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37. Ausgabe/70. Jahrgang Herbst/Winter 2015 Auflage: 7000 Stück 2/15 vhsmagazinlauingen mit Aschberg und Wittislingen www.vhs.lauingen.de reportage ...
Author: Volker Geier
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37. Ausgabe/70. Jahrgang Herbst/Winter 2015 Auflage: 7000 Stück

2/15 vhsmagazinlauingen mit Aschberg und Wittislingen www.vhs.lauingen.de

reportage Die Mittermaier‘sche Glasmalereianstalt

neue kurse Chinesisch Schnupperkurs Bewerbungsknigge

fahrten Die Münchner Philharmoniker Der Lauinger Saal im Bayerischen Nationalmuseum

Glasmalerei von Ludwig Mittermaier (Exponat im Heimathaus Lauingen)

Wissen und mehr

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Lauinger Volkshochschule,

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reportage

Persönlich im Bürgerbüro Rathaus, Zimmer 1, EG

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unsere Gesellschaft ändert sich mit wachsender Geschwindigkeit. Was bedeutet das für die Erwachsenenbildung? Die Arbeit der Volkshochschulen richtet sich an alle, die die Schule hinter sich gelassen haben. Erwachsenenbildung findet – anders als die berufliche Fortbildung – in der Freizeit statt und steht damit in Konkurrenz zum wachsenden Medienangebot. Durchschnittlich 221 Minuten pro Tag nutzte jeder Bundesbürger im Jahr 2013 das Fernsehangebot. Dazu kommen noch Internetnutzung und Unterhaltungselektronik. Das Bedürfnis nach Erholung von der Arbeit und Unterhaltung ist legitim. Dieses zu verbinden mit inhaltlicher Qualität und einer pädagogischen Zielsetzung ist unser Ziel. Wenn uns das gelingt, werden Sie das kulturelle Bildungsangebot anderen Freizeitverlockungen vorziehen. Wir verstehen Volkshochschule als Antwort auf das Bedürfnis nach einem Rahmen, in dem Menschen als soziale Wesen Erholung, Erfüllung und Entfaltung finden. Kurse in Kunst- und Kulturtechniken, zu denen auch Kochen gehört, sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Programms. Musik, Sprachen, moderne Medien, Technik, Natur, Gesundheit – all das hat seinen Platz in der Volkshochschule. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Wolfgang Schenk, 1. Bürgermeister

Gertrud Ehrhart, Pädagogische Leiterin vhs

allgemeine geschäftsbedingungen 1. Für alle Anmeldungen gelten unsere Geschäftsbedingungen (AGB). Mit den Anmeldungen werden die AGB Bestandteil des Teilnehmervertrages. Diese liegen für Sie zur Einsicht in unserer Geschäftsstelle bereit. 2. Anmeldungen zu Kursen und Fahrten (schriftlich, telefonisch, per mail, Internet oder persönlich) sind verbindlich. Kostenfreies Rücktrittsrecht gilt bis sieben Tage vor Kursbeginn. Bei Veranstaltungen mit Anmeldeschluss besteht kostenfreies Rücktrittsrecht bis zu diesem Termin. Späterer Rücktritt verpflichtet zur Zahlung der Kursgebühr. Für mehrtägige Fahrten gelten besondere Bedingungen. 3. Ermäßigung erhalten: Schüler, Auszubildende, Studenten, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, sofern Ermäßigung nicht ausgeschlossen ist. Bei Anmeldung Bescheinigung (auch Kopie) beifügen bzw. spätestens eine Woche nach Kursbeginn vorlegen. (z. B. Schülerausweis, Immatrikulationsbescheinigung, Leistungsnachweis). Spätere Rückerstattung der zuviel bezahlten bzw. abgebuchten Kursgebühr ist ausgeschlossen! Beachten Sie bitte die Hinweise für jede Veranstaltung. 4. Rückzahlung von Gebühren erfolgt nur bei

Kursausfall. Die vhs behält sich vor, bei zu geringer Beteiligung, bei Ausfall eines Kursleiters oder aus anderen Gründen Kurse entfallen zu lassen, mit anderen zusammenzulegen oder Kurse zu kürzen. Ein weitergehender Schadensersatzanspruch ist ausgeschlossen. In Absprache mit dem vhs-Leiter können bei zu geringer Teilnehmerzahl Gebühren aufbezahlt oder der Kurs gekürzt werden. Eine vereinbarte Aufzahlung oder Kürzung eines Kurses bei zu geringer Teilnehmerzahl bleibt auch dann bestehen, wenn sich weitere Teilnehmer anmelden. 5. Haftung: Keine Haftung für Unfälle, Verluste und Schäden, die Hörern durch den Besuch der vhs-Veranstaltungen entstehen. 6. Bescheinigungen: Die Kursleiter führen Anwesenheitslisten. Teilnahmebestätigungen erhalten die TeilnehmerInnen auf Anfrage von Ihrem/Ihrer KursleiterIn. Der Buchungsbeleg bei den Bankauszügen gilt als Quittung. 7. Beratung: Auskunft zu Kursen erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle und telefonisch. Für einen Teil der Kurse erstellen wir Infoblätter. 8. Unterrichtsfreie Tage: Schulfreie Tage und Schulferien gelten auch für vhs-Kurse, soweit nichts anderes vereinbart wurde.

Abb.-Nachweis: S. 4/5 Stadtarchiv; S. 6 Manfred Beathalter, privat; S. 7 Bayerisches Nationalmuseum München, Foto: Haberland, Walter; S. 9 privat; S. 10/12/14/16/17/21/22 privat; S. 13 Christiane Henzler

Anmeldungen sind sofort nach Erscheinen des vhs-magazins mit nebenstehendem Anmeldeformular möglich.

Schriftlich – per Post oder Fax Dazu das ausgefüllte Anmeldeformular mit Lastschriftmandat an die jew. vhs senden. vhs Lauingen Herzog-Georg-Str. 17, 89415 Lauingen Fax: 09072/998-197 vhs Wittislingen Marienplatz 6, 89426 Wittislingen Fax: 09076/91202 vhs Aschberg Hochstiftstr. 2, 89438 Holzheim Fax: 09075/9509-23

kalendarium

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kultur/geschichte

7 – 8

musik sprachen

9 10 – 11

berufliche bildung

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natur/technik/freizeit

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kreatives gestalten

14 – 16

pädagogik/psychologie sport/gesundheit

16 17 – 20

essen & trinken

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vhs-Anmeldeformular Ich melde mich verbindlich zu folgenden Kursen an: Teilnehmer 1:

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Name, Vorname:...................................................................................................................................... Adresse:.................................................................................................................................................. Telefon: ................................................................................... Geburtsjahr:............................................. Teilnehmer 2:

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Bezahlung Ich überweise die Kursgebühr bei Kursbeginn. Ich möchte, dass die Kursgebühr von meinem Konto eingezogen wird. SEPA-Lastschriftmandat liegt bereits vor

verwaltung Pädagogische Leitung: Gertrud Ehrhart Mitarbeiterin: Monika Wohl Rathaus, Zimmer 229, 2. OG Tel. 09072/998-127 Fax 09072/998-198 E-Mail: [email protected]

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Online-Anmeldung: www.vhs.lauingen.de Nutzen Sie unser Online-Anmeldeformular!

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Telefon: ................................................................................... Geburtsjahr:.............................................

impressum Herausgeber: Volkshochschule Lauingen Konzept und Gesamtproduktion: musselmann wulz intermedia gbr, 89407 Dillingen Tel.: 09071.70559-0, www.mwici.de Anzeigenakquisition: F. Ullrich Anzeigensatz: F. Ullrich Redaktionsleitung/Bildredaktion: T. Wulz Druck: ROCH-DRUCK GmbH, 89407 Dillingen

Geschäftszeiten Montag – Mittwoch: 8.30 – 16.30 Uhr Donnerstag: 8.30 – 17.45 Uhr Freitag: 8.30 – 12.00 Uhr

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reportage Bescheidene Anfänge, bedeutende Aufträge

Die Mittermaier'sche Glasmalereianstalt Das Thema des letzten Heftes waren die Lauinger Straßennamen. Die Fortsetzung sollte Lauinger Persönlichkeiten gewidmet sein. Da hätte sich noch manch Überraschendes zutage bringen lassen. Andererseits war zu bedenken, dass sich zwischen den großen Persönlichkeiten einerseits und den lokalen Berühmtheiten andererseits nicht ohne weiteres die richtige Mitte finden lässt. Vielleicht kann man in einem Zeitungsartikel leichter darüber plaudern. Anlass für die Umorientierung war nicht zuletzt das Echo auf die kleine Ausstellung über die Firma Baas, die letztes Jahr ihr 100jähriges hätte feiern können. Nun wäre letztes Jahr auch der 150-jährige Todestag von Ludwig Mittermaier zu begehen gewesen. Aus verschiedenen Gründen musste von einer Ausstellung Abstand genommen werden – und auch das, was heuer versucht wird, kann sich nur im Rahmen einer Kleinveranstaltung präsentieren. Ausstellungen kosten Geld. Der Etat des Heimathauses entspricht dem, was die Museen anderer vergleichbarer Städte allein für Werbung ausgeben. So bleibt nur der Versuch im Kleinen. Dennoch: Einer muss den Punkt machen und die Leistung Ludwig Mittermaiers noch einmal ins Gedächtnis rufen. Wir wollen es im Rahmen einer Firmengeschichte versuchen, die über ein halbes Jahrhundert reicht. Dabei werden wir entdecken, dass die Leistung dieses Mannes in staunenswertem Maße alles übertrifft, was seinerzeit möglich schien. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, durch eine mutige Rettungstat seit dem 10. Lebensjahr „stocktaub“ (wie man das damals nannte), weder im Besitz höherer Bildung noch technisch vorgebildet durch ein Handwerk, das zur späteren Profession hätte hinführen können (etwa als Porzellan- oder als Emailmaler) hat dieser Mann ein Unternehmen begründet, das zu seiner Zeit weithin Beachtung fand und Lauingen wieder zurückholte in die weite Welt. Damit sind wir abermals bei den Wechselfällen der Lauinger Geschichte. Der Bau des Rathauses symbolisiert den Aufschwung der Stadt am Ende des 18. Jahrhunderts. Es ist kein Zufall, dass die aus Ravascletto (Friaul) stammende Handelsfamilie Zenetti 1795 neben Wertingen ein Geschäft in Lauingen aufmachte. Auch von den drei Brüdern Mittermaier, die aus einem Wertinger Malerbetrieb stammten, ist einer, Martin, nach Lauingen gezogen. Einer, Ludwig, blieb in Wertingen, einer, Bernhard, ließ

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sich in Thannhausen nieder. Lauingen erlebte damals eine letzte Blüte in Handel und Wandel. Damals galt: Lauingen zieht an! Mit dem Verlust der Sonderrechte im neuen Bayern einher geht der Abstieg in die Zweitklassigkeit. Es entwickelt sich bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Abwärtsspirale, der sich kaum ein Gewerbe entziehen kann. Die Diskrepanz zwischen dem noch erlebten Glanz und der misslichen Gegenwart

bild gewährt. Anfangs noch ein „wilder“ Leser, der alles liest, was er in die Hand bekommt; dann aber doch ein Bücherfreund, der sein Thema findet (die Welt der Sagen und der Geschichte), seinen Geschmack bildet und einen eigenen (zugegebenermaßen: etwas umständlichen) Stil entwickelt. Gewiss, die Vorbilder lassen sich benennen, insbesondere der Volksschriftsteller Christoph von Schmid. Ab 1845 schreibt Ludwig Mittermaier eine Reihe von Geschichten

stellungswand wurde. Daneben stand der junge Autor immer auch in Kontakt mit den großen Sagensammlern seiner Zeit, mit Ludwig Bechstein und den Brüdern Grimm, mit Prof. Schöppner, der später von Mittermaiers Sagensammlung geradezu plagiatorisch Gebrauch machte, und dem Herausgeber des Nibelungenliedes Friedrich Heinrich von der Hagen. Und damit sind wir bei einem denkwürdigen Kapitel Lauinger Geschich-

Bernhard Mittermaier II, Glasfenster "Patrona Bavariae" (1906) im Treppenhaus des Lauinger Rathauses. erklärt das wunderliche Faktum, dass die 1790/91 geschriebene Chronik von Stanislaus Mayr noch bis in die 40er Jahre abgeschrieben und der Bezug zur leidigen Gegenwart konsequent ausgespart wurde. Es ist unserem ehrenamtlichen Stadtarchivar, StD i.R. Hermann Müller zu verdanken, dass in mühseligen Vergleichen nicht nur die komplizierte Überlieferungsgeschichte dieser Chronik nachgewiesen werden konnte, sondern dass aus den verschiedenen Fassungen auch die geistige und materielle Verfassung der Zeitgenossen herausgelesen werden kann. Auch ein Ludwig Mittermaier träumte 1849 davon, das „öde“ Lauingen zu verlassen und nach Amerika auszuwandern. Das hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass er als Maler und Anstreicher, als Vergolder und Dekorationsmaler kaum sein Leben fristen konnte. Die Familienchronik aus dem Hause Mittermaier und das von Frau Daub im Rahmen einer Zulassungsarbeit mühsam entzifferte Tagebuch künden von einer fortdauernden Schuldenmisere. Wie hat sich nun unser Mann aus diesem Elend herausgewunden? Es ist das Buch, das ihm Trost und Hilfe, Gegenwelt und Gegen-

und Erzählungen, die durchaus dem Publikumsgeschmack entsprechen und den jungen Mann hoffen lassen, er könne von der Schriftstellerei leben. Dazu hat es dann doch nicht gereicht. Allerdings: die heutige Kritik an dieser biedermeierlichen Literatur ist wohlfeil. Was Frau Daub an kleinen Schriften aufgespürt und aufgelistet hat, daran muss der früh verstorbene Volkskundeprofessor Günther Kapfhammer seine helle Freude gehabt haben: eine Literatur – so formuliert es Jörg Mager im Jahrbuch des Historischen Vereins von Dillingen 1971, S. 142 –„die nie erfasst wurde und gar nicht mehr erfasst werden kann, weil sie (zum größten Teil, B.E.) zerlesen wurde.“ In einer Art Selbstfindungsprozess hat Ludwig Mittermaier seine Vorliebe für die Welt der Sagen entdeckt. 1849 erscheint – anonym – der erste Band seines Sagenbuches, 1851 der zweite. Frau Daub hat in ihrer ungemein verdienstvollen Arbeit vor allem die Beschäftigung mit der Sage vom Lauinger Riesenschimmel dokumentiert. Diese Sage lieferte auch die Textpartien an der Außenwand der Schimmelwirtschaft, deren Fassade sozusagen zu einer Aus-

te: die Korrespondenz eines Lauinger Handwerkers mit den literarischen Größen seiner Zeit. In Adalbert Stifter und Friedrich Hebbel, in Hans Christian Andersen und Justinus Kerner, in dem Pestalozzifreund und Schriftsteller Johann Heinrich Daniel Zschokke, in dem damals berühmten Anastasius Grün und dem Orientalisten Freiherr von Hammer-Purgstall findet Ludwig Mittermaier verständnisvolle Gesprächspartner und vielfältige Unterstützung. Es wird für immer ein Rätsel bleiben, wie dieser unbemittelte Mann – ohne die heute üblichen Hilfen (Adressbuch, Internet) – Zugang gefunden hat zu den Häusern und zu den Herzen dieser damals hoch angesehenen Autoren. Für einen Moment wird Lauingen ein Archiv der deutschen Gegenwartsliteratur (wobei „deutsch“ schon noch etwas weiter ausgreift und Österreich und die Schweiz mit einschließt). Als Johann Rauschmayr für einen Aufsatz in der „Schwäbischen Heimat“ Nr. 1, 10. Jahrgang, Jan. 1934 dieser Korrespondenz nachspürte, war sie schon zum größten Teil unauffindbar; der Rest ging – bis auf die Geschäftskorrespondenz – während des Krieges verloren.

Die Begeisterung für Geschichte findet in Ludwig Mittermaiers zweitem Sagenband von 1851 beredten Ausdruck. In diesem Jahr hatte aber auch schon die Umorientierung des jungen Literaten zur Glasmalerei begonnen. Über das Erweckungserlebnis rätselt man noch heute: Warum die Glasfenster von Herrenberg und nicht die von Ulm als „Erleuchtung“? Welche Glasfenster in Nördlingen sind gemeint, wenn die von St. Georg im 19. Jahrhundert schon ausgebaut waren? Die einzelnen technischen Schritte, die mühsamen Versuche, die durchaus beachtenswerten Erfolge – all das schildert Ludwig Mittermaier in dem von Frau Daub dankenswerter Weise edierten Tagebuch sowie auf den drei Glasplatten, die 1861 im Turmknopf des Martinsmünsters deponiert worden waren. Im Zuge der Außenrenovierung von 1953 bis 1955 wurden diese Glasplatten dem Turmknopf entnommen, von Frl. Theresia Steinle abgeschrieben und „zur weiteren Aufbewahrung zurückgelegt“ (so steht es in der Arbeit von Frau Daub S. 228 – und damit wäre auch die Frage nach dem weiteren Verbleib dieser Platten, die uns so lange umgetrieben hat, beantwortet). Als „armer Maler aus Lauingen“ – so in den Tagebüchern des Kölner Kunstsammlers Sulpiz Boisserée – bittet er Gott und die Welt um Material, Bücher, Hinweise, Tipps. Er findet Porzellanmaler, Werkstättenbesitzer, Sachautoren, die ihm bereitwillig helfen. Und all das wird nun in einem dreijährigen mühsamen und gefahrvollen Experimentieren durchprobiert. Dass neben dem Malergeschäft, neben den aufwendigen Versuchen, neben der schwierigen Lektüre noch Zeit herausgeschunden wurde zu einer weitreichenden Korrespondenz, das ist kaum nachzuvollziehen. Als Autodidakt erfindet Ludwig Mittermaier vieles für sich ganz neu; daneben sind aber auch die vielen anderen, die dem Geheimnis der mittelalterlichen Glasmalerei nachspüren und die für sich beanspruchen, sie hätten als erste dieses Geheimnis entdeckt. Dieses Geheimnis ist aber ein Universum: Glasfärbung, Glasmalerei, Glasmosaik, Fassung. In der Literatur findet sich nur selten der entscheidende Begriff: die Neuentdeckung des Überfangglases, das ja erst die leuchtenden Farben möglich machte. Dieses Verfahren war – so erfuhr man bei der Ausstellung über die Glasfenster im Ulmer Münster – tatsächlich in Vergessenheit geraten und nur in Wappen- und Schützenscheiben hatte die Glasmalerei vereinzelt fortbestanden. Man mag nun

die Originalität Ludwig Mittermaiers in Zweifel ziehen – in der Tat kann die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Glasmalerei und ihre technische Umformung nur als eine Art Polygenese gesehen werden – , sicher ist: er hat mit Gottes und guter Menschen Hilfe sich diese alte Technik in nur drei Jahren angeeignet und ausgehend davon einen Werkstattbetrieb aufgebaut, der an seinem Lebensende den großen Münchner Werkstätten kaum nachstand. Aus dem Bücherfreund ist nun ein Glaskünstler, aus dem „Erfinder“ ist ein Unternehmer geworden. Und das ist ja noch sonderbarer als alles, was wir kennen: aus einer literarischen Ambition wird eine handwerklich-technische Profession, aus einem Traum (nicht aus einer Geschäftsidee) wird ein Unternehmen. Wenn die meisten deutschen Unternehmen erst im Führungsdual von Erfinder auf der einen und Kaufmann auf der anderen Seite (etwa bei Ködel & Böhm) glücken, so hat Ludwig Mittermaier sich neben den technischen Gegebenheiten ja auch die kaufmännischen Voraussetzungen erst mühsam erarbeiten müssen (ein Grund wohl auch, warum es so lange braucht, bis er aus der Schuldenmisere herauskommt). Nun mögen 1848 und 1849 die Versuche zur Gründung einer Zeitung („Der schwäbische Kourier“) bzw. zur Etablierung einer Druckerei die spätere Unternehmerexistenz schon vorbereitet haben, erst 1853 ist es so

weit, dass der Schritt zur Gründung der nach 1850 mit der Auswanderung nach „Mittermaier'schen Glasmalerei“ getan Amerika. Dabei ist Godeffroy kein bloßer wird. Woher kommt aber nun das Geld Geldmensch. 1860 gründet er ein völfür die Investitionen? In immer größe- kerkundliches und naturwissenschaftliren Dimensionen mobilisiert der immer ches Museum. Diese Unternehmerpernoch junge Firmengründer die nötigen sönlichkeit hat Ludwig Mittermaier zu gewinnen verstanden. Geldgeber. Zuerst helfen Peter Sailer, Man müsste wirklich in den Wirtschaftsarder Kannenwirt; der Baron von Süskind chiven nachforschen. von Bächingen; der Überhaupt wäre ein aus österreichischem Teil der MittermaierHochadel stammende schen Korrespondenz Anastasius Grün (in ja noch zu rekonstruWirklichkeit Anton ieren aus den ArchiAlexander Graf von ven seiner Geld- und Auersperg). Dann Auftraggeber, aus sind es erste Aufträden Nachlässen von Dichtern und Literage der Grafen Fugger ten, aus einschlä(Hauskapelle in den gigen Firmen- und Fuggerhäusern in Ludwig Mittermaier Wirtschaftsarchiven Dillingen) und des österreichischen Freiherrn Joseph von und nicht zuletzt aus den (leider nicht Hammer-Purgstall. Schließlich gelingt adressierten) Briefentwürfen in seinem es Ludwig Mittermaier, einen richtigen Tagebuch. Wagnis-Kapitalgeber zu gewinnen, Zu Beginn der 1860er Jahre hat der junden Hamburger Kaufmann und Reeder ge Unternehmer sozusagen die Wende Johann Cesar VI. Godeffroy. Der ist ab geschafft. Mit dem Erwerb und dem 1842 eigentlicher Leiter des Unterneh- Umbau der Schimmelwirtschaft ist die mens „J.C. Godeffroy und Sohn“, 1856 Reihe der Baumaßnahmen (Umbau des Inhaber der größten hamburgischen Elternhauses, das ja eigentlich nur der Reederei mit eigener Werft und 27 Stadel der Schimmelwirtschaft war; Schiffen und eigentlicher Mitbegründer Anbau mit Maleratelier, Ausbau der der späteren Hapag. Das Unterneh- Schimmelwirtschaft samt Eiskeller und men hat Niederlassungen in Nord- und Kegelbahn) abgeschlossen. Das UnterSüdamerika, auch in der Karibik. Das nehmen floriert. große Geld macht es in dem Jahrzehnt Während das Tagebuch voller Selbst-

zweifel ist und alle Misserfolge unbarmherzig notiert, stellt sich die Mittermaier'sche Glasmalereianstalt für Durchreisende und Besucher als florierendes Unternehmen dar. Der Bericht des C. Andreä ist in dieser Hinsicht bezeichnend. Die Schulden, die den jungen Firmenchef drücken, sind immer noch da. Aber Anfang der 1860er Jahre hat es Ludwig Mittermaier geschafft. Der Stolz über diese Leistung drückt sich auch in dem Text aus, den unser Genie für den Turmknopf des Martinsmünsters auf Glas geschrieben (gebrannt?) hat. Dort ist nicht nur die Rede von den Material- und Verfahrenserfindungen im Zusammenhang mit der Glasmalerei, sondern auch von Materialien wie Dachpappe oder einer Art Weichmasse (ähnlich unserem Silikon). Auch mit der Photographie scheint Mittermaier experimentiert zu haben. Nur nebenher erfahren wir aus dem Tagebuch, dass Ludwig Mittermaier auch in Verbindung stand mit den großen Zeichnern und Malern der Zeit, mit Moritz von Schwind, mit Ludwig Richter, mit Adolph Menzel. Vor allem letzterer scheint einen Narren gefressen zu haben an diesem eigenwilligen und unbeirrbaren Mann im fernen „Bayern“ (wie das halt so ein Berliner sieht). Großzügig überließ er ihm Holzstiche aus der berühmten Illustrationenfolge zu Kuglers „Geschichte Friedrichs des Großen“. Im Arkadenhof zwischen Mittermaier-Haus und Gastwirtschaft

„Zum Schimmel“ veranstaltete Ludwig Mittermaier Ausstellungen für die Lauinger. So kommt zu allem noch seine Bedeutung als „Kunst-Erzieher“ und Kunst-Theoretiker, der manche der Einwände gegen die neue Glasmalerei schon realisierte und darauf antwortete. Als Ludwig Mittermaier am 24.2.1864 – erst 37 Jahre alt – starb, hatte er die Grundlagen geschaffen für das Fortbestehen der Lauinger Glasmalereianstalt bis zur Jahrhundertwende. Dann war Schluss. Die Neugotik galt als abgetan. Der handwerkliche Glasmalereibetrieb war gegen die Münchner Großbetriebe nicht mehr konkurrenzfähig. Das Material Glas, auch Farbglas, war Alltagsware geworden. Und fünfzig Jahre später hätte nur wenig gefehlt, und der Denkmalschutz hätte am liebsten die Kirchenfenster von St. Martin ganz entfernen lassen. Zehn Jahre nach Gründung des Textilhauses Mittermaier setzt fast in unmittelbarer Nachbarschaft ein Geschäftsmann, Carl Schmid, zu einer Unternehmensgründung an, die in ihren Dimensionen noch weit über die Mittermaier'sche Glasmalereianstalt hinausging: die Bayerische Couvertfabrik Lauingen. Ein Zufall? Eher nicht. Hier hatte einer das Beispiel einer ungewöhnlichen Unternehmerpersönlichkeit vor Augen. Wie es mit dieser Firmengründung weiterging, soll im nächsten Heft dargestellt werden. (StD i.R. Bernhard Ehrhart)

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