HAUSBESUCH

4 WÄNDE 4/2014

Home Office Dieses Haus in Röthlein wurde in den 80er Jahren von Winfried und Barbara Brembs geplant und gebaut. Zeitlos modern, nachhaltig durchdacht und auf dem neuesten Stand der Technik. Heute passen sie das Haus immer wieder an geänderte Bedürfnisse an.

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4 WÄNDE 4/2014

HAUSBESUCH

Von SANDRA HÄUSLEIN

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Im Erdgeschoss des Gebäudes aus den 80er Jahren entstand eine großzügige Bürolandschaft. Mit optimalen Arbeitsbedingungen. FOTOS: BERNHARD RAUH/BARBARA BREMBS (1)

as Ehepaar Brembs wickelt Bauprojekte für den privaten Wohnungsbau sowie für öffentliche und gewerbliche Bauvorhaben ab. Barbara Brembs ist Innenarchitektin, ihr Mann Winfried Architekt. Bis vor einigen Jahren befand sich das Architekturbüro der Brembs noch in Schweinfurt. Doch dann fiel die Entscheidung, das Büro nach Röthlein zu verlegen – ins eigene Wohnhaus. So entstand im Erdgeschoss eine großzügige Bürolandschaft. Den Mittelpunkt bildet der große Besprechungstisch. Der offene Raum wird mit einem raumtrennenden Regal zoniert, auf dem Fachzeitschriften und Gebäudemodelle untergebracht sind. Auf der einen Seite schließt die Bürofläche mit dem großen Schreibtisch von Frau Brembs an, auf der anderen Seite führen zwei Stufen zum Bürobereich ihres Mannes. Dennoch präsentieren sich die Büroräume in einer Einheit. Dafür sorgen offene Durchgänge und Blickachsen zwischen den einzelnen Bereichen. Der anschließende Wintergarten wird vor allem in der kälteren Jahreszeit rege genutzt und dient zur Einsparung der Heizkosten. Die durch Sonneneinstrahlung erwärmte Luft steigt im Wintergarten nach oben und wird durch Fenster im Obergeschoss in die Räume geleitet. Abgekühlte Luft „fällt“ über die Galerie wieder nach unten, es entsteht ein Kreislauf der Zirkulation. Im Sommer dient der große „Ahorn-Hausbaum“ zur natürlichen Beschattung des Wintergartens. In der Übergangszeit Frühjahr oder Herbst, wenn der Wintergarten das Haus mitbeheizt, hat der Baum noch keine Blätter oder er hat sie schon wieder abgeworfen. Baulich wurde am Gebäude nie etwas geändert. Viele Details des damaligen Entwurfes des Architektenpaares entsprechen noch heute einer modernen Gestaltung. Dabei war den Bauherren auch die Nachhaltigkeit der verbauten Materialien wichtig. „Die Auswahl der Materialien hat nicht nur mit Ästhetik, sondern auch mit Nachhaltigkeit zu tun. Qualitativ hochwertige Materialien sind eben auch nach vielen Jahren noch gut erhalten. Sparen wäre hier der falsche Ansatz gewesen“, erklärt die Innenarchitektin. Die Sichtbetondecke und der dunkle Holzboden sind zeitlos elegant.

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HAUSBESUCH Erdgeschoss

BaulichwurdeandemGebäude nie etwas geändert. Schon damals entwarf das Ehepaar seinWohnhausinEigenregie.

In der Küche fällt die skulpturale Einheit von Arbeitsplatte und nahtlos übergehender Eckbank auf. Keine Fugen oder Stoss-Kanten sind sichtbar. Die filigrane Leichtigkeit – die Arbeitsplatte ist nur etwa einen Zentimeter stark – wird mit dem Einsatz von Hi-Macs erreicht, einem hochwertigen Mineralwerkstoff mit porenfreier Oberfläche, der äußerst pflegeleicht ist. Selbst Druckerpatronenfarbe lässt sich einfach abwischen. Im Obergeschoss befinden sich die Privaträume. Von der Galerie aus werden die Räume erschlossen. An den Schlafraum schließt das Badezimmer. Von da aus betritt man über das Ankleidezimmer den Hausarbeitsraum mit Waschmaschine und Wäschetrockner. „Auf einen Keller haben wir bewusst verzichtet, da die Nebenräume dort angeordnet sein sollten, wo sie benötigt werden“ sagt Frau Brembs. Weiter gelangt man über das Gästebad zum Ausgangspunkt auf der Galerie. Das Bad wirkt durch die spezielle Spachteltechnik sehr warm und behaglich. „Nach 20 Jahren war unser Garten nur noch ein einziger Dschungel – die Bäume teilweise abgestorben und der Bambus hatte geblüht. Eine Generalsanierung war dringend nötig“, erklärt Herr Brembs. Der neue Garten sollte ein „Wohnzimmer im Freien“ werden: mit viel Himmel, mit viel Luft und sehr viel Freiflächen. Die Materialien klar und ehrlich in ihrer Aussage: Beton, Blech, Steine, Wasser. Die Pflanzen auf ein Minimum an Arten beschränkt. Bei dem Grundstück handelt es sich um ein typisches „Eckgrundstück“ im Bebauungsplan, mit zwei Nachbarn und nach Süd-Ost Straßenraum als Begrenzung. Um möglichst viel Intimsphäre zu schaffen, wird der Garten durch L-förmige Fertigbetonelemente eingefriedet und dem Straßenverlauf folgend schlängelt sich eine 1,80 m hohe rostige Blechwand durch einen Schotterberg.

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HAUSBESUCH DerGartenistindreiBereiche geteilt: eine große Terrasse, Rasenfläche und ein kleiner Kräutergarten. Den Freisitz begrenzt eine Betonplatte.

Bautafel Bauvorhaben: Neubau Wohnhaus mit Büroräumen, Röthlein Architekt: Brembs Architekten Röthlein Dipl.Ing. Winfried Brembs www.architechnic.de Innenarchitektur und Gartengestaltung:

Dipl.Ing. Barbara Brembs Nutz + Wohnfläche: 260m² Grundstücksfläche: 780m² Bauweise: Massiv mit Wärmedämmverbundsystem Holzfenster Dacheindeckung Bitumenschindel Wintergarten Stahl Energietechnik: Fußbodenheizung, Luftwärmepumpe Baukosten: keine Angaben

Obergeschoss

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HAUSBESUCH

Die Sichtbetondecke und der dunkle Holzboden sind zeitlos elegant.

Der Wintergarten gehörte bereits in den 80er Jahren zum Hauptentwurf des Gebäudes.

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Der Garten gliedert sich, korrespondierend mit dem Wohnhaus, in drei Teile: Westlich befindet sich die große Terrasse. Der fußschmeichelnde Betonboden geht durch ganz leichtes Gefälle in ein flaches Wasserbecken über. Die Sitzstufe an der Mauer, der Betonsteg am Wasser und zwei hohe Stelen grenzen dieses „Wohnzimmer im Freien“ luftig zur Rasenfläche hin ab. Über die 3,60 m hohe Stele fließt leise plätschernd wieder Wasser ins Becken zurück. Südlich steht ein schön gewachsener Trompetenbaum. Der exotische Baum stammt noch aus der alten Bepflanzung und hat sich damals offensichtlich nach dem Licht verdrehen müssen. Das Sonnendeck liegt wind- und blickgeschützt eine Stufe höher – zwischen Haus und Grenzmauer – nordwestlich. Im mittleren Teil des Gartens, am Ende des Rasens, liegt ein kleiner Kräutergarten – versteckt wiederum zwischen zwei Mauern. Die vordere, halbhoch zum Haus hin, verbirgt eine blaue Neonbeleuchtung, die die hohe Mauer zur Straße bei Nacht in ein interessantes Lichtobjekt verwandelt. Hier beginnt auch die rostige Blechwand als Schutz für den Bereich vor dem Wintergarten. Eingebettet in die Berglandschaft aus Schotter, ziehen sich zwei Blechstreifen als Einteilung für die Gräser. Der Garten gibt in seiner klaren Struktur immer wieder neue Möglichkeiten für Licht und Kunst. Im Gartenbereich sind 22 Steckdosen montiert – bedienbar durch ein Display im Wohnraum. Für die Bauherren strahlt der Garten sehr viel Ruhe und Geborgenheit aus. „Andererseits hat er uns und unsere Gäste schon zu sehr viel interessanten Gesprächen inspiriert.“