15 Tallinn University of Technology

Erfahrungsbericht WS 2014/15 – Tallinn University of Technology 1.Vorbereitung Da ich bereits nach meinem Abitur ein Jahr im Ausland verbracht hatte,...
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Erfahrungsbericht WS 2014/15 – Tallinn University of Technology

1.Vorbereitung Da ich bereits nach meinem Abitur ein Jahr im Ausland verbracht hatte, war es für mich sehr wichtig auch einen Teil meines Studiums im Ausland zu verbringen. Um die ersten Informationen zu bekommen, ist es hilfreich sich auf unserer Universitätshomepage unter Erasmus umzuschauen. Dort erfährt man als Student, dass die Bewerbungsfrist bis zum 15.02. jeden Jahres sowohl für das nächste Wintersemester als auch das darauf folgende Sommersemester gilt. Daher sollte man in etwa 1-2 Monate für die komplette Bewerbung einplanen, damit sie auch pünktlich eingereicht werden kann. Da ich selbst erst spontan entschieden habe, mich noch für ein Erasmus-Auslandssemester zu bewerben, hatte ich nur zwei Wochen Zeit, was im Nachhinein auch gereicht hat, jedoch hätte mir mehr Planungszeit geholfen. Die Homepage hat mir bei vielen Dingen geholfen, z.B. habe ich erfahren, welche Dokumente ich zum Termin mit unserer Koordinatorin mitnehmen muss und was mich danach erwartet. Nachdem ich meine Unterlagen abgegeben hatte, bekam ich nach ca. zwei Monaten eine E-Mail, dass ich einen Platz in Tallinn, Estland – welches meine erste Wahl war – bekommen hatte. Woraufhin es dann hieß, sich um alle kommenden Dinge im Ausland kümmern. Zu allererst ist es wichtig, sich um die Bewerbung/Anmeldung an der Universität in Tallinn zu kümmern, welche auch eine Bewerbungsfrist hat. Diese kann man auf der Homepage der Universität ausfüllen. Des Weiteren lässt sich dort herausfinden, welche Dokumente noch benötigt werden, wie z.B. Learning Agreement oder Transcript of Records. Es ist sehr wichtig, diese Frist nicht zu verpassen! Daraufhin bekommt man nach einiger Zeit seinen „Letter of Acceptance“. Um eine Wohnung zu finden, kann man entweder auf eigene Faust über Maklerseiten suchen oder sich in eine der Studentenwohnheime eintragen (Endla 4 oder Academic Hostel), welche jedoch relativ schnell komplett belegt sind. Ich habe zusammen mit einem Kommilitonen aus Bremen und einem Italiener in einer Privatwohnung gewohnt, welche wir über eine Maklerseite gefunden haben. Die Lebenskosten in Estland sind relativ ähnlich zu Deutschland, jemand sollte man einplanen, dass man trotzdem mehr Geld ausgibt, da es sehr viele Angebote des ESN TUT gibt und man auch sehr viel mehr unternimmt. 2. Formalitäten Um vor Ort alle Formalitäten geregelt zu bekommen, ist es sehr vorteilhaft, am Buddy-System teilzunehmen, welches vorher durch eine E-Mail der Auslandsuniversität angeboten wurde. Mein Buddy hat mich daher vom Flughafen abgeholt und mich direkt am ersten Tag zur Universität gebracht, um mir die wichtigsten Räume zu zeigen. Durch sie bekam ich weitere Informationen in Bezug auf die öffentlichen Verkehrsmittel und weitere Dinge. Da es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass wenn man länger als drei Monate in Estland wohnt, einen Personalausweis zu beantragen und auch seinen Wohnsitz zu registrieren, habe ich mich

mit anderen Studenten in den ersten noch freien Tagen darum gekümmert. Dazu muss man sich erst bei der „Population Registration“ anmelden und dann einige Zeit später zur Polizei, welche etwas außerhalb ist, um dort den Personalausweis zu beantragen. Für diesen braucht man kein Foto, da vor Ort eine Fotokabine für kostenlose Fotos bereit steht. Jedoch werden für andere Dokumente, wie ESN-Karte, Sportausweis, Bibliothekskarte oder auch die ISIC-Karte Fotos benötigt. Um nicht vor Ort extra Fotos machen zu lassen, wäre es von Vorteil, 4-5 Fotos von zu Hause einzupacken – ob sie biometrisch sind oder nicht, spielt meistens keine Rolle. Wie und wo man diese Karten beantragen kann, erfährt man über E-Mails oder während der Orientierungsphase durch Mitglieder des ESN TUT. (Erasmus Social Network) In Bezug auf ein Bankkonto kann ich sagen, dass sich kaum ein Erasmusstudent eines an einer estnischen Bank angelegt hat. Die meisten und so auch ich hatten eine Kreditkarte aus Deutschland, da es mittlerweile viele gibt, die keine Gebühren für das Geldabheben im Ausland beanspruchen. Da Estland seit einigen Jahren auch Euro hat, war es nicht nötig, Geld umzutauschen. 3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule Die Universität in Tallinn liegt relativ weit außerhalb, daher sollte man sich vorher entscheiden, ob man in Universitätsnähe oder in Stadtnähe wohnen möchte, denn beides ist nicht möglich. Mit der „Trolley“-Linie Nummer 3 kommt man direkt zur Universität, wodurch man relativ gut aus der Stadt zur Universität kommt (ca. 15-20 Minuten). Wenn man sich registrieren lässt und einen estnischen Ausweis mit Wohnort in Tallinn hat, ist das Busfahren kostenlos. Dazu muss man erst eine Fahrkarte z.B. im Kiosk für 2 € kaufen und diese im Internet mit der Personalausweisnummer personalisieren. Da der Campus relativ groß ist, gibt es mehrere verschiedene Mensen, die jeden Tag ein anderes und auch unterschiedliches Angebot haben. Die Preise liegen meistens zwischen 2-4 € und es lohnt sich wirklich, denn das Essen schmeckt super, wobei dies auch sehr von der jeweiligen Mensa abhängt. Empfehlen kann ich das Café/Mensa beim Eingang von der Bushaltestelle aus!  Für die Bibliothek kann man sich entweder eine Karte für 1,30€ erstellen lassen oder seinen Personalausweis dafür personalisieren lassen – die Esten sind sehr weit, was Technik angeht, daher machen sie fast alles mit ihrem Personalausweis, wie z.B. auch drucken. Die Orientierungstage waren super, wobei sie nicht hundert Prozent gut organisiert waren, weil wir uns mehrfach das gleiche anhören durften. Es werden verschiedene Events der ESN vorgestellt, erklärt wie wir unserer Kurse wählen und uns für unseren Stundenplan anmelden, wofür es auch eine Frist gibt – meistens eine Woche nach Universitätsstart. Des Weiteren gab es einige Spiele, wie eine Campus-Rallye, um den Campus und auch andere Erasmusstudenten kennenzulernen. In unserem Fachbereich waren wir die meisten Erasmusstudenten und auch relativ viele deutschsprachige. An der Universität gibt es einen Sportkursprogramm, der für alle Erasmusstudenten kostenlos ist und sogar 2 CP gibt, wenn man 20 Mal hingeht. Da gibt es z.B. Fitnessstudio, Aerobic, Basketball

usw. wofür man sich in den ersten Wochen im Sportgebäude anmelden muss. Um auch während des Semesters in den Sportbereich zu kommen, braucht man eine ISIC-Karte, die ihr in der Universität bekommt. 4. Akademisches Leben Die Koordinatorin, Kerti Sömnez, vor Ort ist wirklich super. Wenn ihr Fragen habt und ihr eine EMail schreibt, antwortet sie innerhalb von wenigen Stunden und ist auch fast immer in ihrem Zimmer anzutreffen, wenn Unterschriften oder Sonstiges benötigt werden. Für die Universität an sich, gibt es keinen Studentenausweis. D.h. wenn ihr unbedingt einen Ausweis möchtet, müsst ihr euch eine ISIC-Karte bestellen, die ihr im Student Office im Raum U01-217 bekommt. Das Kursangebot war für mich sehr gut, da ich Kurse wählen konnte, die alle meinen Schwerpunkt in Bremen betreffen. Dies ist jedoch im Sommersemester anders, weil dort weniger englischsprachige Kurse angeboten werden. Das Sprachniveau der Dozenten war sehr unterschiedlich: Bei einigen konnte man dem Kursverlauf sehr gut folgen, da das Englisch auch verständlich war. Bei anderen jedoch war dies wiederum sehr schwierig, weil der estnische Akzent so stark durchkam, dass man kaum etwas verstehen konnte. Auch bei manchen Aufgabenstellungen war dieses zu bemerken, da der Dozent diese einfach direkt vom Estnischen ins Englische übersetzt hatte. Im Großen und Ganzen war jedoch alles zu verstehen und die Prüfungen am Ende des Semesters auch machbar. Viele Kurse haben ein „Midterm-Exam“, welches das „Final Exam“ am Ende sehr entlastet. Zusätzlich gibt es ein großes Angebot an Sprachen. Ich habe z.B. einen Estnisch-Kurs besucht, um besser in Tallinn zu Recht zu finden, da die Sprache sehr schwierig zu verstehen ist. Diesen Kurs konnte ich für meine General Studies nutzen. Neben Estnisch gibt es auch noch Russisch, Französisch oder Spanischangebote. 5. Unterkunft Wie schon erwähnt, bietet die Universität einige Studentenwohnheime und Hostels an, die relativ preisgünstig sind. (Ca. 200 Euro im Monat) Da gibt es das Academic Hostel direkt an der Universität und das Endla 4 in der Stadt, wobei man hier sein Zimmer mit einem anderen Erasmusstudenten teilt. Nach der Anmeldefrist an der Universität werden E-Mails mit Informationen zu diesen Hostels verschickt. Des Weiteren gibt es auch noch Studentenwohnheime, über die ich leider nicht so viele Informationen geben kann, da ich niemanden kannte, der da gewohnt hat. Wir haben in einer Privatunterkunft gewohnt, die sehr zentral gelegen war. Die Mietkosten waren okay, jedoch waren die Nebenkosten relativ teuer, da es im Winter auch mal kalt werden kann. Über die Universitätshomepage findet man einige Websites für die Wohnungssuche. (z.B. www.city24.ee; www.kv.ee)

In Tallinn gibt es sehr viele verschiedene Hostels, die des Öfteren auch „Long-Term Stay“ anbieten, wie z.B. Euphoria Hostel, Sauna Hostel. Um kurzfristig Zeit zu überbrücken, ist ein Hostel eine gute und günstige Lösung, da sie meistens nur bis max. 20 Euro pro Nacht kosten. 6. Öffentliche Verkehrsmittel Durch den Personalausweis und die personalisierte Fahrkarte, kann man in ganz Tallinn kostenlos Bus, Trolley und Tram fahren. Für Abfahrtzeiten gibt es eine kostenlose App, die oft sehr praktisch ist. Alle öffentlichen Verkehrsmittel fahren jedoch nur bis Mitternacht. Wenn man danach noch unterwegs ist, sollte man sich ein Taxi rufen, da diese, im Vergleich zu Deutschland, richtig günstig sind. Auch dafür gibt es eine vorteilhafte App namens „Taxify“. In Tallinn gibt es zwei bis drei Taxiunternehmen, die relativ teuer sind. Durch diese App lassen sich jedoch weitere Taxis finden, die gerade in der Nähe sind und der Preis wird auch direkt angezeigt. Meistens liegt der Preis bei 2-3 € Basispreis und 0,20 – 1 € pro Kilometer – mehr als 5 Euro für eine Fahrt haben wir meistens nie bezahlt. 8. Nach der Rückkehr Nach der Rückkehr ist es wichtig, die weiteren Schritte auf Mobility One zu beachten. Am Ende des Semesters muss die „Confirmation of Study Period“ von der Koordinatorin in Estland unterschrieben und im Original im International Office eingereicht werden. Das „Transcript of Records“ bekommt man per E-Mail, jedoch wird ein weiteres Dokument direkt an das International Office geschickt. Der Erfahrungsbericht muss bis 30 Tage nach Beendigung des Auslandssemesters auch bei Mobility One hochgeladen werden. 9. Besondere Erlebnisse im Gastland Durch die Organisation von ESN TUT habe ich viele verschiedene Sachen erlebt und auch sehr viel gesehen. Es gab Trips in Richtung St. Petersburg und auch in Richtung Lappland, die meine Highlights des Auslandssemesters waren und ich daher sehr empfehlen kann. Des Weiteren liegen sehr viele andere Hauptstädte in der Nähe von Tallinn: Stockholm 1 Flugstunde genau wie Kopenhagen, nach Riga kommt man sehr gut mit einem Fernbus und auch Helsinki ist nur 2 Stunden mit der Fähre entfernt. Durch diese Lage von Tallinn kann man relativ viel entdecken. Die Sprache war am Anfang sehr schwierig zu verstehen, das erste Mal im Supermarkt war sehr interessant. Daher empfehle ich die wichtigsten Wörter vorher einmal nachzuschlagen wie z.B. Hähnchen – kana; Milch – piim etc. Dadurch wird das Einkaufen auf jeden Fall einfacher! 10. Was sollte man in Tallinn machen/gesehen/gegessen haben? Tallinn hat eine wunderschöne Altstadt, die man immer wieder bewundern kann, vor allem im Winter, wenn der kleine, süße Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz eröffnet. Direkt im Rathaus gibt es eine Art „Café“, das Elchsuppe für 2 € anbietet, welche ich sehr empfehle, da sie sehr lecker und günstig ist! Außerdem gibt es auch noch das „Eat it“, wo es leckere „Dumplings“ für ein

paar Euro gibt. Den Kadriorg Park sollte man sich auch auf jeden Fall anschauen. Im September gibt es dort ein wunderschönes Lichterfestival mit vielen Kerzen, einer Band und Feuerwerk. Um sich auch einmal einen Strand anzugucken, kann ich den „Pirita Beach“ empfehlen. Von mehreren Aussichtspunkten aus, kann man über ganz Tallinn schauen und auch über das baltische Meer hinaus (Helsinki kann man leider nicht sehen). Für Studenten gibt es viele kleine Café, um sich zu treffen (z.B. Livingroom, Reval Café) und auch viele Bars. (z.B. Shooters, Nimeta) Wenn man etwas aus Tallinn rausmöchte, kann man Richtung Padilski fahren und die Steilküste bestaunen. Für Shoppingmöglichkeiten ist auch genügend ausgesorgt, z.B. das Rocca Al Mare als das größte Shoppingcenter in Estland. Jedoch ist es in Tallinn üblich, dass in jeder Supermarkt in einem Shoppingcenter ist. In allem gibt es viele verschiedene Aktivitäten, die man in Tallinn betreiben kann, daher wird es nie langweilig! 11. Fazit Nachdem ich die Zusage für die „Tallinn University of Technology“ bekommen hatte, haben mich viele gefragt, warum gerade Estland. Jetzt im Nachhinein bin ich jedoch sehr froh, dieses Land gewählt zu haben. Die Kultur und auch die Menschen sind komplett anderer Natur als hier in Deutschland. Solche Erfahrungen sollte jeder einmal erlebt haben. Der Aufenthalt hat mich sprachlich noch einmal um einiges weiter gebracht und auch meine Selbstständigkeit gefördert, da man in vielen Sachen auf sich selbst gestellt ist, jedoch im Erasmus jeder jedem hilft. Jetzt kenne ich so viele Leute aus ganz Europa, die man sonst nie kennengelernt hätte. Da mir dieses Auslandssemester sehr gut gefallen hat, überlege ich bereits jetzt, in meinem Master ein weiteres Semester im Ausland zu verbringen. Für alle, die sich unsicher sind in Bezug auf Estland: Es ist ein wunderschönes Land und die Stadt ist im Wintersemester voller Erasmusstudenten, die alle gute Laune und Stimmung verbreiten. Die Universität ist sehr modern und mit allem notwendigen ausgestattet. Durch die gute Lage, ist es möglich, viel herumzureisen und viel zu entdecken. Tallinn an sich ist vielleicht sehr klein, jedoch hat es trotzdem viel zu bieten: Eine wunderschöne Altstadt, mehrere Parks und die Meeresnähe. Ich würde jeder Zeit für ein Auslandssemester nach Tallinn zurückkehren. 