100 Jahre Volksschule 3 Villach Lind 1910 bis 2010

Eizinger Gabriele 100 Jahre Volksschule 3 Villach Lind – 1910 bis 2010 Ein historisch-pädagogisches Portrait im Kontext der allgemeinen Entwicklung d...
Author: Eugen Brandt
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Eizinger Gabriele

100 Jahre Volksschule 3 Villach Lind – 1910 bis 2010 Ein historisch-pädagogisches Portrait im Kontext der allgemeinen Entwicklung des Kärntner Volksschulwesens im 20. Jahrhundert.

DIPLOMARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Philosophie Studium: Pädagogik Studienzweig: Schulentwicklung und Beratung Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Kulturwissenschaften

Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Grimm Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung August 2009

Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle aus gedruckten, ungedruckten oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben. Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten Version übereinstimmt. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.

Villach, August 2009

Die Volksschule 3 Villach/ Lind im Jahr 2009 (Bildquelle: Volksschule 3 Villach/Lind)

Vorwort

Vorwort Schule und Bildung und die damit im Zusammenhang stehenden Entwicklungen sind für mich als Volksschullehrerin Themen, die mich seit meiner Berufswahl vor mehr als 20 Jahren begleiten. In meiner Berufspraxis ist es unumgänglich, sich mit den Veränderungen im Bereich des Schul- und Unterrichtswesens auseinanderzusetzen. Angeregt durch mein Pädagogikstudium und dabei vor allem durch den Besuch mehrerer pädagogisch-historischer Vorlesungen von Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Grimm, welche sich intensiv mit der österreichischen Bildungsgeschichte und ihren Entwicklungen auseinandersetzen, keimte in mir schon bald der Gedanke, meine Diplomarbeit in diese Richtung hin zu entwickeln. Die Schule, in der ich seit 1993 unterrichte, ist ein geschichtsträchtiges Haus, erbaut zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, und schon oft stellte ich mir die Frage, was sich wohl in den Chronikbüchern – teilweise noch in Kurrentschrift geschrieben – an schulischer Entwicklungsgeschichte verborgen hält. Es war eine große Herausforderung für mich, die alten handschriftlichen Dokumente zu entziffern. Doch dahinter stand nicht nur die persönliche Neugier, sondern auch das Anliegen, diese Aufzeichnungen für alle Menschen, die Interesse an dieser Schule haben, in zusammengefasster Form zu präsentieren. Für diese Arbeit habe ich alle mir zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen und Dokumente über die Volksschule 3 Villach/Lind herangezogen und versucht, sie zu einem lebendigen Gesamtbild zusammenzufassen. Einen besonderen Schwerpunkt setzte ich dabei auf die Zeit der beiden Weltkriege, da in vielen Schulchroniken während der Kriegszeiten kaum Eintragungen gemacht bzw. nachträglich entfernt wurden. Die Schulchronik der Volksschule 3 ist aber auch über diesen Zeitraum vollständig erhalten geblieben und zeichnet ein sehr eindrucksvolles Bild dieser Jahre. Der besseren Lesbarkeit wegen, verwende ich in meiner Arbeit oft das generische Geschlecht. Ich meine naturgemäß immer beide Geschlechter. An dieser Stelle möchte ich mich noch sehr herzlich bei folgenden Personen für ihre freundliche Unterstützung bedanken:

Vorwort

Herrn Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Grimm möchte ich für die Bestärkung in der Wahl des Themas und seine stets bereitwillige und kompetente Unterstützung meiner Arbeit danken. Mein Dank geht auch an den Leiter des Museums der Stadt Villach, Herrn Dr. Dieter Neumann, der mich bei der Quellensuche sehr freundlich und äußerst fachkundig beraten hat. Großen Dank schulde ich auch meinen Interviewpartnern – Herrn Ing. Wilhelm Sereinigg, Herrn Rudolf Kanzi, Herrn Ägydius Wanker und Frau Margot Glawischnig, die mir mit ihren interessanten Erzählungen aus ihrer Schulzeit eine wertvolle Unterstützung zukommen ließen. Für die Hilfe bei der oft schwierigen Entzifferung der in Kurrentschrift geschriebenen Chronikbücher bedanke ich mich sehr herzlich bei meiner Mutter, Frau Mathilde Klier, die selbst noch in ihrem ersten Schuljahr 1937 diese Schrift zu schreiben lernte, und ich bedanke mich auch bei Frau Johanna Marinitsch, die mir ebenfalls immer wieder hilfreich zur Seite stand. Ein besonderes Dankeschön gilt auch meiner Familie, die mir sehr viel Verständnis während dieser arbeitsintensiven Zeit entgegenbrachte und speziell meinem Mann, der mir bei der Auseinandersetzung mit den verschiedenen historischen Epochen ein wichtiger Gesprächspartner war. Villach, August 2009

Abkürzungen

Abkürzungen

Abb. Anm. d. Verf. Bd. BDM BGBl. BSI d. h. Dir. ebd. fl. HJ Jg. KLV Kl. LGBl. LSI LSR k.k. K. MVBl. Nr. NSDAP NSLB OL OSR RVG s. S. u.v.m. unpag. vgl. VL v. Verf. eingef. zit.n. Zl. (Z.)

Abbildung Anmerkung der Verfasserin Band Bund Deutscher Mädchen Bundesgesetzblatt Bezirksschulinspektor das heißt Direktor ebenda Gulden Hitlerjugend Jahrgang Kinderlandverschickung Klasse Landesgesetzblatt Landesschulinspektor Landesschulrat kaiserlich und königlich Kronen Ministerialverordnungsblatt Nummer Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Nationalsozialistischer Lehrerbund Oberlehrer Ortsschulrat Reichsvolksschulgesetz siehe Seite und vieles mehr unpaginiert (ohne Seitenzahl) vergleiche Volksschullehrer von der Verfasserin eingefügt zitiert nach Zahl

1

Inhalt

Inhalt Vorwort 1

Einleitung

4

2

Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick

6

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5

Die frühe Geschichte Erste urkundliche Erwähnungen Die „Stadt“ Villach Katastrophen und Heimsuchungen Chronologie von der Reformationszeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

6 7 7 8 9

3

Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

11

3.1 3.2 3.3 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.5

Lateinschulen im Mittelalter Paracelsus und Vadian in Villach Das Villacher Schulwesen zur Zeit der Reformation Die Versammelten Jungfrauen von Villach Die Gründung und die ersten 20 Jahre Ein Tagesablauf bei den versammelten Jungfrauen Die Entwicklung unter Maria Theresia und Joseph II. Die Entwicklung der Schulstadt Villach um die Wende zum 20. Jahrhundert

11 12 13 14 15 16 17 18

4

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

19

4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.3

Das Reichsvolksschulgesetz Die Auswirkungen des Reichsvolksschulgesetzes auf Kärnten Der Ortsschulrat Der Bezirksschulrat Der Landesschulrat Unterrichtsordnung von 1905

20 21 22 22 23 23

5

Die Volksschule Lind in Villach

25

5.1 5.2 5.3

Die Entstehung Der Schulbau Die feierliche Eröffnung

25 25 27

6

Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914

34

6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6

Christbaumfeiern der Villacher „Bauerngman“ Lehrerwohlfahrtsverein „Selbsthilfe“ Bezirkslehrerkonferenz am 6. November 1911 Das neue Lehrergehaltsgesetz von 1912 Der Eislaufplatz der Volksschule Lind Schulgartenarbeit als Bestandteil des Unterrichtes

34 35 36 37 39 40

7

Die Zeit des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918

42

7.1 7.2

Allgemeine politische Situation in Österreich Das Schulleben während des 1. Weltkrieges

42 43

2

Inhalt

8

Die Schule und ihre Reformen in der Ersten Republik

51

8.1 8.2 8.3 8.4 8.5

Allgemeine politische Situation Die schulpolitische Situation Der Kampf um die Schulreform in Österreich Aus der Schulchronik während der Ersten Republik Interview mit einem Zeitzeugen: Wilhelm Sereinigg

51 52 53 55 60

9

Das Schulwesen im Ständestaat 1934 bis 1938

65

9.1 9.2 9.3

Allgemeine politische Situation Die schulpolitische Situation Aus der Schulchronik der Jahre 1934 bis 1938

65 65 67

10

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

69

10.1 10.2 10.2.1 10.2.2 10.2.3 10.2.4 10.3

69 70 71 71 76 76

10.3.1 10.3.2 10.3.3 10.3.4 10.3.5 10.3.6 10.3.7 10.3.8

Allgemeine politische Situation Schulpolitische Gegebenheiten während der NS-Zeit Der Anschluss an das Großdeutsche Reich Ausschaltung jüdischer Lehrer und Schüler Entkonfessionalisierung Organisatorische und lehrplanmäßige Veränderungen Die Schulchronik als wichtiger gesellschaftspolitischer Spiegel – Chronologie des Schullebens während des 2. Weltkrieges Schuljahr 1937/38 – Der Anschluss wird gefeiert Schuljahr 1938/39 – Leibeserziehung als Hauptfach Schuljahr 1939/40 – Luftschutzübungen Schuljahr 1940/41 – Kriegsunterstützende Aktionen Schuljahr 1941/42 – Stricken für die Wehrmacht Schuljahr 1942/43 – Einberufungen Schuljahr 1943/44 – Kinderlandverschickung Schuljahr 1944/45 – Schwere Bombenangriffe vor Kriegsende

11

Die Nachkriegsjahre – Der Wiederaufbau nach 1945

88

11.1 11.2 11.3 11.3.1 11.3.2 11.3.3 11.3.4

Allgemeine politische Situation Schulpolitische Situation der Nachkriegsjahre Der Schulbetrieb nach 1945 Ein schwieriger Beginn Schülerausspeisung Buttinger-Spende Wirtschaftsstützende Maßnahmen im Schulbereich

88 89 90 91 94 94 96

12

Interviews mit Zeitzeugen

100

12.1 12.2

Interview mit Herrn Kanzi Interview mit Herrn Wanker

100 105

13

Das 50-Jahr-Jubiläum der Volksschule Lind im Jahre 1960

108

Interview mit Frau Glawischnig

109

Das Schulgesetzwerk von 1962

112

14

78 79 79 80 81 83 84 85 86

3 15

Modernisierungsprozesse im Grundschulbereich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

116

16

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

118

16.1 16.2 16.3 16.4 16.5

Integration Fremdsprachliche Vorschulung mit Native Speaker Europa in der Schule Bilingualer Unterricht mit Arbeitssprache Italienisch Interkulturelles Lernen

118 121 124 125 127

17

Statistisches

130

17.1 17.2 17.3 17.4

Direktoren u. Direktorinnen der Volksschule Villach Lind 1910 bis 2009 Schülerzahlen 1910 bis 1972 Schülerzahlen 1972 bis 1995 Schülerzahlen 1996 bis dato

130 131 133 134

18

Schlusswort

135

Literatur

137

Einleitung

4

1 Einleitung Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, einen historischen Überblick über die Entwicklung der Volksschule 3 Villach/Lind zu geben. Die Darstellung soll im Zusammenhang mit der Geschichte des österreichischen bzw. des Kärntner Volksschulwesens gesehen werden, in deren Kontext die Volksschule 3 Villach/Lind immer wieder betrachtet wird. Zum besseren Verständnis der bildungspolitischen und sozialgeschichtlichen Zusammenhänge wird zu jeder größeren Zeitepoche auch die allgemeine politische Situation skizziert. Ausgehend von der Schulchronik, welche lückenlos von 1910 – der Schuleröffnung – bis zum heutigen Tag vorhanden ist, wird ein historischer Bogen gespannt, der einerseits die allgemeine Entwicklung des Kärntner Schulwesens zeichnet, andererseits konkret auf die Entwicklung der Volksschule 3 Villach/Lind eingeht. Die Schulentwicklung während der beiden Weltkriege und die Auswirkungen dieser politischen Ereignisse auf das Schulleben in der Nachkriegszeit werden besonders beleuchtet, da die Schulchronik auch in diesen Jahren sehr genau geführt wurde und detaillierte Informationen gibt. Mit dem Schulgesetzwerk von 1962 wird in die pädagogische Gegenwart übergeleitet, in weiterer Folge auf aktuelle pädagogische Herausforderungen wie Interkulturelles Lernen, Integration, Fremdsprachen usw. eingegangen und die pädagogische Schwerpunktsetzung der heutigen Volksschule 3 vorgestellt. Um den Zeitgeist der verschiedenen Abschnitte des Schullebens sichtbar zu machen, wurden bewusst z.B. Reden zu bestimmten Feiern, Gedichte oder Briefe von Soldaten im Felde zur Gänze zitiert. Einige Zeitungsartikel, welche in der Chronik zu finden waren, bzw. Bilder und Fotos wurden direkt in die Arbeit integriert und nicht im Anhang abgelegt, da sie eine unmittelbare Illustration zu den verschiedenen Ereignissen und Epochen bilden. Auch die Interviews1 mit den Zeitzeugen, die als Schüler oder Lehrer an der Volksschule 3 Villach/Lind aktiv waren, befinden sich direkt in der Arbeit. Sie sollen das Gesamtbild dieser historisch-pädagogischen Darstellung abrunden. 1

Bei der Transkription der Interviews wurde die gesprochene Sprache an die Schriftsprache angepasst.

Einleitung

5

Als Quellen standen mir vor allem die verschiedenen Bände der Schulchronik der Volksschule 3 zur Verfügung, aber auch Protokolle von Hausberatungen und Klassenbücher. Die Darstellung der allgemeinen österreichischen Schulentwicklung stützt sich vor allem auf das umfassende Werk von Helmut Engelbrecht (1988) und die Werke von Josef Scheipl und Helmut Seel (1987, 1988). Zum besseren Verständnis sei hier noch erklärt, dass die Schule im Laufe der Jahre mehrmals die Bezeichnung wechselte (1910 bis 1973 Mädchenvolksschule III bzw. Knabenvolksschule III; 1973 bis 1998 Volksschule 6 bzw. Volksschule 5; seit 1998 nach der Zusammenlegung der beiden Direktionen Volksschule 3). Es handelt sich dabei aber immer um ein und dieselbe Volksschule in Villach/Lind.

Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick

6

2 Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick 2.1 Die frühe Geschichte Der Name „Villach“ entstand vermutlich aus dem keltischen „Biliakom“ was „Dorf des Bilos, des Guten“

bzw. „Gutendorf“ bedeutet.2 Der Ortsnamenforscher Eberhard

Kranzmayer weist auch auf den Zusammenhang zwischen „Gutendorf“ und der „Villacher Alpe“ hin. Der slowenische Name des Villacher Hausberges heißt „Dobratsch“ und wird abgeleitet von „dober“, was soviel wie „gut“ bedeutet, denn als Spender des Bleierzes war der Dobratsch ein wahrer „Gutenberg“.3 Auch eine Beeinflussung des im südlichen Nachbarbereich der Stadt gelegenen Dorfes „Bilachium/Bilachinium“ wird nicht ausgeschlossen.4 Aus der Antike wird uns durch das Antoninianische Reisebuch ein weiterer Siedlungsname überliefert, und zwar der der Station Santicum, welche sich in der Gegend der heutigen Stadt Villach befand.5 Bereits in der Jungsteinzeit siedelten sich Menschen im Villacher Raum an, was durch bedeutende prähistorische Funde, die im Museum der Stadt Villach ausgestellt sind, belegt ist.6 Ab 1000 v. Chr. hinterließen Illyrer und Kelten Spuren im Villacher Raum, wie z. B. die Hügelgräber von Judendorf und Warmbad (Napoleonswiese) beweisen.7 Im Jahre 15 v. Chr. besetzten die Römer das keltische Noricum und ab 45 n. Chr. wurde die Provinz Noricum ein Teil des Römischen Reiches.8 Um 660 gehörte Karantanien (so war der ursprüngliche Name Kärntens) zum Slawenreich und konnte erst über 100 Jahre später befreit werden. Nun unterstand es dem bayrischen Herzogtum unter Herzog Tassilo III., der jedoch 788 von Karl dem Großen gestürzt wurde. Karantanien kam unter fränkische Herrschaft. Die schon unter Tassilo begonnene Christianisierung des Landes führten nun deutsche Priester zu Ende. Im Jahre 811 teilte Karl

2

vgl. Kranzmayer 1958, S. 69. vgl. ebd., S. 50. 4 vgl. Spielvogel-Bodo 1995, S. 4. 5 vgl. Dolenz 1940, S. 57. 6 vgl. Hompage der Stadt Villach, http://www.villach.at/inhalt/museum/5793.htm. 7 vgl. Spielvogel-Bodo 1995, S. 5. 8 vgl. ebd. 3

Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick

7

der Große Kärnten auf, und zwar wurde der Teil nördlich der Drau dem Erzbistum Salzburg, der südliche Teil dem Patriarchat Aquileja zugesprochen.9

2.2 Erste urkundliche Erwähnungen Zum ersten Mal wird Villach in einer Urkunde des Karolingerkönigs Karlmann vom 9. September 878 genannt. Damals übergab König Karlmann den Königshof Treffen dem bayrischen Kloster Ötting. Die Villacher Brücke über die Drau wurde dabei als südlichster Punkt des Königshofes Treffen genannt. Besagte Urkunde befindet sich im Landesarchiv von Kärnten.10 Als Hof „Fillac“, mit einer Burg und einer darin erbauten Kirche, findet es sodann in einer Urkunde des deutschen Herrschers Kaiser Otto II. vom 15. Oktober 979 Erwähnung. Dieser hatte im Jahre 976 Kärnten vom Herzogtum Bayern getrennt und der Königshof Villach fiel als Lehen an Herzog Heinrich I. Das Lehen wurde Heinrich I. jedoch wegen Untreue wieder entzogen und Kaiser Otto II. vergab es an Bischof Albuin von Brixen.11 Bis 1060, als Villach von König Heinrich IV. das Marktrecht erhielt, ist die Geschichte Villachs etwas unklar. Tatsache ist aber, dass Villach bereits im Jahre 1014 von König Heinrich II. dem Bistum Bamberg geschenkt worden war, auch wenn sich dies urkundlich nicht nachweisen lässt.12

2.3 Die „Stadt“ Villach Im Jahre 1240 wird Villach erstmals ausdrücklich als „Stadt“ („civitas“) bezeichnet. Die Urkunde vom 12. April 1240 liegt im Österreichischen Staatsarchiv in Wien.13 Schon damals ist die Adlerklaue im Dreiecksschild, die bis heute der Stadt als Wappen dient, im Siegel der betreffenden Urkunde zu erkennen gewesen. Der Originaltypar des Villacher Stadtsiegels von 1270 befindet sich im Villacher Stadtmuseum. Zu dieser Zeit war Villach vermutlich die bedeutendste Stadt im Kärntner Raum. Die Rechtssprechung unterlag einem Stadtrichter und ab 1588 gab

9

vgl. Moro 1940, S. 9. vgl. ebd., S. 10. 11 vgl. ebd., S. 10. 12 vgl. ebd., S. 11. 13 vgl. Homepage der Stadt Villach, http://www.villach.at/inhalt/734.htm und auch: Österreichisches Staatsarchiv, http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=183023 10

8

Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick

es neben den Stadtrichtern auch einen Bürgermeister.14 Als erster Bürgermeister wird 1589 Michael Grundtner genannt.15

Stadtsiegel von Villach 124016

Siegelstempel um 127017

2.4 Katastrophen und Heimsuchungen Im Jahre 1348 brach über die blühende Stadt Villach – von einem Chronisten des 14. Jahrhunderts sogar als „Famosa civitas“ bezeichnet – ein schweres Unglück herein.18 „Am Pauli Bekehrungstag (25. Jänner) suchte ein starkes E r d b e b e n die Ostalpenländer und die nördlichen und südlichen Nachbargebiete heim. Doch keine größere Siedlung ward so schwer betroffen wie Villach. Es war zur Vesperzeit. In der Kirche St. Jakob waren angeblich 500 Gläubige beim Nachmittagsgottesdienst und zahlreiches Volk hörte die Predigt bei den Franziskaner-Barfüßern (Minoriten) an. Da bebte die Erde und die Gotteshäuser – außer zwei Kapellen – brachen zusammen und begruben Laien und Kleriker. Auch die Privathäuser stürzten ein und die Ringmauern. Das ganze ‚groß gut von allerlei kaufmannschaft auz manigen landen’ verdarb und war verloren. Bloß einige kleine Holzhütten verschonte der Erdstoß.“

19

Die

Südwand des Dobratsch stürzte ab und begrub einzelne Dörfer unter sich. Durch den Absturz wurde auch die Gail aufgestaut, sodass es zu schweren Überflutungen kam.20 Verschiedene Quellen sprechen von bis zu 5.000 Todesopfern, doch diese 14

vgl. Spielvogel-Bodo 1995, S. 6 f. vgl. Moro 1940, S. 80. 16 Bildquelle: Homepage der Stadt Villach, http://www.villach.at/inhalt/734.htm 17 ebd. 18 vgl. Moro 1940, S. 29. 19 ebd., S. 29 f. 20 vgl. Spielvogel-Bodo 1995, S. 7. 15

Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick

9

Schätzungen im Zusammenhang mit dem Erdbeben sind mit Vorsicht zu betrachten, denn Brände und eine Pestepidemie (1349) trugen bestimmt auch dazu bei, dass Villach mit seiner Bevölkerung nahezu ausgelöscht wurde. 1690 gab es ein weiteres schweres Erdbeben, bei dem der Turm der Jakobskirche einstürzte21 und im Laufe der Geschichte Villachs kam es immer wieder zu Brandkatastrophen (z.B. 1524, 1606, 1713, 1813)22

2.5 Chronologie von der Reformationszeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Ab 1526 fand die Reformation Eingang in die Geschichte Villachs. In diesem Jahr übergab Freiherr Siegmund von Dietrichstein das Patronat der Jakobskirche der Bürgerschaft Villachs als Anerkennung für deren evangelische Haltung.23 Die Stadt wurde ein Zentrum des Protestantismus in Kärnten. Die Kirche St. Jakob war bis 1600 ein evangelisches Gotteshaus. Von 1007 bis 1759 war die Stadt Eigentum des Bistums Bamberg. Doch schon 1535 musste Bamberg die Unterstellung seines Besitzes an die Landeshoheiten anerkennen und 1674 gingen weitere Herrschaftsrechte der Bamberger verloren. 1759 ging die bambergsche Ära in Villach ihrem Ende entgegen. Maria Theresia erwarb sämtliche Besitztümer Bambergs in Kärnten, und somit auch Villach, und zwar für eine Million Silbergulden.24 Von Italien her zog 1797 General Napoleon Bonaparte durch Villach und auch 1805 und 1809 kam es zu wiederholten Besetzungen Villachs durch französische Truppen. Von 1809 bis 1813 war Villach Kreisstadt innerhalb der Illyrischen Provinzen von Frankreich. 1813 wurde die Stadt wieder zurück erobert, erlitt dabei jedoch schwere Schäden.25 Der Name der Napoleonswiese – heute ein beliebtes Naherholungsgebiet für alle Villacher – lässt sich ebenfalls auf diese Zeit zurückführen. Napoleon I. ließ auf der „Hutweide“ oberhalb Warmbads durch einen Waldinspektor eine Baumschule anlegen und wollte Warmbad zu einem Weltkurort machen.26 Mit dem Jahr 1864 begann neues Leben in Villach. Der Wirkungsbereich der Gemeinde wurde erweitert und es entstand eine neue Gemeindeordnung. Der Bau von 21

vgl. ebd., S. 9. vgl. Hompage der Stadt Villach: http://www.villach.at/inhalt/museum/5793.htm 23 vgl. Neumann 1960, S. 413. 24 vgl. Spielvogel-Bodo 1995, S. 9. 25 vgl. ebd., S. 10. 26 vgl. Moro 1940, S. 98. 22

Die Geschichte der Stadt Villach im Kurzüberblick

10

verschiedensten Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen sowie die Errichtung medizinischer Anlagen führten zu einer wesentlichen Verbesserung der Infrastruktur. Straßen wurden erweitert und gepflastert, Denkmäler errichtet und sogar zwei Kirchen entstanden neu – die evangelische Kirche neben dem heutigen Stadtpark und die Nikolaikirche an der Stelle der ehemaligen Kapuzinerkirche.27 Wirklich bedeutend für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt war jedoch der Anschluss Villachs an die Südbahnstrecke Damit entstand nämlich bald ein wichtiger Bahnknotenpunkt. „Man ahnte noch nicht, welche Bedeutung die Errichtung von Bahnen gerade unserer Stadt geben werde. Als aber die erste Lokomotive Villach erreicht, da gab es unermesslichen Jubel.“ 28

27 28

vgl. ebd., S. 104 f. ebd., S. 105.

11

Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

3 Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren Als Schulstadt blickt Villach auf eine sehr lange Geschichte zurück. Die folgenden Kapitel sollen einen kurzen zusammenfassenden Rückblick auf diese Entwicklung geben.

3.1 Lateinschulen im Mittelalter Schon im 14. Jahrhundert finden sich Hinweise auf das mittelalterliche Schulwesen in Villach. „Im Jahre 1331 wird der ‚magister Petius Doctor scolarum de Villaco’ erwähnt, und im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts ein ‚scolasticus’ namens Ulrich Lochner und schließlich 1471 ein Schulmeister.“

29

Der Nachweis über die Tätigkeit

Lochners geht aus dem Jahrtagskalender der Jakobskirche hervor, in welchem der 14. Februar 1422 als der Todestag der Klara Lochner, Gattin des „Ulrici Lochner scolastici Villaci“, verzeichnet ist.30 In einer Studie über „Villachs Studenten an deutschen Universitäten bis 1518“ von Wilhelm Neumann findet man indirekt den Nachweis darüber, dass Villach im Spätmittelalter schon über ein effizientes Schulwesen und eine sehr gute Lateinschule verfügt haben muss, denn zwischen 1377 und 1518 waren 131 immatrikulierte Universitätshörer aus Villach an den Universitäten Wien (gegr. 1365), Leipzig (gegr. 1409), Ingolstadt (gegr. 1472) und Wittenberg (gegr. 1502) zu verzeichnen.31 Aus diesen Aufzeichnungen geht auch hervor, dass Villach jährlich mindestens einen Studenten an eine Universität sandte. Eine besondere Bedeutung bekommt die Zahl der Villacher Studenten aber im Vergleich mit anderen Regionen Kärntens. 32 Kärntner Studenten

aus Villach

aus Klagenfurt

aus Gurk

aus Friesach

Von ca. 1377 - 1450

33

6

10

21

1451 - 1518

98

39

6

41

Summe:

131

45

16

62

Dies zeichnet wohl ein beeindruckendes Bild über die führende kulturelle Stellung Villachs innerhalb Kärntens im Spätmittelalter.

29

ebd., S. 44. vgl. Neumann 1969, S. 109. 31 vgl. Neumann 1960, S. 239 ff. 32 Neumann 1960, S. 246. 30

12

Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

3.2 Paracelsus und Vadian in Villach Einer der berühmtesten Schüler der Villacher Lateinschule dürfte, obwohl es kein direktes Zeugnis dafür gibt, Theophrastus Bombastus von Hohenheim, der sich später Paracelsus nannte, gewesen sein. Mit seinem Vater Wilhelm von Hohenheim kam der damals neunjährige Knabe 1502 nach Villach und dürfte in der blühenden Handelsstadt die Stadtschule und in weiterer Folge eine Klosterschule, vermutlich jene des Stiftes St. Paul im Lavanttal, besucht haben,33 ehe er zum Medizinstudium nach Ferrara auszog.34 Paracelsus soll an der höheren Schule zu Villach gelehrt haben. Von seinem Schweizer Landsmann Joachim von Watt wird ebenfalls behauptet, dass er ca. um 1506 an der Villacher Lateinschule wirkte.35 Auch er änderte später, gemäß der humanistischen Mode, seinen Namen und wurde als Vadianus (Vadian) bekannt. Vadianus studierte um 1501 in Wien als Schüler von Konrad Celtis, einem bedeutenden deutschen Humanisten. Im Jahr 1506 floh er vor der Pest mit einem nicht näher bekannten Villacher in dessen Vaterstadt und fand hier als „ludi rector“, also als Schulleiter, Verwendung.36 Beide Männer wirkten nach ihrer Ausbildung an verschiedenen Universitäten als Ärzte, 1516 wurde Vadian Rektor der Wiener Universität.

Portrait von Vadian37

33

Darstellung des Paracelsus (Theophrast von Hohenheim) in einem Gemälde von Quentin Massys38

vgl. Geerk 1992, S. 30 f. vgl. Medweth 1940, S. 139. 35 vgl. Bonorand 1960, S. 217. 36 vgl. Neumann 1969, S. 114. 37 Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/39/Vadian_-_001.png 38 Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Paracelsus.jpg 34

13

Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

„Vadians kurzes Wirken in Villach erlangte für die Einwurzelung der neuen Geisteshaltung des Humanismus größte Bedeutung. Das spiegelt sich im sprunghaften Ansteigen der in Wien seit 1507 studierenden Villacher wider, die dort mit Vadian in weiterem Verkehr blieben.“ 39

3.3 Das Villacher Schulwesen zur Zeit der Reformation Ab 1525 gewann der Protestantismus zunehmend an Einfluss in Villach. Auch in dieser Periode leisteten die Villacher Lateinschulen einen großen Beitrag zur Entwicklung des geistigen Lebens im Kärntner Raum. Aus dieser Zeit finden sich jedoch kaum Hinweise auf Namen von Lehrern, welche dort unterrichteten. Gleiches gilt auch für die „deutsche Schule“. Lediglich auf einer Schulgeldrechnung aus dem Jahre 1549 wird ein „Jacob Herer teutscher schuelhalter in Villach“ erwähnt und auf einer Kirchenrechnung von 1606 findet sich der Nachweis über Wolfgang Welhinger als deutscher Schulhalter und Hausbesitzer.40 Weiters ist aus Aufzeichnungen ein Abwandern von verschiedenen Villacher Schulmeistern nach Klagenfurt zu erkennen. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich die von den Landständen gegründete Landschaftsschule in Klagenfurt. Die Bedeutung Villachs als Schulstandort nimmt in dieser Zeit ab und das schulische Zentrum verlagert sich mehr und mehr nach Klagenfurt.41 Auch wenn sich kaum direkte Quellen bezüglich des Lateinschulwesens in der Hochblüte der Reformation finden, so gibt es doch einige Kirchenaufzeichnungen, welche wiederum sehr informativ sind. Seit 1565 wirkte Johann Hauser als evangelischer Stadtpfarrer in Villach. Ihm zur Seite stand Hieronymus Peristerius (Deubener) als Vikar. Als es zwischen den beiden Kirchenmännern öffentlich zu Auseinandersetzungen bezüglich ihrer Auffassung zur Erbsündetheorie des Flacius Illyricus (1520 – 1575) kam, wurden beide vom Rat der Stadt Villach entlassen.42 In dem vom Stadtrat ausgestellten Abschiedsbrief wird bescheinigt, dass Peristerius als „schuelinspector zway jahr lang in solchem seinen beruf gedienet und [...] unserer gemainen ratschuelen in fleissiger inspection, getrewen rat, nutzlichen lecturn und andern hierzu dienstlichen beförderungen christlich, fruchtbarlich vorgestanden“

39

Neumann 1969, S. 114. vgl. ebd., S. 122. 41 vgl. ebd., S. 123 f. 42 vgl. Neumann 1960, S 429 f. u. S. 436. 43 zit. n. Neumann 1960, S. 436. 40

43

ist. Dies gibt auch Auf-

Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

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schluss darüber, dass die Schule zwar unter kirchlicher Aufsicht stand, jedoch eine von der Stadt getragene Einrichtung war. Der einzige namentlich bekannte Lateinschulmeister war Balthasar Wittich, dessen Wirken bis in die Zeit der Gegenreformation reichte. Am 1. November 1594 kamen der Vizedom Johann Georg von Stadion und der Patriarch von Aquileja, Franz Barbaro, nach Villach, um die Kirchen wieder nach katholischem Ritus zu weihen. Doch die Villacher verweigerten die Herausgabe der Kirchenschlüssel, woraufhin J. G. v. Stadion die Jakobskirche gewaltsam mit einer Hacke öffnen ließ. Doch die Villacher wehrten sich standhaft gegen die Rekatholisierungsversuche. Erst 1600 gab man Schritt für Schritt nach und händigte auch wieder die Kirchenschlüssel an den Vizedom aus. Ein Grund für die Kooperationsbereitschaft war, dass sich die Villacher bestimmte Freiheiten erwarteten, wie z. B. die ungehinderte Religionsausübung außerhalb der Stadt. Doch ihre Erwartungen wurden bitter enttäuscht, denn v. Stadion forderte die sofortige Rückbesinnung zum Katholizismus. In diesem Zusammenhang veranlasste er auch die sofortige Schließung der „sektischen“ lateinischen Schule Balthasar Wittichs.44 Zu Beginn des 17. Jahrhunderts, mit dem Einzug der Jesuiten in Klagenfurt (1604), musste Villach seinen Status als wichtigste Schulstadt in Kärnten endgültig an Klagenfurt abtreten.

3.4 Die „Versammelten Jungfrauen“ von Villach Die Geschichte der „Versammelten Jungfrauen“ beginnt im Jahre 1742. Zu dieser Zeit ging es der Stadt Villach wirtschaftlich schlecht, sie war verarmt und hatte hohe Steuerschulden. Beim Erdbeben im Jahre 1690 wurde ein Großteil der Häuser der Stadt zerstört und auch immer wiederkehrende Feuersbrünste fügten der Stadt Villach und ihren Bewohnern großen Schaden zu. 1713 wurde nahezu ganz Villach ein Raub der Flammen, lediglich die Burg, die Sankt Jakobskirche und ein paar vereinzelte Häuser blieben unversehrt. 1777 und 1783 wurde abermals ein großer Teil der Stadt, mitsamt der Stadtpfarrkirche, der Minoritenkirche und dem angeschlossenen Kloster, eingeäschert. 1786 und 1791 brannte die untere Vorstadt erneut, und das

44

vgl. Moro 1940, S. 81 f.

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Kapuzinerkloster (heute St. Nikolai) sowie die Vorstadtpfarrkirche St. Nikolai wurden völlig zerstört.45 Ein weiterer Grund für den wirtschaftlichen Niedergang der einst so blühenden Handelsstadt war auch die Verlagerung der Handelswege vom Mittelmeer hin zum Atlantik. War Villach über hunderte Jahre ein wichtiger Punkt in der Nord-Süd-Verbindung nach Venedig, so ging mit Ernennung von Triest zum Freihafen und der Fertigstellung der Loiblstraße 1728 nur mehr ein Teil des Handels über Villach.

3.4.1 Die Gründung und die ersten 20 Jahre Im Jahr 1742 entschlossen sich vier Bürgerstöchter aus Villach (Maria Fleiß, Josepha Prinzhofer, Katharina Treitler, Anna Rainer) und ein „Landmädchen“ aus Mariazell (Margarethe Reichmann), sich in den Dienst Gottes und dem des Unterrichtens der weiblichen Jugend zu stellen, und zwar unter dem Schutze des bambergschen Vizedoms Graf Cristalnig sowie dem des Erzpriesters und Stadtpfarrers von Villach, Graf Hermes von Portia. Die vorerst nur mündliche Vereinbarung wurde erst am 28. Februar 1751 als schriftlicher Vertrag verfasst und unterzeichnet.46 Untergebracht war diese Institution in dem sogenannten Luzischen Stöckl, im Hof des heutigen „Hotel Post“. Das Gebäude war im Grundbuch als Besitz der „Einsamen Jungfrauen“ eingetragen.47 Eine Hausmutter, die alle 3 Jahre gewählt wurde, war verantwortlich für die häuslichen Angelegenheiten und auch für die Überwachung der selbst auferlegten „gleichsam klösterlichen Disziplin“ 48. Unterrichtet wurden Mädchen, welche internatsmäßig im Hause untergebracht waren (Kostkinder), aber auch auswärtige Schülerinnen. Gelehrt wurde: Christenlehre, Gottesfurcht, Lesen, Schreiben, Rechnen, Spinnen, Nähen, Stricken sowie Blumenmachen. Die finanziellen Verhältnisse der „Versammelten Jungfrauen“ waren äußerst bescheiden. Ihre wenigen Mittel, die sie ursprünglich hatten, wurden für den Hausankauf verwendet, Als Einnahmen blieben lediglich geringe Gewinne aus dem Verkauf von angefertigten Handarbeiten und das Kostgeld von den Schülerinnen. Im Jahre

45

vgl. ebd., S. 95. vgl. Oezelt 1969, S. 131 u. S. 135. 47 vgl. ebd., S. 144. 48 ebd., S. 131. 46

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Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

1786 bezahlten die bemittelten Kinder pro Jahr 60 fl. (Gulden). Die Armen wurden umsonst unterrichtet.49 Im Jahre 1761, nach rund 20jährigem Bestehen, ersuchte die Vereinigung beim Erzbischof Carl Michael von Görz um die Bewilligung zur Erbauung einer Hauskirche. Diese Gelegenheit wollte er allerdings dazu nutzen, diese religiöse Laiengemeinschaft in ein ordentliches Kloster mit Klosterschule umzuwandeln. Der Grund dafür lag darin, dass der Erzbischof die Befürchtung hatte, die „Versammelten Jungfrauen“ könnten aus „angeborener Schwachheit und Beschränktheit“

50

irgendwelchen

Irrlehren unterliegen. In diesem Zusammenhang erhielten die Jungfrauen jedoch Schützenhilfe vom Kreishauptmann von Lind, der sich sehr aufgeschlossen zeigte und sich dafür einsetzte, dass der Bau der Kapelle genehmigt, doch von der Gründung eines Klosters abgesehen wurde. Im Laufe der Jahre wurde die „Klosterfrage“ immer wieder diskutiert, in Erwägung gezogen und wieder verworfen.51

3.4.2 Ein Tagesablauf bei den „Versammelten Jungfrauen“ Der Tag begann für die Frauen bereits um 4 Uhr morgens mit einem gemeinsamen Gebet. Bis halb 6 Uhr wurden verschiedenste religiöse Übungen abgehalten, welche mit dem Besuch der hl. Messe um 6 Uhr endeten. Ein Teil der Jungfrauen kümmerte sich bereits ab 6 Uhr um die Kostmädchen, mit welchen um 7 Uhr gemeinsam gefrühstückt wurde. Um halb 8 Uhr besuchte man gemeinsam mit den Kostmädchen wieder die hl. Messe, um das vorgeschriebene tägliche Messlied zu singen. Der Unterricht begann um 8 Uhr und dauerte bis 11 Uhr. Während vier Frauen in der Schule unterrichteten, kümmerten sich die anderen um die häuslichen Geschäfte und machten auch Handarbeiten, um die nötigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften. Während des Mittagessens, das um 11 Uhr eingenommen wurde, hielt man eine geistliche Lesung ab. Vor dem Essen beteten die Mädchen gemeinsam. Nach dem Essen wurde allen eine halbe Stunde zur Erholung gewährt, bevor man um 1230 Uhr die Arbeit wieder aufnahm. Der Nachmittagsunterricht schloss um 16 Uhr und danach nahmen die Mädchen eine Jause ein. Bis 18 Uhr fanden wieder religiöse Übungen statt und man betete gemeinsam. Nach dem Abendessen gab es eine freie Stunde bis 1945 Uhr, dann wurde noch gemeinsam mit den Kostmädchen das Abendgebet verrichtet. Nachdem diese zu Bett gegangen waren, betete man noch 49

vgl. ebd., S. 154. ebd., S. 136. 51 vgl. ebd., S. 136. 50

Villach als Schulstadt – Geschichtliche Spuren

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gemeinsam bis 2030 Uhr den Rosenkranz und es wurde auch noch eine kurze geistliche Lesung abgehalten. Um 21 Uhr schloss der Tag.52

3.4.3 Die Entwicklung unter Maria Theresia und Joseph II. Die Schule der „Versammelten Jungfrauen“ erfreute sich in Villach großer Beliebtheit. In dem kleinen Schulhaus herrschte Platzmangel und so musste man sich überlegen, wie man zu einem geeigneten Gebäude kommen konnte. Im Jahre 1785 wurde das Minoritenkloster in Villach von Kaiser Joseph II. aufgelassen. Nach geschickten Verhandlungen der Jungfrauen wurde dieses der Vereinigung, als Schulgebäude adaptiert, zur Verfügung gestellt. Am 24 Juni 1788 zogen die „Versammelten Jungfrauen“ samt Mädchenschule und Kostkindern in das Minoritenkloster um.53 Nach der Übersiedlung in das Klostergebäude bekamen die Jungfrauen in ihrer Tätigkeit als Lehrerinnen auch vom Staat Unterstützung. Kaiser Joseph II. und in weiterer Folge Kaiser Leopold II. gewährten jeweils eine jährliche Beihilfe von 600 fl. aus dem Religionsfonds.54 Ab dem Jahre 1774, mit Inkrafttreten der neuen „Allgemeinen Schulordnung“, welche Johann Ignaz Felbiger im Auftrage Maria Theresias ausgearbeitet hatte, traten auch bei den „Versammelten Jungfrauen“ Veränderungen ein. Die Lehrerinnen erhielten eine methodische Ausbildung, welche 3 Monate dauerte55, und die Schulaufsicht legte Wert darauf, dass die unterrichtenden Lehrerinnen von bestimmten religiösen Verrichtungen befreit wurden, um sich besser auf den Unterricht vorbereiten zu können. Die Anstalt der „Versammelten Jungfrauen“ wurde im Sinne der Schulordnung von 1774 als Trivialschule (Volksschule) geführt.56 Als Villach 1809 von den Franzosen übernommen wurde, lösten sich die „Versammelten Jungfrauen“ aufgrund der nicht mehr haltbaren finanziellen Situation auf. Als Oberkärnten 1813 wieder unter österreichische Herrschaft gelangte, bemühte sich die Stadtregierung darum, die „Versammelten Jungfrauen“ wieder für die Mädchenbildung in Villach zu gewinnen, was jedoch aus verschiedensten Gründen nicht gelang. Die neue, nun vom Staat gegründete Mädchenschule, fand im Verein mit der Knabenschule wieder im ehemaligen Minoritenkloster ihre Unterbringung.57 Die Tra-

52

vgl. ebd., S. 141 ff. vgl. ebd., S. 150 ff. 54 vgl. ebd., S. 155. 55 vgl. ebd., S. 168. 56 vgl. ebd., S. 173 ff. 57 vgl. Schrott 1931, S. 189. 53

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dition der „Versammelten Jungfrauen“ wurde immerhin in der Weise fortgesetzt, dass man zwei ehemalige Lehrerinnen der Vereinigung als Lehrerinnen an die neue Mädchenschule gewinnen konnte.58

3.5 Die Entwicklung der Schulstadt Villach um die Wende zum 20. Jahrhundert Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs Villachs ab ca. 1864 ging es auch mit dem Schulwesen der Stadt wieder bergauf. Zahlreiche Bauten zu Bildungs- und Wohlfahrtszwecken wurden errichtet. So verfügte Villach nicht nur über Volks- und Hauptschulen, sondern ab 1869 auch über ein Realgymnasium und eine Höhere Staatsgewerbeschule.59 Die Mädchenschule übersiedelte mit den Jahren mehrmals. Bis 1850 wurde sie dreiklassig, in weiterer Folge vier- und fünfklassig geführt. Am 1. Oktober 1870 wurde die Schule aufgrund des Reichsvolksschulgesetzes für selbständig erklärt. Im Jahre 1884 musste eine sechste und 1888 eine siebente Volksschulklasse eingerichtet werden. Wegen der stark ansteigenden Anzahl der Schülerinnen, wurde in der Gemeindesitzung vom 8. Jänner 1892 die Erbauung eines geeigneten Schulhauses beschlossen. Die Eröffnung dieser Mädchen-Volks- und Bürgerschule, der heutigen Khevenhüllerschule, erfolgte 1896.60 Im Schuljahr 1900/01 bestanden in Villach die Perauschule, die Schule St. Johann (mit insgesamt 1701 SchülerInnen), die Mädchenvolks- und Bürgerschule mit 102 Schülerinnen sowie ein Realgymnasium. Mit Beginn des Schuljahres 1905/06 wurde der Schulsprengel I (Perauschule) geteilt und der Schulsprengel II neu errichtet. Durch Eingemeindung von St. Martin im Jahre 1905 kam auch das Schulgebäude St. Martin nach Villach. Im Schuljahr 1906/07 eröffnete man eine Knabenhauptschule.61 Schülerzahlen62 Schuljahr

Knaben

Mädchen

Zusammen

1900/01

676

1127

1803

1905/06

981

1232

2213

58

vgl. Oezelt 1969, S. 175 u. Moro 1940, S. 98. vgl. Moro 1940, S. 104. 60 vgl. Ghon 1913, S. 26 f. 61 vgl. Kaufmann 1951, S. 6 und S. 9. 62 ebd., S. 8. 59

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

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4 Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert Das liberale Zeitalter der Schulpolitik leitete eigentlich schon 1848 der „Entwurf der Grundzüge des öffentlichen Unterrichtswesen in Österreich“ ein. Ernst Freiherr von Feuchtersleben strebte als Unterstaatssekretär an, das Verhältnis zwischen Schule und Staat bzw. zwischen Schule und Kirche zu regeln. Die Schule sollte aus der Vormundschaft der Kirche entlassen werden, jedoch ohne Ausschließung des Klerus vom Unterricht, und der Staat sollte Erhalter des gesamten Schulwesens werden.63 Im Zuge des Neoabsolutismus kam es diesbezüglich aber wieder zu einem deutlichen Rückschritt, nämlich durch den Abschluss des Konkordats von 1855. Die Schulaufsicht wurde nun wieder völlig der Kirche übertragen. Hand in Hand mit dem Durchbruch des österreichischen Liberalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging auch die Entwicklung des Schulwesens im „Kaiserthum Österreich“. Mit der Dezemberverfassung von 1867 setzte sich der liberale Gedanke endgültig durch und das Konkordat von 1855 stand in der konstitutionellen Monarchie somit wieder zur Diskussion.64 Im Artikel 17 des Staatsgrundgesetzes wird folgendes festgehalten: „Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. Unterrichts- und Erziehungsanstalten zu gründen und an solchen Unterricht zu erteilen, ist jeder Staatsbürger berechtigt, der seine Befähigung hiezu in gesetzlicher Weise nachgewiesen hat. Der häusliche Unterricht unterliegt keiner solchen Beschränkung. Für den Religionsunterricht in den Schulen ist von der betreffenden Kirche oder Religionsgesellschaft Sorge zu tragen. Dem Staate steht rücksichtlich des gesamten Unterrichts- und Erziehungswesens das Recht der obersten Leitung und Aufsicht zu.“ 65 Die Durchführung dieser Verfassungsbestimmung wurde im „Schule-Kirche-Gesetz“ (1868) geregelt. Im § 1 wird festgehalten, dass die oberste Leitung und Aufsicht des Unterrichts- und Erziehungswesens dem Staate obliegt.66 Für die Volksschulen kam es durch das Reichsvolksschulgesetz zur Konkretisierung des „Schule-KircheGesetzes“.

63

vgl. Scheipl/Seel 1987, S. 40. vgl. ebd., S. 54. 65 RGBl. 1867, Nr. 142, S. 396. 66 vgl. RGBl. 1868, Nr. 48, S. 97. 64

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

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4.1 Das Reichsvolksschulgesetz Das Reichsvolksschulgesetz (RVG) wurde dem Abgeordnetenhaus am 2. März 1869 durch den Unterrichtsminister Leopold Hasner Ritter von Artha vorgelegt und trat am 14. Mai 1869 in Kraft. Erstmals in der Bildungsgeschichte Österreichs stellte man das gesamte Pflichtschulwesen auf eine einheitliche Grundlage. - Die allgemeine Schulpflicht wurde von sechs auf acht Jahre angehoben. Festzuhalten ist jedoch, dass es sich dabei bis heute de facto um eine „Unterrichtspflicht“ handelt. Häuslicher Unterricht war und ist auch heute noch zugelassen.67 - Die Volksschule löste die Trivial- und Hauptschule ab und wurde eine öffentliche Anstalt, zugänglich für alle Kinder, unabhängig von Stand oder Konfession.68 - Die allgemeinbildende Aufgabe der Volksschule wurde wie folgt formuliert: „Die Volksschule hat zur Aufgabe, die Kinder sittlich-religiös zu erziehen und deren Geistesthätigkeit zu entwickeln, sie mit den zur weiteren Ausbildung für das Leben erforderlichen Kenntnissen und Fertigkeiten auszustatten und die Grundlage für Heranbildung tüchtiger Menschen und Mitglieder des Gemeinwesens zu schaffen.“ 69 - Neben der Volksschule konnten in größeren Orten auch Bürgerschulen eingerichtet werden. Entweder parallel zur Volksschule (achtjährig) oder auf die fünfte Klasse der Volksschule aufbauend (dreijährig), wobei man die achtjährige Form 1883 aufhob. Da dieser Schultyp speziell auf die Bedürfnisse der Gewerbetreibenden abgestimmt war, wurde mit diesem Schritt dem Charakter einer Standesschule entgegengewirkt.70 Die Aufgabe der Bürgerschule war es, eine über die allgemeine Volksschule hinausgehende Bildung zu vermitteln.

67

vgl. RGBl. 1869, Nr. 62, S. 280, § 21. vgl. ebd., S. 277, § 2. 69 ebd., S. 277, § 1. 70 vgl. Scheipl/Seel 1987, S. 59. 68

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

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Gegenstände Volksschule71

Gegenstände Bürgerschule72

Religion Sprache Rechnen Naturkunde Erdkunde u. Geschichte Schreiben Geometrische Formenlehre Gesang Leibesübungen Handarbeit u. Haushaltungskunde (nur für Mädchen)

Religion Sprache u. Aufsatzbildung Geographie u. Geschichte Naturgeschichte Naturlehre Arithmetik Geometrie Buchhaltung Freihandzeichnen Geometrisches Zeichnen Schönschreiben Gesang u. Leibesübungen Handarbeit u. Haushaltungskunde (nur für Mädchen)

- Ein ganz wesentlicher Punkt des RVGs war die Neuregelung der Lehrerbildung. Es wurden vierklassige Lehrerbildungsanstalten geschaffen.73 Vorraussetzung für den Besuch dieser Einrichtung war die Vollendung des 15. Lebensjahres und das Bestehen einer Aufnahmeprüfung.74 Mit dem Abschlusszeugnis konnte man eine Anstellung als provisorische(r) Lehrer/in oder als Unterlehrer/in erhalten. Eine definitive Anstellung war aber erst nach einer zweijährigen Verwendung im praktischen Schuldienst und der Ablegung einer Lehrbefähigungsprüfung möglich.75 - Die Neuregelung des Lehrerdienstrechtes brachte wesentliche Verbesserungen für den Berufstand des Lehrers. Ein Mindesteinkommen wurde gesichert, weiters waren die Dienstnehmer(innen) pensionsberechtigt und damit auch im Ablebensfalle ihre Witwen bzw. Kinder versorgt.76

4.2 Die Auswirkungen des Reichsvolksschulgesetzes auf Kärnten Durch die neue Gesetzeslage war es auch für die Länder notwendig, die Schulaufsicht neu zu organisieren. Ab sofort unterstanden dem Unterrichtsministerium folgende Einrichtungen: a) der Landesschulrat als oberste Landesschulbehörde 71

vgl. RGBl. 1869, Nr. 62, S. 277, § 3. vgl. ebd., S. 279, § 17. 73 vgl. ebd., S. 281, § 28. 74 vgl. ebd., S. 282, § 32. 75 vgl. ebd., S. 282, § 38. 76 vgl. ebd., S. 285, § 56. 72

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

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b) der Bezirksschulrat für jeden Schulbezirk c) der Ortsschulrat für jede Schulgemeinde Im Kärntner Landtag gab es dafür drei ausschlaggebende Gesetzesbeschlüsse (1869, 1870 und 1873) welche in den folgenden Unterkapiteln (4.2.1. bis 4.2.3.) behandelt werden.

4.2.1 Der Ortsschulrat Der Ortsschulrat setzte sich aus Vertretern der Gemeinde, der Kirche und der Schulen zusammen und war für jede Schulgemeinde zu bestellen. Aus ihrer Mitte wurden ein Vorsitzender und sein Stellvertreter gewählt. Der Ortsschulrat war als Vertreter der Schulgemeinde für alle Verwaltungs- und Rechtsangelegenheiten, insbesondere die Errichtung bzw. die Erweiterung von Schullokalitäten zuständig. Ebenso oblag ihm, als Bindeglied zu den Gemeindevertretern, die Verantwortung für das nötige Inventar der Schulen sowie die Verwaltung der dafür von den Gemeinden zur Verfügung gestellten Gelder. Aber nicht nur administrative Aufgaben oblagen dem OSR, sondern auch in pädagogischen Belangen war er gefordert. So war es z. B. auch sein Auftrag, ein Auge auf den Lebenswandel des Lehrpersonals zu werfen oder die Disziplin in den Schulen wie auch das Betragen der Schuljugend außerhalb der Schule zu beaufsichtigen.77

4.2.2 Der Bezirksschulrat Die nächste Instanz der Schulbehörden war der Bezirksschulrat. Ihm oblag die Vertretung der Interessen des Schulbezirkes nach außen, die Sorge für die gesetzliche Ordnung im Schulwesen und in den Schulen direkt. Weitere Aufgaben waren - die Förderung der Fortbildung des Lehrpersonales - Veranstaltung der Bezirkslehrerkonferenzen - Konstituierung der Ortsschulräte sowie die Förderung und Überwachung der Wirksamkeit derselben - Festlegung der jeweiligen Ferienordnung für die öffentlichen Volksschulen in Absprache mit dem Ortsschulrat - Erstellen von periodischen Schulberichten für die höheren Schulbehörden78

77 78

vgl. LGBl. 1873, Nr. 22, S. 29 f. vgl. LGBl. 1869, Nr. 10, S. 19 f., § 25.

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

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4.2.3 Der Landesschulrat Der „k.k. Landesschulrath“ war die oberste Instanz des Schulwesens im Herzogtum Kärnten und setzte sich aus folgenden Vertretern zusammen79: - dem „Landeschef“ - zwei Mitgliedern des Landesausschusses - einem Referenten für die administrativen und ökonomischen Belange des Schulwesens - den „Landesschulinspectoren“ - je einem katholischen und einem evangelischen Geistlichen - zwei Mitgliedern des Lehrerstandes - einem Abgeordneten der Gemeindevertretung in Klagenfurt Die Aufgaben des Landesschulrates erstreckten sich über folgende Bereiche: „1. die Überwachung der Bezirks- und Ortsschulräte, die Aufsicht und Leitung der Lehrerbildungsanstalten, 2. die Bestätigung der Directoren und Lehrer an aus Gemeindemitteln erhaltenen Mittelschulen unter Wahrung der den Gemeinden, Corporationen und Privatpersonen zustehenden speziellen Rechte, 3. die Begutachtung von Lehrplänen, Lehrmitteln und Lehrbüchern für Volks-, Mittel- und Fachschulen, 4. die Erstattung von Jahresberichten über den Zustand des gesammten Schulwesens im Lande an das Ministerium für Cultus und Unterricht.“ 80

4.3 Unterrichtsordnung von 1905 Die ersten Jahre nach dem Beschluss des Reichsvolksschulgesetzes waren durch verschiedenste Übergangsbestimmungen gekennzeichnet. 1870 wurde eine provisorische Schul- und Unterrichtsordnung festgelegt, doch erst 1905 kam es, in Einvernahme mit den Landesschulbehörden, zum Erlass einer definitiven Schul- und Unterrichtsordnung für allgemeine Volks- und Bürgerschulen, welche den inneren Betrieb der Schulen regelte.81 Ihre Bestimmungen waren sehr umfangreich, jedoch wurden mit dieser Regelung nur Grundzüge festgelegt. Viele Bestimmungen blieben bei den Landesschulbehörden, den Bezirkslehrerkonferenzen oder auch dem Lehrkörper der Schulen. Der Grund dafür lag darin, dass nicht nur regionale Verhältnisse und An79

vgl. ebd., S. 23, § 36. ebd., S. 23, § 38. 81 vgl. Scheipl/Seel 1987, S. 60 u. 63. 80

Rahmenbedingungen für das Kärntner Volksschulwesen zur Wende ins 20. Jahrhundert

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sprüche, sondern auch Elternwünsche berücksichtigt werden sollten. Im § 71 wurde die Aufgabe der sittlich-religiösen Erziehung verankert. In Zusammenarbeit mit dem Elternhaus sollte eine tragfähige Grundlage zur Heranbildung tüchtiger Menschen und Mitglieder des Gemeinwesens geschaffen werden.82 Obwohl die Volksschule zur Jahrhundertwende für heutige Verhältnisse doch sehr autoritär wirkt, gab es, die Erziehungsmittel betreffend, zumindest ein eindeutig definiertes Verbot jeglicher Körperstrafe. Die Eigenart eines jeden Kindes sollte berücksichtigt werden und eine strenge, aber liebevolle und gerechte Behandlung der Kinder sollte von den Lehrern angestrebt werden.83 Die Unterrichtsinhalte wurden, wie 1869 beschlossen, beibehalten, wobei die Verteilung des Lehrstoffes auf die einzelnen Klassen der Bezirkslehrerkonferenz oblag.

82 83

vgl. RGBl. 1905, Nr. 159, S. 410. vgl. ebd., S. 412.

Die Volksschule Lind in Villach

25

5 Die Volksschule Lind in Villach 5.1 Die Entstehung „Vor dem Jahre 1897 standen in Lind noch sehr wenige Häuser. Im Jahr 1897 wurde hier das Wasserreservoir der Möltschacher Wasserleitung erbaut und die Wasserleitung angelegt. Dies, sowie die sonnige Lage des Ortes, welcher gegen Norden durch den Oswaldiberg geschützt ist, erweckte die Baulust der Bevölkerung Villachs und es entstand in kurzer Zeit ein Haus um das andere eine Villa neben der anderen.“ 84 Mit dem Bau der Karawankenbahn (1905) und der vier Jahre später folgenden Fertigstellung der Tauernbahn (Eröffnung 5. Juli 1909) entwickelte sich Villach zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt.85 Hand in Hand mit dieser Entwicklung gingen auch die Veränderungen der Infrastruktur der Stadt. Der Bau der Bahn brachte viele Eisenbahner nach Villach. Am linken Drauufer, im Stadtteil Lind, wurden daher 16 Personalhäuser (in der Rennsteinerstraße und in der Piccostraße) für sie gebaut. Durch das rasche Anwachsen der Bevölkerung in diesem Stadtteil, war ein Schulneubau unumgänglich. Die Schülerzahl wuchs derartig an, dass im Schulhaus in der Peraustraße, die bereits 15 Klassen umfassende Knabenvolksschule nicht mehr untergebracht werden konnte, und deshalb 4 Klassen in das Gebäude der Knabenbürgerschule verlegt werden mussten. Am 5. Juli 1907 wurde in der Gemeindeausschusssitzung der Bau eines Doppelschulhauses im Stadtteil Lind beschlossen und zu diesem Zweck die Adamitschgründe um den Betrag von 20.000 Kronen angekauft.86

5.2 Der Schulbau Am 1. September 1909 wurde mit dem Bau des Schulhauses begonnen. Die Pläne dafür verfasste Rudolf Müller, der städtische Bauadjunkt. Für die Fassadenpläne zeichnete der Innsbrucker Architekt Fritz Rupp verantwortlich. Die Erd- und Maurerarbeiten bewerkstelligte Stadtbaumeister Josef Willroider, die Herstellung der Betonund Eisenkonstruktionen war der Bauunternehmung „Janesch & Schnell“ anvertraut.

84

Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 4. (Original unpag. Seitennummerierung v. Verf. eingef.) 85 vgl. Schöpfer 1931, S. 83. 86 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 1. (Original unpag. Seitennummerierung v. Verf. eingef.)

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Die Volksschule Lind in Villach

Leider ging dieser Schulbau nicht ganz reibungslos vonstatten. Am 2. Dezember 1909 kam es zu einem schweren Unglück. Am Nachmittag zwischen 13:00 und 14:00 Uhr stürzte die Eisenbetondecke des Mitteltraktes mitsamt den Pfeilern der südlichen Fassade ein. Zu dieser Zeit befanden sich gerade die Zimmermänner Bernhard Mathis und Johann Wernig auf dem Gerüst, die es mit in die Tiefe riss. Durch das abstürzende Material wurden beide so schwer verletzt, dass sie am darauffolgenden Tage ihren Verletzungen erlagen. Vermutlich waren die Stützen der unteren Turnsaaldecke zu früh entfernt worden. Am 3. Mai 1911 kam es diesbezüglich zu einer Gerichtsverhandlung. Wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens wurden Franz Stekregg, Kranführer der Firma Janesch & Schnell, Josef Willroider, Baumeister, und Rudolf Müller, Bauadjunkt, angeklagt – alle drei erhielten einen Freispruch. Die Hinterbliebenen der Verunglückten entschädigte eine Unfallversicherung.87 Der eingestürzte Trakt wurde von den Bauunternehmern auf eigene Kosten wieder hergestellt. Am 6. Oktober 1910 brachte eine vorgenommene Belastungsprobe ein befriedigendes Ergebnis. Die Gesamtkosten für das Schulhaus betrugen rund 270.000 Kronen. Eine genauere Aufstellung der Baukosten befindet sich in einem Zeitungsartikel vom 22. Jänner 1912, welcher der Chronik beigefügt wurde:88 Grunderwerb und Architektenhonorar

25.324,21 Kronen

Erd- und Maurerarbeiten sowie Regie

91.748,91 Kronen

Zimmermannsarbeiten

11.105,60 Kronen

Eisenbetondecken

32.424,46 Kronen

Kunststeinarbeiten und Betonmaterial

3.683,86 Kronen

Schmiedearbeiten

1.589,15 Kronen

Schlosserarbeiten

1.957,06 Kronen

Eisenwaren

2.329,62 Kronen

Spenglerarbeiten

4.991,48 Kronen

Zentralheizung

19.664,61 Kronen

Maler- und Anstreicherarbeiten

4.387,93 Kronen

Glaserarbeiten

3.861,47 Kronen

Tischlerarbeiten

21.533,63 Kronen

87 88

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 6 u. 7. vgl. ebd., S. 37.

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Die Volksschule Lind in Villach

Fußböden (Asphalt)

13.692,48 Kronen

Installation der Wasser und Klosettanlagen

6.588,62 Kronen

Einfriedung

4.543,39 Kronen

Schulgarten

1.417,64 Kronen

Innere Einrichtung Verschiedene Auslagen Gesamtsumme

16.840,18 Kronen 2.120,62 Kronen 269.805,66 Kronen

Für die Kanalsanierung des Schulhauses mussten separat noch 14.000 K. ausgegeben werden.89 Der Bauunfall verzögerte die Fertigstellung des Gebäudes so, dass mit Beginn des Schuljahres 1910/11 die Schule noch nicht bezugsbereit war und sämtliche zehn Klassen in die Schulgebäude der Khevenhüllergasse und der Schulstraße ausweichen mussten.90

5.3 Die feierliche Eröffnung Am 4. Oktober 1910 war es dann endlich soweit – das Schulhaus wurde feierlich eröffnet und die sechsklassige Knabenvolksschule und die sechsklassige Mädchenvolksschule konnten zur Benützung übergeben werden. Obmann des Bezirkschulrates war zu dieser Zeit Dr. Richard Strobl, das Amt des k.k. Bezirksschulinspektors bekleidete Hr. Hugo Moro.91 Frau Maria Olsacher, zur Oberlehrerin ernannt, übernahm die Leitung der Mädchenvolksschule III. Mit der Leitung der Knabenvolksschule III wurde Oberlehrer Edmund Zaderer betraut, der bei der Eröffnungsfeier folgende Rede hielt:

89

vgl. Ghon 1913, S. 91. vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 7. 91 s. Abb. S. 28. 90

Die Volksschule Lind in Villach

Das erste Blatt der Schulchronik der Knabenvolksschule III aus dem Jahre 191092

92

Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, Deckblatt.

28

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„Hochgeschätzte Festgäste! Liebe Kinder! Soeben sind mir vom Herrn Ortsschulratsobmann die Schlüssel dieses Hauses überreicht worden, zum Zeichen, dass dieses herrliche Gebäude seiner Bestimmung übergeben und mir die Obhut über dasselbe übertragen wurde. Ich erachte es als meine erste Pflicht, im Namen der Lehrpersonen, der Schüler und Schülerinnen sowie im eigenen, vor allem dem löblichen OSR für sein schüler- u. lehrerfreundliches Wirken, insbesondere dem Obmann desselben Herrn Dr. Richard Strobl auf dessen Anregung dieser, höherer Bestimmung gewidmete Bau zustande gekommen ist, herzlichst zu danken. Wärmsten Dank sage ich auch dem löbl. Gemeindeausschusse, welcher der Anregung des OSR Gehör schenkend, die Erbauung dieses Schulhauses beschloß. Nicht in letzter Linie sage ich herzlichen Dank der gesamten Bewohnerschaft Villachs welche die Mittel gab, um diese, den Kindern gewidmete Bildungsstätte erbauen zu können. Große Kosten und schwere Lasten hat dieser Bau gefordert, darum liebe Kinder, seid ihr allen jenen, welche in irgendeiner Weise zur Erbauung dieses, für euch bestimmten Hauses beigetragen haben, zu innigem Dank verpflichtet. Eure Dankbarkeit könnt ihr dadurch bezeugen, dass ihr das Haus und dessen Einrichtung schont, Fleiß und Eifer im Lernen zeigt, Achtung den Lehrern und Lehrerinnen entgegen bringt, und deren Anordnungen freudig befolgt. Dann werdet ihr aber auch gute Menschen und tüchtige Mitglieder der Gemeinde und des Staates werden. Liebe Kinder, gelobt heute, als am Tage des Namensfestes unseres lieben guten Kaisers so treu eure Pflicht zu erfüllen, wie uns in dieser Beziehung unser erhabener Monarch ein leuchtendes Beispiel gibt. Damit bringt ihr dem greisen Monarchen wohl das schönste Namenstagsgeschenk. An Sie liebe Eltern, stelle ich die herzliche Bitte: Habt Vertrauen zu den Lehrern und Lehrerinnen unserer Kinder, schädigt deren Ansehen nicht, haltet treu zu denselben bei der Erziehung der Jugend und geht mit ihnen Hand in Hand. Und ich gebe dem Wunsche Ausdruck: Möge Schule und Elternhaus ein inniges Band umschlingen und vereinen zum Wohle unserer Kinder, damit es uns Lehrern gelinge, aus denselben tüchtige, für Vaterland taugliche Mitglieder heranzubilden. Nochmals bitte ich Sie, liebe Eltern sich mit uns zu vereinen bei dem schönen Werke der Jugenderziehung.

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Dass Schule und Elternhaus ein inniges Band umschlingen möge zum Wohle der uns anvertrauten Jugend, bewirke der Wahlspruch unseres geliebten Monarchen: „Mit vereinten Kräften!“ 93 Nach der Ansprache von OL Maria Olsacher, trug der Schüler Josef Rabitsch folgendes Gedicht vor: „Gesegnet sei oh Tag gefeiert in Gebeten, Da wir dies Haus erfreut zum ersten Mal betreten! Es ist ein Heiligtum worin durch Gottes Wollen Wir Kinder gute tüchtige Menschen werden sollen. Oh Heil den Edlen, die dies Haus der Jugend weihten Und goldnen Samen in der Zukunft Furchen streuten! Das Haus, das da empor geblüht in diesen Tagen, An unseren Seelen wird es reiche Zinsen tragen. Denn offen wir im Tempel steh’n, auch hier die Pforten jedwedem, der da dürstet nach der Weisheit Worten; Dem Kindergeiste wird in diesen heil’gen Hallen des Schöpfers schönstes Wort: ‚Es werde Licht!’ erschallen. Drum Dank, der tiefste Dank aus Kinderherzensgrunde, Sei heute dargebracht in dieser Feierstunde. Den edlen all, die hier das höchste Opfer brachten, des heil’gen Werks der Jugendbildung treu gedachten. Es soll der Segen Gottes ruhn, auf diesen Hallen Und auf den Gründern dieses stolzen Baues allen! Wenn auch Geschlechter um Geschlechter still verwehen Die Saaten, hier gesä’t, sie werden nie vergehen. Und dankbar wird nach langen ungezählten Tagen 93

Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 2 – 4.

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Der Nachwelt Herz in liebender Erinnerung schlagen: Der edlen Gönner Namen werden ewig leben, Und später Enkel Segen wird sie noch umschweben.“ 94 Auch die Festrede des äußerst beliebten Bezirkschulrates der Stadt Villach, Hugo Moro, soll den Lesern dieser Arbeit nicht vorenthalten und deshalb auch wortwörtlich wiedergegeben werden: „Auch mir als dem fachmännischen Leiter des Volksschulwesens in dieser so herrlich aufblühenden Stadt, die wir stolz und voll Freude Vaterstadt nennen, obliegt es, etliche Worte in dieser festlichen Stunde zu sagen. Es sind Worte der innigsten Freude, die meinem Herzen entquellen, – der innigsten Freude darüber, daß eine so prächtige Bildungsstätte, mit so freudigen Opfersinn geschaffen, unter verheißungsvollen Vorzeichen ihrer bedeutsamen Bestimmung übergeben wird. Anheimelnd von draußen und traulich im Inneren, allen neuzeitlichen Anforderungen vollauf entsprechend und von strahlendem Lichte durchflutet, also bietet das schöne Haus sich uns dar! Und unter guten Vorzeichen öffnen sich seine Pforten! Der weite und breite Platz, den der stattliche Bau nun schmückt, – er ward erst dieser Tage nach dem Vorsitzenden der Bezirksschulbehörde nach unserem verehrten Herr Reg. Rat Hans Schuster zu [sic!] benannt! Eine sinnige Ehrung der dankbaren Stadt fürwahr für den Mann, der für Schule u. Jugend und Lehrer ein fürsorglich Herz bekundet Zeit seines Lebens. Und es betrübt uns gar sehr ihn nicht in unserer Mitte zu haben. Doch senden wir ihm in die Ferne, wo er zu Ruh und Kraft weilt, in Verehrung und Dankbarkeit treuherzige Grüße. Und von guter Vorbedeutung mag es zum anderen sein, dass die Leitung der beiden Schulen, die das Haus beherbergt, der Tochter und dem Schwiegersohn eines Mannes anvertraut ward, den die Stadt mit Fug und Recht einen Ehrenbürger nennt, da er unermüdlich in edler Uneigennützigkeit Jahrzehnte hindurch für das Wohl unserer Stadt in Treue gewirkt hat. Mit demselben guten Willen und der gleichen Aufopferung werden seine Kinder in ihrer Art schaffen in diesem Hause, schaffen und wirken eifervoll rastlos für den

94

ebd., S. 4 f.

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kostbarsten Besitz, den die Stadt zueigen hat, für ihren Stolz und ihre Hoffnung, für unsere liebe und geliebte goldselige Jugend! Umso gewisser wird sich ihr Wirken segensreich gestalten, als ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fähig und willens sind, die Doppelschule zu einer Musteranstalt emporzuheben. Und nicht wahr: immerdar soll in diesen geheiligten Räumen Sonnenschein walten. Belebender, beglückender, wärmender Sonnenschein, auch in Zeiten, da Allmutter Sonne, die heute so herrlich uns grüßt vom blauenden Himmel, sich verborgen halten wird! Der Sonnenschein der tiefen und edlen Liebe zum Kind, der aus dem Herzen Pestalozzis, des größten Kinderfreundes fortwirkend strahlt in allen Zeiten und Welten – der Sonnenschein des Frohsinns, der Heiterkeit und Freudigkeit, die allein die echten und rechten Erziehungsmittel sind. Ein gar sinniger Gedanke des trefflichen Baumeister wars, den ich wohl loben muss, da er in die Tore des Hauses liebliche Szenen aus unseren wundervollen deutschen Märchen hat eingefügt, die uns so traut und so traulich und verheißungsvoll entgegenblicken, den Kindern und ihren Lehrern andeutend, daß ein Haus sie betreten, worin Freude und Frohsinn die ernste Arbeit, die es zu leisten gibt, begleiten, erleichtern und verschönern werden. Das beste Vorzeichen aber, endlich für eine gedeihliche, gesegnete Arbeit im Hause allhier ist die Fügung, daß wir das Haus eröffnen am Tage, da unser geliebter Kaiser und Herr sein 80. Namensfest feiert. Der Kaiser der liebe und gute gnädige Herr! Zum Namensfest eröffnet die bildungsfreundliche Stadt dies Haus, die Stadt die alleweil und immer bewiesen hat, wie sehr und wie wohl es vereinbar sei, deutsch zu sein bis ins innerste Herz und also zu fühlen, zu wirken, aber auch dem Kaiser Liebe zu bekunden und Treue ohn’ Ende. Die Stadt, sie bringt dem innig geliebten Kaiser dies Haus zum Angebinde, wir aber die wir die Jugend zu lehren haben und ihr, ihr wackeren Buben und ihr lieben Mädel, wir Lehrer und ihr Kinder, nicht wahr, wir geloben dem Kaiser in dieser festlichen Feier- und Weihestunde, alles zu tun was recht ist und edel und gut und jeder nach seiner Kraft dahin zu wirken, daß nur gottesfürchtige kaiser- und volkstreue, tüchtige deutsche Männer und Frauen dieser Anstalt entwachsen. Die Treue zum edlen großmächtig deutschen Volke, die Liebe und Treue dem edelsten und besten aller Kaiser, die hingebungsvolle und aufopfernde Arbeit für’s herrli-

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che große Österreich und für unser schönes geliebtes Kärntnerland, die wollen wir lehren und die sollt ihr lernen in diesem herrlichen Haus. Wir gelobens dem Kaiser, den wir jubelnd grüßen mit dem schönsten der Lieder, das uns teuer und heilig ist vor allen anderen, mit dem erhabenen, erhebenden alterwürdigen: ‚Gott erhalte, Gott beschütze Unser’n Kaiser, unser Land!’ “ 95 Die Villacher Zeitung vom 6. Oktober 1910 Nr. 80 berichtete über die Eröffnung des Schulhauses folgendes:96

95 96

ebd., S. 5 – 9. ebd., S. 9.

Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914

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6 Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914 In den folgenden Unterkapiteln zum Kapitel 6 werden verschiedenste Ereignisse, welche in der Chronik der beiden im Schulhause Lind untergebrachten Volksschulen Erwähnung fanden und sowohl Schüler als auch die Lehrerschaft bewegten, beschrieben. Der regelmäßige Unterricht an der Knaben- und Mädchenvolksschule III begann am 6. Oktober 1910. Der Lehrkörper an der Knabenvolksschule bestand aus folgenden Lehrern:97 1. Klasse:

79 Schüler

Oberlehrer Edmund Zaderer

2. Klasse:

69 Schüler

Lehrer Georg Lottersberger

3. Klasse:

65 Schüler

Lehrer Wilhelm Neumann

4. Klasse:

49 Schüler

Lehrer Gottfried Berg

5. Klasse:

40 Schüler

Lehrer Josef Gatternigg

An der Mädchenvolksschule setzte sich der Lehrkörper wie folgt zusammen:98 1. Klasse:

55 Schülerinnen

Lehrerin Katharina Falkner

2. Klasse:

55 Schülerinnen

Oberlehrerin Maria Olsacher

3. Klasse:

61 Schülerinnen

Lehrerin Michaela Schöninger

4. Klasse:

49 Schülerinnen

Lehrerin Helene Nebauer

5. Klasse:

49 Schülerinnen

Unterlehrerin Herta Wittmann

6.1 Christbaumfeiern der Villacher „Bauerngman“ „Am 18. Dez. 1910 veranstaltete die Tischrunde der deutschen Bauerngman zu Villach eine Christbaumfeier bei welcher zum ersten Mal Schüler mit vollständiger Kleidung beschenkt wurden. Von den 12 Schülern wurden an der hiesigen Schule die Schüler Rabitsch Josef, 5. Kl. und Truppe Konrad, II. Kl. beschenkt. Außer den Kleidern bekamen die Schüler noch einen Korb Esswaren und wurden Schüler und begleitende Eltern mit einem guten Abendmahl bedacht.“ 99 Diese soziale Aktion rief die Villacher Bauerngman im Jahre 1908 ins Leben, und zwar als sich sieben Villacher Bürger im Gasthof „Meran“ trafen, um zu beraten, wie man die Mittel dafür aufbringen konnte, armen Villacher Kindern zu helfen, indem 97

vgl. ebd., S. 10 u. 13 f. vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 8 u. 9. 99 Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 11. 98

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man ihnen Kleider für den Winter zur Verfügung stellte, welche man im Zuge einer Christbaumfeier überreichte. Im Jahre 1910 fand zu diesem Zwecke der erste Bauernball statt, der mit einigen anderen abgehaltenen Veranstaltungen schon so viel Erlös abwarf, dass man am Weihnachtsabend bereits die erste „Kindlbescherung“ feiern konnte. Durch diesen Erfolg wurde die Villacher Bauerngman darin bestärkt auch in den folgenden Jahren verschiedenste Feste zu veranstalten, welche einerseits der Brauchtumspflege dienten, andererseits den Zweck verfolgten, Geldmittel für wohltätige Zwecke aufzutreiben. Eine dieser Aktionen war z. B. das „Kirchtagsladen“, im Jahre 1950 von Robert Moosbach („Zahnbauer“) und Walter Adamitsch („Platzbauer“) ins Leben gerufen. Diese Tradition ist in Villach bis heute aufrecht und die Spendenfreudigkeit der Bürger macht es möglich, dass jedes Jahr über hundert Kinder aus der „Kindlkassa“ von Kopf bis Fuß eingekleidet werden können.100

6.2 Lehrerwohlfahrtsverein „Selbsthilfe“ Am 1. Februar 1911 wurde der Lehrerwohlfahrtsverein „Selbsthilfe“ mit dem Sitz in Villach gegründet. Ins Leben gerufen wurde dieser humane Verein von k.k. Bezirksschulinspektor Hugo Moro, „welcher trotz seiner anstrengenden Berufsarbeit keine Mühen scheute, diesen Verein, welcher der gesamten Lehrerschaft zum Heil und Segen gereicht und gar viele Tränen zu trocknen bestimmt ist, zu organisieren.“ 101 Die konstituierende Versammlung fand am 1.2.1911 in Villach statt. In die Vereinsleitung wurden gewählt: Obmann: Hr. Hugo Moro Stellvertreter: Herr Fachlehrer Richter Schriftführer : Herr Fachlehrer Köchl Stellvertreter: Frl. Oberlehrerin Spörl Zahlmeister: Hr. Fachlehrer Lackner Zahlmeister Stellvertreter: Frl. Fachlehrerin Micheu Beiräte: Frl. Oberlehrerin Olsacher, Hr. Oberlehrer Zaderer Die Aufgabe, die sich dieser Verein gesetzt hatte war, im Falle des Todes eines Lehrers oder einer Lehrerin des Bezirkes, den Hinterbliebenen finanziell unter die Arme zu greifen. Die Mitglieder hatten sich zu verpflichten, außer der Einschreibgebühr und dem Jahresbeitrag, nach dem Tode jedes Mitgliedes 3 Kronen zu zahlen. Der

100 101

vgl. http://www.bauerngman.at/ Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 29.

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Witwe oder anderen Hinterbliebenen des verstorbenen Kollegen wurden soviel mal 3 Kronen ausbezahlt wie der Verein am Todestag Mitglieder zählte. Am 9. Oktober 1911 hatte der Verein bereits 315 Mitglieder.102

6.3 Bezirkslehrerkonferenz am 6. November 1911 Zu den Aufgaben des Bezirksschulrates gehörte es unter anderem auch, Bezirkslehrerkonferenzen abzuhalten. Am 6.11.1911 fand sich die gesamte Lehrerschaft des Bezirkes im Turnsaal der Mädchenvolksschule zu einer solchen Konferenz ein. Die Eröffnungsansprache hielt der Vorsitzende, k.k. Bezirksschulinspektor Hugo Moro. Laut Inspektionsbericht gab es in diesem Jahr im Villacher Bezirk 74 Schulen mit 224 Klassen an denen mit Ausnahme der Religionslehrer 155 männliche und 118 weibliche Lehrkräfte wirkten.103 Einem der Schulchronik beigelegten Zeitungsartikel ist zu entnehmen, „daß die Schulreform, soweit sie in der Arbeit der Lehrerschaft liegt, kräftig eingesetzt hat und Früchte zu zeitigen beginnt, daß trotz ungünstiger materieller Stellung, trotz vielfacher Not der Geist des Fortschrittes nicht erlahmt, daß somit der Stand des Volksschulwesens in diesem Bezirke im allgemeinen ein erfreulicher, ja sehr erfreulicher ist.“

104

An sonstigen Einrichtungen gab es im Bezirk 54 Lehrer- und 73 Schülerbüchereien, 52 Schulgärten und 24 Jugendspielplätze.105 Das Pflichtthema dieser Bezirkslehrerkonferenz war: „Wie ich meine Schüler zu selbständigen und denkenden Menschen erziehe. Wie ich in meinem gesamten Unterricht dem Arbeitsprinzip und vor allem der Heimatsidee genüge. Wie ich die Kinder nur Dinge lehre, die sie im Leben wirklich brauchen und wie ich für dauernde Unterrichtserfolge vorsorge.“ 106 Dieses Thema spiegelte eigentlich eine Zusammenfassung der Reformbestrebungen wider. Wie weit der Reformgedanken bereits in der Praxis umgesetzt wurde, zeigten zahlreiche Praxisbeispiele, welche vom Vorsitzenden Hugo Moro eingehend beschrieben und in der Tageszeitung vom 15. November wie folgt zusammengefasst wurden: „Fruchtbringender Unterricht erfordert zunächst eine richtige Stoffauswahl, die vor allem den heimatlichen Interessen Rechnung zu tragen hat. Soll der Unterricht Leben schaffen, soll er Werte für den künftigen Lebensberuf der Schüler festlegen, muß er 102

vgl. ebd., S. 29 f. vgl. Zeitungsausschnitt i. d. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 36. 104 ebd., S. 36. 105 vgl. ebd., S. 36. 106 ebd., S. 36. 103

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das Leben selbst, wie es sich im eigenen Kreise, im Elternhause und dessen Umgebung, im Heimatort, in der Gemeinde, im Lande offenbart, zum Ausgangspunkt nehmen. Hier liegen die Schätze, die von der Schule gehoben werden sollen. Der Unterricht darf sich daher nicht in allgemeinen Ausdrücken bewegen, er muß mit dem Namen immer eine bestimmte Person, ein bestimmtes Tier, eine bestimmte Sache in Beziehung bringen, darf also nicht einen unbekannten Knaben, ein unbekanntes Mädchen, sondern den Franz, den Michl, die Anna und die Rosl, nicht den Vater, die Mutter, den Bruder, die Schwester, sondern meinen Vater, meine Mutter, ihren Bruder, ihre Schwester handelnd auftreten lassen, darf nicht vom Hund, von der Katze im allgemeinen sondern von unserem Feldmann, unserem Miezchen etwas aussagen lassen usw. Das ist bodenständiger Unterricht und der muß Mittelpunkt aller Reformbestrebungen der Gegenwart und Zukunft sein.“ 107 Weiters wies der Bezirksschulinspektor im Rahmen dieser Konferenz darauf hin, dass sämtliche veraltete Rechen- und Sprachbücher aus dem Unterricht zu verbannen wären, da sie mit der Lebenswelt der Schüler nicht übereinstimmen und daher nicht mehr verwendbar wären. Eine Reihe praktischer Beispiele, in verschiedenen Lehrerkonferenzen ausgearbeitet, wurde vorgestellt und bezüglich des Sprachunterrichtes wies man auf „Lindenthalers Sprechlehre“ hin. Auch der Sachunterricht sollte „alles das in sich vereinigen, das der Schüler im späteren Leben braucht, das ihn befähigt, die Erscheinungen des Alltags in ihrem natürlichen Zusammenhang zu betrachten, zu erfassen, zu beurteilen und nutzbringend für sich und andere zu verwerten.“ 108 Nachdem der pädagogische Teil der Konferenz zu Ende war, überreichte Oberlehrer Reiner dem Vorsitzenden Moro als Zeichen der Verehrung und Anerkennung für seine unermüdlichen Verdienste im Dienste des Schulwesens im Bezirk ein Diplom zur Ehrenmitgliedschaft der Zweigvereine des Bezirkes. Nach fünfstündiger Arbeit endete die Bezirkslehrerkonferenz des Jahres 1911 mit der Volkshymne.109

6.4 Das neue Lehrergehaltsgesetz von 1912 Wenig Zustimmung fand das neue Lehrergehaltsgesetz in der Kärntner Lehrerschaft. Der Unmut über die nicht erfolgte Gleichstellung der Lehrer mit anderen Staatsbeam107

ebd., S. 36. ebd., S. 36. 109 vgl. ebd., S. 36. 108

38

Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914

ten und die unterschiedliche Besoldung von Lehrerinnen und Lehrern wurde auch in der Chronik festgehalten.110 „In der Landtagssitzung von 23. und. 26. Februar 1912 wurde nach lebhafter Wechselrede, in welcher Schule und Lehrerschaft in schmachvoller Weise herabgesetzt wurde [...], das vom vereinigten Schul- und Finanzausschuss ausgearbeitete neue Lehrergehaltsgesetz zur Annahme gebracht. Die Veröffentlichung desselben erfolgte im Schulblatt Nr. 11 XI. Jahrgang. Dieses Gehaltsgesetz kommt dem vom Kärntner Lehrerbund in der Denkschrift vom 1. Jänner 1912 ausgearbeiteten Gesetzesentwurf, welcher in der Zeitvorrückung, in der Gleichstellung mit den Bezügen der Staatsbeamten in den untersten 4 Rangstufen und in der Gleichstellung der Lehrerinnen mit den Lehrern in keiner Weise nahe. Es macht einen Unterschied in den Bezügen der verheirateten und ledigen Lehrer und reiht die Lehrerinnen noch um eine Stufe tiefer, sodaß sich in den Bezügen der ledigen Lehrer und der Lehrerinnen folgende bedeutende und durch nichts zu verteidigende Unterschiede ergeben. 1. Gehaltsstufe: 450 Kronen 2. Gehaltsstufe 400 Kronen 3. Gehaltsstufe 350 Kronen 4. Gehaltsstufe 300 Kronen 5. Gehaltsstufe 200 Kronen In den Kreisen der Lehrerinnen macht sich über diese kränkende Zurückstellung eine nur allzuberechtigte Erbitterung bemerkbar.“

111

Im Landesgesetz- und Verordnungsblatt für das Herzogtum Kärnten wurden die Bezüge der Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Volks- und Bürgerschulen in Kärnten geregelt. Die Jahresgehälter waren in fünf Klassen eingeteilt.112 1. Klasse: Lehrer und Oberlehrer

2.200 Kronen

Lehrerinnen und Oberlehrerinnen

1.750 Kronen

2. Klasse: 110

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 38. ebd., S. 38. 112 vgl. LGBl. 1912, Nr. 38, § 23. 111

39

Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914

Ledige Lehrer und Oberlehrer

2.000 Kronen

Ledige Lehrerinnen und Oberlehrerinnen

1.600 Kronen

3. Klasse: Lehrer und Oberlehrer

1.800 Kronen

Lehrerinnen und Oberlehrerinnen

1.450 Kronen

4. Klasse: Ledige Lehrer und Oberlehrer

1.600 Kronen

Ledige Lehrerinnen und Oberlehrerinnen

1.300 Kronen

5. Klasse: Lehrer und Oberlehrer

1.400 Kronen

Lehrerinnen und Oberlehrerinnen

1.200 Kronen

Jahresgehalt Unterlehrer/innen

1.000 Kronen

Verwitwete Lehrer und Oberlehrer mit mindestens einem ehelichen Kind waren verheirateten Lehrern und Oberlehrern gleichgestellt. Dies galt auch für Lehrer deren Ehe aufgelöst wurde, jedoch nur dann, wenn dies nicht durch eigenes Verschulden geschah. Die Vorrückung in eine nächst höhere Gehaltsklasse erfolgte nicht automatisch,

wie zum Beispiel heute gebräuchlich in Biennalsprüngen,

sondern dafür musste man ernannt werden und auch einige Bedingungen erfüllen. Berücksichtigt wurden:



Befriedigende Dienstleistung



Guter Unterrichtserfolg trotz schwieriger Verhältnisse, wie zum Beispiel an gemischtsprachigen Schulen



Befähigung zur Erteilung von Fortbildungsunterricht



Verdienste um das Volksbildungswesen113

6.5 Der Eislaufplatz der Volksschule Lind Im Schuljahr 1912/13 errichtete der Eislaufverein am Turnplatz der Volksschule Lind einen Eislaufplatz. Die Bewilligung dazu erteilte der Ortsschulrat in der Sitzung am 9. 12.1912. Die Leitung dieses Vereins oblag dem Stadtbaumeister Rudolf Müller, wel113

vgl. ebd., § 24.

Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914

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cher sich für den unentgeltlichen Wasserverbrauch dazu verpflichten musste, den Kindern der Schule Freikarten zur Benützung des Platzes zu geben.114 Dieser Eislaufplatz, der am 8. Jänner 1913 eröffnet wurde, sollte noch eine lange Tradition bekommen, denn auch noch heute findet der Turnunterricht der Schüler und Schülerinnen der Volksschule Lind im Winter überwiegend auf dem Natureislaufplatz hinter dem Schulgebäude statt. Doch nicht nur für die Lindner Jugend hat dieser Eislaufplatz Tradition, sondern auch für den Villacher Eishockey-Sport, dessen Anfänge auf die ersten Nachkriegsjahre nach dem Ersten Weltkrieg zurückgehen. 1925 fand auf dem Eislaufplatz bei der Volksschule in Lind das erste offizielle Eishockeyspiel statt. Der VSV spielte gegen eine Wiener Juden-Mannschaft und siegte gegen dieses Profiteam sensationell 5:4. Diesem Spiel folgten auf dem Platz noch viele weitere und die Draustädter waren schon damals eine sehr kämpferische Eishockeymannschaft.115 „Das mußten die Spieler des GAK erfahren, die in Lind eine 0:5 Abfuhr bezogen, außerdem mit vielen blauen Flecken und zahlreichen Verletzten zum Bahnhof humpelten. Und das waren noch Zeiten: Der VSV besiegte den KAC mit 3:1, wobei jedoch die Klagenfurter ohne Hockeyschuhe und Schützer antraten.“ 116

6.6 Schulgartenarbeit als Bestandteil des Unterrichtes In der Unterrichtsordnung von 1905 ist im § 13 genau beschrieben wie die Schulgartenarbeit zu erfolgen hat. Bei jeder Volksschule sollte ein Schulgarten vorhanden sein und ebenso ein landwirtschaftliches Versuchsfeld, auf dem die Schüler und Schülerinnen praktizieren konnten. Zu den Arbeiten im Schulgarten wurden die Kinder der obersten drei Klassen herangezogen, wobei die Buben vor allem in der Obstbaumschule, die Mädchen hingegen bei der Blumenzucht und in der Gemüseabteilung zum Einsatz kamen. Diese Arbeit hatte im Anschluss an den regulären Unterricht zu erfolgen, und zwar in dem Ausmaß von einer Wochenstunde.117 In der Schulchronik finden sich hiezu immer wieder Eintragungen, nicht nur über die Schulgartenarbeit, sondern auch über die Topfblumenzucht, an der auch die Kinder der unteren Klassen beteiligt waren. So wurden am 27. März 1912 in der 1. Klasse 48 Schülerinnen und in der 2. Klasse 49 Mädchen mit verschiedenen Blumensamen,

114

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd.1, S. 53 f. vgl. Festschrift zum Bestandsjubiläum. 50 Jahre Villacher Sportverein. unpag. 116 ebd. 117 vgl. RGBl. 1905, Nr. 159, S. 403. 115

Aus der Schulchronik der ersten Schuljahre bis 1914

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die das Blumenschmuckkomitee spendete, beschenkt. Dazu erhielten sie eine genaue Anleitung zur Behandlung des Samens und der daraus zu ziehenden Blumen.118 Am 22. Juni 1912 wurden in der dritten, vierten und fünften Klasse 133 Mädchen mit Topfblumen beschenkt, welche man ihnen zur Pflege und in der Folge zur Darbietung an verschiedenen Ausstellungen übergab.119 Vom 7. bis 10. September 1912 fand in den Räumen des Schulgebäudes in der Peraustraße unter der Schirmherrschaft des k.k. Hofrates Hans Schuster die Jubiläumsgartenausstellung statt. Auch die Lindner Volksschule nahm mit ihren Schulgartenerzeugnissen an dieser Veranstaltung teil und belegte den 3. Platz, belohnt mit einer Silbermedaille. Ausgestellt wurden Blumen, Gewürz- und Heilkräuter im frischen und getrockneten Zustand sowie Giftpflanzen.120 Die Presse berichtete darüber folgendes: „Man kann hier sehen, ein welch’ reiches Feld der Betätigung sich unsere moderne Schule damit errungen hat und läßt jedoch auch erkennen, mit welcher idealen Aufopferung sich die Lehrerschaft der Aufgabe unterzieht, die Jugend für die Natur zu begeistern und ihre Nutzarbeit im Alltagsleben hervorzukehren. Die Erzeugnisse der Lindner Mädchenvolksschule 3 verdienen schon deshalb angeführt zu werden, da der dortige Schulgarten erst ein Jahr besteht und doch schon so schöne Resultate aufzuweisen hat. Insbesondere müssen die Heilkräuter für den Haushalt hervorgehoben werden.“ 121

118

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 40. vgl. ebd., S. 42. 120 vgl. ebd., S. 44 f. 121 Zeitungsausschnitt in der Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 45. 119

Die Zeit des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918

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7 Die Zeit des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 Das Schulleben steht immer im engen Zusammenhang mit der sozialen, kulturellen und politischen Entwicklung eines Landes. Deshalb sind in der Schulchronik nicht nur Einträge, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Schulgeschehen stehen festgehalten, sondern die Aufzeichnungen dokumentieren auch immer wieder das zeitgeschichtliche Geschehen.

7.1 Allgemeine politische Situation in Österreich Der Beginn des 20. Jahrhunderts und die Vorkriegszeit waren geprägt von großen gesellschaftspolitischen Veränderungsprozessen, die sich vornehmlich auf imperialistische Machtansprüche der europäischen Großmächte zurückführen ließen, aber genauso auf massive nationalistische Strömungen der in der k.k. Monarchie unzufriedenen Volksgruppen. Dies trifft besonders auf die Balkanstaaten zu, mit denen es zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Konflikten gab. Damit einhergehend entwickelte sich ein sehr starkes nationalistisches Bewusstsein, das in eine große panslawistische Nationalbewegung mündete. Die Verbindung von Russland und Serbien führte letztlich zu einem Aufbau internationaler Schutzbünde. Die Achsenmächte Österreich-Ungarn und Deutschland verbünden sich gegen die Entente (Russland, Frankreich, Großbritannien) und die latente Kriegsgefahr führte zu einem außerordentlichen Rüstungswettlauf. Zuletzt sah man die Lösung nur mehr in einem Krieg, dessen ausschlaggebender Anstoß die Ermordung des Österreichischen Thronfolger-Ehepaares in Sarajevo war.122 In der Schulchronik findet sich dazu folgender Eintrag: „Am 28. Juni [1914], einem Sonntag, fiel Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand – Este und seine Gemahlin Fürstin Sophie von Hohenberg einem niederträchtigen Mordanschlag zum Opfer. Auf der Fahrt zum Bahnhofe in Sarajewo (wo der Thronfolger anläßlich der Manöver weilte), wo ein festlicher Empfang stattfinden sollte, wurde eine Bombe gegen das herzögliche Paar geschleudert, die jedoch ihr Ziel verfehlte. Der Herzog setzte kaltblütig die Fahrt zum Rathause fort. Auf der Rückfahrt wurde ein zweiter Anschlag durch einen Mittelschüler verübt, welcher aus einem Revolver mehrere Schüsse ab-

122

vgl. Achs/Scheuch/Tesar 2004, S. 164 f.

Die Zeit des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918

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gab und den Erzherzog u. dessen Gemahlin tödlich verletzte, so daß beide kurz darauf verschieden.“ 123 Als Attentäter wurde noch an Ort und Stelle der 19jährige serbische Student Gavrilo Princip festgenommen. Dem Untersuchungsrichter erklärte er, dass diese Handlung ein Racheakt für die Unterdrückung der Serben durch die österreichisch-ungarische Monarchie sei.124 „Diese entsetzliche und erschütternde Nachricht ruft überall die größte Bestürzung und tiefstes Mitleid und namenlose Erbitterung gegen den Attentäter und besonders jene welche durch die gewissenlose Hetze des nationalen Wahnsinns geweckt wurden. [...] Die Leichen der hohen Verstorbenen konnten am 2. Juli in Wien sein, wo die feierliche Einsegnung statt fand. Die Beisetzung erfolgte in der Familiengruft in Amstetten. Am 3. Juli 1914 fand in der Nikolaikirche ein feierlicher Trauergottesdienst für den durchlauchtigsten Thronfolger und dessen Gemahlin statt.“ 125 Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Schüler und Schülerinnen der Volksschule Lind sowie der gesamte Lehrkörper im Turnsaal, wo eine angemessene Trauerfeier stattfand. Österreich stellte Serbien ein Ultimatum, in dem es auch forderte, die polizeilichen Untersuchungen bezüglich des Mordanschlages selbst in Sarajewo durchzuführen. Da das Ultimatum am 25. Juli 1914 nicht befriedigend beantwortet wurde, ordnete man am 26. 7.1914 die teilweise Mobilisierung an. Am 28. Juli erklärte Wien Serbien den Krieg und das Kriegsmanifest wurde verschickt. Bis zum 14. August erhoben sich gegen Österreich-Ungarn und Deutschland außer Serbien noch folgende Länder: Russland, Frankreich, Belgien, England, Montenegro und Japan. Italien gab seinen von Feinden umringten Verbündeten die Versicherung wohlwollender Neutralität. Am 30. Oktober 1914 brach der türkisch-russische Krieg aus. Die Türkei schloss sich dem Zweibunde Österreich-Ungarn und Deutschland an.126

7.2 Das Schulleben während des 1. Weltkrieges Das Schuljahr 1914/15 begann am 14. September mit einer heiligen Messe. Der regelmäßige Unterricht begann am 18. September. Aufgrund der hohen Schülerzahlen wurde die dritte Klasse der Knabenschule geteilt. Doch wegen der Einrückung zum

123

Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 81 f. vgl. Harenberg 1984, S. 848. 125 Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 82. 126 vgl. ebd., S. 86. 124

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Militärdienst des Lehrers Paul Kruletz mussten beide dritten Klassen von HL Michl Ludwig übernommen werden.

Schülerzahlen: Mädchenvolksschule 3127

Knabenvolksschule 3128

1. Klasse: 53 Schülerinnen

1. Klasse: 73 Schüler, Edmund Garderer

2. Klasse: 67 Schülerinnen

2. Klasse: 65 Schüler, Georg Lottersberger

3. Klasse. 69 Schülerinnen

3.a Klasse: 36 Schüler, Michl Ludwig 3.b Klasse: 35 Schüler, Michl Ludwig

4. Klasse: 54 Schülerinnen

4. Klasse: 50 Schüler, Wilhelm Neumann

5. Klasse: 46 Schülerinnen

5. Klasse: 57 Schüler, Gottfried Berg

Aufgrund der herrschenden Kriegswirren konnte der Unterricht nicht im vollen Umfang aufgenommen werden. In der Knabenvolksschule wurde die k.k. LandsturmEisenbahnsicherungsabteilung einquartiert. Der Unterricht der Buben fand im Mädchentrakt statt. Dies konnte allerdings nur durch Einführung eines Halbtagsunterrichtes in abwechselnder Weise bewerkstelligt werden. Die Schüler und Schülerinnen hatten wöchentlich je drei Schultage Vormittagsunterricht und drei Tage Nachmittagsunterricht.129 „Vom 1. Schultage an wird Kriegsgelegenheitsunterricht betrieben u. täglich werden die Kinder auf die gewaltigen Ereignisse der Gegenwart und auf unsere Verpflichtungen diesen gegenüber aufmerksam gemacht. Das Manifest des Kaisers, wie 1 Karte mit den Kriegsschauplätzen wird im Stiegenhaus aufgehängt. Die Bewegungen der Truppen werden auf der Karte mittels Fähnchen bezeichnet, was mit großem Interesse verfolgt wird. Die Bildnisse der besten Heerführer wurden von den Kindern gezeichnet, die Heldentaten unserer tapferen Kärntner Soldaten aus den Zeitungen vorgelesen.“ 130

127

vgl. ebd., S. 88. vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 32. 129 vgl. ebd., S. 32. 130 Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 89. 128

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„In allen Kl. werden patriotische Lieder gesungen und der Unterrichtsbetrieb ganz in den Dienst der Kriegsfürsorge gestellt. Folgende Kriegsgebete werden täglich gesprochen. In der I. u. II. Klasse: Lieber Gott, erhöre die Bitte und mein mündliches Flehen beschütze unsere Soldaten die vor dem Feinde stehen bewahre sie immer, verleih ihnen Glück, und gib sie gesund bald der Heimat zurück. In der III. IV. u. V. Kl.: Himmelvater, Herr der Welt! Wir bitten für die Soldaten im Feld, im fernen Land unter Frost und Brand. Uns ist beschieden, der Heimat heiliger Frieden. wir rufen zur Nacht in stillen Betten. Die Soldaten stehen auf der Wacht sollen uns beschützen und retten. Allmächtiger Gott verlasse sie nimmer und nie Schütze und rette auch sie. Du sandtest sie aus mit Waffen, die falschen Feinde strafen. Sie wie wir alle sind schuldlos an diesem Krieg O gib ihnen Sieg! Lasse sie schuldlos bleiben u. rein. Und führe sie uns wieder heim! Und schütze o Herr unsere Heimat auf Erden mit deiner Hand, bis wir eingehen zu dir ins ewige Vaterland. Amen.“ 131 Am 11. November 1914 musste das gesamte Schulhaus geräumt werden, da es als Reservespittal in Anspruch genommen wurde. Damit überhaupt ein Unterricht stattfinden konnte, sollten die Kinder in Völkendorf in die Schule gehen, wo wie bisher abwechselnder Halbtagsunterricht gehalten werden sollte. Doch die Bevölkerung erhob Einspruch und am 7. November kam es im Bahnhofgasthaus unter der Leitung von Albert Kümmel zu einer Widerspruchsveranstaltung. Darauf hin bemühte sich der Ortsschulrat die Schüler und Schülerinnen im Gebäude des Peraugymnasiums unterzubringen. Der dortige Direktor Eugen Giovanni ermöglichte dies, indem zwei

131

ebd., S. 90.

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Lehrzimmer geteilt und zusätzlich noch drei Zimmer zur Verfügung gestellt wurden.132 Am 7. Dezember 1914 erfolgte die Einberufung von Gottfried Berg zur aktiven militärischen Dienstleistung und am 16. Jänner 1915 die von Wilhelm Neumann, welcher allerdings rückbeurlaubt wurde und am 22. Jänner seinen Dienst in der Schule wieder antreten konnte. Doch nicht lange währte diese Schonzeit, denn am 5. Juni wurde Neumann bei einer erneuten Musterung wieder für tauglich befunden.133 Italien kündigte den deutsch-österreichisch-italienischen Dreibund und erklärte am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn und am 28. August dem Deutschen Reich den Krieg. Die Kämpfe konzentrierten sich auf das italienisch-jugoslawische Grenzgebiet, die sogenannte Isonzolinie.134 In der Chronik wird dies folgend dokumentiert: „Am 23. Mai 1915 um halb 4 Uhr nachmittags wurde vom heuchlerischen und verlogenen Welschen Österreich der Krieg erklärt.“ 135 Immer wieder werden in der Chronik auch verschiedenste gemeinnützige Tätigkeiten der Schüler und Schülerinnen beschrieben, die sie gemeinsam mit dem Lehrkörper ausführten. „Viele große Opfer wurden während dieses Weltkrieges an Geld, Gut und Blut von den Deutschen gebracht und hoffentlich sind die Opfer nicht umsonst gebracht worden. Auch die Schuljugend brachte gerne Opfer für ihr liebes Vaterland und beteiligte sich bei den verschiedenen Veranstaltungen nach ihren Kräften.“

136

So zum Beispiel gab es in regelmäßigen Abständen Sammlungen für den Kriegswaisen- und Witwenfond, das Rote Kreuz, oder auch für das Kriegsfürsorgeamt des k.k. Kriegsministeriums. Für die Verwundeten wurden Erdbeer- und Brombeerblätter zur Teebereitung gesammelt. Die Schüler spendeten Geld zum Ankauf von Wolle, welche der Mädchenschule zur Herstellung von Strümpfen, Leibchen, Handschuhen und Schneehauben diente. Die Naturalspendensammelstelle des Kriegsfürsorgeverbandes bekam folgende Dinge zur Weitergabe: Am 1. Dezember 1914: 1700 Stück Zigaretten, 355 Stück Zünder, 125 Feldpostkarten, 12 Tabakpfeifen, 20 Päckchen Rauchtabak, 1 Schneehaube, 26 dkg Schokolade; 132

vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 32 f. vgl. ebd., S. 33 f. 134 vgl. Harenberg 1984, S. 858. 135 Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 35. 136 ebd., S. 73. 133

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Am 9. Februar 1915: 800 Stück Zigaretten, 5 Päckchen Pfeifentabak, 3 Schachteln Zünder, 2 Päckchen Tee, 550 Paar Papierschuheinlagesohlen; Am 12. Oktober 1915: 14 Kronen in bar, ein Paar Socken, 7 Bleistifte, 5 dkg Tee, 1 Zigarettentasche, 82 Stück Zigaretten, 100 Feldpostkarten, 9 Päckchen Pfeifentabak, 70 dkg Schokolade, 30 Stück Briefpapier und Umschläge und 50 dkg verschiedenes Gebäck, 10 dkg Zucker sowie 2 Päckchen Zigarettentabak;137 Am 27. Mai 1915 führten die Schüler eine Kriegsmetallsammlung durch, bei der sie 4100 kg Metall sammelten. Doch nicht nur Großsammlungen fanden statt, sondern man hatte auch direkten Kontakt mit den Soldaten im Feld, wie z. B. mit dem Lehrer der Knabenvolksschule III, Paul Kruletz. „Herrn Kollegen Kruletz Paul welcher in Gallizien kämpfte und an Lungenspitzenkatharr erkrankt in Miskolcz lag wurden am 5.12.14 von den Mädchen der V. Klasse ein Paar Wadenstutzen, eine Schneehaube, ein Paar Fäustlinge nebst einem Begleitschreiben als Weihnachtsgabe übersandt.“ 138 Aber auch die anderen Soldaten im Feld nahmen die Spenden von den Daheimgebliebenen gerne und dankbar an, wie aus einem Briefwechsel mit den Schülerinnen der Mädchenvolksschule III zu entnehmen ist.139

137

vgl. ebd., S. 76 f. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd.1, S. 94. 139 ebd., S. 96. 138

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Kriegsschauplatz, 12.I.15 An unsere lieben Kärntnermädel! Kalter Jännerfrost zieht durch die von uns besetzten Gegenden, doch das macht uns nichts, denn unsere Lieben in der Heimat sorgen für uns mit warmen Sachen. Ich kann Euch daher nicht nur unseren Dank, sondern auch unsere vollste Zufriedenheit bekannt geben. Euer Fleiß und Euer gutes Herz wird ein Höherer belohnen. Herzlichen Gruß Euch allen, schreiben aus weiter Ferne Eure Feldkriegsteilnehmer Feldwebel Egger, Hubert Peits Golser Regiment, Scharf Zugsführer, Max Prindel Zugsführer. Ein geborener Lindner dankt ganz besonders.

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Ein zweiter Brief der in der Chronik festgehalten wurde war folgender:140

Im Felde am 11.I.1915 Die Freude die wir hatten, als uns die Heimatsliebesgabe zuteil wurde, ist unbeschreibbar. Alles paßt – wie angemessen! Darum tausend Dank Euch lieben, braven Kärntner Mädln, für die warmen Sachen. Erwidern Eure Grüße aufs herzlichste, Heil und Sieg, die Mannschaft der Hermagorer Maschinengewehrabteilung 1/4

Villach lag sehr nahe an der Front und erlebte das volle Kriegsleid mit. Am 6. Februar 1917 musste der Unterricht gänzlich eingestellt werden, da aus Mangel an Heizstoffen die Schulzimmer nicht mehr beheizt werden konnten und eine ziemlich strenge Kälte, bis zu -22° C. herrschte. Erst am 12. April 1917 konnte der ganztägige Unterricht im Schulhause Lind wieder aufgenommen werden.141 Doch nicht nur der Unterricht war in diesen Kriegsjahren äußerst mangelhaft, auch die Ernährungsverhältnisse wurden immer trauriger und besonders die Kinder litten darunter.142

140

ebd., S. 96 f. vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 60. 142 vgl. Schrott 1931, S. 194. 141

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Die Fachlehrerin Andrea Huber bemühte sich in dieser Zeit sehr, um diesem Mangel Abhilfe zu schaffen. So gelang es ihr, mit Unterstützung von Finanzrat Dr. Raunegger und dem Postkontrollor Schneider, eine Frühstückssuppenausgabe an die Schüler zu organisieren. Mit 18.4.1918 erhielt jedes Schulkind 3/8 l Kartoffel-, Dörrgemüse- oder Bohnensuppe, bekocht von der Aushilfsschuldienerin Fr. Volkmar. Zwischen 18. April und 14. Juli 1918 wurden insgesamt 6218 Portionen Suppe verteilt.143

143

vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 73.

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8 Die Schule und ihre Reformen in der Ersten Republik 8.1 Allgemeine politische Situation Mit dem militärischen Zusammenbruch im Herbst 1918 kam es auch zum Ende der Donaumonarchie. Am 11. November 1918 verzichtete Kaiser Karl I. auf die Staatsgeschäfte und anerkannte das Recht des Volkes, über die künftige Staatsform zu entscheiden. Am 12. November 1918 tagte die provisorische Nationalversammlung und beschloss die Gründung der Republik. Um 15:55 Uhr wurde die neue provisorische Verfassung von Dr. Karl Renner verkündet. Doch die Lage Österreichs war verzweifelt. Die Bevölkerung der Städte sah sich nach den großen Entbehrungen in den Kriegsjahren einer Hungersnot gegenüber. Für das Land galt es nun drei wesentliche Probleme zu klären, nämlich die Frage des Staatsgebietes, die Frage der Regierungsform und die Frage des Wirtschaftssystems.144 Im Vertrag von St. Germain verboten die Siegermächte den Anschluss an Deutschland und es wurde ein neuer selbständiger Staat gebildet, der den Namen Österreich erhielt. Südtirol wurde an Italien abgetreten, deutschsprachige Teile von Ungarn – das heutige Burgenland – kamen nach langwierigen Verhandlungen und Kämpfen 1921 zu Österreich. Jugoslawien unternahm Versuche Südkärnten zu besetzen, doch die Kärntner Bevölkerung und die Volkswehr leisteten erfolgreich massiven Widerstand. Unter alliierter Aufsicht kam es am 10. Oktober 1920 zu einer Volksabstimmung, welche mit vielen slowenischen Stimmen eine eindeutige Mehrheit für den Verbleib bei Österreich ergab. Bei den ersten Wahlen in der Republik am 17. Februar 1919 gingen die Sozialdemokraten als stärkste Partei hervor, und es kam zu einer Koalition von Sozialdemokraten und Christlichsozialen. Die Großdeutschen gingen in Opposition – Karl Renner blieb weiterhin Staatskanzler. Doch die Gegensätze zwischen den beiden Regierungsparteien wurden immer größer, sodass es im Oktober 1920 zu Neuwahlen kam, bei denen nun die Christlichsozialen als die stärkste Partei hervorgingen und gemeinsam mit dem dritten Lager, den Deutschnationalen, eine Regierung bildeten. Die Opposition stellten die Sozialdemokraten. Dies war eine verhängnisvolle Konstellation, denn somit hatte die Deutschnationale Partei mehr Einfluss, als ihr Mandatsstand ausdrückte, denn die Christlichsoziale Partei konnte nur

144

vgl. Achs/Scheuch/Tesar 2005, S. 32.

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mit ihrer Zustimmung eine Mehrheit für Gesetzesbeschlüsse im Nationalrat zustande bringen. 145

8.2 Die schulpolitische Situation Nach 1918 wurden weitgehend alle Gesetze der Monarchie übernommen, sofern sie nicht im Widerspruch zu den neuen politischen Verhältnissen standen. Für den schulischen Bereich behielt man das Schule-Kirche-Gesetz von 1868 und das Reichsvolksschulgesetz aus dem Jahre 1869.146 Betrachtet man die Initiativen, nicht die Umsetzung, so nimmt die Sozialdemokratische Arbeiterpartei den wichtigsten Teil in der Bildungspolitik ein. Ausschlaggebend dafür waren die Reformziele von Otto Glöckel, welcher nach der Wahl im Februar 1919 als Unterstaatssekretär die Leitung des österreichischen Unterrichtsamtes übernahm. Die Sozialdemokraten traten für die Aufhebung des Bildungsmonopols der Bourgeoisie ein und forderten eine Reform des gesamten Schulwesens. Ein zentraler Punkt des sozialdemokratischen Bildungsansatzes war aber auf jedem Fall die Trennung von Kirche und Staat. Diese Reformvorstellungen, die im nächsten Kapitel noch eingehend behandelt werden, blieben im Großen und Ganzen bis heute Richtpunkte der sozialdemokratischen Bildungspolitik.147 Der Christlichsozialen Partei fehlte in Sachen Bildungspolitik aufgrund ihrer verschiedenen Gruppierungen die Geschlossenheit. Sie hatte viele verschiedene Zielvorstellungen und je nach Parteiführung wandelte sich das Bildungsprogramm. Hauptpunkte waren aber der Wunsch nach Zusammenarbeit von Kirche und Staat und die Forderung nach einer religiös-sittlichen Erziehung mit dem Ziel einer konfessionellen Schule.148 Das dritte politische Lager war von zwei Parteien geprägt, nämlich der „Großdeutschen Volkspartei“ und dem „Landbund“, gekennzeichnet durch ihr deutschnationales Gedankengut. Ihre Bestrebungen gingen dahin, sich gegenüber Fremdkörpern, wie zum Beispiel dem Judentum, abzugrenzen. Man wollte auch „Schule“ selbst in die Hand nehmen und verwehrte sich dagegen, das Schulwesen einer vom Staat unabhängigen Macht zu überlassen.149 Damit der Staat seiner vollen Erziehungsverpflichtung nachkommen konnte, strebte man an, die Bildung schon im Kleinkindalter 145

vgl. ebd., S. 33. vgl. Scheipl/Seel 1987, S. 82 f. 147 vgl. Engelbrecht 1988, S. 14 f. 148 vgl. ebd., S. 15 f. 149 vgl. ebd., S. 16. 146

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in Volkskindergärten oder Spielschulen beginnen zu lassen, um die Kinder dann weiter einem einheitlich nationalen Schulsystem bis zum 14. Lebensjahr zuzuführen. Die Festlegungen bezüglich Unterricht und Bildung waren den sozialdemokratischen Bildungsvorstellungen in manchen Punkten sehr ähnlich. So strebte auch diese Partei an, dass sich Unterricht nicht mehr nur auf reine Wissensvermittlung beschränken solle, sondern auch im hohen Maße erzieherische Aufgaben wahrnehmen müsse. Auch der Kunsterziehung sollte mehr Raum geschaffen werden, ebenso der körperlichen Ausbildung durch tägliches Schulturnen, Jugendspiele oder Jugendwandern Rechnung getragen werden. Weitere Anliegen der deutschnationalen Partei waren die intensive Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule, die soziale Hebung des Lehrerstandes, eine Reform der Lehrerbesoldung und, damit Hand in Hand gehend, die Reformierung der Lehrerausbildung in Richtung Hochschulbildung.150

8.3 Der Kampf um die Schulreform in Österreich Als die Sozialdemokraten in die Regierung eintraten, verlangten sie das Unterrichtsressort, welches von Otto Glöckel als Unterstaatssekretär geleitet wurde.151 Dieser versuchte das Schulwesen auf eine neue Grundlage zu stellen. Als Schulreform bezeichnete Glöckel: „Nicht ein Gesetz, nicht eine behördliche Verfügung, nicht ein parteipolitisches Ziel; sondern: 1. Die Zusammenfassung und praktische Auswertung der Ergebnisse eines jahrhundertlangen Forschens hervorragender Geister. 2. Die Berücksichtigung der praktischen Bedürfnisse der Zeit bei der Heranbildung der Jugend.“ 152 Ein wesentlicher Punkt in Glöckels Vorgangsweise war, dass er sich von Anfang an nicht nur auf Maßnahmen beschränkte, welche in der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg unmittelbar getroffen werden mussten, sondern er vertrat von vornherein die Umsetzung einer großzügigen, umfassenden und lückenlosen Schulreform.153 Glöckel stützte sich bei der Entwicklung seiner Reformvorstellungen auf das Gedankengut von verschiedenen namhaften Pädagogen, wie Johann Amos Comenius, Jean Jacques Rousseau, Christian Gottlieb Salzmann, Johann Gottlieb Fichte, Johann

150

vgl. ebd., S. 17. vgl. ebd., S. 65. 152 Glöckel 1923, S. 3 f. 153 vgl. Engelbrecht 1988, S. 75. 151

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Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Heinrich Pestalozzi und Vincenz Eduard Milde.154 Er versuchte das gesamte Schulwesen nach folgenden Grundsätzen zu reformieren: •

Öffentlichkeit des gesamten Schulwesens



Unentgeltlichkeit des Unterrichts sowie aller Lehr- und Arbeitsmittel



Arbeitsschule: die Schüler sollten zu Selbsttätigkeit hingeführt werden



Verbindung von geistiger Arbeit mit Werksarbeit – geistige und körperliche Ausbildung auf allen Unterrichtsstufen



Ausdehnung der Schulpflicht auf volle acht Jahre



Aufhebung der Schulbesuchserleichterungen



Einheitsschule; vierjährige Grundschule und allgemeine Mittelschule vom 5. bis zum 8. Schuljahr



Neuformulierung der Lehrpläne und Lehrbücher



Klassenschülerhöchstzahl von 30



Universitäre Lehrerbildung in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Instituten.155

Im Volksschulbereich kam es unter Otto Glöckel zur Eröffnung von insgesamt 253 Versuchsklassen in ganz Österreich, in denen der Unterricht auf dem Arbeitsschulprinzip basierte. Für engagierte Lehrer öffnete sich hier ein Weg, sich im Unterricht von einer „Pädagogik vom Kinde aus“ leiten zu lassen. Die Erfahrungen, die man in diesem Schulversuch sammeln konnte, flossen in den neuen provisorischen Lehrplan ein, der mit 8. Juni 1920 eingeführt wurde.156 Die einschneidendste Neuerung war die Einführung des Gesamtunterrichts in den vier untersten Klassen. Anstelle des Stundenplanes trat ein Arbeitsplan des Lehrers, welcher täglich vorbereitet wurde, wobei sich der Unterricht nicht in Form von einzelnen Lerngegenständen gestaltete, sondern in einem natürlichen Zusammenhang und einer selbstverständlichen Einheit. Ein Sachgebiet wird in alle möglichen Richtungen hin bearbeitet.157 Noch heute gelten diese Grundsätze und sind im Lehrplan für Volksschulen als allgemeine didaktische Grundsätze verankert. Nach den Neuwahlen 1920 veränderten sich die politischen Verhältnisse und die Sozialdemokraten gingen freiwillig in die Opposition. Otto Glöckel wechselte in den Wiener Stadtschulrat. Systemverändernde Maßnah-

154

vgl. Glöckel 1923, S. 3 f. vgl. Engelbrecht 1988, S. 14 f. 156 vgl. ebd., S. 76. 157 vgl. Achs 1985, S. 199. 155

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men für das gesamtösterreichische Unterrichtswesen waren nun für Glöckel nicht mehr möglich, doch nutzte er die Gelegenheit seine Reformvorstellungen zumindest im Wiener Bereich durchzusetzen, und Wien zu einer „Musterschulstadt“ zu gestalten.158

8.4 Aus der Schulchronik während der ersten Republik Das Schuljahr 1918/19 begann am 1. Oktober 1918. Alle Klassen waren wieder in ihren eigenen Hausabteilungen untergebracht, doch das Kriegsgeschehen und der Zusammenbruch warfen düstere Schatten auf die Schule. Das Militär zog schießend durch die Stadt und in den Bahnhöfen wurden Lebensmittelwaggons von der Bevölkerung geplündert.159 Durch die geringe zugewiesene Menge an Lebensmitteln war die Not sehr groß. Die Verpflegung betrug für 14 Tage pro Kopf: ½ kg Marmelade, 2 ¼ Laib Brot, ½ kg Mehl, 1 kg Erdäpfel, 6 dkg Fett. Pro Woche gab es 20 – 25 dkg Fleisch und zeitweise kam es sogar vor, dass jede dritte Woche fleischlos blieb. Die Milch war, abhängig vom Alter, rationiert. So erhielten über 70 Jahre alte Menschen und unter 4jährige Kinder ¼ l täglich, Zucker ¾ kg monatlich.160 Lebensmittel einzukaufen war aufgrund der überhöhten Preise kaum möglich. Mit 3. November 1918 trat der Waffenstillstand an allen Fronten in Kraft, am 12. November 1918 wurde die Republik ausgerufen und am 16. Februar 1919 fanden die ersten Wahlen statt.161 Zu den Wahlen in Kärnten ist in der Schulchronik folgender Eintrag nachzulesen: „Am 16. Feb. 1919 fand die Wahl in die deutschösterr. Nationalversammlung auf Grund des gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtes statt. Die Wahlagitation seitens der einzelnen politischen Parteien war eine ungemein rege. Der Wahltag selbst verlief in Villach, Kärnten und ganz Deutschösterr. ruhig. Das Ergebnis der Wahlen wurde am 18.2. offiziell bekannt gegeben. Gewählt erscheinen in Kärnten: 4 Sozialdemokraten, 1 Deutschdemokrat, 2 Bauernbündler, 2 Christlichsoziale. Das Stimmenverhältnis war folgend:

158

vgl. Engelbrecht 1988 S. 73. vgl. Schrott 1931, S. 194. 160 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 75. 161 vgl. ebd., S. 82. 159

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Abgegeben wurden in Kärnten – ausgenommen das von den Südslawen besetzte Gebiet – 157.231 Stimmen. Hiervon entfielen: Sozialdemokratische Stimmen:

77.961

Christlich soziale Stimmen:

27.733

Deutschnat. Arbeiterpartei:

2.124

Deutschdemokratische Partei:

15.917

Bauernbund:

33.494“ 162

Hiezu schrieb das Kärntner Schulblatt Nr. 2 vom Monat Februar 1919 folgenden Artikel:163

Am 21. Februar 1919 beschloss die provisorische Landesversammlung von Kärnten ein neues Lehrergehaltsgesetz. Dieses wurde der schon so lange Zeit erhobenen Forderung nach einer Gleichstellung der Lehrer mit den IV. und V. untersten Rangklassen der Staatsbeamten gerecht.164 Auch die nächsten Jahre wurden für unsere Schuljugend und auch für die Lehrerschaft nicht ruhiger. Wegen Mangel an Heizmaterial musste die Schule vom 15. Dezember 1919 bis 15. Jänner 1920 abermals geschlossen werden. Doch der Unterrichtsbeginn zögerte sich noch weiter hinaus, da es wegen verspäteter Gehaltsauszahlungen und nichterfüllter Forderungen zu einem 4-tägigen DemonstrationsAusstand der Lehrer und Lehrerinnen kam. Der regelmäßige Unterricht fand erst mit 20. Jänner 1920 seine Fortsetzung.165 Mit Beschluss der Landesversammlung vom 24. Februar 1920 wurde die Lehrerschaft in ihren Bezügen den Staatsbeamten mit gleicher Vorbildung gleichgestellt. „Jede Erhöhung welche der Beamtenschaft auch 162

ebd., S. 82. Zeitungsartikel i. d. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 82. 164 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 83. 165 vgl. ebd., S. 89. 163

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in Zukunft gewährt wird, muß auch der Lehrerschaft zukommen. Damit hat das Bitten und Betteln der Lehrer um materielle Besserstellung hoffentlich definitiv ein Ende gefunden. Deshalb ist das Los der Lehrerschaft noch kein glänzendes, doch in der Zeit der sprunghaften Steigerung aller Bedarfsartikel die schon ans Märchenhafte grenzen, ein etwas leichteres und trostreicheres.“ 166 Die Grundgehalte der Lehrer wurden wie folgt festgesetzt:167 XI. Rangklasse

4.000 Kronen

X.

Rangklasse

4.800 Kronen

IX. Rangklasse

6.000 Kronen

VIII. Rangklasse

7.200 Kronen

VII. Rangklasse

9.600 Kronen

Wegen des drohenden Einmarsches der Serben in Kärnten wurde Villach vom italienischen Militär besetzt. Mit Beginn des Schuljahres 1920/21 befanden sich noch italienische Besatzungstruppen im Knabentrakt der Lindner Volksschule, sodass es wieder nur abwechselnden Halbtagsunterricht gab.168 Als die Italiener die Villacher Schulen endlich räumten, befanden sich diese in einem äußerst trostlosen Zustand. „Erst jetzt begannen wieder geordnete Zeiten. Einer ganzen Generation aber konnte die Schule nicht das geben, was sie in friedlichen Jahren hätte geben können.“

169

Das Schuljahr 1921/22 begann wegen der in Villach und Umgebung herrschenden Ruhr- und Typhuserkrankungen erst am 1. Oktober 1921.170 Während der Ferienmonate lagerte die Stadtgemeinde im Kellerraum der Schule Torf ein, welcher zur Beheizung des Schulgebäudes in den Wintermonaten hätte dienen sollen. Am Morgen des 29. September 1921 brach im Keller der Schule durch Selbstentzündung des Torfes Feuer aus. Der Schuldiener, Hr. Volkmar, bemerkte den Brand zum Glück noch rechtzeitig und konnte das Feuer noch vor Eintreffen der Feuerwehr löschen. Beschädigt wurden lediglich ein paar Kellerfensterscheiben, und es kam zu kleineren Sprüngen in den Mauern der Kanzlei und des Konferenzzimmers.171

166

ebd., S. 90. vgl. LGBl. 1920, Nr. 16, § 6. 168 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 91. 169 Schrott 1931, S. 194. 170 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 95. 171 vgl. ebd., S. 96. 167

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Die wirtschaftliche Lage des Landes wurde im Laufe des Jahres immer schwieriger. Die Krone erreichte einen Tiefstand, was sich in einer enormen Teuerungswelle bemerkbar machte.172 „Hier einige Preise von Bedarfsartikeln des täglichen Haushaltes am 26. März 1922: 1kg Weizenmehl 560 K., 1 Laib Brot 1 kg schwer 376 K., 1 kg Zuckergrieß 980 K., Würfelzucker 1140 K., 1 kg Rindfleisch 1400 K., 1 kg Schweinefett 2400 K., 1 kg Salzspeck 2200 K., 1 kg Selchspeck 2500 K., 1 kg Powidl 580 K. Seit 1. Februar 1922 wurden die Eisenbahntarife um 380 % erhöht, sodaß eine kurze Bahnfahrt von einigen Minuten z. B. Villach-Warmbad 72 K., eine Fahrt nach Klagenfurt 260 Kronen kostet.“ 173 Und die Preise stiegen weiter ins nahezu Unermessliche. Im August 1922 kosteten oben angeführte Lebensmittel schon 10 bis 20 Mal soviel, z. B. 1 kg Schweinefett 30.800 Kronen oder 1 kg Brot 6.500 Kronen. Österreich stand vor dem Zusammenbruch. Niemand glaubte mehr daran, dass sich dieses Land wirtschaftlich noch erholen könnte. Viele Betriebe mussten schließen und es gab eine sehr hohe Arbeitslosenrate. Nach langen Verhandlungen rettete schließlich der Völkerbund Österreich mit einem Kredit und am 1. April 1925 kam es zur Einführung der Schillingwährung.174 Im Jahre 1926 trat ein neuer Lehrplan in Kraft. „Im Wege der Neuverordnungen des Bundesamtes für Unterricht vom 19.5.1926 Z.8523 ist ein definitiver Lehrplan erschienen, abweichend von dem im Jahre 1920 eingeführten zur Erprobung in Verwendung stehenden Lehrplane des damaligen Staatssekretärs Glöckel. Gegen die Einführung dieses Lehrplanes demonstrierte die Arbeiterschaft wie in allen größeren Orten Österreichs, auch in Villach bei einer Massenbeteiligung am 18. Juni d. J.“

175

Immer wieder findet man auch Aufzeichnungen darüber, dass die Lehrerschaft sehr großes Interesse an der „Wiener Schulreform“ zeigte. So stellte der Ortsschulrat wiederholt größere Summen zur Verfügung, damit Lehrer an Studienfahrten nach Wien teilnehmen konnten. Von der Lindner Knabenvolksschule nahmen die Lehrer Paul

172

ebd., S. 97 f. ebd., S. 97 f. 174 vgl. ebd., S. 112. 175 ebd., S. 116. 173

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Kruletz in der Zeit von 28. April bis 4. Mai 1929 und Wilhelm Neumann vom 5. bis 10. Mai 1929, an einer solchen „Studienfahrt der Wiener Schule“ teil.176 Das Schuljahr 1927/28 brachte auch schulorganisatorische Umstrukturierungen. Die Bürgerschule wurde von drei auf vier Klassen aufgestockt und ihre Bezeichnung wurde auf „Hauptschule“ geändert. Diese Schulform, in zwei Klassenzügen geführt, unterschied sich vom Lehrplan der Bürgerschule insofern, als einerseits darauf Bedacht genommen wurde, dass die Schüler bei entsprechender Begabung und Kenntnis einer Fremdsprache auch in die Mittelschule übertreten konnten. Andererseits sollten die Schüler auf das praktische Leben oder den Besuch einer Fachschule vorbereitet werden. Der Fremdsprachenunterricht wurde in Form eines unverbindlichen Unterrichtes angeboten.177 „Mit Beginn des neuen Schuljahres trat nach Verordnung des Landesministeriums für Unterricht (Bundesges. Vom 2. Aug. 27, 8. Aug. 27 u. 5. Juni 1928) das Hauptschulgesetz in Kraft, nach welchem alle aufsteigenden Schüler der 4. Klassen in diese Schule übergetreten sind, um die Schulpflicht dort zu vollenden, die fünfklassige Volksschule (mit aufsteigenden 4 Schulstufen) zur vierklassigen Grundschule geworden ist.“ 178 Die Weltwirtschaftskrise verschlimmerte in den folgenden Jahren die Lage Österreichs immer mehr. Es kam zu einer Vielzahl von Konkursen und die Arbeitslosenrate stieg sprunghaft an. Diese Entwicklung dokumentiert die Schulchronik sehr genau: „Die Verschlechterung der Gesamtwirtschaftslage des Bundes und der Bundesländer kam zum Ausdrucke in den vielen Konkursen (1930: 694, 1932: 1093) Ausgleichen ( 1930:2695 1932: 4487) der hohen Zahl der unterstützten Arbeitslosen (1930: 207.081, 1032: 308.853, 1933: (Feb.) 402.000), dadurch in den starken Rückgängen der Steuerleistungen. Die weiteren Folgen waren auch Einsparungen in den verschiedenen Posten des Landesbudgets. Am Schulbudget allein wurden Abstriche von 1. Mill. Schillinge gemacht und wurden an den Lehrergehalten (Grundgehalte u. Vorrückungsbeträgen) von 18% Kürzungen vorgenommen. Die Lehrerschaft des Landes geriet infolge dieser hohen Gehaltsverminderung in nicht geringe Aufregung, umsomehr, da weder die Landesbeamten, noch die übrigen Angestellten des Bundes, der Länder u. Gemeinden mit Gehaltskürzungen bedacht wurden. (Hier sei be176

vgl. ebd., S. 126. vgl. Engelbrecht 1988, S. 101. 178 Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 121. 177

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merkt, daß nur N.Österr., dessen Lehrer gehaltlich besser stehen, eine Kürzung, aber nicht in dem Ausmaße wie in Kärnten durchführte.)“ 179 Für die meisten Lehrer kam es zu Gehaltseinbußen bis zu 30 %. Um dem wachsenden Unmut darüber kundzutun, gab es im Dezember 1932 Protestveranstaltungen der gesamten Kärntner Lehrerschaft.180 „Vorsprachen bei der Bundesregierung, den einzelnen politischen Parteien des Nationalrates, eingebrachte Klagen beim zuständigen Gerichte gegen diese Gehaltskürzungen ergaben wohl die Ungesetzlichkeit dieser Maßnahme. Die Landesregierung erwiderte auf diese Proteste, daß man den Lehrern diese Gehaltskürzungen nur ‚schuldig’ bleibt.“ 181

8.5 Interview mit einem Zeitzeugen: Wilhelm Sereinigg Herr Ing. Wilhelm Sereinigg wurde am 13. November 1913 in Triest geboren. Er war ab 1953 im Villacher Gemeinderat als Stadtrat und Finanzreferent tätig und von 1965 bis 1973 bekleidete er das Amt des Vizebürgermeisters der Stadt Villach. Weiters war er viele Jahre lang Obmann der Wohnbaugenossenschaft „Heimat“. Nach einem kurzen Telefongespräch erklärte sich der vermutlich wohl älteste lebende Schüler der Volksschule Lind gerne zu einem Gespräch bereit, das am 6. März 2009 in der heutigen Schule stattfand. Gemeinsam blätterten wir in der Chronik und in den Klassenbüchern aus den Schuljahren 1919/20 und 1920/21. Herr Sereinigg konnte sich noch gut an den Lehrer Paul Kruletz erinnern und auch teilweise an einige Namen von Klassenkameraden, vermutet aber, dass ein Großteil der Schulkollegen wohl nicht mehr lebt. Nach der 2. Klasse wechselte Herr Sereinigg aufgrund eines Wohnungswechsels in die Volksschule Perau.

Interview: Darf ich Sie bitten sich kurz vorzustellen? „Ja, ich heiße Wilhelm Sereinigg und wurde am 13.11.1913 in Triest geboren. In den letzten Jahren haben mich eine Menge Leute interviewt, aber alle über die 30er Jahre bzw. die Kriegszeit. Da hab ich auch schon eine Rolle gespielt. Erstens war ich ein ganzes Jahr im Gefängnis, 1935, als Sozialdemokrat in Klagenfurt, mit dem Hr. Wedenig, der später Landeshauptmann war, und auch der Hr. Resch, der dann später Bürgermeister von Villach war, war auch mit uns im Gefängnis. Auch 1934 beim Februarputsch war ich einige Tage in Villach in Haft. Ja und dann kam das Dritte Reich. Zuerst war ich Immigrant in Jugoslawien, dann im Dritten Reich insgesamt sechs 179

ebd., S. 143. ebd., S. 144. 181 ebd., S. 144. 180

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Jahre beim Militär – mit der Gefangenschaft – und dann nach dem Krieg war ich Vizebürgermeister in Villach und Abgeordneter im Landtag... damals hatte ich eine Menge von Funktionen.“ Ja, wenn man sein Leben über die Jahre betrachtet... „Ja, ich hatte viele Erlebnisse, aber so weit zurück liegende sind natürlich schon sehr dämmrig, sowie die 1. und 2. Klasse. Da kann ich mich hauptsächlich an einige Schüler erinnern, an den Tatschl, an den Fradenegg usw., aber ich hab mir schon gedacht, dass es eher wenig sein wird, was ich Ihnen erzählen kann.“ Als Sie die Schule hier besuchten, das war ja unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg. Können Sie sich an bestimmte Ereignisse noch erinnern? „Ja, ich kann mich an einige Sachen noch gut erinnern. Wir haben ja in Triest gewohnt. Mein Vater war bei der k.k. Staatsbahn in Triest und ich hab den Einmarsch der Italiener in Triest erlebt. Zuerst den Angriff der Italiener auf die Stadt Triest, wo sie von Flugzeugen aus heruntergeschossen haben auf die Stadt. Dann die ersten Tage nach dem Einmarsch der Italiener, wo sie uns, wenn wir deutsch gesprochen haben, gedroht haben, sie werfen uns aus der Straßenbahn – damals gab es in Triest noch eine Straßenbahn – und dann im März 1919 sind wir nach Villach übersiedelt. Das heißt, alle Eisenbahner, die nicht unterschrieben haben, dass sie Italiener werden wollen, mussten zurück nach Österreich. Mein Vater war Kärntner, ein Rosentaler, für ihn kam Italien nicht in Frage und er ging mit „Kind und Kegel“ zurück nach Villach. Da haben wir dann ein paar Monate in der Seebacher Kaserne gewohnt, weil es ja keine Wohnungen gegeben hat, und dann haben wir da in Lind in der Thomas Koschat Straße gewohnt. Der Hausbesitzer damals war ein Fiaker. Damals hatte es in Villach noch Fiaker gegeben. Er ist mit seinem Fiaker am Bahnhof gestanden, so wie heute die Taxis. Zu dieser Zeit bin ich in die 1. und 2. Klasse gegangen. Dann sind wir nach Völkendorf übersiedelt, wo mein Vater die Siedlung gebaut hat, die Sackgassensiedlung ober dem Steirerhof, und von dort bin ich in die Perauschule gegangen. Dort hab ich als ersten Lehrer den Herrn Timmerer gehabt. Und dieser hat mich dann „verfolgt“ von der Volksschule angefangen, über die Politik, als er Bürgermeister war und ich Vizebürgermeister von Villach. Als wir hierher kamen, war der Krieg ja schon vorbei, und die Volksabstimmung für Kärnten war in Vorbereitung. Die Italiener waren hier und achteten darauf, dass die Serben Villach nicht besetzen, wie sie einen Teil von Kärnten schon besetzt hatten.“ War dies der Grund warum im Schuljahr 1919/20 die Mädchenvolksschule III in Lind von den Italienern besetzt wurde? „Ja, deshalb war ein Bataillon Italiener hier stationiert, bis die Volksabstimmung vorüber war. Ja, und bei denen haben wir immer um ein Mittagessen gebettelt. Die hatten ihre Volksküche da, ihre Gulaschkanonen, und da haben wir immer Minestrone bekommen.“ Nach dem Krieg waren die Leute ja relativ arm. „Ja, sehr. Es hat keine Wohnungen gegeben und auch keine Lebensmittel. Die bekam man nur gegen Bezugsscheine und es gab die Inflation. Ich kann mich noch erinnern, als mich meine Mutter zum Milchholen in Lind schickte da hab ich 280.000

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Kronen für einen Liter Milch bezahlt. Sie musste mir ein richtiges Packerl Geld mitgeben.“ Ist in der Schule über diese Ereignisse gesprochen worden? Können Sie sich daran noch erinnern? „Nein, da kann ich mich nicht daran erinnern. Es müsste eigentlich über die Volksabstimmung gesprochen worden sein, weil ja fast ganz Kärnten davon betroffen war. Villach aber nicht. Die Grenze war die Gail, denn bis fast nach Maria Gail sind die Serben ja gekommen, und in Villach haben die Italiener einen Einmarsch verhindert.“ Haben Sie noch eine Erinnerung an Ihren ersten Schultag? „Nicht die geringste. Da kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich kann mich nur mehr an einige Mitschüler erinnern, aber von denen an die ich mich erinnern kann, lebt heute keiner mehr. Im November werde ich schon 96 Jahre. Im vorigen November wurde mein 95. Geburtstag mit viel Aufsehen gefeiert.“ Ja, Sie sind eine bekannte Villacher Persönlichkeit. Sie haben Villach ein Stück mitgeprägt. Können Sie sich noch an die Unterrichtsmittel erinnern? Wie wurde damals geschrieben? „Geschrieben wurde gotisch, also lateinische Schrift hatten wir überhaupt nicht. Aufstrich, Schattenstrich, Abstrich usw. Hatten Sie Schulhefte? Wir hatten Schiefertafeln in der ersten Klasse, und in der zweiten Klasse glaube ich auch. Schiefertafeln mit einem Holzrahmen und einen Griffel. Ich glaube, die haben wir damals sogar von der Schule bekommen.“ Und die Bücher? „Ich glaube, die mussten wir selber kaufen, aber in der 1. und 2. Klasse hatten wir fast keine Bücher, soweit ich mich erinnern kann. Ich glaube ein Rechenbuch und ein Deutschbuch, nein, kein Deutschbuch, aber ein Lesebuch. Ja, das Lesebuch zum Lesen und die Tafel mit dem Griffel, das waren die wesentlichsten Instrumente, die wir damals hatten.“ Können Sie sich noch an bestimmt Feste oder Feiern erinnern? „Nein, daran kann ich mich nicht wirklich erinnern. Oder doch, zur Errichtung der Republik im November 1919 hat es eine Feier gegeben.“ Wenn Sie an den Unterricht von damals zurück denken, wie hat der damals ausgesehen? „Der war eigentlich sehr einfach. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendetwas Besonderes gewesen wäre. Der Lehrer, der Hr. Kruletz, hat in der 1. Klasse die Buchstaben an die Tafel geschrieben und wir haben das nachvollzogen. Aber dass er ir-

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gendwie besondere Schwierigkeiten mit den Schülern gehabt hätte, daran kann ich mich nicht erinnern. Wie hat es damals mit der Disziplin in der Klasse ausgesehen? Wir waren sehr folgsame Schüler. Der Respekt gegenüber der Schule war da. Der Lehrer war eine Respektsperson und die Schüler haben das akzeptiert. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in den ersten zwei Klassen irgendwann einmal ein Schüler aufgefallen wäre.“ Das heißt, Sie haben auch keine Erinnerung an irgendwelche disziplinären bzw. erzieherischen Maßnahmen, die vom Lehrer ausgingen? „Nein in der Volksschule nicht. Erst als ich in die Bürgerschule ging, in der RichardWagner-Straße. Da kann ich mich erinnern, da hatte ich den Hr. Piesch, den späteren Landeshauptmann, als Lehrer. Der hat mir wohl einmal eine runter gehaut, in der Klasse. Und zu Mittag war er bei meinem Vater zum Essen eingeladen. Ich bin bei ihm vorbei gegangen und hab ihn nicht beachtet. Da rief mich mein Vater zurück und sagte: „Komm her! Warum grüßt du denn den Lehrer nicht?“, und der Piesch sagte: ‚Lass ihn, ich hab ihm Vormittag eine runter gehauen.’ Das Zweite an das ich mich erinnern kann, war, wir hatten damals in der Bürgerschule in Religion den Stadtpfarrer von St. Jakob. Der war ziemlich dick, und wir habe Fangen gespielt und ich renne, ohne es zu wollen, mit meinem Kopf direkt in seinen Bauch, sodass er keine Luft bekam. Da musste ich mich auf den Sessel legen und er hat mich mit dem Meterstab durchgehaut. Das sind die zwei Erinnerungen aus der Bürgerschulzeit, aber in der Volksschule hat es, glaube ich, so etwas nicht gegeben.“ Können Sie sich noch an den Religionsunterricht in der Volksschule erinnern? „Nein, weder im positiven noch im negativen Sinn. Na ja, es ist ja alles schon 90 Jahre her.“ Im Schuljahr 1919/20 war die Schule vom 15.12.19 bis 15.01.20 wegen Mangels an Heizmaterial gesperrt. Können Sie sich daran noch erinnern? „Ja, ja, da hat es kein Heizmaterial gegeben. Auch bei der Bahn gab es keine Kohle mehr, gerade noch das Notwendigste für die Loks. Ja, da kann ich mich so dunkel daran erinnern.“ Als die Italiener damals in einem Teil der Schule einquartiert waren, gab es ja wegen des Raummangels alternierend Vormittags- und Nachmittagsunterricht. Können Sie sich daran noch erinnern? Gab es damit Probleme? „Nein, damit hat es keine Probleme gegeben. Elternproteste waren damals unbekannt.“ Im Schuljahr 1920/21 begann der Unterricht erst im Oktober, weil es eine Typhus- und Ruhrepidemie gab. „Ja, ich weiß noch, die Eltern hatten damals ziemliche Angst. Sie ließen uns impfen. Und wir hatten alle Freude daran, dass keine Schule war.“

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Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir über Ihre Schulerlebnisse zu plaudern. „Ich danke Ihnen fürs Zuhören.“

Das Schulwesen im Ständestaat 1934 bis 1938

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9 Das Schulwesen im Ständestaat 1934 bis 1938 9.1 Allgemeine politische Situation Die Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung zeigten sich in einer hohen Arbeits- bzw. Beschäftigungslosigkeit. Vor allem die Arbeiter und Angestellten bekamen dies zu spüren und deren Lebensbedingungen verschlechterten sich zusehends. Es herrschte Not und Elend. In dieser Zeit erhielten faschistische Bewegungen in Österreich wieder Auftrieb und sie nutzten die Not der Menschen dafür aus, die Demokratie, den Parlamentarismus, den Sozialismus sowie das Judentum zu verurteilen. Die Nationalsozialistische Arbeiter Partei verstärkte ihre Tätigkeit und konnte eine große Anhängerschaft gewinnen. Der amtierende Bundeskanzler, der Christlichsoziale Engelbert Dollfuß, stützte sich innenpolitisch auf den Landbund und die Heimwehr, welche ihre eigenen Abgeordneten im Parlament hatte. Außenpolitisch stand er unter dem Einfluss von Italiens Mussolini, der Dollfuß dazu drängte, in Österreich einen faschistischen Kurs nach dem Vorbild Italiens einzuschlagen. Am 4. März 1933 kam es durch einen Formalfehler zur Selbstausschaltung des Parlaments und Dollfuß regierte allein ohne Parlament weiter. Der Verfassungsgerichtshof wurde ausgeschaltet, der Republikanische Schutzbund, die Kommunistische Partei und die NSDAP verboten und die Todesstrafe wieder eingeführt. 1933 gründete Dollfuß die „Vaterländische Front“, eine politische Bewegung aller regierungstreuen Österreicher. Im Februar 1934 kam es zum Aufstand der Sozialdemokraten, welcher aber mit Einsatz der Polizei und des Militärs von der Regierung Dollfuß blutig niedergeschlagen wurde. Nach drei Tagen war der ungleiche Kampf zu Ende, die Sozialdemokratische Partei und die Freien Gewerkschaften wurden verboten und gefangene Schutzbundführer zum Tode am Galgen verurteilt. Nun ebnete Dollfuß den Weg, die republikanische Demokratie in einen autoritären Ständestaat umzugestalten.182

9.2 Die schulpolitische Situation Nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei kamen alle Schulreformbestrebungen zum erliegen. Die führenden Schulpolitiker und Reformexperten wurden aus ihren Ämtern entfernt. Mit der neuen Verfassung ergab sich für das Schulwesen eine

182

vgl. Achs/Scheuch/Tesar 2005, S. 44 ff.

66

Das Schulwesen im Ständestaat 1934 bis 1938

völlig neue Rechtsgrundlage. Die Landes-, Bezirks- und Ortsschulräte waren den Bundesbehörden streng weisungsgebunden. Der religiöse Einfluss auf das Schulwesen trat durch das Konkordat 1933/34 wieder massiv in den Vordergrund. Die Rechte der katholischen Kirche im Bereich des Schulwesens wurden neu bestimmt und sie erhielt ihren Einfluss auf den Religionsunterricht zurück. Katholische Privatschulen bekamen Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln.

Dies

alles

waren

Maßnahmen,

um

einer

öffentlichen

katholisch-

konfessionellen Schule den Weg zu ebnen.183 Im Zuge der ideologischen Neuorientierung ordnete die Unterrichtsverwaltung eine „Vaterländische Erziehung“ an und von den Lehrkräften wurde der Einsatz im „vaterländisch-österreichischen“ Sinne eingefordert. Die neue Wertigkeit von Religion und Vaterland äußerte sich auch stark in den 1935 neu erlassenen Lehrplänen. Auch die Lehrbücher wurden neu gestaltet, doch aus Kostengründen konnten nicht sofort alle alten Schulbücher ersetzt werden. Aber bereits im Mai 1933 wurde die Lehrerschaft angewiesen unpassende Stellen in den Büchern zu übergehen oder richtigzustellen. Die staatliche Unabhängigkeit sollte besonders betont werden.184 In der Schulchronik der Volksschule 6 (Westschule Klagenfurt) wurden im Jahr 1933 dazu folgende Eintragungen gemacht: „Vaterländische Wandtafeln werden angeschlagen. Ende des Schuljahres werden die Lehrkräfte neu vereidigt. [...] Vaterländische Schülerabzeichen werden verkauft und müssen getragen werden. Der Schülerbriefwechsel mit dem deutschen Reich wird verboten. Die Schülerbüchereien wurden überprüft.“185 Das Grundschulwesen orientierte sich grundsätzlich wieder am gesetzlichen Rahmen des Reichsvolksschulgesetzes.186 Das Hauptschulgesetz wurde mit 23.4.1934 novelliert, indem man den zweiten Klassenzug durch Abschlussklassen in den Volksschulen ersetzte. Die Hauptschule wurde somit aber eine Art Ausleseschule für besser begabte Kinder.187 Diese Tatsache ist auch in der Chronik festgehalten: „Wegen einer beim Aufsteigen der Kinder aus der 4. Klasse in die Hauptschule auf Grund eines Erlasses von zunehmender strengeren Auslese wurde eine größere Zahl von Schülern den Abschlußklassen zugewiesen, weshalb eine Abschlußklasse in Völ-

183

vgl. Scheipl/Seel 1987, S. 102. vgl. Engelbrecht 1988, S. 270 f. 185 http://wwwu.uni-klu.ac.at/elechner/schulmuseum/schulchroniken/vklagenfurt1932.PDF 186 vgl. Engelbrecht 1988, S. 276. 187 vgl. Scheipl/Seel 1987, S. 103. 184

Das Schulwesen im Ständestaat 1934 bis 1938

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kendorf und eine weitere solche aber II. Abschlußklasse (d.i. 6. – 8. Schstufe) der Kn.V.Sch. III in Lind angegliedert wurde.“ 188

9.3 Aus der Schulchronik der Jahre 1934 bis 1938 „Die autoritäre Regierung, die mit Ausschaltung des National- und Bundesrates – dem Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß an der Spitze – seit März vorigen Jahres aufgrund einer Ständeverfassung regierte, brachte auch auf dem Gebiete des Schulwesens Neuerungen wie z.B. den Abschluß des Konkordates [...]. So sind alljährlich auch drei Schulfeiern zu begehen; so ist a) mit Erl. vom 3.5.1934, Zl.12870/II/7 des B. M. f. Unterricht eine Vaterländische Schulfeier (heuer am 26.5. in d. Schule, am 27.5. eine allgemeine Feier aller Schulen) als ‚Tag der Jugend’ b) Mit Erl. LSR v. 8.5.1934, Z. 2743/34 eine Feier am Schlusse des Schuljahres. nach dem Gottesdienste. c) mit Erl. des LSR 8.5.1934, Z. 2743/34 eine Feier aus Anlaß der Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober abzuhalten. Der 12. November – Staatsfeiertag seit Ausrufung unseres Vaterlandes zur Republik – entfällt. Infolge Auflehnung des sozialdemokratischen republikanischen Schutzbundes mit Waffengewalt, dem die Auflösung der Sozialdemokratischen Partei voranging – gegen die Regierung – wo es zu Kämpfen insbesondere in Wien, Linz, Steiermark (größeren Orten) gekommen ist, entfiel der Unterricht vom 13. – 17. Februar (5 Tage). In der Schule erfolgte gleichzeitig, d. i. ungefähr 4 Wochen, die Einquartierung von ca. 60 Mann d. freiwilligen Schutzkorps der Regierung (‚Ostmärkische Sturmscharen’). Sie nahmen den Kellerraum, das Konferenzzimmer die Kanzlei für sich in Anspruch. Mit Erl d. L.S.R. vom 17.5.1934, Z. 3021/1934 hielt am 12. Juni im Physiksaale des Bundesrealgymnasiums Ing. R. Keller, Luftschutzlehrer der gesamten Luftschutzkommission vor der Gesamtlehrerschaft von Villach u. Umgebung einen aufklärenden Vortrag mit Lichtbildern über den Schutz gegen Angriffe aus der Luft im Falle eines Krieges.“ 189

188 189

Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 151. ebd., S. 148 f.

Das Schulwesen im Ständestaat 1934 bis 1938

68

Im Sommer 1934 glaubten die Nationalsozialisten, dass die Zeit reif für eine Machtübernahme wäre. Bei einem Putschversuch besetzten sie das Bundeskanzleramt und ermordeten den Bundeskanzler.190 Auch für die Lindner Volksschule blieb dieses Ereignis nicht ohne Folgen: „Die Ermordung des Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß im Bundeskanzleramte in Wien am 25. Juli 1934 gab den Anlaß zu schweren blutigen Unruhen und Kämpfen im ganzen Bundesgebiete (d. i. in fast allen Bundesländern) zwischen den Anhängern der ehemaligen N.S.D.A.P. und der bewaffneten Macht (Bundesheer, Gendarmerie u. militärischer Formationen, wie der ostmärkischen Sturmscharen und des Heimatschutzes) wobei es nach amtlichen Meldungen bei der bewaffneten Macht allein 70 Tote und 175 Verwundete gab; die Verluste der Aufständischen wurde nicht bekannt. Wie im Februar des Jahres 1934 erfolgte im Juli nach diesen Unruhen, eine neuerliche Einquartierung im Schulhause des Freiheitsbundes der ostm. Sturmscharen und des Heimatschutzes. So wurden in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli etwa 200 Mann dieser Formationen untergebracht. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juli kam es wegen einer Explosion vor dem Schulhause zu einer wilden Schießerei. Aus Anlaß des Todes des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß fand am 3. Oktober 1934 ein Trauergottesdienst und anschließend eine Trauerfeier in der Schule statt.“ 191 Im Jahre 1935 gab es für die Lindner Volksschule nicht nur die laut Erlässen vorgeschriebenen Feiern abzuhalten. Die Schlussfeier dieses Schuljahres wurde zu einer Gedenkfeier aus Anlass des 25-jährigen Bestandes der Schule in Lind, mit einem Rückblick auf die Ereignisse von der Eröffnung der Schule bis zu diesem Tage.192

190

vgl. Achs/Scheuch/Tesar 2005, S. 48 f. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 151 f. 192 vgl. ebd., S. 153 f. 191

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

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10 Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945 10.1 Allgemeine politische Situation Der Einmarsch der deutschen Truppen am 12. März 1938 bedeutete für Österreich das Ende als unabhängiger, selbstständiger Staat. Doch schon damals war Österreich keine Demokratie mehr, sondern ein autoritär geführtes Land. Die Politik des „Austrofaschismus“ schuf günstige Vorbedingungen für den Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, und Jubelbilder der österreichischen Bevölkerung gingen um die Welt. Aber nicht alle Österreicher teilten diese Freude. Teilweise handelte es sich dabei um eine kalkulierte Propaganda der Nationalsozialisten. Dieses Bild, das in der Öffentlichkeit entstand, trug auch dazu bei, dass die westlichen Regierungen, nicht mehr so viel Engagement bezüglich einer österreichischen Selbständigkeit zeigten. Am 10. April 1938 kam es nachträglich noch zu einer Volksabstimmung über den Anschluss. Damit wollten die Nationalsozialisten ihr unrechtmäßiges Vorgehen im Nachhinein legalisieren. Mehr als 99 % der Bevölkerung stimmten mit „Ja“, was jedoch vermutlich wohl an der offenen Stimmabgabe lag und der damit verbundenen Angst vor Repressionen.193

Stimmzettel für die nachträgliche Abstimmung über den Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich194

193 194

vgl. Achs/Scheuch/Tesar 2005, S. 68. Beilage i. d. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 12.

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

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Österreich als selbstständiger Staat verschwand und wurde als Ostmark in das „Dritte Reich“ integriert. Auch die innerösterreichische Aufteilung der Bundesländer veränderte sich gänzlich. Es entstanden sieben Reichsgaue, wobei Tirol und Vorarlberg zusammengezogen wurden, das Burgenland auf Niederösterreich und die Steiermark aufgeteilt und darüber hinaus Niederösterreich in Niederdonau und Oberösterreich in Oberdonau umbenannt wurden. Nichts sollte mehr an das ehemalige Österreich erinnern. Vor allem in den größeren Städten Österreichs begannen sofort nach dem Anschluss Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung. Der Leidensweg der Juden, denen es nicht gelang vor diesem Regime zu flüchten oder innerhalb Österreichs unterzutauchen, endete zumeist in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, für viele in den Gaskammern.195

10.2 Schulpolitische Gegebenheiten während der NS-Zeit Die schulpolitischen Gegebenheiten änderten sich mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich genauso radikal wie die allgemeine politische Situation. Die Schule fungierte „als Instrument der politischen Führung des Volkes“ und somit wurden in größter Eile alle einflussreichen Stellen im Schulwesen sofort mit regimegetreuen Mitarbeitern umbesetzt. In allen wichtigen Positionen standen nun nationalsozialistische Funktionäre. Der Unterrichtsminister, Landesschulinspektoren und verschiedene österreichgetreue Direktoren wurden nicht nur ihres Amtes enthoben, sondern auch direkt in Konzentrationslager überstellt. Genauso wenig machte die Säuberungsaktion vor „kleinen“ Lehrern halt. Zeigte man nicht ganz klar seine zustimmende Haltung gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung, so war man sofort seines Dienstpostens enthoben. Sehr viele Lehrer wurden einfach vorzeitig in den Ruhestand geschickt.196 Auch an der Knabenvolksschule III in Lind gab es nach dem Anschluss einen Wechsel in der Schulleitung. Dieses Amt übernahm nun OL Gustav Kaufmann, welcher später (Schuljahr 1941/42) Kreisleiter der NSDAP in Lienz wurde. Das genaue Datum des Leiterwechsels geht aus der Chronik nicht eindeutig hervor, jedoch sind erstmals im Schuljahr 1938/39 die Eintragungen von ihm unterzeichnet.197 Das Unterrichtsministerium in seiner ursprünglichen Form hörte auf zu existieren und wurde nun als eine Unterabteilung des Ministeriums für innere und kulturelle Angele195

vgl. Achs/Scheuch/Tesar 2005, S. 68 f. vgl. Engelbrecht 1988, S. 305. 197 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 176. 196

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Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

genheiten geführt. In den einzelnen Gauen war die Zuständigkeit so geregelt, dass eine Abteilung für Erziehung, Volksbildung und Kultur- und Gemeinschaftspflege entstand, die der Behörde des jeweiligen Reichsstatthalters unterstand. Sie ersetzte den Landesschulrat und sämtliche anderen Einrichtungen, die in irgendeiner Weise mit Schulwesen zu tun hatten.198

10.2.1

Der Anschluss an das Großdeutsche Reich

Am Sonntag, dem 13. März 1938, hätte in Österreich eine Volksabstimmung zur „Unabhängigkeit Österreichs“ stattfinden sollen. Auch die Kärntner Lehrerschaft war laut Erlass dazu angehalten, an dieser Abstimmung teilzunehmen.199 „Zu dieser Abstimmung kam es aber nicht, denn am Abend des 11. März gelangte die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei zur Regierung. Am nächsten Morgen bot die Stadt ein ganz verändertes Bild. Am 13. März 1938 wurde Österreich ein Teil des großdeutschen Reiches. Zur Feier der Machtergreifung der NSDAP, des Anschlusses, der Ankunft von Militär und Schutzpolizei aus dem Altreich wurden Fackelzüge veranstaltet, die auch in Lind zu sehen waren.“

200

Durch die

Machtübernahme entfiel in ganz Österreich für längere Zeit der Unterricht. „Feiern war für eine Weile wichtiger, als Lernen und Studieren.“

201

Auch an der Lindner

Volksschule wurden eifrigst Vorbereitungen für die Anschlussfeier getroffen. „Eine Woche lang war kein Unterricht. Während dieser Zeit wurden die Bilder, die an die Systemzeit erinnerten, aus den Schul- und Amtsräumen entfernt. Das Haus wurde einstweilen mit der Kärntnerfahne geschmückt, außerdem wurden aus alten Fahnen Hakenkreuzfahnen verfertigt, die Eingangstore für den Unterrichtsbeginn im dritten Reiche

mit

Reisiggewinden,

Hakenkreuzfähnchen

und

größeren

Fahnen

geschmückt.202 Die erreichbaren Schülerinnen wurden zu Gesangsproben für die Schulfeier versammelt.“ 203

10.2.2

Ausschaltung jüdischer Lehrer und Schüler

Bereits im Jahr 1938 kam es zu einer breiten „Säuberungswelle“. Schon im März mussten sämtliche Lehrkräfte aller Bildungseinrichtungen den Eid auf Adolf Hitler 198

vgl. Engelbrecht 1988, S. 305 f. vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 5. (Original unpag. Seitennummerierung v. Verf. eingef.) 200 ebd., S. 6. 201 Engelbrecht 2004, S. 14. 202 s. Abbildungen auf S. 75. 203 Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 6. 199

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Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

ablegen. 204 Auch die Villacher Lehrerschaft wurde auf den Führer vereidigt.205 „Heute, Freitag, den 18. März, versammelten sich um 12 Uhr mittag im Hofe des städtischen Rathauses, der mit Hakenkreuzfahnen und Blattpflanzen prächtig geschmückt war, sämtliche Beamte, Angestellte und Arbeiter der Stadtgemeinde Villach, sowie die dem Stadtschulrat Villach unterstellte Lehrerschaft, um auf den Führer und Kanzler des geeinten deutschen Volkes den Treueid abzulegen.“

206

Das Beamtengesetz

wurde in der „Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums“ gänzlich neu geregelt. Jüdische Lehrer sowie Lehrer die jüdische Mischlinge oder welche die mit einem Juden (Jüdin) oder auch Mischling ersten Grades verheiratet waren, wurden per Gesetz sofort wegen „Dienstunfähigkeit“ in den Ruhestand versetzt. Die Verträge von jüdischen Vertragslehrern und –lehrerinnen wurden aufgelöst. Die Dienstverhältnisse von Lehrern an jüdischen Schulen blieben zu diesem Zeitpunkt bis zur Neuregelung des jüdischen Schulwesens noch unberührt. Unabhängig von der Religion wurden aber auch Beamte in Pension geschickt, die durch ihr politisches Verhalten auffielen, d. h. die nicht rückhaltlos für den nationalsozialistischen Staat eintraten. Traf keiner dieser Gründe auf einen unerwünschten Beamten zu, so war es auch möglich, ihn wegen „Vereinfachung der Verwaltung“ zu pensionieren bzw. sein Dienstverhältnis zu lösen.207 Im Pflichtschulbereich bestanden in Österreich im Schuljahr 1937/38 auch verschiedene Privatschulen für Kinder jüdischer Konfession. Es gab 12 Volksschulen, 2 Hauptschulen und eine Sonderschule, die als „Israelitische Schulen“ geführt wurden. Für die jüdischen Kinder, welche eine staatliche Schule besuchten, blieb auch weiterhin das Pflichtschulgesetz maßgeblich, jedoch mussten die Schulsprengel in größeren Städten so abgeändert werden, dass diese Kinder in einer Schule zusammengefasst unterrichtet werden konnten. Im ländlichen Bereich, wo dies aufgrund der Schülerzahl nicht möglich war, mussten Sammelklassen errichtet werden, die ausschließlich von jüdischen Kindern besucht wurden. In kleineren Orten, in denen eine Mindestanzahl von 20 Kindern für eine Klasse nicht zusammenkamen, erging eine Aufforderung an die Eltern, ihr Kind in einen anderen Ort umzuschulen. Dabei wurden die Eltern weitgehend „unterstützt“, da es das Ziel der Nationalsozialisten war,

204

s. Abbildung auf S. 74. vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 6. 206 Zeitungsartikel in der Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 7. 207 vgl. RGBl. 1938 I, S. 607 f., §§ 3, 4 u. 6. 205

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

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die jüdische Schuljugend möglichst rasch aus den öffentlichen Schulen auszugliedern.208 Bei der Durchsicht der Klassenbücher (Hauptbücher) der Volksschule III Villach/Lind ab dem Schuljahr 41/42 wird ersichtlich, dass über die Abstammung der Schüler genauestens Buch geführt wurde. Die Eintragungen enthielten neben der Abstammung (Vollarier, Mischling 1. oder 2. Grades) auch verschiedene Betätigungen, z. B. bei der HJ (Hitlerjugend) oder beim BDM (Bund deutscher Mädchen).209

208 209

vgl. Engelbrecht 2004, S. 21. vgl. Klassenbuch der 4. Klasse der Knabenvolksschule III Villach/Lind, Schuj. 1941/42, unpag.

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

Mit diesem Formular musste die Lehrerschaft den Eid auf Adolf Hitler ablegen210 210

Beilage i. d. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 7a.

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Die Schülerinnen beim Girlandenbinden im Turnsaal der Volksschule211

Schülerzeichnung des geschmückten Schulhauses nach dem Anschluss an das Großdeutsche Reich212

211 212

Beilage i. d. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 10. ebd., S. 11.

75

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

10.2.3

76

Entkonfessionalisierung

Mit dem Eintritt in das Deutsche Reich erloschen alle politischen Verträge Österreichs und hatten somit keine Gültigkeit mehr. Dies galt auch für das Konkordat von 1933. Dadurch wurden kirchenfeindlichen Maßnahmen Tür und Tor geöffnet. Obwohl die Kirche bemüht war, sich mit den nationalsozialistischen Machthabern zu verständigen, kam es zu ihrer Entmachtung im Schulbereich. Religionslehrer, den verschiedensten Demütigungen ausgesetzt, mussten z. B. den Religionsunterricht mit dem „Hitlergruß“ beginnen und beenden. Weiters waren sie auch, so wie alle anderen Lehrer, verpflichtet den Diensteid auf den Führer abzulegen, um vorläufig überhaupt noch unterrichten zu dürfen. Ab 1938 trat ein striktes Verbot für alle religiösen Veranstaltungen im Bereich der Schule in Kraft. Darunter fielen z. B. Schulgottesdienste oder auch das Schulgebet.213 Doch dies reichte den Nationalsozialisten nicht. Man ging sogar soweit, dass der Religionsunterricht ganz aus dem Unterricht verbannt werden sollte. Der erste Schritt dazu war, dass man „Religion“ nur mehr als „unverbindlichen Konfessionsunterricht“ anbot, ein Freigegenstand, der nicht mehr benotet wurde, ja nicht einmal mehr im Zeugnis aufschien. Die Eltern mussten ihre Kinder zu diesem Unterricht am Schulbeginn anmelden, was aber vielfach aus Angst vor dem Regime unterblieb. In der Knabenvolksschule III in Lind waren im Schuljahr 1941/42 in der 4. Klasse von 56 Schülern nur 12 zum Konfessionsunterricht angemeldet – das sind ca. 21 %, in der 5. Klasse waren es 4 von 36 Schülern.214 In Kärnten und Osttirol (bildeten eine gemeinsamen Gau) ging man darauffolgend noch einen Schritt weiter. Unter dem Vorwand, dass es zu einer „Doppelbelastung“ für die Schulkinder kommen könnte, wenn sie die Jugendseelsorgestunde der Kirche und den Konfessionsunterricht in der Schule besuchen, strich man den Religionsunterricht gänzlich. Die Jugendseelsorge wurde weiterhin erlaubt, aber wie eine schulische Angelegenheit, gesetzlich genau geregelt.215

10.2.4

Organisatorische und lehrplanmäßige Veränderungen

Die von Berlin geforderten strukturellen Veränderungen im österreichischen Bildungssystem goutierten die österreichischen Nationalsozialisten aber nicht und führten sie zum einem großen Teil auch nicht durch. Im Volksschulbereich kam es zu 213

vgl. Engelbrecht 1988, S. 308 f. vgl. Klassenbücher d. 4. u. 5. Klasse d. Knabenvolksschule III Villach/Lind, Schuj. 1941/42, unpag. 215 vgl. Engelbrecht 1988, S. 310 f. 214

77

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

keinen wesentlichen Änderungen, da die Situation, die in Deutschland 1937 herrschte, in Österreich bereits mit dem Reichsvolksschulgesetz 1869 geschaffen worden war.216 Sehr umkämpft hingegen war die Weiterführung der in Österreich 1927 eingeführten und 1934 novellierten Hauptschule. Diese konnte zwar erhalten werden, aber mit einem sehr strengen Ausleseverfahren.217 „Nachdem vom nächsten Schulj. an [gemeint ist das Schulj. 1940/41 – Anm. Eizinger] die Angliederung der Ostmärk. Schulen an das Altreich angeordnet wurde, war eine strenge Auslese der Übertretenden in die Haupt- bzw. Oberschule notwendig – die Hauptschule ist künftig keine Pflichtschule mehr. Die vierklassige Grundschule wird zur 8 klassigen gehobenen Volksschule erweitert.“

218

So mussten Kinder, die nach der Volksschule

in die Hauptschule übertreten wollten, vom Direktor der Volksschule eigens dafür vorgeschlagen werden und einen „charakterlich“ einwandfreien Leumund aufweisen. Ein weiteres Kriterium waren Mut und Einsatz bei Spiel und Sport. Aus dieser Forderung wird auch die hohe Bedeutung des Sportunterrichtes im dritten Reich ersichtlich. In den Klassenbüchern stand dieser Gegenstand noch vor den heute üblichen Hauptgegenständen. 1942 wurde diese für das „Altreich“ neue Schulform im ganzen Reichsgebiet eingeführt.219 Von Bedeutung waren

die lehrplanmäßigen und didaktischen Neuerungen. Die

Lehrkräfte waren aufgerufen, die Schüler „zum vollen Einsatz für Führer und Volk“ vorzubereiten. In den Fächern Naturkunde, Heimatkunde, Geschichte und Erdkunde stand stets die Ideologie im Vordergrund. Sämtliche Schulbücher wurden angepasst und neu aufbereitet, infolge des Kriegsgeschehens kam es jedoch oft nur langsam zur Verteilung der Bücher an die Schulen.220 „Dem Erlaß vom13./12.1938, Z.1070/1938, betreffend Änderungen der Lesebücher wurde durch Bestellung von Ergänzungsheften

und

Entfernung

von

Blättern

aus

den

Lesebüchern

entsprochen.“ 221 Besonderes Augenmerk richtete man auch darauf, dass Lehrerund Schülerbüchereien von nun an der Ideologie des Deutschen Reiches und des Führers entsprachen. „Die Lehrer- und Schülerbücherei wurden durchgesehen, die separatistischen Schriften ausgeschieden. Am 30.4. versammelten sich die Schüler und Schülerinnen beider Volksschulen in Lind im Turnsaale. Herr Oberlehrer Gustav 216

vgl. ebd., S. 317. vgl. ebd., S. 319. 218 Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 37a. 219 vgl. Engelbrecht 2004, S. 24. 220 vgl. ebd., S. 26 f. 221 Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 23. 217

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

78

Kaufmann [Leiter der Knabenvolkschule III seit Mitte des Schuljahres 1937/38 – Anm. Eizinger] hielt eine Ansprache und verbrannte hierauf symbolisch eines der seperatistischen Schriftwerke.“ 222 „Mitte Juni wurden aus den Lehrer- und Schülerbüchereien Bücher ausgeschieden, deren Inhalt nicht lebenswahr ist, und solche die infolge starker Abnützung gesundheitswidrig sind. Um diese Zeit wurden auch neue den Gedanken der NSDAP entsprechende Lehrgänge verfasst.“ 223 Nicht unbedeutend war auch der Einfluss diverser Jugendorganisationen auf die Erziehung der Kinder. Sie ermöglichten es, das politische Gedankengut glorifizierend an die Schuljugend heranzuführen. Führer der Hitllerjugend (HJ) und des Bundes deutscher Mächen (BDM) sprachen auch in der Volksschule III Villach/Lind vor und ersuchten um Überlassung von Räumen für die Heimstunden, welche sie mit Erlaubnis des Stadschulrates erhielten.224

10.3 Die Schulchronik als wichtiger gesellschaftspolitischer Spiegel – Chronologie des Schullebens während des 2. Weltkrieges Diesem Kapitel soll besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. In vielen Schulchroniken ist die Zeit des Nationalsozialismus überhaupt nicht behandelt, oder die Eintragungen während der Jahre 1938 bis 1945 wurden im Nachhinein aus den Büchern entfernt und vernichtet. Die Chronik der Volksschule in Lind (Knabenvolksschule III und Mädchenvolksschule III) ist auch in dieser Zeit sehr genau geführt worden und vor allem vollständig erhalten. Sie zeichnet ein sehr genaues Bild sowohl über die schulpolitischen Gegebenheiten als auch über die allgemeine politische Situation. Auffallend beim Vergleich der Eintragungen der Chronikbücher ist, dass in der Chronik der Knabenschule sehr detailliert und zeitweise euphorisch das Kriegsgeschehen an sich beschrieben wird, in der Chronik der Mädchenschule hingegen eher Eintragungen über die Auswirkungen der Kriegsereignisse auf das Schulleben zu finden sind.

222

ebd., S. 16. ebd., S. 27. 224 vgl. ebd., S. 9. 223

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

10.3.1

79

Schuljahr 1937/38 – Der Anschluss wird gefeiert

Am 21. März fand eine große Schulfeier, an der alle Schulen Villachs teilnahmen, statt. Für diese Feierlichkeit gab es eine genaue Abfolge lt. Verordnungsblatt für Kärntner Schulen, welche einzuhalten war. Die Hitlerjugend übernahm die Fahnenhissung – die aufgezogene Fahne wurde mit dem Hitlergruß geehrt. Im Anschluss folgten verschiedene Lieder, Gedichte und Ansprachen. Mit einen dreifachen „SiegHeil dem Führer!“ beendete man die Veranstaltung. Im Anschluss gab es noch einen gemeinsamen Umzug durch die Stadt.225 „Am 22. März begann der Unterricht wieder. In der Woche nach diesem Tage wurde das Schulhaus nach dem Entwurfe des H. Oberlehrers Schnee mit Reisiggewinden und Fähnchen geschmückt. Das Nähen der Fähnchen besorgte die Frau Handarbeitslehrerin Wimberger mit einigen Schülerinnen der Abschlußklassen. Weil Fahnenstoff in jenen Tagen schwer zu beschaffen war, konnten nur 12 Fähnchen in der Größe 45 x 80 cm angefertigt werden. Später erhielt das Schulhaus von der Gemeinde große Fahnen, u. zw. drei Hakenkreuzfahnen und eine Fahne mit dem Wappen der Stadt Villach.“ 226 Am 4. April entfiel abermals der Unterricht, weil der Führer in Klagenfurt weilte und ein Teil der Villacher Lehrerschaft und der Schuljugend nach Klagenfurt reiste. Am 5. April fuhr der Sonderzug mit Adolf Hitler auch durch Villach, aber die jubelnde Bevölkerung wartete vergeblich darauf, dass der Führer den Zug verließ. Am 10. April 1938 kam es zu der schon erwähnten nachträglichen Volksabstimmung bezüglich des Anschlusses an das Deutsche Reich. Die Lehrer hatten aufklärend zu wirken und halfen bei den Vorbereitungen mit, denn der Turnsaal der Schule diente als Abstimmungslokal.227 In diesem Schuljahr wurden die Jahreszeugnisse bereits auf neuen Vordrucken geschrieben. Bei der Entlassungsfeier erhielten die Schülerinnen vom Oberbürgermeister der Stadt Villach, Oskar Kraus, als Erinnerung an ihre Volksschulzeit, das Büchlein „Du und dein Volk“. Das Schuljahr schloss am 2. Juni 1938.228

10.3.2

Schuljahr 1938/39 – Leibeserziehung als Hauptfach

In den Sommerferien waren Mädchen aus anderen Gauen vom BDM im Schulhaus untergebracht. Von Mitte bis Ende September war das Militär in der Mädchenvolks-

225

vgl. ebd., S. 9. ebd., S. 9. 227 vgl. ebd., S. 15. 228 vgl. ebd., S. 18. 226

80

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

schule einquartiert und aus diesem Grunde verschob sich der Schulbeginn auf 4. Oktober 1938. Diese Form von Unterrichtsentfall sollte sich in den nächsten Jahren noch häufen und den Unterrichtsertrag wesentlich beeinflussen. In diesem Schuljahr erhielt die Volksschule einen zweiten Turnplatz und der Turnsaal einen neuen Parkettboden. Die Leibeserziehung hatte im Deutschen Reich einen völlig neuen Stellenwert. Vom 16. bis 19. Feber 1939 entfiel wieder der Unterricht wegen der NSWinterspiele. Die Lehrpersonen wurden nun besonders geschult, um den Turnunterricht den Anforderungen entsprechend abhalten zu können. Vom 19. bis 25.3.1939 nahm die Lehrerin der Mädchenvolksschule III, Grete Biedermann, an einem Schulungslehrgang für Körpererziehung in Mallnitz teil.229

10.3.3

Schuljahr 1939/40 – Luftschutzübungen

Das Schuljahr begann mit einer kleinen Feier, wobei in der ernsten Ansprache der Kriegszeit gedacht wurde. Auch in diesem Schuljahr gab es einige organisatorische Veränderungen. So fanden im Schulhaus das Wirtschaftsamt und auch die neuerrichtete Wirtschaftsschule (die heutige Handelsakademie in der Franz Xaver Wirth Straße, direkt gegenüber der Volksschule 3 Villach/Lind) ihren Platz. Deshalb musste die 2. Abschlussklasse wieder in die Khevenhüllerschule ausgegliedert werden und an der Mädchenvolksschule III blieben nur mehr 5 Klassen übrig.230 Mit Beginn des Krieges spielte auch der Luftschutz

eine bedeutende Rolle im

Schulleben. Die Lehrer und Lehrerinnen hatten theoretische und praktische Schulungen – Luftschutzübungen wurden regelmäßig abgehalten. Für jede Schule musste ein Luftschutzleiter ernannt werden. In der Mädchenvolksschule III war dies im Schuljahr 1939/40 Frau Stefanie Huber. Die Zimmerfenster aller Schulen wurden mit

Verdunkelungspapier

versehen,

die

Kellerräume

zu

Luftschutzräumen

umgewandelt. In Lind waren auch bauliche Maßnahmen erforderlich. Der erdige Boden im Keller bekam eine Betondecke und ein Fenster musste zum Notausgang umfunktioniert werden.231 Am 11. Dezember 1939 explodierten die Kessel der Zentralheizung und mussten durch neue ersetzt werden. Während der Weihnachtsferien froren sämtliche Wasserleitungen im Mädchentrakt ein und die Schülerinnen mussten bis Mitte

229

vgl. ebd., S. 18 f u. 24. vgl. ebd., S. 29. 231 vgl. ebd., S. 32. 230

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

81

Jänner abermals im Knabentrakt untergebracht werden. Dies bedeutete, dass die Mädchen wieder Nachmittagsunterricht erhielten.232

10.3.4

Schuljahr 1940/41 – Kriegsunterstützende Aktionen

„Dieses Schuljahr stand im Zeichen des Krieges. Im Westen ist zwar nach der Niederwerfung Frankreichs Ruhe eingetreten, aber dafür setzt der Luftkampf gegen England mit umso größerer Heftigkeit ein. So ist es kein Wunder, wenn mit Rücksicht auf die Gegenangriffe der Engländer in den westl. Gebieten d. Reiches auch bei uns die Gefahr eines Luftangriffes akut wird. Von einem geregelten Unterricht kann natürlich keine Rede mehr sein, da Luftalarm u. Luftschutzübungen an der Tagesordnung sind. Es ist unter diesen Umständen sehr zu befürchten, daß das Unterrichtsziel kaum erreicht werden kann. Jetzt ist einmal Luftschutz Trumpf.“ 233 In diesem Jahr erfolgte auch die Rückholung der Bessarabier (dies ist eine deutsche Volksgruppe, die zwischen 1814 und 1940 in Bessarabien, heute Moldawien /Ukraine, lebte) ins Deutsche Reich. Dabei handelte es sich um ca. 90.000 Menschen, die zunächst in verschiedenen Notunterkünften, wie z. B. in Schulen, Turnhallen oder Gasthäusern untergebracht werden mussten. Auch der östliche Teil des Lindner Schulhauses diente der Unterbringung der Bessarabier.234 Im Oktober 1940 kam es zu einem verfrühten Kälteeinbruch. Weil die Zentralheizung wieder nicht ordnungsgemäß funktionierte, übersiedelten die beiden Schulen wieder einmal in andere Schulhäuser.235 „Das wußte man allerdings schon im Sommer, aber die Schule scheint nicht sehr wichtig zu sein. Im übrigen ist ja schließlich zu jedermanns Ausrede eben Krieg. Wer die Schuld trägt, ist schwer fest zustellen, aber man hat das Gefühl, daß bei gewissenhafter Vorsorge u. bei gutem Willen dieser Wirbel u. die damit verbundene Hemmung u. Schädigung des Unterrichtes hätte werden vermieden können. Nun haben wir Nachmittagsunterricht in der Perauschule, wo ohnehin die 6 Schulen untergebracht sind.“ 236 Im April 1941 wurde auch das Schulhaus Perau wegen Truppenunterbringung gesperrt. Das Lindner Schulhaus war zwecks Sanierung ebenfalls geschlossen. Die Zeit der Schulsperre musste zur Sammlung von Heilkräutern genutzt werden. Immer häufiger zog man die Schuljugend zu kriegsunterstützenden Aktionen heran. Darun232

vgl. ebd., S. 34. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 180. 234 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 38. 235 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 181. 236 ebd., S. 181 f. 233

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

82

ter fiel neben der Heilkräutersammlung auch die Altstoffsammlung. Zwar als „zusätzlicher freiwilliger Kriegsdienst“ deklariert, wurde jedoch sowohl auf die Schüler als auch die Lehrerschaft Druck ausgeübt, damit diese Sammlungen erfolgreich funktionierten. 1941 sollte ein zusätzlich eingeführtes Punktesystem die Kinder zur Sammlung anspornen.237 „Jede Schule bekam ein bestimmtes Gebiet zugewiesen. Unsere Schule sammelte am Kumitzberg. Leider vereitelte ständiges Schlechtwetter jegliche Sammeltätigkeit. Nur ein einzigmal konnten wir ausmarschieren und sammelten Erdbeer- und Himbeerblätter, die im Dachboden zum Trocknen aufgelegt wurden. Jede Schule muß 60 kg getrocknete Drogen, der Gau-Kärnten 25.000 kg abliefern. Als Sachwalterin der Heilkräutersammlung wurde Lehrerin Hierländer bestellt.“ 238 „Zur Aneiferung verfügt der Herr Reichskommisar für Altmaterialienverwertung folgendes: ‚Im Zuge dieser Maßnahmen sollen diejenigen Schulen, Schüler und Schülerinnen die in der Altmaterialiensammlung hervorragende Ergebnisse erzielt haben, besonders ausgezeichnet werden – (Reise nach Berlin u. persönliche Vorstellung

beim

Herrn

Reichsmarschall).’

Die

Altstoffsachbearbeiter

der

Wirtschaftsämter ermitteln die besten Klassen, Schüler und Schülerinnen nach folgendem Punktesystem: 1 kg Knochen

3 Punkte

1 ’’ Hadern (Textilabfälle)

5 Punkte

1 ’’ Papier

2 Punkte

1 ’’ Buntmetall

3 Punkte“ 239

In diesem Schuljahr sammelten die Mädchen der Schule Lind 973 kg Knochen, 688 kg Hadern, 591 kg Altpapier, 79 kg Buntmetalle und 117 kg Eisen. Damit erreichte sie eine Gesamtpunktezahl von 7947. Die fleißigste Schülerin erhielt von der Stadt Villach ein Sparbuch mit einer Einlage von 5 Reichsmark, die übrigen Kinder ein Anerkennungsschreiben.240 Durch die erschwerten Schulverhältnisse war es sehr mühsam geworden, das Lehrziel für alle Kinder zu erreichen. Doch, wie die folgende Eintragung in der Chronik zeigt, bemühten sich die Lehrer und Lehrerinnen sehr, den Kindern trotz der widrigen Umstände den bestmöglichen Unterricht zukommen zu lassen. „Am 11. u. 12. Juni besucht Hr. Schulrat Feistritzer sämtliche Klassen und äußert sich lobend über die

237

vgl. Engelbrecht 2004, S. 34. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 44. 239 ebd., S. 42. 240 vgl. ebd., S. 49. 238

83

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

gewissenhaften

Leistungen

der

Lehrerinnen.

[...]

Trotz

der

erschwerten

Schulverhältnisse und der Schulsperre wurde das Lehrziel dank dem Eifer der Lehrerinnen in allen Klassen erreicht. Der wiederholenden Vertiefung des Gelernten blieb natürlich keine Sütterlin-Schrift

Zeit. In diesem Schuljahr wurde in der 1. Klasse mit der

begonnen, wozu ein Vierlinienanstrich an der Tafel nötig war.

Desgleichen wurde in diesen Schj. die neue Fibel ‚Kinderland’ eingeführt. Im Vergleich zur bisher gebrauchten ‚Wir lernen lesen’ die methodisch aufgebaut, vom Leichten zum Schweren übergeht, beginnt die neue Fibel sehr früh mit zusammengesetzen Anlauten welche den schwächeren Schülerinnen große Schwierigkeiten bereiten. Auch in der 2. Klasse wurde das neue Lesebuch ‚Deutsches Lesebuch für Volksschulen’ I. Teil eingeführt. Die übrigen Klassen verwendeten neben dem Alpenländischen Lesebuch auch noch Klassenlesestoffe. Für die 6. Klasse waren fast keine Bücher vorhanden. Die alten – Abschlußband für das 6. – 8. Schj. wurden nicht mehr nachgeschafft. Von den neuen wurden überhaupt noch keine herausgegeben.“ 241

10.3.5

Schuljahr 1941/42 – Stricken für die Wehrmacht

Im 3. Kriegsjahr begann die Schule ohne Verzögerungen am 9. September. Es waren jedoch wieder verschiedene andere Schulen im Schulhaus untergebracht, sodass ein Schülerausgleich mit der Mädchenvolksschule I und alternierender Vormittags- und Nachmittagsunterricht notwendig war.242 Die Schülerzahlen stiegen infolge der Rücksiedelung deutscher Familien aus dem Kanaltal und Südtirol. Die Familien waren zum Großteil in dem von der Gemeinde neu erbauten Haus „Neue Heimat“ in Lind untergebracht.243 In diesem Schuljahr wurde mit Erlass des deutschen Reichsministeriums die Normalschrift eingeführt. Die Schulen bekamen Cebion-Zucker zugeteilt, damit die Kinder ausreichend mit Vitamin

C

versorgt

waren.

Die

Frauen

der

NSV

(Nationalsozialistische

Volkswohlfahrt) verteilten an die Schüler und Schülerinnen in der Zeit von 17. bis 24. März 1942 in der großen Pause Knäckebrot.244

241

ebd., S. 48. vgl. ebd., S. 51 f. 243 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 186. 244 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 57. 242

84

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

Wie auch schon in den Jahren zuvor hatten die Mädchen neben ihren schulischen Aufgaben noch verschiedenste andere „freiwillige“ Arbeiten zu erledigen. Unzählige Päckchen für die Soldaten der Wehrmacht wurden bestückt und verschickt. Die Mädchen der 5. Kl. strickten 21 Paar Pulswärmer, 1 Paar Ohrenschützer.245 „Auf Anregung der Kreisverwaltung des NSLB Villach strickten die Md. der 3., 4., 5. u. 6. Kl. im Rahmen des Hilf mit Wettbewerbes ‚für Deutschlands Freiheit’ 5 Wolldecken u. zw. 3 St. 200 x 150 cm, 2 Stück 190 x 130 cm aus gesammelten Wollresten (mit welchen uns auch die Knaben-Volksschule 3 fleißig belieferte) für unsere Verwundeten.

Die

Decken

wurden

aus

20

x

20

cm

großen

Flecken

zusammengestellt und umhäkelt. Sie sahen sehr stattlich aus und fühlten sich wunderbar warm an. Eine Decke war ganz in rot gehalten 2 in blau und eine in grüngrau, 1 etwas bunt. Dank der eifrigen Mitarbeit der Handarbeitslehrerin Wimmberger Anna konnte die Schule die 5 Decken in so schöner Ausführung liefern und dies in der so kurzen Zeit vom 14.2. bis 2.3. bzw. 12.3. (letzte Decke).“ 246 Durch den Mangel an Arbeitskräften wurde die Lehrerschaft während der Ferien zum Arbeitseinsatz gerufen.247

10.3.6

Schuljahr 1942/43 – Einberufungen

Im vierten Kriegsjahr begann die Schule mit einer einwöchigen Verspätung. In allen Schulbereichen zog man die Männer nun ein. „Der Führer proklamierte den total. Kriegseinsatz des ganzen deutsch. Volkes. „Alles wird in den Dienst des Krieges gestellt, es geht um Deutschlands Zukunft, um Sieg und Vernichtung!“

248

Unter

anderem erfolgte die Einberufung von Schulrat Peter Feistritzer an die Ostfront. Der Leiter der Knabenvolksschule III, OL Gustav Kaufmann, erhielt seine Ernennung zum Kreisleiter der NSDAP des Kreises Lienz. Er ersetzte dort seinen Vorgänger, der ebenfalls

zum

Kriegsdienst

einberufen

worden

war.

Die

Leitung

der

Knabenvolksschule III übernahm der Lehrer Artur Jangg.249 Die

Mädchenvolksschule

hatte

im

Oktober

1942

einen

schweren

Verlust

hinzunehmen. Die Lehrerin Stefanie Huber nahm sich, so lässt es sich aufgrund der folgendenen Eintragung in der Chronik vermuten, das Leben. „Eine geheimnisvolle Tragik brach ihr arbeitsfrohes Wirken jäh ab. Ihre erbarmungswürdige Übermüdung 245

vgl. ebd., S. 56. ebd., S. 56. 247 vgl. ebd., S. 59. 248 Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 1, S. 190. 249 vgl. ebd., S. 190. 246

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

85

zehrte den letzten Rest von Lebenswilllen und Lebensmut auf, so daß sie hilflos der Gewalt ihres Dämons verfiel, der ihr Leiden und damit ihre Angst drosselnd abschnürte. Die heitere, scheinbar so lebensfrische Wesensart unserer Huberin, die sie überall beliebt machte, ist mit ihrem jammervollen Lebensabschluß nicht zu vereinbaren. Ein tiefes Bedauern ehrt für immer das Andenken ihres nimmermüden Schaffens als Lehrerin und Luftschutzleiterin.“ 250

10.3.7

Schuljahr 1943/44 – Kinderlandverschickung

Im 5. Kriegsjahr öffnete die Schule bereits am 28. August ihre Tore. In den Ferien waren immer wieder Truppenkontingente im Schulhaus einquartiert. In beiden Trakten wurden je 6 Klassen geführt. Wegen der erhöhten Bombardierungsgefahr verstärkte man auch die Luftschutzmaßnahmen an der Volksschule Lind. Beide Luftschutzkeller erhielten einen Notausgang, geschützt durch eine Mauer und einen Erdwall. Am 8. Oktober schlossen alle Schulen in ganz Villach, wegen Bombengefahr für zwei Tage ihre Pforten.251 „Am 4. Dez. 1943 der erste Fliegeralarm während der Unterrichtszeit. Jeder Luftschutzraum war mit 130 Personen belegt. Nach über einstündigem Aufenthalt war die Luft schon sehr verbraucht u. zeigten sich Übelkeitserscheinungen bei einigen Lehrkräften. Mittwoch 15. u. Do 16./12. neuerlich Fliegeralarm in der Mittagszeit. Die 6. Kl. u. die Frauenwirtschaftschule, sowie einige Kinder, die verfrüht zum Nachmittagsunterricht kamen suchten Zuflucht im Luftschutzraum.“ 252 Nach dem ersten Bombenangriff von ca. 90 viermotorigen USA Bombern253 auf die Gauhauptstadt Klagenfurt am 16. Jänner 1944 erging ein Aufruf an die Einwohner Villachs zur Umquartierung in bombensichere Orte. Ein Wandern in alle Himmelsrichtungen begann und die Schule entvölkerte sich immer mehr.254 Die Gauleitung beauftragte die HJ, die 10 – 14 jährigen Kinder der Städte Klagenfurt und Villach KLV zu verschicken.255 Die Kinderlandverschickung (KLV) hatte das Ziel, die Kinder und Jugendlichen vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen. In den Kinderverschickungs-Lagern waren die Kinder weitgehend von ihren Eltern abgenabelt. Diese Lager wurden von der Hitlerjugend organisiert und internatsmäßig

250

Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 64. vgl. ebd., S. 70. 252 ebd., S. 71. 253 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 3. 254 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 72. 255 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 4. 251

86

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

geführt, wobei in der Regel Kinder bis zum 14. Lebensjahr Aufnahme fanden. Zwar hatten die Kinder dort Unterricht, doch mit einer Lehrplanreduzierung. Weiters erhielten die Schüler und Schülerinnen kein Zeugnis, sondern lediglich eine Leistungsbescheinigung, da diese Einrichtung dem staatlichen Schulwesen nicht zugeordnet war.256 Die KLV wurde von der Regierung als „leuchtendes Beispiel sozialer Fürsorge“ dargestellt, doch war diese, aus heutiger Sicht betrachtet, nicht unumstritten.257 Die

Buben-

und

Mädchenklassen

der

Lindner

Volksschule

mussten

zusammengezogen werden, da die Schule zu diesem Zeitpunkt gerade noch 70 Schüler und Schülerinnen zählte. Da die Bombenangriffe meist um die Mittagszeit stattfanden, schloss der Vormittagsunterricht bereits um 11 Uhr. 258 Im April 1944 zog die Hilfspolizei mit ihrem gesamten Gepäck im Schulhaus ein. Abgesehen davon, dass man wieder auf benötigte Räume verzichten musste, gab es aber auch andere Belastungen:259 „Am 29. April um 8 Uhr Abend zog die ‚deutsche Hilfspolizei’ mit ihrem ganzen aus ihrer Heimat, der Ukraine, mitgebrachten Gepäck, bestehend aus einer großen Anzahl von Säcken mit Getreide, Pinkeln, fahrbaren Koffern, Wiegen, Bettgestellen u.a. m. [ein – Anm. d. Verf.]. In Ermangelung eines geeigneten Platzes lagerten die Ukrainer alles im Erdgeschoß und im Turnsaal ab. Der nervenreizende Geruch des aufgestauten Gepäcks erfüllte das ganze Schulhaus und störte sogar die sonst weniger reinlichen Buben. 12 Tage lang mußten sich die Schulkinder durch das Wirrwarr von Säcken und Koffern durchschlängeln, bis die Polizei endlich einmal auf Betreiben der Schulleitung den Abtransport des Gepäckes durchführte.“ 260 Das Schuljahr schloss am 13. Juli 1944.261

10.3.8

Schuljahr 1944/45 – Schwere Bombenangriffe vor Kriegsende

Während der Ferien wurde der Villacher Hauptbahnhof von USA-Bombern angegriffen. Ungefähr 40 bis 50 Bomben von 500 bis 1300 kg gingen nieder und es gab etwa 40 Tote und 80 Verletzte.262 Wegen der Umquartierung der Burschen und Mädchen mussten auch in diesem Schuljahr die Klassen der Mädchen- und Knabenvolksschule III zusammengezogen 256

vgl. Engelbrecht 2004, S. 44 f. vgl. ebd., S. 55. 258 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 72 f. 259 vgl. ebd., S. 73. 260 ebd., S. 73 f. 261 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 7. 262 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 76. 257

Die Schule unter dem Einfluss des Nationalsozialismus 1938 bis 1945

87

werden. Die Leitung wurde der Knabenschule unterstellt. Insgesamt besuchten nur noch 136 Kinder die Schule und es meldeten Eltern weiterhin täglich ihre Kinder wegen Umquartierung ab.263 Am 22. November 1944 wurde Villach zum sechsten Mal von Bombern angegriffen. Dabei kam es zu enormen Gebäudeschäden in Lind, der inneren Stadt, dem Westbahnhof, und den Stadtteilen Perau und St. Martin. Eine Bombe fiel direkt auf den Turnplatz in der näheren Umgebung des Schulhauses. Vom 22. November bis 11. Dezember blieb die Schule in Lind wegen Instandsetzungsarbeiten geschlossen. Am 16., 17., und 19. Dezember bombardierten die Alliierten Villach erneut und die Bevölkerung musste immer wieder Stunden in den Kellern verbringen.264 Aufgrund der großen Gefahr für die Kinder reduzierte man die Unterrichtszeiten stark und zwar von 7 Uhr bis halb 10 Uhr und nachmittags ab 15 Uhr. Am 16. Dezember wurde der Unterricht überhaupt geschlossen. Eine glückliche Entscheidung, denn der Bombenangriff am 17. Dezember beschädigte das Schulhaus wiederum stark. Die vorverlegten Weihnachtsferien endeten mit 16. Jänner 1945.265 Während der ganzen Weihnachtszeit wurde Villach immer wieder schwer bombardiert. Aufgrund der großen Kälte, des abgedeckten Daches und der zerborstenen Fenster froren im Schulhaus zum wiederholten Male die Wasserleitungen und die Zentralheizung ein. Die im Schulhaus untergebrachten Behörden und der Schulwart mussten ihre Räume mit Koksöfen beheizen. Die anhaltende Kältewelle und der starke Schneefall (in Villach bis zu 1,50 m) machten es unmöglich, den Unterricht aufrechtzuerhalten. Fast alle Schulen wurden wegen Kohlemangels gesperrt. Ende Jänner kam es wieder mehrmals zu Angriffen. Im Raum Villach wurden auf einmal 17 Lokomotiven beschädigt bzw. zerstört.266 Im Februar und März 1945 kam es zu den schwersten Luftangriffen auf die Draustadt. Auch das Schulhaus in Lind bekam immer wieder Treffer und blieb wegen der Luftgefahr und der Beschädigungen weiterhin geschlossen.267 Fast der ganze Stadtteil Lind war ausgebombt und musste in andere Ortsteile umquartiert werden. Die Bevölkerung schlief nachts in den Bergen oder im Wald, aus Angst vor neuerlichen Nachtangriffen. Am 30. April nahm sich Adolf Hitler in Berlin das Leben. Am 8. Mai kapitulierte die deutsche Wehrmacht.268 „Das furchtbare Völkerringen ist aus.“ 269 263

vgl. ebd., S. 76 f. vgl. ebd., S. 77. 265 vgl. ebd., S. 78. 266 vgl. ebd., S. 79. 267 vgl. ebd., S. 80. 268 vgl. ebd., S. 82. 264

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11 Die Nachkriegsjahre – Der Wiederaufbau nach 1945 11.1 Allgemeine politische Situation Offiziell ist der „Geburtstag“ der Zweiten Republik mit 27. April 1945 datiert. Doch in den Köpfen eines Teiles der österreichischen Bevölkerung entstand das Bild eines eigenständigen Österreichs schon bald nach dem Anschluss. Politisch gab es für Österreich bereits im Herbst 1943 eine Vorentscheidung, als die Außenminister der USA, von Großbritannien und der UdSSR darüber entschieden, was nach dem Krieg mit dem Deutschen Reich und damit auch mit Österreich passieren sollte. In der am 30. Oktober 1943 beschlossenen Moskauer Deklaration, wurde unser Land als „erstes Opfer des Nationalsozialismus“ bezeichnet. Im Mai 1945 gründeten die Politiker der Ersten Republik die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) und die Österreichische Volkspartei (ÖVP) neu. Karl Renner wurde von den Besatzungsmächten mit der Bildung einer vorläufigen Regierung beauftragt. Es kam zu einer „Konzentrationsregierung“ der SPÖ, ÖVP und der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). In ihrer ersten Sitzung am 27. April 1945 legten sie eine gemeinsame Unabhängigkeitserklärung fest.270 Die rechtliche Grundlage für das unabhängige Österreich war das Verfassungs-Überleitungsgesetz vom 1. Mai 1945. Damit trat die Österreichische Bundesverfassung von 1929 wieder in Kraft und alle verfassungsrechtlichen Vorschriften, die nach der Ausschaltung des Parlaments im Jahre 1933 galten, waren ungültig. Mit dem Rechts-Überleitungsgesetz traten alle Gesetze, welche nach dem Anschluss Österreichs erlassen wurden, außer Kraft.271 Ebenso wie Deutschland war Österreich nach dem Mai 1945 von den alliierten Truppen besetzt. Die Sieger teilten das Land in vier Besatzungszonen auf und alle Ämter und Behörden mussten den Anweisungen der Besatzer Folge leisten. Gesetze konnten nur mit Billigung der alliierten Mächte in Kraft treten. Am 25. November 1945 kam es zur ersten Nationalratswahl in der Zweiten Republik, aus welcher Leopold Figl (ÖVP) als Bundeskanzler hervorging. Er führte die Konzentrationsregierung bis 1947 fort. Der erste Bundespräsident war Karl Renner. 1947 schied die KPÖ aus der Regierung aus und die große Koalition von ÖVP und SPÖ wurde gebildet.272

269

ebd., S. 82. vgl. Lemberger 2006, S. 68. 271 vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 9. 272 vgl. Lemberger 2006, S. 73. 270

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11.2 Schulpolitische Situation der Nachkriegsjahre Aufgrund der politischen Lage verlief die Neuordnung der Schulverwaltung österreichweit gesehen eher ungeordnet, denn das Kontrollsystem der Besatzungsmächte schloss auch das Schul- und Erziehungswesen in Österreich mit ein. Im April 1945 richtete Karl Renner das Staatsamt für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten ein. Die Leitung dieses Amtes übernahm der Kommunist Ernst Fischer.273 Nach den ersten Nationalratswahlen entstand das Bundesministerium für Unterricht (BMfU) als oberste Instanz des Bildungswesens, dessen Leitung Dr. Felix Hurdes (ÖVP) am 20. Dezember 1945 übernahm. Im Volksschulbereich blieb das „Reichsvolksschulgesetz“ von 1869 weiter in Kraft. Bezüglich der inneren Organisation in den Schulen stützte man sich auf die „Definitive Schul- und Unterrichtsordnung“ von 1905. Doch auch das Reichsschulpflichtgesetz, das die Schulpflicht für alle Kinder regelte, war bis auf § 1 (Schulpflicht nur für Kinder deutscher Staatsangehörigkeit in einer Schule im „Geist des Nationalsozialismus“) noch gültig. Die Landes-, Bezirks- und Ortsschulräte wurden wieder als Schulbehörden eingerichtet. Für das Verhältnis von Schule und Kirche galten die Bestimmungen des Schule-Kirche-Gesetzes von 1868.274 Die Schulen hatten sich an neuen Grundwerten zu orientieren und diese auch nachweislich den Schülern mitzugeben. Mit dem Erlass des Staatsamtes für Unterricht und Erziehung vom 31.7. 1945, Zl. 2708/45 wurden z. B. „Sprüche zur Hebung des österreichischen Staatsgedankens“ in allen Klassen eingeführt und vor Beginn des Unterrichts von allen Kindern gemeinsam gesprochen.275 Die nationalsozialistischen Lehrpläne verloren sofort ihre Wirkung. Lehrkräfte, die dem Hitlerregime angehört hatten, wurden ihres Dienstes enthoben und es kam zu Umschulungen der übrigen Lehrerschaft.276 Bereits im Juli 1945 ging ein Befehl an die Schulen, nationalsozialistische Lehrmaterialen zu sammeln, um dann über den weiteren Umgang mit diesen informiert zu werden. Schulbücher, die vor 1938 zugelassen waren, wurden überprüft und teilweise wieder zugelassen. Schon im August 1945 begann man mit dem Neudruck von Schulbüchern, doch wegen der Uneinigkeit der alliierten Mächte ging dieses Vorhaben nur schleppend voran.277

273

vgl. Engelbrecht 1988, S. 397. vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 11 f. 275 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 87. 276 vgl. Engelbrecht 1988, S. 397. 277 vgl. ebd., S. 404 f. 274

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Die neuen amtlichen Lehrpläne traten mit Erlass des Bundesministeriums für Unterricht vom 18.10.1946, Zl. 35.998 –IV/1946 in Kraft. Aus der Schulchronik ist ersichtlich, dass in Villach, aufgrund dieses neuen Lehrplanes für Volksschulen, Arbeitsgruppen entsprechende Lehrstoffverteilungen ausarbeiteten.278 „Mit diesem Lehrplan übereinstimmend wurden von der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Volksschulen der Stadt Villach Lehrstoffverteilungen für das 2. – 5. Schuljahr ausgearbeitet. Wenn die Durchführung des Unterrichtes nach diesen Lehrstoffverteilungen derzeit noch auf Schwierigkeiten stößt, weil durch die Schulverhältnisse der letzten Jahre viel versäumter Lehrstoff nachzuholen ist, so bieten sie doch für jede Lehrkraft eine willkommene Hilfe.“ 279

11.3 Der Schulbetrieb nach 1945 „Nach dem Krieg fanden die Verantwortlichen für den Bildungsbereich folgende Situation vor: unterernährte Kinder in ungeheizten Klassenzimmern, Jugendliche mit Mangelerscheinungen, zerbombte Schulen, verödete Forschungseinrichtungen, vernichtete oder fast unbrauchbare Lehrmittel, beschädigte Kulturinstitute und Bibliotheken, leere Kassen, das Personal in alle Winde zerstreut.“ 280 Auch in Kärnten war der Schulbetrieb während des Schuljahres 1944/45 sehr stark durch den häufigen Fliegeralarm beeinträchtigt worden. Viele Schulen waren schwer beschädigt, manche gänzlich zerstört. Eine Zusammenstellung der Schäden in Villach, welche der damalige Oberbürgermeister Viktor Petschnik vornahm, zeigte, dass von 2.505 vorhandenen Bauten der Draustadt 2.381 beschädigt waren. Das heißt, nur 4,2 % des gesamten Gebäudebestandes war unbeschädigt geblieben. Villach war somit nach Wiener Neustadt österreichweit an zweiter Stelle, was Kriegsschäden anbelangte.281 An einigen Schulen konnte wegen der schweren Schäden der Unterricht erst nach dem Sommersemester 1945 wieder aufgenommen werden. Die meisten Schulhäuser wurden von der Besatzungsmacht der Briten beschlagnahmt, sodass für manche Schüler der Unterricht im Herbst 1945 noch immer nicht ordnungsgemäß beginnen konnte. Das Schulleben war geprägt von miserablen Zuständen, wie Zwei- oder auch Dreischichtbetrieb in Ersatzunterkünften.282

278

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 93. ebd., S. 93. 280 Pfeiffle 1998, S. 39 f. 281 vgl. Walzl 1995, S. 16 f. 282 vgl. Wadl 1985, S. 71 f. 279

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11.3.1

Ein schwieriger Beginn

Laut Weisung des Landesschulrates, sollte der Unterricht an den Volks- und Hauptschulen Kärntens am 1. Oktober 1945 wieder beginnen. Doch der Stadtteil Lind war eines der am schwersten getroffenen Stadtgebiete Villachs. Nahezu kein Wohnhaus war unbeschädigt geblieben, die Häusersiedlung „Auf der Heide“ wurde sogar hundertprozentig zerstört. Auch das Schulgebäude der Volksschule in Lind war durch Bomben beschädigt und die Schulräume mussten nach der Einquartierung wieder instandgesetzt werden. So konnte der Unterricht erst am 18. Februar 1946 beginnen. Mit der Leitung der Mädchen- und der Knabenvolksschule III wurde der Lehrer Wilhelm Pflegerl betraut. Die Kriegsjahre zogen eine große Materialknappheit nach sich. Bei der Übernahme der Schule mangelte es an allem. Es gab kaum Lehr- und Lernmittel, ja nicht einmal die nötigsten Einrichtungsgegenstände, um einen ordentlichen Unterricht abzuhalten. Alle Schulräume mussten einer gründlichen Renovierung unterzogen werden, die Lehrmittel konnten erst im Laufe des Schuljahres wieder nach und nach angeschafft werden.283 Folgende Lehrer und Lehrerinnen wirkten bei der Wiederaufnahme des Unterrichts an den beiden Schulen: Mädchenvolksschule III284

Knabenvolksschule III285

1. Klasse: Maria Sturm

1. Klasse A: Irmgard Beikircher

2. Klasse: Rosa Finger

1. Klasse B: Herta Wagner

3. Klasse: Emma Dolin

2. Klasse: Wilhelm Pflegerl (Leiter)

4. Klasse: Gabriele Hierländer

3. Klasse: Maria Moschitz

5. Klasse: Paula Brix-Bogensberger

4. Klasse: Ägydius Wanker 5. Klasse: Gertrude Grünwalder

Die Schülerzahlen stiegen wieder massiv an, denn sofort nach dem Krieg strömten Massen von Villachern welche umquartiert waren, wieder zurück in ihre Heimatstadt. Ebenso wollten auch Kinder der Kinderlandverschickung sofort zu ihren Eltern zurück.286

283

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 83. vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 20. 285 vgl. ebd., S. 20. 286 vgl. Walzl 1995, S. 16 f. 284

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In der Verhandlungsschrift vom 18. Feber 1946 ist nachzulesen, dass an der Volksschule Lind der Unterricht nur turnusmäßig bewältigt werden konnte. „Die Raumknappheit macht es notwendig, daß in turnusweisem Wechsel unterrichtet wird. 1. Turnus: Knaben: Montag, Mittwoch, Freitag, Vormittag Dienstag, Donnerstag, Samstag, Nachmittag Mädchen: Montag, Mittwoch, Freitag, Nachmittag Dienstag, Donnerstag, Samstag, Vormittag 2. Turnus: umgekehrt“ 287 Laut Anordnung des Landesgesundheitsamtes, musste das Schuljahr, welches ohnehin verspätet begonnen hatte, wegen wachsender Typhusgefahr bereits am 24. Juni wieder beendet werden. In den Ferien war eine Aktion für erholungsbedürftige Kinder in den Heimen Mittewald bei Villach, Rubland bei Feistritz a. d. Drau und in Obermillstatt geplant. Aus dem gesamten Stadtgebiet sollten 200 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren für diese Aktion in Betracht kommen. Von der Lindner Volksschule wurden dafür 20 Knaben und 20 Mädchen gemeldet.288 Am 10. Jänner 1947 mussten Villachs Volks- und Hauptschulen wegen bestehender Verkehrsschwierigkeiten und Mangels an Brennmaterial bis auf weiteres wieder geschlossen werden.289 „Die Schulsperre macht sich um so unangenehmer bemerkbar, da die Rückstände vom vergangenen Schuljahr, das nur vom 18. Februar bis 24. Juni 1946 dauerte, kaum aufgearbeitet sind. Es geht Unterrichtszeit verloren, die nie wieder einzuholen ist.“ 290 Am 11. Februar 1947 konnte schließlich ein behelfsmäßiger Unterricht eingerichtet werden. Der Knaben- und Mädchenvolksschule III standen zwei, mit Öfen ausgestattete Lehrzimmer im Kellergeschoß der Berufsschule zur Verfügung. Aufgrund der Raumverhältnisse (2 Räume für 12 Klassen), konnte jedoch jede Klasse maximal 6 Wochenstunden Unterricht erhalten (jeden Tag 2 Stunden). Weitere Probleme stellten die schlechten Wegverhältnisse und das unzureichende Schuhwerk der Kinder dar. Der Schulbesuch betrug deshalb zeitweise nur 50 %.291 „Den Bemühungen des Schulleiters gelang es, wenigstens für die 51 Schülerinnen aus Seebach grüne Be287

Hausberatungen/Verhandlungsschriften der Knabenvolksschule III, 1941 – 1954, unpag. vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 83 – 85. 289 vgl. ebd., S. 92. 290 ebd., S. 92. 291 vgl. ebd., S. 92 f. 288

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rechtigungsscheine zur Benützung von Britischen Militärwagen zu erreichen. Wenn auch die Benützung dieser LKW’s vielfach mit Umständen verbunden war, so waren sie für die ärgste Zeit doch eine willkommene Hilfe.“ 292 Der normale Schulbetrieb konnte erst wieder am 17. März 1946 aufgenommen werden.293

Erlaubnisschein zur Benützung britischer Militärfahrzeuge für Schülertransporte, 1946294

Die ersten Nachkriegsjahre waren besonders schwierig. Es herrschte Mangel an allem. Die Kinder litten wegen der prekären Nahrungsmittelsituation vielfach an Unterernährung und dies war vermutlich einer von vielen Gründen, dass sich Krankheiten leichter ausbreiten konnten, wie man auch immer wieder in der Chronik nachlesen kann. Zum Beispiel: 1946: „Infolge Typhusgefahr wurde über Weisung der Landes-Sanitätsbehörde der Unterricht vorzeitig am 24. Juni 1946 geschlossen.“ 295 292

ebd., S. 93. vgl. ebd., S. 93. 294 Bildquelle: Watzinger 2009, S. 160. 293

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1947: „Infolge epidemischen Auftretens der spinalen Kinderlähmung wurde das Schuljahr 1946/47 am 12. Juli 1947 vorzeitig geschlossen, die Jahreszeugnisse den Schülerinnen per Post zugeschickt.“ 296

11.3.2

Schülerausspeisung

Eine wichtige Maßnahme, um dem Missstand der Mangelernährung entgegenzuwirken, war die Schülerausspeisung der UNICEF (United Nations International Children's Emergency Fund – Internationales Kinderhilfswerk). In der Stadtgemeinde Villach begann die Kinderausspeisungsaktion im Schuljahr 1945/46. In der Schulchronik der Volksschule in Lind wird darüber bis ins Schuljahr 1953/54 berichtet. Zahlungsfähige Schüler hatten einen Regiebeitrag von ca. 30 bis 40 Groschen je Portion zu entrichten.297 „Über Weisung des städt. Fürsorgeamtes können 10 % der Klassenstände, - die Bedürftigkeit vorausgesetzt – zahlungsfrei teilnehmen. Außerdem hat die Unicef-Mission Lebertrankapseln zu je 5 g zur Verfügung gestellt, die den an der Ausspeisung teilnehmenden Tbc-gefährdeten Kindern täglich verabreicht werden. [...] Die Ausgabe der Speisen geschieht in der Pause von 9h30 bis 9h45. Verabreicht werden: Milchreis, Grießkoch; Rindsuppe, Einmachsuppe mit Wurstscheiben, Milch, Kakao, Semmel u. Süßgebäck.“

298

Über die Teilnahme der Schüler

an diesen Ausspeisungen wurde ganz genau Buch geführt. Der schulärztliche Dienst untersuchte die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen im Rahmen dieser Aktion und befundete ihren Gesundheitszustand.299

11.3.3

Buttinger-Spende

In den Nachkriegsjahren gab es die verschiedensten Spendenaktionen, durch welche die Villacher Schuljugend beteilt wurde. So veranstalteten z. B. die britischen Truppen alljährlich eine Weihnachtsbescherung für Villachs Schulkinder. Im Jahr 1948 fand diese Feier im britischen Besatzungslager „El Alamein“ in Villach/Seebach statt.300 Auch die „Schweizer Hilfe“, die Süßwaren für die Kinder spendete wird an dieser Stelle in der Chronik erwähnt.

295

Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 84. ebd., S. 99. 297 vgl. ebd., S. 84. 298 Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 37. (Original unpag. .....Seitennummerierung v. Verf. eingef.) 299 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 111. 300 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 37. 296

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Britisches Besatzungslager „El Alamein“ in Villach/Seebach

301

Ein ganz besonderer Gönner der Lindner Kinder, der mehrmals ausführlich in der Chronik erwähnt wird, war aber Alois Buttinger. Buttinger wirkte vor 1934 als sozialistischer Jugenderzieher bei den Kinderfreunden in Villach und leitete den „Sonnenhof“ in Lind. 302 1934 wurde diese noch heute bestehende Einrichtung vom Ständestaat enteignet und Alois Buttinger musste, wie so viele andere Österreicher, das Land verlassen. Auch in Amerika widmete er sich der Erziehungsarbeit als Leiter der „Withman School“ in New York. Mit Hilfe seiner Schüler veranstaltete er eine Sammlung und beschaffte damit Geld für Lebensmittel und Kleider. In einem kurzen Schreiben teilte er der Stadtgemeinde Villach das Eintreffen dieser Gaben mit. Nach der Ankunft derselben versammelten sich alle Kinder der Lindner Volksschule im Turnsaal und im Rahmen einer feierlichen Stunde konnten sie die Spenden in Empfang nehmen.303 „Nach einer Würdigung der Person des Genossen Buttinger, dem herzlichster Dank ausgesprochen wurde, wohnte Bürgermeister Petschnik der Verteilung der Liebespakete bei. Für 215 Mädchen und 200 Knaben war es eine Freudenstunde, die sorgfältig vorbereiteten Gaben und alle erdenklichen hochwertigen Lebensmittel in Empfang zu nehmen. Die Pakete enthielten neben Butter, Speck- und Schinkenkonserven, Beigaben von Zucker, Früchten, Kakao und Schokolade. Es konnte noch mitgeteilt werden, daß eine weitere Sendung an Kleidern unterwegs sei und ebenfalls bei ihrem Eintreffen sofort an die Bedürftigsten zu Verteilung gelangt.“ 304 Diese erste „Buttingerfeier“ fand am 14. Oktober 1946 statt. Die bekannte Kärntner Dichterin Paula Brix-Bogensberger, welche an der Lindner Volksschule als Lehrerin wirkte, widmete Herrn Buttinger ein Dankgedicht und die Buben und Mädchen bedankten sich mit Briefen. Dadurch entstand ein reger Briefwechsel zwischen

301

Bildquelle: http://www.villach.at/bilder/inhalt/Alamein.jpg vgl. http://www.villach.at/inhalt/29422_28211.htm 303 vgl. Zeitungsausschnitt in der Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 90. 304 ebd., S. 90. 302

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den Lindner und den New Yorker Kindern.305 Die zweite Buttingerspende traf im März 1947 ein.306 „Groß war die Freude über diesen unverhofften ‚Osterhasen’ und mancher Familie war über die Nöte der Feiertage hinweggeholfen. Leuchtende Kinderaugen dankten hinüber ‚über das große Wasser’ für so viel wahre Menschenliebe und Opfersinn. Der Name Buttinger ist allen Schülerinnen nun schon ein Begriff geworden.“

307

Die dritte große Spende kam im Oktober 1947, und nochmals konnten

sich die Lindner Schüler und Schülerinnen über Kleidungsstücke und Schuhe freuen.308

11.3.4

Wirtschaftsstützende Maßnahmen im Schulbereich

Altmaterialiensammlung: Die schlechte wirtschaftliche Situation machte es notwendig, dass die Schulen per Erlass zu verschiedensten Aktivitäten angehalten wurden. Tätigkeiten, die aus heutiger Sicht manchmal etwas kurios anmuten. Eine dieser Aktionen war die Altstoffsammlung. Für besonders fleißiges Sammeln von Knochen-, Hadern- und Papierabfällen bekamen die Kinder kleine Belohnungen und aus dem Erlös für das Altmaterial konnte z. B. Lesestoff für die Bibliothek angeschafft werden.309 Für gesammelte Knochen erhielt die Schule Marken zum Bezug von Kernseife.310 Aus den Verhandlungsschriften der Knabenvolksschule III kann man ersehen, dass die Schulen bezüglich der Altstoffsammlung aber auch unter Druck standen. „Die Altmaterialiensammlung ist an der Schule intensiver zu betreiben. Frau Lehrerin Subicz wurde beauftragt das Abliefern zu überwachen. Auch soll mehr Altpapier abgeliefert werden, da sich die Papierzuteilungen an die Schulleitungen nach den abgegebenen Altpapiermengen richten.“

311

Mit Erlass vom 8. Mai 1948 stellte der Landesschulrat von Kärnten die

Beteiligung der Schuljugend an Sammlungen von Alt- und Abfallstoffen wieder ein.312 Seidenraupenzucht: Eine weitere wirtschaftliche Maßnahme war die Förderung der Seidenraupenzucht. Mit diesem Schritt versuchte man dem Rohstoffmangel der Textilindustrie entge-

305

vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 91. vgl. ebd., S. 94. 307 ebd., S. 94. 308 vgl. ebd., S. 102. 309 vgl. Hausberatungen/Verhandlungsschriften der Knabenvolksschule III, 1941 – 1954, unpag. 310 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 105. 311 Hausberatungen/Verhandlungsschriften der Knabenvolksschule III, 1941 – 1954, unpag. 312 vgl. Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 105. 306

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genzuwirken. Auch in diesem Bereich fielen den Schulen besondere Aufgaben zu. Damit die Seidenraupenzucht richtig organisiert werden konnte, mussten Lehrer und Lehrerinnen an Ausbildungskursen teilnehmen, um Musteraufzuchten schaffen zu können. Die Gesetzgeber waren der Meinung, dass die Seidenraupenzucht, bei guter Organisation, für die Schule keine wesentliche Störung darstelle, wohl aber eine interessante Bereicherung für den Unterricht sei.313 Abwehrmaßnahmen gegen den Kartoffelkäfer: Da man im Sommer 1947 mit gehäuftem Auftreten des Kartoffelkäfers in Osttirol und Kärnten rechnete, verschickte die Landwirtschaftskammer Merkblätter an die Schulen, mit dem Auftrag, den Schülern den Inhalt näher zu bringen.314 Auch die Schuljugend der Lindner Volksschule wurde „auf die Schädlichkeit des Kartoffelkäfers [...] in Anbetracht der drohenden Gefahr im besonderen in den Klassen hingewiesen.“ 315 Der Stadtschulrat ordnete, mit dem Erlass Zl. 2095-6-1948, zwei Kartoffelkäfersuchtage an, die aber beide ein negatives Ergebnis brachten. Es konnte kein Kartoffelkäferbefall festgestellt werden.316 Heilkräutersammlung: Grundsätzlich lehnte das Bundesministerium für Unterricht alle Maßnahmen ab, die den ungestörten Verlauf des Unterrichts beeinträchtigen könnten. Deshalb fanden Heilkräutersammlungen durch Schüler lediglich in der unterrichtsfreien Zeit statt.317 Doch der erschreckende Mangel an Heilmitteln zwang dazu, den Anträgen mehrerer Landesschulräte, auf Einsatz der Schuljugend zur Heilkräutersammlung auch im Rahmen des Unterrichts, stattzugeben. Vor dem Krieg wurden die Arzneimittel, bzw. die dafür benötigten Rohstoffe überwiegend aus Ungarn, Bulgarien, der Slowakei und anderen Südoststaaten eingeführt. Aufgrund der nicht mehr bestehenden Handelsbeziehungen kam es zu diesem Engpass der pharmazeutischen Industrie.318 Das Sammeln der Heilkräuter erfolgte, lt. Erlass des Bundesministeriums, auf freiwilliger Basis und nach eingehender Unterweisung durch das Lehrpersonal bezüglich 313

vgl. Verordnungsblatt f. d. Dienstbereich d. Bundesministeriums f. Unterricht, Jg. 1947, 6. Stück, Erl. Nr. 35. 314 vgl. Verordnungsblatt für das Schulwesen in Kärnten, Jg. 1947, Stück IV, Erl. Nr. 31. 315 Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 98. 316 vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 34. 317 vgl. Verordnungsblatt für das Schulwesen in Kärnten, Jg. 1947, Stück VII, Erl. Nr. 54. 318 vgl. Verordnungsblatt f. d. Dienstbereich d. Bundesministeriums f. Unterricht, Jg. 1948, 4. Stück, Erl. Nr. 29.

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der Art und des Aussehens der zu sammelnden Pflanzen.319 Ein Bezirksschulrat regte an, dass Giftpflanzen wie z. B. die Tollkirsche oder der Fingerhut, vermutlich wegen der Gefährlichkeit, nicht von den Schülern gesammelt werden dürften.320 Doch die Durchführung dieser Heilkräutersammlungen erwies sich in der Praxis eher als schwierig und zeigte nicht den gewünschten Erfolg. Schon im Schuljahr 1947/48 lehnten die Villacher Direktoren, bei der Schulleiterbesprechung, die Beteiligung der Stadtschulen an der Heilkräutersammlung einstimmig ab.321 „Die Kinder haben keine Schuhe, die Ernährungslage ist zu schlecht und die Unsicherheit zu groß, als daß man den Eltern und Kindern eine Sammeltätigkeit zumuten könnte.“ 322 Der Leiter der Knabenvolksschule III, Direktor Albin Schnee, hielt im Schuljahr 1948/49 folgende Stellungnahme bezüglich dieser Problematik in der Chronik fest: „Seitens der Apothekerschaft wird Klage geführt, daß die von ihrer Seite veranlaßte u. dann schulbehördliche (sic!) angeordnete Heilkräutersammlung nicht den gewünschten Erfolg zeitigte. Um die beabsichtigte Beschickung der Apotheken mit Sammelgütern zu erreichen, müsse eine straffe Lenkung der Aktionen einsetzen. Zu dieser geäußerten Meinung der Apothekerschaft erfolgte in einer Hausberatung nachstehende Stellungnahme: Die Beteiligung an Sammelaktionen kann von der Schule aus nicht angeordnet werden, sondern muß der Freiwilligkeit überlassen bleiben. In den beschränkten, ja oft notdürftigen Wohnungen fehlt die Trockengelegenheit. Die Sammelarbeit von 6 – 9 jährigen Kindern kann weder entsprechend noch verläßlich gut sein; das Sammeln müßte unter steter Überwachung der Eltern bzw. Lehrer erfolgen, was beide Teile in weitüberwiegender Mehrheit ablehnen. Beim Ansetzen von Lehrausgängen treten mangelhafte Bekleidung, unzulängliche Jause u. Geldmittelnot in Erscheinung u. es muß darum begriffen werden, daß die geringe Anzahl der Lehrausgänge auf jeden Fall primär dem Unterrichtsvorhaben dienen muß u. nur gelegentlich, wenn sich das Sammeln mit diesem deckt, die Heilkräuteraktion getätigt werden kann. Die rationelle Auswertung der spärlich möglichen Lehrausgänge kann u. darf nicht einseitige Belastung erfahren. Der Standort der Schule K3 liegt von ertragreichen Sammelplätzen entfernt. Auch sehen bäuerliche Besitzer sammelnde Schulkinder auch dann mit scheelen Augen an – (ja sie verbieten es ihnen vielfach) – wenn diese auch in Be-

319

vgl. ebd. vgl. Verordnungsblatt für das Schulwesen in Kärnten, Jg. 1947, Stück VII, Erl. Nr. 54. 321 vgl. Hausberatungen/Verhandlungsschriften der Knabenvolksschule III, 1941 – 1954, unpag. 322 ebd. 320

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gleitung ihrer Eltern oder Lehrer der Sache dienen wollen. Nach bestehender Ansicht, wäre für die Versorgung der heimischen Apotheken mit Heilkräutern das Zurückgreifen auf berufsmäßige Kräutersammler wohl am zweckdienlichsten.“ 323

323

Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 33.

Interviews mit Zeitzeugen

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12 Interviews mit Zeitzeugen Die geführten Interviews mit Herrn Kanzi und Herrn Wanker sollen die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die darauffolgenden Nachkriegsjahre einerseits aus der Sicht eines Schülers und andererseits aus der Sicht eines Lehrers dokumentieren. Herr Kanzi ist heute 77 Jahre und war 48 Jahre bei der Firma Radex in Radenthein beschäftigt. Viele Jahre war er Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Heraklith AG und Vorstand der RHI AG (Radex-Heraklith Industriebeteiligungs AG). Im Rahmen seiner Funktionen in der Heraklith AG hat er den Wachstums- und Entwicklungsprozess des Unternehmens wesentlich beeinflusst. Er besuchte die Knabenvolksschule III in Lind in den Jahren 1938 bis 1942. Herr Wanker unterrichtete im Jahr 1945/46 erstmals in der Volksschule Lind und nach kurzer Unterbrechung wirkte er dann von 1948 bis 1976 als Pädagoge in diesem Hause.324 Er lebt heute im „Senioren-Wohnheim Untere Fellach“.

12.1 Interview mit Herrn Kanzi Darf ich Sie bitten, sich kurz vorzustellen. „Ja, Rudolf Kanzi, geboren 09.12.1932 und bin heute demnach 77 Jahre. Ich bin 1938 in die Volksschule Lind eingetreten und 1942 übergetreten ins Realgymnasium Villach. 1950 war ich mit dem Realgymnasium fertig, dann ging ich ein Jahr nach Klagenfurt und machte den Abiturientenkurs der Handelsakademie und anschließend bin ich dann gleich nach Radenthein. Und wie bin ich nach Radenthein gekommen? Natürlich durchs Fußballspielen. Drinnen war der Herr Ing. Petz, den hab ich gekannt vom VSV, ich durfte mit ihm sogar einmal in der ersten [Liga – Anm. d. Verf.] spielen und der sagte: „Komm herein, hier bekommst du einen schönen Posten. Und damals war es mit den Posten nicht so einfach. Das war aber gerade zu einer Zeit, wo ich im Olympiakader des Eishockeyteams gewesen bin. Ich habe am Eislaufplatz bei der Lindner Schule allein trainiert und da kam mein Papa hinunter und sagte: ‚Du heute ist ein Telegramm gekommen, du sollst morgen sofort nach Radenthein kommen und anfangen.’ Aber ich hab gesagt: ‚Nein Papa, aber sicher nicht! Weil ich hab jetzt ein anderes Thema und das ist die Olympiade.’ Da hab ich dann gesehen wie meinem Papa der Schatten hinunter fällt. Aber ich muss sagen, es ist dann für beide Teile gut ausgegangen. Ich bin hinein gefahren am nächsten Tag und die Eishockeymannschaft ist nicht zur Olympiade gefahren, weil zu wenig Geld da war. Und ich bin ei324

vgl. Schulchronik Knabenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 3, unpag.

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gentlich gut gefahren, dass ich mich so entschieden habe. Der Papa hatte eine Freude, ich wollte ihm ja auch keine schlechten Stunden bereiten. Ich hab dann drinnen mit sehr viel Fleiß Fußball gespielt und im Winter in Villach Eishockey. Als ich damit aufhörte, das war ca. 1965, da war ich 33 Jahre, sagte ich mir: „So ‚Bua’, aber jetzt gehen wir an die Arbeit.“ Ich habe immer einen guten Ruf gehabt, weil ich meine Arbeit immer gemacht habe. Ich hatte meinen Mann zu stehen und das hat man auch geschätzt, und so bin ich dann Stufe für Stufe weitergekommen, bis zum Schluss... bis an die Spitze. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Man sagt ja immer, dieses Managerwesen, da wird man krank davon, aber ich kann nur sagen, ein Mensch der Erfolg hat, kann nie ‚managerkrank’ werden, das ist unmöglich. Das Ausschlaggebende ist: wenn man Erfolg hat, gibt es keine Krankheit. Höchstens Schnupfen oder Halsweh, aber nichts beim Herz. Und wie gesagt: meine Anfänge waren in der Schule in Lind, die für mich heute noch sehr viel Bedeutung hat, denn beim Eintreten 1938, da hab ich meine Freunde, den Dr. Ressler, Dr. Caneppele, Dr. Gradischnig getroffen und wir haben seit damals, das sind heute 71 Jahre eine sehr gute Freundschaft miteinander, die wir auch pflegen. Also, das ist nicht nur so, dass man sich als Schulfreunde halt kennt, sondern wir zeremonieren diese Freundschaft. Das wurde eine Freundschaft fürs Leben. Da gibt es gewisse Daten, an denen wir uns immer treffen,... wir gehen mit dem sehr sorgsam um. Die Volksschule, die hat mir nur Freude bereitet, wirklich, weil sie auch dann später, wie ich schon im Realgymnasium war, noch Bedeutung gehabt hat, weil ja unten der Eisplatz war. Ich bin von dieser Lindner Schule nicht weggekommen, sie hat eigentlich mein Leben geprägt - schön geprägt, Ich war sehr stolz, dass ich da unten die Schule gemacht hab, und es war immer eine Freude muss ich sagen. Aber ich hab auch x-mal von der Lehrerin Frau Hochleitner ‚a Tetschn kriagt’. Die Lehrerin war ziemlich groß und ich war ziemlich klein. Sie hat einen Schüler geprüft, und als er wieder in die Bank hinein ging, hab ich ihm das ‚Haxl g’stellt’ und er ist da drüber ‚gflogn’ und dann ist sie her gekommen und hat mir eine ‚getaucht’, das war unglaublich. Aber, (lachend) die hat mir gebührt, die hat mir nicht weh getan, und ich hatte nachzudenken. Ich habe an diese Schule nur schöne Gedanken. Wirklich.“ Das heißt, Sie werden sicherlich auch Freude daran haben, im nächsten Jahr an der „Hundertjahrfeier“ der Schule teilzunehmen. Ich werde Ihnen persönlich eine Einladung vorbei bringen, und selbstverständlich auch für Ihre Freunde. „Ja aber sicher. Ja, selbstverständlich kommen wir. Das wird uns eine große Freude sein. Und wie gesagt. Ich habe ja auch sehr viel Kontakt gehabt mit dem Herrn Wanker [Hr. Wanker war mehr als 30 Jahre Lehrer an der Volksschule Lind – Anm. d. Verf.], der war ja auch unser Fußballtrainer in jungen Jahren. Der hat sich sehr viel Mühe gegeben mit uns. Wir haben ja damals schon mindestens dreimal in der Woche trainiert.“ Als Sie die vierte Klasse der Volksschule Lind besuchten, das war ja mitten im 2. Weltkrieg. Können Sie sich an diese Zeit noch erinnern? Welche Auswirkungen hatte das Kriegsgeschehen auf das Schulleben? „In der Volksschule hat das ganze noch keine Auswirkungen gehabt. Die erste Auswirkung ist im zweiten Gymnasium gekommen, als wir evakuiert wurden. Wir waren dann unten in Velden im ‚Bundschuh’ da war das Villacher Gymnasium, also halt unsere Klasse ausgesiedelt und wir haben dann dort unseren Unterricht gehabt, was ja eigentlich für uns Buben recht lustig war. Wir waren in einem Lager mit den Freun-

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den zusammen und... wir haben ja nichts mitbekommen, und wir haben Spaß gehabt.“ Habe ich das jetzt richtig verstanden, Sie waren auf einer Kinderlandverschickung? „Ja, das hat Kinderlandverschickung geheißen, und wir waren da im Hotel ‚Bundschuh’.“ Das ist sehr interessant, denn auch aus der Chronik geht hervor, dass zu dieser Zeit an der Lindner Volksschule nur mehr an die 100 Kinder waren, viele von ihnen wurden mittels Kinderlandverschickung evakuiert. Das heißt aber, die Bombardierungen von Villach haben Sie wahrscheinlich nicht unmittelbar mitbekommen, da Sie zu dieser Zeit in Velden waren. „Es war dann so: Im dritten Gymnasium war die Schule ja auch noch in Velden. Aber etwas weiter oben, beim Aichelberghof hat der glaub ich geheißen, und da hat man es schon bemerkt. Dann hat ja die Schule aufgehört und die Schüler sind nach Hause zu ihren Eltern. Da hat man dann schon was bemerkt. Also wir mussten sehr oft in den Keller gehen und das über uns ergehen lassen. Da haben wir den Krieg schon sehr hautnah erlebt. Wir sind einmal mit der Mama, erinnere ich mich, nach Faak hinaus gefahren, dann ist auf einmal der Zug stehen geblieben und es hat geheißen ‚Aussteigen!’ und wir sind dann ausgestiegen und mussten Deckung nehmen. Ich hab mich mit meiner Mama unter irgendeiner Staude verkrochen und hab mir gedacht: ‚Was wollen die von uns?’ Es war eh niemand mehr daheim, außer die Mütter und die kleinen Kinder, und die schossen auf uns mit den Maschinengewehren herunter. Da hab ich das erste Mal zu spüren bekommen, dass ein Krieg etwas Furchtbares ist, und dass er vor Kindern nicht Halt macht. Und das ist eigentlich das Traurige dabei.“ Villach ist ja schwer bombardiert worden. „Ja, aber in Villach waren ja eh nur mehr die Frauen daheim. Die Frauen und die Kinder. Und Industriestadt waren wir keine, also was hätten sie bei uns treffen können? Sie wollten Unruhe erzeugen.“ Wo genau haben Sie gewohnt als Kind? „Ich habe in dieser Zeit, als Kind, in der Adalbert-Stifter-Straße 20 gewohnt. Das ist die Straße, die unten beim Sportplatz [in Lind – Anm. d. Verf.] vorbei führt.“ Das ist ja auch sehr nahe bei der Schule. „Ja ich hatte fünf Minuten zur Schule.“ Aus der Chronik konnte ich auch entnehmen, dass der Obere Heide Weg damals völlig zerstört wurde. „Ja das war auf der entgegen gesetzten Seite. Die haben sehr arg darunter gelitten.

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Wenn Sie an die Kriegsjahre im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus denken.... „Das war so etwas, das ist uns Jugendlichen gar nicht bewusst geworden. Wir haben eigentlich als Kinder und Jugendliche eine schöne Zeit gehabt. Wir haben von alldem nichts gewusst. Von den KZs haben wir in diesem Alter nichts gewusst und es hat uns deshalb nicht berührt. Man hat für den Sport sehr viel übrig gehabt und das hat uns jungen Menschen sehr gut gefallen.“ In dieser Zeit war ja der Turnunterricht ein Hauptfach in der Schule. „Ja auf Sport hat man sehr viel Wert gelegt. Ich kann mich noch erinnern, damals im ersten Gymnasium da waren wir schon in Velden und ich hab immer darauf Wert gelegt einen Einser in Turnen zu haben, aber ich hab damals noch nicht schwimmen können. Da hat die Turn-Lehrerin gesagt: ‚Kanzi, wenn du nicht vom 3-Meter-Brett springen kannst, dann bekommst du keinen Einser in Turnen.’ Ich sagte mir: ‚Das kann nicht sein, dass ich in Turnen keinen Einser bekomme.’ und ich bin hinauf gegangen und bin gesprungen. Augen zu, Nase zu und bin gesprungen, und bin dann irgendwie hinaus gekrabbelt, irgendwie so, dass ich halt an das Ufer gekommen bin. Aber ich hätte es damals nicht ertragen, in Turnen einen Zweier zu bekommen. Turnen war damals das ‚Non plus ultra’.“ Der Religionsunterricht war ab 1938 nur mehr ein unverbindlicher Freigegenstand und man musste sich dafür eigens anmelden. „Wir mussten damals dafür in die Kirche hinein gehen. Ich weiß noch, dass ich damals in die Nikolaikirche gegangen bin und dort hat der Unterricht stattgefunden.“ Ja das war eine „Kärntner Lösung“, dass der Religionsunterricht überhaupt nicht mehr in der Schule stattfand. „Ja aber ich bin in die Kirche hinein gegangen. Meine Eltern sagten: ‚Du gehst dorthin.’“ War es für die Eltern mit Schwierigkeiten verbunden, das Kind für den Religionsunterricht anzumelden? „Nein, es hat keinen Druck gegeben.“ Im Jahr 1941 war im Schulhaus die Volksgruppe der Bessarabier, die aus Moldawien rückgesiedelt wurde, untergebracht. Können Sie sich daran erinnern? „Also wir haben davon nichts gemerkt. Aber wir haben auch einen Schulwart gehabt, der Herr Felfernig, der war mehr als ein ‚Oberleutnant’. Der hat alles unter seiner ‚Fuchtel’ gehabt. Der hat alles so geregelt, dass wir davon nicht betroffen waren.“ Während des Krieges hat es auch verschiedene Sammelaktionen, wie z. B. die Heilkräutersammlung gegeben. Können Sie sich daran erinnern? „Ja, darauf ist großer Wert gelegt worden. Das ist sogar soweit gegangen, dass im Zeugnis ein Vermerk war: ‚Heilkräuter nicht ordnungsgemäß abgegeben.’ Da muss-

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ten wir verschiedene Blätter sammeln, was ja relativ einfach war und für uns Buben eher lustig.“ Ist das während der Schulzeit passiert? „Nein, außerhalb des Unterrichtes.“ Können Sie sich auch an die Altstoffsammlungen erinnern? Je nach Menge der gesammelten Altstoffe bekamen die Kinder dafür Punkte. Den fleißigsten Sammlern wurde eine Reise nach Berlin und ein persönliches Treffen mit dem Reichsmarschall in Aussicht gestellt. „Ja, wir haben schon solche Sachen in die Schule mitbringen müssen. Und wie gesagt, es wurde im Zeugnis vermerkt, wenn man dabei nachlässig war. Aber es hatte keine Auswirkungen. In meiner Umgebung hat aber keiner soviel gebracht, dass er eine besondere Auszeichnung bekommen hätte“. Nach dem Krieg war Kärnten britische Besatzungszone. Können Sie sich an diese Zeit erinnern? „Ja, das war ein Glück für uns, denn die Besatzung bei uns war sehr gutmütig, also die Leute – die Engländer, die uns besetzt haben. Es war so, wir haben schon ein paar Brocken Englisch gekonnt, da konnten wir uns schon ein bisschen mit ihnen verständigen und man hat den einen oder anderen Kaugummi gekommen, was natürlich sehr beliebt war. Die waren sehr freundlich zu uns Jugendlichen. Ich kann nur das höchste Lob aussprechen für diese Leute, die bei uns als Besatzungsmitglieder waren.“ Haben Sie sonst noch irgendwelche Erinnerungen an die Volksschule, bezüglich Unterricht oder Unterrichtsmittel oder irgendwelche Besonderheiten, die sie gerne erzählen möchten? „Also von meiner Seite gesehen... es war einfach alles ‚klass’. Ich habe nur schöne Erinnerungen. Ich war ein relativ guter Schüler bis zur vierten Klasse. Ich kann mich noch erinnern, die Lehrerin Hochleitner hat zu meiner Mama gesagt: ‚Sie, es ist nicht möglich, Ihrem Buben alles Einser zu geben. Ich muss ihm in Zeichnen einen Zweier geben. In Zeichnen ist wirklich kein Einser drinnen.’ Nein, ich muss wirklich sagen, diese Zeit... Es war der erste Schritt ins Leben, wenn man in die Volksschule geht, und das ist etwas ganz Wesentliches. Und wir haben eine sehr schöne Schule gehabt mit sehr positiven Erinnerungen. Es gibt nichts, was mir nicht gefallen hätte. Ich kann über diese Schule nur Positives sagen. Es hat Freude gemacht, dort in die Schule zu gehen. Und heute, ich fahre ja jeden Tag an der Schule vorbei, schau ich immer gerne hin zu ihr.“ Herr Kanzi, ich danke Ihnen für das Gespräch. „Ja sehr gerne, ich hab das sehr gerne getan. Und zur ‚Hundertjahrfeier’, da können Sie sicher sein, dass wir alle vier kommen.“

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12.2 Interview mit Herrn Wanker Vielen Dank dass Sie bereit sind, mir ein Interview zu geben. Können Sie sich bitte, kurz vorzustellen. „Ich heiße Ägydius Wanker, bin 87 Jahre alt.“ Herr Wanker, darf ich Sie bitten, etwas über Ihre lange Lehrtätigkeit an der Volksschule in Villach Lind zu erzählen. Welche Ereignisse sind Ihnen in Erinnerung geblieben? „Ich habe mir ein paar Notizen gemacht. Ich werde einfach einmal erzählen, und wenn Sie etwas fragen wollen, fragen Sie nur. Also, 1946 habe ich angefangen und war mit kurzen Unterbrechungen bis 1976 dort. Sie sind in Lind tätig? Gibt es eigentlich noch die beiden Schulen?“ Ja ich unterrichte in Lind, aber die beiden Schulen wurden 1996 zu einer Schule zusammengelegt. „Ach so, weil lange gab es ja die Bubenschule und die Mädchenschule. Nach dem Krieg war geplant den Vogelweidepark vor der Schule aufzulassen und dort ein Kino hinzubauen. Für die Schule wäre das sehr ungünstig gewesen. Außerdem gibt es eh nur mehr so wenige Grünflächen. Gott sei Dank konnten wir das abwenden. Die zweite ungünstige Situation für die Schule war der Bau des Kindergartens. Man wollte uns dafür mehr vom Schulhof wegnehmen, als erträglich war. Für den Turnunterricht braucht man ja eine gewisse Fläche. Wir haben damals um jeden Meter gerungen und konnten erkämpfen, nachdem alles schon geplant war, dass wir noch einen 5 m breiten Streifen mehr behalten konnten.“ Den großen Pausenhof gibt es auch heute noch und im Winter ist dort der Eislaufplatz. „Den Eislaufplatz gab es damals auch schon und wir haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und waren teilweise in den Turnstunden Eis laufen.“ Der Chronik konnte ich entnehmen, dass Sie die Schule 1972 – 1973 provisorisch geleitet haben. „Ja, das habe ich. Und damals habe ich folgendes Projekt im Sinne des „Europäischen Gedanken“ initiiert: Gemeinsam mit dem Pater Thomas von St. Leonhard [ein Stadtteil Villachs – Anm. d. Verf.] organisierten wir einen Sportvergleichskampf zwischen Udine und Villach. Dazu ist eine Klasse aus einer Schule in Udine zu uns nach Villach gekommen und wir machten einen gemeinsamen Sportnachmittag mit verschiedenen Bewerben. Damals war das außergewöhnlich, ich glaube nicht, dass es noch eine Volksschule gab, die so etwas veranstaltet hat.“ Da waren Sie sozusagen, allen schon einen Schritt voraus.

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„Ja, auch durch den Pater Thomas, der damals viel in Udine bzw. Gemona zu tun hatte. Wir fuhren gemeinsam hinunter und organisierten alles mit der Schule. Die Stadt Villach hat das Projekt auch finanziell unterstützt.“ Auch heute pflegen wir intensiven Kontakt zu italienischen Partnerschulen, denn in unserer Schule gibt es seit 2001 die Möglichkeit eine bilinguale Klasse mit Arbeitssprache Deutsch/Italienisch zu besuchen. „Also, ich muss ja eines sagen, ich war vor Jahren einmal in der Schule und habe alle Lehrkräfte kennengelernt und hab’ in erster Linie auch mit der Direktorin zu tun gehabt. Aus den Gesprächen hatte ich damals wirklich den besten Eindruck. Man tut den Lehrern heute ja manchmal unrecht. In der Volksschule in Lind hab ich wirklich den Eindruck gewonnen, man ist dort sehr fortschrittlich. Man kann ruhig sagen, die Volksschule Lind gehört zu den besten im Raum Villach Stadt und Land. Ein Professor vom Gymnasium hat sich einmal geäußert: ‚Die Lindner sind die Besten.’ In meiner Zeit als prov. Leiter habe ich auch eingeführt, dass die Schüler auch zwischendurch immer kleine Pausen machen konnten, und nicht unentwegt sitzen mussten. Es ist ja für die Kinder eine Qual, speziell am Anfang ständig sitzen zu müssen weil sie ja auch rasch ermüden. Ich habe mich auch immer bemüht das ‚gute Alte’ mit dem ‚guten Neuen’ zu verbinden. Beim Leseunterricht ist damals die Ganzheitsmethode gekommen. Plötzlich mussten die Setzkästen alle weg. Ich dachte mir aber, das kann ja kein Problem sein, wenn ich ihn trotzdem spielerisch einsetze. Wir haben dann direkt „Setzkastenolympiaden“ veranstaltet. Das hat den Eifer der Kinder sehr angespornt. So hat sich der alte, verpönte Setzkasten durchaus noch bewährt.“ Sie haben ja im Laufe Ihrer Dienstjahre viele verschiedene Methoden kennengelernt. „Ja, und da verdanke ich dem ehemaligen Bürgermeister Timmerer, der die St. Johanner Schule gehabt hat, sehr viel. Der war, das kann man wirklich sagen, auf dem Gebiet des Volksschulunterrichtes, führend. Als Junglehrer wollte er mich an seine Schule haben, ich wollte aber nicht von Lind weg. Das hat er mir lange Zeit nicht verziehen, dass ich sozusagen die Chance nicht wahrnahm, beim „Meister“ in die Lehre zu gehen. Ich habe aber auch dadurch sehr viel profitiert, dass er seine Bücherei zur Verfügung stellte. Zwei Bücher waren für mich damals von unschätzbarem Wert: Fürs Rechnen hat Johannes Kühnel ein Buch geschrieben und, zwar ‚Neubau des Rechenunterrichtes’. Auf dem Sprachgebiet war ein gewisser Linke führend. Mein ganzer Deutsch- und Rechenunterricht hat auf diesen beiden aufgebaut.“ Hat die Mengenlehre in Ihrem Unterricht irgendwann einmal Bedeutung gehabt? „Von der Mengenlehre hab’ ich eigentlich nicht viel gehalten. Sagte man vorher zur Veranschaulichung: ‚Du hast 3 Äpfel und es kommen noch 2 dazu. Wie viele sind das?’, so musste der Schüler bei der Mengenlehre sagen: ‚Die Teilmenge von 3 Äpfeln plus die Teilmenge von 2 Äpfeln ergibt die Gesamtmenge von 5 Äpfeln.’ Das war ein unnötiger Ballast für die Kinder.“

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Wenn wir in der Zeit wieder ein bisschen zurück gehen, können Sie sich an bestimmte Aktionen erinnern, die es in der Nachkriegszeit gab, wie z. B. Heilkräutersammlung, oder Altstoffsammlung? „Ich weiß nicht mehr so genau. Aber da war einmal etwas mit den Maikäfern... Das erinnert mich an eine Situation in Religion. Der Bischof von Kärnten war bei uns auf Besuch, das war damals der Bischof Köstner, und der hat halt die Kinder Verschiedenes gefragt, er wollte sie irgendwie zur ‚Maiandacht’ hinführen. Da fragte er: ‚Woran erinnert euch der Mai?’, und dann hat ein Schüler aufgezeigt und sagte: ‚An die Maikäfer, Herr Bischof!’ So, ich schau noch einmal meine Notizen durch. Ich glaube ich habe Ihnen alles gesagt, was ich mir notiert habe. Ach ja, etwas fällt mir noch ein. Für mich war es damals das Schlimmste, die Zeugnisse zu schreiben. Noch dazu musste man in der vierten Klasse entscheiden, ob ein Schüler in den A-Zug oder B-Zug der Hauptschule oder ins Gymnasium ging. Ganz schlimm war es beim B-Zug, weil den ‚B-Züglern’ waren die Wege in höhere Schulen abgeschnitten. Es war manchmal so, dass ein Schüler von den momentanen Leistungen her, nur reif für den B-Zug war, aber von der Entwicklung her schien es so, als ob er nur eine Entwicklungsverspätung hätte. Da bin ich zum Direktor Binder gegangen, der die Hauptschule gehabt hat und mit dem ich mich persönlich auch sehr gut verstanden habe. Dem hab ich gesagt: ‚Du Helmut, ich hab’ da solche Gewissensbisse bei der Feststellung der A- und B-Zug-Reife.’ Er war sehr aufgeschlossen und sagte: ‚Weißt was, du beurteilst die Schüler so wie sie es momentan verdienen und führst sie als B-Zug-Schüler, schickst mir aber zu Schulbeginn ein Liste der Schüler mit der Bemerkung: ‚Ich habe gegen eine probeweise Verwendung im A-Zug nichts einzuwenden.’ Und es sind dann immer wieder einige von diesen Schülern im A-Zug geblieben. Ich war sehr froh darüber, dass wir dieses Problem unbürokratisch lösen konnten. Wir waren damals wirklich ein tadelloser Lehrkörper. Kameradschaftlich zusammen geschweißt und äußerst erfolgreich.“ Können Sie sich noch an die 50-Jahr-Feier der Volksschule Lind erinnern? „Nein, nicht wirklich. Vielleicht war ich in diesem Jahr gerade nicht in der Volksschule, denn sonst vergisst man so etwas ja nicht. Das wäre vielleicht noch zu sagen: Die Lindner Volksschule war in den Nachkriegsjahre immer ‚pumpvoll’. Wir hatten Vormittags- und Nachmittagsunterricht, weil sonst räumlich die ganze Sache nicht zu machen gewesen wäre. Bevor die Handelsakademie fertig gebaut war, wurden Handelsakademieklassen bei uns untergebracht und später auch noch der Polytechnische Lehrgang.“ Herr Wanker, vielen Dank, dass Sie mir so viel aus Ihrem Erfahrungsschatz erzählt haben. Es war sehr interessant. „Das hab’ ich sehr gerne gemacht.“

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„Der kleine Chronist“ 325

Am 2. Juli 1960 fand anlässlich des 50 jährigen Bestandsjubiläums der Volksschule Lind eine Schulfeier unter den Linden vor dem Schulhaus statt. Zu dieser Veranstaltung eingeladen hatten die beiden Direktoren, der Leiter der Knabenvolksschule III Ernst Ebner und der Leiter der Mädchenvolksschule III Franz Smoley. Bei seiner Rede sprach Bürgermeister Gottfried Timmerer von Lind als einem zukünftigen „Erziehungszentrum“. Denn zum Kindergarten und der Volksschule würden in absehbarer Zeit eine Handelsakademie und eine Handelsschule hinzukommen. Auch für den Neubau der Hauptschule Lind konnten von der Stadtverwaltung schon Baugründe angekauft werden. Die Dichterin und langjährige Lehrerin an der Mädchenvolksschule III, Paula Brix-Bogensberger, verfasste eigens für diese Feierlichkeit das Theaterstück „Der kleine Chronist“.326 „In diesem von den Mädchen der Volksschule III vorgeführten, kindlich-naiven Frage-und-Antwort-Spiel berichtet der Chronist über den Werdegang und das recht wechselvolle Schicksal des Geburtstagskindes.“ 327 Auf einer Bühne vor dem Schulhaus stellten die Schüler und Schülerinnen Szenen aus dem bewegten Leben des Hauses dar. Die Rolle des „kleinen Chronisten“ spielte die damals 9-jährige Schülerin Margot Buxbaum (s. Foto oben), die heute, 50 Jahre spä325

Bildquelle: Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 237. vgl. Zeitungsausschnitt in der Schulchronik Mädchenvolksschule III, Villach/Lind Bd. 2, S. 235. 327 ebd. 326

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ter, an dieser Schule mit viel Freude und Engagement als Lehrerin tätig ist. Über die Erinnerungen an ihre Volksschulzeit berichtet Frau Glawischnig (geb. Buxbaum) im folgenden Interview.

Interview mit Frau Glawischnig Darf ich dich um eine kurze Vorstellung bitten? „Ich heiße Margot Glawischnig, bin 1950 geboren und ich unterrichte seit 1998 an der Volksschule 3 Villach/Lind. Auch meine Mutti, Martha Maier, ist schon in diese Volksschule gegangen. Sie war damals Linkshänderin und hatte furchtbare Angst vor der Schule. Das war im Jahr 1926. Diese Geschichte hat sie uns Kindern immer gerne erzählt. Sie hatte höllische Angst vor der Schule, weil sie mit der rechten Hand nichts machen konnte. Sie ist in den ersten Schultagen immer wieder getürmt. Kaum war sie drinnen in der Klasse, war sie auch schon wieder fort. Die Lehrerin eine gewisse Fr. Hierländer musste die Klassentüre zusperren, bis das ‚Marthele’ dann endlich geblieben ist.“ Warum hatte sie solche Angst? „Ja, weil sie befürchtete, dass sie in der Schule auf rechts umgelernt würde, was dann ja auch geschah. Sie erzählte, dass sie öfters Schläge auf die Finger bekommen hätte. Aber das war damals leider so. Sie hat ihr ganzes Leben alles immer mit der linken Hand gemacht, nur geschrieben hat sie rechts.“ Deine Familie ist praktisch über mindestens 3 Generationen in diese Schule gegangen. „Ja, also meine Mutti und ihre Geschwister, ich und zwei meiner vier Töchter sind hier in die Schule gegangen.“ Welche Erinnerungen hast du an deine eigene Volksschulzeit? „Also, für uns war damals beeindruckend, dass da zwei verschiedene Schulen waren, eine für Buben und eine für Mädchen. Aber in unserer Klasse waren auch 7 Buben, weil es irgendeinen Ausgleich wegen der Schülerzahlen gab. Die Buben wurden in Handarbeiten immer so gelobt, weil sie so brav stickten und strickten. Dann kann ich mich noch an den Schulhof erinnern, aber nicht daran, ob wir jemals die Pause draußen verbracht hätten. Ich kann mich an keine Hofpause erinnern. Ich kann mich an zwei Lehrmittel erinnern: Das eine war eine große Landkarte, die war so groß, dass ich, je näher ich war, darauf gar nichts mehr erkennen konnte. Das war für mich furchtbar, weil ich dann im Vergleich mit der kleinen Karte nie wusste, was wo ist. In der zweiten Klasse hatte ich den Herrn Direktor Smoley und der hat immer den ‚Rechenmaxi’ mitgebracht. Das war so ein Holzgestell in Form einer Puppe, mit dem man rechnen konnte. Das war das Schönste für uns, wenn er diesen ‚Rechenmaxi’ mit in die Klasse brachte. Ich kann mich auch noch erinnern, dass ich mich sehr gefreut habe, als ich die ersten Buchstaben lernte.

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Seid ihr schon nach der Ganzheitsmethode unterrichtet worden? „Nein, ich noch nicht, aber mein jüngerer Bruder, der ging 4 Jahre nach mir in die Lindner Schule und der lernte mit der Ganzheitsmethode. Das weiß ich deshalb noch so genau, weil ich daheim mit ihm immer die Aufgabe machen und mit ihm lernen musste. Ich war damals schon jeden Nachmittag ‚Lehrerin’ mit meinem kleinen Bruder. Wir haben noch Buchstabe für Buchstabe gelernt. Und ich war so glücklich mit meinen Buchstaben. Als eines Tages meine Großtante zu Besuch kam und ich ihr zeigen wollte, wie gut ich schon schreiben konnte, schrieb ich ‚Papa’ aber mit zwei ‚bb’, also Pabba. Sie hat daraufhin so herzlich gelacht, was mich dazu bewogen hatte, von da an alles immer richtig zu schreiben. Ich dachte mir damals: ‚Nie wieder im Leben mach ich Fehler.’ Das war für mich damals so der Funken, in der Schule alles richtig zu machen. Meine Mutter hat sich nicht so gekümmert, wie ich die Hausaufgaben machte, und später, für meinen Bruder hat sie mich eingesetzt. Was damals auch besonders wichtig war, das war die schöne Heftführung, oder dass man z.B. keine ‚Eselsohren’ in den Heften und ordentliche Bücher hatte. Auch durfte man keine Fehler machen. Es gab zwar Radiergummis, aber man durfte nicht bemerken, dass radiert wurde. Diese Erziehung zur Genauigkeit das hat sich auf uns stark übertragen.“ Wie siehst du diese Erfahrungen als Schülerin heute aus der Sicht der Lehrerin? „Die Kinder von heute gehen meiner Meinung nach viel zu großzügig mit ihren Sachen um. Aber das ist scheinbar der Trend der Zeit. Damals gab es ja noch Fleißund Betragensnoten, auch die äußere Form der Arbeiten wurde beurteilt. Das gibt es heute nicht mehr. Deshalb hab’ ich es mir als Lehrerin schon vor Jahren zur Angewohnheit gemacht, den Schülern zum Zeugnis dazu einen Brief zu geben, in dem auch diese Aspekte erwähnt werden. Ich kann mich auch noch an einen fantastischen, großen Turnsaal erinnern, der mittlerweile auch schon renoviert wurde, und ich war ganz weg, als ich feststellte, dass er gar nicht so groß ist, wie ich ihn damals als Kind wahrgenommen habe. Auch der Eislaufplatz war damals auch schon bei der Schule. Aber wir konnten ihn nur am Nachmittag nutzen. Im Turnunterricht gingen wir nicht Eis laufen, so wie wir das heute mit unseren Schülern machen. Ich weiß auch noch, dass wir im Grunde genommen immer artig, brav und fromm in der Bank gesessen sind. Ich kann mich an keine störenden oder verhaltensauffälligen Schüler erinnern. Ich kann mich erinnern, dass die Lehrer eigentlich die meiste Zeit an ihrem Tisch saßen, außer wenn sie etwas an der Tafel schreiben mussten. Ich glaube, dass es disziplinär damals für die Lehrer einfacher war, als es heute ist. Obwohl viel mehr Kinder in einer Klasse waren. Es gab damals mehr Respekt vor den Lehrern und überhaupt einen respektvolleren Umgang der Menschen miteinander. Man ist einfach so erzogen worden. Es hat z.B. jedes Kind selbstverständlich gegrüßt. Man hat Regeln mitbekommen, wie man sich benehmen soll. Das ist heute bei weitem nicht immer so. Ich hab’ mich in der Schule immer wohl gefühlt. Es war zwar kein Ort des ‚Gaudihabens’, das war der Ort zum Lernen und man war in der Zeit, in der man dort war, in-

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teressiert an dem was geschah. Das Schönste war der gemeinsame Schulweg mit den Schulfreunden. Damals war die Genotteallee noch nicht asphaltiert. Das war noch eine richtige Landstraße in die Dörfer hinauf.“ Wo hast du damals gewohnt? „Damals wohnte ich in der Kasmanhuber Straße, gleich gegenüber von der Schule. Im Winter haben die Bauern vom Dorf mit Schneepflügen, die von Pferden gezogen wurden, den Schnee geräumt. Geboren wurde ich eigentlich im Elternhaus meiner Mutter in der Kanaltaler Straße in der Neuen Heimat oben und ich kann mich noch erinnern, wir sind oft zu Fuß in die Stadt hinunter gegangen und in der Meerbothstraße waren lauter Häuser mit Bombenschäden. Die Fassaden haben fürchterlich ausgesehen. Meine Mutter hat mir damals erklärt, warum die Häuser so beschädigt waren. Das war ja kurz nach dem Krieg.“ Wie ist es für dich, in der Schule zu unterrichten, die du als Kind besucht hast? „Das war für mich eigentlich mein Leben lang ‚meine Schule’. Wann immer ich an der Schule vorbeiging, auch später als ich schon ins Gymnasium ging und noch später als ich schon erwachsen war, es hat mich immer mit einem warmen Gefühl erfüllt, diese Schule zu sehen. Es war immer ‚meine Schule’ und es war für mich unheimlich schön wieder an diese Schule zurückzukommen. Und ich bin auch heute wahnsinnig gerne dort – es ist nach wie vor ‚meine Schule’. Diese Schule ist für mich ein Stück ‚Heimat’.“ Welche Erinnerungen hast du an die 50-Jahr-Feier der Schule? Du hast ja damals bei der Aufführung des Stückes „Der kleine Chronist“ die Hauptrolle gespielt. „An die Vorbereitungen für das Fest kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Aber was mir in Erinnerung geblieben ist, ist dass ich mit der Chronik in der Hand auf der Tribüne gestanden bin. Ich war so stolz darauf, dass man mir so ein schönes Gewand von der Villacher Faschingsgilde angezogen hat. Ich kann mich noch ganz genau an dieses Gefühl erinnern. Ich konnte damals schön vorlesen, wahrscheinlich hat man mich deshalb auch für diese Aufgabe genommen. Aber ich weiß sonst eigentlich nicht mehr, was da bei dieser Feier passiert ist. Ich war damals für mich wohl der Mittelpunkt der Welt mit dieser Rolle, die ich spielen durfte.“ Vielen Dank für das Gespräch.

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Das Schulgesetzwerk von 1962

14 Das Schulgesetzwerk von 1962 Durch die Notwendigkeit, das Schulwesen nach dem 2. Weltkrieg so rasch als möglich wieder aufzubauen, entwickelte es sich nach 1945 weitgehend „praeter legem“ – gestützt lediglich auf Übergangsgesetze und verschiedenste Erlässe des Bundesministeriums für Unterricht. Man konnte sich nicht wirklich auf eine neue Schulgesetzgebung beziehen.328 Durch die Uneinigkeit der österreichischen Großparteien SPÖ und ÖVP dauerte die endgültige Einigung und Beschlussfassung schließlich bis 1962. Mit Inkrafttreten dieser Schulgesetze im Jahr 1962 begann ein neuer Abschnitt in der Bildungsgeschichte Österreichs. Das Schulgesetzwerk von 1962 schuf eine einheitliche gesetzliche Grundlage für alle Schulen, geregelt durch: •

das Bundes-Schulaufsichtsgesetz (BGBl. 240/1962)



das Schulpflichtgesetz (BGBl. 241/1962)



das Schulorganisationsgesetz (BGBl. 242/1962)



die Religionsunterrichtsgesetz-Novelle1962 (BGBl. 243/1962) und



das Privatschulgesetz (BGBl. 244/1962)329

Das Bundes-Schulaufsichtsgesetz regelt bis heute die Zuständigkeiten und die Zusammensetzung der Schulbehörden. Die Ortsschulräte wurden abgeschafft. Die Schulverwaltung und Schulaufsicht für das gesamte Bundesgebiet oblag nun dem Bundesministerium für Unterricht (BMfU). In den einzelnen Bundesländern installierte man Landesschulräte (LSR) und diesen unterstehen in den einzelnen politischen Bezirken die Bezirksschulräte (BSR).330 Die Landes- und Bezirksschulräte bestehen aus zwei verschiedenen Organen, und zwar dem Präsidenten des LSR bzw. dem Vorsitzenden des BSR und dem Kollegium des Landes- bzw. Bezirksschulrates. Das Amt des Landesschulratspräsidenten fällt automatisch dem Landeshauptmann zu, der seine Aufgaben jedoch einem amtsführenden

Präsidenten übertragen kann.

Dem Kollegium gehören Lehrer- und Elternvertreter sowie, mit beratender Stimme, Vertreter der Kammern und der Religionsgemeinschaften an.331

328

vgl. Jellouschek 1984, S. 39. vgl. ebd., S. 50. 330 vgl. BMfU (Hrsg.) Die Materialien zur Schulgesetzgebung 1962, S. 12. 331 vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 46. 329

Das Schulgesetzwerk von 1962

113

Das Schulpflichtgesetz regelt die allgemeine Schulpflicht, aber auch die Berufsschulpflicht. Die wichtigste Neuerung in diesem Gesetz war die Anhebung der allgemeinen Schulpflicht von acht auf neun Jahre. Allerdings waren sich die beiden Regierungsparteien vorerst nicht darüber einig, an welcher Schnittstelle dieses neunte Schuljahr eine sinnvolle Ergänzung bringen sollte. Die ÖVP forderte eine Verlängerung der Volksschulunterstufe von vier auf fünf Jahre mit der Überlegung, die Schüler dadurch besser auf das Fachlehrersystem der Volksschuloberstufe bzw. der Hauptschule vorbereiten zu können. Die SPÖ sah das neunte Schuljahr im Anschluss an die Hauptschule (bzw. Volksschuloberstufe) als ein berufsvorbereitendes Jahr, um den Jugendlichen den Übergang in das Berufsleben zu erleichtern. Diesen Überlegungen folgend, beschloss die Regierung die Einführung eines neuen Schultyps, des „Polytechnischen Lehrganges“. Hier können Schüler und Schülerinnen, die nicht vorhaben eine höhere Schule zu besuchen, bevor sie eine Lehre beginnen, ihr neuntes Schuljahr absolvieren.332 Das Kernstück des Schulgesetzwerkes von 1962 stellt das Schulorganisationsgesetz (SchOG) dar. Hier kam es erstmals zu einer umfassenden systematischen Darstellung des österreichischen Schulwesens, geltend sowohl für öffentliche, als auch für private Schulen mit Öffentlichkeitsrecht. Das SchOG umfasst drei Hauptstücke. Im ersten Hauptstück werden die allgemeinen Bestimmungen für alle Schularten definiert, das zweite Hauptstück befasst sich mit der Organisation der einzelnen Schultypen und das dritte Hauptstück beinhaltet die Übergangs- und Schlussvorschriften.333 Im § 2 des SchOG werden die Aufgaben der österreichischen Schule formuliert und zwar in einer Form, die für alle Schultypen eine allgemein verbindliche Zielstellung darlegt.334 Wegen seiner Tragweite für das österreichische Schulsystem sei der Inhalt dieser Bestimmung hier wörtlich wiedergegeben: „§ 2. A u f g a b e

der österreichischen Schule.

(1) Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwick332

vgl. ebd., S. 48 f. vgl. Jellouschek 1984, S. 51. 334 vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 50. 333

Das Schulgesetzwerk von 1962

114

lungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen. Die jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen und verantwortungsbewussten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen und bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken.“ 335 Neben den Aufgaben der Schule, regelt das neue Schulorganisationsgesetz auch die Gliederung, den Aufbau, die Organisation der österreichischen Schulen sowie den Aufbau der Lehrpläne.336 Eine weitere wichtige Änderung für den Pflichtschulbereich war die Erneuerung der Volksschullehrerausbildung, die nun viersemestrig an der „Pädagogischen Akademie“ stattfand. Diese wurde zwischen höherer Schule und Universität angesiedelt und bildete somit eine neue Stufe im österreichischen Schulwesen.337 Die Rechtsgrundlage für den Religionsunterricht bildete die Religionsunterrichtsgesetz-Novelle von 1962, welche das Religionsunterrichtsgesetz von 1949 in der Fassung von 1957 neu regelte. War der Gegenstand Religion bisher nur für Volks-, Haupt- und Sonderschulen sowie für AHS und Lehrerbildungsanstalten verpflichtend, so wurde er mit dieser Novelle auch als Pflichtgegenstand für berufsbildende Schulen und als Freigegenstand für Berufsschulen verankert.338 Die Abmeldemöglichkeit für diesen Gegenstand behielt man aber, entgegen den Wünschen der Kirche, bei.339

335

BGBl. Nr. 242/1962, S. 1178. vgl. ebd., II. Hauptstück. 337 vgl. Engelbrecht 1988, S. 517 f. 338 vgl. BGBl. Nr. 243/1962, § 1. 339 vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 64. 336

Das Schulgesetzwerk von 1962

115

Im Privatschulgesetz werden im ersten Abschnitt die Voraussetzungen für die Errichtung, Führung und Untersagung der Führung von Privatschulen geklärt. Der zweite Teil gibt Auskunft über die Voraussetzungen für die Führung einer gesetzlich geregelten Schulartbezeichnung und im dritten Abschnitt wird die Verleihung des Öffentlichkeitsrechtes an Privatschulen geregelt.340

340

vgl. Jellouschek 1984, S. 56.

Modernisierungsprozesse im Grundschulbereich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

116

15 Modernisierungsprozesse im Grundschulbereich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Als die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) den Modernitätsrückstand des österreichischen Schulsystems im internationalen Vergleich feststellte, wurde 1969 die Schulreformkommission (SRK) ins Leben gerufen. Sie leitete umfassende Reformmaßnahmen zur Modernisierung des Schulsystems durch die „Schulversuche zur Schulreform“ in die Wege.341 Für die Grundschule legte man gemäß der 4. u. 5. SchOG-Novelle (1971 u. 1975) folgende Schulversuche fest: •

Vorschule für vom Schulbesuch zurückgestellter Kinder



Leistungsdifferenzierung in der Grundschule



Lebende Fremdsprache in der 3. u. 4. Schulstufe



Integrierte Grundschule342

Auch an der Volksschule in Lind343 erprobte man, wie aus der Chronik im Schuljahr 1975/76 ersichtlich ist, einzelne Schulversuche: „Während dieses Schuljahres werden an der Schule zwei Schulversuche geführt: a.) an den 4. Klassen wird von Hauptschullehrern „Fremdsprachliche Vorschulung Englisch“ unterrichtet; b.) ebenfalls an den 4. Klassen ist der Versuch ‚Innere Differenzierung’ bewilligt. Dabei wird je eine Wochenstunde Deutsch wie Mathematik in drei Schwierigkeitsgruppen differenziert gearbeitet. Die schwächsten Schüler erhalten wöchentlich eine Stunde Förderunterricht in Deutsch.“ 344 Aufgrund der Erfahrungen in den Schulversuchen wurden nun schrittweise einzelne Bereiche der Schulorganisation verändert. In den 1980er Jahren erfuhr das Schulorganisationsgesetz nochmals einige Novellierungen. Für den Volksschulbereich ergaben sich daraus aber lediglich folgende Reformkonsequenzen: •

die Einführung der Vorschulklasse (bzw. Vorschulgruppe bei zu geringen Schülerzahlen) und

341

vgl. Scheipl/Seel 2004, S. 27 f. vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 90 u. S. 113. 343 Mit 1. Jänner 1973 erhielten die beiden Volksschulen folgende neue Bezeichnungen: Mädchenvolksschule III wurde zur Volksschule 6, Villach/Lind, die Knabenvolksschule III erhielt die Bezeichnung Volksschule 5, Villach/Lind. 344 vgl. Schulchronik Volksschule 6, Villach/Lind, unpag. 342

Modernisierungsprozesse im Grundschulbereich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts



117

die Fremdsprachliche Vorschulung, die in Form des Schulversuchsmodells mit der 7. SchOG-Novelle von 1982 in das Schulsystem übernommen wurde.345

Bei der Lehrplanreform 1986 wurde die Vorschulstufe erstmals in den Lehrplan integriert und bot somit eine Planungsgrundlage für die Arbeit in der Vorschulstufe an.346 Eine weitere Verbesserung, neben der Einführung der Vorschulklassen, strebte man mit der Neugestaltung des Schuleintritts an. Die erste und zweite Klasse bildet seit 1974 eine Beurteilungseinheit, und über die Berechtigung zum Aufsteigen eines Schülers wird erst nach Beendigung des 2. Schuljahres entschieden.347

345

vgl. Scheipl/Seel 1988, S. 138. vgl. ebd., S. 143. 347 vgl. Scheipl/Seel, 2004, S 87. 346

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

118

16 Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt Betrachtet man die Volksschule 3 Villach/Lind348 von „heute“, so findet man von außen gesehen noch immer ein wunderschönes, altehrwürdiges Jugendstilgebäude vor, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Doch von innen ist die Schule so lebhaft, wie man sich eine moderne Volksschule der Gegenwart vorstellt. „Schule der Vielfalt“ spiegelt das Schulprofil dieser Bildungsanstalt wider, welches die verschiedensten Angebote beinhaltet, um der Vielfältigkeit der heutigen Schuljugend gerecht zu werden zu können.

16.1 Integration Im Jahr 1993 erfuhr die sonderpädagogische Förderung innerhalb des österreichischen Schulwesens mit Inkrafttreten der 15. Novelle des Schulorganisationsgesetzes eine wesentliche Neuerung. Die Aufgaben der Volksschule wurden erweitert: „Die Volksschule hat in den ersten vier Schulstufen (Grundschule) eine für alle Schüler gemeinsame Elementarbildung unter Berücksichtigung einer sozialen Integration behinderter Kinder zu vermitteln. Für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf [...] sind die Bildungsaufgaben der der Behinderung entsprechenden Sonderschulart zu berücksichtigen." 349 Um eine Grundlage für diese schulorganisatorische Veränderung zu bilden, musste auch das Schulpflichtgesetz geändert werden. Es wird nun nicht mehr Sonderschulbedürftigkeit, sondern der „Sonderpädagogische Förderbedarf“ festgestellt und die Eltern eines betroffenen Kindes können selbst entscheiden, in welcher Bildungseinrichtung (Volksschule oder Sonderschule) ihr Kind unterrichtet wird.350 An der Volksschule 6 wurde im Schuljahr 1994/95 erstmals eine Integrationsklasse geführt. „Unter den 17 Schülern sind 4 (2 Kn., 2 Md.) mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Klasse hat mit VL Teda Lampel und VL Maria Winkler eine ausgezeichnete Betreuung, was den Eltern auch bewusst ist. Sie haben die Neuerung auch pos. aufgenommen. In der Klasse herrscht zwischen Eltern, Schülern und Leh-

348

Im Jahr 1996 wurden die beiden Schulen VS 5 und VS 6 zusammengelegt und unter der Bezeichnung Volksschule 3 Villach/Lind weiter geführt. 349 BGBl. Nr. 512/1993, § 9, Abs. 2. 350 vgl. ebd., § 8a.

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

119

rern ein harmonisches Verhältnis. In dieser Integrationsklasse werden die Schüler in allen Gegenständen von jeweils 2 Lehrern betreut.“ 351 Seit 1994 wird an der Volksschule Villach Lind jedes Jahr mindestens eine Integrationsklasse geführt (s. auch Zeitungsbericht auf S. 120).

351

Schulchronik Volksschule 6, Villach/Lind, unpag.

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

Zeitungsbericht über eine Integrationsklasse in der Volksschule 3 Villach/Lind 352

352

Beilage i. d. Schulchronik Volksschule 6, Villach/Lind, unpag.

120

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

121

16.2 Fremdsprachliche Vorschulung mit Native Speaker Eine logische Schlussfolgerung der Globalisierung ist die Forderung nach vermehrter sprachlicher Ausbildung, auch schon im Volksschulbereich. Nach der Einführung der fremdsprachlichen Vorschulung für die dritten und vierten Klassen wurde die verbindliche Übung „Lebende Fremdsprache“ ab 2003/04 nach verschiedenen Übergangsbestimmungen für die erste bis vierte Schulstufe endgültig verankert. Die gemachten Erfahrungen in der Erprobung während der Jahre 1994 – 1998 zeigten, dass die frühe Einführung der Fremdsprache folgende Auswirkungen hatte: 1. „Steigerung der Motivation, eine Fremdsprache zu erlernen 2. Positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten der SchülerInnen 3. Vertieftes interkulturelles Verständnis 4. Aufbau einer handlungsorientierten kommunikativen Kompetenz in einer Fremdsprache.“ 353 Die Begegnung mit der zweiten Sprache soll in einer kindgemäßen Form und in einer zwanglosen Atmosphäre stattfinden. Dabei soll die Freude am Erlernen einer Zweitsprache geweckt und eine positive Haltung gegenüber Sprachen aufgebaut werden. In der Grundstufe 1 findet dieser Unterricht als integrierter Bestandteil des Grundschulunterrichts statt. Das heißt, dass sich die Dauer der Einheiten nach der Aufnahmefähigkeit der Kinder richtet.354 Besonderer Wert ist dabei auf die „Einsprachigkeit“ zu legen. „Im Fremdsprachenunterricht in der Grundschule ist auch bei integrativer Führung Einsprachigkeit anzustreben.“ 355 Natürlich forderte die sprachliche Früherziehung eine zusätzliche Ausbildung der Volksschulehrerinnen. Dafür wurden von den Pädagogischen Instituten eigens eingerichtete Ausbildungskurse angeboten, sodass bereits im zweiten Jahr der verpflichtenden Einführung fast alle österreichischen Volksschulen die lebende Fremdsprache ab der 1. Schulstufe mit qualifizierten Lehrerinnen abdecken konnten.356 Um der geforderten „Einsprachigkeit“ im besonderen Maße Rechnung zu tragen, begannen sich die Lehrerinnen der Volksschule Lind mit der Thematik des Englischunterrichtes mittels Native Speaker auseinanderzusetzen. Im Schuljahr 1999 suchte man schließlich beim Bundesministerium für Unterricht im Rahmen des EU-Projektes

353

Felberbauer u. a. 2004, S. 699. vgl. Lehrplan d. Volksschule 2004, S. 371 u. 375 f. 355 ebd., S. 376. 356 vgl. Felberbauer u. a. 2004, S. 699 f. 354

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

122

„Comenius“ um einen englischen Sprachassistenten an. John Wilks aus Plymouth wirkte ein ganzes Schuljahr als Native Speaker in acht Klassen der Schule (s. auch Zeitungsbericht auf S. 123).357 Die Begeisterung für diese Art von Fremdsprachenunterricht, gleichermaßen bei Schülern, Eltern und Lehrern, war der Grund dafür, dass man sich darum bemühte, auch in Zukunft den Englischunterricht mittels Native Speaker durchführen zu können. Seit 1999 wird dies nun durchgängig praktiziert, und zwar in allen Klassen. Der Native Speaker der Schule, Mrs. Margaret Hoffmann (BA), wird für ihre Tätigkeit von den Eltern bezahlt. Dafür braucht es alljährlich einen einstimmigen Beschluss der Klassenforen aller Klassen. Seit dem Schuljahr 2002/03 gibt es auch die Möglichkeit, eine Klasse mit vermehrtem Englischunterricht zu besuchen. Hier unterrichtet Mrs. Hoffmann drei Stunden in der Woche, aufgeteilt auf 5 bis 6 Unterrichtseinheiten, auf integrativer Basis.

Bericht über den Englischunterricht mit Mrs. Margaret Hoffmann auf der Homepage der Volksschule 3 Villach/Lind 358

357 358

vgl. Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, unpag. http://www.vs-villach3.ksn.at/news/schulleben2008_09/schullebenseite2008_09.htm

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

John Wilks aus Plymouth wirkte als Sprachassistent an der Volksschule 3 Villach/Lind 359

359

Beilage i. d. Schulchronik Volksschule 6, Villach/Lind, unpag.

123

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

124

16.3 Europa in der Schule Die Gegenwart ist gekennzeichnet von der Tendenz einer weltweiten Vernetzung einerseits getragen von den verschiedenen neuen Medien wie Computer und Internet, andererseits durch die Tatsache, dass die europäischen Länder durch die Vereinigung in der Europäischen Union sozusagen ein Stück näher aneinander gerückt sind. In verschiedenen Projekten wie z. B. dem schon erwähnten Comenius-Projekt wird der Europagedanke in die Schulen getragen und den Schülern näher gebracht. „Comenius-Projekte sind Schulprojekte, die von der EU gefördert werden. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Schulpartnerschaften zwischen Schulen in europäischen Ländern (und sogar darüber hinaus) zu initiieren. Damit wird die europäische Dimension im Bereich der Schulen ebenso gefördert wie das Bewusstsein für europäische Gemeinsamkeiten. Der Erfahrungsaustausch zwischen Lehrern in ganz Europa wird möglich, und es werden oft auch europaweit einsetzbare Lernbehelfe erarbeitet. Eine besondere Chance liegt im Offenwerden für andere Länder mit ihren Sprachen und Kulturen. In Form von Lehreraustauschen und Study visits können sich beteiligte Lehrer und Direktoren über Unterrichtsmethoden in den Partnerschulen und Schulsysteme in den Partnerländern informieren. Sie beobachten den Unterricht und unterrichten auch selbst. Die Chance für die Schüler liegt darin zu begreifen, welche Bereicherung es bedeutet, Kinder aus anderen Ländern kennenzulernen, sich mit ihrer Sprache, ihren Bräuchen und Lebensgewohnheiten vertraut zu machen und sie vielleicht sogar persönlich zu treffen.“ 360 Dieses Projekt, welches von VOL Christa Fleischhacker geleitet wurde, erstreckte sich über 3 Schuljahre. Am Beginn (1997) arbeiteten 4 Klassen mit, doch mit der Zeit beteiligten sich immer mehr Schüler und Lehrer der Schule an dieser Möglichkeit, mit europäischen Schülern und Lehrern in Kontakt zu treten.361 „Eine Schule in Staranzano, Italien, und eine Schule in Renče, Slowenien, traten mit uns in Kontakt. Es gab gegenseitige Besuche und es ist für uns alle interessant zu sehen, wie Schulen in anderen Ländern – unseren Nachbarländern – funktionieren. Am 2. März 1998 kamen je zwei Lehrerinnen von unseren Partnerschulen in Finnland und in Italien an unsere Schule, um hier mit den Schülern zu arbeiten. In ihrer freien Zeit zeigten wir ihnen viel von unserem Land und bei privaten Einladungen

360

Bericht der Projektleiterin der VS 3, VOL Christa Fleischhacker, im Archiv der Homepage der Volksschule 3 361 vgl. Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, unpag.

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

125

auch von unserer Lebensart. Im Dezember dieses Schuljahres war ich [gemeint ist die Schulleiterin Johanna Stuppnigg – Amn. d. Verf.] mit Kollegin Eva Lepuschitz in Spirano auf Studienbesuch. Und im Mai werden die Kolleginnen Teda Lampel und Isabella Buse nach Kokkola [Finnland – Anm. d. Verf.] fliegen. Teachers-exchange – eine gute Idee, die sicherlich viel zum Verständnis für Menschen in anderen Ländern und für deren Kultur und Lebensweise beiträgt.mIm Mai kamen 100 Schüler und Lehrer aus Staranzano und Renče zu uns. Wir veranstalteten ein großes Sportfest in unserem Garten. Im Juni fuhren wir mit ca. 50 Schülern nach Staranzano, wo sie zu einen Kreativtag eingeladen waren.“ 362 Ein weiteres mehrtägiges Treffen zwischen Schülern und Lehrern im Rahmen dieses Projektes fand in Marina die Massa bei Pisa statt.363 Beim Abschlussfest, das in Villach gefeiert wurde, waren auch der Schulleiter der finnischen Partnerschule Aatto Pennanen und seine Frau Pirjo sowie der Schulleiter der italienischen Schule Elio Ferrari anwesend.364 „Aus dieser Projektarbeit sind sehr schöne menschliche Beziehungen entstanden und wir werden ganz sicher weiter in Kontakt bleiben.“ 365

16.4 Bilingualer Unterricht mit Arbeitssprache Italienisch Die Aufnahme der Minderheiten- bzw. Nachbarsprachen in den Kanon der lebenden Fremdsprachen im Lehrplan der Volksschule und die verbindliche Einführung einer lebenden Fremdsprache ab der 1. Schulstufe im Jahr 1998 bildeten die Basis für das Modell des bilingualen Unterrichts mit Arbeitssprache Deutsch und Italienisch an Volksschulen. Die Idee dazu stammte vom italienischen Generalkonsul in Klagenfurt Dott. Lorenzo de Medici. Im Jahr 2000 konkretisierte er in Besprechungen mit der Abteilung VI der Kärntner Landesregierung die Errichtung einer deutsch-italienischen Grundschule mit dem Standort Klagenfurt oder Villach.366 Die erste Klasse dieser Art wurde im Jahr 2000 an der Volksschule 10 in Klagenfurt installiert. Im Schuljahr 2000/01 bemühte sich die Volksschule Lind unter der Leitung von Fr. Dir. Johanna Stuppnigg ebenfalls um den Schulversuch „Bilingualer Unterricht mit deutsch-

362

Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, unpag. vgl. Bericht der Projektleiterin der VS 3, VOL Christa Fleischhacker, im Archiv der Homepage der Volksschule 3 364 vgl. Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, unpag. 365 ebd. 366 vgl. Lehrplanzusatz f. bil. Unterr. in dt. u. ital. Arbeitssprache. Klagenfurt 2005, S. 6. 363

126

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

italienischer Arbeitssprache“.367 Folgende organisatorischen und pädagogischdidaktische Vorbedingung waren dafür zu erfüllen: •

„Der klassenführenden österreichischen Lehrperson ist eine italienische zugeordnet.



Jede beherrscht in ausreichendem Maße die jeweilige Sprache der anderen, selbstverständlich in kulturtechnischem Sinn.



Beide sind im Unterricht durchgehend präsent.



Beider Aufgabe ist es, die Kulturtechniken der jeweiligen Sprache den Kindern zu vermitteln, mit den Kindern zu erarbeiten.“ 368

Diese Vorbedingungen zogen nach sich, dass der Schule je •

„eine pädagogisch-didaktisch ausgebildete österreichische Lehrperson mit entsprechender Zusatzausbildung in Italienisch und



eine italienische Lehrkraft mit entsprechender Ausbildung in Deutsch“ 369

zur Verfügung stehen. Weiters musste sowohl die wissenschaftliche als auch die didaktisch-methodische Begleitung gesichert werden.370 Zur Abklärung der Finanzierung bedurfte es vieler Verhandlungen mit der Kärntner Landesregierung, bis es zur endgültigen Genehmigung kam.

371

Im Schuljahr

2001/02 begann für 24 Schüler und Schülerinnen der 1.c Klasse der Volksschule 3 Villach/Lind der zweisprachige Unterricht.372 Noch heute läuft dieser Schulversuch und er wird von Eltern, Schülern und Lehrern gleichermaßen mit großer Begeisterung angenommen. Unterrichtet wird in dieser Form je eine Klasse auf allen vier Schulstufen. Für den bilingualen Unterricht steht jeder Klasse, je 11 Stunden, ein Native Speaker zur Verfügung. Sechs Lehrerinnen der Schule haben die Lehramtsprüfung für Italienisch gemacht, um die Voraussetzung für diese Unterrichtsform zu erfüllen. Im Zusammenhang mit diesem Schulversuch erarbeiteten die beteiligten Lehrerinnen gemeinsam mit dem Team der Volksschule 10 in Klagenfurt im Jahre 2005 einen

367

vgl. Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, unpag. Cencig 2004, S. 2. 369 ebd., S. 3. 370 vgl. ebd., S. 4. 371 vgl. Zeitungsberichte aus der Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, unpag. 372 vgl. Schulchronik, Volksschule 3, Villach/Lind, 1995 – 2002, unpag. 368

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

127

Lehrplanzusatz, der dem Unterrichtsministerium zur Begutachtung vorgelegt wurde.373

16.5 Interkulturelles Lernen Das österreichische Regelschulwesen ist grundsätzlich auf Integration und nicht auf Segregation ausgelegt. Unabhängig von Herkunft, Geschlecht, der Rasse, des Standes, der Sprache oder des Bekenntnisses sind öffentliche Schulen für alle schulpflichtigen Kinder zugänglich. Flüchtlings- und Migrantenkinder besuchen dieselben Schulen wie österreichische Schulkinder. Für alle Kinder, die sich dauernd in Österreich aufhalten, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, gilt die Schulpflicht. Auch Kinder von Asylwerbern, oder von Personen mit ungeklärtem aufenthaltsrechtlichen Status, sind davon nicht ausgenommen. Dies ist nicht überall in Europa selbstverständlich, da es auch Länder gibt, die Asylwerberkinder dezidiert vom Besuch der Regelschule ausschließen.374 Auch die Volksschule 3 Villach/Lind wird von Kindern aus vielen verschiedenen Staaten der Erde besucht. Kulturelle und auch sprachliche Vielfalt in den Klassen ist heute mehr die Regel als die Ausnahme. Kinder von Einwanderern und Flüchtlingen oder anderen ausländischen Staatsangehörigen lernen gemeinsam mit österreichischen Kindern. Diese sprachlich und kulturell bunt gemischten Klassen sind für Schüler und auch Lehrer eine Chance, ihr Blickfeld zu ändern und zu erweitern. In österreichischen Schulen sollen solche Lernprozesse nicht nur toleriert, sondern auch ausdrücklich gefördert werden. Als Schritt in diese Richtung wurde in den 1990er Jahren „Interkulturelles Lernen“ als Unterrichtsprinzip im Lehrplan verankert. „Unterrichtsprinzip“ bedeutet, dass interkulturelles Lernen nicht als Gegenstand unterrichtet wird, sondern sich wie ein roter Faden, mit folgenden Zielen, durch alle Gegenstände zieht: 375

373



„Einen angemessenen Umgang mit der Befremdung entwickeln



Eine Grundlage für tolerante Verhaltensweisen erwerben



Partnerschaftliche Konfliktlösung



Erfahren, dass die eigene Lebensweise eine unter vielen ist



Andere religiöse Traditionen wahrnehmen als etwas, das anderen wichtig ist



Sensibilität entwickeln für Benachteiligungen

vgl. Lehrplanzusatz f. bil. Unterr. in dt. u. ital. Arbeitssprache. Klagenfurt 2005. vgl. Häusler 2005, S. 34. 375 vgl. http://www.bmukk.gv.at/schulen/unterricht/prinz/interkult_lernen.xml. 374

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt



128

Lernen, (Kultur-) Konflikte vernünftig zu bewältigen“ 376

Wie dieses Unterrichtsprinzip umgesetzt werden kann, zeigte VOL Ingrid Holzfeind bei ihrer Arbeit in den letzten vier Jahren in einer sehr heterogenen Klasse an der Volksschule 3. Informationen zur Klasse: •

Die Klasse wurde von 23 Kindern besucht.



Diese Kinder sprachen 7 verschiedene Sprachen: Serbisch, Bosnisch, Kroatisch, Arabisch, Türkisch, Tschetschenisch, Deutsch;



Herkunftsländer: Türkei, Kroatien, Ägypten, Serbien und Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Tschetschenien, Marokko, Österreich



Religionen: islam., serbisch-orthodox, griechisch-orthodox, katholisch, evangelisch



Fremdsprachliche Vorschulung mit Native Speaker Margaret Hoffmann



Zwei Kinder (eines mit serbischer und eines mit türkischer Muttersprache) hatten einen sonderpädagogischen Förderbedarf und wurden stundenweise von einer Sonderpädagogin integrativ unterrichtet.



Fünf der Kinder besuchten vor der ersten Schulstufe die Vorschulklasse



Alle Kinder erreichten am Ende der vierten Klasse, im Rahmen ihres Lehrplanes, das Lehrziel.

In jedem Schuljahr arbeitete die Lehrerin an einem interkulturellen Jahresprojekt. Das Jahresthema in der zweiten Klasse lautete z. B. „Wir lernen voneinander“. Dabei ging es in der Unterrichtsarbeit um die verschiedenen Sprachen mit den dazugehörenden Schriften, landesübliche Feste, Speisen und Getränke, Tänze und Spiele. Die Eltern waren sehr intensiv in diese Jahresprojekte eingebunden. Sie stellten Schulund Kinderbücher in ihrer jeweiligen Landessprache zur Verfügung, halfen der Lehrerin beim Erlernen verschiedener Sprachen mit allen Kindern (z.B. zählen bis 10), schrieben Plakate in den verschiedenen Schriften, gestalteten Buffets für Veranstaltungen in der Klasse mit landesüblichen Speisen, brachten Bäckereien zur Weihnachtszeit oder ihren landesüblichen Festen u.v.m. Auf der Grundstufe II wurden auch die verschiedenen Religionen fächerübergreifend in Zusammenarbeit mit den Lehrern für islamische und orthodoxe Religion beleuchtet. Der Sachunterricht im 376

Böhm u.a. 1999, S. 45 -51.

Volksschule 3 Villach/Lind – Schule der Vielfalt

129

geographischen Bereich bezog sich nicht nur, wie normalerweise üblich, auf Kärnten, sondern beinhaltete die Geographie aller Herkunftsländer der Schüler. Das Abschlussfest am Ende des Schuljahres 2008/09 mit allen Kindern, Eltern, Lehrern, und Religionslehrern aller Konfessionen zeigte auf eine sehr berührende Art und Weise das Ergebnis gelebten interkulturellen Lernens.

130

Statistisches

17 Statistisches 17.1 Direktoren u. Direktorinnen der Volksschule Villach Lind 1910 bis 2009 377 Knabenvolksschule III Villach/Lind (1910 – 1972)

Mädchenvolksschule III Villach/Lind (1910 – 1972)

ZADERER Edmund

1910 - 1920

OLSACHER Maria

1910 - 1917

BERG Gottfried

1920 - 1933

BOUTHILLIA Fanny

1917 - 1931

ZOLLY Anton

1934 - 1937

DOLIN Franziska

1931 - 1944

SCHNEE Albin

1937 - 1938

KAUFMANN Gustav

1938 - 1943

JANGG Artur

1943 - 1945

JANGG Artur

1944 – 1945

PFLEGERL Wilhelm

1945 – 1947

PFLEGERL Wilhelm

1945 – 1947

PIETSCH Ida

1947 - 1948

SMOLEY Franz

1947 – 1961

SCHNEE Albin

1948 - 1955

KÖLBL Josefine

1961 – 1971

LEBERER Anna

1955

POPPINGER Angela

1955 - 1957

EBNER Ernst

1957 - 1972

WANKER Ägydius

1972 – 1973 (prov.)

Volksschule 5 Villach/Lind (1972 – 1995)

Volksschule 6 Villach/Lind (1972 – 1995)

MALLE Albin

1973 - 1984

POLEßNIG Katharina

1972 – 1973

HASCH Beatrice

1984 - 1993

RUHS Margarethe

1973 – 1974

UDOVIC Helene

1993 - 1996

DRAXL Gottfried

1975 – 1984

JANGG Lieselotte

1984 – 1994

STUPPNIGG Johanna

1995 – 1996

Volksschule 3 Villach/Lind (seit 1996) STUPPNIGG Johanna

1996 - 2002

PETAUTSCHNIG Tusnelda

2002 - dato

377

vgl. alle Bände der Schulchronik der Volksschule Villach/Lind.

131

Statistisches

17.2 Schülerzahlen 1910 bis 1972 378 Schuljahr

1910/11 1911/12 1912/13 1913/14 1914/15 1915/16 1916/17 1917/18 1918/19 1919/20 1920/21 1921/22 1922/23 1923/24 1924/25 1925/26 1926/27 1927/28 1928/29 1929/30 1930/31 1931/32 1932/33 1933/34 1934/35 1935/36 1936/37 1937/38 1938/39 1939/40 1940/41

378

Knabenvolksschule III Villach/Lind (1910 – 1972) 302 280 297 296 316 281 326 322 334 333 279 296 281 261 257 221 197 186 189 215 202 249 259 241 279 278 ?? 262 233 241 282

Mädchenvolksschule III Villach/Lind (1910 – 1972) 285 257 272 283 236 281 327 321 327 kein Vermerk 293 291 kein Vermerk 255 239 185 223 142 138 224 181 270 286 234 243 232 223 206 kein Vermerk 231 259

Alle Schülerzahlen bis zum Jahr 2000 wurden aus den verschiedenen Bänden der Schulchronik entnommen.

132

Statistisches

Schuljahr 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1945/46 1946/47 1947/48 1948/49 1949/50 1950/51 1951/52 1952/53 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65 1965/66 1966/67 1967/68 1968/69 1969/70 1970/71 1971/72 1972/73

379

Knabenvolksschule III Villach/Lind (1910 – 1972) 280 253 257 136 131 kein Vermerk 285 184/151379 212 174 170 185 176 173 189 180 173 179 152 197 203 214 226 226 161 228 201 208 169 172 153 173

Mädchenvolksschule III Villach/Lind (1910 – 1972) 284 286 136 52 179 220 295 207 203 197 161 153 163 165 204 165 164 176 136 170 208 212 203 kein Vermerk " " " " " " 186 177

vgl. Schulchronik, Knabenvolksschule VI, Villach/Lind, Bd. 2a, 1948 – 1955. In diesem Jahr wurde die Knabenvolksschule III aufgrund der hohen Schülerzahlen geteilt. Dadurch entstand die Knabenvolksschule VI. Im Jahr .1951 wurde die Knabenvolksschule VI wieder aufgelöst.

133

Statistisches

17.3 Schülerzahlen 1972 bis 1995 380

Schuljahr 1973/74 1974/75 1975/76 1976/77 1977/78 1978/79 1979/80 1980/81 1981/82 1982/83 1983/84 1984/85 1985/86 1986/87 1987/88 1988/89 1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96

380

Volksschule 5 Villach/Lind (1972 – 1995) 187 189 219 224 203 172 152 125 139 129 104 105 109 110 102 127 112 107 133 101 125 119 121

Volksschule 6 Villach/Lind (1972 – 1995) 197 206 211 178 168 163 134 154 119 109 115 103 119 117 117 126 143 143 113 138 119 143 121

Alle Schülerzahlen bis zum Jahr 2000 wurden aus den verschiedenen Bänden der Schulchronik entnommen.

134

Statistisches

17.4 Schülerzahlen 1996 bis dato 381

1996/97 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09

381

Volksschule 3 Villach/Lind (seit 1996) 240 243 273 283 313 311 298 297 297 282 276 240 240

Alle Schülerzahlen bis zum Jahr 2000 wurden aus den verschiedenen Bänden der Schulchronik entnommen. Schulj. 2000/2001, 2001/02 u. 2002/03 lt. Auskunft Schulamt Villach. Ab 2003/04: http://www.villach.at/inhalt/4850.htm.

Schlusswort

135

18 Schlusswort 100 Jahre Volksschule Lind - ein Jubiläum, das nicht viele Schulen feiern können. Im Sommer 2010 wird dieses denkwürdige Ereignis stattfinden und es wird sicher seinen Eintrag in der Schulchronik finden, die heute in Form einer Homepage das Schulgeschehen dokumentiert. Manches ist gleich geblieben, vieles hat sich gewandelt. Nahezu unverändert zeigt sich das wunderschöne, im Jugendstil erbaute Schulgebäude. Wesentlich verändert hat sich aber die Gesellschaft und mit ihr auch die Aufgaben der Schule. In ihren Anfängen, beschränkte sich die Volksschule darauf „Wissen“ zu vermitteln. Heute ist die Wissensvermittlung nur Teil eines umfassenden Pakets, das die Schule für ihre Schüler schnürt. „Die jungen Menschen [...] sollen zu selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken.“ 382 Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Veränderungen anhand der exemplarischen Darstellung einer einzelnen Schule sichtbar zu machen und mit der allgemeinen Entwicklung des Volksschulwesens in einen Kontext zu stellen. Die ständige Anpassung der Institution Schule an die jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen während der letzten 100 Jahre wird in der Aufarbeitung der Schulchronik der Volksschule 3 sehr deutlich. Die beiden Weltkriege, Wirtschaftskrisen aber auch das Wirtschaftswachstum haben die Bildungspolitik im Allgemeinen und das Schulleben im Speziellen sehr stark geprägt. Der Weg der Schule in die Zukunft muss sich an vielen Herausforderungen orientieren. Durch das Auflösen der rigiden Schulsprengeleinteilung entstand ein freier Wettbewerb unter den Schulen. Schulprogramme und Schulprofile wurden entwickelt und die „Schulqualität“ zum wesentlichen Punkt, der den Schülerzulauf an eine Schule deutlich mitbestimmt. Mit spezieller Attraktivität und Schwerpunktsetzung versucht jede Schule, auch im Pflichtschulbereich, Eltern und Schüler davon zu überzeugen, eben diese Schule zu wählen. 382

Lehrplan d. Volksschule 2004, S. 19.

Schlusswort

136

Als Bezeichnung der Volksschule 3 wurde im Rahmen einer regen Schulentwicklung der Name „Schule der Vielfalt“ gewählt. Ein „vielfältiges“ Angebot und „vielfältige“ Methoden, abgestimmt auf die „vielfältigen“ Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen von heute und in der Zukunft, sollen diesem Namen gerecht werden.

Literatur

137

Literatur Ungedruckte Quellen: HAUSBERATUNGEN/VERHANDLUNGSSCHRIFTEN der Knabenvolksschule III, 1941 – 1954, unpag. KATALOG UND KLASSENBUCH der 1.b Klasse Schuljahr 1919/20. KLASSENBUCH der 4. Klasse der KNVS III Villach/Lind, Schuj. 1941/42. KLASSENBUCH der 5. Klasse der KNVS III Villach/Lind, Schuj. 1941/42. SCHULCHRONIK, Mädchenvolksschule III, Villach/Lind, Bd. 1, 1910 – 1937. SCHULCHRONIK, Mädchenvolksschule III, Villach/Lind, Bd. 2, 1937 – 1974. SCHULCHRONIK, Volksschule 6, Villach/Lind, 1974 – 1995. SCHULCHRONIK, Knabenvolksschule III, Villach/Lind, Bd. 1, 1910 – 1943. SCHULCHRONIK, Knabenvolksschule III, Villach/Lind, Bd. 2, 1943 – 1957. SCHULCHRONIK, Knabenvolksschule VI, Villach/Lind, Bd. 2a, 1948 – 1955. SCHULCHRONIK, Knabenvolksschule III, Villach/Lind, Bd. 3, 1957 – 1973. Fortsetzung im selben Buch: SCHULCHRONIK, Volksschule 5, 1973 – 1995. SCHULCHRONIK, Volksschule 3, 1995 – 2002.

Gedruckte Quellen, Gesetzestexte383 und Erlässe: *BUNDESGESETZBLATT für die Republik Österreich, 188. Stück, Nr. 513., Änderung des Schulpflichtgesetzes 1985, Wien 1993, S. 3821 – 3823. *BUNDESGESETZBLATT für die Republik Österreich, 188. Stück, Nr. 512., 15. Schulorganisationsgesetz-Novelle, Wien 1993, S. 3817 – 3821.

383

Alle mit einem * gekennzeichneten Gesetzestexte können unter folgender URL im Originaltext

nachgelesen werden: Österreichische Nationalbibliothek, ALEX - Historische Rechts- und Gesetzestexte Online: http://alex.onb.ac.at

Literatur

138

*BUNDESGESETZBLATT für die Republik Österreich, 61. Stück, Nr. 242., Schulorganisationsgesetz, Wien 1962, S. 1178 – 1200. *BUNDESGESETZBLATT für die Republik Österreich, 61. Stück, Nr. 243., Religionsunterrichtsgesetz-Novelle 1962, Wien 1962, S. 1200 – 1202. BUNDESMINISTERIUM F. UNTERRICHT (Hrsg.): Die Materialien der Schulgesetzgebung 1962. Wien 1962. CENCIG, Norbert: Erfahrungsbericht zum Schulversuch Bilingualer Unterricht an Volksschulen. Unterrichtssprachen: Deutsch und Italienisch. Völkermarkt 2004. GLÖCKEL, Otto: Die Österreichische Schulreform. Einige Feststellungen im Kampfe gegen die Schulverderber. Wien 1923. KAUFMANN, Friedrich: Denkschrift über das Schulraumproblem in der Stadt Villach. Villach 1951. *LANDESGESETZ- UND VERORDNUNGSBLATT für das Herzogthum Kärnten, Nr. 10, Klagenfurt 1869, S. 15 – 25. *LANDESGESETZ- UND VERORDNUNGSBLATT für das Herzogthum Kärnten, Nr. 22, Klagenfurt 1873, S. 29 – 33. *LANDESGESETZ- UND VERORDNUNGSBLATT für das Herzogtum Kärnten, Nr. 38, Klagenfurt 1912, S. 73 – 76. LEHRPLAN-ZUSATZ für bilingualen Unterricht in deutscher und italienischer Arbeitssprache. Klagenfurt 2005. *REICHS-GESETZ-BLATT für das Kaiserthum Österreich, Nr. 142, Wien 1867, S. 394 – 396. - Staatsgrundgesetze vom 21. Dezember 1867 über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. *REICHS-GESETZ-BLATT für das Kaiserthum Österreich, Nr. 48, Wien 1868, S. 97 – 99. - Gesetz vom 25. Mai 1868, wodurch grundsätzliche Bestimmungen über das Verhältnis der Schule zur Kirche erlassen werden. *REICHS-GESETZ-BLATT für das Kaiserthum Österreich, Nr. 62, Wien 1869, S. 277 – 288. - Gesetz vom 14. Mai 1869, durch welches die Grundsätze des Unterrichtswesens bezüglich der Volksschulen festgestellt werden. *REICHS-GESETZ-BLATT Teil I, Nr. 87, Berlin 1938, S. 607 – 610. VERORDNUNGSBLATT für den Dienstbereich des Bundesministeriums für Unterricht, Jg. 1947, 6. Stück, Erlaß Nr. 35.

Literatur

139

VERORDNUNGSBLATT für den Dienstbereich des Bundesministeriums für Unterricht, Jg. 1948, 4. Stück, Erlaß Nr. 29. VERORDNUNGSBLATT für das Schulwesen in Kärnten, Jg. 1947, Stück IV, Erlaß Nr. 31. VERORDNUNGSBLATT für das Schulwesen in Kärnten, Jg. 1947, Stück VII, Erlaß Nr. 54.

Sekundärliteratur: ACHS Oskar/SCHEUCH Manfred/TESAR Eva: gestern – heute – morgen. Aus Geschichte lernen. Das 20. Jahrhundert. Wien 2005. ACHS Oskar/SCHEUCH Manfred/TESAR Eva: gestern – heute – morgen. Aus Geschichte lernen. Vom Beginn der Neuzeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien 2004. ACHS, Oskar (Hrsg.): Otto Glöckel. Ausgewählte Schriften. Wien 1985. BONORAND, Conradin: Vadian in Villach. In: NEUMANN, Wilhelm: 900 Jahre Villach. Neue Beiträge zur Stadtgeschichte. Stadt Villach (Hrsg.), Villach 1960. S. 207 – 236. BÖHM Dietmar/BÖHM Regine/DEISS-NIETHAMMER Birgit: Handbuch Interkulturelles Lernen. Theorie und Praxis für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Freiburg im Breisgau 1999. DOLENZ, Hans: Das vor- und frühgeschichtliche Villach. In: MORO, Gotbert: 700 Jahre Stadt Villach. Beiträge zu ihrer Geschichte und Kulturgeschichte. Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.), Villach 1940. S. 48 – 62. ENGELBRECHT, Helmut: Lagerschulen. Schule unter Einfluss von Krieg und Vertreibung. Wien 2004. ENGELBRECHT, Helmut: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Erziehung und Unterricht auf dem Boden Österreichs. Band 5: Von 1918 bis zur Gegenwart. Wien 1988. FELBERBAUER, Maria u. a.: Verbindliche Übung Lebende Fremdsprache. In: WOLF Wilhelm (Hrsg.): Kommentar zum Lehrplan der Volksschule. Wien 2004. S. 698 – 753. GEERK, Frank: Paracelsus – Arzt unserer Zeit. Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Teophrastus von Hohenheim. Zürich 1992. 
 GHON, Carl: Chronik der Stadt Villach vom Jahre 1889 bis 1913. Villach 1913. HARENBERG Bodo (Hrsg.): Chronik der Menschheit. Dortmund 1984.

Literatur

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HÄUSLER, Wolfgang: Wird es uns schon zuviel? In: Herausforderung: Vielfalt. Pädagogische Perspektiven. Herausgeber: Pädagogische Akademie der Diözese GrazSeckau in Graz-Eggenberg, Graz 2005, S. 13 – 66. JELLOUSCHEK, Friedrich: Das österreichische Schulwesen. In: Recht der Schule. Heft 2/1984, S. 35 – 58. KRANZMAYER, Eberhard: Ortsnamenbuch von Kärnten. II. Teil, Klagenfurt 1958. LEHRPLAN der Volksschule, 10. Auflage, Wien 2004. LEMBERGER, Michael: Durch die Vergangenheit zur Gegenwart 4. 4. veränderte Auflage, Linz 2006. 
 MEDWETH, Walter: Paracelsus und Villach. In: MORO, Gotbert: 700 Jahre Stadt Villach. Beiträge zu ihrer Geschichte und Kulturgeschichte. Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.), Villach 1940. S. 138 – 145. MORO, Gotbert: Geschichte der Stadt Villach. Ein Überblick. Villach 1940. 
 NEUMANN, Wilhelm: Villachs Studenten an deutschen Universitäten bis 1518. In: NEUMANN, Wilhelm: 900 Jahre Villach. Neue Beiträge zur Stadtgeschichte. Stadt Villach (Hrsg.), Villach 1960. S. 237 – 246. NEUMANN, Wilhelm: Die Reformation in Villach. In: NEUMANN, Wilhelm: 900 Jahre Villach. Neue Beiträge zur Stadtgeschichte. Stadt Villach (Hrsg.), Villach 1960. S. 411 – 446. NEUMANN, Wilhelm: Schulgeschichte von Villach. In: Neues aus Alt-Villach. Museum der Stadt Villach (Hrsg.) 6. Jahrbuch, Villach 1969. S. 105 – 125. OEZELT, Gertrud: Die Versammelten Jungfrauen von Villach. Ein Beitrag zur Schulgeschichte der Stadt. In: Neues aus Alt-Villach. Museum der Stadt Villach (Hrsg.) 6. Jahrbuch, Villach 1969. S. 127 – 176. PFEIFFLE, Horst: Österreichische Bildungspolitik unter Ernst Fischer und Felix Hurdes. In: ZDARZIL, Herbert/SEVERINSKI, Nikolaus (Hrsg.): Österreichische Bildungspolitik in der Zweiten Republik. Höbersdorf (bei Wien) 1998. S. 39 – 55. SCHEIPL, Josef / SEEL, Helmut: Das österreichische Bildungswesen am Übergang ins 21. Jahrhundert. Graz 2004. SCHEIPL, Josef / SEEL, Helmut: Die Entwicklung des österreichischen Schulwesens in der Zweiten Republik. 1945 – 1987. Graz 1988. 
 SCHEIPL, Josef / SEEL, Helmut: Die Entwicklung des österreichischen Schulwesens von 1750 – 1938. 2. ergänzte und erweiterte Aufl., Graz 1987.

Literatur

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SCHÖPFER, Anton: Villach als Eisenbahnknotenpunkt. In: STEIN, Erwin (Hrsg.): Die Städte Deutschösterreichs. Eine Sammlung von Darstellungen der deutschösterreichischen Städte und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik. Bd. VI: Villach. Berlin-Fiedenau 1931. S. 83 – 89. SCHROTT, Andreas: Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen. Die Volks- und Hauptschulen. In: STEIN, Erwin (Hrsg.): Die Städte Deutschösterreichs. Eine Sammlung von Darstellungen der deutschösterreichischen Städte und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik. Bd. VI: Villach. Berlin-Fiedenau 1931. S. 189 – 196. 
 SPIELVOGEL-BODO, Ilse: Villach und Umgebung mit Therme Warmbad. Ein Führer durch Geschichte und Gegenwart. Klagenfurt 1995. VILLACHER SPORTVEREIN (Hrsg.): Festschrift zum Bestandsjubiläum. 50 Jahre Villacher Sportverein. WADL, Wilhelm: Das Jahr 1945 in Kärnten. Ein Überblick. Klagenfurt 1985. 
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Internetquellen: Archiv der Homepage der Volksschule 3 (nicht mehr abrufbar) http://www.bmukk.gv.at/schulen/unterricht/prinz/interkult_lernen.xml Das Unterrichtsprinzip „Interkulturelles Lernen“ [Zugriff am 29.07.2009]. http://www.bauerngman.at/ [Zugriff: 04.07.2009] http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=183023 [Zugriff: 01.09.2009] http://www.villach.at/inhalt/734.htm [Zugriff: 01.09.2009] http://www.villach.at/inhalt/museum/5793.htm [Zugriff: 04.07.2009] http://www.villach.at/inhalt/29422_28211.htm [Zugriff: 29.07.2009] http://www.villach.at/inhalt/4850.htm: •

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Literatur



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142

http: // www.villach3.ksn.at [Zugriff: 29.07.2009] http://wwwu.uni-klu.ac.at/elechner/schulmuseum/schulchroniken/vklagenfurt 1932.PDF [Zugriff: 31.08.2009]

Bildquellen: http://www.villach.at/inhalt/museum/5793.htm [Zugriff: 04.07.2009] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/39/Vadian_-_001.png [Zugriff: 04.07.2009] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/Paracelsus.jpg [Zugriff: 04.07.2009] http://www.villach.at/bilder/inhalt/Alamein.jpg [Zugriff am 04.07.2009] WATZINGER, Walter: Villacher Zeitbilder aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Klagenfurt 2009.