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Das Spanische Mädchen hat Alexej von Jawlensky 1912 gemalt, es ist das Glanzstück der Sammlung Selinka. In einer großen Ausstellung präsentiert das Museum Lothar Fischer in Neumarkt in der Oberpfalz Werke des Deutschen Expressionismus vom 25. Oktober 2015 bis 24. Januar 2016. Foto: Thomas Weiss

03/2015 Ausgabe 55 20. Oktober 2015

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Nr. 55 | 20. Oktober 2015

Germanisches Nationalmuseum

Luthers Lehren als Gemälde? Ein Theologe und ein Kunsthistoriker diskutieren über Lucas Cranachs Programmbild der Reformation Nicht nur in Texten, auch in Bildern verbreitete Martin Luther Anfang des 16. Jahrhunderts seine re­ formerischen Ideen. Unterstützt wurde er dabei von Lucas Cranach d. Ä., mit dem ihm auch privat eine enge Freundschaft verband. Dessen Gemälde Allegorie auf Gesetz und Gnade zählt zu den bekanntesten protestantischen Lehrbildern und gilt als Verbild­ lichung der Kerngedanken Luthers. Doch stimmt das überhaupt? Darüber diskutieren ein Theologe und ein Kunsthistoriker am 21. Oktober. Die Darstellung gliedert sich in zwei Hälften: Links wird ein Mensch von Tod und Teufel in den Höllen­ schlund getrieben. Neben ihm steht Mose mit den Gesetzestafeln, im Hintergrund klein begehen Adam und Eva den Sündenfall. Thema ist die Furcht des Menschen vor der ewigen Verdammnis. Der Mensch untersteht dem Gesetz Gottes und erkennt, dass er ein Sünder ist, da das Gesetz etwas vorschreibt, was er niemals erfüllen kann. Auf der rechten Bildtafel blickt der Mensch zum ge­ kreuzigten Christus auf, dahinter triumphiert der auf­

Lucas Cranach d. Ä., Allegorie auf Gesetz und Gnade, nach 1529. Foto: Dirk Meßberger

erstandene Christus mit Lanze über Tod und Teufel. Diese Bildhälfte veranschaulicht, dass die Erlösung des Menschen ein Gnadenakt Gottes ist – eine zen­ trale theologische Aussage der Reformation. Gottes Sohn ist für die Menschen am Kreuz gestorben. Wichtiger Ausgangspunkt für Luthers Theologie war Paulus’ Römerbrief. Er besagt, dass Adam und Christus sich als zwei Pole gegenüberstehen: Kamen durch den Sündenfall eines Einzigen – nämlich durch Adam, der den Apfel nahm – die Sünde und der Tod über alle Menschen, so kommt durch die Gnadentat Christi – sein Tod am Kreuz – die Gnade Gottes über viele. Angeblich entstand Cranachs Gemälde unmittelbar unter den Augen Luthers. Doch auch von anderen Künstlern wie Hans Holbein oder Albrecht Altdorfer existieren vergleichbare Bildschöpfungen. Wie passt das zusammen? Sonja Mißfeldt Mi 21. 10. 2015, 19 Uhr, Eintritt frei

Welcome! Ciao! Guten Tag! Andere Länder, andere Sitten? Im Germanischen Nationalmuseum wird es mehrmals im Monat multikulturell. Egal ob Italienisch, Russisch oder Englisch: Bei den öffentlichen Fremdsprachen­ führungen stehen nicht nur die Kunstwerke im Vordergrund. „Ich versuche dabei auch immer, einen Bezug zur italienischen Kultur zu schaffen, und ziehe oft Vergleiche“, sagt Monica GiorgettiStierstorfer. Die gebürtige Römerin führt seit 2011 Besucher in italienischer Sprache durch die Aus­ stellungsräume. Das Programm ist vielseitig und abwechslungsreich. Die verschiedenen Gruppen nehmen mindestens einmal monatlich entweder ein bestimmtes Werk oder die Sammlung des GNM zum Kennenlernen unter die Lupe. Die fremdsprachigen Führungen sind nicht nur für Muttersprachler und Touristen interessant, auch Lernende, die die jeweilige Sprache noch nicht fließend beherrschen, sind herzlich eingeladen. Bei den Führungen von Giorgetti-Stierstorfer sind itali­ enische Besucher sogar die Ausnahme. „Die meisten kommen, um die Sprache zu üben. Manchmal suche ich die Objekte auch gezielt nach dem Wortschatz aus, das ist für alle sehr spannend.“ In entspannter Atmosphäre lernt es sich leichter. Dabei kommt kein Teilnehmer zu kurz. Bei so viel Engagement

kann es auch passieren, dass die Italienerin vor ei­ nem Objekt das Lied zu einem traditionellen Tanz von ihrem Smartphone abspielt oder in der Frankfurter Küche Vokabeln wie „Spülbecken“ übersetzt. Ein kleiner Exkurs zu den Essgewohnheiten der Italiener ist dann natürlich inklusive. „Während der Führung herrscht immer eine sehr familiäre Stimmung und ich bemühe mich, viel Anschauungs­ material mitzubringen“, sagt Giorgetti-Stierstorfer. Abwechslungsreiche Themen So verschmelzen Kultur, Sprache, Geschichte und Kunst spielerisch miteinander. Wer regelmäßig kommt, darf sich auch mal ein Objekt oder Thema für den nächsten Besuch wünschen. Ob klassisch oder gegenwartsbezogen – informativ und unter­ haltsam ist es in jedem Fall. Ein Teilnehmer drückt es sogar so aus: „Mal verstehe ich während der Füh­ rungen 20 Prozent und manchmal 80 Prozent. Spaß macht es aber immer zu 100 Prozent!“ Lust auf eine Führung auf Italienisch, Russisch oder Englisch bekommen? Die nächsten Termine finden Sie hier: www.gnm.de oder www.kpz-nuern­ berg.de oder telefonisch unter (0911) 13 31-2 38. Verena Krippner

Begutachtung

Termine

Kunst oder Krempel? Wissenschaftler und Res­ tauratoren nehmen am Samstag, 7. November ab 10 Uhr wieder Antiquitäten und Sammlerstücke aus Privatbesitz unter die Lupe. Sie geben Aus­ kunft über Erhaltungszustand, Herstellungsweise und kulturgeschichtliche Bedeutung. Wertan­ gaben können leider keine gemacht werden. Begutachtet werden Gemälde und Skulpturen, gra­ fische Blätter, Kunsthandwerk und Goldschmiede­ arbeiten, historische Bücher, Archivalien, Münzen und Medaillen, Spielzeug, Uhren und Waffen sowie historische Textilien. Die Begutachtung ist kosten­ frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

In Mode. Kleider und Bilder aus Renaissance und Frühbarock 3. 12. 2015 bis 6. 3. 2016

Ausstellungen Ausstellungen

Zwischen Venus und Luther: Cranachs Medien der Verführung noch bis 22. 5. 2016 Niederländische Zeichnungen Neu entdeckte Werke aus dem GNM 18. 2. bis 22. 5. 2016

Monica Giorgetti-Stierstorfer mit Museumsbesuchern, Foto: Monika Runge

Themenführung in italienischer Sprache: Conrat Meit: Marte e Venere, ca. 1515 20. 11., 16.30 Uhr

Herausgeputzt und ausstaffiert: Mode der Frühen Neuzeit (ab 6 J.) 27. 12., 10.30 Uhr

Themenführung in italienischer Sprache: Ex-Voto e Presepi 18. 12., 16.30 Uhr

Konzerte

Führungen in russischer Sprache zum Kennenlernen des Museums 21. 10. und 25. 11., 18.15 Uhr

Fremdsprachenführungen Fremdsprachenführungen

Themenführung in russischer Sprache: Glasfenster 4. 11., 18.15 Uhr

Führungen in englischer Sprache zum Kennenlernen des Museums 1. 11., 15. 11., 6. 12., 20. 12., jeweils 14 Uhr

Themenführung in russischer Sprache: Altäre von Schwarz und Cranach 2. 12., 18.15 Uhr

Themenführung in englischer Sprache: Die Kunst der Reformation 18. 11., 18.15 Uhr

Kinderführungen Kinderführungen

Themenführung in englischer Sprache: Marien-Darstellungen 16. 12., 18.15 Uhr Themenführung in italienischer Sprache: Tra Venere e Lutero 23. 10., 16.30 Uhr

Jazz im GNM: Areia 11. 11., 19.30 Uhr AnKlang: Großer Auftritt für den Kontrabass 19. 11., 18 Uhr

Wahrheit oder Lüge? Seemannsgarn im GNM (ab 6 J.) 1. 11., 10.30 Uhr

Jazz im GNM: Hardbop & Beyond 25. 11., 19.30 Uhr

Das Rätsel der schlafenden Häuser (ab 5 J.) 15. 11., 11 Uhr

AnKlang: Oboe – Handwerk und Kunst 10. 12., 18 Uhr

Märchenhaftes Museum (ab 5 J.) 20. 12., 10.30 Uhr

www.gnm.de

Alle Termine und weitere Infos unter

Nr. 55 | 20. Oktober 2015

Germanisches Nationalmuseum

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In Mode! Eine Ausstellung entsteht

Eine große Sonderausstellung entführt ab 3. Dezember 2015 in die prachtvolle Modewelt von Renaissance und Barock

Prunkvolle Samtmäntel, Seidenwämser und mit goldgeschmückten Federn besetzte Kopfbedeckun­ gen: Die Sammlung historischer Kleider des Germa­ nischen Nationalmuseums gehört zu den ältesten, bedeutendsten und umfangreichsten textilen Fach­ sammlungen weltweit. Ab dem 3. Dezember 2015 werden erstmals rund 50 Kleidungsstücke aus der Zeit zwischen 1560 und 1650 zusammen mit hoch­ karätigen Leihgaben aus dem In- und Ausland für drei Monate in einer großen Sonderausstellung zu sehen sein. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtou­ ren. Textilien sind empfindlich. Das Gewebe wird mit der Zeit brüchig und droht selbst bei ge­ ringster Bewegung zu reißen. Einige der historischen Kleider können deshalb nur liegend ausgestellt werden. Andere dürfen auf Kleiderpup­ pen, sogenannte Figurinen, aufgezogen werden, die jeweils individuell von Hand passgenau angefer­ tigt werden. Die Restau­ ratorinnen Viola Beier und Verena Kühler von der Restauratorinnen-Partnerschaft Beier, Freund und Kühler in Köln haben sich darauf spezialisiert und den Bau der Figurinen für die Aus­ stellung übernommen. Deutschlandweit gibt es nur eine Handvoll Experten auf diesem Gebiet. Zur Erstellung einer Figurine wird zunächst das darauf zu präsentierende Kleidungsstück präzise vermessen. Nach diesen Maßen nähen die Restau­ ratorinnen eine exakte Kopie des originalen Textils. Erst danach entsteht der eigentliche Figurinen-Kor­ pus aus Polyurethan. Das Material hat eine ähnliche Konsistenz wie Bauschaum, wird anfangs grob in Form gespritzt und nach dem Aushärten zurecht­ geschnitten. Anproben mit der Kleiderkopie helfen,

Verena Kühler (l.) und Viola Beier (r.) fertigen passgenaue Figurinen. Fotos: Monika Runge

die Passform weiter zu verfeinern: Unebenheiten werden mit einer Raspel weggeschmirgelt, kleine Fehlstellen mit Gips ergänzt. Anproben nur mit Kopie erlaubt Die Originaltextilien dürfen dem Korpus nicht probehalber übergezogen werden, dafür sind sie zu fragil. Sitzt aber die Kleiderkopie perfekt, wird die Polyurethan-Form mit säurefreiem und archivsicherem Papier ummantelt. Zwei bis drei Zentimeter sind

die Papierstreifen breit, die die Restauratorin­ nen befeuchten und leicht überlappend von oben nach unten auf den Korpus kleben. Es ist dieselbe Technik, mit der auch Kinder aus Kleister und Zeitungs­ papier Pappmaché-Figuren basteln. Nach dem Trocknen wird die Ummantelung aufgeschnitten, vorsichtig abgezogen und wieder zusammengefügt. Auf einem stabilen Metallfuß befestigt, ist das die endgültige Figurine.

Die Ränder der Figurine entsprechen am Halsaus­ schnitt und in der Länge genau dem Textil, so dass der „Unterbau“ idealerweise nicht zu sehen ist. Sie werden außerdem in der Farbe der Innenseite der Kleidungsstücke bemalt, um einen möglichst au­ thentischen Eindruck zu vermitteln und gleichzeitig als Stützkonstruktion zurückzutreten. Warum der Aufwand? Zum einen gab es vor rund 400 Jahren noch keine genormten Konfektionsgrö­ ßen. Kleidung wurde individuell angefertigt und ihrem Träger

auf den Leib geschnitten. Heutige Schau­ fensterpuppen würden deshalb gar nicht passen. Außerdem soll in der Ausstellung die historische Passform zur Geltung kommen, um zu verdeutlichen, welche Körperpartien man einst betonte und welche eher kaschierte. Anschaulich macht das zum Beispiel ein grünes Wams mit einem sogenann­ ten Gänsbauch. Die historische Bezeichnung Gänsbauch erklärt die Form:

Über einem schmalen Schoß und betonter Taille wölbt sich eine wattierte Bauchpartie. Mächtig und imposant sollte der Träger erscheinen. Die Passform stammt wohl aus dem militärischen Bereich. Beim Harnisch bot die zugespitzte Bauchpartie dem Feind weniger Angriffsfläche und diente damit der Wehrhaftigkeit des Trägers. In der zivilen Kleidung wurde sie dann zur Mode. Monatelange Restaurierung Viele der Kleidungsstücke mussten auf­ wendig restauriert werden, bei man­ chen waren bis zu 50 Arbeitstage notwendig. Mit dem Gänsbauch hat sich Textilrestauratorin Laura Peters rund eineinhalb Jahre beschäftigt. Große und kleinere Fehlstellen in der seidenen Oberfläche si­ cherte sie, indem sie das historische Textil mit neuem Stoff hinterleg­ te und darauf fixierte. Die verwendeten Ge­ webe und Fäden färb­ te sie zuvor von Hand in dem Grünton des Wamses ein. Ab Donnerstag, 3. Dezember 2015, können Besu­ cher die prächtigen, historischen Stücke selbst in Augenschein nehmen. Öffentliche Führungen jeden Sonntag um 14 Uhr und jeden Mittwoch um 18 Uhr entführen dann in die faszinierende Welt der früh­ neuzeitlichen Mode. Sonja Mißfeldt

Wams mit Schlitzen, um 1630, roter Samtmantel mit Goldstickerei, um 1560/80, grünes Wams mit Gänsbauch, um 1580/1600, alle Germanisches Nationalmuseum Fotos: Monika Runge

In Mode. Kleider und Bilder aus Renaissance und Frühbarock 3. 12. 2015 bis 6. 3. 2016

Junge Mode

Dank der Unterstützung durch die Stiftung Wöhrl for kids konnte das Kunst- und Kulturpädagogische Zent­ rum der Museen in Nürnberg (KPZ) ein umfangreiches Angebot für Kinder und Jugendliche begleitend zur Ausstellung In Mode entwickeln, darunter ein Projekt mit dem Jugendclub des Staatstheaters Nürnberg un­ ter der Leitung von Anja Sparberg. Mit den Jugendlichen ging sie der Frage nach der Bedeutung von Mode für unser heutiges Leben nach: Wer zieht was an? Was möchte man durch Mode aus­ drücken? Wie gehen wir mit dem Mode- und Schlank­ heitsdiktat unserer Zeit um? Parallel setzten sich die jungen Schauspieler mit dem Thema der Ausstellung auseinander und informierten sich über die Mode der Zeit um 1600. Auch wenn die Kleiderkultur damals eine ganz andere war, so gab es doch spannende und bis heute relevante Aspekte zu entdecken. Welche Rolle

spielt Mode bei der Zurschaustellung von Status? Gibt es geschlechtsspezifische Kleidung? Wie und warum werden bestimmte Körperpartien durch Kleidung her­ vorgehoben oder eher versteckt? All das sind zeitlose Fragestellungen rund um Mode, Identität und Körper­ lichkeit. Zusammen mit der Schauspielerin Josephine Köhler und der Kostüm- und Bühnenbildnerin Ayse Özil ent­ wickeln die Jugendlichen derzeit eine szenische Per­ formance zum Thema Kleiderkultur. Ende des Jahres wird sie im Germanischen Nationalmuseum drei Mal aufgeführt. Jessica Mack-Andrick Szenische Performance Di 15. 12. 15 und Mi 16. 12. 15, jeweils 18 Uhr, So 10. 1. 16, 16.30 Uhr

Der Jugendclub des Staatstheaters Foto: Jutta Missbach

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Fränkisches Freilandmuseum

Wo einst der Büttner lebte Farbenprächtiger Neuzugang: Das Büttnerhaus aus Wipfeld in Unterfranken Das kürzlich eröffnete Büttnerhaus aus Wipfeld gibt dem Dorfplatz Mainfranken-Frankenhöhe ein neues Gepräge. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch bei der festlichen Eröffnung.

Die Stube des Büttners mit dem Plattenofen als Dauerleihgabe des Reichsstadtmuseums Ochsenhof in Bad Windsheim und der OriginalVertäfelung Seine rot leuchtende Fachwerkfassade mit den aufwendigen Schnitzereien, den verzierten Rosetten und Andreaskreuzen zählt mit zu den schönsten im Museum. Es ist eine Perle an exponierter Stelle und wertet den Dorfplatz der Baugruppe MainfrankenFrankenhöhe mächtig auf. Das Büttnerhaus aus Wip­ feld im Landkreis Schweinfurt wurde 1685 errichtet, 2008 geborgen und kürzlich im Fränkischen Freiland­ museum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim festlich eröffnet. Es befindet sich in bester Gesell­ schaft, denn direkt daneben steht das nicht minder prächtige Amtshaus aus Obernbreit. Vergleicht man jedoch die herausragende Position beider Häuser, liegt der Schluss nahe, der Bau von Weinfässern wäre wichtiger, mindestens aber wesentlich schöner als das Zahlen von Abgaben, wie sie einst im Amtshaus nebenan zu leisten waren.

der Stube, die deren repräsentative Bedeutung un­ terstreicht. Restauratorische Untersuchungen erga­ ben, dass zur Bauzeit das rohe Holz zu sehen war und die Stube erst viel später farbig gestrichen wurde. Auf der Rückseite der Stubentür zur Schlafkammer wurden im Zuge der Restaurierung sogar Fragmente eines Wallfahrtzettels entdeckt. Es handelt sich dabei um einen Wallfahrtstext zur heiligen Maria im Sand von 1711, der ursprünglich aus Dettelbach bei Würz­ burg stammt und das früheste Beispiele dieser Art darstellt. Auch eine Madonnenfigur zeugte von der Religiosität der ersten Bewohner – sie verblieb aber

bei den letzten Besitzern in Wipfeld und durfte die Reise ins Museum nicht antreten. Von der ursprünglichen Innenausstattung blieb leider nichts mehr erhalten. Das Haus stand in den letzten 100 Jahren leer und wurde nur noch als Ab­ stellraum genutzt, zum Wäschetrocknen und als Abenteuerspielplatz für Kinder. Der letzte Besitzer, Johannes Grob, erinnert sich noch daran, dass in den Räumen zeitweise sogar Fasane gezüchtet wurden. Trotzdem konnte die Innenausstattung anhand von Vergleichsbeispielen und geringsten Spuren detail­ genau rekonstruiert werden.

Perle unter Handwerkerhäusern

Blick in die HandwerkerKüche wie zur Bauzeit des Hauses Ende des 17. Jahrhunderts

Drei Fördervereine unterstützen die Arbeit des Fränkischen Freilandmuseums – Grund genug für ein herzliches „Dankeschön“. Alle Fotos dieser Seite: Ute Rauschenbach

In der Büttnerwerkstatt im Untergeschoss des Hauses wurden seit seiner Bauzeit Weinfässer für die Wipfelder Gegend hergestellt. Im Freilandmuseum führt Werkstattmeister Grau das Büttnerhandwerk vor – immer mittwochnachmittags. Eine gut gemach­ te Dauerausstellung stellt den Beruf des Büttners vor und zeigt mittels Videofilm, wie aus Holzlatten ein Fass wird. Im Obergeschoss sind die Wohnräume des Büttners mit Stube, Küche und Schlafkammer zu sehen. Bemerkenswert ist die Wandvertäfelung in

Einfach einmal „Danke“ sagen

Das Fränkische Freilandmuseum kann sich glücklich schätzen, dass drei eingetragene Ver­ eine die Museumsarbeit unterstützen – mental, personell und finanziell. Die zwei kleineren mit jeweils gut 100 Mitgliedern halten nach dem Wie­ deraufbau des Jagdschlösschen aus Eyerlohe und der Einrichtung des „Museum Kirche in Franken“ das Veranstaltungsprogramm in diesen Häusern attraktiv, während der „Verein Fränkisches Frei­ landmuseum e.V.“ mit seinen 3 300 Mitgliedern seit 1975 ein nicht mehr wegzudenkender, stetiger Förderer der Museumsarbeit ist. Ins Eyerloher Jagdschlösschen locken seit seiner Eröffnung 2009 zahlreiche Ausstellungen, Vorträ­ ge und Kulturveranstaltungen zum Thema „Jagd“. Der 2001 gegründete Förderkreis Jagdschlösschen e.V. unter dem Vorsitz von Jürgen Weißmann nennt in seiner Website als Vereinsziel: einen Bei­

trag zum Verständnis von Geschichte, Kultur und gesellschaftlicher Bedeutung des Jagdwesens zu leisten. Ziel des 1991 gegründeten Förderverein Spitalkirche e.V. ist nach der Eröffnung des „Museum Kir­ che in Franken“ im Jahr 2006, die Spitalkirche zu einem Schwerpunkt des kulturellen Lebens in Bad Windsheim zu machen. Wir dürfen feststellen: Das ist gelungen! Unter dem Vorsitz von Juliane Sander unterstützt er sowohl den Ankauf von Sammlungs­ gegenständen wie auch das hochkarätige Veran­ staltungsprogramm: Zeitgenössische Kunst, Neue Musik, Literarisches und Unterhaltsames sorgen dabei für überraschende Vielfalt. Unaufgeregt und verlässlich – so kann man die Arbeit des Verein Fränkisches Freilandmuseum e.V. beschreiben. Nach Karl-Friedrich Künzel ist nun Friedrich-Wilhelm Brumberg als neuer Vorstands­ vorsitzender am Start. Der ehemalige Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Mittelfranken kennt viele der ins Museum translozierten Häu­ ser noch von ihrem alten Standort. Der Verein unterstützt in erster Linie die Translozierung von Häusern, er kofinanziert ein wissenschaftliches Volontariat, studentische Praktika, Publikationen, Ausstellungen, museumspädagogische Projekte und ist Herausgeber der umfangreichen Jahres­ schrift „Franken unter einem Dach“. Der Bezirk Mittelfranken als Museumsträger und das Museum möchten sich an dieser Stelle für die langjährige Unterstützung bedanken und freu­ en sich auf weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit. Ute Rauschenbach

Die Küche im Obergeschoss ist eingerichtet wie Ende des 17. Jahrhunderts, wobei der Küchenbo­ den keinen Dielenbelag hatte. Die Bewohner traten auf die Deckenbalken des Untergeschosses und die Lehmfüllung dazwischen. Der erste Küchenherd im Haus gehörte schon zur fortschrittlichen Sparherd­ version, indem das Feuer nicht offen loderte, sondern hinter gusseisernen Türen sicher eingeschlossen war. Auf diese Weise wurde der Holzverbrauch bei glei­ cher Wärmeleistung deutlich reduziert. Der Rauch wanderte über einen kleinen gemauerten Schlot, den sogenannten Fuchs, direkt in den großen Schlot – so­ mit war die kleine Handwerker-Küche bereits relativ rauchfrei. Der Stubenofen im Obergeschoss ist eben­ falls nicht ursprünglich, sondern eine dem Original nahekommende Dauerleihgabe des Reichsstadtmu­ seums im Ochsenhof in Bad Windsheim. Informati­ onstafeln im Wohnbereich des Büttnerhauses lenken das Augenmerk auf weitere Details zum „Wohnen im 18. Jahrhundert“. Erstmalig wurde der komplette Wiederaufbau ei­ nes Hauses mit seinen einzelnen Phasen detailliert auf der Website des Fränkischen Freilandmuseums in einem bebilderten „Bautagebuch“ veröffentlicht (www.freilandmuseum.de unter dem Button For­ schung). Das Tagebuch ist immer noch online – riskie­ ren Sie ruhig einen Blick hinein. Oder noch besser: Be­ suchen Sie einfach mal das Büttnerhaus aus Wipfeld im Fränkischen Freilandmuseum. Dieter Gottschalk

Termine Ausstellungen Hammerhart! Werkzeuge 1700 – 1950 täglich außer montags, 10–16 Uhr Jagd und Humor täglich außer montags, 9–16 Uhr

Winteröffnungstage So 27. 12. und Mi 6. 1. 16, 10–16 Uhr Winteröffnungstage Museum Kirche in Franken So 20. 12., Fr. 25. 12., Sa 26. 12., Fr 1. 1. 16, 13–16 Uhr; So 27. 12. 15, Mi 6. 1. 16, 11–16 Uhr Spitalkonfekt

Die große Weihnachtskrippe von Norbert Tuffek täglich außer montags, 11–16 Uhr Veranstaltungen Kochen und Backen Sa 31. 10. und So 1. 11., 10–16 Uhr Licht im Haus So 8. 11., 13–17 Uhr Küche und Kochen im Wandel der Zeit Sa 14. und So 15. 11., 10–16 Uhr

Biblische Weinprobe Sa 24. 10., 19 Uhr Adventskonzert So 29. 11., 16.30 Uhr Fränkische Weihnacht So 6. 12., 16.30 Uhr Lesart Sa 12. 12., 19 Uhr Kurse

Advent in Fränkischen Bauernstuben So 29. 11., 6. und 13. 12., 12–16 Uhr

Occhi I Sa 7. 11., 10–17 Uhr

Museumsweihnacht So 6. 12., 12–16 Uhr

Reticül Sa 14. 11., 10–17 Uhr

Lebendige Krippe Sa 12. und So 13. 12., 11–17 Uhr

Occhi II Sa 21. 11., 10–17 Uhr

Weihnachtsspiel nach Hans Sachs So 13. 12., 16 Uhr

Alle Termine und weitere Infos unter

www.freilandmuseum.de

Nr. 55 | 20. Oktober 2015

Siemens MedMuseum

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Der Körper in hauchdünnen Scheiben

40 Jahre Computertomographie bei Siemens ganzen Körper, um genauere Diagnosen beispiels­ weise für Leber, Darm und Gelenke zu stellen. Nach dreijähriger Entwicklungszeit stellt Siemens im September 1977 den Ganzkörper-CT Somatom vor. Die Öffnung des Siretom ist gerade 23 Zentime­ ter groß, die des Somatom hat einen Durchmesser von 54 Zentimetern. Dieser Sprung vom Schädel-CT zum Ganzkörperscanner ist der erste in einer lan­ gen Reihe technischer Meilensteine. Revolutionäre Erfindungen treiben die Computertomographie vo­ ran und erweitern die Anwendungsmöglichkeiten beträchtlich. Schneller als ein Herzschlag

Mitte der 1970er Jahre sind Mediziner von einer neuen Technik ähnlich fasziniert wie von den ersten Röntgenbildern: Die Computertomographie (CT) setzt ebenfalls auf Röntgentechnik, stellt das Innere des Körpers jedoch als Tomographien – zu Deutsch: Schnittbilder – dar. Für eine CT-Untersuchung liegt der Patient auf dem Tisch des CT-Scanners und wird in die ringförmige Öffnung gefahren. In der von Lai­ en oft als „Röhre“ bezeichneten Öffnung befindet sich das rotierende Mess-System mit Röntgenröhre und gegenüberliegendem Detektor. Die Röntgen­ strahlen durchqueren den Patienten und treffen

auf den Detektor, der die ankommenden Strahlen in Messwerte umwandelt und zur Berechnung an ei­ nen Computer weiterleitet. So entstehen detaillierte und kontrastreiche Aufnahmen des Körperinneren, die der Arzt auf einem Bildschirm betrachten kann. Mit der Computertomographie können Mediziner beispielsweise Tumoren oder innere Verletzungen genau lokalisieren. Auf herkömmlichen Röntgenbil­ dern überlagern sich Körperstrukturen, so sind bei Aufnahmen der Lunge etwa die Schatten der Rippen zu sehen. Die Schnittbilder der Computertomogra­ phie hingegen sind frei davon, zu sehen sind – wie

Termine Führungen Kostenlose öffentliche Führungen durch das Siemens MedMuseum an jedem zweiten Samstag im Monat: 14. 11., 12. 12. 2015 und am 9. 1., 13. 2. und 12. 3. 2016, jeweils um 14 Uhr

10.12. 40 Jahre CT – und noch kein Ende! Prof. Dr. Willi Alfred Kalender, Institut für Medizinische Physik, Universität ErlangenNürnberg. Alle Vorträge beginnen um 17 Uhr im Foyer des Museums.

Lange Nacht der Wissenschaften Neue Broschüre Am Samstag, 24. 10., hat das Siemens MedMuseum auch in den Abendstunden von 18 Uhr bis 1 Uhr geöffnet. Gezeigt werden Vorführungen rund um Nebel und Licht. Weitere Informationen unter: http://www.medmuseum.siemens. com/news-und-events/nachts-immedmuseum?stc=wwhc101227

Zur Geschichte der Computertomographie ist eine neue Broschüre erschienen, die inte­ ressierte Besucher im Siemens MedMuseum gegen eine Schutzgebühr erwerben können.

40 Jahre Siemens-Computertomographie Vortragsreihe Aus Anlass des 40-jährigen CT-Jubiläums findet im Siemens MedMuseum eine Vortrags­ reihe statt: Weihnachtsvortrag 5. 11. Sir Godfrey Hounsfield and the Origins of Computed Tomography Professor Adrian Thomas, Gründungsmitglied der britischen Gesellschaft für die Geschichte der Radiologie und ehemaliger Präsident der britischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin. Vortrag in englischer Sprache. 12. 11. Computertomographie: Beginn der Neuzeit in der Neuroradiologie Prof. Dr. med. Walter J. Huk, ehemals Universität Erlangen-Nürnberg. 26. 11. Computertomographie – ein ganz neues Bild vom Menschen Prof. Dr. med. Michael Uder, Institut für Radiologie, Universitätsklinikum ErlangenNürnberg.

Am Dienstag, 15. 12., spricht Prof. Dr. Antonio Bergua, Oberarzt an der Augenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, zum Thema Die Welt der Medizin in 3D. Beginn: 17 Uhr im Foyer des Museums. Sonderausstellung Vom 14. Januar. bis 12. März 2016 zeigt das Siemens MedMuseum in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung der Uni Münster die interaktive Ausstellung Blick ins Herz. Infos zur Ausstellung unter: https://www.uni-muenster.de/Blick-ins-Herz/ Weitere Informationen unter:

www.siemens.de/medmuseum oder Tel. (09131) 73 60 00

die Scheiben eines Brotes – einzelne Schichten aus dem Körper. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre zeigen die ers­ ten Versuche mit Prototypen, dass Gehirnuntersu­ chungen mit der Computertomographie erheblich schonender und deutlich präziser sind als mit allen bisherigen Verfahren. Der erste CT-Schädelscanner von Siemens trägt den Namen Siretom und kommt 1975, also vor genau 40 Jahren, auf den Markt. Die kontrastreichen Ergebnisbilder wecken bei vie­ len Medizinern einen naheliegenden Wunsch: Sie möchten überlagerungsfreie CT-Aufnahmen vom

Eine dieser Techniken ist die sogenannte DualSource-CT aus dem Jahre 2005, bei der zwei Röntgen­ röhren und zwei Detektoren um den Patienten krei­ sen – und das dreimal in der Sekunde. Das System scannt dadurch so schnell, dass die Aufnahme eines Herzens weniger als einen Herzschlag lang dauert. Bereits zu dieser Zeit liegt die Strahlendosis pro Untersuchung bei einem Bruchteil älterer Scanner. Die Öffnung der „Röhre“ ist inzwischen auf bis zu 82 Zentimeter gewachsen, wovon vor allem Kinder, Menschen mit Angst vor engen Räumen und ältere Patienten profitieren. Heute liefert die Computertomographie Bilder aus dem Körperinneren in einst unvorstellbarer Qualität. Das modernste Modell von Siemens, das Somatom Force, macht Körperstrukturen sichtbar, die kleiner sind als 0,25 Millimeter. So lassen sich zum Beispiel bei Herzuntersuchungen sogar die fei­ nen Seitenäste der Herzkranzgefäße abbilden. Der Arzt kann die dreidimensionalen Aufnahmen des Körpers für eine detaillierte Diagnose am Monitor drehen, zoomen oder sogar virtuell „durchfliegen“. Ingo Zenger

links: Das Siretom, der erste SiemensComputertomograph, ist im Siemens MedMuseum zu sehen. Foto: Siemens MedMuseum

oben: Der speziell für die Schädeldiagnostik entwickelte Siretom kam 1975 auf den Markt. Ein kompletter Kopf-Scan dauerte damals neun Minuten. Foto: Siemens MedMuseum unten: So können CTBilder heute aussehen: Muskuloskelettale Strukturen im Kopf- und Halsbereich, dargestellt mit dem neuen Cinematic-RenderingVerfahren. Foto: Radiologie im Israelitschen Krankenhaus, Hamburg

Wie Unsichtbares sichtbar wird Am 8. November 1895 entdeckt Wilhelm Conrad Röntgen in seinem Labor in Würzburg die von ihm so bezeichneten „X-Strahlen“. Schon im Januar 1896 erscheint ein erster detaillierter Zeitungsbericht in Wien. Danach verbreitet sich die Nachricht über die neuen, geheimnisvollen Strahlen in Windeseile um die Welt. Die Menschen sind fasziniert von dem Blick ins Innere von Dingen und Menschen. Ein regelrech­ tes „Röntgenfieber“ grassiert. Kaiser Wilhelm II. lässt Röntgen eigens nach Berlin kommen und sich persönlich Bericht erstatten. Geld­ börsen, Gepäckstücke, menschliche Körper – so gut wie alles wird durchleuchtet. Im ganzen Land wer­ den öffentliche Vorführungen veranstaltet, die Be­ suchern ganz neue Einblicke bieten. Das Betrachten des Körperinnern wird zur großen Publikumsshow. Röntgen selbst schätzt seine Entdeckung als wis­ senschaftlich wohl bedeutend ein, äußert sich über deren praktische Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin aber eher distanziert. Doch Mediziner sind von Röntgens Entdeckung sofort begeistert und se­ hen ungeahnte Möglichkeiten für die Diagnose von Krankheiten. Auch in Erlangen wird die neue Technik begeis­ tert aufgenommen. Das Erlanger Tagblatt berichtet am 10. Januar 1896 über Röntgens „großartige Ent­ deckung“. Der Inhaber der in Erlangen ansässigen

Firma Reiniger, Gebbert & Schall (RGS), Max Gebbert, erkennt das große Potenzial und schickt seinen Ver­ triebsmann Robert Fischer nach Würzburg, um sich über das Verfahren zu informieren und „sofort die notwendigen Apparate zur Erzeugung von Röntgen­ strahlen“ zu beschaffen. Kurz darauf stellt Gebbert zwei Physiker für die Weiterentwicklung der neuen Technologie ein: Willibald Hoffmann und Joseph Ro­ senthal. Letzterer konstruiert eine spezielle Röntgenröhre für die medizinische Diagnostik. Noch im Laufe des Jahres 1896 bringt RGS sein erstes Röntgeninstru­ mentarium auf den Markt. Rosenthal macht damit eine Kopfaufnahme und schickt sie an Röntgen, der sich eigenhändig für die „Zusendung der sehr schö­ nen Photographie eines Kopfes“ bedankt. In einem Brief an Gebbert lobt Röntgen die Qua­ lität der Röhren, klagt aber gleichzeitig über den hohen Preis: „Ihre Röhren sind in der That sehr gut, aber für meine Verhältnisse zu theuer (…) Ich möchte mir deshalb die Frage erlauben, ob Sie mir die Röh­ ren nicht zu M 20 statt M 30 liefern können.“ Der Ant­ wortbrief von Gebbert existiert nicht mehr, doch ein weiteres Schreiben Röntgens weist darauf hin, dass ihm dieser Vorzugspreis gewährt wurde. Max Gebbert lässt ab Herbst 1896 sogenannte Röntgen-Expeditionen ausstatten, die in größeren Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Wirkung der Röntgenstrahlen demonstrieren. Zu diesen mobilen Vorführungen, die dem Erlanger Unternehmen RGS zu nationaler und internationaler Aufmerksamkeit verhelfen, werden Bürgermeister und Stadträte, Lehrer und Ärzte eingeladen. Sehr schnell werden erste Praxen und Krankenhäuser mit der neuen Technologie ausgestattet. Auch die chir­ urgische Klinik der Erlanger Universität erhält noch 1896 die erste Röntgenanlage. Röntgen verzichtet auf die Patentierung seiner Entdeckung, denn er möchte, dass seine Erfindung der Allgemeinheit zugänglich bleibt. 1901 wird er als erster Wissenschaftler überhaupt mit dem No­ belpreis für Physik ausgezeichnet. Das Preisgeld von 50.000 schwedischen Kronen stiftet er der Universi­ tät Würzburg. Bianca Braun

Porträtaufnahme W. C. Röntgen, 1895. Foto: Siemens MedMuseum

links: Röntgenbild der Hand von Bertha Röntgen, 1895 Foto: Deutsches RöntgenMuseum, Lennep

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Nr. 55 | 20. Oktober 2015

KunstKulturQuartier

Die Kunstvilla wird weiblich! Künstlerinnen in der städtischen Kunstsammlung

links: Dore Meyer-Vax, Krankes Mädchen im Bett, 1948 Foto: Annette Kradisch rechts: Dore Meyer-Vax in ihrem Atelier, ca. 1973 Foto: Kunstvilla Archiv

Bislang waren in der Dauerausstellung der Kunst­ villa nur wenige Werke von Künstlerinnen zu sehen, da sie in der städtischen Sammlung des 20. und 21. Jahrhunderts lediglich in sehr geringem Umfang vertreten sind. Das Museum für regionale Kunst in Nürnberg holt nun im Szenenwechsel ab dem 22. Oktober Werke von fast vergessenen Künstlerin­ nen wie Antonie Dannenberg und Dore Meyer-Vax aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen. Der Weg von Frauen in die Museen war lang und teils steinig: Bis vor 100 Jahren waren Frauen vom Studium an den deutschen Kunstakademien ausge­ schlossen. Um das Metier zu erlernen, mussten sie im Allgemeinen auf private Kunstschulen ausweichen,

was ihrem Schaffen den Ruf des Dilettantismus ein­ brachte. Ihre Werke wurden selten im Rahmen von Ausstellungen oder durch Ankäufe gewürdigt. Auch in den Archiven sind ihre Lebenswege nur vereinzelt dokumentiert. Zwei Künstlerinnen in Nürnberg In Nürnberg, das Anfang des 20. Jahrhunderts lediglich über eine Kunstgewerbeschule verfügte, wurden Frauen zwar bereits 1907 zum Studium zugelassen, jedoch war ihr Studium auf Fächer wie Kunsthandarbeiten und Zeichnen beschränkt. An der „Sittlichkeit des Aktzeichnens“ entzündete sich

immer wieder die Frage nach der prinzipiellen Eig­ nung von Frauen für das Kunststudium. Unter diesen Gesichtspunkten stellt die 1880 in München gebore­ ne Künstlerin Antonie Dannenberg eine Ausnahmeerscheinung dar. Nach ihrem Studium an der Münch­ ner Kunstgewerbeschule zog sie 1909 nach Nürn­ berg, wo sie später als Studienrätin an den Grafikund Textilwerkstätten der Akademie der Bildenden Künste tätig wurde. Daneben trat sie freischaffend als Grafikerin und Malerin vor allem religiöser Motive hervor. Ein immer wiederkehrendes Motiv in ihrem Œuvre stellen arbeitende Frauen dar – wie sie auch das in der städtischen Sammlung erhaltene, 1954 entstandene Werk „Obsternte“ zeigt. Der zweiten Generation der schon professionell ausgebildeten Künstlerinnen gehört die 1908 in Nürn­ berg geborene Dore Meyer-Vax an, die zuerst an der damaligen Staatsschule für angewandte Kunst ihrer Heimatstadt studierte, danach bis 1933 in Berlin. Ihr Frühwerk verbrannte 1943 bei einem Luftangriff und Dore Meyer-Vax kehrte nach Nürnberg zurück. Nach 1945 entstanden zunächst eindringliche Bilder von kriegstraumatisierten Menschen. In der städtischen Sammlung befinden sich indes auch familiär gepräg­ te Werke, die bevorzugt Mädchen an Rückzugsorten zeigen. Später wirkte Dore Meyer-Vax, die 72 Jahre alt wurde, auch im Bereich Kunst am Bau. Andrea Dippel

extralife – Ausstellung zur Videospielkultur Unreal Estate Screenshot: Patrick Ruckdeschel

Co-Kurator Ulrich Tausend

Der Soziologe Ulrich Tausend beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Games. Neben Patrick Ruck­ deschel kuratierte er die extralife – Eine Ausstellung zur Videospielkultur mit, die noch bis 22. November 2015 im Kunsthaus zu sehen ist. Derzeit entwickelt er Lernspiele, ist Referent am Institut für Medienpä­ dagogik in München und unterrichtet Gamedesign an der Berliner Mediadesign Hochschule. Was bedeuten Computerspiele für Sie, Herr Tausend? Computerspiele sind für mich aktuell das span­ nendste Medium, da sie so jung sind und sich so schnell entwickeln. Vor fünf oder zehn Jahren sah die Spielelandschaft noch ganz anders aus als heute. Was ist das Besondere an Computerspielen? Anders als Bücher oder Filme sind Computerspie­ le interaktiv. Das heißt, die Spiele reagieren auf den Spieler. Gerade bei sogenannten Open World Games, also Spiele, bei denen man von Beginn an besonders viele Freiheiten und Möglichkeiten besitzt, haben Spieler ganz unterschiedliche Erlebnisse, sie bestim­ men z.B. die Reihenfolge oder Mission selbst. Der Spieler ist aktiver Teil des Geschehens. extralife ist die erste Videospielausstellung im Kunsthaus. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Antonie Dannenberg, Obsternte, 1954 Foto: Annette Kradisch

Antonie Dannenberg in ihrem Atelier, 1931 Foto: Deutsches Kunstarchiv

Großraumfestival

Das Großraumprojekt net:works stellt bis 25. Oktober in vielfältigen Veranstaltungen Fragen zu den Auswirkungen, Chancen und Risiken der digitalen Revolution für die Kultur und unser tägliches Leben. Infos zu allen Veranstaltungen unter networks15.de.

Termine Kunstvilla Zum einen versuchen wir Nichtspielern die Faszi­ nation von Videospielen zu vermitteln. Zum ande­ ren bieten wir für Gamer vielfältige Anregungen aus der Computerspielwelt. Zentral ist dabei das Spie­ len selbst. Außerdem gibt es Einblicke in die Games umgebende Kultur. Wie wird über sie gesprochen? Wie werden sie künstlerisch verarbeitet? Welche Arten von Games sind in der Ausstellung zu sehen? Ich glaube, wir decken so ziemlich alle Genres ab. Neben Wettkampfspielen haben wir auch künst­ lerisch interessante Spiele wie das 3D-Adventure

Proteus. Serious – also ernste – Games wie Papers Please widmen sich aktuellen Themen wie der Flüchtlingsproblematik. Besonders am Herzen lie­ gen mir Spiele wie Spark oder der Mario Maker, in denen man selber zum Spielentwickler wird. Haben Sie einen Favoriten in der Ausstellung? Ich freue mich sehr auf Line Wobbler, denn ein „eindimensionales“ Spiel habe ich noch nie gespielt. Es wird zum ersten Mal auf einem zehn Meter lan­ gem LED Band gespielt werden – das ist sogar eine richtige Premiere im Kunsthaus. Interview: Anne Fritschka

Zwischen Kunstexperte und Geschmacksverstärker

Im Gleichgewicht Karin Blum / Meide Büdel 22. 10. bis 3. 4. 2016 Führungen immer sonntags 15 Uhr Sonderveranstaltungen mittwochs 18.30 Uhr Kunsthaus extralife Eine Ausstellung zur Videospielkultur 10. 10. bis 22. 11.2015 Passion Fanverhalten und Kunst 17. 12. bis 6. 3. 2016 Führungen immer sonntags 14 Uhr Kunsthalle Nürnberg

Kunsthallen-Kuratorin Harriet Zilch im Gespräch mit Claudia Müller Foto: Annette Kradisch

Claudia Wieser: Modell ihrer Installation bei der Ausstellung Homebase in der Kunsthalle Nürnberg

Früher wollten junge Menschen Schauspieler oder DJ werden, alternativ auch Pilot oder Foto­ modell. Heute gilt für viele Kurator als Traumberuf. Seit kurzem lässt sich das Kuratieren sogar studie­ ren: Hochschulen haben die steigende Nachfrage erkannt und bieten Studiengänge wie „Curatorial Studies“ oder „Kulturen des Kuratorischen“ an. Hier sollen die Fähigkeiten erworben werden, die zukünftige Museumskuratoren und Ausstellungs­ macher benötigen. Doch woher kommt dieses Interesse an einem Beruf, der für viele Menschen noch immer ein Mys­ terium ist? Worum geht es beim Kuratieren und welche Aufgaben stellen sich den Ausstellungsma­ chern? Welche Bedeutung können Kunst und ihre Präsentation für das Verständnis unserer Gegen­ wart haben? Fest steht: Kuratoren gelten als zentrale Figuren des Kunstbetriebs. Sie wählen aus einer gewaltigen Anzahl an Kunstwerken und Künstlern aus. Zwi­ schen ihnen und den Künstlern herrschen ähnliche Verhältnisse wie zwischen Verlegern und Schrift­

stellern. Sie machen, was Künstler erschaffen, der Öffentlichkeit zugänglich und repräsentieren es. Sie erläutern dabei die Intention der Künstler und vermitteln dies einem interessierten Publikum. Ge­ meinsam mit den Künstlern inszenieren sie den Aus­ stellungsparcours. Zu ihren Aufgaben gehört auch, die Texte für den Katalog, die Besucherinformation und die Medien zu schreiben. Sie sind irgendetwas zwischen Kunstexperte und Geschmacksverstärker. Primär schaffen Kuratoren für Künstler die Mög­ lichkeit, ihren persönlichen Kosmos im Ausstel­ lungskontext darzustellen. Schließlich leitet sich

der Begriff Kurator von curare „Sorge tragen“ ab. Das klingt sehr abstrakt, tatsächlich aber gehören zum Berufsalltag tausend sehr konkrete Fragen, für die es schnelle Lösungen zu finden gilt: Welche Technik wird für eine aufwendige Videoinstallation benötigt? Ist die Tragkraft des Bodens ausreichend für eine Installation aus Sandstein, die tausende Kilogramm wiegt? Wie transportiert man eine drei Meter hohe Skulptur sicher von A nach B und be­ kommt sie dann auch noch durch die Tür? Für Künstler gibt es in den für ihr Werk zentralen Fragen keine Kompromisse. Manchmal müssen Ku­ ratoren von Ausstellungsideen auch wieder lassen, weil diese sich – zum Beispiel aus finanziellen Grün­ den – nicht verwirklichen lassen. Bisweilen ist diese Unnachgiebigkeit für Kurato­ ren durchaus nervenaufreibend, zugleich macht ge­ rade die Auseinandersetzung mit kreativen Köpfen den Beruf des Kurators zu einem Traumjob. Denn bei jeder Ausstellung gibt es eine neue Gedanken­ welt zu entdecken. Harriet Zilch

Martin Dammann Zum Resultat beruhigter Tumult bis 8. 11. 2015 Homebase. Das Interieur in der Gegenwartskunst 3. 12. bis 21. 2. 2016 Führungen sonntags 11 Uhr Sonderveranstaltungen mittwochs 18.15 Uhr Künstlerhaus #nuernberg_de 01 - Instagram-Fotos analog bis 30. 10. 2015 Die Kontaktanzeige im digitalen Zeitalter 12. 11. bis 2. 12. 2015 Alle Termine und weitere Infos unter

www.kunstkulturquartier.de/ ausstellungen

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Nr. 55 | 20. Oktober 2015 Termine Führungen jeweils Sonntag, 15 Uhr Norishalle, Marientorgraben 8

Naturhistorisches Museum

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Pilze richtig sammeln Die Pilzberater der Naturhistorischen Gesellschaft stehen mit Rat und Tat zur Seite Giftig oder essbar? Die Pilzberater der NHG klären Sammler auf Foto: NHG

Rund um den Pazifik 25. 10. 2015 Atskuri – Phasis – Poti 8. 11. und 6. 12. 2015 Highlights der fränkischen Vorgeschichte 15. 11. 2015 Eine Welt im Museum – 'Museo Mundial' 22. 11. 2015 Von den Neandertalern zu den Kelten 20. 12. 2015 Pilzlehrwanderung bei Erlenstegen Claudia Menth, Nürnberg Treffpunkt: Eingang Naturgartenbad Sa 24. 10. 2015, 9.30 Uhr Vorträge jeweils 19.30 Uhr Katharinensaal, Am Katharinenkloster 6 in Nürnberg Archäologische Entdeckungen in Georgien Professor Vakhtang Licheli, Universität Tiflis Mi 21. 10. 2015 Füchse in der Stadt Dr. Doris Heimbucher, Nürnberg Do 28. 10. 2015 Georgien – der vergessene Balkon Europas (Teil II) Ketevan Borufka, Georgischer Kulturverein Do 29. 10. 2015 Kasachstan – Land der Gegensätze Prof. Dr. Hanskarl Treiber, TH Nürnberg Montag, 2. 11. 2015 Zur Latènezeit im Gleichberggebiet/ Südthüringen Dr. Mathias Seidel, Thüringisches LA für Denkmalpflege Mi 11. 11. 2015 Das kapländische Florenreich (Teil I & II) Dia-Vortrag in Doppelprojektion von Peter Witzer, Schwabach Do 12.11. 2015 und 14. 1. 2016

Pilze sammeln, aber welche? Fragen Sie sich das vielleicht auch manchmal, z.B. weil Sie bisher noch nie Pilze gesammelt haben. Oder weil Sie zuletzt als Kind mit Eltern oder Großeltern im Wald unterwegs waren und sich jetzt nicht mehr sicher genug sind, ob Sie die Pilze noch richtig erkennen? Das Wissen über Speisepilze wird häufig von Generation zu Generation weitergegeben. Manche kennen die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Pilze nicht mehr genau genug, um problemlos Pilze zu sammeln. Die teilweise gefährlichen Doppelgän­ ger guter Speisepilze sind nicht selten nur teilweise oder gar nicht bekannt. Die Abteilung für Pilz- und Kräuterkunde der Naturhistorischen Gesellschaft (NHG) bietet des­

halb jedes Jahr in vielen Veranstaltungen die Mög­ lichkeit, das Wissen über Pilze aufzufrischen oder zu erweitern. Sammler vor Verwechslungen oder, im schlimmsten Fall, vor tödlichen Vergiftungen zu bewahren, sieht sie seit über 100 Jahren als ihre Aufgabe an. Ebenso wichtig ist aber, auch die Pilze zu schützen, indem die Berater zeigen, wie man sie schonend und richtig sammelt. Interessierte können kostenlos die Pilzausstellun­ gen besuchen und an Vorträgen im Katharinensaal und an Pilzlehrwanderungen teilnehmen. Unsere eh­ renamtlichen Mitarbeiter bieten in 15 Pilzberatungs­ stellen in Nürnberg und Umgebung das ganze Jahr hindurch kostenlos die Möglichkeit, gesammelte Pilze prüfen und sich beraten zu lassen. Zum Beispiel über

Entdeckungen im Land des Goldenen Vlieses

Vulkane im Mittelmeer Prof. Dr. Michael Richter, Universität Erlangen Mo 16. 11. 2015 Das Pilzjahr 2015 Bildvortrag mit Beamer von Ursula Hirschmann, Nürnberg Mo 23. 11. 2015 Das sagenhafte Kolchis Bildvortrag mit Beamer von Dr. Yasmin Olivier-Trottenberg Mi 25. 11. 2015 Moenodanuvius Prof. Dr. Wolfgang Schirmer, Wolkenstein Do 26. 11. 2015 Medismos in Kolchis Herr Dr. Knauß, Glyptothek München Do 3. 12. 2015 Nachbarn oder Nachfahren? Hallstattzeitliche Gräberfelder Eva-Maria Christ, Universität Erlangen M 9. 12. 2015 Australiens berühmte Inselberge Dr. Gottfried Hofbauer, Nürnberg Do 23. 12. 2015 Alle Termine und weitere Infos unter

www.nhg-nuernberg.de

die radioaktive Belastung nach Tschernobyl: Zwar sind die Grenzwerte in der Umgebung von Nürnberg wieder unter den EU-Richtwert von 600 Becquerel ge­ fallen. Aber die Jahre seit 1986, in denen man kaum noch Pilze sammelte, haben das Wissen über die Schwämme deutlich verblassen lassen. 2014 gab es so viele Giftnotrufe von Krankenhäusern, besorgten Eltern und Pilzsammlern wie nie zuvor. Achtung: In al­ ten Büchern können Pilze als essbar bezeichnet sein, von denen jetzt bekannt ist, dass sie giftig sind. Die Adressen unserer Pilzberater, die Termi­ ne der Ausstellungen und Pilzlehrwanderun­ gen, sowie viele weitere Tipps finden Sie unter www.nhg-nuernberg.de Ursula Hirschmann

Die Auslandsarchäologie der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg ist für die Grabungen im Jor­ danischen Petra bekannt. Seit 2004 gräbt sie auch in Georgien, genauer in Atskuri, Phasis und Poti. In einer kleinen, feinen Sonderausstellung zeigt sie vom 19. Oktober 2015 bis 10. Januar 2016 die schöns­ ten und wichtigsten Funde aus den zahlreichen Grabungskampagnen, die in Kooperation mit dem Institut für Archäologie und Ethnologie der Univer­ sität Tiflis stattfinden. Für die erfolgversprechende Auswahl des ersten Grabungsortes im heutigen Atskuri, einem Städt­

chen im Kleinen Kaukasus in Südgeorgien, gab es mehrere Anhaltspunkte: eine schriftlich belegte antike Siedlung am Ufer des Flusses Kura und eine Burg aus osmanischer Zeit am gegenüberliegenden Flussufer. Die Grabungen in den Jahren 2004 bis 2007 brachten Funde bis zurück in die Bronzezeit, Grabbeigaben, teilweise mit persischem Einfluss aus dem 5. und 4. Jahrhundert vor Christus, sowie Siedlungsrelikte aus hellenistischer Zeit. In der Stadtgrabung fand sich unter den muslimi­ schen Bestattungen eine Nekropole mit reich ausge­ statteten Gräbern.

Die Burganlage, die im Übrigen Anfang des 19. Jahrhunderts von der russischen Armee beschossen und eingenommen worden war und seitdem verfiel, ließ auf ältere Besiedlung schließen. Bis dahin hatte das Gebiet zum Osmanischen Reich gehört. In der zweiten Grabungskampagne 2011 bis 2013 begann die Suche nach der antiken Stadt Phasis am Schwarzen Meer, die in antiken Quellen vom 7. Jahr­ hundert vor bis zum 7. Jahrhundert nach Christus belegt ist. Heute liegt dort die Stadt Poti. Bis in die 1960er Jahre standen noch Reste eines römischen Kastells, das auf den Ruinen von Phasis verortet war, dann aber für den Bau eines Militärflughafens abgetragen wurde. Hier fanden deshalb erste Gra­ bungen statt, um eventuelle Überbleibsel zu finden. Bisher ohne eindeutiges Ergebnis. Die Suche nach der verschwundenen Stadt wird mit zahlreichen Erkundungsbohrun­ gen und Messkampagnen fort­ geführt und Fundhinweisen der Ansässigen wird wei­ ter nachgegangen, vor­ aussichtlich im Sommer 2016. Auf Georgien, das Land zwischen Orient und Okzident, sein reiches kulturelles Erbe, seine Mythen können sich Be­ sucher der Ausstellung der NHG freuen. Prometheus, der den Göttern das Feuer raubte und den Menschen wieder gab, wird hier verortet. Ebenso die Ar­ gonauten mit Jason und dem Goldenen Vlies. Robert Übelacker

In Atskuri in Georgien bergen Mitglieder der Auslandsarchäologie der NHG nicht nur Gebeine sondern auch Funde aus persischer Zeit, wie den Reiter aus Bronze. Fotos: NHG

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Neues Museum in Nürnberg

„dermaßen regiert zu werden“ Olaf Metzel präsentiert ein mit Zeitmomenten gespicktes Gesellschaftspanorama Mitunter ist es Aufgabe der Künstler, Dissonanzen herzustellen. Mitunter schafft es die Kunst – jenseits des visuellen Genusses und der sinnlichen Erfah­ rung – den Blick zu richten auf gesellschaftlich viru­ lente Themen. Mitunter ist es von ihr auch gewollt, Diskussionen anzuzetteln. Gerade im Moment, wo sich unsere Gesellschaft stark verändert, ist es wichtiger denn je, dass die Kunst als Seismograph unserer Zeit fungiert. Dieser Ansatz lässt sich vielen Werken des Künstlers Olaf Metzel zuschreiben, dem das Neue Museum ab 13. November eine Einzelaus­ stellung widmet. Metzel eröffnet in seiner Arbeit gegenwärtige Themen. Der 1952 in Berlin geborene Bildhauer möchte unserer Zeit eine Form geben, unsere Gesell­ schaft abbilden und dabei dreidimensionale Bilder entstehen lassen. Kaum ein anderer deutscher Bild­ hauer rückt unsere Zeitgeschichte wie auch unser kollektives Gedächtnis so sehr in den Blickpunkt wie Olaf Metzel. Als würde man eine Zeitung aufschla­ gen, so zieht sich die Bildwelt aus der Tagespresse durch sein aktuelles Schaffen. Es sind politische wie gesellschaftliche Realitäten, beispielsweise Themen aus der derzeitigen Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Grundlegend spiegelt sich in fast allen seinen Arbeiten seit den 1970er Jahren die Auseinandersetzung mit (staatlicher) Macht, Kont­ rolle, Überwachung, Medienpolitik, Ausgrenzung,

Olaf Metzel, Maidan III, 2015 Foto: Leonie Felle

A. R. Penck, Die große Spaltung (UG 1), 1995 Foto: Weserburg Bremen

Migration und Gewalt, insbesondere auch im Frei­ zeitbereich, speziell im Fußball, wider. 2006 war Metzel erstmals in Nürnberg zu Gast. Er inszenierte anlässlich der Fußball-WM einen „Tribünensturz“ auf dem Hauptmarkt. Das Werk Auf Wiedersehen, die aus 780 Stadionsitzen beste­ hende Ummantelung des Schönen Brunnens, wurde damals – wie so oft bei seinen Beiträgen im öffent­ lichen Raum – kontrovers diskutiert. In der Debatte um die Wertigkeit seines künstlerischen Beitrags ging jedoch oftmals unter, dass Metzel ein Bildhauer ist, dessen raumgreifende Skulpturen, von beachtli­

Olaf Metzel, Idealmodell PK/90, 1987. Foto: Ulrich Görlich

Der Maler der Strichmännchen: A. R. Penck

Termine

Seine Strichmännchen haben ihn berühmt ge­ macht: A. R. Penck. Der 76-jährige Künstler, der heute zurückgezogen in Irland lebt, zählt zu den wichtigs­ ten zeitgenössischen deutschen Malern. Lange vor Keith Haring hat A. R. Penck (eigentlich Ralf Winkler) eine Bildsprache entwickelt, die an Höhlenmalerei erinnert, sich jedoch gleichzeitig ganz gegenwärtig ausnimmt. Mit 14 Gemälden aus den Jahren 1959 bis 1995 stellt das Neue Museum diesen Künstler ab 30. Oktober ausführlich vor. Fast alle Bilder stammen aus der Sammlung Böck­ mann, die dem Neuen Museum neben Gerhard Rich­ ter auch viele Gemälde von A. R. Penck als Dauer­ leihgaben zur Verfügung gestellt hat. Für die Schau wurde ein ganz besonderer Ort gewählt: die sechs Fassadenräume des Museums. Die prägnante Bild­ zeichensprache Pencks eignet sich hervorragend für diese Schnittstelle von Innen und Außen. Während in der oberen Etage Gemälde aus der Zeit vor der zwangsweisen Ausbürgerung Pencks aus der DDR im Jahre 1980 gezeigt werden, ist das Erdgeschoss für Bilder aus der Zeit danach reserviert. Der 1939 in Dresden geborene Künstler leiste­ te ab Anfang der 1960er Jahre mit seinen Strich­ männchen-Bildern eine tiefgreifende Analyse ge– sellschaftlicher und politischer Phänomene. Die

Schatten werfen Foyer-Ausstellung mit dem Staatstheater bis 6. 12. 2015

Archetypik von Pencks Bildsprache überführt die Zustandsbeschreibung bruchlos in die Utopie und weitet das Bildgeschehen zugleich ins Anthropolo­ gische. Das Anliegen des Künstlers, seine Malerei zu objektivieren und zu systematisieren, führte ab 1962 zur Beschäftigung mit Kybernetik und In­ formationstheorie. Penck begreift seine Bilder als

„Signale“ und die Rezeption durch den Betrachter als „Aufnahme der Signale und ihre Verwandlung in Gefühle und Handlungen“. A. R. Pencks expressives künstlerisches Werk, das neben Malerei und Zeich­ nung auch Skulptur, Film, Musik und Literatur um­ fasst, besticht durch seine unbändige Energie. Thomas Heyden

Die Oper wirft ihr Licht und ihre Schatten ins Mu­ seum: Große Schattenrisse wichtiger Schlüsselsze­ nen aus Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung formieren sich bis zum 6. Dezem­ ber im Neuen Museum zu einer Kulissenlandschaft. Zur Vollendung der Neuinszenierung von Richard Wagners Der Ring des Nibelungen am Staatstheater

Ausstellungen

Olaf Metzel. Deutsche Kiste 13. 11. 2015 bis 14. 2. 2016 Eröffnung Do 12. 11. 2015, 19 Uhr Sammlung A. R. Penck: System, Signal, Störung Werke aus der Sammlung Böckmann ab 30. 10. 2015 Eröffnung Do 29. 10. 2015, 18 Uhr East and West: USA ab 20. 11. 2015 Eröffnung Do 19. 11. 2015, 18 Uhr Museumspädagogik Kinderwoche Jetzt geht’s rund Nähere Informationen und Anmeldung unter Tel. (0911) 2 40 20 36 3. 11. bis 6. 11. 2015

Schatten werfen: Wagners „Ring“ im Museum Schattenwürfe wichtiger Schlüsselszenen aus dem „Ring“ Motiv: Stefan Brandtmayr

cher Raffinesse und höchster Komplexität, gekonnt formalästhetische Ansprüche mit klugen Beobach­ tungen unseres Zeitgeschehens verbinden. Eingeladen wird der in Nürnberg mittlerweile stadtbekannte Künstler nun, zehn Jahre später, um seine Arbeit differenzierter vorzustellen und die Diskussion um sein Werk nachzuverdichten. dermaßen regiert zu werden (2015) heißt eine neu entstandene großformatige Rauminstallation. Es er­ öffnet sich darin ein mit Zeitmomenten gespicktes Gesellschaftspanorama, das ästhetisch unsere Ära, und unsere gegenwärtigen Diskurse einfängt.

Nürnberg wurden inszenatorische Momente für den Museumsraum weitergedacht. Das Universum des „Ring“ und seine theatrale Übersetzung mit an­ deren, bildnerischen und installatorischen Mitteln wird erfahrbar gemacht und die inhaltlichen Hö­ hepunkte, die musikalischen und inszenatorischen Besonderheiten des „Ring“ präsentiert:

Textauszüge heben tragende Passagen der Dich­ tung hervor; Interviews geben Aufschluss zu den musikalischen Motiven von Wagners Jahrhundert­ werk; Video-Trailer mit ausgewählten Filmsequen­ zen und Tonausschnitten lassen die Nürnberger Neuinszenierung lebendig werden; Original-Zeich­ nungen visualisieren wichtige Entwicklungsschritte des Bühnenbildes und thematische Schlagworte, die bei der Inszenierungskonzeption eine Rolle ge­ spielt haben, bilden die Brücke zu aktuellen Fragen unserer heutigen Gesellschaft. Die Ausstellung Schatten werfen bietet einen Blick hinter die Kulissen der Nürnberger „Ring“Aufführung. Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Nürnberg und den verant­ wortlichen Köpfen hinter der neuen Inszenierung – dem Regisseur Georg Schmiedleitner, dem Büh­ nenbildner Stefan Brandtmayr und dem Dramaturg Kai Weßler. Eine Podiumsdiskussion mit ihnen am 17. November um 20 Uhr und ein musikalischer Abend über Wagners Leitmotive am 1. Dezember um 20 Uhr ergänzen die Ausstellung.

Willkommen – Ahlan wa Sahlan Führungen für Flüchtlinge und andere Neuankömmlinge unserer Stadt Anmeldung unter Tel. (0911) 2 40 20 36 Mi 18. 11. 2015, 14 Uhr Mi 9. 12. 2015, 14 Uhr Veranstaltungen Film More Than Honey Begleitprogramm zu unseren Bienen auf dem Dach des Neuen Museums Mi 28. 10. 2015, 19 Uhr „Geraten ist ihm der Ring“ Podiumsgespräch zur Ring-Inszenierung in Kooperation mit dem Staatstheater Di 17. 11. 2015, 20 Uhr Das „Ring“–Motiv Ein musikalischer Abend über Leitmotive Di 1. 12. 2015, 20 Uhr Film Being Olaf Metzel Do 3. 12. 2015, 19 Uhr Alle Termine und weitere Infos unter

www.nmn.de

Nr. 55 | 20. Oktober 2015 Termine Führungen im Museum Lothar Fischer Vernissageführung So 25. 10. 2015, 15 Uhr

Museen in Neumarkt

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„Malen bis zur Raserei“ Das Museum Lothar Fischer präsentiert 30 Werke des Deutschen Expressionismus

Rundgang und Gespräch Do 12. 11. 2015, 19 Uhr Silke Thomas, Galerie Thomas Modern München, und Museumsleiterin Pia Dornacher führen gemeinsam durch die Ausstellung. Vortrag „Gabriele Münter in Murnau“ Do 3. 12. 2015, 19 Uhr Isabelle Jansen, Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, Städtische Galerie im Lenbachhaus München Franz-Marc-Abend zum 100. Todesjahr Film und anschließende Diskussion mit Cathrin Klingsöhr-Leroy, Direktorin Franz Marc Museum, Gabriele Moritz, Vorstandsmitglied der Lothar & Christel Fischer Stiftung, und Pia Dornacher, Museums­leiterin Do 14. 1. 2016, 19 Uhr Finissageführung So 24. 1. 2016, 15 Uhr Stadtmuseum Stadtmuseum Leichtes Spiel mit barer Münze Spielautomaten aus der historischen Münzautomatensammlung Königer bis 17. 1. 2016 Führungen durch die Sonderausstellung So 8. 11. und So 6. 12., jeweils 15 Uhr So 10. 1. 2016, 13.30 Uhr Adventsmarkt im Stadtmuseum HANDGEMACHT – kunsthandwerkliche Unikate im Dialog mit historischen Objekten In der Schausammlung präsentieren Kunsthandwerker Schönes, Nützliches und Außergewöhnliches. Mit Lesungen, Work­ shops und praktischen Vorführungen. Sa 5. 12. 2015, 11 – 18 Uhr So 6. 12. 2015, 10 – 17 Uhr

In den 1970er Jahren zog das Spanische Mädchen, das auf dem Titelbild zu sehen ist, von New York nach Ravensburg um. Das Sammlerehepaar Peter und Gud­ run Selinka hatte von Alexej von Jawlenskys berühm­ tes Gemälde dem Banker und späteren Vizepräsiden­ ten der USA, Nelson Rockefeller, abgekauft. Seither ist das Gemälde aus dem Jahr 1912 das Glanzstück einer der prominentesten privaten ExpressionistenSammlungen in Süddeutschland. Vom 25. Oktober 2015 bis 24. Januar 2016 wird sie im Museum Lothar Fischer in Neumarkt ausgestellt. Neben Arbeiten der 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe Brücke mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller zeigt die Sonderausstellung ausgewählte Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken von Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky sowie weiteren Malern aus dem Umkreis der Münch­ ner Künstlerbewegung Blauer Reiter (1911-1914). Diese Werke des Expressionismus, die sich bewusst vom Impressionismus, Naturalismus und Akademis­ mus abgrenzen, bezeugen die damals avantgardis­ tischen Bestrebungen, der Farbe durch ihren freien Umgang neue Ausdrucksmöglichkeiten zu verleihen.

Formal ist eine Reduzierung der Form und die Aufgabe der traditionellen Perspektive und aka­ demischen Proportion prägend. Nicht die naturge­ treue Wiedergabe des Gesehenen ist bildwürdig, sondern die subjektive Empfindung. Gemalt hatten alle Künstler expressiv, impulsiv und spontan. „Ma­ len bis zur Raserei“ war zum Beispiel das Credo von Ernst Ludwig Kirchner. Den Stil, den die Brücke-Künstler in Dresden und später in Berlin, und der Blaue Reiter in München und Umgebung entwickelt haben, ist als Expressio­ nismus in die Kunstgeschichte eingegangen. Seine Bedeutung für die Klassische Moderne kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. So sind auch nach wie vor diese Gemälde, Aquarelle und Druckgrafi­ ken weltweite Publikumsmagnete. Dies legt auch die mit 30 Arbeiten konzentrierte, aber vielfältige Ausstellung im Museum Lothar Fi­ scher überzeugend dar. Sie ist in Kooperation mit dem 2013 eröffneten Kunstmuseum Ravensburg umgesetzt worden, das heute wesentliche Samm­ lungsteile der Peter und Gudrun Selinka-Stiftung besitzt. Nachdem das Schaffen des Bildhauers und SPUR-Mitbegründers Lothar Fischer (1933–2004) bis

Juni 2015 in Ravensburg mit einer retrospektiv an­ gelegten Schau gewürdigt wurde, werden im Gegen­ zug jetzt ausgewählte Arbeiten der Expressionisten in der Oberpfalz ausgestellt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Sammelleidenschaft Peter Selinkas (1924–2006), die 1952 mit dem Erwerb einer Kirchner-Radierung begann, Ende der 70er Jahre um Bildwerke der Künstlergruppen CoBrA (1948–1951) und SPUR (1957–1965) erweitert wurde; letztere agierte eben­ falls in München und sah sich in der Nachfolge und Tradition des Blauen Reiters. Folglich schließt sich ein Kreis, wenn jetzt Werke des Expressionismus in einem lebendigen Dialog mit Arbeiten der Gruppe SPUR präsentiert werden. Pia Dornacher

links: Gabriele Münter, Villen am Hügel, 1910/1911 © VG Bild-Kunst Bonn 2015 rechts: Ernst Ludwig Kirchner, Sitzende Fränzi, um 1910, © Wolfgang und Ingeborg Henze-Ketterer, Wittrach/Bern Fotos: Thomas Weiss

Werke des Deutschen Expressionismus Sammlung Peter und Gudrun Selinka 25. 10. 2015 – 24. 1. 2016 Mi bis Fr 14–17 Uhr Sa und So 11-17 Uhr Für Gruppen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten

Leichtes Spiel mit barer Münze im Stadtmuseum Nicht nur heute haben Eltern Schwierigkeiten, den Spieltrieb ihrer Kleinen an elektronischen Geräten – und damit auch die anfallenden Kosten – in Grenzen zu halten. Auch früher schon gab es Gelegenheiten genug, sich das Geld spielend aus der Tasche ziehen zu las­ sen. Das Stadtmuseum Neumarkt zeigt 80 Spiel- und Unterhaltungsautomaten aus 70 Jahren vom 10. Oktober 2015 bis zum 17. Januar 2016 in einer großen Sonderausstellung. Spielautomaten mit uns heute nicht mehr geläufigen Namen wie „Bajazzo“, „Lucky Dice“ oder „Jemoc“ zeugen vom Nervenkitzel und der Faszination, die diese Automaten schon vor etwa 100 Jahren ausübten: mit dem Einsatz von ein paar Groschen einen Gewinn und damit ein kleines Stück vom Glück zu erhaschen. Die Sache mit dem Glück war aber nicht so einfach. Einerseits schuf die Reichsgründung 1871 mit der Einführung einer gemeinsamen Währung die Grundvoraussetzung für die Entwicklung der deutschen Au­ tomatenindustrie, andererseits galt nun überall das Glücksspielverbot. Daher ließen sich die Hersteller der Geräte, die etwa seit 1900 den Markt eroberten, allerlei Mittel und Wege einfallen, um das Gesetz zu umgehen. Man versah die Spielautomaten

mit einer Warenausgabe, ließ nach dem Münzeinwurf Musik erklingen oder ersann sich andere Attraktionen, die über den Verdacht des Glücks­ spiels erhaben waren. Besonders skurril erscheint uns heute die Kombination mit einem soge­ nannten Elektrisierer. Dabei wurde elektrischer Strom als neuartige technische Errungenschaft durch den menschlichen Körper geleitet, in der Annahme, dass dieser der Gesundheit förderlich sei. „Mit Geschick hast du Glück“ wirbt der geradezu programma­ tische, zum Spiel animierende Schriftzug des „Onkel Theodor“, einem Münzschleuderspiel von 1905. „Geschicklichkeit“ war letzt­ lich das Zauberwort, mit dem die Branche die strenge Prüfkommissi­ on davon zu überzeugen versuchte, dass bei dem jeweiligen Gerät nicht wie beim Glücksspiel der Zufall für Gewinn oder Verlust verantwort­ lich war. Spielentscheidend sollte allein die Reaktionsfähigkeit und Behändigkeit des jeweiligen Spie­ lers sein. Zum Präzedenzfall wurde der beliebteste Spielautomat der Weimarer Republik, der „Bajazzo“. Die Streitfrage, ob es sich dabei um ein Glücks- oder Geschick­ lichkeitsspiel handelte, wurde jahrelang vor Gericht ausgetragen,

bis schließlich 1928 der als Gutachter hinzugezo­ gene, weltberühmte Jongleur Enrico Rastelli es als Geschicklichkeitsspiel deklarierte. Neben den Prämienspielautomaten gab es auch Geräte, die in Anlehnung an sportliche Aktivitäten im Sinne des Wettkampfes gestaltet waren. Man konnte Fußball spielen, kegeln, beim Pferderennen mitfiebern, in den Boxring steigen oder auch am Schießautomaten sein Können erproben – und das unabhängig von den eigenen tatsächlichen körper­ lichen Kräften, denn auch hier kam es auf die Ge­ schicklichkeit an. Bis in die 1960er Jahre reicht der faszinierende Einblick in die Vielfalt und Technik dieser Spiel- und Unterhaltungsautomaten, die Teil einer der größten Privatsammlungen historischer Münzautomaten sind. Zusammengetragen wurde diese seit mehr als zwei Jahrzehnten von dem aus Neumarkt stammen­ den passionierten Sammler, Gernot Königer, der die zum Teil in ruinösem Zustand vorgefundenen Ein­ zelobjekte mit großem technischen Sachverstand wieder zum Leben erweckte. Viel Zeit verwendet er darauf, die Funktionstüchtigkeit der Geräte wie­ derherzustellen und zu erhalten, so dass man auch in der Sonderausstellung an einigen ausgewählten Automaten selbst aktiv werden darf. Petra Henseler Leichtes Spiel mit barer Münze Spielautomaten aus der historischen Münzautomatensammlung Königer 10. 10. 2015 – 17. 01. 2016 Mi bis Fr und So 14–17 Uhr für Gruppen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten

Zu den ersten deutschen Münzschleuderspielen gehörte der „Onkel Theodor“ von ca. 1905

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Bob Dylan setzte mit seinem Konzert 1978 erstmals Musik und Flower Power gegen die Ideologie der Nationalsozialisten. Foto: Stadtarchiv Nürnberg, 1978

rechts oben: 1967 ließ die Stadt Nürnberg die Pfeilerreihen der Zeppelintribüne mit der Begründung „Baufälligkeit“ sprengen. Foto: Stadtarchiv Nürnberg, 1967

rechts Mitte: Noch heute prägen die baulichen Relikte der Nationalsozialisten das Gelände zwischen Messe und Dutzendteich. Luftbild: Hajo Dietz, 2010

rechts unten: Zwischen 1985 und 2001 besuchten bis zu 50.000 Menschen jährlich die Ausstellung „Faszination und Gewalt. Nürnberg und der Nationalsozialismus“ in der Zeppelintribüne. Foto: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, 1985

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Museen der Stadt Nürnberg

Verdrängung und neues Bewusstsein Zum Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände nach 1945 1945, ausführlich dar: das Sport- und Freizeitgelände der US-Army, „Soldiers' Field“ genannt, und Sudeten­ deutsche Tage, der Auftritt des Predigers Billy Graham und Konzerte von Bob Dylan, Norisring und Eventkul­ tur werden anhand – manchmal unerwarteter und ungewöhnlicher – Leitobjekte gezeigt. Zahlreiches Material dokumentiert Sprengung, Abriss, Stadtteil­ entwicklung und Stadionpläne, aber auch Messen, Naherholungsgebiet, Sport und Freizeitnutzung. Und nicht zuletzt geht es darum, wie sich seit den 1980er Jahren mit der Ausstellung in der Zeppelintribüne sowie im Jahr 2001 mit der Eröffnung des Dokumen­ tationszentrums zunehmend die Erinnerungsarbeit auf dem Gelände manifestiert und die Stadt ein neues Bewusstsein zu diesem historischen Ort entwickelt.

Alle weiteren Informationen zu Ausstellung, Symposium und Begleitprogramm sowie öffentli­ chen Werkstattgesprächen und Bildungsangebot finden Sie unter: www.dokumentationszentrum-nuernberg.de. Martina Christmeier

Das Gelände: Dokumentation. Perspektiven. Diskussion. Ausstellung im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände 19. 10. 2015 bis 13. 3. 2016 Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa und So 10–18 Uhr

Blick in die mögliche Zukunft

Das Reichsparteitagsgelände im Südosten Nürn­ bergs, das von 1933 bis 1938 wichtigste Propagan­ dastätte der Nationalsozialisten war, blieb 1945 als riesige Baustelle mit fertiggestellten Aufmarschflä­ chen und unvollendeten Bauten zurück. Diese archi­ tektonischen Hinterlassenschaften wie Kongresshalle, Zeppelinfeld oder Große Straße transportieren als bauliche Zeugen des „Dritten Reichs“ Geschichte in die Gegenwart. Seit 1945 stellt sich die Frage nach einer angemessenen Haltung zu den Bauten des Geländes. Alle Umgangsweisen und Aneignungen des Geländes dokumentieren einen bestimmten Zeitgeist, eine mehr oder weniger bewusste Position zur nationalsozialistischen Vergangenheit. Nicht selten steht diese unterschiedlichen Verwendungs­ wünschen entgegen. Es gibt in Deutschland kaum einen Stadtraum, bei dem wie bei dem Areal am Dutzendteich in so span­ nender Weise zu beobachten ist, wie Geschichtskultur, kommerzielle Interessen, Naturschutz und Verkehr, Politik, Sport und Kunst interagieren. Das Dokumenta­ tionszentrum stellt in seiner Ausstellung erstmals die­ se zweite Geschichte des Geländes, die Geschichte seit

Ein Baugerüst in Form eines raumhohen Kubus ist Sinnbild für den Baustellencharakter, für die noch zu lösenden Fragen: Wie soll die Zukunft des Geländes aussehen, welche Perspektiven im Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände gibt es? Besonders Zeppelin­ feld und -tribüne befinden sich aufgrund baulicher Mängel seit Jahren in schlechtem Zustand. In seinen 2004 beschlossenen und erst kürzlich bestätigten Leitlinien zum künftigen Umgang mit dem Gelände spricht sich der Stadtrat für den Erhalt der dortigen Anlagen aus. Die Ausstellung erläutert die aktuellen bautechnischen Maßnahmen, die zurzeit an Zep­ pelinfeld und -tribüne durchgeführt werden, um die Bausubstanz zu sichern. Eine mediale Präsentation ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern, sich anhand eines virtuellen Rundgangs schon jetzt ein Bild von den vielfältigen Chancen und dem Mehrwert eines künftigen „ErfahrungsRaums Reichspartei­ tagsgelände“ zu machen. Deutlich wird: Der Abbau von Barrieren schafft völlig neue Zugänglichkeiten und Sichtbeziehungen, Sehepunkte eröffnen bislang verborgene Ein- und Ausblicke und machen Zusam­ menhänge erfahrbar. Teile des Geländes werden der Öffentlichkeit zurückgegeben. Beispiele zum Umgang mit NS-Großbauten andern­ orts in der Bundesrepublik, eine „NachlesBar“ zur intensiven Beschäftigung mit bislang vorgelegten Konzepten zum Gelände sowie eine schlaglichtartige Betrachtung der öffentlichen Diskussion bieten einen erweiterten Blick auf den historischen Ort Reichspar­ teitagsgelände in Nürnberg und öffnen so neue Denk­ räume. Ein Symposium am Eröffnungswochenende 17. und 18. Oktober 2015 zur Zukunft des Geländes, Besu­ cherforum, Führungen und Werkstattgespräche laden die Bevölkerung explizit ein, Stellung zur Thematik zu beziehen und eine eigene Haltung zu entwickeln.

Termine Ausstellungen Deutschlands Auge & Ohr Nürnberg als Medienzentrum der Reformationszeit Stadtmuseum Fembohaus Bis 31. 10. 2015 Christkindla around the World Weihnachtsausstellung des Spielzeugmuseums in der Ehrenhalle des Rathauses 26. 11. bis 28. 12. 2015 Kunst & Handwerk Der Markt für schöne Dinge im Stadtmuseum Fembohaus 3. 12. bis 13. 12. 2015 Technikland – staunen@lernen Lernlabor im Museum Industriekultur Bis 31. 01. 2016 Notspielzeug Die Phantasie der Nachkriegszeit Spielzeugmuseum Bis 1. 2. 2016 Tucherschloss in Trümmern! Zerstörung und Wiederaufbau eines Nürnberger Kleinods 28. 1. bis 18. 4. 2016

Sonderveranstaltungen Aus Brasiliens Gitarrenolymp Feurige Klänge des Gitarrenvirtuosen Yamandu Costa im Hirsvogelsaal Sa 21. 11. 2015, 20 Uhr Kammermusik mit Cembalo Susanne Hartwich-Düfel (Cembalo) im Hirsvogelsaal „Festliche Barockmusik“, als Gast Sören Uhde (Violine) Sa 28. 11. 2015, 20 Uhr „Unentdeckte Kostbarkeiten“, als Gäste Katrin Küsswetter (Sopran), Sören Uhde (Violine) Fr 26. 2. 2016, 20 Uhr Montagskonzert Mit Schülerinnen und Schülern des Labenwolf-Gymnasiums Hirsvogelsaal Mo 7. 12. 2015; 1. 2. und 14. 3. 2016, jeweils 13.15 Uhr American Recital Series Konzertreihe in Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut DAI im Hirsvogelsaal No. 10: „Songs from the Melting Pot“ mit Jennifer Lynn Rouse und Wayne Lempke Do 29. 10. 2015, 19 Uhr

Renaissanceball Tanz mit Marie-Claire Bär Le Corre und der Hochschule für Musik Nürnberg Stadtmuseum Fembohaus Mi 18. 11. 2015, 18.30 Uhr

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe ...“ Familiäre Frömmigkeit im Hause Tucher Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal So 13. 12. 2015; 21. 2. 2016, jeweils 11 Uhr

Lebkuchenbacken Backvorführungen im Museum Industriekultur So 22., 29. 11.; 6., 13., 20. 12. 2015, 13–17 Uhr Di 1., 8., 15. und 22. 12. 2015, 9–13 Uhr Do 3., 10. und 17. 12. 2015, 9–13 Uhr

„Von einer anständigen Wollüstigkeit“ Fest- und Esskultur der Renaissance Neue Erwachsenenführung! Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal So 24. 1., 28. 2., 20. 3. 2016, jeweils 11 Uhr

Industrie, Kultur & der achte Tag Poetisches Theater im Museum Industriekultur So 31. 1., 14. 2., 28. 2., 6. 3., 20. 3., 3. 4. 2016, jeweils 16 Uhr

Hinter verschlossenen Türen Kongresshalle mit Dachbegehung Dokuzentrum, jeden Sa 15 Uhr

Besondere Führungen Schaustück des Monats November 2015 „Neue Notspielsachen“ im Spielzeugmuseum Di 10. 11. und Do 12. 11. 2015, jeweils 14 Uhr Tuchfühlung mit der Renaissance Führung für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal So 7. 2. 2016, 11 Uhr

Mit „Agnes Dürer“ durchs AlbrechtDürer-Haus Führung im historischen Gewand Di, Mi und Sa 15 Uhr, Do 18 Uhr, So 11 Uhr Englische Führung: Sa 14 Uhr Hereinspaziert! „Katharina Tucher“ zeigt ihr Schloss Kostümführung mit der historischen Hausherrin Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal Jeden So 14 Uhr Alle Termine und weitere Infos unter

www.museen.nuernberg.de

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Museen der Stadt Nürnberg

Herbert Liedel – Bilder, die bleiben

Zum Gedenken an den geschätzten Nürnberger Fotografen Es war um die Mitte der 1980er Jahre, als ich Her­ bert Liedel im Rahmen eines Projektes zur Doku­ mentation alter Nürnberger Firmen kennenlernte. Von da an blieb der Fotograf dem Museum Indus­ triekultur und mit den Jahren auch mir als Freund eng verbunden. Als echter Nürnberger in Gostenhof geboren, galt seine Liebe der fränkischen Landschaft und ihrer faszinierenden Natur, dem Sport und eben auch den Industriedenkmalen in der Region, wie bei­ spielsweise dem „Alten Kanal“, den Mühlen oder der Eisenbahn. Die Entwicklung des Museums Industriekultur in der ehemaligen Schraubenfabrik des Julius Ta­ fel zu einem technik- und sozialgeschichtlichen Museum von heute nahezu 6000 Quadratmetern Ausstellungsfläche hat er von Anfang an begleitet und mit eindrucksvollen Bildern mitgestaltet. Als im Museum dann ein Schwerpunkt „Fotografie als technische Kunst“ begründet wurde, war Herbert Liedel natürlich mit dabei. Seiner Initiative ist die gemeinsame Gründung der Nürnberger „Fotoszene“ zu verdanken. Der Zusammenschluss regionaler Berufsfotografen und Fotokünstler initiierte in den Folgejahren zahlreiche Ausstellungen und Projekte im Museum wie auch anderswo. Ein Kernthema des studierten Sozialwirtes Her­ bert Liedel, der sich gleich nach Abschluss des

Herbert Liedel Foto: Udo Dreier, bayernpress

Studiums ganz der Fotografie widmete, war die Dokumentation stadt- und industriegeschichtlicher Themen wie beispielsweise eine Gegenüberstellung historischer und aktueller Ansichten der Fürther Straße als prototypische Achse der Industrialisie­ rung oder die Darstellung der Stadtgrenzen von der Stadtmauer bis zum heutigen Grenzverlauf. Natür­ lich war er auch beteiligt bei der großen Jubiläums­ ausstellung zum 100. Geburtstag des 1. FCN, dem ja ohnehin seine große Liebe galt, oder an der Präsen­ tation zur Lebensgeschichte des wohl größten ClubIdols, Max Morlock. Eine vollständige Aufzählung aller Aktivitäten der langjährigen, kontinuierlichen Zusammenarbeit ist hier natürlich nicht möglich. … und so viel wollten wir noch machen! Die Begeisterung für neue Themen und die kreati­ ve Entwicklung von Projekten kennzeichneten den gemeinsamen Weg. Aus diesem Prozess wurde Her­ bert Liedel durch seinen viel zu frühen Tod herausge­ rissen, wodurch auch laufende Projekte unvollendet blieben. Eines davon soll in der Ausstellung Herbert Liedel – Bilder, die bleiben vorgestellt werden. Vor einigen Monaten sprachen wir über einen klei­ nen historischen Fotobestand des Militärfotografen Ray D' Addario, den dieser im Rahmen einer Ausstel­ lung in den 1990er Jahren dem Museum überlassen

hatte. Unmittelbar nach Kriegsende dokumentierte D’ Addario das zerstörte Nürnberg in eindrucksvol­ len, einzigartigen Bildern, und Herbert Liedel zeigt nun an einigen Beispielen, wie sich die Stadt aus der jeweils gleichen Perspektive heute präsentiert. Dieses Projekt bleibt auch deshalb unvollendet, weil ein Teil der aktuellen Bilder den hohen Ansprüchen des Fotografen nicht genügte. Sonnenstand, Licht­ verhältnisse, Perspektive, Standort, das alles musste

stimmen. Und so lange fotografierte er, wieder und wieder, selbst wenn er dafür um vier Uhr früh das Haus verlassen musste. Matthias Murko Herbert Liedel – Bilder, die bleiben Fotoausstellung im Museum Industriekultur 5. 11. bis 6. 12. 2015 Di bis Fr 9–17 Uhr; Sa und So 10–18 Uhr Liedels jüngstes, un­ vollendetes Projekt: Er stellte den Fotos von Ray D'Addario nach dem Krieg eigene Bilder von Nürnberg heute gegenüber, hier zu sehen am Hauptmarkt um 1946 und von 2015. Die Burg mit verschneiter Altstadt, Winter 2009 Foto: Herbert Liedel

Rendezvous mit kussfreudiger Muse Musik, Poesie, Theater – seit fünf Jahren gibt es in Nürnberg eine völlig neue Form des Museums­ erlebnisses. Die Autoren des Projekts Mus[e]en-Lesung ver­ leihen Aura und Geist, die den Musentempel durch­ wehen – wenn man nur richtig hinschaut – eine Stimme. Ihre Texte sind künstlerische Übersetzun­ gen des faktisch Gegebenen. Mit poetischen Worten und Geschichten berühren sie und verführen die Gäste dazu, eigenen Erfahrungen nachzu­spüren. Seit 2010, als Michael Lösel das Projekt mit ei­ nem Begleitprogramm zur Sonderausstellung Der Weg des Adlers im Museum Industriekultur aus der Taufe hob, entwickelte das Ensemble mehr als ein Dutzend Programme für die Museen der Stadt Nürnberg. Dabei bringen die Bühnenpoeten ihre ge­ sammelten künstlerischen Fähigkeiten ein, so dass die Annäherung an historische Sujets im musischen Dreiklang von Literatur, Schauspiel und Musik er­ folgt. Objekte wie Räumlichkeiten erscheinen für den Augenblick eines Musenkusses in m ­ agisches Licht getaucht. Da mit der Zeit theatrale Elemente an Bedeutung gewannen, war der Schritt von der frei vorgetrage­ nen literarischen Revue zum poetischen Theater nur konsequent. Erstmals wurde im Dürer-Haus mit Willibald & andere Gäste ein durchgehend dramatischer Text gespielt. Schäferspiele & andere Eitelkeiten folgten im Jahr darauf im Museum Tucherschloss. Bereits die ersten Mus[e]en-Lesungen ermun­ terten die Besucher zu einem auch gedanklichen Rundgang, der sich in erfrischender Weise von tro­ ckenen Wasserglaslesungen abhob. Die neue Form, das poetische Theater, spielt sich nun nicht nur vor, sondern auch in den Reihen des Publikums ab und belebt somit Gäste und Geschichte in gleicher Weise. Charmant und ironisch, mit hintersinnigen und gut recherchierten Texten nehmen die Darstel­ ler ihr Publikum für anderthalb Stunden auf eine fantastische Entdeckungsreise mit. Ein Konzept,

das überregional bedeutsam und einzigartig ist in der deutschen Museumslandschaft. Die ansprechende Art, wie die Bühnenpoeten Staub von scheinbar Altbekanntem fegen, stößt auf hohe Resonanz beim Publikum: „Mit profes­ sionellem Gespür werden für das jeweilige Haus Zuordnungen aus Geschichte, Gewohnheiten, Ereignissen feinmaschig in sichere literarische Pose gebracht.“ (Stimme aus dem Publikum) Auch die Presse teilt die Begeisterung, so schreibt Dietmar Bruckner im vergangenen Jahr in der NN: „Das Projekt Muse(e)n-Lesung hat sich in den letz­ ten fünf Jahren erfreulich etablieren können, auch dank diverser Sponsoren. Wenn die Stadt irgend­ wann wieder ihre Kulturpreise zu vergeben hat: Wir wüssten da einen Anwärter.“

Soeben feierten die Bühnenpoeten ihre 100. Ver­ anstaltung im Stadtmuseum Fembohaus, schon mischen sie sich wieder unter die Besucher des Dü­ rer-Hauses (Willibald & andere Gäste, 25. Oktober, 8. und 22. November 2015, jeweils 15.30 Uhr). Wäh­ renddessen wird das Programm für das kommende Jahr ausgearbeitet. Am 31. Januar 2016 hebt sich der Vorhang zum ersten Mal für das neue Theaterstück Industrie, Kultur & der achte Tag im Museum Industriekultur. Im Mittelpunkt steht eine typisierte Familie, die sich auf der Straße des Museums von der industriellen zur digitalen Revolution bewegt und dabei mit sich verändernden Lebens- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen hat. Aufbruchstimmung und Besitz­ standswahrung, wechselnde Parteibildungen und

Eigeninteressen stellen den Zusammenhalt der Gemeinschaft immer wieder auf die Probe. Zur Fei­ er des achten Tages treffen sich am Ende alle noch einmal zu einem Neustart. Weiterhin geplant ist für das Jahr 2016 eine Wiederaufnahme des Tucherschloss-Programms Schäferspiele & andere Eitelkeiten, ein Spiel mit Worten und Figuren. Während im Schloss Porträts metaphorisch „abgestaubt und aufpoliert“ werden, lassen die Schauspieler die Bilder der Betuchten von glanzvoller Vergangenheit sprechen, während die kleinen Leute über eine ungewisse Zukunft phi­ losophieren und Pläne für ein eigenes Schäferspiel schmieden. Für den Herbst darf man sich dann auf ein na­ gelneues Programm im Stadtmuseum Fembohaus freuen. In dem Stück Heimat & andere Déjà-vus tragen sich sieben heimatlose Personen mit dem Gedanken, im Fembohaus eine Wohngemeinschaft zu gründen. Die Schikanen des Hausverwalters und die unterschiedliche historische Herkunft der Figu­ ren führen sehr bald zu Reibereien, aber auch zu dem ein oder anderen Déjà-vu-Erlebnis. Werden sie am Ende ein Zuhause finden oder nur eine vorüber­ gehende Bleibe? Immer beziehen sich die Macher des Poetischen Theaters auf den historisch kulturellen Kontext der musealen Umgebung. Nicht nur, dass die ge­ sprochenen Texte einen historisch signifikanten Duktus annehmen und zeitgemäße lyrische Zitate oder Redewendungen zu hören sind. Auch leitmo­ tivische Objekte erhalten in der Entwicklung der Szenen eine Stimme, so dass sich der rote Faden der Handlung über das bildhafte Sprechen der Bühnen­ poeten entlang scheinbar nebensächlicher Dinge entwickeln kann. Mitglieder des Ensembles sind Michael Lösel, Susanne Rudloff, Holger Trautmann, Vincent E. Noel, Madeleine Weishaupt, Günter Körner, Michaela Moritz; Regie: Elisabeth Trautmann. Michael Lösel

Die Szene aus Industrie, Kultur & der achte Tag thematisiert die Litfaßsäule als „Hotspot der Transformation“, von elektrischer Energie zu Licht, von der Benachrichtigung zur Meinung und vom Mythos zur Werbe-Ikone. Probenfoto: Nicole Quednau

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Museum für Kommunikation

Redewendungen auf der Spur Ein Werkstattbericht über die kommende Ausstellung im Kommunikationsmuseum „Etwas auf dem Schirm haben“ und „Fersengeld geben“ – zwei Entwürfe von Franziska Isensee für die neue Ausstellung.

Jeder von uns verwendet im Durchschnitt hun­ dert Redensarten am Tag. Sie machen unsere Spra­ che anschaulicher und verständlicher. Mit Sprich­ wörtern, Redensarten oder geflügelten Worten können wir Situationen beschreiben, etwa wenn „ein Damoklesschwert über uns schwebt“ oder „al­ les paletti“ ist. Wir nutzen sie, um zu veranschauli­ chen, wenn uns zum Beispiel eine Chance „durch die Lappen gegangen ist“, um zu motivieren, etwa zum zeitigen Aufstehen, da „der frühe Vogel den Wurm fängt“, und für vieles mehr. Durch Redewendungen erhält das wichtige Kommunikationsmittel Sprache seine Würze. Sie sollen Bildung beweisen und geben doch oft Rätsel auf, wenn wir uns etwa fragen, was es mit dem Notnagel, den wir manchmal so nötig brauchen, auf sich hat. All dies ist Grund genug für

das Museum für Kommunikation Nürnberg, diesem Thema vom 19. Februar bis zum 5. Juni 2016 die Aus­ stellung Mein Name ist Hase. Redewendungen auf der Spur zu widmen. „Gut Ding will Weile haben“, daher sitzt seit dem Sommer ein Team zusammen, das die Präsentation vorbereitet. Idee und Ausstellungskonzept entwi­ ckelte der Bamberger Germanist und Sprichwort-Ex­ perte Rolf-Bernhard Essig, befeuert von Direktorin Marion Grether, die dem Thema früher schon einmal eine Ausstellung gewidmet hatte. Der gebürtige Hamburger Essig, der seit seinem dritten Lebens­ jahr in Oberfranken lebt, wollte sich schon als Kind einen „Reim auf diese Wortwunderwesen“ machen und ihre Bedeutung verstehen. Diese Faszination hat ihn nie losgelassen und so hat Essig schon mehrere Bücher zum Thema ver­ fasst und ist den Lesern der Nürnberger Nachrich­ ten bekannt für seine Kolumne. Im Frühjahr 2015 griff Rolf-Bernhard Essig zur Feder und schrieb das Ausstellungskonzept. Nachdem klar war, welche In­ halte im Kommunikationsmuseum präsentiert wer­ den sollen, kam Franziska Isensee mit ins Spiel. Die junge Architektin und Bühnenbildnerin, die auch für das benachbarte Schauspielhaus erfolgreich arbeitet, überlegte zusammen mit Essig, wie das abstrakte Sprachthema attraktiv und anschaulich präsentiert werden kann. Anhand von Grundrissund Aufmaßplänen machten sie sich mit den Aus­ stellungsräumen des Museums vertraut und nah­ men vorhandene Präsentationsmittel wie Vitrinen, Bildschirme oder Sockel in Augenschein. Wichtige

praktische Informationen wie Stromversorgung, Türbreiten (wegen des Transports von Ausstellungs­ elementen) oder Wege der Besucherführung wur­ den ebenfalls eruiert. Gemeinsam mit dem Museumsteam entwickelten die beiden schließlich die Idee eines Jahrmarktes, um der Vielfalt des Themas Redewendungen ge­ recht zu werden. Wie alle Ausstellungsbereiche des Museums wird auch diese Präsentati­ on sehr interaktiv sein, Besuche­ rinnen und Besucher aller Alters­ stufen werden viel ausprobieren können und so beispiels­ weise erfahren, wie es ist, „unten durch zu sein“. Ein Schwerpunkt sind die vielfältigen Quellen der ausgestell­ ten Redewendungen: Dies sind neben der Bibel die Literatur seit der Antike, Handwerk und Arbeitswelt, die Jagd, das Theater oder der menschliche Körper, um nur einige Bereiche zu nennen. Wie geht es nun bis zur Eröffnung der Schau im Februar weiter? Als nächstes muss die Architek­ tur des Jahrmarkts produziert werden, daher macht Franziska Isensee jetzt

genaue Zeichnungen und ein Leistungsverzeichnis, an denen sich die Handwerker orientieren können. Informations- und Objekttexte werden geschrieben, korrigiert und gedruckt, Leihgaben, etwa ein Scherf­ lein (das man zu etwas beisteuert) oder der besagte Notnagel, werden zusammengetragen. Daneben wird es verschiedene Medienstationen geben, die Techni­ ker Klaus Streit mit Fachfirmen vorbereitet. Weil es bis zur Eröffnung, aus Sicht der Museumsmacher, gar nicht mehr so weit hin ist, arbeiten Museumspäda­ gogin Elke Schneider und Volontär Thomas Pick an Vermittlungsangeboten und dem Programm zur Aus­ stellungseröffnung. Etwa vier Wochen vor Eröffnung beginnt dann der eigentliche Ausstellungsaufbau. Zunächst wird die Architektur angeliefert und mon­ tiert, danach werden die grafischen Elemente ange­ bracht und die Objekte an ihren Platz gebracht. Zum Schluss wird Ausstellungstechniker Johann Kolb alles ins rechte Licht rücken, damit am 19. Februar „alles in Butter ist“ und sich Besucherinnen und Besucher auf dem Jahrmarkt der Redensarten tummeln können. Vera Losse Mein Name ist Hase. Redewendungen auf der Spur 19. Februar bis 5. Juni 2016. Kostenlose öffentliche Führungen sonntags 16 Uhr. Informationen zum weiteren Programm finden Sie ab Dezember auf www.mfk-nuernberg.de

Night of Codes im Museum für Kommunikation Ernst Schulten ist ein vielseitiger Mann. Der gelernte Betriebswirt und Informatiker versucht, Menschen unterhaltsam klarzumachen, dass das Internet nichts vergisst: keinen Einkauf, keine Äu­ ßerung in sozialen Netzwerken, keine Suchanfrage bei Google. Wer sich im Web bewegt, sollte daher sparsam sein mit den Daten, die er preisgibt und die gerne von Kredit- und Werbewirtschaft, potenziel­ len Arbeitgebern oder neugierigen Geheimdiensten aufgezeichnet, ausgewertet und für ihre Zwecke genutzt werden. Die Besucher der Langen Nacht der Wissenschaften am 24. Oktober werden die Gelegenheit haben, Schulten und seinen Partner Holger Weber bei der Night of Codes in verschiedenen Rollen kennenzu­ lernen. Etwa beim Improvisationstheater Virustalk (18.30, 0.30 Uhr), wo das Duo sein Publikum spiele­

risch einbeziehen wird oder bei der Prediction-menshow 3.0 (20.30, 22.30 Uhr), in deren Mittelpunkt ein Hacker und seine verblüffenden Methoden stehen. Der Vermittlungsprofi Schulten setzt aber nicht auf

den erhobenen Zeigefinger, um Internetnutzern das Thema Datenschutz vermitteln. Er zeigt statt­ dessen eindrucksvoll, wie Daten- und Identitäts­ klau im Netz vor sich gehen, wenn er etwa beim Livehacking im Museum demonstriert, wie einfach es ist, die Daten eines Smartphones auszulesen.

Ergänzend bietet das Museum die Führungen Verschlüsselte Botschaften und Fotos, Selfies, Siri an. Zu Gast sind außerdem das Institut für Theater- und Medienwissenschaften der Universität ErlangenNürnberg sowie das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht mit Informationsangeboten. Die Ausstellung Feind ist, wer anders denkt, die vom Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR vorbereitet wurde, zeigt, wie die Stasi Menschen bespitzelte und welche Konsequenzen das für sie hatte. Erholung zwischendurch bietet die Science Bar. Bereits am Nachmittag wird in der Schreib­ werkstatt von 14 bis 17 Uhr das Kinderprogramm Geheimwerkstatt und Rätselrallye angeboten. Weitere Infos: www.mfk-nuernberg.de Vera Losse

Die Postkutsche des Museums auf dem Christkindlesmarkt. Foto: Mile Cindric

Schnell noch eine Mail an die Oma mit Weih­ nachtswünschen schreiben? Bei Amazon letzte Geschenke bestellen? Unsere Weihnachtswerkstatt im Advent lädt Kinder ab fünf Jahren und ihre El­ tern ein, einmal was anderes zu probieren und mit Papier, Goldfolie und Glitzersternen sowie vielen guten Ideen individuelle Grüße und Geschenke zur Weihnachtszeit zu gestalten. Gelegenheit dazu ist an den vier Adventssonntagen jeweils von

Daten-Dienstag Cybermobbing Prof. Matthias Brand (Universität Duisburg-Essen) Eintritt frei Di 17. 11. 2015, 19 Uhr Veranstaltungen Language Party: unser Angebot für Fremdsprachenfans Im Museumsrestaurant TINTO tapas y vino. Eintritt frei Getränke und Essen auf eigene Kosten Do 22. 10./19. 11. 2015, 19 Uhr Führungen

Bald ist wieder Weihnachten 14 bis 16 Uhr, die Teilnahme ist im Eintritt enthalten. Dann verwandelt sich die Schreibwerkstatt mitten im Museum in die Weihnachts-Werkstatt, wo Kinder ihre eigenen Vorstellungen umsetzen können. Je­ der Adventssonntag steht unter einem besonderen Thema: Am 29. November werden schön verzierte Wunschzettel geschrieben, am 6. Dezember lautet das Motto: Wunderschöne Weihnachtskarten. Weiter geht’s am 3. Advent mit der Gestaltung von Päckchen und Papier, um Geschenke auch edel verpacken zu können, bevor am 20. Dezember last minute-Grüße entstehen können, damit Engelchens Eilpost noch rechtzeitig vor dem Fest ankommt. In den Weihnachtsferien können an verschiede­ nen Tagen fantasievolle Wünsche zum neuen Jahr gestaltet werden. Die genauen Termine gibt’s auf www.mfk-nuernberg.de. Wieder im Programm für Schülerinnen und Schüler der Klassen 2 bis 9 ist das erfolgreichste museumspädagogische Programm des Museums: der Generationendialog Jung schreibt Alt. Dabei informieren sich die Schüler in der Aus­ stellung über die handschriftliche Kommunikation mit Briefen und Postkarten und lernen Motive von Weihnachtskarten kennen, um anschließend eigene Festtagsgrüße an Menschen in Alten- und Pflegehei­ men zu schreiben und zu gestalten. Die Anmeldung erfolgt über das Kunst- und Kulturpädagogische Zen­

Termine

Expressführungen in der Mittagspause Kosten: Museumseintritt Di 3. 11./1. 12. 2015/5. 1. 2016, 12.30 bis 13 Uhr trum der Museen der Stadt Nürnberg (KPZ) unter Te­ lefon (0911) 13 31-2 41 oder Telefax (0911) 13 31-3 18. Postkutschen sind unterwegs Auch auf dem Christkindlesmarkt ist das Museum präsent. Hier sind wie immer die Postkutschen un­ terwegs und drehen in der Adventszeit täglich ihre Runden um die „Stadt aus Tuch und Holz“. Kutscher Heinz Lehneis mit seinen Kaltblütern und seine Kollegen freuen sich auch in diesem Jahr wieder auf Fahrgäste, die in der trubeligen Vorweihnachtszeit einmal 20 Minuten entspannen und sich entschleu­ nigen wollen. Tickets kosten 4 Euro für Erwach­ sene, 2,50 Euro für Kinder. Aufgrund der großen Nachfrage im Vorjahr gibt es auch 2015 wieder die Möglichkeit, eine der Kutschen, nämlich den pfer­ debespannten Postomnibus, für Gruppen zu reser­ vieren. Bis zu acht Freunde, Kollegen oder Bekannte können so zwischen dem 28. November und dem 23. Dezember 2015 zwischen 13 und 19 Uhr eine exklusive Fahrt an ihrem Wunschtermin unter­ nehmen. Die Touren, die 60 Euro pro Fahrt kosten, können ab sofort von dienstags bis donnerstags im Museum unter der Telefonnummer (0911) 2 30 88-85 gebucht werden. Vera Losse

Neu: Verblüffend verstehen! Ein Afterwork-Rundgang zur Kommunikation Kosten: Museumseintritt Do 19. 11. 2015, 18 bis 19.30 Uhr Überblicksführungen An jedem letzten Sonntag im Monat um 14 Uhr Angebote für Kinder Jeden Sonntag von 14 – 16 Uhr offene Kinderwerkstatt oder Weihnachtswerkstatt. Offenes Angebot in den Weihnachts­ferien. Themen unter www.mfk-nuernberg.de Kosten: Museumseintritt Medienworkshops 50 plus Kurse rund um Smartphone, iPad, Tablet und IP-Technik. Einzelberatung in der Fragestun­ de. Termine unter www.mfk-nuernberg.de Information und Anmeldung: Di – Do Tel. (0911) 2 30 88-85 Alle Termine und weitere Infos unter www.mfk-nuernberg.de

Nr. 55 | 20. Oktober 2015

DB Museum

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Schweizer Spezialitäten bis zum Frühling Ausstellung über die Geschichte der Eisenbahn in der Schweiz lockt mit attraktivem Begleitprogramm links: Blick in die Schweiz-Ausstellung Foto: DB Museum, Uwe Niklas rechts: Durchbruch am Gotthard-Basistunnel Foto: Herrenknecht AG

Wieder geöffnet Die Dokumentationsstelle und Foto­ sammlung des DB Museums ist ab No­ vember wieder geöffnet. Nach Voran­ meldung können Interessenten jeweils dienstags bis donnerstags im neu gestal­ teten Nutzerraum die Archivbestände des DB Museums einsehen. Rund drei Regalkilometer und über eine Million Bildträger umfasst die Dokumen­ ten- und Fotosammlung zur Geschich­ te der Eisenbahn in Deutschland. Das Angebot reicht vom Firmenarchiv der Ludwigsbahn-Gesellschaft, über Fahr­ zeugzeichnungen und Streckenkarten, Werbeplakate, Fotografien und Kursbü­ cher bis zu den aktuellen Geschäftsbe­ richten der DB AG. Voranmeldung: (0911) 2 19 26 13

Termine Ausstellungen

Am 9. Oktober hat die Sonderausstellung Planet Railway: Schweiz ihre Pforten im DB-Museum ge­ öffnet. Bereits 8.000 Besucher haben seitdem die einfallsreich gestaltete Ausstellungslandschaft durchwandert und die Exponate, Dokumente und Bilder aus dem Land zwischen Rhein und Rhone be­ wundert. Die Schau zeigt anhand von zahlreichen Original­ objekten, Modellen und Dokumenten eineinhalb Jahrhunderte Schweizer Eisenbahngeschichte, von den Anfängen in den 1840er Jahren bis zur Gegen­ wart. Im Mittelpunkt stehen dabei die charakteristi­ schen Eigenheiten und Errungenschaften der eidge­ nössischen Bahnen wie die großen Tunnelprojekte zur Unterquerung der Alpen, die herausragende Be­ deutung der Eisenbahn für den Tourismus und die le­ gendären Fahrzeuge aus Schweizer Produktion, von der „Spanisch-Brötli-Bahn“ über die berühmte Elek­ trolokomotive „Krokodil“ bis hin zu den modernen Triebzügen der Gegenwart. Auch die besondere Ver­ ankerung der Bahn im Bewusstsein der Bevölkerung, nicht zuletzt eine Folge des politischen Systems der direkten Demokratie, wird anschaulich gemacht. Das Museumsteam hat zu der Schau ein vielseiti­ ges Veranstaltungsprogramm erstellt, das die Aus­ stellung bis zu ihrem Ende im April des nächsten

Jahres begleiten wird. Eine besondere Attraktion empfängt die Besucher bereits im Vorraum der Aus­ stellung: das „Circarama“. Auf die Innenseite einer zylindrischen Projektionsfläche wird mit Hilfe von acht Beamern ein 360-Grad-Rundumfilm projiziert. Den Besuchern bietet sich von der Mitte der Projek­ tionsfläche aus ein faszinierender Rundum-Blick auf die Schweizer Eisenbahnwelt der 1960er Jahre. Es handelt sich bei dem Film um die digital restaurierte Fassung einer Dokumentation über die Schweizer Eisenbahnen, der auf der Landesausstellung 1964 in Lausanne gezeigt wurde. Dabei verwendeten die Filmemacher eine von Walt Disney entwickelte 360-Grad-Aufnahmetechnik, die damals zum ersten Mal in Europa zu sehen war. In der Ausstellung selbst werden bis zu ihrem Ende im April jeden Samstag und Sonntag um 13 Uhr öffentliche Führungen angeboten. Ein wei­ terer besonderer Rundgang beschäftigt sich am 31. Januar und 28. Februar 2016 mit der Schweiz als Schauplatz vieler literarischer Werke. Zudem hat das Museumsteam eine Rallye für junge Besucher erar­ beitet. Die Comicfigur Oli, die viele Besucher aus dem KIBALA kennen, tritt dazu eigens im Schweizer Outfit auf. Das Heft mit den Fragen zur Rallye ist kostenlos an der Museumskasse erhältlich.

Planet Eisenbahn – Die Schweiz Fr 9. 10. 2015 bis Sa 30. 4. 2016 Jazz Matinee Leppinski So 25. 10., 11–13 Uhr Azolia So 29. 11., 11–13 Uhr Gilbert Paeffgen So 28. 2., 11–13 Uhr Vorträge und Lesungen Train Kids - jugendliche Flüchtlinge in Mexiko Autorenlesung mit Dirk Reinhard (Anmeldung unter 0800 / 326 87 386 oder per eMail an [email protected]) Di 10. 11., 19 Uhr Zwangsarbeiter bei der Reichsbahn Vortrag von Jenny Müller Mi 25. 11., 19 Uhr Führungen und Veranstaltungen Anmeldung unter 0800 / 326 87 386 oder per eMail an [email protected] Führung mit Workshop für Blinde und Sehbehinderte Mi 11. 11., 15 Uhr Bunkerführung - Die Befehlsstelle unter dem DB Museum Sa 14. 11. und So 15. 11., halbstündlich ab 10.30 Uhr Adlergeburtstag Sa 12. 12., 10–18 Uhr, Eintritt frei

Wer sich noch eingehender mit der Bahn im Land der Eidgenossen beschäftigen will, für den hält das Museumsprogramm Vorträge sowie eine Multimedia-Show bereit. Der Vortrag am 24. Februar schildert den Bau des neuen GotthardBasis-Tunnels aus der Sicht eines Tunnelbauexper­ ten, am 30. März geht es dann um die Pilatusbahn, die steilste Zahnradbahn der Welt, und die Multi­ mediaschau am 17. März bietet das eindrucksvolle Panorama des Weltkulturerbes Rhätische Bahn. Kulinarisches und Kabarett Zu Beginn des neuen Jahres verbindet das DB Museum Bahngeschichte mit Gaumenfreuden: An den Rundgang durch die Ausstellung schließt sich eine Erkundung der Schweizer Küche an, für die das Museumsrestaurant „Tinto“ ein DreiGänge-Menü zusammengestellt hat. Die kulina­ rischen Touren finden am 21. Januar, 25. Februar und 28. April 2016 statt, Beginn jeweils 18 Uhr (Voranmeldung bitte unter 0800 / 326 87 386). Ein weiteres kulinarisches Erlebnis wartet auf die Besucher am Sonntag, 21. Februar: Während des gesamten Tages finden Schokoladenverkostungen statt, begleitet von sachkundigen Informationen zur Herstellung der süßen Leckereien. Von einer ganz anderen Seite beleuchten im nächsten Jahr zwei Abendveranstaltungen das Thema. Jedem Schweizer Autor und Kabarettisten wird eine Schweiz-Ausstellung, die in Deutschland zum Thema Bahn stattfindet, genug Munition für einen ganzen Abend liefern. Freunde des hinter­ sinnigen Humors können sicher sein, dass ihre Erwartungen bei den Auftritten des Autors Arno Karmenisch (11. März 2016) und des Comedian Joël von Mutzenbecher (15. April 2016) nicht ent­ täuscht werden. Reservierungen für die beiden Vorstellungen sind unter Telefon 0800 / 326 87 328 erbeten, Schwyzerdütsch-Kenntnisse jedoch nicht zwin­ gend erforderlich. Rainer Mertens

Filmschätze mit neuer Musik auf DVD Zwischen Eisenbahn und Film besteht seit über 100 Jahren eine enge Beziehung. Ein besonderes Kapitel dieser Geschichte wurde zwischen 1925 und 1935 in Nürnberg geschrieben: Mitte der 1920er Jahre gründete die Deutsche ReichsbahnGesellschaft in Berlin und im Verkehrsmuseum Nürnberg zwei Filmstellen. Beide Einrichtungen kauften Filme an oder beauftragen deren Produk­ tion. Inhaltlich dienten sie der Aus- und Weiterbil­ dung sowie der Reise- und Verkehrswerbung. Die Nürnberger Filmstelle stellte zudem selbst Filme her. Dabei reichte die Bandbreite von kur­ zen Dokumentar- oder Technikfilmen bis hin zu abendfüllenden Werbe-Spielfilmen. Zum Vorfüh­ rung kamen die Streifen in Kinos im gesamten Reichsgebiet, auf Überseedampfern und im Aus­ land. Vier von der Nürnberger Filmstelle hergestellte Reise-Werbefilme aus den Jahren 1928/29 kön­

nen ab Ende November neu entdeckt werden. Die Stummfilme locken in die Bayerischen Alpen und bieten eine Liebesgeschichte, Naturschön­ heiten, Kurvergnügen, gesundheitsfördernde und unterhaltsame Schlammbäder, moderne Seil­ bahntechnik sowie rasanten Motorrennsport. In Zusammenarbeit mit der Bad Reichenhaller Phil­ harmonie und der Hochschule für Musik Nürn­ berg erfolgte eine Neuvertonung. Die zum Teil ältesten noch erhaltenen Filmaufnahmen aus der Region des Berchtesgadener Landes laden zu ei­ ner rund zweistündigen historisch-musikalischen Entdeckungsreise ein. Ein umfangreiches Begleit­ heft mit Beiträgen zur Entstehung und Neuver­ tonung der Filme sowie zur Frühgeschichte der Stummfilmmusik ergänzt die Sammlung. Die DVD ist im Buchhandel und im DB Museum für 14,90 € erhältlich. Stefan Ebenfeld

Ein Zug der Rhätischen Bahn auf der BerninaStrecke Foto: Rhätische Bahn

Nr. 55 | 20. Oktober 2015

Raten Sie doch mal ... Auflösung des letzten Rätsels

Von den Holzvertäfelungen der Kunstvilla ist das imposante Treppenhaus erhalten geblieben. Wäh­ rend die 1894/95 erbaute Villa in den Ur-Zustand zurückversetzt wurde, sind seit der Eröffnung als Kunstmuseum Punkte in das Treppengeländer ein­ gelassen. Wie nennt man diese Muster?

Diente dieses rätselhafte Werkzeug aus dem Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim dazu, Seile zu winden, oder gehörte es gar zu einem Wurstfüller? Leider falsch. Es handelt sich um einen Bleizug, mit dem Blei für Fens­ terverglasungen schön platt gewalzt wurde. Zu sehen ist er in der Ausstellung „Hammerhart!“, die noch bis zum 13. Dezember 2015 läuft.

Für die richtige Antwort können Sie gewinnen: 1. Jahreskarte des KunstKulturQuartiers 2. Sammlungskatalog Kunst/Villa 3. Teilnahme an einer Führung für zwei Personen

Die richtige Antwort wussten: Wolfgang Riedl aus Forchheim, der den Ausstellungskatalog ge­ wonnen hat, Alfons Graus aus Roth, der sich über eine Emaille-Kanne aus dem Museumsshop freu­ en kann, und Sylvia Bauer aus Ipsheim, die eine Tagesfamilienkarte für das Museum bekommt.

Bitte senden Sie Ihre Antwort bis 30. November 2015 an: Nürnberger Nachrichten / Lokalredaktion Marienstraße 9–11, 90402 Nürnberg Stichwort Museumszeitung Oder per E-Mail an: [email protected] Bitte Absender nicht vergessen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Museen auf einen Blick Museen der Stadt Nürnberg [email protected] www.museen.nuernberg.de Albrecht-Dürer-Haus Albrecht-Dürer-Straße 39, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-25 68 Di bis Fr 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr, Sa, So 10–18 Uhr

www.museumszeitung.de

Stadtmuseum Fembohaus Burgstraße 15, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-25 95 Di bis Fr 10–17 Uhr, Sa und So 10–18 Uhr

Historischer Kunstbunker im Burgberg Obere Schmiedgasse 52, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 22 70 66 Führungen für Einzelbesucher: täglich 14.30 Uhr, Fr und Sa, zusätzlich 17.30 Uhr

KPZ Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg Tel. (0911) 1331-241 (Schulen u. Jugendliche) Tel. (0911) 1331-238 (Erwachsene u. Familien) www.kpz-nuernberg.de

Neues Museum in Nürnberg

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal Hirschelgasse 9–11, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-83 55 Mo, Do, So 10–17 Uhr, Di, Mi, Fr, Sa geschlossen

Klarissenplatz, 90402 Nürnberg Tel. (0911) 2 40 20 69 www.nmn.de Di bis So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr Feiertage 10–18 Uhr Mo geschlossen sowie 24. 12., 25. 12. und 31. 12.15

Spielzeugmuseum Karlstraße 13–15, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-31 64 Di bis Fr 10–17 Uhr, Sa und So 10–18 Uhr

Museum für Kommunikation Nürnberg

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Bayernstraße 110, 90471 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-56 66 Mo bis Fr 9–18 Uhr, Sa und So 10–18 Uhr Saal 600 – Memorium Nürnberger Prozesse Bärenschanzstraße 72, 90429 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-7 93 72 Mi bis Mo 10–18 Uhr, Di geschlossen Letzter Einlass: 17 Uhr Museum Industriekultur Äußere Sulzbacher Straße 62, 90491 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-38 75 Di bis Fr 9–17 Uhr, Sa und So 10–18 Uhr Schulmuseum Äußere Sulzbacher Straße 62, 90491 Nürnberg Tel. (0911) 53 02-5 74 Di bis Fr 9–17 Uhr, Sa und So 10–18 Uhr Mittelalterliche Lochgefängnisse Rathausplatz 2, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-26 90 Bis 23. 12. 2015: Täglich 10–16.30 Uhr 24.–31. 12. 2015: geschlossen

Lessingstraße 6, 90443 Nürnberg Tel. (0911) 23 08 80 www.mfk-nuernberg.de Di bis Fr 9–17 Uhr, Sa, So und Feiertage 10–18 Uhr

DB Museum

Naturhistorisches Museum Nürnberg Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg Tel. (0911) 22 79 70 www.naturhistorischesmuseumnuernberg.de www.nhg-nuernberg.de Mo bis Do, So und Feiertage 10–17 Uhr, Fr 10–21 Uhr

KunstKulturQuartier www.kunstkulturquartier.de Kunsthalle Nürnberg Lorenzer Straße 32 90402 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-28 53 www.kunsthalle.nuernberg.de Di, Do bis So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Kunsthaus Königstraße 93, 90402 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-1 46 78 www.kunsthaus-nuernberg.de Di, Do bis So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Kunstvilla Blumenstraße 17, 90402 Nürnberg Tel. (0911) 2 31-1 40 15 www.kunstvilla.org Di, Do bis So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr

Siemens MedMuseum

Lessingstr. 6, 90443 Nürnberg Tel. 0800-DBMUSEUM (kostenlose Hotline) www.dbmuseum.de Di bis Fr 9–17 Uhr, Sa, So und Feiertage 10–18 Uhr

Gebbertstraße 1, 91052 Erlangen Tel. (09131) 73 60 00 www.siemens.de/medmuseum Di bis Sa 10–17 Uhr So, Mo und Feiertage geschlossen Eintritt frei

Germanisches Nationalmuseum

Museen der Stadt Neumarkt i. d. OPf.

Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg Tel. (0911) 13 31-0, www.gnm.de Di bis So 10–18 Uhr, Mi 10–21 Uhr, Mo geschlossen Kaiserburg-Museum Auf der Burg, 90403 Nürnberg Tel. (0911) 20 09 54-0 www.gnm.de/aussenstellen täglich 10–16 Uhr Schloss Neunhof Neunhofer Schlossplatz 4, 90427 Nürnberg Tel. (0911) 13 31-0 www.gnm.de/aussenstellen Innenräume wegen Bauarbeiten geschlossen

Museum Lothar Fischer Weiherstraße 7 a 92318 Neumarkt i.d.OPf. Tel. (09181) 51 03 48 www.museum-lothar-fischer.de Mi bis Fr 14–17 Uhr, Sa und So 11–17 Uhr (April – September bis 18 Uhr) Mo, Di (auch wenn Feiertag) geschlossen Stadtmuseum Neumarkt i. d. OPf. Adolf-Kolping-Str. 4 92318 Neumarkt i.d.OPf. Tel. (09181) 24 01 www.stadtmuseum.neumarkt.de Mi bis Fr und So 14–17 Uhr Für Gruppen nach Voranmeldung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten.

Fränkisches Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim Eisweiherweg 1 91438 Bad Windsheim Tel. (09841) 66 80-0 www.freilandmuseum.de täglich 9–18 Uhr Museum Kirche in Franken in der „Baugruppe Stadt“: täglich 10–18 Uhr

Bitte beachten Sie Sonderöffnungszeiten an den Feiertagen. Infos hierzu finden Sie auf den jeweiligen Websites der Museen.

Impressum Herausgeber: Ingrid Bierer, Marion Grether M.A., Prof. Dr. G. Ulrich Großmann, Dr. Eva Kraus, Dr. Herbert May, Oliver Michelsen, Russalka Nikolov, Gabriele Prasser, Dr. Matthias Strobel Redaktion: Gabriele Koenig (verantwortlich), Ulrike Berninger M.A. (Museen), Dr. Pia Dornacher (MLF), Petra Henseler (Stadtmuseum Neumarkt), Christoph Zitzmann M.A. (KuKuQ), Dr. Vera Losse (MKN), Eva Martin (NMN), Dr. Rainer Mertens (DB), Dr. Sonja Mißfeldt (GNM), Gabriele Prasser (NHM), Ute Rauschenbach M.A. (FFM), Ulrich Künzel (MedMuseum) Gestaltung: Laura Schott, Andreas Müller Verlag und Druck: Verlag Nürnberger Presse, Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. KG Marienstraße 9–11, 90402 Nürnberg Redaktion Tel. (0911) 7 41 90 97