Einkommensteuerrecht Universität Trier WS 2014/15 – 4. Stunde
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Einkommensteuerrecht | § 2 B: Das objekHve NeJoprinzip
» Das objekHve NeJoprinzip (Rn. 615 ff.) • Objek&ves Ne+oprinzip dient der ErmiJlung der objekHven Leistungsfähigkeit
- Abzug der Aufwendungen von den Einnahmen - Verlustausgleich innerhalb einer EinkunVsart § (sog. interner oder horizontaler Verlustausgleich)
- Verlustausgleich zwischen den verschiedenen EinkunVsarten § (sog. externer oder verHkaler Verlustausgleich) und
- (beschränkter) periodenübergreifenden Verlustausgleich zwischen den Veranlagungszeiträumen
§ (sog. Verlustabzug durch Verlustrücktrag oder Verlustvortrag, vgl. § 10d EStG)
• Durchbrechungen durch
- Beschränkung des Verlustabzuges (§ 10d EStG) - Abzugsverbote auf Ebene der EinkunVsermiJlung
(vgl. §§ 4 Abs. 4a, 4 Abs. 5, 9 Abs. 5, 12 Nr. 1 S. 2, 3c Abs. 1 EStG) - Verlustausgleichsverbote (vgl. Liebhaberei, §§ 2a, 15 Abs. 4, 15a, 15b, 22 Nr. 3, 23 Abs. 3, 50 Abs. 2). Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Verlustausgleich und Verlustabzug Interner Verlustausgleich
Einkun&sart 1: Überschuss Ø Quelle 1 : Gewinn Ø Quelle 2: Verlust
Externer Verlustausgleich
Besteuert wird die obj. LFK, d.h. Gewinne und Verluste müssen ausgeglichen werden. ► Verlustausgleich = Bestandteil des NeJoprinzips
Einkun&sart 2: Verlust
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Verlustausgleich und Verlustabzug Fall 8: A hat 2 Mietshäuser. Einnahmen MH 1: 10000, WK: 5000. Einnahmen MH 2: 10000, WK: 11000. Daneben hat A einen Verlust aus Gewerbetrieb in Höhe von 1000 erwirtschaVet. Einkün7e aus V+V: 10000 10000
Einkün7e aus GewB: ./. 1000 = ext. VA
./. 5000 ./. 11000 5000 ./. 1000 = 4000 = int. VA
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Summe (GesB) der Einkün7e: 3000
Beachte: Einschränkungen des ext. VA: §§ 15 IV, 15a, 15b: Zweck: Missbrauchsbekämpfung, Einnahmensicherung WS 2014/15
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Verlustausgleich und Verlustabzug • ESt ist eine Jahressteuer (§ 25 Abs. 1). • Alle Vorfälle (Ergebnisse) wirken sich grundsätzlich nur im jeweiligen Jahr (VZ) aus.
VZ 01 Verlust SdE: ./. 100.000 zvE: 0 ESt:0
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Verrechnung?
VZ 02 Gewinn SdE 100.000 zvE: 90.000 ESt: 30.000
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Verlustausgleich und Verlustabzug • Verlustausgleich ist nur innerhalb einer Periode möglich (Kalenderjahr, § 25 Abs. 1) • Ein periodenübergreifender (intertemporärer) Verlustausgleich ist durch den Verlustabzug nach § 10d EStG möglich. Dieser erlaubt - einen Verlustrücktrag ins Vorjahr (§ 10d Abs. 1) - einen zeitlich unbegrenzten Verlustvortrag (§ 10d Abs. 2)
• Es gelten jedoch Begrenzungen der Höhe nach
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Verlustausgleich und Verlustabzug Fall 9: A erwirtschaVet im Jahr 10, in dem er seinen Betrieb eröffnet hat, einen Verlust von 4 Mio. Im Jahr 11 und 12 erzielt er je einen Gewinn (= GBdE) von 2 Mio. SonsHge EinkünVe erzielt A nicht. Muss er in den Jahren 11 und 12 Einkommensteuer zahlen? • Interner Verlustausgleich scheidet aus, da keine zwei
EinkunVsquellen der gleichen EinkunVsart
• Externer Verlustausgleich scheidet aus, da keine verschiedenen EinkunVsquellen • Verlustvortrag nach § 10d Abs. 2 EStG: Vorgetragen werden kann ein Sockelbetrag von 1 Mio., darüber hinaus nur 60% des den Sockelbetrag übersteigenden Gesamtbetrags der EinkünVe Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Verlustausgleich und Verlustabzug Fall 9: A erwirtschaVet im Jahr 10, in dem er seinen Betrieb eröffnet hat, einen Verlust von 4 Mio. Im Jahr 11 und 12 erzielt er je einen Gewinn (= GBdE) von 2 Mio. SonsHge EinkünVe erzielt A nicht. Muss er in den Jahren 11 und 12 Einkommensteuer zahlen? • Jahr 10: Verlust – 4 Mio. • Jahr 11: GBdE 2 Mio.
- Verlustvortrag aus 10 (§ 10d II) - Unbeschränkt: -‐ 1 Mio. - Beschränkt (60 %) – 600.000 • Zu verst. E: 400.000 (Es verbleibt ein Verlustvortrag aus 10 in Höhe von 4 Mio. ./. 1,6 = 2,4 Mio.) • Jahr 12: GBdE 2 Mio.
- Verlustvortrag aus 10 - Unbeschränkt: -‐ 1 Mio. - Beschränkt: -‐ 600.000 • Zu verst. E: 400.000 (Es verbleibt am Ende 12 ein Verlustvortrag aus 10 in Höhe von 2,4 Mio. ./. 1,6 Mio. = 800.000) Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 1: Verlustausgleich und Verlustabzug
» Übersicht – Begriffliches („Verlust…“) Konzern OrganschaV
Verlustverrechnung innerhalb des Jahres
periodenübergreifend
Verlustausgleich intern
extern
horizontaler Verlustausgleich
verHkaler Verlustausgleich
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Verlustabzug (§ 10d EStG) vergangene VZ Verlustrücktrag (1.000.000 €)
zukünVige VZ Verlustvortrag (1 Mio. + 60 %) WS 2014/15
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Einkommensteuerrecht | § 2 B 2: Verlustabzugs-‐ und Verlustausgleichsverbote
» Abzugs-‐ und Verlustausgleichsverbote • Liebhaberei als ungeschriebenes Abzugsverbot (arg. § 3c EStG) • i.d.R. Fälle der privaten (Mit-‐)Veranlassung - § 4 Abs. 4a EStG – Mehr-‐Konten-‐Modelle („Überentnahmen“) - § 4 Abs. 5 S. 1 Nr. 1-‐12 EStG (z.B. Nr. 4, 6b, 8, 10) - § 4 Abs. 5b EStG (vgl. § 35 EStG) - § 4 Abs. 9 EStG (vgl. § 12 Nr. 5 EStG) - auch: § 4h EStG („Zinsschranke“) gegen Gewinnverlagerung
• Verlustausgleichsverbote - § 2a Abs. 1 EStG, § 15 Abs. 4 EStG, §§ 15a, 15b, 17 Abs. 2 EStG - § 20 Abs. 6 S. 2, 3 EStG: KapV - §§ 22 Nr. 3 S. 3, 4 EStG: sonst. Eink. - § 23 Abs. 3 S. 7, 8 EStG: private Veräußerungserlöse Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 C: Das subjekHve NeJoprinzip
» SubjekHves NeJoprinzip, § 2 Abs. 4 • Gradmesser der LFK ist das disponible Einkommen - grundsätzlich kein Abzug privater Aufwendungen (§ 12 Nr. 1 EStG) - Aufwendungen zur Existenzsicherung müssen (typisiert) abgezogen werden (§ 2 Abs. 4, 5 EStG)
• Grundbedarf: Grundfreibetrag (GFB, § 32 a Abs. 1 Nr. 1 EStG) • Aufwendungen für Kinder (§§ 32 Abs. 6, 33a EStG) • Außergewöhnlicher aber existenzieller Bedarf (§§ 33, 33a, 33b) • Vom Gesetz teilweise zum Abzug zugelassene Privatausgaben (teilweise disponibel): Sonderausgaben (§ 10 EStG) Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 D: Festzusetzende ESt und Tarif
» Einkommensteuertarif • „zu versteuerndes Einkommen“ (zvE) = Bemessungsgrundlage (BMG) für die tarifliche ESt (§ 2 Abs. 5 S. 1, § 32a Abs. 1 S. 1) • Tarif = progressiv aufgebaut (§ 32a EStG) - Eingangssatz = 14 % - höchster Satz = 45 % - Unterscheide: § Grenzsteuersatz § DurchschniJssteuersatz
- 1. Nullzone
2./3. Progressionszone 4. ProporHonalzone
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Einkommensteuerrecht | § 2 D: Festzusetzende ESt und Tarif
» Einkommensteuertarif • Ansteigender Steuersatz betri| immer nur Einkommenszuwächse ab einem besHmmten zvE • Marginal-‐ o. Grenz-‐ steuersatz • Spitzensteuersatz (z.Zt.: 45 %) • DurchschniJssteuer-‐ satz (= Steuer/zvE)
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Einkommensteuerrecht | § 2 D: Festzusetzende ESt und Tarif
» Einkommensteuertarif (Beispiele) • zvE = 40.000 € (alleinstehend, Tarif 2014) • Steuer = 8.940,00 € - Ø = 22,35 % - max. = 36,10 %
• SolZ = 491,70 € - Ø = 1,23 %
• Summe (Σ) - 9.431,70 € - 23,58 %
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Einkommensteuerrecht | § 2 D: Festzusetzende ESt und Tarif
» Einkommensteuertarif (Beispiele) • zvE = 60.000 € (alleinstehend, Tarif 2014) • Steuer = 16.961,00 € - Ø = 28,27 % - max. = 42,00 %
• SolZ = 932,85 € - Ø = 1,55 %
• Summe - 17.893,85 € - 29,82 %
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Einkommensteuerrecht | § 2 D: Festzusetzende ESt und Tarif
» Einkommensteuertarif (Beispiele) • zvE = 80.000 € (alleinstehend, Tarif 2014) • Steuer = 25.361,00 € - Ø = 31,70 % - max. = 42,00 %
• SolZ = 1.394,85 € - Ø = 1,74 %
• Summe - 26.755,85 € - 33,44 %
http://www.bmf-‐steuerrechner.de Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 D 2: Spli•ngtarif bei EhegaJen
» (EhegaJen-‐)Spli•ngtarif Zwei Gruppen der Veranlagung: • Einzelveranlagung (Grundtarif: § 25 Abs. 1 EStG) - zvE nach den pers. Verhältnissen des Stpfl. (Individualbesteuerung)
• EhegaJenveranlagung (Wahlrecht: § 26 Abs. 1 EStG) - Getrennte Veranlagung (§ 26 Abs. 2 EStG, § 25 Abs. 3 S. 1 EStG) § Individuelle Zurechnung, § 26a EStG § Grundtarif, § 32a EStG
- Zusammenveranlagung (§ 26b EStG, § 25 Abs. 3 S. 2 EStG) § Normalfall, § 26 Abs. 3 EStG § Zusammenrechnung → zvE halbieren → Grundtarif § Spli•ngtarif, § 32a Abs. 5 EStG § Gesamtschuldner (§ 44 Abs. 1 S. 1 AO), gemeinsamer VA (§ 155 Abs. 3 S. 1 AO) Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 D 2: Spli•ngtarif bei EhegaJen
» (EhegaJen-‐)Spli•ngtarif Anwendung des Spli•ngtarifs bei eingetr. LebenspartnerschaVen: •
BVerfG, 2 BvR 909/06 vom 7.5.2013 (6:2 SHmmen): „Die Ungleichbehandlung von Verheirateten und eingetragenen Lebenspartnern in den Vorschriften zum Ehegattensplitting stellt eine am allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG zu messende mittelbare Ungleichbehandlung wegen der sexuellen Orientierung dar. […] Allein der besondere Schutz der Ehe und Familie in Art. 6 Abs. 1 GG vermag die Ungleichbehandlung von Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft nicht zu rechtfertigen.“
•
ReakHon des Gesetzgebers (BGBl. I 2013, S. 2397) - § 2 Abs. 8 EStG: Die Regelungen dieses Gesetzes zu EhegaJen und Ehen sind auch auf Lebenspartner und LebenspartnerschaVen anzuwenden.
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Einkommensteuerrecht | § 2 D 2: Spli•ngtarif bei EhegaJen
» (EhegaJen-‐)Spli•ngtarif 2014 • Zusammenveranlagung (§ 26b, § 32a Abs. 5 EStG) = Zusammenrechnung der EinkünVe beider EhegaJen ∆ = 379 € 120.000 € 40.000 € zvE
·∙ ½ 60.000 €
80.000 € zvE
28,27 % 22,35 %
16.961 €
31,70 %
·∙ 2 8.940 €
33.922 €
25.361 €
34.301 € Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 D 2: Spli•ngtarif bei EhegaJen
» (EhegaJen-‐)Spli•ngtarif • Zusammenveranlagung (§ 26b EStG) = Zusammenrechnung der EinkünVe beider EhegaJen ∆ = 15.761 € 1.000.000 € 1.000.000 € zvE
·∙ ½ 500.000 €
0 € zvE
41,85 % 43,42 %
209.239 €
0 %
·∙ 2 434.239 €
418.478 €
0 €
434.239 € Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 D 2: Spli•ngtarif bei EhegaJen
» (EhegaJen-‐)Spli•ngtarif • Zusammenveranlagung (§ 26b EStG) = Zusammenrechnung der EinkünVe beider EhegaJen ∆ = 0 € 80.000 € 40.000 € zvE
·∙ ½ 40.000 €
40.000 € zvE
22,35 % 22,35 %
8.940 €
22,35 %
·∙ 2 8.940 €
17.880 €
8.940 €
17.880 € Prof. Dr. Henning Tappe
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Einkommensteuerrecht | § 2 D 2: Spli•ngtarif bei EhegaJen
» (EhegaJen-‐)Spli•ngtarif
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