1 Rahmenbedingungen an der Fachhochschule Hannover

2. CDAH-Tagung, 15.-18.09.2009, Hannover 第二届论坛大会,2009 年 9 月 15-18 日,汉诺威 Praxisnahe Fachhochschulausbildung im Rahmen dualer Studiengänge Prof. Dr. Ra...
Author: Krista Krämer
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2. CDAH-Tagung, 15.-18.09.2009, Hannover 第二届论坛大会,2009 年 9 月 15-18 日,汉诺威

Praxisnahe Fachhochschulausbildung im Rahmen dualer Studiengänge Prof. Dr. Rainer Przywara (Fachhochschule Hannover, Studiendekan für duale Studiengänge)

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Rahmenbedingungen an der Fachhochschule Hannover

Die FHH ist mit aktuell mehr als 7.000 Studierenden eine der großen deutschen Fachhochschulen. Sie ist in fünf Fakultäten untergliedert. Auf dem Hauptcampus befinden sich drei der fünf Fakultäten der FHH (Fak. I, II, IV, vgl. Bild 2. Die duale Ausbildung in der Fakultät II (Maschinenbau und Bioverfah-renstechnik) erfolgt auf dem Campus der FHH.

Bild 1

Campus Hannover-Linden, Ricklinger Stadtweg

Die technischen Fakultäten sind aus einer früheren Ingenieurakademie entstanden, deren Ursprung wiederum die Maschinenbauabteilung der „Handwerker- und Kunstgewerbeschule“ von 1892 war. In den Studiengängen der beiden technischen Fakultäten sind mehr als 3.500 Studierende immatrikuliert. Die duale Ausbildung bildet eine Abteilung der Fakultät II und wird von einem Studiendekan geleitet. Das Studienangebot der Dualen Studiengänge der Fakultät II erfolgt in enger Zusammenarbeit mit vielen Industriebetrieben aus der Region Hannover. Unter diesen sind Großunternehmen wie die VW AG, die Continental AG, Johnson Controls und WABCO, aber auch eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen. Mit den Firmen wurde jeweils ein Kooperationsvertrag geschlossen. Im Partnerunternehmen erfolgt parallel zum ersten Studienabschnitt eine gewerbliche oder kaufmännische Ausbildung der Studenten. Spezifische berufspraktische Lehrinhalte werden an Berufbildenden Schulen in der Region Hannover vermittelt. Die Lehrinhalte von FHH und BBS sind aufeinander abgestimmt; die Zusammenarbeit erfolgt eng und seit vielen Jahren reibungslos.

Przywara, FHH

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15.10.2009

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Bild 2

Einordnung des dualen Praxisverbunds

Die Kooperation mit Firmen und Berufsschulen erfolgt über einen Beirat, der mindestens zweimal jährlich tagt und die strategische Ausrichtung des dualen Praxisverbunds FHH-FirmenBBS festlegt. In dem Beirat zugeordneten Arbeitskreisen wird das Lehrprogramm evaluiert und Rückmeldungen von Firmen, Berufsschulen und Studierenden eingeholt, um fortlaufend Verbesserungen vorzunehmen (Bild 2). Zurzeit werden an der Fakultät II in der Abteilung Maschinenbau vier herkömmliche BachelorStudiengänge und zwei Master-Studiengänge angeboten. Dual werden vier BachelorStudiengänge und ein konsekutiver Master-Studiengang angeboten.

Bild 3

Konventionelle und duale Bachelor-Studiengänge im Bereich Maschinenbau

Die dualen Bachelor-Studiengänge bilden die gesamte Wertschöpfungskette eines Maschinenbauunternehmens von der Konstruktion über die Produktion zu Marketing/Vertrieb ab und bieten darüber hinaus mit dem Studiengang Mechatronik einen besonderen Schwerpunkt an der Schnittstelle von Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik. Der weiterführende Master-Studiengang „Wertschöpfungsmanagement im Maschinenbau (WMM)“ verhilft zu einer ganzheitlichen Sicht auf ein modernes Industrieunternehmen. In der dualen Ausbildung hat die FHH viel Erfahrung. Seit dem Start 1985 wurden bereits über fünfhundert Ingenieure/innen ausgebildet. Derzeit sind über 300 Studierende immatrikuliert. In den letzten Jahren haben immer mehr Firmen die Vorteile einer dualen Ausbildung erkannt und sind dem dualen Praxisverbund der Fachhochschule Hannover beigetreten. Die Studierendenzahlen konnten stark gesteigert werden. Trotz der Wirtschaftkrise liegen die diesjährigen Zahlen noch weit über dem Niveau von vor drei Jahren (Bild 4).

Przywara, FHH

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15.10.2009

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Bild 4

Anzahl der Studierenden und Firmen im dualen Praxisverbund

Ein wesentlicher Grund für die steigenden Studierendenzahlen ist der Erfolg der dualen Ausbildung. Die Erfolgsquote bis zum Abschluss lag für das Studium der Produktionstechnik im langjährigen Mittel bei weit über 90 %. (Zum Vergleich: Das konventionelle Studium wird von ca. der Hälfte der Anfänger abgebrochen.) Und auch die Durchschnittdauer des dualen Studiums lag durchschnittlich nur 0,2 Semester über Regelstudienzeit (zum Vergleich: nicht-dual mehr als 2 Semester darüber). Duales Ausbildungskonzept der Fachhochschule Hannover

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Duale Ausbildung bedeutet die Verbindung unterschiedlicher Lernorte. Konkret sind dies:



Fachhochschule Hannover (FHH): Ingenieur-Studium (technisch oder technisch-wirtschaftlich), Vermittlung fachlicher und methodischer Kompetenz • Unternehmen: Technische oder kaufmännische Berufsausbildung über zwei Jahre mit IHKPrüfung, Vermittlung fachlicher und insbesondere sozialer Kompetenz durch Integration ins Unternehmen • Berufsschule (BBS): Vermittlung ergänzender Fachkenntnisse im Rahmen der Berufsausbildung Gezieltes Lernen erfolgt durch Verbindung theoretischer mit praktischen Inhalten. Das erlernte wird sofort mit der Praxis abgeglichen und so die theoretischen Inhalte verankert. Die geschieht insbesondere durch:

• • •

abgestimmte theoretische Inhalte (BBS/FHH), Industrieprojekte (Unternehmen/FHH) vom 1. bis 6. Semester, Extrafunktionale Veranstaltungen, d. h. durch Studenten organisierte ganztätige Veranstaltungen mit Referenten aus den Unternehmen vom 1. bis 6. Semester. Das Ausbildungskonzept der Fachhochschule Hannover ist somit hochvernetzt und von großer stofflicher Dichte. Es unterscheidet sich maßgeblich von anderen Konzepten deutscher Fachhochschulen. Ein Überblick ist in Bild 5 gegeben.

Przywara, FHH

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Bild 5

Konzepte dualer Ausbildung

Das Modell der Fachhochschule Hannover integriert in den ersten vier Semestern eine klassische Berufsausbildung in das Studium im ersten Studienabschnitt, welches insbesondere mathematisch-naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen vermittelt. Die üblicherweise in dreieinhalb Jahren zu absolvierende Berufsausbildung ist in Abstimmung mit der Industrie- und Handelskammer auf zwei Jahre verkürzt worden. Ebenso werden statt normalerweise erforderlichen ca. 360 Berufsschulstunden lediglich 100 Stunden absolviert, da wesentlich BBS-Inhalte ohnehin – meist in erheblich erweiterter Form – Gegenstand des Studiums sind. Nach zwei Jahren endet der erste Studienabschnitt, wobei die gewerbliche oder kaufmännische Lehre mit der IHK-Prüfung vollwertig abgeschlossen wird. Es schließt sich ein dreisemestriges Vollzeitstudium an, welches mit der Bachelorprüfung abgeschlossen wird. In weiteren drei Semestern können Studierende, die den Bachelorabschluss mindestens mit der Gesamtnote „gut“ erreicht haben, ein ebenfalls duales Masterstudium aufsatteln, bei welchem sich während des Semesters stets drei Betriebs- mit drei Studientagen abwechseln. Andere Hochschulen wie beispielsweise die in Hamburg und Esslingen verzichten dagegen ganz auf die gewerbliche Ausbildung und ihre enge zeitliche Verzahnung mit der Fachhochschulausbildung. Stattdessen absolvieren die Studierenden semesterweise Praxis- und Projektphasen im Betrieb. So dauert es aber fünf Jahre, bis der Bachelorabschluss erworben wird. Die systematische und für Ingenieure enorm hilfreiche systematische Ausbildung im gewerblichen Bereich entfällt dafür. Ein weiteres Modell, welches beispielsweise an der Fachhochschule Lübeck umgesetzt wird, ist das Vorlaufmodell. Dort wird die Berufsausbildung einjährig in Vollzeit vorangestellt und dann parallel zu den ersten fünf Studiensemestern vollendet. Insgesamt wird ein Jahr länger für dieselben Abschlüsse wie an der Fachhochschule Hannover benötigt. Das Modell der Fachhochschule Hannover setzt in den ersten vier Semestern hohe Anstrengungen der Studierenden, aber auch der Lehrenden voraus, die an sechs statt üblicherweise fünf Tagen arbeiten müssen.

Przywara, FHH

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Bild 6

Stundenplan der dualen Ausbildung (Semester 1-4)

Die wöchentliche Arbeitsbelastung der Studierenden ist sehr hoch, aber gerade noch machbar. Gerade durch die viele gemeinsame Zeit ergibt sich ein starker Zusammenhalt unter den Studierenden, der – neben der Führung durch die Unternehmen, die gründliche Auswahl der Studierenden durch diese und die gute Vermittlung das Lehrstoffs – entscheidend zum Erfolg des dualen Studienkonzepts beiträgt.

Bild 7

Arbeitsbelastung der Studierenden im Jahresverlauf

Duale Absolventen haben eine Menge zu bieten:

• • •

Handlungs- und soziale Kompetenz durch Praxistätigkeit in Firmen der Region Hannover Betriebswissenschaftliches und technisches Wissen zugeschneidert auf Firmenbedürfnisse Internationale Erfahrung durch Projekte und z. T. Studienaufenthalt im Ausland Sie besitzen mehrere anerkannte Berufsqualifikationen:

• •

Lehrabschluss (IHK) (nach zwei Jahren), Bachelor of Engineering (nach dreieinhalb Jahren), darüber hinaus möglicherweise den Master of Engineering (nach insgesamt fünf Jahren). Es gibt schon mehrere duale Absolventen, die anschließend den Doktortitel an führenden ingenieurwissenschaftlichen Forschungsinstituten erworben haben. Noch mehr Absolventen haben sehr erfolgreiche Karrieren hinter und vor sich! In der Regel werden die Absolventen von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen.

Przywara, FHH

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Bewerberauswahl

Ein wesentlicher Erfolgsbaustein des dualen Studiensystems ist in der Bewerberauswahl zu sehen. Sie erfolgt ausschließlich durch die beteiligten Unternehmen. Erfahrungsgemäß haben die Firmen eine breite Auswahl an Bewerbern. Ihre Anzahl übertrifft die Anzahl verfügbarer Studienplätze um ca. den Faktor 10. Interessierte Bewerber mit (Fach-)Hochschulreife bewerben sich direkt bei ihrer Wunschfirma, werden ggf. zu Tests und Vorstellungsgesprächen eingeladen und erhalten im Erfolgsfall einen Vertrag mit ihrer Firma, der dann zur Immatrikulation an der Fachhochschule berechtigt. Es gibt keine Begrenzung der Anzahl dualer Studienplätze.

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Fazit

Die Fachhochschule Hannover ist gefragter Ausbildungspartner für Unternehmen der Region Hannover. Das seit über zwanzig Jahren bewährte duale Ausbildungskonzept ist mittlerweile ausgereift. Es beruht auf einer engen Zusammenarbeit des dualen Praxisverbunds FHH/Unternehmen/BBS. Das System ist, auch für andere deutsche Fachhochschulen, aufgrund seiner hohen Integrationsdichte nur schwer kopierbar. Der Erfolg des dualen Systems der Fachhochschule Hannover beruht maßgeblich auf einer sorgfältigen Auswahl besonders leistungsstarker Kandidaten/-innen durch die beteiligten Unternehmen.

Przywara, FHH

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15.10.2009

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