20. Januar – 9. Februar

02/2007

Erstmals hat sich der neue Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, in einem Brief, der am Sonntag, 14. Januar, in den Gottesdiensten verlesen wurde, an die Gläubigen im Bistum gewandt. In seinem Hirtenschreiben drückt er den Wunsch und die Hoffnung aus, «dass wir in Treue gegenüber dem Bewährten und in Offenheit für Initiativen, die in die Zukunft weisen, brauchbare Wege finden, den christlichen Glauben zu leben und ihn an die kommende Generation weiterzugeben». Das PfarreiForum dokumentiert den zweiten Teil des Briefes im Wortlaut (Seiten 1 und 2).

Evelyne Graf

Unterwegs – in Freude und Hoffnung Brief des Bischofs von St. Gallen an die Gläubigen

© Sieger Köder, Labyrinth und Rose

Liebe Schwestern und Brüder, ich möchte mit Ihnen auf einige Punkte zu sprechen kommen, die mir am Herzen liegen. In den Gesprächen mit Seelsorgern und Seelsorgerinnen, mit meinen Mitbrüdern im Bischofsamt und auch im Gespräch Fortsetzung auf Seite 2 Das Labyrinth gehört zu den ältesten Zeichen der Menschheit. Es ist Ursymbol des Lebensweges des Einzelnen wie auch der Gemeinschaft. Überraschend auf dem Bild Sieger Köders ist der Rosenstrauss, der aus der Mitte des Labyrinths herauswächst. Er blüht im Raum der Kirche. Das leuchtende Rot der Liebe weist auf das Licht Gottes, das jeden Erdenweg erhellt. Seiten 4–5 Die Bibel in gerechter Sprache

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Fortsetzung von Seite 1

© Bistum St. Gallen/Regina Kühne

mit den Verantwortlichen im Vatikan traten immer wieder die folgenden Themen in den Vordergrund:

Rascher Wandel Die Menschheit ist weltweit geprägt von einem raschen Umbruch. Wir dürfen uns deshalb nicht wundern, dass auch die Kirche in einem starken Wandel begriffen ist, und das nicht nur bei uns. Wir alle sind uns bewusst, dass manche die ständigen Veränderungen als Bedrohung ihrer Identität erleben. Aber bei einem klaren Blick auf die Gefahren und Irrwege unserer Zeit, dürfen wir auch diejenigen Seiten des gesellschaftlichen Wandels anerkennen, die sich positiv auf die Kirche auswirken. Ich nenne nur: die Freiheit des Glaubens, die Offenheit für andere Kulturen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über die Grenzen von Nationen und Religionen hinaus. Das sind Chancen für unsere Kirche; wir dürfen sie uns zu Nutze machen. Dabei brauchen wir nicht auf Wesentliches zu verzichten. Ich weiss, dass es Christinnen und Christen gibt, die sich in diesem Prozess überfordert fühlen und sich am liebsten in ein religiöses Ghetto zurückziehen möchten. Dieser Rückzug wird dort noch verstärkt, wo andere im guten Glauben, aber unbedacht vorwärts stürmen. Es ist mir als Bischof wichtig, dass wir alle den Wandel in der Kirche mit grosser Sorgfalt mitgehen und begleiten.

Mitarbeit aller Das kirchliche Leben in den Pfarreien und in unserem Bistum hängt nicht allein vom Wirken des Bischofs ab. Viele tragen mit. Ich denke an alle Christen und Christinnen, die durch ihren Einsatz in den Pfarreien und Seelsorgeeinheiten

Bischof Markus Büchel blickt mit grosser Zuversicht in die Zukunft. zu einer lebendigen Kirche beitragen. Ich denke an die vielen Menschen, die auf der Ebene des Bistums und in Räten und Kommissionen der Diözese tätig sind. Ich denke an die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der staatskirchenrechtlichen Organe. Alle zusammen bilden eine solide Basis für die Aufgaben, die wir in der Ökumene und im interreligiösen Miteinander an die Hand nehmen wollen. Ich lade Sie ein, diese vielschichtige Zusammenarbeit nach Ihren Kräften zu unterstützen und sie mit Ihrem Wohlwollen zu begleiten. Uns allen wünsche ich, dass wir offen aufeinander zugehen, einander das notwendige Vertrauen schenken und unsere Beziehungen mit einer Ehrlichkeit gestalten, die von Herzen kommt.

Rückzug ins Private Viele Menschen leben heute ihren Glauben ganz privat. Den Pfarreien und unserer Bistumskirche muss es ein Anliegen sein, dass wir vermehrt auf suchende Menschen zugehen und mit ihnen zusammen die gemeinschaftlichen Elemente des Glaubens neu entdecken. Glaubensvertiefung für junge Menschen und für Erwachsene fördert das Bewusstsein, dass wir miteinander Kirche sind. Wir dürfen uns freuen, wenn junge Menschen ab 18 sich auf den Firmweg einlassen. Ich möchte die Erwachsenen ermutigen, dass sie die Angebote religiöser Erwachsenenbildung intensiv und nachhaltig nutzen.

Kirchliche Berufe Die Schweizer Bischöfe haben zwei Jahre dem Schwerpunkt der kirchlichen Berufe gewidmet. Der Mangel an Priestern, an Diakonen, an Laienseelsorgerinnen und Laienseelsorgern, an Katechetinnen und Katecheten und an vielen anderen kirchlichen Berufen stellt mich als Bischof und alle kirchlich Engagierten vor eine grosse Herausforderung. Alle Gläubigen können sich die Frage stellen, wo sie sich in den Pfarreien, in den Seelsorgeeinheiten, im Bistum und in der Weltkirche einsetzen könnten und möchten. Ohne ihren Einsatz wird es nicht gehen. Ich danke an dieser Stelle denen, die dieses Anliegen in ihrem persönlichen Gebet mittragen. Dankbar denke ich an die Familien, an die Pfarreien, an die Gruppen und an die vielen Einzelnen, die eine kirchliche Atmosphäre schaffen, in der geistliche Berufungen heranwachsen können. Liebe Schwestern und Brüder! Das neue Jahr liegt vor uns wie ein Weg, der sich schon nach wenigen Schritten zu verlieren scheint. Wir können nicht überblicken, was uns die Zukunft bringt. Legen Sie mit mir die Zukunft in die Hand Gottes, der um alles weiss. Ich wünsche Ihnen allen, dass wir «in Freude und Hoffnung» unseren Weg gehen. Gottes Segen und Gottes Kraft begleite Sie! + Markus Büchel Bischof von St. Gallen

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Solidarität mit der Kirche in Skandinavien

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ment für die Kirche des Nordens, eine Kirche in den hochentwickelten Ländern: Dänemark sowie Färöer und Grönland, Schweden, Finnland, Norwegen und Island, die wegen ihrer Diasporasituation auf materielle und priesterliche Hilfe angewiesen sind.

rgendwie hat es mich fasziniert damals in Finnland – die Landschaft, die Menschen, die Wälder, die Seen und die Kirchen. Irgendwie spürte ich, ich komme wieder in den Norden. Und so war es. Es wurde sogar möglich, als Priester in Norwegen zu wirken, in einer Pfarrei, die flächenmässig etwa dreimal so gross ist wie das Bistum St. Gallen, aber damals nur etwa 250 Gläubige zählte. Die Faszination blieb und die Verbundenheit mit den Menschen festigte sich. Es entstand daraus auch mein Engage-

© akg-images

Kirche des Nordens

Das Ansgar-Werk Schweiz:

© KNA-Bild

Kirche einst und heute

Plastik des heiligen Ansgar. – Eine entscheidende Rolle bei der Christianisierung des Nordens fiel dem Benediktinermönch Ansgar (801–865) zu. Sein Name bedeutet: Gott schützt. Er war seiner innern Stimme gefolgt, die ihm sagte: «Geh hin. Mit der Krone des Martyriums wirst du zurückkehren.» Und tatsächlich war die Arbeit keine leichte, aber er verlor den Mut dazu nicht. Er war päpstlicher Legat für Skandinavien und Erzbischof von Hamburg und Bremen, von wo aus damals der Norden betreut wurde. Sein Festtag ist der 3. Februar.

Die Kirche des Nordens ist zwar nicht viel jünger als die Kirche in Westeuropa. Auch sie hat ihre Heiligen hervorgebracht. Aber durch die Reformation wurde sie fast ausgelöscht und führt heute ein Dasein unter erschwerten Umständen. Dennoch gibt es viel versprechende Aufbrüche. Als «geistliches Nordlicht» bedeutet sie den Menschen in der Diaspora viel. Vor etwa 200 Jahren hat die katholische Kirche im Norden wieder Fuss gefasst. In den letzten Jahren konnte sie zu einem beachteten und geachteten Bestandteil der Gesellschaft der entsprechenden Länder werden. Auch zahlenmässig hat sich die katholische Kirche entwickelt, dies dank Konversionen und Zuwanderungen – darunter auch von Schweizern. Selbst das klösterliche Leben erfährt Aufbrüche: So sind einige Schwestern-Kommunitäten entstanden, die auch bei der vorwiegend lutheranischen Bevölkerung grosse Beachtung finden.

Ansgar-Werk Schweiz Das Ansgar-Werk Schweiz (www.ansgarwerk.ch) sensibilisiert für die Anliegen der Kirche im Norden, nicht zuletzt auch durch die Zeitschrift Ansgar-Info. Es stellt den Kontakt zwischen den Schweizer Katholiken und jenen in nordischen Ländern her. Dabei wirkt entscheidend der Koordinator des Ansgar-Werkes, Regens Göran Degen aus Schweden, mit, der urgrossväterlicherseits aus Oberwil

Runenstein von Jelling (Jütland/Dänemark) um 965. Dieser Stein zeigt einen Christus im Zentrum, zu dem verschlungene Wege und Umwege führen. So mussten sich die Menschen vor 1000 Jahren durch mythologische Gestalten und Schicksalsmächte mühsam an den Herrn aller Mächte und Gewalten herantasten. Mit der ihnen eigenen nordischen Innerlichkeit hatten sie ihn wohl längst geahnt, aber es bedurfte der Verkündigung durch Glaubensboten, damit das geahnte Bild und das verkündigte Bild zusammenfanden. (Baselland) stammt. Weiter fördert das Werk die Solidarität mit Schweizern, die in der Kirche des Nordens tätig sind, und unterstützt finanziell vorwiegend Projekte der Seelsorge in der nordischen Diaspora. Ein aktuelles Beispiel ist die Hilfe zur Erneuerung des Katechesematerials des Bistums Helsinki, das ganz Finnland umfasst. In Finnland leben etwa 8500 Katholiken aus über 50 Nationen unter 5,2 Millionen Einwohnern. Das Bistum Helsinki hat sieben Pfarreien. Die Wege zu den Gottesdiensten können so mehrere Hundert Kilometer betragen. – Mich fasziniert der Norden, mit seinen Menschen, seiner Landschaft, seiner Kirche. Lassen Sie sich davon anstecken oder bestärken. Felix Büchi, Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Sargans-Vilters-Wangs und Vertreter des Bistums St. Gallen im Ansgar-Werk Schweiz.

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Thema

Dieter Bauer zur «Bibel in gerechter Sprache»:

«Eine Bibelübersetzung muss den Urtext wiedergeben»

Die «Bibel in gerechter Sprache» möchte den Menschen von heute das Wort Gottes in einer verständlichen und zeitgemässen Sprache nahe bringen. Dieter Bauer von der Bibelpastoralen Arbeitsstelle in Zürich hat sich eingehend mit der neuen Übersetzung befasst. Er sieht darin die Chance, intensiver über die eine oder andere Bibelstelle nachzudenken. Gleichzeitig hat er ihr gegenüber gewisse Vorbehalte . . .

Was will die «Bibel in gerechter Sprache»? Dieter Bauer: Die neue Bibel möchte vor allem geschlechtergerecht sein und den jüdischen Geschwistern gegenüber Gerechtigkeit widerfahren lassen. Das macht sich in zahlreichen Änderungen am ursprünglichen Bibeltext bemerkbar. Können Sie ein Beispiel geben? Bauer: Um beiden Geschlechtern gerecht zu werden, wurde beispielsweise im Neuen Testament das Wort Jünger ersetzt durch Jüngerinnen und Jünger. Ein Beispiel, wie die Bibel dem Judentum gegenüber gerecht sein will, ist die Vermeidung der pauschalen Redeweise von «den Juden». Mit dem Argument, dass Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger ebenfalls Juden gewesen seien, wird mit «andere jüdische Menschen» übersetzt. Ist das für Sie als Bibelkenner nicht Unsinn? Bauer: Das Wort Unsinn würde ich nicht gebrauchen. Aber es ist schon so, dass ich grosse Bedenken habe, wenn durch Änderungen in der Übersetzung oder durch Ergänzungen von vermeintlich Fehlendem, die Bibel revidiert wird. Gerade das Beispiel mit «den Juden» zeigt, dass der offensichtlich antijudaistische Text durch die Umformulierung entschärft wird. Dies verhindert eine gute Auseinandersetzung mit dem Text. Auch bei der Ge-

schlechtergerechtigkeit kann man über das Ziel hinaus schiessen, wie Matthäus 23, Vers 25 zeigt: Hier werden die ehemals als «Heuchler» beschimpften «Pharisäer und Schriftgelehrten» zu «Scheinheiligen unter den toragelehrten und pharisäischen Männern und Frauen». Ob die scheinheiligen Pharisäerinnen aber wirklich das sind, was in bisherigen Bibelausgaben gefehlt hat, bezweifle ich. Wo liegen denn die Chancen dieser neuen Bibelübersetzung? Bauer: Jede neue Bibelübersetzung bietet die Möglichkeit, auf Entwicklungen innerhalb der Theologie angemessen reagieren zu können. Spätestens seit der Ver-

nichtung von Millionen Juden im vergangenen Jahrhundert in Europa ist unübersehbar geworden, dass auch die Kirchen zum Antisemitismus beigetragen hatten, indem sie antijudaistisch interpretierbare biblische Aussagen des Neuen Testaments nicht entsprechend kommentierten, sondern einfach nur weitergegeben haben. Und zweitens widerfährt in den biblischen Texten, die ganz überwiegend in einem von Männern dominierten Umfeld entstanden sind, den Frauen nicht die Gerechtigkeit, die ihnen aus Gründen der Menschenwürde zusteht. Auch da hat die «Bibel in gerechter Sprache» versucht, einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen.

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Trotzdem: Dürfen die Bibeltexte so übersetzt werden, dass historische Ungerechtigkeiten nicht mehr sichtbar sind? Bauer: Eben nicht. Eine Übersetzung soll den Urtext wiedergeben in seiner ursprünglichen Intention. Und das, auch wenn einem diese heute nicht mehr in den Kram passt. Die Kritik am Text gehört in einen Kommentar oder die Predigt. Ich kann nicht von heute her bestimmen, was der Text zu sagen hat und was nicht. Wird die «Bibel in gerechter Sprache» die Menschen wieder zum Bibellesen motivieren? Bauer: So schön es wäre, ich glaube es nicht. Nach dem, was ich bisher an Erfahrungen mit der «Bibel in gerechter Sprache» gemacht habe, richtet sie sich vor allem an biblische Insider. Das sind Menschen, die sich bereits intensiv mit der Bibel auseinandersetzen, die sich vielleicht ärgern über frauenfeindliche Stellen oder eine biblische Sprache, die dem Juden-

Gewagt . . .

Foto: zvg.

Es ist tatsächlich gewagt, die «Bibel in gerechter Sprache» eine «Übersetzung» zu nennen. Und genau in diesem Wagnis liegt ihre epochale transformatorische Bedeutung: Nicht das Bemühen Ina Praetorius um philologische Korrektheit, um sprachliche Schönheit oder um die Rettung des «Schriftprinzips» bilden die Mitte, um die sich die ÜbersetzerInnen versammelt haben, obwohl all dies – auch – eine Rolle spielt. Die Mitte bildet die Frage, die Luise Schottroff am Abend des 10. Novembers in der gefüllten Wattwiler Kirche so formulierte: «Welche Theologie wollen wir eigentlich?» Es stimmt: Jesus hat vermutlich nicht im Wortlaut von «Jüngerinnen und Jüngern» gesprochen. Aber müssen deshalb Frauen bis heute und in Zukunft das Gefühl haben, nicht wirklich gemeint zu sein? In der Bibel wird Gott auch kaum «Die Ewige» genannt. Rechtfertigt das aber, dass die unaussprechliche Wirklich-

tum gegenüber nicht gerecht wird. Sie werden sich über diese neue Übersetzung freuen, weil sie vielfältige Anregungen bietet, über die eine oder andere Bibelstelle intensiver nachzudenken. Wenn beispielsweise das harte «Ich aber sage euch» in der Bergpredigt mit «Ich lege euch das heute so aus» übersetzt wird, dann wird klar, dass sich Jesus nicht gegen das Alte Testament stellt, sondern es wie andere Rabbis seiner Zeit auslegt. Da wird meines Erachtens ein Missverständnis vermieden, das schlimme Folgen hatte, und ein Text für das Gespräch fruchtbar gemacht, wie denn die Zehn Gebote heute auszulegen seien. Welche Bibelausgabe empfehlen Sie Interessierten? Bauer: Wer nicht kirchlich bereits durch eine Übersetzung geprägt ist und auch sonst bisher keinen Bezug zur Bibel hatte, dem würde ich die bereits geschlechtergerecht revidierte und ökumenisch anerkannte «Gute Nachricht» empfehlen. Die keit, von der wir uns kein Bild machen sollen, jahrhundertelang achtlos als «Herr» bezeichnet, also angesprochen wurde, als sei sie Herr Meier von nebenan? Kein Buchstabe von der Tora solle verschwinden, sagt Jesus in der Bergpredigt (Mt 5, 18f). Und dennoch waren ChristInnen über Jahrhunderte – mit schliesslich unaussprechbar brutalen Folgen – überzeugt, ihr Glaube bedeute die «Überwindung» des Judentums. Nur weil man Jesu Toraauslegung als «Antithese» statt als Anknüpfung an sein jüdisches Herkommen verstanden hat. Wer beim Lesen der «Bibel in gerechter Sprache» nur fragt, ob sie philologisch korrekt sei, hat wenig verstanden. Es geht in dieser Übersetzung um die Zukunft des Evangeliums. Dass sie schon dreissigtausendmal verkauft und in unzähligen Veranstaltungen freudig begrüsst wurde, wirft keineswegs, wie Ingolf Dalferth in der NZZ vom 18.11.06 meinte, ein «trauriges Licht auf den Zustand der . . . Theologie». Im Gegenteil: dass so viele Frauen und Männer sich wieder begeistert mit der Bibel und ihrer zentralen Gerechtigkeitsbotschaft auseinandersetzen, ist ein Zeichen, dass die Geistkraft auch heute noch lebt und wirkt.

«Bibel in gerechter Sprache» ist eine typische «Zweit»- oder «Dritt»-Übersetzung. Sie entfaltet ihren Reiz und ihre Kraft im Vergleich mit anderen Übersetzungen, indem sie oftmals gegen den Strich übersetzt und damit das Wort Gottes in seiner ganzen Vielfalt aufleuchten lässt. Daneben behält aber eine traditionell kirchliche Bibelausgabe wie die Einheitsübersetzung weiterhin ihren Wert als Erstbibel. Interview: Roger Fuchs, Journalist www.bibel-in-gerechter-sprache.de (Website zum Projekt)

Die Bibel in gerechter Sprache «Die Bibel ist das spannendste Buch, das je geschrieben wurde.» Dies war nur einer der Gründe für Pfarrerin Hanne Köhler (Mitherausgeberin der «Bibel in gerechter Sprache») und 51 andere Bibelwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die Schrift neu zu übersetzen. Entstanden ist die «Bibel in gerechter Sprache»; sie enthält die neuesten Erkenntnisse aus Bibelwissenschaft, jüdisch-christlichem Dialog und Feminismus. Das Thema «Gerechtigkeit» zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Bibel. Neben der traditionellen historisch-kritischen Exegese der Texte sind feministische und befreiungstheologische Erkenntnisse sowie die Diskussionen um den christlichen Antijudaismus berücksichtigt worden. Von der konstituierenden Sitzung des Herausgeberkreises bis zum Erscheinen der neuen Übersetzung vergingen fünf Jahre. Für Skeptiker ist das Werk «Bibel in gerechter Sprache» zu einseitig, sogar verfälschend, denn zu Jesu Zeiten gab es eine Männerherrschaft, die nicht zu leugnen ist. Dazu Hanne Köhler: «Das leugnen wir nicht. Doch unsere Bibelexperten wollten erstmals eine Übersetzung schreiben, die nicht nur dem Urtext gerecht wird, sondern auch den Geschlechtern und vor allem den jüdischen Wurzeln aus dem Alten Testament.» (eg)

Ina Praetorius, Theologin, Wattwil

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Bistum/Ökumene

Gemeinsame Sitzung der evangelisch-reformier ten und der katholischen Kirchenleitungen in St. Gallen

Bewährtes Miteinander der Kirchen

Seit einem Jahrzehnt existiert der St. Galler Lehrplan, der den Kirchen das Recht und den Auftrag zuweist, im Rahmen der Schule, aber auf Kosten der Kirchen, Religionsunterricht zu erteilen. Die Katechetik-Verantwortlichen der beiden Kirchen, Dr. Helga Kohler-Spiegel und Kirchenrat Pfr. Martin Schmidt, machten deutlich, dass beiden Konfessionen daran gelegen ist, mit einem qualitativ hoch stehenden Angebot in Katechese und Religionsunterricht weiterhin Teil der St. Galler Schullandschaft zu bleiben. Sie leisten damit der Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren der Notwendigkeit ethischer Werte wieder deutlicher bewusst wird, einen wichtigen Dienst. Die hier gelebte Ökumene trägt Früchte, der gemeinsame Auftritt als «starkes gemischtes Doppel» lohnt sich.

© Bistum St. Gallen/Regina Kühne

Der Ordinariatsrat des Bistums, der Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche und der Administrationsrat des Katholischen Konfessionsteils trafen sich kürzlich zur traditionellen gemeinsamen «St. Galler Sitzung». Markus Büchel weilte zum ersten Mal als Bischof in der Runde.

Begegnung mit dem evangelischen Kirchenratspräsidenten Dölf Weder (links) und Bischof Markus Büchel anlässlich der ökumenischen Nacht der Lichter im Advent 2006. tur betreffen auch die diakonischen Aufgaben der Kirchen. An der gemeinsamen Sitzung wurde betont, dass der Mittagstisch als Tagesstruktur nicht das gemeinsame Essen in den Familien ersetzen, sondern als familienunterstützendes Angebot betrachtet werden soll.

Spitalseelsorge Mittagstisch an Schulen Der evangelische Kirchenrat hat bereits in seiner Oktobersitzung beschlossen, die kantonsweite Einführung von Mittagstischen an Volksschulen zu unterstützen und die möglichen Rollen der Kirchen bei deren Realisierung sowie bei weiteren damit verbundenen Angeboten zu studieren. An der Sitzung signalisierten auch der Ordinariatsrat und der Administrationsrat Bereitschaft, Möglichkeiten für einen interkonfessionellen Beitrag zu diesem «wichtigen Ort des Lebens» zu diskutieren. Rund 70 Prozent der Familienfrauen sind heute berufstätig, 40 Prozent der Kinder bleiben teilweise unbetreut. Die Veränderungen in der Familienstruk-

Die Evangelisch-reformierte Kirche, die Bistumsleitung und der Katholische Konfessionsteil haben im März 2006 die Zusammenarbeit mit den st.-gallischen Regionalspitälern vertraglich geregelt. Alle Patientinnen und Patienten, aber auch Angehörige und Spitalpersonal können auf die Dienste geschulter Seelsorgerinnen und Seelsorger zählen. An der gemeinsamen Sitzung informierte Kirchenratspräsident Dölf Weder, dass die Evangelisch-reformierte Kirche bereits acht neue kantonale Pensen geschaffen hat. Bischof Markus Büchel hat die zuständigen Spitalseelsorgerinnen und -seelsorger ebenfalls ernannt. Mit dem Vertrag werden Aufgaben und Finanzierung der Spi-

talseelsorge auf eine einheitliche, verbindliche Basis gestellt. Voraussetzung für eine Anstellung für die Spitalseelsorge ist eine theologische Grundausbildung, Berufserfahrung und Zusatzausbildungen in Spitalseelsorge. Auf 1. Januar 2007 definitiv eingeführt wurde zudem die ökumenisch getragene Seelsorge am Kinderspital St. Gallen.

Dank des Bischofs Bischof Markus Büchel dankte Pfarrer Dölf Weder, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, und Hardy Notter, Administrationsratspräsident, für die positiven und ermunternden Worte anlässlich seiner Bischofsweihe. Ebenfalls gefreut hat ihn, dass die evangelische St. Laurenzenkirche für die Übertragung der Feier zur Verfügung gestellt wurde. Mit einem Nachtessen ging die jährliche Sitzung der «Konfessions-Regierungen» zu Ende. Die erfreuliche Zusammenarbeit, ein wichtiges Stück St. Galler Ökumene im Alltag, geht weiter. (inf/kid)

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Akzente des Glaubens

Franz von Sales (1567–1622), Bischof von Genf, Kirchenlehrer und Ordensgründer.

Gebetswoche für die Einheit der Christen Vom 18. bis zum 25. Januar wird die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. In den Gottesdiensten wird für die Wiedervereinigung aller Christen gebetet. Das Thema der Gebetswoche lautet: «Christus macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen!» (Mt 7, 31–37). Sonntag, 21. Januar

3. Sonntag im Jahreskreis (C) Erste Lesung: Neh 8, 2–4a. 6. 8–10. Zweite Lesung: 1 Kor 12, 12–31a. Evangelium: Lk 1, 1–4; 4, 14–21. Mittwoch, 24. Januar

Hebr 10, 11–18; Mk 4, 1–20. Hl. Franz von Sales, Bischof von Genf. Donnerstag, 25. Januar

Apg 22, 1a. 3–16; Mk 16, 15–18. Bekehrung des hl. Apostels Paulus. Sonntag, 28. Januar

4. Sonntag im Jahreskreis Erste Lesung: Jer 1, 4–5. 17–19. Zweite Lesung: 1 Kor 12, 31–13, 13. Evangelium: Lk 4, 21–30. Freitag, 2. Februar

Darstellung des Herrn Lichtmess / Tag des Geweihten Lebens. Mal 3, 1–4; Lk 2, 22–40. Samstag, 3. Februar

Hebr 13, 15–17. 20–21; Mk 6, 30–34. Hl. Ansgar, Bischof von HamburgBremen, Glaubensbote in Skandinavien. Hl. Blasius, Bischof von Sebaste in Armenien, Märtyrer. Sonntag, 4. Februar

5. Sonntag im Jahreskreis Erste Lesung: Jes 6, 1–2a. 3–8. Zweite Lesung: 1 Kor 15, 1–11. Evangelium: Lk 5, 1–11.

Foto: zvg.

Liturgischer Kalender

Der heilige Franz von Sales

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ranz von Sales, dessen Gedenktag die Kirche am 24. Januar begeht, wird als «Lehrer der Liebe» bezeichnet. Er prägte das Wort: «Die Liebe allein bestimmt den Wert unseres Tuns.» Er stammte aus einem Adelsgeschlecht aus Savoyen. 1593 wurde er zum Priester und 1602 zum Bischof von Genf/Annecy geweiht. 1622 starb er in Lyon. 1661 wurde er selig und 1665 heilig gesprochen. 1877 kürte ihn Papst Pius IX. zum Kirchenlehrer und 1923 erwählte ihn Papst Pius XI. zum Patron der Schriftsteller und Journalisten. Seine herausragenden Leistungen waren die Rückführung des calvinistisch gewordenen Teils der Genfer Diözese, dem Chablais, zum katholischen Glauben, sein Buch «Anleitung zum frommen Leben», bekannt unter dem Namen «Philothea», und die Gründung des Frauenordens der Heimsuchung Marias. Er ist einer der grossen Theologen christlicher Spiritualität für das Leben mitten in der Welt. In der Philothea, die bis heute zu den Bestsellern christlicher Weltliteratur zählt, erklärt Franz von Sales, wie Menschen in Beruf und Alltag ihr Christsein verwirklichen können. Franz war auch ein begnadeter Prediger und ein vorbildlicher Seelsorger. Seine Liebenswürdigkeit und die Übereinstimmung von Worten und Taten weckte das Vertrauen der Menschen. Mit seiner Theologie prägte er die Salesianische Spiritualität: Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes; alles auf eine liebenswür-

dige, gewinnende, positive, herzliche Weise tun, sodass die Menschen den Eindruck gewinnen, dass dieses Leben in der liebenden Gegenwart Gottes Leben in Fülle schenkt. Franz unterstreicht die kleinen Tugenden: Demut, Sanftmut, Geduld, Herzlichkeit, Optimismus.1604 begegnete Franz von Sales der Witwe Johanna Franziska von Chantal. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine einzigartige geistliche Freundschaft, die 1610 zur Gründung der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Heimsuchung Marias führte, heute auch Salesianerinnen genannt. Ein Gedanke von Franz von Sales: «Wenn dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz zurück und versetze es sanft in die Gegenwart Gottes. Und selbst, wenn du nichts getan hast in deinem ganzen Leben, ausser dein Herz zurückzubringen und wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen, obwohl es jedes Mal wieder fortlief, nachdem du es zurückgeholt hattest, dann hat sich dein Leben wohl erfüllt.» Franz von Sales starb 1622 auf einer Reise in Lyon. Die Salesianerinnen von Annecy setzten ihn in ihrer Kirche bei. Der schönste Nachruf über den Heiligen stammt von einem calvinistischen Beamten aus Genf: «Wenn wir irgendeinen Menschen als Heiligen anerkennen würden, so weiss ich seit den Tagen der Apostel keinen, der würdiger wäre als dieser Mann.» Evelyne Graf

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Ökumene

Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Rumänien Ein Ereignis auch für die Schweiz und St. Gallen

Im September 2007 werden Vertreterinnen und Vertreter aller Kirchen Europas in Sibiu/Rumänien zusammentreffen, um an der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) teilzunehmen. Geleitet vom Hauptthema der EÖV3 «Das Licht Christi scheint auf alle. Hoffnung für Erneuerung und Einheit in Europa» werden die Teilnehmenden darüber nachdenken, welchen spezifischen Beitrag die Christen Europa und der Welt geben können.

Der Weg der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) wird in vier Phasen beschritten. Er begann mit der Auftaktveranstaltung vom 24. bis 27. Januar 2006 in Rom. In einer zweiten Phase wurden nationale und regionale ökumenische Treffen durchgeführt. Dritte Station ist ein Treffen in der Lutherstadt Wittenberg vom 15. bis zum 18. Februar mit Delegierten aus Kirchen, Bischofskonferenzen, ökumenischen Organisationen und kirchlicher Bewegungen und Gemeinschaften. Die vierte Phase und letzte Grossveranstaltung des Pilgerweges mit etwa 2500 Delegierten wird vom 4. bis zum 9. September in Sibiu/Herrmannstadt in Rumänien stattfinden.

der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, sowie Markus Anker, evangelischer Pfarrer an der Universität St. Gallen, delegiert. Viele Fäden für die Vorbereitungen auf die Versammlung in Hermannstadt laufen in St. Gallen im Sekretaritat des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zusammen. Der CCEE vereint derzeit die Vorsitzenden von 34 Bischofskonferenzen Europas. Der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Genf, die zusammen mit dem CCEE die EÖV3 organisiert, gehören 125 orthodoxe, protestantische, anglikanische und alt-katholische Kirchen an. Am 10. März findet in Lausanne eine nationale Veranstaltung statt, an der die Delegierten für Sibiu vorbereitet und mandatiert werden.

Themen in Sibiu Die Versammlung in Sibiu will jeden Tag ein oder mehrere Themen behandeln. So steht für den ersten Tag der EÖV3 «Die Einheit der Kirche» auf dem Programm. Am zweiten Tag wird es um das EuropaThema, den Dialog mit den Religionen und um Migration gehen. Am 7. September werden die Kapitel Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung diskutiert. Die EÖV3 folgt der Tradition der beiden Europäischen Ökumenischen Versammlungen in Basel 1989 und in Graz 1997. Während des gesamten Versammlungsprozesses werden aktuelle Fragen behandelt, vor denen die Kirchen heute in Europa stehen.

© KNA-Bild

Bischof Markus Büchel dabei

Sibiu: Blick auf die evangelische Stadtkirche.

Als offizielle Delegierte aus St. Gallen nehmen von katholischer Seite Bischof Markus Büchel und Josef Schönauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen St. Gallen-Appenzell, an der EÖV3 in Sibiu teil. Von reformierter Seite sind Brigitta Ackermann, Mitarbeiterin

Sibiu – Kulturhauptstadt Das rumänische Sibiu im Süden von Siebenbürgen ist 2007 gemeinsam mit Luxemburg Kulturhauptstadt Europas. Die Stadt in den Südkarpaten wurde 1150 unter ungarischer Herrschaft durch Immigranten aus dem Rheinland gegründet. Sie entwickelte sich schnell zu einer wichtigen Handelsmetropole und wurde zum politischen Zentrum der so genannten Siebenbürger Sachsen. 1543 wurde in der Stadt die Reformation eingeführt. Von den rund 170 000 Einwohnern sind heute nur noch etwa ein Prozent Siebenbürger Sachsen. Dennoch wird die Stadt seit dem Jahr 2000 von einem rumänischdeutschen Bürgermeister regiert. Konfessionell bekennen sich 92 Prozent der Bewohner zur rumänisch-orthodoxen Kirche sowie je zwischen ein und zwei Prozent zur römisch-katholischen, evangelisch-lutherischen, griechischkatholischen und reformierten Kirche. Freikirchen hatten in den vergangenen Jahren starken Zulauf. (kipa/eg)

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Kirche Schweiz

Schweizer Bischofskonferenz (SBK):

Kirche an «Euro 08» präsent

Der «Ad limina»-Besuch habe zu fruchtbaren, offenen Gesprächen geführt, bei denen das «gegenseitige Verständnis vertieft» worden sei, betonten die Bischöfe Amédée Grab und Kurt Koch anlässlich einer Medienkonferenz in Bern. In wichtigen Fragen seien «übereinstimmende Beurteilungen» erreicht worden. Papst Benedikt XVI. habe den Besuch neu gestaltet. Während der dreitägigen Begegnung seien alle Mitglieder der Kongregationen und Räte ständig mit den Schweizer Bischöfen zusammen gewesen. Früher habe man die verschiedenen Stellen einzeln aufgesucht. Die neue Form sei sehr vorteilhaft, da dank der gemeinsam erlebten Diskussion alle auf dem gleichen Stand seien.

Laienpredigt und Beichte Die Bischöfe äusserten sich in Bern auch zur so genannten Laienpredigt. Der Papst habe erläutert, dass eine Predigt während der Eucharistiefeier keine Unterbrechung der Liturgie darstelle, sondern zu den zentralen Aufgaben eines Priesters gehöre. Wer die Verkündigung des Worts zu wenig betone oder das Priesterliche auf die Sakramente reduziere, falle mit diesem Bild hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurück. Auf die Frage eines Journalisten sagte Bischof Kurt Koch, die Predigt und Verkündigung der beauftragten Theologinnen und Theologen in Wortgottesdiensten, Kommunionfeiern und

© Jean-Claude Gadmer

Die Schweizer Bischöfe empfanden den «Ad limina»-Besuch bei Papst Benedikt XVI. als fruchtbar und wertvoll. Beim Fussballereignis «Euro 08» will auch die Katholische Kirche präsent sein. Ein neues modular aufgebautes Ausbildungssystem namens «ForModula» soll das kirchliche Ausbildungssystem flexibler, transparenter und durchlässiger machen.

Bischof Kurt Koch, neu Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (links), und Amédée Grab, Bischof von Chur, während der Medienkonferenz in Bern im Anschluss an die letzte ordentliche Versammlung der Schweizer Bischöfe. verschiedenen anderen Gottesdienstformen der Kirche seien in der deutschsprachigen Schweiz jedoch unverzichtbar, wie das auch in entsprechenden Verlautbarungen der Schweizer Bischöfe festgelegt sei. Einzig die Homilie in Eucharistiefeiern, der ein Priester vorstehe, soll dem Priester vorbehalten sein. In der Deutschschweiz sei die Meinung aufgekommen, Priester seien nur für das sakramentale Geschehen zuständig. Die Verkündigung gehöre aber zum Grundauftrag des Priesters. In Ausnahmefällen könne allerdings der Priester bei der Eucharistiefeier aus verschiedenen Gründen die Predigt einem Laientheologen oder einer Laientheologin übertragen. Es gehe darum, dass sich die verschiedenen Dienste, welche die Kirche kenne, gegenseitig ergänzten und nicht behinderten. Bezüglich der Beichte habe der Papst festgehalten, dass die individuelle Beichte eigentlich die richtige Form sei, nicht die Bussgottesdienste, in denen kollektiv die

Lossprechung von den Sünden erteilt werde. Grab sagte dazu, es gehe hier nicht in erster Linie um Formfragen. Wichtig sei, dass der Mensch seine Beziehung zu Gott wieder in Ordnung bringe.

Seelsorge für Fussballer Wenn Tausende von Fussballfans das Sportereignis «Euro 08» besuchen werden, wollen die Bischöfe mit von der Partie sein. Sie haben ihrer Kommission «Tourismus-, Freizeit- und Pilgerseelsorge» den Auftrag erteilt, gemeinsam mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu klären. Zur Diskussion stehen Ruhe- und Besinnungsräume für Organisatoren und Fussballer, meditative Angebote und Eucharistiefeiern für Mannschaften aus katholischen Ländern. Den Besuchern sollen auch Kontakte zu Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften angeboten werden. (kipa/jm/eg)

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© KNA-Bild

Agenda

Blüten eines Rotdorns – weisse und rosa Blüten am selben Baum

Orientierung

Geistliches Wort

Gymnasium Marienburg, Rheineck

Das Gymnasium Marienburg in Rheineck lädt Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen zu einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 25. Januar, 19.30 bis 21 Uhr, ein. Die Schule orientiert über das Gymnasium, den Eintritt nach dem 6. Schuljahr, die Ausbildung zur Maturität, die Tagesschule mit Mittagstisch und die soziale Schulgeldregelung sowie das Internat. Eine weitere Orientierung findet am Samstag, 24. März, 9 bis 10.30 Uhr, statt. Infos unter Tel. 071 886 18 18, E-Mail: [email protected], Internet: www.marienburg.ch.

Gesang für Kinder Der Vorchor der Domsingschule startet neu!

Im Vorchor lernen die Kinder spielerisch die Möglichkeiten ihrer eigenen Stimme kennen. Sie erleben Freude und Spass an ihrer Stimme, an Klang und Rhythmus. Als Grundlage aller chorischen Aktivität werden Lieder und Kanones eingeübt. Der Vorchor ist eine Vorbereitung fürs Mitsingen im Kinderchor. Schnupperproben: Montag, 5. Februar, 12. Februar, 19. Februar, 26. Februar. Proben bis zu den Sommerferien: Jeweils am Montagnachmittag 16.45 bis 17.30 Uhr. Probeort: Domsingschule, Schäflisbergstrasse 13, 9000 St. Gallen. Der Vorchor wird von der Domsingschule gratis angeboten. Weiterführende Chorstufen der Domsingschule: Kinderchor (2.–5. Klasse), Vokalensemble (ab der 6. Klasse). Anmeldung und weitere Informationen: Anita Mauchle, Schäflisbergstrasse 13, 9000 St. Gallen, Tel. 071 220 90 92 oder 079 781 09 11, E-Mail: [email protected], Internet: www.kirchenmusik-sg.ch.

«Wer Gottes Willen erfüllen möchte, darf sich nicht auf äusseres Tun beschränken. Gott fragt nach dem Herzen des Menschen. Öffnen wir dem Herrn unser Inneres; er macht es rein und stark und schenkt uns das wahre Leben.» Papst Benedikt XVI.

Wochenendseminare Schritte zu einer spirituell geprägten Leitungskultur in Kirchgemeinde und Pfarrei

Im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn bei Zug werden zwei Wochenendseminare angeboten für Mitglieder und Leitende kirchlicher Gremien in Pfarrei und Kirchgemeinde sowie auf regionaler und kantonaler Ebene: Konflikte bearbeiten, 4. – 5. Mai. Entscheidungsprozesse gestalten, 23. – 24. November. Leitung der Seminare: Theres Spirig-Huber, Theologin und Supervisorin BSO; Bernhard Waldmüller, Theologe und Exerzitienleiter; Elsbeth Caspar, Theologin und Supervisorin BSO. Informationen und Prospekte: Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, 6313 Edlibach ZG, Tel. 041 757 14 14, E-Mail: [email protected], Internet: www.lassalle-haus.org.

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Kurs Ministranten-LeiterInnen-Kurs I

Die Deutschschweizerische Arbeitsgruppe für MinistrantInnenpastoral (Damp)

führt am 24./25. Februar in Rheineck einen Kurs für Ministranten-LeiterInnen durch. Er will älteren Ministrantinnen und Ministranten helfen, ihren Dienst besser zu verstehen, und dass sie jüngere MinistrantInnen besser in ihre Aufgabe einführen können. Zum Kurs eingeladen sind MinistrantInnen, die fähig und bereit sind zu dieser Aufgabe. Mindestalter: Jahrgang 1992. Weitere Auskunft und Anmeldung: Arbeitsstelle Damp, St. Karliquai 12, Postfach, 6000 Luzern 5, Tel. 041 410 46 38, Internet: www.minis.ch.

Kontemplationskurse Via integralis – Lassalle-Kontemplationsschule

Dieser Schulungsweg verbindet christliche Mystik mit der Übung des Zazen (der gegenstandslosen Schweigemeditation des Zen-Buddhismus). Einführung und Übung dieser Kontemplationsform: Haus der Versöhnung Fernblick, Teufen AR, 27. April, 18 Uhr, bis 29. April, 13 Uhr. Ökumenische Gemeinde Halden, St. Gallen, 24. Februar, 9 bis 17 Uhr.

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Anmeldung, Auskunft und Prospekte: Margrit Wenk-Schlegel, Körpertherapeutin und Kontemplationslehrerin, Obere Reherstrasse 11c, 9016 St. Gallen oder Fernblick, Haus der Versöhnung, 9053 Teufen AR, Tel. 071 335 09 19, E-Mail: [email protected], Internet: www.fernblick.ch.

Gemeinsam feiern Gehörlosengottesdienst

Am 4. Februar findet um 9.30 Uhr in der Schutzengelkapelle in St. Gallen ein Gehörlosengottesdienst statt. Er nimmt in seiner Gestaltung in besonderer Weise auf die visuellen Bedürfnisse Gehörloser Rücksicht. Das Gesprochene wird mit Gebärden unterstützt, Lieder werden gebärdend gesungen und Schrifttexte und Gebete schriftlich an die Gottesdienstbesuchenden abgegeben. Bildern und Symbolen wird nach Möglichkeit besonderes Gewicht zugemessen. Der Gottesdienstbesuch steht nicht nur Gehörlosen offen, sondern allen, die einen Gottesdienst schätzen, der im kleineren Rahmen stattfindet und stärker das Visuelle betont.

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Tele Ostschweiz «Gedanken zur Zeit»

Persönlichkeiten präsentieren «Gedanken zur Zeit». Sie dauern etwa 90 Sekunden und werden von TVO jeweils am Samstag um 18.55 Uhr und dann stündlich bis am Sonntag, letztmals um 13.55 Uhr, ausgestrahlt. Am 20./21. Januar mit Myrta Käser-Grob, Trogen. Am 27./28. Januar mit Pfarrer Michael Pues, Abtwil. Am 3./4. Februar mit Pfarrer Andreas Nufer, St. Gallen-Halden.

WG am Kirchplatz Ab dem 7. Februar starten die Kirchen bei Radio aktuell mit einer neuen Sendung

Mit allen Themen, die im Leben junger Menschen vorkommen, beschäftigen sich die «BewohnerInnen» der «WG am Kirchplatz» in Kurzhörspielen, welche bei Radio aktuell ab dem 7. Februar jeweils am Mittwoch um 18.20 Uhr und in der Wiederholung am Sonntag um 10.20 Uhr ausgestrahlt werden. Damit sind die Kirchen wieder mit zwei Sendegefässen bei Radio aktuell präsent. Neben der Informationssendung Prisma jeweils am Sonntag um 8.30 Uhr, jetzt auch mit der WG. Ein Team von vier jungen TexterInnen beziehungsweise SprecherInnen, unterstützt vom Hörspielprofi Raphael Burri, dem Techniker Eduard Widmer und vom Radio aktuell-Team, produziert diese Kurzhörspiele. Dem Team der «WG am Kirchplatz» gehören an: Astrid Steinbacher, Gottfried Mayer, Karin Luterbacher, Madeleine Gschwend und Stephan Schwager. Trägerschaft des Produkts ist der Verein ökumenische Medienarbeit, welcher von der katholischen und evangelischen Kirche getragen wird.

Kolumne

Achtung Esoterik! – Eine Kritik von Linus Hauser

Was für andere akademische Theologen nur Schmuddelthemen sind, stellt der Giessener Theologe Linus Hauser ins Zentrum seiner grundlegenden Analyse: die Astrologie, neu-heidnische Strömungen, Nazi-Theologie oder auch den Spiritismus. Sie beschreibt er als «religionsförmige Neumythen», die dank ihrer Pseudo-Wissenschaftlichkeit seit dem 19. Jahrhundert salonfähig wurden. Judith Wipfler wollte von Linus Hauser wissen, wo und wie diese Neumythen auch im 21. Jahrhundert aktuell sind. (rpd) Sonntag, 21. Januar, 8.30 Uhr, und Donnerstag, 25. Januar, 15 Uhr, DRS2 Die Kraft der christlichen Hoffnung

Kriege, Krisen und Terror – die gesellschaftliche Grosswetterlage stimmt wenig zuversichtlich. Werte zerfallen, und die Orientierung wird immer schwieriger. Da ist die Religion wieder gefragt. Sie darf aber die Unsicherheiten und Nöte unserer Zeit nicht mit einem Zuckerguss überdecken, meint der Theologe Gotthard Fuchs: Sie muss sich dem Schmerz stellen, um ihn überwinden zu können. Erfahrungen von Leiden und Mitleiden gehören ebenso zum spirituellen Weg wie Erfahrungen von Schönheit und Glück. Im Gespräch mit Lorenz Marti plädiert Fuchs für eine Mystik mit offenen Augen. (rpd) Sonntag, 28. Januar, 8.30 Uhr, und Donnerstag, 1. Februar, 15 Uhr, DRS2 Seelsorge im Alter

Die Menschen werden immer älter. Bis ins Jahr 2040, so sagen Experten, wird es doppelt so viele über 65-Jährige geben als heute. Immer mehr ältere und alte Menschen werden also auf Unterstützung, Hilfe, Pflege und Begleitung angewiesen sein. Um mit den Fragen und Herausforderungen dieses letzten Lebensabschnitts nicht ganz allein dazustehen, braucht es andere Menschen, die begleiten können: Freunde, Familienangehörige, Psychologinnen, Seelsorger. Andreas Vögeli ist evangelisch-reformierter Pfarrer und seit zwei Jahren Altersheimseelsorger im Burgerheim in Bern. Katharina Kilchenmann hat ihn und die 93-jährige Bewohnerin Sibylle Schürch dort besucht. (rpd) Sonntag, 4. Februar, 8.30 Uhr, und Donnerstag, 8. Februar, 15 Uhr, DRS2

Foto: zvg.

Medientipps

Radiotipps

Franz Kreissl, Diakon, Klinikseelsorger in Wil

Lichtmess, Blasius und Agatha Ach Gott, weg mit dem altmodischen Zeug. Wer segnet heute schon noch Kerzen, Hälse und Brot? Abergläubischer Klimbim. Dann doch lieber strahlende Steine, energiegeschwängerte Auren und mondphasen-kontrollierte Vollkörner. Scherz bei Seite! Nichts gegen naturverbundene, ökologisch verantwortbare Produktion, nichts gegen das Wissen der Ahnen. Aber wo Christen, die an Gott als Schöpfer der Welt glauben, den Segen eben dieses Gottes zusagen, ist mir das immer noch wichtiger, näher und konkreter als das meiste scheinbar neu Entdeckte der Esoterik. Bei den Segnungen im Laufe eines Kirchjahres geht es ja nicht um Magie, sondern darum, die Gaben der Schöpfung in ihrer Gottbezogenheit zu erkennen. Die Segensbitte ergeht nicht «über die Dinge, sondern über den Menschen, der im Gebrauch der Welt zu Gott finden soll . . . durch die Segnung wird nicht die Sache verändert, sondern die Änderung des Menschen erbeten» (R. Berger). Bei aller Entwicklung der Medizin ist Gesundheit nicht machbar. Bei noch so viel Halogen und Neon in den Häusern braucht der Mensch Licht im Herzen. Und jedes Brot gemahnt an den Skandal des Hungers in der Welt. Ich jedenfalls empfange und spende gerne die Segnungen, die genau das wach halten.

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Menschen unter uns

© Werner Kamber

AZB 9450 Altstätten

02/07

Monika Pribil: «Ich habe gerne ein offenes Ohr für die Menschen.»

Monika Pribil-Buob, St. Gallen:

Danke sagen mit Freiwilligen-Arbeit «Dieser Laden ist ein Bedürfnis; er liegt mir am Herzen.» Monika Pribil-Buob fühlt sich sichtlich wohl im Caritas Markt im ehemaligen Lagerhaus an der Davidstrasse gleich hinter der Stadtpolizei St. Gallen. Sie ist eine von rund zwei Dutzend Freiwilligen, Frauen und Männern, die hier im Einsatz sind: Den Nachschub im Auge behalten, Gestelle auffüllen, Kundinnen und Kunden beraten, Kassadienst leisten. Im Caritas Markt können Menschen einkaufen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen; Voraussetzung ist ein entsprechender Ausweis. Hier gibt es die Dinge des täglichen Bedarfs, hauptsächlich Lebensmittel, zu günstigen Preisen. Trotz aller ehrenamtlichen Arbeit ist er defizitär. «Wir sind also auf Spenden angewiesen.» So betreibt Monika Pribil schon einmal persönliches Fundraising; zudem konnte sie verschiedene Frauen aus «ihrem» Quartier, dem Riethüsli, zum Einsatz im Caritas Markt gewinnen. «Ein offenes Ohr für Menschen, denen es nicht so gut geht, hatte ich schon immer», sagt sie. Sie hat es teilweise wohl vom Elternhaus her mitbekommen, teilweise

pflegt sie diese Seite ihrer Persönlichkeit ganz bewusst. Einige Jahre war sie in der Viko, der Vinzenzkonferenz St. OtmarRiethüsli, die den Carisatt-Laden, wie er damals noch hiess, finanziell unterstützte. «Das gab mir den Anstoss, hier mitzuarbeiten» – seit rund einem Jahrzehnt. So genau weiss sie es gar nicht. Es sei ja auch ein Privileg, wenn man so etwas machen könne, weil die Familie nicht auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen sei. Ihr Einsatz ist auch «ein Dank an das Leben, weil es uns gut geht». Und ein zusätzlicher Dank an die Vorsehung: «Wenn Drogenkranke hier einkaufen kommen, denke ich oft: Wir hatten doch Glück mit unsern Söhnen.» Monika Pribil ist Mutter von drei erwachsenen Söhnen und Grossmutter von zwei Enkelkindern; «meine Familie ist mir sehr wichtig und die Enkelkinder sind mein grösstes Geschenk». Trotzdem reicht die Zeit noch zum Kochen für den offenen Mittagstisch in der Pfarrei Riethüsli, der jeden Dienstag angeboten wird. Werner Kamber

Inhaltsverzeichnis

Unterwegs – in Freude und Hoffnung Seiten 1–2 Solidarität mit der Kirche in Skandinavien Seite 3 Dieter Bauer zur «Bibel in gerechter Sprache» Seiten 4–5 Bewährtes Miteinander der Kirchen Seite 6 Liturgischer Kalender Seite 7 Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Rumänien Seite 8 Kirche an «Euro 08» präsent Seite 9 Agenda Seite 10 Medientipps Seite 11

Impressum Herausgeber: Verein Pfarrblatt im Bistum St. Gallen Webergasse 9, 9004 St. Gallen Redaktion: Evelyne Graf, Webergasse 9, Postfach 659, 9004 St. Gallen Telefon 071 230 05 31, Telefax 071 230 05 32 E-Mail [email protected] www.pfarreiforum.ch Satz/Layout: rva Druck und Medien AG, Altstätten Druck: rva Druck und Medien AG, Altstätten Auflage: 85 000, erscheint 17҂ im Jahr Einzelabonnemente (nur Mantel) können bei der Redaktion bestellt werden. Adressänderungen beim Pfarramt Ihres Wohnortes

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