Volkswirtschaften lässt die Aktienkurse weltweit fallen. Ausgelöst wurden die Besorgnisse von einer Entscheidung der chinesischen Zentralbank (People's Bank of China, PBOC) am 11. August: Die Währungshüter in Peking werteten die Landeswährung Yuan gegenüber dem US-Dollar um knapp zwei Prozent ab, der Referenzkurs wurde von 6,1162 Yuan pro USDollar auf 6,2298 Yuan herabgesetzt. Am gleichen Tag gab die Zentralbank bekannt, dass der tägliche Wechselkurs künftig von den Marktgegebenheiten bestimmt werden soll, um eine weitere Öffnung der chinesischen Währung für ausländische Investoren zu ermöglichen. Nach dieser Entscheidung gab der Yuan im Verlauf des August weiter nach. Am Monatsende lag der Wechselkurs bei 6,38 Yuan pro USDollar, was einer Abwertung von mehr als drei Prozent entspricht.

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Abbildung 1: Wechselkurs Yuan gegenüber US-Dollar

9 8,5

Yuan/US-Dollar

8 7,5 7

6,5 6 5,5

5

Quelle: Bloomberg, Lupus alpha

Das starke Wachstum der chinesischen Wirtschaft in den letzten zehn Jahren beruhte auch auf hohen Kapitalzuflüssen, die sich in den stark steigenden Währungsreserven der chinesischen Zentralbank widerspiegelten. Diese erhöhten sich zwischen Juli 2005 und Januar 2014 um 700 Milliarden auf über vier Billionen US-Dollar. Während dieser Zeit zog auch die Landeswährung stark an, der Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar erhöhte sich von 8,27 Yuan auf weniger als 6,1 Yuan. Dies entspricht einer Aufwertung von mehr als 25 Prozent.

Kapitalabflüsse drohen Diese Entwicklung scheint sich nun umzukehren: Seit dem Ende des Aufwertungszyklus sind die chinesischen Währungsreserven auf unter 3,6 Billionen US-Dollar gefallen. Marktteilnehmer befürchten eine Kapitalflucht. Sollten die Märkte von einer weiteren Abschwächung der chinesischen Wirtschaft ausgehen, würde vermehrt Kapital aus dem Reich der Mitte abgezogen, was eine weitere Abschwächung des Yuan-Wechselkurses zur Folge hätte.

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4500 4000 3500 3000 2500 2000

1500 1000

April 15

Septem…

Februar …

Juli 13

Mai 12

Dezem…

Oktobe…

März 11

August 10

Januar 10

Juni 09

Novem…

April 08

Septem…

Februar …

Juli 06

Dezem…

Mai 05

Oktobe…

März 04

August 03

Januar 03

Juni 02

Novem…

0

April 01

500 Septem…

Währungsreserven in Mrd. US-Dollar

Abbildung 2: Entwicklung der chinesischen Währungsreserven

Quelle: Bloomberg, Lupus alpha

Das Hauptziel der chinesischen Notenbank ist derzeit, durch die Abwertung des Yuan die chinesischen Exporte zu fördern und damit die Wirtschaft anzutreiben. Seit Jahresfang sind die chinesischen Exporte mit einem Rückgang um 5,5 Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, und der Trend ist stark rückläufig. Abbildung 3: Entwicklung der chinesischen Exporte

Exporte YoY% (12 mo avg)

50% 40% 30%

20% 10% 0%

-10% -20% Apr. 15

Nov. 14

Jun. 14

Jan. 14

Aug. 13

Mrz. 13

Okt. 12

Mai. 12

Dez. 11

Jul. 11

Feb. 11

Sep. 10

Apr. 10

Nov. 09

Jun. 09

Jan. 09

Aug. 08

Mrz. 08

Okt. 07

Mai. 07

Dez. 06

Jul. 06

Feb. 06

Sep. 05

-30%

Quelle: USDA, Lupus alpha

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Dies ist eine klare Abkehr vom bisherigen Ziel der Regierung, das Wirtschaftswachstum weniger abhängig von Investitionen zu machen und den inländischen Konsum zu stärken.

Stimulierung um jeden Preis? Am 26. August senkte die chinesische Zentralbank die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte auf nunmehr 4,6 Prozent für Kredite und zwei Prozent für Einlagen. Zusätzlich wurden die Mindestreserveanforderungen für Banken um 50 Basispunkte heruntergesetzt, um die Versorgung des Finanzsektors mit Liquidität und die allgemeine Kreditvergabe zu fördern. Abbildung 4: Entwicklung der chinesischen Leitzinsen

China 1 Yr Benchmark Lending Rates 8,00 7,50 7,00 6,50 6,00 5,50 5,00 4,50

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Quelle: PBOC, Lupus alpha Asset Management

Auch realwirtschaftlich versucht Peking, stimulierend einzugreifen. Die bisherigen Maßnahmen umfassen neue Infrastrukturprojekte im Volumen von knapp 80 Milliarden Yuan sowie eine deutliche Lockerung der Kreditvergabe für Unternehmen und Provinzen. Noch ist der Umfang der Maßnahmen nicht so groß wie während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009, als die chinesische Regierung im Rahmen eines groß angelegten Konjunkturprogramms mehr als 4.000 Milliarden Yuan in den Markt pumpte. Die Signale aus Peking weisen aber auch heute deutlich auf eine staatliche Unterstützung der Wirtschaft mit allen Mitteln hin. Langfristig ist dies der falsche Weg zur Lösung der chinesischen Probleme, weil Überkapazitäten und Fehlproduktion erhalten bleiben. Kurzfristig allerdings können Stimulierungsmaßnahmen durchaus starke Auswirkungen haben.

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Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten mit weiteren Programmen zur Konjunkturstützung in China zu rechnen ist. Dies sollte kurz- bis mittelfristig zu einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaftsleistung führen und sich positiv auf die Marktstimmung auswirken.

Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte Von weiteren Stimulierungsmaßnahmen sollten zunächst vor allem die Preise industrienaher Rohstoffe profitieren können, weil die Nachfrage angekurbelt wird. Es gibt allerdings ein Risiko in diesem Szenario: Wenn der Yuan weiter abwertet, werden die in US-Dollar gepreisten Rohstoffe für chinesische Importeure teurer, was die positiven Effekte eines inländischen Nachfrageanstiegs wieder verpuffen lassen würde. Rohstoffinvestoren sollten daher den Wechselkurs des Yuan gegenüber dem US-Dollar genau beobachten. Wenn sich dieser stabilisiert, ist eine deutliche Preiserholung bei industrienahen Rohstoffe wahrscheinlich. Schwächt sich der Yuan aber weiter ab, würden alle chinesischen Stimulierungsmaßnahmen keinen Effekt auf die Rohstoffnachfrage haben - und damit auch nicht auf die Preise.

Monatskommentar Der Bloomberg Commodity Index Total Return beendete den August mit einem Verlust von 0,9 Prozent. Im Monatsverlauf wurden neue Mehrjahrestiefs erreicht, von denen sich das Rohstoffbarometer aber durch die starke Erholung an den Energiemärkten gegen Ende August wieder deutlich lösen konnte. Die Preise von Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) beeindruckten im vergangenen Monat mit der stärksten Dreitagesrally seit 25 Jahren: Von den zwischenzeitlichen Tiefstständen aus zogen die Notierungen um mehr als 27 Prozent an, sodass der Energiesektor insgesamt den Monat mit einem leichten Plus von 0,8 Prozent abschloss. Positiv entwickelten sich im August auch die Edelmetallmärkte, die Notierungen in diesem Sektor erhöhten sich um 2,2 Prozent. Zu den Verlierern zählte der Agrarsektor, der im August preislich um 3,8 Prozent nachgab, bedingt vor allem durch die schwache Entwicklung bei Sojabohnen und Sojaprodukten. Seit Jahresanfang liegt der Rohstoffindex nun mit knapp 13 Prozent im Minus.

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Abbildung 5: Wertentwicklung der Sektoren des Bloomberg Commodity Total Return Index im August 2015

10,0% 5,0%

2,1%

0,6%

0,0% -5,0%

-2,1% -3,4%

-3,9%

-10,0% -15,0%

-15,0%

-20,0%

-3,0%

-6,2%

-5,7% -12,6%

-15,6% -18,3%

-25,0% BBG BBG Commodity Agriculture TR TR

-19,4%

BBG Energy TR

-21,1%

BBG BBG Industrial Livestock TR Metals TR

Wertentwicklung MTD

BBG BBG Softs TR Precious Metals TR

Wertentwicklung YTD

Quelle: Lupus alpha, Bloomberg

Performance Lupus alpha Commodity Invest Im August verlor der Lupus alpha Commodity Invest 73 Basispunkte. Seit Jahresanfang liegt der Fonds nun mit vier Prozent im Minus, die Volatilität beträgt 3,5 Prozent. Abbildung 6: Performancebeitrag nach Sektoren in Basispunkten, unterteilt in Renditequellen Direktional, Relative Value und Volatilität (YTD)

100

77

50

21

9

5

0

-50

-31

-1

-12

-17

-20 -38

Directional Relative Value

Volatility

-77

-100

-108 -150 Base Metals

Softs & Fibres

Livestock

Precious Metals

Energy

Grains & Oilseeds

Quelle: Lupus alpha, Bloomberg

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Abbildung 7: Performancebeitrag nach Sektoren in Basispunkten, unterteilt in Renditequellen Direktional, Relative Value und Volatilität (MTD)

10

6 5

1 0 0

-5 -10

-4 -9

Directional

-5

-8

-10

Relative Value Volatility

-15 -20

-19

-25

Base Metals Softs & Fibres

Livestock

Precious Metals

Energy

Grains & Oilseeds

Quelle: Lupus alpha, Bloomberg

Lupus alpha Rohstoff-Indikator Der Lupus alpha Commodity-Indikator deutet für den September eine leichte Entspannung an, verweilt aber im stark negativen Bereich. Der Indikatorwert verbesserte sich von -27 Prozent im Vormonat auf -25 Prozent. Die Anzahl der Longsignale nahm leicht von fünf auf sieben zu, während die Anzahl der Shortsignale von 18 auf 15 abnahm. Insgesamt kann auf dieser Basis nicht mit steigenden Rohstoffpreisen gerechnet werden, die Chance auf eine Stabilisierung ist aber vorhanden.

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Abbildung 8: Lupus alpha Rohstoff-Indikator und Bloomberg Commodity Index

Quelle: Lupus alpha, Bloomberg

Sektorkommentare Getreide und Ölsaaten - US-Agrarministerium überrascht mit optimistischer Produktionsschätzung Der Angebots- und Nachfragebericht des US-Agrarministeriums (USDA) führte im August zu einem erneuten Abverkauf bei Mais-, Weizen- und Sojabohnenkontrakten. Das USDA geht in der kommenden Erntesaison von höheren Überschüssen im Sojabohnenkomplex und bei Weizen aus, die Maisreserven sieht das Ministerium nahezu unverändert. Diese Prognosen überraschten den Markt, weil fast alle Analysten wegen schlechterer Wetterbedingungen niedrigere Produktionsschätzungen erwartet hatten. Bei Mais rechnet das USDA mit einem durchschnittlichem Ernteertrag von 168,8 Scheffel pro Acre (1 Acre = 0,40469 Hektar), dies sind zwei Scheffel mehr als noch im Juli erwartet. Bei Sojabohnen prognostizierten die Agrarökonomen aus Washington zuletzt einen Ernteertrag von 46,9 Scheffel pro Acre, im Vormonat waren die Regierungsexperten noch von 46,0 Scheffel ausgegangen. Auf der Nachfrageseite wurden die Exportschätzungen für Mais leicht nach unten korrigiert, was aber durch eine geschätzt höhere Nachfrage aus der Ethanol- und Viehfutterindustrie ausgeglichen wird.

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Ähnlich sehen die USDA-Schätzungen für den Sojabohnenmarkt aus: Die Prognosen für die Vermahlungen wurden erhöht, während die Exportschätzungen leicht reduziert wurden. Neben den Produktionsschätzungen aus Washington wurden die Preise im Getreide- und Ölsaatensektor auch von den deutlichen Abwertungen belastet, die die Währungen der größten US-Konkurrenten am Exportmarkt in jüngster Zeit erlitten. Diese Abwertungen erschweren den US-Exporteuren den Absatz ihrer Produkte an den Weltmärkten. Im September erwarten wir eine Bodenbildung der Preise im Getreide- und Ölsaatensektor. Das USDA wird nach unserer Einschätzung seine Produktionsschätzungen in den kommenden Monaten noch etwas reduzieren, wobei weniger die Ernteertragsprognosen als vielmehr die Schätzungen der angebauten Ackerflächen angepasst werden dürften. In der ersten Septemberwoche konnten wir uns vor Ort selber von der Qualität der Anbauflächen im östlichen Maisgürtel der USA überzeugen. Unsere Tour führte uns zunächst von Chicago über Fort Wayne im Bundesstaaat Indiana bis nach Dayton in Ohio. Schließlich ging es über Bloomington in Indiana und das in Illinois gelegene Champaign wieder zu unserem Ausgangspunkt Chicago zurück. Abbildung 9: Reiseroute der Lupus alpha-Erntebeobachtung im September 2015

Quelle: Lupus alpha, Google maps

Der Fokus unserer Reise lag nicht darauf, die Ernteertragsschätzungen des USDA zu überprüfen. Wir konzentrierten uns eher auf den Zustand der Felder, um herauszufinden, ob die Anbauflächenprognosen des Ministeriums für den östlichen Maisgürtel angesichts der Überschwemmungen und starken Regenfälle im Frühsommer realistisch sind. Besonders in Ohio bekamen wir den Eindruck, dass die USDAAnnahmen etwas zu optimistisch sind.

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Dies bestätigte uns auch ein Reiseteilnehmer aus der Versicherungsbranche, der von überdurchschnittlich hohen Versicherungsansprüchen der Farmer in Ohio, Missouri und Indiana aufgrund von Wetterschäden berichtete. Noch sind unsere Auswertungen nicht abgeschlossen, doch wir erwarten, dass die Maisproduktion in den USA in der kommenden Erntesaison eher im Bereich von 13,2 Milliarden Scheffel liegen wird als bei den vom USDA erwarteten 13,7 Milliarden Scheffel. Bei Sojabohnen erwarten wir einen Ernteertrag von 3,7 Milliarden Scheffel, während das Ministerium mit 3,9 Milliarden Scheffel rechnet. Auf der Basis unserer Eindrücke glauben wir, dass die Preise der Getreide und Ölsaaten im September ihre saisonalen Tiefs ausbilden werden. Eine Korrektur der erheblichen Kursverluste seit Jahresanfang ist dagegen wegen der schwachen Nachfrage unwahrscheinlich, gerade der Export könnte derzeit noch zu hoch eingeschätzt werden. Viehsektor - Chinas Schweinefleischbedarf ist höher als die eigene Produktion Der Viehsektor trotzte im vergangenen Monat mit einem Preisanstieg von 1,1 Prozent dem allgemein negativen Trend an den Rohstoffmärkten. Magerschweine waren mit einem Plus von 6,9 Prozent sogar der Rohstoff mit dem stärksten Preisaufschlag in unserem Rohstoffuniversum. Profitieren konnten die Schweinenotierungen von Berichten, nach denen China seine Bevölkerung nicht mehr mit Schweinefleisch aus eigener Produktion versorgen kann und deshalb gezwungen ist, an den Weltmärkten zuzukaufen. Wir geben allerdings zu bedenken, dass die in diesem Jahr um 50 Prozent über dem Vorjahresniveau liegenden Schweinefleischausfuhren nach China den sanktionsbedingten Rückgang der Exporte nach Russland nicht ausgleichen kann. Außerdem bestehen in China immer noch Vorbehalte gegenüber der - in den USA üblichen - Beigabe wachstumsfördernder Hormone zum Viehfutter, was der Einfuhr von US-Schweinefleisch Grenzen setzen könnte. Wir favorisieren am Schweinemarkt Shortpositionen im Dezemberkontrakt, weil die Grillsaison in den USA ausläuft und die Margen der Schlachter extrem hoch sind, sodass die Schlachtungen weiter über dem Durchschnitts-Niveau liegen werden. Damit erhöht sich das Angebot an der Fleischtheke, während die Nachfrage eher nach unten zeigt. Die USA sind wegen der relativ hohen Preise für einheimisches Rindfleisch und der Stärke des US-Dollar zum Nettoimporteur von Rindfleisch geworden. Während die Exporte in den ersten sieben Monaten des Jahres mit 1.331 Millionen Pfund knapp zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau lagen und den niedrigsten Stand seit 2010 erreichten, rangierten die Importe mit 2.155 Millionen Pfund auf dem höchsten Niveau seit 2005. Besonders die Einfuhren aus Brasilien, Australien, Argentinien und Mexiko nahmen zu. Solange die Futtermittelpreise zurückgehen und der US-Dollar gegenüber den Währungen anderer Rindfleischproduktionsländer weiter aufwertet, dürfte sich an dieser Entwicklung wenig ändern. Weil Rindfleisch im Vergleich zu Schweinefleisch und Geflügel noch immer recht teuer ist, erwarten wir Preisrückgänge.

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Energie - Nachhaltige Erholung an den Energiemärkten ist fraglich Mit einem Preisanstieg um 2,2 Prozent zeigte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) im August eine beeindruckende Performance. Der Aufschlag zum Monatsende wurde allerdings erst nach einer wilden Berg- und Talfahrt erreicht, denn im Monatsverlauf notierte WTI-Öl zeitweise mit mehr als 20 Prozent im Minus auf einem Sechsjahrestief bei 37,75 US-Dollar pro Fass. Danach begann eine Welle von Shorteindeckungen, die ausgelöst wurde von Äußerungen der OPEC-Ölförderstaaten, dem Festhalten der chinesischen Regierung an ihrem Wachstumsziel von sieben Prozent und einer Reduzierung der durchschnittlichen US-Erdölproduktion in den ersten fünf Monaten dieses Jahres. Die Volatilität am Ölmarkt war extrem hoch, zeitweise schwankten die Notierungen im Tagesverlauf um vier US-Dollar pro Fass. Wir halten die Panikkäufe am Ölmarkt für übertrieben und sehen keinen Grund, unsere Shortausrichtung aufzugeben. Die aktuell laufende Wartungssaison in den Raffinerien begrenzt das Angebot, und die Nachfrage nach Ölprodukten ist zwischen dem Ende der „Driving Season“ und dem Beginn der Heizsaison im Winter relativ niedrig. Außerdem liegen die weltweiten Produktionsüberschüsse immer noch bei 90 Millionen Fass am Tag, und die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) wird auf dem aktuellen Preisniveau definitiv nicht ihre Produktion reduzieren. Schließlich fördert der Iran bereits 2,9 Millionen Fass pro Tag und möchte mit aller Macht seinen Marktanteil im kommenden Jahr erhöhen. Vor diesem Hintergrund ist schwer vorzustellen, dass sich der tägliche Überschuss am Ölmarkt schnell auflösen wird. Vom Benzinmarkt gibt es zu berichten, dass die US-Amerikaner im Juni mehr Meilen gefahren sind als jemals zuvor. Dem Energieministerium zufolge war die Nachfrage nach Benzin im August sogar um 5,7 Prozent höher war als im Vorjahresmonat. Trotzdem sank der Benzinpreis, und das nicht nur absolut, sondern auch relativ zum Preis des Ausgangsstoffes Rohöl. Wir schließen daraus, dass der Benzinmarkt mehr als gut versorgt ist. Weil mit dem Ende der sommerlichen Fahrsaison die Benzinnachfrage tendenziell deutlich zurückgeht, erwarten wir bei diesem Ölprodukt niedrigere Preise. Heizöl konnte sich preislich im August relativ gut halten. Mit einem Plus von 6,5 Prozent gegenüber dem Vormonat lagen die Aufschläge deutlich über den Preiszuwächsen bei den beiden Rohölsorten Brent und WTI. Allerdings gaben die Zahlen zu den wöchentlichen Lagerbeständen keinen Hinweis darauf, warum die Heizölnotierungen sich so gut entwickelten, denn die Lagerbestände rangierten um 21 Proze nt über dem Vorjahresniveau und um fünf Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Wir vermuten, dass die hohe Nettoshortpositionierung von knapp 40.000 Kontrakten der Auslöser für die Rally gewesen ist. Viel Fantasie haben wir bei den Heizölpreisen nicht, denn bis zur Heizsaison ist noch Zeit. Wegen der relativ niedrigen Preisabstände zum Grundprodukt Rohöl gestehen wir dem Heizölkontrakt aber eine relative Stärke zu.

Edelmetalle – Comeback als sicherer Hafen Angesichts der Abwertung des chinesischen Yuan, der erneuten Turbulenzen an den globalen Aktienmärkten und der Entwicklung des US-Dollar konnte sich Gold im August nach den Verlusten der Vormonate erstmals wieder verteuern.

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Die Angst vor einem Crash an den Aktienmärkten hat nicht nur die Abflüsse bei börsengehandelten Goldfonds gestoppt, sondern auch die Shortpositionierung spekulativer Marktteilnehmer wieder auf ein erträgliches Niveau zurückgeführt. Enttäuschend ist allerdings, dass der Goldpreis trotz des positiven Umfeldes im Monatsverlauf von einem Hoch bei knapp 1.170 US-Dollar pro Feinunze zum Ultimo wieder auf 1.132 USD nachgab. Der Monatsgewinn blieb damit auf gut drei Prozent beschränkt. Charttechnisch sehen wir oberhalb von 1.105 US-Dollar pro Feinunze positive Signale für die weitere Goldpreisentwicklung. Fundamental gibt die Entwicklung der asiatischen Nachfrage Anlass zur Hoffnung, denn Chinas Goldimporte aus Hongkong zogen im Monatsvergleich um 48 Prozent an, und die indischen Importe sind im Juli und August mit jeweils knapp 100 Tonnen ebenfalls deutlich gestiegen. Silber folgte preislich im August eher dem Trend bei den Industriemetallen, trotz einer deutlichen Erholung von den Monatstiefstständen lag das „Gold des kleinen Mannes“ zum Ultimo - ebenso wie Palladium - leicht im Minus. Die Abhängigkeit der Notierungen von Chinas Konjunkturentwicklung war auch bei Platin zu spüren. Das weiße Edelmetall konnte sich zwar oberhalb von 1.000 US-Dollar pro Feinunze stabilisieren, doch die im Juni um 3,4 Prozent und im August um 6,6 Prozent zurückgegangenen Autoverkäufe in China sind kein gutes Signal für die Preisentwicklung bei den Metallen der Platingruppe. Positiv könnten sich dagegen die angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen und Produktionskürzungen bei den südafrikanischen Minen auswirken, falls diese gegen die Gewerkschaften in vollem Umfang durchzusetzen sind. Auch wenn die Produktionskosten durch den Ölpreisrückgang und die Entwicklung des US-Dollar gefallen sind, sehen wir grundsätzlich positive Vorzeichen für die mittelfristige Preisentwicklung bei den Edelmetallen. Eine nachhaltige und deutliche US-Zinsanhebung ist im derzeitigen konjunkturellen Umfeld kaum vorstellbar, und die Nachfrage hat sich zumindest stabilisiert. Auch die Saisonalität dürfte in den kommenden Wochen die Entwicklung der Edelmetallnotierungen unterstützen.

Industriemetalle - Preisentwicklung hängt am Tropf Chinas Die Abwertung des chinesischen Yuan hat nicht nur Einfluss auf die Im- und Exporte der Volksrepublik, sie ist auch ein deutliches Indiz für die mäßige Verfassung der chinesischen Wirtschaft - und damit für die Nachfrage nach Industriemetallen. Entsprechend haben die Preise für Industriemetalle im August zwischenzeitlich über acht Prozent verloren, zum Ultimo lagen die Notierungen schließlich - nach oben gezogen durch den Short-Squeeze beim Öl - mit noch knapp drei Prozent im Minus. Es erscheint uns verfrüht, von einer Trendumkehr zu sprechen, weil sich das fundamentale Bild kaum verändert hat. Die Nachfrage bleibt schwach, und die Produktion reagiert nur vereinzelt auf die deutlich gefallenen Preise. Bei Aluminium etwa betragen die Produktionskürzungen in der westlichen Welt bisher etwa 2,5 Millionen Tonnen. Es könnte mehr werden, denn der US-Produzent Century Aluminium deutete an, seine Produktionsstätte in Hamesville mit einer Kapazität von 250.000 Tonnen zu schließen, und auch der Aluminiumgigant Alcoa prüft derzeit seine Kapazitäten. Der russische Konzern Rusal hat ebenfalls eine Produktionskürzung um 200.000 Tonnen in Aussicht gestellt. Anderseits hat China seine Kapazitäten allein im ersten Halbjahr 2015 um zwei Millionen Tonnen ausgeweitet, dort werden auch defizitäre Produktionsstätten durch Subventionen am Leben erhalten. Insgesamt steigt somit das weltweite Aluminiumangebot weiterhin mit zweistelligen Zuwachsraten.

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Am Nickelmarkt geht es deutlich enger zu als bei Alumium, doch auch bei Nickel ist noch keine Entspannung zu erkennen. Obwohl nach Angaben von Analysten 70 Prozent der weltweiten Nickelproduktion derzeit defizitär ist, steigen die an der Metallbörse London Metal Exchange registrierten Lagerbestände weiter an. Die Nachfrage dagegen bleibt enttäuschend. 70 Prozent der weltweiten Nickelproduktion wird zur Herstellung von Edelstahl verwendet, und bis Ende Juli ist Chinas Stahlproduktion um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Es ist schwer zu sagen, ob die fundamentale Lage bei den Industriemetallen derzeit bereits eingepreist ist oder ob der Markt gar übertreibt, immerhin liegen die Notierungen noch unter den Tiefstständen, die während der Lehman-Krise erreicht wurden. Die Stimmung und die Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer sind jedenfalls deutlich negativ. Andererseits könnte der starke Anstieg nach den im August erreichten Tiefstständen ein erstes Indiz für eine Bodenbildung sein.

Nahrungsmittel und Fasern - Starker El Niño, schwacher Monsun Bei den tropischen Rohstoffen und bei Baumwolle haben die makroökonomischen Einflüsse und die schwächeren Nachfrageerwartungen im August zu einem Rückgang der Preise um durchschnittlich drei Prozent geführt. Die Anbauflächen für Baumwolle in den USA sind zwar zurückgegangen, doch die Nachfrage ist beim Naturfaserrohstoff stark an die konjunkturelle Entwicklung gekoppelt. Negativ wirkt sich zudem aus, dass der niedrige Ölpreis die Herstellung konkurrierender Kunstfasern verbilligt. Dennoch bleibt die Bilanz für US-Baumwolle zumindest eng, sodass wir den Markt bei einem Preis von mehr als 60 US-Cent pro Pfund als fair bewertet betrachten. Für den Herbst und Winter prognostizieren Meteorologen derzeit einhellig ein sehr stark ausfallendes Wetterphänomen El Niño. Dies könnte vor allem für die Entwicklung der Kakaopreise interessant werden. Allerdings hat der Markt zu unserer Überraschung bislang wenig auf die El-Niño-Prognosen reagiert, was unsere positive Grundeinschätzung aufgelöst hat. Die Kakaonachfrage blieb zuletzt enttäuschend schwach, und aufgrund des höheren Preises, der den Farmern der Elfenbeinküste im kommenden Erntejahr für Kakao gezahlt wird, könnte eine gute Pflanzenpflege die negativen Einflüsse von El Niño kompensieren. Auch bei Kaffee konnte El Niño den Preis nicht stimulieren. Dass die erwartete Trockenheit in Vietnam zu gesenkten Produktionserwartungen führte, verliert angesichts der gut gefüllten Lager an Gewicht, und die Produktionsprobleme in Kolumbien werden durch das wahrscheinlich sehr gute Erntejahr in Brasilien ausgeglichen. Auch der Verfall des brasilianischen Real drückt die Preise am Kaffemarkt nach unten. Wir betrachten die braunen Bohnen mit 120 US-Cent pro Pfund derzeit als gut bepreist. Zucker wurde im August mit 10,70 US-Cent pro Pfund zeitweise nahe der Jahrestiefs gehandelt. Die rückläufigen Ernteerwartungen in China, der um zwölf Prozent unter dem Durchschnitt liegende indische Monsun und die Anhebung der Benzinsteuer in Brasilien konnten den Preis bisher nicht stimulieren, we il die Überschüsse der Vorjahre den Markt weiterhin belasten. Zucker hat inzwischen allerdings ein Preisniveau erreicht, auf dem eine heftige Korrekturbewegung nicht mehr auszuschließen ist.

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Der deutliche Wertverlust des brasilianischen Real wirkte sich zuletzt nicht mehr allzu negativ auf die Zuckernotierungen aus, und die brasilianische Ethanolproduktion befindet sich auf einem Rekordniveau. Wir sehen nach einer Bodenbildungsphase die künftige Preisentwicklung eher positiv.

Ausblick: Die Erholung der Rohstoffpreise an den letzten vier Handelstagen des Monats August war imposant. Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, muss sich aber erst noch zeigen. Es ist noch nicht klar, ob die Märkte sich schon in einer Bodenbildungsphase befinden, denn aus der fundamentalen Perspektive bleibt der Ausblick eher düster. Die Volatilität wird nach unserer Einschätzung an den Rohstoffmärkten hoch bleiben, weil die Märkte die Zinsentscheidung der US-Notenbank verarbeiten müssen und Hoffnungen auf die in China und Japan geschnürten Konjunkturpakete setzen. Ob es wirklich zu einer Trendwende kommt, wagen wir zu bezweifeln. Lupus alpha Portfolio Management Commodities: Gerd-Henning Beck, E-Mail:

[email protected]

Daniel Bathe, E-Mail:

[email protected]

Matthias Kuzinski, E-Mail:

[email protected]

Stand: September 2015

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