15. FIBRE based solutions for tomorrow s products

PTSNEWS FIBRE based solutions for tomorrow‘s products Zukunftsprojekt „Faser + Papier 2030“ erfolgreich abgeschlossen » Interview: Verpackung & Kon...
22 downloads 0 Views 2MB Size
PTSNEWS

FIBRE based solutions for tomorrow‘s products

Zukunftsprojekt „Faser + Papier 2030“ erfolgreich abgeschlossen

» Interview: Verpackung & Konformität – Angebote der PTS für einen dynamischen Markt » Interview: Druck und funktionale Oberflächen – Trends und Dienstleistungen der PTS » Bachelorarbeit: Innovativer Füllstoff – Nanocomposite aus dem Extruder » Schaumstrich: In situ Erzeugung von Hohlraumstrukturen für Strichschichten » Verpackungen in neuem Glanz: Papieroberflächen mit hoher gerichteter Reflexion

www.ptspaper.de

02/15

„FASER & PAPIER 2030“: ZUKUNFTSREISE EINER BRANCHE ERFOLGREICH ABGESCHLOSSEN

D

ie Papierindustrie als europäischer Innovationsmotor hat bereits mit der CEPI-Roadmap 2050 und dem CEPI Two-Team Project wichtige technologische und umweltfokussierte Trends gesetzt. Mit dem nationalen Projekt „Faser & Papier 2030“, das auf das Erkennen zukünftiger Bedarfe und neuer Anwendungsfelder ausgerichtet war, ist es der gesamten Wertschöpfungskette Papier gelungen, einen weiteren Blick in die Zukunft des Werkstoffs und der Branche zu werfen. Die Erkenntnisse der beiden CEPI-Aktivitäten flossen direkt in die Kernteamarbeit des neuen Projektes ein. Dort engagierten sich Vertreter von Branchenverbänden und Unternehmen über eine Projektlaufzeit von 15 Monaten. Zentrale Herausforderung für alle Akteure war die Frage: Wie lassen sich für das Jahr 2030 Zukunftsmärkte und neue Geschäftschancen so beschreiben, dass daraus nutzbares Wissen für strategische Weichenstellungen und neue attraktive Handlungsoptionen entstehen? Zukunftslotse Thomas Strobel (FENWIS GmbH) und PTS-Projektleiter Anatoli Davydov moderierten das Projekt nach der Methodik der „Retropolation“ (Abbildung 1) in Form einer simulierten Zeitreise nach 2050. Beim Blick zurück auf 2030 wurden 8 zukunftsrelevante Themenlandschaften erarbeitet: Ernährung, Gesundheit & Hygiene, Mobilität, Information/Kommunikation/Bildung/ Wissen, Logistik, Zukunftsstadt & Architektur, Wohnen & Arbeiten, sowie Allge-

1

„Zeitreise nach übermorgen“ „Perspektiven 2030“

Bild heute

3 ?

2014

Bedarf bis 2030

2030

„Blick zurück auf Morgen“ Zukunfts2 bild 2050 Dokumentierte Prämissen

2050

Abb. 1: Methodik der Retropolation: „35 Jahre nach vorne und 20 Jahre zurück“ (Quelle: fenwis)

meine Randbedingungen. Sechs Ideen-Workshops mit insgesamt 103 Teilnehmern aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Branchen lieferten zunächst knapp 1.500 Ideen für neue Geschäftschancen. Durch Konsolidierung entstand eine Sammlung mit insgesamt 640 Geschäftsideen. 375 davon sind papiernah, d.h. sie können auf der Grundlage des heutigen Know-hows der Wertschöpfungskette Papier realisiert werden. 275 gelten als papierfern. Sie sind als erkennbarer Bedarf attraktiv, aber Beiträge der Wertschöpfungskette Papier müssen erst noch geklärt oder durch Forschungsarbeit erschlossen werden. Die Projektergebnisse wurden Ende Juni, auf der ZELLCHEMING 2015 zusammen mit der veröffentlichten Broschüre „Faser & Papier 2030 – Nachwachsende Zukunft gestalten“, veröffentlicht. Ausgewählte

Workshop zum Thema Am 2. November 2015 findet an der PTS in München der FPT-Workshop „Perspektiven 2030-Zukunftsmarkt Papier“ statt. Expertenvorträge zu Trends in Verpackung, Mobilität und Architektur geben Impulse für neue Perspektiven. In Gruppenarbeiten werden die Workshop-Teilnehmer anschließend an neuen Anwendungen und Geschäftsmodellen arbeiten. Sie sind neugierig auf Zukunftsmärkte? Wir nehmen Sie mit in die Zukunft! Details zur Anmeldung erhalten Sie auf der PTS-Homepage www.ptspaper. de oder direkt bei Herrn Anatoli Davydov.

Abb. 2: Weitere innovative Ideen sind Rekultivier- und Hydropapiere für Aussaat und Aufzucht von Jungpflanzen und smarte faserbasierte Verbandsmaterialien mit integrierter Indikatorfunktion (Quelle: 123RF)

2Y

PTS NEWS 02/2015

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

Inhalte präsentiert die Webseite www. faser-papier-2030.de als Angebot zu gemeinsamem Handeln für die Zukunft. Die Vorstellungen für zukünftige Anwendungen mit faserbasierten Werkstoffen reichen weit: so sind bereits heute feuerfeste Innenverkleidungen in Flugzeugen und tiefziehfähige Papierelemente für den Karosseriebau in der Themenlandschaft Mobilität denkbar. In der Architektur sind Außenfassaden mit faserbasierten Anbauflächen vorstellbar, genauso wie Papierkugeln als Schüttung für Boden- oder Wand-Dämmung oder papierfaserverstärkter Beton für höhere Lebensdauer und Gewichtseinsparung.

In der Logistik der Zukunft sind Verpackungsmaterialien besonders interessant, die sich automatisch an die Größe des Packgutes anpassen, und so Transportvolumen und CO2-Emissionen einsparen lassen. Papier wird als nachhaltig erzeugbarer, biobasierter Werkstoff aus vielen Bereichen des täglichen Lebens zukünftig nicht mehr wegzudenken sein. Dazu ist jedoch der Erfahrungsaustausch in interdisziplinären Netzwerken eine wichtige Voraussetzung. Denn nur so können einerseits wichtige Informationen zu Anforderungsprofilen gesammelt und andererseits Entwickler, Konstrukteure

und Designer frühzeitig in die neuen Gestaltungsmöglichkeiten mit „Papier der Zukunft“ mit einbezogen werden. Frei nach dem Motto der erfolgreich abgeschlossenen Projektarbeit „Das Denkbare machen, statt das Machbare denken!“, sind Sie sehr herzlich eingeladen, mit uns den Weg in die Zukunft zu gestalten. Bei Interesse an Innovations-Workshops, der Teilnahme an branchenübergreifenden Innovationsinitiativen und Maßnahmen zur Ideenumsetzung, freut sich Herr Anatoli Davydov als Ansprechpartner auf Ihre Fragen und Wünsche.  Anatoli Davydov [email protected]

VERPACKUNG & KONFORMITÄT: ANGEBOTE DER PTS FÜR EINEN DYNAMISCHEN MARKT GESCHÄFTSBEREICHSLEITER RALF GERICKE IM INTERVIEW

P

TS-News: Verpackungen sind ein weites Feld, von der Umverpackung aus Wellpappe bis zur hochspezialisierten Faltschachtel für hochwertige Produkte. In welchen Anwendungsbereichen setzt die PTS hier ihre Schwerpunkte? Ralf Gericke: Ausgangspunkt für uns ist die hohe Attraktivität von Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton, die vom Konsumenten sehr hoch geschätzt wird. Das Material wird aufgrund seiner Haptik und seiner umweltfreundlichen Eigenschaften bevorzugt, das belegen viele Studien. Dieses positive Image zu erhalten und auszubauen ist eine hohe Verantwortung, der wir uns in dem Geschäftsbereich Verpackungen & Konformität stellen. Einen Schwerpunkt setzen wir auf Lebensmittelverpackungen. Dabei geht es vor allem um eine verbesserte Funktionalität der Papiere. Jüngstes Beispiel sind hier die gestrichenen Barrieren, nicht nur gegen Mineralöl, sondern auch gegenüber Fett, Öl, Sauerstoff und Wasserdampf. PTS-News: Das heißt, Sie arbeiten weniger an der Umverpackung und Logistik, sondern fokussieren auf Produktverpackungen, also das Gesicht, das die Verpackung dem Konsumenten zeigt?

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

Ralf Gericke: Nicht ganz. Das Thema Logistik decken wir bei Bedarf mit Partnern ab. Die Umverpackung, insbesondere wenn es sich um Wellpappe handelt, spielt bei uns dagegen eine große Rolle, ganz aktuell beispielsweise in einem neuen Forschungsprojekt. Wir sind gerade dabei, eine Laboranlage für einseitige Wellpappen zu planen, um Themen wie Planlage und Feuchtemanagement zu bearbeiten. Das ist ein starkes Wachstumsfeld, in dem viele Entwicklungen passieren. Generell kann man sagen, dass wir uns auf Material- und Verfahrensfragen konzentrieren. Nicht vergessen darf man auch Packhilfsmittel wie Etiketten und Klebebänder wie überhaupt den gesamten Bereich der Klebtechnik. Aufgabenstellungen aus diesem Bereich werden durch uns ebenfalls bearbeitet. PTS-News: Eine Verpackung hat vielschichtige Aspekte. Da sind zunächst natürlich das Material, das Design und die Funktionalität. Dazu kommen Fragen der Bedruckbarkeit sowie der Be- und Verarbeitungsprozesse. Welche Unterstützung kann die PTS den Unternehmen in der Wertschöpfungskette bieten? Ralf Gericke: Wir sehen uns als Innovationsbegleiter in enger Kooperation mit den Industrieunternehmen, um gemein-

Die neuen Geschäfts­ bereiche der PTS In der Ausgabe 01/2015 der PTSNews wurden die neuen Geschäftsbereiche der PTS im Überblick dargestellt und mit Materialprüfung & Analytik einer davon ausführlich vorgestellt. Wir setzen in dieser Ausgabe diese Reihe fort und stellen die Angebote der Geschäftsbereiche Verpackung & Konformität sowie Druck & funktionale Oberfläche vor. In der nächsten Ausgabe werden wir Fasern + Composite und Papierwirtschaft 4.0 vorstellen.

PTS NEWS 02/2015

Y3

Geschäftsbereichsleiter Ralf Gericke (links) mit seinem Team (Quelle: PTS)

sam werkstoffliche Lösungen zu erarbeiten. Wir bieten Ingenieursdienstleistung für die Industrie, von der Beratung über die Entwicklung in unseren Technika bis zur Implementierung in die Produktion. Beratung beginnt bereits bei der Frage, welche Produkte überhaupt Sinn machen, ob bestimmte Funktionen auch mit dem Werkstoff Papier erreichbar sind. Hierbei kann Papier auch seine werkstofflichen Grenzen verlassen und plastische Eigenschaften aufweisen. Beispielsweise untersuchen wir derzeit in dem transnationalen Forschungsprojekt ACTIPOLY Möglichkeiten zur thermischen Verformbarkeit von Papier. Also statt zu stanzen, falten und verkleben, das Papier über einen Tiefziehprozess zu einem Tray zu verarbeiten. Es wäre ein großer Schritt für die gesamte Branche, wenn Papier anderen Umform- und Verarbeitungstechniken zugänglich gemacht werden könnte. Heute sind wir in vielen Fällen gezwungen, ein Verbundmaterial einzusetzen, das teuer und oftmals schwer rezyklierbar ist. Die benötigte Funktionalität mittels neuer Verfahrenstechniken direkt mit Papier zu erreichen wäre ein großer Fortschritt. Daran arbeiten wir. PTS-News: Wäre das auch ein Weg, Papier stärker in Konkurrenz zu flexiblen Verpackungen aus Kunststoffen zu positionieren? 4Y

PTS NEWS 02/2015

Ralf Gericke: Ich würde das nicht als Konkurrenz sehen, sondern es sind einfach verschiedene Lösungen. Letztlich entscheidet der Konsument, ob er lieber eine Folie nutzt, oder ob er ein papierbasiertes Material bevorzugt, das die Funktion genauso gut erfüllen kann. Kunststoff hat seine eigenen Funktionalität, Papier besticht vor allem durch seine attraktiven Materialeigenschaften, die Haptik und durch seine hohe stoffliche Wiederverwertungsrate. PTS-News: Ihr Geschäftsbereich trägt neben „Verpackungen“ den Begriff „Konformität“ im Namen. Was verstehen Sie darunter und welche Dienstleistungen sind hiermit verbunden? Ralf Gericke: In erster Linie geht es hierbei um das Thema Lebensmittelkonformität, also darum, den Übergang von unerwünschten Stoffen in die Lebensmittel zu verhindern. Dahinter verbergen sich zahlreiche analytische Untersuchungen, die wir als Dienstleistung anbieten. Konformität fassen wir aber weiter und verstehen darunter auch das Sicherstellen der Weiterverarbeitbarkeit von Verbundoder gestrichenen Barrierematerialien in Verpackungsmaschinen, Abpackmaschinen oder Schlauchbeutelmaschinen. Hier bieten wir u.a. Troubleshootings an, um Produktionsstörungen zu minimieren. PTS-News: Eine weitere Anforderung –

nicht nur aber auch für die Verpackung – ist die Sicherstellung einer hohen Produktqualität. Wie hilft die PTS hierbei den Unternehmen? Ralf Gericke: Wir bieten in unseren Laboratorien sehr umfangreiche und weitgehende Analysen an. Das betrifft alle Fragen der Migration, Barriereuntersuchungen von z.B. Wasserdampf über Fett bis zu Sauerstoff und Mineralöl. Aber auch Untersuchungen in den klassischen Verarbeitungsverfahren Rillen, Stanzen, Schneiden spielen bei uns eine Rolle. In diesem Feld neu hinzugekommen sind die Verfahren für individuelle Zuschnitte und Formgebung, also bis hin zur Losgröße 1 bei Verpackungen. Beispielsweise arbeiten wir in Kooperation mit dem Bayerischen Laserzentrum an der Laserbearbeitung von Verpackungspapieren. Beim Thema Produktqualität helfen wir auch mit Gutachten und Expertisen weiter. Das ist sehr wertvoll bei der Reklamationsbearbeitung. Hier können wir als neutrales und unabhängiges Institut Einschätzungen geben, woher das Problem rührt und gleichzeitig weiterhelfen, um das Problem zu beseitigen. Ein Beispiel ist die Prüfung von Gefahrgutverpackungen. Hierfür sind wir ein Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) anerkannter Fremdüberwacher. PTS-News: Neutralität und Unabhängig-

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

keit berühren schon die Frage nach den Alleinstellungsmerkmalen der PTS im Verpackungsbereich. Denn hier tummeln sich viele Dienstleister mit zum Teil hochspezialisiertem Know-how. Warum sollten Hersteller und Anwender von Verpackungen zur PTS gehen? Ralf Gericke: Die PTS ist in einzigartiger Weise mit dem Material Papier verbunden und besitzt ein sehr hohes Material-Know-how. Dieses Wissen ist auch immer aktuell, da wir im Unterschied zu Ingenieurbüros stark forschungsgetrieben sind und damit eigenes, originäres Wissen schaffen. Das heißt, wir sind weder Forschungsinstitut noch Ingenieurbüro, sondern bieten eine Kombination beider Angebote und Fähigkeiten aus einer Hand. Hinzu kommt, dass wir tiefes Wissen über Material und Verfahren sowohl in der Papiererzeugung wie in der Papierverarbeitung besitzen. Diese Konstellation findet man so sicher kein zweites Mal. PTS-News: An welchen Fragestellungen im Bereich Verpackungen & Konformität wird an der PTS aktuell geforscht? Ralf Gericke: Ein Beispiel hatte ich bereits erwähnt, das Projekt ACTIPOLY, bei dem es um die thermische Verformbarkeit von Papier geht. Ein zweiter Forschungsschwerpunkt ist das kontaktlose Bearbeiten von Papier mittels Lasertechnik. Daneben beschäftigen wir uns in der Forschung weiter mit dem Thema gestrichene Barrieren, hier besteht nach wie vor hoher Handlungsbedarf. Wir arbeiten heute schon eng mit den Verbänden und unterschiedlichen Gremien zusammen, zum Beispiel im Bereich Wellpappe, Faltschachteln und Etiketten Kurzfristige Trends bekommen wir zudem über die vielen Mess- und Prüfanfra-

Nachhaltige Verpackungen bleiben auf absehbare Zeit einer der großen Trends (Quelle: PTS)

gen mit. Dabei bieten wir im Nachgang oder auch parallel individuelle Beratungsleistung an. Eine Problematik in der Forschung ist jedoch die lange Laufzeit von öffentlich geförderten Projekten. Wenn wir heute ein solches Forschungsprojekt starten, haben wir in drei Jahren die Ergebnisse. Das ist viel zu langsam für den dynamischen Verpackungsmarkt mit seinen sehr kurzen Entwicklungszyklen – da sind bilaterale Entwicklungsaufträge sehr viel schneller und dadurch auch effizienter. Wir raten zu diesem Weg, insbesondere dann, wenn Exklusivität der Ergebnisse für unsere Kunden einen Wettbewerbsvorteil ermöglicht. PTS-News: Die PTS ist auch als Weiterbilder bekannt. Wir sieht Ihr Angebot für Verpackungen & Konformität hier aus? Ralf Gericke: Ein jährliches Highlight ist

unser Lebensmittelseminar, das mit rund 100 Teilnehmern einen erfreulich positiven Zuspruch findet. Hier haben wir mit der Schnittstelle Papier/Lebensmittel im Weiterbildungsmarkt ein Alleinstellungsmerkmal. Auch Innovative Packaging, das alle zwei Jahre stattfindet, hat sich gut etabliert. Auf diesem Symposium werden eher ungewöhnliche und weitreichende Ideen behandelt. Für Wellpappe, Faltschachteln und Etiketten haben wir eigene Seminare im Angebot. Aktuell sentwickeln wir in Kooperation mit dem Papierzentrum Gernsbach ein oder zwei neue Veranstaltungen zu Verarbeitungsthemen, mit denen wir gezielt Kunden aus der Papier- und Kartonverarbeitungsindustrie ansprechen wollen.  Erwin Polmann [email protected]

FTP Partnering-Event 2015 mit neuer “Innovationsschiene” Das Partnering-Event der Forest-based Sector Technology Platform findet am 27. Oktober 2015 im Münchner Airport-Center statt. Diese Kontaktbörse informiert potentielle Projektpartner aus Forschung und Industrie über den aktuellen Stand der EU-Forschungsrahmenprogramme. Außerdem ist es eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich über neue Projektideen auszutauschen und Projektanträge auf

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

den Weg zu bringen. In diesem Jahr wird der Partnering Event in zwei Teilen durchgeführt: Teil 1 folgt dem gewohnten Format: Im Mittelpunkt steht die Forschung, d.h. Blitzpräsentationen, Kontaktbörsen und Workshops zu laufenden Ausschreibungen unter Horizont 2020. Der neue Teil 2 steht unter der Überschrift Innovation: Das Programm sieht drei zeitgleiche, jeweils aus drei Themenblöcken beste-

hende Workshops vor, also insgesamt 9 Themenblöcke, in denen die jeweils interessantesten Vorschläge zu den aktuellen Schwerpunktthemen der Industrie diskutiert werden sollen. Ziel ist es, die Industrie von Anfang an in die Diskussion einzubeziehen. Anmeldung: www.ptspaper. de/academy/ftp-registration/ Anatoli Davydov [email protected]

PTS NEWS 02/2015

Y5

DRUCK UND FUNKTIONALE OBERFLÄCHEN – TRENDS UND DIENSTLEISTUNGEN DER PTS GESCHÄFTSBEREICHSLEITER JOHN SCHULZ IM INTERVIEW

P

TS-News: Wenn man „Druck“ liest und an die Entwicklung bei den grafischen Papieren und der Druckbranche denkt, dann drängt sich die Frage auf, ob die PTS hier nicht auf ein totes Pferd setzt. John Schulz (lacht): Diese Frage ist natürlich berechtigt. Wir fokussieren uns jedoch auf den Digitaldruck, speziell auf Verfahren, die mit flüssigem Toner zu tun haben, also Inkjet und weniger auf die historischen Druckverfahren Offset und Tiefdruck. Durch die immer schneller laufenden High-Speed-Inkjet-Drucker dringt dieses Verfahren auch im klassischen Printbereich mittlerweile in Auflagen vor, die früher nur vom Offset bedient wurden. Eine besonders spannende und wachstumsstarke Anwendung ist der Digitaldruck im Verpackungsbereich, sowohl bei Wellpappen wie bei Faltschachteln. Hier finden hohe Investitionen in neue Anlagen statt und ich bin sicher, dass sich dieser Trend noch weiter fortsetzen wird. Ein aktuelles Beispiel ist die Entwicklung eines Verfahrens zum Druck mit Flüssigtoner auf Faltschachtelkarton durch die Firma Ocè. PTS-News: Und das bietet tatsächlich genügend Innovationspotentiale? John Schulz: Der Grund für meinen Optimismus hinsichtlich der Chancen im Druckbereich ist ein anderer: Sie können mit diesem Verfahren sehr einfach zusätzliche Informationen, zum Beispiel auf eine Verpackung, aufbringen, die dann im Workflow genutzt werden können, um Produkte sicherer und den gesamten Prozess effektiver zu gestalten – von der Auftragsbearbeitung bis zum Stanzen der Verpackung und weiter logistische Aufgaben bis hin zum Track and Trace. Letztlich sind ja nicht die Druckkosten an sich entscheidend, sondern die Gesamtkosten. Ein solcher durchgängig digitalisierter Workflow, bei dem von Arbeitsstation zu Arbeitsstation die erforderlichen Daten ausgelesen und verarbeitet werden, wird die Zukunft prägen und verlangt noch nach vielen Lösungen. Dabei ist eine optimale Belegung der 6Y

PTS NEWS 02/2015

Maschinen ebenso von Belang, wie die kostengünstige Erzeugung in Kleinstauflagen bis zu Losgröße 1 und nicht zuletzt die Schaffung von Grundvorausetzung für den Weg in die Industrie 4.0. PTS-News: Früher sagte man immer, Digitaldruck sei für kleine Losgrößen und Individualisierung, Offset für die hohen Auflagen. Verwischt diese Grenze heute mehr und mehr? John Schulz: In Bezug auf die Auflagen kann man das sagen, hier ist Digitaldruck auf dem Vormarsch. Was die Individualisierung angeht, hat der Digitaldruck weiterhin eindeutig die Nase vorn. Das betrifft nicht nur Marketingapplikationen wie saisonal unterschiedlich bedruckte Verpackungen; auch völlig neue Geschäftsmodelle können hieraus entstehen. Beispielsweise hat ein israelisches Unternehmen 2 Millionen CocaCola-Flaschen mit individuellen Designs hergestellt. Jede Flasche war mit einem Code versehen, und wenn einem Käufer das Design sehr gut gefallen hat, konnte er sich über diesen Code Schuhe im gleichen Look bestellen. PTS-News: Die PTS kommt von ihrem Know-how her stark vom Material. Wo in diesem komplexen Prozess ist die Rolle der PTS, welche Dienstleistungen bieten Sie an? John Schulz: Wir kommen klar vom Substrat her und können folglich sehr gut die Wirkmechanismen zwischen Substrat und Druckfarbe bearbeiten, um diese Schnittstelle zu optimieren. Auch die Substrathersteller stehen ja in einem

Wettbewerb und möchten Ihren Kunden mit geringsten Kosten eine für die jeweilige Applikation ausreichende Qualität liefern. Hierbei stehen wir mit unserem Know-how diesen Unternehmen zur Seite. Bei der Entwicklung neuer Druckverfahren unterstützen wir ebenfalls , da wir die Substratkenntnisse haben, also wissen, an welchen Parametern muss ich „drehen“, um bestimmte Eigenschaften zu erzielen. Hinzu kommt – und hier haben wir ein Alleinstellungsmerkmal – unsere Stärke in der Bewertung bestimmter Eigenschaften, beispielsweise Penetrationsprozessen. Das spielt häufig eine große Rolle, damit der Druckprozess reibungslos und bei hohen Geschwindigkeiten ablaufen kann.. Um es auf einen Punkt zu bringen, wir entwickeln mit Substratherstellern qualitativ und wirtschaftlich optimierte Druckprodukte und unterstützen Druckmaschinenhersteller bei der Entwicklung und Verbesserung ihrer Anlagentechnik. Uns geht es vor allem darum, die Möglichkeiten von Print als technologische Plattform besser zu verstehen und stärker in Produktideen und Produktmöglichkeiten umzumünzen. PTS-News: Diese Bewertungen erfolgen in den PTS-Labors. Sind diese Ergebnisse auch auf den Industriemaßstab übertragbar? John Schulz: Unsere Versuchseinrichtungen sind darauf abgestimmt eine sehr gute Reproduzierbarkeit zu garantieren und eine möglichst gute Übertragbarkeit auf industrielle Verfahren zu leisten. Neben den vielen messtechnischen Möglichkeiten Substrate zu charakterisieren, setzen zwei Verfahren ein, die sehr nahe an der Industrie sind. Eines ist die Durchführung und Bewertung der DataMatrix-Codierungen für Faltschachtel im Pharmabereich (Inkjet und Laserablation). Dieses Verfahren wurde gemeinsam mit dem vfa (Verband der forschender Arzneimittelhersteller) entwickelt, ist Bestandteil der Spezifikation für Pharmakarton des ffpi (Forschungsgemeinschaft Faltschachteln für die pharmazeutische

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

ZIM-Projekte für kmU ZIM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und mit diesen zusammenarbeitende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen. Gefördert werden einzelbetriebliche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zur Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren oder technischer Dienstleistungen ohne Einschränkung auf bestimmte Technologien und Branchen. Kleine und mittlere Unternehmen können zur Umsetzung ihrer FuE-Projekte zusätzlich die Förderung von Leistungen externer Dritter zur Markteinführung beantragen. Industrie) und dient der Zertifizierung der Substrate und Codierungsmittel. Der zweite Versuchstand ist für High-SpeedInkjetanwendungen ausgelegt. Auf ihm drucken wir Test-Sujets mit einem Vierfarben Original-Industrie-Druckkopf und fahren die Versuche auch mit Industriegeschwindigkeiten. Dadurch erreichen wir eine extrem gute Vergleichbarkeit mit der Originaldruckmaschine. Dieses Verfahren entstand in einem gemeinsamen Projekt mit den Firmen Mondi und Océ. Es spart eine Menge Zeit und Kosten bei der Entwicklung neuer Druckprodukte, weil mit diesem Verfahren bereits mit Labor- und Produktionspapieren eine sehr weitgehende Optimierung erzielt werden kann, bevor kostenaufwändige Versuche auf den Originalmaschinen gemacht werden. PTS-News: In welchen Bereichen sehen Sie für die Zukunft die größten Wachstumspotentiale? John Schulz: Hier ist vor allem der HighSpeed-Inkjet-Bereich zu nennen, der in Europa Wachstumsraten von 8% -12% aufweist, natürlich noch auf einem niedrigen Ausgangsniveau. PTS-News: Ihr Geschäftsbereich trägt neben “Druck” den Begriff „funktionale Oberflächen“ im Namen. Was verstehen Sie darunter? John Schulz: Funktionale Oberflächen sind zum einen sehr eng mit dem Thema Druck verzahnt; hierbei geht es wie bereits erwähnt um die Bedruckbarkeit.

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

Wir besitzen ein hohes Know-how bei Fragen der Wirkpaarung, der Oberflächenbewertung und der Oberflächenmodifikation. Zum anderen ist dieses Gebiet viel weiter gefasst und beinhaltet die Ausstattung der Oberflächen mit neuen, werthaltigen Funktionen. Ein Beispiel sind Barrieren, also die Frage, womit und wie kann ich eine bestimmte Barriere auf einem Substrat herstellen. Unser Ansatz ist dabei nicht nur der klassische Strich, sondern auch der Einsatz neuer Methoden wie die der strahlungsinduzierten Vernetzung, aber natürlich arbeiten wir viel auf dem Gebiet der chemischen Vernetzung. Hierbei geht nicht um einen Oberflächenauftrag, sondern um eine Oberflächenmodifikation. So stellen wir mikrostrukturierte, gefaltete Oberflächen her, an denen sich Substanzen kaum anlagern können. Man kann diese Oberflächen beispielsweise so gestalten, dass sich Mikroorganismen weniger anhaften können und auf diesem Weg antimikrobielle Eigenschaften erzielen. Und das ganze ohne Biozide! Ein anderer Anwendungsfall ist das Thema Restentleerung. Oberflächen zu schaffen, an denen beispielsweise Klebstoffe, Farben oder Öle nicht anhaften, würden eine vollständige Entleerung der Verpackungen ermöglichen – zum Vorteil der Verbraucher wie auch des Recyclings. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir eines Tages das Öl an der Tankstelle im Tetrapack mit einer entsprechend ausgestatteten inneren Oberfläche bekom-

men. Aber da sind natürlich noch viele Fragen zu klären wie Arbeits-, Transportund Lagersicherheit. Funktionale Oberflächen sind für uns jedoch nicht auf die Substratoberfläche begrenzt, sondern wir können mit speziellen Verfahren auch die Oberfläche von Rohstoffen wie Pigmenten oder Additiven modifizieren. Dabei wollen wir u.a. Technologien wie Elektronenstrahlvernetzung oder NIR-Bestrahlung einsetzen, die in anderen Industrien schon etabliert sind, und machen diese für die Papierindustrie nutzbar. Mit solchen Verfahren könnten beispielsweise Standardbinder einmal hydrophob und ein anderes Mal hydrophil hergestellt werden. Damit können Sie mit einem Rohstoff verschiedene Funktionen des Papiers erzielen. PTS-News: Sind solche Aufgaben im Rahmen von Kundenprojekten noch lösbar oder sprechen Sie hier über den Bereich öffentlich geförderter Forschung? John Schulz: Das hängt von der jeweiligen Aufgabe ab. Die angesprochenen mikrostrukturierten Oberflächen zum Beispiel werden gemeinsam mit einem Industriepartner in einem ZIM-Projekt entwickelt. Wir applizieren die unterschiedlichen notwendigen Schichten auf das Papier, wobei der Prozessschritt der Mikrofaltung auf Anlagen unseres Partners ausgeführt wird. Ein Beispiel für ein reines Forschungsprojekt ist die erwähnte Elektronenstrahlen-Modifikation von Bindemitteln.. Das läuft als sogenanntes IGF-Projekt, in das auch Industriepartner eingebunden sind. IGF steht für Indust-

Versuchsstand für Highspeed-Inkjet-Anwendungen (Quelle: PTS)

PTS NEWS 02/2015

Y7

rielle Gemeinschaftsforschung und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. PTS-News: Viele der von Ihnen genannten Beispiele und Aufgaben erfordern eine anspruchsvolle Analytik. Wie sieht in Ihrem Geschäftsbereich das Angebot an Materialprüfung und Analytik aus? John Schulz: Dieses Angebot ist sehr ausgeprägt und in Teilen haben wir hierbei auch ein Alleinstellungsmerkmal. Für die Bewertung des Penetrationsverhaltens von Flüssigkeiten in poröse Materialien haben wir beispielsweise eine eigene Methode entwickelt, die Highspeed-Flu-

idpenetration-Charakterisierung. Damit können wir das Wegschlagverhalten hochauflösend im Piktoliterbereich dynamisch nachvollziehen. Das werden Sie nirgendwo anders bekommen. Wir setzen das als Werkzeug in der Entwicklung und Optimierung von Papieren ein. Ein Beispiel für eine Standard-Methode ist das Bristow-Wheel, mit der wir die Porenstruktur von Beschichtungen und Substraten bewerten können. Das Entscheidende sind aber nicht die verschiedenen Messwerte, sondern wir sind in der Lage, daraus Lösungen und Handlungsempfehlungen für unsere Kunden zu generieren.

PTS-News: Wo sehen Sie kurz zusammengefasst die wichtigsten Trends für Ihren Geschäftsbereich? John Schulz: Als wichtigste Zukunftsthemen sehe ich den Digitaldruck im Produktions- und Verpackungsbereich, gedruckte Elektronik und Sensorik sowie additive Druckverfahren in Kombination mit strahlungsinduzierter Vernetzung. Wir fühlen uns hierfür auch personell gut aufgestellt und haben uns gerade mit einem neuen Mitarbeiter aus dem Bereich Druck- und Medientechnologie verstärkt.  Erwin Polmann [email protected]

INNOVATIVER FÜLLSTOFF: NANOCOMPOSITE AUS DEM EXTRUDER BACHELORARBEIT ÜBER OPTIMALE REAKTIONSBEDINGUNGEN FÜR DIE HERSTELLUNG VON NANOCOMPOSITEN AUS CARBONATEN UND CELLULOSE

M

it der Installation eines Doppelschneckenextruders im vergangenen Jahr erweiterte das Technikum der PTS sein Angebot zur Aufbereitung und Compoundierung von Faserstoffen. Zielstellung ist der Aufbau einer „Reaktive-Platform“, um faserbasierte Masterbatches für die Anwendung in unterschiedlichen Wertschöpfungsketten zu entwickeln. Dies spricht auch Studenten an, um an der PTS zum Beispiel ihre Bachelorarbeit zu schreiben, wie Timm Schmid. Ihn reizte das Thema, in einem Extruder Nanocomposite aus gefälltem Calciumcarbonat und Cellulose zu erzeugen. Ein Aushang an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, an der Timm Schmid seit dem Wintersemester 2011 Chemieingenieurwesen studiert, brachte ihn schließlich zur PTS. „Das Interesse an Chemie hatte ich schon in der Schule“, erzählt der gebürtige Erfurter, der nach dem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung in der Chemieindustrie absolvierte, bevor er danach sein Studium aufnahm. „Mich reizte auch, in einem ganz anderen Umfeld zu arbeiten, denn ich kannte vorher weder die PTS noch die Papierindustrie“, erklärt Timm Schmid. Dazu kam noch die Aussicht einer praxisnahen Arbeit, die nicht nur im Labor stattfindet, sondern auch die Möglichkeiten des Technikums bietet. 8Y

PTS NEWS 02/2015

Dazu zählt in erster Linie der Extruder, der sozusagen das Herzstück seiner Arbeit ausmacht. Das zeigt sich schon im Titel der Bachelorarbeit: „Ermittlung von Reaktionsbedingungen zur Erzeugung von gefällten Calciumcarbonat-Cellulose-Nanocompositen in einem Extruder“. Untersucht werden sollten die optimalen Bedingungen für die Herstellung eines Composites aus Cellulose und Carbonat. Das sind zum einen die Extrusionsbedingungen, wie Aufbau der Schnecke, Drehzahl sowie die Zusammensetzung der eingebrachten Materialien und die Reaktionsbedingungen, die für die Fällung wichtig sind. „Wir bauen einen Timm Schmid im Heidenauer Labor (Quelle: PTS) relativ groben Zellstoff Der so erzeugte Composite ist als Füllmechanisch soweit ab, dass er in seine stoff für grafische Papiere gedacht, wo es Grundbausteine zerteilt wird, und führen höhere Füllstoffgehalte ohne Festigkeitsim gleichen Arbeitsschritt die Fällung des verlust und bei gleich guter oder besserer Calciumcarbonates durch“ beschreibt der Retention günstige Herstellungskosten 25jährige die Grundidee des Projektes. ermöglichen soll. Eine Anwendung im

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

Bausektor und in Kunststoffen ist aber auch nicht ausgeschlossen. Es wurde schon oft versucht, Füllstoffe an Fasern irreversibel anzulagern und so einen Verbund bzw. Composite aus Fasern und Füllstoffen zu erhalten. Damit sollten die Retention und vor allem die Festigkeitseigenschaften erhöht werden. Durch den Einsatz solcher Composite in anderen Arbeiten konnte gezeigt werden, dass die bekannten Festigkeitsverluste im Papier nicht eintreten und bei hoher Retention der Füllstoff gleichmäßig in die Papierstruktur eingebaut werden konnte. Dadurch wurde eine Steigerung des Füllgrades in Feinpapier auf 50% erzielt. „Im Unterschied zu den bisher bekannten Ver-

fahren, Composite aus CaCO3 und fibrillärer Cellulose herzustellen, soll dieser neue Ansatz kostengünstiger sein und letztlich eine großtechnische Anwendung ermöglichen“, beschreibt Timm Schmid das langfristige Ziel. Und funktioniert diese Idee? „Ja, wir haben die Erzeugung eines solchen Composites geschafft, aktuell geht es noch darum, die geeigneten Reaktionsbedingungen zu definieren, um die Fällung zu etablieren“, bestätigt der Nachwuchswissenschaftler das bisherige Ergebnis. Dieses Programm war so zeitintensiv, dass der angehende Bachelor den nächsten Schritt – die Blattbildung und dann eventuell noch den Einsatz auf der Versuchspapiermaschine – nicht mehr mit

betreuen kann. „Ende September ist Abgabe und daher benötige ich die meiste noch verbleibende Zeit, um meine Bachelorarbeit zu schreiben“, bedauert Timm Schmid. „Dabei gäbe es in diesem Thema noch weitere spannende Aufgaben zu lösen, beispielsweise eine reine Flüssig-Flüssig-Reaktion.“ Aber mit der Bachelorarbeit ist ja nicht Schluss. Timm Schmid hat den Master bereits im Visier und damit die Möglichkeit, weiter diesen interessanten Themenbereich zu erforschen. Viel Spaß gemacht hat ihm jedenfalls der intensive Erstkontakt mit dem „neuen“ Material Papier.  Erwin Polmann [email protected]

PTS-METHODENREGISTER – DER SCHNELLZUGRIFF AUF DIE DIENSTLEISTUNGEN DER PTS

D

as neue online-Serviceangebot der PTS bietet Suchfunktionen, mit denen Sie schnell und komfortabel einen Lösungsansatz für Ihre Problemstellung finden können: Nach Ihrem Gast-Login stellen Sie einfach Ihre Suchanfrage, z.B. nach Schlagwort, Materialart oder anderen Kriterien. Als Ergebnis erhalten Sie sofort eine Übersicht der in Frage kommenden Methoden so-

wie den Kontakt zu Ihrem Ansprechpartner in der PTS. Wenn Sie sich mit Ihrer Emailadresse registrieren, dann erhalten zusätzlich präzise Kurzbeschreibungen und detaillierte Darstellungen der Möglichkeiten und Einsatzgebiete der verschiedenen Methoden und Geräte der PTS. Diese können anhand spezifischer Präsentationen abgerufen werden.

Dieses Angebot befindet sich derzeit noch in der Testphase und wird kontinuierlich aktualisiert. Seien Sie neugierig und entdecken Sie jetzt bereits die Methodenwelt der PTS auf unserer Webseite: www.ptspaper.de/produkte/prometheus Jörg Hempel [email protected] Dr. Antje Harling [email protected]

Screenshots des PTS-Methodenregisters (Quelle: PTS)

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

PTS NEWS 02/2015

Y9

SCHAUMSTRICH: IN SITU ERZEUGUNG VON HOHLRAUMSTRUKTUREN FÜR STRICHSCHICHTEN

D

ie deutsche Papierindustrie hat im Jahr 2014 22,5 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Karton erzeugt (vdp Papierkompass 2015). Rückläufige Märkte v.a. bei grafischen Papieren verschärfen die Wettbewerbssituation und machen weitere Kostensenkungen erforderlich. Ansatzpunkte dazu ergeben sich vor allem bei den Rohstoffen als bedeutendstem Kostenfaktor. In dem Forschungsprojekt „Schaumstrich“ entwickelten die PTS und das Fraunhofer Institut für chemische Technologien (ICT) Strategien zur in situ Erzeugung definierter Hohlraumstrukturen in Streichfarben. Damit sollen die Produktionskosten pro Quadratmeter durch ein geringeres spezifisches Gewicht der Beschichtung gesenkt werden, ohne optische und mechanische Eigen-

schaften negativ zu beeinflussen. Als besonders erfolgversprechende Möglichkeiten zur Erzeugung einer Schaumstruktur erwiesen sich: • die in situ Erzeugung von Gas durch CaCO3/Säure Reaktionen oder durch Treibmittel und • die Anwendung reaktiver PUR-Systeme (Polyurethan). Mit reaktiven PUR-Systemen war sowohl die Erzeugung von Blasenstrichen (Poren in einer Polymermatrix) als auch von Schaumschichten möglich. Mit Blasenstrichen konnte das spezifische Gewicht um 30%, mit geschäumten Schichten sogar um über 300% verringert werden. Diese Muster konnten bedruckt werden und zeigten dabei eine lederartige Optik verbunden mit der weichen Haptik von Schäumen. Auch als Grundlage von

Abb. 1: Aufschäumverhalten der PUR-Formulierung durch unterschiedliche Auftragungstechnik (Quelle: PTS)

Faltschachteln mit thermoisolierenden Eigenschaften oder spezieller Haptik würden sich diese Beschichtungen gut eignen, ebenso wie für die Gestaltung von kreativen Tapeten. Während des Projektes konnten zum ersten Mal PUR-Striche im µm-Bereich im kleintechnischen Maßstab auf Papierbahnen kontinuierlich aufgebracht werden. Bei CaCO3-basierten Strichen konnte das spezifische Gewicht durch eine heterogene Carbonat-Säure Reaktion um bis zu 25 % und durch den Einsatz von chemischen Treibmitteln um bis zu 39 % verringert werden. Zur Stabilisierung der erzeugten Gasblasen wurden Stabilisatoren eingesetzt, u.a. Tenside und Proteine. Im kleintechnischen Maßstab konnten mit Rezepturen mit verlangsamter Schaumbildung dünne Schichtdicken von ca. 30 µm erreicht werden. Die Muster waren gut bedruckbar und weiter verarbeitbar und beeindruckten durch eine sehr gute Abdeckung der Papiersubstrate. Die Ergebnisse des Projekts wurden veröffentlicht und können von der PTS Homepage abgerufen werden. Durch das stetige Wachstum des Verpackungsmarktes, können mit den entwickelten Beschichtungen neue innovative Verpackungslösungen entwickelt werden. Wir laden Sie sehr herzlich ein, zusammen mit uns diese zukunftsträchtigen Entwicklungen für den Verpackungsmarkt in Angriff zu nehmen.  Thomas Stocker [email protected]

Abb. 2: Bedruckte Oberfläche einer PUR-Beschichtung mit lederartiger Anmutung (Quelle: PTS)

VERPACKUNGEN IN NEUEM GLANZ PAPIEROBERFLÄCHEN MIT HOHER GERICHTETER REFLEXION

G

lanz ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Verpackungspapiere und -kartons. Ein hoher Glanz vermittelt eine hohe Produktwertigkeit, er erhöht das Interesse von Kunden am Point of Sale und kann die Kaufentscheidung positiv beeinflussen. Produkte in hochglänzenden Verpackungen wirken 10 Y

PTS NEWS 02/2015

elegant und wertig; höhere Produktpreise erscheinen gerechtfertigt. Hoher Glanz von Packmitteln wie Faltschachtelkartons wird meist durch eine Satinage eingestellt. Leider hat dieses effektive Verfahren zur Glanzerhöhung negative Einflüsse auf andere Papiereigenschaften, z.B. auf die Festigkeit. Guß-

gestrichene Papiere haben auch ohne Satinage eine hochglänzende und wertige Anmutung, sind aber wegen niedriger Arbeitsgeschwindigkeiten und aufwändiger Rezepturen vergleichsweise teuer in der Herstellung. Das Ziel des Forschungsvorhabens „REFLEXPACK“ war die Ausarbeitung eines alternativen Streichkon-

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

zeptes zur Erzeugung von unsatiniertem Faltschachtelkarton mit hohem Glanz und Glätte und guten mechanischen Eigenschaften wie Biegesteifigkeit des Kartons. Ein wissenschaftliches Modell war die Basis für die Ausarbeitung von verschiedenen Strichkonzepten zur Optimierung des Brechungsindex und Reduzierung der Mikro- und Makrorauheit. Die Projektergebnisse liefern eine gute Grundlage für die Entwicklung von Verpackungsmaterialien, die die Anforderungen an höchste optische Eigenschaften wie Glanz, Glätte und Weißgrad erfüllen, ohne dabei Einschränkungen an mechanische Eigenschaften wie Biegesteifigkeit in Kauf nehmen zu müssen. Besonders

gut geeignet erweisen sich im Vorstrich und Mittelstrich feine Pigmente. Eine Deckstrichrezeptur aus ultrafeinen Kaolinen mit Zusätzen von Titandioxid und Hohlkugelpigmenten liefert einen hohen optischen Glanzeindruck. Sogar der Auftrag dieser Formulierung mittels Curtain-Coater führt zu entsprechend guten Glanzwerten. Die Verarbeitbarkeit der hergestellten Muster wies keine Schwierigkeiten auf. Es ist zu erwarten, dass sich die Glanzrezepturen bei typischen Maschinengeschwindigkeiten der Kartonherstellung (ca. 150 m/min) problemlos applizieren lassen. Die auf einer kleintechnischen Anlage hergestellten Faltschachtelkartons zeigten eine gute

Offset-Bedruckbarkeit. Verpackungsdesigner, die das Projekt begleiteten, bewerteten den Glanz als sehr gut. Optische und haptische Eigenschaften der Technikumsmuster vermitteln die hohe Wertigkeit einer hochglänzenden Verpackung und unterstützen dadurch die Vermarktung des verpackten Produktes. Nach weiteren Optimierungsarbeiten bietet sich die Chance für eine kostengünstige Alternative zu gussgestrichenen Kartons. Als besonders lohnend wird die Anwendung der neuen Produkte bei hochwertigen Kosmetik- und Pharmaverpackungen gesehen.  Anatoli Davydov [email protected]

Links: Stabiler Vorhang beim Curtain Coating; Rechts: Glanzeindruck Technikumsmuster (Quelle: PTS)

Forschungsmittelstand auf sächsisch: SIG jetzt online Die Sächsische Industrieforschungsgemeinschaft e.V. (SIG) wurde am 30. April 2014 in Dresden gegründet. Derzeit gehören ihr 18 Mitglieder an. Die Forschungsgemeinschaft stärkt mit ihrem weitreichenden Forschungsspektrum in Sachsen die transferorientierte, marktvorbereitende Forschung im Interesse des Mittelstands. Die inhaltliche Fokussierung liegt einerseits in den Zukunftsbranchen wie Material, Technologie‐ und Verfahrensentwicklung, andererseits auch immer am Puls zentraler Fragen wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen wie Ressourceneffizienz oder Umweltverträglichkeit. Ab sofort ist die SIG auch online vertreten: www.sigforschung.de informieren. Erwin Polmann [email protected]

FIBRE based solutions for tomorrow`s products

PTS NEWS 02/2015

Y 11

ACTIPOLY - AKTIVE MULTIVALENTE VERPACKUNGEN AUS UMWELTFREUNDLICHEM FASERMATERIAL

A

CTIPOLY ist ein ERA-NET CORNET-Projekt, das im Mai 2015 angelaufen ist. Ziel ist die Entwicklung faserbasierter, tiefziehbarer Verpackungsmaterialien mit Barrierefunktion und antimikrobieller Beschichtung, um die Haltbarkeit frischer Lebensmittel zu verlängern. Die gesamte Verpackung soll nach dem Gebrauch recyclebar und kompostierbar sein. Innovatives Kernstück des Projekts ist die Modifizierung faserbasierter Materialien mit dem Ziel, thermoplastische Eigenschaften in diesen Materialien zu erzeugen. Hieraus werden Papiere hergestellt und zu Verpackungsschalen tiefgezogen. Eine derartige Entwicklung würde Papier und anderen faserbasierten Werkstoffen völlig neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen, für die es bisher noch keine umweltfreundlichen Lösungen gibt. Weiterhin soll eine tiefziehbare Beschichtung mit einer Barrierewirkung gegenüber Sauerstoff und Wasserdampf sowie eine antimikrobielle Beschichtung entwickelt werden, um die Haltbarkeit und Genieß-

Kick-off-Meeting am 27. Mai 2015 in der PTS in München (Quelle: PTS)

barkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Zum Verschließen der Verpackungsschalen soll eine biobasierte antimikrobielle und siegelfähige Folie entwickelt werden. Die gesamte Verpackungslösung soll recyclingfähig und kompostierbar sein. Die PTS koordiniert die Arbeit der acht Projektpartner CELABOR, The Association West Pomerian Cluster „Green Che-

Unter dem Motto „Faserstoffe für Papiere und Verbundwerkstoffe mit Zukunft“ führt das PTS Faserstoff Symposium Forschung & Entwicklung mit den Ansprüchen der industriellen Produktion und Verarbeitung zusammen. Schwerpunkt 2015 ist die zukunftsfähige Herstellung von Papier und Faserverbundwerkstoffen. Das Ziel des Symposiums ist es, neueste Möglichkeiten zur kostengünstigen Herstellung von grafischen Papieren, Verpackungspapieren und Hochleistungswerkstoffen auf Faserbasis aufzuzeigen. Daneben sollen innovative Technologien zur Erzeugung neuartiger Papierprodukte und Faserverbundmaterialien vorgestellt werden.

mistry“, MateriaNova, Pack4Food VZW, Sirris, The West Pomeranian University of Technology Szczecin und das LeibnizInstitut für Agrartechnik in Potsdam. Der Projektfortschritt und der Arbeitsverlauf können im Internet mitverfolgt werden: www.cornet-actipoly.eu.  Dr. Markus Kleebauer [email protected]

Schwerpunkte sind: • Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit • Kostenoptimale Aufbereitung von Faserstoffen • Innovative Prozesse in der Stoffaufbereitung zur Herstellung von Papier • Herstellung von Faserstoffen für innovative Faserverbundund Papierwerkstoffe • Anwendung von Papier- und Faserverbunden in Konstruktion und Leichtbau Alle Informationen finden Sie auf der Symposiums-Webseite: www.faserstoff-symposium.de

Papiertechnische Stiftung Heßstraße 134 · 80797 München · Telefon +49 (0)89-12146-0 · Telefax +49 (0)89-12146-36 Pirnaer Straße 37 · 01809 Heidenau · Telefon +49 (0)3529-551-60 · Telefax +49 (0)3529-551-899 PTS News wird von der Papiertechnischen Stiftung herausgegeben · ISSN 1434-7172 Veröffentlichungen von Texten, Abbildungen und Tabellen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Einwilligung der PTS